Sweetheart

Das Date

„Damien!”, ertönte es aus der unteren Etage.

„Ja!”, rief Damien zurück, stand von seinem Stuhl auf und ging zur Tür seines Zimmers.

„Was ist denn, Mum?”

„Telefon für dich!”, rief es von unten wieder hoch.

„Wer ist es denn?”

„Dein Freund Randir. Nimmst du oben ab oder kommst du runter?!”

„Ich bleib hier oben.”, entschied Damien, schloss die Tür und nahm den Hörer ab.

„Hi Randy!”

„Hi Dam! Ich wollte dich was fragen.”

„Yo, schieß los, was gibt’s denn?”

„Na ja, ich wollte dich fragen ob wir uns heute treffen können. Weil …also weil ich eigentlich heute ein Date hab, aber ich trau mich da nicht allein hin. Könntest du mich bitte begleiten?”

„Ist okay, Randy. Ich begleite dich. Wann und wo wollen wir uns denn treffen?”

Randir beantwortete Damiens Frage, dann verabschiedeten sich die Beiden vorläufig und legten auf.

Damien sah auf die Uhr. Nun, er hatte nicht mehr so sehr viel Zeit, um sich fertig zu machen, zudem hätte er eigentlich Hausaufgaben machen müssen, aber gut, die konnte er auch am nächsten Tag, in der Schule machen.

* ~ * ~ *

Damien Hemingway war siebzehn Jahre alt und machte sein Abitur. Seine schulischen Leistungen waren hervorragend und Damien musste sich wirklich keine Sorgen machen. Jedes Jahr hatte er bislang mit Auszeichnungen aller Art bestanden, denn andere Benotungen als die eins bzw. ein sehr gut gab es für Damien nicht.

Nur sehr selten gönnte er sich ein wenig Freizeit, die er dann aber mit Randir, seinem besten Freund, verbrachte.

* ~ *

Auch Randir Grey war 17 Jahre alt, aber er war nicht ganz so erfolgreich in der Schule gewesen und brachte es deshalb nicht bis zum Abitur, sondern verließ die Schule schon nach der zehnten Klasse. Aber er hatte zumindest eine Lehre, als Automechaniker, bekommen und strengte sich nun etwas mehr an.

Trotz aller Anstrengung genoss Randir dennoch das Leben und gönnte sich viel Freizeit. Er hatte zudem sehr viele andere Interessen und auch Kumpels, mit denen er sehr oft etwas unternahm. So kam es auch, dass Randir und Damien sich nicht allzu oft sehen konnten, da Damien sich lieber in seinem Zimmer, hinter seinem Büchern, verkroch.

* ~ * ~ *

Aber heute war es anderes, denn Damien hatte ohnehin die Nase gestrichen voll von seinen Büchern und gönnte sich mal ein Treffen mit Randir und diesem geheimnisvollen Date, von dem Randir gesprochen, sich jedoch nicht weiter darüber ausgelassen hatte. So wusste Damien nicht einmal wer „das Date” sein sollte….

Nur noch schnell die letzten beiden Zeilen schreiben, dann wollte sich Damien fertig machen und losgehen. Doch aus den beiden Zeilen wurde dann doch eine ganze Seite und als Damien auf die Uhr sah, war es bereits viertel nach zwei. Okay, jetzt hatte er noch genau eine dreiviertel Stunde Zeit um sich anzukleiden und zum Treffpunkt zu gelangen.

Schnell zog sich Damien um, band seine langen schwarzen Haare nach hinten zusammen und verließ anschließend, in aller Eile, das Haus. Nur kurz hatte er seiner Mutter, Mrs. Hemingway, gesagt, wohin er ging …sie hatte, wie immer, nur genickt, denn sie wusste, dass sie sich auf Damien verlassen konnte. Damien war für sein Alter schon sehr vernünftig und handelte meist überaus kontrolliert.

Ein wenig musste er sich zwar beeilen, aber er schaffte es dennoch fünf Minuten vor dem vereinbarten Termin am Treffpunkt zu erscheinen.

Er wartete und wartete und wartete …doch Randir erschien nicht …warum auch immer…

Es ärgerte Damien schon sehr, dass er gerade von seinem besten Freund versetzt wurde. Na, dem würde er schon noch Bescheid geben. Das hatte Randir nicht umsonst gemacht. Damien wartete noch fünf Minuten, denn er wollte Randir noch eine allerletzte Chance geben.

Aber auch die nächsten fünf Minuten verstrichen ebenfalls, doch Randir glänzte auch weiterhin durch Abwesenheit. Stattdessen wurde Damien nun von einem jungen Mann, mit kurzen blonden Haaren, angesprochen.

„Hallo! Du musst Randir sein, richtig?”

Damien erschrak ein wenig und sah sein Gegenüber, ziemlich erstaunt an.

„Nein, ich bin nicht Randir, aber ich bin ein Freund von ihm und ich bin ziemlich sauer auf ihn, denn er hat mich versetzt. Aber, darf ich fragen, wer sie sind?”, wollte Damien wissen.

„Ich bin ebenfalls mit Randir verabredet und mein Name ist Reid. Darf ich auch ihren Namen erfahren?”, entgegnete Reid lächelnd.

„Mein Name ist Damien.”, beantwortete Damien die Frage von Reid, ein wenig kühl.

„Schöner Name, Damien.”, erwiderte Reid und fragte:

„Wie sieht’s aus, da Randir scheinbar nicht die Absicht hat hier zu erscheinen und uns sozusagen beide versetzt hat, hast du vielleicht Lust etwas zu unternehmen? Ich mein, bevor wir hier herumstehen…”, dabei musterte er sein Gegenüber, leicht grinsend.

Damien bemerkte sehr wohl, dass Reid ihn musterte und dabei grinste. Doch ließ er sich nichts anmerken und stimmte stattdessen, dem Vorschlag von Reid, zu.

„Okay, ich hab eh grad nichts zu tun, also gehen wir. Aber hast du eine Idee, wohin wir gehen könnten?”, fragte Damien Reid mit ernstem Gesicht.

Damien lächelte sehr selten, es grenzte schon an ein Wunder, wenn Damien einmal lächelte, das konnte man beinahe am Kalender anstreichen, wenn von ihm mal ein Lächeln kam.

„Was hältst du davon, wenn wir …hmm …magst du vielleicht Pferde?”

„Sicher mag ich Pferde, weshalb fragst du?”

„Nun, ich würde gern mit dir auf einen Reiterhof fahren …dann könnten wir ein wenig ausreiten. Was meinst du?”

„Okay, kein Problem.”

„Gut, dann lass uns zu meinem Auto gehen.”, sprach Reid und setzte sich auch schon in Bewegung.

Damien lief neben Reid her und schwieg …vorerst.

Beide hatten Reids Auto erreicht. Reid schloss die Beifahrertür auf und ließ Damien einsteigen.

Nachdem Damien eingestiegen war und auch Reid seinen Platz eingenommen hatte, gab Reid Gas und fuhr mit Damien davon.

Nach etwa einer Stunde erreichten sie den Reiterhof und stiegen aus dem Auto.

Reid lief voraus, während Damien sich im Hintergrund hielt. Irgendwie war ihm nicht wohl bei der ganzen Sache. Zudem kam ihm Reid sehr suspekt vor. Damien begann sich Fragen zu stellen:

//Warum wollte sich Randir mit Reid treffen? Was wollte er von ihm und warum musterte Reid mich von oben bis unten und grinste zudem frech? Warum wollte Reid unbedingt etwas mit mir unternehmen? Er kennt mich doch gar nicht.//

Völlig in Gedanken versunken hörte Damien nicht, als Reid ihn zu sich rief.

„Hey Damien! Was ist los? Träumst du oder warum hast du mein Rufen nicht gehört?”, fragte Reid, während er Damien sacht an der rechten Schulter berührte.

Erschrocken drehte sich Damien um und herrschte Reid an:

„Fass’ mich nie wieder an …klar! Sonst kannst du dein Testament machen!”

Damiens Gesicht wies eine Eiseskälte auf, mit der er Reid in die Augen sah, die selbst die Hölle hätte zufrieren lassen.

„Hey, hey …jetzt mach mal langsam. Ich hab dir nichts getan… Sorry, dass ich dich berührte…”, entschuldigte sich Reid ein wenig ironisch.

„Ich wollte dich nur fragen auf welchem Pferd du reiten möchtest.”, ergänzte Reid vorsichtig.

„Ja, man, schon gut. Ich habs ja mitbekommen.”, maulte Damien, denn irgendwie hatte er die Lust am Reiten verloren.

Eigentlich wollte er jetzt viel lieber wieder nach Hause zu seinen Büchern.

Damien ging aber dennoch mit Reid und ließ sich die Pferde zeigen.

Ein schöner Rappe hatte es Damien angetan und diesen wollte er auch reiten. Der Pfleger riet ihm jedoch davon ab, da dieses Pferd viel zu wild sei und ihn wahrscheinlich sofort abwerfen werde. Doch Damien winkte sehr selbstsicher ab.

Eigenständig betrat Damien die Box des Rappen, dessen Name Leviathan war, streichelte das Pferd liebevoll, legte ihm dann das Zaumzeug um und führte ihn aus der Box heraus. Er streichelte Leviathan weiter und das Pferd sah Damien brav an, während es friedlich neben ihm her schritt.

Reid und auch der Wärter standen mit großen Augen da und brachten kein einziges mehr Wort heraus. Beide sahen sich nur schulterzuckend an und grinsten.

Draußen angekommen sattelte Damien das Pferd und stieg auf …ohne dass Leviathan sich gesträubt hätte oder Damien abwarf.

Der Wärter ging auf Damien zu und fragte ihn:

„Sag mal, Junge, wie hast du das gemacht? Leviathan ist wie ausgewechselt.”

„Verzeihen sie, hab ich ihnen das gar nicht gesagt, dass ich mich sehr gut mit Pferden auskenne und weiß, wie ich mit ihnen umgehen muss? Wie ungehobelt von mir. Das muss mir glatt entfallen sein.”, wurde Damien ironisch.

Reid kam mit einem braunen Pferd aus dem Stall, sattelte es ebenfalls, stieg auf und sprach zu Damien:

„Du kannst das Pferd behalten. Ich schenke es dir. Denn Leviathan hört sonst auf niemanden. Niemand kommt auch nur annähernd so nah an ihn heran, wie du. Du bist der erste und der Einzige, den Leviathan so nah an sich heran und sogar aufsteigen lässt. Du musst dich allerdings auch selbst um ihn kümmern, okay.”

Damien dachte sich verhört zu haben, als Reid ihm das Pferd schenkte.

„Öhm… das kann ich doch nicht annehmen.”, erwiderte Damien und errötete ein wenig, während ihm ein leichtes Lächeln über das Gesicht huschte.

„Doch, du kannst es ruhig annehmen, denn der Reiterhof gehört mir und ich schenke dir dieses Pferd.”, bestimmte Reid und freute sich, dass er Damien ein Lächeln entlocken konnte.

Diese Anmut, die von diesem Lächeln ausging, war einzigartig. Damien war etwas besonders. Er schien nicht nur sehr klug, schlau und auch gebildet zu sein …nein, er war auch …wunderschön. Ihn zu verführen ….ein Traum!

Damien bedankte sich höflich, mit einem weiteren leichten Lächeln, bei Reid. Jedoch verschwand dieses Lächeln sogleich wieder… nicht dass es sonst noch zur Gewohnheit wurde.

Schließlich ritten Reid und Damien los. Damien hatte Leviathan sehr gut im Griff und war Reid schon bald weit davon geritten. Reid hatte ordentlich Mühe Damien einzuholen. Er bewunderte Damien ehrlich. Damien schien so völlig anders zu sein, als dessen Freund Randir. Er kannte Randir zwar nur von Telefon und Internet her, aber für ihn stand fest, dass die Beiden Welten voneinander trennte….

Nach etwa einer halben Stunde hatte Reid Damien endlich eingeholt und ritt nun langsam neben ihm her.

„Darf ich dich etwas fragen, Damien?”, begann Reid das Gespräch und hoffte Damien würde ihn nicht abblitzen lassen.

Damien sah erhaben zur Seite, zu Reid und antwortete:

„Sicher darfst du.”

„Sag, was machst du derzeit so und wie alt bist du?”

„Ich bin siebzehn Jahre alt, lebe bei meinen Eltern und mache gerade mein Abitur.”

„Du lernst gern, richtig?”

„Ja, sehr gern. Ich habe nicht umsonst jedes Schuljahr mit sehr gut und etlichen Auszeichnungen abgeschlossen.”

„Du wirkst nicht wie siebzehn …du wirkst wesentlich älter und reifer, als andere Jugendliche in deinem Alter. Und weißt du auch schon was du mal machen willst?”

„Ja, ich möchte Staatsanwalt werden und irgendwann als Richter arbeiten.”

Reid sah Damien mit großen Augen an. Er konnte in Damiens Augen eine Entschlossenheit sehen, die er so noch nie gesehen und erlebt hatte. Er hatte keine Zweifel daran, dass Damien sein Ziel erreichen würde. Wenn es einer schaffte …dann er. Dessen war sich Reid sicher.

„Ich bin mir sicher, dass du dein Ziel erreichen wirst, Damien. Und ich wünsche dir alles Glück für dein Vorhaben.”

„Vielen Dank! Aber das hat nichts mit Glück zu tun …sondern mit Wissen und Lernen.”, entgegnete Damien kalt.

„Sag mal, Damien: Warum bist du so abweisend und kalt zu mir? Habe ich dir etwas getan?”

„Nein, du hast mir nichts getan. Ich bin immer so.”

„Möchtest du in Ruhe gelassen werden, Damien?”

„Nein, nein …schon okay. Ich bin eben so. Sorry.”

„Magst du dich nicht auch manchmal ein wenig fallen lassen und dich etwas amüsieren?”

„Das kann ich nicht. Ich muss lernen. Amüsieren kann ich mich auch noch, wenn ich mit der Schule und dem Studium fertig bin.”

Plötzlich pickste Reid Damien leicht in die Seite, doch Damien konnte sich gerade noch so halten und fiel somit nicht vom Pferd.

„Hey, lass das! Ich sagte dir doch schon, dass ich nicht berührt werden möchte. Ist das klar?!”

„Sorry. Ich vergaß… ich wollte dich nur ein wenig necken.”

In Damien brach derweil ein kleines Chaos, in seinem Kopf, aus. Ein wenig in Gedanken versunken starrte er vor sich hin. Als er plötzlich abermals ein Picksen verspürte, sich nun nicht mehr richtig halten konnte und sachte vom Pferd glitt. Erschrocken und schnell stand Damien auf und schrie:

”Man Alter, spinnst du?! Ich hätte mir das Genick, oder sonst was, brechen können!”, dann rannte er davon und ließ Reid und auch Leviathan zurück.

Wobei sich Leviathan sofort in Bewegung setzte und Damien nachgaloppierte. Aber auch Reid blieb nicht zurück und war Damien nachgeritten.

Leviathan hatte Damien, der sich irgendwann ins Grad hatte fallen lassen, erreicht und stupste ihn an. Damien sah das Pferd an und lächelte.

„Ist schon gut, mein Schöner. Du hast keine Schuld.” und streichelte das Tier sanft.

Reid sah sich die Szene aus geringer Entfernung mit an. Es wunderte ihn, dass Damien zu diesem Tier so zärtlich sein und ihm ein sanftes Lächeln schenken konnte. Wie so ganz plötzlich das Eis seines Herzens zu schmelzen begann und auch in seinem Gesicht so viel Liebe war.

Damien musste etwas erlebt haben, das ihn so hart und eiskalt hatte werden lassen. Dass er beinahe niemals auch nur einen Funken Gefühl zeigte….

Reid stieg von seinem Pferd ab und lief vorsichtig auf Damien zu.

Als Damien ihn sah, sprang er auf:

„Nein, lass mich in Ruhe!”, sprach er etwas lauter und wich zurück.

