Noah
Ich sitze zwischen Rico zu meiner Rechten und Jerome, dem ich jetzt gerade von Chris erzähle, der etwas weiter links bei Martin sitzt zusammen mit seinem Zivikollegen. Der Krankenwagen, der uns hergefahren hat, kommt um sechzehn Uhr dreißig wieder, um uns abzuholen.
Chris, der alle für ihn vermeintlichen Paare aufmerksam beobachtet und auch sein Kollege, werden um vierzehn Uhr von Sergej nach Hause gefahren, zurück mit uns im Krankenwagen fahren dann Rico und Paul, die dann später um acht von Paolo und wohl auch Natascha wieder in der Klinik ab geholt werden.
Also bleibt noch Zeit für je einen Abstecher ins Bad für Rolf und Paul und auch für Rico und mich. Natascha und Paolo sind wohl jetzt richtig fest zusammen und es geht ihnen sehr gut dabei, wie man deutlich sehen kann.
Jerome hat Chris während meiner Erzählung lange gemustert und fragt mich, ob der uns wohl erlauben würde, Robin, den Bruder, mal zu besuchen.
„Da musst du ihn schon selber fragen“, sage ich, „er kennt dich ja nicht und ich weiß auch nicht, wie er reagiert, wenn er hört, dass ich dir so einfach von ihm erzählt habe.“
„Da er es dir und Rolf erzählt hat, muss er ja schon damit rechnen, dass ihr das an eure Freunde weiter erzählt“, sagt Jerome, „ich glaube nicht, dass er sauer ist. Nach dem Essen kannst du mich ihm ja mal vorstellen, wir schauen dann, was er dann sagt.“
So nach und nach bekommen alle ihr Essen und es wird ruhiger im Raum. Kevin geht es wohl auch wieder besser, er hat Wolfi schon wieder angelacht und geküsst. Das werte ich mal als gutes Zeichen.
Papa sitzt neben Carl August und während sie essen, unterhalten sie sich immer wieder. Carl August hat jetzt schon öfter mal zu Chris geschaut, ich denke mal, sie reden über ihn. Das kann nur gut sein, zumindest, was den Studienplatz angeht in Bremen, da hat Carl August beste Verbindungen, um da was zu Deichseln.
Dass Jerome den Bruder von Chris sehen will, finde ich jetzt erst mal schon ein wenig neugierig von ihm und verstehen kann ich es nicht so ganz. Glaubt er dem Chris nicht, was der über den Robin erzählt hat oder was will er damit erreichen?
Na, ja, wir werden sehen, ob Chris damit macht und was das dann bringt. Das Essen ist jetzt soweit beendet und einige gehen nach draußen, um sich die Beine zu vertreten, Dirks Mutter und auch Mikes Vater sind Raucher, die müssen ja zum Rauchen ebenfalls nach draußen.
Da es warm ist und nicht regnet, ist das kein Problem und Platz genug für einen Verdauungsspaziergang an der Lune ist ja auch. Das Lokal liegt quasi in der alten Lune auf einer Art Insel und über eine Brücke kann man rüber auf die andere Flussseite und dort spazieren gehen, sogar für die Rollis ist das geeignet.
Rico fragt, ob wir auch ein bisschen raus gehen sollen und als ich nicke, fährt er mich mit dem Rolli zum Ausgang und an die frische Luft. Paul folgt mit Rolf und auch Jerome und Sergej gehen mit uns aus.
Natürlich kommen auch die beiden Zivis mit und Chris geht neben meinem Rolli und der andere neben Rolf. Rico und auch Paul lassen sich es nicht nehmen, uns mit den Rollis zu schieben.
Chris fragt, ob alles OK ist und ich nehme die Gelegenheit beim Schopf, ihm Jerome und Sergej vor zu stellen. Chris hat natürlich schon mitbekommen, dass außer uns noch einige Jungs schwul sind hier und auch zusammen.
Jerome und Sergej nehmen Chris in die Mitte und lassen sich ein bisschen zurück fallen, so dass ich nicht mit kriege, was sie mit einander reden. So spazieren wir etwa achthundert Meter den Weg entlang bis zur kleinen Ortschaft Lanhausen, drehen dann um und gehen zurück zum Lokal. Kevin und Wolfi waren mit dem Fiffi am Fluss entlang über die Wiese und so, wie der Hund jetzt aussieht, war der wohl in der Lune schwimmen.
Nach und nach finden sich alle wieder im Lokal ein und es ist jetzt wohl auch an der Zeit, die beiden Zivis heim zu bringen. Jerome redet derweil mit Carl August und Lis und dann winkt er Sergej zu sich.
Sergej geht zu Chris und seinem Kollegen, die sich nach einem kurzen Wortwechsel mit Jerome jetzt bei uns verabschieden und dann auch von Papa und Mama, bevor sie mit Jerome und Sergej raus zum Parkplatz gehen.
Jerome
Beim Spaziergang, gleich am Anfang, hat Noah uns den Christian vorgestellt und ich habe dann gefragt, ob ich mal mit ihm reden könne. Sergej und ich haben ihn in die Mitte genommen, sind etwas hinter den anderen zurück geblieben.
Ich habe ihm dann gesagt, das Noah uns von ihm und auch von seinem Bruder erzählt hat. Seinen Kommentar „der redet zu viel“ habe ich ignoriert und dann zunächst mal über den Studienplatz gesprochen.
Ich erzähle, dass Papas Firma die Uni in einigen Bereichen sponsert und Papa vielleicht da was für ihn tun kann.
„Echt jetzt? Das wäre natürlich gut für mich, weil ich sonst ein ganzes Jahr verliere, weil ich halt nur in Bremen studieren kann“, sagt er, „wenn es denn auch nicht gerade mein Wunschstudium ist, aber im Hinblick auf Robin ist das einfach zweitrangig. So kann ich hier bei ihm bleiben für die Jahre, die er noch zu leben hat.“
Er klingt sehr traurig, als er das sagt und er schaut beim Laufen vor sich auf den Boden.
„Erzähle uns mal genau, was mit deinem Bruder los ist“, sagt Sergej jetzt, „warum kann er hier nicht operiert werden und wieso will die Kasse das nicht bezahlen?“
„Er hat von seiner Geburt an einen seltenen Herzfehler, der damals überhaupt nicht operiert werden konnte“, sagt er, „es sah anfangs sogar so aus, dass er nur wenige Monate überleben würde damit, aber der Junge ist ein Kämpfer, hat sich trotz größter Probleme und gegen jede ärztliche Prognose entwickelt, hat jetzt den Körper eines schmächtigen Zehnjährigen, äußerlich, ist aber klug und ein Computerfreak mit einem großen Wissen über alles, was mit PC und Co zusammenhängt. Er hat eigentlich nur Mama und mich, Freunde hat er so richtig keine, weil er sich nicht anstrengen, nicht toben und auch keinen Sport machen kann. Große körperliche Anstrengungen kann sein krankes Herz nicht bewältigen und er hat auch nicht die Kraft für so etwas. Die Kassen zahlen die Operation heute zum Teil, aber nur bei Kleinkindern unter einem Jahr und das wird heute an verschiedenen Kliniken in ganz Deutschland gemacht, auch im Klinikum Links der Weser. Menschen in Robins Alter werden, wenn überhaupt nur in den USA, in New York, in einer Spezialklinik operiert und die Kosten sind so hoch, dass die Kassen das nicht bezahlen. Es sind zeitlich gestaffelt einige Eingriffe mit Zeiträumen der Heilung dazwischen und es würde ein längerer Aufenthalt und er bräuchte ein Zimmer und eine Begleitung. Deswegen ist das so wahnsinnig teuer und das zahlt einfach keine Kasse.“
„Wo wird er denn hier behandelt, wenn er Probleme hat“, will ich wissen.
„Hier im Klinikum Links der Weser, dort ist ein Herzzentrum, auch speziell für Kinder und Jugendliche, aber die sind, was seine Krankheit angeht, zu einer OP nicht bereit. Das Risiko ist wohl zu groß und die Erfahrung dazu fehlt wohl auch“, sagt Chris.
Der Weg knickt nun nach links ab und wir nähern uns an die anderen vor uns an. Die machen jetzt an den Häusern einer kleinen Ortschaft halt, Lanhausen steht auf dem Ortsschild. Die Jungs mit den Rollstühlen drehen um und wir gehen zusammen den Weg zurück.
