Traumschiff – Teil 94

Wolken im Paradies…..nächste OP………Besuch…..Ralf

Noah, Unterwegs mit dem Roller in und um Bremen, Freitag 12.08. gegen einundzwanzig Uhr.

Verdammte Scheiße, jetzt muss ich auch noch zum Tanken, sonst bleib ich unterwegs stehen mit der Karre. Ich weiß bald nicht mehr, wo mir der Kopf steht und es tut mir schon mehr als leid, dass ich meinen Frust an Enrico ausgelassen habe. Es war aber auch alles zu viel heute, was mich total genervt hat. Da war dann die Sache mit der Arbeit von Rico der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.Im Nachhinein könnte ich mir in den Arsch beißen, weil ich alles an ihm ausgelassen habe, aber ich war auch sauer, das er nicht kurz angerufen hat, bevor er die Zusage zu der Mehrarbeit gegeben hat.
Andererseits ist er ja auch nicht mein Eigentum und kann sehr wohl über seine Zeit entscheiden, da ich und unser Zusammenleben aber doch betroffen sind, wäre ich vor der Zusage schon gern gefragt worden.
Er hat sein Handy ausgeschaltet, denn nicht einmal die Sprachbox geht an, wenn ich es probiere. Sieben Mal habe ich es schon versucht, auch auf dem Festnetzanschluss in ihrer Wohnung, wo ich die Sprachbox voll gequatscht habe, dass es mir leid tut und ich ihn gern sehen möchte. Kein Rückruf, aber das bin ich wohl selber schuld, sowie ich ihn behandelt und angeschrien habe. Was mach ich bloß, wenn er jetzt Schluss macht mit mir. Mir wird schlecht, wenn ich an so was denke.
Was werden Mama und Papa sagen, wenn ich ohne ihn heim komme, nach her?
Jetzt kommt eine Tankstelle, es ist die Total-Station in der Leher Straße, ein Vorort im Süd-Osten von Bremen, daran sehe ich, wie ziellos ich rum gefahren bin in den letzten Stunden. Neben dem Kraftstoff kaufe ich noch zwei Ritter Sport mit Nüssen und eine Dose Red Bull, um mich körperlich wach und fit und seelisch mit Endorphinen zu versorgen und um endlich wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Eine Tafel esse ich gleich und trinke Red Bull dazu und als die Dose leer ist, beschließe ich, Paolo anzurufen. Der wird bestimmt ans Handy gehen, auch wenn er meine Nummer sieht. Immer noch im Tankstellenbereich, wähle ich ihn an.
Bevor ich was sagen kann, sagt er: „Was hast du mit Enrico gemacht, den du doch so doll lieb hast, oder? Er ist total fertig, weint und ist sich keines Fehlers bewusst. Er ist jetzt in der Badewanne und er will nicht mit dir reden heute, er ist ganz schön fertig und ich bin ein bisschen sauer auf dich. Lass dir was einfallen, wie du das ausbügelst, Noah. Er hat die Fahrstunde für morgen abgesagt, du musst also nicht auf ihn warten. Schlaf gut!“
Dann hat er auch schon aufgelegt. Ich probiere es wieder, aber es geht nur die Mailbox an, Scheiße!
Ich muss nach Hause, mit Mama und Papa reden, erzählen, was los war heute, auch die Scheiße aus der Schule. Ich stülpe den Helm über den Kopf und fahre los. Nach etwa vierzig Minuten bin ich zu Hause und stell den Roller ab und geh rein und gleich ins Wohnzimmer. Man sieht fern zusammen.
Drinnen werde ich von drei paar Augen aufmerksam beobachtet und Mama fragt: „Wo ist denn Enrico, ihr ward doch in der Fahrschule, oder nicht?“
„Enrico und ich, wir haben uns gestritten, das heißt, eigentlich habe ich ihm Frechheiten gemacht und ihn angeschrien und dann an der WG sitzen lassen“, sag ich und werde rot dabei. „Möchtest du uns alles erzählen?“, fragt Papa, „dann setzt dich her. Wenn du ein Bier oder einen Radler willst, ist alles im Kühlschrank. Wenn du reden willst, mach ich das Fernsehen aus.“
Ich überlege, soll ich? Hier und jetzt mit Oma dabei?
Ich hol erst mal Bier. Eine Flasche trink ich gleich beim Kühlschrank, auf Ex. Ein bisschen Alk macht es vielleicht leichter, das Reden. Mit der zweiten Flasche gehe ich zurück ins Wohnzimmer und setze mich der Couch schräg gegenüber in einen Sessel, dann trinke ich die zweite Flasche halb leer. Da ich sonst sehr selten und sehr wenig Alkohol trinke, wirkt es ziemlich schnell und baut ein wenig meine Hemmungen ab.
Mama sagt jetzt: „Ich hatte heute Nachmittag schon den Eindruck, dass etwas nicht stimmt mit Dir, du bist, seit Enrico hier quasi eingezogen ist, noch nie allein runter gekommen, geschweige denn ohne ihn nach draußen gegangen. Das hat mich schon gewundert, ich hatte aber nicht mit einem ernsthaften Streit gerechnet.“
„Ich habe totalen Mist gebaut, er ist mit Paolo nach Bremerhaven, in ihre Wohnung und er will heute nicht mit mir reden“, sag ich zerknirscht, „dabei ist das, was er auf der Arbeit abgesprochen hat, eigentlich gar nicht schlimm, aber in meiner beschissenen Laune seit heute Morgen, habe ich ihm vor geworfen, das er ohne mit mir zu reden, einfach Absprachen trifft, die auch indirekt mich betreffen.“
„Am besten wird es sein, du erzählst mal alles von Anfang an“, sagt Papa jetzt und ich glaube, das muss ich jetzt wohl, damit sie, zumindest ansatzweise, mein Verhalten verstehen können.
„Eigentlich fing alles schon vor zwei Wochen, direkt nach den Ferien an. Ein Mitschüler aus einer Klasse eins unter mir, der auch beim Ringerclub ist, hat herum erzählt, das ich schwul bin. Das ist dann auch bis in meine Klasse vor gedrungen, hatte aber zunächst nicht für Wirbel gesorgt, von ein paar der üblichen Bemerkungen abgesehen. Deshalb habe ich auch Euch und Rico nichts erzählt davon. Erst, als wir paarweise ein Referat in römischer Geschichte machen sollten, wollte keiner mit mir zusammenarbeiten und da wir so wie so eine ungerade Zahl an Schülerinnen und Schülern haben, musste ich das als Einziger allein machen.
Rico hat mich immer darauf hingewiesen, dass ich das machen muss, seine Hilfe angeboten hat er, aber ich habe es vor mir hergeschoben, wollte es nicht so richtig machen und habe seine Ermahnungen einfach nicht beachtet. Gestern habe ich dann wohl was gemacht, aber auch gemerkt, dass es bei dem komplexen Stoff einfach nicht reicht, was ich da hinbekommen hatte und war eigentlich gestern Abend schon sehr nervös.
Rico, der mich mittlerweile gut kennt, hat natürlich gemerkt, dass ich nervös bin und hat dann auch gewusst, dass es um das Referat ging, hat mir aber keine Vorwürfe gemacht.
In der Schule hat sie, die Schirmer, unsere Geschichtslehrerin, natürlich mich als ersten nominiert mit den Worten, das sie bisher immer sehr mit meinen Leistungen zufrieden war.
Es ging voll in die Hose, sie hat mein Referat förmlich zerpflückt, mich vor der Klasse demontiert, es gab eine fünf, Lacher und Häme, böse Bemerkungen schon während meines schlechten Vortrags und viel Schadenfreude, das der Streber und letztjährige Klassenbeste voll auf der Schnauze gelandet ist. Weitere Referate hat sie nicht vortragen lassen, die blöde Kuh und ich hatte das Gefühl, das ihr das richtig Spaß gemacht hat. Sie ist ja als sehr konservativ bekannt, die Schirmer, aber ich vermute nicht, dass sie mir wegen meiner Homosexualität eins auswischen wollte, möglich wäre es allerdings.
Als mir dann Enrico sagte, das er wahrscheinlich drei Wochen am Stück jeden Tag arbeiten muss, weil der Herr Meinle gern zum Dr. Brunner nach New York fliegen möchte, begann das Fass über zu laufen und auf dem Hof, vor der WG, als er fragte, was denn mit mir los sei, habe ich ihm Vorwürfe gemacht deswegen, ihn angeschrien und dann einfach stehen lassen.“
„Alles in Allem für wahr keine Glanzleistung, mein Sohn“, sagt Papa, „Geh hoch, mach dich Bett fertig, an Rico wirst du heute eh nicht mehr ran kommen, du könntest aber mit Jerome oder Ole reden und denen das alles erzählen, was du uns jetzt erzählt hast. Es kann durchaus sein, wenn Rico sich weigert, dich zu sehen, das du Jerome oder Ole oder auch Paolo brauchst, um an ihn ran zu kommen. Ich kann nicht einschätzen, wie stur er sein kann, dein Enrico.“ Papa hat recht, darum sage ich jetzt: „Gute Nacht“ und geh hoch. Oben dann, schon im Bett liegend, rufe ich Jerome an, der einen Anruf von mir wohl schon viel früher erwartet hatte.
Ich erzähle ihm alles, was ich unten erzählt habe und er meint dann, dass wir das alles noch mal hin kriegen. Alle würden uns gern helfen, aber das meiste müssen wir, Rico und ich, schon selber tun.
Jerome wird aber, wenn nötig, gerne den Vermittler machen, wenn das erforderlich ist.
Nun liege ich in meinem eins vierziger Bett, allein und vermisse meinen Schatz. Mir kommen die Tränen und dann nehme ich mein Handy und schreibe ihm, in der Hoffnung, dass er es bald liest und mir oder besser uns noch eine Chance gibt: „Mein allerliebster Schatz………..

