Traumschiff – Teil 130

Danke an meine Beta und die treuen Kommischreiber. Es geht weiter. Sorry, es hat etwas länger gedauert und es ist halt zurzeit nicht alles gut bei mir, Danke für euer Verständnis.

Fahrt ins Leid… Trauer… Radebeul… Freud und Leid… Opa… das Leben geht weiter, auch, wenn es nicht immer so einfach ist… Studienpläne

Jerome, Freitag, 04.03.2011, 17:00 Uhr im Achter, auf der Autobahn Richtung Dresden.

Martin hat den Blinker eingeschaltet, will wohl an der Raststätte Plötzetal West tanken und wohl auch pinkeln, sind wir doch Hals über Kopf aufgebrochen in Bremen, nach dem uns die furchtbare Nachricht von dem gewaltsamen Tod von Sergejs Oma erreicht hatte heute in der Uni.

Mein Schatz leidet sehr, weint immer wieder und ich halte ihn seit unserer Abfahrt im Arm, versuche ihn zu trösten, allerdings mit wenig Erfolg. Durch ein solches Ereignis einen geliebten Menschen zu verlieren, das ist schon übelst hart und es hat ihn sehr schwer getroffen, meinen Allerbesten.

Darüber hinaus kam dann von Boris noch die Nachricht, das auch Flipp, der Hund seinen Verletzungen erlegen ist.

„Ich muss tanken“, sagt Martin jetzt und „pinkeln muss ich auch mal dringend.“

Jetzt hält er, unweit des Raststättengebäudes und er stellt den Motor ab. Ich frage an Sergejs Ohr: „Musst du auch zur Toilette, Schatz?“

Ein leises „Nein“ veranlasst mich, zu Martin zu sagen; „Geh du zuerst und wenn du zurück bist, geh ich auch. Ich möchte ihn nicht allein lassen.“

„OK“, sagt Martin und er geht los.

Ich streiche derweil meinem armen Schatz über den Rücken, küsse ein paar Tränen weg und drücke ihn an mich. Er leidet sehr, mein armer Schatz, er hat sie sehr geliebt, seine Oma, den Hund nicht zu vergessen, den er ja schon als Welpen immer heiß geliebt hat.

Es dauert etwa fünfzehn Minuten, bis Martin, der wohl noch eine große Flasche Cola gekauft hat, wieder zurück ist. Er setzt sich, nach dem ich ausgestiegen bin, neben meinen Schatz und legt einen Arm um ihn, während ich schnell zu den Toiletten laufe.

Etwas steif vom langen Sitzen braucht es ein paar Meter, bis das Laufen wieder normal geht. Noch etwa eine Stunde, dann sind wir in Radebeul, wo derzeit außer Sergejs Papa, alle in Opas Haus sind.

Mir graut es, in dieser Situation alle wieder zu sehen, was soll man sagen in so einer Situation. Solch ein Ereignis hat von uns allen wohl noch nie einer erlebt, es ist eine Katastrophe, soviel Leid und Schmerz für nichts und wieder nichts.

Was sind das nur für Menschen, die so etwas tun, eine alte Frau und einen Hund zu töten wegen ein paar simpler Gegenstände, einfach, um keine Augenzeugen für ihr unrechtes Tun zu haben. Jetzt bin ich am Auto zurück, Martin nimmt seinen Platz hinterm Steuer wieder ein und es geht weiter, zunächst an die Tanksäule und danach Richtung Dresden.

Lis, Freitag, 04.03.2018, 19:00 Uhr bei Fertigmachen der Zwillinge

Natascha hilft mir dabei, die zwei Jungens zu wickeln, nach dem wir ihnen ein Fläschchen mit 180 gr. Babynahrung eins verabreicht haben. Unsere Gedanken sind dabei immer ein bisschen, verständlicherweise, denk ich, bei Sergej und seiner Familie, die von diesem plötzlichen, schweren Schicksalsschlag getroffen wurden.

Der Schock nach dieser furchtbaren Nachricht sitzt auch bei uns allen tief und es fällt mir gar nicht so leicht, mich nur auf die zwei Zwerge zu konzentrieren. Beide sind müde, haben alles getrunken und waren mit Natascha, Paolo und dem Fiffi schon fast 1,5 Stunden, warm eingepackt, draußen spazieren.

Eine erste wärmende Märzsonne hat einfach zu einem Ausflug nach draußen eingeladen und auch dem Fiffi tat der Auslauf gut. Carl August kam um 17:30 Uhr von Bremen, fast zwei Stunden nach Paolo, der jetzt bei Natascha steht und ihr beim Frisch machen von Julian zuschaut.

Carl August wollte dann sogleich vom Arbeitszimmer aus mit Herbert Rohleder sprechen und ihn über das furchtbare Geschehen in Radebeul zu unterrichten. Dabei gibt es natürlich den Hintergedanken, dass dieser sich über den Dienstweg Informationen zu dem Verbrechen beschaffen könnte und sie meinem Mann dann auch weitergeben wird.

Diese alten, noch aus den Gymnasialzeiten bestehenden Freundschaften, sind uns immer von Nutzen gewesen und natürlich in umgekehrter Richtung, den Freunden, genauso. Oma und Frieda habe ich über das Geschehene in Kenntnis gesetzt, was natürlich auch bei den Beiden für Entsetzen sorgte.

Meine Befürchtung, Friedas Herz würde verrücktspielen, haben sich wohl nicht bewahrheitet. Zuerst hatte ich meine Schwiegermutter in Kenntnis gesetzt, Frieda befand sich wohl gerade nicht im Zimmer, so das Oma Zeit hatte, es ihr nach Friedas Rückkehr ein bisschen schonender bei zu bringen, falls das überhaupt möglich war.

Sie wollen aber immer sofort über Neuigkeiten informiert werden, was ich ihnen auch fest versprochen habe. Dass es uns und den Kindern ganz gut ging sagte ich ihnen und auch, das Jerome mit Sergej und Martin unterwegs waren nach Radebeul, eine Fahrt, um die sie wohl von keinem von uns und von den Freunden auch nicht, beneidet wurden.

Da alle auf dem von Ole erdachten Kommunikationssystems zeitnah von der Untat und dem Tod der Oma erfahren hatten, war es für alle, da sie Sergejs Großeltern ja vom Besuch in Radebeul mit dem Schiff her kannten, eine sehr schockierende Nachricht. Ich kann mir vorstellen, dass alle traurig waren, wenn sie an Sergejs Familie dachten.

Ich werde nach her mit Carl August bereden, wie wir Waltraud und der Familie in Radebeul helfen können. Der Gedanke, für ein paar Tage ins Hotel nach Radebeul zu fahren, eine Suite für uns und die Zwillinge zu buchen, vor Ort zu sein in der schweren Zeit, Trost zu spenden und zumindest die anderen Kinder vom Geschehen ab zu lenken, geht mir durch den Kopf.

Natascha, der ich meine Überlegungen mit teile, meint, das die Idee an sich gut wäre, die Umsetzung mit den Kleinen, aber schon einen nicht unerheblichen Aufwand darstellt und dann ist ja da auch noch Papa, der sich beruflich frei machen und dem ganzen zustimmen muss. Mal sehen, ich denke, dass er sich dieser Herausforderung bestimmt stellen wird.

Boris, Samstag, 05.03.2011, morgens um 9:30 Uhr, in Opas Haus.

Mama bringt die dritte Kanne Kaffee aus Omas Küche ins Esszimmer. Ihre Augen sind rotgeweint, bei Opa und mir ist es nicht besser. Papa, der frei hat, ist mit Marianne und Barbara nach Dresden. Beide haben keine passende Trauerkleidung und die sind sie jetzt kaufen, Anke ist auch mit gefahren.

Sergej und Jerome, die gestern noch von Bremerhaven her gekommen sind, sind in der Nacht um ein Uhr ins Hotel gefahren, Martin hat sie abgeholt, er war vorab schon ins Hotel gefahren und hat dort für alle eingecheckt und die Sachen in die Zimmer gebracht. Sie werden wohl alle drei gegen Mittag wieder hier her zu uns kommen.

Alles, was passiert ist, hat uns zunächst mal aus der Bahn geworfen. Opa ist schlicht weg fertig, starrt vor sich hin, weint ab und zu und sieht schlimm aus. Das trifft aber wohl auch auf uns andere zu, ein solch sinnloses Verbrechen an einer alten Frau, Flipp nicht zu vergessen, das ist für alle unfassbar.

Es wird wohl lange dauern, bis wir das begreifen werden, was da draußen am Garten geschehen ist. Das „Warum“ wird sich uns wohl eher nicht erschließen. Ein Psychologe kommt um 14:00 Uhr, die Kripo hat das veranlasst, um uns, vor allem aber Opa, bei zu stehen nach diesem alles verändernden, furchtbaren Tag gestern, den ich wohl in meinem Leben nie vergessen werde.