„Damien, schon gut, ich tue dir nichts zuleide. Du brauchst vor mir keine Angst zu haben. Du kannst mir vertrauen. Komm wir gehen zurück, okay. ”

Damien musterte Reids Gesicht und …dessen Augen und erkannte, dass er ihm ein wenig Vertrauen entgegen bringen konnte. Er ging auf Reid zu, gesellte sich zu ihm, nickte, bestieg Leviathan und ritt voraus. Reid bestieg ebenfalls sein Pferd und ritt Damien nach.

Beide hatten den Reiterhof wieder erreicht und Damien widmete sich Leviathan, den er versorgte, sich von ihm verabschiedete und Reid dann bat ihn nach Hause zu bringen, denn er müsste noch lernen und Hausaufgaben machen.

„Ist gut, Damien, ich verstehe dich.”, willigte Reid ein.

Nachdem auch Reid sein Pferd ebenfalls versorgt hatte, stiegen beide wieder ins Auto ein und Reid fuhr los.

Während der Fahrt war Damien ganz still. Nicht ein Wort kam über seine Lippen. Auch dann nicht als Reid ihn fragte:

„Wie sieht’s aus, Damien, gehen wir noch etwas essen?”

Damien nickte nur, doch weder sah er Reid an noch erwiderte er etwas.

An einem Restaurant stoppte Reid den Wagen, wand sich Damien zu und fragte ihn:

„Was ist los, Damien? Habe ich dir weh getan? Dann tut es mir leid. Aber bitte, rede mit mir.”

„Ja, okay ich rede mit dir. Und nein, du hast mir nicht weh getan. Du musst dich also für nichts entschuldigen. Und, Reid, es tut mir aufrichtig leid, dass ich so wortkarg gewesen bin.”

„Da das jetzt geklärt ist …gehen wir rein, oder möchtest du nach Hause?”

„Ich möchte bitte nach Hause. Aber ich werde allein nach Hause gehen.”, sprach Damien und sah vor sich an die Windschutzscheibe.

„Ich verstehe.”

Damien verließ den Wagen und rannte davon. Er stoppte erst als er vor dem Haus seiner Eltern stand und dieses sogleich betrat. Ohne seine Eltern zu beachten rannte er in sein Zimmer, schloss es ab und verließ dieses vorläufig nicht wieder.

Gespräche

Damiens Vater fiel das merkwürdige Verhalten seines Sohnes sofort auf. Er ging an Damiens Zimmer, klopfte an die Tür und sprach:

„Dam, komm schon öffne die Tür. Ich möchte mit dir reden.”

„Lasst mich alle in Ruhe!”, rief Damien und wurde plötzlich ziemlich aggressiv.

„Nein, ich werde dich jetzt nicht in Ruhe lassen, Dam. Wenn du lieber mit deiner Mutter reden willst, dann sag es. Nur friss nicht wieder alles in dich hinein, du weißt, das bringt nichts. Das hatten wir doch schon mal. Komm schon, Kleiner, du musst mit mir reden.”

Widerwillig ging Damien zur Tür und schloss diese auf. Sein Vater betrat das Zimmer, schloss die Tür und blieb vorerst an der Tür stehen. Er sah seinen Sohn an und fragte ihn:

„Was ist los, Damien?”

„Vater …ich weiß nicht was ich fühlen soll und darf.”, begann Damien und sah seinen Vater, aus weit geöffneten, Augen, an, während er sich auf sein Bett setzte.

Mr. Hemingway ging auf Damien zu, setzte sich neben seinen Sohn auf das Bett und sah ihm in die Augen.

„Du darfst alles fühlen. Denn weißt du, Gefühle lassen sich nicht an – und abschalten. Und was man fühlen soll oder darf, spielt keine Rolle. Was ist denn eigentlich passiert?”

Damien erzählte seinem Vater was er erlebt hatte. Er erzählte ihm auch von Reid und dem Pferd, das ihm Reid geschenkt hatte.

„Der junge Mann hat dir ein Pferd geschenkt?!”, fragte Damiens Vater ein wenig erstaunt und sprach dann weiter:

„Das ist aber sehr nett von ihm und ich hoffe du hast dich anständig bei ihm bedankt.”

Damien nickte schüchtern und Mr. Hemingway sprach dann weiter:

„Wie ich sehe beschäftigt dich dieses Erlebnis sehr. Was empfindest du für diesen jungen Mann, Dam?”

Damien sah seinen Vater an und schüttelte nur den Kopf. Schließlich lehnte er sich an die Schulter seines Vaters an und seufzte. Mr. Hemingway packte Damien sanft an den Schultern und sah ihm in die Augen und fragte ihn mitfühlend:

„Du hast dich in ihn verliebt, richtig.”

Abermals schüttelte Damien heftig den Kopf:

„Nein, ich, …ich …habe mich nicht in ihn verliebt. Ich bin doch nicht homo! Was denkst du denn von mir, Vater!”, rief Damien empört.

„Was ich von dir denke, Damien, weißt du. Du bist ein ganz besonderer Junge und ein wunderbarer Sohn. Und ich werde immer zu dir stehen, egal was passiert. Na und, und wenn du eben „homo“ bist und dich in den jungen Mann verliebt hast, so ist das vollkommen okay. Du bleibst trotzdem mein Sohn und ich werde dich immer lieben und für dich da sein. Verstehst du?!”, erklärte Mr. Hemingway Damien, nahm ihn in die Arme und drückte ihn sanft an sich.

„Na, Kleiner, du leidest sicher sehr …hm…”, sprach Mr. Hemingway leise und strich Damien liebevoll über den Rücken.

Jetzt brach es aus Damien heraus und er begann zu weinen.

„Sch… Dam, ist ja gut, mein Junge. Ja, wein’ dich ruhig aus. Aber sag, warum weinst du jetzt… hm?”

„Na …weil ich ihn …ja doch nicht haben kann. Er war doch das Date von …Randir und Randir ist mein Freund. Ich kann ihm doch nicht sein…”, weiter kam Damien nicht, denn sein Vater fiel ihm ins Wort.

„Moment mal, mein Junge. Randir ist nicht zum vereinbarten Treffpunkt erschienen, richtig. Der junge Mann, Reid, hat stattdessen mit dir das Date verbracht. Also, was soll das? Randir wollte doch scheinbar nicht.”

„Aber ich …ich werde ihn doch nie wieder sehen, weil ich doch gar nicht weiß, wo er wohnt und …und seine Telefonnummer hab ich auch nicht….”

„Na, na, na …so was kenne ich von dir ja gar nicht. Du rufst Randir an und sagst ihm was los ist, und dass er dir Reids Nummer geben soll, denn er muss sich ja auch irgendwie mit ihm verabredet haben, nicht wahr.”, erwiderte der Vater.

Damien nickte noch, als beide das Läuten an der Haustür hörten, Mr. Hemingway sich erhob und das Zimmer von Damien verließ.

Er lief zur Tür, öffnete diese und vor ihm stand ein junger Mann der sich nach Damien erkundigte. Damiens Vater kannte diesen jungen Mann natürlich nicht, doch er wusste, dass es nicht Randir war, denn ihn kannte er ja und andere Freunde hatte Damien, aufgrund seiner sehr eng bemessenden Freizeit, nicht. Also konnte es nur Reid sein, von dem Damien ihm gerade eben erzählt hatte.

„Guten Abend.”

„Guten Abend.”, grüßte auch Mr. Hemingway und fügte grinsend hinzu:

„Sie müssen Reid sein, von ihnen hat mir Damien schon erzählt. Aber kommen sie doch rein. Damien ist oben in seinem Zimmer. Ich bringe sie zu ihm.”

Reid nahm die Einladung an und bedankte sich freundlich.

Natürlich hatte Damien von oben mitbekommen, dass Reid hier war und sein Vater ihn eingeladen hatte und ihn nun auch noch zu seinem Zimmer bringen wollte. Schnell wollte Damien das Zimmer wieder abschließen, doch da war es schon zu spät. Mr. Hemingway öffnete das Zimmer und ließ Reid eintreten. In sich hinein grinsend schloss Mr. Hemingway das Zimmer wieder und wünschte Damien, in Gedanken, viel Spaß. Dann ging er hinab und setzte sich ins Wohnzimmer zu seiner Frau…

Damien stand mitten im Zimmer, als Reid das Zimmer betrat und nun genau vor ihm stand.

„Schön dich wieder zu sehen, Damien.”, grüßte Reid.

Damien lenkte seine Schritte rückwärts:

„Nein, bitte, verlass mein Zimmer. Komm nicht näher, bitte.”, bat Damien, während sein Herz sich so sehr nach Reid sehnte und nach ihm schrie, aber Damien konnte es nicht zulassen …er wollte es einfach nicht wahrhaben, dass er homosexuell war.

„Dam, du weißt, dass ich dir nichts böses will. Ich bin hier um mit dir zu reden und dir zu sagen, dass ich mich in dich verliebt habe.”, gestand Reid Damien und sah sein Gegenüber lächelnd an.

„Nein, das kann gar nicht sein!”, wehrte Damien dieses Geständnis ab.

„Sag so was nie wieder, klar!”

„Ist gut, Damien. Möchtest du wirklich, dass ich gehe?”, fragte Reid.

Damien saß auf seinem Computerstuhl und blickte zu Boden.

„Nein, bitte bleib.”, erwiderte Damien flüsternd.

Es waren nur drei Worte, aber eben diese drei Worte fielen ihm so unglaublich schwer….

„Gut, wie du meinst. Darf ich mich setzen?”

„Ja, bitte, wohin du magst.”, sprach Damien leise.

Noch immer blickte Damien zu Boden und getraute sich nicht Reid auch nur einmal anzusehen.

Schließlich stand Reid auf und ging auf Damien zu. Er stellte sich vor dem Schwarzhaarigen hin, legte seine Hand unter Damiens Kinn und drückte es sachte nach oben.

„Sieh mich doch bitte an, Damien. Du hast so wunderschöne Augen.”, sprach Reid liebevoll.

Doch Damien hatte bereits seine Augen geschlossen und wollte auch seinen Kopf wegdrehen, was ihm allerdings nicht gelang.

Dann log er munter drauf los:

„Bitte, Reid, geh jetzt. Ich, …ich muss jetzt meine Hausaufgaben weiter machen.”, während sich sein Herz beinahe überschlug.

„Okay, ich werde gehen. Darf ich dich denn mal wieder besuchen, Damien?”

„Ja sicher.”, erwiderte Damien kurz. Und wollte sich eben seinem PC zuwenden, als Reid ihn kurzerhand auf den Mund küsste und das Zimmer anschließend, mit einem Augenzwinkern, verließ.

Zack! Das hatte gesessen! Wie ein Blitz aus heiterem Himmel, traf Damien dieser erste Kuss von Reid. Und doch weigerte er sich weiterhin seine Liebe zu Reid zuzugeben und dazu zu stehen. Natürlich sehnte sich sein Herz nach Reid …es schrie förmlich nach ihm, aber Damien hörte nicht auf das was sein Herz zu „sagen” hatte.

Obgleich Damien sich immer schon nach anderen Jungen oder Männern und niemals nach Mädchen oder Frauen umgesehen hatte, wollte er es noch immer nicht wahrhaben.

Für ihn hieß es jetzt sich irgendwie abzulenken und Reid …und diesen ersten Kuss so schnell wie möglich zu vergessen. Er wollte das Kapitel endgültig abschließen.

Niemand sollte etwas mitbekommen …auch nicht seine Eltern und erst recht nicht ….Reid…. Darüber wollte er gar nicht mehr nachdenken. Für Damien gab es jetzt nur einen Ausweg …Flucht!

Ja, er musste fliehen …ganz weit weg …niemand sollte ihn finden….

So wartete Damien auf die Nacht und darauf, dass seine Eltern schlafen gingen.

Seine Sachen, die er benötigte, hatte er zusammen gepackt. Nun brauchte es nur noch Nacht zu werden und Damien würde, auf nimmer wiedersehen, verschwinden….

Die „Flucht”

Reid war derweil zuhause angekommen, ließ sich ein Bad ein, zog sich aus und legte sich in die Badewanne, wo er sich erst mal zu entspannen versuchte.

Als er jedoch Damien vor seinem geistigen Auge sah, war es mit der Entspannung schlagartig vorbei. Immer wieder fragte sich Reid: Warum Damien nicht zu seinen Gefühlen, die er ja offensichtlich hatte, stand. Warum sträubte er sich so sehr dagegen? Was oder wer hinderte ihn zu seinen Gefühlen zu stehen?

Irgendwann war Reid wieder aus der Badewanne gestiegen, hatte sich abgetrocknet und sich wieder angezogen.

Anschließend schnappte er sich seine Schlüssel und verließ das Haus wieder, denn irgendwie hatte ihn so eine innere Unruhe befallen. Er wollte jetzt einfach noch etwas an die frische Luft gehen und nachdenken….

Währenddessen hatte Damien noch einen Abschiedsbrief an seine Eltern und an Reid geschrieben.

*

Mum, Dad …Reid,

Wenn ihr das hier lest bin ich bereits über alle Berge.

Bitte, sucht nicht nach mir, ihr werdet mich nicht finden.

Ja, Dad, ich bin homosexuell und ja, ich liebe Reid …glaube ich jedenfalls.

Aber ich kann es mir nicht wirklich eingestehen, auch wenn ich es jetzt hier schreibe.

Mum, du bist und bleibst die beste Mutter auf der ganzen Welt. Ich liebe dich!

Daddy, auch du bist das Beste was mir passieren konnte.

Auch dich liebe ich von ganzem Herzen.

Du warst immer für mich da, wenn ich dich brauchte.

Ihr seid die besten Eltern, die man sich nur wünschen kann.

Euer Damien.

*

Den Zettel legte Damien auf seine PC Tastatur, verließ das Zimmer, schlich, wie ein Einbrecher, durch das Haus und verließ es anschließend.

Er holte sich sein Mountainbike aus der Garage, schwang sich drauf und fuhr eilig davon. Einfach weg …nur nicht zurückschauen….

„Damien?! DAMIEN!!!!”, rief jemand plötzlich hinter Damien her und Damien kannte diese Stimme nur allzu gut… diese Stimme gehörte Reid!

Aber Damien sah nicht zurück. Nein, er konnte sich dem nicht stellen …was er war und wen er liebte…

Schnell fuhr Damien die Straße entlang und er war wirklich froh gewesen, dass er sein Fahrrad dabei hatte. So konnte Reid ihn, zumindest vorerst, nicht verfolgen.

Nach etwa zwei Stunden hatte er sein Ziel erreicht ….den Reiterhof!

Scheinbar hatte er Reid nicht richtig zugehört., als er ihm gesagt hatte, dass der Reiterhof ihm gehörte.

Dachte er doch wirklich, dass er hier in Sicherheit wäre und ihn hier niemand suchen oder finden würde.

Er wollte jetzt einfach zu seinem neugewonnenen Freund …dem Pferd Leviathan.

Sein Fahrrad ließ er einfach vor der Stalltür liegen.

Leviathan witterte Damien schon, als er den Stall öffnete und als Damien schließlich vor der Box stand schien sich Leviathan zu freuen, was er mit einem Wiehern ausdrückte.

Leise öffnete Damien die Box, ging hinein, streichelte Leviathan, gab ihm ein Stückchen Zucker, und legte sich zu ihm ins Stroh. Sich mit seiner Jacke zudeckend, rollte sich Damien zusammen und schlief friedlich ein…

Indessen machte sich Reid auf und ging zum Haus der Hemingways. Ja, es musste sein, dass er Damiens Eltern jetzt aus dem Schlaf holte. Mr. Hemingway kam an die Tür und erblickte Reid, der sehr aufgeregt zu sein schien.

„Nun kommen sie erst mal rein und trinken sie etwas, dann erzählen sie mir langsam was los ist, okay.”, versuchte Mr. Hemingway Reid zu beruhigen.

„Aber Damien …er ist weggefahren …abgehauen …fürchte ich…”, erklärte Reid aufgeregt und ein wenig stotternd.

Der Vater runzelte die Stirn, blickte zum Zimmer hinauf und ging nach oben.

Zuerst klopfte er an, wie es sich gehörte, doch als er keine Antwort bekam, öffnete er die Tür. Beinahe stockte ihm der Atem, denn Reid hatte tatsächlich recht ….Damien war weg!