„Sergej und ich bringen euch nachher heim“, sag ich, „dürfen wir Robin mal kennenlernen oder geht das nicht?“
„Ich weiß zwar nicht so recht, warum ihr das wollt“, sagt er, „aber ich werde ihn fragen, wenn er kommt, ob er das möchte. Wenn er zustimmt, was gut sein kann, dann könnt ihr mit gehen und ihn kennen lernen. Er kriegt sehr selten Besuch und deshalb sagt er wahrscheinlich zu.“
Er erzählt halt dann noch über sein Verhältnis zu seinem Bruder und man merkt, dass er sehr an ihm hängt und es umgekehrt wohl genauso ist. Ich nehme mir vor, mal mit Papa zu reden über Chris, das ist ja schon ein Netter und dem fehlt eigentlich ein Freund, dann wäre vieles leichter zu ertragen für ihn.
Das mit dem Studienplatz, das kriegt Papa hin und er kann ja mal mit den Ärzten des Jungen reden, ob man wirklich hier nichts für ihn tun kann. Wir sind wieder am Lokal angekommen und es wird Zeit, die beiden Zivis fort zu bringen.
Ich sage Papa und Mama Bescheid, dass ich mit Sergej mitfahre und dass es etwas länger dauern kann, bis wir zurück sind, weil wir noch kurz mit Chris nach Hause gehen. Sergej holt die Beiden jetzt her und dann gehen wir zum Wagen.
Ulf hat jedem der Beiden noch ein Kuvert zugesteckt, Trinkgeld, nehme ich mal an, dann machen wir los. Den Kollegen von Chris bringen wir zuerst heim, dann fahren wir in das Wohngebiet unweit des Bürgerparks und dort in die Mozartstraße, wo das Einfamilienhaus der Wegmanns, so heißt Chris mit Nachnamen steht.
Sergej meint, dass die zwei Jungs aus dem Bürgerpark neulich auch hier nicht weit weg wohnen. Wir erzählen Chris von dem Zusammentreffen mit Tom und Micha und das die in der Straße „Auf der Brigg“ wohnen.
„Das ist noch Hundert fünfzig Meter dies Richtung, die übernächste Querstraße links“, sagt Chris, „vom sehen kenne ich die bestimmt. Ich gehe öfter mit Robin im Rollstuhl durch den Bürgerpark, Skater sind da fast immer.“
Es ist halb Drei, wir stehen vor dem Haus und reden, als ein Kleinbus kommt und hinter unserem Auto hält, Chris geht zur Hecktüre, öffnet sie und holt einen Rollstuhl raus. Der Beifahrer des Busses hat unterdessen die Seitentüre aufgemacht und nimmt einen dort sitzenden Jungen um die Hüften und setzt ihn in den bereitstehenden Rollstuhl.
Es ist ein schmächtiger, aber vom Gesicht her bildhübscher Junge mit etwas längeren, blonden Haaren, der aussieht wie ein Engel, die man oft auf Bildern sieht. Er ist mir sofort sehr sympathisch und er strahlt seinen Bruder an, der ihm einen Kuss auf die Stirn gibt.
Der Bus fährt weiter und dann fällt sein Blick auf uns. Er schaut er hoch zu Chris.
„Wer sind die Beiden, Chris? Was wollen sie bei uns?“, fragt er dann leise, mit zarter Stimme.
„Das sind Sergej und Jerome, Freunde von Noah, dem Patienten von dem ich dir erzählt habe“, sagt Chris zu ihm.
„Sind die auch so wie du, schwul, mein ich?“ will er von Chris wissen. „Ja“, sagt er, „und sie wollten Dich mal kennen lernen, magst du?“
„Sie sehen ganz nett aus, ja, komm, lasst uns rein gehen, ich brauche meine Medis“, sagt er und Chris schiebt ihn zur Haustüre und dort eine Rampe rauf bis vor die Türe.
Robin schließt auf und Chris schiebt ihn und die Türe nach innen, wir gehen hinter her und schließen die Türe.
„Schuhe aus im Flur“, sagt der Kleine, dem Chris die Schuhe aus zieht und der ihm dann auch auf die Beine hilft.
Langsam, an der Wand entlang, an der ein Handlauf ist zum festhalten, geht er mit kleinen Schritten auf die letzte Türe im Flur zu und öffnet sie. Wir folgen ihm auf Strümpfen bis in das große, helle Zimmer, das wohl Robins Zimmer ist.
„Robin hat das größte Zimmer im Haus, das eigentlich mal Wohnzimmer war, aber da er nur selten raus kommt, hat er eben dieses hier bekommen“, sagt Chris.
„Das finde ich gut“, sagt Sergej und wir schauen uns ein bisschen um. Helle Möbel, schon etwas älter, ein großer Computertisch mit echt guten Geräten, ein großes Doppelbett und diverse Poster und Bilder an der Wand, ein Teenie Zimmer halt und ein Schreibtischstuhl.
Extra einer, für Behinderte mit Schutz für das heraus fallen oder zur Seite weg zu kippen.
„Cooler Stuhl, Robin, so was habe ich in meiner Reha auch auf dem Zimmer gehabt am Anfang“, sag ich, „und einen tollen Rechner hast du da, Appel, oder?“
„Ja, Appel“, sagt er stolz, „den hat Mamas Firma gesponsert, nach dem ich ihnen eine Internetseite eingerichtet habe. Weshalb warst denn du in Reha und wozu hattest du auch so einen Stuhl?“
„Ich habe keine Füße mehr“, sag ich und ziehe ein Hosenbein nach oben. Beide, Chris und Robin starren auf die freiliegende Prothese und schauen dann in mein Gesicht.
Chris bricht zuerst das Schweigen
„Man hat dir das aber beim Laufen gar nicht angemerkt, was sind denn das für Prothesen?“
„Würdest du das Ding mal abmachen, ich möchte gern sehen, wie es darunter aus sieht.“
„Robin“, sagt Chris vorwurfsvoll, „was soll das denn jetzt.“
„Ist schon OK“, sag ich und mache beide, Max und Moritz ab und schiebe die Hosenbeine hoch.
Die vernarbten Stümpfe werden sichtbar und beide schauen jetzt darauf. Robin steht langsam auf, kommt zu mir und lässt sich auf die Knie runter. Vorsichtig, fast zärtlich streicht er mit den Händen über die Stümpfe. Es kitzelt ein wenig.
„Krass, Alter“, sagt er leise, „oh man.“
Er schaut mich an.
„Wie war denn das, als du aufgewacht bist und das zum ersten Mal gesehen hast?“
„Da wollte ich, das ich sterbe“, sag ich.
„Das glaub ich direkt,“ sagt er, setzt sich wieder in seinen Stuhl, „danke, dass du es mir gezeigt hast, ich bin froh für dich, dass du trotzdem wieder so laufen kannst, das es keinem auffällt, das da was fehlt.“
Er tippt auf der Tastatur, loggt sich ein und ruft eine Seit auf.
„Ich werde auch in absehbarer Zeit sterben, weil mein Herz kaputt ist, aber ich habe keine Angst mehr davor“, sagt er in einem Tonfall, als würde er sagen, draußen scheint die Sonne.“
„Die durchschnittliche Lebenserwartung bei meinem Herzfehler ist zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren, wenn ich nicht noch irgendwelche Komplikationen kriege“, fährt er fort, „wenn ich jetzt sterben würde, könnte Chris wenigstens Medizin studieren, das wollte er ja eigentlich, aber da das in Bremen nicht geht und er wegen mir auf keinen Fall weg will, wäre es vielleicht besser, ich würde jetzt sterben.“
„Ich will diese Scheiße nicht mehr hören, Robin“, sagt Chris jetzt und er ist richtig sauer, „du weißt, das du mir wichtiger bist als alle Studienplätze der Welt und ich werde immer für dich da sein.“
„Seht ihr“, sagt Robin zu uns, „einen besseren und lieberen Bruder kann man nicht haben.“
Er breitet seine dünnen Arme aus und Chris geht auf ihn zu und sie umarmen sich. Spontan habe ich einen Einfall.
„Robin, warst du schon mal auf einer Party, so mit jungen Leuten, draußen mit Muke, grillen und Lagerfeuer?“, frag ich. Er schaut mich entgeistert an.
„Wie stellst du dir das vor, wie soll das gehen, so was haben wir noch nie gemacht und Mama würde verrückt vor Angst.“
„Also“, sag ich zu Chris, „Noah und Rolf kommen auch im Rollstuhl, die Erwachsenen sind im Haus, Mama lädt Ulf und Irene und auch Rolfs Mutter ein, du Chris, wärst ja dann auch dabei. Es kann eigentlich nicht passieren. Überlegt es euch und sprecht mit eurer Mutter, ihr werdet abgeholt und auch immer, wenn ihr wollt wieder nach Hause gebracht, wenn ihr wollt, könnt ihr auch über Nacht bleiben, Betten sind genug da und die meisten schlafen im Zelt oder im Baumhaus.“
„Ich rede mit Mama“, sagt Chris, „wenn sie zustimmt, dann kommen wir, Einzelheiten können wir ja dann noch besprechen. Ich bin erstaunt, aber auch erfreut über diese Einladung. Normaler weise lädt man uns nicht ein, weil wohl alle Angst haben, dass etwas Unvorhergesehenes passiert und man dann nur Ärger hat, Danke also.“
Ich stehe auf.