Angefangen hatte der Tag wie eigentlich immer. Aufstehen und mit Opa und Oma zusammen frühstücken. Anke hatte zu Hause geschlafen. Dann die Fahrt in die Firma, Opa lässt mich ja immer fahren und ein normaler Arbeitstag begann.

Nach der Frühstückspause, Gesprächsthema war der kommende Fußballsonntag, kam gegen 10:15 Uhr Frau Sander aus dem Büro in die Werkstatt und bat mich, mit zu Opa ins Büro zu kommen. Frau Sander war bleich und wirkte irgendwie verstört, anders als sonst.

In Opas Büro traf ich neben Opa noch drei Polizisten, zwei Männer und eine Frau an und Opa saß da und……weinte, etwas, das ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Mit wenigen Schritten trat ich hinter ihn und legte meine Hände auf seine zuckenden Schultern „Opa“, fragte ich, „Opa, was ist denn passiert?“

Er konnte nicht antworten, schluchzte und murmelte Unverständliches vor sich hin.

Die Polizistin sagte dann: „Wir haben sehr traurige Nachrichten überbracht. Deine Oma“, jetzt machte sie eine Pause und ich sah ihr ins Gesicht.

„Was ist mit Oma, was ist geschehen?“

Bang wartete ich auf eine Antwort, Schlimmes ahnend.

„Deine Oma ist heute Morgen gegen 9 Uhr von einem Nachbarn eures Gartengrundstückes tot aufgefunden worden. Sie wurde wohl das Opfer eines Gewaltverbrechens und der Hund wurde auch niedergeschlagen“, sagte sie.

Eine schreckliche Kälte stieg in mir hoch, so als wollte sie mich ersticken, meine Beine zitterten und meine Hände gruben sich in Opas Schultern, so dass der leise aufstöhnte. Jetzt hätte man eine Nadel fallen hören können.

Es dauerte zunächst mal eine Weile, bis mir die gesamte Tragweite ihrer Worte klar wurde und auch ich begann, zu weinen. Oma ist tot, meine Oma, Opfer eines Verbrechens, es war zunächst nicht zu fassen, nicht für mich und wohl auch nicht für Opa.

An die folgende Viertelstunde kann ich mich nicht mehr erinnern und erst, als ich mit Opa im Arm auf der braunen Kunstledercouch des Büros saß und weinte, hörte ich den Worten und Fragen der jungen Polizistin wieder zu.

„Ist ihnen in den letzten Tagen und Wochen in der Gegend bei den Gärten oder in der Siedlung überhaupt etwas aufgefallen, etwas, das anders war, als es sonst ist?“, fragte sie mich.

Zunächst schüttelte ich den Kopf, dann fiel mir aber wieder ein, das Anke, die ja fast immer mit mir gegen Abend mit Flipp spazieren ging, mir im Zusammenhang mit einem ihr auffälligen Auto was gesagt hatte.

Ich sagte dann auch, dass sie dieses ihr auffällige Auto mit ihrem Smartphone, ein ganz neues, fotografiert hatte. Daraufhin wollte die junge Beamtin wissen, wo meine Anke jetzt ist. Ich erklärte ihr, dass sie in Dresden auf das Bertold Brecht Gymnasium geht und auch jetzt mit Sicherheit dort ist.

Daraufhin telefonierte sie und sagte dann, dass ein Beamter der Mordkommission sie holen und hier her bringen würde. Das geschah dann auch und mein Schatz, der erst hier vom schrecklichen Geschehen erfuhr, weinte, zwischen Opa und mir sitzend, zunächst hemmungslos und war erst nach etwa füfzehn Minuten in der Lage, den Fragen des Kripo Beamten zu folgen.

Sie schilderte dann, das in den letzten Tagen, letztmalig gestern Abend, ein dunkelblauer, ziemlich herunter gekommener Lieferwagen, ein geschlossener Bus der Marke Volkswagen, in der Straße bei den Gärten, ziemlich weit vorn, gestanden ist, den sie am Tag zu vor bereits mit ihrem Smartphone fotografiert habe.

„Immer, wenn wir dem Auto näher kamen, ist es davon gefahren“, sagte sie.

„Auf dem Beifahrersitz, das war kurz in dem großen Seitenspiegel erkennbar, saß ein Mann, wahrscheinlich mit dunklem Vollbart, das könnte man vielleicht auch auf dem Video, das sie beim Fortfahren gedreht hatte, erkennen,“ sagte sie und holte das Smartphone aus ihrem Schulrucksack.

Nach Einschalten und der PIN Eingabe rief sie das Video auf und reichte dem Beamten das Teil. Der guckte sehr konzentriert auf den kleinen Bildschirm und sagte nach Ende des Videos: „Eigentlich müsste ich ihr Smartphone jetzt mitnehmen.

Wenn sie mir aber fest versprechen, dieses Video an niemanden, vor allem aber nicht auf Facebook und Co. zu posten, überspielen wir das auf unseren Laptop. Ich denke das alle in ihrer Familie die Täter hinter Gitter sehen will und deswegen dürfen diese Bilder vorerst nicht an die Öffentlichkeit kommen.“

„Ich verspreche das“, sagte Anke und dann sagte Opa mit rauer Stimme: „Für Hinweise, die zur Ergreifung dieser Dreckschweine führen, setze ich eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro aus.“

Der Kripo Mann ging raus und kam kurz darauf mit einem Laptop wieder. Nun fragte er uns, ob wir uns in der Lage fänden, eine offizielle Vernehmung mit zu machen und so fanden im Anschluss drei Einzelvernehmungen, auf Opas Wunsch mit Anke beginnend, in Opas Büro statt und auch das Video wurde auf den Laptop überspielt.

„Komm mit mir, Boris,“ sagte Opa, „wir müssen den Leuten Bescheid sagen.“

Wir gingen in die Werkstatt und Opa schickte den Werner, einen Azubi im zweiten Jahr los.

„Ruf alle Leute hier her in die Halle, alle. Ich muss euch was sagen.“

Der lief los und nach zehn Minuten waren alle um uns herum versammelt, auch Frau Sander war uns gefolgt. Das Gemurmel verebbte und Opa räuspert sich.

„Leute, es ist heute Morgen etwas sehr Schlimmes passiert. Eure Chefin, meine geliebte Frau, ist das Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Sie wurde an unserem Gartenhaus von den wohl dort überraschten Einbrechern erschlagen, vermutlich mit meinem Spaten und auch der Hund wurde niedergeschlagen und ob er das überlebt, ist ungewiss.“

Zunächst war es still, ganz still und dann begannen sie, Herr Wolter, der Werkstattmeister zuerst und sie sprachen Opa und mir, sichtlich geschockt, ihre Anteilnahme aus, bevor sie mit hängenden Köpfen zurück an ihre Arbeit gingen.

Zu Herrn Wolter sagte Opa: „Klaus, die Arbeiten, die für Morgen angenommen sind, müsst ihr ohne Boris und mich erledigen. Wenn einer der Leute, die kommen wollten, jetzt lieber zu Hause bleiben will, dann ist das OK. Der große John Deere von dem Schuster, der sollte auf jeden Fall morgen fertig werden, der geht am Montag zum TÜV.“

Wir gingen zurück, blieben in Frau Sanders Büro und warteten darauf, ebenfalls vernommen zu werden. Ich rief nun zuerst Sergej und dann Mama an, löste Entsetzen und Trauer aus und bat Mama eindringlich darum, Papa das Auto fahren zu lassen oder ein Taxi zu nehmen.

Zwei Stunden später waren wir alle bei Opa, die ganze Familie und Anke auch. Vanessa klammerte sich seit ihrem Eintreffen fest an mich, ließ mich keine Sekunde los, weinte ab und zu und auch uns kamen immer wieder die Tränen. Mama hatte Opa im Arm und meine Schwestern saßen, dicht an Papa gedrückt, der je einen Arm um Marianne und Barbara gelegt hatte.

Philipp, Samstag, 05.03. 2011, 11:50 Uhr, mit Maxi am Tisch, auf das Essen wartend.

Bereits vor einer halben Stunde waren wir nach der anstrengenden KG mit viel Schweiß zusammen unter der Dusche und es wird eigentlich jedes Mal besser und intimer mit uns beiden. Wir küssen jetzt auch immer lang und sehr feucht, bevor wir uns den steifen Teilen unserer jungen und schlanken Körper zuwenden.

Es ist sehr intim, unser ganzes Verhalten und Rüdiger, der immer noch mindestens zweimal am Tag bei uns erscheint, hat unsere Zweisamkeit längst durchschaut und gestern hat er in Maxis Schublade 3 Kondome hinterlegt, was ja wohl deutlich macht, das er vermutet, dass wir mehr für einander empfinden, als normale Freundschaft ausmacht.

Der Zettel mit der Aufschrift: „Ihr könnt mich alles fragen.“ räumte letzte Zweifel aus, das er unsere Aktivitäten ahnte und vermutete. Dass mir das eigentlich deutlich weniger ausmachte, als es eigentlich sollte, wunderte mich schon ein wenig, aber ihm gegenüber hatte ich, von anfänglicher Scheu abgesehen, eigentlich nur gute Gefühle.

