Fotostudio Plange – Teil 28 – Gastgeschenke

Tja, lieber Leser, nach langer, langer Pause (für einige hat sie wohl zu lange gedauert *fg) habe ich endlich mal wieder Zeit gefunden, mich an den Schreibtisch zu setzen und die Geschichten aus der Ludwigstraße weiterzuschreiben.

Ich frage mich zwar immer noch, was euch an den Episoden aus meinem Leben und dem meiner Liebsten so fasziniert, aber bitte, ihr wollt sie haben, also sollt ihr sie auch kriegen. Der Mensch ist hier ein Gläserner geworden und ich habe kein Problem damit, euch an der Geschichte, die mein Leben schrieb, teilhaben zu lassen.

Ich weiß, nach einer so langen Unterbrechung, wird es nicht einfach sein, nahtlos an das Bestehende anzuknüpfen, aber ich werde mein Bestes versuchen, dass der Übergang so reibungslos wie möglich über die Bühne gehen wird.

Einigen von euch wird es nicht anders gehen als mir, er wird sich die alten Teile noch einmal zu Gemüte führen. Vielleicht ist dieser Neuanfang auch die Möglichkeit für euch, die alten Teile noch einmal zu betrachten und (endlich!) zu kommentieren, denn die Anzahl der Kommentare war ja rückläufig, wenn ich mich recht entsinne.

Ich endete damals ja mit der nicht ganz flüssigen mitternächtlichen Unterhaltung von Marvin, der mit Daniel Händchen haltend auf dem Sofa saß, Igor und meiner Person. Ich werde den Inhalt zwar auch heute nicht wiedergeben, aber ich werde daran anknüpfen, auch wenn ich erst beim Frühstück einsetzen werde. Aber genug der Vorrede, nun aber ab zum Wesentlichen!

 

*-*-*

 

Die ersten Frühstücksvorbereitungen waren abgeschlossen. Die Kaffeemaschine braute vor sich hin, die Aufbackbrötchen waren im Backofen und die Rühreimasse musste gleich nur noch in die Pfanne.

Ich stand am Kühlschrank und war dabei, die Frühstücksutensilien aus der Kühlung zu holen, als mich ein gemurmeltes ‚Guten Morgen‘ zusammenfahren ließ. Vor Schreck wäre mir fast die Milchtüte aus den Händen gefallen, aber viel wäre nicht passiert, die Fallhöhe betrug maximal zehn Zentimeter.

Ich drehte mich um, in der Tür stand, nur in einer Boxer, mein Neffe.

 

„Hallo Großer!“

 

„Kann ich dir was helfen?“

 

Er kam auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Meine Hand wuselte durch seine Haare.

 

„Du kannst den Tisch decken.“

 

„Essen wir hier in der Küche oder drüben im Esszimmer?“

 

Marvin blickte mich fragend an. Ich grinste.

 

„Wenn du hinterher saugst, kannst du sogar das gute Geschirr rauszuholen.“

 

„Dann bleiben wir hier!“

 

Ein Grummeln lag auf seinem Gesicht.

 

„Wir sind ja unter uns, oder?“

 

„Wenn du niemanden mehr eingeladen hast, dann ja.“

 

Diesmal hielt ich die Milch richtig fest. Der Schwimmer schüttelte den Kopf, ging an den Hängeschrank, wohl um das Porzellan herauszuholen, als er sich zu mir umdrehte.

 

„Onkelchen? Woran erkennt man eigentlich, dass man wirklich verliebt ist und der Typ auch der richtige Partner für einen ist?“

 

„Du kannst Fragen fragen und das am frühen Morgen!“

 

Ich zwinkerte ihm lächelnd zu.

 

„Aber was möchtest du denn nun genau wissen? Das mit dem Verliebtsein oder das mit der Partnerschaft?“

 

„Ist das nicht das Gleiche?“

 

Erstaunen lag in seinen Augen. Anscheinend gab es einige Probleme mit Igors Plan.

 

„Wenn, dann wäre es dasselbe, denn du weißt doch: Zwei Frauen können nie zur selben Zeit dasselbe Kleid tragen, wohl aber das gleiche Outfit.“

 

„Können wir die Deutschstunde mal sein lassen?“

 

War da jemand angefressen? Meine Hand suchte seinen Arm.

 

„Also fangen wir mal mit der einfacheren Sache an, der Liebe. Da sind die Anzeichen und Symptome, oder wie immer du es nennen möchtest, eher körperlicher Natur. All deine Gedanken …“

 

Ich tippte ihn an die Stirn.

 

„… drehen sich nur noch um den einen Typen, Tag und Nacht. Du kannst nicht mehr richtig denken und vergisst zum Beispiel, die Unterhose richtig herum anzuziehen. Immer, wenn du an ihn denkst, schlägt dein Herz …“

 

Meine Hand legte sich auf seine linke Brust.

 

„… etwas schneller. Es muss zwar nicht rasen wie bei einem 400-Meter-Lauf, aber der normale Rhythmus ist es nicht mehr. Du möchtest jedem, der die Aufmerksamkeit …“

 

Ich packte ihn fest am Oberarm.

 

„… deines Liebsten von dir ablenkt, eine reinhauen. Auch wenn du dich nicht richtig schlagen wirst, aber du wirst auf alles und jeden eifersüchtig sein, der ihn mit Beschlag belegt. Und immer, wenn du an ihn denkst, hast du …“

 

Mein kleiner Finger spielte in seinem Bauchnabel.

