Traumschiff – Teil 117

Dieses Mal hat es etwas länger gedauert mit der Fortsetzung, es lief nicht so gut bei mir und ich habe selber viel gelegen und gelesen.

Heiliger Bimbam….Besuch….Nordpol in Flammen…….Maxi……..Feiertage….

Kai, Freitag, 17.12.2010, am Abend, 18:30 Uhr mit Marin, Wolfi und Kevin, im BELVEDERE. gutes italienisches Ristorante, beim Essen auf Kai´s Wunsch.

Um meiner jetzigen Familie alles über mein Leben nach dem Rauswurf zu Hause zu erzählen, hatte ich im Vorfeld des heutigen Abend mit Ralf und auch mit Carl August und Oma Gesine gesprochen, um sicher zu gehen, das weder Martin, noch ich fahren müssten und Ralf eventuelle Fahraufträge für uns übernehmen würde, wenn es denn nötig sein sollte.

Ich habe dem Chef über den Sachstand der Erbschaftsangelegenheit in Kenntnis gesetzt, ohne allerdings Details meines Lebens nach dem Rauswurf preis zu geben. Genau das war meine Absicht heute Abend hier und auch Martin würde Dinge hören, die er so nicht kannte. Kevin hatte mich des Öfteren in den letzten Tagen und Wochen gebeten, etwas über diese dunklere Zeit meines Lebens zu berichten.

Nach längerem Überlegen entschloss ich mich dann doch, Kevins Wunsch nach zu kommen, da ja auch die Einzelheiten aus Martins Vergangenheit und auch die schlimmen Erfahrungen der beiden Jungs schon Thema in unserem kleinen, intimen Kreis waren. Eigentlich war nur meine Zeit vom Rauswurf zu Hause bis hin zum Kennenlernen Martins allen meinen Lieben gänzlich unbekannt. Wolfi hat uns hergefahren, so dass ich mir schon etwas Mut antrinken konnte, zwei Averna und Rotwein auf einen leeren Magen, das würde mir das Erzählen der teilweise doch ganz schön expliziten Details wesentlich erleichtern. Die Bestellung der zwei Schnäpse und einer ganzen Flasche meines geliebten Montepulciano de Abruzzo, 1998, hatten dann auch ein staunendes Grinsen in Martins Gesicht gezaubert, teils ungläubig, denn das kam wirklich sehr selten vor.

Die Vorspeisen waren, ebenso die Hauptgerichte, bestellt, als ich, ein wenig nervös, mit der Bahnfahrt nach Paderborn zu meinem noch, mit fünfunddreißig Jahren relativ jungen Onkel, der als katholischer Pfarrer hier eine Pfarrei hatte, die er mit einer Haushälterin und einem in die Jahre gekommenen Kater mit dem Namen Judas betreute. Karl Hennigfeld hieß der Onkel, der aber von allen Gemeindemitgliedern nur Pastor Karl und von den Jüngeren Pastor Charly genannt wurde. Er war beliebt, das wurde mir schnell klar und der Kirchenbesuch an den Sonntagen war gut und das Gemeindeleben war sehr rege.

Er hatte mich, ohne viel Federlesen, ich war gerade erst einen guten Monat siebzehn, bei sich auf genommen, als ich morgens am 07.02.1991 an der Pfarrhaustüre geklingelt hatte. Ich hatte ihm dann ehrlich, wie ich bin, alles über mich erzählt, auch von Elmar, meinem sechszehn jährigen Freund, der in meiner Ex-Heimat zurück geblieben war und den der Denunziant mit seinem Wissen zum Sex erpressen wollte, was sich aber als Schuss in die falsche Richtung erwies und somit mein Outing nach sich zog.

Das mein Vater mich darauf mit Billigung der Mutter verstieß, war natürlich schlimm für mich, brachte meine ganze Lebensplanung zu Fall und stellte mich vor schwere Aufgaben. Der Verlust meines Freundes war auch nicht leicht zu ertragen und seine Nähe, Wärme und Zuneigung und der Sex mit ihm, fehlten mir in den nächsten Wochen deutlich.

Am Sonntag in der Messe, erzählte er dann seiner Gemeinde, dass ich als sein Neffe nun bis zur Volljährigkeit hier bei ihm wohnen würde und da ich nun auch eine Lehrstelle, am Besten in einem Handwerksberuf, bräuchte. Zehn Angebote kamen noch vor dem 12 Uhr läuten und so fing ich, zunächst auf Probe, bei einem in der Nähe liegenden Schreinereibetrieb an, in dem elf Leute, davon zwei Lehrlinge, beschäftigt waren. Da das Lehrjahr erst zum ersten August begann, wurde ich dort zunächst als Helfer eingestellt mit 4,80 Mark Stundenlohn und fünfundvierzig Arbeitsstunden in der Woche.

Das ergab immerhin 216,00 Mark brutto je Woche, was monatlich etwa 865,00 Mark brutto und nach Abzug aller Abgaben 652,30 netto ergab. 350,00 Mark davon musste ich der Haushälterin geben, so dass ich 202,30 Mark für mich hatte. Mit 50,00 Mark in der Woche kam ich gut aus. Ich rauchte nicht, trank sehr wenig und lebte sparsam. Ein 0,5 Liter Glas Bier, kostete gerade mal 1,15 D-Mark und ein Liter Benzin kam auf 1,51 D-Mark.

Mit dem immer cash ausgezahlten Geld für gemachte Überstunden, es waren immer rund fünfzehn Stunden pro Woche, die mit 7,50 Mark bezahlt wurden, kamen noch mal etwa 320,00 bis 378,00 Mark dazu, so dass ich immer über 500,00 D-Mark im Monat zur Verfügung hatte.

Für die 350,00 Mark, die ich abgeben musste, wohnte und aß ich und hatte es warm. Auch meine Wäsche wurde gemacht, was schon sehr wichtig war für mich.

Alles in allem war die Lage nicht schlecht und ich sparte mir immer jeden Monat einiges davon auf mein Sparbuch dazu und würde dann auch im Herbst mit der Fahrschule beginnen. Von zu Hause hörte ich nichts mehr und ob der Onkel Karl ihnen mitgeteilt hatte, dass ich bei ihm gestrandet war, wusste ich nicht.

Ich hatte so ziemlich alles, was ich brauchte, kam auf der Arbeit gut zu Recht, was mir fehlte, war der Sex mit Elmar oder der Sex überhaupt. Wenn man daran mal gewöhnt ist und es geht plötzlich nichts mehr außer Handbetrieb, dann ist das schon beschissen. Bei dieser Aussage wurde Kevin ein wenig rot und kicherte, Wolfi und Martin grinsten wissend dazu. Jeder Junge hatte bestimmt solche Phasen in seiner Jugend, denk ich.

Onkel Karl behandelte mich gut, zwang mich nicht zu religiösen Aktionen, er bat mich lediglich, um den Schein zu wahren, einen der zwei Sonntagsmessen bei zu wohnen, damit es kein dummes Gerede wegen meiner nicht vorhandenen Religion gab. Auf der Lohnsteuerkarte in der Schreinerei stand bei Religion: röm.-kath. und außer Onkel Karl und mir wusste keiner, dass ich religionslos war.

Mein Arbeitgeber lobte, wo immer möglich, den Neffen des Pastor Charlys als fleißigen und gewissenhaften Mitarbeiter und er war froh, mich eingestellt zu haben.

Als man dann zum 01. August mein Arbeitsverhältnis in ein Ausbildungsverhältnis um wandeln wollte, was sofort mit finanziellen Einbußen einher gegangen wäre, sagte ich, dass ich das nicht möchte und begründete es damit, das ich mit dem Erreichen der Volljährigkeit nicht in Paderborn bleiben sondern nach Berlin oder Hamburg gehen wolle.

Auf Onkel Karls Frage, nach dem Warum, sagte ich ehrlich: „Lieber Onkel Karl, du weißt, das ich schwul bin und auch, dass ich das hier in Paderborn nicht sein kann und sein darf. In den großen Städten ist alles anders, der § 175 wird, wenn die Entwicklung so weitergeht, bald Geschichte sein und dann kann ich als schwuler Mann Lieben und Leben und auch Sex haben.

Das sind alles Dinge, die hier auf dem katholischen Land nur heimlich möglich und immer mit Angst vor Entdeckung verbunden sind und das wäre nicht das Leben, das ich möchte.

Gott, von dem ihr immer sagt, er sei allmächtig, der hat mich so gemacht, wie ich bin, mir einen Körper, einen Geist und einen Trieb gegeben und mir dadurch ermöglicht, zu lieben und Sex und Spaß und Lust zu empfinden und das will ich auch nutzen und nicht an meinem Todestag als keuscher Idiot sterben.

Jeder, der auf Liebe und Sex verzichten kann und will, dem steht es frei, das zu tun.

