Jerome
Unten wird nach dem Duschen zunächst mal eine Sauna gemacht. Dabei berichten dann Kevin und Wolfi von den Neuigkeiten aus der Klinik und dass es den beiden dort jetzt besser geht.
Ole erzählt von Marvin und Marie, wie es gestern mit dem neuen Handy begonnen hat und das sie heute wohl ins Kino wollen. Er erzählt auch, dass Marvin einen Smart for two gekauft hat, ein knuffiges kleines Auto, das noch sehr gut in Schuss ist und mit dem er jetzt ja auch Marie abholen will.
Mich freut das, ich mag den Marvin, der ist sehr nett und würde gut zu Marie und auch zu uns passen. Ich muss grinsen, wenn ich daran denke, als ich ihm durch die Haare gestreichelt habe, das war einfach lustig.
Von Heiner weiß Ole nichts neues, er will aber am Dienstag mal hören in der Schule, es da etwas Neues gibt. Er wollte ihn wohl auch noch wegen dem Spruch über Schwule zur Rede stellen. Mike und Dirk wollen ihn dabei unterstützen.
Sergej erzählt dann von unserer Begegnung mit den beiden Skatern im Bürgerpark, die auch schwul sind und das wir mal was mit ihnen machen könnten, Kino oder auch öffentliches Freibad oder Badesee, da können wir ja dann alle mal hinfahren, das wäre mal was anderes.
Der Vorschlag kommt gut an bei den anderen und wir müssen uns mal überlegen, wann das rein passt in unsere Planung für die nächste Zeit. Martin kommt jetzt auch gerade runter, als wir den ersten Gang beenden und uns abkühlen.
Nach ein paar Runden schwimmen starten wir dann den zweiten Gang in der Sauna. Mike sagt, dass sie immer ins Freibad Grünhöfe gefahren sind, dort wäre es eigentlich ganz OK. Es gibt aber auch noch einige Badeseen hier in und um Bremerhaven, so dass wir genügend Möglichkeiten haben.
Auch das Weser Strandbad in der Stadt bietet einige Freizeitmöglichkeiten, allerdings muss es ja dort auch ohne Max und Moritz gehen. Vielleicht ist dann ein Freibad besser wegen Sand und so.
Auch in und um Bremen, ja, gar nicht so weit von der zukünftigen WG weg ist der Stadtwaldsee, der wegen seiner Nähe zur Uni auch Unisee genannt wird. Das wäre aber jetzt eher unnötige Fahrerei, weil es ja hier genügend Möglichkeiten gibt.
Der zweite Gang ist zu Ende und wir gehen zum Abkühlen und anschließend ins Schwimmbecken. Da Martin dabei ist, fällt diesmal die mittlerweile schon übliche Wassereintrübungsaktion a la Kevin und Wolfi leider aus.
Wolfi wirkt heute schon ein bisschen aufgeregt wegen morgen Früh, aber ich denke mal, dass Papa mit seiner Einstellung über die Bilder und auch über den Verkauf richtig liegt und Wolfi einem neuen Auto morgen bestimmt einen Schritt näher kommen wird.
Papa selber will auch einige Bilder erwerben und die der Klinik-Mitte stiften für in den tristen Wartebereich, in dem sie neulich nachts mit Paul, Rolfs Mama und Noahs Eltern gesessen haben und auf die ersten Untersuchungsergebnisse von Rolf und Noah gewartet haben.
Das hat mir heute Morgen Mama erzählt mit der Bitte, Wolfi das nicht zu sagen.
Im Gespräch mit Ole erfahre ich dann, das Marvin und Marie hier in Bremerhaven ins Kino gehen, in die Siebzehn Uhr Vorstellung.
Da Marvin schon mal hier war, unten bei Martin und Kai, um deren und Kevins Rechner zu installieren und zu vernetzen, sag ich zu Ole: „Ruf Marie an, sie können doch, wenn sie wollen, nach dem Kino, falls sie Lust haben, einfach herkommen. Wir gehen nachher hoch zu mir, mal sehen, was wir machen.“
Ole geht zur Umkleide und schickt von seinem Handy aus an Marie und an Marvin eine SMS. Auf dem Rückweg ins Becken bringt er einen Ball mit und wir werfen uns den zu, bis wir nach zwanzig Minuten den dritten und letzten Saunagang beginnen.
Marie
Es ist halb fünf, als Marvins Auto bei uns hält. Er klingelt und ich lasse ihn herein und geh mit ihm ins Wohnzimmer, wo Mutsch sitzt und liest. Sie legt das Buch zur Seite und steht auf.
„Mama, darf ich dir Marvin vorstellen“, sag ich, „er arbeitet in dem Computergeschäft, wo oben drüber die WG gebaut wird und er ist schon länger mit Ole bekannt. Bei ihm habe ich gestern mein neues Handy gekauft und er hat mich heute ins Kino eingeladen.“
kommt auf uns zu und streckt Marvin die Hand hin, die der auch ergreift: „Hallo, Marvin, schön, dich kennen zu lernen. Gehört habe ich schon von dir, nur Gutes.“
„Ich freue mich auch, Frau Jensen“, sagt er und sie gibt seine Hand frei.
„Wir fahren dann ins Kino, Mama“, sag ich, nehme seine Hand und ziehe ihn sanft Richtung Tür.
„Viel Spaß, ihr zwei“, sagt Mama und dann sind wir draußen.
Meine Sachen, Handy und Geldbeutel und was Frau sonst so braucht, ist in einer Umhängetasche, die ich im Vorbeigehen an der Garderobe mitnehme. Der kleine, hübsche Smart gefällt mir und man sitzt auch gut darin, finde ich.
Etwas dicht bei einander, aber das stört mich jetzt gerade gar nicht. Ich muss grinsen, stelle mir gerade Martin und Kai in diesem Auto vor. Marvin bleibt mein Grinsen nicht verborgen und auf seine Frage, was mich gerade so belustigt, erzähle ich ihm, was in meinem Kopfkino gerade lief.
Nun lacht er natürlich auch, da er die beiden ja kennt und sicher auch gern mal sehen würde, wie das dann aussieht. Wir fahren zum Cine Motion, hier läuft der Vampirfilm, den Marvin gerne mit mir gucken möchte.
Das ist ein größerer Kino und Event Komplex und dort ist eigentlich auch immer Betrieb an Wochenenden. Vor den Kassen stehen mehrere Pulks, die darauf warten, dran zu kommen. Plötzlich bleibt Marvin stehen, schaut entgeistert auf den Pulk, der uns am nächsten ist und wird bleich.
„Da, guck mal, die mit der roten Hose, da vorn“, sagt er leise.
Ich schaue dort hin und sehe……..Heiner, Heiner mit seiner neuen und das ist die in der roten Hose.
„Heiner steht da vorn, mein Ex Freund“, sag ich leise zu Marvin.
„Die mit der roten Hose, das ist meine Ex Freundin“, sagt er gepresst, „komm, lass uns gehen, das muss ich jetzt nicht haben.“
Er zieht mich Richtung Ausgang und nur zu gern folge ich ihm. Wir sind auf Grund der Begegnung beide etwas geschockt, aber eigentlich war es ja nur eine Frage der Zeit, dass so eine Begegnung stattfindet, nun war es eben heute und hier.
„Was machen wir denn jetzt mit dem angefangenen Abend“, fragt er.
„Wir könnten im Bürgerpark spazieren gehen, es ist trocken und auch nicht kalt, da kann man schön laufen“, sag ich, „und reden, wenn du willst.“
„Wo ist denn der Park?“, fragt er, „ist das weit?“
„Nein“, sag ich, „wir fahren hier runter durch die obere Bürgerstraße und biegen in die Loydstraße ab, das ist alles noch die B12, der folgen wir bis zum Abzweig auf die B 6, auf der fahren wir hundert Meter vorm Lidl in die Rheinstraße und dann durch die Mozartstraße direkt zum Bürgerpark.“
Wir fahren los und fünfzehn Minuten später steigen wir am Park aus. Marvin sperrt das Auto ab und dann gehen wir nebeneinander auf den äußeren Weg, nach rechts rum.
Nach etwa einhundert Metern fragt er: „Darf ich deine Hand nehmen Marie, ich mag dich?“
Ich schau ihn an und er ist ein bisschen rot geworden.
Süß sieht er aus, wenn er verlegen ist und mit einem: „Ich mag dich auch“, nehme ich seine Hand und wir gehen weiter.
Ein gutes Stück sind wir gegangen und es kommt der See in Sicht, der sich links vom Weg ein gutes Stück weit in den Park erstreckt. Da kommt dann auch gleich ein Bootshaus mit Restaurant und dort kann man auch Tretboote mieten.