 

„… ein komisches Gefühl in der Magengegend. Wenn ihr euch treffen wollt, wird die Anzahl der Schmetterlinge in deinem Bauch, je näher das Date rückt, immer größer. Falls er sich auch nur um fünf Minuten verspäteten sollte, sind alle Schmetterlinge plötzlich weg und ein Magen zieht sich zusammen, dir wird richtig schlecht. Und immer, wenn du intensiv an ihn denkst oder er nur mit dir im gleichen Zimmer ist, dann …“

 

Ich griff ihm in den Schritt und umklammerte seinen Wanderstab.

 

„… dann zeigt Klein-Marvin leichte oder erhöhte Einsatzbereitschaft. Je mehr Symptome zutreffen, desto verliebter bist du.“

 

„Und woher weiß ich, dass es auch der richtige Mann für mich ist?“

 

Er blickte mich Hilfe suchend an, dann legte sich jedoch ein Grinsen auf seine Lippen.

 

„Äh, Stef, du kannst jetzt deine Hand ruhig da unten wegnehmen. Ich hab zwar keine Probleme damit, aber Danny könnte das eventuell falsch verstehen, wenn er uns so sehen würde, wie du da …“

 

Ich lachte ihn an, ließ meine Hand aber auf seinem Gemächte liegen.

 

„Sorry, war keine Absicht. Aber das hier …“

 

Ich drückte noch einmal fest zu, ehe ich meine Hand wieder auf seine Schulter legte.

 

„… das hier führt uns zur Partnerschaft. Ob derjenige, den du liebst, auch der richtige Mann für dich ist, das kann mir nur dein Verstand sagen. Die Antwort kennt weder dein Herz, noch dein Magen, geschweige denn dein Schwanz oder dein Arsch. Gut, die Sachen müssen alle mitspielen, aber es ist die Ratio, auf die es ankommt, nicht die Emotio.“

 

Man sah dir Fragezeichen in seinen Augen.

 

„Kannst du das auch etwas einfacher sagen? „

 

„Ich kann es ja mal versuchen.“

 

Ich grinste ihn an.

 

„Als ich damals zum Studium nach Münster gegangen bin, habe ich im ersten Semester einen Theologiestudenten kennengelernt. Radek kam aus der Nähe von Danzig und studierte auf Diplom, wollte also kein Priester werden. Hätte er es werden wollen, ich hätte die Sache gleich sein gelassen, aber, was soll ich sagen? Ich war verliebt über beide Ohren: mit Herzrasen, Magenschmerzen, dem vollen Programm. Ich sah die Welt nur noch durch die rosafarbene Brille, mit dem Mann wollte ich alt werden.“

 

„Und? Was ist daraus geworden?“

 

Man sah die Neugier in seinem Gesicht. Ich zuckte mit den Schultern.

 

„Nichts! Nach drei Monaten auf Wolke Sieben stand er plötzlich bei mir vor der Tür und sagte, er könne keine Beziehung mehr mit mir führen, Gott hätte ihm befohlen, nicht mehr schwul zu sein. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, wusste in dem Moment echt nicht, was ich machen sollte. Ich ließ ihn ziehen, denn, mit einem Menschen kann man konkurrieren, aber mit dem lieben Gott?“

 

Marvin leckte sich über die Lippen.

 

„Und? Wie ging es weiter?“

 

„Lars tröstete mich während meiner Depriphase. Was meinte er? Ich solle mir keine Sorgen machen, der Typ würde wiederkommen.“

 

Ich griff in meinen Bademantel, holte meine Schachtel heraus und steckte mir eine Zigarette an.

 

„Dein heutiger Stufenleiter hatte Recht, es dauerte keine zwei Wochen, dann stand Radek, wie der reuige Sünder, ohne Anmeldung bei mir plötzlich wieder auf der Matte. Nach einer Art Generalbeichte, es wäre ja alles falsch gewesen, was er gemacht hätte, er würde es bedauern, war urplötzlich alles wieder da. Das komische Gefühl im Magen, das Herzrasen, die Verliebtheit. Wir fickten in dieser Nacht wir wie die Karnickel, er konnte gar nicht genug bekommen.“

 

Ich aschte ab.

 

„Aber am nächsten Morgen, er lag noch schlafend neben mir, wusste ich das Eine ganz genau. Ich war zwar in den Kerl tierisch verliebt, aber er war leider nicht der Mister Perfekt, würde es auch nie sein; es … es würde immer etwas zwischen uns stehen.“

 

„Mit ‚Es‘ meinst du wohl den lieben Herrn im Himmel?“

 

Marvin grinste mich an. Ich zwinkerte meinem Neffen zu.

 

„Genau eben jenen welchen! Irgendwann ist er dann sang- und klanglos verschwunden, ohne ein Wort. Aber, um wieder auf die Erde zurückzukommen, die Antwort auf die Frage, ob Daniel dein Mister Right ist, kannst du dir nur selber geben. Ich kann dir zwar raten, das und das zu tun und das und das zu lassen, aber ob du das dann auch tust oder unterlässt …“, ich zuckte mit den Schultern, „… ist einzig und allein deine Entscheidung, die dir niemand abnehmen kann. Du kannst die Verantwortung für dich und dein Leben nicht auf andere abwälzen, dieses Päckchen musst du schon selber tragen!“

 

„Wie meinst du das denn jetzt?“

 

Der Wasserballer blickte mich irritiert an. Ich zog die Augenbrauen hoch.

