Blau – Teil 4 – Korrektur

Ungläubig sehe ich Glaukos an. Er steht mir lächelnd gegenüber und wartet auf meine Antwort.

„Du meinst das ernst, oder?“, frage ich ihn völlig fassungslos, als er weiterhin keine Anstalten macht noch etwas dazu zu sagen.

„Klar meine ich das so, wir können eine Woche zurückreisen und dafür sorgen, dass der Unfall nicht passiert.“

„Du bist verrückt!“, noch immer starre ich ihn an als käme er von einem anderen Planeten. Was, wenn ich darüber nachdenke, mittlerweile sogar im Rahmen des möglichen liegt.

„Manchmal hilft das“, lacht er. Dann sieht er mich wieder herausfordernd an. „Kommst du nun mit?“

„Ich kann hier doch nicht einfach weg.“

„Du verstehst noch immer nicht ganz. Wenn wir das korrigieren, bist du auch nie hier; es gibt keine Beerdigung und du sorgst auch nicht für einen Skandal, weil du einfach von der Beerdigung deines Bruders verschwindest.“

„Ich glaub ich bekomm Kopfschmerzen.“

„Das hilft“, ist Glaukos wieder einmal wenig hilfreicher Kommentar dazu. „Vertrau mir einfach.“

„Und wenn es nicht so ist wie du sagst; bin ich von der Beerdigung abgehauen und kann mich nirgendwo mehr blicken lassen.“

„Okay, ein Vorschlag. Wir gehen einfach hinter diese Zypresse wo man uns nicht sieht“, damit winkt Glaukos zum nächsten größeren Baum. “Und wenn dann die Reise nicht funktioniert, gehst du einfach wieder zurück zu der Beerdigung.“

Noch immer verwirrt nicke ich leicht. „Okay.“
Eigentlich kann ich auch gar nichts anderes machen. Glaukos hat mich völlig in seinen Bann gezogen, und das eigentlich schon vor neunzehn Jahren.

Danach folge ich ihm einige Schritte hinter den Baum. Nicht nur meine Neugierde treibt mich, ich bin mittlerweile davon überzeugt, Glaukos überall hin zu folgen.

„Nimm meine Hand und nicht los lassen“, fordert er mich auf.

Ich lege meine Hand in seine.
Ein Schauern durchzieht meinen Körper als ich seine warme Haut berühre.
Glaukos berührt mit einem Finger ein schmales Band um sein Handgelenk. Daran ist ein kurzer Stab befestigt. Das Ganze macht ein weinig den Eindruck einer kleinen schwarzen Armbanduhr.
Und dann stehen wir zusammen Händchenhalten hinter einer großen Zypresse. Am liebsten würde ich einfach nur laut lachen, so skurril kommt mir das grade vor. Ich will grade etwas sagen und meine Hand wieder zurückziehen als Glaukos mich davon abhält.

„Warte noch kurz.“

Zuerst kann ich wieder nichts feststellen.
Doch dann verändert sich das Licht.
Die Farben verschwinden und die Konturen werden blasser.
Das gleiche geschieht mit den Geräuschen und den Gerüchen. Das Gerede der anderen Friedhofsgänger wird schwächer. Der Geruch nach Staub und trockenem Gras lässt immer mehr nach.
Es fühlt sich an als wären fast alle meine Sinne betäubt. Nur noch meine Augen liefern mir ein Bild meiner Umgebung. Doch die scheint immer weiter zu verschwinden, bis nur noch eine einheitliche Fläche zu sehen ist.
Schließlich kann ich nur noch Glaukos sehen, dessen Hand ich noch immer festhalte.
Alles Andere ist nur noch ein reines Blau.

Ich kann nicht einmal sagen, ob meine Füße noch Boden berühren. Ich scheine auf etwas zu stehen, zumindest habe ich nicht das Gefühl zu fallen. Aber zu erkennen, ist nichts.
Der Boden fehlt genauso wie der Horizont oder der Himmel. Denn das Blau, das uns umgibt sieht auch nicht nach Himmel aus. Wolken gibt es nicht, und auch sonst sind keinerlei Strukturen in diesem unendlichen Blau zu sehen.
Unsicher sehe ich zu Glaukos, der mir aufmunternd zulächelt.

„Nicht loslassen“, wiederholt er unnötigerweise noch einmal. Das wäre sowieso das Letzte was ich im Augenblick getan hätte.

Und dann verändert sich wieder alles.
Es ist als würde es wieder rückwärts ablaufen.
Das Blau wird blasser und einige Linien sind zu erkennen.
Schließlich kehren die Farben wieder zurück und wir befinden uns wieder in der realen Welt.
Gleichzeitig fluten auch wieder alle anderen Eindrücke auf mich ein. Entfernt sind Autos zu hören, einige Vögel singen in der Nähe.
Doch wir sind nicht mehr dort wo wir gestartet sind. Von dem Friedhof und den trauernden Menschen ist nichts zu sehen.
Es riecht nach Asphalt und irgendwie auch ein bisschen nach Verwesung.
Irritiert und auch ein wenig ängstlich sehe ich Glaukos an.