„Wir müssen zurück.“
Ich gebe Robin die Hand.
„Tschüss, Robin, ich freue mich, dich kennen gelernt zu haben und es wäre toll, wenn du und Chris am Samstag zu uns kommen würdet. Ihr könntet eine Menge tolle Leute kennenlernen und hättet mal ein paar Stunden Abwechslung.“
„Es war auch für mich schön, Euch beide kennenzulernen und auch ich würde mich sehr freuen, wenn Mama uns denn ließe“, sagt er, „mal sehen. Lasst mal eine Adresse da und eine Telefonnummer, falls es Fragen gibt.“
Auch Sergej gibt ihm die Hand und dann bringt und Chris hinaus. Ich gebe ihm eins von meinen Kärtchen und lasse ihn seine Nummer in mein Handy eintippen.
„Danke, dass ihr mich nach Hause gebracht habt und auch Danke für die Einladung. Ich hoffe, dass es klappt, aber versprechen kann ich nichts.“
Er reicht uns nach einander die Hand, dann gehen wir zum Auto und fahren zurück ins Lokal. Unterwegs hängt jeder seinen Gedanken nach und bei mir drehen sie sich um Chris und Robin.
Im Lokal sitzen alle zusammen und gerade wird Kaffee und Kuchen gebracht. Noah sieht uns erwartungsvoll an und kann sich die Frage nach Robin nicht verkneifen: „Und, wie ist der Junge?“
„Cool“, sage ich und „süß“, sagt Sergej, und wir müssen lachen.
„Er ist zweifellos der schönste Zehnjährige, den ich je gesehen habe“, sag ich, „er sieht aus wie ein Engel, nur das er halt schon fünfzehn ist und klein und schmächtig für das Alter. Chris und der Kleine sind OK und ich habe sie für Samstag spontan zur Party eingeladen. Das kennen die beiden nicht und sie wussten auch nicht, ob sie von Mutters Seite auch dürfen. Seine Mutter hat immer Angst, dem Robin könnte was passieren, aber vielleicht klappt es ja.“
Kevin
Jetzt sitzen wir bei Kaffee und Kuchen immer noch in der „Alten Luneschleuse“. Der Fiffi wird unruhig, ich denke, dass er pinkeln muss. Ich stehe auf, nehme die Leine von der Stuhllehne und sag zu Wolfi: „Er muss pinkeln, kommst du mit?“
„Klar, komm ich mit“, sagt er und folgt mir und dem Fiffi zum Ausgang. Diesmal gehen wir in die andere Richtung den Weg entlang als heute nach dem Essen. Bereits nach fünfzig Metern pinkelt er und kackt dann auch unweit des Weges ins Gras.
Dann kommt er schwanzwedelnd zu uns und zieht los, wieder zurück zum Lokal. „Das ging ja fix“, sag ich zu Wolfi und wir folgen dem sanften Zug des Hundes und gehen zurück. Es ist fast halb Fünf und hinter uns kommt der Krankenwagen, der Rolf und Noah abholen kommt, sie müssen zurück in die Klinik.
Ich ziehe das Hundchen zu mir heran und nehme ihn auf den Arm, dann fährt der Krankenwagen an uns vorbei und ich lass den Kleinen wieder runter. Wir folgen dem Auto und als wir am Lokal ankommen, werden gerade Noah und Rolf von Rico und Paul heraus gefahren, gefolgt von den Eltern und auch den meisten anderen.
Nach einer umfangreichen Verabschiedungszeremonie rollt der Krankenwagen vom Hof und alle gehen wieder rein, wo es jetzt auch langsam zu Ende geht. Rufus, Martin und Carl August reden miteinander, wohl auch über die Bezahlung und wenn ich das richtig verstanden habe an ihrer Mimik hat Carl August die Rechnung im Lokal übernommen.
Martin und Rufus werden sich die anderen Kosten, Überführung und Beisetzung bestimmt teilen. Jerome hat alle jungen Leute an einem großen Tisch versammelt, zu denen wir uns jetzt auch gesellen.
Es geht um die Party am Samstag, an dem die Geburtstage und Prüfungen zusammen gefeiert werden sollen und zwar draußen, in der Nähe des Baumhauses auf der Wiese. Samstagmorgen um elf wollen sie mit dem Aufbau der Zelte und allem was dazu gehört, anfangen.
Wer ein Zelt hat, bringt das mit, Ole schreibt auf, wer eins hat und Jerome sagt auch, das alle, die im Rollstuhl sitzen, im Haus schlafen werden und die Mädchen auch wenn sie das wollen. Noah bekommt ein Gästezimmer bei Jerome oben, wo dann mit Sicherheit auch Rico schlafen wird.
Rolf wird wohl in Pauls Zimmer schlafen und ob der Robin, von dem jetzt Jerome berichtet, über die Nacht bleibt, falls er denn kommt, muss man abwarten, aber sein Bruder Chris wird dann bei ihm im Zimmer schlafen.
Es werden also Zelte für mindestens sechzehn Leute gebraucht. Armin hat eins, Dirk und Mike auch und Ole und Frank haben auch ein Zelt. Wolfi hat auch eins zu Hause auf dem Speicher.
Thorsten auch und so sind ja mindestens zehn Leute schon mal unter. Was fehlt, will Jerome dann morgen mit Martin und Sergej kaufen gehen und auch gleich Fleisch, Brot und Getränke bestellen für Samstag. Ein Blick ins Internetwetter verheißt ein sonniges, trockenes Wochenende, also kann es ja dann richtig losgehen.
Jerome sagt, das mit Boris und Marianne, Sergejs Geschwistern und Chris und Robin vier neue Leute auf der Party sein werden und das wir zu ihnen offen und freundlich sein sollen und wir uns auch was küssen und so angeht, nicht zurück halten müssen.
Alle vier wissen, dass es hier Jungs gibt, die Jungs mögen. Sollte noch irgendwas zu regeln sein, verweist er auf unser Kommunikationssystem, das Ole ausgeklügelt hat und das gewährleistet, dass jeder immer schnell über wichtiges informiert wird.
Es war heute für mich ein wichtiger Tag in meinem Leben, ein Tag, an dem noch mal deutlich wurde, wo ich eigentlich her komme, wie und durch wen ich auf die Welt gekommen bin und auch.
Welch positives Schicksal mich hier her nach Bremerhaven geführt hat zu diesen Menschen hier, die all so gut sind zu mir, die mir ohne zu zögern geholfen haben und die mir täglich ihre Liebe und Aufmerksamkeit schenken.
Ich muss jetzt meinen Schatzi küssen, stellvertretend für alle, die einen Kuss von mir mehr als verdient haben. Eigentlich müsste ich mich ja auch noch einmal bei allen, die den heutigen Tag mit gestaltet haben, bedanken.
Nach dem ich Wolfi geküsst habe, stehe ich auf und klopfe mit der Gabel an mein Glas. Die entstehenden Töne lenken die Aufmerksamkeit auf mich und die Gespräche versiegen. Alle Augen ruhen nun auf mir und ein nervöses Kribbeln ist plötzlich in meinem Bauch.
Wolfi, der meine Nervosität zu spüren scheint nimmt meine Hand und signalisiert so seinen Beistand.
„Liebe Familie Remmers, Onkel Rufus und Familie, meine Familie mit Wolfi, liebe Freundinnen und Freunde. Ich wollte heute, bevor wir auseinander gehen, allen, die mich heute begleitet, gestützt und getröstet haben, vor allem bei denen, die diesen Tag in dieser Form möglich gemacht haben, von ganzem Herzen bedanken. Es bedeutet mir sehr viel, dass ich jetzt das Grab meiner Mutter, die ich nie kennen lernen durfte, immer besuchen kann, wenn mir danach ist. Danke dafür.“
Ich setze mich wieder und es bleibt einem Moment still, bevor die Leute wieder mit einander sprechen. Dirks Mutter und Mikes Eltern machen den Anfang, sie fahren zusammen und auch die Jungs fahren mit.
Damit beginnt nun auch das große Verabschieden und alle machen sich fertig zum Aufbruch.
Wolfi und ich fahren mit Jerome und Sergej und als wir im Auto sitzen, bitte ich Jerome, noch einmal zum Friedhof zu fahren, wo das Grab jetzt bestimmt fertig ist.