Ich kann und will das nicht, ich möchte irgendwann einen Menschen an meiner Seite haben, der mit mir durch das Leben geht, der mich liebt und der all die wunderbaren Dinge mit mir tut, die ihr immer nur als Sünde bezeichnet, obwohl es die meisten von euch auch heimlich tun und nicht zu knapp, denk ich.

Ihr missachtet eures allmächtigen Gottes Werk, der die Menschen ja so gemacht haben soll, wie sie es sind. Menschen mit Schwanz, Muschi und Arsch und Titten und Lust, die sie aber eurer Auffassung nach nur zur Zeugung von Nachwuchs, zum Pissen und zum Scheißen benutzen dürfen, der Spaß, die Lust, die Geilheit, das ist Sünde und deshalb verboten.“ Ich war rot dabei geworden und rot war jetzt auch Karl.

„Was machst du denn, wenn du am Morgen mit einer Latte aufwachst? Lass mich raten…kalt duschen? Ich“, sag ich jetzt leise, „ich hole mir einen runter, mit Gefühl und ohne schlechtes Gewissen und ich wette, das du und die meisten deiner Amtskollegen, sofern sie keinen Partner haben, genau das auch tun. Und die, die einen Partner haben, die ficken auch zusammen und wenn sie mal damit angefangen haben, hören sie nie mehr auf. Ihr habt doch da diese äußerst praktische Beichte, ihr sagt es Gott, in dem ihr beichtet und alles ist vergeben, alles auf null, der oder die Nächste bitte.

Gib zu, das ich recht habe und wenn du mal Lust bekommst, kannst du Nachts gern in mein Bett kommen und ausprobieren, wie schön das zwischen 2 Männern ist, ich gehe aber davon aus, das du das so wie so weißt, weil in den Seminaren soll es ja auch oft richtig zur Sache gehen, hab ich gehört. Ich schmeiß dich nicht raus, wenn du kommst, in mein Zimmer, mein ich.“

Nach dem letzten Satz rannte ich aus dem Zimmer, nahm mein Rad und fuhr einfach drauf los. 2 Stunden später war ich zurück und Karl ging mir 3 Tage konsequent aus dem Weg, sprach nicht mit mir.

In der vierten Nacht kam er, es war schon nach zwölf und die Haushälterin war für ein paar Tage zu ihrer Schwester gefahren. Am Morgen waren wir beide müde und er war keine Jungfrau mehr und wie die Engel singen, das wusste er jetzt auch und wie ich vermutet habe, wollte er die himmlischen Chöre wohl auch jetzt öfter hören.

Die Vorspeisen kamen und das Grinsen auf den drein mich anschauenden Gesichtern wurde von Kaubewegungen abgelöst. Wir ließen uns alles gut schmecken und bis zum Hauptgericht erzähle ich dann weiter.

Chris, Samstag 18.12.2017, 19:30 Uhr auf dem Weg nach Bremen zu Matze nach Hause.

Wir sind auf dem Weg zu meinem Schatz nach Hause, um den Abend mit seinen Eltern zu verbringen, die heute Abend um 20 Uhr Besuch von Freunden bekommen. Die sind auf der Durchreise, fahren Morgen am Nachmittag weiter nach Hamburg, wo sie wohl über Weihnachten bei Verwandten bleiben. Matzes Eltern kennen sie aus zwei oder drei vor ein paar Jahren gemeinsam verbrachten Urlauben in Portugal, aus denen sich dann eine gute Freundschaft entwickelt hatte. Die Leute, die ursprünglich aus Hamburg stammen, wohnen zurzeit in München und der Mann ist dort auch als Mediziner und Professor tätig. Matze kennt die Leute nicht, war immer, wenn sie mal in Bremerhaven waren in den letzten zwei Jahren, auf irgendeinem Wettbewerb. Jetzt soll er aber und ich auch, auf Wunsch seiner Eltern dabei sein, wenn diese zu Besuch kommen.

Matzes Onkel hat gemeint, das der Mann, der heute mit seiner Frau zu Besuch kommt, in 2011 zum Studienbeginn in Hamburg als Professor lehren wird, er ist Internist und das wir vielleicht auch Vorlesungen bei ihm haben werden.

Robin ist bei Roland und Mama, die geht mit Kapitän Sundermann Essen und dann wohl auch noch zum Tanzen. Seit letzten Samstag ist da wohl was in Fluss gekommen zwischen den Beiden und wir, Robin und ich staunen, so fröhlich und aufgekratzt haben wir Mama noch nicht erlebt. Lis Remmers hat die Mama auch zu Silvester eingeladen und als Mama ihr vom Kapitän erzählt hat, diesen auch noch gleich dazu. Ihrem Arbeitskollegen, der sie eingeladen hatte, dem hat sie ab gesagt, geht lieber mit dem Kapitän zu Remmers. Robin geht das gut ab, ich bin nicht so euphorisch, hoffentlich verspricht sich keiner der Beiden zu viel.

Ich wäre schon froh, wenn Mama wieder einen Mann an ihrer Seite hätte, wenn ich in Hamburg bin und ein bisschen Glück für sich hat sie auch verdient, nach dem sie immer nur für uns da war. Das es vielleicht jetzt ein Seemann ist, der oft weg ist aber das muss sie selber wissen. Man muss abwarten, was die beiden daraus machen. Ich glaube schon, Matze auch, das sie gut zusammen passen würden, aber das müssen sie selber heraus finden. Um 19:40 Uhr sind wir bei Matze und wir ziehen uns noch schnell ein bisschen chic an. Eine gute Hose und ein Sweatshirt, passend dazu und so eine Art Hausschuhe, aber auch aus Leder, die wir auch sonst immer im Haus tragen. Geduscht hatten wir schon bei uns zu Hause, nach dem Training heute um 13 Uhr und dann um 17:30 Uhr, nachdem wir zwei Stunden zuvor noch mal im Bett gelandet sind, wir zwei.

Unser Sex wird immer schöner und besser, wir sind so was von im Einklang miteinander, Hemmungen gibt es keine mehr und auch neue Dinge, wie den Gebrauch von Toys, stellen kein Problem dar für uns beide. Matze hat die unterschwelligen und negativen Gedanken über Schwul sein, Gott, Gräuel und Sünde überwunden und aus seinem Kopf verbannt. Auch seine ehemalige Familie hat keinen Platz mehr in seinem Kopf.

Das ist schon eine Leistung, zu der ich mein Möglichstes bei getragen habe. Ich konnte und durfte ihm die Gefühle vermitteln, das alles, was wir zusammen tun, auch der Sex, Liebe ist und das Liebe eben keine Sünde sein kann, wenn zwei Menschen sich treu sind. Jetzt, fertig gestylt, kommen wir aus dem Bad und gehen nach unten. Der Besuch muss gleich kommen, alles ist vorbereitet und es riecht gut, als wir in die Küche schauen. Es gibt, auf Wunsch des befreundeten Ehepaars ein typisch norddeutsches Essen, nämlich Kohl und Pinkel, hat Matze gesagt. Ja, echt, so heißt das hier und es ist Grünkohl mit einer Grützwurst, die man hier Pinkel nennt, warum auch immer. Dazu gibt es Bratkartoffeln und zum Trinken Bier.

Das ist echt ein feines Essen, das es nur im Winter gibt hier bei uns im Norden. Nach Weißwurst, Kraut und Knödeln in Bayern haben sich die Freunde seiner Eltern das gewünscht, wohl wissend, dass das hier ganz hervorragend schmeckt bei seiner Mutter.

Wir sind gespannt, wie sie aufnehmen, dass wir, Matze und ich, ein Paar, also schwul sind. Matzes Papa hatte im Vorfeld gemeint, das beide, er und sie, tolerante, weltoffene Menschen sind und mit uns als Paar auch keine Probleme hätten. Mal sehen, ob er recht hat. Jetzt klingelt es an der Haustüre.

Robin, Sonntag, 19.12.2017, 22:45 Uhr, mit Roland in dessen Bett, kurz vorm Einschlafen, Roland schläft bereits.

Mein Schatz schläft schon, ich bin auch sehr müde, aber meine Gedanken haben mich wach gehalten. Es ist einfach so viel, was gerade geschieht oder erst geschehen ist, so viele neue Dinge, soviel Eindrücke und auch viele Erwartungen.

Heute waren ja alle, seine und auch meine Familie bei uns zum Kaffee und auch mein Kapitän war wieder dabei, aber wohl eher wegen Mama und da scheint nun echt was zu laufen, denn ich werde das Gefühl nicht los, das er auch heute Nacht bei uns war und zwar in Mamas Bett, denk ich. Es war ja Sturmfrei, ich war bei Roland, Chris war bei Matze und bevor jetzt mein Kopfkino wieder anspringt, denk ich lieber an was Anderes. Mama und der Kapitän, nackig und im Clinch, na ja, eigentlich sollte ich das schon den beiden gönnen, mach ich ja auch. Einen Film davon in meinem Kopf möchte ich aber jetzt nicht haben.

