»Nasenbluten?? Was Dümmeres ist dir nicht eingefallen?« Nico rollte ebenso mit den Augen und schüttelte grinsend den Kopf.
»Nein. Hat aber gezogen. Stein sagte nichts, hat sich noch ein bisschen umgeschaut und ist dann raus. Seid ihr ihm nicht begegnet?«
»Nee, eigentlich nicht. War jemand anderes noch hier?«, fragte Stefan, wobei er Nico ansah.
»Hier war sonst keiner. Leo ist scheinbar noch nicht zurück und Rademann hab ich auch nicht gesehen. Bode ist wohl auch irgendwie verschollen. Könnt mir denken dass die sich ´ne angenehme Auszeit nehmen während wir hier malochen. Aber ihr, wo wart ihr eigentlich? Sagt nicht, dass ihr zusammen nur auf dem Klo gehangen habt.«
Nico zog Erkan etwas beiseite um sicher zu sein, dass keiner der Jungen mithören konnte. Rasch erzählte er vom Sanitärwagen und von Manuels verfallenem Kreuz.
»Oh, Manuel….« Erkans Mine verfinsterte sich. »Ein neues Kreuz? Klar, das wird erledigt…. Ich will auch dahin..«
»Erkan, lieber nicht. Der Wagen ist zur Mülldeponie umgestaltet, ein verwahrlostes Scheißhaus mitten im Wald.«
»Ich will aber zu der Stelle…. Wegen Manuel.«
»Okay, wir kommen dann mit. Aber es war übrigens auch jemand an den Zelten…. Auf dem Rückweg haben wir einen gesehen. Was er da wollte, keine Ahnung, aber verdächtig war das allemal.«
Erkan runzelte die Stirn. »Aha. Na gut, wir gehen sofort los. Alle. Jeder überprüft seine Sachen.« Kaum hatte er den Satz zu Ende, rief er in den Raum. »Alle mal herhören. Möglicherweise hat sich jemand an unserer Ausrüstung zu schaffen gemacht. Lasst alles stehen und liegen, wir gehen nachsehen.«
Ohne auch nur ein einziges Veto verließ die gesamte Gruppe kurz darauf den Schuppen.
»Oh, Ein Päuschen in Ehren, oder wie?« Stein stand plötzlich vor ihnen, erwartungsvoll die Hände in die Hüfte gestemmt.
»Es war wohl jemand an den Zelten, wir gehen nachsehen ob etwas gestohlen wurde«, klärte Klaus die Situation auf.
Stein runzelte die Stirn. »Aha. Und wer behauptet das?«
»Wir haben jemanden dort gesehen«, fügte Nico an und deutete auf Stefan.
Falk Stein trat ohne weiteren Kommentar zur Seite und ließ die Gruppe vorbei. »Nico?«
»Herr Stein?«
»Moment mal.«
Nico kehrte um und folgte Stein in den Eingang des Gebäudes.
»Ich habe mit Rademann gesprochen. Er meinte nur, dass ihr es, aus welchen Gründen auch immer, auf ihn abgesehen hättet.«
»Wissen Sie was er der Polizei gesagt hat? Und dann, der Fremde den wir im Camp gesehen haben, er ist vor Kurzem mit einem Kombi hier weggefahren.«
»Vor kurzem? Ich habe niemanden hier gesehen. Allerdings war ich auch im Büro, das liegt auf der anderen Seite und man kriegt nicht immer mit was hier vorne läuft.«
»Ja, aber der Wagen war hier geparkt.« Nico bekam auf einmal ein merkwürdiges Gefühl. Was wurde hier gespielt? Rainer Bode wie vom Erdboden verschwunden, Leo Meier seit Ewigkeiten unterwegs ohne sich großartig um die Baustelle in dem Schuppen zu kümmern, Rademann log ganz offensichtlich und Stein sah und hörte nichts. Entweder das war eben völlig normal und er sah nur Gespenster oder…. Er wagte nicht weiterzudenken.
»Also mir ist nichts aufgefallen. Und was Charles der Polizei erzählt hat weiß ich nicht. Ich schlage vor, ihr seht jetzt mal nach ob was gestohlen worden ist und dann will ich euch wieder bei der Arbeit sehen, okay? Es ist nicht gut wenn hier Gerüchte verbreitet werden an denen nichts dran ist.«
Nico gab sich nicht zufrieden mit dem was Stein gesagt hatte, das passte ihm alles nicht in die ganze Geschichte. »Eine Frage habe ich aber noch«.
»Und die wäre?«
»Warum musste der Betreuer gehen? Ich meine den, der von Ihnen und Leo erwähnt worden ist.«
Stein holte Luft. »Er…. ich denke, das geht euch nichts an. Wir haben uns von ihm getrennt und wir hatten unsere Gründe. Warum und wieso spielt ja keine Rolle mehr, oder?«
»Wenn Sie meinen… ich vermisse übrigens Rick. Ist er nicht hier?«
»Er ist mit Herrn Meier weggefahren. Muss zum Tierarzt, seine Routinespritzen abholen.«
»Oh, der Ärmste.«
Angestrengt dachte er auf dem Weg zum Camp über Steins Worte nach. Vom Gefühl her fügte sich das alles nicht, aber er und die anderen Jungs waren machtlos. Es würde das Beste sein, wenn sie sich überhaupt nicht mehr um die Geschehnisse kümmerten.
Im wieder dichter werdenden Nebel wäre er beinahe mit Erkan zusammen gestoßen. »Ups, ein nebulöser Türke….«, grinste Nico.
Erkan ballte seine Fäuste und fuchtelte damit grinsend vor Nicos Gesicht herum. »Ich werd dir gleich nebulös geben… Was hat denn Stein von dir gewollt? Oder ist das auch wieder geheime Kommandosache?«
»Nichts geheim. Er hat nur gesagt dass Chip nix mit der Sache zu tun hätte. Wäre wohl so ´ne Art Hetzjagd gegen ihn.«
»Hetzjagd, soso. Dann hab ich das alles wohl geträumt? Toll. Ich hör auch keinen Ton mehr wegen der Webcam. Wollte er sich nicht drum kümmern? Wäre ja schön wenn er wenigstens sagen würde, dass sich bis jetzt nichts Verdächtiges getan hat.«
»Erkan, ich werd das Gefühl nicht los dass hier was oberfaul ist. Wenn man bloß wüsste was….«
»Da seid ihr ja«, kam eine Stimme aus dem Nebel, kurz darauf wurden Stefan und Lutz sichtbar. »Wo treibt ihr euch denn herum?«
»Hier, wie du sehen kannst. Ist was passiert?«, wollte Erkan ungeduldig wissen.
Lutz spielte mit seinen Fingern. »Scheint so.«
»Nun mach nicht so lang herum. Was ist los? Hat der Typ was geklaut?«
»Ihr…. ihr solltet euch das besser selber ansehen. Drüben, in meinem Zelt.«
Erkan zog die Mundwinkel nach unten, denn wenn er etwas nicht leiden konnte, dann waren es solche Geheimniskrämereien. Aber er schwieg und sie machten sich auf den Weg zum Camp.