Natürlich kommt er meiner Bitte nach und wir fahren noch mal hin. Das Grab ist zu und auf dem Erdhügel liegen jetzt die Kränze und Gestecke, so dass man die Erde darunter kaum sieht. Wolfi holt eine klein, flache Kamera heraus und macht Bilder vom Grab.
Er ist halt ein Schatz, mein Wölfchen, ein Leben ohne ihn ist einfach für mich unvorstellbar geworden. Ich ziehe ein paar Kranzschleifen so, dass man lesen kann, von wem sie sind und Schatz macht noch ein paar Bilder. Danach gehen wir zum Auto und fahren nach Hause.
Ich habe morgen Frühschicht und Freitag auch, Samstag und Sonntag habe ich frei. Sonntagnachmittag fahren wir dann zu Wolfi, der Morgen, am Nachmittag mit Martin und mir mal zum Audi Händler fahren will, um dann dort nach einem guten Gebrauchten zu gucken.
Martin und Kai strecken Wolfi, wenn nötig Geld vor, das er ja durch den Auftrag des Wirtschaftssenators bekommt. Neuntausend siebenhundert hat er ja von dem Verkauf der Bilder bereits auf dem extra eingerichteten Konto und es kann ja auch sein, dass heute und morgen noch was verkauft worden ist oder wird.
Freitagnachmittag müssen wir zu Frau Wörner ins Hotel, Fiffi abliefern und ihr die sechs gekauften Bilder aufhängen, die ja erst Freitagmorgen in der Firma geholt werden können. Ab morgen sind ja Ferien und alle können ja beim Abbau der Bilder und der Ausstellung helfen.
Frank, denk ich, wird da die Sache regeln mit Wolfi, der ja auch Ferien hat ab morgen.
Zu Hause gehe ich zuerst nochmal mit Fiffi in die Wiese und zwischen die Büsche, Wolfi, Jerome und auch Sergej gehen mit.
Wir werfen Stöckchen, die der Kleine dann schnell wieder zurück bringt. Das macht ihm Spaß und er bellt freudig. Jetzt kommen auch die anderen Wagen und alle bis auf Paul sind jetzt wieder da. Auch Paolo ist mit gekommen. Er fährt später mit Natascha die zwei Jungs in der Klinik abholen oder sie unternehmen vorher noch was in Bremen, wer weiß.
Kai und Martin sind oben mit ins Haus gegangen, während wir von hinten zur Terrasse gehen, wo sich wohl alle noch einmal versammeln. Sergej und Jerome und auch Natascha holen Getränke.
Es beginnt eine lockere Unterhaltung über den Tag heute und auch über das kommende Wochenende. Martin spricht mit Carl August über den geplanten Autokauf bei der Audi Werkstatt, das wollte er eigentlich schon heute im Lokal machen.
Carl August trägt sich was in sein Handy ein. Vielleicht gibt es ja noch ein paar Prozente, wenn er dort anruft. Die Autos, die auf die Firma laufen, werden alle vier Jahre neu gekauft, hat Jerome erzählt.
Auch, dass das zwölf Stück sind jedes Mal und allein der Achter mit seiner Zusatzausstattung kostet über zweihundert vierzig Tausend Euro, der Q 7 nicht viel weniger. Jerome und Sergej wollen mit zum Autokauf, wenn wir morgen mit Martin dorthin fahren.
Ich will jetzt wissen, wer mich morgen Früh zum Bahnhof oder zum Hilton fährt, weil ja alle außer mir wohl jetzt Ferien haben.
„Wolfi kann dich mit dem Kombi nach Bremen fahren“, sagt Jerome und wirft dann Wolfi den Schlüssel zu. Na bitte, denk ich, klappt doch.
Carl August
Nach dem wir alle wieder zu Hause angekommen sind, haben wir uns auf die Terrasse raus gesetzt und die Jungs haben für alle was zum Trinken geholt. Ich glaube, es war ein alles in allem gelungener Tag, nicht nur für die direkten Angehörigen der Melanie Weiden, sondern für alle, die dabei waren.
Beerdigungen zeigen mir persönlich immer auf, dass es für alles auf dieser Welt ein Ende gibt, früher oder später und das es keinem gelingt, sich vor seinem Ende zu drücken.
Er holt alle, der Sensenmann und so tragisch ein früher Tod auch sein mag, alle kommen irgendwann an die Reihe.
Was man aus seinem Leben macht, hängt oft von vielen Zufällen ab. Ich und auch meine Kinder wurden in sehr reiche Verhältnisse hinein geboren, andere, so wie Kevin zum Beispiel, in wesentlich andere.
Über die Erde verteilt streben alle Menschen danach, glücklich zu sein und selbst die, die in ärmsten Verhältnissen aufwachsen, suchen nach Glück und auch nach Liebe. Wenn ich mich hier bei uns umschaue, haben die meisten die Möglichkeit, glücklich zu werden oder sie sind es schon.
Dass es so ist, macht Lis und mich auch glücklich und wenn wir jemandem helfen können auf dem Weg dorthin, dann tun wir es auch in der Regel auch Ulf hat mir von dem Zivi erzählt, der bei Noah und Rolf auf der Station ist und der einen schwerkranken Bruder zu Hause hat.
Jerome und Sergej haben den Chris, so heißt der Zivi, heute nach Hause gefahren. Ich werde später mal mit Jerome reden über den Chris und seinen Bruder. Natascha und Paolo verabschieden sich, wollen jetzt losfahren, noch ein bisschen bummeln, bevor sie die zwei Jungs aus der Klinik ab holen.
Martin, Kai und die zwei Jungs gehen runter in ihre Wohnung, nach dem Martin gefragt hat, ob es noch was zu tun gäbe. Nun gehen wir auch rein ins Wohnzimmer und Jerome und Sergej folgen uns, Mutter und Frieda fahren nach oben.
Zu Viert sitzen wir im Wohnzimmer und Jerome erzählt von dem Besuch bei dem Zivi Chris zu Hause und auch, dass er die beiden, Chris und seinen kranken Bruder spontan für Samstag zur Freiluft Party eingeladen hat.
Auf die Frage, ob ich im Klinikum links der Weser jemanden kenne, gebe ich brav Antwort.
„Den Chefarzt habe ich vor einigen Monaten mal bei einer Vernissage in Bremen kennen gelernt, er ist glaub ich Thailänder oder sogar aus China oder Hongkong und der hat einen sehr guten Ruf. Der erinnert sich ganz bestimmt an mich. Warum fragst du?“
„Ich möchte ganz einfach mehr über die Krankheit des Jungen wissen und auch, welche Möglichkeiten es gibt, ihm zu helfen“, sagt Jerome.
„Dazu müsste die Mutter die Ärzte von der Schweigepflicht entbinden und das müsstest du wohl erst mal mit diesem Chris bereden“, sag ich.
„OK, Papa“, sagt er, „das leuchtet mir ein. Mal sehen, wann ich das mache?“
„Wann genau kommen denn die Geschwister von Sergej?“, will ich wissen.
„Die fahren in Dresden ab um Siebzehn Uhr neunzehn und sind um drei Minuten vor Mitternacht hier auf dem Bahnhof in Bremerhaven, wenn der Zug pünktlich ankommt“, sagt Sergej, „ich werde sie dann dort abholen.“
„Marianne bekommt ein Zimmer in Nataschas Bereich, Boris könnte bei Jerome auf der Couch oder in einem der Gästezimmer schlafen“, sagt Lis, „das könnt ihr Euch ja überlegen, wie ihr das am besten macht.“
„Das regeln wir alles, wenn wir wissen, wer alles kommt und wer ein Bett braucht. Ich könnte mir vorstellen, dass Boris auch lieber im Zelt übernachtet am Samstag und Freitagnacht kommt er zu uns auf die Couch“, erklär ich.
Nach dem nun alles erst mal besprochen ist, wollen die Jungs noch ein paar Runden schwimmen, und dann hoch gehen. Lis will ein wenig fernsehen und ich werde im Arbeitszimmer einen Whisky trinken.
Die Börsenzeitung wird ichlesen, das wollte ich schon seit Montag, schließlich muss man ja wissen, was ab geht am Kapitalmarkt, auch wenn das kein sonderlich unterhaltsamer Lesestoff ist.
Morgen Nachmittag verabschieden wir die Japaner am Flughafen, sie werden nach München fliegen. Es ist alles zufriedenstellend verlaufen und ich bin ganz froh, wenn es vorbei ist. Mir fällt ein, dass ich den Werner Koch, das ist einer der beiden Besitzer der Audiwerkstatt.
Wir waren zusammen an der Uni, anrufen wollte, weil ja Martin mit Wolfi morgen dahin will.
Ich wähle seine Nummer, die ist bei mir gespeichert, und als er dran geht, sage ich, dass Martin morgen vorbei kommt und einen Gebrauchten, einen A4 Kombi für einen der Jungs kaufen will.
