Pannenkäfer – Teil 5 – Alles wächst zusammen

„Alles wächst zusammen“
Dies ist wohl der vorletzte Teil der Geschichte von Daniel, seinem Käfer und seinem Stefan. Am Schluss des 6.Teils wollen wir sie in Ruhe und Frieden leben lassen. Ich möchte mich dann einmal um eine Fortsetzung der Geschichten von „Gideons Aufbruch“ und „Wünsche werden manchmal wahr kümmern. Nun aber viel Vergnügen beim Lesen des fünften Teils.

Sonntag, der 7. Januar 2007 10:30 Uhr, Klinik in Saarlouis
Daniel sitzt neben Stefan auf dem Bett und hält seine Hand. „Schatz, du musst jetzt nicht traurig sein, ich bin ja nur bis Freitag weg. Am Freitagabend spätestens bin ich wieder bei dir“, sagt er zu Stefan. „Du wirst mir fehlen, besonders jetzt, wo ich hier in der Klinik bin. Zuhause hätte ich ja Ablenkung und Arbeit, aber hier ist alles öde ohne Dich“, antwortet Stefan. „Morgen beginnen die ersten Reha-Maßnahmen, du musst aufstehen und wieder richtig gehen. Deine Muskeln müssen wieder aktiviert werden und du wirst sehen, die Zeit bis zum Wochenende vergeht so schnell“, antwortet Daniel ihm. „Ja, ich weiß, aber ohne dich fällt mir das alles doch viel schwerer“, sagt Stefan leise.
„Nun stell dich mal bitte nicht so an, ich kann ja auch nichts dafür, das du hier liegst und ich nach Köln auf die Schule muss. Es gibt keinen triftigen Grund, jetzt ein Drama daraus zu machen, das wir uns mal 5 Tage nicht sehen“, sagt Daniel etwas schärfer, als er es eigentlich wollte. Offensichtlich hat Stefan die leichte Verstimmung seines Schatzes bemerkt und er lenkt ein: „OK, ich beruhige mich ja schon. Ich weiß doch, das die Zeit schnell rumgeht, aber ich bin halt trotzdem etwas traurig, das du nicht hier bist.“
„Ich fahre jetzt erst mal zu uns nach Hause und packe ein, was ich in Köln brauche. Wenn ich alles fertig habe und der Wagen beladen und getankt ist, komme ich wieder her. Ich denke, dass du heute Mittag noch Besuch bekommen wirst und deshalb werde ich mich dann um 14:00 Uhr auf den Weg nach Köln machen. Ich möchte nicht so spät dort ankommen und Oma wird auch auf mich warten, um etwas mehr von uns und unseren Erlebnissen in den letzten 2 Wochen zu hören. Auch muss ich dann noch einräumen und alles für die Schule morgen fertigmachen. Ich rufe dich auf jeden Fall sofort an, wenn ich in Köln angekommen bin“, sagt Daniel und steht vom Bett auf.
Er nimmt Stefan kurz in den Arm, gibt ihm einen Kuss und sagt: „Bis nachher und denk daran, was du zu mir gesagt hast, als ich in Berchtesgaden traurig war. Das könnte ich jetzt auch sagen, dass du nicht so jammern sollst, es kommt alles wieder in Ordnung. In einem guten halben Jahr habe ich mein Abi in der Tasche und dann bin ich wieder jeden Tag mit dir zusammen. Wenn du aus der Klinik entlassen bist, können wir ja die Einrichtung unseres neuen Zuhauses planen und du kannst dann bereits mit der Umsetzung der Ideen anfangen. Du siehst, es kommt einiges auf dich zu und die Zeit wird dir nicht lang werden. Lass dir den Laptop hier her bringen, dann können wir jeden Abend miteinander chatten und du kannst ja auch ein paar Geschichten lesen, wenn du Langeweile hast.“
Noch einmal küsst er Stefan zärtlich und macht sich dann auf den Weg nach Hause. Klaus, der heute frei hat, fragt nach Stefans Befinden und sagt: „ Wir werden heute Nachmittag alle mal hinfahren und zusammen einen Besucherplan machen, damit er die nächsten Tage nicht so allein ist. Ansonsten gehen morgen die Rehaübungen und Maßnahmen los, so dass er eh keine Zeit hat, sich allein zu fühlen. Wir passen schon auf ihn auf und du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Mama hat noch ein paar Sachen für die Oma eingepackt, die leg mal gleich ins Auto, damit du sie nicht vergisst.“
Daniel nimmt die Tasche und trägt sie gleich in den Wagen. Dann holt er seine Sachen und verstaut sie ebenfalls im Auto. Als alles erledigt ist, geht er hoch in sein Zimmer, holt sich frische Wäsche und duscht sich ausgiebig. Dann zieht er bequeme Sachen an, weil er es beim Fahren lieber hat, wenn die Kleider nicht einengen und man entspannt sitzen kann. Stefans Auto, mit dem er heute nach Köln fährt , ist natürlich schneller und vor allem komfortabler als der Käfer und so freut er sich trotz der Trennung von seinem Schatz schon ein bisschen auf die Autofahrt und auch darauf, seine Oma wieder zu sehen. Stefans Vater hat auch schon das neue Radio, das Stefan zu Weihnachten bekommen hat, einbauen lassen, so dass auch die Unterhaltung auf der Fahrt gewährleistet ist
Zu seiner Oma in Köln hat Daniel ein besonders gutes Verhältnis, hatte sie in doch sehr unterstützt in der Zeit, als im klar wurde, das er schwul ist. Sie hat ihm beigestanden und auch zu seinem Comingout bei seinen Eltern geraten, weil sie genau wusste, das diese trotz, oder gerade wegen seines Schwul sein zu ihm stehen würden.
Das Auto ist beladen, jetzt auf dem Weg zum Krankenhaus noch volltanken, dann würde es gegen 14:00 Uhr auf die Piste gehen. Vorbei an den Orten, an denen er zum ersten Mal mit seinem Schatz gefahren ist. Über die Eifelautobahn nach Köln, um dort noch ein letztes halbes Jahr auf das Gymnasium zu gehen und sein Abitur zu machen. Dann würde er endgültig zu seiner Familie und zu seinem Schatz ins Saarland ziehen und an der Uniklinik in Homburg Medizin studieren. Vor ihm liegt noch eine anstrengende Zeit der Prüfungen und Klausuren, aber er ist ein guter Schüler. Viele sagen Streber zu ihm, aber das stört ihn wenig. Er antwortet immer auf diesen Vorwurf mit der Erklärung: „Wer Medizin studieren will, muss halt einen Numerus Clausus einhalten und das geht nur, wenn man ein Streber ist.“
In der Schule ist Daniel ein ziemlicher Einzelgänger, nur mit einem Schüler hat er seit Jahren eine gute Freundschaft und mit dem verbringt er auch einen Teil seiner nicht so üppigen Freizeit. Der Freund, der Harald Gerber heißt, weiß auch, das Daniel schwul ist, was ihn aber nicht gehindert hat, die Freundschaft mit ihm aufrecht zu erhalten, ja, sie eher noch zu vertiefen, obwohl er selber nicht schwul ist. Sie beide sind zusammen im Schwimmverein und haben dort bei Wettkämpfen schon einige Platzierungen erreicht. Öfter machen sie auch zusammen Hausaufgaben und haben die gleichen Leistungskurse belegt. Daniel freut sich schon darauf, Harald von seinem Schatz zu berichten und ihm auch die Bilder vom Laptop zu zeigen. Er ist gespannt auf die Reaktionen, welche die Neuigkeiten auslösen werden.
Daniel verabschiedet sich noch schnell von seiner Familie und fährt dann los, nach dem Tankstopp erreicht er gegen 13:25 Uhr die Klinik und geht zu seinem Stefan auf das Zimmer. Der scheint wohl nach dem Mittagessen eingeschlafen zu sein und so betrachtet er ihn und freut sich, dass er so einen tollen Schnuckel gefunden hat und dass der ihn sehr lieb hat. Daniel seufzt und denkt noch einmal an all die Ereignisse, die sie seit dem 22. 12. Letzten Jahres miteinander erlebt haben. Über Langeweile und Ereignislosigkeit können sie sich fürwahr nicht beschweren und im Stillen wünscht er sich, dass es jetzt mal ein bisschen ruhiger laufen würde in ihrer Beziehung. Das sollte natürlich nicht für die Liebe zwischen ihnen beiden gelten, dort kann es ruhig turbulent zu gehen.
Nun fängt er an, seinen Schatz an der Hand zu streicheln. Nach einer Weile schiebt er die Hand unter die Bettdecke und lässt die Fingerspitzen zärtlich über seinen Bauch kreisen. Als keinerlei Reaktionen erfolgen, wandert die Hand weiter nach unten und die Finger suchen den Weg unter den Hosenbund, weiter und weiter, bis er im Vergnügungszentrum angekommen ist. Hier kreisen nun die Finger um die Wurzel der Freude und es dauert gar nicht lang, bis erste Reaktionen erkennbar werden. „Ich denke, du bist jetzt aufgewacht“, sagt er leise, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen. Stefan kann sich nicht länger schlafend stellen, weil das Zelt unter der Decke eindeutig zeigt, dass er wach ist und Daniels Tätigkeiten genießt.
Zärtlich und doch sehr intensiv behandelt Daniel Stefans Schwanz und bringt ihn gekonnt zum Höhepunkt. „Ahh, das war wirklich gut und sehr lieb von dir, jetzt werde ich es wohl bis zum Wochenende aushalten, Danke, mein Schatz“, sagt Stefan, nachdem er wieder zu Atem gekommen ist, „Schade, das wir hier nicht einfach absperren können, sonst könnte ich mich noch revanchieren, so muss du eben darauf verzichten, mein Armer.“
„Lass gut sein, Schatz, ich bin frisch und würde auch gern ohne feuchte Hose nach Köln fahren. Aber heute Abend am Telefon lass ich mich gern von dir anmachen und anfeuern, du darfst dann auch mitmachen wenn du willst. Ich wollte immer schon mal Telefonsex mit dir machen“, antwortet Daniel frech grinsend und gibt seinem Schatz einen dicken Kuss, „bevor jetzt der gesamte Besucherstrom über dich herein bricht, werde ich losfahren. Wenn ich angekommen bin, werde ich dich direkt anrufen. Bis dahin lass dir die Zeit nicht lang werden und ab morgen können wir ja auch über das Internet zusammen reden. Ich hab dich lieb, Stefan, pass auf dich auf und wenn du Sehnsucht hast, ruf einfach an.“ Wieder küssen sie sich beide und Stefan drückt Daniel so fest, dass es ihm schon fast weh tut und beide haben feuchte Augen bekommen.