Enrico, Montag, 14.08., 09:30 in der Küche im Hilton, Frühstückspause

Markus fliegt heute von Hamburg nach New York, um zehn Uhr geht der Flug und er hat sich gestern Mittag hier von uns verabschiedet. Ich habe ihm nichts von dem Streit mit Noah erzählt. Ich habe Noah seit Freitag nicht mehr gesehen und gesprochen, habe mein Handy nicht eingeschaltet und das Festnetztelefon aus gestöpselt. Auch die Türklingel habe ich abgestellt.
Paolo habe ich zu Natascha geschickt und um mich abzulenken, habe ich in der freien Zeit die Wohnung total gereinigt, Wäsche gemacht, auch die Bettwäsche und die Gardinen, hab gebügelt und verschiedene Sachen vorgekocht und eingefroren. Fahrschulbögen habe ich auch gemacht und für Morgen, halb drei, direkt nach der Schicht, habe ich eine Fahrstunde ab dem Hilton und später dann bis zu Hause nach Bremerhaven.
Natürlich war ich Samstag und Sonntag arbeiten, zwei Mal Mittagsschichten bis abends um Zehn. Wir haben alles hin bekommen und es gab keine Probleme. Mit dem Zug bin ich hin und Paolo hat mich abgeholt um zehn Uhr Abends und ist auch über Nacht bei mir geblieben, wir haben beide in seinem Zimmer geschlafen und es geht mir langsam besser. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass es schon besser gewesen wäre, wenn ich mit Noah zuerst über den Urlaub von Markus und den damit verbundenen Unannehmlichkeiten gesprochen hätte, kann aber trotzdem nicht verstehen, das man wegen quasi mal einem zusätzlichen Wochenende so ausrasten kann. Da kommen mir schon ernste Zweifel an den Worten „Ich liebe dich“ oder „Ich will ohne dich nicht mehr leben“. Das fühlte sich bei seinem Geschrei ganz anders an, etwa, wie „Verpiss dich“ oder „Hau ab“.
Jetzt werde ich mal mein Handy wieder einschalten, da sind bestimmt eine Menge Nachrichten oder Anrufe drauf.
Ich tippe den Code ein und warte. Sie haben dreiundsechzig Anrufe in Abwesenheit und siebzehn Nachrichten, lese ich und beginne mit den Anrufen. Einundfünfzig sind von Noah von Freitag, die anderen von Mama, Paolo, von Frau Schroer, von Josch und von Jerome, Ole und verschiedenen Freunden. Von den siebzehn Nachrichten ist nur eine einzige von Noah, von Freitagabend, kurz vor zwölf. Die Anderen sind von Ole, Paul und den anderen Freunden und eine von Frau Remmers. Ich überlege, ob ich sie öffnen soll, lösche aber dann alles, bis auf Noahs Nachricht.
Macht er jetzt Schluss mit mir? Oder vermisst er mich, so wie ich ihn vermisse. Jetzt, in der Pause ist es noch mal ganz schlimm, das Verlangen nach ihm, ich liebe ihn halt so. Dagegen kann ich nicht an, habe kaum geschlafen und viel geheult, nachts in Paolos Armen.
Ich nehme mein Herz in beide Hände, dann öffne ich seine Mail und lese, was er am Freitagabend geschrieben hat:
„Mein allerliebster Schatz, ich liege allein und einsam auf dem Bett, vermisse dich so sehr, dass ich dauernd weinen muss. Es tut mir so leid, dass ich frech und ungerecht zu dir war, dich angeschrien und einfach stehen lassen habe. Bitte, bitte, verzeih mir, mach bitte nicht Schluss mit mir, das könnte ich nicht verkraften. Ich brauch dich doch, nur dich, weil ich dich so wahnsinnig liebe, gebe mir noch eine Chance, dir das zu beweisen. Schreib mir bitte, ob und wann du dich mit mir treffen kannst, weil ich dir mein dummes und egoistisches Verhalten erklären will, dir sagen will, wie es zu dem völlig unnötigen Ausraster gekommen ist. Ich werde auf deine Antwort warten, dich bis dahin nicht mehr behelligen, auch wenn es mir sehr schwer fällt. Ich will dir damit die Zeit geben, einen Endschluss zu fassen, der hoffentlich gut für mich, gut für uns ausfällt. Ich liebe keinen Menschen auf der Welt mehr, als ich dich liebe, mein Hase. Bitte, bitte, verzeih mir. Dein Noah.“
Mir ist ganz heiß geworden beim Lesen und auch ein paar Tränen kullern über meine heißen und roten Backen. Er will mich, will gar nicht Schluss machen, entschuldigt sich und will mir seine Launen erklären. Meine Ängste sind verflogen, Freude und vor allem Sehnsucht macht sich in mir breit. Natürlich werde ich ihm verzeihen, mein Herz lässt mir keine Wahl. Ein Leben ohne Ihn kann und will ich mir einfach nicht mehr vorstellen.
Meine Pause ist um, schon fünf Minuten und Helma, eine von den Frauen kommt und fragt, ob sie Tomaten für Salat aufschneiden soll. Soll sie und ich gehe zurück an meinen Platz, nehme meine Arbeit wieder auf, brate jetzt vorbereitete Bratenstücke vom Schwein. Heute gibt es als Vorspeise einen Tomatensalat Toskana und als Hauptgericht Schweinebraten und Leipziger Allerlei mit Klößen von gekochten Kartoffeln. Für Vegetarier gibt es das mit einem Pilzschnitzel vom Schirmpilz an Stelle des Bratens und zum Pilz eine leichte Hollandaise. Alles läuft gut und als Josch kommt um halb zwei, haben wir sechsundfünfzig Essen verkauft, für einen Montag ist das gut.
Jetzt, nach der Übergabe, sitze ich in der Umkleide und habe mein Handy in der Hand. „Hol mich ab…Jetzt“, habe ich eingetippt und überlege, ob er dann nicht hier her rast wie ein Doofer, das scheint mir nicht ungefährlich. Nicht schon wieder einen Rollerunfall riskieren.
Ich disponiere um, schreibe seiner Mama: „Liebe Irene, nimm bitte deinen Sohn unter irgendeinem Vorwand ins Auto, wenn es deine Zeit erlaubt und komm mit ihm zur Marktstraße Ecke Wachtstraße, halte dort, ich steige dann hinten ins Auto ein, bitte. Ich möchte nicht, dass er in seinem Zustand mit dem Roller kommt. Wenn es nicht geht, schreib bitte kurz zurück, ich komm dann später mit dem Bus.“ So, abgeschickt, mal sehen, was passiert. Ich beginne mich um zu ziehen, Duschen werde ich mit ihm, später denk ich und freue mich drauf.
Ich bin froh, das alles wieder in die Reihe kommt mit uns und freue mich ganz doll, ihn wieder in den Arm nehmen zu können gleich und natürlich auch auf mehr, viel mehr. Als ich fertig bin, es ist bis jetzt keine Absage gekommen, gehe ich raus, laufe zügig dorthin, wo ich Irene hin bestellt habe und wo ich dann auf beide warte.
Ich bin nervös und hibbelig, freue mich sehr auf ihn. Zehn Minuten später stehe ich an der Ecke, in einem Hauseingang, von wo ich alles überblicken kann. Hier an der Ecke ist ein Halteverbot, aber ein und aussteigen geht. Nun, nach weiteren zehn hubbeligen Minuten kommt Irene und hält etwa fünfzehn Meter hinter der Straßenecke. Ich geh von schräg hinten auf den Wagen zu, öffne die Türe hinten rechts und lass mich auf den Sitz gleiten. Während Irene anfährt, schlage ich leise die Türe zu.
Noah hat wohl in seiner Gemütsverfassung und mit Musik auf dem Kopfhörer mein Einsteigen nicht mitbekommen, was der Sache einen zusätzlichen Touch verleiht.
Als er merkt, das seine Mutter wieder nach Hause fährt, nimmt er die Kopfhörer ab und fragt: „Was sollte denn jetzt die Tour für einen Sinn haben, Mama. Mir steht der Kopf nicht nach Stadtrundfahrt, ich will meinen Hasischatz wieder haben, ob die Rumfahrerei dabei hilft, wage ich zu bezweifeln.“
Ich muss grinsen, gleich sind wir da und als Irene hält, sagt sie: „Hol bitte noch die Sachen von dem Rücksitz, die sind enorm wichtig.“ Er steigt aus und schlägt die Türe zu, ich bin etwas zur Mitte gerutscht, so dass er sich bücken muss, um mich zu erkennen.
Mit weit aufgerissenem Mund und Augen starrt er mich sprachlos an. Ich ergreife ihn am T-Shirt vorne und ziehe ihn mit einem sanften Ruck zu mir runter, ganz nah ran und sage leise: „Hallo, mein Schatz, bitte mach so etwas nie wieder mit mir“, dann küss ich ihn und es dauert einem Moment, bis er zurück küsst. Tränen sehe ich und noch immer hat er kein Wort heraus bekommen. Jetzt kommt ein „DUU“ aus seinem Mund und dann ein Schluchzer und nun küsst er zurück. Wie ein Verdurstender, der Wasser spürt auf seinen Lippen, so fühlt sich sein Kuss an und er liegt längst halb auf mir. Er weint und auch bei mir wird es sehr feucht in den Augen.
„Los, lass mich hier raus, bevor die Nachbarn Stielaugen kriegen“, sag ich, den Kuss lösend und ihn sanft zurück schiebend. Er hilft mir, zieht mich aus dem Wagen und hinter sich her zur Haustüre, die Irene, die schon vorher ausgestiegen ist, offen gelassen hat. Die Autotür fällt ins Schloss und ich werde ohne Umwege nach oben in sein Zimmer gezogen und dann von innen an die Tür gedrückt.
Immer noch schluchzend bedeckt er mein Gesicht mit Küssen und flüstert immer wieder den Satz: „Das du nur wieder da bist, mein Hasi.“ Das ist alles so ähnlich, wie Heimkommen nach einer langen Reise, ein nahezu unbeschreibliches Feeling und irgendwie spüre ich, dass es so einen Ausraster nicht mehr geben wird, was mir natürlich sehr recht wäre.