 

„Du erinnerst dich an Sebastian Krieger? Der Typ, der dich mit …“

 

„Hör mir mit dem Parfümverkäufer auf!“

 

Mein Neffe ging in Abwehrhaltung. Ich blickte ihn süffisant lächelnd an.

 

„Ich nenne ihn ab jetzt Mister X. Einverstanden?“

 

„Von mir aus!“

 

Der Schwimmer nickte.

 

„Also, unter uns Betschwestern, ich konnte Mister X noch nie leiden, von Anfang an nicht! Er war mir zu arrogant, zu selbstherrlich, zu unsympathisch.“

 

Ich strich über seine Wange.

 

„Aber du hast ihn damals gemocht, ihn fast vergöttert. Hättest du damals auf Bedenken meinerseits gehört?“

 

Er zuckte mit den Schultern.

 

„Ich weiß es nicht!“

 

„Seien wir ehrlich, du hättest sämtliche Warnungen von mir in den Wind geschossen. Du dachtest wahrscheinlich, was will der alte Typ denn vor mir? Gönnt der mir mein Glück nicht? Der ist doch nur eifersüchtig!“

 

Ich lachte ihn an.

 

„Das Gleiche war mit diesem Verlegerenkel, diesem Frederick. Der war mir zwar weitaus sympathischer als Mister X, dazugehört ja auch nicht viel, aber auch da hatte ich meine leisen Zweifel, allein wegen der räumlichen Distanz, du hier und er in Hamburg. Du warst jedoch in ihn verschossen und hast nach dem Motto agiert: Liebe kennt keine Grenzen!“

 

„Ich weiß!“

 

Er wirkte plötzlich ziemlich kleinlaut.

 

„Es ist mir egal, mit wem du ins Bett gehst, für wen du die Beine breitmachst oder wen du beglückst, es kommt einzig und allein darauf an, dass du …“

 

Ich tippte ihn hart aufs Schlüsselbein.

 

„Es kommt nur darauf an, dass du – und nur du allein – glücklich dabei bist! Meine Meinung zählt überhaupt nicht, denn ich muss mit diesen Typen weder zusammenleben noch mit ihm ins Bett gehen.“

 

„Was …“

 

Er schluchzte.

 

„Was soll ich denn jetzt machen?“

 

„Dich entfalten, dein Leben genießen, Erfahrungen sammeln, denn …“

 

Ich küsste ihn.

 

„… irgendwo, auf Gottes weitem Erdenrund, wird sich auch der passende Deckel für deinen Topf befinden. Aber du hast, gegenüber vielen deiner Altersgenossen einen ernormen Vorteil!“

 

„Welcher da wäre?“

 

Er rieb sich die Augen. Ich lachte.

 

„Dein Erziehungsberechtigter ist auch schwul, kennt daher deine Belange und Bedürfnisse ganz genau und weiß, wie man mit einem verzauberten Jugendlichen umgehen muss. Da hat es Daniel weitaus schwerer, seine Eltern scheinen völlig unbedarft zu sein, was das Liebesleben ihres Sohnes anbelangt. Seine Mutter weiß zwar Bescheid, aber zwischen Wissen und entsprechenden Handeln liegen Welten.“

 

Marvin nickte.

 

„Er hat mir einiges über seine Eltern erzählt, da bin ich echt froh, dich zu haben. Aber das hilft mir auch nicht bei meinem Problem. Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll!“

 

„Ich weiß, mein Hase.“

 

Ich tätschelte ihm den Rücken.

 

„Du solltest vielleicht blinde Kuh spielen.“

 

Er tippte sich an die Stirn.

 

„Du tickst linksrum! Wie soll das Kleinkinderspiel mir denn helfen?“

 

„Du sollst es ja nicht in der Gruppe spielen, sondern nur mit dem Mann, der für dich als Partner infrage kommt. Und du spielst es auch nicht im Garten, sondern im Wald oder in einem Steinbruch, das Gelände sollte unwegsam sein.“

 

Ich drückte meine Zigarette aus.

 

„Du lässt dir am Anfang des Weges die Augen verbinden und dich dann nur durch seine Stimme zum Ziel führen, über Stock und Stein, um alle Klippen herum. Wenn du das schaffst, ohne die Binde abzunehmen, dann ist auf jeden Fall schon einmal blindes Vertrauen vorhanden.“

 

Er blickte mich fragend an.

 

„Du meinst wirklich, das könnte mir helfen?“

 

„Zumindest würde es tolle Bilder geben, du im Wald …“

 

Ein Grinsen legte sich auf meine Lippen. Der Wasserballer boxte mich jovial in die Seite.

 

„Du bist wirklich ein Arschloch! Aber ein ziemlich liebenswertes Exemplar dieser Gattung!“

 

„Danke für die Blumen, mein Schatz. Aber denk mal darüber nach, mit wem du diese Übung machen würdest. Wem traust du es eher zu, dich heil ans Ziel zu bringen? Daniel oder Benjamin?“ Ich schaute ihn eindringlich an. „Für wen du dich auch entscheiden wirst …“

 

„Weißt du, wen ich am liebsten dabei an meiner Seite hätte?“

 

Er blickte mich mit frechen Augen an. Ich war ratlos.