Nach den Erkenntnissen der letzten Tage hatte ich ihn schon einige Male in meiner Fantasie ausgezogen und an seinem, vermutlich deutlich größeren Pillemann gespielt. Das mich das erregte, brauche ich wohl nicht besonders zu betonen und das er so viel älter war, als ich, machte es irgendwie interessanter, auch und obwohl es mir schon klar war, das ich, genau so, wie Maxi, für ihn tabu war.

Der Film im Kopfkino war schon heftig, aber das war ja alles, was mit dem Sex zu tun hat, für mich. Die Zeit hier in der Klinik hat mich von Grund auf verändert, hat mein Verhältnis zur Religion, aber auch zur Sexualität und hier wohl zur homosexuellen Liebe grundlegend beeinflusst und mich freier, viel freier werden lassen.

Das es wie ein Crash-Kurs ablief, praktisch von absolut unerfahren und verklemmt zu aufgeklärt und auch aktiv, geht zum großen Teil auf Maxi, sein Wissen und auch auf seine Ausstrahlung und deren Wirkung auf mich zurück. Maxis Blicke auf Rüdiger sind wohl ähnlich motiviert wie es meine sind. Ich muss jetzt grinsen.

„Meinst du, das er einen großen Schwanz hat?“ fragte ich jetzt Maxi und schau ihm ins Gesicht. „Rüdiger? Bestimmt hat der ein geiles Gerät in der Hose“, sagte der und grinst dabei.

Das bestätigt mir, das er manchmal wohl ähnliche Gedanken hatte, wie ich auch.

„Er ist groß, muskulös und er trägt weite Hosen“, sagte Maxi weiter, „bei einer engeren Hose könnte man bestimmt mehr sehen, als es jetzt der Fall ist.

Wir dürfen ihn aber nicht in Verlegenheit bringen, es wäre schlecht für ihn, wenn irgendwas wäre und er würde wohl raus fliegen und bestraft werden oben drein. Rüdiger ist so ein toller Typ und wenn ich ihn mir nackig vorstelle, krieg ich eine Latte.“

Er grinste dabei.

„Er hat wohl gemerkt, das alles in und an uns wieder erwacht ist und wir wohl auch jetzt wissen, das alles zu zwei für uns besser ist, als es sich allein anfühlt. Er meint wohl, das es zu noch mehr kommen könnte, aber ganz ehrlich, das würde mir dann doch bei unserer Trennung das Herz brechen.

Ich bin schon verknallt in dich, will aber das Letzte, also ficken, im Angesicht einer baldigen Trennung, nicht, weil es mir wahrscheinlich so gut gefallen würde, weil dann mein Herz endgültig mit deinem verschmilzt und bei der unausweichlichen Trennung wohl auch brechen würde.“

Seine Augen glänzten plötzlich ganz feucht.

„Mir geht es wohl genauso, Maxi“, sagte ich, „auch ich bin wohl schon ein bisschen verknallt und will nach her nicht leiden, obwohl ich dich schon sehr vermissen werde“, sage ich leise.

Nun kommt er, der, dessen Schwanz soeben noch Gegenstand unserer Fantasie war und er bringt das Essen, gut gelaunt wie immer.

„Danke für die Lümmeltüten“, sagt Maxi mit roten Backen.

Rüdiger grinst uns nacheinander an.

„Für alle Fälle, hab ich gedacht“, sagt er.

„Nimm sie bitte wieder mit“, fährt Maxi fort, „die Trennung vor Augen, wollen wir uns nicht total ineinander verlieben und das würde wohl passieren, wenn wir das miteinander täten. Das klingt jetzt Mega vernünftig, ich weiß, aber es ist so schon schwer genug für uns beide, es würde uns wohl beiden das Herz brechen. Wir werden in enger Verbindung bleiben und wenn es hält bis zum achtzehnten Geburtstag, dann werden wir, egal wie auch immer, zusammen kommen und dann… mal sehen. Wenn wir aber vorher ein neues Herzblatt finden, werden wir uns das mitteilen und uns gegenseitig Glück wünschen.“

„So viel Vernunft in so jungen Köpfen“, sagt Rüdiger und grinst.

„Hast du einen Freund, oder bist du nicht schwul?“, frag ich jetzt einfach mal.

„Seit gut zwei Jahren habe ich meinen Dennis jetzt und wir sind sehr glücklich“, sagt er.

„Seine Eltern unterstützen uns, wo sie können. Mein Vater ist auch OK, war anfangs nicht begeistert, meine Mama ist nicht mehr bei uns, lebt in Südfrankreich und fragt nicht nach uns. Ich habe noch eine Schwester, sie ist verheiratet und hat zwei Kinder, zwei Jungs, sieben und neun, sie wohnen in Braunschweig und haben auch kein Problem mit dem schwulen Onkel, wobei die Jungs wohl noch nicht so richtig wissen, was genau Schwul jetzt wirklich bedeutet.“

Jetzt macht er wieder los, lässt uns allein und die Kondome, die holt er auch wieder mit.  Das wäre ja dann auch geklärt, denk ich und bin zufrieden, das wir uns darüber ausgesprochen haben.

Um 14:00 Uhr kommt…….Mama, was ist denn jetzt passiert, das sie doch noch mal hier her kommt, damit habe ich jetzt echt nicht gerechnet und ein komisches Gefühl schleicht sich in meinen Bauch.

Maxi macht direkt die Fliege, ins Bad und Mama stellt sich ans Fußende des Bettes und fixiert mich mit einem, ja ich weiß nicht so genau, was das für ein Blick ist. Mein Blick geht automatisch zur Klingel, dann in ihr Gesicht

„Ich habe zu Hause deine Sachen eingepackt und werde es am Montag zu deiner Tante schicken. Da du ja nicht mehr zu uns nach Hause willst, ist das die beste Lösung. Dein Sparbuch, Papiere wie Kinderausweis, Geburtsurkunde, Zeugnisse und Impfausweis, das ist alles in einer Dokumentenmappe, auch das Kärtchen der Krankenversicherung. Sollte noch was fehlen, kannst du ja Gernot anrufen oder schreiben, dann schicken wir es dort hin.

Das es mal so endet, das konnte ich nicht wissen, aber wenn ich es gewusst hätte, wärest du jetzt nicht auf dem Weg zur Hölle sondern bei Opa im Himmel.“

WAS… Was war das jetzt!!!!! Boah…, mir stockt der Atem, mein Blutdruck steigt und es tut sehr weh, solch einen Spruch zu hören, ist die jetzt total bescheuert?

Die Badtür fliegt auf, Maxi, der wohl  gelauscht hat, stürmt ins Zimmer, sein Gesicht ist rot und dann sagt, nein, er beginnt zu schreien.

„RAUS, RAUS HIER, ABER GANZ SCHNELL UND KOMM NICHT WIEDER. DU WOLLST EINE MUTTER SEIN… EINE MUTTER?? DU BIST KEINE MUTTER SONDERN EIN MONSTER! DU WIRST IN DER HÖLLE SCHMOREN UND NICHT PHILLIP! RAUS!“

Er drückt die Klingel, Dauerklingeln und es dauert keine Minute, bis Rüdiger und die Stationsschwester ins Zimmer gestürzt kommen. Mir schießen die Tränen aus den Augen, sie hätte mich echt drauf gehen lassen, meine eigene Mutter.

Mit drei kurzen Sätzen erklärt Maxi, das sie mir gerade den Tod gewünscht hat und wieder ist es Rüdiger, der sie sehr unsanft beim Arm nimmt und nach draußen entsorgt.

„Sie haben ab sofort Hausverbot“, sagt die Stationsschwester und nimmt dann mein Handgelenk, fühlt meinen Puls.

Als Rüdiger zurück kommt, ist der Doktor bei ihm und der hat wieder das Blutdruckmessgerät dabei. Er will nun von mir wissen, was sie jetzt wieder gesagt hat und ich erzähle alles. Dieses Mal habe ich es besser weg gesteckt, brauche trotz Tränen heute keine Spritze. Maxi hat wieder toll reagiert, jetzt habe ich hoffentlich endlich Ruhe vor ihr.

„Am Montag“, sagt jetzt der Arzt, „gleich morgens vor dem Frühstück, beginnen wir mit der großen Abschlussuntersuchung. Blut und Urin, nüchtern, Stuhlprobe und alles. Dieses Mal kommt dann auch noch eine Spermaprobe dazu, Rüdiger wird es euch dann näher erklären, falls ihr nicht genau wisst, wie das geht.“ 

Maxi grinst mit roten Backen:

„Das dürfte wohl das kleinste Problem werden.“

„Wenn am Dienstag, spätestens aber Mittwoch, die gesamten Ergebnisse vorliegen, legen wir, falls alles gut ist, euren Entlassungstermin fest. Du, Philipp, musst dann im Vorfeld regeln, das deine Verwandtschaft deine Abholung mit einplant“, sagt der Doktor, nun auch grinsend, aber ohne näher auf Maxis Spruch über das „kleinste Problem“ ein zu gehen.