Nach einem kurzen Augenblick …erblickte der Vater einen Zettel auf der PC Tastatur. Er nahm diesen in die Hand, setzte sich auf Damiens Bett und begann zu lesen. Schließlich ließ er die Hand, mit dem Zettel, sinken und schüttelte bestürzt den Kopf….

Langsam war Reid Mr. Hemingway nach oben gefolgt und sah ihn auf Damiens Bett sitzen …mit einem Zettel in der Hand.

„Darf ich den Zettel auch lesen?”, fragte Reid ruhig.

Nur ein Kopfnicken kam von dem Vater …dann reichte er Reid den Zettel, der diesen dann aufmerksam las und sich ein wenig sorgte, dennoch konnte er sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen ….immerhin war diese Nachricht von Damien ja auch ein Geständnis…

Sich zu Mr. Hemingway auf Damiens Bett setzend, fragte Reid ihn ruhig:

„Was ist passiert, dass Damien sich so gegen seine Gefühle sperrt? Bitte, reden sie mit mir? Es muss doch etwas vorgefallen sein, dass Dam so reagiert…”

Nickend antwortete der Vater:

„Ja, es ist etwas vorgefallen. Eigentlich belanglos, aber ihn scheint es sehr mitgenommen zu haben und es ist ….meine Schuld… Wissen sie, ich habe einen Bruder. Er kam uns, vor ein paar Jahren, besuchen und brachte seinen Freund mit. Beide küssten sich auf den Mund und Damien bekam das mit. Er fragte mich warum der andere Mann seinen Onkel küsste. Was sollte ich ihm denn antworten? Weil ich mich aber für meinen Bruder schämte, sagte ich zu Damien: Das ist pfui …das ist eklig …so etwas tut man nicht….

Von da an sah er alle Homosexuellen mit herabwürdigenden Blicken an. Und seit dem haben wir auch keinen Kontakt mehr zu meinem Bruder. Es tut mir so leid ….es tut mir so leid. Jetzt verstehe ich auch, warum Dam niemals eine Freundin oder einen Freund hatte oder sich sonst irgendwie zu Gefühlen äußern konnte. Ich habe seine Gefühle zerstört. Und es tut mir ehrlich leid. Was machen wir denn jetzt?”, fragte Mr. Hemingway hilflos und sah Reid ratlos an, der ihm ruhig zugehört hatte und nun verstand, was mit Damien los war.

„Kommen sie,”, sprach Reid und stand auf: „ich kann mir, glaub ich, vorstellen, wo sich Damien befindet.”

„Woher wollen sie …ach, ich verstehe …sie meinen er könnte bei dem Pferd sein, das sie ihm geschenkt haben…?”

„Sehr richtig. Und wir fahren jetzt zu meinem Reiterhof, okay. Ich hole nur schnell mein Auto…”, bestimmte Reid.

„Nein, warten sie, wir können doch auch mein Auto nehmen. Sie können mir doch den Weg weisen.”, bot Mr. Hemingway Reid an.

„Gut, so machen wir das.”, willigte Reid ein, dann verschwand Mr. Hemingway für kurze Zeit und kam dann vollständig angezogen wieder.

Er schnappte sich seine Schlüssel und beide verließen das Haus.

Der Vater holte das Auto aus der Garage, fuhr es auf die Straße und ließ Reid einsteigen.

Nachdem Reid im Auto saß, fuhr Mr. Hemingway los und nur eine Stunde später hatten beide den Reiterhof erreicht.

Beide stiegen aus dem Auto und gingen auf den Stall zu. Tatsächlich …Damiens Fahrrad lag genau vor der Stalltür!

„Das ist doch Dams Fahrrad!”, sprach Mr. Hemingway erstaunt, hob es auf und stellte es an die Wand des Stalls.

„Das hab ich mir gedacht.”, sprach Reid nun ein wenig grinsend und öffnete die Tür.

Er schaltete nur ein kleines Licht an …damit sich die Pferde nicht erschreckten. Langsam gingen beide zur Box in der Leviathan stand …dann sahen sie Damien auch schon im Stroh liegen!

Damiens Vater wollte seinen Sohn sogleich da raus holen, doch Reid hielt ihn auf.

„Stopp! Wenn sie diese Box betreten ist das ihr Ende. Dieses Pferd beschützt Damien. Es lässt niemanden an sich heran und an Damien vermutlich auch nicht. Es hat sich seinen Besitzer selbst ausgesucht. Leviathan hatte Damien sofort akzeptiert. Obgleich er ihn noch nie gesehen hatte. Die beiden haben sich gesucht und gefunden. Bei Leviathan habe ich Damien das erste Mal richtig lächeln sehen …so voller Gefühl.

Er liebt dieses Tier und umgekehrt genauso. Deshalb schenkte ich es ihm. Da wir jetzt eh nichts machen können, denn solange Damien von Leviathan beschützt wird, kommen wir nicht an ihn heran, deshalb schlage ich vor, dass wir uns in meinem Haus etwas ausruhen sollten.”, erklärte Reid und ging schon mal voraus. Damiens Vater nickte und folgte Reid.

Nachdem Reid Mr. Hemingway ein Zimmer zugewiesen hatte, ging er selbst in ein anderes Zimmer und legte sich dort schlafen.

Am anderen Morgen erwachte Reid als erster, denn der Wärter hatte sich Zutritt zum Haus verschafft und sich gewundert, dass es nicht abgeschlossen war.

„Ist jemand hier?”, rief er durchs Haus.

Reid stand auf und meldete sich bei dem Wärter, damit der sich keine Sorgen machen musste, dass hier jemand eingebrochen sein konnte. Der Wärter ging anschließend seiner Arbeit nach und Reid erfrischte sich im Bad. Irgendwann war auch Mr. Hemingway aufgestanden und hatte ebenfalls das Bad aufgesucht, das an das Gästezimmer anschloss.

Auf Reid treffend berieten beide, das weitere Vorgehen, dann verließen sie das Haus und begaben sich zum Stall. Reid rief den Wärter zu sich, der ihnen helfen sollte.

Die drei Männer begaben sich zur Box von Leviathan. Damien lag noch immer im Stroh und schlief. Der Wärter öffnete die Box, woraufhin Leviathan zu wiehern begann. Doch noch schlief Damien, denn er hatte einen gesunden und festen Schlaf.

Der Wärter nahm das Pferd am Zaumzeug und führte es langsam, unter vielem und gutem Zureden, aus der Box heraus.

Nachdem Leviathan vom Wärter aus dem Stall geführt worden war, schloss der Wärter den Stall wieder. Reid und Mr. Hemingway betraten nun die Box und beugten sich zu dem noch immer schlafenden Damien hinab.

Behutsam begann Mr. Hemingway seinen Sohn zu wecken, was ein wenig dauerte.

Als Damien dann endlich erwacht war und seinen Vater, ebenso Reid vor sich stehen sah, war er sofort hellwach und ihn erfasste die Panik. Er wollte fliehen, doch wusste er ganz genau, dass dieses Unterfangen, von Anfang an, zum Scheitern verurteilt war. Denn sein Vater stellte sich ihm in den Weg und hielt ihn fest.

„Nein, du wirst jetzt nicht fliehen, Damien. Jetzt hör mir mal bitte zu. Ich weiß, dass ich dir damals richtig Mist erzählt hab und es tut mir sehr leid. Weißt du, es war mir damals so peinlich, dass mein Bruder homosexuell ist und ich konnte damit nicht umgehen und erzählte dir deshalb solch einen Unfug. Aber jetzt werde ich nicht noch mal den selben Fehler machen und sage dir jetzt: Dam, es ist völlig in Ordnung, zu seinen Gefühlen zu stehen und auch zu lieben wen man will.

Du musst dich dessen nicht schämen. Es ist auch nichts ekliges daran einen Partner des selben Geschlechts zu haben und zu lieben. Du solltest zu dem stehen, was du fühlst, mein Sohn. Ja, ich weiß, ich habe damals einen großen Fehler begangen und es tut mir schrecklich leid. Bitte, glaub und vergib mir.”, gestand sein Vater.

Damien hatte seinem Vater, mit großen Augen angesehen und zugehört, doch irgendwie fiel es ihm gerade jetzt schwer ihm zu glauben. Und mit einem großen Kraftakt machte er sich den Weg frei und flüchtete. Seine Hände, symbolisch, an die Ohren haltend, lief er den Stall entlang:

”Nein, ich will das nicht hören! Lasst mich in Ruhe!”, rief Damien, öffnete schnell den Stall und rannte, wie ein Blitz, davon.

Aber auch Reid rannte Damien nach ….so einfach sollte er ihm nun nicht davonkommen.

Auch Leviathan hatte sich losgerissen und war seinem Freund gefolgt. Irgendwo auf einer großen Wiese machten beide halt. Damien setzte sich und Leviathan beugte seinen Kopf zu ihm hinab. Damien lächelte das Tier an und streichelte es liebevoll. Plötzlich begann Leviathan zu wiehern, denn er bemerkte, dass sich Reid näherte. Wütend stellte sich das Pferd vor seinen Freund und ließ Reid keinen Millimeter weiter an Damien herankommen.

Damien stand auf, streichelte Leviathan und sprach:

„Sch ….schon gut, mein Schöner. Lass nur, ich komm schon klar. Aber du kannst gern bei mir bleiben.” und lächelte das Tier liebevoll an, wobei er ihn weiterhin streichelte und fest hielt.

Leviathan schmiegte seinen Kopf an die Schulter von Damien und beobachtete alles ganz genau.

Reid konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen.

„Ja, ja Leviathan da hast du deinen Herrn gefunden …oder sollte ich Freund sagen …hm?”, damit streichelte er das Tier kurz und fragte Damien dann:

„Dam, hörst du mir jetzt bitte kurz zu, ja?”

Damien nickte nur, während er Reid fest in die Augen sah, doch jetzt die Ruhe selbst zu sein schien.

„Gut. Zuerst eine Frage: Hast du alles verstanden, was dir dein Vater sagte? Natürlich hast du das, denn du bist nicht dumm, nicht wahr, Damien. Dann hast du auch verstanden, dass ich dich liebe, denn du hast es ja auf deinen kleinen Abschiedsbrief geschrieben. Ich weiß jetzt also, dass auch du mich liebst. Was steht dann einer Beziehung noch im Wege …hm?”

„Was dagegen spricht …fragst du? Ich kann es dir sagen. Ich habe Angst, …Angst vor dem was kommen könnte. Weil, ich hatte noch nie eine Beziehung …und nun …habe ich Angst.”, beichtete Damien fast und errötete.

Dann nahm er sich jedoch zusammen und sprach, mit eisiger Kälte, in seiner Stimme, weiter:

„Außerdem muss ich eh lernen, ich habe gar keine Zeit für solchen …Liebeskram. Ich kann mir so was nicht leisten.” und die Röte verschwand sogleich wieder aus seinem Gesicht.

„Ja, ich weiß schon …mein kleiner Streber …glaubst du wirklich, dass ich dich von deinem Vorhaben abhalten oder gar abbringen möchte. Sicher nicht, ganz im Gegenteil, wenn ich kann und du mich lässt, werde ich dir helfen.”, widersprach Reid frech.

Verdammt, Damien gingen langsam seine Ausreden aus und er befand sich in einer Zwickmühle. Was konnte er jetzt noch für Einwände anbringen… Schüchtern sah er zu Boden, als suchte er dort nach einer anderen Ausrede, jedoch ….ohne Erfolg.

„Dam, ich weiß, dass du Angst hast und ich habe auch nicht gesagt, dass ich dich gleich hier verführen möchte, oder. Also komm schon …lass es zu …lass deinen Gefühlen einfach freien Lauf …hm.”

Eine winzige Träne bahnte sich ihren Weg aus Damiens Augen …er versuchte noch krampfhaft dies zu verhindern …es zu unterdrücken… Doch plötzlich brach es aus ihm heraus. Er vergrub sein Gesicht in der Mähne des Pferdes und weinte.

Nur langsam näherte sich Reid Damien, umarmte ihn und streichelte ihn zärtlich.

Sehr Vorsichtig drehte Reid Damien zu sich, dann vergrub Damien sein Gesicht an Reids Schulter und umarmte ihn sacht.

„Sch …ist  ja gut, Kleiner. Wein’ dich aus, manchmal hilft es. Ich bin ja bei dir.”

Jedoch hielt dieser Zustand nicht sehr lange an, denn schon befreite sich Damien wieder aus der Umarmung und nahm seine gewohnte Haltung ein. Mit einem eiskalten Blick und einem ebenso kalten Lächeln sprach er:

„War es das jetzt, oder kommt da noch was? Leviathan komm, ich bring dich zurück.” zu Reid gewandt ergänzte er:

„Kommst du mit, oder willst du hier Wurzeln schlagen?”, dann ging er voraus.

Reid schmunzelte in sich hinein und folgte Damien. Der Kleine war wirklich etwas Besonderes….

So erreichten sie schließlich den Reiterhof wieder. Damien brachte Leviathan auf die Koppel, sprach beruhigend auf ihn ein und lief dann zum Auto seines Vaters.

Auch Mr. Hemingway hatte ebenfalls sein Auto erreicht. Er sah Damien an und lächelte still. Von Damien kam allerdings nichts …nicht die kleinste Regung. Mr. Hemingway ließ es erst mal gut sein. Er fragte seinen Sohn lediglich, ob er im Auto mitfahren wollte, was Damien allerdings verneinte. Er stieg lieber wieder auf sein Fahrrad und …schwupp …weg war er.

Anschließend fragte Damiens Vater Reid noch ob er ihn irgendwohin mitnehmen konnte, doch auch Reid verneinte, allerdings in einer netteren Art und Weise.

Reid wollte Damien vorläufig in Ruhe lassen, damit er Zeit hatte sich über alles klar zu werden. Zudem wollte Damien ja noch lernen und auch dabei wollte er ihn nicht stören.

Geständnisse

Damien fuhr erst mal ganz woanders hin. Sein Ziel war …Randir! Denn mit ihm hatte er noch ein richtig dickes „Hühnchen“ zu rupfen…

An dem Haus von Randir angekommen, stieg er von seinem Fahrrad, stellte es an den Zaun, schloss es an und läutete an der Tür.

Mrs. Grey öffnete die Tür und begrüßte Damien freundlich:

„Hallo Damien! Schön dich zu sehen. Du willst sicher zu Randy, richtig.”

„Guten Tag. Ja, ich freue mich auch, sie zu sehen. Und ja, ich möchte gern mit Randir reden.”, bestätigte Damien und nickte.

Nachdem die Mutter ihn eingelassen hatte, ging Damien sogleich hoch zu Randir, klopfte kurz an die Tür und öffnete diese gleich. Er betrat das Zimmer, knallte die Tür zu und ging auf Randir zu, der an seinem Schreibtisch, vor dem PC, saß…

Randir drehte sich um und sah Damien auf sich zukommen.

„Dam! Schön dich zu sehen. Also ich wollte….”, weiter kam Randir nicht, denn Damien hatte ihn wütend am Kragen gepackt:

„Halts Maul, du kleiner Wichser! Warum bist du gestern nicht am Treffpunkt erschienen?! Warum hast du mich stattdessen dort dumm rumstehen und warten lassen. Dann kam auch noch dein Date vorbei, der mich für dich hielt und sich zu allem Überfluss auch noch unsterblich in mich verknallt hat! Man Alter, ich bin doch nicht schwul …was sollte das denn, frage ich dich!?”, schrie Damien Randir lauthals an und konnte sich nur schwer beherrschen und die Tränen verkneifen.

Randir sah Damien mit großen Augen an und konnte erst mal gar nichts sagen, denn so aufgelöst hatte er seinen Freund noch nie gesehen.

Irgendwann ließ Damien ihn aber wieder los und Randir entschuldigte sich bei ihm.

„Dam, bitte, es tut mir wirklich leid, dass ich dich da mit reingezogen hab, und …dass ich dich da hab warten lassen. Bitte, vergib mir. Es tut mir wirklich leid, mein Freund, das wollte ich nicht. Aber weißt du: Reid wollte sich mit mir treffen, denn wir haben schon sehr lange telefonischen Kontakt und kennen gelernt haben wir uns übers Internet. Und ja, ich bin homosexuell. Ich liebe Männer.