Zurück zum Kaffee, es gab feinen Kuchen und auch Kakao für mich und Roland, der auch nicht so gerne Kaffee trinkt. Mit dem Auto seines Vaters, einem Volvo Kombi, sind wir her gefahren so um 15:30 Uhr und um 18:30 Uhr sind wir zurück zu Roland nach Hause. Bis zum ersten Ferientag am Mittwoch, bleiben wir bei ihm und weil seine Leute dann ja am 26.12. nach Bayern fahren, werden wir den ersten Weihnachtstag bei ihnen verbringen, den Abend vorher und den Rest der Ferien dann bei uns und auch bei unseren Freunden, zusammen mit Chris und Matze.

Wir Wegmänner gehen mal davon aus, das der Herr Sundermann auch fast immer in diesen Tagen bei uns, vordringlich bei Mama ist und sie sollen natürlich auch ein wenig Freiraum haben, für was auch immer. Das Mama das jetzt wohl auch will, einen Mann, mein ich, liegt wohl daran, dass sie jetzt deutlich weniger Sorgen, dafür umso mehr Zeit hat, auch mal an sich zu denken. Chris hofft auch, dass die Wiederbelebungsversuche des Kapitäns an Mamas Südpol erfolgreich sind und sie endlich auch wieder entdeckt, was Liebe ist und wie gut sie tut.

Übermorgen, am Dienstag, ist noch eine kleine Feier in der Schule geplant. Wir nehmen jeder dazu Plätzchen mit, die meine und seine Mama gebacken haben. Wir werden wohl dann auch noch einen Film gucken, zusammen Plätzchen und Kuchen knabbern und uns über die Weihnachtsbräuche in den anderen europäischen Ländern unterhalten, bevor wir dann um 11 Uhr heim dürfen. Dienstag gehen wir zu uns, fahren mit Chris und Matze zu dessen Eltern und später dann noch nach Bremen zum letzten Shopping, noch ein paar kleine Geschenke kaufen für unsere Freunde und für die Familie.

Dieses Jahr brauche ich ja nicht so aufs Geld zu schauen, es ist mittlerweile genug da und Jeromes Papa hat einen Mann in der Firma beauftragt, die Finanzen zu prüfen und alles steuermäßig auf zu schlüsseln. Da weder Chris noch ich Ahnung davon haben, wird mir der Herr Kauerauf, so heißt der Mitarbeiter, alles vorbereiten und es mir und Chris dann auch verklickern. Der Mann macht das auf Bitte von Carl August, aber nicht in der regulären Arbeitszeit und bekommt dann von der Firma, die wir ja auf Chris angemeldet haben, eine geringfügige Beschäftigung, das setzen wir ab. Ich muss Alex fragen, wie weit es mit der neuen Station gediehen ist, weil ja Spenden dazu Steuer senkend sind.

Das Konto ist mittlerweile 7-stellig und das Weihnachtsgeschäft wird die Kassen noch mal extra klingeln lassen. Auf der Bank sind jetzt alle immer sehr freundlich, wenn ich mit Chris dort hin komme. Das Fortsetzungsspiel wächst und gedeiht und Winston hat gemeint, er könnte ja in den Ferien, sie haben auch bis zum 6. Januar, einfach mal zu mir rüber fliegen, Geld wäre ja nun genug da.

Das wäre natürlich voll der Hammer, finde ich, aber ob seine Eltern ihn lassen? Seine Eltern würden gern mal nach Paris reisen, haben das aber aus Kostengründen nie machen können. Jetzt lockt Winston sie damit und will dann, einmal in Europa, weiter zu mir, mal sehen, ob es klappt. Nach dem ich das Roland erzählt habe und er etwas komisch geguckt hat, habe ich ihm erklärt, das Winston nicht schwul ist, sondern auf Titten steht, besonders auf die von Mary Lou Miller und das wir oben auch noch ein Gästezimmer haben, in dem Winston dann schlafen kann. „In mein Bett kommst nur noch du und ich und Robby natürlich“, habe ich zu ihm gesagt und ihn feste gedrückt und geküsst. Dann schaute er wieder froh und war beruhigt, mein Schätzchen.

Vom 26. an sind wir ja dann Tag und Nacht zusammen, bis zum 5. Januar, das ist doch voll geil und bei ihm zu Hause werden wir dann alle zwei Tage die Blumen gießen und wenn er will, werden wir dann dort auch noch einige Wissenslücken schließen, ist doch Sturmfrei. Es gibt ja da noch einiges in Sachen liebevoller Zweisamkeit, zu denen wir uns bis dato noch nicht so bereit fühlten, was ja auch bei zwei totalen Jungfrauen voll normal ist in unserem Alter.

Aber wir wollen und werden die gemeinsame Zeit, die sich da für uns anbietet, auch nutzen, um zu experimentieren und uns noch näher, körperlich und dadurch wohl auch seelisch, zu kommen, als wir es zur Zeit schon sind. Es wird schon werden, davon sind wir beide überzeugt und das dazu notwendige Handwerkszeug hat uns Chris ja schon sehr frühzeitig aufs Bett gelegt.

Den erforderlichen Nachschub, den wir ja dann auch später benötigen, wollen wir im Internet bestellen, mal sehen, das werden wir zusammen tun und zwar mit Hilfe von Chris, der da wohl ein Konto hat bei Dildo King, so heißt das Unternehmen.

Da kriegt man eine Menge Zeugs für das gemeinsame Erleben im Bett und im Bad oder auch mal am Spaadener See im Sommer. Kondome gibt es da auch in größer abgepackten Mengen als 3, 6 oder auch 12 bei Rossmann und Co. und es ist halt anonym, keine Verkäuferin und keine gaffenden Kunden, wenn man Gel und Gummis kauft. Ich meine, ich sehe halt nicht aus wie achtzehn und Roland so recht auch nicht. Dumme Fragen nach dem Alter wären wohl ober peinlich.

So langsam fallen mir die Augen zu und ich penne ein.

Enrico, Dienstag, 21.12.2010, 12:00 Uhr auf der Arbeit seit 9:30 Uhr.

Mit dem Daccia bin ich heute Morgen vorsichtig um 9:15 Uhr hergefahren und darüber war ich froh, eine Rollerfahrt hätte ich wohl nicht ertragen. Seit gestern Morgen habe ich eine jetzt übelst schmerzende Stelle am Po, es brennt und schmerzt heftig. Sonntagmorgen waren wir wohl zu stürmisch und haben ohne große Vorbereitung in der Dusche gepoppt, er mich und es tat schon weh zu Beginn. Dabei muss es wohl zu einer Verletzung gekommen sein, der ich aber zunächst mal keinerlei Beachtung geschenkt habe, da es ja öfter mal etwas ziept nach seinem Besuch da hinten.

Als es gestern Morgen weh getan hat, habe ich, als Noah zur Schule war, versucht, mit einem Spiegel nach der schmerzenden Stelle zu schauen. In den Pants von gestern habe ich dann heute Morgen auch einen Blutfleck gefunden und es hat angefangen, zu pochen im Pulsrythmus, echt unangenehm. Ich habe dann Bepanthensalbe dorthin gemacht und bin zur Arbeit. Es wurde aber nicht sonderlich besser und gestern Abend wollte ich eigentlich, das Noah einmal nach schaut, ob man was sehen kann von der Verletzung, die sich vielleicht entzündet hat.

Da wir aber dann ja beim Training waren und auch dort schnell duschen, habe ich es wohl zunächst vergessen, ihn nach schauen zu lassen, wollte ihn dort in der WG auch nicht beunruhigen. Heute Morgen aber tut es jetzt richtig weh und ich überlege gerade, was ich jetzt machen soll, so kann es nicht bleiben.

Zum Arzt damit, das ist halt ober peinlich, wie ein Outing ist das. Der sieht doch gleich, dass ich schwul bin und einen direkten Hausarzt hatten wir, Paolo und ich ja eigentlich schon seit der Kinderarztzeit nicht mehr. Dr. Morbach ist nicht da, Dr. Brunner ist Herzspezialist, der einzige akzeptable Arzt, der mir jetzt einfällt, ist Matzes Vater, aber ob ich da so einfach hin anrufen oder hinfahren kann?

Als ich jetzt auf die Toilette gehe, ich muss echt kacken jetzt, kommen mir vor Schmerzen die Tränen und in der Unterhose ist auch ein Fleck, ganz helles Blut, eher rosa und das hat sogar schon die Hose benetzt, die heute schwarz ist, sonst könnte man es schon von außen sehen. Ganz sanft und  vorsichtig mache ich mich sauber und trotzdem schmerzt es sehr. Da muss ich jetzt was machen. Markus ist ja seit einer halben Stunde auch da, das meiste ist vorbereitet, ich muss jetzt zum Arzt.