Fünf Minuten später sind wir allein. Um 15:30 Uhr kommt seine Mutter mit seinem Bruder zu Besuch. Die sind wie immer gut drauf, freuen sich, dass es uns gut geht und haben für uns je einen Fruchteisbecher mit gebracht.

Den löffeln wir jetzt aus und hören dabei zu, was sie über die Familie zu berichten haben. So geht Besuch, finde ich. Später werde ich alles, was heute war, an Noah mailen, sie sollen wissen, dass ich es nur Gernot verdanke, dass ich überhaupt noch lebe.

Dass sie das jetzt hier tatsächlich zu gegeben hat, trifft mich schon sehr und das muss ich wohl erst mal verarbeiten, dass sie mich hätte einfach kaputt gehen lassen. Das ist krank, sehr krank, finde ich und sie, diese Frau, steht diesem bekloppten Abraham aus dem Alten Testament, der auf Gottes Willen hin seinen eigenen Sohn als Blutopfer umbringen wollte, in nichts nach.

Wenn es noch eines Anstoßes bedurft hätte, diesen Holy Shit nicht mehr zu glauben, dann wäre es dieses Eingeständnis gewesen, mich einfach an dieser Krankheit krepieren zu lassen und es dann mit dem Willen ihres Gottes zu rechtfertigen. Wie krank ist denn das hier, man.

„Mit der und deinem Opa hast du ja voll in die Scheiße gegriffen“, sagt Maxi, als wir zusammen am Tisch sitzen und das Abendbrot verzehren.

„Ich muss dich nach her unter der Dusche wohl erst mal wieder ein wenig aufmuntern“, fügt er, verschmitzt grinsend hinzu und der Gedanke weckt Vorfreude in mir, was er dann auch gleich mit der Hand unter dem Tisch nach kontrolliert.

Sergej, Samstag 05.03.2011, 23:00 Uhr am Abend, im Hotelzimmer, fertig für die Nacht, bereits auf dem Bett liegend.

So langsam kommt das halbwegs klare Denken zurück, verschwindet das ständige Bedürfnis, zu weinen, mich an Jerome fest zu klammern, der jetzt nach dem Zähne putzen aus dem Bad kommt. Seit gestern Morgen die schreckliche Nachricht kam, habe ich nichts außer Kaffee in mich hinein geschüttet, nichts gegessen und auch nicht geschlafen, einfach nur gelitten.

Es ist alles so unbegreiflich, Oma, dieser liebe und gütige Mensch, mit dem ich so viele schöne Stunden meiner Kindheit und Jugend verbracht habe, bevor meine Ausbildung in Bremerhaven begann.

Nun ist sie tot, erschlagen, von irgend so einer verkommenen Kreatur, für ein paar wertlose Beutestücke wie ein kleiner Fernseher und ein gebrauchtes Radio mit Kassettendeck, einer Bohrmaschine. Es ist eine sinnlose Tat und es stellt sich mir so dar, dass es der Täter nur gemacht hat, um keine Augenzeugen zu hinterlassen.

Unsere ganze Familie ist zutiefst schockiert, hatte seit heute Mittag um 14:00 Uhr dann auch  Beistand vom Polizeipsychologen bekommen und nach dem ersten. Entsetzen ist nun tiefe Trauer und auch Ratlosigkeit eingekehrt.

Ein Beamter der Kripo war auch am Nachmittag im Haus, hatte noch ein paar Fragen an Opa, ist dann auch mit Opa, Boris und Anke hinaus gelaufen zum Tatort, an dem Opa dann mit Boris feststellen sollte, was nun genau gestohlen wurde.

Das war für die drei ein schwerer Gang, den Ort auf zu suchen, an dem es geschehen ist. Anke zeigte dann dem Beamten auch die Stelle, an dem dieses blaue Auto gestanden hat, als sie das Video mit dem Smartphone gemacht hat.

In der Straße haben sie dann noch Polizeibeamte gesehen, die wohl bei den Anwohnern nachgefragt haben, ob sie vielleicht etwas Auffälliges beobachtet haben. Mein Schatz, jetzt auch im Bett, nach dem er Max und Moritz ausgezogen hat, zieht mich zu sich heran, deckt uns zu und legt den Arm um mich.

Er ist mein Fels in der Brandung, er gibt mir Trost und das Gefühl, nicht einfach ins Bodenlose zu fallen. Er hilft mir, ohne viel Worte, gibt mir Halt und auch Kraft, die nächsten Tage zu überstehen. Wir wissen nach wie vor nicht genau, wie alles da draußen am Garten abgelaufen ist.

Auch der Nachbar, der Oma und Flipp gefunden hat, konnte ja nichts zum Tathergang sagen, als er heute Nachmittag bei Opa war, um ihm sein Mitgefühl auszusprechen. Einige Nachbarn waren gekommen, nachdem sich die Nachricht über das feige Verbrechen und Omas Tod wie ein Lauffeuer in der Siedlung hier verbreitet hatte. Auch Ankes Vater machte einen Kondolenzbesuch bei Opa. Anke war fast den ganzen Tag bei Boris und tröstete ihn in ähnlicher Weise, wie es Jerome bei mir tut.

Mit Lis und Carl August haben wir geskypt, bevor wir vom Hotel aus mit Martin zu Opas Haus gefahren sind. Sie, meine ich sag jetzt mal, Schwiegereltern in Spe, kommen am Montag mit Kai und der Protzkiste, bringen die Kinder mit und auch Frau Jensen.

Carl August hat eine Suite gebucht und für Kai ein Zimmer. Sie wollen ihre Verbundenheit zeigen, wollen Trost und auch etwas Ablenkung bringen, die wohl allein schon durch die Anwesenheit der Babys stattfinden wird.

Um 13:30 Uhr rief dann der Meister aus der Werkstatt an, um Opa zu sagen, dass alles, was zu machen war, fertig geworden ist. Irgendwann kam dann auch mein Papa mit den zwei Mädchen vom Einkaufen in Dresden zurück.

Papa hat Montag früh den Interregio nach Hamburg genommen, kommt aber spät am Abend nach Dresden zurück. Für die Mädels ist ja dann auch Schule angesagt und Opa und Boris werden wohl zur Arbeit in die Firma gehen.

Ole und Frank werden uns zwei, für Montag und Dienstag zunächst mal, in der Uni entschuldigen. Da das erste Semester dem Ende zugeht, sind auch noch einige Klausuren zu erwarten, so dass wir zunächst mal nicht länger hier bleiben können.

Da zuerst eine Obduktion stattfindet, ist ein Beisetzungstermin nach der Feuerbestattung noch nicht absehbar, das heißt, wir erfahren das alles erst später. Jerome will zu den 10.000 Euro, die Opa ausgesetzt hat, weitere 15.000 Euro an Belohnung aussetzen, um diese feigen Mörder zu ergreifen. Seine Wärme zu spüren, beruhigt mich und so falle ich dann doch in einen unruhigen Schlaf.

Noah, Sonntag, 06.03.2011, 8:30 Uhr morgens im Zimmer am Schreibtisch.

Mein Schatz hat frei heute, schläft noch fest und um 9 Uhr werde ich mal ein paar nette Weckgriffe an ihm ausprobieren und ihn dann, nur mit einem geilen Jock bekleidet, zum Poppen unter die Dusche oder, wenn er das lieber möchte, in die Wanne locken.

Zuerst muss ich aber mal Philipps E-Mail verdauen, die er wohl gestern Abend geschickt und die ich gerade gelesen habe. Es fällt mir schwer, das alles, was er in letzter Zeit und erst recht das, was er gestern geschrieben hat, zu begreifen.

Meine Mutter war immer für mich da, hätte alles für mich getan und wäre, davon bin ich überzeugt, gestorben, wenn sie damit mein Leben hätte retten können.

Seine Mutter hat es wohl gestern bei einem Besuch bedauert, dass er noch lebt, das er, da er sich ihrer verkorksten Meinung nach auf dem direkten Weg in die Hölle befindet und deswegen besser seinem Opa hinterher gestorben wäre, um so in das Paradies einzugehen.

Mit dreizehn Jahren, an der Schwelle zum Erwachsen werden, sähe seine Mutter ihn lieber tot, wie krank ist denn diese bescheuerte Alte? Sich so etwas von seiner Mutter sagen zu lassen, das wird nicht spurlos an Philipp vorüber gehen.

Ich weiß, wie das bei Enrico war, diese oft sehr gemeinen Verbalattacken seines Vaters, das hat Rico auch sehr weh getan und erst, seit sich das Verhältnis zu seinem Papa normalisiert hat, denkt er nicht mehr an diese dummen Sprüche zurück.

Sein Vater hatte ja wohl mal gesagt, dass er Rico, wenn er gewusst hätte, das er mal schwul sein wird, im Tiber ersäuft hätte. Das war wohl das Schlimmste, was mein heiß geliebter Hase von seinem Vater hat hören müssen.