»Hier, das da….«, sagte Lutz wenig später und zeigte in sein Zelt. »Ich geh da jetzt nicht rein.«
Erkan ging in die Knie und kroch in das Zelt. Neben dem üblichen Geruch nach Feuchtigkeit und Wald nahm er noch einen anderen wahr. Leicht nur, aber er war da. »Und was soll da sein?«, rief er nach draußen.
»Auf dem Schlafsack«, hörte er Lutz sagen.
Kurz darauf kam Erkan wieder rückwärts aus dem Zelt gekrabbelt. »Und ich nehme jetzt einfach mal an, das ist nicht von dir… Jetzt langt’s aber bald.«
»Erkan? Würdest du uns bitte aufklären um was es grade geht?«
»Klar Nico. Irgendeine Sau hat auf Lutz’ Schlafsack gewichst.«
Klaus, Mirko, und Bernd hatten sich inzwischen vor Lutz’ Zelt versammelt und Erkans letzten Satz mitgehört. Gleichzeitig wurden ihre Augen riesengroß.
»Ähm…, was hast gerade gesagt?«, wollte Klaus noch einmal bestätigt wissen.
»Ich glaub ich war deutlich. Dass es einer von uns war ist unmöglich und zudem völlig absurd. Irgendwie läuft hier ein falscher Film und ich hab’s dicke. Den Betreuern brauchen wir nichts zu sagen, die glauben uns eh kein Wort. Es wird langsam Zeit dass wir selber an die Sache rangehen.«
»Erkan, das gibt Ärger und den kann ich nicht brauchen«, gab Klaus zu bedenken. »Wenn die mich hier wegen so was rausschmeißen lande ich im Knast. Und ein paar Leuten hier geht’s sicher ähnlich. Ich meine, so lang keiner zu Schaden kommt ist’s…«
»Langsam«, unterbrach ihn Nico, »wir haben zwar keine stichhaltigen Beweise gegen irgend jemand, aber hier ist was im Busch, das steht fest. Mag sein, dass die uns Schwierigkeiten machen, aber ich hab die Schnauze voll. Was soll denn aus dem Rest der Zeit hier werden? Ich möchte nachts eigentlich gern ruhig schlafen und dann ist da immer noch die Sache mit dem kleinen Tobias. Niemand scheint sich hier wirklich darum zu kümmern, am wenigsten Rademann. Und mit dem stimmt was nicht, eindeutig. Wer immer das hier auch war, es ist eine Schweinerei.«
»Ich glaub, selbst ´n Schwuler tut so was nicht«, mischte sich Mirko eher Kleinlaut ein. »Ich mein, das scheint doch ´n Abartiger zu sein.«
Erkan nickte, hatte aber noch den grimmigen Gesichtsausdruck, den er nach Mirkos erstem Satz aufsetzte. »Eben. Passt doch alles: Tobias, Stefans geklaute Unterwäsche, die Webcam und zur Krönung diese Sauerei hier. Niemand weiß was, keiner hat was gesehen und überhaupt.«
»Und was hast du jetzt vor? Willst auf eigene Faust was unternehmen?«
»Wer redet von mir? Ich rede von uns. Allerdings ist auch klar dass ich niemanden dazu überreden will. Keiner muss mitmachen, aber ich hoffe, dass ich nicht alleine sein werde.« Sein Blick fiel in diesem Augenblick zu Stefan, Nico und Lutz. Die drei sahen sich an, dann wieder zu Erkan. Der streckte ihnen die Hand entgegen und sie legten ihre darauf. Dann wanderte sein Blick zu den anderen dreien. »Jungs, auch wenn ihr nicht direkt mitmachen wollt, wir werden ein paar Leute im Hintergrund brauchen…«
In diesem Augenblick legten auch Klaus, Bernd und Mirko ihre Hände auf die anderen.
»Und nun? Die kommen uns doch sofort auf die Schliche. Würde mich nicht wundern, wenn wir in diesem Augenblick beobachtet werden«, gab Lutz zu bedenken.
»Ich denk auch dass wir nicht alleine hier sind, aber das ist gut so. Ich meine, wenn die oder der Gefahr im Verzug spüren, werden sie nervös. Und wenn man den meisten Krimis glauben darf, dann werden anschließend Fehler gemacht.«
»Schön, schön. Die Frage ist doch aber, was hast du jetzt vor? Wo anfangen und wie? Könnte das Gefühl kriegen, dass wir eine Stecknadel im Heuhaufen suchen. Und wir haben am Ende keinen hier dem wir uns anvertrauen können.«
»Ja, Stichwort, ganz wichtig. Zu niemandem ein Wort, verstanden? Wir sollten vorerst keinem trauen. Die haben zudem den längeren Arm, wenn sie merken, dass wir was im Schilde führen können sie uns einfach nach Hause schicken. Und das sollten wir auf keinen Fall riskieren.«
»Du bist also felsenfest davon überzeugt, dass hier Schmu gemacht wird – und es keiner sein kann, der mit dem Camp gar nichts zu tun hat?«
»Nein, bin ich nicht. Der Einzige dem ich hier etwas unterstelle ist Rademann. Hab’s schließlich mit eigenen Augen gesehen. Und Stefan… der weiß es noch besser.«
»Hast nun einen Plan oder nicht?«, fragte Mirko fast ungeduldig.
»Nein, überhaupt nicht. Wir machen einen… zusammen. Jede Idee ist willkommen, und wenn sie noch so absurd erscheint. Und noch mal: Keiner muss mitmachen, es wäre eben schön…«
»Nun fasel’ nicht. Wir sollten jetzt auf jeden Fall zurück, die müssen ja nicht gleich von Anfang an Verdacht schöpfen. Erkan, wenn du keinen Einwand hast, sollten wir uns nach dem Abendessen hier zusammensetzen«, schlug Klaus vor.
»Okay, wir sagen von den Wichsflecken nichts, auch sonst ist hier alles in Ordnung. Entweder derjenige wird dann wirklich nervös oder er fühlt sich sicher. Beides sind Vorraussetzungen, das er irgendwann Fehler machen könnte.«
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Gebäude.
»Sag mal, mir ist jetzt richtig kalt. Bilde ich mir das ein oder…?«
»Nein, Mirko, es ist keine Einbildung. Die Tage werden zum einen kürzer, es findet keine so große Erwärmung mehr statt und der Nebel ist daran auch nicht unschuldig.«
»Das heißt, wir werden uns jetzt jeden Tag den Arsch ein bisschen mehr abfrieren?«
»Hm, könnte sein. Wenn das Hoch langsam verschwindet wird es unbeständig, aber dafür nicht so kalt.«
»Regen?«
»Leicht möglich. Aber ich werd jetzt keine Prognose erstellen. Ich hab kein Bock drauf zu erfahren was da kommt.« Nico wusste sehr wohl, dass es nass werden würde, aber er behielt es für sich.
Leo Meiers Auto stand vor dem Gebäude, ebenso Steins Geländewagen.
»Aha, man ist wieder eingetroffen«, bemerkte Nico beiläufig. Es fiel ihm schwer, sich Leo Meier in irgendeiner Form als Beteiligter vorzustellen. Aber war das nicht auch bei den anderen außer Rademann so? Wichtig war jetzt für alle Jungs nur, so zu tun als wäre alles in bester Ordnung. Ob das jedem leicht fallen würde bezweifelte er, aber man musste all das einfach riskieren.
