Die zweite Chance – Teil 8

Eine viertel Stunde wartete Florian nun schon.
Florian lehnte sich auf der Holzbank zurück und scharrte nervös mit den Füßen im Kies. Je länger er hier saß, desto weniger war er von seiner Idee überzeugt. Zumindest hier alleine zu warten ließ ihn immer nervöser werden.

So langsam konnte er wirklich kommen.
Noch stand die Bank im Schatten. Aber die Sonne kam immer mehr hinter dem Baum hervor und eine andere, vernünftige Sitzgelegenheit gab es hier vor der Turnhalle nicht.

Kurz darauf waren hinter ihm endlich Stimmen zu hören. Sie wurden immer lauter, bis schließlich die Eingangstüre aufgestoßen wurde.
Florian drehte sich halb auf der Bank um. Doch bisher konnte er noch niemanden sehen, den er kannte.
Nach einer weiteren Minute kamen zwei Jungs aus einer Parallelklasse heraus. Doch auf keine von beiden wartete er. Florian hob nur kurz seine Hand um sie zu Grüßen, wirklich gut kannte er sie eh nicht.

Gerade als er dachte, niemand wäre mehr in der Sporthalle, und schon losfahren wollte, wurde die Tür wieder geöffnet.
Arne kam von seinem Basketballtraining.
Er verließ das Gebäude und lief auf ihn zu. Doch als er Florian sah, blickte er nur schnell auf den Boden und ging schnell in entgegen gesetzter Richtung davon.
Florian sprang von der Bank auf um ihm nachzulaufen.

„Hey, Arne.“

Florian lief schneller da er keine Antwort erhielt.

„Arne! Warte doch mal!“

„Was willst du?“

„Nur mit dir reden.“

„Und worüber?“

„Vielleicht darüber was mit dir los ist und warum du mir aus dem Weg gehst.“

„Was mit mir los ist? Wäre es nicht besser darüber zu reden was mit dir los ist?“

„Was soll denn das heißen?“

„Was wohl! Ihr Schwuchteln seid doch alle gleich!“

„Nenn mich nie wieder so!“

„Und warum nicht? Ihr erwartet doch, dass jeder auf euch Rücksicht nimmt, jeder euch so akzeptieren muss wie ihr seid und alle auch noch jubeln wenn ihr in der Öffentlichkeit rumvögelt. Und euch selbst, sind doch alle anderen Menschen egal.“

„Was? Aber das… das ist…“

Arne ging weiter und ließ Florian, der reichlich verwirrt stehen geblieben war, zurück.
Er stand noch eine Weile an Ort und Stelle und starrte Arne hinterher bis dieser hinter einer Hausecke verschwunden war. Erst dann ging er langsam wieder zurück.
An der Bank angekommen spielte er kurz mit dem Gedanken sich wieder hinzusetzten.

Doch dann hatte er plötzlich einen Gedanken im Kopf.

„Nicht allein sein, nicht wieder weglaufen.“

Er richtete sich wieder auf und ging dann weiter zu seinem Mountainbike. Mit einem leichten Lächeln, auch wenn er sich nicht sicher war weshalb, öffnete er das Schloss und stieg auf das Fahrrad.

Nach 10 Minuten und reichlich außer Atem, war er zu Hause angekommen.
Er schob sein Rad möglichst unauffällig zum Schuppen. Eine Standpauke, weil er seinen Helm vergessen hatte, wollte er sich jetzt nicht anhören müssen. Doch auf dem Weg zur linken Grundstücksseite war niemand zu sehen und er konnte unbemerkt die Holztüre öffnen.
Doch im Inneren wartete doch eine Überraschung.
Sein Platz an dem er sein Fahrrad immer abstellte war schon besetzt. Wenn ihn sein Gedächtnis nicht täuschte war es Marcus Mountainbike das mit vollgestopften Gepäcktaschen auf seinem Platz stand.