Er soll doch bitte gucken, dass der Junge ein ordentliches Auto zu einem vernünftigen Preis bekommt. Er verspricht mir, sich drum zu kümmern. Es ist immer gut, wenn man die Leute kennt, man muss nur dafür sorgen, dass das keine einseitige Beziehung ist, geben und nehmen, dann läuft das auch.
Die Zeitung habe ich durch, zu mindestens das, was mich interessiert, der Whisky ist all und so gehe ich rüber und leiste Lis ein bisschen Gesellschaft. Vielleicht kann ich sie ja auch früher ins Schlafzimmer locken und wir tun was für unser Wohlbefinden, das kommt ab und an ein wenig zu kurz.
Rolf
In der Klinik angekommen, haben wir uns ins Bett gelegt, nach dem die Schienen ab gemacht wurden. Wir haben jetzt zwei Krücken, eigentlich heißen die jetzt Gehhilfen, am Bett, wenn wir auf Toilette müssen oder ins Bad zum Duschen.
Das Abendessen bekommen wir auch gleich und obwohl wir nicht viel Hunger haben, essen wir es gemeinsam mit unseren Schätzchen auf. Es gibt ja die ganze Nacht nichts mehr.
Gleich, wenn abgeräumt ist, werde ich Paul noch mal ins Bad locken, diesmal will ich mal probieren, wie sich so ein Teil im Mund anfühlt, vielleicht bläst er ja dann auch bei mir
Vorher müssen wir aber den Pimmel waschen, meine ich. Nach einem ganzen Tag mit Schweiß und pinkeln, denk ich, ist das schon angebracht aber das ist in einem Bad wohl eine der leichtesten Übungen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass mein Bettnachbar mit Rico dann auch noch eine Tour im Bad verschwindet, was ja auch durch aus OK ist. Rico wird sich freuen, Paul aber bestimmt auch und wir sind dann ja auch eine Stufe weiter auf der Liebesskala.
Stufe zwei, gegenseitiges Blasen, bis es kommt…….ich muss grinsen. Stufe eins ist: „Du wichst mich, ich wichs dich“, das hatten wir ja schon ausprobiert und es war viel besser, als selber wichsen. Sex ist einfach geil.
Die Tabletts werden abgeräumt und vorerst haben wir jetzt mal Ruhe. Paolo und Natascha werden vor halb acht nicht kommen, also Zeit genug. Ich setze mich auf die Bettkante, nehme die Krücken und sag zu Paul: „Komm, hilf mir mal ins Bad.“
Noahs wissenden Blick kann ich im Rücken spüren und auch meine voll ausgefahrene Latte bleibt Pauls Blicken nicht verborgen.
„Es Scheint dringend zu sein“, sagt er grinsend und stützt mich am Arm, als ich auf stehe.
Mit kleinen Schritten, meine Latte wird durch Pauls Körper vor Noahs neugierigen Blicken verborgen, erreichen wir das Bad und Paul sperrt hinter uns ab. Zunächst küssen wir uns und seine Hand streicht über meine ausgebeulte Hose.
„Ich will dich blasen, mein Schatz“, sag ich leise an sein Ohr.
„Echt?“ fragt er.
„Ja echt, was dachtest du“, sag ich zu ihm.
„Komm hilf mir, dass ich mich auf die Schüssel setzen kann und dann wasch bitte deinen Pimmel ein bisschen unterm Wasser sauber, aber ohne Seife, die mag ich nicht.“
Die Hosen sind ruck zuck in den Kniekehlen und das Wasser läuft. Mit meinem Handtuch tupft er alles trocken, dann dreht er sich um und kommt zu mir. Voll prall steht sein Dicker vom Bauch ab, beim Gehen mit kleinen Schritten wegen der Hosen baumeln seine Eier im Sack hin und her, bevor ich sie mit der linken Hand einfange und zärtlich mit ihnen spiele.
Meine Rechte ergreift den Schwanz am Schaft, zieht ihn nah genug heran und streift die Vorhaut zurück. Zart fahre ich mit der Zungenspitze an der blanken Eichel entlang, unten vom Bändchen nach oben, bevor ich sie ganz im Mund verschwinden lasse.
WOW, was ein Gefühl, Paul stöhnt schon und ein erster Tropfen seiner Geilheit tropft auf meine Zunge. Langsam bewege ich den Kopf vor und zurück, so, dass meine Lippen über die Eichel und die Furche und noch ein Stückchen über den Schaft gleiten und dann wieder zurück.
An seinen Geräuschen, die er macht, erkenne ich, dass es schnell auf einen Höhepunkt raus läuft und lasse ihn aus.
„Ey, was soll das, nicht aufhören“, stößt er hervor.
„Gleich geht’s weiter“, sag ich, „sonst spritzt du ja schon ab.“
Er murrt ein bisschen, grummelt, aber als ich nach einer Minute, in der ich nur Schwanz und Sack gehalten habe, weiter lutsche, ist er gleich wieder zufrieden und genießt es. Es war nur ein kurzer Aufschub, zu neu und zu geil ist das.
Dann spritzt er mir eine volle Ladung in den Mund. Ich schlucke, kann gar nicht anders und als die Quelle nach sechs Schüben versiegt, habe ich alles im Magen.
„Nachtisch“, sage ich grinsend, immer noch seine Eier kraulend.
„Oh Mann“, sagt er, „war ich laut?“
„Und wenn“, sag ich, „ist doch egal. Die beiden werden nach uns im Bad verschwinden und ganz bestimmt nicht, um Halma zu spielen.“
Ich stehe vorsichtig auf und schiebe meine Shorts nach unten, dann setze ich mich wieder.
„Nimm mein Handtuch und mache eine Ecke nass“, sag ich und als er mir das reicht, wasche ich meinen Penis unter der Vorhaut und mache ihn wieder trocken.
Paul kniet sich vor mich auf den Boden und dann schließen sich seine Lippen über meiner Herrlichkeit, genauso wie meine eben bei ihm. Es ist Wahnsinn, die feucht warme Reibung der weichen Lippen, die trotzdem fest und stetig Rauf und Runter sausen.
Und die Eichel mit nie so empfundenen Gefühlen überflutet. Was vollkommen anderes als die eher festen und wesentlich härteren Handbewegungen, wenn man wichst. Auch ich halte das nicht aus und Paul macht auch keine Pause. Stöhnend komme ich in seinem Mund und auch er schluckt alles runter.
„Schmeckt nicht so dolle“, sagt er grinsend, als er meinen erschlaffenden Penis aus seinem Mund purzeln lässt.
„Das war sehr, sehr gut, das Beste, was je da unten stattgefunden hat“, sag ich, „du warst großartig mein Schatz, komm küss mich.“
Wir küssen uns lange und zärtlich, ich kraule seine Nacken und er knetet meinen Po. Wir räumen nach ein paar Minuten küssen und schmusen das Handtuch weg und ordnen unsere Kleider und gehen dann zurück ins Zimmer.
Wissende Blicke aus leicht grinsenden Gesichtern und Noahs hoch gereckter Daumen sagen uns, dass wir durchschaut sind.
„Das Bad ist jetzt frei, die nächsten bitte“ und grinse zurück, während Paul doch etwas rot geworden ist.
Enrico
Als die zwei ins Bad sind, war ich mir nicht sicher, ob sie was miteinander machen aber die Geräusche waren wohl eindeutig und ich denke, dass sie Spaß hatten. Noah und ich sind natürlich geil geworden, das Kopfkino zeigte die Zwei beim ersten Blasen und wir sind halt steif jetzt.
Bei Noah heißt das, dass bald die Hose platzt und wenn wir jetzt ins Bad verschwinden, wird die Beule wohl nicht zu verstecken sein. Noah ist das offensichtlich egal, denn er setzt sich jetzt auf und greift nach den Krücken.
Ich stütze ihn und versuche, seine Latte durch meinen Körper zu verdecken, vergesse dabei meine eigene Beule und als Rolf sagt: „Viel Spaß mit der Klarinette“, weiß ich, das verstellen zwecklos ist und sage einfach: “Danke, werde ich haben.“
Im Bad setzt Noah sich mit meiner Hilfe hin, nach dem er gleich die Hosen abgestreift hat. Voll steif, riesig und geil steht das heilige Kanonenrohr zwischen seinen Beinen. Er öffnet schnell und geschickt meine Hose und schiebt sie mit der Unterhose nach unten.
Mein Schwanz schnellt unter dem Gummizug heraus und klatscht hörbar auf die Bauchdecke.
„Waschen?“, frag ich.