Allerdings habe ich es noch nie mit einem getrieben. Und nun hatte ich echt Muffensausen, vor Reid. Deswegen hatte ich dich gebeten mitzukommen. Aber wenn ich zu dem Treffen erschienen wäre und Reid hätte sich an mich rangemacht, dann wärst du doch, schon aus Anstand, nach Hause gegangen und ich wäre ihm ausgeliefert gewesen. Bitte, bitte, verzeih mir, Dam.”

Damien setzte sich auf Randirs Bett, ließ seinen Oberkörper nach vorn sinken und den Kopf hängen. Dann sagte er ruhig und sehr traurig:

„Aber mich …konntest du ihm ausliefern ….das war dir scheinbar völlig egal.”

„Wie jetzt? Hat er dich angemacht …hat er dich genommen?”, fragte Randir ein wenig entsetzt.

„Nein, zum Glück nicht. Aber, wie ich dir schon sagte, er hat mir gestanden, dass er mich liebt. Wobei das auch Blödsinn ist, denn er kann mich gar nicht lieben, er kann lediglich in mich verliebt sein. Aber….. nein, verdammt! Ich bin doch nicht schwul!”, sprach Damien leise, doch konnte er sich nun nicht mehr zurückhalten und einige Tränen bahnten sich ihren Weg aus seinen Augen.

Randir ging auf Damien zu, kniete sich vor ihm hin und sah ihn an: „Was ist los mit dir? Hat er dir weh getan? Oder bist du ….Moment mal…. Du bist doch nicht etwa …nein oder …du bist ebenfalls in ihn verliebt, stimmt’s?”, wollte Randir nun wissen und schmunzelte.

Er kannte seinen Freund genau und er wusste, dass er recht hatte.

Damien sprach kein Wort mehr und sah Randir nur traurig an.

„Also doch. Man Alter, wenn du ihn liebst, dann steh zu deinen Gefühlen. Ich freu mich doch für dich, wenn auch du endlich mal dein Glück findest. Ich gönne es dir von Herzen, ehrlich.”

„Und du bist nicht sauer auf mich, dass ich dir dein Date ….also ich meine ….”, stotterte Damien …sich verratend.

„Dam, jetzt hör mir mal zu. Erstens müsstest du auf mich sauer sein und nicht ich auf dich. Und zweitens, gönne ich dir doch dein Glück. Ich will, dass du glücklich bist. Und Damien: Reid ist ein sehr, sehr lieber und feiner Kerl. Er hat sehr viel Verständnis und du kannst mit ihm über alles reden. Ich weiß zwar leider nicht wie er aussieht, aber vielleicht stellst du ihn mir mal vor, wenn es denn mit euch beiden endlich mal soweit ist, dass ihr so richtig zusammen seid. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen.”, meinte Randir sanft.

„Meinst du echt, dass ich es wagen sollte. Ich trau mich nicht und ich hab ne Scheißangst. Denn, wie du weißt, hab ich auch noch nie …na ja …du weißt schon …ähm…”, erwiderte Damien und lief knallrot an.

„Ich versteh dich. Ich hab auch ne Scheißangst, glaub mir. Aber ich denk mal, du solltest dir noch Zeit lassen, bis du wirklich soweit bist, meinst du nicht auch. Ich mein, was bringt es denn, wenn du dich jetzt mit Reid so richtig einlässt und ….vielleicht noch nicht soweit bist.”

„Du hast recht, Randy. Ich werde mir noch sehr viel Zeit lassen, denke ich mal, denn ich hab ja noch meine Schule …ich will auch noch studieren usw….. Ich hab eh keine Zeit für diesen Liebeskram.”

„Ja, ja Dam …alter Streber. Du wirst es noch richtig weit bringen. Aber was den „Liebeskram” angeht, dafür solltest du dir schon die Zeit nehmen, denn ich glaub, du lügst dir ganz schön in die Tasche. Gib es zu, ich hab dich erwischt.”, widersprach Randir schmunzelnd.

„Ja, okay. Du hast ja recht. Aber was soll ich gegen diese Angst machen?”

„Na ja, du musst ja mit Reid nicht gleich ins Bett gehen. Ihr könnt ja erst mal ausgehen ….was unternehmen usw…”

„Ja, oder reiten gehen, da er mir ja ein Pferd geschenkt hat.”, erzählte Damien beiläufig.

„Er hat waaaaass?!”, staunte Randir und ihm fielen beinahe die Augen aus dem Kopf.

Damien erzählte Randir dann ganz genau, wie das kam, dass Reid ihm das Pferd geschenkt hatte und wie es aussah.

„Man, hast du ein Glück. Na ja, du konntest ja schon immer gut mit Tieren umgehen. Ich gönne es dir.”, damit umarmte Randir seinen Freund Damien und auch Damien umarmte Randir.

Eine ganze Weile lagen sich die Freunde noch in den Armen und Damien weinte sich erst mal aus.

Danach spielten beide noch ein bisschen am PC. Irgendwann verabschiedete sich Damien von Randir, machte sich auf den Weg und ging nach Hause. Sein Fahrrad schob er neben sich her.

Auf dem Weg nach Hause, begegnete er Reid, der ebenfalls nach Hause wollte. Wie angewurzelt stand Damien nun vor Reid, sein Herz überschlug sich beinahe und seine Beine drohten ihm den Dienst zu versagen.

„Guten Abend, Damien. So spät noch unterwegs? Wolltest du nicht längst Zuhause, bei deinen Büchern, sein?”

„Na ja, ich war noch bei meinem Freund Randir, denn ich musste mit ihm was klären.”

„Ah, verstehe, wegen gestern, richtig?!”

„Genau.”

„Wie sieht’s aus, magst du noch mit zu mir kommen und wir trinken was zusammen?”

Damien überlegte eine Weile, dann stimmte er zu:

„Okay, ich bring nur schnell mein Rad nach Hause und stell es in die Garage. Dann komm ich mit dir.”

„Fein! Ist es okay für dich, wenn ich dich begleite?”

„Klar, komm ruhig mit.”

Sich angeregt unterhaltend liefen beide zu Damien nach Hause und er stellte sein Fahrrad in die Garage. Anschließend ging er mit Reid zu dessen Haus.

Natürlich wunderte sich Reid jetzt schon etwas, weshalb Damien ganz plötzlich so viel aufgeschlossener wirkte, gleichwohl freute er sich darüber.

Nachdem beide Reids Haus erreicht hatten, gingen sie hinein und Reid führte Damien ins Wohnzimmer:

„Fühl dich hier wie zuhause, Dam. Setz dich ruhig.”, dann verschwand Reid kurz, kam dann aber mit einer Flasche Weißwein und zwei Gläsern zurück.

„Magst du Weißwein, Dam?”, fragte Reid, während er die Gläser und die Flasche Weißwein auf den Tisch stellte.

„Klar, mag ich Weißwein. Kein Thema.”, bestätigte Damien und versuchte weiterhin cool zu wirken.

Reid goss sich und Damien ein wenig Wein ein und setzte sich dann zu Damien auf das schwarze Ledersofa. Beide hoben ihre Gläser und prosteten sich zu. Dann tranken beide einen Schluck und stellten die Gläser wieder auf den Tisch. Minutenlang sahen sich beide in die Augen, keiner der beiden sprach auch nur ein Wort …die Luft war wie elektrisch geladen und begann zu knistern.

Dann näherten sich beider Gesichter immer mehr an und es kam zu einem ersten leidenschaftlichen Kuss. Damien schloss die Augen und genoss diesen Augenblick einfach nur. Doch als Reids Hände an Damiens Körper entlang wanderten bekam es Damien nun doch mit der Angst zu tun und er stieß Reid leicht von sich.

„Nein, verdammt! Ich kann das nicht! ….noch nicht!”, mit diesen Worten sprang Damien auf und stand nun zitternd mitten im Zimmer.

Seine Erregung war jedoch schon sichtbar und er spürte es auch schon.

„nein….”, murmelte Damien und trat die Flucht an.

Draußen angekommen, atmete Damien erst mal tief durch.

Damiens erstes Mal

Reid wusste, dass er jetzt wahrscheinlich etwas falsch gemacht hatte. Er erhob sich, verließ das Wohnzimmer und auch das Haus um, zu seiner Überraschung, draußen auf Damien zu treffen.

Er stellte sich neben Damien, sah ebenfalls zum Himmel hinauf und betrachtete die Sterne.

„Schöne klare Nacht …hm….?”, sprach Reid leise und sah Damien ein wenig von der Seite an.

„Ja, ich finde die Nacht auch wunderschön.”, bestätigte Damien und erwiderte Reids Blick.

„Kommst du wieder mit rein, oder bleiben wir draußen?”

„Klar, komm ich wieder mit rein. Ähm… es tut mir leid …wegen vorhin …ich hab etwas überreagiert, denk ich. Aber weißt du ….ich, …ich …ähm…”, versuchte Damien zu erklären und sich zu entschuldigen.

Reid legte seinen Zeigefinger auf Damiens Mund und schüttelte den Kopf:

„Damien, du musst dich für nichts entschuldigen, ich weiß doch wie du dich fühlst und ich weiß auch, was du meinst.”

Dann nahm Reid Damien in die Arme und küsste ihn zärtlich. Anschließend betraten beide wieder das Haus und setzten sich auf das Sofa.

Damien trank das Glas, in einem Zug leer und goss sich noch etwas von dem, sehr süßen Wein ein.

Reid hielt sich etwas zurück, denn er vertrug nicht allzu viel, deshalb blieb es für ihn bei einem Glas.

Die Flasche war jetzt halb leer. Damien hatte schon einen kleinen Schwips und begann nun Reid an die „Wäsche” zu gehen. Obwohl Reid eigentlich nichts dagegen gehabt hätte, wehrte er Damien vorerst ab.

„Nein, Damien. Bitte, ich möchte diese Situation, und dass du angetrunken bist, nicht ausnutzen.”, bat Reid, obgleich er sich kaum noch beherrschen konnte.

Aber Damien hörte eben nicht auf Reid, denn er war schon zu erregt. Und jetzt erst recht, da Damien Reids Hose geöffnet hatte und sich mit der Zunge an seiner Männlichkeit zu schaffen machte. Reid stöhnte leise auf und konnte sich nun wirklich nicht mehr länger beherrschen. Er zog Damien zu sich hinauf und drehte ihn auf den Rücken. Beide lagen mittlerweile auf dem weichen Fell vor dem Kamin und Reid küsste Damien leidenschaftlich wobei er ihn langsam entkleidete.

Nur ganz kurz ließ er von Damien ab, um sich ebenfalls zu entkleiden. Damien war schon sehr erregt und stöhnte laut auf, als Reid ihn mit dem Mund verwöhnte. Währenddessen begann Reid den Eingang des Kleineren, für das was er gleich tun würde, vorsichtig zu weiten und vorzubereiten. Ein lautes Stöhnen entwich Damiens Kehle, als er sich ergoss und Reid gleichzeitig in Damien eindrang, nachdem er seine Männlichkeit mit ein wenig Gleitcreme befeuchtet hatte.

Damien wurde immer wilder. Er war wie ein wildes Tier, das nicht mehr zu bändigen war. Erst als er noch einmal, gemeinsam mit Reid, den Gipfel der Lust erreichte, gab er Ruhe.

Reid fiel, ein wenig erschöpft, neben Damien, der alle „Viere” von sich gestreckt, die Augen geschlossen hatte und selig lächelte. Dann schmiegte sich Damien an Reid an, der ihn sanft streichelte.

In dieser Nacht kehrte Damien nicht nach Hause zurück, sondern übernachtete bei Reid. Beide schliefen glücklich ein nachdem sich beide ins Bett begeben hatten. Nichts störte sie in dieser Nacht.

Als Damien am anderen Morgen erwachte, hätte er beinahe, das erste Mal in seinem Leben, verschlafen. Schnell sprang er aus dem Bett, kleidete sich an und rannte aus dem Haus von Reid, nach Hause zu seinen Eltern. Hier duschte er in aller Eile und rannte zur Schule. Puh…. Gerade noch mal Glück gehabt. Es war fünf Minuten vor Acht und Damien konnte sich noch schnell alles zurecht legen, was er für die Matheklausur brauchte.

Dann begann auch schon der Unterricht. Der Lehrer faselte seinen Vers runter, anschließend wurde die Klausur geschrieben….

Reid hatte natürlich mitbekommen, dass Damien fluchtartig das Haus verlassen hatte und schmunzelte in sich hinein. Damien hatte Schule, das wusste er und er wusste auch, dass Damien heute eine Matheklausur schreiben musste. Doch zweifelte Reid keinen Moment daran, dass Damien es schaffen würde.

Nachdem Reid das Bett verlassen hatte, ging er ins Bad, duschte, kleidete sich an und ging in die Küche, wo er sich einen Kaffee kochte und etwas zu Essen bereitete. Er setzte sich an den Tisch und begann zu frühstücken, als er wieder an Damien denken musste. Der Kleine war wirklich etwas besonderes und er liebte ihn so wahnsinnig.

Die Matheklausur war für Damien keine große Sache, diese hatte er in einer Stunde erledigt, gab die Klausur ab und konnte nach Hause gehen.

Zumindest wollte er gehen …wenn da nicht …Reid, mit seinem Auto vor der Schule gestanden und auf ihn gewartet hätte.

Als Damien das Schulgebäude verließ und Reid vor sich stehen sah, wurde er puterrot und wäre am Liebsten im Erdboden versunken. Reid in die Augen sehen ….nein ….nie wieder!

Langsam ging Damien auf Reid zu, doch blickte er ihm nicht in die Augen, sondern richtete seinen Blick zu Boden.

„Hallo, mein Schatz.”, grüßte Reid Damien und küsste ihn.

Dann bemerkte er, dass Damien ihn nicht ansehen konnte.

„Was ist denn los, hm? Alles okay mit dir?”

„Ja, alles okay. Ich, ….ich wollte mich nur wegen …also wegen gestern entschuldigen …also weil ich doch …na ja …du weißt schon…”, stotterte Damien, seinen Blick weiter zu Boden gerichtet.

„Damien, du brauchst dich für nichts zu entschuldigen. Du hast nichts getan, was ich nicht wollte, allerdings hatte ich versucht dich abzuwehren, da ich die Situation nicht ausnutzen wollte, dass du angetrunken warst. Aber du hast mich bis aufs Äußerste gereizt und da konnte ich mich leider nicht mehr beherrschen. Tut mir leid, Dam. Aber ich habe dich dann doch verführt, obwohl ich es eigentlich nicht wollte.

Aber du warst ja überhaupt nicht mehr aufzuhalten, so was, wie dich, habe ich noch nie erlebt. Du warst wie ein wildes Tier, das man erst bändigen muss.”, dann küsste er Damien noch einmal und sprach:

„Na komm schon, ich fahr dich heim.”

Damien erwiderte den Kuss von Reid, nickte und stieg in das Auto. Reid setzte sich ebenfalls ins das Auto und fuhr los.

Die ganze Fahrt über sprach Damien nicht ein Wort. Seine Gedanken waren bei dem gestrigen Abend und was passiert war. Damien wusste nur zu gut, was passiert war, denn er hatte keinen sogenannten Filmriss oder Blackout. Er wusste, dass Reid versucht hatte ihn abzuwehren, da er diese Situation nicht ausnutzen wollte.

Aber er – Damien – hatte nicht hören wollen …warum auch immer …nun war es passiert und er stellte sich die Frage: War es das? Waren er und Reid jetzt so richtig zusammen ….waren sie wirklich ein Paar?

Damien fasste sich an den Kopf, schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die Seitenscheibe, des Autos.

Reid hatte Damien nur ganz kurz angesehen und fragte ihn:

„Was ist los, Dam? Alles okay mit dir? Oder geht es dir nicht gut?”

„Mir geht es gut, mach dir keinen Kopf.”, winkte Damien ab und versuchte weiterhin seine Gedanken zu ordnen.

Endlich waren sie angekommen und Damien stieg aus dem Auto, wartete noch auf Reid, holte seinen Schlüssel aus der Hosentasche, schloss die Tür auf und betrat, nach Reid, das Haus.