Florian verließ den Schuppen wieder und folgte dem Pflastersteinweg hinter das Haus.
Im Garten fand der dann Tom und Laura, die sich mit Wasserpistolen beschossen. Und wie schon vermutet war dort auch Marcus.

„Hey, was machst du denn hier?“

„Ich wollte hier übernachten. Dann spar ich mir morgen ein paar Kilometer. Oder hast du was dagegen?“

„Überhaupt nicht, dann kannst du mir beim packen helfen!“

„Das hast du noch nicht gemacht? Wo warst du überhaupt?“

„Ich wollte mit Arne reden.“

„Oh, und wie war es?“

„Eine völlige Katastrophe. In der Kurzversion hält er mich für eine egoistische sexbesessene Schwuchtel.“

„Krass, er glaubt du wärst egoistisch? Kann ich gar nicht verstehen.“

„Hör auf Witze zu machen. Was mach ich denn jetzt? Ich kann doch nicht die ganze Zeit so tun als würde ich ihn nicht kennen.“

„Stimmt zumal er morgen ja mit zum Zelten kommt.“

„Er kommt mit? Woher weißt du das?“

„Im Gegensatz zu dir gibt es noch Leute die ihm in den letzten Wochen nicht aus dem Weg gegangen sind. Und außerdem hat Lars dafür gesorgt, dass er sich nicht drückt.“

„Ich bin ihm nicht aus dem Weg gegangen!“

„Natürlich! Deshalb hast du auch immer vorher gefragt ob Arne auch da ist wenn wir uns getroffen haben.
Na los lass uns deine Sachen packen sonst kommen wir morgen noch zu spät.“

„Okay, dann erst mal mein Zelt suchen. Das müsste entweder auf dem Dachboden oder im Keller sein.“

„Das ist nicht deine ernst oder? Du bist echt noch schlimmer als ich!“

*-*-*

Am nächsten Morgen saß Florian mit Marcus auf der kleinen Treppe vor dem Haus. Ihre Fahrräder lagen bepackt auf dem Rasen. Genauso wie ihre Rucksäcke

„Wann wollten die Anderen denn hier sein?“

„Eigentlich schon um neun. Wir hätten echt noch liegen bleiben können.“

„Von wo sollten die denn kommen? Vielleicht können wir entgegenfahren.“

„Das Lohnt nicht. Wir müssten dann sowieso wieder hier vorbei.“

Nach einer weiteren viertel Stunde sahen sie die Anderen endlich um die Ecke biegen und auf sie zu fahren.
Beide schnallten sich ihre Rucksäcke auf und schoben ihre Räder zur Straße.
Laut palavernd kamen die fünf schließlich an. Nur Arne hielt recht still im Hintergrund.

„Wurde aber auch Zeit! Wo wart ihr denn?“

„Wir mussten noch was klären“, war jedoch alles, was Florian und Marcus zu der Verspätung erfuhren.

Beide reihten sich, zu Anfangs mit den schweren Rädern noch leicht schwankend, in die kleine Fahrradkolonne ein.
Nach kurzer Zeit verließen sie die Asphaltstraße und folgten einem Radwanderweg aus dem Ort. Allmählich wurde die Bebauung weniger und die Gärten wurden von Feldern abgelöst.
Der Wanderpfad verlief leicht abschüssig, bis sie am Fuß des flachen Tals auf einen kleinen Bach stießen dem sie folgten.
Kurz nach Mittag erreichten sie, zu Florians Erleichterung, einen Wald. Im Schatten der Bäume war das Fahren gleich viel angenehmer, auch wenn sie den Zeltplatz schon fast erreicht hatten. Nach etwas über einen Kilometer lichteten sich die Bäume wieder und gaben den Blick auf einen See frei.
Auf einer schmalen Straße folgten sie dem mit Büschen bewachsenen Ufer.
In der nächsten Kurve, die die Straße wieder in den Wald führte lag dann das Tor des Zeltplatzes.