Als ich zurück in die Küche komme, geh ich sofort zu meinem Chef, sag, dass ich zum Doktor muss, weil ich starke Schmerzen habe. Auf die Frage „Wo?“ sage ich ihm ehrlich, was los ist, er versteht das bestimmt.

Er sagt: „Komm mit.“ und er geht zu seinem Büro. Aus seiner Schreibtischschublade holt er eine Visiten Karte und gibt mir die. „Fahr dahin“, sagt er, „ich melde dich dort als Notfall an. Ich kenne den Arzt, ein Proktologe, also einer, der auf Ärsche spezialisiert ist.“ Jetzt grinst er doch: „Ich war selber in den letzten Jahren ab und an mal dort. Ich kenne den von früher, er hat in unserer Nachbarschaft gewohnt. Er ist in meinem Alter, sehr gut und auch sehr nett, ich war immer sehr zufrieden.“ Ich geh mich umziehen und geh zum Auto.

Noah schreibe ich eine SMS, offensichtlich ist gerade Pause, denn er ruft sofort an. Aufgeregt will er wissen, was los ist und im Auto sitzend, erzähle ich, was Sache ist. Er will direkt kommen, aber das rede ich ihm aus, sage, das Markus mich jetzt zu einem Spezialisten geschickt hat, den er kennt und da fahre ich jetzt zuerst einmal hin. Von dort, das verspreche ich, werde ich mich wieder melden und je nachdem, wie es mir danach geht, werde ich in unsere Wohnung nach Bremerhaven fahren, um eventuellen Peinlichkeiten bei ihm zu Hause mit dem kaputten Arsch aus dem Weg zu gehen.

„Ich muss jetzt los, Markus hat mich dort angemeldet“, sag ich, „ich melde mich später.“ Ich leg auf und starte, es sind etwa zehn Fahrminuten bis dorthin und bald darauf stehe ich mit einem Klos im Bauch vor der Praxistüre. Klingeln muss man und es kommt ein etwa mit Markus gleichaltriger, mir direkt sympathischer Mann und öffnet die Türe. „Hallo, junger Mann“, sagt er, „ich bin Doktor Hansen und Markus Meinle hat sie angemeldet. Eigentlich ist Mittagspause und die Angestellten sind erst um 14 Uhr wieder da. Kommen sie mal mit, ich schau mir die Geschichte mal an.“

Nach dem ich auf seine Bitte hin meine Hosen ausgezogen habe, mit rotem Kopf, warum auch immer, taste er, ich liege auf so einer Praxisliege, mit Handschuhen im Licht einer Taschenlampe meinen Schließmuskel ab. Es tut richtig weh, obwohl er ist schon sehr behutsam dabei. „Um das genau untersuchen zu können“, sagt er, „ohne große Schmerzen, werde ich die Stelle örtlich betäuben müssen. Das pickt nur kurz, aber danach spüren sie nichts mehr.“ Er zieht eine Spritze auf, die Nadel ist nicht so dick und dann sagt er: „Jetzt wird es kalt“, und sprüht den Po ein an der Stelle. Sau kalt ist das und den Piekser merkt man echt kaum. Noch 2-mal pikst es an anderer Stelle, dann muss es wohl erst wirken.

Nach zehn Minuten ist der Ring taub und gefühllos. Jetzt untersucht er die Stelle richtig, sagt, dass es ein offener, entzündeter Riss im Schließmuskelgewebe ist und dass es schon beginnt, zu eitern. „Wann ist es denn passiert?“fragt er. „Sonntag am Vormittag“, sag ich mit Farbe im Gesicht. Er holt einige Sachen, Mull, ein Spray und auch eine kleine Nadel mit einem dünnen Faden. „Ich desinfiziere und nähe dann den Riss nach dem Entfernen des entzündeten Gewebes und dem Eiter, sonst kommen immer wieder Bakterien hinein und die Entzündung geht nicht weg. Dann spritze ich ein Breitbandantibiotikum an die Stelle und gebe dir ein Rezept für das gleiche Antibiotikum in Tablettenform. Zehn Stück sind drin, jeweils eine morgens und abends mit viel Wasser.

Ein Mittel schreibe ich auf, um den Stuhl weich zu machen. Nach dem Toilettengang mit reichlich lau warmen Wasser spülen, vorsichtig und in den fünf Tagen der Tabletteneinahme keinen Besuch dahinten“, sagt er zu mir, „auch nicht mit dem Finger oder so. Um solche Verletzungen zu vermeiden, ist eine gute Vorbereitung unerlässlich, vor allem dann, wenn man fistet.“

„Bäh, nein so was machen wir nicht, niemals“, sag ich, rot wie ein Feuermelder, „Noah hat halt so einen Prügel“, zeig ich mit den Händen Dicke und Länge. Etwas ungläubig guckt er, grinst dann leicht und fragt: „Ist er farbig, der Noah?“ „Nee“, sag ich, „weiß wie Schnee, hellhäutig und blond, aber sein Ding lässt viele Schwarze neidisch werden, mir wäre etwas weniger lieber. Ich nenne es heiliges Kanonenrohr und wir waren einfach nur zu geil, zu stürmisch, viel zu geil. Wenn alles richtig läuft mit der Vorbereitung, gibt es auch keine Verletzungen.“

„OK, Hosen wieder hoch, übermorgen um 14 Uhr kommst du noch mal her, dann schau ich nach und am 27. ziehen wir die drei Fäden. Bis dahin gibt es Spaß nur auf der anderen, auf der Urulogenseite, OK? Das ist sehr wichtig, das muss gut verheilen und es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten, Spaß zu haben, aber das werdet ihr ja selber wissen.“

„OK“, sag ich, wieder rot im Gesicht und mach den Gürtel zu. „Denk dran, über die Feiertage, nicht zu viel essen und keine oder nur wenig Schokolade, der Stuhl muss weich bleiben“, sagt er, „viel trinken, Wasser und Tee und bitte auch keinen Alkohol, dann wird alles wieder gut bis zum Jahresende. Bis dahin müsst ihr die Rollen tauschen“. Jetzt grinst er wieder.“Wenn es weh tut später“, fährt er fort, „nimm zwei Ibu oder Ass, maximal 100 mg, dann ist es auszuhalten. Morgen dürfte es schon besser sein. Bleib Morgen zu Hause, leg dich hin und halte Ruhe, ich schreibe dich für Morgen krank, dann dürfte es am Donnerstag bestimmt wieder gehen. Wenn es wider Erwarten doch noch Probleme gibt, musst du morgen noch mal her kommen, aber das ist eher unwahrscheinlich, wenn du dich an meine Anweisungen hälts. Wenn es wieder geht, denkt an gute Vorbereitung, dann passiert es auch nicht wieder.“ Er scannt noch mein Kärtchen ein und mit Rezept und guten Wünschen und einem leichten Grinsen seinerseits bin ich entlassen.

Der Typ war echt cool und ich werde den Jungs sagen, wenn einer mal Probleme am Hintern hat, dass er hier gut auf gehoben ist. Noah ruft mich an, nach dem ich eine SMS geschickt habe. Er ist jetzt auf der Toilette, weil Unterricht ist. Ich erkläre ihm, das er über Weihnachten der Bottom ist und auch sonst, was der coole Doktor gesagt und gemacht hat und auch, dass mein Arschloch jetzt taub und gefühllos ist.

Dass ich den Tag Morgen in unserer Wohnung bleiben will, versteht er und er kommt nach der Schule gleich dort hin und will auch dann bei mir bleiben. Ich fahre los, nach dem ich auch mit dem Markus kurz telefoniert habe. Der wünscht mir gute Besserung, morgen kommt er dann halt früher, ich soll mich auskurieren, sagt er. Jetzt noch schnell in die nächste Apotheke und dann geht es heim. Paolo schicke ich auch eine SMS, er kommt nach Feierabend vorbei. Als Noah kommt, liege ich schon auf der großen Ledercouch. Er küsst mich zart und streicht mir über den Kopf. „Armer Schatz“, sagt er, „in Zukunft gibt es solche Hau Ruck Nummern mit meinem Schwanz nicht mehr. So viel Zeit zum Auflockern und Vorbereiten werden wir uns jetzt immer nehmen, damit der Po noch viele Jahre durch hält.“ Wo er Recht hat…..

