Eric Einarson – Der versprochen Mann – Tür 24

„He, du sollst doch die Hand nicht anstrengen“, meinte Alexander plötzlich und nahm Ari die Tasse aus der Hand, die Seite, die in der Schleife ruhte.

„Nicht schlimm und tut auch nicht weh“, meinte Ari lächelnd.

Ich hätte gerne gewusst, wie Ari zu der Sache stand, dachte aber im Augenblick wäre es unpassend, weiter darüber zu reden. Zudem hatte Ari sicher seine eigene Probleme.

„Ari, Alexander hat Recht! Ich kann mir denken, dass du ihm so gut helfen möchtest, wie du kannst, aber der Heilungsprozess geht vor!“

Ich zog meinen Ärmel hoch und hielt ihm meine Narbe entgegen.

„Ich habe mich nicht daran gehalten und weiter gearbeitet und das Resultat siehst du!“

Geschockt schaute Ari auf die Narbe und bekam glasige Augen.

„Ich weiß du willst Alexander nur helfen, aber es geht eben nicht. Aber ich denke, wenn du für ihn Kleinigkeiten tust, so wie jetzt dem Tee kochst, hilfst du ihm auch sehr.“

Kim nickte.

„Das sind Dinge, die ihn von der Arbeit abhalten…“

„Nach dem Tee fahr ich dich heim“, sagte Alexander und wischte sich durchs Gesicht.

„Aber ich möchte bei dir bleiben!“

„Du musst morgen wieder früh raus…, ich werde selbst danach … heim fahren! Es fehlt nur noch das Schlafzimmer… dann ist die Wohnung fertig und ich kann am Freitag einziehen.“

„… und wann kann ich einziehen“, kam es traurig von Ari.

Darauf konnte Alexander keine Antwort mehr geben, denn plötzlich zitterte der Boden unter unseren Füßen.

„Woah Leute…“, rutschte mir heraus und automatisch griff ich nach Kim.

Es war zwar nicht stark genug, um uns von den Füßen zu fegen, aber stärker, was ich bisher erlebt hatte. Es ging auch länger als sonst.

„Nicht gut“, meinte Kim.

„Wieso?“, fragte ich und langsam machte ich mir Sorgen.

„Du erinnerst dich an den letzten Ausbruch, wo der Luftraum über Europa gesperrt wurde?“, fragte Alexander.

Klar konnte ich mich erinnern, wo in England die Flughäfen gesperrt waren. Ich nickte ihm zu.

„Da hat es genauso angefangen.“

Erneut wackelte der Boden und man sah es auch an Aris Teetasse, die auf dem Tisch stand. Die Flüssigkeit bewegte sich von alleine hin und her.

„Aber sie sagten doch, es gibt nicht mehr zu befürchten, die unterirdischen Aktivtäten hätten abgenommen!“, sagte ich.

„Lass uns nach oben gehen, vielleicht kommt etwas in den Nachrichten“, meinte Kim.

*-*-*

Gebannt saß ich vor den Fernseher in meiner Wohnung. Die Bilder schockierten mich. Nicht weil dort die Lava heraus schoss, ich hatte schon einige Vulkanausbrüche in Berichtserstattungen gesehen. Nein, einfach weil es so dicht bei uns war.

Auch war es kein gewöhnlicher Ausbruch. Sonst sah man immer ein Berg, aus dessen Krater Lava floss. Dieses Mal war aber die Halbinsel in einem vier Kilometer langen Streifen aufgebrochen und dort schossen meterhohe Lavafontänen empor.

Das ganze wurde von immer wieder kehrenden Erdstößen begleitet, die deutlich zu spüren waren. Ich war wieder mit Kim alleine, nachdem sich Aris Mutter besorgt über sein Handy gemeldet hatte.

Daraufhin hatte ihn Alexander nach Hause gebracht. Es lief mir kalt den Rücken herunter, und schüttelte mich, waren wir doch erst vor kurzen genau an dieser Stelle, dort wo unser Fall, durch den Tod von Bjarki, ein jähes Ende gefunden hatte.

Bis jetzt war die Stadt Grindavik verschont geblieben, auch das nahegelegene geothermische Kraftwerk, aber das konnte sich schnell ändern.