Ohne gesehen und aufgehalten zu werden betraten sie den Schuppen. Nico stellte fest, dass die Jungs ordentlich hingelangt hatten während seiner und Stefans Extra-Tour . Ganze drei morsche Bretter waren noch auszuwechseln, der Rest erstrahlte bereits in neuem Glanz.
»Hallo Leute.« Es war eine angenehme Abwechslung, Alexanders Stimme zu hören. »Wie geht’s eben? Ich hab mir gedacht, bei der mühseligen Arbeit solltet ihr heute Abend auch mal was anständiges zu mampfen kriegen. Ich schlage vor, dass ihr ein schönes Feuerchen macht auf dem Sammelplatz vor dem Wald, den da hinten könnt ihr dann gleich mitnehmen.« Dabei deutete er auf den Schwenkgrill in der Ecke.
Spontan ging Klaus auf Alexander zu, nahm seinen Kopf in die Hände und drückte ihm laut schmatzend einen Kuss auf die Stirn. »Das ist ein echtes Wort von einem echten Kumpel.«
Alexander räusperte sich und sah verlegen zu Boden, da ihm die Röte, die in sein Gesicht stieg, peinlich war.
»Hoch lebe der Koch«, rief Mirko und die anderen stimmten mit ein.
»Gut, gut. Ich hab auch ein paar Salate gemacht, es soll euch ja an nichts fehlen.«
Nico rempelte Erkan plötzlich in die Seite. »Komm, ich hab ´ne Idee.« Er nahm Alexander am Ärmel und zog ihn einfach mit nach draußen.
»Hör mal, Alex, wir haben ein paar Fragen… Du musst sie nicht beantworten und wenn du gar nichts sagen willst, dann schüttle mit dem Kopf oder nicke wenigstens… je nachdem.«
Alexander bekam große Augen. »Nanu, was gibt’s denn? Ist was passiert?«
»Wissen wir noch nicht. Alex, wie lange bist du schon hier?«
»Hm, das ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her. Warum fragt ihr?«
»Es geht um einen ehemaligen Mitarbeiter aus dem Camp. Den haben sie anscheinend rausgeschmissen und wir wüssten gern warum. Keiner der Betreuer will uns dazu etwas sagen.«
»Hm, tja, ich hab ja auch nicht alles mitbekommen. Schneider hieß der, Jörg Schneider. War ein auf jugendlich getrimmter Typ, immer mal zu ´nem Späßchen aufgelegt. Er konnte sehr gut mit den Jungs, das muss ich sagen. Vielleicht war er sogar etwas zu vertraut mit ihnen. Aber das war nur manchmal mein Eindruck. Ob es am Ende wirklich so war – keine Ahnung. Lange hab ich ihn ja nicht gekannt, ein paar Wochen höchstens.«
»Und du hast nicht mitgekriegt was da los war? Ich mein, gab’s nen Streit, wurden die Mal laut…«, bohrte Erkan weiter.
»Wenn, dann so, dass ich es nicht bemerkt hab.«
»Wann hast du diesen Schneider das letzte Mal gesehen?«
»Hm, so ´n Zufall. Heut Mittag… Ich hab grad nachgesehen ob genug Salat im Garten hinten steht damit ich notfalls noch schnell welchen besorgen kann.«
Erkan packte Alexander an den Schultern. »Du bist sicher, dass Schneider hier war?«
»Klar, ich kenn den doch und sein Auto auch.«
»Was für ein Auto hat der?«
»Ein Kombi, kenne die Marke nicht, aber scheint ziemlich Kraft unter der Haube zu haben so wie er sich anhört.«
Nico sah Stefan an. Es würde sich mit dem Motorgeräusch decken, das sie aus dem Nebel vernommen hatten.
»Alex, was hat der hier gewollt? Hast du da was mitbekommen? Ich mein, den haben die rausgeworfen und dann spaziert er hier ein und aus.«
»Ja, ein und aus, das ist so. Der ist oft hier. Soviel ich weiß hat er hier im Wald ´ne Pacht oder so. Kümmert sich um den ganzen Kram. Allerdings krieg ich das nicht immer mit, nur wenn Rick da ist.«
»Wenn Rick da ist?«, wiederholte ihn Erkan.
»Ja, der kann den scheinbar nicht leiden und so wie der Kerl auftaucht knurrt er, und wie.«
Erkan zog die Mundwinkel nach oben, er hatte richtig vermutet. Pächter oder Verwalter oder was auch immer.
Nico setzte sich auf eine alte Kiste neben dem Eingang des Schuppens. »Also, allmählich muss man sich jetzt doch Gedanken machen. Nun müsste man wirklich nur noch wissen… Moment…« Nico fummelte aus einer Seitentasche der Hose sein Handy. »Ich werd das jetzt klären.« Er drückte eine Kurzwahlnummer und während er auf eine Verbindung wartete, ging er aus der Hörweite der anderen.
»Was soll das alles? Wollt ihr mir nicht erzählen worum es geht?«, fragte Alexander, wobei seine Blicke zwischen Erkan, Stefan und Lutz, die inzwischen dazugekommen waren, hin und her ging.
»Später, Alex, später. Aber überleg noch mal, ob dir nicht doch noch etwas aufgefallen ist in letzter Zeit. Irgendwas komisches, es muss ja im ersten Augenblick nichts gewesen sein was von Bedeutung ist.«
Alexander sah sich um, schien angestrengt nachzudenken. Die drei Jungen sahen ihm dabei gebannt zu. Nach einiger Zeit hob er die Schultern. »Also mir fällt jetzt nichts ein, jedenfalls nichts worüber ich mich gewundert hätte. Aber vielleicht dämmert es mir ja noch, ich hab da oben manchmal ein bisschen langsame elektrische Strömungen.«
Stefan lachte und knuffte ihm in die Seite. »Klar, Strömungen…«
»Also, ich hab jetzt mal die Fäden gesponnen. Ich krieg sicher heute noch einen Anruf und dann werden wir wissen warum dieser Schneider hier geflogen ist.« erklärte Nico, nachdem er sein Gespräch geführt und zu der Gruppe zurückgekehrt war.
»Aha! Geheime Quellen?«, fragte Erkan neugierig
»Geheim… na ja, so ungefähr. Aber sehr zuverlässig. Kommt, wir haben noch keinen Feierabend und wir sollten hier niemanden verärgern. Alex, wann können wir das Feuerchen entfachen?«
»Ich würde sagen um halb Sieben, sonst wird’s zu dunkel. Und außerdem scheint mir, ist die Grillsaison dann eh gelaufen. Wird ja schon schweinekalt.«
»Ah, kalt. Noch gibt’s kein Eis und Schnee«, frozzelte Nico und schnappte sich eines der abgeschlagenen Bretter um es nach draußen zu tragen. Schwerfällig setzten sich auch die anderen in Bewegung, um an dem Umbau weiter zu arbeiten.
»Was, wenn man fragen darf, machst du da eigentlich?«, wollte Stefan wissen, nachdem er Erkan eine Weile dabei beobachtet hatte, wie er eines der neuen Seitenbretter mit einer Axt bearbeitete.
Erkan wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Sieht man das nicht?«, sagte er, ohne von seiner Arbeit aufzusehen.