„Wo…Was…“, stammele ich. Ich lasse seine Hand los und gehe einige Schritte rückwärts, weg von ihm. Wir befinden in einer schmalen Gasse. Eigentlich eher ein Hinterhof. Fensterlose Backsteinwände ragen über uns auf. Die schmalen Fugen zwischen den Betonplatten des Gehwegs sind mit Unkraut bewachsen. Müllcontainer stehen am Rand. Eine kleine wilde Müllkippe ist daneben zu sehen.

„Glückwunsch zu deiner ersten Zeitreise.“ Glaukos ist noch immer die Ruhe selbst. Er lächelt mich schon wieder an.

„Zeitreise?“

„Sicher. Wovon habe ich denn vorhin geredet?
Ich weiß es ist etwas unspektakulär. So ganz ohne bunte Wurmlöcher oder vorbeirasenden Sternen.
Du solltest übrigens versuchen dich weiter zu erinnern. Das Gehirn neigt manchmal dazu scheinbar unlogische Dinge zu verdrängen.“

Unsicher nickte ich. Mit jeder auf und ab Bewegung verstärken sich scheinbar meine Kopfschmerzen. Noch immer war ich mir nicht sicher was ich von der Situation halten sollte. „Und wo sind wir jetzt? Wir sind nicht nur in der Zeit gereist, oder?“

„Eine Zeitreise beinhaltet normalerweise auch einen Ortswechsel. Es wäre verdammt unangenehm wenn man eine Reise beginnt und dann bei der Ankunft feststellt, dass sich die Erde sich nicht an der gleichen Stelle befindet wie zur Abreise.
Das ist übrigens Michaels Sporthalle.“ Er deutet mit seinem Arm auf das größere Gebäude neben uns.

„Du meinst er ist darin?“ Ich will schon loslaufen um zu meinem Bruder zu laufen. Doch Glaukos packt mich am Arm und drückt mich gegen die Wand.

„Hör mir genau zu! Wir haben wahrscheinlich nur eine Chance den Unfall zu verhindern. Und das können wir nicht, wenn du dich nicht an das hältst, was ich sage“, erklärt er mir. Wieder einmal nicke ich nur leicht; von seinem Ausbruch und auch seiner Kraft überrascht.

„Du bist grade in der Kneipe „Spitzes Eck“ und bedienst dort die Gäste! Wenn du hier jetzt einfach herumläufst, richtest du mit Sicherheit ein heilloses Chaos an. Verstanden?“

Ich spüre wie sich seine Hände langsam von mir lösen und er einen Schritt von mir weggeht. Ich kann nicht anders und starre auf die Mauer, als könnte ich so sicherstellen, dass Michael nichts passiert.

„Und wie sollen wir Michael nun retten?“, frage ich meinen Begleiter.

„Wir werden warten.“

„Worauf?“

Glaukos sieht mich ernst an. „Michaels Unfall war keiner. Jemand hat sich am Auto zu schaffen gemacht“, erklärt er mir. Währenddessen schiebt er einen der Container zum Ausgang der Gasse. Durch das unebene Pflaster springt der Deckel leicht auf. Fast augenblicklich wird der Verwesungsgeruch stärker. Glaukos schließt die Klappe des Müllcontainers wieder und geht dahinter in Position. Er beobachtet die davor stehenden Autos und erklärt weiter. „Wir wissen nur nicht warum sie es gemacht haben.“

Ich gehe wieder zu ihm. Neben Glaukos hocke ich mich auf das Pflaster. Erst jetzt bemerke ich, dass wir hinter dem Müllcontainer auf die Straße sehen können ohne selbst direkt entdeckt zu werden. Allerdings weiß ich nicht einmal worauf ich achten soll, oder mit welchen Wagen Michael und sein Freund unterwegs waren.

„Wer ist wir und sie?“, frage ich ihn als mir die Bedeutung seiner Worte bewusst wird.

„Ich bin nicht der einzige, der durch die Zeit reist. Und wie überall gibt es Gute und Böse.“

„Und du bist…“

„Hey! Ich bin hier um deinen Bruder zu retten. Das solltest du eigentlich nicht fragen“, empört sich Glaukos. Aber sein Lächeln zeigt, dass er sich grade herrlich amüsiert.

„Und wer genau bist du nun?“

„Ich erklär es dir. Aber erst wenn wir das hier hinter uns haben.“ Damit zieht Glaukos einen kleinen metallischen Gegenstand aus der Tasche, der sich perfekt in seine Hand legt. Es erinnert mich an zwei im rechten Winkel aneinander gefügte Eier. Ein paar Rillen sind zu erkennen, ansonsten ist die Oberfläche jedoch glatt. Mich erinnert das Gerät augenblicklich an eine Waffe. Auch wenn ich so etwas noch nie gesehen habe.