Als ich das Marvin erzähle, sagt er: „ Ich bin noch nie mit einem Tretboot gefahren, sollen wir es mal machen?“
„Als Papa noch lebte, haben wir das mal gemacht“, sag ich, „das war ganz lustig. Ja, wir können das gerne mal machen.“
Als wir dort hin kommen, sind noch zwei Boote frei und Marvin mietet eins davon für eine Stunde. Das kostet sieben Euro, also immerhin noch wesentlich preiswerter wie das Kino es wäre. Wir setzen uns auf den Sitz und dann treten wir langsam in die Pedalen.
Es dauert einen kleine Weile, bis wir das sauber und synchron hinkriegen, schon allein, weil seine Beine etwas länger sind, als meine. Etwas später aber dann fahren wir zwei gemeinsam prima über das Wasser. Ruderboote kommen uns entgegen, die kann man hier auch mieten, aber das hier gefällt mir besser und auch Marvin scheint es zu gefallen.
Leise erzählt er jetzt von seiner Ex Freundin, von der SMS, mit der sie Schluss gemacht hat und wie ihn ihr Verhalten gekränkt hat nach über ein einhalb Jahren.
Ich erzähle von Heiners Aktion, von dem Spruch über die Schwulen und sein Verhalten zum Schluss.
Dann sag ich: „Ich habe einen Schlussstrich gezogen und ihn heute dort zu sehen, hat mir nicht so weh getan. Das Leben geht weiter, sagt Mutsch immer, auch als wir alle total am Boden waren, als Papa verunglückt ist.“
Ein Weile schweigen wir beide, dann rede ich weiter: „Wir haben es geschafft und können uns wieder freuen und auch wieder lachen, leben wieder, trotz allem, was war. Ich freue mich hier und jetzt mit dir hier auf diesem Boot zu sitzen.“
Er legt seinen Arm um mich, sieht mich an und sagt: „Ich freue mich auch sehr, jetzt mit dir hier übers Wasser zu schippern und ich möchte dich gern küssen.“
Wieder ist er etwas rot geworden und erwartungsvoll ist sein Blick.
„Dann tu es doch einfach“, sag ich leise, „ich möchte es ja auch gern.“
Seine Lippen kommen näher, ich schließe die Augen und dann treffen sie sich unsere Münder, erst zaghaft, dann fester und als er mit der Zunge stupst, lass ich ihn ein. Längst tritt keiner mehr in die Pedalen, das Boot ist an den Rand getrieben und stößt leicht an die Böschung.
Der Ruck erinnert uns daran, wo wir sind und wir müssen beide lachen darüber, dass wir alles rund um uns vergessen haben beim küssen.
„Das war sehr schön“, sagt er an mein Ohr, und streichelt meinen Nacken unter meinen Haaren.
„Ja, das war es“, sag ich“, und streiche auch ihm durch das Genick.
Gut gelaunt und zufrieden setzen wir uns wieder gerade hin, nehmen wir wieder Fahrt auf und mein Gefühl sagt mir, dass es nicht der letzte Kuss heute mit Marvin war.
Mein Handy geht, eine SMS von Ole ist gekommen.
Er schreibt, wir sollen doch, wenn wir Lust haben, nach dem Kino noch bei Jerome vorbei kommen. Ich sag Marvin, was Ole geschrieben hat und er meint, wenn ich Lust dazu hätte, dann können wir ja noch hinfahren, bis etwa zweiundzwanzig Uhr hätte er schon geplant heute.
Er muss ja immer früh raus, muss um sieben bei der Arbeit sein, wegen dem Schlüssel, das weiß ich von Ole. Um Zehn muss ich auch daheim sein, das möchte Mutsch und das ist auch OK so.
Nach einer Runde über den See, von zwei langen Küssen unterbrochen, legen wir nach einer Stunde wieder am Bootshaus an. Auf dem gleichen Weg , den wir gekommen sind, gehen wir Hand in Hand zum Auto zurück und fahren zu Jeromes Elternhaus, wo wir um kurz nach halb acht ankommen.
Dort treffen wir draußen auf Natascha und Paolo, der sich wohl gerade verabschiedet. Natascha hat den kleinen, weißen Pudel an der Leine, der jetzt auf uns zugelaufen kommt.
Da Natascha und Paolo Marvin noch nicht kennen, stelle ich ihn den beiden vor.
Paolo sagt, dass er jetzt nach Bremen ins Klinikum fährt, um Paul und Enrico ab zu holen, Paul bringt er dann wohl her und fährt dann mit Enrico heim. Nach dem er losgefahren ist, geht Natascha mit uns auf die Terrasse, wo die Erwachsenen der Familie zusammen sitzen, außer ihr Vater, der wohl nach einem anstrengenden Tag schon schlafen gegangen ist, wie uns Natascha erzählt.
Ich stelle Marvin kurz vor, Nataschas Mama kennt ihn schon aus der Computerfirma, und Oma und Frieda fragen natürlich gleich, ob das jetzt mein neuer Freund ist. Beide werden wir rot, aber als ich dann nicke und Ja sage, strahlt er, der Marvin und drückt meine Hand.
Die Jungs kommen nun alle aus dem Untergeschoss hoch und als der Hund den Kevin sieht, rennt er gleich auf ihn zu und bellt aufgeregt.
Jerome kommt zu uns, streicht Marvin demonstrativ durchs Haar und sagt: „Hallo, mein Süßer, schön dich hier zu sehen.“
„Das ist jetzt wohl eher mein Süßer“, sage ich und ziehe ihn an mich ran, „streichle du deinen Sergej, das ist dein Süßer.“
Jerome guckt amüsiert und Marvin strahlt.
„Das freut uns“, sagt Jerome, „alles Gute für euch und du, Marvin, willkommen im Club.“
Wolfi sagt zu Marvin: „Ole hat erzählt, dass du einen Smart gekauft hast. Dürfen wir den mal anschauen?“
„Klar, komm mit raus, ich zeig ihn euch“, sagt Marvin und geht vor.
Die anderen wollen auch gucken und so gehen wir alle raus vor das Haus, wo das kleine, hübsche Auto steht. Marvin öffnet es und auch die Motorhaube, so dass die Jungs alles gucken können.
Wolfi und auch Kevin sind sehr interessiert, fragen Marvin ein wenig aus und setzen sich auch mal neben einander in das Auto hinein. Selbst Martin nimmt einmal Platz auf dem Fahrersitz und es verstärkt sich mein Eindruck, dass das Auto hier an seine Grenzen stößt, was die Größe und das Gewicht der Benutzer angeht.
Nachdem nun alle offensichtlich genug über das Auto wissen, geht Martin runter in die Wohnung zu Kai und wir, wir gehen mit den acht Jungs, Natascha und dem Hund nach oben, in Jeromes Räume und der macht zunächst mal Muke an.
Sergej fragt, ob und was wir trinken wollen und verteilt dann auch die Getränke. Die Ausstellung morgen, die wohl jetzt endgültig um zehn Uhr eröffnet werden soll, ist das Hauptgesprächsthema.
Paolo
Nach diesem wunderbaren langen Tag mit meinem Schatz fahre ich glücklich und zufrieden nach Bremen ins Klinikum, um Rico und Paul ab zu holen und dann, wenn wir Paul zu Remmers gebracht haben, mit Rico nach Hause zu fahren.
Wir müssen beide arbeiten und werden erst nach Feierabend zur der Ausstellung mit Wolfis Bildern kommen. Rico hat die Frühschicht zwei, die beginnt um acht Uhr und geht bis vierzehn Uhr dreißig.
Ich werde den Chef fragen, ob ich um vierzehn Uhr Schluss machen kann morgen. Nach duschen und umziehen im Betrieb bin ich dann um halb beim Hilton und fahre mit Rico zu der Ausstellung.
Er will natürlich nicht so lange dort bleiben, sondern will zeitig zu Noah, was ich ja gut verstehe. Er will sich sogar ein Taxi nehmen, damit ich in der Ausstellung bleiben kann.
Jedes Mal, wenn ich an der Stelle vorbei komme, wo die zwei Jungs verunglückt sind, mache ich langsamer, schaue, ob nicht wieder von links aus dem Wald so ein Raser kommt.
Ich bin gespannt, was mit dem Fahrer des Unfallautos passiert. Wie Rico erzählt hat, haben die Eltern ein großzügiges Schmerzensgeld angekündigt, für den Fall, dass die beiden Jungs nicht als Nebenkläger auftreten.
Dann könnte er mit etwas Glück und einem milden Richter nur wegen der Unfallflucht bestraft werden. Das werden wohl die Eltern der Jungs entscheiden zusammen mit dem Anwalt, den Herr Remmers beauftragt hat.