„Also ich bin ehrlich…“, sagte Kim, als er mit zwei frischen Tassen Tee ins Wohnzimmer kam, „ich habe schon einige Vulkanausbrüche und Erdbeben in Island erleben dürfen, aber so etwas habe ich noch nicht gesehen!“

Ich hob meinen Kopf und nahm meinen Tee entgegen und Kim ließ sich neben mir nieder. Erneut wurden Bilder gezeigt und ich schüttelte den Kopf. Aus der Vogelperspektive sah das alles klein aus.

Man erkannte aber den langen Streifen, der sich über das Gebiet zog. Bilder vom groß angelegten Sperrstreifen wurden natürlich auch gebracht. Wie bei jedem Spektakel, waren auch hier genügend Schaulustige, die von den Kollegen abgehalten werden mussten, näher heran zu gehen.

Die Gefahr, der austretenden Lava und auch die giftigen Gase, die dabei entstanden, waren einfach zu gefährlich. Die Leichtsinnigkeit mancher Schaulustiger, verblüffte mich immer wieder.

„… und keiner kann sagen, wie lange das geht“, sagte Kim neben mir.

„Meinst du, das hat Folgen für Reykjavik?“

„Bisher ist der internationale Flughafen Keflavík noch geöffnet, aber das kann sich schnell ändern. Er liegt im Westen der Halbinsel.“

„Auf dem bin ich angekommen, stimmt!“

Wieder schüttelte es mich leicht und Kim legte seinen Arm um mich.

„Tut mir leid, dass ich dich nicht beruhigen kann. Island ist eben eine Vulkaninsel, die genau zwischen den Rändern der amerikanischen und eurasischen Erdplatte liegt und weil die gegengesetzte Richtung laufen, passiert hier so etwas häufiger.“

Er hatte Recht, es beruhigte mich in keinster Weise.

„Ich will nicht sagen, wir einheimische sind das gewohnt, aber bei mehr als zwei Dutzend Erdbeben pro Tag stellt sich eine gewisse Routine ein.“

Ich nickte ihm zu und konnte ihm nur zustimmen. In den ersten Tagen nach meiner Ankunft, erschrak ich mich jedes Mal, wenn die Erde wackelte. Danach nahm ich nur noch beiläufig Notiz davon.

Bis auf heute, weil die Stärke des Bebens spürbarer war als sonst.

„Machen wir den Fernseher aus?“, fragte Kim.

„Nein, um ehrlicher zu sein, auch wenn es etwas gruselig ist, mich faszinieren diese Bilder.“

„Wie viele andere millionen Erdbürger!“, lächelte Kim.

Er versuchte mich einfach nur aufzumuntern.

„… und deine Mutter will wirklich wieder hier her ziehen?“

„So hat sie es am Telefon auf alle Fälle gesagt. Sie hätte schon alles in die Wege geleitet. Die Firma, die den Umzug tätigt wäre organisiert und das Haus stünde nun zum Verkauf.“

„Sie scheint gerne Nägel mit Köpfen zu machen.“

„So war meiner Mutter schon immer, aber ich denke, selbst daran ist irgendwie mein Erzeuger schuld. Anders konnte sie sich nicht gegen ihn durchsetzten.“

„Dein… Vater scheint eine große Persönlichkeit besessen zu haben.“

„Er war eher zu sehr von sich eingenommen… eingebildet…, arrogant wurde manch einer sagen.“

„Alles hat seinen Sinn, man weiß nie für was es gut ist!“

„Wieder eine japanische Weisheit?“, lächelte ich.

„Kann ich dir nicht sagen, wo ich das aufgeschnappt habe.“

*-*-*

Natürlich war das Thema Nummer eins im Büro am nächsten Morgen. Die Stärke der Eruption hatte zwar abgenommen, aber es floss immer noch genug Lava. Immer wieder konnte man an den verschiedenen Monitoren Bilder oder Berichterstattungen laufen sehen.

Auch wenn dieser Vorfall den Arbeitsfluss etwas drosselte, wurde dennoch emsig weiter gearbeitet.

„Anna kommst du mal bitte“, rief Stefan.