„Hast du etwa vor hier herum zu ballern?“

„Ich hoffe nicht, dass das wirklich nötig ist. Aber ich weiß auch nicht, wie viele kommen werden. Das hier ist aber nur ein Marker. Damit kann ich ihn zu einem bestimmten Ziel in der Zeit schicken“, erklärt er mir. „In diesem Fall in unsere Zellen.“

„Oder sie schicken.“ Korrigiert sich Glaukos kurz darauf. Eine in einem dunkelblauen, fast schwarzen Anzug, gekleidete Frau, geht langsam an den Autos vor uns entlang. Vor einem roten Kleinwagen bleibt sie schließlich stehen und guckt sich zu beiden Seiten um.

„Mach doch was!“, flüstere ich Glaukos zu.

„Geht noch nicht. Wenn sie es nicht ist, und ich sie wegschicke, bin ich echt im Arsch“, sagt er ebenso leise.

Doch nachdem sich die Frau noch weiter vergewissert hat, dass niemand auf der Straße zu sehen ist, geht sie neben dem roten Wagen zwischen die Autos. Bei der Motorhaube angekommen zieht sie einen länglichen Gegenstand aus der Tasche und beugt sich nach unten.
Das ist auch der Moment in dem Glaukos neben mir aktiv wird.
Er hebt schnell seine Waffe, beziehungsweise seinen Marker und zielt auf die fremde Frau.
Ich höre nur ein kurzes zischen neben mir. Die Frau schaut kurz erschrocken auf. In ihrer Schulter steckt eine Art kleiner Pfeil wie aus einem Luftgewehr. Ihr rechter Arm sinkt langsam herab, die Hand öffnet sich und das Ding, was sie in der Hand hält, fällt auf den Boden.
Dann löst sie sich vor unseren Augen auf.

Fast Augenblicklich bekomme ich Kopfschmerzen. Leise stöhnend fasse ich mir an den Schädel.

„Das ist grade wirklich passiert, oder? Da hat sich echt eine Frau aufgelöst?“, frage ich als ich merke wie sich mein Gehirn gegen das Gesehene wehrt.

„Ja! Versuch dich weiter daran zu erinnern“, ermuntert er mich. „Warte kurz hier.“

Glaukos verlässt unsere Deckung und rennt geduckt zu dem Platz, an dem vor ein paar Sekunden noch die Frau stand, die mein Gehirn grade versucht zu verdrängen. Er hebt etwas vom Boden auf und rennt den Weg wieder zurück.
In seiner Hand hält er den Gegenstand den sie fallen gelassen hat. Er ist nicht größer als eine Zigarre. Außen schwarz, mit ein paar kleinen Knöpfen und Reglern daran. Als ich ihn sehe, habe ich den Eindruck, dass meine Kopfschmerzen weniger werden. Irgendwie wird damit das gesehene greifbar.

„Was ist das?“

„Damit kann man Sachen vorzeitig altern lassen. Es benutzt eine Mischung aus Temperatur und Hochfrequenzschall der die Atome in Schwingung versetzt. Ähnlich wie in euren Mikrowellen. Eigentlich wird das Gerät zum testen von Materialhaltbarkeit benutzt.“

„Deshalb haben die neuen Bremsen versagt?“

„Ja. Und ihr hättet wahrscheinlich nicht einmal herausgefunden woran es lag.“

In Gedanken starrte ich eine Weile auf das kleine Gerät, das mir so viel Leid beschert hat.

„Und was machen wir jetzt?“

„Weiter warten. Bis Michael mit seinem Freund losfährt.“

„Denkst du, dass noch jemand kommt?“

„Wäre möglich. Aber ich glaube es eigentlich nicht.“ Glaukos lehnt sich an die Wand hinter ihm. Mit seinem unwiderstehlichen Lächeln sieht er mich an. „Und welche Fragen hast du nun?“

„Wo soll ich da anfangen“, gebe ich ehrlich zu. „Wenn du durch die Zeit reisen kannst. Warum musste ich dann die Woche bis zu seiner Beerdigung durchmachen? Warum bist du nicht eher gekommen?“

„Das tut mir Leid; wirklich. Aber wenn man durch die Zeit reisen kann, ist es schwierig, etwas zu unternehmen, ohne dass von der Gegenseite sofort wieder eine Reaktion kommt. Wir mussten sicher gehen, dass sie glauben wir unternehmen nichts. Und wir mussten sie Gleichzeitig über einen längeren Zeitraum ablenken.“

„Aber wir sind doch jetzt hier. Da ist es doch egal wie lang ihr vorher gewartet habt.“

„Im Prinzip schon. Aber wir haben vorher gewartet. Selbst die Anderen vermeiden es meistens in die Zukunft zu reisen. Daher blieb ihnen nur, ebenfalls weiter zu beobachten ob wir etwas unternehmen. Daher musste auch bei uns die Zeit verstreichen um sie dann doch überraschen zu können.“

„Warum reist ihr denn nicht in die Zukunft“, frage ich, da ich, um ehrlich zu sein, nicht wirklich verstanden habe was Glaukos grade gesagt hat.