 

„Wer ist es denn?“

 

„Eine Ausgabe von dir, nur 20 Jahre jünger.“

 

Er grinste mich frech an.

 

„Tja, dann solltest du dich einfach mal an Marcel wenden!“

 

Ich lachte. Marvin schaute verdutzt.

 

„Wieso an Marcy?“

 

„Er studiert Biologie, vielleicht kann er dir einen Stefan Plange klonen, ich spende gerne die notwendigen Zellen!“

 

Ich lachte herzhaft.

 

„Aber eins sollte dir dann auch klar sein, mein Engel!“

 

„Was denn?“

 

Sein Blick hatte etwas Erwartungsvolles an sich.

 

„Auch wenn mein Klon wahrscheinlich schwul werden wird, … er müsste dann auch auf ältere Typen stehen, denn …“ Ich musste mich beherrschen. „… du bist siebzehn und er noch nicht geboren!“

 

Er trommelte an den Hängeschrank.

 

„Du bist wirklich ein Arsch!“

 

„Wer ist ein Arschloch?“

 

Igor stand gähnend in der Tür.

 

„Aber erst einmal: guten Morgen.“

 

„Der Papst!“

 

Marvin lachte. Der angehende Lehrer schüttelte nur mit dem Kopf.

 

„Wie gut, dass wir alle evangelisch sind! Aber Schatz!“

 

Er blickte in meine Richtung.

 

„Du solltest jetzt wohl besser die Brötchen aus dem Ofen nehmen oder möchtest du uns Briketts servieren?“

 

Ich erschrak.

 

„Um Gottes willen!“

 

Daniel musste ja nur noch ins Reich der Lebenden überführt werden, dann konnte das Frühstück starten. Als der kleine Autoschrauber, ebenfalls nur in Boxer, die Küche betrat, hatte er zwei Kartons in den Händen, die er mit grinsend überreichte.

 

„Hier, mein Beitrag zur Fete.“

 

„Du brauchst doch nichts mitzubringen.“

 

Ich war leicht gerührt ob des Geschenks. Der Rothaarige lachte.

 

„Soviel ist es ja nicht, außerdem sponsert es mein Arbeitgeber. Marv hat mir gesagt, dass es keine Deko geben wird, aber eine Karnevalsfete ohne Luftballons und Luftschlangen?“

 

In der ersten Kiste befanden sich die buntbedruckten Papierstreifen, im anderen lagerten wohl an die 1.000 Gummiteile mit Opel-Werbung.

 

„Danke dir! Und auch für deine Unterstützung.“

 

„Wieso Unterstützung?“

 

Das Amateurmodell blickte mich fragend an. Ich grinste ihn frech an.

 

„Wer soll denn die Ballons aufblasen? Ich muss gleich kochen und Igor wird Zwiebeln schneiden. Ihr habt also einiges zu tun, mein Lieben, wenn ihr dekorieren wollt!“

 

„Danny? Was hab ich dir gesagt?“

 

Marvin wirkte gereizt.

 

„Stefan wird uns einspannen, wenn du …“

 

Der Schrauber blickte den Schüler treuherzig an.

 

„Ist ja schon gut, mein Hase!“

 

Igor grinste, Marvin wurde verlegen und ich grübelte ob des Kosenamens.

 

„Noch jemand Rührei?“

 

Gegen elf rief Marcel an, er und Ravanan würden wieder unter den Lebenden weilen. Ich lud sie ein, zu unserem zum Brunch gewordenen Frühstück doch dazuzustoßen, jedoch sollte sie vorher bei einem Bäcker anhalten, denn der Vorrat an Aufbackteigprodukten lag bei null.

Sie wollten nur noch kurz unter die Dusche und dann los.
Als es eine halbe Stunde später klingelte, staunte ich nicht schlecht. Igor kam nicht, wie erwartet, mit meinem Angestellten und dem Studenten an den Tisch zurück, nein, er hatte Servet und Gürkan, unsere beiden Handwerken, im Schlepptau.

Dass die beiden vorbeikommen wollten, wusste ich, sie wollten mir vier Klappböcke vorbeibringen. Das Haus war ja ausgeräumt, komplett leer, aber wir brauchten einen Tisch für das Buffet und einen für die Getränke und Gläser.

Servet kam auf die Idee, zwei Türen einfach auszuhängen und diese auf Blöcken zu lagern, um so etwas Ähnliches wie eine Tischplatte zu erzeugen. Nach der Vorstellungsrunde glichen unsere Gäste, noch bevor wir zusammenrücken konnten, ihren Bekleidungszustand an den Unsrigen an.

Ihre gesamte Oberbekleidung lag auf dem Küchenboden und die beiden saßen, wie wir anderen auch, nur noch in Unterhose am Frühstückstisch. Kaffee war noch in der Kanne, auch Ruheei war noch übrig geblieben, bezüglich der Brötchen musste ich sie jedoch vertrösten, ich hoffte auf Ravi und seine Lieferung.

Mein Gatte blickte mich fragend an.

 

„Sollen wir uns nicht besser ins Esszimmer verlagern? Wenn Marcy und Ravi gleichkommen, dürfte es hier etwas eng werden.“

 

Gürkan grinste nur.