Jerome, Montag, 14.08. Abends, achtzehn Uhr dreißig, in der WG, mit den anderen beim Abendessen.

Das Wochenende war überschattet von dem Streit zwischen Noah und Enrico. Enrico ist total abgetaucht, lässt außer Paolo niemanden an sich ran, geht an kein Telefon und will auch niemanden sehen. Auf der einen Seite ist das schon verständlich, wenn man aber Freunde hat, sollte man schon reden mit ihnen und sich auch trösten lassen. Das lässt Rico aber, genau wie vor unserer Freundschaft, nur durch Paolo zu und der macht das ja auch gut und kennt ihn am besten.
Noah hat mich, nach dem ihm aufgegangen war, dass er Mist gebaut hat, noch am Freitagabend angerufen und mir alles erzählt. Damit alle wissen, warum er so ausgerastet ist, habe ich alles an die anderen Jungs weitergegeben.
Natürlich haben wir uns dann schon ausführlich mit dem Geschehen auseinander gesetzt und über alles diskutiert. Sicher wäre es besser gewesen, mit Noah über die Auswirkungen des Urlaubs von Ricos Chef zu reden. Auf der anderen Seite ist der Markus und der Dr. Alex ja auch nicht irgendwer und ihnen zu helfen, ist eigentlich selbstverständlich, vor allem, weil sich ja Noah und Rico trotzdem täglich sehen in den drei Wochen und auch jede Nacht im selben Bett schlafen können genau wie vorher auch.
Ole und Frank, die das Backen der Pizza übernommen haben, sie haben heute Küchendienst, kommen jetzt mit den ersten heißen und duftenden Teilen aus der Küche und stellen vier bereits in Stücke geschnittene Mafiatorten auf den Tisch. Sergej schenkt jedem, der möchte, ein Glas Rotwein aus und nach dem Frank und Ole noch vier geschnittene Pizzen auf den Tisch gestellt haben, beginnt das gemeinsame Essen.
Wir sind mit vier Paaren beim Essen, Mike ist heute bei Dirk, eigentlich schon seit Freitag. Morgen wollen die zwei dann nach Dirks Unterricht her zu uns kommen und zwei Tage hier wohnen und schlafen. Dirk geht es wieder gut und poppen dürfen sie auch wieder, hat Mike mir gesagt.
Der Tagesablauf hat sich eingespielt, die Fahrt morgens mit dem Fahrrad bei gutem Wetter, an ansonsten mit zwei Autos, lernen und chillen nach der Heimkehr oder auch sauber machen und auf räumen, Schwimmen, wenn Wetter ist und später zusammen Essen, so sieht es in der Regel aus unter der Woche. Der ein oder andere fährt dann auch mal nach Hause, besucht die Eltern, Besuch kommt auch öfter, Sigrid mit Torsten, Natascha und Paolo, aber auch Tom und Micha kommen zwei, drei Mal die Woche vorbei, so dass es nie langweilig ist bei uns.
Nun sind alle natürlich gespannt, wann und wie die beiden Jungs nach dem von Noah begonnenen Streit wieder zusammen kommen, denn dass das jetzt niemals das Ende war, davon sind wir alle überzeugt.
Dazu haben sich beide zu gern und wenn der Streit erst beigelegt ist, werden sie sich noch lieber haben und was gelernt haben sie dann auch dabei. Das Beste an dem Streit wird wohl das Versöhnungspoppen sein und mein Kopfkino beschert mit gerade eine Mordslatte, wenn ich mir das so vorstelle, wenn Rico an Noahs Megapimmel lutscht oder sich langsam drauf setzt und reitet.
Sergej, der neben mir sitzt, sagt an mein Ohr und dann auch laut: „Das Liebesbarometer steht auf Sturm, da werden wir gleich mal früh ins Bett gehen heute.“ Kevin guckt um die Tischecke auf meine Jogginghose, in der mein Steifer nicht zu verbergen ist und wird rot. Ich wette, das er jetzt auch hart wird, der Kleine.
„Du hast eine Latte“, sagt er mit rotem Kopf und grinst frech. „Ja und, du doch auch“, sag ich. Jetzt wird er zur Tomate, Treffer. „Arsch“, sagt er und Wolfi fährt jetzt mit der Hand unter den Tisch, wohl um zu fühlen. Ein erwartungsvolles Grinsen zeigt, das ich mit meiner Vermutung recht hatte.
Na ja, da werden Sergej und ich nicht die einzigen sein, die heute Abend U-Boot versenken spielen, denn ich bin sicher, dass alle vier benutzten Betten noch ein wenig Geschaukel aushalten müssen heute Abend.
Für Samstag hat Mama uns zum Brunch eingeladen, da werden wir dann alle um zehn erscheinen und später dann auch Sauna und Schwimmbad nutzen. Die Einladung ist schon ein paar Tage alt und es hat jeder zugesagt, so dass wir alle, außer den drei Amerikanern, anwesend sein werden. Das wird bestimmt cool und da es Alex jetzt auch deutlich besser geht, wird es bestimmt eine tolle Aktion. Robin schreibt jeden Tag, hat Bilder geschickt von Winston mit einem geilen Badehöschen, Junge, das ist auch voll die Sahneschnitte, so ein hübscher Kerl, darüber waren wir uns alle einig.
Es scheint ja alles gut zu laufen, drüben in den Staaten, Doktor Brunner darf in der Klinik mit arbeiten, kann bestimmt viel dazu lernen in der Zeit da drüben.
Wenn jetzt noch sein Markus da so plötzlich auf taucht, das wird bestimmt die Überraschung werden. Die Pizzen sind vertilgt und auch der Rotwein ist alle. Zeit, ins Bett zu gehen und was für die Liebe zu tun. Ich denke, das jetzt alle ein bisschen poppen werden heute Abend und das Kopfkino lässt die vor kurzen geschrumpfte Latte wieder wachsen. Frank und Ole räumen ab, wir anderen verschwinden in unseren Zimmern und dort zunächst ins Bad. Kevin, der vor mir geht, dem gebe ich einen leichten Klaps auf seinen geilen Po und sage: „Viel Spaß beim Reiten, Kleiner.“ „Hab ich, keine Sorge, ich bin Sattelfest“, gibt er schlagfertig und rot im Gesicht zurück, bevor die Beiden in ihrem Zimmer verschwinden.
Das Wissen darum, das jetzt gleich alle ficken, macht Sergej und mich an und bald darauf liegen wir in neunundsechziger Stellung auf dem Bett und blasen den anderen liebevoll, bis er kommt. Damit ist dann der erste Druck abgebaut und als die Ständer wieder hart sind, bereitet Sergej uns beide für einen heißen Ritt auf meinem Horn vor, bevor er den gummierten Sattel besteigt und uns beide langsam, von vielen Küssen begleitet, in einen erneuten Lustrausch hinein reitet, sooooo geil, ich brenne vor Lust und stöhne laut, während mein Schatz, der das Tempo stark erhöht hat, keucht und schwitzt.