Entschlossen macht sich Daniel nun los, haucht Stefan noch einen Kuss aufs Ohr und verlässt dann schnell mit feuchten Augen das Zimmer. Es gleicht schon eher einer Flucht, so schnell verlässt er die Station und ohne rechts und links zu schauen, rennt er direkt zum Auto. Nachdem er sich in den Sitz hat fallen lassen, legt er den Kopf eine kurze Weile auf das Lenkrad und atmet tief durch. Warum muss Abschied nehmen immer so weh tun, denkt er, nimmt ein Taschentuch und trocknet seine Tränen ab. Dann startet er den Wagen und macht sich auf den Weg nach Köln.
Unterdessen hat auch Stefan seine Tränen getrocknet und sich damit abgefunden, dass er die nächsten 5 Tage ohne seine große Liebe auskommen muss. Er versucht, sich selbst zu trösten und hofft, dass bald ein Besucher kommt, um ihn in seinem Trennungsschmerz etwas abzulenken. Wenn er an das angekündigte Telefonat heute Abend denkt, kommt aber schon wieder etwas Zufriedenheit auf und er denkt, das er doch allen Grund hat, sich über seine große Liebe zu freuen und einfach glücklicher zu sein.
Als es dann an die Türe klopft, ruft er schon wieder ziemlich aufgeräumt und froh „Herein“ und freut sich, als seine Eltern zu im ins Zimmer kommen, gefolgt von Klaus und Edith. „Schön, dass ihr da seid, Daniel ist vor 15 Minuten gefahren und ich bin froh, zunächst mal nicht ganz so allein zu sein. Er fehlt mir schon sehr, vor allem, weil er die letzten Tage rund um die Uhr hier bei mir war.“ Stefans Mutter drückt ihn zuerst einmal fest und streichelt seine Haare: „Du musst immer denken, das er ja in 5 Tagen schon wieder da ist und dann könnt ihr doch auch miteinander telefonieren.“
„Du hast ja recht Mama, aber das sagt sich so leicht und dann fehlt er mir trotzdem sehr“, antwortet Stefan und Klaus meint: „Das ist halt so, wenn man so verliebt ist, aber in den nächsten Tagen wirst du viel mit dir selbst zu tun haben, viele Übungen und Anwendungen haben. Du wirst sehen, da vergeht die Zeit wie im Flug und es ist Freitag, bevor du es überhaupt realisiert hast.“
„Ja, ihr habt alle recht und ich weiß das auch, aber er fehlt mir halt trotzdem, das sagte ich ja schon. Und deshalb erzählt mir mal, was es denn alles so neues gibt, dann komme ich bestimmt auf etwas andere Gedanken“, versucht Stefan von sich aus, die Trennungsschmerzdebatte zu beenden. In einem lebhaften Gespräch erfährt Stefan nun alles, was sich in der letzten Zeit in den beiden Familien und auch in der Firma so alles getan hat. Viele Grüße von den Mitarbeitern und Bekannten erreichen ihn und auch die vier neuen Freunde aus dem Urlaub haben sich gemeldet und gefragt, wann sie zu Besuch kommen dürfen. Sie haben gleich am Samstagabend nach ihrer Rückkehr aus Berchtesgaden angerufen und wollten wissen, wie es Stefan geht.
„Ich habe gesagt, das sie ja morgen am Nachmittag oder Abend mal bei dir vorbei kommen können, für heute erschien es mir dann doch besser, es mit dem Besuch nicht zu übertreiben. Wenn wir später wieder gehen, kommen noch Olli und Kerstin und auch die Zwillinge wollen dich unbedingt heute noch besuchen. Oma und Opa haben wir auf morgen Nachmittag vertröstet, dann hast du nachmittags und Abends Gesellschaft und wenn du allein sein willst, dann sag das einfach“, erzählt seine Mutter.
Sein Vater hat im die neuesten Zeitschriften mitgebracht, die sich mit Ihrem Berufsstand befassen und auch neue Prospekte über Neufahrzeuge bei Renault und Busse bei Mercedes. Er sagt: „Da kannste mal reinschauen und gucken, was es an Neufahrzeugen gibt. Wir wollen einen neuen Bus anschaffen, aber auch noch einen neuen Magnum. Ich kann einen älteren gut verkaufen und da will ich dann doch auch noch einen neuen haben. Die Verträge mit der Tiefkühlkost sind verlängert und um 50 Tonnen wöchentlich erweitert worden. Auch ist der Transport von abgepacktem Frischfleisch ausgeschrieben. Wenn wir den Auftrag auch noch bekommen, dann müssen wir noch zwei Kühlauflieger mehr haben. Ob dann die Zugmaschinen reichen, kann ich jetzt noch nicht abschätzen. Zur Not können wir ja vorübergehend eine ausleihen, bis wir genau wissen, ob wir noch eine kaufen wollen. Das alles will ich aber mit dir zusammen besprechen und entscheiden. Das sind Entscheidungen, die sich über mehr als zwei Jahre hinaus tragen müssen und da ich spätestens in zwei Jahren in den Ruhestand gehe, wirst du dann mit den Auswirkungen dieser Entscheidungen leben und arbeiten müssen.“
Das sind natürlich schon weitreichende Entscheidungen und Stefan ist ein bisschen stolz, das sein Vater so ein großes Vertrauen zu ihm hat und offensichtlich davon überzeugt ist, das er den Anforderungen in zwei Jahren durch aus gewachsen sein wird.
Klaus wiederum erzählt: „ Der Xaver Leitner hat ebenfalls heute morgen angerufen und sich erkundigt, wie es dir geht. Ich konnte nicht umhin, seine hervorragende Arbeit, die er an dir geleistet hat zu würdigen und wir haben uns sehr lange unterhalten und ich habe ihn und seinen Freund eingeladen, uns an Ostern oder an Pfingsten, wie es ihnen am Besten passt, zu besuchen. Dann kannst du ihn auch mal persönlich kennen lernen, das Vergnügen hattest du ja bis jetzt noch nicht und ich denke Du und Daniel, ihr verdankt ihm schon, das der schwere Unfall doch relativ gut ausgegangen ist und das Dank seiner Arbeit wohl auch keinerlei Spätfolgen zu erwarten sind.“
„Das ist ja schön, dass du die Beiden eingeladen hast, da freu ich mich. Da kann ich mich mal bedanken und die Beiden mal kennenlernen. Wo uns doch soviel verbindet, obwohl ich sie ja nur von Daniels Schilderungen kenne“, sagt Stefan. Auch Stefans Eltern äußern ihre Freude darüber, dass sie Xaver Leitner und seinen Freund Boni dann mal persönlich kennenlernen können und sich für alles, was sie für Stefan und Daniel getan haben, besonders bedanken können. Die Zeit vergeht wie im Flug.
Unterdessen befindet sich Daniel mit Stefans Auto bereits auf der Eifelautobahn und an der nächsten Abfahrt, Mayen, wird er die Autobahn verlassen und Bundesstraße 262 benutzen , um den Umweg über das Autobahnkreuz Koblenz zu vermeiden. In Mendig fährt er dann wieder auf die Autobahn A 61 Richtung Köln und erst mal will er an der Raststätte Troisdorf anhalten und einen Kaffee trinken.
Als er den Wagen auf dem Parkplatz abgestellt hat, begibt er sich ins Restaurant, um sich dort einen Kaffee zu holen. Als er die Auslagen mit belegten Brötchen sieht, verspürt er plötzlich Hunger. Er hat ja heute Mittag gar nichts Richtiges gegessen und jetzt beim Anblick der ganzen Esswaren kommt der Hunger richtig auf. So nimmt er dann noch zwei Brötchen, eins mit Schinken und eins mit Käse und setzt sich, nachdem er an der Kasse stolze 7,10 Euro hingelegt hat, an einen freien Tisch und isst.
Was Stefan jetzt wohl macht, denkt er, bestimmt hat er Besuch und ist ein bisschen abgelenkt. Ein komisches Gefühl ist es doch, ihn jetzt 5 Tage nicht zu sehen, wo sie doch praktisch seit dem 22. Dezember jeden Tag fast immer zusammen waren. Trotzdem, er will jetzt keine trübe Stimmung aufkommen lassen und tröstet sich mit dem Gedanken, dass ja bald die Schule und damit auch Köln für ihn Geschichte ist. Dann werden sie zusammen wohnen und zusammen leben und mit Freude in die Zukunft planen. Es ist schon ein ganz großes Glück, das sie sich gefunden haben und das sie beide sich so lieben.
Fertig gegessen, noch den letzten Schluck Kaffee herunter gespült, schnappt er das Tablett und entsorgt alles in dem dafür bereitstehenden Behälter. Gestärkt und munter macht er sich wieder auf, um die letzten Kilometer bis nach Köln hinter sich zu bringen. Allzu weit ist es jetzt ja nicht mehr und der Sontagnachmittagverkehr hält sich in Grenzen. Die Straßen sind trocken und die Temperaturen liegen mit 5 Grad plus deutlich über dem Gefrierpunkt, so das man unbeschwert fahren kann, ohne mit Glätte rechnen zu müssen. Die Musik, die aus dem neuen Radio erklingt, übertönt die Fahrgeräusche locker und bei manchen Liedern singt Daniel auch gerne mit. Die Anlage in Stefans Auto ist schon echt gut, denkt er und stellt einen regionalen Kölner Sender ein, den er zu Hause bei Oma auch immer hört. Der Sender wendet sich hauptsächlich an Schüler und Studenten, also junges Publikum und die Muke ist dem entsprechend.