Er setzt sich an den Tisch und sagt: „Ferien, Gott sei Dank, frei bis zum 6. Januar, das ist doch mal geil.“

„Ich hoffe, du kommst immer klar damit, dass ein Koch oft beschissene Arbeitszeiten hat, unsere Freizeit nicht immer zusammen fällt“, sag ich, „im Hilton geht das noch ganz gut durch das relativ geregelte Schichtsystem. Wenn man selber ein Lokal hat, dann ist das nicht mehr so geregelt. Daran sind schon viele Beziehungen zerbrochen, die von Markus ja wohl auch.“

„Ich habe schon mal darüber nach gedacht“, sag er zu mir, „ neulich, nach unserem Streit. Ich könnte auch BWL studieren und dann eine 2 jährige Ausbildung zum Hotelkaufmann machen. Dann könnte ich zunächst als Juniormanager im Hotel arbeiten und du als Koch oder Küchenchef. Mit Hilfe meines Patenonkels wäre das doch machbar, denk ich.“

„Aber du wolltest doch was Technisches studieren“, frag ich, „oder hab ich das falsch verstanden?“

“Ich will halt nicht immer im Büro sitzen, das ist schon richtig“, sagt er, „aber im Hotel, mit vielen Menschen und verschiedenen Fachbereichen, das könnte mir doch schon gefallen und wenn wir dadurch häufiger zusammen sind, dann passt das doch. Du kommst zuerst in meiner Lebensplanung und daran hat sich alles Andere zu orientieren.“ „Ich liebe dich, Noah Schroer“, sag ich, „komm her, küss mich.“ Und das machen wir jetzt mal.

Philipp, Mittwoch, 22.12.2010 auf seinem Bett um 9:30 Uhr, mit dem Laptop, beim 2. Skype mit Max Kling (Maxi)

Gestern Abend um 18:30 Uhr haben wir uns getraut, haben uns zum 1. Mal über Skype gesehen und mit einander gechattet, Max und ich. Im Vorfeld gab es 2 Mails hin und her und auch ein Bild und dann wollten wir doch Chatten, den anderen sehen und Hören und aus loten, ob wir ab Morgen, am späten Nachmittag über die Feiertage zusammen im Zimmer hier sein wollen. Max ist einen Monate älter als ich, hat im Februar Geburtstag, ist fast gleich groß, 1,66 m, ich 1,65 m, und Schlank und rank wie ich, wobei wir wohl beide während der Behandlung abgenommen haben.

Die Kleidergröße dürfte dieselbe sein und auch gewichtsmäßig sind wir ziemlich gleich.

Ich bin im Gegensatz zu ihm ja eigentlich blond, ähnlich wie mein Cousin Noah, Max hat genau den gleichen Flaum auf dem Kopf und stellenweise auch am Körper, wie ich, nur in wesentlich dunkler. Auf dem Kopf, die Chemo hat ja alle, total alle Haare vernichtet, wächst es jetzt langsam wieder bei uns.

Wir sehen schon etwas außerirdisch aus, aber es entwickelt sich wieder in ein vernünftiges, normales Aussehen, es dauert halt alles seine Zeit und wenn man bedenkt, dass die Alternative ja Friedhof heißt, dann sind diese kleinen Äußerlichkeiten nicht so wichtig, finde ich. Er, Maxi, trägt eine Mütze, eine grüne, genau wie ich, meine ist halt grau, daran gewöhnt man sich als Glatzkopf aber schnell.

Rüdiger meint, ab der nächsten Woche geht es auch wieder ohne Mütze, mal sehen.

Wir haben uns, der Max und ich schon einiges übereinander erzählt und er ist nicht so fromm erzogen, wie ich. Das stört mich aber gerade gar nicht, wo ich doch zurzeit mit der Religion und dem Verständnis darüber nicht wirklich einig bin. Seit ich weiß, dass man mich dem Willen des Herrn überlassen, mich quasi kaputt gehen lassen wollte, Opa und auch Mama, bin ich doch sehr skeptisch, ob das alles so richtig ist, was uns Opa immer vor gegeben hat. Gernot hat mir mit seinem Ultimatum an Mama wohl das Leben gerettet, nach dem Opa so plötzlich zu seinem Chef gerufen wurde.

Morgen kommt nun der Max in mein Zimmer, ich werde nicht mehr allein sein und wir werden uns bestimmt gut verstehen. Er ist bestimmt auch ein wenig aufgeregt so wie ich, aber wir kriegen das hin.

Wenn nicht, lässt es sich ja auch noch mal ändern, aber das wird hoffentlich nicht geschehen.

Mama scheint das nicht zu gefallen, das jetzt noch ein gleichaltriger Junge in mein Zimmer kommt und sie wollte zum Chefarzt gehen und es rückgängig machen lassen.

Auf meine Frage, warum sie das nicht wolle, gab es nur ausweichende Antworten, Angst vor Infektion und auch, dass sie diese Leute, sprich die Eltern von Maxi, nicht kennt, nicht weiß, ob sie gläubig sind und das wir wahrscheinlich nicht zusammen passen würden und all so ein Mist.

Ich bin dann richtig sauer geworden, hab ihr gesagt: „Ich liege hier, nicht du und er kommt hierher, nicht seine Eltern und deswegen ist das seine und meine Entscheidung, hier zusammen im Zimmer zu sein über Weihnachten und Neujahr. Wir müssen in diesen Tagen auf vieles verzichten und müssen deshalb nicht auch noch allein sein am Heiligen Abend, wenn alle, auch ihr zu Hause, feiern und es sich gut gehen lassen. Ich werde den Eindruck nicht los, das dir deine Religion oft wichtiger ist, als das Wohlsein deiner Kinder und das, wenn Gernot nicht wäre, ich längst wohl den Löffel ab gegeben hätte, wenn es nach dir und Opa gegangen wäre. Fromm, aber tot, ein Engelchen, das wäre ich jetzt und das macht mich mehr als nur nachdenklich. Er kommt morgen hier her, basta oder ich werde, wenn ich hier raus komme, zur Oma ziehen und wenn ich dazu zum Jugendamt gehen muss.“ Mein Blutdruck war jetzt eindeutig zu hoch.

Dann habe ich dir Jalousien zum Gang hin einfach vor der Nase zu gemacht und auch die Sprechanlage aus geschaltet. Sie ist dann wohl gegangen und Gernot hat eine Stunde später angerufen und gefragt, was los war. Ich habe ihm alles erzählt, dass sie das mit Maxi wieder kippen wollte und was ich ihr darauf hin gesagt habe. Dann habe ich aufgelegt und bin nicht mehr ans Telefon. Die spinnt doch wohl total. Maxis Eltern, sein Vater ist bei der Stadtverwaltung, seine Mama ist Kindergärtnerin, die freuen sich, das wir zusammen gelegt werden und nicht allein am Weihnachtsabend und danach sind, und meine Mama, sie hat Angst, sie wären nicht gläubig und mein Seelenheil wäre gefährdet durch den fremden Jungen. Ich fasse es nicht, wenn ich hier raus komme und sich nichts ändert, geh ich zur Oma oder zur Tante Irene und mit 14 kriegt mich keiner mehr in eine Kirche, wenn das so weitergeht.

Ich leg mich aufs Bett, um mich zu beruhigen und warte mal aufs Mittagessen, mal sehen, was es gibt heute, ich bin zu faul, auf zu stehen und auf den Speiseplan, der von draußen an der Scheibe zum Vorraum hängt, nach zu schauen.

Mir fällt gerade ein, das Opa mal von diesem Abraham erzählt hat, der aus dem Alten Testament. Gott hat ihm im Traum gesagt, er solle seinen eignen Sohn opfern, ihn töten. Er sollte seinen Gehorsam gegenüber seinem Gott über das Leben seines eigenen Sohnes stellen.

Das ist doch echt krank, oder…? Wer findet denn so was gut…? Nur Kopfkranke, Religioten, Fanatiker. Doch nur Kranke oder bekiffte Leute können sich so was ausgedacht haben. Um alle Menschen zu unterdrücken, haben sie Götter erfunden, Regeln aufgestellt und das alles vor ein paar tausend Jahren, es ist zu hoch für mich und ich komme mir vor, als wäre ich auch ein Sohn Abrahams nur das meine Abrahams Opa und Mama sind, das ist doch……, ja, abartig.

Das werde ich ändern, das habe ich hier und jetzt beschlossen, nicht mehr mit mir und den Noah und seinen Freund sehe ich jetzt auch in einem vollkommen anderen Licht, eher so wie Oma oder Tante Irene.