Es wird ein äußerst spritziger Abend und als gegen elf die Erschöpfung unserem Liebesspiel ein Ende setzt, bin ich dreimal gekommen, genau wie mein Schatz und es war soooo gut und nun wird geschlafen.
Wir sind morgen früh nicht nur für das Frühstück zuständig, sondern haben Küchendienst bis zum Abend. Vielleicht bestelle ich einfach was für um achtzehn Uhr, obwohl wir ja was kochen wollen. Mal sehen, was Sergej dazu meint, er hat schon einen Plan, was wir zwei kochen könnten.
Der Hunger wird nach diesem Abend beim Frühstück morgen wohl bei allen groß sein. Da die meisten von uns noch ein oder zwei Brötchen mit nehmen, werden wir wohl dreißig Stück aufbacken müssen, was in unserem Heißluftofen kein Problem ist. Ich überlege vor dem Einschlafen, ob ich mich mal am Rührei versuche. Mit Sergej an meiner Seite traue ich mich, er hat voll den Plan und kommt in der Küche bestens zurecht.
Morgen Abend wollten wir zwei die Jungs mit einem Gemüsereis überraschen, dazu gibt es dann Salat, gemischt. Ich denke, das kommt gut und ist besser, als immer Pizza, Burger oder Dosensuppe. Rico muss uns endlich mal was beibringen, Bratkartoffeln, Schnitzel und Pommes, Sachen die wir dann alle können und die auch nicht so kompliziert sind. Mit den Gedanken bei Noah und Rico, Sergejs Po an meinem, penne ich weg und als der Wecker piepst, habe ich das Gefühl, gerade mal vor zehn Minuten eingeschlafen zu sein. Das ist ätzend und erst das Lächeln unter dem strubbeligen Haarschopf meines Schatzes lassen den Morgen gleich viel besser erscheinen und die Zunge, die an meine stupst beim „Guten Morgen Kuss“ versöhnt mich mit dem neuen Tag.
Ich liebe Sergej einfach wie sonst nichts auf der Welt und ein Leben ohne ihn ist für mich unvorstellbar geworden. Hungrig nach seinen Zärtlichkeiten küsse ich zurück und plötzlich freue ich mich auf den neuen Tag an seiner Seite. Auch im Hörsaal sitzen wir immer nebeneinander und wer uns ein paar Tage beobachtet hat, weiß dass wir zusammen gehören, weiß dass wir schwul sind und uns lieben.
In dem Studiengang BWL sind die Hörsäle immer voll. Wolfi, Paul und Ole sind ja in anderen Studiengängen, Frank ist mit bei uns, hat aber ein anderes Zweitfach gewählt, nämlich Politik, während Sergej und ich uns für Informatik eingeschrieben haben.
Ralf will BWL und Alex Maschinenbau im nächsten Jahr studieren, wollen aber wie Dirk und Mike in ein paar Wochen auch ein festes Zimmer hier bei uns beziehen, sobald Alex den Führerschein bestanden hat.
Das Zimmer bei Mama wollen sie behalten so wie Paul auch nach wie vor sein Zimmer bei der Oma hat für die Wochenenden, die wir in Bremerhaven verbringen.
Da Alex in Bremerhaven zur Schule geht, werden er und Ralf hier wohl vorerst nur am Wochenende mit uns zusammen sein, um die Hin- und Herfahrerei zu sparen. Ralf möchte dann auch, wenn er nicht mehr als Fahrer gebraucht wird, zurück ins Hilton wechseln. Ein Auto will er dann kaufen, wohl auch einen Audi oder einen Skoda, Papa wird ihn, wie schon Wolfi, dabei unterstützen.
Auch Micha wird sich ein Auto zulegen, wenn die Fahrschulprüfung bestanden ist. Bis dahin kommen sie immer mit Toms Roller, wenn wir uns hier oder bei der Mama treffen.
Nach Duschen, ohne Einlagen und Anziehen, sind wir jetzt voll in der Küche am Rödeln, Sergej an Ofen und Kaffeemaschine, ich bin bei den Tischdecken und dann will ich mich am Rührei versuchen.
Kevin und Wolfi kommen als erste und setzen sich an den großen Esstisch, der gleich, wenn man aus der Küche oder aus dem Flur kommt vorne in dem großen Wohnraum steht, mit insgesamt sechzehn Stühlen, so das, wenn alle Zimmer mal belegt sind, alle einen Sitzplatz haben. Jetzt kommt auch Frank, von Ole gefolgt und wir tauschen Morgengrüße aus. Paul und Rolf erscheinen kurz danach und jetzt sind wir komplett.
Es ist einfach schön, mit den Freunden zusammen bei gutem Kaffee und leckeren Brötchen in den Tag zu starten und heute sehen alle besonders zufrieden aus. Als ich Kevin mit leicht schräg gestellten Kopf grinsend in die Augen schaue, wird er wieder ein bisschen rot. Das hat er noch nicht im Griff und ich sage leise zu ihm: „Schämen ist nicht, Liebe ist immer ein gutes Stück Leben und so toll und immer richtig, da sollte Stolz und Freude an Stelle von Scham und Reue vorherrschen. Ihr seid einfach ein tolles Paar und Eure Liebe ist für alle hier sichtbar und das ist schön und gut.“ Jetzt strahlt er und von Wolfi bekommt er einen Nutellakuss auf die Nasenspitze, die jetzt braun statt rot ist.
„Ich hoffe“, sagt der Kleine, „das unsere zwei Streithähne den Zoff aus der Welt geschafft kriegen. Sie würden uns fehlen, wenn es aus wäre.“ „Ich wette, das sie beide gestärkt aus der Sache hervor gehen und dann noch mehr in den anderen vernarrt sind, als sie es eh schon waren“, sag ich. „Auf so etwas wettet man nicht“, sagt Kevin, nicht ohne Vorwurf in der Stimme, „das sind unsere Freude und keine Rennpferde, Jerome.“ Wo er recht hat……
„Auf geht es, du musst los und Rolf muss auch fahren“, sagt Wolfi. „Ich nehme Kevin mit, wenn ihn heute Nachmittag jemand abholt“, sagt Rolf und steht auf. „Danke, Rolf aber ich fahre lieber mit dem Rad, es tut mir gut und meine Kondition wird auch immer besser“, sagt Kevin, gibt Wolfi einen Schmatzer und verlässt uns dann, von Rolf gefolgt. Wir räumen ab und machen uns dann Uni fertig und fahren nach dem absperren mit den Fahrrädern los, Sergej sitzt auf dem Tandem vorne und ich kann die ganze Strecke seine Po bewundern. Pünktlich zu Vorlesungsbeginn sind wir im Hörsaal und lauschen dem ersten Dozenten.
Um zehn Uhr geht eine Nachricht von Noah ein, er und Enrico haben sich wieder vertragen und sich wohl auch heftig versöhnt heute Nacht. Sie kommen am Nachmittag vorbei, um mit den anderen Fahrschülern dann um achtzehn Uhr in die Theorie zu gehen. Dann werden wir ja wohl erfahren, was genau Noahs Ausraster verursacht hat und wie die zwei sich wieder vertragen haben.