Nachdem beide Damiens Zimmer betreten hatte, setzte sich Damien auf sein Bett und ließ den Kopf hängen. Reid ging Damien nach, hockte sich vor dem Kleineren hin und versuchte in dessen Augen zu sehen. Schließlich hob er Damiens Kopf ein wenig an und sah ihm in seine wunderschönen braunen Augen.

„Komm schon, Kleiner, rede mit mir, was ist los mit dir …hm? Habe ich dir weh getan?”

Damien standen die Tränen in den Augen, dann erwiderte er:

„Ich hätte auf Randir hören und mir noch Zeit lassen sollen.”, er schluckte und sah Reid an:

„Nein, du kannst nichts dafür, Reid. Das hab ich ganz allein verbockt. Ich hätte mich einfach beherrschen müssen, aber ich konnte es plötzlich nicht mehr. Ich hab ….ich wollte es auf einmal ….ich wollte einfach mein „erstes Mal” erleben und hab mich dafür, mit dem Wein ein wenig betäubt, weil ich echt ne Scheißangst hatte….”, dann lehnte Damien seinen Kopf an Reids Schulter, der sich inzwischen zu dem Anderen auf das Bett gesetzt hatte.

Ein wenig streichelte Reid Damien, dann nahm er ihn sanft an den Schultern, sah ihn an und erklärte:

„Dam, jetzt hör mir mal zu. Das, was gestern passiert ist, ist nichts schlimmes. Du musst es jetzt nur in deinem Kopf zulassen, dass du Männer liebst, und dass du homosexuell bist. Solange wie du dich dagegen zur Wehr setzt, wirst du große Probleme haben. Lass es einfach zu.”

Damien nickte still und sah Reid mit großen Augen an. Dann begann er ein wenig zu lächeln und küsste seinen Liebsten. Natürlich erwiderte Reid nur allzu gern diesen Kuss, der dann immer leidenschaftlicher wurde.

Typisch Streber

In Damien stiegen wieder alle Gefühle auf, die er spüren konnte. Wieder konnte er seine Triebe kaum noch bändigen und er begann Reid zu entkleiden.

Reid hielt seinen Liebling zurück, packte Damien an den Schultern, sah ihm in die Augen und fragte ihn leise aber ernst:

„Kleiner, willst du das wirklich? Ich will dir nicht weh tun und du hast jetzt auch keinen Wein getrunken, denk dran.”

Damien errötete und nickte fast unmerklich, dann machte sich Reid an Damien heran.

Reid küsste seinen Liebsten und flüsterte ihm ins Ohr:

„Du bist so süß, wenn du errötest, weißt du das.”, dann knabberte er an dem Ohr seines Kleinen, der sich jetzt nur noch fallen ließ und die Augen schloss.

Zärtlich verführte Reid Damien, der sich ihm so vollkommen hingab und ihm nun vertraute. Reid liebte seinen „Kleinen“, soviel war sicher.

Nach dieser Zeit der Zärtlichkeit schmiegte sich Damien an Reid an, während der ihn liebevoll streichelte. Eine ganze Weile ging das so weiter, bis Damien wieder zu „Eis” erstarrte, aufstand, duschen ging, sich anzog und sich an seinen Schreibtisch setzte, wo er, ohne noch einmal zu Reid zu sehen, sofort zu lernen begann. Nichts konnte ihn jetzt aufhalten …zumindest normalerweise nicht.

Reid schmunzelte nur in sich hinein …ja, damit musste er jetzt wohl leben, denn er liebte Damien und wenn Damien eben jetzt lernen wollte, dann störte er ihn besser nicht. So stand, nach einem kurzen Augenblick, auch Reid auf, ging duschen, zog sich an und setzte sich neben Damien auf einen anderen Stuhl.

Interessiert sah Reid Damien zu, doch was Damien da lernte, war selbst für Reid zu hoch. Und Reid hatte ebenfalls eine sehr gute Ausbildung genossen, aber was er bei Damien zu sehen bekam, verschlug ihm glatt die Sprache. Dieser „Junge” neben ihm, den er so sehr liebte, war sehr viel schlauer, klüger und gebildeter, als er vermutet hatte. Damien befasste sich mit Philosophie, Politik, allen möglichen Naturwissenschaften und Psychologie, Medizin usw…

Zudem schien Damien die Texte förmlich in sich hineinzuschlingen …aufzusaugen. So was hatte Reid tatsächlich noch nie erlebt.

„Sag mal, Dam, kann ich dir irgendwie helfen?”, fragte Reid ziemlich erstaunt.

Damien drehte sich nicht einmal zu Reid um, doch sprach er mit ihm und lernte dabei weiter:

„Nein danke! Ich hab alles bestens im Griff.”, erklärte Damien kühl.

„Dann lass mich dich doch mal abfragen… wenn ich darf.”, bat Reid grinsend und hoffte ein wenig, dass Damien wenigstens ein kleiner Fehler unterlaufen würde.

„Bitte, gern. Wenn du sonst nichts zu tun hast. Aber du wirst sehen, ich kann alles. Ich kann dir sogar die Textstellen nennen.”

„Na, das will ich aber sehen.”

„Du wirst dich wundern.”, flüsterte Damien.

Dann begann Reid Damien nach allem möglichen abzufragen. Und Damien wusste wirklich alles. Er konnte sämtliche Textstellen und Seitenzahlen so auch Inhalte perfekt und korrekt wiedergeben. Keine Frage blieb unbeantwortet und es gab nichts, was Damien nicht wusste und er machte wirklich keinen einzigen Fehler.

„Sag mal, Kleiner, du bist dir sicher, dass du nicht schon Professor bist? So was, wie dich hab ich noch nie erlebt. Wie machst du das?”

„Ganz einfach, ich lerne und beschäftige mich wenig mit irgendwelchem anderen Unsinn.”

„Du bist wirklich unglaublich, weißt du das?!”

 „Ach, das ist doch nichts besonderes. Das weiß doch jeder.”

Reid sah Damien an und konnte es nicht fassen.

„Dann hast du ja für heute genug gelernt, würde ich sagen.”, sprach Reid scherzend und grinste frech.

„Ist das so?! Seit wann bestimmst du ob ich genug gelernt habe?!”, wurde Damien nun doch recht ruppig.

„Schon gut, Dam. Soll ich dich in Ruhe lassen und nach Hause gehen?!”, fragte Reid traurig.

„Es wird wohl besser so sein, denke ich, denn ich habe noch eine Menge zu tun.”, damit war für Damien das Thema erledigt und er sprach kein einziges Wort mehr.

Reid verließ das Zimmer und begegnete Damiens Vater, der sich mit ihm unterhalten wollte.

Gern willigte Reid ein, denn er wollte auch noch ein paar Sachen über Damien wissen.

Natürlich bekam Damien von alledem nichts mit.

„Setz’ dich doch. Ähm… Ich darf doch du sagen, oder.”, fragte Mr. Hemingway lächelnd.

„Sicher.”, erwiderte Reid freundlich und setzte sich in den Sessel am Kamin.

Mr. Hemingway setzte sich ihm gegenüber, dann unterhielten sich beide.

„Wie kommst du mit Dam zurecht? Ich mein, du bist doch jetzt nicht ganz freiwillig aus Dams Zimmer gekommen, oder.”

 „Nun, mal ist er sehr aufgeschlossen, leidenschaftlich und sehr liebevoll, aber dann, nach kurzer Zeit, wendet er sich und aus ihm strahlt eine Kälte …bei der die Hölle zufrieren würde. Dann ist von Gefühlen kaum noch oder gar nichts mehr zu merken. So wie jetzt auch. Er hat sich plötzlich wieder seinen Aufgaben gewidmet und mich gar nicht mehr beachtet. Es war so, als gäbe es mich gar nicht, auch seine Umwelt scheint er dann ganz und gar zu vergessen.”

„Das habe ich mir fast gedacht. Unser Damien verfällt wieder in alte Gewohnheiten. Er ist lernsüchtig. Er kommt nicht davon los. Wir hatten dieses Problem schon einmal, damals war er erst in der zweiten Klasse und er schuftete ….ohne auch nur an Freizeit oder Spielen zu denken, was für ein „kleines” Kind schon sehr merkwürdig ist. Es machte ihn damals kaputt und wir hatten viel Mühe ihn davon loszubekommen.

Er musste auch damals therapiert werden, weil er zusammengebrochen ist. Er konnte nicht mehr lachen, nicht weinen, er war schlicht und ergreifend fertig mit der Welt. Ich weiß nicht wodurch sein Übereifer ausgelöst worden ist. Ich weiß nur, dass er unbedingt davon wieder loskommen muss. Es ist ja nichts schlechtes daran, dass er lernt und etwas werden will, aber er macht sich wieder kaputt. Reid, du bleibst bitte hier sitzen, ich werde jetzt mit meinem Sohn reden.”, bestimmte Mr. Hemingway, stand auf und ging zu Damien. Reid nickte und blieb sitzen.

Mr. Hemingway klopfte an und betrat anschließend das Zimmer. Wie nicht anders zu erwarten sah er seinen Sohn am Schreibtisch sitzen und pauken. Er schien nicht einmal mitbekommen zu haben, dass jemand das Zimmer betreten hatte.

„Damien?!”, sprach Mr. Hemingway seinen Sohn an und wurde dabei schon etwas lauter.

Erschrocken drehte sich Damien um und sah seinen Vater an.

„Ja, Vater?!”, erwiderte er kühl.

Schnurstracks ging Mr. Hemingway auf Damien zu, packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn leicht.

„Damien! Was soll das werden …hm? Geht das schon wieder los? Willst du wieder zusammenbrechen? Junge, ich will dich nicht verlieren, hörst du.”

„Ich werde mich schon nicht überanstrengen, mach dir keine Gedanken, Vater. Ich weiß was ich tue. Du wirst mich schon nicht verlieren. Und jetzt raus hier, ich hab zu tun…”, sprach Damien eiskalt.

„Nein, ich bleibe jetzt hier und werde dich nicht weiterarbeiten lassen, klar!?”, bestimmte der Vater.

Dann nahm er Damiens Bücher mit sich aus dem Zimmer und schloss diese in einem Schrank, unten in der Diele, ein. Damien schrie seinen Vater an:

„Man, was hast du eigentlich für ein Problem, du Spast?! Das sind meine Bücher und du kannst sie mir nicht einfach so wegnehmen. Bitte, Vater, lass mir meine Bücher ….bitte!”, bettelte Damien nun.

Mr. Hemingway redete jetzt nicht mehr mit Damien, sondern tat seine Arbeit, bei der er auch von Damiens Mutter unterstützt wurde. Nachdem sie mit ihrer „Arbeit“ fertig waren, nahm der Vater den Schlüssel an sich, während Damien sich wutentbrannt in seinem Zimmer einschloss und den PC startete. Es herrschte Ruhe in Damiens Zimmer, denn Damien chattete und las sich nebenbei die politischen Seiten und etliches anderes durch. Er hatte jetzt zwar keine Bücher mehr, aber er hatte seinen PC und das Internet.

So konnte er in aller Ruhe weiter lernen und nebenbei chatten. Wie naiv und dämlich manche Erwachsene doch waren…

Als er damit fertig war, zog er sich um, und verließ sein Zimmer, über das Fenster. So wie er es immer tat, wenn er sich mal mit seinen Eltern gezofft hatte.

Leise schlich er um das Haus herum und sah in das Wohnzimmerfenster, wo er seine Eltern sitzen sah, die sich mit Reid zu unterhalten schienen.

//Ach, daher weht der Wind.//, dachte sich Damien und verließ das Grundstück, nachdem er sein Fahrrad aus der Garage geholt hatte.

Diesmal machte er aber nicht noch einmal den selben Fehler und fuhr deshalb auch nicht wieder zu dem Reiterhof. Das war ihm eine Lehre gewesen. Er hatte gelernt.

Stundenlang fuhr Damien mit seinem Fahrrad umher …rastlos …ohne Ziel…

Randir

Derweil hatten die Hemingways und Reid ihr Gespräch beendet und Mr. Hemingway ging noch einmal nach oben, zu Damiens Zimmer, er klopfte an, doch bekam er keine Antwort. Auch war das Zimmer von innen verschlossen. Da konnte doch etwas nicht stimmen.

Mr. Hemingway holte den Ersatzschlüssel und nach einigen Mühen hatte er es geschafft die Tür aufzuschließen. Als er jedoch das Zimmer betrat, fand er das Zimmer leer vor. Nur das offene Fenster verriet ihm, dass Damien wieder einmal geflohen war.

Aus dem Fenster sehend, konnte er Damien aber nirgends mehr entdecken. Er war weg.

So ging Mr. Hemingway wieder hinunter ins Wohnzimmer und sprach:

„Damien ist wieder geflohen, doch diesmal glaube ich nicht, dass er wieder zum Reiterhof gefahren ist. Dazu ist er zu schlau. Er hat aus dem letzten Mal sicher gelernt und jetzt ist er endgültig weg …nicht mal einen Brief hat er hinterlassen.”

Reid sprang sogleich auf und wollte Damien folgen, doch Mr. Hemingway hielt ihn zurück.

„Reid, bleib da. Das bringt nichts, du wirst ihn nicht finden. Denn er wird sich nirgends mehr aufhalten, wo wir ihn vermuten. Er ist einfach zu schlau.”

„Aber …ich liebe ihn doch, warum ist er davongelaufen?”, fragte Reid betrübt.

„Reid, ich kann dir nicht sagen, was mit Damien los ist. Ich weiß es einfach nicht. Er war ja immer schon sehr gefühlskalt …hat nie viel gelacht, aber so wie er sich neuerdings benimmt …das kenne ich von ihm nicht.”, versuchte Mr. Hemingway Reid ein wenig zu beruhigen. Reid ging irgendwann nach Hause, legte sich in sein Bett und schlief sogleich ein….

Damien hatte derweil seinen Kumpel Randir angerufen und ihn um einen Gefallen gebeten. Selbstverständlich gewährte Randir ihm diesen Wunsch und machte sich sogleich auf, um Damien zu treffen. Denn er wollte ihn nicht noch einmal enttäuschen.

Irgendwo, in einer kleinen Waldhütte, trafen sich die beiden und Randir hatte Damien seinen Laptop und ein paar Bücher mitgebracht. Auch etwas zu Essen und zu Trinken hatte er eingepackt.

„Man, danke Alter, du bist echt meine letzte Rettung. Was würde ich nur ohne dich tun. Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann. Danke.”, bedankte sich Damien bei Randir.

„Schon, okay, Alter, ich schulde dir eh noch was …schon wegen dem Date… Außerdem sind wir doch Freunde.”, erwiderte Randir lächelnd.

„Okay, du kannst ja wieder nach Hause gehen, wenn du willst, oder bleib hier, wie du magst. Aber bitte, wenn du gehst, sag niemandem wo ich bin.”, bat Damien.

„Weißt du was, Dam, ich bleib heut bei dir, wenn du nichts dagegen hast, dann können wir noch eine Runde reden, wenn du magst.”, entschied Randir.

„Hey, klasse Idee!”, freute sich Damien.

Beide tranken das Bier, das Randir mitgebracht hatte und quatschten lange miteinander. So erzählte Damien seinem Freund wie sein „erstes Mal” mit Reid abgelaufen war und was er dabei empfand.

„Man, du hast echt Mut. Ich bewundere dich, Dam.”

„Soll ich dir auch mal zeigen wie es ist…”, fragte Damien Randir und sah ihn lüstern an.

Damien war schon wieder heiß und er wollte jetzt seinen besten Freund klarmachen.

Randir schreckte zurück.

„Dam, was soll das? Ich …wir sind doch Freunde …Kumpels …und wir können doch nicht …außerdem bist du doch mit Reid zusammen …meinst du nicht, dass das unfair wäre?!”, wehrte Randir seinen Freund ab.

„Komm schon Randy ….nur einmal…”, bat Damien, rückte noch etwas näher an Randir heran und begann ihn zu küssen, während seine Hand Randirs Körper streichelte.

Randir wusste nicht wie ihm geschah und doch packte auch ihn die Lust und er wurde ziemlich erregt.