 

„Igor! Hier ist es doch gemütlich, also. Wieso willst du unnötig Dreck machen? Falls der Platz nicht erreichen sollte, ich kann meinen Schatz auch auf den Schoß nehmen. Falls der jedoch nicht will, dann kann auch Marvin auf meinen Schenkeln …“

 

„Das hättest du wohl gerne! Wenn, dann sitzt er auf meinem Schoß!“

 

Der Opelschrauber fuchtelte mit dem Finger in Richtung des Trockenbauers, musste dabei aber selber lachen.

 

Igor runzelte gekünstelt die Stirn.

 

„Ich bin sein Trainer, er sitzt natürlich auf meinem Knien.“

 

„Wäre es nicht einfacher, wir würden einfach noch ein paar Stühle holen?“

 

Alle blickten auf meinen Neffen und, nach einer kurzen Phase der Stille, fingen wir alle an, herzhaft zu lachen. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Die fehlenden Sitzgelegenheiten wurden herbeigeschafft und mein Gatte stand plötzlich mit einem Tablett Sektgläser in der Küche. Ich musste grinsen, ging an den Kühlschrank, entnahm zwei Flaschen prickelnden Schaumweins und begann mit dem Einschenken.

Das dritte Glas war noch nicht voll, als die Türglocke erneut ertönte.
Diesmal kam Igor mit den beiden Brötchenlieferanten wieder. Der zweite Teil der morgendlichen Mahlzeit konnte beginnen, allerdings musste ich noch für eine weitere Portion Rührei sorgen, aber das war der kein großes Problem.

Zwar schauten die Neuankömmlinge erst etwas komisch, als sie sechs Männer nur in Unterhosen um den Tisch sitzen sahen, aber sie zuckten nur mit den Schultern und grinsten sich an. Der Kleiderstapel auf dem Fußboden wurde noch größer.

Es war kurz vor zwei, als die vierte Flasche in das Altglas wanderte. Der Kurde rieb sich den Bauch.

 

„So, jetzt bin ich gestärkt, also Stefan, was müssen wir jetzt alles noch machen?“

 

Ich drückte meine Zigarette aus.

 

„Die Musikanlage muss rüber gebracht und aufgebaut werden. Die Kühlschränke aus dem Keller sollten auch ins Nachbarhaus, denn ich habe keine Lust, für jedes kalte Cola durch den Schnee zu laufen, laut Wetterbericht soll es morgen ja schneien.“

 

Ich blickte in die Runde.

 

„Die Getränke und das Bier sind ja schon drüben im Keller, die müssen dann nur in die Kühlschränke. Aus unserem Partykeller müssen die Sachen für die Suppe hier nach oben und die ganzen Gläser sollten wir einmal kurz durchspülen. Ach ja, dekoriert muss da noch werden. Das wäre dann eigentlich alles!“

 

„Und wer macht was?“

 

Marcel brauchte wohl genauere Instruktionen. Meine Augenbrauen wanderten in die Höhe.

 

„Da wir Marvins Anlage nutzen werden, wird er sich mit Daniel erst einmal um die ganze Technik kümmern. Sobald sie damit fertig sind, werden die beiden anfangen, die 1.000 Luftballons, die wir dank Daniel haben, aufzublasen. Ich brauche einen oder zwei Freiwillige für die Küchenarbeiten, der Rest darf erst seine Muskeln und dann seine Lungen spielen lassen. Wer meldete sich freiwillig für das Gemüseputzen? Ravi?“

 

Der Tamile verdrehte die Augen.

 

„Wenn du mich so nett bittest, kann ich ja schlecht Nein sagen!“

 

„Mein Schatz kann auch Nachhilfe beim Kochen gebrauchen!“

 

Gürkan wieder! Ich blickte den jungen Azubi an.

 

„Möchtest du oder soll ich den türkischen Macho verpflichten?“

 

„Lass ihn mal lieber schleppen, da kann er nichts verkehrt machen! Wir sind ja keine Kannibalen.“

 

Der junge Kurde lachte mich an.

 

„Gestern hat mein Schatz es geschafft, sich den halben Fingernagel abzusäbeln, als er Brot schneiden wollte.“

 

„Wie oft soll ich jetzt sagen? Ich bin hier nur mit dem Messer abgerutscht!“

 

Fühlte sich der Jemand in seiner Ehre gekränkt?

 

„Das kann in jedem Mal passieren, oder?“

 

„Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, liegt es immer an der Badehose!“

 

Marcy wurde vorlaut. Mein Gatte räusperte sich.

 

„Also jeder, der gleich rüber muss, zieht sich jetzt an.“

 

Verwirrt blickte Servet mich mit fragenden Augen an.

 

„Und was machen wir?“

 

„Wir?“

 

Ravi grinste.

 

„Wir werden hier erst einmal klar Schiff machen und aufräumen, denn wir brauchen Platz, um arbeiten zu können.“

 

Eine Viertelstunde später glich der Küchentisch einem Warenlager. Zwiebeln, Kartoffeln, Paprika, Knoblauchzehen, etliche Dosen Pilze, Tomaten, Mais und ein paar Flaschen Öl, Ketchup und Rotwein standen nun da, wo sich gerade noch das Frühstücksgeschirr befunden hatte.

Außerdem brauchten wir Platz für die mobile Kochplatte, irgendwo musste der Einkochkessel für die Suppe ja stehen. Ravi blickte mich verwundert an.