Anna erhob sich und kam herüber. Sie schien froh zu sein, von ihrem Schreibtisch wegzukommen, lass sie doch alle verfassten Berichte und entschied, wohin diese Berichte weiter gleitet wurden.

„Komisch, dass jemand genau Buch führt, was da angeliefert wurde“, hörte ich sie hinter mir sagen.

„Es stimmt auf alle Fälle mit den verwendeten Waffen überein.“

„Woher kam die Lieferung?“

„Russland…“

Anna seufzte.

„Schick es zu mir rüber, ich sehe dann weiter, wohin ich es leiten muss.“

„Okay!“, meinte Stefan.

Sie drehte sich um und hielt dann inne, denn der Boden machte sich erneut spürbar. Dann lief sie weiter. Anna hatte, kein Mensch notiert sich so akribisch, was er getan hatte, aber was da in ihm vorging, konnte niemand sagen.

In wie weit seine Frau etwas wusste, blieb auch ein Geheimnis, sie schwieg darüber und würde es wahrscheinlich auch mit in ihr Grab nehmen. Wie sich Magnus in Zukunft damit auseinander setzte, war nicht beneidenswert.

Ich tippte meinen Bericht fertig und ging über zur nächsten Seite. Dort konnte ich aber Liljas Zeichen sehen, dass sie es bereits bearbeitet hatte. Hatte ich meinen Teil schon durch? Ich schaute alle Seiten durch, für die ich verantwortlich war, aber ich hatte wirklich alle gelesen.

Ich atmete tief durch und streckte mich. Es war wirklich alles geschafft. Ich griff nach meiner Tasse, doch sie war leer. So entschloss ich mich, mir einen neuen Kaffee zu besorgen. Als ich an Tisch von Kim vorbei lief, hob er mir seine Tasse entgegen.

Lächelnd nahm ich sie entgegen und verließ das Büro. Schnell war das Kaffeezimmer erreicht und ich stellte einer der Tassen darunter. Ich wollte gerade den Startknopf drücken, als ich Stimmen im Flur hörte.

„Mich kotzt das so an. Wir haben die ganze Arbeit und Chief Björndottirs Abteilung heimsen die Lorbeeren ein!“

„Lass das ja niemand hören! Ihre Abteilung ist eh die Lieblingsabteilung vom Deputy Commissioner, die dürfen alles! Selbst der Helikopter untersteht ihnen. Man muss sie erst fragen, ob man ihn nutzen darf.“

Ich war zurück an die Tür gelaufen und linste vorsichtig um die Ecke. Dort liefen zwei Uniformierte Richtung Aufzug.

„Selbst diesen Chief Inspektor hat sie sich unter den Nagel gerissen und wir können schauen, wo wir bleiben. Ich hatte so auf Verstärkung gehofft.“

Mehr konnte ich nicht verstehen, denn die zwei Uniformierten betraten den Lift. Nie hätte ich gedacht, dass man hier neidisch auf Anna sein würde. Sie tat ihre Arbeit, wie jeder andere auch.

Ich besann mich auf mein eigentliches Vorhaben und lief zurück zur Kaffeemaschine. Ich betätigte die Taste und die Maschine nahm ihren Betrieb auf. Klar gab es immer Neider, aber wenn ich recht darüber nach dachte, waren Phillip und Deputy Commissioner Magnusson auch gut befreundet?

Der Gedanke, dass Anna irgendwie bevorteilt wurde, weil sie eine Frau war, kam nicht auf. Trotzdem war sie die einzige weibliche Chief auf der Station, eine andere hatte ich noch nicht gesehen.

Ich wechselte die Tassen. Gut so lange war ich noch nicht hier, um alle Abteilungen zu kennen, auch waren mir schon mehrere weibliche Kolleginnen über den Weg gelaufen. Aber dass eine davon eine höhere Position begleitete, wusste ich nicht.

Das man auch über mich redete, war völlig unverständlich. So lange war ich noch nicht hier. Da fiel mir ein, das Stefan sagte, man redet über mich auf der Station und wäre beeindruckt von mir.

Ich schüttelte den Kopf und verwarf den Gedanken. Es würde sicher keine Station geben, wo der Neid nicht um sich griff und so lange es, wie bei meiner alten Stelle, verbale oder handgreifliche Übergriffe gab, konnte es mir egal sein.