Damien war derweil längst nackt und auch Randirs Bekleidung war irgendwann Geschichte. Langsam wanderte Damien mit seiner Zunge an Randirs Körper entlang, erreichte dessen Männlichkeit und begann Randir zu verwöhnen, der nur noch laut aufstöhnte, als er sich nach einer Weile ergoss.

Anschließend verwöhnte auch Randir seinen Freund, der sich wieder einmal wie ein wildes Tier benahm und nicht genug bekam. Nachdem auch Damien den Gipfel der Lust erreicht hatte, war er noch immer nicht „satt”, denn seine Männlichkeit war noch immer sehr erregt. Deshalb erregte er auch Randir noch einmal, der sich ebenfalls nicht mehr unter Kontrolle hatte, dehnte dessen Eingang und bereitete ihn vor. Nachdem er seine Männlichkeit mit etwas Speichel befeuchtet hatte, drang er vorsichtig in Randir ein …diese Enge …diese Enge machte Damien noch wilder, als er ohnehin schon war und er brachte sich und Randir Stoß um Stoß zum Höhepunkt.

Anschließend lagen sich beide in den Armen und kuschelten noch sehr lange miteinander, bis sie engumschlungen einschliefen….

Reid war schweißgebadet erwacht, denn er hatte einen schrecklichen Traum. Er stand auf, ging in die Küche und nahm sich dort etwas zu trinken. Mit der Flasche Mineralwasser und einem Glas in der Hand, ging er ins Wohnzimmer, stellte die Flasche und das Glas auf den Tisch, setzte sich anschließend auf das Sofa und lehnte sich an. Als er die Augen schloss, sah er vor seinem geistigen Auge Damien und schreckte hoch.

Reid machte sich ernsthaft Sorgen um seinen Liebsten. Er wusste zwar, dass Damien einen Kumpel mit Namen Randir hatte, mit dem er ja eigentlich damals verabredet war, doch leider wusste Reid nicht wo Randir wohnte. Beinahe wollte er schon aufgeben, da fiel ihm ein, dass er ja noch Randirs Handynummer und auch die Festnetznummer von Zuhause hatte.

Also nahm er den Hörer zur Hand, drückte eine Taste und führte den Hörer zum Ohr.

Es läutete einmal, zweimal, dreimal …dann nahm jemand ab und eine weibliche Stimme meldete sich fragend:

„Ja bitte?!”

„Mrs. Grey, bitte entschuldigen sie die Störung, aber dürfte ich bitte mit Randir sprechen?”, fragte Reid höflich.

„Ja, sicher, aber wer sind sie denn, wenn ich fragen darf?”

„Verzeihen sie mir meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Reid und ich bin ein Freund von Randir.”, erwiderte Reid freundlich.

„Moment bitte, ich hole ihnen Randir ans Telefon.”

„Vielen Dank.”

Eine Weile herrschte Ruhe am Telefon, dann, ein paar Minuten später, kam Mrs. Grey zurück und sprach:

”Es tut mir leid Reid, aber Randir ist nicht zu Hause. Ich verstehe das gar nicht. Er ist doch noch nie so lange weggeblieben…”

„Mr. Grey, wissen sie wo sich Randir derzeit aufhalten könnte?”, fragte Reid weiter.

Mrs. Grey überlegte eine Weile, dann erwiderte sie:

„Es tut mir leid, ich weiß es nicht. Obwohl …Moment mal …da fällt mir ein, dass wir noch eine kleine Waldhütte haben. Aber sagen sie mal: Warum wollen sie Randir so unbedingt sprechen? Hat er was angestellt?”

„Keine Sorge Mrs. Grey Randir hat nichts getan. Ich wollte ihn nur fragen, ob er vielleicht weiß, wo sich Damien aufhält. Denn Damien ist auch weg.”

„Ach, na dann, hängen die beiden sicher mal wieder zusammen. So wie immer. Die beiden sind von je her unzertrennlich.”

„Ja, das weiß ich. Aber sagen sie bitte: Wo halten sich die beiden denn normalerweise auf?”

„In der Waldhütte. Da bin ich mir ganz sicher.”, erklärte Mrs. Grey.

„Würden sie mir dann bitte den Weg dorthin zeigen?”

„Natürlich gern.”

„Ich komme sie gleich mit dem Auto abholen, okay.”

„Gerne. Ich gebe ihnen noch meine Adresse.”

Mrs. Grey gab Reid noch ihre Adresse, dann legten beide auf. Reid kleidete sich an und eilte aus dem Haus. Auch Mrs. Grey machte sich fertig und verließ ebenfalls das Haus. Draußen wartete sie auf Reid, der auch schon, mit quietschenden Bremsen vor dem Haus stoppte.

Mrs. Grey stieg in das Auto ein, Reid gab Gas und fuhr mit ihr davon, während Mrs. Grey ihm den Weg, zur Waldhütte, wies.

Nach einer Stunde erreichten die beiden die Waldhütte…

Randir erwachte, weil ihn ein Lichtstrahl, durch das Fenster, traf und ihn blendete. Schnell weckte er Damien, was nicht gerade einfach war, aber doch gelang.

„Dam, schnell wach auf, ich glaub es kommt jemand.”

Damien erwachte diesmal relativ schnell, packte seine Sachen zusammen und verschwand im Keller des Hauses. Den Keller kannten nur Damien und Randir, nicht einmal Randirs Eltern kannten den Keller. Diesen hatten Randir und Damien damals allein, mit viel Mühe, ausgebaut.

Kaum war Damien verschwunden öffnete sich auch schon die Tür der Hütte.

„Randir!”, rief Mrs. Grey.

„Mum!”, staunte Randir, als er seine Mutter in der Tür stehen sah.

Dann sah Randir auch schon einen großen blonden Typen neben seiner Mutter stehen ….das musste Reid sein!

Nun bereute Randir, dass er das Date mit Reid hatte platzen lassen und er beneidete Damien um diesen Kerl.

//Wow!//, dachte Randir noch, als Reid ihn fragte:

„Randir, wo ist Damien?”

Randirs Gesicht lief puterrot an und er log munter drauf los:

„Keine Ahnung, ich habe ihn nicht gesehen.”

„Du lügst doch!”, rief Reid, langsam sauer werdend.

„Mum, bitte hilf mir, ich weiß es wirklich nicht.”, bettelte Randir nun seine Mutter an und sah zu ihr.

Doch auch sie fragte ihn:

„Randy, sag bitte die Wahrheit. Wo ist Damien?”

Randir stand nur da, zuckte mit den Schultern und sagte nichts mehr. Er verriet seinen Kumpel nicht. Zumal er sich jetzt auch noch in ihn verliebt hatte, nachdem Damien ihn am Abend verführt hatte. Reid sah zwar auch zum Verlieben aus, aber Damien hatte etwas reizvolles an sich und Randir konnte Reid nur zu gut verstehen, warum der hinter seinem Kumpel her war, wie der Teufel hinter der Seele. Randir fand Damien einfach sehr viel betörender und wurde, allein bei dem Gedanken heiß …sehr heiß, und er ….schluckte….

Reid lief derweil in der Hütte herum und sprach dann:

„Damien war hier, richtig?! Randir, bitte sag mir wo Damien ist.”, bat Reid noch einmal, eindringlich.

Dann verplapperte sich Randir beinahe:

„Nein ich verrate dir nicht wo er ist, da kannst du warten bis du schwarz wirst. Basta!”

„Aha, Damien war also tatsächlich hier, warum sagst du mir dann nicht wo er sich jetzt aufhält …hm?”

„Weil, ….weil ….ich sein Kumpel bin und ihn nicht verraten werde.”, erwiderte Randir stur und schwieg wieder.

„Randy, mein Schatz,”, mischte sich nun auch seine Mutter ein: „sag doch bitte, wo Damien ist.”

„NEIN!”, stellte sich Randir weiterhin stur, denn noch einmal würde er sich nun nicht verplappern.

Reid grinste, denn er war etwas schlauer als Randir und Damien zusammen und hatte sich eine List erdacht.

„Na los, kommt, wir fahren nach Hause, das hat ja hier eh keinen Sinn.”, bot Reid, laut sprechend, an.

Mrs. Grey nickte zustimmend, denn auch sie hatte keine Ahnung, was Reid vor hatte. So verließen die Drei die Hütte, nachdem Randir alles zusammengepackt hatte. Randir verließ als letzter die Hütte und gab Damien ein Zeichen. Dann war er auch schon verschwunden.

Als Damien das Zeichen vernommen hatte kehrte er aus dem Keller in die Hütte zurück. Aber, weder Randir noch Damien rechneten mit Reids List.

Als nämlich Randir, seine Mutter und Reid zum Auto liefen, blieb Reid plötzlich stehen, drehte sich um und sprach:

„Ach, verdammt, jetzt habe ich doch glatt meine Autoschlüssel in der Hütte liegen lassen. Ich werde sie schnell holen gehen.”

„Ähm …das kann ich doch tun.”, bot Randir schnell an.

„Okay, ich glaub die liegen auf dem Tisch.”

Randir nickte und lief los. Doch bemerkte er nicht, dass er verfolgt wurde….

Damien

Nachdem Randir die Tür geöffnet hatte und Damien im Raum stehen sah, schlug sein Herz, vor Freude, schneller und er sah Damien verliebt an. Doch dann gab er ihm, mit seinen Augen ein Zeichen, wegen Reid. Allerdings war es da schon etwas zu spät, denn Reid tauchte direkt hinter Randir auf, schob ihn leicht beiseite und grinste:

„Hallo Dam, ich wusste doch, dass ich dich hier finden würde.”

Damien und Randir standen in dem Raum nebeneinander. Damien sah Randir böse an, während dieser seinen Blick zu Boden richtete und rot anlief.

„Na klasse, danke Randir, für deine Hilfe!”, maulte Damien und boxte seinem Freund wütend in die Seite.

„Aua!”, beschwerte sich Randir und hielt sich die linke Hand an die linke Seite.

„Damien!”, rief Reid und ging auf den Anderen zu.

Er packte ihn an den Schultern und sah ihm direkt in die Augen:

„Damien, dein Freund Randir kann nichts dafür. Ich habe ihn überlistet, das wusste er nicht! Hörst du?!”

„Mir doch egal, man. Lass mich einfach in Ruhe, ey.”, motzte Damien rum, verschränkte seine Arme und drehte sich von Reid weg.

Reid seinerseits, drehte Damien wieder zu sich und sah ihn an:

„Kannst du mir mal bitte sagen, was mit dir los ist?! Verdammt, ich liebe dich! Hast du das schon vergessen?!”

„Das ist mir aber so was von egal. Außerdem habe ich dich eh betrogen, indem ich mir Randir genommen habe!”, wurde Damien nun gemein und ziemlich aggressiv.

Reid sah Damien in die Augen und wusste, dass er nicht gelogen hatte. Am liebsten hätte Reid Damien jetzt eine gescheuert oder wäre in Tränen ausgebrochen. Doch er nahm sich zusammen, ließ Damien los, entfernte sich von ihm und sprach ruhig:

„Okay, dann wünsche ich euch beiden noch viel Glück. Ach, …ähm …Randir? Liebst du Damien? Liebst du ihn so, wie ich ihn liebe? Aber mir soll es egal sein. Macht was ihr wollt. Und Damien, du weißt aber schon, dass du dich auch weiterhin um Leviathan kümmern musst, da ich ihn ansonsten töten lassen werde.”, damit drehte sich Reid um und verließ die Waldhütte.

Draußen angekommen setzte er sich in sein Auto, ließ auch Mrs. Grey einsteigen und fuhr davon. Unterwegs erklärte er ihr, was vorgefallen war und sie verstand seine Vorgehensweise…

Damien und Randir standen noch immer mitten im Raum. Minutenlang sahen sich beide nur an, erröteten und sprachen vorerst kein Wort. Dann setzten sich beide gleichzeitig, und als hätten sie sich abgesprochen, gemeinsam auf das Bett und sahen sich weiterhin schweigend an. Schließlich brach Randir sein Schweigen. Er sprach ruhig und versuchte dabei so gelassen, wie möglich zu bleiben:

„Dam, ich glaube, so macht das alles keinen Sinn. Ja, ich habe mich seit gestern Abend in dich total verknallt, aber das ist jetzt auch egal. Ich komme damit schon klar. Dam, Reid liebt dich abgöttisch und er würde alles für dich tun, das konnte ich in seinen Augen sehen. Bitte, geh zu ihm und sag ihm, dass auch du ihn liebst …zeig es ihm. Was aus mir wird ist egal, ich finde auch jemand anderen.”

„Randy, du …du liebst mich? Das wusste ich ja gar nicht.”, damit nahm Damien seinen Freund in die Arme und drückte ihn liebevoll an sich.

„Bitte, verzeih mir, dass ich dich verführt habe. Das hätte ich nicht tun dürfen. Es tut mir leid.”, flüsterte Damien und streichelte Randir sanft über den Rücken.

Randir lehnte sich an Damiens Schulter an, schloss die Augen und genoss dessen Zärtlichkeiten. Lange saßen beide noch so da, dann sahen sich beide an und lächelten verlegen.

„Weißt du was, Randy!? Wir beide bleiben immer Freunde und ich schwöre dir, dass ich immer für dich da sein werde, egal was auch passiert.”, schwor Damien und Randir tat es ihm gleich.

Es war schon früh am Morgen, als sich Randir von Damien verabschiedete.

„Und denk an Reid, sprich dich bitte mit ihm aus, ja. Oder denk zumindest mal drüber nach, okay.”, bat Randir und zwinkerte Damien zu.

„Klar, mach ich, ich denk drüber nach, versprochen.”, willigte Damien ein.

„Ach, ja und denk bitte auch an dein Pferd, Dam. Reid wird es sonst töten. Bitte, kümmere dich um Leviathan.”, das war das letzte was Randir noch zu Damien sagte, dann verschwand er durch die Tür, nahm sich sein Fahrrad und fuhr nach Hause.

Randir war schon fast Zuhause, als er Reid begegnete, vom Fahrrad abstieg und sich Reid in den Weg stellte.

„Hallo Randir, konntet ihr euch endlich voneinander lösen?”, wurde Reid ironisch und warf Randir böse Blicke zu.

„Du brauchst mich nicht so böse anzusehen und deine Ironie kannst du dir auch schenken, Reid. Ja, ich habe mich in Damien, verliebt, aber ich liebe ihn sicher nicht so sehr wie du und ich habe mit ihm gesprochen und ihm meine Meinung gesagt. Er hat versprochen darüber nachzudenken. Denn auch wenn ich ihn liebe, so weiß ich doch, dass er dich liebt. Aber aus mir unerfindlichen Gründen kann er es dir leider nicht zeigen. Vertragt euch doch wieder, ich würde mich sehr freuen. Ciao Reid.”, Randir verabschiedete sich und ging weiter seines Weges.

Reid stand auf der Straße, wie angewurzelt. Randir hatte absolut recht, auch wenn es ihn immer noch ärgerte, dass Damien ihn betrogen hatte. Solche Worte hatte er von Randir nicht erwartet.

Jedoch wollte Reid jetzt nicht wieder zu Damien zurückfahren. Er wollte ihm einfach etwas Zeit lassen. Natürlich hatte Reid es nicht so gemeint, als er drohte, Damiens Pferd töten zu lassen. Im Gegenteil, er würde sich weiter um Leviathan kümmern, auch wenn er hoffte, dass Damien etwas Verantwortungsbewusstsein hätte.

Derweil überlegte Damien hin und her. Er konnte sich einfach nicht entscheiden. Nur eines wusste er genau, dass er sich schnellstens um Leviathan kümmern musste. Also packte er alles zusammen, verließ die Hütte, schwang sich auf sein Fahrrad und fuhr, auf dem schnellsten Wege, zum Reiterhof.

Dort angekommen lehnte er sein Fahrrad an den Stall und ging in den Stall hinein. Er lenkte seine Schritte sogleich zur Box von Leviathan. Das Tier schien sich echt zu freuen, seinen Freund zu sehen. Damien gab dem Pferd ein paar Stückchen Würfelzucker, führte es aus der Box und brachte ihn auf die Koppel.

Anschließend säuberte er die Box, brachte frisches Stroh und Heu hinein, auch frisches Futter und Wasser fehlten nicht. Damien war mit seiner Arbeit fertig und ging wieder zu seinem Pferd, führte es aus der Koppel heraus, sattelte es und ritt mit ihm aus. Auf einem schönen Fleckchen Wiese, stieg er ab und setzte sich auf den Rasen.