 

„Stefan? Wie viel Leute erwartest du?“

 

„Ich rechne mal so mit 30 bis 40 Mann. Wieso fragst du?“

 

Der Immobilienmensch schüttelte nur mit dem Kopf.

 

„Ich dachte, es sollte Suppe geben und kein normales Gulasch! Mit dem Fleisch, das du hast, kann man eine ganze Kompanie satt kriegen.“

 

Ich zuckte mit den Schultern.

 

„Ich mag es halt, wenn die Suppe etwas dicker ist. Ich hätte ihr auch die 5-Liter-Dosen Fertigsuppe aus dem Großmarkt kaufen können, aber die schmecken nicht.“

 

Der Tamile kratzte sich am Kinn.

 

„Ein Grill hast du?“

 

„Selbstverständlich!“

 

Ich blickte ihn fragend an.

 

„Wieso fragst du?“

 

„Die Leute drüben sind ja über Stunden beschäftigt, allein mit den dämlichen Luftballons. Was hältst du davon, …“

 

Er lachte mich an. „… wenn wir gleich, quasi als Dankeschön für ihre Arbeit, ein paar Spieße auf den Grill schmeißen und eine leichtes Abendessen servieren?“

 

Ich grübelte kurz.

 

„Keine schlechte Idee! Oder Servet? Was meinst du?“

 

Der Jüngste in der Runde lachte.

 

„Stimmt! Aber wir bräuchten dann noch Brot und Salat.“

 

„Baguettes sind noch in der Truhe.“

 

Ich schaute meine Mitköche an.

 

„Daran soll es nicht scheitern!“

 

Ravi griente uns an.

 

„Bei der Menge an Material, das hier auf dem Tisch steht, sollte mir der Schwanz abfallen, wenn es uns nicht gelingen sollte, daraus auch einen Salat zu zaubern!“

 

Servet grinste frech.

 

„Deinen kenne ich leider noch nicht.“

 

„Bitte!“

 

Der bebrillte Tamile entledigte sich seiner Unterhose.

 

„Das ist er!“

 

„Wäre auch zu schade, wenn der abfallen würde! Darf ich mal?“

 

Was hatte er vor?

 

„Bitte!“

 

Ravi lachte hämisch.

 

„Bedien dich!“

 

„Macht ihr nur!“

 

Ich schüttelte meinen Kopf.

 

„Ich hole uns erst einmal die Schürzen.“

 

Als ich den Raum wieder betrat, war der junge Kurde dabei, den Verwalter meiner Wohnungen mit dem Mund zu verwöhnen. Ein Blick reichte vollkommen aus, um zu sehen, dass der Azubi sich ‚in statu nascendi‘ befand; sein Tanga lag auf der Kiste mit den Paprikas und er spielte an sich selber.
Ich räusperte mich.

 

„Leute! Ich störe ja nur ungern, aber? Wollen wir kochen oder eine Orgie feiern?“

 

„Wir kochen natürlich!“

 

Mein Angestellter lachte und griff den Saum meiner Boxer, zog sie mir über die Knie.

 

„Aber wenn, dann sind wir alle gleich bekleidet!“

 

„Ist das Nacktkochen ein indischer Brauch, um irgendeine Gottheit zu besänftigen?“

 

Er schüttelte den Kopf.

 

„Eigentlich ist es nur Spaß; Servet und ich sind nackt, also wieso solltest du dann angezogen sein? Aber, falls einer der anderen hochkommen sollte, ich kann unseren Aufzug mit mehr als einer Gottheit erklären! Wer kann das Gegenteil beweisen?“

 

Während der nächsten drei Stunden störte uns niemand. Während Ravanan die Spieße für den Grill und den Salat vorbereitete, bereitete ich im Einkochkessel erst einmal eine Bouillon aus Wasser, Öl und Suppenwürfeln zu.

Das Fleisch wurde geschnitten und in drei Pfannen gut angebraten, ehe es in die siedende Flüssigkeit kam. Gleiches geschah mit den Zwiebeln, den Paprikas und den Pilzen. Servet schälte brav drei Kilo Kartoffeln und würfelte sie in kleine Stücke.

Sie wurden, wie die Tomaten aus der Dose, erst einmal vorgekocht, ehe sie auch in den großen Topf kamen. Bei der ganzen Kocherei wanderte eine Flasche des roten Rebensaftes, der eigentlich in die Suppe sollte, durch unsere Kehlen.

Der Trockenbauerlehrling hatte in der Zwischenzeit die Spülmaschine ausgeräumt und den Inhalt gemäß meiner Anweisung entsprechend verräumt. Dafür wanderten die Gerätschaften, die wir nicht mehr benötigten, in den automatischen Spülknecht.

Am Ende wanderte der Einkochkessel, der mittlerweile zu gut vier fünftel gefüllt war, von der mobilen Herdplatte auf das Ceranfeld des Herdes.

 

„Chef? Wie viel Crème fraîche hast du eigentlich in deinem Vorrat?“

 

Ravi blickte mich fragend an.

 

„Ich habe nur Schmand im Kühlschrank.“

 

Ich war etwas verwirrt.

 

„Den wollte ich aber morgen erst in die Suppe tun, wenn wir sie drüben warmmachen.“

 

„Jetzt ist sie noch schön heiß.“

 

Der Brillenträger grinste mich an.