Nach gut 40 Minuten rascher Fahrt, kommen die ersten Ausläufer der großen Stadt Köln in Sicht. Nun dauert es nicht mehr lange, bis er die Autobahn verlässt und in den Ortsteil Lindenthal fährt, wo seine Oma wohnt und wo auch seine Familie vorher gewohnt hat. Am Gleueler Bach, unweit des Beethovenparks, wohnt die Oma und 20 Minuten nach dem Verlassen der Autobahn hat Daniel sein Ziel erreicht. Er stellt das Auto auf dem Platz vor dem Haus ab und geht auf den Eingang zu. Bevor er ihn erreicht, wird die Haustüre geöffnet und seine Oma erscheint in der Tür. „Junge, schön das du endlich wieder da bist“, ruft sie und schließt in gleich mal fest in die Arme. Sie drückt ihm einen dicken feuchten Schnatzer auf die backe und freut sich wie ein Schneekönig. „komm rein, ich habe extra deinen Lieblingskuchen gebacken und den Kaffe dazu, den mache ich sofort“, sagt sie, nachdem sie ihn wieder los gelassen hat. „Schön, Oma“, sagt Daniel, „dann mach du mal Kaffee, ich lade schnell die Sachen aus und bring sie auf mein Zimmer. Dann können wir in Ruhe Kaffee trinken und ich erzähl dir, was es neues gibt in der Familie.“
Daniel holt seine Koffer und Taschen und bringt sie nach oben ins Obergeschoss, dort hat er ein großes Zimmer und ein Duschbad, das haben sie vor dem Umzug nach Saarlouis hergerichtet, damit er für den Rest der Schulzeit hier bei der Oma wohnen kann. Als er alles hoch getragen und einigermaßen verstaut hat, geht er runter in die Wohnküche zu Oma. Die hat den Tisch gedeckt und der Kaffee ist auch fertig. Oma legt Daniel Kuchen auf den Teller und schenkt ihm und sich selber den Kaffee ein. „So, mein Junge, nun erzähl mal, was es alles an Neuigkeiten gibt“, sagt sie zu Daniel und nimmt auch ein Stück Kuchen, „und, bevor ich es vergesse, der Harald hat schon angerufen und wollte wissen, wann du kommst. Ich habe ihm gesagt, das du anrufst, wenn du da bist.“
„Ok“, sagt Daniel, „Harald rufe ich nachher an und natürlich Stefan, meinen Schatz, aber zuerst trinken wir mal einen Kaffee zusammen. Soviel Zeit muss sein.“ Und dann erzählt er, zunächst in groben Zügen, was so alles passiert ist in den letzten 3 Wochen. Oma kommt aus dem Staunen nicht mehr raus und mehr als einmal steht ihr der Mund vor Aufregung offen. Als er mit der Schilderung der Ereignisse fertig ist, sagt er: „So, das waren jetzt im Groben alle wichtigen Dinge. Ich werde dir natürlich alles noch sehr genau erzählen und Bilder habe ich auch jede Menge auf einer CD mitgebracht. Das schauen wir uns heute Abend zusammen an und dann gibt es auch die Einzelheiten zu allem.“
„Das ist ja wie in einem Roman“, sagt die Oma, „ nun bin ich aber gespannt, alles genau zu hören und auf die Bilder freue ich mich noch mehr.“ „So, Oma“, sagt Daniel, „jetzt rufe ich zuerst mal Stefan und dann Harald an:“ Er nimmt das Telefon und wählt Stefans Nummer im Krankenhaus. Nach dreimaligem Klingeln meldet sich sein Schatz: „Stefan Groß hier“. „Hallo, mein Großer, schön, dich zu hören. Ich bin gut angekommen und dein Auto ist auch noch heil“, scherzt Daniel. „Kleiner Spinner“, flachst Stefan zurück, „Hauptsache du bist heil und munter. Wie war denn die Fahrt und was machst du heute noch?“ „Oma und ich haben erst mal ausgiebig Kaffee getrunken und feinen Kuchen gegessen. Dabei habe ich in groben Zügen alles Neue erzählt und Ihre Neugier zunächst einmal zufrieden gestellt. Heute Abend werde ich ihr und vielleicht auch Harald noch die Bilder zeigen und ein wenig ausführlicher erzählen.“
„Ich hatte heute Nachmittag jede Menge Besuch, unsere Eltern waren da und dann noch Olli und Kerstin. Auch die Zwillinge waren hier, die sind erst vor 10 Minuten nach Hause gegangen. Jetzt esse ich gleich mal Abendbrot und dann werde ich versuchen, ohne dich einzuschlafen, mein Schatz“, erzählt nun Stefan, „ich bin jetzt auch sehr müde. Morgen kommen unsere Urlaubsfreunde, auf die freue ich mich schon sehr und Opa und Oma kommen auch vorbei. Morgen früh habe ich mehrere Anwendungen in der Rehabteilung, so dass mir die Zeit bestimmt nicht lang wird. Ah, bevor ich es vergesse, dein Vater hat den Xaver Leitner und den Boni zu Ostern nach Saarlouis eingeladen und die Beiden haben versprochen, zu kommen.“
„Das ist ja eine tolle Neuigkeit, da freu ich mich ja jetzt echt drauf, das die zwei zu Besuch kommen“, antwortet Daniel, „da hat er mir Garnichts von erzählt, der Heimlichtuer. Das wird bestimmt ein tolles Fest und bis dorthin bist du auch wieder ganz gesund. Du, ich mach jetzt erst mal Schluss, ich rufe dich heute Abend um kurz vor 10 noch mal an. Jetzt werde ich mal Harald anrufen und fragen, ob er noch vorbei kommt, die Bilder anschauen. Morgen früh fahren wir zusammen in die Schule, das heißt, ich hole ihn unterwegs ab. Bis später dann, mein Schatz. Schlaf ein bisschen. Ich habe dich ganz Dolle lieb“.
„Ich liebe dich auch, du fehlst mir“, antwortet Stefan, „bis heute Abend.“
Daniel drückt das Telefon ab, um gleich darauf die Nummer von seinem Schulfreund Harald. „Gerber“, meldet sich Haralds Vater am Telefon. „Hallo, Herr Gerber, hier ist Daniel Schneider. Ist Harald zu Hause?“, meldet sich Daniel. „Ah, hallo Daniel, ja, Harald ist oben, warte ich ruf ihn mal eben“, sagt Herr Gerber und ruft laut den Namen seines Sohnes. Im Hintergrund hört Daniel die Antwort und dann kommt Harald schon die Treppe herunter gelaufen. Er greift nach dem Hörer und ruft ins Telefon: „ He, Mensch Daniel, da bist du ja endlich. Ich habe schon zweimal bei Deiner Oma angerufen und gefragt, ob du noch nicht da bist. Sehn wir uns heute noch“ „Hallo, Harald, ja gerne, ich habe eine CDs mit Bildern dabei von meinem Schatz und mir. Die wollte ich mit Oma anschauen und du bist herzlich willkommen. Dann können wir die Bilder anschauen und ich werde euch alles erzählen, was mir, beziehungsweise uns seit dem Beginn der Weihnachtsferien so alles wiederfahren ist.“
„Ok, ich mach mich dann gleich auf den Weg und bin in etwa 15 Minuten bei euch. Kann ich bei Dir pennen, dann bring ich meine Schulsachen gerade mit und komm mit dem Rad. Dann können wir von dir aus morgen gleich in die Schule fahren“, schlägt Harald vor. „OK, damit bin ich einverstanden“, sagt Daniel, „dann haben wir auch mehr Zeit zum erzählen, du musst mir ja auch noch berichten, wie es dir im Urlaub ergangen ist. Dann also bis nach her.
Er beendet das Gespräch und sagt der Oma Bescheid, dass Harald her kommt und auch über Nacht da bleibt. Daniel hat noch eine Schlafcouch zusätzlich zu seinem Bett in seinem großen Zimmer stehen und freut sich schon, dass er heute Abend auch nicht so allein ist. Stefan fehlt ihm auch sehr und wenn Harald da ist, dann ist er selber ein bisschen abgelenkt. Er geht nach oben und räumt seine mitgebrachten Sachen ein. Gerade als er mit allem fertig ist geht unten die Klingel. Schnell läuft er nach unten, wo Oma gerade Harald die Tür aufmacht, „Guten Tag, Frau Schneider und Hallo, Daniel“, sagt Harald und gibt zuerst Oma und dann Daniel die Hand. „He, Alter, die Liebe scheint dir gut zu bekommen, du siehst ja echt gut aus“, sagt er zu Daniel und umarmt in kurz. „Wir gehen noch ein bisschen nach oben, Oma“, sagt Daniel, „in einer halben Stunde kommen wir dann runter und wir gucken uns zusammen die Bilder an.“ „Gut“, sagt die Oma, „bis gleich dann.
Die beiden Jungs gehen nach oben. Daniel sucht Bettzeug für die Couch heraus und dann machen die beiden schnell die Couch für Haralds Nachtlager bereit. Dabei erzählt Harald, wie es bei ihm im Weihnachtsurlaub war. Die wichtigste Neuigkeit ist dabei, dass Harald jetzt mit Sabine aus Ihrer Klasse fest zusammen ist und dass sie beide schwer verliebt sind. „Das find ich ja toll, da haben wir ja fast zur gleichen Zeit unsere große Liebe gefunden“, sagt Daniel und freut sich echt für Harald, „Sabine ist ja auch echt eine tolle Frau, die sieht gut aus und ist auch so voll OK. Ich finde, ihr passt sehr gut zusammen.“ „Ja, es läuft echt gut mit uns beiden seit 14 Tagen und wir haben uns auch schon bei Ihren Eltern und bei uns zu Hause vorgestellt. Ich denke, das unsere Eltern mit der Wahl ihrer Kinder ganz zufrieden sind“, erwidert Harald und die Freude über seine Liebe zu Sabine steht im deutlich ins Gesicht geschrieben.