Er streichelte das Pferd am Kopf und sprach zu ihm:

„Ach Levi, ich bin völlig verwirrt. Randir gesteht mir seine Liebe, aber auch Reid scheint mich sehr zu lieben. Was soll ich bloß tun? Sicher, ich müsste auf mein Herz hören und was es mir sagt. Aber weißt du, Randir ist schon seit je her mein bester Freund …mein Kumpel …von klein auf. Nun habe ich ihn gestern Abend verführt und es Reid, in Wut, auch noch gesagt und ihm damit wahrscheinlich sehr weh getan. Es tut mir so leid.

Was habe ich den beiden nur angetan? Reid habe ich schwer enttäuscht und meinen Randy habe ich unglücklich gemacht. Weißt du was, Levi, ich glaube es ist besser, wenn ich für immer diese Welt verlasse. Dann kann ich wenigstens niemandem mehr wehtun oder derart verletzen. Ach Levi, es tut mir so schrecklich leid für die Beiden. Könnte ich doch alles wieder rückgängig machen. Ich würde es sofort tun, bitte glaub mir….”, weiter kam Damien nicht, denn er wurde, von einer ihm bekannten Stimme, unterbrochen.

„Du brauchst nichts rückgängig zu machen, mein Schatz. Ich liebe dich und verzeihe dir deinen Fehltritt.”, sprach Reid und setzte sich neben Damien auf den Rasen.

Damien brach bei Reids Worten in Tränen aus und legte sich bäuchlings auf den Rasen.

Währenddessen streichelte Reid ihn:

„Schon gut, Kleiner. Wein’ dich ruhig aus, aber ich bitte dich, dass du dir nichts antust. Ich liebe dich und ich will dich nicht verlieren. Hörst du?!”

Damien schluchzte und konnte sich nicht beruhigen. Sanft nahm Reid Damien in die Arme und wiegte ihn, wie man es mit einem kleinen Kind tun würde. Minutenlang saßen sie so da und Reid versuchte Damien zu beruhigen:

„Schhh …ist ja gut. Ich verzeihe dir doch und ich liebe dich. Du bist mein Leben …mein ein und alles.”

Endlich hatte sich Damien beruhigt und schmiegte sich nun an Reid an, der ihn weiter streichelte. Dann sah er ihn an und Reid lächelte ihm zu.

„Na, Kleiner, alles wieder okay, mit dir …hm?”

Damien nickte und schloss verschämt die Augen.

„Sieh mich doch bitte an, mein Schöner.”, bat Reid und strich sanft über Damiens Gesicht.

Daraufhin öffnete Damien die Augen und sah Reid, mit seinen wunderschönen braunen Augen an.

Reid konnte nicht anders und küsste seinen Liebsten innig.

Nach einer Weile standen beide auf, Damien nahm Leviathan an den Zügeln, auch Reid nahm sein Pferd an den Zügeln und beide liefen zurück zum Hof. Anschließend stellten beide ihre Pferde wieder in die Box, dann überlegten sie, was sie heute tun konnten.

Reid fragte Damien schließlich:

„Was hältst du davon, wenn wir heute auf dem Hof bleiben und erst morgen zurückfahren?”

„Okay, so machen wir das.”, willigte Damien ein und freute sich, dass alles gut ausgegangen war.

Und er war jetzt schon ganz heiß auf Reid. Beide fuhren jedoch vorerst schnell was einkaufen….

Nachdem beide wieder auf dem Hof angekommen waren und das Haus betreten hatten, packten sie alles aus und Reid machte sich daran ein richtig leckeres Essen zuzubereiten.

Währenddessen versuchte Damien an der PlayStation zu zocken, an der er sich allerdings nicht wirklich auskannte. Denn so was hatte er noch nie gespielt und einen Controller hatte er auch noch nie in den Händen gehabt. Doch er war sehr geduldig und begriff das Spiel, Legacy of Kain – Blood Omen 2, irgendwann.

Das erste Mal, dass er nicht an seine Bücher und ans Lernen dachte. Ab und zu sah Reid nach Damien und musste schmunzeln. Da saß sein Liebster und spielte. Das war wahrscheinlich etwas, was ihm all die Zeit gefehlt hatte, das er jedoch nie tun konnte, da er immer nur mit dem Lernen beschäftigt war. Er schien richtig in dem Spiel aufzugehen. Reid hatte das Gefühl, dass Damien ein neues Hobby gefunden hatte.

Das Essen war fertig und Reid rief Damien zu sich in die Küche, wo er das Essen auftrug und beide es verzehrten. Von Damiens anfänglichem Widerstand war nichts mehr zu spüren. Er schien sich mit seiner Homosexualität und der Liebe zu Reid abgefunden …ja angefreundet zu haben.

Auch begann Damien viel öfter zu lächeln oder zumindest ein freundliches Gesicht zu machen. Aber auch seine Augen strahlten nun sehr viel Wärme aus und die Kälte schien sein Herz weitgehend verlassen zu haben.

Beide hatten zuende gespeist und spülten noch schnell das Geschirr ab. Anschließend begaben sich beide ins Wohnzimmer, wo Reid ein anderes Game in die PlayStation einlegte und beide zu zockten begannen. Bis tief in die Nacht hinein amüsierten sich die beiden, mit dem Game. Irgendwann, mitten in der Nacht, beendeten sie das Spiel und gingen zu Bett.

Das heißt, sie machten sich langsam bettfein, um dann im Schlafzimmer zu landen, und dort ihr Liebesspiel zu beginnen. In dieser Nacht verführten und liebten sich beide voller Zärtlichkeit und Hingabe und bekamen einfach nicht genug voneinander.

Irgendwann schliefen beide ein und jeder von ihnen träumte seinen ganz eigenen Traum….

Zwillinge

Die Zeit verging wie im Flug und Damien hatte sich tatsächlich geoutet und sich zu seiner Liebe, die er für Reid empfand, bekannt. Aber er vergaß trotz allem das Lernen nicht und hatte schon bald sein Abitur in der Tasche.

Wie nicht anders zu erwarten, hatte Damien sein Abitur mit sehr gut und etlichen Auszeichnungen bestanden. Nach den Sommerferien schrieb er sich an der Universität ein und begann nun Jura zu studieren.

Reid half ihm wo er nur konnte, denn das Studium war nicht grad einfach und Damien hatte, trotz seiner sehr hohen Intelligenz, schon arg zu kämpfen. Das ging teilweise sogar soweit, dass er manchmal alles hinwerfen wollte und sogar ab und zu ausrastete. Nur Reid war dann noch in der Lage ihn zu beruhigen.

„Jetzt beruhige dich, du schaffst das schon. Ich helfe dir doch.”, versuchte Reid ihn zu beruhigen.

„Ach Mist, ich schaff das eh nicht, also kann ich es auch gleich lassen!”, brüllte Damien mal wieder herum.

„Damien, jetzt hör mir mal zu, du kleiner Sturkopf! Du wirst das Studium fortsetzen und du wirst nicht aufgeben! Ist das klar!? Du hast es dir ausgesucht und du wirst es auch zu Ende bringen.”, bestimmte Reid und sah Damien fest in die Augen.

„Man ey, ich hab aber keinen Bock auf diesen Scheiß! Ich kapier das einfach nicht ….diese schrecklichen Gesetzestexte, das kann sich doch keiner merken!“

„Ach nein, das kann sich keiner merken…?! Ich kenne da jemanden der sich schon sehr zeitig mit solchen Texten beschäftigt hat und sich alles mögliche merken konnte.”, erwiderte Reid grinsend.

Damien antwortete nicht mehr, sondern saß schmollend auf seinem Stuhl, die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf gesenkt und schwieg. Natürlich wusste er, dass Reid recht hatte und er es schaffen konnte, wenn er nur wollte und nicht gleich von vorn herein aufgab.

Reid merkte, dass Damien viel zu angespannt war um jetzt noch weiter zu lernen. Deshalb nahm Reid seinen Liebsten in die Arme und drückte ihn liebevoll an sich.

„Schon gut, Kleiner, lass es erst mal gut sein. Das bringt doch jetzt nichts. Magst du vielleicht etwas unternehmen …hm?”, fragte Reid flüsternd.

Damien nickte und lehnte sich an Reid an. Reid strich sacht über Damiens Rücken und beide saßen eine ganze Weile so da.

Irgendwann standen beide auf, und verließen das Haus von Reid. Reid holte sein Auto aus der Garage und beide fuhren zum Hof. Damien hatte ohnehin schon Sehnsucht nach Leviathan, den er jetzt schon, seit langem, nicht gesehen hatte. Auf dem Hof angekommen, verließ Damien schnellstens das Auto und rannte zum Stall und zur Box von Leviathan.

Das Pferd freute sich sehr, als es Damien wieder sah. Damien holte etwas Würfelzucker aus seiner Tasche und fütterte das Tier damit.

Dann öffnete er den Stall und führte Leviathan hinaus.

Draußen sattelte er Leviathan, stieg auf und wartete auf Reid, der auch bald soweit war.

Beide ritten eine sehr lange Strecke und stoppten erst, als ihnen schon der Hintern, vom langem Sitzen, weh tat. Nachdem beide von ihren Pferden abgestiegen waren, legten sie sich in den Rasen und sahen in den Himmel, während die Pferde das Gras rings herum fraßen.

Natürlich konnten sie die Finger nicht voneinander lassen und verführten sich gegenseitig….

Randir hatte inzwischen seine Lehre beendet und auch seine Gesellenprüfung bestanden. Er wurde, wegen seiner guten Arbeit, von dem Ausbildungsbetrieb übernommen und hatte jetzt ein geregeltes Einkommen. In seiner Freizeit war er noch immer im Internet unterwegs und hatte so einige Kontakte. Unter anderen gab es da auch jemanden der auf den Nickname Izumi hörte.

Dass derjenige Männlich war, hatte Randir bereits herausbekommen. Beide standen kurz vor ihrem ersten Treffen und Randir dachte immer noch an Damien. Damien war noch immer seine große Liebe, doch konnte er ihn leider nicht mehr bekommen, denn seit dem „Ausrutscher” damals war nie wieder etwas zwischen den beiden passiert. Sie trafen sich zwar ab und zu, doch war nie wieder das Wort Liebe zwischen ihnen gefallen.

Randir und „Izumi” vereinbarten ein Treffen und Randir war jetzt doch schon ziemlich aufgeregt. Am liebsten hätte er Damien wieder gefragt, ob er ihn vielleicht begleiten würde, aber das getraute er sich nun nicht mehr, da Damien vergeben und sehr glücklich war. Zudem wollte er sich nun nicht schon wieder ein Date durch die Lappen gehen lassen, da ja scheinbar jeder auf Damien abfuhr. Ja, klar, Damien hatte etwas an sich, das selbst Randir in den Bann gezogen hatte. Aber das war ja nun Geschichte…

Der Tag des Treffens war gekommen und Randir brauchte jetzt unbedingt jemanden, mit dem er wenigstens reden konnte. So suchte er Damien auf und hoffte, dass er ihm zuhören würde und ihm einen Rat geben konnte.

* ~ *

Damien wohnte, seit seinem 18. Lebensjahr, bei Reid. Natürlich wusste Randir das und er bereute immer noch, dass er Damien damals zu dem Date mit Reid, ohne dort aufzutauchen, geschickt hatte. Ansonsten wäre er vielleicht heute an Damiens Stelle …oder doch an Reids Stelle…? Am liebsten hätte er beide gehabt, was natürlich unmöglich war.

* ~ *

Randir machte sich also auf den Weg zu Damien und Reid. Er betätigte die Türklingel …einmal, zweimal, dreimal, doch niemand öffnete. Die beiden schienen nicht Zuhause zu sein. So musste Randir wieder nach Hause gehen und sein Date ohne irgendwelche Ratschläge, seitens seines Kumpels, hinter sich bringen.

Der Abend kam näher und Randir musste sich nun langsam fertig machen, da er das Date sonst verpassen würde.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen machte sich Randir fertig und verließ dann das Haus.

Er lief und lief und je näher er dem Treffpunkt kam umso nervöser wurde er. Da stand schon jemand …ob es sein Date war …konnte er, in der Dunkelheit, nicht richtig erkennen.

Schließlich stand er vor dieser Person, die sich als „Izumi” oder auch Fabian vorstellte.

„Schön dich kennen zu lernen, Fabian, ich bin Randir.”, sprach Randir, nachdem sich beide begrüßt hatten.

Da stand Randir nun vor seinem Date und verliebte sich sofort in Fabian. Denn er glich seinem Kumpel Damien bis ins kleinste Detail. Er hatte ebenfalls lange schwarze Haare, braune Augen und die Gesichtszüge …nein, das konnte doch nicht wahr sein…!!!

Zuerst getraute sich Randir nicht, Fabian auf sein Aussehen anzusprechen. Doch als sie schließlich in einem Restaurant saßen, und zu essen begannen, fasste sich Randir ein Herz und fragte Fabian:

„Sag mal, Fabian, darf ich dich mal etwas fragen?”

„Natürlich gern.”, erwiderte Fabian, lächelnd.

„Hast du einen Bruder …vielleicht sogar einen Zwillingsbruder?”

„Weshalb fragst du das?”

„Nun ja, weißt du, ich habe einen Kumpel, mit dem ich schon seit unserer Kindheit befreundet bin, der sieht haargenau so aus wie du. Ihr habt dieselben langen schwarzen Haare, dieselben braunen Augen und …ich fasse es nicht …ihr habt sogar dieselbe Stimme.”, erklärte Randir leicht errötend.

„Na ja, ich muss zugeben, dass ich nichts von einem Bruder oder gar Zwillingsbruder weiß. Was ich allerdings weiß ist, dass ich von meinen Eltern adoptiert worden bin. Es könnte also durchaus sein, dass dein Freund mein Bruder ist, was ich aber für ausgeschlossen halte.”, entgegnete Fabian.

„Wenn ich dich einladen würde mit mir zu kommen und dir meinen Freund nur einmal anzusehen, würdest du das tun? Ich denke, du würdest mir dann glauben.”

„Wenn wir hier fertig sind komme ich gern mit dir, Randir. Warum auch nicht.”, willigte Fabian ein.

Randir lächelte Fabian an und Fabian grinste einfach nur zurück.

Nachdem beide mit ihrem Essen fertig waren und sich noch etwas unterhalten und auch noch etwas getrunken hatten, bezahlte Fabian und beide verließen das Restaurant.

Gemeinsam liefen sie zum Haus von Reid,

Randir betätigte die Türklingel….

Damien und Reid waren irgendwann zum Hof zurückgeritten, hatten die Pferde versorgt und waren wieder nach Hause gefahren. Sie wollten es sich gerade gemütlich machen, Reid hatte etwas zu Essen zubereitet und es auf den Tisch gestellt, als es plötzlich an der Tür läutete.

„Ich geh schon und öffne die Tür.”, sprach Damien und lief aus dem Zimmer, auf den Flur.

Als er jedoch die Tür öffnete blieb er, wie erstarrt, stehen…

Erst als Reid ebenfalls an die Tür kam und das genaue Abbild von Damien vor der Tür stehen sah, brach Damien ohnmächtig zusammen.

„Damien!”, rief Reid und hob seinen Liebsten vom Boden auf.

Er brachte ihn ins Wohnzimmer und lud auch Randir und dessen Begleitung zu sich ein. Das musste schließlich geklärt werden und es würde ziemlich schwer für Damien werden. Da Damien sich ohnehin gegen beinahe alles sperrte.

Randir zog sein Handy aus der Tasche, während sich Reid um Damien kümmerte. Er wählte die Nummer von Mrs. Hemingway. Sie meldete sich und er bat sie, doch bitte zu Reid zu kommen. Es gäbe etwas, was sie sehen müsste. Mrs. Hemingway stimmte zu und machte sich sogleich auf den Weg.

Fabian konnte es im ersten Moment auch nicht glauben. Das lag das genaue Ebenbild von ihm selbst genau vor sich auf dem Sofa. Es musste sich doch um eine Sinnestäuschung handeln …oder nicht? Nun warteten alle erst mal ab, was Damiens Mutter dazu sagen würde.