Er nimmt meinen Schwanz, zieht die Vorhaut zurück, riecht, leckt dann und sagt: „Das bist du, mein Rico der bestimmt heute Morgen Duschen war. Das schmeckt etwas salzig, nach dir, nach dem Mann, den ich liebe. So hast du hinterm Fahrradständer auch geschmeckt und ich fand es so geil.“
Dann verschwindet mein Schwanz teilweise in seinem Mund und er tut mir so gut, dass ich zu stöhnen anfange.
Er schleckt über die ganze Länge, saugt ein Ei und danach das andere in seinen Mund, um dann wieder zur Eichel zurück zu lecken und den Schwanz tief in seinem Mund verschwinden zu lassen.
Das kannte ich bis jetzt nur von YouPorn, aber wie sich das anfühlt……Wahnsinn.
Seine linke Hand knetet meine Pobacke, die rechte krault meine Eier und beim Zungenspiel am Frenulum, dem kleinen Bändchen unter der Eichel, geht es mir ab. Stöhnend komme ich in seinem Mund und er schluckt es, alles, bis auf den letzten Tropfen … galaktisch.
„Boah, Schatz“, stöhne ich, „das war sooo geil, oh man, du bist ein begnadeter Bläser.“
Ich küsse ihn, bevor ich auf die Knie gehe und mich über sein heiliges Kanonenrohr her mache. Auch sein Glied riecht etwas nach Schweiß und es schmeckt auch nicht nach Duschgel sondern eher etwas salzig, von pinkeln, nehme ich an, aber es ist nicht eklig oder abstoßend, eher geil.
Das ist er, sein Geruch, sein ihm eigener Geschmack, und den kennt niemand außer mir und meinen kennt niemand außer ihm. Es ist nicht einfach, so einen großen und dicken Penis in den Mund zu nehmen, es strengt an und die Kiefer sind bis zum Anschlag geöffnet.
Deswegen lecke ich viel um die Eichel herum und den Schaft rauf und runter und wichse dabei immer ein bisschen. Auch der Sack wird mit Zunge und Mund verwöhnt und die Lusttropfen kommen jetzt ständig, bald hab ich ihn soweit.
Ich bin gespannt, wie mein Po später mal auf dieses U-Boot reagiert, wenn es in meinen Hafen einlaufen will. Das wird noch was, vielleicht sollte ich mal mit Mike reden, der hat ja da wohl Erfahrung.
In meinen Bemühungen nicht nach lassend, bringe ich ihn mit vollem Mund über die Schwelle und schlucke, was mein Schatz mit Stöhnen und Inbrunst in mich rein spritzt. WOW, was für ein Abgang.
„Du bläst fantastisch, Schatz“, sagt er und küsst mich, „du bist voll der Hammer.“
„Du warst auch gut“, sag ich, „das macht die Liebe. Wenn man liebt, gibt man und bekommt viel zurück. Bei Sex ohne Liebe spritzt man und verschwindet dann, das macht den großen Unterschied. Ich weiß jetzt genau, von was ich rede.“
„Ich liebe dich, mein kleiner Lockenkopf, ich liebe dich ganz doll“, sagt er und küsst mich wieder.
„Auch ich liebe dich, mein kleiner Mattentiger und ich bin froh, dass ich dich gefunden habe“, sag ich, „mit dir ging meine Sonne auf, bekam mein Leben nach viel Schmach einen neuen Sinn. Mit dir bin ich zum ersten Mal im Leben gerne schwul, weil du mein ein und alles bist.“
„WOW, das hast du schön gesagt, das war eine wundervolle Liebeserklärung, mein Schatz, Danke“, sagt er, bevor er aufsteht und sein nun schlaffes Ding in der Hose verstaut. Auch ich richte meine Kleidung und dann gehen wir zurück ins Zimmer.
Die beiden grinsen ein bisschen und wir grinsen einfach zurück.
„Kopfkino ausschalten, die Vorstellung ist zu Ende“, sage ich und lache dann, „gut, dass wir alle schwul sind und verliebt und nicht so verklemmt, um uns in der Not auf netteste Art und Weise zu helfen und so zur baldigen Genesung beitragen. Ich hoffe, ihr zwei habt die Gelegenheit genutzt und euch aufs Flöte blasen konzentriert, weil Hausmusik sehr unterhaltsam und gut sein kann. Wie bei jeder Musik macht auch hier die Übung den Meister, also, ihr wisst es jetzt, Flöte kann man nicht genug spielen. Frag Noah, der hat die Erfahrung auch gemacht.“ Ich lache, lache die beiden an, die wieder etwas rot geworden sind. Noah sagt jetzt: „Ihr braucht euch für nichts und vor niemandem zu schämen. Wer sich lieb hat, der soll, darf, ja muss Sex haben mit seinem Schatz, das macht die Liebe erst vollkommen.“
Es klopft und Natascha und Paolo kommen, sie waren bestimmt bei uns zu Hause. Sie waren wohl schon mal da, denn in Paolos Mülleimer lagen zwei gebrauchte Kondome. Als ich beim Saubermachen heute Morgen seine Mülleimer umgeschüttet habe in den aus der Küche, lagen sie plötzlich oben drauf.
Dass er die allein oder mit jemand anderem gefüllt hat, bezweifle ich sehr und wenn ich hier bei Noah sitze, ist ja zu Hause sturmfrei. Die Zwei sehen auch sehr zufrieden aus und ich finde das auch voll OK.
Mein Bruder hat mir viel gegeben in der Zeit, in der mein Schwul sein offenbar wurde und in der Papa mir dann das Leben zur Hölle machte. Paolo war meine Burg, mein Beschützer, mein Tröster, er hat manche Träne getrocknet bei mir und einer meiner großen Wünsche ist es, ihn glücklich zu sehen.
Scheinbar hat er mit Natascha den Menschen gefunden, mit dem er glücklich ist und auch sie hat ihn wohl sehr, sehr gern, meinen Bruder.
Wir verabschieden uns mit einer innigen Umarmung, zärtlichen Küssen und dann mit einem „Ciao bella“, bevor wir runter ans Auto gehen und nach Bremerhaven fahren.
Onkel Jo
Wir laufen Kurs Süd West, die See ist seit dem Auslaufen vor neun Tagen verhältnismäßig ruhig geblieben und wir haben gute Fahrt gemacht. Morgen Abend werden wir die Hälfte der Strecke bis zum Suez Kanal hinter uns haben.
Noch einmal fünftausend fünfhundert Kilometer bis nach Suez sind zurück zulegen, bevor zum ersten mal wieder Land in Sicht kommt. Die neue Maschine läuft ohne Probleme und im Moment fährt der Kapitän Volle Kraft voraus, das heißt, dass die Maschine jetzt einen bestimmten Zeitraum schneller gefahren wird, als das bei der üblichen Reisegeschwindigkeit von etwa fünfzehn Knoten der Fall ist.
Joachim hat sich gut eingelebt, kommt bei der Besatzung gut an und Probleme mit der Tatsache, dass wir eine Doppelkabine teilen, hat bisher wohl niemanden ernsthaft gestört. Unsere Nächte sind schön und das ehemalige Gefühl, den richtigen Partner fürs Leben gefunden zu haben, hat sich bei beiden viel schneller, als ich es erwartet habe, wieder eingestellt.
Ich war lange Zeit nicht mehr so glücklich, wie ich es jetzt wieder mit Joachim bin und er strahlt ständig und ist ganz offensichtlich mehr als zufrieden mit der Entwicklung und hat seinen Entschluss, mit mir an Bord zu kommen, wohl noch keine Sekunde bereut.
Der Kontakt nach Bremerhaven, zu Ole und Co, wird von uns täglich gepflegt und wir sind über fast alles immer bestens informiert und Ole und mit ihm die Anderen über uns.
Der Alltag an Bord ist nicht langweilig, die Zeit ohne Passagiere wird genutzt, um kleine Schäden in den Kabinen, an der Einrichtung und so zu beheben und das Schiff auf Vordermann zu bringen.
Joachim hat viel mit kleinen Wehwechen und so zu tun, so das uns die Zeit nicht lang wird an Bord und in der Freizeit, na ja, da sind wir halt öfter in der Koje und machen Partnerübungen, schließlich ist ja einiges nachzuholen aus den verlorenen Jahren.
Alles in allem hat für uns beide ein vollkommen neuer Lebensabschnitt begonnen, den wir beide genießen und der, wenn es nach mir geht, die nächsten fünfzig Jahre dauern kann und auch Joachim hätte bestimmt nichts dagegen.
Natascha
Als wir in die Klinik kommen, scheint es den Jungs dort recht gut zu gehen. Das ist, denke ich, nach diesem Tag unter Freunden, abseits der Klinik auch verständlich, obwohl die Beisetzung ja eigentlich kein so gutes Erlebnis ist.