*-*-*

Während Kim, mit Hilfe der Handybeleuchtung den Baum begutachtete, schaute ich über ihn hinweg und konnte in der Mittagsdämmerung, die schwarzen Wolken des Ausbruchs am Horizont entdecken.

Das war wirklich recht dicht. Die spürbaren Beben waren auch nicht weniger geworden.

„Wie findest du den?“

Kim riss mich mit seiner Frage aus den Gedanken.

„Der könnte passen“, redete Kim weiter.

Nun schaute ich ebenso auf den Baum, den mein Freund ausleuchtete.

„Ist er nicht etwas dick untenrum?“

„Da magst du recht haben, aber wir haben doch den Platz dazu.“

Stimmt auch wieder und ich nickte.

„Gut, dann nehmen wir den.“

Eine viertel Stunde später lag das Ding verpackt im Kofferraum des Geländewagens. Kim stand vor der verschlossenen Hecktür des Wagens und starrte ins Leere.

„Was ist?“

„Hm, ich überlege, ob wir noch etwas brauchen, nicht etwas vergessen haben.“

„Wieso, was sollten wir vergessen haben! Wir haben reichlich Schmuck und nun auch den Baum, was sollte fehlen?“

Kim schlug sich auf die Stirn.

„Der Ständer!“

„Der Ständer?“

„Wir haben noch keinen Ständer, der Fuß für den Christbaum!“

Jetzt wo er das sagte, fiel mir das auch ein.

„Und wo bekommen wir so etwas?“

„Im Baumarkt natürlich…!“, bekam ich zur Antwort, „und bevor die Frage nach einem Baumarkt aufkommt, diese Insel verfügt über alles, was du auf dem Festland auch bekommen würdest.“

Darauf wusste ich nichts zu sagen. Ich ging auf meine Seite des Wagens und stieg ein. Zügig zog er vom Parkplatz und wenig später waren wir wieder auf der Hauptstraße, der Lauf Kim in südöstlicher Richtung folgte.

„Gibt es hier so etwas wie eine Autobahn?“, fragte ich.

„Island besitzt so gesehen keine Autobahn, lediglich die Verbindung zwischen Reykjavik und dem internationalen Flughafen Keflavík ist vierspurig ausgebaut.“

„Stimmt, ich erinnere mich. Auf ihr bin ich mit dem Bus nach Reykjavik gekommen und sonst keine?“

Kim schüttelte den Kopf.

„Unser Straßensystem ist einfach gegliedert. Es gibt Hauptstraßen, Nebenstraßen und Einfallstraßen.“

„Einfallstraßen? Was ist denn das?“

„Das sind kleine Zufahrtsstraßen, wie zum Beispiel die zur Schreinerei deines Onkels und zu guter Letzt sind da noch die Hochlandstraßen.“

„Woher weißt du das alles?“

„Ich war nicht immer in Annas Abteilung.“

Fragend schaute ich Kim an.

„Annas Abteilung ist so gesehen eine Neuschöpfung nach einer Idee ihres Bruders.“

„Was hat Phillip damit zu tun?“

„Eigentlich wäre Phillip der nächste Deputy Commissioner geworden, aber da kam dieser Unfall… du weißt schon… dazwischen und Anna wäre auf seine Position nachgerückt.“

„Das ist Shit!“

„Da gebe ich dir Recht, aber ohne dies wäre Anna nie zu ihrer eigenen Abteilung gekommen.“

„Das verstehe ich nicht.“

„Du kannst dir denken, dass es hier auf dieser Station nicht anders zugeht, wie auf anderen. Hier geht es zu wie in der Politik, die Hierarchie ist hier genauso vorhanden und erzeugt auch viel Neid.“

Ich hatte Kim nichts von dem am Morgen gehörten Gespräch erzählt. Aber ich verstand nun, worüber die beiden redeten.