Lis, Dienstag, 15.08. Nachmittags, fünfzehn Uhr, bei Irene Schroer zum Kaffee.

Als Irene mich am Samstagmorgen anrief und von dem Streit der beiden Jungs erzählte, wusste ich bereits von Natascha, das bei Enrico und Noah was schief gelaufen ist. Paolo hat Freitagnachmittag angerufen bei Natascha und gesagt, das er nicht kommen könnte zu ihr und hat dann auch gesagt, warum.
Meine Tochter war dann verständlicher Weise etwas traurig, hatte aber vollstes Verständnis dafür, das Paolo nun erst mal den Enrico trösten wollte, weil er das ja eigentlich immer schon getan hat, wenn Rico von seinem Vater fertig gemacht wurde. Am Samstag, nach dem Paolo mit der Nachhilfe beim Neffen seines Chefs fertig war, kam er dann zu uns und blieb bis zum Abend, bevor er zu Rico in die Wohnung zurück fuhr.
Ich habe ihn dann auch ein wenig ausgefragt und war dann im Anschluss daran über alles im Bilde und zwar aus Noahs als auch aus Enricos Sicht. Das das kein alles beendender Streit ist, davon war ich überzeugt und habe das auch Irene gesagt. Die zwei haben sich viel zu gern, um wegen so was Schluss zu machen.
Jetzt, heute und hier hat sie mir von Ricos Abholaktion erzählt, die gestern zu seinem Feierabend mit Ihrer Hilfe erfolgreich durch geführt wurde und in der Nacht hat man dann auch erstmalig unten was gehört, als die Beiden sich im Bett versöhnt haben.
Irene war es schon etwas peinlich, weil ihre Mutter ja oben im Gästezimmer schläft und wohl noch mehr mit bekommen hat, als sie und Ulf unten. Als sie sich dann heute Morgen bei ihrer Mutter für das Verhalten der beiden Jungs entschuldigen wollte, sagte ihre Mutter: „Paperlapap, sei froh, dass sie sich so lieb haben, das sie alles um sich herum vergessen können und Spaß haben. Uns hat man jede Art von Sex schlecht geredet und vermiest, dein Vater hat bei der Zeugung seiner drei Kinder noch nicht einmal seinen Schlafanzug ausgezogen, sondern sein Ding durch den Schlitz vorn raus gestreckt. Nicht mal anfassen durfte ich ihn dort und auch er hat weder meine Brust, geschweige denn meine Scheide jemals angefasst.
Ich beneide die Jugend heute, dass sie Sex mit Lust und Freude haben, während wir immer ein schlechtes Gewissen hatten, wenn wir nur daran gedacht haben. Allein um einmal richtig Sex haben zu können so wie die zwei heute Nacht, wäre ich gern noch mal zwanzig, jetzt ist alles zu spät. Denk immer dran, mein Kind, im Alter bereust du die Sünden am meisten, die du in deiner Jugend nicht gemacht hast.“
Ich konnte mir das Lachen nicht verbeißen und Irenes Mutter hat ab heute meine uneingeschränkte Hochachtung, sie ist eine tolle Oma. Auch Irene hat dann letztendlich mit gelacht und als die zwei Jungs dann runter kamen, um sich zu verabschieden und in die WG zu fahren, sahen sie zufrieden und wieder sehr glücklich aus.
Ich denke, das alle froh sind, das jetzt die Welt der beiden wieder in Ordnung ist und heute Nacht wollen sie ja dann in Enricos großem Bett ,na was…..ja, schlafen wohl auch, denn morgen ist Schule und Enrico muss Kochen im Hilton. Sie fahren dann mit dem Roller zu Irene und von dort aus zur Schule, beziehungsweise zur Arbeit, wo Noah den Rico dann am Nachmittag mit dem Roller wieder abholen will.
Nun erzähle ich Irene, das der Robin kurz nach Mittag, also für ihn etwa sieben Uhr früh, freudig angerufen hat, um mir zu erzählen, das gestern Abend um elf Uhr es an der Haustüre geläutet hat. Chris, der mit Matze noch auf war, hat dann die Türe geöffnet und da stand der Markus mit einer Reisetasche vor der Tür.
Chris sind wohl bald die Augen raus gefallen, hat er erzählt heute Morgen.
Den Markus hat er dann ins Wohnzimmer bugsiert und dem staunenden Matze gesagt, er soll dem Markus mal einen Drink machen oder ein Bier geben, er geht derweil den Alex wecken.
Zu Alex hat er dann gesagt, da wäre jemand für ihn zu Besuch gekommen, er solle doch mal bitte aufstehen und ins Wohnzimmer kommen.
Als Alex, er kam im Morgenmantel, sah wer da angekommen ist, war die Freude groß und beide lagen sich in den Armen und küssten sich. Chris und Matze sind dann in ihr Zimmer und haben die zwei allein gelassen. Beim Frühstück heute Morgen hat Robin dann den Markus auch mit großen Augen angestaunt, sich gewundert, dass er jetzt plötzlich bei ihnen in den Staaten ist.
Robin muss heute um zehn in der Klinik sein, die Vorbereitungen für die zweite OP, die am Donnerstag stattfinden soll, beginnen dann. Ich hatte den Eindruck am Telefon, das er der Sache sehr gelassen entgegen sieht, gerade so, wie beim ersten Mal. Sein Zimmerkollege ist dann auch wieder da, sie werden immer am gleichen Tag behandelt, wenn alles gut verläuft.
So vergeht der Nachmittag mit dem Austausch von Neuigkeiten und kurz vor Siebzehn Uhr kommt dann Ulf heim. Auch er ist froh, dass noch mal alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und dann klingelt es. Das wird Martin sein, den ich für fünf bestellt habe. Es ist Kai, wie wir feststellen und zwar mit der Protzkiste von Oma. „Der Achter hat eine Panne, Martin hat ihn mit Ralfs Unterstützung und dem SUV in die Werkstatt geschleppt und die Oma hat nun mich geschickt, um sie ab zu holen“, erklärt Kai sein Erscheinen.
Ralf hat dann mit Martin auch gleich mal nach einem guten gebrauchten Auto geguckt und sich dann auch so gut wie entschieden und will einen A 4 Kombi kaufen, der gerade mal drei Jahre alt ist. Carl August kann da bestimmt noch etwas an der Preisschraube drehen, denn der Achter, fast auch drei Jahre alt, wird wohl in Kürze durch einen Neuen in gleicher Ausführung ersetzt werden.
Nun geht es mit der teuren Nobelkarosse, die zuvor noch mal von Ulf eingehend betrachtet wird, vor allem die Technik, zurück nach Bremerhaven. Man sitzt schon toll in diesem Luxusschlitten, das muss ich sagen, allerdings ist mir der Achter doch lieber, hier in diesem Auto fühle ich mich wieder zu adelig und dieses Gefühl, was besseres sein zu wollen, geht mir nicht besonders gut ab.
Zu Hause angekommen, ist es schon bald Zeit fürs Abendbrot und dabei erzählt dann Natascha, das Paolo über Nacht bleibt. Ihr leichtes Grinsen dabei bestätigt mir, das Paolo vor der Versöhnung, Teil zwei zu uns geflüchtet ist und meiner Tochter gefällt das wohl sehr.
Für Samstag, zum Brunch um zehn Uhr haben alle zugesagt, so dass das Haus voll wird und Oma und Frieda freuen sich, alle jungen Leute wieder mal hier zu sehen. Carl August und ich haben auch noch Frau Wegmann, Ulf und Irene und auch die tolle Oma eingeladen, her zu kommen. Auch Frau Gut und Frau Jensen kommen, zunächst um zu helfen aber auch, um mit zu brunchen.

Ralf, Dienstag, 15.08. Abends um zweiundzwanzig Uhr dreißig im Bett in ihrem jetzt gemeinsamen Zimmer bei Remmers.

Verschwitzt, müde und sehr glücklich schmiege ich mich an meinen ebenso verschwitzten und hoffentlich genau so glücklichen Goldschatz Alex und ich bin mir gerade ganz sicher, dass wir jetzt am Anfang einer ganz tollen und sehr festen Beziehung stehen, beziehungsweise liegen.
Wir haben nicht einfach nur gepoppt, nein, wir haben uns geliebt und es war und ist ein unbeschreibliches Gefühl in mir, er ist jetzt mein Ein und Alles, dieser süße, schlanke und mega geile Twink mit den rötlichen Haaren und den Sommersprossen, die mich so total auf ihn abfahren lassen. Alles an ihm macht mich an, ich mag ihn wahnsinnig gern, will ihn ganz für mich, will ihn lieben und verwöhnen. Ich will ihm alles geben, was er in der Vergangenheit vermisst hat, Liebe, Zuneigung und Geborgenheit und will ihm ein treuer und lieber Partner sein.
Meine Fingerspitzen gleiten an seinem schweißnassen Rückgrat entlang bis zu seinem strammen, wohl gerundeten, mit leichtem und samtweichem zart rötlichen Flaum bedeckten Po, den ich so wahnsinnig erotisch finde.
Er ist mein Traummann und die fast sechs Jahre, die ich älter bin, stören ihn nicht und mich sowie so nicht. Er hat vorhin gesagt: „Ich liebe dich, Ralf“, und mich damit einfach glücklich gemacht.
Die letzten Wochen und Tage waren nicht immer leicht für uns beide. Die richtigen Worte zu finden und das Richtige zu tun waren in der Situation, in der er sich befand, nicht ganz einfach und ich hatte manchmal schon Angst, was Falsches zu tun, ihn zu überfordern oder seinen Gefühlen nicht gerecht zu werden.
Als ich ihn auf der August Remmers umarmt habe, als er weinend am Flaggenstock stand, habe ich mein Herz an ihn verloren, ist nur noch er für mich interessant. Nach anderen Männern habe ich seit diesem Tag nicht mehr geschaut und obwohl ja gerade hier ein ganzer Schwarm schwuler, toll aussehender Jungs und Männer rum laufen, habe ich nur noch Augen für ihn. Wenn er in meiner Nähe ist, geht es mir gut, bin ich zufrieden und wenn er dann, wie jetzt gerade nackt in meinem Arm liegt, bin ich glücklich, total und alles ist einfach nur gut.
Jetzt gilt es, das zarte Pflänzchen unserer Liebe zu hegen und zu pflegen, damit es groß wird und prächtig gedeiht. Das wir hier so viel Hilfe, Verständnis und Unterstützung erfahren ist einfach toll und wohl auch eine riesengroße Chance für uns, ein dauerhaftes, gemeinsames Glück auf zu bauen.
Im Gefühl totaler Zufriedenheit küsse ich ihn, der wohl schon schlummert, hinters Ohr und ziehe dann die Decke über uns. Ich suhle mich noch eine Weile in seinem Geruch und in unserem Glück, bis ich ihm in den Schlaf folge.

Robin, Mittwoch, 16.08., um zehn Uhr morgens in der Klinik, nach der Visite.