„Es ist nie gut zu viel über sich zu erfahren. In der Anfangszeit der Zeitreisen haben sich einige ihre eigene Zukunft angeguckt. Einer dachte er würde im hohen Alter umringt von Kindern und Enkeln sterben. Das er aber eine Woche später einen tödlichen Unfall hat, hat ihm die restliche Zeit ziemlich vermiest.“

„Und wer sind nun die Anderen?“, will ich weiter wissen.

„Es gibt zwei Gruppen. Ich gehöre zu einer staatlich organisierten. Wir sind wenn du so willst das Kontrollorgan für Zeitreisen.
Aber bei den Anfängen der Zeitreise waren die Kontrollen nicht da. Einige sahen ihren eigenen Vorteil, haben die Technologie aus dem Labor gestohlen und kopiert. Sie versuchen ihre eigene Vergangenheit zu verändern um sich selbst einen Vorteil zu erschaffen.“

„Und warum wollten sie dann Michael umbringen? Was soll er denn gemacht haben?“

„Ich weiß es nicht. Vielleicht macht er etwas. Aber das weiß ich erst, wenn ich zurück bin. Wenn ich sehe was sich verändert hat.“

Glaukos sieht mich an, er scheint zu wissen, dass mich diese Antwort nicht wirklich befriedigt. Und ich hätte wirklich gerne mehr erfahren. Immerhin haben diese Leute meine Familie zerstört. Wenn auch nur für eine Woche.
Bei dem Gedanke an meine Familie fiel mir auch wieder meine Schwester ein. Ich wollte Glaukos grade nach ihr fragen als er sich wieder weiter hinter den Müllcontainer, hinter dem wir noch immer hockten, duckte.

„Ruhig jetzt“, zischt er mir zu.

Ich lehne mich ein wenig vor um zu sehen was vor der Halle los ist. Keine zehn Meter von mir entfernt sah ich Michael zusammen mit Samir, einem Freund von ihm, zu dem roten Kleinwagen gehen. Ich will grade aufspringen und zu ihm laufen, als mich ein Gewicht zu Boden drückt.
Glaukos sitzt auf meinen Schultern. Seine rechte Hand legt sich auf meinen Mund als ich gegen die Behandlung protestieren will. Mein Kopf wird mit der Seite auf die Straße gedrückt.
Unter dem Container kann ich die Beiden sehen.
Michael dreht sich kurz zu uns um. Er sieht in meine Richtung als würde er etwas suchen. Doch auch wenn ich jetzt hinter dem Container liege, sehen kann er mich noch immer nicht. Samir zögert ebenfalls kurz, bevor beide weiter zum Auto gehen und einsteigen.
Kurz darauf fahren beide los und verschwinden aus meinem Blickfeld.
Der Druck auf meinem Rücken lässt wenig später nach.

„Was sollte das denn?“, fahre ich Glaukos an.

„Die Frage ist eher, was du damit bezwecken wolltest. Du trägst grade einen schwarzen Anzug und Michael ist auf dem Weg zum „Eck“ wo du hinter der Theke stehst.“

„Oh…“, mehr bekomme ich nicht raus. Irgendwie sind diese ganzen Zeitreisesachen noch immer ziemlich verwirrend. Aber ein Gedanke trifft mich dann doch völlig unvorbereitet. Auch wenn die ganze Reise nur diesem Zweck dient.

„Michael lebt, oder?“, frage ich leise.

„Ja. Er lebt, und ich glaube nicht, dass sie es in der nächsten Zeit noch einmal versuchen werden.“

„Tut mir übrigens Leid um deinen Anzug“, wechselt Glaukos mal wieder das Thema.

Ich sehe an mir herunter. Der dünne Stoff ist an einigen Stellen aufgeschürft. Von dem vielen Dreck und Staub gar nicht erst zu reden. Der Anzug ist definitiv nicht mehr zu retten.

„Halb so schlimm, ich habe ihn ja nicht einmal selbst bezahlt. Und Utes Eltern werden sich ja wohl nicht daran erinnern.“

Unsicher sehe ich Glaukos an.

„Ähm…der Anzug wird sich jetzt aber nicht auflösen, oder? Ich mein weil sie ihm mir ja nun nicht kaufen werden…“

Amüsiert sieht mich mein Begleiter an und hebt eine Augenbraue. „Lass dich überraschen.“

Mit diesen Worten lässt mich Glaukos einfach stehen. Er schiebt den Müllcontainer wieder an den Platz, an dem wir ihn vorgefunden haben. Ich dagegen sehe nervös an mir herunter und zupfe immer wieder an meiner bereits in Mitleidenschaft gezogenen Kleidung.