»Eigentlich….«
»Das ist für Manuel.«
Zwei knapp Handbreite und ein Meter lange Holzbretter…. Er hätte es sich denken können. »Brauchst du noch was dazu?«
»Hm, sieh mal nach ob wir hier irgendwo Farbe haben. Wetterfeste wenn möglich. Und ein Pinsel wäre bestimmt auch nicht schlecht.«
Stefan verstand und ging zu dem Schrank, aus dem Leo das Werkzeug geholt hatte. Tatsächlich wurde er fündig. Dunkelbraune Farbe, in der später sicherlich der Schuppen gestrichen werden sollte, stand Eimerweise in der Ecke neben dem Schrank. Als er zurückkam, hatte Erkan das Kreuz bereits fertig.
Mit ungeahnter Geschicklichkeit malte Erkan Manuels Namen anschließend in schöner, geschwungener Schrift darauf. »Wir sollten es ihm bringen«, flüsterte er fast wie zu sich selbst. »sehr bald.«
»Gut. Dann tun wir das jetzt und ganz offiziell«, sagte Nico daraufhin entschlossen und lief aus dem Schuppen, gefolgt von den überraschten Blicken der beiden.
Stein bat ihn nach dessen Klopfen in sein Büro. »Ah, Nico, was kann ich für dich tun?«
Er musste aufpassen was er sagte, denn allzu schnell würde Stein spitz kriegen, dass er und Stefan auf eigene Faust unterwegs gewesen waren. »Wir haben eine Idee und dachten, Sie würden uns bei der Umsetzung ein wenig entgegen kommen.«
Stein sah in neugierig an und zog eine Augenbraue hoch. »So? Und wie soll das aussehen?«
»Na ja, es geht um…. um Manuel. Wir haben ihn nie vergessen, keiner von denen die damals hier waren. Und jetzt hatten wir die Idee, ihm ein Kreuz zu widmen. An der Stelle wo es passiert ist…« Nico wusste natürlich, dass er damit auch in Steins Gefühlen herumstocherte, aber das war nicht sein Problem.
»Nun, ich finde diese Idee sehr gut. Allerdings… es steht da bereits ein Kreuz. Leo Meier und Rainer Bode haben es damals dort aufgestellt. Nur ich war sehr lange nicht mehr da, vielleicht existiert es ja auch gar nicht mehr.« Er überlegte noch einen Moment, während er von seinem Stuhl aufstand und aus dem Fenster sah. Ohne sich umzudrehen gab er grünes Licht. »Okay, das ist in Ordnung. Wann und wer?«
»Gleich. Erkan, Stefan und ich. Vielleicht möchten die anderen auch, aber das weiß ich nicht. Mirko… Ja, schon möglich.«
»Ähm… Eine Frage noch… wo habt ihr denn ein Kreuz her?«
Auch da wollte Nico ehrlich bleiben, zudem würde es zeigen wie wichtig Stein der Mensch Manuel heute noch war. »Erkan hat eines der neuen Bretter…«
Stein drehte sich zu ihm um. »Zum Glück sind die Dinger nicht abgezählt.« Ein winziges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Aber in einer Stunde seid ihr wieder hier, okay?«
Nico strahlte. »Danke, das werden wir Ihnen nicht vergessen.«
»Nun zischt schon ab.«
Heimelig prasselte das Feuer auf dem Sammelplatz, Funken schwebten nach oben, verschwanden im Nebel und ringsum erfüllte der Duft nach gebratenem Fleisch die Luft. Die Jungen hatten die Baumstämme dicht an die Feuerstelle herangerückt, denn allmählich wurde es kalt im Camp.
Erkan starrte in die Flammen, seit dem Besuch am alten Lagerplatz war er nachdenklich geworden.
»An was denkst du?«
Er sah Nico nicht an. »Ich weiß nicht, es geht mir soviel im… seit wir das Kreuz aufgestellt haben, krieg ich Manuels Bild nicht mehr aus dem Kopf. Was wäre ohne diesen Unfall gewesen?«
»Das kann keiner wissen. Ich nehme an, wir hätten den Rest der Zeit verbracht wie vorgesehen.«
»Sicher, aber ich meine, wäre er heute vielleicht auch… hier?«
»Erkan, du machst dir zuviel Gedanken. Das Schicksal hat es so gewollt, an Manuels Tod hat im Grunde keiner Schuld.«
»Außer Stein, nicht wahr?«
Nico räusperte sich. Ja, da war sie wieder die Schuldfrage, aber einmal musste es vorbei sein. »Komm, lass die Vergangenheit ruhen, das macht Manuel nicht wieder lebendig.«
Erkan nickte und blickte wieder in die Feuerstelle.
»Ich frag mich wie wir das in den Zelten aushalten sollen wenn es nun noch kälter wird«, grummelte Klaus und rührte mit einem Stock in der Glut. »Nico, besteht eigentlich die Aussicht, dass sich diese Nebelsuppe innerhalb meiner Lebensspanne wieder auflöst? Man wird ja rammdösig.«
»Jep, ich frag mich auch. Zum erfrieren bin ich sicher nicht hier«, meinte Mirko, dem man alleine vom Körperbau her nicht zugetraut hätte, dass er sich über das Thema Temperaturen überhaupt unterhalten würde.
»Ja, Leute, das ist alles Absicht. Abhärten, an was anderes denken als Scheiße auszuhecken. Das ist eben das Ziel, könnt ihr drehen und wenden wie ihr wollt. Der Nebel wird sich bestimmt mal wieder verziehen. Fragt mich aber nicht, wann das sein wird.«
»Klar, in drei Wochen sind wir eh erfroren und keine Sau muss sich mehr wegen uns aufregen«, mischte sich Klaus ein.
»Ach ihr, so schnell geht das nicht. Wir müssen ja nur in den Zelten schlafen. Alles andere findet im Saale statt«, beschwichtigte Stefan die Gemüter und versetzte dem Schwenkgrill einen Schubs, so dass er sich erneut in der Kreisbahn über der Feuerstelle drehte.
Nico sah sich um. »Also ich hab das Gefühl, jetzt sind wir unter uns. Leo war ja zufrieden mit unserer Arbeit, ich hab auch nicht das Gefühl gehabt dass Stein vorhin Verdacht geschöpft hat.« Trotz der Vermutung, dass keine fremden Ohren im Spiel waren, sprach er leise.