In diesem Fall jedoch, der Tod der Frau lag ja schon lange zurück, war es nicht direkt mit einem realen Verlust verbunden und deshalb nicht so nieder drückend, als wenn jemand aktuell verstorben wäre.
Das im Anschluss in der Alten Schleuse dann auch wieder gelacht wurde und das auch alle draußen waren zum spazieren, hat den Tag für die beiden Verletzten doch zu einem Ausnahmetag gemacht.
Jetzt sind wir auf dem Weg zu uns, wo Paul und ich dann aussteigen werden und mein Schatz mit seinem Bruder dann in ihre Wohnung fahren werden. Beide müssen morgen und übermorgen arbeiten und Paolo hat ja dann noch die Nachhilfe mit dem Lehrling, der wohl Neffe seines Chefs ist.
Aber am Samstag nach der Nachhilfe kommen die beiden dann zu uns, helfen bei den Vorbereitungen und bleiben auch über Nacht, worauf ich mich sehr freue.
Heute waren wir wieder in der Wohnung der beiden und es war fast noch schöner wie gestern, einfach himmlisch und von seinen Hemmungen ist nichts übrig geblieben.
Er hat mich sehr glücklich gemacht und ich ihn, es war so toll und ich liebe ihn total.
Wenn Noah aus der Klinik zurück ist, wollen die Zwillinge ihre Mutter und die zwei Schwestern einladen, ihnen die Partner vorstellen, die Wohnung zeigen, ihrer Familie zeigen dass es ihnen sehr gut geht und sie keine Sorgen haben. Das finde ich gut und freue mich, seine Leute kennenzulernen.
Enrico will dann für alle kochen und es soll ein schöner Tag werden.
Wir sind da und während Paul und Enrico schon aussteigen, küsse ich meinen Schatz zum Abschied. Enrico wird jetzt nach vorn auf den Beifahrersitz kommen, wenn ich ausgestiegen bin.
Ein Kuss noch, dann trenne ich mich widerwillig von meinem Schatz und steige aus. „Gute Nacht, Enrico“, sag ich und geh zur Haustüre, dort bleibe ich stehen und winke dem fort fahrenden Auto hinterher, bis es nicht mehr zu sehen ist. Erst dann geh ich rein und ins Wohnzimmer, Paul scheint direkt hoch zu sein auf sein Zimmer.
Papa und Mama sitzen vor der Glotze, irgend so eine politische Talkshow, etwas das ich mir niemals ansehe. Ich gehe zur Couch und zwänge mich zwischen die beiden, die mir auch bereitwillig Platz machen. Einen Moment herrscht Schweigen und Papa zappt den Ton weg.
„Und, was hat denn mein Mädchen auf dem Herzen?“
„Ich wollte euch mal was fragen“, sag ich, „ nämlich, wie das damals bei Euch war, als du die Mama kennengelernt hast. Wann habt ihr denn das Gefühl gehabt, den richtigen Partner gefunden zu haben, den fürs Leben, mein ich?“
„Nun“, sagt Mama, „bei mir war es wohl Liebe auf den ersten Blick. Als ich deinen Papa das erste Mal im Haus meiner Freundin gesehen habe, habe ich mich in ihn verliebt. Iris hat dann deinen Papa öfter eingeladen und er hatte wohl auch von Anfang an großes Interesse an mir. Wir kamen uns näher und wurden nach der Geschichte in Berlin, dann endgültig ein Paar. Dass er der Richtige für mich war, habe ich aber schon sehr früh verspürt.“
Ich schau Papa an und der lächelt, sagt dann: „Mir ging es ähnlich, auch ich hatte sehr früh das Gefühl, mit deiner Mutter den Partner fürs Leben gefunden zu haben und so wie es aussieht, haben wir das ja auch. Wir lieben uns immer noch und sind mit einander und mit Euch sehr glücklich.“
„Ich bin ganz doll in Paolo verliebt, er ist alles für mich und er liebt mich auch sehr, das fühle ich“, sag ich leise.
Zwei Arme legen sich um mich und Mama sagt: „Wenn das so ist und ihr euch beide von Herzen liebt, dann hast du ja, habt ihr, vielleicht auch schon euren Partner fürs Leben gefunden. Du weißt, dass wir nur eine Forderung an die Partner unserer Kinder haben, nämlich, das sie sie glücklich machen. Geld und Stand sind unwichtig für uns und wenn Paolo, den wir sehr mögen, dich glücklich macht, dann soll das so sein.“
Ich schau Papa an und der nickt zustimmend.
„Ich hab euch lieb, ihr seid so tolle Eltern“, sag ich und gebe jedem einen Kuss, bevor ich aufstehe und hoch gehe.
Beide strahlen zufrieden.
Jerome
Sergej und ich waren ein bisschen schwimmen unten und liegen jetzt auf der Couch. Der Laptop ist an den Beamer angeschlossen und auf der Leinwand ist die Homepage dieser Herzklinik in New York, die diese Operationen durchführen, die Robin vielleicht noch helfen könnte.
Dort sind alle erforderlichen Kontaktdaten, die ich über die Mailfunktion auf mein Handy sende. Es klopft und mein Schwesterchen kommt und fragt, ob sie uns bei was stört.
„Nein, natürlich nicht setz dich. Möchtest du was trinken?“
„Ich hole mir was“, sagt sie und geht an den Kühlschrank.
Mit einem Alkohol freien Radler kommt sie zur Couch zurück und setzt sich zu uns.
„Was guckst du denn da?“, will sie wissen.
Dann erzähle ich ihr von Chris und seinem Bruder Robin, dass der Kleine an einer seltenen Herzkrankheit leidet, die wohl nur in dieser Klinik da auf der Leinwand operiert werden kann. Dass die Krankenkasse das nicht bezahlt und das die Lebenserwartung des Jungen nicht mehr so hoch ist.
Ich sage ihr auch, dass ich Chris und Robin für Samstag eingeladen habe, allerdings nicht weiß, ob sie kommen.
„Willst du dem Jungen helfen oder warum guckst du nach der Klinik?“, fragt sie.
„Ich muss erst mal alles über die Krankheit und die Möglichkeiten erfahren“, sag ich, „bevor ich bei den beiden falsche Hoffnungen wecke. Es wäre fatal, wenn die Chance, die OP- Serie zu überstehen, so gering wäre und der Kleine dabei sterben würde.
Natürlich brauche ich dazu erst mal eine Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht für das Klinikum Links der Weser und auch für Robins Hausarzt. Um die zu bekommen muss ich mit seiner Mutter sprechen, die ich aber noch gar nicht kenne.“
„Wie ich dich kenne, hast du dich bereits entschlossen, wenn es denn geht, zu helfen“, sagt Natascha, „da auch ich von Opa diverse Immobilien und viel Kohle geerbt habe, also ein reiches Mädchen bin, werde ich mich, wenn es dazu kommt, an den Kosten zur Hälfte beteiligen, wenn ich darf.“
Spontan ziehe ich sie zu mir rüber und umarme sie.
„Toll, dass du das tun willst, Danke“, sag ich und gebe ihr einen Kuss.
„Ist schon OK“, sagt sie, „wir haben mehr als genug, sind glücklich verliebt und haben halt die Möglichkeit, anderen zu helfen. Ob Kevin, Paul oder den Zwillingen, es kommt so viel zurück an Freundschaft und Liebe, warum nicht auch dem Robin, wenn wir es können?“
„Eure Art, anderen zu helfen, ist offenbar genetisch bedingt und ich finde es immer toll, wie sich diese Familie für andere engagiert“, sagt Sergej, „und ich bin froh, dass ich dabei sein darf, dass ich dazu gehöre.“
Natascha verlässt uns, nach dem sie uns beiden von ihrem Gespräch mit Mama und Papa erzählt hat. Dass sie das im Beisein von Sergej erzählt, zeigt mir, das sie Sergej als meinen Partner fürs Leben sieht, de Facto als ihren Schwager betrachtet.
So wie ich ihn, nach ihrem Gespräch Paolo, wohl als Schwager betrachten darf. Oma sagt immer, wenn Remmers was machen, dann machen sie es ganz oder gar nicht. Wo sie recht hat, hat sie recht.
Chris
Seit der Jerome und sein Freund Sergej wieder weg sind, geht mir viel im Kopf rum. Robin hat den Namen gegoogelt von Jeromes Vater, der Carl August heißt und wohl einer der Top Unternehmer ist in Bremen und Umgebung.
Die Firma, in der die Ausstellung war, wo Noah und Rolf hingebracht worden sind, die gehört dem wohl und das Internet sagt auch einiges über den Konzern, der auch Hotels weltweit und Schiffe besitzt.