Seit gestern um zehn Uhr sind wir beide, John Ephraim und ich, wieder in unserem Klinikzimmer und die ersten Vorbereitungen für den nächsten Eingriff sind angelaufen. Da wir uns ja täglich bei den Reha-Übungen und zu den Mittagsinfusionen gesehen haben, gibt es kaum Neuigkeiten.
Etwas verschämt erzählt er dann aber, dass nun an seinem Pullermann die ersten dunkleren Haare sprießen. Lachend sage ich, dass das bei mir auch der Fall ist und wir beschließen, heute Abend gemeinsam ins Bad zu gehen und das bei dem jeweils anderen zu begutachten. Schließlich ist es ja interessant, zu sehen, wie es beim anderen wächst und gedeiht und deshalb finde ich das normal und richtig.
Alex war nicht besonders ausgeschlafen, hatte ich den Eindruck heute, das ist wohl auf den plötzlichen Besuch von Markus zurück zu führen, der nach der Trennung vor gut vierzehn Tagen heute Nacht wohl nicht nur geredet hat mit Alex. Ich muss grinsen, wenn ich darüber nach denke, was sie wohl die ganze Nacht gemacht haben in dem großen Bett. Auch Matze und Chris haben sich von den Gedanken um das Tun der Beiden offensichtlich inspirieren lassen, denn sie sahen auch etwas übernächtigt aus. Dieses mit einander Poppen scheint doch mit unter sehr anstrengend zu sein, habe ich den Eindruck. Über kurz oder lang werde ich das ja hoffentlich dann auch mal praktisch erfahren, denke ich.
Jetzt kommt Alex und will uns Blut abnehmen, in einen Becher gepinkelt haben wir heute Morgen schon und am Nachmittag wird noch mal wieder ein Herzkatheder geschoben, um genau zu gucken, wie die Pumpe schafft.
Um Fünf ist alles rum, dann wird wohl Besuch kommen, so dass es wohl halb acht wird, bis wir, diesmal zusammen, ins Bad zum Duschen gehen werden. Ich bin echt gespannt, wer jetzt die meisten Haare am Pullermann hat von uns beiden.
Jetzt nehmen wir jeder einen Rollator und gehen zusammen in die Reha Abteilung. Ich könnte bestimmt auch schon ohne das Ding dahin gehen, wenn wir aber hinterher platt sind von der Reha, ist das Ding schon notwendig, um wieder gut ins Zimmer zu kommen.
In den Räumen unten herrscht uneingeschränkt Mister Abraham Sherman, Physiotherapeut und Muskelprotz, er sieht so richtig aufgepumpt aus, ist aber ganz OK.
John Ephraim und ich haben einen extra Therapeuten, Daniel Clostherman, den wir Dan nennen und der mit uns die Übungen macht. Chris würde ihn wohl als Sahneschnitte bezeichnen, er ist etwa fünfundzwanzig, ist braun wie ein Surfer und hat eine tolle Figur. Noch toller ist seine ganze Ausstrahlung und sein Lächeln kann Steine erweichen.
Mit diesem tollen Typen verbringen wir den Vormittag und bei ihm merkt man erst hinterher, wie anstrengend das ganze Training war. Es macht viel Spaß und ist auch nicht langweilig. Heute am Schluss müssen wir in einen Nebenraum und dort wird ein EKG nach der Belastung durch das Training gemacht.
Das macht Abraham Shermann und es ist schon verwunderlich, wie er mit seinen dicken Fingern schnell und sehr geschickt die Elektroden auf unsere Haut klebt, das hätte ich ihm so nicht zu getraut.
Als es fertig ist, sagt Mister Shermann: „Allrigth, Boys, that is OK“, gibt uns jedem ein Blatt mit den Aufzeichnungen des Gerätes und dann schieben wir mit dem Rollator ab, wieder nach oben, zum wohl verdienten Ausruhen vor dem Essen. Die Blätter geben wie oben auf der Station ab, was genau damit ist, wird uns wohl Alex oder Jason später sagen, wenn wir zum Katheder müssen. Bis zum Essen ist jetzt erst mal Ruhen angesagt und ich penne richtig weg, zum Essen muss man mich wecken.

Chris, Donnerstag, 17.08. Morgens, Neun Uhr mit Matze und Markus Meinle beim Frühstück.

Wir sitzen zu dritt bei Kaffee, Toast und Rührei, von Markus gemacht und sehr lecker, am Tisch und planen ein bisschen den Tag. Heute ist die zweite OP, dieses Mal endoskopisch, ohne den Brustraum erneut zu öffnen und auch ohne Herz-Lungenmaschine. Das bedeutet, dass Alex, wenn überhaupt, erst spät nach Hause kommt. Vielleicht bleibt er aber über Nacht wieder, wie nach der letzten OP, bei Robin in der Klinik. Besuch durch uns entfällt also heute auch, erst morgen dürfen wir wieder hin.
Nach einem kritischen Blick gestern Abend in den Kühlschrank, hat Markus dringend einen Einkauf empfohlen und wir haben Mister Miller gebeten, mit uns gegen zehn heute Morgen zum Einkaufen zu fahren, was der dann auch versprochen hat.
Nach dem Abräumen des Frühstückstisches machen wir uns fertig und als Mr. Miller läutet, gehen wir zu dritt nach unten. Ziel unserer Fahrt ist ein großer Wal Mart, etwa sechs Kilometer weg vom Haus, ein riesiger Markt mit viel illusterem Publikum. Hier in diesem Einkaufstempel fällt uns ins Auge, das es ganz viel übergewichtige Amerikaner gibt und wenn man in die Einkaufswagen schaut, ist das auch nicht mehr verwunderlich.
Die Auswahl der Sachen, die wir kaufen, überlassen wir bis auf die Getränke dem Markus, der uns auch in den nächsten Tagen bekochen will, da Alex ja Tagsüber in der Klinik ist. Uns, Matze und mir ist das sehr recht und wir werden dem Markus dann über die Schulter schauen, ihm helfen, wo wir dürfen und wir erhoffen uns, ein bisschen Kochen zu lernen. In unserer hoffentlich gemeinsamen Studienzeit ab dem nächsten Jahr wird uns das bestimmt helfen, wenn wir einen großen Teil unserer Nahrung selber zubereiten können.
Nach dem Einkauf und einem kleinen Mittagsimbiss, gekocht wird gegen Abend, wenn Alex aus der Klinik kommt, wollen wir uns mit dem Van ein bisschen von der großen Stadt ansehen. Ich habe den Fahrer mit dem Wagen für um ein Uhr bestellt. Der will uns dann ein wenig von seiner Stadt zeigen und wir freuen uns schon drauf. Den Einkaufswagen, den Matze schiebt, hat Markus fast zur Hälfte vollgepackt und er sagt, dass wir jetzt alles haben für die nächsten Tage. Wir holen noch einige Dosen Bier und Markus noch zwei Flaschen Wein, dann fahren wir zur Kasse. Jeromes Mutter hat uns eine Kreditkarte extra für die Staaten mitgegeben, damit sollen wir unseren Lebensunterhalt bestreiten, solange wir im Haus wohnen.
Das ist natürlich eine sehr großzügige Angelegenheit und wir sind sehr dankbar dafür. Einen zaghaften Protest meinerseits und auch von Mama hat sie einfach weg gegrinst und ignoriert. Ich hoffe, dass sich irgendwann mal die Gelegenheit bietet, auch etwas davon zurück geben zu können, damit meine ich jetzt absolut kein Geld, denn davon haben sie ja mehr als genug. Herr Miller, der auch was eingekauft hat, wartet mit seinem Einkaufswagen hinter der Kasse auf uns und wir gehen zusammen ans Auto und laden den Einkauf ein.
Die Tour durch die Stadt, für die wir ja nur knapp vier Stunden Zeit haben, weil Markus ab siebzehn Uhr anfangen will mit Kochen, zeigt uns nur einige wenige bekannte Dinge aber wir sind ja noch länger hier. Wir werden noch Zeit genug bekommen, etwas von der Stadt zu sehen und dann wollen wir nach Möglichkeit auch unseren Kleinen dabei haben.
Alex ruft um halb fünf an und sagt, dass er gegen sechs Uhr zu Hause sein wird und dass Jason heute Nacht bei Robin und dem John Ephraim bleibt. Er ist dann Morgen Nacht an der Reihe und Morgen dürfen wir auch wieder zu Robin hin.
Samstag kommen dann beide von der Intensivstation runter in ihr Zimmer, das sie dann Dienstag oder Mittwoch wieder verlassen dürfen, bis es weitergeht. Reha und auch die Hormonbehandlungen werden aber kontinuierlich weiter geführt.
Alex sagt, das beide OPs bei den Jungs gut verlaufen sind und das beide erst mal schlafen jetzt. Diese Nachricht gebe ich per SMS gleich an Mama und dann an Jerome weiter.
Die guten Nachrichten werden meine Mutter sehr freuen und beruhigen und einmal mehr bin ich froh, dass der Alex Brunner hier bei uns ist, so dass wir immer hautnah am Geschehen sind, was Robin angeht.
Nach unserer Rückkehr ins Haus beginnt die erste Kochlektion bei Markus, der ein „Coc au vin“, also Hähnchen in Weinsauce, machen will, dazu Kroketten und grüne Bohnen. Matze und ich putzen die Bohnen und schneiden rechts und links die Spitzen und den Stielansatz ab, während Markus zwei Hähnchen würzt und in einer Form im Backofen schmort. Ab und zu wird etwas Weißwein hinzugefügt und auch Zwiebeln sind da dabei. Es duftet richtig gut und wir kriegen langsam Hunger. Die Bohnen werden in der Pfanne gedünstet, mit Bacon und einer kleingehackten Zwiebel, auch hier wird mit einem Schuss Weißwein abgelöscht. Die Fritteuse ist heiß und wenn Alex kommt, machen wir die Kroketten fertig. Zwischendurch trinken wir eine Dose Bier und es macht Spaß, zu sehen, wie aus den einzelnen Zutaten ein tolles Essen wird.
Markus erklärt dabei alles, was er macht und warum und zeigt es dann auch so, dass wir alles genau mit bekommen. Der Duft dazu, wenn er den Backofen öffnet und die Hähnchen mit dem Fond begießt,……einfach köstlich, da wird es nass im Mund vor lauter Vorfreude auf das leckere Essen.
Als Alex kommt, der Ofen ist jetzt aus geschaltet, machen wir die Kroketten ins heiße Fett, dann lauschen wir aufmerksam und gespannt Alex Bericht über die OP und das Befinden des Kleinen.
Nach diesen guten Nachrichten essen wir mit Genuss das mit unserer Hilfe unter Markus fachkundiger Anleitung entstandene Essen, denn auch die Kroketten sind jetzt gut. Ein Glas des zum Kochen verwendeten Weins, einem Grauburgunder aus Kalifornien, rundet das tolle Essen ab.
Den Rest des Abends verbringen wir, Matze und ich, auf unserem Zimmer, schmusen, kuscheln und sexeln rum und haben viel Spaß und die Zwei etwas älteren Herren im anderen Zimmer bestimmt auch.
Seine Wahleltern haben sehr erfreut und zufrieden auf seine SMS Dienstagnacht reagiert. Sie wünschen uns alles Gute und die Tatsache, ihn bei sich aufgenommen zu haben, betrachten sie als eine der besten Entscheidungen in ihrer über zwanzig jährigen Ehe. Sie sind froh, dass wir uns gefunden haben und dass wir jetzt glücklich sind. Sie freuen sich, uns bald gesund und zufrieden wiedersehen zu können.
Bevor wir jetzt müde und zufrieden einschlafen, küssen wir uns zärtlich, wir haben jeder noch ein Gummi verbraucht und jetzt es geht uns sehr gut. Am besten lässt sich unser Zustand mit „Rund um glücklich“ beschreiben. Es läuft alles toll zurzeit, mit Robin und mit uns, aber offensichtlich auch bei Markus und Alex. Das freut uns und mich freut es für Alex ganz besonders, dem Robin so viel verdankt, der uns wie ein älterer Bruder war all die Jahre und ich bin froh, wenn er auch endlich wieder glücklich sein darf, er hat es soo verdient.