»Ich weiß nicht… aber Stein da mit hineinzuziehen find ich irgendwie überzogen. Immerhin denk ich mal, dass seine Existenz von all dem hier abhängt. Leo… genauso und Rainer Bode was anzuhängen… Rademann, okay, da ist was, aber die anderen.«
»Hey Stefan, wie kommt’s? Hast du auf einmal Zweifel? „Rademann… da ist was“… Hast du vergessen, dass er sich an dich ranmachen wollte?«
»Nein, Erkan, das sicherlich nicht. Wenn einer was auf dem Kerbholz hat ist er es, das ist sicher. Aber bei den anderen… Man könnt meinen hier wird ein Film gedreht. Ich denke trotz allem sollten wir realistisch bleiben. Fassen wir doch einmal zusammen. Da ist zuerst mal der Stein. Ihm ist hier jeder unterstellt, er ist der Chef. Von daher ziemlich abenteuerlich ihn da in Verbindung zu bringen.«
»Prinzipiell nichts dagegen, Stefan, aber was ist mit der Webcam? Wo bleiben seine angeblichen Untersuchungen in Sachen deiner Unterwäsche? Er hat sich nicht mehr dazu geäußert und ich finde das schon merkwürdig. Anfangs schien er sich der Sache ja wirklich widmen zu wollen, aber jetzt?«
»Wenn er doch nicht weitergekommen ist… Warum sollte er dann Wind um die Sache machen? Und dann Leo Meier. Ich find ihn eher cool, auch wenn er scheinbar der Handlanger hier ist. Trotzdem, als Betreuer könnt ihr euch sicher nicht über ihn beschweren, oder? Rainer Bode… Nee, der nicht. Wir kennen ihn ja noch, wie er sich damals verhalten hat. Ich würde so weit gehen und sagen, dass er für uns am ehesten die Kohlen aus dem Feuer holen würde wenn’s drauf ankommt.«
Erkan grinste. »Das kannst ja gleich mal ausprobieren… da hinten kommt er.«
Schlagartig stellten die Jungen die Gespräche ein. Auch wenn Rainer Bode eventuell der Letzte wäre dem sie etwas unterstellen würden – langsam aber sicher begann sich eine kleine, verschworene Gruppe herauszubilden. Nico fuhr eine leichte Gänsehaut über den Rücken als er genau das zu spüren glaubte. Seine allerletzte Zweifel, die Sache hier könnte an einer undichten Stelle scheitern, schwanden. Er war sich in diesem Augenblick sicher, dass sie zusammenhalten würden wie Pech und Schwefel. Und er gab dadurch der Möglichkeit, die mysteriösen Machenschaften aufzuklären, alle Chancen. Alles was sie bräuchten war ein nahezu perfekter Plan. Sein Blick fiel zu Erkan, der offenbar ähnliches dachte, denn über sein Gesicht huschte kurz ein zufriedenes Lächeln.
»N´abend Jungs«, rief Bode von weitem, um die Gruppe nicht zu erschrecken. Er konnte nicht ahnen, dass er längst bemerkt worden war, da die Sinne der Jungs ab jetzt auf Hochtouren liefen. Fast jeder hier hatte eine gewisse Vergangenheit, seine eigene. Immer darauf bedacht nicht erwischt zu werden, immer auf der Hut. Jede verdächtige Aktion oder Person in ihrem Umfeld wurde genauestens beobachtet und begutachtet. Diese Sinne kamen nun wieder zum Einsatz, ein Umstand der nirgends nützlicher war als jetzt und hier.
»Man kann den Braten schon drüben am Gebäude riechen«, rief Bode der Gruppe zu. Hinter ihm, fast wie ein Schatten, trottete Rick.
»Auch was abhaben?«, fragte Stefan und blieb dabei fast übertrieben höflich. Allerdings schien Rainer Bode nichts davon zu bemerken.
»Na ja, wenn ihr was übrig habt… gerne.« Er setzte sich neben Erkan und Nico, zündete sich eine Zigarette an und kraulte Rick, der sich neben ihn gelegt hatte.
»Und, hat Rick die Spritzen gut verkraftet?« Erkan begann wie eine Spinne fast unsichtbare Stolperfäden zu ziehen. Nach und nach würden sie dichter, bis ein Entkommen kaum mehr möglich war. Nico verfolgte das Gespräch sehr intensiv, es galt auf jede noch so winzige Kleinigkeit zu achten.
»Spritzen?«, fragte Bode zurück und blickte dabei fast teilnahmslos ins Feuer. Das könnte bereits spannend werden.
»Ja, Herr Stein meinte, Leo Meier sei mit Rick zum Tierarzt gefahren weil er seine Auffrischungsspritzen bräuchte.«
Bode sah Erkan nun etwas überrascht an und zog die Schultern hoch. »Keine Ahnung. Ich war im anderen Camp, die Schotten dicht machen weil dort ja nun niemand mehr ist. Als ich zurückkam waren Leo und Rick im Hauptgebäude. Ob sie inzwischen weg waren kann ich nicht sagen.«
Es war nun ziemlich eindeutig dass Rainer Bode begann, Lunte zu riechen. Nicht die Fragen dürften ihn beschäftigen, sondern wohl eher die Art wie sie gestellt wurden. Erkan bemerkte das sofort und gab Nico und Stefan ein kleines Zeichen; er senkte seine flache Hand so zu Boden, dass es der Betreuer nicht sehen konnte. „Ball flach halten“ deutete er damit an und die beiden Jungen verstanden sofort. Keine Nachfragen.
Nico zuckte zusammen als ihn der Vibrationsalarm seines Handys in der Brusttasche kitzelte. Sofort stand er auf und lief zum Waldrand. »Muss mal«, rief er kurz zurück. Im Schutze der nun herrschenden Dunkelheit nahm er das Handy und hörte dem Anrufer zu.
»Erkan, ich muss dich kurz sprechen«, flüsterte er, nachdem er zurückgekehrt war, »es ist wichtig.« Dann lief er erneut zum Wald zurück. Das Ganze blieb von Bode unbemerkt, weil ihn Klaus und Mirko in ein Gespräch verwickelt hatten. Ob das Absicht oder Zufall war wollte Nico später herausfinden, jedenfalls kam das sehr gelegen. Erkan erhob sich, fummelte in seinen Taschen und wenn Bode gefragt hätte, dann suchte er seine Zigaretten. Aber Bode bemerkte es gar nicht oder es war ihm egal.
»Was gibt’s denn?«, flüsterte er, nachdem die beiden ein Stück aus dem Feuerschein und damit unsichtbar für die anderen waren.
»Ich weiß jetzt was der Schneider getrieben hat.«
»Aha, und vom wem?«
»Der Reihe nach. Es ist jedenfalls amtliche Tatsache und nun hör gut zu: Schneider kam gleich nachdem wir damals gegangen waren ins Camp. Er sollte der Nachfolger vom Stein werden, weil keiner wusste wie das mit dem wegen Manuel ausgehen würde. Rainer Bode war noch nicht soweit, der hatte noch einige Prüfungen vor sich. Schneider hat sofort den großen Macker gespielt, weil er schon Erfahrung mit solchen Camps hatte und es gab ständig Beschwerden. Sein Ende kam, als er einen der Jungs hier gedemütigt hat.«
»Was hat er?«
»Er hat ihn als Strafe für irgendwas nackt unter der Dusche stehen lassen und er durfte nur eiskaltes Wasser benutzen. Das Schwein stand davor, hat zugesehen und – hat das gefilmt. Der Junge hat sich aber trotz Drohungen nicht einschüchtern lassen und ihn verpfiffen. Daraufhin haben sie Schneider rausgeschmissen. War wohl ein Sadist. An seine Stelle kam dann übrigens Chip. Ich weiß es von meinem Paps, der hat Professor Roth gefragt.«
»Wer is´n das?«
»Der Psychologe, der das Camp hier ins Leben gerufen hat. Ich wusste auch nicht dass der hier der Obermacker ist. Präsident von dem Verein, ist in ganz Deutschland vertreten. Das Camp hat Schule gemacht.«
»Gefilmt sagst du? Da deucht mich doch. Ich hab allmählich für alles was hier passiert den Schneider in Verdacht. Der hat die Webcam installiert, Stefans Wäsche geklaut, in Lutz’ Zelt gewichst und der hat mit Tobias’ Entführung was am Hut. Ich hätte fast gute Lust das Sperma untersuchen zu lassen, wenn mehr dabei rauskommen würde.«
Nico lächelte gekünstelt. »Erkan, jetzt übertreibst du. Und was ist mit Rademann? Die Sache mit Stefan am Bahnhof… Der wäre auch an seine Klamotten gekommen. Irgendwie werd ich den Verdacht nicht los, dass er auf ihn steht. Mann, es ist alles so verwirrend.«
»Ja, klar, das is´ses schon. Komm, wir gehen zurück, ich will mal sehen wie weit sich Bode aus der Reserve locken lässt.«
Die Jungen saßen alleine am Feuer, rauchten und unterhielten sich, Rainer Bode war schon wieder gegangen.