„Na endlich!“ Erleichtert fuhr Florian auf den Platz. „Das waren die längsten zehn Kilometer die ich je gefahren bin.“

„Wer sagt denn, dass das zehn Kilometer waren?“

„Kathrin, schon vor Wochen!“

„Sind es ja auch“, verteidigte sich diese. „Aber dann hätten wir über die Bundesstraße fahren müssen und die hat noch immer keinen Radweg. Das waren jetzt knapp zwanzig Kilometer.“

„Und so wie du grade guckst war es gut dir das nicht zu sagen. Sonst hättest du dich wohl herfahren lassen“, lachte Marcus.

Sie schoben ihre Räder auf den Platz in Richtung eines kleinen Bungalows, in dem sich wahrscheinlich die Anmeldung befand.

„Hey, da seid ihr ja!“

Vom hinteren Teil lief Sascha auf sie zu. Und begrüßte sie freudig.

„Du bist schon da? Wann bist du denn dann losgefahren?“

„Ich bin mit dem Zug gefahren und nur das letzte Stück mit dem Rad. Hier in der Nähe gibt es einen kleiner Bahnhof.“

„Habt ihr das gewusst?“

Die Frage war an die Anderen gerichtet, die jedoch nur grinsend dastanden.

„Kommt einfach mit ich hab euch schon angemeldet.“

Sascha lief vor und steuerte auf ein einzelnes Igluzelt zu, das zwischen einigen Bäumen am Wasser stand. Insgesamt machte der Zeltplatz einen ordentlichen Eindruck. Jedoch war er für die Ferienzeit ziemlich leer. Wahrscheinlich war es für die meisten Leute noch immer zu warm um viel zu unternehmen.

Nach einem ziemlichen chaotischen Zeltaufbau saßen alle am frühen Abend um ein kleines Lagerfeuer. Die Feuerschale dafür hatten sie sich vom Platzwart ausgeliehen und diese in die Mitte der Zelte gestellt.
Jetzt hielten alle improvisierte Stöcke mit Würstchen ins Feuer und hatten verschiedene Saucen zwischen sich verteilt.

„Wir müssen noch die Zeltverteilung klären.“

„Du bist nicht auf dem laufenden Florian. Das steht alles schon fest.“

Michael saß neben ihm und stocherte grade in der Glut herum.

„Arne wird bestimmt nicht mit dir in einem Zelt schlafen wollen und sonst will auch keiner mit einem von euch Chaoten ein Zelt teilen“, den zweiten Teil sagte er mit einem Grinsen.

„Und wer teilt sich eins mit Kathrin?“

„Du bist echt nicht auf dem Laufenden. Guck dir sie dir doch einfach an.“

Kathrin saß auf der anderen Seite des Feuers.
Vielleicht war es ihm deshalb noch nicht aufgefallen.
Sie saß auffallend dich bei Sascha. Beide beteiligten sich kaum an den Gesprächen der anderen und stecken ziemlich oft ihre Köpfe zusammen.
Florian konnte nicht anders als immer wieder hinzusehen.
Er beobachtete wie Sascha seinen Stock aus dem Feuer nahm und die Wurst auf Kathrins Teller legte. Danach bestückte er den Stock wieder um ihn erneut ins Feuer zu halten.
Irgendwie gab es ihm einen Stich die Beiden so zu sehen.

Ziemlich Plötzlich stand er auf.

„Alles in Ordnung?“

„Ja, ich muss nur kurz die Cola wegbringen.“

Auf dem Weg zu den Toiletten konnte Florian überall auf dem Zeltplatz die Besucher grillen sehen. Fast der gesamte Platz roch nach Holzkohle. Von einigen Lagern und besonders von den Wohnwagen hörte er auch leise Musik.
Von weitem beobachtete Florian seine Freunde nachdem er wieder aus dem kleinen Haus mit den Sanitäranlagen herauskam.
Langsam ging er auf sie zu. Nur um an der nächsten Wegkreuzung wieder stehen zu bleiben. Irgendwie war ihm jetzt nicht nach Gesellschaft.
Und so schlug er den Weg durch die Dauercamper ein. Flankiert von kleinen Zäunen und Gartenzwergen umrundete er sein eigenes Lager bis er am See ankam. Auf der linken Seite sah er den kleinen Steg, den er am Nachmittag schon gesehen hatte. Dort angekommen zog er sich die Schuhe aus und ließ seine Füße ins Wasser hängen.
Nach dem heißen Tag war es eine Wohltat das kalte Wasser zu spüren.