Ich gehe also davon aus, das die Kohle haben und nicht zu knapp. Ein weiterer Grund, mich zu fragen, was der reiche Junge und sein Freund denn eigentlich von uns wollen. Warum lädt der mich und vor allem Robin zu einer Party in ihrem Freundeskreis ein, dem bestimmt nur alle so reiche und versnobte Fuzzikinder angehören.
Obwohl da heute, auf der Beerdigung und danach waren die eigentlich alle OK und Rolf und Noah sind zwar Privatpatienten, aber gar nicht anders, wie andere in diesem Alter, ich mag die beiden irgendwie, natürlich auch, weil sie schwul sind, aber nicht nur deswegen.
„Chris, meinst du, Mama lässt mich hin zu der Party?“, will Robin jetzt wissen.
„Willst du denn wirklich dahin unter all die jungen und gesunden Leute?“, frag ich zurück.
„Ja, ich will. Einmal eine Party feiern oder zumindest dabei sein“, sagt er, „Jerome ist auch behindert und die zwei Jungs aus der Klinik, von denen du immer erzählst, die sind ja auch im Rollstuhl da. Da falle ich doch gar nicht auf mit meinem.“
„Dann müssen wir Mama eben entsprechend bearbeiten“ sag ich, „dass sie uns dort hingehen lässt. Die holen uns ja auch ab und bringen uns wieder zurück, hat der Jerome gesagt.“
Ich schau zur Uhr, halb Neun, Zeit für Robin, duschen und dann ins Bett, obwohl mir gerade einfällt, das ja ab Morgen Ferien sind und er ausschlafen kann und Mama auch.
„Willst du Auf bleiben bis halb elf, wenn Mama kommt?“ frag ich ihn, „morgen kannst du ja ausschlafen,“
„Scheiß Ferien, sechs Wochen Langeweile“, sagt er, „was mache ich nur den ganzen Morgen in den Ferien. Wann hast denn du frei, das wir wenigstens mal raus fahren können, was unternehmen?“
„Sonntag in einer Woche habe ich meine letzte Schicht, dann ist mein Jahr als Zivi rum. Wenn ich keine Zusage von der Uni bekomme, muss ich mir einen Job suchen, an dem ich nur Vormittags bis zwei arbeiten muss“, sag ich, „aber den fang ich erst nach deinen Ferien an, dann können wir schon was unternehmen, Kleiner.“
„Danke, du bist lieb“, sagt er , musst wegen mir auf so viel Verzichten.
Einen besseren Bruder hätte ich nie bekommen können“, sagt er. Ich geh zu ihm, nehme seinen zarten Oberkörper in den Arm und streiche durch seine seidenweichen, blonden Haare.
„Ich habe dich halt sehr lieb, Kleiner, das weißt du ja und du kommst immer an erster Stelle bei mir“, sag ich.
Nach einer Pause, in der ich ihn nur halte und streichele, wendet er sich wieder dem Rechner zu und ich, hole mein E Book und setze mich in einen Sessel in seinem Zimmer und lese. Die Geschichte handelt von einem schwulen Jungen, der im Heim lebt und der dann zu einer Familie geschickt wird, die einen Bruder für ihren etwa gleich alten Sohn suchen.
Eine tolle Geschichte und gerade jetzt hat er den Nachbarsjungen kennengelernt. Bald bin ich voll in die Story eingetaucht und erst das „Guten Abend, ihr zwei“, meiner Mutter holt mich in die Realität zurück.
„Wieso ist denn Robin noch auf?“, fragt sie in meine Richtung und kommt ganz ins Zimmer.
„Mama“, sagt der Kleine, nicht ohne Vorwurf in der Stimme, „es sind Ferien, schon vergessen?“
„Ach, da habe ich wieder mal nicht dran gedacht“, sagt sie, „aber es wird jetzt Zeit für dich, junger Mann und für Chris auch, der hat Frühschicht.“
„Wir müssen noch mit dir reden“, sagt Robin, „ich hatte heute Besuch.“
„Soo, wer war denn hier bei dir?“, will sie verwundert wissen.
Jetzt erzähle ich in groben Zügen von Noah und Rolf, ihren Freunden, von denen einige auch schwul sind, von dieser Beerdigung und dem danach und auch von Jerome und Sergej, die mich rechtzeitig vor Robins Ankunft nach Hause gebracht haben.
Da sie mich gebeten haben, Robin kennen zu lernen und dieser das dann auch wollte, haben wir die beiden mit rein genommen, sag ich ihr.
„Er hat keine Füße mehr“, sagt Robin, ein wenig aufgeregt. „Quatsch, das geht ja gar nicht“, sagt Mama, „oder saß er im Rollstuhl?“
„Nein, echt jetzt“, sagt der Kleine, „der läuft ganz normal, hat spezielle Prothesen. Er hat sie auf meine Bitte hin ausgezogen und ich habe seine Stümpfe angefasst.“
„Habt ihr Gras geraucht oder wollt ihr mich Verscheißern“, fragt Mama.
„Echt jetzt, Mama, Robin sagt die Wahrheit“, komme ich dem Kleinen jetzt zur Hilfe, „er hat echt Spezialprothesen und er geht vollkommen normal damit. Die beiden haben Robin und mich zu einer Party am Samstag eingeladen und wir möchten sehr gern dort hin. Es ist in Bremerhaven, also sie würden uns abholen und auch Sonntag noch mal bringen“, geh ich jetzt aufs Ganze.
„Wie soll denn das gehen“, sagt sie, „er braucht seine Medikamente, muss zwischen durch ausruhen und darf sich nicht aufregen.“
„Chris ist doch bei mir“, sagt der Kleine jetzt bittend, „immer darf ich alles nicht machen, was ein bisschen Spaß bringen könnte, immer nur Schule und zu Hause und irgendwann gebe ich die Löffel ab und bin dann nicht nur früh, sondern auch noch dumm gestorben. Das muss doch jetzt mal etwas anders werden. Jetzt könnten Chris und ich mal neue Leute kennen lernen, er auch mal Jungs, die so sind wie er. Wegen mir verzichtet er auf so viel, da kannst du uns jetzt ruhig mal da hin gehen lassen. Du bist Samstag und Sonntagnachmittag auf der Arbeit und wir möchten jetzt einfach mal diese Gelegenheit wahrnehmen und ein Wochenende mit jungen Leuten verbringen, die uns, warum auch immer, eingeladen haben.“
Noah
Sieben Uhr zehn, kommt Chris, heute allein, zum Waschen. Erst Rolf, dann ich, werden wir wieder mit viel Aufmerksamkeit gewaschen und es fällt mir schwer, keine Latte zu kriegen, als es meine Vorhaut nach hinten schiebt.
„Nur Waschen“, nuschel ich und konzentriere mich um einen Vollsteifen zu verhindern.
„Ab Montag gehen wir duschen morgens“, sag ich, „dann entfällt für dich das erotische Morgenvergnügen“, dabei stubs ich mit meinem linken Fuß gegen seine ausgebeulte Hose.
„Geh mal ins Bad, hol dir einen runter“, sag ich grinsend zu ihm.
„Wenn du mit kommst, blass ich dir einen“, sagt er ebenfalls grinsend.
„Ich werde nur von einem süßen Italienermund geblasen,“ sag ich, „gestern erst und es war sooooo geil, sag ich dir.“
Er ergreift die Flucht, die Waschutensilien vor seine Latte haltend räumt er das Feld, bevor ihm einer ab geht. Wir lachen. Er ist ja schon ein Netter, aber ich will nur Rico da spüren, sonst niemanden.
Ihm gehört mein Herz und auch sonst alles und das wird nicht an andere verliehen. Treue, darauf basiert meiner Meinung nach eine Liebe zwischen zwei Menschen. Ich glaube nicht, dass sich ein Riss in einer Beziehung, der durch Poppen mit einem Anderen entstanden ist, je wieder dauerhaft kitten lässt. Wenn das Vertrauen erst mal hin ist…
Chris bringt das Frühstück und er grinst jetzt auch.
„Und“, frag ich, „kommt ihr jetzt am Samstag, dein Bruder und du?“
„Mama wollte drüber schlafen, aber ich glaube, der Kleine hat sie schon überredet“, sagt er, „er hat gesagt, dass er, wenn er schon früher sterben muss, wenigstens nicht dumm sterben will und einmal mindestens auf einer Party mit jungen Leuten gewesen sein möchte. Wenn er Mama mit dem Sterben kommt, hat er meistens gewonnen.“
1 Kommentar
Hallo Niffnase,
das geht ja gerade Schlag auf Schlag…
Eine Folge nach der Anderen, alle Achtung, und vielen Dank.
Es macht viel Laune die Geschichte zu Lesen.
Viele Grüße
Claus (Ostalbkreis)