Nach knapp fünfunddreißig Minuten bin ich am Klinikum und stelle den Wagen ab. Morgen früh, muss ich tanken, Vielleicht auch nach her noch, mal sehen, wie Zeit ist. Am Stadteingang, von Bremen aus kommend sind zwei Tankstellen, das bietet sich ja an im Vorbeifahren.
Noah und Rolf sind ein bisschen platt, viel Besuch, zum ersten Mal aufstehen und laufen, Krankengymnastik, es geht also voran jetzt und das nur Rumliegen ist jetzt wohl vorbei.
Ich sage zu Rico und Paul, dass sie sich verabschieden sollen.
Wir müssen los und zehn Minuten und ein paar Küsse später sitzen sie im Auto und ich fahre Richtung Bremerhaven zurück. Am Anfang der Stadt tanke ich dann an einer freien Tankstelle und fahre mit den beiden noch mal zu Remmers.
Paul steigt aus und Natascha, die offensichtlich auf unsere Rückkehr gewartet hat, kommt zum Auto, um sich noch mal zu verabschieden. Ich steige dazu aus und nehme sie in die Arme und wir küssen uns heftig und verlangend.
„Bleib hier, Schatz“, sagt sie.
„Du weißt, dass das nicht geht, leider“, sag ich an ihr Ohr, „morgen Nachmittag sehen wir uns ja wieder, vielleicht geht es morgen, mal sehen.“
„Ich freue mich auf morgen“, sagt sie und löst sich von mir.
Ich steige ein und wir fahren los. Beide winken wir uns noch, Enrico ist still und in Gedanken.
Enrico
Ich bin ein bisschen niedergeschlagen, die ganze Situation ist sehr unbefriedigend für mich. Mein Schatz liegt in der Klinik, alle haben sich lieb und poppen fleißig und ich, na ja, Paul auch, wir müssen wichsen wie zu Pubertätszeit, wobei ja Paul noch gar nicht weiß, wie geil blasen und poppen ist.
Ja ich weiß ja, dass es im Moment nicht geht, aber es frustet einen schon. Vielleicht kann ich ihn ja Morgen mal beim Gang ins Bad begleiten, an Stelle des Pflegers und dann wäre ja vielleicht die Möglichkeit, dass er mir mal was Gutes tut im Bad.
Mir fallen Paolos Worte ein: „Verkack es nicht“, ja, meine Geilheit, das nicht Warten können, das war in all meinen früheren Affären wohl der Grund, dass es nicht geklappt hat mit anderen Jungs.
Hier soll es aber klappen und ich werde ihn zu nichts drängen, das nehme ich mir fest vor.
„Du schaffst das schon, Rico“, sagt Paolo, der mal wieder meine negativen Schwingungen zu spüren scheint.
„Das geht doch vorbei, jetzt dürfen sie schon auf stehen und machen Reha-Übungen, es geht aufwärts. Denk nicht immer mit dem Pimmel, sei froh, dass er lebt und wieder ganz gesund wird und dann kannst du alles mit ihm nach holen, was er will.“
„Es ist halt nicht so einfach, Paolo, wenn alle um dich rum fleißig poppen, du ja jetzt auch mit deinem Schatz“, sag ich, „ und unser einer schiebt den Handkarren durchs Schlafzimmer mit dem Pimmel meines Schatzis vor Augen, den mir Skype unter die Nase hält, ohne dass ich an ihm lecken kann.“
„Na immerhin ein Filmchen vom wichsenden Schatz, besser als irgend ein Scheißheft mit immer fast gleichen Bildern und dann auch noch sein Stöhnen im Kopfhörer, wenn er kommt, das ist doch mehr, als viele andere haben“, sagt er, „sei zufrieden, in vier Wochen denkst du nicht mehr an die Einschränkungen, die ihr jetzt habt.“
„Du hast ja recht, Bruderherz“, sag ich, „ich werde es schon hin kriegen, schon allein deshalb, weil ich ihn halt ganz doll lieb habe. Morgen Früh habe ich Frühschicht zwei , ab acht Uhr, das heißt, das ich Noah morgen früh nicht sehen werde und da am Nachmittag unser Erscheinen auf der Ausstellung schon erwartet wird, wird es wohl siebzehn Uhr, bis ich meinen Schatzi wieder sehe. Das ist, wenn man so frisch und auch so wahnsinnig verliebt ist, schon eine lange Zeit. Nach her, vom Bett aus, wird deshalb noch heftig geskypt und Rolfi und Paul werden das wohl auch machen.“
Ulf Schroer (Noahs Vater)
Ich habe, nach dem Carl August und ich das Hotel verlassen haben, mit dem Chefarzt telefoniert, der Noah und Rolf behandelt. Ich habe gefragt, ob sie morgen nach dem Mittagessen in zwei Rollstühlen in die Firma zu der Ausstellung dürften, wenn ich ausgebildetes Personal dazu besorgen würde.
Zuerst war er nicht gerade begeistert, auch weil Rolf noch verdrahtet ist bis Dienstag aber dann hat er eingewilligt, unter der Bedingung, dass er das Personal dazu auswählt, das wir dann extra bezahlen müssten.
Nach dem ich das zugesichert habe, vereinbaren wir, dass ich die beiden Jungs mit einem Krankentransportunternehmen um ein Uhr abholen komme. Zum Abendbrot um halb sechs müssen sie wieder in der Klinik sein.
Alles geht auf eigene Gefahr, das muss ich bei der Abholung dann wohl auch unterschreiben, aber das ist das wenigste. Rolfs Mutter informiere ich über mein Vorhaben und sie ist nicht dagegen.
Sie verspricht, mit ihrer Tochter und wenn es zeitlich geht, auch mit ihren Eltern um vierzehn Uhr zu der Ausstellung zu kommen. Ich informiere Lis, weil Carl August nicht ans Handy geht und Lis sagt, dass er schon schläft.
Lis verspricht, nichts zu erzählen bei den Jungs, es soll ja auch eine Überraschung sein. Ich sage ihr, dass ich morgen nicht in die Firma gehe, zur Arbeit, sondern mich darum kümmern muss, dass die Jungs Kleider haben und der Transport muss ja auch organisiert werden.
Bei Rolfs Mutter hole ich morgen früh einen weiten Jogginganzug, für Noah nehme ich dasselbe mit und dann werde ich die zwei ebenfalls mit dem Ausflug in die Firma überraschen.
Mit Irene berede ich alles und nach anfänglicher Skepsis stimmt sie dann doch zu und wird mich begleiten, wenn wir die Jungs aus der Klinik abholen. Mein Plan gefällt mir und ich denke, den anderen wird das auch gefallen, mal sehen, was Carl August morgen dazu meint.
Sergej
Wir haben uns alle auf die große Couch gesetzt und reden über morgen. Wieder mal im feinen Zwirn, alle, die einen haben. Die anderen werden auch etwas Besseres anziehen, denke ich.
Marvin will seinen Chef morgen fragen, ob er ihn zu der Ausstellung begleiten darf.
Rufus Weiden wird auf jeden Fall auch kommen, wenn der Freund seines Neffen seine erste Ausstellung hat und da Carl August ihn persönlich eingeladen hat, wird er auch da sein. Die, die Schule haben, kommen so wie so alle später.
Eigentlich sollte die Ausstellung auch ursprünglich erst um vierzehn Uhr beginnen, aber die Japaner wollten früher anfangen und hatten das im Vorfeld dann auch mit Carl August so abgesprochen.
Paolo und Rico sind schon nach Hause, Natascha redet mit Marie, die ganz dicht an Marvin sitzt und dessen Hand streichelt. Ole, der hat das irgendwie gesteuert, dass die zwei sich gefunden haben nach der Enttäuschung mit ihren Partnern.
Die zwei Ex haben sie ja heute im Kino gesehen und sind dann wohl ab da und haben sonst was gemacht. Ole fragt den Marvin, was sie denn in der Zeit gemacht haben und der erzählt vom Tretbootfahren im Bürgerpark.
Könnten wir ja auch mal machen, Jerome und ich, denk ich. Vielleicht, wenn Boris und Marianne hier sind, ich muss mal mit Jerome drüber reden. Ole und Frank wollen jetzt wohl nach Hause und sie werden Dirk und Mike mitnehmen.
Marvin will sich dann mit Marie auch anschließen und als Kevin sagt, dass sie noch mit dem Fiffi laufen wollen, Wolfi und er, sind wir ruck, zuck allein, mein Schatz und ich. Es ist gerade mal zwanzig nach neun und da kann man ja noch ein wenig aneinander rumspielen.
Ich denke, er wird nicht dagegen haben, mein Jerome.