„Keine Sorge. Das wird nicht passieren.“

„Bist du sicher.“ Noch immer habe ich Angst, dass sich meine Kleidung auflöst und ich mit einem mal nackt da stehe. Dass dies in einer kleinen Gasse ohne Menschen passieren würde, beruhigt mich überhaupt nicht.
Glaukos dagegen fängt an zu lachen als er meine Nervosität bemerkt.

„Lass uns wieder zurück reisen“, sagte er mit einem breiten Lächeln. Seine rechte Hand streckte er mir einladend entgegen.
Da ich nicht wusste wie es jetzt weiter gehen, oder wohin ich überhaupt gehen sollte, immerhin müsste ich mich eine Woche verstecken um mir nicht selbst zu begegnen, ergreife ich seine Hand.
Zum zweiten Mal reise ich durch dieses Blaue Nichts. Irgendwie hatte ich erwartet, dass Glaukos mich wieder auf dem Friedhof absetzt. Doch als sich die Konturen wieder verdichten erkenne ich wieder eine stille Gasse. Wir sind grade einmal hundert Meter von meiner Wohnung entfernt und stehen halb in einem verwilderten Beet hinter dessen Büschen man uns nicht sehen kann.
Ich verlasse das Beet und trete mir sogar etwas die Schuhe ab, obwohl dies wohl nichts an meinem dreckigen Äußeren ändern wird.

„Kommst du nicht mit?“ Mein Begleiter macht keine Anstalten aus der Blumenrabatte herauszukommen.

„Nein, ich muss wieder nach Hause. Auftrag beendet.“

„Oh…“ Auch wenn das vorauszusehen war, trifft es mich doch unvorbereitet. Glaukos Gegenwart wirkt auf mich irgendwie so vertraut. „Und wo ist dein zu Hause?“

„Du solltest eher fragen wann! Ich geh jetzt wieder ins Jahr 2114.“

„Oh…“, wiederhole ich meinen geistreichen Kommentar von vorhin. Das erklärt natürlich, warum ich von der eigenartigen griechischen Namensmode nichts weiß.

„Sehen wir uns wieder?“

„Das kann ich nicht wirklich versprechen. Tut mir Leid“, ergänzt er als er meinen enttäuschten Gesichtsausdruck sieht.

„Alexander, es kann sein, dass du ab und zu plötzlich Kopfschmerzen bekommst. Versuch dich nicht dagegen zu wehren. Meist sind das Erinnerungen die ausgeglichen werden. Immerhin ist diese Woche etwas anders verlaufen als du sie in Erinnerung hast. Die Zeit versucht solche Unterschiede zu kompensieren.“

„Ich versteh kein Wort“, gestehe ich.

„Achte einfach auf Kopfschmerzen und auf irgendwelche Déjà-vu Erlebnisse“, rät er mir. „Pass auf dich auf, Großer!“

Ich nicke leicht während Glaukos wieder an seinem Armband hantiert.
Langsam gehe ich zum Ausgang der Gasse. Immer wieder drehe ich mich zu ihm um und sehe wie er immer weiter verschwindet.
Glaukos war fast nicht mehr zu sehen als mir mit einem Mal ein Gedanke durch den Kopf schießt. Wofür hat er mich überhaupt gebraucht. Ich hab doch nur daneben gesessen während er die Frau aufgehalten hat. Das hätte er auch alleine gekonnt und hätte mich nicht vom Friedhof wegholen müssen.

„Glaukos!“, rufe ich ihn zu. Ich fange an zu rennen, zu der Stelle, wo er vor ein paar Sekunden noch gestanden hatte. Doch er ist wieder verschwunden. Nur seine Abdrücke in der Erde zeigen, dass er hier war.

„Was wäre auf dem Friedhof passiert?“, flüstere ich leise vor mich hin.

Wie gebannt starre ich auf seine Abdrücke.
Doch Glaukos kommt nicht wieder zurück.
Mit einem tiefen Atemzug drehe ich mich schließlich weg.

Zum Glück ist es nicht weit zu meiner Wohnung. Es kommen mir zwar nicht viele Menschen entgegen, aber ihre Blicke auf meinen verdreckten Anzug sprechen Bände.

Nach zwei Minuten kann ich endlich die Wohnungstüre hinter mir schließen.

Ich streife mir augenblicklich den Anzug ab, der mir mit einem Mal völlig zuwider ist. In meiner Küche schmeiß ich alles auf den Boden. Als ich nur noch meine Shorts anhabe, stopfe ich den Abzug, das Hemd und selbst die Socken in den Mülleimer.
Ich will Zeug nicht mehr sehen!
Wütend knalle ich danach den Deckel des Eimers wieder zu, als könnte er oder die Sachen etwas für meine Stimmung.
Außer Atem und zitternd stehe ich in der Küche. Ich weiß nicht was ich machen soll. Noch nie kam ich mir so verlassen vor.
Doch eines gibt es, was ich wissen muss. Ich gehe in mein Wohnzimmer und schalte den Fernseher ein. Der Videotext sagt mir, dass es noch immer Mittwoch ist, kurz nach neunzehn Uhr. Ich bin grade einmal einen halben Tag weg gewesen.