Ich bin mal gespannt, was Lucas sagt, wenn er den Maxi bei mir im Zimmer sieht. Lucas war schon seit Samstag nicht mehr da, ich muss ihm mal eine SMS schicken, normal kommt er fast jeden Tag, jetzt schon 3 Tage nicht mehr, das ist schon komisch. Ich schreibe: „Hallo, Lucas, du warst schon 3 Tage nicht mehr da, was ist los?“ Es dauert fast 30 Sekunden, bis die Antwort kommt. Er schreibt: „Du Arsch, du hast doch zu deiner Mutter gesagt, ich wäre kein Umgang mehr für dich, wir sind nicht fromm genug und sie soll mir sagen, das ich nicht mehr zu dir kommen soll.“

Spinne ich, was geht denn jetzt hier ab? Wütend schreib ich: „Das stimmt doch gar nicht. Bis jetzt habe ich immer was zu dir gesagt, wenn mir was nicht gefiel. Warum sollte ich jetzt meine Mutter vorschicken?“ Jetzt kommt erst mal nix, dann: „Bin um 13 Uhr da, zum reden, Ciao.“ Ich bin sauer, aber so was von…, und gespannt, was Mama ihm gesteckt hat und sie tut gut daran, heute hier nicht mehr hier auf zu kreuzen. Wieso will sie Lucas nicht mehr bei mir sehen, was ist denn da gewesen? Ich werde es rauskriegen, welchen Grund das Ganze hat. Gernot werde ich später anrufen, wenn Lucas mir alles erzählt hat.

Robin, Donnerstag, 23.12. 13:30 mit Roland, Chris, Matze und Mama auf dem Weg zum Hafen, zur „August Remmers“ auf Einladung von Kapitän Sundermann.

Mit Mamas Auto fahren wir zu einem geschlossenen Teil des Hafens, also einem Bereich, der nicht für Jedermann zugänglich ist. Dieser Teil wird von einer Security betreut, um Unbefugte fern zu halten. Hier liegen Schiffe, auf denen nur wenige oder gar keine Leute an Bord sind. Auf Remmers Schiff, hat der Kapitän gesagt, sind zur Zeit mit ihm 4 Mann, die halt auf dem Schiff wohnen, keine Familien haben und auch keine extra Wohnung. Da das Schiff sehr oft unterwegs ist, vor allem in der Sommerzeit, wohnen die Leute mit Genehmigung von Herrn Remmers auf dem Schiff, das gleichzeitig ja auch ihr Arbeitsplatz ist.

Wenn aus Mama und dem Kapitän nun echt ein Paar werden sollte, bin ich mal gespannt, wie Mama mit der häufigen Abwesenheit von Herrn Sundermann klar kommt. Allerdings hatte sie ja jetzt 16 Jahre gar keinen Mann bei sich, vielleicht kriegen die 2 das ja doch hin. Ich wäre froh, den Kapitän irgendwann in der Zukunft vielleicht als Stiefvater zu bekommen. Alex ist ja leider nicht mehr in der engeren Auswahl, da käme der Kapitän echt gut. Das kann aber nur Mama entscheiden und die ist froh, dass wir kein Problem damit hätten.

Als wir beim Schiff halten, kommt Herr Sundermann gleich über die Gangway zum Auto und begrüßt uns. Mama und er geben sich einen Kuss, den ersten vor unseren Augen, sie zeigen damit, dass es doch schon den normalen Freundes und Bekanntenstatus überschritten hat. Chris und ich tauschen einen Blick und der sagt dem jeweils Anderen, das wir mit Mama, aber auch mit dem Kapitän einmal reden sollten.

Kaffee, Kakao und Kuchen und Plätzchen gibt es in der gut geheizten Messe, alles steht fertig auf den Tischen und aus der Kombüse klingt Topfgeklapper, der Smut scheint da zu sein. Auf dem Schiff kommen direkt wieder die Erinnerungen an meine tolle Zeit auf der Brücke, als ich noch der niedliche kranke Dreikäsehoch war.

Mama schaut uns jetzt nacheinander an und beginnt zu reden: „Liebe Jungs, Kinder und deren Partner oder Schwiegerkinder, das könnt ihr euch aussuchen. Die vergangenen Jahre waren, wie ihr wohl alle mittlerweile wisst, für mich und auch für meine Söhne nicht das, was man sich unter einem schönen Leben vorstellt.

Für Euch hat sich das in den letzten Monaten sehr zum Guten verändert, ihr habt einen lieben Menschen gefunden, der sein Leben mit euch teilen will, den ihr und der euch lieb hat.

All die Jahre habe ich nie daran gedacht, mich nach eures Vaters Tod noch mal in einen anderen Mann zu verlieben, hab nicht im Traum daran gedacht, Robin mit seiner Krankheit und Chris in seiner selbstlosen Fürsorge für seinen Bruder allein zu lassen.

Nun ist Robin fast ganz gesund, lebt und liebt sogar jetzt schon, Chris ist mit Matze in Liebe zusammen, beide gehen nach Hamburg ins Studium und es kommt für mich die Zeit, die ich in der Vergangenheit nicht hatte, nämlich Zeit für mich. Das jetzt, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, der euch ja schon länger bekannte Kapitän Sundermann in mein Leben tritt, ist für mich ein Wink des Schicksals, das es für mich nach all den Jahren des Bangens und Hoffens möglich ist, noch einmal glücklich zu werden.

Mit Karl Sunderman ist in den letzten Tagen etwas gewachsen, das ich nur aus längst vergangenen Zeiten kenne und das uns beide wohl selber überrascht hat. Wir empfinden mehr für einander, als nur Freundschaft und werden, da auch er frei und ungebunden ist, ausprobieren, ob es trotz oder gerade wegen unserer unterschiedlichen Lebensmodelle zu einer Beziehung reicht. Berufsbedingt werde ich dann wohl nach wie vor öfter allein sein, da ich das aber gewohnt bin, werde ich, da er ja auch immer noch mal kommt, damit bestimmt leben können. Darüber hinaus kann ich ja auch mal dorthin fahren oder fliegen, wo er gerade rum schippert und dort bei ihm an Bord eine Zeit verbringen. Da mein Jüngster mir bestimmt den ein oder anderen Flug zu seinem Kapitän sponsert, jetzt, wo er reich ist, dürfte das alles klappen.“

Es ist ganz still, zu still und so sag ich jetzt: „Liebe Mama, lieber Herr Sundermann oder dürfen wir schon Karl sagen?“, und als er lächelnd nickt, fahre ich fort. „ Wir alle 4 hier haben sehr wohl gemerkt, das da jetzt zwischen Euch was wächst und es freut uns auch sehr, dass es jetzt so gekommen ist. Dich, Mama, glücklich zu sehen, ist toll und du hast es so sehr verdient. Probiert es also und es würde uns freuen, wenn ihr dauerhaft zusammen wäret, alles Gute.“

„Jetzt, nach dem ja Robin ja alles abgesegnet hat“, sagt Chris, „wollen wir uns dem Kuchen widmen. Wir wünschen euch alles Gute, tut euch bitte nicht weh und seid immer gut zu uns.“

Alle lachen jetzt ein bisschen und dann mampfen wir Kuchen und Plätzchen und alles ist Sau lecker und nach etwa 2 Stunden fahren wir Jungs zurück zu uns nach Hause. Mama bleibt an Bord und sie werden bestimmt noch einen sehr netten Abend haben. Morgen früh kommt sie dann wohl mit Karl zurück zu uns nach Hause und wir werden den Abend dort verbringen, wobei Roland und ich um 22:00 Uhr zu ihm heim fahren und erst am 26., wenn seine Familie abreist mit dem Auto, wieder zu uns kommen werden, wenn Körners in die Berge fahren.

Chris und Matze fahren dann auch um 10 zu Matzes Eltern und kommen auch am 26. wider zu uns zum Mittagessen. Am 26. Abend wollen wir dann alle zu unseren Freunden in die WG fahren und dort ein wenig feiern.

Das jetzt Karl und Mama so was wie zusammen sind, ist cool aber trotzdem auch ein wenig komisch. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass er in der nächsten Zeit des Öfteren beim Frühstück sitzt und auch sonst nun schon fast ganz zur Familie gehört. Da ich ihn sehr mag und auch Mama sehr lieb habe, ist das OK für mich und Chris sieht das wohl auch so.

Die vielen Veränderungen in unserem Leben, das ja fast 16 Jahre ohne irgendwas gravierend Neues abgelaufen ist, das angefüllt war mit Alltag und Klinik, Hoffen und Bangen, auch mit Schule und Routine, das muss erst mal richtig sacken, muss ankommen in meiner, bzw. unserer Realität. Begonnen hat es überraschend an der Party, hin über die Reise mit dem Schiff, mit dem Abenteuer USA und den OPs. Winston und unserem Spiel, dessen Erfolg und die Wahnsinnskohle, dann der eher zaghafte, dann aber so schöne und aufregende Eintritt Rolands in mein Leben und jetzt noch ein Kapitän für Mama, das muss ich erst mal im Ganzen raffen.

Das Beste dabei, nämlich mein in der Schule gefundener Schatz, der zeigt mir bei jeder Gelegenheit durch Streicheln, Berühren und Küssen, das alles kein Traum ist. Dieses Jahr 2010 wird immer als Beginn eines neuen, um so viele Entwicklungen und Ereignisse reicheres und besseren Lebens als vor dem Kennenlernen der Remmers Familie in meiner Erinnerung bleiben. Das ich jetzt nicht mehr fürchten muss, mit maximal 30 Lebensjahren oder noch früher zum Urnenbewohner zu werden, das wir jetzt auch zu denen gehören, die ein paar Euronen mehr auf der Bank haben und alle 3, Mama, Chris und ich jetzt „in Love“ leben, das ist soooo geil, das sprengt fast mein Herz vor lauter Glück und das sieht man mir auch an.