»Hat der sein Steak mitgenommen?«, wollte Erkan deswegen wissen.
Klaus sah als einziger zu ihnen auf. »Genau. Er wollte unbedingt noch Fußballergebnisse sehen, drum hat er’s mitgenommen.«
»Auch recht. Hat er noch was gesagt?«
»Nee, eigentlich nicht. Kam einem eher vor als würde ihn was Wichtiges beschäftigen.«
Nico und Erkan sahen sich an. »Na ja,, dann… Ich denke wir sollten jetzt Feierabend machen«, gab Nico in Anbetracht der vorgerückten Stunde zu bedenken. Allerdings fand dieser Vorschlag einen ganz anderen Grund. Stefan stand inzwischen dicht neben ihm und irgendetwas ging von ihm aus. Nico konnte es nicht direkt deuten, aber es war ohne Zweifel etwas, das ihn angenehm nervös machte. Die Vorstellung, gleich ziemlich dicht neben ihm zu liegen erzeugte ein wohliges Kribbeln in seinem ganzen Körper. Spontan legte er deshalb einen Arm um Stefans Schulter. »Kommst mit ins Heiabettchen?«, flüsterte er ihm leise ins Ohr. Dabei kam er Stefan so dicht, dass der, ein Stück zurückwich.
»Hm, wenn du mich so fragst..«, brummte er fast zärtlich zurück. »Mir wird auch langsam kalt«. Das deutete Nico als Einladung für eine Nacht im gemeinsamen Schlafsack und zog seinen Freund nun einfach mit sich.
»Aber das nächste Mal räumt ihr dann hier auf«, rief ihnen Erkan hinterher, nicht ohne ein ziemlich breites Grinsen aufzusetzen.
Die beiden winkten ihm zu und verschwanden Arm in Arm in der Dunkelheit.
Kurz darauf zog Stefan den Reißverschluss des Zeltes zu und Nico schaltete die kleine Taschenlampe ein, die in seinem Handy integriert war. »Ich überlege ob sich hier nicht eine Kerze oder so besser machen würde.«
»Eine Kerze? Du meinst sicher solch eine, die einen Docht hat und die man anzünden kann.«
»Oh, Schlaumeier, genau so eine meine ich.«
»Hm, weißt du, wir haben ja so was, halt nur nicht zum anzünden«, feixte Stefan und entledigte sich seiner Klamotten. Trotz der Kälte wurde den beiden schon durch dieses Gespräch ziemlich warm und rasch schlüpften sie in Stefans privaten Schlafsack, der doch um einiges größer war als der, den man ihnen hier zur Verfügung gestellt hatte.
Eng kuschelten sie ihre nackten Körper aneinander.
»Ich weiß gar nicht wie ich die Zeit ohne dich herumgebracht habe«, flüsterte Nico und kraulte Stefans Haare dabei. »Das hat mir dermaßen gefehlt…«
»Meinst nur dir? Ich hab auch oft wach gelegen und überlegt wie es weitergehen sollte. Aber das ist ja jetzt vorbei.« Stefans Hand wanderte über Nicos Bauch und seine Fingerspitzen malten kleine Kreise um den Bauchnabel. »Ich muss jetzt mal nachsehen ob deine Kerze schon brennt«, grinste er, »aber es ist dazu doch verdammt eng hier.«
»Wart mal«, unterbrach Nico das beginnende Spiel und öffnete den Schlafsack. »Ich denk wenn wir meinen einfach drauflegen wie eine Decke… dann haben wir mehr Platz.«
Kurz darauf hatten sie sich ein bequemes Lager gebaut, das nirgends behinderte oder einengte. Stefan setzte seine Erkundungstour über Nicos Körper mit der Zunge fort, wobei er an seinen kleinen Knospen der Brustwarzen begann und sich langsam und genüsslich über das Brustbein bis zum Bauchnabel hinunterleckte. Nicos Körper reagierte darauf wie immer mit einem leichten Winden und gelegentlichen Aufbäumen, untermalt von leisen Seufzern.
Stefan hielt kurz inne als draußen Schritte und leise Stimmen zu hören waren, die Jungs kamen zurück und schlüpften nun ebenfalls in ihre Zelte. Er wartete, bis sich nichts mehr regte, um dann genau dort weiterzumachen wo er aufgehört hatte. Nico quittierte das mit einem lustvollen Stöhnen. Zwar lagen die Zelte relativ weit auseinander, aber in der absoluten Stille des Waldes war nicht auszuschließen, das dass die anderen hören könnten. Aber sich jetzt zur Ruhe zu mahnen musste nicht unbedingt sein, schließlich konnte sich jeder denken was hier ablaufen würde, spätestens als sie sich so rasch vom Platz entfernt hatten. Stefan spürte eine zusätzliche Erregung bei dem Gedanken, dabei belauscht zu werden. Seine Zunge folgte dem feinen Haarstrich, der von Nicos Bauchnabel nach unten führte und sog den Duft auf, der sich unaufdringlich aber äußerst anregend von dort ausbreitete. Bewusst ließ er Nicos steifen Schwanz außer Acht, um mit der Zunge die Innenseiten der Schenkel zu liebkosen, in immer engeren Kreisen berührte seine Zungenspitze schließlich Nicos Eier.
»Du machst mich Wahnsinnig«, jammerte Nico unter dieser Behandlung und krallte sich in Stefans Haaren fest.
»Vielleicht will ich das ja.«
»Ich… ich halt das nicht länger aus..«
Stefan wusste was gleich passieren würde, dieses Spiel kannte er noch zu gut. Dazu musste er nur genau auf das Atmen und die Bewegungen des Körpers neben ihm achten, dann konnte er Nicos Höhepunkt fast auf die Sekunde vorhersagen. Da er aber selbst schon fast soweit war, wollte er gemeinsam mit seinem Freund kommen. Und eine beidseitig geschätzt und geliebte Variante war dabei die 69. Sie waren so darauf eingespielt, dass sie praktisch in derselben Sekunde zum Orgasmus kamen.
Sie küssten sich noch so lange, bis sie eine wohlige Entspannung vollständig erfasst hatte. Eng drückten sie wieder ihre Körper aneinander, rieben sich ihre Nasen und leckten sich die Wangen.
»Möcht so einmal sterben, weißt du das?«
»Aber ich dann mit. Vielleicht kriegen wir dabei ja mal nen Infarkt, wenn wir alte Männer sind«, kicherte Nico.