„Mist!“ Das ist alles was herausbringe. Mir wird klar, was das bedeutet. In nicht einmal einer Stunde muss ich im Eck sein zum arbeiten.
Ich springe noch schnell unter die Dusche und suche mir etwas heraus, das zum kellnern geeignet ist, bevor ich mich auf den Weg mache. Grade einmal zwanzig Minuten später betrete ich das „Eck“ und meine Arbeitsroutine lenkt mich wenigstens etwas ab.
Ich verschaffe mir erst einmal einen Überblick und versorge die Gäste wieder mit Getränken. Danach stehe ich wieder wie so oft hinter dem Tresen.

„Willst du das Glas polieren bis es sich auflöst?“ Ludwig steht neben mir, trommelt mit seinen Fingern auf dem Tresen und schaut mich nachdenklich an.

„Tschuldigung.“ Ich stelle das Bierglas ab und nehme mir das nächste vor. Allerdings ist dies schon fast von alleine getrocknet.

„Was ist denn heute mit dir los?“ Ludwig sieht wirklich besorgt aus.

Es ist grade einmal ein paar Stunden her, dass ich auf der Beerdigung meines Bruders war. Woran sich aber außer mir niemand erinnern kann.
Von meiner ersten Zeitreise gar nicht erst zu reden. Ich kann selbst noch immer nicht so ganz glauben dass dies alles wirklich passiert ist. Und ich sollte sicherlich auch niemanden etwas von meinen Erlebnissen erzählen.
Nach all dem jetzt einfach wieder hinter dem Tresen zu stehen, fällt mir reichlich schwer. Noch immer ist mein Kopf voller Fragen. Vor allem ärgere ich mich darüber, dass ich Glaukos nicht nach dem Badeunfall und meinen Erinnerungen gefragt habe.

„Weiß auch nicht was mit mir ist; bin irgendwie in Gedanken.“ Was sollte ich auch sonst sagen. Für die Wahrheit wäre ich höchstwahrscheinlich sofort in die Psychiatrie eingeliefert worden.

„Wenn was ist, du weißt wo du mich findest.“, mit diesem Worten geht Ludwig wieder ans das andere Ende des Tresens. Dort unterhält er sich wieder mit einem Gast, der schon den ganzen Abend da ist.
Viel mehr Leute sind heute sowieso nicht da. An einem Tisch sitzt noch ein älteres Pärchen, dass sich die ganze Zeit verliebt anguckt und kaum was trinkt. Und an einem anderen eine kleine Gruppe aus fünf Leuten, die sich aber auch gesittet verhält.
Angelika ist ebenfalls nicht zu sehen. Aber ich glaube sie, seit dem ersten Mal an der Bar, hier noch einmal in der letzten Woche getroffen zu haben. Doch über dieser Erinnerung liegt irgendwie ein Schleier und ich kann sie nicht richtig fassen.

Ob ich mich allerdings darüber freuen soll, dass die Kneipe ausgerechnet heute fast leer ist, weiß ich nicht so genau.
Einerseits gibt es wenig, etwas mich ablenkt.
Anderseits hätte ich wahrscheinlich eh nicht die Konzentration, um eine voll besetzte Kneipe zu managen.
In meiner Langeweile finde ich schließlich Beschäftigung darin, die selten gebrauchten Sektgläser zu reinigen und mal wieder auf Hochglanz zu polieren.
Als ich zum ersten Glas greife, schickt mir Ludwig einen besorgten Blick rüber. Scheinbar befürchtet er, dass ich diesen wesentlich dünneren Gläsern die gleiche, ruppige Aufmerksamkeit wie den Biergläsern widme. Allerdings sagt er auch nichts um mich davon abzuhalten.

Erst eine halbe Stunde und die Hälfte der Gläser später bekommen wir neue Gäste. Eine gemischte Gruppe betritt das „Eck“. Zielsicher gehen sie an einen der größeren Tische. Auch wenn ich sie nicht erkenne, scheinen sie doch schon einmal hier gewesen zu sein. Als letzter, hinter allen anderen kommt schließlich Michael in die Kneipe. Jedoch schien er nur zufällig mit den Anderen hereingekommen zu sein und nicht wirklich zu ihnen zu gehören. Ohne zögern geht er auf die Bar zu, hinter der ich noch immer Gläser poliere.
Mit einem breiten Lächeln steht mein Bruder mit seiner Sporttasche vor mir.

Und das lebendig.

Ich schaffe es grade noch das Sektglas abzustellen. Während es noch bedenklich wackelt, laufe ich schon um den Tresen herum. Michael kann gar nicht so schnell reagieren wie ich ihm auch schon um den Hals falle und an mich ziehe.
Ich bin zu keinem Wort fähig. Ich spüre wie er sich unsicher an mich lehnt.