„Als es um die Neubesetzung des Deputy Commissioner ging, Phillip war ja ausgefallen, wurde jemand von außen genommen, den niemand kannte.“

„Deputy Commissioner Gunnar Magnusson?“

„Genau und die Stelle von Phillip bekam der jetzige  Chief Superintendent Ben Karlson.“

„Dann wurde Anna übergangen?“

„Ja, von dem Stadtgremium, das die Stelle des Deputy Commissioner neu besetzte.“

„Lass mich raten, alles ältere Männer, die keine Frauen in Führungspositionen haben möchte.“

„Fast ähnlich, aber das ist egal. Zu dem Zeitpunkt wusste niemand, dass Phillip und Magnusson enge Freunde waren, sie hatten auf der Akademie zusammen die Schulbank gedrückt.“

„Was hatte das für Auswirkungen?“

„Magnusson erste Amtshandlung war, eine neue Abteilung zu schaffen, eben die, in der wir jetzt arbeiten. Es häuften sich die Fälle, die niemand bearbeiten wollte und von Abteilung zu Abteilung geschoben wurde.“

„Und wie kommt da Anna ins Spiel?“

„Natürlich hat Magnusson mitbekommen, dass Anna übergangen worden ist und hat ihr dann die Stelle des Chief Superintendent der Abteilung angeboten.“

„… und Anna hat natürlich zugegriffen!“

„Nicht ganz, natürlich war Anna wie ihre Kollegen, diese Fälle waren auch bei ihr unbeliebt.“

„Was hat ihre Meinung geändert?“

„Deputy Commissioner Gunnar Magnusson machte ihr das Angebot, die acht neu gewonnen freien Stellen, nach eigenen Wünschen zu besetzten.“

„Sie hat euch alle ausgesucht?“

„Ja. Wir stammen alle aus verschiedenen Abteilungen und wurden von Anna wie du angefordert.“

„Eine handverlesene Truppe also.“

Kim nickte und befuhr den Parkplatz des Baumarkts, den wir inzwischen erreicht hatten. Múrbúðin konnte ich in großen Buchstaben über der Halle lesen. Es war recht voll, aber wie überall gleich. Der Motor erstarb.

„Gunnar Magnusson setzte auch durch, dass das unser Haus, über einen eigenen Helikopter und das Personal verfügen konnte und Anna bekam die Leitung darüber, weil wir die Abteilung direkt beim Zugang des Landeplatzes lag.“

Deswegen musste man Anna fragen, ob man den Helikopter benutzen konnte.

„Gab das keinen Ärger.“

„Natürlich, aber hatte niemand den Schneid, sich gegen die Entscheidungen vom neuen Deputy Commissioner zu wehren.“

„… und hat neue Neider ins Spiel gebracht.“

„Ja Anna weiß, dass einige denken, sie hat hier einen Sonderstatus, den sie natürlich nicht hat. Sie ist nur geschickt, mit dem was sie will! Aber lassen wir das Thema und uns den Baumständer besorgen.

*-*-*

Wie zu erwarten, blieb es nicht bei dem Christbaumständer. Voll bepackt liefen wir die Treppe hinauf, denn der Lift war immer noch gesperrt. Auf Alexanders Stockwerk war leise Musik zu hören, also war er wieder am Streichen.

Oben in der Wohnung ließ ich mich erst einmal auf einen der Küchenstühle sinken. Wieder spürte ich, wie der Boden leicht bebte. Ich hatte aufgehört zu zählen, es waren heute einfach zu viele zu spüren.

Im Gegensatz zu mir, kam Kim bereits umgezogen zurück und setzte sich zu mir.

„Wollen wir den Baum heute Abend noch aufstellen?“

Ich überlegte kurz und nickte ihm zu. Mein Handy gab laut. Ich griff da nach und öffnete es.

„Mikael fragt ob wir am Wochenende Zeit hätten auf den Weihnachtsmarkt zu gehen.“

„Welchen?“, wollte Kim wissen.

„Es gibt mehrere?“

„Die Stadt ist groß!“

„Steht da nicht, soll ich ihn fragen?“

Kim nickte. So tippte ich meine Frage ein und wenige Augenblicke später bekam ich schon die Antwort.

„Da steht entweder der am Ingólfstorg-Platz oder der in Hafnarfjörður. Toll damit kann ich gar nichts anfangen.“

„Der erste ist hier in der Nähe viele Stände und sogar eine Eisbahn zum Schlittschuh laufen.“

„Und der andere?“

„Das ist ein ganzes Dorf, dass an den Wochenenden Häuser Vorgärten und die Straßen weihnachtlich schmückt, auch sehr schön, aber…“

„Aber?“

„Liegt südlich von Reykjavik und wir wären näher an deinem geliebten Vulkan!“

Mit großen Augen schaute ich ihn an und er begann zu grinsen.