Wir sind jetzt daheim, es ist gerade mal 16:45 Uhr und schon fast dunkel draußen. Die 2 Großen gehen hoch und Roland und ich, wir gehen in mein Zimmer und machen dort den Rechner an. Wir wollen ein bisschen zocken, bevor wir später dann gemeinsam unter die Dusche wollen.

Noah, Donnerstag, 23.12., 17:00 Uhr, am Nachmittag, zu Hause am PC.

Enrico hat die Mittagsschicht bis 22:00 Uhr, hat morgen die 10:30 Uhr Schicht bis 19:00 Uhr, so dass ich über heute und morgen über Tag allein bin, also ohne Schatz, mein ich. Mama und Oma bereiten Sachen für den Weihnachtsabend vor, haben mich hoch geschickt und wollen ungestört sein, Papa ist noch auf der Arbeit, ab Morgen hat er frei.

Oma hat vor hin unten erzählt, dass Philipp jetzt Gesellschaft aufs Zimmer bekommen hat und auch, das seine Mama sich da sehr aktiv in sein Krankenhausleben und auch in seine gute Freundschaft zu einem Klassenkameraden, der Lucas heißt, eingemischt hat. Oma, die den wohl auch gut kennt, findet Lucas nett. Philipp ist Stock sauer und hat seine Mutter fort geschickt.

Mit Oma schreibt er, redet er über alles und das täglich und er vermisst sie wohl auch sehr. Ich gehe mal davon aus, der der Junge nicht auf Facebook ist, weil seine Mutter das nie erlauben würde, vielleicht hat er aber in der Klinik jemanden gefunden beim Personal, der die Kindersicherung aus geschaltet hat und ist dort angemeldet. Ich werde einfach mal googeln und suchen nach seinem Namen.

Ich bin schon länger bei Facebook angemeldet unter dem Namen Noah Klaasweg, so heißt eine der Straßen, in der das Gymnasium in Bremen liegt, auf dem ich zur Zeit der Anmeldung ja noch war.

Ein anderer Name auch deswegen, weil ich schwul bin und das unter diesem Pseudonym auch meinen Freunden gegenüber öffentlich machen wollte.

Darüber gab es gute, aber auch sehr feindliche Kommentare von homophoben Idioten, die ich aber nach und nach alle blockiert habe. Mein Profil ist jetzt nicht mehr öffentlich, nur Freunden zugänglich und das sind jetzt gerade mal 67 Freunde, meine realen gehören auch fast alle dazu. Die aus der WG sind alle mit Vornamen und dann „Hufen“ angemeldet seit dem Umzug dort hin und auch die anderen Freunde sind entweder so angemeldet oder aber mit dem Vornamen und „Kreis“ als Nachnamen dazu. Robin heißt Robin Kreis und Ole ist Ole Hufen, das ist gut geregelt, finde ich.

Wir sind alle dort auch in einer geschlossenen Gruppe, die wir nach der Vereinsgründung von „Freunde im Kreis“ in „Flamingohome“ um benannt haben und in die gleich alle Freunde und aktiven Mitglieder eingetreten sind.

Zunächst bin ich mit der Suche nach Philipp erfolglos, und will es schon aufgeben. Vielleicht weiß ja Oma was, irgendwas Spezielles über Philipp, was mich auf seine Spur bringen kann. Ich geh mal runter, fragen, ob sie was weiß. Vielleicht kann sie ihn auch anschreiben und fragen, ob er angemeldet ist. Unten machen sie gerade das Abendbrot fertig, das es gleich gibt, wenn Papa kommt. Das wird nicht mehr lange dauern, denk ich uns dann kann ich ja auch gleich unten bleiben.

„Oma“, sag ich, „kannst du den Philipp mal anschreiben und Fragen, ob er ein Facebookprofil hat und wenn ja, ob ich in adden darf?“ „Wie ich meine jüngste Tochter kenne, weiß ich nicht mal, ob er Internet hat“, sagt Oma, „ich könnte mir aber vorstellen, das Gernot oder Lucas oder sogar einer der Pfleger im Krankenhaus das für ihn angemeldet hat, damit er es nicht so langweilig hat. Ich frag ihn mal.“

Sie nimmt ihr Handy, ein ziemlich neues Smartphone und schreibt eine SMS an Philipp und fragt, ob es einen Account bei FB gibt. Kurz darauf kommt eine Antwort und er fragt: „Wer genau will das wissen und warum?“ Oma gibt mir ihr Handy und sagt: „Rede selber mit ihm.“ „Hallo“, schreibe ich, „hier ist Noah und ich möchte das wissen und wenn du einverstanden bist, möchte ich dort auch mit dir befreundet sein.“ „Warum? Wir kennen uns kaum und du bist viel älter als ich“, schreibt er zurück, „wenn meine Mama das raus kriegt, ist mein Laptop weg.“ „Von uns erfährt sie nicht, keine Angst“, schreib ich. „Schick mir deinen Facebooknamen, ich schau mir dein Profil an und entscheide dann, ob ich dir eine Anfrage schicke“, schreibt er jetzt und ich schreibe ihm „Noah Klassweg“ zurück. „Ok“, schreibt er und dann: „erst mal Tschüss, Maxi kommt jetzt, es kann etwas dauern.“ Er hat aufgelegt und ich gebe Oma das Handy zurück. Papa ist jetzt gekommen und jetzt werden wir Abendbrot essen. Danach werde ich noch mal hoch gehen, schauen, ob er mich geaddet hat, der Philipp.

Philipp, Freitag, 24.12. am Vormittag um 11:30 Uhr, nach der ersten gemeinsamen Visite.

Gestern, gegen Abend, war es dann soweit, Maxi wurde mit seinen Sachen aus einem der an meines angrenzenden Räume in mein Zimmer geschoben, das von der Ausstattung her wohl auch ein Zweibettzimmer war. Er lag jetzt rechts von mir, Richtung Fenster nach außen, während ich jetzt etwas näher zum Fenster, zum hin Gang lag. Kurz vorher hat mich Oma und dann mit Omas Handy der schwule Noah angeschrieben, will mich auf Facebook adden. Mama würde mir den Laptop abnehmen, wenn sie wüsste, dass ich mich dort angemeldet habe und wenn sie erfahren würde, das ich mit Noah Kontakt habe, o je…….nicht auszudenken.

Von meinen Klassenkameraden weiß nur Lucas davon und viele Freunde habe ich da ja auch noch nicht, bin erst seit kurzem da. Zu Hause würde ich das nur ungern machen, aus Angst, Mama könnte das merken. Noah hat mir seinen Facebooknamen geschrieben und gesagt, wenn ich wollte, dürfte ich ihn und auch Enrico und seine anderen Freunde adden.

Interessant wäre das bestimmt, zu wissen, was da in und um Bremen so abgeht und was die Jungs denn da so treiben. Oma hat gesagt, es wären über 20 Freunde zusammen und sie machen viel mit einander. Noahs Freund ist Koch und schon über 18, hat einen Führerschein, Noah auch und Noah hat jetzt das Auto von Opa bekommen von seiner Mutter.

Mittags, um 13:30 Uhr ist dann auch Lucas gekommen und ich habe die Jalousien weg und die Sprechanlage angemacht. Nun erfuhr ich, was Auslöser für Mamas Aktion war. Sie holt immer jede Woche eine Fernsehzeitung, und zwar den „Gong“, von dem ich vermute, dass er aus einem christlichen Verlag kommt. Tittenbilder oder halbnackte in Badehose und Bikini findet man darin nicht und auch die Empfehlungen, was das Alter der Zuschauer angeht, sind sehr darauf bedacht, die Kinder und Jugendlichen vor unchristlichen Sendungen beschützt werden.

Beim Einkauf des Gongs waren auch Lucas Schwestern im Laden und kauften dort die bei ihnen übliche Bravo, natürlich nicht, ohne darin zu blättern. Lucas sagt, dass sie immer zuerst gucken, ob ein nackter Junge darin abgebildet ist und das hat meine Mama wohl mit bekommen. Das führte dazu, dass sie Lucas am Krankenhaus abfing um ihm zu sagen, dass ich ihn nicht mehr sehen sollte.

Ich entschuldige mich bei Lucas für das Verhalten von Mama und er sagt darauf: „Zur Buße musst du, wenn du hier raus kommst, einmal mit mir wichsen“ und dann lacht er und spontan, um Mamas Aktion abzustrafen, verspreche ich, das auch zu tun.