Marie
Als Ole und Frank nach Hause fahren wollen, bitte ich Marvin, mich auch nach Hause zu bringen. Wir verabschieden uns also auch und fahren los, zu uns nach Hause. Da es bis Zehn noch ein Weilchen ist, bitte ich Marvin, noch mit rein zu kommen, was er auch wohl gern macht.
Mutsch sitzt im Wohnzimmer und liest und sie freut sich, dass wir kommen. Wir setzen uns zu ihr und erzählen von unserem gemeinsamen Nachmittag. Das Heiner jetzt mit Marvins Exfreundin zusammen ist, findet Mutsch schon kurios und dass wir sie beim ersten Date dann auch gleich gesehen haben, findet sie schon etwas außergewöhnlich.
Jetzt kommen auch Ole und Frank, die ja noch Dirk und Mike weg gebracht haben und sie setzen sich auch noch ein bisschen zu uns ins Wohnzimmer. Marvin erzählt ein bisschen von der Arbeit, die ihm wohl sehr viel Freude macht.
So vergeht die Zeit und um Zehn Uhr, will er sich dann verabschieden. Ich begleite ihn hinaus und am Auto umarmen wir uns. Er küsst mich, zärtlich, streichelt meine Rücken und es fühlt sich so wunderbar an.
„Danke, Marie, für den schönen Nachmittag, den ich mit dir verbringen durfte. Ich hoffe, dass wir uns morgen auf der Ausstellung treffen, das wäre sehr schön“, sagt er, „wir könnten ja dann vielleicht noch ein Eis zusammen essen und ich würde dich dann nach Hause fahren.“
„Darüber würde ich mich sehr freuen“, sag ich und küsse ihn noch einmal, bevor er in das kleine Auto steigt.
„Schlaf gut und träume von mir“, sagt er zum Abschied, bevor er endgültig los fährt.
Ich winke noch, solange ich das Auto sehen kann. Ich gehe rein, sehr zufrieden, bin mir sicher, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis er auch über Nacht bei mir bleibt oder ich bei ihm. Mutsch wird nichts dagegen haben, hatte sie ja bei Heiner auch nicht.
Nur ein bisschen über Verantwortung und Safer Sex gesagt, als ich das erste Mal bei Heiner übernachtet habe. Also, Jungfrau bin ich nicht mehr, aber ich denke dass Marvin auch nicht nur „Mensch, ärgere dich nicht“ mit seiner Ex gespielt hat und auch weiß, wozu ein Kondom gemacht ist.
Na ja, ich denke, dass es noch ein paar Tage dauert, bis ich das herausfinden will, aber das es darauf auch hinaus läuft ist wohl klar. Dafür ist es viel zu geil, das Ganze rund um den Sex, als dass man darauf verzichten wollte und Angst vor der Hölle habe ich nicht, Religion ist kein Ding bei Jensen.
Jetzt ist es Zeit, sich Bett fertig zu machen und ich geh hoch in mein Zimmer. Nach einer flotten, keuschen Dusche geht es dann ins Bett. Ein letzter Blick aufs neue Handy zeigt eine SMS an, von Marvin und er schickt mir ein Bild von sich und wünscht mir nochmal eine gute Nacht.
Zum Schluss steht dann da: „Ich mag dich ganz doll, Marie. Ich habe mich wohl in dich verliebt.“
Schmetterlinge flattern plötzlich in meinem Bauch und flink tippe ich ins Handy: „Das macht mich sehr froh, wohl, weil es mir genau so geht, Marvin. Ich freue mich auf Morgen. Gute Nacht und schlafe gut.“
So, Abgeschickt, jetzt noch schnell den Wecker eingestellt. Das Handy klingelt.
„Ja?“frage ich nach dem Annehmen. „Ich wollte nur noch einmal für heute deine Stimme hören, Marie“, sagt er.
„Das finde ich lieb von dir, Marvin. Schlaf gut, bis morgen“, sag ich.
„Schlaf du auch gut, ich freue mich. Gute Nacht.“
Nun hat er aufgelegt und in Gedanken streichele ich das Bild auf meinem Handy. Mit einem glücklichen Lächeln, leg ich es dann auf meinem Nachttisch ab und kuschel mich in mein Bett. Mit seinem Bild vor Augen und immer noch einem Kribbeln im Bauch schlafe ich ein.
Noah
Heute Morgen kommen sie schon um halb sieben und wecken uns und waschen uns gründlich.
„Warum so früh“, frage ich Chris, der sich heute noch mal selber quält und mich wäscht, mit Morgenlatte, was die blanke Gier in seinen Augen glimmen lässt.
„Finger weg von meinem Pimmel“, raune ich ihm zu, als er danach greifen will.
„Bitte, nur einmal waschen“, nuschelt er, „einmal ist kein mal.“
Da von mir nicht sofort eine Antwort kommt, greift er sanft zu, streift meine Vorhaut zurück und wäscht geradezu zärtlich meine Eichel und die ganze Länge und tupft sie dann vorsichtig trocken.
„Mein Gott“, stöhnt er leise dabei.
„Enrico sagt heiliges Kanonenrohr, beim Ringen sagen Sie Benjamin Blümchen, mein Gott hat bis jetzt noch keiner gesagt, kommt aber gut. So, genug gefummelt jetzt“, sag ich leise, bevor mir noch einer abgeht, „Schluss und zu niemand je ein Wort, verstanden.“
Er hat jetzt voll einen stehen und ist etwas rot im Gesicht, ich glaube, wenn ich jetzt an sein Ding fahre, spritzt er sich in die Hosen, aber volles Rohr.
„Das hast du jetzt davon“, sag ich und grinse dabei, „jetzt muss du wichsen gehen.“
Waschschüssel und Handtuch vor dem Bauch tragend und so seine Latte verbergend, läuft er schnellen Schrittes aus dem Zimmer.
Rolf kichert und schreibt: „Dem platzt noch mal der Sack, wenn er dich wäscht.“
Wir lachen beide und warten jetzt natürlich auf das Frühstück.
„Er tut mir schon ein bisschen leid“, sage ich, „ich glaube nicht, dass er einen Freund hat. Er wird wohl in den Clubs sein Glück suchen und morgens immer als der gefickte dastehen. Wenn er mal den Richtigen findet, wird er merken, das Ficken nicht alles ist und Ficken mit Liebe um so vieles besser. Das muss er wohl aber erst mal erfahren, bevor er das zu schätzen weiß. Rico hat auch immer Geilheit und Liebe verwechselt, jetzt liebt er, da ist alles anders, als wenn man nur aufs vögeln aus ist. Allein morgens aufzuwachen und in zwei strahlende Augen zu schauen, die dich verliebt anschauen, die Morgenlatte am Oberschenkel zu spüren, die dir sagt, ich mag dich und ich will dich, einfach unbeschreiblich, Rolf, glaub es mir. Du wirst es selbst erleben und willst nie wieder was anderes.“
Die Türe geht auf und Papa kommt, mit zwei Tüten in der Hand, Chris und Janus folgen mit je einem Rollstuhl, der auf der rechten Seite eine Anbau hat, auf den man das geschiente Bein legen kann.
„Guten Morgen, ihr beiden“, sagt er, „ab sofort bitte keine SMS mehr, wir haben was vor heute und wollen die anderen überraschen. Ihr bekommt jetzt unten andere Schienen, so dass ihr bequem im Rollstuhl sitzen könnt. Kleider, Wäsche und zwei bequeme Jogginganzüge habe ich mit gebracht und ein Krankentransportauto bringt uns um Zehn zur Eröffnung der Ausstellung in der Firma, an der auch die meisten eurer Freunde teilnehmen. Heute Nachmittag um fünf bringen wir euch wieder hier her und die anderen Schienen werden für die Nacht wieder dran gemacht. Rolf, der Draht wird ebenfalls gleich schon entfernt, du darfst aber nur essen, was weich ist und auch so musst du vorsichtig sein mit reden und so, verstanden. Es gibt genug dort, was weich genug ist, du wirst sehen. Du kannst dann wenigstens wieder reden und tu mir einen Gefallen, mach langsam mit allem was den Mund angeht.“
Das ist ja jetzt voll der Hammer, Action, aber so was von. Papa ist schon Klasse und immer noch überwältigt von der Ankündigung werden wir in die Rollis verfrachtet und es geht nach unten.
Unten werden wir bereits vom Chefarzt erwartet und die Vorhandenen Schienen werden ausgewickelt und nach den das Gestell am Rolli entfernt ist, werden wir beide dort wieder rein gesetzt.