„Ähm, das ist nicht mein Vulkan…, was würdest du vorschlagen?“

„Das Weihnachtsdorf ist zwar romantischer, aber wir müssten mit dem Auto fahren und einer von uns darf dann nichts trinken.“

„Dann wäre der an diesem… Platz besser, oder?

„Ingólfstorg-Platz! Ja, dann schreib Mikael, wir müssen nur dann noch wissen wann.“

Ich tippte eifrig meine Nachricht ein und sendete sie.

„Dann lass uns mal den Baum schmücken.“

*-*-*

Der Rest der Woche im Büro lief ähnlich ab, wie an den vorangegangen Tagen. Nur zum Unterschied, wir konnten am Freitag alles zu den Akten legen, der Fall und was er hinter sich hergezogen hatte, war abgeschlossen.

Natürlich hatten die anderen mitbekommen, dass Kim und ich zum Weihnachtsmarkt wollten. So machte man dort ein Treffpunkt aus, wo wir uns dann am Samstag treffen konnten.

„Bin ich froh, dass ich so warm angezogen bin“, meinte ich und zog den Schal enger.

„Stimmt, der kalte Wind ist nicht ohne, aber wenn du ein oder zwei Grog getrunken hast, wird dir von alleine warm.“

„Davon kann ich aber nicht viel trinken, da bin ich ja gleich hinüber.“

„Dann trink einen Jólaöl, der ist ohne Alkohol.“

„Was ist da drin?“

„Malzbier mit Appelsín!“

Ich schaute ihn weiter fragend an.

„Eine Art Orangenlimonade, wird nur hier in Island hergestellt, genauso wie das verwendete Malzbier.“

„Also typisch isländisch und das soll schmecken?“

„Lass dich einfach überraschen.“

Nach einem gemütlichen zwanzig minütigen Marsch, erreichten wir unser Ziel. Ich musste mich schon ein wenig umschauen, bis ich jemand von uns entdeckte, nämlich Alexander. Mit seiner Größe war er gut zu erkennen.

Obwohl wir uns nur einen Tag nicht gesehen hatten, war die Begrüßung etwas überschwänglich, das lag wohl daran, dass einige schon mit einem Grog da standen. Wir waren nicht die letzten, Kathrin und Lilja fehlten noch.

Dafür überraschte es mich, dass Anna und ihr Bruder Phillip auch gekommen waren und ich durfte sogar Stefans Frau kennen lernen, von der oft die Rede war. Schnell waren wir mit Getränken versorgt.

Mikael und seine Schwester Freyja trafen fast zeitgleich mit meinen Kolleginnen ein, so war unsere Truppe komplett. Man stand in der Nähe der Eislaufbahn, so gab es so schon viel zu lachen, wegen der Stürze und anderen Fahrkünsten.

Mein Handy machte sich bemerkbar, es vibrierte. So zog ich die Handschuhe aus und öffnete meine Jacke etwas, um an mein Handy zu kommen.

„Was ist?“, fragte Kim.

„Eine Nachricht…“

„Von wem, es sind doch alle da.“

Ich zog es heraus und öffnete es. Eine Nachricht von meiner Mutter.

„Von Mum…“, antwortete ich.

Neugierig schaute Kim auf mein Handy und ich öffnete die Mitteilung. Ich musste lächeln.“

„Meine Mutter schreibt, wenn der Flughafen offen bleibt, kommt sie einen Tag vor Weihnachten hier an!“

Natürlich hatten die anderen das mitbekommen.

„Dann kann ja Weihnachten kommen!“, meinte Phillip und hob sein Glas, „Skål zusammen, auf ein schönes Weihnachtsfest!“

„Skål“, hörte man im Chor laut rufen und die Gläser klirrten beim Anstoßen.

 

*-* Ende*-*

 

Allen Lesern eine schöne Weihnachten und besinnlichen Feiertage wünscht Pitstories!

 

 

 

 

 

 

 

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