„Was machst du hier?“

Sascha war hinter ihm auf dem Steg. Ohnehin schon Barfuß setzte er sich gleich neben Florian und tauchte seine Füße auch ins Wasser.

„Nix besonderes.“

„Das kalte Wasser tut echt gut.“

„Stimmt.“

„Ist alles in Ordnung?“

„Ja.“

„Dafür bist aber ziemlich einsilbig.“

Eine Weile saßen beide schweigend nebeneinander und beobachteten wie die Schatten der Bäume auf dem See immer länger wurden.

„Florian, kann ich dich was fragen?“

„Sicher.“

„Bist du in mich verliebt?“

„Nein.“

Florian Antwort kam ziemlich schnell. Er konnte Saschas Blick regelrecht auf sich spüren.

„Ich glaube nicht.“

„Was heißt denn du glaubst? Weiß man das nicht?“

Als jedoch von Florian keine Reaktion kam fragte Sascha weiter.

„Aber du warst in mich verliebt, oder?“

„Ja“, Florian flüsterte dieses eine Wort nur. Er sich nicht einmal sicher, ob sein Freund es gehört hatte. Beide starrten weiter auf den See, bis Sascha zeigte, dass er ihn doch gehört hatte.

„Und weshalb bist du vorhin weggelaufen?“

„Ich weiß nicht. Euch da vorhin zu sehen… Es war eigenartig…
Ich dachte eigentlich, dass ich darüber weg bin.“

„Es tut mir Leid, dass du wegen mir so viel durchmachst. Warum hast du das nicht schon auf deinem Geburtstag gesagt?“

„Ich dachte das spielt keine Rolle mehr. Ich wollte nicht, dass du dir noch mehr Vorwürfe machst.“

„Deshalb hat es dich auch so verletzt, als ich dich links liegen gelassen habe. Nicht nur weil wir Freunde waren.“

„Ja.“

„Warum muss das alles so Kompliziert sein? Und was wird nun?“

„Keine Ahnung. Ich weiß ja, dass du nie was von mir gewollt hast. Ich hab wohl nur nie richtig damit abschließen können…“

„Ist wohl besser wenn ich mit Kathrin hier erst mal zurückhalte.“

„Nee, ist schon okay. Das würde doch eh nix bringen. Ich werd schon damit klarkommen.“

„Okay, aber du sagst wenn was ist!“

„Mach ich. Wie lang geht das denn eigentlich schon?“

„Nach deinem Geburtstag haben wir Mails geschrieben und auch ein paar Mal telefoniert. Und irgendwann hat es dann gefunkt.
Kann ich dich noch was fragen?“

Im Gegensatz zu vorher funkelten Saschas Augen jetzt fast schon hinterhältig bei der Frage.

„Hast du mich schon mal als Wichsvorlage benutzt?“

Zuerst dachte Florian sich verhört zu haben. Doch Sascha sah ihn weiter herausfordernd an.

„Klar, eigentlich jedes Mal!“

Florian grinste zu seinem Freund herüber, während dieser kurz wie ein Auto guckte bevor er sich wieder fing. Mit so einer direkten Antwort hatte er wohl nicht gerechnet.