Das Bett ist nun hergerichtet und Daniel meint, dass sie jetzt wohl mit der CD runtergehen sollten um die Bilder zusammen mit Oma anzuschauen. Oma sitzt bereits im Wohnzimmer vor dem Fernsehgerät und wartet auf die Beiden. „Ah, da seid ihr ja endlich, ich kann es kaum erwarten, die Bilder von deinem Schatz zu sehen, mit dem du in 2 Wochen mehr erlebt hast, als andere in 20 Jahren“, sagt sie, „ ich habe eine Flasche Rotwein aufgemacht, die können wir ja beim Anschauen der Bilder zusammen trinken. Das ist ein echt gutes Tröpfchen von der Ahr und der passt eigentlich ganz gut dazu, finde ich.“ Sie schenkt den beiden Jungs und sich selber ein, während Daniel die CD ins Abspielgerät legt, und das Gerät startet, nachdem der Fernseher eingeschaltet ist. Er setzt sich zu Harald auf die Couch während Oma in ihrem Fernsehsessel sitzt. Mit der Fernbedienung ruft er nun ein Bild nach dem anderen ab und erzählt von den gemeinsamen Weihnachtsfeiern und dem daran anschließenden Urlaub in Berchtesgaden. Oma und Harald lauschen angespannt seinen Ausführungen, die sich von Bild zu Bild fortsetzen und einen ziemlich authentischen Ablauf des Geschehens aufzeigen. Oma ist ganz begeistert von Stefan und auch Harald gefällt Stefan auf den Bildern sehr gut. „Einen guten Geschmack hast du“, uzt er, „was Männer angeht. Das ist ja ein richtig netter, sympathischer Junge, den du dir da geangelt hast. Wo habt ihr euch denn kennengelernt?“
Daniel erzählt nun den beiden detailliert, wie er Stefan während der Heimfahrt nach Saarlouis auf der Autobahn das erste mal gesehen hat und unter welchen Umständen sie sich dann näher kennen und lieben gelernt hatten. Als er mit seiner Geschichte zu Ende war, seufzte Oma tief und sagte: „Junge, das ist ja wie in einem Roman, so spannend und doch auch so schön, da bin ich ja froh, das das alles gut ausgegangen ist.“ Auch Harald hatte immer aufmerksam zugehört und meint Abschließend, dass sie sich ja beide über Langeweile bis jetzt nicht beklagen können. „ Da hast du recht“, meint Daniel, „es kann jetzt ruhig mal ein bisschen langsamer angehen. Aufregungen hatten wir bestimmt genug.“
Der Wein ist getrunken und gut zwei Stunden sind vorbei. Harald gähnt und auch Daniel ist müde. „Oma, wir beide verziehen uns jetzt mal ins Bett. Leider müssen wir ja morgen wieder in die Schule und da ist halt frühes Aufstehen angesagt“, sagt er und erhebt sich von der Couch. „Gute Nacht, Frau Schneider“, sagt Harald und nach einem Gute Nacht von Daniel gehen die Beiden nach oben. Nach einem Besuch im Bad, nacheinander, versteht sich kriechen die zwei in ihre Betten.
„Junge, Junge“, sagt Harald, „da habt ihr beiden ja einiges an Aufregung hinter Euch. Da war es bei Sabine und mir doch etwas ruhiger und das ist mir auch lieber, als das, was ihr da in so kurzer Zeit alles erlebt habt. Wie geht es denn deinem Schatz eigentlich und wie verkraftet er die Trennung?“
„Er liegt immer noch im Krankenhaus und ab morgen beginnen die Reha-Maßnahmen. Er hätte es natürlich lieber gehabt, wenn ich jetzt bei ihm wäre, aber er weiß auch, dass es jetzt halt für das nächste halbe Jahr nicht anders geht. Wenn er wieder fahren darf und so lange Strecken auch wieder fahren kann, dann kommt er unter der Woche öfter mal nach Köln und dann wirst du ihn ja auch kennenlernen. Wenn es dann möglich ist, wird er auch mal am Wochenende hier bleiben und wir können dann hier mal was unternehmen“, meint Stefan und fügt hinzu: „Hier in Köln gibt es ja auch tolle Szenelokale und Tanzschuppen, da können wir mal so richtig ausgelassen tanzen und feiern. Und du und Sabine könnt ja einfach mal mitgehen.“
„Sabine weiß aber noch nicht, dass du schwul bist, aber ich glaube nicht, dass sie ein Problem damit haben wird. Du musst es ihr halt bei Gelegenheit schon sagen, nicht das sie es auf andere Art und Weise erfährt. Sie wird das auch für sich behalten, denk ich, und das nicht rum erzählen“, meint Harald. „Ich habe sowieso vor, es nicht mehr so geheim zu halten. Ich bin nur noch ein paar Monate hier und will zumindest denen, die mich leiden können, reinen Wein einschenken. Ich werde mich auch nicht verstecken, wenn mein Schatz hier in Köln weilt und werde mit ihm auch gemeinsam so auftreten, so dass man erkennen kann, dass wir zusammen gehören“, antwortet Daniel.
Er gähnt und meint: „Es wird Zeit, zu pennen, ruck zuck geht der Wecker und die Nacht ist rum. Also, schlaf gut, Harald.“ „Du auch“, kommt es zurück und bald darauf ist Ruhe eingekehrt und beide schlafen dem ersten Schultag nach den Weihnachtsferien entgegen. Der Endspurt um die Abiturnoten beginnt und für Daniel ist ein guter Abschluss notwendig, damit er einen Studienplatz bekommt.
Saarlouis
Zehn Minuten nach 6 Uhr wird Stefan durch Einschalten der Zimmerbeleuchtung und das Geräusch der Zimmertür geweckt. „Guten Morgen, Herr Gross, bitte stehen sie auf und setzen sie sich auf den Stuhl neben dem Bett“, sagt eine männliche Stimme und als er die Augen öffnet, sieht er den Zivi der Station neben dem Bett stehen. „Morgen, Gregor, du alter Sklaventreiber, kannst du nicht am anderen Ende der Station anfangen, die Betten zu machen“, mault Stefan und setzt sich vorsichtig im Bett auf. „Helf mir bitte mal, ich bin noch nicht so sicher auf den Beinen und das Becken schmerzt schon noch, wenn ich aufstehen will“, sagt er zu dem Zivi und der Gregor hilft ihm dann auch beim Aufstehen und gibt solange Hilfestellung, bis Stefan auf dem bereitstehenden Stuhl Platz genommen hat. Ganz ohne Schmerzen geht das natürlich nicht ab und deshalb ist er froh, dass er sitzt.
Die Tür geht auf und eine junge Schwester kommt herein. „Guten Morgen“, ruft sie freundlich, „sie sind ja schon raus aus dem Bett.“ Sogleich beginnt sie mit dem Zivi, das Bett frisch zu beziehen und in Ordnung zu bringen. „Nach dem Frühstück bringt sie Gregor nach unten in die Bäderabteilung, da beginnen die ersten Rehaübungen, heute fängt das mit Gymnastik unter Wasser an, sprich in einer großen Badewanne “, sagt sie, als sie mit dem Bett fertig sind.
„Komm, ich helf dir nochmal ins Bett und nach her hole ich dich mit dem Rollstuhl ab“, sagt Gregor und will Stefan wieder ins Bett helfen. „Bevor ich jetzt wieder ins Bett steige, helf mir mal noch ins Bad, einmal muss ich zur Toilette und ein bisschen frisch machen wäre auch nicht schlecht. Jetzt wo Daniel nicht mehr hier ist, muss du mir halt bei der Morgentoilette helfen“, sagt Stefan zu Gregor, der natürlich dann auch sofort mit Stefan am Arm Richtung Bad aufbricht. Vorsichtigen Schrittes erreicht Stefan mit Gregors Hilfe das Bad, wo er zunächst mal auf der Toilette Stellung bezieht. „Du kannst mir mal frische Wäsche aus dem Schrank holen, ich rufe, wenn ich fertig bin, ich glaub nicht, dass du mir beim Kacken zu sehen willst“, sagt er zu Gregor. „Klappt das auch alleine, ich meine nicht dass du fällst, das wäre sehr schlecht für dein Becken und der Chef würde mir den Arsch aufreißen, wenn dir was passiert“, fragt der zurück. „Nee, ich pass echt auf und wenn ich auf der Toilette fertig bin, ruf ich dich, OK?“ antwortet Stefan und Gregor verlässt das Bad.
Nach etwa zehn Minuten hört er Stefan rufen und er geht zurück zu im ins Bad. Stefan steht nun am Waschbecken und wäscht sich den Schlaf aus den Augen, putzt Zähne und kämmt sich. Dann fragt er Gregor: „Das mit der frischen Wäsche machen wir wohl besser erst nach der Unterwassergeschichte, dann bin ich doch wie frisch gebadet, oder meinst du nicht?“ „Ja, ich denke, das ist besser so. Dann leg ich die Sachen im Zimmer auf den Tisch, damit wir nachher dran denken“, sagt Gregor und hilft Stefan auf dem Weg zurück ins Bett, in dem er in an einem Arm stützt. „Eigentlich geht es ja schon wieder erstaunlich gut, wenn man bedenkt, das es ja schon ein komplizierter Bruch ist, den du dir da eingefangen hast“, meint Gregor, nachdem sie das Bett wieder erreicht haben und Stefan mit Gregors Hilfe ins Bett gestiegen ist.