Ich werde Mama und Papa die E-Mail später vorlesen. Mama hat gestern Abend gesagt, das wir heute einen Brunch machen, ab 10:30 Uhr und dass Oma auch dazu kommt. Das machen wir öfter mal, das gefällt uns und wir haben den Sonntagmorgen ganz für uns.

Auf Grund der schlimmen Ereignisse in Radebeul, Sergej und Jerome sind ja am Freitag noch dorthin gefahren, hat Ole in Absprache mit Alwin auch das Training bis zunächst mal Dienstag, abgesagt. Es war für alle, die meisten von uns kannten ja die Oma von Sergej, schon ein Schock und unsere Gedanken waren oft bei Sergej und seiner Familie.

Etwas Neues, hat Papa gestern Abend gesagt, hat sich bisher nicht ergeben, es wird halt gefahndet, nach einem verdächtigen Auto und es wird im Umfeld zum Tatort ermittelt und Personenbefragungen durchgeführt. Die Familie wird psychologisch betreut und wann die Beisetzung stattfindet, ist unklar, hängt wohl von der Kripo ab und wir werden da wohl zeitig Bescheid bekommen.

Wenn es irgendwie geht, werden wir wohl alle dorthin fahren, darum dürfte sich dann auch Onkel Carl August kümmern, denk ich. Der, Tante Lis und die Babys werden mit Frau Jensen und Kai wohl morgen, in der Frühe nach Radebeul fahren, hat Papa gestern Abend ebenfalls gesagt und auch, das Sergej und Jerome zunächst am Dienstag von dort zurück kommen werden, weil sie ja wieder zur Uni müssen.

Kevin hatte ja am Freitag seine Zwischenprüfung und die hat er einmal mit „sehr gut“, zweimal mit „gut“ und in Sozialkunde mit „befriedigend“ doch recht ordentlich gemacht. Die Eins hat er in der Fachtheorie, also im wichtigsten Bereich und er war schon ein bisschen stolz auf seine Leistung, obwohl diese in dem Schock um den Mord an der Oma von Sergej schlicht und einfach unter gegangen ist.

Mir hat er das gestern bei einem Anruf erzählt, den er in erster Linie machte, um uns für heute Abend zu einem fetten Hähnchen und Pommes rot-weiß in Markus Meinles und Alex Brunners gemeinsame Stammkneipe ein zu laden.

Robin und Roland hat er auch eingeladen und so werden wir uns dort um 19:00 Uhr treffen und essen und wohl auch das ein oder andere Bier zu uns nehmen. Gestern, bei Scarlottis gab es viel Arbeit in der Küche, da wir aber mittlerweile ein gutes Team bilden und auch Paolo und Natascha im Service immer helfen, wenn es eine etwas größere Feierlichkeit ist, hat sich auch die Nachfrage deutlich verbessert und sein Papa hat schon die ein oder andere Absage aussprechen müssen, weil der gewünschte Termin bereits besetzt war.

Kevin und Wolfi kommen heute Abend von Kai aus dorthin zu Peters Hähnchenbude, wie sie von Markus Meinle immer genannt wird. Vor her sollen sie wohl auch noch bei Remmers reinschauen, die dem Kleinen zu seiner Prüfung gratulieren wollen, bevor diese dann an Montag zu ihrem Kondolenz- und Unterstützungsbesuch nach Radebeul aufbrechen werden.

Ole brachte das mit der Zwischenprüfung dann aber als Neuigkeit am Samstagmorgen auf bewährtem Weg den anderen nahe und kurz darauf kam ein sehr positives Feedback von Kai und vor allem von Carl August und Tante Lis. Auch Martin meldete sich dann aus Radebeul und gratulierte Kevin, allerdings ohne etwas zu dem grausigen Verbrechen an der Oma zu erzählen. Richtig gefeiert wird das dann wohl auch erst mit Roland und Robins Rollerführerschein und vor allem Kevins achtzehnten Geburtstag, der ja auch rasant näher kommt und der in dann auch in die Lage versetzt, ohne eine Begleitperson Auto fahren zu dürfen. Ob und was er sich dann als Auto kauft, hat er bisher nicht kund getan, ich denke, das wird dann auch bald sein.

Die E-Mail von Philipp drucke ich jetzt aus, rolle mit dem Stuhl zum Bett und fühle, unter der Decke, ob der Zeiger der von Natur aus allen Jungs gegebene Zeiger der Sonnenuhr steht oder ob diese Uhr zunächst mal aufgezogen werden muss, alles weitere wird sich dann schon ergeben, denk ich.

Robin, Sonntag, 06.03.2011, Mittags um 13:30 Uhr bei Körners am Torfplatz, bereit mit Roland zu einer Radtour zum Campingplatz, dorthin, wo ihr erstes Date mit Picknick war.

Wir fahren jetzt los, mein Schatz und ich, zum Spadener See, zu ihrem Wohnwagen. Einmal, um dort nach dem Rechten zu sehen, zum Anderen aber auch, um das heute und gestern ausgefallene Training zu ersetzen und das gute Essen von seiner Mutter zu verdauen.

Es ist trocken, ein wenig scheint ab und an die Sonne bei etwa acht bis zehn Grad Celsius und ein leichter Wind weht aus westlicher Richtung, schiebt ein wenig von hinten, während wir auf dem Weg parallel zur Autobahn auf die Geeste zufahren, die sich drehenden Windräder vor Augen.

Auf dem Campingplatz angekommen, sind wir auch gleich bei ihrem Wohnwagen, der im Bereich für Dauercamper steht und dort auch fest mit dem Stromnetz verbunden ist. Roland erzählt mir beim Aufschließen der unter einem fest montierten Vordach liegenden Eingangstür, das der jetzige Wagen knapp vier Jahre alt ist und das sie, als er zwölf war, das Vorgängermodell im Alter von fünfzehn Jahren entsorgt haben, weil dieser halt reif für den Schrottplatz war.

Nach einem üblen Einbruch war eine aufwendige Reparatur nicht mehr sinnvoll und da auch die Versicherung einen Teil zahlte, haben sie den Neuen gekauft. Es ist ein Fendt „Brilliant“, mit einer Aufbaulänge von über acht Metern bei zwei Meter fünfzig Breite und mit vier, relativ großen und auch bequemen Schlafplätzen und auch sonst einigem Comfort.

Eine aufwendige Tandemachse gibt ihm, wenn er denn hinter einem Auto hängt, gute Fahreigenschaften, obwohl eben nur, wenn mit ihm gefahren wird. Dieser hier hatte den Platz am See bisher noch nicht verlassen, erzählte Roland mir, in der Zeit, in der er mir die Ausstattung und den Comfort im Innenraum zeigte und erklärte.

In diesem doch sehr geräumigen Gerät konnte man sich schon wohlfühlen, konnte kochen, duschen und bestimmt auch gut schlafen und was man sonst noch so in Betten mit einander anstellte. Das die Wände nicht so dick sind, musste man bei sexuellen Aktivitäten im Auge behalten, gerade im Sommer, wenn hier voll der Betrieb ist und der nächste Wagen gerade mal zehn Meter links und auch rechts vom eigenen Caravan stehen. Wie dann die Nachbarn damit umgingen, das keiner der Akteure Titten hatte, darüber wollte ich jetzt nicht unbedingt nachdenken.

Roland hatte auch dieses Mal einen Rucksack dabei. aber es waren zwei Flaschen alkoholfreies Weizenbier und drei verschiedene Dosen mit Pringle Chips, die er auf den Tisch stellte und nach dem er zwei Weizengläser heraus geholt hatte aus dem Schrank, schenkte er gekonnt und ohne zu kleckern das Bier ein.

Wir redeten über alles Mögliche, unsere Roller, den Führerschein und auch über unsere Freunde, welche wir besonders mögen und auch warum. Auch über das schlimme Ereignis vom Freitag in Radebeul und von der Entwicklung im Verhältnis zu seinem Opa, der sich wohl langsam an unsere Zweisamkeit zu gewöhnen schien, was auch auf die Erklärungen seines langjährigen Freundes und Kollegen zurück führen ließ.

Irgendwann landen wir auf einem der Betten, wo wir, bekleidet und Sex frei schmusen und küssten und trotzdem wir beide hart sind, bleiben die Hosen an. Mehr wird es erst heute Abend geben und mal ohne Sex zu kuscheln, das hat auch was. Jedenfalls sind wir uns ganz nah, ohne viele Worte, aber damit um so viel mehr Gefühl. Ich liebe ihn ganz doll und das gleiche Gefühl vermittelt er mir. Wir sind wohl beide ganz froh und glücklich, dass wir uns gefunden haben

Um 15:30 Uhr gehen wir beide dann einmal rund um den See. Viele Leute sehen wir nicht dabei, das wird in zwei Monaten wohl anders sein hier, wenn das Wetter besser ist. Nach Rückkehr zum Wohnwagen machen wir uns dann auf den Heimweg zum Torfplatz.