„Vielleicht sollten wir dich dann erst mal abkühlen bevor du heute Nacht über Marcus herfällst!“

Mit einer schnellen Bewegung packte Sascha ihn unter den Armen und zog ihn hoch. Anschließend wurde er mit einer kräftigen Drehung in den See zu befördern. Mit einem lauten Schrei flog Florian ins Wasser.
Als er wieder auftauchte sah er noch wie Sascha sein T-Shirt über den Kopf streifte und hinterher sprang.
Mit ein paar kräftigen Zügen schwamm Florian ihm entgegen um ihn als Rache unterzutauchen. Doch als er ihn erreicht hatte, zeigte sich, dass Saschas Training nicht ohne Folgen war. Florian konnte Sascha zwar ins Wasser runterdrücken, er zog ihn jedoch mit Leichtigkeit hinterher. Bekam dann noch einen weiteren Schub nach unten verpasst während Sascha schon wieder auftauchte.
Als er sich zum zweiten Mal an der Oberfläche das Wasser aus den Augen rieb, standen die Anderen, angelockt durch ihren Lärm, auf dem Steg.

Nach einem trockenen, „Zwergen baden“, wurde dann auch Marcus von Lars und Arne in den See befördert.

*-*-*

Am nächsten Morgen kroch Florian verschlafen aus dem Zelt.
Marcus lag noch in seinem Schlafsack und konnte sich noch nicht dazu überwinden aufzustehen.
Der Rest schien jedoch schon wach zu sein.
Mit zusammengekniffenen Augen murmelte Florian ein „Morgen“ zu den Anderen bevor er weiter zum Sanitärhaus ging.
Zwanzig Minuten und eine Dusche später war er für den Rest der Welt wieder aufnahmefähig. Als er wieder am Lager ankam waren die Anderen schon dabei das Frühstück vorzubereiten, allerdings mit einer seltsam angespannten Stimmung.
Bevor er den anderen hilft wollte Florian nur noch kurz sein Waschzeug ins Zelt bringen. Davor stoppte er jedoch abrupt und starrte ungläubig auf die Szenerie.

„Ihr spinnt ja wohl total!“

Um ihr Zelt herum herrschte das totale Chaos. Leere Flaschen, das Geschirr vom Abend, alles war um ihr Zelt verstreut.

„War ja klar das die so ein Chaos anrichten“ kam es von Lars.

„Und das am ersten Tag!“ fuhr Kathrin vor.

„Mit denen kann man sich echt nirgendwo blicken lassen!“ beendete Michael bevor alle anfingen zu lachen.

Florian starrte seine Freunde völlig entgeistert an. Er bekam nicht einmal mit wie hinter ihm Marcus den Reißverschluss des Zelts öffnete.

„Was macht ihr denn für einen Lärm?“

„Die haben unseren ganzen Platz verwüstet! Guck dir das doch mal an!“

„Na und?“

Marcus blieb erstaunlich ruhig.

„Ist dir das egal?“

„Klar. Das sind nicht unsere Sachen, die hab ich gestern Abend noch in unser Vorzelt geschmissen.“

Jetzt war es an Florian zu grinsen, während die anderen ziemlich ernüchtert um ihre Feuerstelle saßen.

Den Nachmittag verbrachten sie dann auf einer Sommerrodelbahn die es in der Nähe des Sees gab. Zur allgemeinen Enttäuschung konnten sie jedoch nur zwei Mal fahren, die Preise waren ziemlich hoch.
An einer Radtour hatte ebenfalls niemand Interesse. Zum einen hatten sie in den nächsten Tagen ja noch die Rückfahrt vor sich. Und zum anderen wurde die Luft immer stickiger.
Als sie nach wieder auf dem Zeltplatz ankamen standen bereits die ersten Wolken am Himmel die sich immer mehr zusammenzogen.
Lars ging voraus und die anderen folgten ihn in den kleinen Laden, in dem sich die Camper mit dem nötigsten versorgen konnten. Sie selbst kauften etwas Brot und Trinken für ihr Abendessen und Chips für den restlichen Abend.

Während des Essens zogen sich die Wolken schließlich zu einer grauen Decke zusammen. Ein leichter Wind wehte über den See.