Alex, Freitag, 18.08. fünfzehn Uhr, auf seinem Zimmer bei Remmers, bei den Hausaufgaben.

Mathe, für mich kein Hassfach, ich kann das echt ganz gut, aber durch das Jahr in England und die schlechte Zeit davor muss ich erst mal in den Stoff hinein kommen, der hier in unserer Schule gerade dran ist. Ralf ist mit Tante Lis, der Oma und der Tante Frieda mit den SUV zum Einkaufen oder bestellen für den morgigen Brunch, zu dem alle Freunde kommen wollen morgen früh um zehn Uhr.
Das wird bestimmt toll und ich freue mich drauf. Solche Aktionen hat es bei uns nie gegeben und wenn wir mal Besuch hatten, war das eine steife und langweilige Geschichte, bei der sich alle Gespräche immer um Bundeswehrscheiß drehten oder über Adelsklatsch, wer mit wem was am Hut hat und so ein Zeug. Ich habe mich meist verdrückt bei so was, weil mich das echt nicht interessiert hat.
Diskussionen über die Kampfkraft deutscher und russischer Panzer oder die Fähigkeiten von in und ausländischen Kampfflugzeugen waren mir scheißegal und ich wollte so was einfach nicht wissen und nicht hören. Für mich steht fest, dass ich lieber die Bettpfannen kranker Menschen leeren werde, als das ich mit dem Gewehr in der Hand in der Botanik rum springen und Krieg spielen werde.
Mein bescheuerter Bruder, der die Durchschlagskraft eine neun Millimeter Parabellum Patrone ja letztendlich am eigenen Kopf erfolgreich ausprobiert hat, war bei solchen Unterhaltungen immer in seinem Element, sein militärisches Fachwissen war enorm und übertraf das meines Vaters bei Weitem. Der, mein Erzeuger, war immer mächtig stolz auf seinen Ältesten, der, wenn man genauer hinschaute, genau so ein erbärmliches Arschloch war, wie er selber.
Neger waren Bimbos, Leute aus dem nahen Osten waren Moken und auch Juden konnte man, getreu den Vorbildern des tausendjährigen Reiches, das nach zwölf Jahren schon wieder im Arsch war, nicht leiden. Nicht zu vergessen, die Schwuchteln, die man ebenfalls lieber tot als lebendig sah.
Was muss das ein Schock für den arischen Grafen und seinen Ältesten gewesen sein, eine dieser pervertierten Arschficker in ihrer Familie zu haben. Irgendwann hätten sie mich bestimmt auch um die Ecke gebracht wie der Drecksack es mit Uwe gemacht hat und ich bin nicht die Bohne traurig, dass mein Bruder nun für immer weg ist, obwohl ein paar Jahre Knast und jeden Tag aufs neue in den gräflichen Arsch gefickt, das hätte ich ihm auch gegönnt.
Für mich ist es wichtig, ihm nicht mehr begegnen zu müssen. Das wäre aber bei der dann stattfindenden Gerichtsverhandlung wohl passiert und für Uwes Eltern wäre es wohl noch schlimmer gewesen, dem Mörder ihres Sohnes ins Gesicht sehen zu müssen und dann hören, wie alles abgelaufen ist.
Ich habe Uwes Eltern sofort von dem unrühmlichen Ende des feigen Mörders berichtet und hoffe, dass sie jetzt ihren inneren Frieden finden, nach dem der Mistkerl nicht mehr lebt. Sie haben mir ein Päckchen geschickt, mit zwei Tagebüchern, in die Uwe wohl fast täglich hinein geschrieben hat. Diese Bücher, ich habe mich noch nicht stark genug gefühlt, sie zu lesen, sind wie ein Vermächtnis meiner ersten großen Liebe und ich werde sie bald lesen können, denk ich. Vielleicht werde ich dann noch einmal nach Bonn fahren, zu seinen Eltern und an sein Grab, mal sehen.
Ich habe zu Ralf gesagt, das Uwes Eltern mir zwei Tagebücher von ihm geschickt haben, weil da über unsere gemeinsame Zeit sehr viel drin steht, über seine Gefühle für mich, über sein Coming out vor sich selber und auch daheim, aber auch aus der Zeit nach unserer Trennung steht vieles darin, hat seine Mutter gesagt. Ich soll es lesen und dann die Bücher, deren letzter Eintrag zwei Tage vor seiner Ermordung war, an sie zurück schicken.
Ich werde am Sonntag damit beginnen, die Bücher zu lesen, morgens im Bett, wenn Ralf bei mir ist. Ich werde seinen Beistand brauchen bei diesen auch für mich unbekannten Aufzeichnungen meines ersten Schatzes, die mich bestimmt innerlich auf wühlen und auch bestimmt zum Weinen bringen werden. Dann brauch ich meinen jetzigen und auch zukünftigen Schatz an meiner Seite, der mich tröstet und hält, wenn es zu schlimm für mich wird.
Ralf wird das tun, weiß er doch genau, dass er jetzt Uwes Platz eingenommen hat und dass das Lesen von Uwes Gedanken mir sehr hilft, los zu lassen. Ich werde endgültig Abschied nehmen von ihm, ohne ihn jemals zu vergessen und dass er sich ja auch kurz vor seinem Tod neu verliebt hat, seine Mutter hat das erwähnt, wird es mir leichter machen, meinen inneren Frieden wieder zu erlangen, mit und durch Ralf, den ich sehr liebe.
Mathe ist nun gebongt, jetzt nur noch ein paar Sachen in Englisch, eine Übersetzung. Da kommt mir das Jahr drüben bei den Inselaffen sehr zugute, das hat keiner in der Klasse besser drauf, als ich. Das dieser ganze Inselscheiß auch mal einen Vorteil mit sich bringt, das hat was.
Ich bin mal gespannt, ob meine Mutter bei Tante Lis anruft und darum ersucht, doch mit mir an der Beisetzung meines Bruders teil zu nehmen. Bei genauerem Überlegen wird das mein Erzeuger aber bestimmt zu verhindern wissen. Ich werde im Leben an dieser Veranstaltung nicht teil nehmen.
Allerdings hätte ich nicht übel Lust, der Presse in Berlin, da wird er wohl beigesetzt, einen Tipp und ein paar Details zu dem Verstorbenen zu geben. So ein kleines Skandälchen wäre doch nicht übel, finde ich. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass das der Tante Lis nicht gefallen würde und Ralf wahrscheinlich auch nicht besonders.
Jetzt höre ich, da das Fenster offen steht, den SUV vor fahren und überlege, runter zu laufen, um beim Ausladen zu helfen. Das tue ich auch jetzt und die Oma bittet mich, die gekauften drei Kartons Cremant, die Lieblingsbrause der beiden Damen zu ihr hoch in die Wohnung zu tragen, was ich dann auch gleich mache. Drei Mal die Treppe rauf und runter, ich merke, dass mir die Kondition abhanden gekommen ist, seit ich von England weg bin. Dort hatten wir sehr viel Sport und der hat mir in den letzten Wochen einfach gefehlt und das bisschen schwimmen zwischen durch reicht einfach nicht.
Wir, Ralf und ich, sollten überlegen, ob wir in einen Sportverein gehen wollen oder aber ein kleines Sportprogramm für uns in Angriff nehmen, hier im Haus gibt es ja einige Möglichkeiten. Ich werde das mal im Kreis der Jungs ansprechen, vielleicht gibt es ja noch mehr Interessenten für ein geregeltes Sportprogramm, vielleicht ja auch in einem Verein. Bald werde ich mit Ralf ein Zimmer in der WG einrichten und dann dort zumindest an den Wochenenden bei den anderen wohnen und ab nächstes Jahr zum Studienbeginn ziehen wir ganz dort hin.
Mit der Tante habe ich vorgestern über eine Namensänderung gesprochen, nach dem sie sich über die Voraussetzung zu einem solchen Verwaltungsakt kundig gemacht hat. Sie sagte, ich könne den Familiennamen Remmers annehmen, ohne Adoption, einfach so, wenn sie und Carl August damit einverstanden wären und ich natürlich auch.
Auf Grund der Namensänderung entstehen keinerlei Vermögensrechtliche Ansprüche, wie das bei einer Adoption der Fall ist, allerdings kann die Änderung des Namens nur einmal erfolgen und sie kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Tante Lis hat gesagt, das sie morgen beim Brunch mit Jerome, Natascha und der Oma über die Namensänderung reden will, weil sie schon will, das alle, die Remmers heißen, auch damit einverstanden sind. Onkel Carl August, hat sie gesagt, wäre damit einverstanden.
Das Auto ist ausgeladen und alle Sachen sind verräumt, Ralf fährt das Auto zur Seite unter den Carport. Ich gehe zu ihm, gebe ihm einen Kuss und frage, ob er Lust hat, mal mit mir nach der Pool- und Teich Baustelle zu sehen, um zu schauen, wieweit da ganze jetzt schon gediehen ist.
Hand in Hand schlendern wir um das große Haus zum Gelände hinter der Terrasse, wo die Bauarbeiten stattfinden. Der Pool ist im Rohbau fertig, da kommt jetzt ein Edelstahlbecken in den gemauerten Raum, um den herum ein etwa drei Meter breiter Streifen mit einem blauen Gummibelag von sechs Zentimeter Dicke verlegt ist, an den wiederum der Rasen stoßen wird.
Der Teich und der Hügel mit dem Wasserlauf sind auch fast fertig und die Teichfolie aus Gewebe verstärktem Gummi ist auch schon drin.
Es geht voran und man sieht, was es werden soll. Es wird bestimmt toll und wenn erst die Koikarpfen mal schwimmen dort, das ist bestimmt Klasse.