Nun wird aus Kunststoffmaterial durch Erhitzen und biegen für Rolfs und dann für mein verletztes Bein eine Schiene für eine normale Sitzposition angepasst und dann, nach erkalten des Materials auch angelegt.
Vorher haben wir die von Papa mit gebrachten Unterhosen angezogen bekommen und lass die Schienen sitzen, ziehen wir mit Hilfe den Jogginganzug an. Das sieht jetzt alles gut aus und bei Rolf kommt jetzt der Kieferorthopäde und öffnet die Verdrahtung, die Ober und Unterkiefer zusammen hält.
Die Spangen, die die Zähne fixieren, bleibern selbstverständlich noch drin.
„Danke“, nuschelt Rolf, „vielen Dank. Bin ich so froh, dass ich noch mal reden kann. Danke, Herr Schroer, dass sie das alles für mich tun.“
„Lass gut sein, Rolf“, sagt Papa, „wir wollen euch alles so leicht wie möglich machen, bitte seid vorsichtig, macht nichts bitte, das nicht gut wäre für euch jetzt, es darf nichts negatives passieren.“
„Jetzt geht es erst mal hoch zum Frühstück“, sagt Janus, der mit Chris gekommen ist, um uns abzuholen.
Papa sagt: „Zur Feier des Tages werden wir in der Cafeteria frühstücken, ich hatte auch noch nichts und außerdem kommen eure Mütter jetzt auch gleich her.“
Ich bitte Chris, doch mein und Rolfs Geldbeutel und Handy nach unten zu bringen, was der dann auch verspricht, nachdem sie uns in der Cafeteria abgestellt haben an einem etwas größeren Tisch.
Kurz drauf kommt Mama mit Rolfs Mama und als sie uns so sitzen sehen strahlen sie beide. Das übliche Mutter Kind Küssen fällt heute schon fast peinlich lang aus und Rolf und ich sind froh, als es vorbei ist.
Ein vorsichtiger Blick rundum zeigt mir, dass nicht viele von der Kuss Attacke mit bekommen haben. Papa grinst fies, hat mich durchschaut und amüsiert sich köstlich. Mit uns Kranken kann man es ja machen.
Eine Bedienung kommt und nimmt die Bestellungen auf und geht dann die Sachen holen. Chris kommt und bringt unsere Sachen und wir bedanken uns bei ihm. Er ist ja eigentlich ein ganz Netter, was ihm fehlt ist ein Freund.
Unser Frühstück kommt, Rolf hat Pudding bestellt, so im Becher und Joghurt mit Früchten. Das löffelt er jetzt mit Genuss, so als wäre es sein Leibgericht. Eis will er im Anschluss auch noch essen, sagt er und er ist richtig aufgeblüht ohne den Draht im Mund.
Er hat fast vier Kilo verloren durch die Suppenorgie der letzten acht Tage, da kann er ruhig ein paar Kalorien mehr rein schaufeln als sonst.
Carl August
Um acht sitzen wir alle beim Frühstück, alle fast fertig angezogen für die Eröffnung und den Beginn des offiziellen japanischen Besuchsprogramms. Wir fahren mit dem Achter mit Martin und Kai und Oma, Frieda, Lis und ich, Sergej fährt den Q 7 mit Kevin, Wolfi und Natascha und Jerome.
Frau Jensen und Frau Gut kommen ebenfalls um Zehn zur Eröffnung und haben quasi erst ab ein Uhr ihre normale Arbeit, weil Oma, Frieda und auch Lis dann wohl nach Hause fahren. Die jungen Leute wollen alle bleiben, weil ja einige erst am Nachmittag kommen können und sie schon alle zusammen treffen wollen dort.
Paul und Ole kommen, wenn die Schule aus ist mit Martin her, der sie abholt, das wird so gegen elf sein und die anderen, die länger Schule haben, kommen dann mit Armin zu uns in die Firma nach Bremen.
Um neun fahren wir los, Wolfi sieht etwas gestresst aus aber ich denke, das ist nach der Eröffnung vorbei.
In der großen Eingangshalle ist alles vorbereitet und auch diverse Pflanzen, Palmen ähnliche, in großen Töpfen, und auch hohe Gräser und schilfähnliche Pflanzen geben dem Ganzen den letzten Schliff.
Es sieht toll aus und jetzt warten wir auf die Japaner und die Abordnung von Senat und den beiden Unternehmerverbänden. Alle kommen pünktlich, mit zwei Bussen, auch mehrere Autos, auch dass von Ulf und ein Krankenwagen.
Den habe ich aber nicht bestellt, denke ich noch, als Ulf und Irene aussteigen und zu dem Krankenwagen gehen. Meine Mitarbeiter haben die Delegationen nun herein geführt und dort zu den im rechten Teil der Halle aufgestellten Stühlen dirigiert, wo auch genügend Platz ist für die anderen Gäste.
Auch haben wie fünfzehn runde Stehtische aufstellen lassen, an denen man die angebotenen Leckereien im kleinen Kreis zu sich nehmen kann. Ich gehe zu einem aufgestellten Rednerpult, um mit der Begrüßung zu beginnen.
Die jetzt eintretende Unruhe lässt mich aufblicken und ich sehe zu meinem Erstaunen, Noah und Rolf in Rollstühlen, von zwei Pflegern geschoben und Ulf mit Irene und Rolfs Mutter, die jetzt ebenfalls Platz nehmen.
Nun kehrt Ruhe ein und ich beginne mit dem offiziellen Teil. Ich begrüße zunächst alle, dann im Einzelnen noch den Leiter der japanischen Abordnung, die Senatsleute und die Spitzen der Verbände.
Dann sage ich weiter: „ Vor ein paar Wochen wurde ich durch Zufall auf einen jungen Fotografen aufmerksam, der in für mich herausragenden Weise mit seinen Bildern die Natur unserer Region, sowie deren Industrien und Anlagen, in tollen Bildern festhält. Der Besuch unserer japanischen Freunde hier bei uns brachte mich auf die Idee, durch die Bilder des jungen Mannes, die hier und heute ausgestellt sind, unsere Besucher, aber auch die hier lebenden Menschen zu erfreuen. Darüber hinaus vermitteln die Fotos, teils bunt, teils schwarz weiß, soviel von unserer Region, dass unsere Freunde aus Fernost schon hier und heute viel über unser Land erfahren können.“
Zwischendurch mache ich immer Pausen, in denen der Dolmetscher das gesagte übersetzt. Jetzt gehe ich noch kurz auf den Ablauf heute ein und dann eröffne ich die Ausstellung mit dem Hinweis, dass die Bilder auch käuflich zu erwerben sind.
An jedem Bild ist eine Nummer und auf dieser steht hinten drauf der Preis. Wer das Bild kaufen möchte, der soll die Nummer mit dem Preis zu dem Tisch in der Ecke tragen und sich dort in die Verkaufsliste eintragen lassen.
An dem Tisch sitzen Frank und später dann auch Ole, die das übernommen haben. Damit ist geregelt, dass kein Bild zweimal verkauft werden kann. Ich habe dort sogar ein Kreditkartenlesegerät installieren lassen, so dass man mit Karte bezahlen kann.
Auf dem Preisschild steht der Betrag in deutscher und japanischer Währung, so dass es keine Missverständnisse geben dürfte. Alle beteiligten Mitarbeiter, Lis und auch die Jungs, haben einen guten Job gemacht.
Nach mir kommen jetzt noch drei Redner, einer vom Senat und je einer von den Verbänden, die sich aber alle kurz fassen. Dann gibt es Sekt für alle, die wollen, oder halt was anderes und die Leute wandern nun durch die Reihen und betrachten Wolfis Werke.
Die Jungs, auch Natascha und Lis haben sich zunächst mal um die beiden Verletzten gescharrt, mit deren Auftreten hier wohl niemand gerechnet hat. Da hat der Ulf uns alle sehr positiv überrascht mit dieser Aktion.
Auch die Jungs sind sehr überrascht und natürlich erfreut darüber, dass es den zwei Verletzten ermöglicht wurde, heute hier her zu kommen. Das ist wohl auch ein deutliches Zeichen, dass es mit der Genesung voran geht und das Ende des Klinikaufenthaltes ein Stück näher gekommen ist.
Durch die Eingangstüre kommt jetzt ein Mann, der auffallend gut gekleidet ist und der sehr gepflegt aus sieht. Ich kenne diesen Mann nicht und an der Art, wie er sich umsieht, scheint er etwas oder wen zu suchen.