Jetzt freut er sich, muss los, einkaufen für seine Mama. Als er weg ist, kommen mir schon erste Zweifel, ob es nicht doch Sünde ist, aber da ich es versprochen habe, komm ich da ohne Lucas zu verprellen, nicht mehr raus. Vielleicht ist es ja auch wirklich so gut, wie er immer wieder behauptet. Es im Vorfeld schon einmal zu versuchen, allein, mal sehen. Ich weiß nicht, ob ich mich das traue und weiß auch nicht, ob es gut ist wegen der Krankheit. Ob ich Rüdiger mal frage?

Den ganzen Nachmittag spuckten Bilder in meinem Kopf, wie denn das wohl ablaufen könnte und auch mein Glied wurde ein paar Mal steif und auch feucht an der Spitze.

Krampfhaft versuchte ich mich mit anderen Gedanken ab zu lenken und als um 15 Uhr der Rüdiger kam, nahm ich mir ein Herz und fragte ihn, ob sexuelle Aktivitäten in dem jetzigen Krankheitsstadium gefährlich wären.

Er grinste wissend, sagte dann aber: „Wenn du damit meinst, ob es dir schadet, wenn du dir einen runter holst, dann lautet die Antwort „Nein“, man sollte es aber nicht übertreiben, 2 bis 3 mal am Tag dürfte aber nicht schaden, mehr bitte aber nicht.“

Mein Kopf war echt Feuer rot geworden und er streicht mir über die wieder sprießenden Haare und sagt: „Kein Grund, rot zu werden, Philipp, das ist normal bei Jungs in deinem Alter und es ist nichts Schlimmes dabei. Es tut gut und das ist doch was und wenn es einem hilft, ein bisschen Spaß zu haben, dann ist es doch OK.“ Grinsend geht er wieder, will Maxis Sachen zusammen packen, der kommt ja nach her hier ins Zimmer.

Draußen in dem Vorraum zu unserem Zimmer haben sie einen schön geschmückten Weihnachtsbaum hingestellt, den wir durch die Scheibe sehen können. Das bringt wenigstens ein wenig weihnachtliche Stimmung und wenn Maxi da ist, wird es uns wohl beiden auch besser gehen.

Als sie ihn bringen, sind seine Sachen auf dem Bett und über ihn und die Sachen ist eine kräftige durchsichtige Folie gedeckt und die wird erst im Vorraum abgenommen. Maxi lächelt zu mir rüber und winkt und dann fahren sie sein Bett mit ihm und den Sachen rein.

Da wir beide aufstehen können, verlassen wir das Bett und begrüßen und begucken uns richtig. Er ist ein sehr hübscher Junge und er ist mir gleich sehr sympathisch. Wir setzen uns an den Tisch und reden miteinander über uns, unsere Familien und die Schule, Hobbys, Handys, eben über alles, was uns interessiert. Ich erzähle von Lucas, von Mama und auch das sie sich oft sehr komisch verhält und das sie auch eigentlich nicht wollte, das er zu mir ins Zimmer kommt.

Zwischendurch bekommen wir das Abendbrot, das heute etwas üppiger und besser ausfällt und das essen wir am Tisch. Ich gebe ihm meine Wurst, also Schinken und Salami und er mir seinen Käse, Camembert und Fol epi und als wir um kurz vor 20 Uhr satt zum Fernsehen aufs Bett gehen, jeder auf seines, da kennen wir doch schon recht viel voneinander. Es ist schön, jemanden bei sich zu haben, reden zu können, über das Programm oder auch über Weihnachten. Maxi hat sich ein neues Fahrrad gewünscht, ein MTB, 28 Zoll mit einer 21 Gangschaltung, einen neuen Helm und Kleidung zum Geländefahren. Ich habe mir gar nichts gewünscht, hatte Weihnachten bis vor ein paar Tagen gar nicht auf der Liste, wer denkt schon an Weihnachten, wenn er fast abkratzt?

Mama hat sich noch nicht wieder gemeldet, auch Gernot nicht, da wird es ein bisschen Stunk gegeben haben, denk ich.

Maxis Eltern, er hat noch 2 jüngere Geschwister, kommen morgen, am Vormittag her, zeigen ihm dann wohl auch das Rad, das er bekommen soll. Heute Abend zu Hause feiern sie mit der Familie, Opas und Omas kommen auch. Ich erzähle von Opa, das er ein ziemlich fanatischer Pastor war, auch die Sache mit Noah und seinem Freund erzähle ich und das Oma jetzt in Bremen wohnt bei Tante Irene in der Nähe.

Seine Eltern sind nur auf der Steuerkarte evangelisch, er will auch nicht konfirmiert werden, etwas, das mir um Ostern herum noch bevor steht. Dann bin ich 14 und kann das selber entscheiden, ob ich das will. Im Moment hab ich da echt keinen Bock drauf, bin echt im Zweifel, was gut und richtig ist. Um 22:30 Uhr wollen wir dann beide pennen, wir sind halt immer noch schwach und ich schlafe mit dem Gedanken ein, auch ohne Besuch der Kirche heute Abend und Dank Maxis Gesellschaft nicht den schlechtesten Weihnachtsabend gehabt zu haben. Die Nachtschwester hat auf unsere Bitte hin die Beleuchtung an dem Weihnachtsbaum ausgemacht und jetzt ist es schön dunkel im Zimmer und bald schlafen wir.

Jerome, Samstag, 25.12, 13:00 Uhr in Bremerhaven beim Mittagessen mit der Familie.

Wir sitzen um den großen Esstisch herum, Mama, Papa, mein Schatz und ich, Natascha und Paolo, Oma und Frieda und Lex. Ralf, der Frühschicht hat, kommt erst kurz nach 14:00 Uhr. Frau Gut hatte unser Essen gestern hier vorbereitet und Mama, Oma, Frieda und Natascha haben es genau, wie Frau Gut es auf einem Zettel aufgeschrieben hat, fertig zu bereitet, und es schmeckt alles toll.

Martin hat gestern Morgen einen großen, tollen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer aufgestellt und Natascha und Paolo haben ihn am Nachmittag nach Mamas Wünschen und Anweisungen geschmückt und fertig gemacht.

Gestern Abend haben wir in der WG, auch da steht ein Baum, ein wenig gefeiert, ab 19:00 Uhr, wir hatten Wiener und Kartoffelsalat, den hat Ole bei seiner Mama bestellt und wir haben Bier dazu getrunken, richtiges mit Alkohol.

Paul war da und Rolf, Ole und Frank, Sergej und ich und Kevin und Wolfi. Um 22:00 Uhr kamen dann noch Noah und Rico, und Dirk und Mike und auch Tom und Micha waren der heimischen Idylle entflohen. Die Anderen feierten wohl den ganzen Abend mit ihren Familien, das werden wir morgen tun und erst so gegen 10:00 Uhr Übermorgen wieder hier her zurück kehren, mal sehen.

Am 26. Nachmittag ab 16:00 Uhr, wollen wir uns dann alle in der WG treffen und unsere neue, seit dem 23. fertige Poolhalle einweihen, bis dahin ist alles aufgeheizt und kann genutzt werden.

Kevin und Wolfi haben die vereinbarte Summe bei Fertigstellung bereits überwiesen, und wenn alles ordnungsgemäß funktioniert, wird der Rest von 10 Prozent auch überwiesen. Es ist toll geworden und das wir jetzt auch bei schlechtem Wetter schwimmen und auch schwitzen können, ist einfach toll. Zwischen den Tagen wird wohl trainiert und geschwommen, aber wo immer möglich, auch gechillt und zusammen der ein oder andere Film geguckt.

Silvester ist dann ab 20:00 Uhr große Party bei Mama in Bremerhaven, zu der alle eingeladen sind. Frei haben dann alle und Enrico der ja da noch arbeiten muss, der ist dann auch wieder zu Hause. Essen bestellt Mama, Papa hat darum gebeten, kein Feuerwerk mit zu bringen, er organisiert was, was Professionelles, das macht er jedes Jahr, will nicht, das etwas beim rum hantieren passiert, vor allem ist ja auch Alkohol im Spiel an diesem Abend. Robin und Roland sind ja dann auch dabei, sind nicht mit in den Winterurlaub gefahren. Rolands konsequente Einstellung und Ansage, seinem Opa gegenüber hat uns allen imponiert. Robin hat natürlich stolz alles haarklein erzählt, was sein Schatz dem Opa gesagt hat.

 

So, Leute, das war 117. ich hoffe, es hat gefallen.

LG NIFF

 

 

 

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1 Kommentar

    • Andi auf 25. September 2017 bei 21:44
    • Antworten

    Huhu Hermann,

    schön ,dass es weitergeht, und das erneut gelungen spannend und heftig.

    Vielen Dank für die tolle Fortsetzung.

    Viele liebe Grüße

    Andi

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