Enrico, Freitag, 18.08. Abends um zwanzig Uhr dreißig, nach der Fahrschule in Bremen in der bekannten Gaststätte, mit Noah, Paul und Ole und Kevin

Ruhig und gelassen und rundum zufrieden sitze ich hier mit Schatz und Ole, Paul und Kevin mit unserem Lieblingsfahrlehrer bei einem Feierabendbier. Ole, Paul und ich haben in der übernächsten Woche Prüfung, Kevin und Noah zwei Wochen später, die sind ja noch nicht achtzehn und haben deshalb mehr Zeit. Wir drei sind froh, dass es jetzt bald zur Prüfung kommt und wenn ich bestehe, kaufen Paolo und ich für uns ein eigenes Auto, das Geld von Papa, das er auf Verlangen der Oma Remmers raus gerückt hat, macht es möglich.
Unsere Versöhnung Montagnacht nach dem dummen Streit am letzten Freitag war toll, Sau geil und auch nicht gerade leise, hat Noahs Mutter wohl angedeutet. Die Oma, die ja oben im Gästezimmer geschlafen hat, muss dann wohl noch mehr gehört haben, hat aber nur freundlich gelächelt mit uns am nächsten Tag, als ob alles bestens wäre.
Am Dienstag waren wir dann bei uns zu Hause und Paolo hat die Nacht bei Natascha verbracht, das war auch gut so, denn wir haben es echt doll getrieben.
Als er mich um halb drei abgeholt hat, sind wir zuerst mal unter die Dusche gegangen und haben den Versöhnungsreigen mit einem gefühlvollen Flötenspiel begonnen. Dabei wurde dann auch ein Mittelfinger von innen an die Drüse geschoben und damit der Turbo eingeschaltet…….einfach geil.
Die Fortsetzung im Bett begann mit einem Ritt Noahs auf meiner voll ausgefahrenen Latte, zuerst gefühlvoll, dann immer schneller und mit einem gewaltigen Knall durchs Ziel.
Danach musste ich das heilige Kanonenrohr erst mal richtig in Form blasen, nach der Nacht davor schien es zu schwächeln, hatte aber gegen meine Zunge und meine Lippen keine Chance und wurde wieder hart und fest.
Als ich mich dann auf ihm langsam nach unten rutschen ließ, kamen meinem Hasischatz plötzlich ein paar Tränen und leise sagte er: „Ich bin so glücklich, das du mir diesen blöden Streit nicht so übel genommen hast und weiter mit mir zusammen sein willst. Ich liebe dich, Enrico.“ Ich ließ mich seitwärts von ihm runter gleiten, legte mich auf den Rücken und sagte: „Dann besorge es mir mal richtig. Ich will jetzt von dir richtig gut gefickt werden.“ Und das hat er dann auch gemacht und ich habe mir, ohne zu wichsen, nur vom Poppen mit seinem geilen Prügel, bis unter das Kinn gespritzt.
Es war so geil mit uns, einfach galaktisch und stöhnen, ja sogar schreien, das war hier bei uns kein Problem. Unter uns wohnt ein älteres Ehepaar, die hören beide nicht sehr gut und über uns wohnen zwei Herren in den mittleren Jahren, die da bin ich mir sicher, solche Geräusche aus eigener Erfahrung sehr gut kennen und bestimmt auf unseren heißen Fickabend hin auch miteinander ins Schlafzimmer gewechselt haben.
Ficken, ja so sagt man, aber es ist viel mehr bei uns beiden, wir lieben uns, mehr noch, als es vor dem blöden Streit der Fall war. Die Angst über zwei Tage hinweg, den anderen zu verlieren, hat uns letztendlich noch mehr zusammen geschweißt.
Paolo ist nicht umsonst geflüchtet und Natascha hat ihn bestimmt liebend gern mit in ihr Bettchen genommen um sich mit dem Zwilling meines Schwanzes schöne Gefühle zu machen. Auch die beiden sind irre verliebt ineinander und wir Noah und ich gönnen es ihnen von ganzem Herzen.
Morgen beginne ich mit der ersten Mittagsschicht, so dass wir nach dem Aufwachen an die schönen Aktivitäten der letzten Tage anknüpfen wollen, bevor wir dann nach einer heißen Dusche zu Jerome fahren, dort ist Brunch und wir sind auch eingeladen. Von dort aus muss ich dann um halb eins losfahren, nach Bremen, mal sehen, wer mich fährt. Bei so vielen Autos muss Noah nicht unbedingt mit dem Roller fahren und vielleicht muss Kevin ja auch auf die Mittagsschicht. Mit Wolfis Audi bin ich jetzt noch nie mit gefahren, das wäre doch eine gute Gelegenheit und Noah könnte mit und dann mit Wolfi wieder zurück fahren, mal sehen.

Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen, Kommis werden wie immer gern gesehen, Vorschläge und Anregungen aber auch Kritik ebenfalls.
Kommis sind wie Doping für die Muse

Bis Bald

Niff

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6 Kommentare

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    • Andi auf 29. September 2016 bei 21:00
    • Antworten

    Hi Hermann, wow coole Fortsetzung, mit einer tollen Versöhnung. Wirklich klasse, warte schon jetzt ungeduldig auf den nächsten Teil, sehne diesen gradezu herbei.

    VlG Andi

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  1. Gut, dass ich noch mal nachgeschaut habe im September.
    Ist wieder eine ganz tolle Folge geworden, dummerweise bin ich jetzt wieder gespannt auf die nächste 😉

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    • Prive 01 auf 2. Oktober 2016 bei 16:37
    • Antworten

    Hallo Niffnase,,

    wieder hast Du eine tolle Fortsetzung aus Papier gezaubert! Und bin jetzt schon auf den nächsten Teil gespannt..

    VlG

    Walter

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    • Prive 01 auf 3. Oktober 2016 bei 10:55
    • Antworten

    Was für Fehler ?

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    • claus auf 10. Oktober 2016 bei 06:20
    • Antworten

    Hallo Niffnase,

    wieder sehr gelungen.
    Es kommt ganz schön Schwung in die WG.

    Freue mich auf weitere Folgen… 😉

    lg Claus

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    • Chris auf 11. Oktober 2016 bei 14:40
    • Antworten

    Danke für die Folge. Ein kleiner Fehler ist mir aufgefallen :
    “Er hat sein Handy ausgeschaltet, denn nicht einmal die Sprachbox geht an, wenn ich es probiere.”
    Die Sprachbox ist eine Funktion des Betreibers, nicht des Handys ( ja in den 90er Jahren gab es mal ein Handy mit AB von Hagenuk , davon wird es aber wohl keine mehr geben. )

    LG Chris

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