„Ja, da hast du nicht unrecht, das ist schon erstaunlich, was der Körper so alles aushält und was der Arzt in Berchtesgaden an guter Arbeit geleistet hat. Es hätte auch viel schlimmer ausgehen können. Ich habe viel Glück im Unglück gehabt und hier, auf der Station, wo der Vater von Daniel der Chef ist, da wird auch alles für mich getan, das ich wieder fit und gesund werde“, erwidert Stefan und legt sich nach hinten gegen das von Gregor hochgestellte Kopfteil. „Sooo, James“, albert er, „sie können das Frühstück servieren. Das Ei bitte genau 4 Minuten und den Toast goldbraun wie immer.“
„Sehr wohl, Sir, den Toast wie immer“, blödelt Gregor zurück und verbeugt sich linkisch vor dem Bett. Lachend verschwindet er aus dem Zimmer und macht sich auf den Weg zum Aufzug, um den Wagen mit dem Frühstück für die Station dort in Empfang zu nehmen.
Stefan schaut auf die Uhr und greift dann zum Telefon. „Jetzt werde ich mal mein Schätzchen wecken und ihm einen schönen ersten Schultag wünschen“, denkt er und wählt Daniels Handynummer. Es dauert so 5- bis 6-mal Klingeln, bis sich die verschlafene Stimme von Daniel meldet. „Hast du es nicht mehr ausgehalten, ohne meine Stimme zu hören und warum bist du schon munter“, grummelt Daniel aus dem Hörer. „Ich bin schon frisch gewaschen und gekämmt, auf dem Pott war ich auch schon und warte auf mein Frühstück und wenn ich schon so früh raus muss, dann will ich auch mit dir reden“, antwortet Stefan und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Daniel, der jetzt richtig wach ist, fragt dann auch gleich: „Wie geht es denn meinem Schatz, hast du Schmerzen? Wer hat dir denn heute Morgen geholfen, jetzt wo ich nicht mehr bei dir bin?“
„Der Zivil, der Gregor hat sich heute morgen um mich gekümmert, aber das ist natürlich im Vergleich zu Dir lange nicht so schön und deine Liebe und deine Zuwendungen haben mir heute morgen schon sehr gefehlt. Du fehlst mir halt einfach und ich freue mich schon auf das Wochenende. Schmerzen habe ich nur beim Gehen, aber das kann man aushalten“
„Du fehlst mir auch und ich freue mich auch, aber jetzt muss ich aufstehen und mich fertig machen. Wenn ich heute Mittag aus der Schule komme, rufe ich dich an und erzähle dir ein wenig vom ersten Schultag und du kannst mir dann erzählen, was du heute alles gemacht hast, um wieder recht bald ganz fit zu werden. Ich liebe dich und Tschüss, bis heute Nachmittag“, sagt Daniel und nach einem „Ich liebe dich auch“, legt Stefan auf. Seine Augen sind etwas feucht geworden, aber er bekämpft den Hang zum Weinen mit Erfolg und nimmt sich vor, die Zeit bis zum Wochenende ohne Heulen aus zu kommen.
Köln
Harald ist ebenfalls vom Klingen des Telefons wach geworden und sucht, während Daniel telefoniert, schon mal das Bad auf. Als er frisch zurück kommt, geht Daniel auch ins Bad und 15 Minuten später sitzen beide zusammen mit der Oma am Frühstückstisch. Da sie bereits am Vorabend ihre Schulsachen gerichtet haben, können sie sich beim Frühstück etwas mehr Zeit lassen. Nachdem sie sich ausreichend gestärkt haben, verabschieden sie sich von Daniels Oma und machen sich mit Stefans Auto auf den Weg zum Gymnasium.
In der Klasse werden sie von dem einen oder anderen Mitschüler mehr oder weniger freundlich begrüßt. Sabine, Haralds Freundin, nimmt Harald in den Arm und gibt ihm einen Kuss. „Guten Morgen mein Liebling, guten Morgen Daniel“, sagt sie und schiebt Harald nach hinten, wo beide an einem Tisch Platz nehmen. Daniel, der eigentlich immer neben Harald sitzt, sucht sich einen neuen Platz in der letzten Reihe, zwei Plätze von Harald entfernt. Neben ihm sitzt Marie, eine Freundin von Sabine, ein hübsches, dunkelhaariges Mädchen, die wie Daniel zu den Besten in der Klasse zählt.
Nachdem sie sich kurz begrüßt haben, erscheint der Lehrer, Oberstudienrat Meixner auf der Bildfläche und sofort kehrt Ruhe ein im Klassenzimmer. Latein steht heute als erstes an und Meixner kommt auch gleich zur Sache: „Wir schlagen im Buch Seite 76 auf, Marie, bitte übersetzen sie.“
Der Schulalltag ist wieder eingekehrt und nach zwei Stunden Latein ist erst mal große Pause. Daniel steht mit Marie, Sabine und Harald auf dem Flur und sie erzählen sich gegenseitig, was sie im Weihnachtsurlaub erlebt haben. Daniel erzählt dann auch in groben Zügen, eine Pause reicht ja da wohl nicht aus, wie er Stefan kennengelernt hat und das sie jetzt zusammen sind. „Man, das ist ja eine aufregende und romantische Geschichte, die ihr da erlebt habt. Wir haben ja nach der 4.Stunde eine Freistunde, da kannst du das ja mal etwas ausführlicher erzählen“, sagt Marie und Sabine meint: „Wenn ich das richtig sehe, weiß Harald schon die ganze Story, oder irre ich mich?“
„Wir haben gestern Abend schon eine Menge Bilder angesehen, Daniels Oma, er und ich, und ich kann euch sagen, er hat sich da einen echt tollen und wohl auch lieben Freund angelacht“, sagt Harald, „und was die zwei schon so alles erlebt haben in der kurzen Zeit, das ist echt der Wahnsinn.“ Daniel ist etwas nachdenklich geworden und meint: „Ich werde Stefan mal kurz anrufen, vielleicht ist er ja auf seinem Zimmer. Mal hören, was sie bis jetzt schon alles mit ihm angestellt haben“.
Er nimmt das Handy und geht ein wenig von den anderen weg und wählt Stefans Nummer im Krankenhaus. Als nach längerem Klingeln keiner abnimmt, beendet er den Gesprächsversuch und geht zu den anderen zurück. „Offensichtlich haben sie ihn noch in der Mangel, seine Reha-Übungen haben heute angefangen und ich denke, dass er jetzt voll zu Gange ist mit „Wiedergesundwerden“, sagt er zu den Anderen.
Die Pausenklingel ruft sie zurück ins Klassenzimmer und Mathe ist für die nächste Stunde angesagt. Wenige Minuten später betritt Frau Doktor Wesselkamp den Raum und begrüßt die Klasse: „Guten Morgen, meine Damen und Herren. Ich hoffe, sie hatten einen schönen und erholsamen Weihnachtsurlaub. Wie sie ja alle wissen, geht es nun in die letzte Runde vor dem Abitur und wie ich schon vor dem Urlaub angekündigt habe, werden wir alles wesentlich des letzten Halbjahres noch einmal aufarbeiten und vertiefen. Holen sie bitte Ihre Hefte und Bücher heraus.“ Und so geht es dann auch bald so richtig zur Sache.
Saarlouis
„Beide Beine anziehen, ja, weiter, und wieder strecken und wieder anziehen, ja so ist es gut. Jetzt wieder strecken und das ganze wiederholen wir zwanzigmal. Beugen und Strecken, Beugen und Strecken…“ Stefan sitzt vollkommen nackt in einer großen runden, medizinischen Badewanne und eine resolute Endvierzigerin kommandiert laut und deutlich und schaut darauf, dass die Unterwasserübungen auch ordentlich gemacht werden. Sie ist nicht unfreundlich, aber sehr bestimmt und etwas zu ernst für Stefans Geschmack spult sie ihr Programm mit ihm gemeinsam runter.
Nach dem Frühstück hat Zivi Gregor in die Bäderabteilung gefahren und dort war er von Frau Kunkel, der im Vorfeld bereits erwähnten, resoluten Physiotherapeutin in Empfang genommen worden. Mit Gregors Hilfe hat er sich seiner Kleider entledigt und ist, von Gregor und Frau Kunkel gestützt, über eine kleine Treppe in die übergroße Wanne geklettert. Das Wasser ist herrlich warm und nachdem er sich auf den Wannenboden gesetzt hat, geht das Wasser fast bis an sein Kinn. Die wechselnden Übungen strengen auf Dauer doch sehr an, und als nach 30 Minuten Frau Kunkel meint, dass es für Heute genug sei, ist Stefan doch froh, denn er merkt die Anstrengung.
Mit Frau Kunkel und Gregors Hilfe schafft er sich aus der Wanne und Gregor hilft ihm, sich abzutrocknen und wieder anzuziehen. Auf Stefans Stirn haben sich Schweißtropfen gebildet und er ist froh, als er wieder angezogen im Rollstuhl sitzt und Gregor ihn zunächst mal auf die Station zurück bringt. Frau Kunkel hat vorhin gesagt, dass er jetzt für 45 Minuten auf dem Bett ruhen soll, bevor er dann zur Krankengymnastik gebracht wird. Sie fahren mit dem Fahrstuhl hoch und kaum auf dem Zimmer angekommen, kommt auch schon Klaus mit Gefolge und hält Visite.
„Guten Morgen Stefan, wie geht es dir heute Morgen, hast du Beschwerden, Schmerzen oder sonst was“, fragt Klaus und gibt Stefan die Hand. Auch Gregor wird mit Handschlag begrüßt. „Nein, Schmerzen habe ich keine, ich bin nur leicht geschafft von der Unterwassergymnastik bei Frau Kunkel. Das war schon anstrengend und auch von leichten Schmerzen begleitet“, gibt Stefan zur Antwort.
„Nun, das wird wohl auch noch ein paar Tage so bleiben, aber es wird von Mal zu Mal besser und wenn am Wochenende Daniel kommt, wirst du bestimmt schon wieder spazieren gehen auf dem Flur und auch die Cafeteria wirst du dann ohne Rollstuhl aufsuchen können. Wenn du richtig mitmachst, dann kommst du in 10 bis 12 Tagen für 3 Wochen in eine Rehaklinik nach St.Wendel oder nach Orschholz. Wir müssen sehen, wo dann ein Platz frei ist. Wenn Du dort 3 Wochen richtig mitmachst, dann kannst du eigentlich wieder deinem Beruf nachgehen und die Autobahnen unsicher machen“, gibt Klaus mit leichtem Grinsen Antwort.