„Wir sollten unsere Zelte besser sichern. Das sieht nach Sturm aus.“

Die ersten Regentropfen gab es dann auch schon als sie ersten Heringe in den Boden schlugen und mit den Zelten verspannten.

„Das kann ja was werden!“

Florian schaffte es noch graderechtzeitig mit Marcus ins Zelt.
Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet. Zum ersten Mal seit Wochen kühlte der Regen die Luft ab. Aus der Ferne war sogar das Donnern eines Gewitters zu hören.
Aus dem halbgeöffneten Eingang sahen sie raus in den Sturm, der den Regen laut gegen die Planen schlug.
Marcus öffnete eine der Chips-Tüten über die sie sich gemeinsam hermachten. Viel mehr konnten sie in dem Wetter sowieso nicht machen.

„Habt ihr Arne gesehen?“

Lars tauchte völlig durchnässt vor ihrem Zelt auf und kroch durch die Öffnung.

„Er wollte nur kurz auf die Toilette, ist aber nicht wieder zurückgekommen und dort ist er auch nicht.“

„Mist lasst ihn uns suchen. Der war schon den ganzen Tag so komisch.“

„Guckt mich nicht so an. Ich hab nichts gemacht“, verteidigte sich Florian als sowohl Lars als auch Marcus ihn ansahen.

Zu dritt machten sie sich auf die Suche. Damit es bei dem Wetter jedoch schneller ging teilten sie sich auf. Marcus suchte beim Eingang, Lars am Seeufer Richtung Norden und Florian Richtung Süden. Den Anderen sagten sie erst einmal nichts, so weit konnte Arne ja eigentlich nicht sein.
Florian folgte den kleinen Pfad am Ufer entlang. Schon nach kurzer Zeit war er genauso durchnässt wie Lars es schon gewesen war. Es schien auch nicht als würde es bald aufhören zu regnen.
Neben dem Pfad gab es mehrere Grillplätze. Am Vortag waren zu dieser Zeit alle noch belegt. Das Wetter sorgte jedoch bei allen für Planänderungen.
Allmählich näherte sich Florian dem Ende des Zeltplatzes. Kurz hinter der Baumgrenze musste der Grundstückszaun liegen. Doch ein Stück wollte er noch weiter gehen, immerhin war er noch nicht in diesem teil des Platzes.
Hinter einem Strauch lag ein weiterer, diesmal jedoch überdachter Grillplatz.
Durch den Regen konnte er nur verschwommen eine Gestalt auf dem Tisch sitzen sehen.
Langsam ging er näher und stellte erleichtert fest, dass es sich bei der Person wirklich um Arne handelte. Auf dem Tisch sitzend und die Beine auf die Bank gestellt starrte er in die Dunkelheit.

„Was willst du hier?“

„Wir haben dich gesucht als du auf einmal weg warst.“

„Und dann kommst ausgerechnet du?“

Florian setzte sich neben Arne.

„Warum hasst du mich so?“

„Das tue ich doch gar nicht“, entgegnete Arne leise.

„Können wir das nicht einfach vergessen, was ich gesagt habe?“

„Nein, ich will wissen weshalb du das gesagt hast.“

„Du bist ziemlich kompromisslos, weißt du das eigentlich.“

„Ja, es gab einige Ereignisse, die das bewirkt haben.
Aber ich weiß auch, dass ich nicht erwarten kann dich zum Freund zu haben wenn du nicht willst. Aber wenn dir doch noch was daran liegt, will ich wissen was los ist.
Ich will nicht ständig überlegen müssen, ob ich so was nicht wieder an den Kopf geschmissen bekomme.“

„Ich weiß.“

So langsam schien das Unwetter weniger zu werden. Blitze waren gar nicht mehr zu sehen und der Regen ließ auch nach.
Eine Weile saßen beide schweigend nebeneinander.

„Florian?“

Der Angesprochene sah Arne gespannt an, der jedoch weiter vor sich hin starrte.

„Du bist der erste dem ich das sage.“

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