Ich gehe einfach mal auf ihn zu und stelle mich vor: „Guten Morgen, ich bin Carl August Remmers und ich freue mich, dass sie den Weg zu unserer Ausstellung gefunden haben. Kann ich ihnen behilflich sein?“
Er reicht mir die Hand zur Begrüßung und sagt: „Mein Name ist Ottmar Wagner, ich bin Anwalt und vertrete die Interessen einer Frau Marlies Wörner. Ich weiß nicht, ob ihnen der Name was sagt. Jedenfalls hat sie mich heute her geschickt, um ein paar, genauer gesagt, sechs Bilder zu erwerben, die in ihren Räumen im Hilton aufgehängt werden sollen. Das soll ein gewisser Kevin Balzer mit seinem Freund machen. Frau Wörner kommt am Freitag aus der Klinik zurück und hätte das gern bis dato erledigt.“
„Oh“, sag ich, „das wird die beiden Jungs aber sehr freuen, warten sie bitte einen Moment hier, ich rufe die beiden her. Die können dann ja auch behilflich sein bei der Auswahl der Bilder.“
Ich gehe hinüber zu den Jungs und nehme Wolfi und Kevin beim Arm und ziehe sie sanft mit mir, zu diesem Herrn Wagner hin und stell ihm die Jungs kurz vor. Alles andere werden sie auch ohne mich hinkriegen und ich werde jetzt mal zu Ulf und Irene gehen.
Mittlerweile wird auch dem Essen und den Getränken mehr Aufmerksamkeit zu teil. Bevor ich Ulf erreiche, fängt mich der Wirtschaftssenator ab.
„Tolle Bilder, Carl August, ich bin total begeistert. Nimmt der junge Mann auch Aufträge an, ich habe da die Idee, die Flure und auch einige Räume im Wirtschaftsministerium mit seinen Bildern aus zu statten, wobei wir auch noch ein paar Aufnahmen aus anderen Betrieben bräuchten. Kannst du bitte mal mit ihm reden?“
„Natürlich kann ich das, Willi“, sag ich, „und er wird das auch bestimmt gerne machen, er spart nämlich auf ein neues Auto, der junge Mann. Er ist mit meinem Sohn befreundet und ich bin mir sicher, dass Kai das machen wird. Er ist gerade unterwegs mit einem Anwalt, der Bilder für eine Mandantin kaufen soll. Wenn er das erledigt hat werde ich mit ihm reden und gebe dir Bescheid.“
Es ist Elf durch und Ole kommt mit Paul und Mike, die anderen haben länger Schule. Martin hat die drei abgeholt an der Schule und direkt da her gebracht. Ole geht zu Frank an den Verkaufstisch, der schon von einigen Besuchern genutzt worden ist.
Der Herr Wagner steht jetzt auch dort an und Wolfi und Kevin kommen jetzt zu mir.
Wolfi steht jetzt direkt vor mir und schaut ein bisschen vorwurfsvoll.
„Ich nehme an“, sagt Wolfi, „das sie die Preise auf die Zettel geschrieben haben“, sagt er und er ist leicht rot im Gesicht, „mir ist der erste Zettel fast aus der Hand gefallen, als ich hinten drauf einhundert und Zehn Euro gelesen habe und es waren noch Zettel dabei mit höheren Summen.“
„Nun, mein Junge“, sag ich, „du hast bei der Motivwahl und was die Bildqualität angeht, ein goldenes Händchen. Du stellst heute in einer weltbekannten Firma mit langer Tradition deine Werke aus und heute und hier machst du dir als Fotograf einen Namen. Das geht aber in diesen Kreisen nicht, wenn du dreißig Euro für ein Bild verlangst. Das sind zurzeit alles Unikate und wenn ich sehe, was bei Frank und Ole am Tisch läuft, dann werden nicht viele Bilder übrig bleiben. Darüber hinaus hat mich der Wirtschaftssenator gefragt, ob du für sein Ministerium Bilder machen kannst, ähnlich wie diese hier und noch Motive aus anderen, hier ansässigen Branchen. Ich habe gesagt, dass ich mit dir rede und ich hoffe, du ergreifst die Chance, denn das werden bestimmt zwischen fünfzig und siebzig Bilder werden. Dann kannst du dir ein ordentliches Auto kaufen, wenn wir mit dem Schiff in Dresden sind. Sergejs Opa gibt bestimmt noch Rabatt. Das wäre doch was, oder?“
Sein Gesicht würde ich jetzt gerne knipsen, so ungläubig guckt er und sein Schätzchen neben dran grinst wie ein Honigkuchenpferd.
Dann murmelt er ein Dankeschön und sagt dann: „Jetzt mach ich es mal wie die Oma, wo ist die Brause?“.
Und er schnappt den Kleinen am Arm und zieht in Richtung Sektausschank. Ich kann mir ein Lachen nicht verbeißen. Lis kommt mit Irene und Ulf, auch wir werden jetzt noch einmal die Bilder anschauen, spätestens am Donnerstag, wenn die Japaner abreisen nach München, werden die Bilder abgemacht und den Käufern zugestellt.
Ich erzähle ihnen vom Wunsch des Wirtschaftssenators und auch von dem Anwalt der Frau Wörner, der wohl auch das Hundchen gehört, das wir in Pflege haben und das heute von Natascha betreut wird, die ihn an der Leine hat und wohl gerade mit ihm draußen ist.
Oma und Frieda gehen mit Hinnerk, der auch heute hergekommen ist, Oma hatte ihn angerufen und quasi mehr oder weniger genötigt, zusammen an den Bildern vorbei. Es würde mich nicht wundern, wenn sie auch das ein oder andere Bild erwerben.
Sie haben alle drei ein Glas Sekt in der Hand, ich denke, es ist schon das zweite und sehen ganz zufrieden aus.
Frank
Anfänglich war es sehr beschaulich hier am Kassentisch, mittlerweile, Ole ist gerade gekommen, habe ich alle Hände voll zu tun, die verkauften Bilder zu erfassen mit dem jeweiligen Käufer und auch die Bezahlung zu regeln.
Herr Remmers hat ein Konto gemacht für die Ausstellung und die meisten zahlen mit der Karte, was natürlich äußerst praktisch ist für mich. Ich habe auch eine Bargeldkasse und Oma, Frieda und auch der Makler haben je ein Bild bar bezahlt.
Ein anderer Mann hat gleich sechs Bilder bar gezahlt und auch der ein oder andere Bremer Geschäftsmann bemüht die Bargeldkasse. Ole übernimmt jetzt die Liste, ich mach das mit dem bezahlen.
Es läuft echt gut, ich hätte nicht gedacht, dass die Bilder so gut ankommen, dass gleich so viele einen Käufer finden und auch die Japaner kaufen sich fast alle ein Bild.
Wolfi ist das zu gönnen, er hat was drauf, ist ein toller Freund und ein guter Mensch und wenn er jetzt hier und heute genug Kohle macht für ein neues Auto, dann gönnt ihm das wohl jeder von uns und wir freuen uns alle mit ihm.
Carl August hat das schon alles richtig eingeschätzt und es wird bestimmt nicht viel an Bildern übrigbleiben. Über die Mittagszeit kommen nun auch Leute, die hier arbeiten, um sich die Bilder an zu schauen und es ist reichlich was los hier.
Alle Stehtische sind besetzt mit vier bis sechs Leuten und es ist reges Treiben beim Essen und bei den Getränken. Wolfi ist in ein Gespräch mit dem Wirtschaftssenator verwickelt, Carl August steht auch dabei und um was es auch immer gehen mag, Wolfi strahlt, also ist es für ihn bestimmt positiv.
Insgesamt haben wir, Lis, zwei Männer aus der Firma und ich sechs und Achtzig Bilder aufgehängt, bzw. aufgestellt und etwa die Hälfte war schwarz weiß, die andern bunt.
In der Liste, die ich vorbereitet habe, sind alle Bilder aufgeführt, mit der jeweiligen Nummer, die auf dem Preisschild steht, so dass wir immer sehen können, was verkauft ist.
Die Bilder, die auf der Rückseite die gleiche Nummer tragen, bleiben an ihrem Platz, auch wenn sie bereits verkauft sind. Zum Anschauen halt und wenn man die verkauften wegnehmen würde, sähe das beschissen aus und alle, die am Nachmittag oder morgen und übermorgen kommen würden, könnten sie nicht mehr anschauen.
Die Bilder, an denen keine Nummer mehr hängt, sind verkauft und Wolfi strahlt und Kevin auch, als sie jetzt noch mal durch gegangen sind und gesehen haben, dass schon über ein Drittel der Bilder einen Käufer gefunden haben.
Am Nachmittag kommen ja auch noch die anderen und auch Wolfis und meine Eltern werden kommen. Rufus Weiden hat sich ebenso angekündigt, mit Familie, versteht sich und auch der Marvin will kommen.