„Ich glaube, dann werde ich noch vorher die Wohnung einrichten, damit Daniel und ich zusammen ziehen können. Ich glaube, das mir mein Vater noch eine Woche Zeit lässt, bevor ich wieder in meinen Magnum klettere“, meint Stefan. „Das musst du dann mit Gerd klären, so, wir müssen weiter“, sagt Klaus und macht sich, gefolgt von seinem Team, auf den Weg zum nächsten Patienten. Stefan schließt ein wenig die Augen und döst vor sich hin. Eine halbe Stunde später wird er von Gregor geweckt und dann geht’s mit dem Rollstuhl erneut in die Bäderabteilung zur Krankengymnastik.
Köln
Die vierte Stunde ist vorbei und Frau Doktor Wesselkamp ist, nachdem sie noch ein paar Hausaufgaben aufgegeben hat, davon gerauscht. Harald, Sabine und Marie sitzen mit Daniel in einem Cafe, das nur 100 m von der Schule entfernt liegt. Daniel erzählt den aufmerksam lauschenden Mädchen von seinen Urlaubserlebnissen. Harald, der ja alles schon kennt, liest nebenbei in einer Illustrierten, hört aber immer wieder hin, wen die Mädchen einen Kommentar abgeben. Eine Bedienung bringt die bestellten Getränke. Als Daniel geendet hat, ist es auch schon wieder Zeit, die Schule auf zu suchen. In der 6. und 7. Stunde steht für Daniel und Marie Leistungskurs Englisch auf dem Plan. Sabine und Harald haben Geschichte. Danach ist dann der erste Schultag geschafft und nach einer kurzen Verabschiedung, Sabine und Harald verabreden sich für den Nachmittag, sind Daniel und Harald auf dem Heimweg. Bei Oma angekommen, fährt Harald mit seinem Fahrrad zu sich nach Hause.
Oma hat gekocht und so essen sie und Daniel zunächst einmal in Ruhe zu Mittag, auch wenn es schonfast 14:30 Uhr ist. Danach geht Daniel nach oben und beginnt, nachdem er seine Musikanlage angemacht hat, mit den Hausaufgaben. Stefan will er erst gegen 16:30 Uhr anrufen, dann sind die Anwendungen bestimmt beendet und Stefan ist auf seinem Zimmer. Die Aufgaben gehen gut voran und gegen 16:00 Uhr ist Daniel fertig. Er dreht die Anlage, die bisher ganz leise lief, etwas lauter und legt sich auf das Bett. Er ist ein wenig müde und schließt die Augen. Nach wenigen Minuten ist er eingeschlafen.
Saarlouis
Stefan liegt auf dem Bett, leise Musik aus dem Radio berieselt ihn und seine müden, stark beanspruchten Glieder und ein leichter Schmerz im Bereich des Beckens zeigt deutlich, das noch nicht alles wieder so ist, wie es eigentlich sein sollte. Das war ein sehr anstrengender Tag für ihn und er wartet jetzt auf das Abendbrot, das immer gegen 17:30 aufs Zimmer gebracht wird. So kräftezehrend hat er sich die Übungen, die über den Tag verteilt waren, nicht vorgestellt und er ist einfach nur geschlaucht. „Das geht jetzt die ganze nächste Zeit so weiter und dann kommt bestimmt auch noch ein anstrengender Aufenthalt in einer Rehaklinlk“, denkt er. Wenn nur wenigstens Daniel jetzt bei ihm sein könnte. Er vermisst seinen Schatz sehr und seine Laune ist am Boden.
Was Daniel wohl jetzt macht, ob er seine Aufgaben schon fertig hat? Er überlegt, ob er ihn einfach anrufen soll, lässt es aber dann, weil Daniel ja gesagt hat, er würde anrufen gegen Abend. Vielleicht hat er sich nach dem ersten Schultag auch ein bisschen hingelegt, um etwas zu schlafen und er will ihn auch nicht stören, falls er noch an den Hausaufgaben sitzt. Auf dem Flur ist das Geklapper des Essenwagens zu hören und Stefan sieht erwartungsvoll zur Tür. Als diese sich öffnet und er sieht, dass es Klaus ist, der da mit seinem Essen hereinkommt, ist er freudig überrascht.
„Hallo, junger Mann, ich bringe ihr Abendessen, das sie sich nach diesem anstrengenden Tag redlich verdient haben“, sagt Klaus und mit einer angedeuteten Verbeugung stellt er das Essen auf dem Tisch ab. „Oh Mann“, sagt Stefan zu Klaus, „du hast gut Witze machen. Ich bin fix und alle, nach dem, was die alles mit mir angestellt haben.“ „Das glaube ich dir gerne, und das wird auch noch 2 bis 3 Tage so weitergehen. Dann haben du und dein Körper sich an die Übungen gewöhnt und du wirst sehen, dass es dann jeden Tag besser geht. Die Schmerzen werden ganz verschwinden und die Muskulatur, die wird wieder richtig fit. Wenn das alles vorbei ist, wirst du nur noch durch die kleinen Narben an den Unfall erinnert werden. Wenn du in 14 Tagen schon so fit bist, wie ich mir das wünsche, dann können wir auf die Rehaklinik verzichten und ein ambulantes Rehaprogramm durchführen. Das hätte für dich den Vorteil, dass du zu Hause wohnen könntest und tagsüber hier oder bei einem Physiotherapeuten deiner Wahl ein entsprechendes Rehaprogramm absolvieren könntest. Das würde auch die Krankenkasse sehr freuen“, antwortet im Klaus.
Stefan hat aufmerksam zugehört und ist über die Aussichten, nicht in eine andere Klinik zu müssen, regelrecht begeistert. „Das hört sich ja echt gut an, Klaus. Da kann ich mich ja auch dann darum kümmern, das die Wohnung eingerichtet wird, damit ich mit Daniel zusammenziehen kann“, sagt er aufgeregt zu Klaus. Er freut sich und nimmt sich vor, alle Übungen und Programme mit Fleiß und Ausdauer zu absolvieren, die Aussichten sind ja auch echt ein Ansporn dazu. „Du schaffst das locker, wenn du gut mitarbeitest und auch Daniel wird sich freuen, wenn er gute Fortschritte sieht und weiß, dass du nicht noch in eine andere Klinik musst. Am Wochenende könnt ihr ja eure gemeinsame Wohnung planen und von uns kommt selbstverständlich auch ein Beitrag für Eure Einrichtung. Edith und ich haben da so an fünftausend Euro gedacht, so als Aussteuer quasi, wenn ich das mal so ausdrücken darf.“
„Echt? Das ist ja super“, ruft Stefan begeistert, „von meinen Eltern werden wir auch was bekommen und ich habe ja auch noch einiges an Erspartem, hab nämlich jeden Monat vom Gehalt einen Teil abgezwackt und auf der Bank deponiert. Ich denke, das das reicht, um uns eine tolle Wohnung einzurichten.“ „Das denke ich auch, vor allem, weil ja ein Teil der jetzigen Einrichtung bestimmt so bleibt“, sagt Klaus, „ das Bad ist doch neu und super und die Küche ist ebenfalls toll.“
„Ja, das bleibt bestimmt, von der ein oder anderen kleinen Änderung oder Ergänzung abgesehen“, meint Stefan, „aber das will ich gleich mal am Wochenende mit Daniel besprechen. Dann machen wir einen Plan und den setzen wir dann um, sobald ich hier raus darf.“
„OK, Stefan, dann geh ich mal wieder, ich glaube, Olli und Kerstin wollen noch kommen, hat dein Vater vorhin am Telefon zu mir gesagt. Wir haben uns mal darüber unterhalten, wie und wo wir die Besucher aus Bayern denn unterbringen. Xaver hat angerufen und für Ostern zugesagt. Die Beiden wollen am Gründonnerstag kommen und, wenn es uns und Euch recht ist, 10 Tage hier bleiben. Dein Vater und ich sind auf jeden Fall einverstanden und wir wollen rechtzeitig planen, wie wir den Aufenthalt bei uns gestalten wollen und wie das mit der Unterbringung ist. Xaver meinte noch, sie wollen sich jetzt nicht mehr verstecken und wenn es über Gebühr Ärger geben sollte, wollen sie vielleicht ganz hier her ziehen und im Saarland wohnen und arbeiten“, sagt Klaus und hängt dann noch ein „Tschüss, bis später“ hintenan, während er die Türe raus geht.
Stefan muss die Neuigkeiten zuerst einmal wirken lassen, nimmt aber dann nach 10 Minuten das Telefon und wählt die Nummer von Daniels Oma in Köln, um mit seinem Schatz über die vielen guten Neuigkeiten zu reden.
Als das Telefon im Haus der Oma klingelt, sitzt Daniel noch an den Hausaufgaben und erst als seine Oma ruft, läuft er nach unten. „Was gibt es denn Oma? fragt er, als er unten ankommt. „Dein Stefan ist am Telefon und möchte mit dir reden“, sagt Oma und reicht ihm das Telefon. Daniel lässt sich auf die Couch fallen, legt die Füße hoch, nachdem er die Hausschuhe abgestreift hat und meldet sich mit: „Hallo, mein Schatz, hast du es vor lauter Sehnsucht nicht ausgehalten oder warum rufst du schon so früh an?“ Sie hatten eigentlich ausgemacht, täglich so ab 19:00 Uhr ein ausgiebiges Telefongespräch zu führen.
„Sehnsucht habe ich auch, aber es gibt einige Neuigkeiten, die ich dir unbedingt sofort mitteilen will“, antwortet Stefan und erzählt nun Daniel von seinem Gespräch mit Klaus, von der Wohnung, von der Unterstützung und natürlich auch von der Aussicht, ohne Aufenthalt in einer anderen Klinik wieder ganz gesund zu werden.