„Was machst du denn hier?“, frage ich nach einer Ewigkeit. Mit meinem Bruder hatte ich nicht gerechnet.

„Das weißt du nicht mehr? Warum bist du mir denn dann um den Hals gefallen?“ Michael scheint erstaunt zu sein, dass ich ihn nicht erwartet hatte. Ich seinem Gesicht meine ich etwas wie Enttäuschung zu sehen.

„Also das…“ Weiter komme ich jedoch nicht. Plötzliche Kopfschmerzen unterbrechen jeden klaren Gedanken.

„Entschuldige, ich bin heute etwas neben der Spur.“ Bringe ich schließlich hervor um ihn zu beschwichtigen.

Auf dem Höhepunkt der Kopfschmerzen habe ich für eine Sekunde den Eindruck alles unscharf zu sehen. Doch anstatt deshalb beunruhigt zu sein, weiß ich was Glaukos zum Schluss gemeint hat.
Ich habe den Eindruck als würden die Bilder meiner Erinnerung blasser und durch andere überlagert werden.
Die Nachricht, dass Michael im Krankenhaus liegt, durch seine Ankunft in der Kneipe.
Mein Aufwachen in der Klinik, durch unser verabschieden am nächsten Morgen, nachdem er bei mir Übernachtet hatte.

*-*-*

„Danke, Alexander!“, sagte er mir vor einer Woche.

„Wofür?“

„Ich glaube grade für Alles.“ Leicht verlegen lächelte er mich an.

„Dafür bin ich doch dein großer Bruder. Auch wenn ich in letzter Zeit wohl ziemlich rar gemacht habe.“

„Das hätte ich an deiner Stelle wohl auch gemacht, wenn ich eine eigene Wohnung hätte.“

„Pass auf dich auf, okay!“ gab ich ihm noch mit auf den Weg. Doch Michael schien noch nicht los zu wollen. Er sah so aus, als gäbe es noch etwas was er los werden wollte.

„Was ist?“, fragte ich ihn als er keine Anstalten machte etwas zu sagen.

„Ich … ich wollte fragen, ob wir das noch mal machen könnten.“

„Was machen?“ Ich stand mal wieder völlig auf dem Schlauch.

„Na, dass ich bei dir übernachte. Aber wenn dir das zu viel wird…“

„Nein, mich würde das freuen.“ Unterbrach ich ihn und erntete dafür ein Lächeln. „Wieder am Mittwoch, nach deinem Training? Du kannst ja wieder ins Eck kommen.“

*-*-*

„Alex, alles in Ordnung?“ Werde ich wieder aus den fremden Erinnerungen, die trotzdem meine sind, herausgeholt.

„Ähm, ja klar.“

„Du warst grade völlig weggetreten.“ Michael sieht tatsächlich besorgt aus.

„Keine Sorge. Wie gesagt ich bin heute etwas neben der Spur. Ich dachte grade es ist Dienstag, deshalb war ich so erstaunt.“ Sauge ich mir eine Entschuldigung aus den Fingern.

„Du vergisst echt noch mal deinen Kopf. Ich hoffe nicht, dass Alzheimer in der Familie liegt“

Anstatt zu antworten, schiebe ich Michael einfach auf den nächsten Barhocker und zapfe ihm ein Bier.

*-*-*

Am nächsten Tag bringe ich die Uni mehr schlecht als recht hinter mich. Ständig bin ich in Gedanken und kann den Dozenten nicht wirklich folgen. Zu allem Überfluss hat sich Ute den ganzen Tag auch nicht blicken lassen. So gab es von ihr auch keine Ablenkung.
Was sie so wichtiges vorhatte, weiß ich auch nicht. Allerdings glaube ich, dass wir am Nachmittag verabredet sind. Aber so ganz sicher bin ich mir nicht. Dies ist einer der Erinnerungen die aus der letzten Woche noch immer leicht verschwommen sind.

Jetzt am späten Nachmittag warte ich auf dem Platz vor unserem Italiener. Ich hoffe, dass ich mit der Uhrzeit ungefähr Recht habe und nicht völlig umsonst warte.