»Alte Männer… ich kann mir gar nicht vorstellen alt zu werden. Du etwa?«
»Na ja, wir werden das in keinem Fall verhindern können. Aber warum denken wir drüber nach, es ist noch viel, viel Zeit bis dahin.«
»Was meinst du, ob Erkan schon einen Plan hat? Wie mir scheint lässt er sich garantiert nicht mehr davon abbringen.«
»Ich hoff´, dass er das durchzieht und wir sind dabei. Egal was da mit uns passiert, ich bekomme ein immer schlechteres Gewissen wenn ich an den kleinen Tobias denke. Eigentlich ist jede Minute, in der nichts geschieht, eine verlorene.«
»Meinst du… die würden ihm was antun?«
»Keine Ahnung. Man weiß ja nicht wie das mit dem Lösegeld läuft oder schon gelaufen ist. Aber warte mal…«. Nico suchte sein Handy, loggte sich ins Internet ein und suchte nach dem Namen der nahe gelegenen Ortschaft.
»Was wird das denn nun?«
»Hab die Erfahrung gemacht, dass fast alle Tageszeitungen im Netz vertreten sind, teilweise sogar die lokalen.«
Stefan nickte und zusammen mit Nico starrte er auf das Display, bis die Suchmaschine einen Treffer erzielen würde. Und sie tat es.
BREAK BREAK BREAK BREAK BREAK BREAK BREAK BREAK BREAK BREAK BREAK
Der ungeliebte Weckruf am Morgen fiel erstaunlich verhaltener aus als sonst. Rainer Bode war anscheinend eingeteilt und es entstand der Eindruck, dass er das sehr schnell und ohne die üblichen Reden vonstatten gehen lassen wollte.
Nico öffnete das Zelt und endlich war der ungeliebte Nebel verschwunden. Zwar bedeckte den Himmel eine hohe, dünne Wolkenschicht, aber nichts deutete darauf hin, dass das Wetter schlechter werden würde. Offenbar hatte der Wind großräumig gedreht und führte jetzt trockenere Luft in die Gegend.
Stefan krabbelte neben ihn. »Oh, wie schön. Man kann endlich wieder sehen wo der Wald ist«, freute er sich.
»Jep, und jetzt zum Frühstück, ich hab einen unbeschreiblichen Kohldampf.«
Stefan grinste und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Kein Wunder bei dem Kalorienverbrauch heute Nacht.«
Sie zogen ihre Trainingsanzüge an und verließen den Platz, von den Anderen war noch nichts zu sehen und zu hören. Übermütig legten die beiden einen Sprint zum Pfad in den Wald hin, überholten sich gegenseitig und rempelten sich dabei. Nico verspürte schon wieder Lust, vor allem wenn Stefan ein Stück vor ihm rannte und seinen knackigen Hintern gekonnt zur Schau stellte. Aber auch Stefan schien diese Gedanken zu haben, jedes Mal wenn er Nico überholte kniff er ihm in den Po und erntete damit ein lustiges Quieken.
So aufgelockert kamen sie rasch am Hauptgebäude an. Die Autos standen auf ihren Plätzen, den beschlagenen Scheiben nach waren sie anscheinend auch nicht bewegt worden. Obwohl beide Jungen darüber grübelten, äußerte keiner seine Verwunderung. Wenn an all den Geschichten etwas dran war, dann spielte sich doch so gut wie alles im Schutze der Nacht ab. Aber immerhin gab es ja ein weiteres Fahrzeug, das nicht ständig hier geparkt war – das von Jörg Schneider.
Nico versuchte seine Blicke von Stefan fernzuhalten als sie sich auszogen, um unter die Duschen zu springen. Trotz all der anderen Gedanken dominierte er samt und sonders Nicos Gefühle.[der letzte satz ist schwer zu verstehen/das glaube ich hier aber nicht]
Während das Wasser über ihre Körper rieselte, vernahmen die beiden Jungen Geräusche und Stimmen, offenbar war auch der Rest der Gruppe eingetroffen. Es schien, als hätte der verschwundene Nebel schlechte Gedanken mitgenommen, einer der Jungs pfiff sogar ein Lied, dann wurde es laut. Neugierig steckte Erkan seinen Kopf unter Nicos Dusche.
»Und, wie war die Nacht?«. Es gab keinen Zweifel worauf er anspielte und Nico sprang darauf an.
»Wie schon? Wir hatten zwei Kerzen im Zelt, wegen der Dunkelheit, weißt du…«
Erkan lachte schallend. »Jep, das glaub ich dir aufs erste Wort.« Dann stellte er sich unter die Dusche und kurz darauf erschallte ein türkisches Lied den Raum. Erkan traf zwar kaum einen Ton, aber das spielte an diesem Morgen keine Rolle.
Nico dachte über die letzte Nacht nach. Wie viel Zeit hatten sie noch so füreinander? Eine Ewigkeit, so hoffte er. Und schon reagierte sein Schwanz, wie immer wenn er an solche Sachen dachte. Der Befürchtung, sich jetzt gleich beim anziehen vor den anderen zu blamieren, machte er innerhalb weniger Handbewegungen ein Ende. Bis zum Abend würden die Reserven wieder aufgefüllt sein. Ein breites Grinsen überzog sein Gesicht, als er die Spuren seiner Handlung mit dem Duschkopf im Abfluss verschwinden ließ.
Tatsächlich geschah an jenem Morgen etwas, das neu für ihn war. Wie auf Kommando hatten die Jungen ihre Duschen verlassen und trockneten sich Splitternackt in dem Raum ab.
Stefan stand mit einem Mal neben ihm. »Sieh dir das an. Wären die Umstände andere, könnt man’s glatt für das Paradies halten«, flüsterte er.
»Mein lieber Freund, das hab ich jetzt überhört.«
»Blabla. Sieh sie dir doch an.«
»Hab ich, Stefan, hab ich. Und jetzt ist Schluss mit Spannen«, antwortete Nico und schlüpfte in seine Shorts, wobei er Stefan bei der gleichen Aktion genau beobachtete. Was war bloß los, dass die alle so freizügig hier herumliefen?
»Hehe, ein Fressen für den Spanner. Er würde sich zu Tode ärgern wenn er das hier sehen könnte«, rief Erkan in den Raum und wackelte anzüglich mit den Hüften, wobei sein Schwanz hin- und her baumelte. Allerdings beendete er diesen Spaß recht schnell und zog seinen Slip an, denn diese Sache würde ganz rasch nicht ohne sichtbare Folgen bleiben.
»Wart mal«, hielt Nico Stefan beim anziehen auf, »du hast da was…«, und deutete auf Stefans Bauchnabel.
»Klar, das ist ein Loch im Bauch und du hast auch eins«, lachte er.
»Nein, im Ernst…« Nico stellte sich vor seinen Freund und bückte sich leicht, um den kleinen, dunklen Punkt direkt neben Stefans Bauchnabel genauer zu betrachten. »Oh, Scheiße.«
Stefan zuckte zusammen und blickte an sich hinunter. Dann tastete er den Punkt und in dem Moment wo er ihn berührte versteifte sich sein ganzer Körper. »Was ist das denn?«, schrie er, so dass alle anderen Augenblicklich zu ihm herübersahen.
Nico kniete sich hin und nahm Stefans Hand. »Lass, finger da nicht dran rum«, ermahnte er ihn.