Daniel ist natürlich sehr erfreut und auch die Tatsache, das Xaver und Bonifaz tatsächlich kommen und zehn Tage bleiben wollen, freut in ungemein. „ Das sind ja ganz tolle Aussichten und ich freu mich jetzt schon darauf, das alles mit dir zu erleben. Du fehlst mir sehr, aber es sind ja nur noch drei Tage , dann darf ich dich wieder in meinen Armen halten, deinen süßen Mund küssen und vielleicht mal ausprobieren, ob noch alles funktioniert an meinem Schnuckel“, sagt er zu Stefan und auch der sagt : „Ich vermisse dich auch sehr, vor allem jetzt, nachdem der Tag gelaufen ist und ich einfach hier liege. Olli und Kerstin wollten noch vorbeischauen, dann bin ich wieder ein wenig abgelenkt und muss nicht dauernd daran denken, das wir uns erst am Freitag wieder sehen.“
Sie erzählen sich noch eine Weile, was in den letzten Stunden so alles gewesen ist, natürlich nicht, ohne ein wenig miteinander zu schäkern und sich liebe Sachen zu sagen. Dann klopft es an der Tür und Olli und Kerstin kommen zu Besuch.
„Duu, Schatz, ich habe Besuch bekommen und mach leg jetzt mal auf. Ich rufe später nochmal an. Jetzt will ich erst mal mit Olli und Kerstin reden, die können mir bestimmt einige Dinge bei der Wohnungseinrichtung abnehmen. Bis später, ich liebe dich“, beendet Stefan ihr nun schon fast 35 Minuten andauerndes Gespräch.
Köln
Daniel schaut auf die Uhr, 17:45 ist es, also noch gerade mal 15 Minuten bis zum Abendbrot. Er beschließt, noch schnell unter die Dusche zu gehen und sich was Bequemes anzuziehen, bevor er dann mit Oma zusammen essen will. Schnell sucht er seine Kleider raus und geht zum Duschen.
Pünktlich um 18:00 Uhr steht er dann bei seiner Oma in der Küche. Der Tisch ist gedeckt und es duftet nach Tee. Oma und er setzen sich an den Tisch und beginnen mit dem Essen. Das geht keineswegs lautlos zu und Daniel muss erzählen, wie sein erster Schultag war und wie es Stefan in Saarlouis geht. So essen und plauschen sie fast eine ganze Stunde. Daniel übernimmt das Wegräumen der Sachen und das Einräumen der Spülmaschine und Oma setz sich ins Wohnzimmer, dort ist Fernsehen angesagt.
Daniel ist nicht so fürs Fernsehen und geht hoch, um in seinem Zimmer den Computer anzuschalten uns ein wenig im Internet zu surfen. Nach Durchsicht seiner E-Mailkonten meldet er sich in einem Chat an, den er schon seit längerer Zeit gern und fast täglich besucht. Er trifft dort auch einige Bekannte, die sich wundern, dass er so lange nicht anwesend war. Er erzählt in groben Zügen, was ihm seit dem letzten Besuch so alles wiederfahren ist und weshalb er sich fast 3 Wochen nicht gemeldet hat.
Einige Chatter beglückwünschen ihn und freuen sich mit ihm, dass er einen lieben Freund gefunden hat und sie erfragen natürlich so viele Einzelheiten wie nur möglich, um an der zum Teil romantischen, aber auch wiederum dramatischen Liebesgeschichte teilhaben zu können. So vergeht die Zeit wie im Flug und ruck zuck zeigt die Uh an der Wand 21:00 Uhr an. Daniel beginnt, sich aus dem Chat zu verabschieden und um 21:15Uhr fährt er den Rechner runter. Müde und auch ein wenig traurig zieht er sich aus und macht sich fertig für die Nacht. Die Anstrengungen der letzten Tage machen sich bemerkbar und er freut sich auf sein Bett. Das Erzählen seiner und Stefans Geschichte im Net hat dazu geführt, das er seinen Schatz jetzt bewusst ganz stark vermisste und diesmal greift er zum Telefon und ruft in der Klinik an.
Saarlouis
Nach einem kurzweiligen Abend, Olli und Kerstin haben Stefan gut unterhalten, ist jetzt auch im Krankenzimmer Ruhe eingekehrt. Stefan döst vor sich hin, in Gedanken bei seinem Schatz, als das Telefon klingelt.
„Gross“, meldet er sich und freut sich, als Daniel sich meldet. „Ich bins, Kleiner. Ich musste jetzt sofort deine Stimme hören, bevor ich mich ins Bett lege um endlich mal aus zu schlafen. Wie geht es meinem Schmusebär denn, ist der Besuch weg?“ sagt Daniel und seine Stimme zittert ein bisschen, „ich habe Sehnsucht nach dir, nach dem ich einigen Bekannten im Chat unsere Story erzählt habe.“
„Ich habe auch Sehnsucht nach dir und freue mich wahnsinnig auf das Wochenende mit dir. Ich kann es kaum erwarten, dich in den Arm zu nehmen und an deinem Ohr zu knabbern und nicht nur da“, antwortet Stefan. Dann erzählte er Daniel, was Olli und Kerstin so alles erzählt haben und das sie ihn beim Einrichten der Wohnung unterstützen wollen. „Kerstin will die Farbberaterin machen, aber ich habe gesagt, dass wir das erst mal am Wochenende abklären müssen, welche Farben wo hinkommen. Wenn es nach ihr geht, haben wir nachher eine total bunte Wohnung. Das ist mir ehrlich gesagt, nicht so recht.“
„Wir können ja am Wochenende mal anfangen zu planen, aber ich glaube jetzt nicht, dass mein Vater es schon zulässt, dass du das Krankenhaus verlässt. Ehrlich gesagt habe ich auch zu viele Bedenken, das da noch was passieren könnte. Werde erst mal wieder richtig gesund, dann können wir auch richtig planen. Das läuft jetzt nicht weg und deine Genesung hat Vorrang vor allem anderen. Bis Ostern, wenn die zwei Bayern kommen, sind wir dann bestimmt fertig und können eine Einweihungsosterwiedersehensparty feiern“, antwortet Daniel
„Oh ja, eine tolle Party mit allem Drum und Dran. Ich freu mich jetzt schon drauf“, sagt Stefan und seufzt, „aber bis Ostern ist noch soo lange und zuerst freu ich mich mal auf Freitag und auf dich. Ich habe dich ganz doll lieb und du fehlst mir so.“
Ich habe dich auch ganz doll lieb und auch du fehlst mir, aber die paar Tage werden wir schon noch aushalten und dann bin ich ja wieder bei Dir. So, und jetzt geh ich schlafen, morgen habe ich Schule und auch du wirst morgen früh wieder rangenommen, damit du schnell wieder gesund wirst. Schlaf gut und träum von mir. Gute Nacht“.
„Gute Nacht mein Schatz, schlaf du auch gut. Bis morgen“, antwortet Stefan. Dann hört er nur noch ein tuten im Telefon und legt mit einem Seufzer den Hörer auf. Er betätigt den seitlich angebrachten Hebel am Bett und lässt das Kopfteil nach unten gleiten, so dass er flach liegt. Dann zieht er die Decke hoch und versucht, einzuschlafen. Mit den Gedanken abwechselnd in Köln und in der Wohnung, schläft er ein und als die Nachtschwester einen Blick ins Zimmer wirft, ist er schon fest eingeschlafen.
In Köln ist Daniel ebenfalls eingeschlafen und träumt von Stefan und der Wohnung.
So ähnlich vergehen auch die nächsten Tage.
Köln
Am Freitagmorgen ist Daniel schon früher aufgestanden und packt eine Tasche mit Sachen für das Wochenende, denn er will gleich von der Schule aus nach der 6. Stunde in Richtung Saarland aufbrechen. Oma wollte zwar, das er zuerst noch zu Mittag isst mit Ihr, aber Daniel will direkt von der Schule aus auf die Autobahn und zu seinem Schatz fahren. Jetzt nach 5 Tagen und Nächten Trennung ist die Sehnsucht einfach zu groß, als das er noch Lust hätte, unbedingt noch Mittag zu essen.
Als er alles beisammen und verpackt hat, trägt er die Sachen schnell ins Auto, um dann mit Oma ausgiebig zu frühstücken. Nach einer Umarmung zum Abschied macht er sich auf den Weg in die Schule. Heute Morgen ziehen sich die Stunden wie Gummi und Daniel muss sich zwingen, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. In der großen Pause , die er mit Harald und dessen Freundin verbringt, ist er in Gedanken schon auf dem Weg nach Köln, was bei Harald schon einige spitze Bemerkungen auslöst, die aber von Daniel spaßig aufgenommen werden.
Die letzte Stunde neigt sich jetzt endlich dem Ende zu und beim Klingen rafft Daniel seine Sachen zusammen, ruft Harald noch ein „Tschüss, bis Sonntagabend“ zu und schon ist er auf dem Weg zum Parkplatz. Wenige Minuten später ist er auf dem Weg stadtauswärts Richtung Autobahn, das Radio vollaufgedreht und in bester Laune fährt er zügig Richtung Saarland. Der Verkehr ist im Moment noch nicht so stark und er kommt gut voran und als er erstmal den Kölner Raum hinter sich gelassen hat, fährt er entspannt und fröhlich mit 130 km/h über die Autobahn.
Saarlouis
Früh aus dem Bett geholt und schon vor dem Frühstück hat Stefans Freitag mit einer Unterwassermassage begonnen. Nach dem Frühstück war dann Gymnastik angesagt. Danach war dann eine Stunde Pause, wo er auf dem Zimmer noch ein wenig schläft.
Bereits um 10:30 dann die nächste Anwendung, Wassergymnastik, wieder in der Bäderabteilung. Danach ist dann zunächst mal Ruhe und auch gleich schon Mittagessen. Nach der Anstrengung am Vormittag hat Stefan richtig Hunger und es bleibt nichts übrig von seiner Portion. Jetzt will er erst mal ein Mittagsschläfchen halten. Gedanklich ist er schon etwas weiter und sieht seinen Schatz in Gedanken schon zur Tür herein stürmen. Mit einem Lächeln auf den Lippen ist er eingedöst und schläft nun dem nun anwendungsfreien Nachmittag entgegen.