Enrico wird staunen, seinen Schatz hier an zu treffen, damit rechnet er ja wohl gar nicht. Alles in Allem ein tolles Event heute hier und bis jetzt ist auch noch niemand nach Hause oder zur Arbeit gegangen, außer der Mann, der sechs Bilder gekauft hat.
Ich gehe mal für meinen Schatz und mich was zum trinken holen. Ole möchte Radler, ich werde Cola trinken, Alkohol vielleicht später. Rolf und Noah sind immer von einem Pulk von Leuten umringt und erst, als sie es verlangen, fährt man sie nun auch langsam an den Bildern vorbei.
Noahs Papa und Rolfs Mama schieben die Rollis und Noah weist auf ein Bild, das ihm offensichtlich gut gefällt. Es ist ein Nest mit vier Küken eines Watvogels, das in Dünengras gebaut ist und sein Vater macht die Bildnummer ab.
Nun spricht Noahs Vater mit Rolf und als der auf ein ähnliches Bild zeigt, holt er auch dort die Nummer weg. Ich denke, dass er dann gleich auch zum Eintragen und bezahlen zu uns kommt.
Die Zeit vergeht und es haben sich um die Stehtische Grüppchen gebildet. Es kommen immer noch Leute, auch Jungs und Mädels von uns, Torsten kommt mit Sigrid, Marie mit Marvin und Kevins Onkel mit seiner Familie. Alle sind sehr angetan von den tollen Fotos und auch Rufus Weiden kauft zwei Bilder, was Kevin auch sichtlich freut.
„Über die Hälfte der Bilder sind verkauft“, sagt Ole, „das ist echt gut, finde ich. In zwei Tagen wird nicht mehr viel übrig sein.“
Nun kommen endlich auch Paolo und Enrico und nun muss sich Kevin selber mal um das Hundchen kümmern, zumindest, bis die intensive Begrüßung zwischen Natascha und Paolo beendet ist.
Die Beiden sind erst mal nach draußen gegangen, weil hier wohl doch zu viele Zuschauer sind. Enrico hingegen sind die Zuschauer egal, als er sieht, das Noah hier ist. Er schiebt den Pfleger, der den Rollstuhl fährt, einfach zur Seite und umarmt seinen Schatz von hinten.
Er beugt sich runter, Noah schaut hoch und ihre Lippen finden sich zu einem langen Kuss. Herr Schroer kommt jetzt zu uns an den Tisch und lässt die zwei Bilder in die Liste eintragen, dann zahlt er mit der Karte. Dadurch bin ich etwas von den beiden sich küssenden Jungs abgelenkt.
Enrico
Paolo war pünktlich am Hotel uns als wir eine viertel Stunde später an der Firma vorfahren, will ich eigentlich gar keine Bilder sehen, sondern ich will zu meinem Schatz.
Paolo sucht mit den Augen vom Eingang aus nach Natascha, als er plötzlich sagt: „Noah, da drüben ist Noah und auch Rolf.“
Meine Augen folgen seinem Finger und meine Füße beginnen von selber zu laufen. Den jungen Mann im weißen Kittel schiebe ich hinter dem Rollstuhl raus, seinen verwunderten Blick und die schwache Gegenwehr ignoriere ich und dann umarme ich meinen Allerbesten.
Er schaut strahlend hoch zu mir und ich küsse ihn so, als hätte ich in drei Wochen nicht mehr gesehen.
Erst dann wundere ich mich, dass er überhaupt hier ist und zwischen zwei Küssen frag ich: „Los, Alter, erzähl, was geht hier ab? Wieso bist du hier und ist alles OK mit dir?“
„Zu viele Fragen auf ein mal, Kleiner“, sagt er grinsend und erzählt mit ein paar Sätzen, wie Rolf und er hier her gekommen sind.
Ach ja, Rolf, den habe ich ja noch gar nicht begrüßt und auch niemand von den anderen. Das hole ich jetzt mal nach, bevor ich mich wieder um Noah kümmere. Mit einem freundlichen Seitenblick auf den jungen Pfleger schiebe ich den Rollstuhl mit meinem heiß geliebten Inhalt auf die Türe nach draußen zu, wo wir nicht so auf dem Präsentierteller stehen.
Zwischen den abgestellten Bussen küssen wir uns wieder lange und zärtlich und er erzählt ausführlich von seinem doch ziemlich aufregenden Tag.
Dann sagt er: „Wenn wir hier ein ungestörtes Plätzchen finden könnten, würde ich dir gerne mal einen blasen, als Ausgleich und als Danke schön für deine selbstlosen Liebesdienste in der Klinik.“
Ich werde etwas rot und auch steif am Südpol. Ich schiebe den Rollstuhl zwischen den Bussen raus und am Gebäude vorbei nach rechts. Da hier im Gebäude die Verwaltung ist, ist auf dem Gelände kein Werksverkehr und fast auf allen geteerten Freiflächen sind Autos abgestellt.
Es gibt auch Grünflächen, Rasen, mit Sträuchern und auch Bäumen und weiter durch ist ein großer, überdachter Fahrradunterstand, der zu der das Grundstück abgrenzenden Mauer einen Abstand von einem Meter fünfzig hat.
Das Ding ist fünfzehn Meter lang und an der Rückseite und rechts und links mit grauem Wellblech verkleidet. Dort zwischen rein dirigiert er mich, dort sind wir neugierigen Blicken verborgen und schnell fingert er meine Hose auf.
Mein schon feuchter, voll ausgefahrener Schwanz springt förmlich aus der Unterhose und schnell ist er zum Teil in seinem Mund verschwunden. Ich höre die Engel singen und als er mit einem abgeleckten Finger meine Rosette massiert, komme ich kurz darauf wie verrückt. Er schluckt alles brav runter, kein Tropfen kommt an seine Kleider und wohlig stöhnend packe ich den schrumpfenden Schniedel wieder ein.
Meine Beine sind etwas wackelig, als ich den Rollstuhl hinter diesem schönen Fahrradständer heraus und wieder Richtung Ausstellung schicke.
„Das war galaktisch, danke, mein Schatz“, sage ich und ich fühle mich richtig gut jetzt.
„Das war ich dir jetzt einfach schuldig, Rico, mein Schatz“, sagt er, „ich wollte das auch unbedingt machen, sobald es eine Möglichkeit dazu gab. Du warst ja schon nach drei Tagen auf Entzug und hast trotzdem brav immer wieder meinen Schwanz gewichst, warst lieb zu mir, ohne dass ich mich revanchieren konnte.“
„Das war ganz toll“, sag ich, „jetzt geht es mir wieder richtig gut.“ Wir fahren wieder auf den Eingang zu und auch Paolo und Natascha kommen jetzt von ihrem Knutschspaziergang zurück. Gleich hinterm Eingang steht Torsten mit Sigrid und er schaut uns schmunzelnd an.
„Das Grinsen kenne ich von Ole“, sagt Torsten zu mir, „hattest du etwa Sex?“ Bevor ich antworten kann, sagt Noah: „Nee, er war kacken“, und er lacht Torsten an.
„Der war gut“, sagt Torsten, „der könnte von mir gewesen sein.“ und dann gackert er los
Sigrid ist ein bisschen rot geworden und zieht Torsten Richtung Bilder hinter sich her.
Auf dem Weg dorthin redet sie auf ihn ein und Röte zieht auf sein Gesicht. Wieder hat Noah im schlagfertig die Wurst vom Brot genommen.
„Kacken“, murmele ich, „wenn kacken immer so gut wäre, wie das hinterm Fahrradständer, würde ich und wohl viele andere mehr Zeit auf dem Klo verbringen.“
Noah hat das mitbekommen und lacht jetzt auch.
Carl August
So ab sechzehn Uhr lichten sich die Reihen, obwohl auch noch Leute erst kurz vorher gekommen sind. Wolfis Eltern, die kannte ich ja noch nicht, wurden mir vorhin von Wolfi und Kevin vor gestellt.
Auch die Eltern der anderen Jungs, Dirks und Mikes und auch Franks Eltern sind gekommen, was ich sehr schön finde. Es ist schön, die Leute auch mal kennen zu lernen, ungezwungen, hier im Rahmen dieser Veranstaltung.
Die Busse fahren jetzt ab und nun sind nur noch überwiegend Familie und die Freunde mit ihren Eltern hier. Ein paar Leute aus der Firma sind auch noch anwesend, alles in allem etwa noch sechzig Leute.
Rolfs Opa und Oma sind auch gekommen, haben seine Schwester mit gebracht und waren natürlich froh, dass es ihrem Enkel doch schon deutlich besser geht. Ulf kommt zu mir und sagt, dass er die beiden Jungs zurück in die Klinik bringen muss bis achtzehn Uhr und das er Enrico und auch Paul mit nimmt dorthin.