Von dort werden wir gegen Abend, vor 19:00 Uhr mit Kevin, Wolfi und auch Noah und Enrico zu Peters Hähnchenkneipe, fahren. Ria wird uns hinbringen. Enrico fährt uns dann später nach dem Essen zurück zu Roland nach Hause, wo wir über Nacht bleiben werden und von dort aus mit Ria Morgen früh zur Schule fahren. Enrico und Noah, hat Rico gesagt, bleiben dann in der Wohnung der Zwillinge bis zum Montagmorgen.

Mama und der Kapitän werden heute Abend, er ist seit gestern zurück, ausgehen und dann bestimmt noch ein wenig das Wiedersehen im Bett feiern und dabei sollen sie ihre Ruhe haben… sturmfrei. Dass meine Mama nun mit dem Kapitän fest zusammen ist, freut mich für beide, vor allem für Mama, die fast sechzehn Jahre auf so viel verzichten musste.

Das ist jetzt endlich vorbei und das gefällt ihr sehr und Chris und mir natürlich noch mehr. Nach her wird Ria uns zu der Hähnchenkneipe nach Bremen fahren. Da man dort auch Hähnchen zum Mitnehmen bekommt, gibt es bei dem Rest der Körnerfamilie heute Abend auch Hähnchen.

Pommes macht seine Mama aber selber, denn bis Ria zu Hause ist damit, sind die Pommes ganz labberig und schmecken nicht mehr. Ich freue mich auf den Abend mit Kevin, Wolfi, Enrico und Noah und natürlich mit meinem Roland.

Carl August, Montag, 07.03.2011, 19:30 Uhr, im Hotel in Radebeul

Mit dem Bentley sind wir, Lis, die Zwillinge, sowie Frau Jensen und Kai heute Morgen bei Zeiten in Bremerhaven aufgebrochen um hier nach Radebeul zu fahren. Kai hat uns dann zunächst zum Hotel gebracht, wo wir unsere Suite und Kai sein Zimmer bezogen haben.

Die Suite ist so groß, dass Frau Jensen hier bei den Zwillingen im Zimmer schlafen kann. Die in einem Reisebettchen schlafen werden. Im Auto haben beide in ihrer Babyschale fest geschlafen.

Nach unserem Eintreffen wurden sie zunächst frisch gemacht, bekamen jeder ein Fläschchen und dann für die Zeit, in der wir Erwachsenen was essen waren im Restaurant unten, haben sie noch ein wenig gepennt.

Das Babyphon dabei, konnten wir ungestört essen und gegen 14:30 Uhr sind wir dann zum Haus von Sergejs Opa gefahren. Es war kein leichter Gang dorthin, nach dem so etwas Schreckliches geschehen war und so sprachen wir zunächst mal allen, dem Opa zuerst, unsere Anteilnahme aus und ich bot natürlich unsere Hilfe an, wann und wie sie benötigt werden sollte.

Wie von Lis voraus gesagt, lenkte die Anwesenheit der Zwillinge zumindest kurzfristig von den Gedanken an die Oma und ihr ach so schlimmes Ende ab. Boris und Anke gingen dann mit Frau Jensen und den drei Mädels von Waltraud mit den Kleinen eine Zeit lang spazieren.

Sergej und Jerome gingen auch mit, vor allem, weil Vanessa das gern wollte. Erst langsam kam ein Gespräch in Gang und wir erfuhren, das Zoran heute wieder zur Arbeit musste und das auch der Opa und Boris heute Morgen für ein paar Stunden im Betrieb waren und erst um 13:00 Uhr wieder gekommen sind, wohl auch wegen uns.

Kai und Martin sind draußen, räumen die Autos um. Wir werden den Achter nehmen, weil der halt hinter der normalen Rückbank Platz und auch die Vorrichtung für die Zwillingsbabyschale hat. Im Bentley, auf dem Sofa hinten war das, auch mit den Gurten, nicht so ideal. Die zwei Jungs, Jerome und Sergej können dann Morgen mit Kai und der Protze nach Bremen zurück fahren, um Mittwoch wieder zur Uni zu gehen.

Zum Stand der Ermittlungen gibt es zurzeit keine Neuigkeiten und der Leichnam der Oma ist noch in der Gerichtsmedizin, der Hund wohl ebenso. Erst wenn die Obduktion beendet ist, erfahren die Leute hier, wann denn genau, wie zu Lebzeiten von der Oma gewünscht, die Einäscherung stattfinden kann. Erst dann kann auch der Termin zur endgültigen Beisetzung festgelegt werden. Das kann aber schon noch einige Tage dauern, hat der Opa gemeint.

Waltraud hat Kaffee gemacht und wohl heute Vormittag auch Kuchen gebacken. Sie deckt jetzt den Tisch im Esszimmer ein und als die Spaziergänger zurück sind, trinken wir zusammen Kaffee. Die Mädels fahren heute Abend mit Waltraud nach Dresden in die Tannenstraße, sollen von dort aus morgen wieder zur Schule gehen. Boris und auch Anke bleiben aber über Nacht beim Opa und gehen Morgen auch wieder zur Schule, bzw. zur Arbeit.

Ich halte das für gut, weil ich aus Erfahrung weiß, dass man sich mit Arbeit ein wenig von allem Übel ablenken und somit alles auch leichter ertragen kann. Das weiß ich noch aus der Zeit, als mein Vater so plötzlich verstarb. Mir hat die Arbeit und die Tatsache, ihn jetzt ersetzen zu müssen, sehr über den Schmerz hinweg geholfen. Martin und Kai sind mit den Autos fertig und trinken mit uns Kaffee. Ich sage zu Jerome, dass sie Morgen mit Kai im Bentley heim fahren werden und wir Martin und den Achter hier behalten werden. Später dann macht Lis die zwei Kleinen frisch und die Mädels schauen dabei zu. Alle sind von den Kleinen hin und weg und für eine gute Stunde sind alle so auf die Kinder fixiert und es kommt so was wie Normalität auf. Das tut allen bestimmt gut, etwas von dem schrecklichen Geschehen abgelenkt zu werden. Lis hat halt immer gute Ideen und es wird den Kindern auch nicht schaden, ein paar Tage, gut ver.- und umsorgt, von zu Hause fort zu sein.

Mike, Dienstag, 08.03.2011, 20:30 Uhr, im Wohnzimmer der WG, mit Sergej, Jerome und Dirk. Lex, Ralph, Kevin und Wolfi sind da, auch Ole und Frank.

Großes Trost- und Gruppenknuddeln auf der Wohnlandschaft. Wir sitzen und liegen um Sergej und Jerome herum, umarmen unsere Partner und vermitteln Sergej unsere tiefe Anteilnahme und versuchen, ihn zu trösten.

Nach dem Essen, gegen 19:00 Uhr sind Jerome und Sergej, mit Kai und der Protzkiste von Radebeul zurück gekommen und wir sind alle nach ein paar Umarmungen hier auf der Riesencouch gelandet.

Paul ist bei Rolf und die beiden kommen morgen zum Training her, Paul sehen wir vorher in der Uni. Paul fährt jetzt immer mit dem Kombi, schon im Hinblick auf seine Nebentätigkeit als Hallenwart der neuen Halle.

Jerome hat bei Sergejs Opa vor ihrer Abfahrt heute Mittag, einen Neuen bestellt, wieder einen Kombi, den gleichen und wieder in Rot. Den wollen sie dann mitbringen, wenn die Oma beigesetzt wird. Dann werden wir wohl alle dorthin fahren oder auch fliegen, hat Jerome gemeint. Noch weiß aber keiner, wann das sein wird und wie das abläuft.

Die Bauarbeiten gehen dem Ende zu. Mein Papa hat zurzeit acht Leute dort, vier innen beim verputzen und streichen und vier außen bei der Farbgestaltung. Das wird echt toll und über dem Eingang, an der Giebelwand wird es das Vereinslogo mit dem Flamingo geben, etwa fünf Meter hoch und das sieht bestimmt geil aus, wenn es dann fertig ist. Es ist jetzt schon alles sehr toll und es wird allen gefallen, davon bin ich überzeugt.

Die Farbgestaltung in den Räumen des Studios hat mein Papa mit Alwin besprochen, das wird auch toll und Wolfi soll für ein paar tolle Bilder sorgen. Wolfi will dann, das wir an den Geräten in der WG, nur leicht bekleidet mit Topp und Shorts, Übungen machen, die auch Muskeln zeigen und die auch ein bisschen Sexy rüber kommen sollen. Diese Bilder werden dann im Studio aufgehängt.

Bis jetzt will jeder auf so ein Bild und ich kann mir vorstellen, dass die Bilder manchem Betrachter ein wenig sabbern lassen werden. Ich habe den Vorschlag gemacht, dass in der Halle ja auch ein bisschen Bandenwerbung am Tribünen Geländer angebracht werden könnte.