Damien war zwischenzeitlich wieder erwacht und seine Mutter war jetzt auch hier. Als sie jedoch die beiden jungen Männer, die sich bis aufs Haar glichen, auf den Sofa sitzen sah …konnte sie es nicht glauben.

Sie wusste vorerst nicht, wer von den beiden Damien und wer Fabian war. Leichenblass stand sie mitten im Zimmer und starrte die beiden an.

Ja, sie kannte Fabian sehr gut, denn es war ebenfalls ihr Sohn. Damien und Fabian waren Zwillingsbrüder!

Doch sie hatte es Damien all die Jahre verschwiegen. Mrs. Hemingway hatte Fabian gleich nach der Geburt weggeben, da sie fürchtete mit zwei Kindern nicht gut umgehen zu können.

Damiens Mutter erzählte allen die Geschichte und Damien war kurz vorm Ausrasten.

„Mum!? Wie konntest du so was tun? Ich verabscheue dich! Du hast mir meinen Bruder vorenthalten! Man, verschwinde bloß und lass dich hier nie wieder blicken!”, wütete Damien und hatte sich nur noch sehr schwer unter Kontrolle.

Reid war mal wieder der einzige, der Damien einigermaßen beruhigen konnte.

Fabian saß still da und hatte sich alles angehört. Ihn störte es wenig, dass er woanders aufgewachsen war, aber er freute sich, dass er nun einen Bruder hatte.

Damien war derweil nach oben ins Schlafzimmer gerannt und hatte sich dort eingeschlossen.

Randir war als erstes seinem Kumpel gefolgt und bat ihn die Tür zu öffnen. Aber Damien verneinte standhaft.

Reid nahm den Ersatzschlüssel vom Haken und schloss die Tür auf, nachdem auch er und Fabian ebenfalls zum Schlafzimmer gegangen waren.

Die drei betraten das Zimmer und Damien wütete:

„Man verpisst euch! Ich will keinen von euch Knallköpfen sehen!“

„Dam? Ist es denn so schlimm, dass du jetzt einen Bruder hast?”, wollte Fabian wissen und ging langsam auf Damien zu.

Reid und Randir blieben vorerst etwas abseits stehen.

„Nichts ist schlimm daran einen Bruder zu haben, aber ich hasse meine Mutter, dass sie es mir nie sagte… Auch mein Vater muss es ja gewusst haben. Man ey, verdammte Scheiße!”, wütete Damien.

„Schon gut, kleiner Bruder.”, sprach Fabian ruhig und nahm Damien sacht in die Arme….

Damien lehnte sich an seinen „älteren” Bruder an und beide lagen sich lange Zeit in den Armen.

Sie hatten so vieles nachzuholen…

Alle vier setzten sich ins Wohnzimmer, redeten lange miteinander und tranken etwas. Dabei stellte sich heraus, dass eben auch Fabian Männer liebte und sich in Randir verliebt hatte.

Randirs Gesicht glühte in dem leuchtensten Rot, das man sicher bis ans Ende der Welt noch gut sehen konnte, bei diesem Geständnis. Aber Fabian grinste nur, bei Randirs Anblick.

Fabian war etwas gewitzter, sehr viel lockerer und aufgeschlossener als Damien, dem es anfangs ja sehr schwer fiel sich zu outen….

Damiens Examen

Damien, Reid, Fabian und Randir trafen sich regelmäßig. Doch Damien und auch Reid hatten in letzter Zeit kaum noch an den Treffen teilnehmen können. Der Grund war, dass Damien ganz kurz vorm Examen stand und seine Zulassung als Staatsanwalt ebenfalls bevor stand.

Langsam wurde es für Damien richtig ernst und er hatte in den letzten Wochen wirklich alles in sich hinein gepaukt, was er konnte.

Das Examen sollte in zwei Tagen stattfinden und seine Zulassung sollte er dann in vier Tagen bekommen. Damien war wirklich übernervös. Er konnte kaum noch schlafen und er war jetzt schon sehr gereizt. Nur Reid schaffte es jetzt noch Damien ein wenig zu beruhigen und ab und an abzulenken.

Dabei brauchte sich gerade Damien keinerlei Gedanken zu machen, denn er hatte wirklich gut gelernt und konnte alles im Schlaf.

So machte Reid Damien einen Vorschlag:

„Dam, wie sieht’s aus, magst du mit mir ein wenig wegfahren? Ich mein, ein wenig Erholung kannst du schon brauchen, meinst du nicht auch?”

Damien nickte und willigte ein:

„Okay, du hast ja recht. Ein wenig Ablenkung tut mir sicher gut.”

Reid umarmte Damien, beide packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg. Unterwegs holten sie noch Randir und Fabian, die nun endlich auch zusammen waren, ab. Gemeinsam fuhren sie mit dem Jeep von Reid zu einer schönen grünen Oase. Dieser Ort lag weit außerhalb der Stadt. Für dieses Wochenende checkten sich die Vier in einem wunderbaren Wellness – Hotel ein….

Wie nicht anders zu erwarten ging das Wochenende viel zu schnell vorbei, aber alle hatten gemeinsam sehr viel Spaß gehabt und sich prima erholt. Auch Damien hatte sich endlich mal ein wenig entspannen können.

Sonntag früh, nach dem Frühstück, ging es sogleich in Richtung Heimat. Der Abschied fiel allen sehr schwer, doch es musste ja sein, denn Damien hatte am nächsten Tag sein Examen zum Staatsanwalt. Dafür würde er viel Kraft brauchen.

Der Abend ging vorüber, Reid und Damien gingen zu Bett und Reid konnte es sich natürlich nicht verkneifen Damien zu verführen, was sich Damien nur zu gern gefallen ließ. Denn von Reid bekam er einfach nicht genug …am Liebsten hätte er es gehabt, wenn sie beide sich die ganze Nacht hindurch geliebt hätten.

Aber Damien musste am Montag sehr früh aufstehen und zu der Institution gehen, um sein Staatsexamen abzulegen. Damien war schon sehr aufgeregt, aber dank Reid gab Damien nicht auf.

Montag früh, nachdem Damien erwacht war, stand neben seinem Bett schon ein Tablett mit seinem Frühstück, dass ihm Reid hingestellt hatte. Damien freute sich riesig und als Reid sich dann auch noch zu ihm gesellte, war sein Tag perfekt.

„Guten Morgen, mein Schatz.”, begrüßte Reid Damien und küsste ihn zärtlich.

„Guten Morgen, Liebster.”, grüßte Damien zurück und erwiderte nur allzu gern diesen zärtlichen Kuss.

Anschließend frühstückten sie gemeinsam, doch schwiegen sie vorerst. Damien dachte an sein Examen und wäre am liebsten doch nicht hingegangen. Reid wusste das und legte seine Hand auf die von Damien. Liebevoll sah er seinen Liebsten an und sprach:

„Dam, ich weiß, dass du sehr aufgeregt bist und am liebsten nicht hingehen würdest. Aber ich würde sagen, du gehst hin und versuchst es wenigstens. Ich weiß, dass du es kannst und ich weiß auch, dass du es schaffst.”

Damien sah Reid an und nickte:

„Ich weiß, dass ich es schaffe. Aber ich bin total aufgeregt, weißt du.”, erklärte Damien und lächelte verlegen.

„Schon gut, Kleiner, ich kann dich gut verstehen.”, mit diesen Worten nahm Reid Damien in die Arme und drückte ihn sanft an sich.

Eine Stunde später stand Damien auf, ging ins Bad, duschte ausgiebig und kehrte dann ins Schlafzimmer zurück. Er betrat seinen begehbaren Kleiderschrank und zog sich an. Bekleidet mit einem weißen Hemd, schwarzer Krawatte, einer schwarzen Hose, schwarzen Schuhen und einem schwarzen Jackett verließ er das Schlafzimmer.

Reid hatte sich ebenfalls angezogen und auf Damien, in der Eingangshalle gewartet. Als er Damien in dem Anzug sah, begannen seine Augen zu strahlen.

„Dam, du siehst echt super aus.”, lobte Reid seinen Liebsten.

Dann verließen beide das Haus und Reid fuhr Damien zu der Behörde, wo das Examen stattfinden sollte. Damien küsste seinen Liebsten noch einmal, dann stieg er aus und betrat das Gebäude …heute würde sich entscheiden, ob er demnächst als Staatsanwalt arbeiten konnte …oder …nicht…

Mit einem mulmigen Gefühl meldete sich Damien bei der Anmeldung an und wurde aufgefordert zunächst im Warteraum Platz zu nehmen. Nur fünf Minuten später wurde er in einen Raum geholt, dort saßen schon ein paar andere Leute, die scheinbar ebenfalls ein Examen schrieben.

Nachdem Damien sein Aufgabenpäckchen erhalten hatte, wurde ihm ein Platz zugewiesen. Er setzte sich, dann öffnete er das „Päckchen” und las sich zuerst nur die Fragen durch. Grinsend machte er sich dann an die Beantwortung, der Fragen …für Damien …ein Kinderspiel…

Reid war wieder nach Hause gefahren und jetzt wurde auch er ein wenig nervös …auch wenn es „nur” Damiens Examen war. In seinen Gedanken wünschte Reid Damien alles Glück, das er brauchen konnte.

Nur vier Stunden später hatte Damien den schriftlichen Teil des Examens geschafft und konnte den Raum verlassen. Um den mündlichen Teil beginnen zu können, musste er auf das Ergebnis des schriftlichen Teils warten.

Er hatte genau eine Stunde Zeit sich zu erholen und eventuell etwas zu essen. Er ging deshalb in die Kantine, um dort etwas zu essen und zu trinken zu sich zu nehmen. Anschließend schnappte er draußen noch etwas frische Luft, dann betrat er das Gebäude wieder und setzte sich in den Wartesaal.

Etwa drei Minuten später wurde Damien aufgerufen:

„Mr. Hemingway, bitte!”, ertönte es und Damien stand sogleich auf und lief in die Richtung, aus der er die Stimme vernommen hatte.

Damien betrat, wider besseren Wissens, mit einem mulmigen Gefühl den Raum und sah dort drei Herren sitzen, einer von ihnen erhob seine Stimme und sprach:

„Guten Tag, Mr. Hemingway. Bitte, setzen sie sich.”

Damien tat wie ihm geheißen und setzte sich auf den Stuhl, der mitten im Raum stand und er war jetzt sehr, sehr nervös. Doch er hatte keine Zeit drüber nachzudenken, denn schon sprach der Prüfer weiter:

„Mr. Hemingway, sie haben die schriftliche Prüfung mit einem sehr gut bestanden …null Fehler und das ist wirklich mehr als selten. Wir gratulieren ihnen, herzlich. Wären sie dann jetzt bereit die mündliche Prüfung ebenfalls abzulegen?”

Mit einem Nicken, willigte Damien ein:

„Ja, sehr gern.” und freute sich schon, dass er den schriftlichen Teil so gut bestanden hatte, denn damit hatte er nicht gerechnet.

Die Examinatoren sahen Damien prüfend in die Augen und Damien sah, mit eiskaltem Blick, einfach nur zurück.

In einer zweistündigen Befragung, wurde Damien auf sein Wissen hin geprüft und wieder ließ er sich nichts anmerken …keine Gefühle …keine Aufregung …nichts …nur reine Konzentration und er beantwortete alle Fragen korrekt und fließend.

So etwas hatten selbst die Prüfer noch nicht erlebt …keinen einzigen Fehler …nicht mal einen Versprecher, oder dergleichen. Damien bestand das Examen mit sehr gut und Auszeichnung!

Als er später das Gebäude verließ war er frischgebackener Staatsanwalt und lief, stolz wie ein Spanier, durch die Straßen, nach Hause.

Er kaufte eine Flasche Champagner und ging nach Hause. Dort angekommen, schloss er die Türe auf und ging mit hängendem Kopf ins Wohnzimmer. Dort fand er Randir, Reid und auch Fabian vor, die ihn allesamt mit großen Augen ansahen.

„Was ist denn?”, fragte er, als er sie alle da sitzen sah, denn die Flasche hatte er im Flur abgestellt, damit es nicht gleich auffiel.

„Na, hast du bestanden …oder …?”, fragte Fabian erwartungsvoll und auch Reid und Randir hassten es, warten zu müssen und sie alle hassten erst recht solche Spielchen, wie sie Damien gern spielte.

Damien antwortete …Traurigkeit vorspielend:

„Nein, ich habs nicht bestanden… Verdammt!”, und doch musste er im Inneren lachen.

„Was echt?!”, rief Fabian, denn er kannte seinen Bruder noch nicht gut genug, um zu wissen, dass dieser nur gutes Theater spielte.

Reid hatte es jedoch längst erkannt …er wusste, dass Damien sie alle hier nur auf den Arm nahm.

Reid sprach dann:

„Komm schon, Dam, ich weiß, dass du nur spielst… Spann uns nicht auf die Folter.” und stand auf, um auf Damien zuzugehen.

„Menno, du bist richtig gemein …hättest ruhig mal mitspielen können…”, maulte Damien, doch dann begann sein Gesicht zu strahlen, seine Augen glänzten, dann ging er hinaus auf den Flur, holte den Champagner, öffnete die Flasche und ließ den „Korken” knallen.

„Yeah, Bestanden!”, rief Damien stolz und holte nun seine Mappe raus, wo die Urkunde und auch sein „Zeugnis” drin waren.

Reid, Fabian und auch Randir waren überstolz auf Damien. Reid hatte ohnehin gewusst, dass Damien es schaffen würde …er hatte einfach an ihn geglaubt. Vor Damien stehend, nahm Reid seinen Liebsten in die Arme und küsste ihn zärtlich…

Epilog

Hier berichte ich nun noch was aus den Figuren in meiner Geschichte geworden ist. Es soll nicht sehr viel werden eben nur soviel, damit ihr wisst, ob es denn nun für alle ein Happy End gab oder nicht…

Damien wurde, nach seinem Examen, ein sehr guter Staatsanwalt. Und sehr bald brachte er es zum Richter. Er widmete sich auch weiterhin mehr dem Lernen von allem Möglichen, als dem Spaß am Leben oder anderen Sachen.

Das soll jetzt nicht heißen, dass er niemals Spaß hatte, aber er hatte eben ja auch viele andere Sachen im Kopf, was ja, bei seinem Beruf nicht gerade ungewöhnlich war.

Damien und Reid blieben für immer zusammen und wohnten natürlich auch zusammen. Sie liebten sich von Herzen…

Randir und Fabian blieben zwar für eine Zeitlang zusammen, doch waren sie zu unterschiedlich, als dass sie es für immer miteinander ausgehalten hätten.

Irgendwann trennten sich die beiden.

Sie suchten und fanden schon bald, jeder für sich, einen anderen Partner, mit denen sie besser klar kamen.

Die Vier blieben jedoch auf ewig Freunde, so dass sie sich ab und zu trafen, wenn es denn ihre Zeit erlaubte.

Vor allem Damien hatte kaum Zeit, um sich mit seinen Freunden zu treffen.

Reid konnte zufrieden sein, wenn er Damien wenigstens ab und an zu Gesicht bekam und das war ohnehin schon selten genug…

Nur einmal hatte sich Damien ein halbes Jahr lang „frei” genommen… bzw. „frei“ nehmen müssen…

Leviathan, war der Grund dafür.

Denn Leviathan, das Pferd von Damien, erkrankte irgendwann sehr schwer und konnte nicht gerettet werden. Er starb im Beisein, seines besten Freundes …Damien.

Damien war, bei dem Verlust von Leviathan beinahe verrückt, ja fast wahnsinnig geworden. So musste er für ein viertel Jahr in eine Klinik eingewiesen werden, zu sehr hatte es ihn mitgenommen. Es war sehr schlimm für Damien gewesen und er hatte sehr darunter gelitten.

Nach dem Klinikaufenthalt hatte er sich noch ein viertel Jahr Urlaub, gemeinsam mit Reid, genommen …danach ging es ihm etwas besser und er konnte bald schon wieder arbeiten.

Und doch kam Damien nie ganz über den Tod von Leviathan hinweg…

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