 

„Wir hätten keine Probleme mit dem Abschmecken, wenn wir jetzt … oder willst du die ganzen Gewürze mit nach drüben nehmen?“

 

„Daran habe ich gar nicht gedacht!“

 

Ich ging zum Kühlschrank, um die Becher mit dem fettreichen Sahneprodukt herauszuholen.

Servet schaute mich interessiert an.

 

„Wo ist denn der Unterschied, ob das Zeug nun heute oder erst morgen in de Suppe kommt?“

 

„Schmand nimmt die Schärfe aus dem Essen, du musst nachwürzen.“

 

Ravi grinste ihn an.

 

„Und früher sagte man, Sachen mit Schmand können beim erneuten Erhitzen umkippen und sauer werden.“

 

Die Deckel der sechs kleinen Behälter hatte ich mittlerweile geöffnet.

 

„Alte Küchenweisheit meiner Mutter, ist mir aber noch nie passiert.“

 

Nachdem wir der morgigen Alkoholgrundlage den letzten Pfiff gegeben hatten, versuchte Ravi den Topf vom Herd zu nehmen, aber er scheiterte.

 

„Leute, den müssen wir gleich mit zwei Mann tragen, einer allein schafft das nicht.“

 

„Lass da mal einen richtigen Mann ran!“

 

Servet kicherte, als er Ravi beiseiteschob und sich selbst an dem fast vollen Einkochkessel versuchte. Zwar schaffte er es, den Topf ein Stück höher zu erheben als mein Immobilienverwalter, aber nach zehn Sekunden musste auch er aufgeben.

Ich klopfte ihm jovial auf die Schulter.

 

„Ist da jemand ausgepowert?“

 

„Nein, ganz und gar nicht!“

 

Er schaute mich leicht bedröppelt an.

 

„Obwohl? Meine Batterien könnten durchaus mal wieder aufgeladen werden.“

 

„Welche Batterien denn?“

 

Der Tamile zwickte ihn in die Seite. Der Kurde drehte uns seinen Rücken zu, beugte sich nach vorne und zog seine Apfelhälften mit den Händen auseinander.

 

„Da ist das Loch für den Stecker.“

 

Ich gluckste.

 

„Befriedigt dich Gürkan nicht mehr richtig?“

 

„Doch, das macht er, da kann ich nicht klagen.“

 

Er drehte sich langsam wieder zu uns um.

 

„Er und ich, wir haben aber eine Abmachung, nämlich, dass wir über Karneval durchaus mal Fremdnaschen dürfen. Also, falls das eine oder andere sexuelle Experiment passieren sollte, ist das in Ordnung.“

 

„Wo ist denn jetzt das Problem?“

 

Ravanan strich ihm über die Wange.

 

„An Altweiber waren wir im Casablanca, er hat sich über eine Stunde im Darkroom verlustiert, während ich auch unsere Sachen aufgepasst habe.“

 

Er wirkte leicht säuerlich.

 

„Als er dann wieder da war und ich hätte gehen können, waren mir die Typen, die da rein sind, entweder zu alt, zu dick oder zu besoffen. Ich … ich bin nicht zum Zuge gekommen!“

 

„Und vorgestern oder gestern? Wart ihr nicht aus?“

 

Der Tamile hatte wohl Mitleid. Der Trockenbauer schüttelte den Kopf.

 

„Nächste Woche kommt ja unser Wohnzimmer, wir haben Laminat verlegt, tapeziert und die Decke gestrichen. Wir waren so fertig, wir sind am Samstag um zehn bereits ins Bett und ich hab geschlafen wie ein Baby! Das war auch der Grund, weshalb wir heute schon so früh hier waren.“

 

„Und, da die tollen Tage schon fast wieder vorbei sind, willst du den Freifahrtschein nicht verfallen lassen. Sehe ich das richtig?“

 

Ich grübelte kurz. Der Azubi nickte.

 

„Du sagst es! Was Gürkan kann, kann ich auch.“

 

„Du bringst mich auf eine Idee.“

 

Ich grinste ihn frech an.

 

„Allerdings müssten wir dazu noch ein paar Sachen erledigen, damit dein Arsch morgen auf seine Kosten kommt.“

 

„Was denn?“

 

Seine Neugier hatte ich schon einmal geweckt. Ich grinste.

 

„Gefeiert wird ja im Erdgeschoss, in der ersten Etage könnte man für Leute wie dich, die an akutem Stangenfieber leiden, eine Art Quarantänestation einrichten.“

 

Der Tamile lachte hämisch.

 

„Unten wird also gesoffen und oben wird gevögelt.“

 

„So könnte man es auch ausdrücken!“

 

Ich blickte den kleinen Kurden an.

 

„Was hältst du davon?“

 

„Die Idee ist gut, aber … man sollte auch an die Privatpatienten denken!“

 

Ich stutzte.

 

„Wie meinst du das denn jetzt?“

 

„Ich war ja kurz mal oben, als wir die Küche abgebaut haben. Die Zimmer zur Straße waren früher ja wohl die Kinderzimmer, dann kommt das Bad und, nach hinten raus, das große Schlafzimmer.“

 

Der junge Trockenbauer spielte unter der Schürze an seinem Anhängsel, die Ausbuchtung konnte man deutlich sehen.

 

„Wenn zwei oder drei unter sich bleiben wollen, dann sollen sie einfach die Tür hinter sich zu machen können, ansonsten gibt es hinten ja noch den allgemeinen Gruppenschlafsaal.“

 

Der Tamile walkte den kurdischen Apfelhintern.