»Nico, was ist das? Warum geht das nicht ab?« Stefans Stimme wurde schrill.
»Eine Zecke. Du hast dir ´ne Zecke eingefangen.«
»Eine was? Mach die weg, sofort, hörst du? Mach das sofort weg.«
»Das geht nicht. Die kann man nicht einfach so wegnehmen.« Nico wurde nun selbst nervös, nachdem Stefan wie wild gestikulierte und fast unmögliche Verrenkungen mit seinen Armen machte. Zwar bedeutet ein Zeckenbiss grundsätzlich etwas, das man nicht auf die leichte Schulter nehmen soll, aber Nico wusste dass in dieser Gegend keine Gefahr durch die gefürchtete Gehirnhautentzündung bestand.
»Komm, zieh dich an, das sollen sich die Betreuer ansehen.«
»Was? Wieso? Ich….«
»Stefan, bitte, reiß dich zusammen. Das Ding kann man nicht wegziehen oder so, wenn der Kopf abreißt und in der Haut stecken bleibt wird’s erst wirklich unangenehm. Also los, zieh dich an.«
Erst jetzt bemerkte Nico, dass Stefan am ganzen Körper zitterte und der Rest der Gruppe neugierig um sie herumstand, um den Grund der Panikattacke zu erforschen.
Wenig später lief ihnen Rainer Bode über den Weg.
»Rainer, hast du mal nen Augenblick?«
»Ah, ihr… ja, was gibt’s?«
»Stefan hat sich ´ne Zecke eingefangen.«
Bode schluckte erst, fing sich jedoch schnell wieder. »Aha. Und wo?«
»Am Bauch. Zeig mal her, Stefan.«
»Ich… ich soll?«
»Nun mach keinen Terz, Rainer will sich das bloß mal anschauen.«
Langsam schob Stefan sein Hemd nach oben und den Hosenbund ein Stück nach unten, wobei man deutlich merken konnte dass ihm das peinlich war.
Bode beugte sich vor ihn und betrachtete das Ungemach. »Tja, noch ganz klein, sicher von heute. Aber warte, diesem Biest rücken wir gleich mal zu Leibe. Komm bitte mit ins Büro. Nico bleib…«
Der wusste was kommen würde und fiel Bode ins Wort. »Ich komm mit.«
»Na gut. Geht schon mal vor ich muss noch etwas holen. Bin gleich da.«
Wortlos standen die beiden in Steins Büro. Nico, der sich nun wieder weitgehend abgeregt hatte, nutzte die Gelegenheit, um sich in dem Raum etwas näher umzusehen. In einer Vitrine an der Wand gegenüber der Tür standen jede Menge Pokale und während Stefan wie angewurzelt dastand betrachtete sich Nico die Trophäen genauer. Ausnahmslos erste und zweite Plätze, alle von Meisterschaften in Leichtathletik und alle mit gravierten Schildern, die den Namen Falk Stein trugen. Nicos Augen wurden groß, denn das hatte er nun doch nicht vermutet. Neben der Vitrine hingen bunte Bänder mit Medaillen aus Gold, Silber und Bronze. Wo Stein überall schon war…
»So. Nun wollen wir mal«, flötete Bode fast als er in das Büro kam. In der Hand hatte er ein kleines, grünes Röhrchen mit einer Art weißen Kappe. »Stefan, das tut überhaupt nicht weh. Und wenn du mich fragst wieso ich damit«, er zeigte Stefan jetzt das Gerät zum entfernen von Zecken genauer, »umgehen kann, dann frag Rick. Jeden zweiten Tag bin ich bei dem damit zugange und wie du siehst, der Hund lebt noch. Und ziemlich munter… Also, du musst nicht mal die Zähne zusammenbeißen. Das geht ganz fix.«
Stefan nickte nur, seine Panik erstickte jeden Ton schon im Ansatz. Mit riesigen Augen beobachtete er, wie Bode die kleine Zange am Ende des Röhrchens auseinander drückte und vorsichtig die kleine Zecke damit einklemmte. Dann drehte er ein winziges Stück und zog gleichzeitig mit einem Ruck.
»Autsch«, entwich es Stefan dann doch.
»Gut, schon vorbei«, sagte Bode zufrieden und hielt Stefan die Zeckenzange vor die Augen. Als der die Beine der kleinen Milbe in der Luft rudern sah, stand Nico bereits hinter ihm um ihn am umfallen zu hindern.
»Das ist ja…. geh weg mit dem Ding… mach es hin…« stotterte Stefan und war in wenigen Sekunden Leichenblass geworden. Bereitwillig ließ er sich von Nico stützen.
Rainer Bode grinste fast diabolisch und verließ, die Zange vor sich in Augenhöhe haltend, rasch den Raum.
»Der spinnt, zeigt mir dieses ekelhafte Vieh auch noch…«
»Komm, beruhige dich, es ist ja vorbei. Und ab jetzt werden wir uns jeden Abend gründlich untersuchen, okay?«
Stefans Gesichtsfarbe kehrte zurück. »Untersuchen… aha…«
»Hab nur ich das Gefühl dass da drüben ´ne ziemlich gedrückte Stimmung herrscht?« Nico beobachtete den Tisch mit den Betreuern. Sie aßen und schwiegen, außer einem flüchtigen „Guten Morgen“ hatten sie noch keinen Ton von sich gegeben. Rainer Bode bildete eine kleine Ausnahme, sein Gesichtsausdruck war nicht ganz so verbiestert. Die Tageszeitung lag unberührt auf einem kleinen Nebentisch.
»Nee, ich denk das auch. Möchte gern wissen was die haben«, flüsterte Erkan.
»Ich hab heut Nacht übrigens was in Erfahrung gebracht, wegen dem kleinen Tobias.«
»Ach, ich dachte du und Stefan…«
»Was du immer denkst. Unter anderem… Also Gestern stand in der Zeitung, dass die Übergabe des Lösegeldes schief gegangen ist. Der oder die Entführer haben kurz davor beschlossen, mehr zu verlangen.«
»Wie viel?«
»Stand nicht direkt da, nur ´ne Vermutung von denen. Tobias stammt von einer reichen Familie und die Zeitung will erfahren haben, dass die nun eine Million verlangen.«
Erkan wedelte mit der Serviette. »Ups, ´ne Menge Geld. Aber warum haben die nicht gleich so viel verlangt? Normal ist es doch eher so, dass sie die Forderungen runterschrauben.«
»Keine Ahnung, aber eines ist scheinbar sicher: Der Kleine lebt noch, sie haben wohl mit ihm telefonieren können.«
»Aha. Gut. Und was wird unternommen? Stand da was dabei?«
»Nein, die hüllen sich verständlicherweise in Schweigen. Aber wie auch immer, mir kommt der Tisch da drüben sehr merkwürdig vor.«
Ohne Kommentar stand Stefan plötzlich auf, ging zu dem kleinen Nebentisch und griff sich die Zeitung. Nico beobachtete die Betreuer dabei genau und alle Vier sahen Augenblicklich auf. Die Zeitung war ganz klar noch nicht aufgeschlagen worden, warum auch immer an diesem Morgen.
Stefan sah ebenfalls zu dem Tisch der Betreuer und erstaunlich ruhig sagte er nur: »Mal gucken was die im Fußball wieder vergeigt haben.«