Gelangweilt lehne ich an einen der hässlichen Blumenkübel.
Mehr als die vorbeilaufenden Menschen zu beobachten, bleibt mir grade nicht. Aber interessant ist das auch nicht. Die meisten Leute laufen einfach nur hektisch an mir vorüber.
Erst als ich nach einer halben Stunde überlege wieder zu gehen, sehe ich Ute und Franco auf der anderen Seite des Platzes. Aus einer Seitenstraße kommen sie auf mich zu.
Ich stoße mich von dem Blumenkübel ab und gehe ein paar Schritte auf sie zu. Mit meiner Hand winke ich ihnen zu. Immerhin habe ich schon lange genug gewartet und will nicht, dass sie mich übersehen.
Nachdem das Paar ihre Augen kurz über den Platz gleiten lässt, bleiben ihre Blicke schließlich auf mir liegen. Ute hebt grade ebenfalls ihre Hand um zurück zu winken, als ich hinter mir ein Geräusch erklinkt das ich nicht wirklich zuordnen kann. Es hört sich an als würde ein kaltes Glas zerspringen, in das man kochendes Wasser geschüttet hat. Nur viel lauter.
Neugierig drehe ich mich um.
Wo ich grade noch gestanden habe, sehe ich nur noch wie ein Teil des Betons von dem Blumenkübel, an den ich mich gelehnt hatte, in kleinen Stücken herunterfällt. Die beiden größeren Hälften kippen langsam zur Seite Die Erde ergießt sich zusammen mit den Pflanzen auf das Pflaster.
Erstaunt gehe ich noch ein paar Schritte rückwärts von dem zerstörten Kübel weg. Auch die meisten der Passanten sehen verdutzt zwischen mir und dem Haufen Erde hin und her.
Nur am Rand meines Bewusstseins nehme ich ein weiteres, eigentlich nicht alltägliches Geräusch war; schnell auf mich zulaufende Schritte.
Bevor ich mich jedoch darauf konzentrieren kann, immerhin war mein Gehirn noch mit dem platzenden Blumenkübel beschäftigt, sind die Schritte bei mir angekommen. Ohne Vorwarnung werde ich hart an der Schulter getroffen und zu Boden geworfen.
Schmerzhaft lande ich auf meiner Schulter.
Ein schweres Gewicht liegt auf mir.
Bevor ich mir jedoch über die neuesten Ereignisse Gedanken machen kann, zerplatz neben meinem Kopf der nächste Kübel.
Diesmal ergießt sich ein Teil des Inhaltes über mich.

„Keine Fragen, komm einfach mit!“, fordert mich das Gewicht auf mir auf.

Ich brauche eine Sekunde um überhaupt zu realisieren was überhaupt los ist.
Das Gewicht auf mir entpuppt sich als Glaukos, der mich mit beiden Armen auf den Boden drückt. Seine unglaublich blauen Augen habe ich das erste Mal seit neunzehn Jahren wieder direkt über mir. Jedoch ist das grade das einzige, was ich in seinem Gesicht wieder erkenne. Im Gegensatz zu meinen bisherigen Begegnungen mit ihm hat er nicht sein unwiderstehliches Lächeln im Gesicht, sondern sieht ziemlich ernst und angestrengt aus.

„Steh auf, beeil dich!“, befiehlt mir Glaukos weiter. Er selbst ist schon wieder dabei auf die Beine zu kommen. Mit einer Hand zieht er mich ebenfalls wieder hoch.

„Was machst du denn…“ Weiter komme ich nicht. Genau an der Stelle, an der wir grade noch auf dem Boden gelegen haben, färben sich die Steine innerhalb einer Sekunde schwarz.
Ein paar Steinsplitter lösen sich und fliegen um uns herum.
Nachdem sich das bisschen Staub gelegt hat, ist dort wirklich ein kleiner Krater zu sehen.
Ungläubig sehe ich Glaukos an der noch immer an meiner Hand zerrt.

„Keine Fragen!“ Sein Blick war auf eines der umliegenden Häuser gerichtet. Instinktiv folge ich seinem Blick. Auf einem der Dächer, halb hinter einem Schornstein versteckt, sehe ich einen Mann, wieder im dunklen Anzug, der mit etwas auf uns zielt.
Glaukos’ Ziehen an meiner Hand wird stärker. Ich bin durch sein Gezerre kurz davor das Gleichgewicht zu verlieren, weshalb ich mich doch lieber entschließe im zu folgen.
Die ersten Schritte stolpere ich ihm fast hinter her. Doch das Geräusch von zerplatzendem Stein und kleinen Splittern die mich im Nacken treffen, lassen mich schneller laufen.
Gemeinsam rennen wir vom Platz, dessen Pflaster bereits etliche Löcher hinter uns aufweist.
Auch wenn wir beide auf die Art nicht wirklich schnell laufen können; Glaukos lässt meine Hand nicht los.
Doch darum mache ich mir erst einmal keine Gedanken.
Hinter uns höre ich Schritte, die uns nachlaufen. Durch alle Gassen, die wir durchqueren. Erst ein paar Straßen weiter fällt mir auf, dass wir uns in dem gleichen Teil der Altstadt befinden in dem ich Glaukos das erste Mal auch verloren hatte. Einem Teil, der fast immer menschenleer ist.
In einer Gasse, in die er mich hektisch herein zieht, sieht er sich ebenso fahrig um.
Ohne meine Hand loszulassen, tippt er kurz an sein Handgelenk.
Kurz darauf merke ich, wie sich die Farben um uns herum wieder verändern.
Alles wird Blau.
Mit dem letzten Rest Farbe meiner realen Welt sehe ich einen Man und eine Frau. In ihren dunklen Anzügen stürmen sie um die Hausecke in die Gasse und auf uns zu.
Beide verlieren sich wie der Rest in dem immer stärker werdenden Blau.

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