Papa würde das machen, Gerry bestimmt auch, Alwins Studio und das Restaurant von Ullis Verlobten könnten dort werben und auch Wolfis Bildershop. Mal sehen, was Ole und die anderen davon halten. Wir trinken alle ein paar Bier zusammen, Kevin und Wolfi haben es aus der Küche geholt und ich denke, das hilft allen dabei, besser ein zu schlafen heute Abend.

So ein Ereignis wirft alles über den Haufen, finde ich und als nicht direkt Betroffener findet man kaum Worte des Trostes, keine gute Situation, aber leider nicht zu ändern. Das braucht Zeit, viel Zeit, bis es wieder einigermaßen normal läuft, man nicht ständig dran denken muss, was da passiert ist.

Natürlich fragt man sich dauernd, warum das jetzt ausgerechnet der Oma da passieren musste. Wir sind natürlich alle gespannt, ob und wann die Polizei Erfolg hat mit ihrer Fahndung und wer letztendlich für diese Bluttat verantwortlich ist. Ich denke, wir werden es erfahren.

Ich glaube, dass auch Jeromes Papa auf seine Art in die Ermittlungen eingreifen wird über seinen Kripofreund, aber auch über private Ermittler oder den Anwalt, der für Kevin da war.

Philipp, Mittwoch, 09.03.2011, Vormittags um 11:00 Uhr bei der KG unten in den Physioräumen der Klinik.

Froh, etwas verschwitzt und ganz munter machen wir unsere Übungen, die wir bald geschafft haben für heute. Bei der Visite wurden uns unsere Abschlussergebnisse mit geteilt, die bei uns beiden so gut waren, das einer Entlassung in der nächsten Woche zum Achtzehnten.

Das ist der Freitag, nichts mehr im Wege steht. Dann hat der Chefarzt gesagt, das er uns beide in einer Rehaklinik in Bad Gandersheim in Niedersachsen, der Paracelsiusklinik am See, angemeldet hat und das wir dort am Dienstag, den 22.03.2011 bis 14:00 Uhr anreisen müssen. Das liegt nicht besonders weit von Hildesheim weg, knapp fünfzig Kilometer vielleicht.

„Die haben ein spezielles Rehaprogramm für Leute in eurem Alter, die an Leukämie erkrankt waren“, sagt er dann, „ihr bekommt dort ein Doppelzimmer, ich hoffe, das ist OK für euch. Die Reha dauert erfahrungsgemäß vier, manchmal auch 5 Wochen und ein bisschen Unterricht bekommt ihr da auch.“

Dann gingen sie, Rüdiger grinste uns im Rausgehen zu und dann waren wir allein. Viel Zeit zum Reden blieb uns nicht, mussten wir doch hier nach unten zur Reha und während wir hart übten, ging uns das Gesagte, die Reha betreffend, durch den Kopf.

Noch fünf Wochen, zusammen in einem Zimmer, wir zwei Freunde auf der einen Seite, aber auch Angst, dass wir unsere Gefühle nicht unter Kontrolle halten können. Darüber werden wir später reden müssen und Noah muss ich informieren und Maxi seine Eltern auch.

Jetzt sind wir durch und werden hoch zum Duschen gehen und dann anschließend aufs Essen warten. Wasser sparend wie fast immer in der letzten Zeit duschen wir und beim Abreiben mit dem samtweichen Schaum geht nicht nur der Schweiß ab, etwas, das uns gut tut und gefällt.

So sauber gewaschen blasen wir uns noch gegenseitig, bis es zum zweiten Mal knallt und dann spülen wir uns sauber. Gut abgetrocknet, müde und entspannt und nur mit einer frischen Unterhose, beide mit von den Mamas gekauften Webboxern, gehen wir zurück ins Zimmer, ziehen einen frischen Jogginganzug an und warten aufs Essen.

Wir sind beide still, mit Gedanken, die Reha betreffend, beschäftigt und dann sagt Maxi: „Wir müssen alles auf uns zukommen lassen, mal sehen, wie es sich entwickelt.“

„Ich will aber nicht“, sag ich jetzt, „dass dein oder mein Herz dabei auf der Strecke bleibt.“

„Gefühle kann man nur schwer steuern“, sagt er, „wir können aber versuchen, es nicht über den Status „verknallt“ hinaus kommen zu lassen, auch wenn das nicht so einfach ist. Unsere Zweisamkeit hat eben von vorn herein im April, genauer am 19., ein Ablaufdatum und damit müssen wir klarkommen und das müssen wir immer im Auge behalten.“

Ob das so einfach funktioniert, wer weiß? Rüdiger kommt mit dem Essen und so wenden wir uns mal erst der Nahrungsaufnahme zu. Es gibt Nudeln, Makkaroni, mit Gulasch und Salat, ein Früchtejoghurt bildet den Nachtisch.

Nach dem Essen werde ich Noah die Neuigkeiten mit teilen, sie müssen mich ja dann hier abholen und auch dafür sorgen, dass ich in die Rehaklinik komme. Je früher sie alles wissen, umso besser ist es. Vielleicht sind ja die Sachen, die Mama dorthin schicken wollte, schon angekommen, ich werde Noah fragen, ob schon was angekommen ist und was.

Ich bin schon gespannt, ob sie alle meine Sachen dorthin geschickt hat.

Chris, Mittwoch, 09.03.2011, 17:30 Uhr mit Matze und den anderen beim Training, auf dem Rückweg von der neuen Halle.

Training ist wieder in zwei Gruppen, Alwin trainiert mit der zweiten Hälfte in der WG, während wir, nach dem Training dort, einen Lauf zur neuen Halle, dort vier Mal ums Gelände und nun eben zurück sind.

Gleich gibt es denn noch eine Sauna und ein wenig schwimmen, mehr so zum Spaß, als auf Leistung. Bald, hat Alwin heute gesagt, sind noch mal Prüfungen, an denen auch wieder einige von uns teil nehmen werden. Da geht es dann um Dan eins und für die, die eins schon haben, soll es dann Dan zwei werden.

Unsere Zeit hier in Bremen und Bremerhaven geht dem Ende zu. Am Freitag, den 1. April beginnt unser Studium in Hamburg und am Dienstag, den 29. März, am Vormittag, wollen wir rüber und endgültig einziehen.

Die Tage bis zum Freitag dienen der Ummeldung und der sonstigen Dinge, Post, Telefon und Internet, alles, was zu einem Umzug so fällig ist. Einräumen, Einkaufen und häuslich einrichten, das alles läuft dann. Für die Studenten hier in Bremen endet das Semester am 31. März und am 04. April geht das Neue los.

Mit dem Aufhängen von Wolfis Bildern sind wir so weit fertig. Erst zu Beginn der Sommerferien kommen die nächsten zwölf Schulen an die Reihe, hat Wolfi gesagt, dessen Bilder sich recht gut verkaufen. Diese werden dann von Paul und Rolf auf gehangen.

Im Hilton und auch in der Firma und letztlich auch übers Internet gehen jeden Monat fünf bis sieben Bilder weg, manchmal auch mehr und auch im Bekanntenkreis werden Bilder zum Verschenken oder zum Eigenbedarf gekauft.

In Gerrys Salon, aber auch in der Wohnung hängen insgesamt derzeit acht Bilder und Gerry will wohl noch vier Stück kaufen.

Für Wolfi ist das toll und das, obwohl er ja keinen Nebenverdienst mehr braucht, macht er das gern mit den Bildern. Ab und zu verschenkt er auch welche hier unter den Freunden, die ja bisher schon immer Sonderpreise bekamen.

Beim Training macht er jetzt Bilder von allen, wenn sie an den Geräten sind oder miteinander kämpfen. Die sollen später in der Halle und im Fitnessstudio auf gehängt werden, natürlich nur die Bilder von denen, die damit einverstanden sind.

Bald ist die neue Trainingsstätte fertig und zu ihrer Eröffnung werden wir auf jeden Fall her kommen. Das werden die Jungs wohl in die Osterferien, vom 16 bis 30. April legen, auf einen Samstag wohl und dann werden wir Freitag von Hamburg aus her fahren und dabei sein, mein Matze und ich.

Ole hat vorgeschlagen, eventuelle Neumitglieder ab dem ersten Mai in den Verein auf zu nehmen und dann ab dem Folgemonat Beitrag zu erheben. Darauf hat sich der Vorstand festgelegt und wir sind alle gespannt, was da so an Leuten auftaucht und Mitglied werden will bei den Flamingos.

Da bei Wegmanns ja nun alle schwer verliebt sind, achten wir alle darauf, das jedes Paar seine Freiräume hat, in denen sie ungestört sind und dann auch ein bisschen Spaß haben können, ohne dem Zwang zum Leise sein zu unterliegen.

Wir, Matze und ich sind über Nacht oft bei ihm und Robin ist oft bei Körners, so dass alle ausreichend Gelegenheit haben, sich zu lieben. Mama, da bin ich mir mit Robin einig, soll jetzt mal ein bisschen versäumtes und vermisstes nach holen können und dürfen und das der Kapitän da wohl der Richtige ist, das gefällt uns, Robin natürlich besonders. Mama wird wohl mit ihren fünfundvierzig Jahren wissen und deshalb auch aufpassen, dass es nicht zu einer Schwangerschaft kommt.