Das hätten die vier Jungs so gewollt. Paolo hat versprochen, sie beide dort um zwanzig Uhr ab zu holen und zurück nach Bremerhaven zu bringen. Halb sechs, beginnt das Verabschieden und dann sind die Leute um Noah und Rolf auch weg.
Ich gehe mit Wolfi noch einmal durch die Reihen, schaue, ob und wie viele Bilder ihre Nummer noch haben. Wir zählen unabhängig voneinander und kommen beide auf elf.
Elf Bilder von Achtzig, das ist super, denk ich und der durchschnittliche Preis war etwa einhundert dreißig Euro.
Das wären rund neuntausend Euro und die, die übrig sind, verkaufen wir mit den noch anzufertigenden an den Wirtschaftssenator für Hundert Euro das Stück, das gibt nochmal rund sechs tausend Euro, dann hat der Junge Fünfzehntausend, das müsste für ein Auto langen, denk ich.
Als ich das Wolfi vor rechne, schaut er mich ungläubig und mit großen Augen an. Mit einer solchen Summe hat er doch im Leben nicht gerechnet. Er bedankt sich überschwänglich bei mir.
„Aber es gibt ja auch Kosten, für das Essen, die Getränke und so.“
„Das rechnen wir über den Besuch der Japaner ab“, sag ich, „das zahlt der Wirtschaftssenator zum Teil, einen Teil die Verbände und den Rest die Firma. Das wird dann von der Steuer abgesetzt und fertig ist die Laube.“
Jetzt strahlt er wie ein Honigkuchenpferd, freut sich und ist auch ein bisschen verlegen.
„Ich könnte mir gut vorstellen, dass in Zukunft der ein oder andere Folgeauftrag kommt“, sage ich, „und ich überlege gerade, ob wir nicht in einer Ecke der Eingangshalle eine ständige Ausstellung einrichten, die dann vom Pförtner betreut und von dir ab und zu verändert und aktualisiert werden müsste, wäre das machbar für dich neben dem Studium?“
„Ja, ich denke doch, allein schon, deswegen, weil ich dann wohl kaum noch einen Nebenjob brauche, wenn sich die Bilder so gut verkaufen“, sagt er zu mir, „Ich bin platt, hätte nie mit so einem Erfolg gerechnet und mit so viel Geld schon gar nicht.“
Die Bilder werden am Donnerstag abgehängt und nach der Verkaufsliste verpackt und beschriftet. Dann werden sie den Käufern zu gestellt. Das werden Lis und Frank mit Wolfis Unterstützung regeln und das Beliefern hier im Umland das können Frank und Wolfi dann mit dem Kombi erledigen.
Die Bilder, die die Japaner gekauft haben, werden ins Hilton gebracht am Donnerstag.
Es ist viertel vor sieben, als wir das Feld räumen und nach Hause fahren, Natascha bleibt mit Paolo noch bis acht in Bremen um dann die zwei anderen Jungs, Enrico und Paul aus dem Klinikum ab zu holen.
Morgen dann haben wir ein wenig Ruhe, am Mittwoch geht es ja dann auf den Friedhof, wo wir Kevins Mutter zur letzten Ruhestätte begleiten werden. Zu Hause verläuft sich alles irgendwo im Haus nach diesem anstrengenden, aber auch schönen und erfolgreichen Tag.
Ich gehe in mein Arbeitszimmer und hole mir jetzt eine guten, dreißig Jahre alten Aberlor Abunah und genieße diese wunderbare Köstlichkeit still und nur für mich.
Wolfi
Bevor wir von der Firma weg fahren, verabschiede ich mich mit Kevin von meinen Eltern. Ich erzähle ihnen, wie viel Geld in etwa ich bekommen werde und dass noch weitere Bilder bestellt sind. Mama ist aus dem Häuschen und auch Papa steht Freude und auch ein bisschen Stolz im Gesicht.
Kevin, dem ich das schon vorher gesagt habe, hat mich in den Arm genommen, gedrückt und geküsst und hat sich ganz toll gefreut für mich. Bei Kevin zu Hause sitzen wir nun zu viert in der Küche.
Martin hat eine Flasche Champagner Magnum, eins Komma fünf Liter aus dem Kühlschrank geholt und Kai die Gläser.
„Die Flasche habe ich von der Oma bekommen, vor zwei Jahren ungefähr und der hat kühl und dunkel im Bettkasten unter der Bettwäsche gelegen“, sagt er, als er sie öffnet, „heute Morgen habe ich sie in den Kühlschrank gelegt, nach dem ich beim Pinkeln im Urin gemerkt habe, dass es heute noch was zu feiern gibt.“
Wir lachen und dann stoßen wir an.
„Auf deinen Erfolg, Wolfi“, sagt er und ich antworte: „Auf deinen Urin, Martin“, und dann trinken wir.
Jeder erzählt nun ein wenig, wie er den Tag da drüben in der Firma erlebt hat und ich berichte ausführlich von den Gesprächen mit Herrn Remmers und dem Wirtschaftssenator über die noch anzufertigenden Bilder und auch, was das alles nach Meinung von Herrn Remmers einbringen könnte für mich.
So landen wir dann auch Letzt endlich beim Thema Auto und darüber reden wir auch ein bisschen.
Ich sage, dass mit Marvins Auto, dieser Smart, sehr gut gefällt und dass es von dem auch noch andere Modelle gibt. Ich hole mein Notebook und gehe ins Internet. Es gibt den Wagen für zwei Personen in verschiedenen Varianten, ebenso für vier Personen.
Natürlich gefällt mir auch der Skoda, den Jerome zuerst gekauft hat, aber auch eine Überlegung wert wäre ein Kombi, wenn jetzt echt so des Öfteren Bilder zu transportieren sind. Nur der große Kombi ist natürlich auch entsprechend teurer.
Es gibt einfach zu viele schöne Autos und Martin meint, ein guter gebrauchter Audi A 4 als Kombi wäre bestimmt erschwinglich und der Chef könnte da bestimmt was machen, weil alle Audis, zehn an der Zahl von einem Autohaus hier in Bremerhaven sind, Schmitt und Koch, so heißen die. Ein A vierer, ja, der könnte mir auch gefallen.
„Was sagt denn mein Schätzchen zu einem neuen Auto?“, frag ich Kevin, „was würdest du denn für einen nehmen?“
„Ich weiß auch nicht so recht, der Smart ist zwar schön, aber auch sehr klein innen. Bilder gehen da wohl nicht rein und mit zwei Kasten Sprudel ist der Kofferraum schon voll“, sagt er, „wenn Sergej nicht sauer ist, weil du nicht bei seinem Opa kaufst, dann ist der Audi schon mein Favorit. Aber das ist deine Entscheidung, es ist auch dein Auto. Egal, was es für eins ist, wenn ich nur neben dir sitzen darf, alles andere ist mir egal.“
WOW, das ist ja eine tolle Liebeserklärung. Ich umarme ihn, gebe ihm einen dicken Kuss und sage: „Das hast du aber ganz toll und ganz lieb gesagt, mein Schatz“, und dann gibt es noch einen Kuss hinterher.
Martin schenkt die Gläser noch mal voll und wir trinken einander zu.
„Sind Eure schwarzen Kleider für Mittwoch in Ordnung?“, fragt er dann, „oder muss noch was gewaschen werden?“
Die Euphorie ist etwas gedämpft jetzt im Hinblick auf den Mittwoch und wir beide gehen kurz rüber und gucken, ob die Sachen OK sind. Nachdem das klar ist, trinken wir zusammen noch dem Rest der Flasche, essen brauchen wir heute Abend nichts mehr, wie haben dort in der Firma genug gegessen.
Mit drei Gläsern Champagner im Bauch gehen wir bei Zeiten Duschen, keusch, und dann ins Bett. Kevins Stimmung ist jetzt etwas gedrückt und so streichle ich seinen Rücken, bis er eingeschlafen ist.
Der Fiffi liegt schon seit einer Stunde in seinem Körbchen und schläft, auch er war ja den ganzen Tag auf den Beinchen, ist viel herum gelaufen, mal mit Natascha, mal mit Sigrid und Torsten und auch mit Kevin.
Morgen früh ist Uni und für Kevin Hilton, erst am Mittwoch haben wir frei, aber der Tag ist ja auch mehr oder weniger verplant mit der Beisetzung und dem ganzen Drum herum. Ich wollte, das wäre schon vorbei, ich kann den Schatz nicht gut leiden sehen.
Mit diesen Gedanken schlafe ich ein, merke im weg dämmern, dass das Hundchen jetzt wieder seinen Platz am Fußende eingenommen hat.