15:30 Uhr biegt Daniel auf den Parkplatz der Klinik ein. Er stellt das Auto ab und geht schnellen Schrittes auf den Eingang zu. 3 Minuten später klopft er an Stefans Tür, ohne auf die Antwort zu warten, ist er mit wenigen Schritten am Bett und nimmt seinen verdutzten und noch schlaftrunkenen Liebling in den Arm, um ihn zu drücken und zu küssen. Beide halten sich aneinander fest und sind sehr glücklich, wieder zusammen sein zu können.
Nachdem sie beide zunächst einmal Luft holen müssen, meint Daniel: „So, nach dieser Begrüßung fühl ich mich jetzt schon viel besser. Wie geht es dir, Stefan, hast du noch viel Beschwerden oder ist es ganz gut mit dir?“
„Och, zunächst mal bin ich glücklich, dich wieder bei mir zu haben und ansonsten mache ich gute Fortschritte. Kurze Strecken kann ich schon wieder gehen, für längere habe ich jetzt einen Rollator und kann damit sogar im Haus spazieren gehen. Die Beschwerden gehen täglich mehr zurück und Klaus ist sehr zufrieden mit der Entwicklung“, antwortet Stefan und drückt Daniel erneut an sich.
„Ah, da bist du ja schon, bist du von Köln aus geflogen?“, kommt es von Klaus, der ins Zimmer kommt. „Da mein Klopfen keiner gehört hat und ich eh der verantwortliche Chef hier bin, komm ich mal einfach so herein geplatzt“, sagt er, um Daniels Bemerkungen über die Störung während ihrer Begrüßung zuvor zu kommen. Lachend begrüßt er seinen Sohn, um sich dann an Stefan zu zu wenden. „Wie geht es dir heute, hast du noch Schmerzen oder fühlst du dich gut?“, fragt er. „Ich fühl mich ganz gut und jetzt, wo dein Sohn endlich wieder bei mir ist, fühl ich mich noch besser“, antwortet Stefan und man sieht ihm an, das es wirklich so ist.
„Nun, dann könnte ich mir vorstellen, den Patienten von morgen früh um 10:00 Uhr bis Sonntag zum Mittagessen zu beurlauben, voraus gesetzt, mein Sohn passt auf, das es keine Überanstrengung und keine Experimente und auch die gebotene Zurückhaltung bei irgendwelchen neckischen Spielchen gibt“, sagt Klaus mit einem verschmitzten Lächeln und erfreut sich an den zunehmend rot werdenden Gesichter unserer beiden Verliebten. „Wenn ihr mir versprecht, euch an meine Spielregeln zu halten, dann werde ich die Verantwortung übernehmen und euch für einen Tag euch selber überlassen. Wie sieht es aus, seid ihr bereit und einverstanden? Kann ich mich auf euch verlassen?“
„Ja natürlich, Papa“, sagt Daniel und Stefan nickt dazu, „wir versprechen dir, aufzupassen und keine Experimente zu machen, wir wollen doch , das Stefan schnell wieder gesund wird .Aber könnte er nicht schon heute mit nach Hause?“
„Wir wollen es mal nicht gleich übertreiben, nach den heutigen Anstrengungen will ich ihn doch lieber heute Nacht noch hier haben, aber wenn du bei ihm bleiben willst, lass ich dir noch mal ein Bett rein schieben, dann kannst du heute Nacht hier schlafen. Morgen nach dem Frühstück könnt ihr dann zu Stefans Wohnung fahren und bis Sonntagmittag dort bleiben“, sagt Klaus.
„OK, das ist ja auch gut“, sagt Stefan, „dann können wir erste Pläne machen, wie wir die Wohnung umgestalten.“ „Mit der Lösung bin ich auch mehr als einverstanden, ich muss aber nachher doch noch zu Hause vorbei fahren, mich frisch machen und ein paar Sachen erledigen, bevor ich dann wieder her komme und hier bleibe“, sagt Daniel, „aber das dauert nicht lang und Mama und den Zwillingen muss ich ja auch noch guten Tag sagen, sonst werden die noch eifersüchtig.“
Freitag, 12 .Januar, Berchtesgaden , Kreiskrankenhaus, Büro des Ärztlichen Direktors.
„Wenn Du glaubst, dass ich zwei Schwuchteln in meinem Team dulde, vergiss es. Ich will das in meinem Krankenhaus nicht haben, keinen schwulen Arzt und auch keinen Schwuli in der Rettung, “ faucht der Chef des Hauses Xaver Leitner an, „das will und muss ich hier nicht haben. Ihr habt drei Tage Zeit, zu kündigen, dann fliegt ihr und glaub mir, ich setz das durch.“
„Übernimm dich nicht, du bist hier nicht der Herrgott und nur deswegen der Chef, weil du das richtige Parteibuch hast. An deiner medizinischen Qualifikation kann’s nämlich nicht liegen und das weißt du auch. Wir, Boni und ich werden nur gehen, wenn wir eine unserer Arbeitsdauer hier angemessene Abfindung erhalten und du weißt auch, dass du vor einem Arbeitsgericht kein Recht bekommen wirst, selbst hier im Freistaat nicht. Und lehn dich lieber nicht zu weit aus dem Fenster. Da gibt’s noch einige Dinge, die sind mindestens so brisant, wie die Tatsache, das Boni und ich schwul sind. Vor allem wird sich wohl kaum ein Staatsanwalt dafür interessieren, das wir schwul sind, was ich von der ein oder anderen nächtlichen Aktion deinerseits eher nicht sagen kann. Aber das weißt du ja selber“, antwortet Xaver ruhig, aber sehr bestimmt.
„Was willst du?“, presst sein Gegenüber heraus.
„Nun, ganz einfach. Einen Auflösungsvertrag mit einer Abfindung von je einem Monatsgehalt für jedes Jahr, das ich hier gearbeitet habe und für Boni natürlich das Gleiche. Sofortige Freistellung nach Abgeltung des noch zustehenden Urlaubs und ein gutes Arbeitszeugnis für jeden von uns, das sind die Bedingungen für ein für dich problemloses Ausscheiden zweier Schwuler aus den Diensten dieses Hauses. Mit dem Schwul sein dürftest du beim christlichen Aufsichtsrat keine Probleme haben, unser Ausscheiden zu verkaufen. Die werden froh sein, wenn nichts ans Tageslicht kommt“, sagt Xaver gelassen.
„ Ah, und bevor ich es vergesse, wenn das klappt, ohne das es Probleme gibt, dann kriegt natürlich auch niemand was von der Abtreibung bei deiner Geliebten mit und ich werde auch deiner Frau nichts von deinen dauernden Rumvögeleien erzählen, du weist schon, was ich meine. Dein Schwiegervater wäre dann auch in seinem Amt als Parteivorsitzender nicht düpiert. Ich denke, das ist in deinem Interesse und auch der Pfarrer würde nach wie vor in dein Haus kommen. Sollte es also Probleme, Gerede oder sonst Schwierigkeiten geben, vergiss nicht den Spruch „wer im Glashaus sitzt…, du weißt schon. Ich erwarte deine Antwort in drei Tagen. Bis dahin machen wir schon mal Urlaub und dann scheiden wir mit deinem „Segen“ aus und suchen uns einfach was Neues. Und jetza, Grias Gott, wannsten siegst und führ ti, “sprach Xaver und verließ leicht lächelnd das Zimmer, um Boni zu suchen und ihm vom Urlaub zu berichten. Unterwegs zu ihm, nimmt er sein Handy und wählt Daniels Nummer.
Daniel hat sich zwischenzeitlich von Stefan verabschiedet, um sich zu Hause frisch zu machen und die notwendigen Dinge zu erledigen. Auch wollte er mit den Zwillingen und seiner Mutter Neuigkeiten austauschen und sich ein wenig mit Ihnen unterhalten. Gerade als er vor dem Haus anhält, meldet sich sein Handy. „Hier Daniel Schneider“, sagt er sich und ist erstaunt als Xaver Leitner am Telefon ist.
Xaver erzählt in groben Zügen von seinem Gespräch mit seinem Noch-Chef und sagt, dass sie in der nächsten Woche schon auf einen Besuch ins Saarland kommen wollen. „Ich bin jetzt auf dem Weg zum Boni und melde mich heute Abend mal und dann können wir ausführlich reden. Sag deinem Vater schon mal Bescheid, dass wir auch nach einem Job bei Euch im Saarland suchen wollen, er kann sich ja mal umhören. Unserer Unterlagen über die beruflichen Qualifikationen können wir Euch ja morgen zu faxen, dann weiß dein Vater, wie wir ausgebildet sind. Jetzt sag ich mal bis heute Abend und grüß alle schön. Ciao“.
Daniel beendet ebenfalls das Gespräch und steigt versonnen aus dem Auto. Das das jetzt alles so schnell geht, überrascht ihn doch, aber er freut sich auch echt auf die zwei aus Bayern und wünscht sich, dass sie hier heimisch werden.
Jetzt wird die Haustür aufgerissen und die Zwillinge drängen sich heraus und nehmen Daniel in den Arm „Hallo, da bist du ja endlich, wir haben schon gewartet“.
„Immer mit der Ruhe, wie ihr euch denken könnt war ich zuerst bei meinem Schatz und habe geschaut, aber jetzt bin ich ja erst mal hier und es gibt Neuigkeiten ohne Ende, drinnen, damit Mutter auch zu hören kann so dass ich nicht alles zweimal erzählen muss. Nur soviel vorab, die nächsten Wochen werden bestimmt nicht langweilig und einiges zu tun wird’s auch geben, auch für euch“ sagt Daniel und schiebt die beiden von sich. Zusammen gehen sie ins Haus.

Was Daniel seiner Mutter und seinen Brüdern alles erzählen wird und was alle für Zukunftspläne schmieden, wird Gegenstand des 6. Und letzten Teils werden.

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