Das wird sie nicht wollen, schon allein aus der Angst heraus, wieder ein krankes Kind zu bekommen, bestimmt aber auch nicht, weil sie ja ihr ganzes Leben nur für ihre Kinder da war und jetzt selber auch mal an sich denken und einfach nur glücklich sein will.

Matzes Vater, der Professor, hat uns gesagt, dass er Matze pro Monat 500 Euro überweisen will und das uns die Wohnung nichts kostet, das regeln sie alles. Das ist natürlich schon toll und Mama und Robin wollen mir nun auch zusammen 500,- Euro zukommen lassen jeden Monat.

Ohne Wohnungskosten, der Strom wird auch von Matzes Eltern bezahlt, kommen wir mit 1000 Euro doch locker über die Runden. Da wir beide ja auch noch was Gespartes haben, für Sonderausgaben oder Notfälle, kann eigentlich nichts passieren, zumindest Geld mäßig nicht.

Dass es so kommt, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt und nach allem, was war, ist die Zukunft einfach nur geil.

Mein Wunschstudium, zusammen mit meinen Traummann, der mich liebt, so wie ich ihn, Robin gesund, verliebt und glücklich, genau so Mama, viele tolle Freunde und alles auf den Weg gebracht von Noahs Pimmel, den ich gewaschen habe und dabei eine Latte bekam.

Nach diesem, gut sichtbaren Outing wussten Noah und Rolf, das ich auch schwul war wie sie und Noahs Neugier, die ich geweckt hatte, war dann der Auslöser für die fantastischen Veränderungen im Leben der Familie Wegmann, die durch den Erfolg von Robins und Winstons PC- Spielen mit der Knete im siebenstelligen Bereich… unfassbar und einfach toll.

Die Zeit in den Staaten, in denen unsere auf dem Schiff voll entfachte Liebe tiefer und schöner wurde, in der Robin gesund wurde, keine einzelne Sekunde davon möchten wir missen. Diese gemeinsamen Erfahrungen haben uns fest miteinander verbunden und wir werden alles dafür tun, das es für immer so bleibt.

Ein neuer gemeinsamer Lebensabschnitt liegt nun vor uns und mit der starken Unterstützung unserer Familien werden wir es schaffen, unsere Studienziele zu erreichen.

Noah, Donnerstag, 10.03.2011, in der großen Pause, mit allen Freunden und Freundinnen, die hier zur Schule gehen.

Es ist trocken und erste Märzsonnenstrahlen haben uns hinaus gelockt und mit Pausenbroten und Getränken stehen wir auf unserem Platz unweit der Fahrradständer. Es werden Neuigkeiten ausgetauscht. Natascha hat kurz erzählt, dass Onkel Carl August, Lis und die Kinder morgen zurück kommen werden.

Dass Jerome einen zweiten Kombi gekauft hat bei Sergejs Opa, das haben wir ja schon am Dienstagabend gewusst. Ich erzähle kurz, was es Neues von Cousin Philipp zu berichten gibt und das er dann am 18. oder 19.03 aus der Klinik dort in Hildesheim abgeholt werden muss.

Auch dass er noch in eine Reha geht, erwähne ich, nach Bad Gandersheim, etwa 200 km von Bremen aus. Alwin sagt, dass in der übernächsten Woche, am 25. März, in Nordenham eine Prüfungsveranstaltung ist, zu der die meisten von uns gemeldet sind.

Er erzählt auch, dass Mike gesagt hat, dass die Arbeiten an der Halle zum 30. März abgeschlossen sein sollen. Was dann noch fehlt, sind die Arbeiten draußen auf dem Platz, wo noch diverse Parkflächen aufgemalt werden sollen, nach dem einige schadhafte Stellen in der alten Asphaltdecke repariert sind.

Ich glaube, dass sich alle freuen, wenn da alles fertig ist. Wir in der Abi-Klasse wollen uns diesen und nächsten Monat noch ein paarmal zusammensetzen und zusammen fürs Abi lernen. Da jeder seine Stärken und Schwächen hat, können wir uns gegenseitig helfen und unterstützen. Wir wollen auf jeden Fall, das alle durchkommen und das Abitur bekommen.

Heute Abend zu Hause wollen wir besprechen, wer nun den Phillip abholt und dann die Woche drauf in die Reha fährt.

Mama will nicht, dass er mit dem Zug alleine dort hin fährt.

Ich werde vorschlagen, dass Papa und ich ihn am Freitag mit dem Audi abholen und es reicht ja, wenn wir direkt nach der Schule los fahren. Enrico hat an dem Tag Mittagsschicht und das Wochenende auch. Bis er dann Feierabend hat, sind wir mit Philipp zurück von Hildesheim, das ca 160 km von Bremen fort ist.

Mehr als 1,5 Stunden werden wir nicht brauchen mit dem A6 und wenn Papa mit mir fährt, darf ich fahren. Natürlich sind alle gespannt auf den „kleinen“ Cousin, von dem sie ja schon einiges gehört haben.

Der soll aber erst mal in Ruhe ankommen und dann nach der Reha die anderen alle kennen lernen. Ob und wann wir dann alle mit Sergej zur Beisetzung der Oma fahren, das ist zur Zeit nicht absehbar.

Da sie obduziert wird, kann das alles schon dauern und keiner weiß momentan, wann es denn zur Beisetzung kommt. Einen Menschen auf so eine brutale Art zu verlieren, das ist schon heftig und eine große Wut auf diese feigen Täter kommt noch zur Trauer dazu.

Ob die Kripo schon eine heiße Spur hat, weiß hier bei uns keiner, Natascha sagt aber, das ihr Vater da schon versucht, was raus zu kriegen, wenn es denn was neues gibt. Onkel Carl August hat ja da so seine Möglichkeiten.

Armin und Denise sind nun an der Uni Bremen eingeschrieben, Armin in Elektro- und Informationstechnik, Denise in Inklusive Pädagogik und Sonderpädagogik, in dem Studiengang, in dem auch Wolfi studiert. Beide wollen dann auch die tollen Möglichkeiten der WG nutzen, was Ole ganz besonders freut.

Dirk hat BWL gewählt in Bremen und ich werde „Nachhaltige Energie und Umwelttechnologien“ studieren, das ist mit Enrico und Onkel Carl August abgesprochen, weil ich in diesem Bereich für den Konzern arbeiten kann. Ich hatte dem Onkel von Enricos Bedenken im Hinblick auf seine Arbeitszeiten als Koch erzählt und dann auch gesagt, das ich ja was mit Hotel und so studieren könnte.

Da hat er mich geknuddelt, weil mir mein Freund wichtiger wie mein Wunschstudium ist. Dann hat er gesagt, dass der Küchenchef der Kantine in ein paar Jahren in den Ruhestand wechselt und das dann Enrico das übernehmen kann, wenn er will. Dann hat er die fünf Tage Woche, wie ich ja dann auch und dann wäre doch alles Ok.

Das habe ich Rico dann so erzählt und es schien ihm zu gefallen. „Es ist zwar nicht die „Grande Cusine“, die da verlangt wird“, hat er gesagt, „aber die kann ich ja dann mit dir zusammen bei Papa kochen. Hauptsache ist doch, dass wir zusammen Zeit haben, für unsere Liebe, für unsere Freunde und vielleicht auch mal für unser Kind oder so, mal sehen, was das Leben bringt. Mit dir an meiner Seite rock ich alles.“

Danach hatten wir eine heiße Nacht und Mama hat morgens versucht, mit rosa Wangen vorwurfsvoll zu gucken, was ihr aber nicht so richtig gelingen wollte. Papa hat dazu gegrinst und zwar so, das mir klar wurde, das unsere Musik in der Nacht Stimulans für eigene, bestimmt auch sehr nette Ferkeleien gewesen sein muss. Ja, um es mit Torstens Worten zu sagen: „Poppen ist eben doch die schönste Zeit“. Das weiß er ja seit Natalie, der Gummibraut aus der Reha, die jetzt immer noch im Münsterland aktiv ist.

 

 

 

 

 

 

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2 Kommentare

    • Siegfried/derfla auf 29. Juni 2018 bei 21:26
    • Antworten

    Hallo “Niffnase”, das war wieder Klasse; vielen Dank. Hoffentlich geht es bald wieder weiter. Die letzte “Pause” war eine richtige Durststrecke.
    Ich hoffe, dass es Dir wieder besser geht uns wünsche Dir alles, alles Gute.

    Siegfried/derfla

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  1. Huhuu Hermann,

    Diese Fortsetzung zu lesen hat mir wieder viel Spaß gemacht, bin gespannt wie es weitergeht . Hoffe es geht dir wieder etwas besser.

    Viele liebe Grüße

    Andi

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