 

„Also hinten die große Spielwiese und vorne die Separees. Die Idee klingt nicht schlecht, aber was braucht man alles dafür?“

 

„Fernseher, DVD-Player, entsprechende Filme und ein paar Campingstühle. Die Party findet in einem Abbruchhaus statt und Bauarbeiter sind hart im Nehmen, naja, sie sollten es zumindest sein.“

 

Ich grinste die beiden frech an.

 

„Bei den Buden vorne? ISO-Matten und ein paar Decken auf den Boden und das war es dann, denn wir kommen zum Feiern zusammen und nicht zum Gruppensex.“

 

„Stimmt, aber wir sollten dann wenigstens die Fenster abkleben, denn ich möchte keine Liveshow für die Nachbarn geben. Mir ist es egal, ob Servet oder Igor mich beobachtet, wie ich in diesem Arsch stecke, ihr könnt gerne … dazustoßen, aber … der Nachbar von nebenan?“

 

Ravi schüttelte sich. Servet grinste wie ein Honigkuchenpferd.

 

„Du willst mich wirklich …“

 

„Sollte ich nicht gerade schon meinen Stecker in deine Dose stecken?“

 

Er drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

 

„Aber, wenn du nicht willst, dann …“

 

„Ich will ja!“

 

Diesmal ging die Kussinitiative vom Kurden aus.

 

„Dann sollten wir jetzt zusehen, dass wir uns anziehen, die Suppe rüberbringen und dann drüben das … Buschkrankenhaus einrichten.“

 

Ich schaute in grinsende Gesichter. Das Ankleiden war schnell erledigt, auch der Transport der mobilen Kochplatte war kein Problem, nur beim großen Einkochkessel war das Unterfangen nicht so einfach umzusetzen.

Aber, mit einigen Mühen und Pausen, umschifften wir auch diese Klippe. Als wir das immer noch sehr warme Behältnis mit der Nahrungsgrundlage für den morgigen Tag auf der nachbarlichen Terrasse zum Abkühlen abgestellt hatten, atmeten wir erst einmal tief durch.

Igor kam zu uns auf die überdachte Freifläche, lupfte den Deckel.

 

„Riecht ja echt gut, aber Schatz? Sollte der Topf nicht besser in einen der Kühlschränke?“

 

Ich schüttelte den Kopf.

 

„Erstens ist er dazu noch zu warm, zweitens würde er zu viel Platz brauchen und drittens dürfte es heute Nacht hier draußen kälter werden als im Kühlschrank.“

 

„Du bist der Koch von uns.“

 

Mein Gatte zwinkerte mir zu.

 

„Aber kommt erst einmal rein, wir haben ein paar kleine Überraschungen für euch.“

 

Was hatte sich die Dekotruppe alles einfallen lassen? Ich war baff erstaunt, als ich das ehemalige Wohnzimmer betrat und mich umschaute. Die Musikanlage war, in einer Ecke, auf umgedrehten Bierkisten aufgebaut, anstatt Tischdecken lagen alte Exemplare der Zeitung mit den vier Buchstaben als Schutz auf den Stehbiertischen.

Luftschlangen, wohin man schaute, nichts als Luftschlangen. Im Esszimmer waren zwei Bierzeltgarnituren aufgebaut und in der Küche fand ich die kurdische Tischlösung mit den Klappböcken wieder.

Auf einem der Türblätter befanden sich Gläser, die Zapfanlage, zwei Schüsseln und ein Stapel Trockentücher, auf dem anderen stand schon die mobile Kochplatte und daneben lagen unzählige Tüten voll Chips und anderen Knabbereien.

Überall an den Wänden waren die Ballongirlanden aus dem Autohaus angebracht, im Treppenhaus hingen drei Luftballontrauben von der Decke.

 

„So, meine Herren! Ich bitte, mir zu folgen. Wir sind oben und dekorieren da den Rest.“

 

Was sollte die Feierlichkeit in seiner Stimme? Aus dem Schlafzimmer drangen Stimmen, Musik war im Hintergrund zu hören. Der Rest der Truppe saß auf unseren Gartenstühlen und blies Luftballons auf, jeder hatte ein Bier vor sich stehen. Ich blickte meinen Gatten an.

 

„Wo sind denn eigentlich Marvin und Daniel?“

 

„Die sind eben zu Daniels Onkel gefahren, der …“

 

Wieso wirkte er verlegen?

 

„… der ist begeisterter Camper und … hat sich … gerade … eine neue … Ausrüstung gekauft.“

 

Weder der Onkel noch dessen Hobby, interessierten mich sonderlich, vielmehr wollte ich wissen, warum mein Gatte plötzlich Sprachstörungen hatte.

 

„Und was hat das mit uns zu tun?“

 

„Na, wir können seine alten Luftbetten kriegen.“

 

Igor schien sich unwohl zu fühlen. Ich verdrehte die Augen.

 

„Luftbetten? Sagtest du Luftbetten?“

 

„Ja, ich … äh … wir … wir hatten … die Idee, … man …“

 

Mein Engel sollte eindeutig einen Logopäden aufsuchen.

 

„… man könnte … hier oben … doch … so eine Art … Ruheraum einrichten, damit man …“

 

Ich drehte mich zu Ravi und Servet, die beiden hatten Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.

 

„Tja, meine lieben Mitköche! Wenn die Dekotruppe hier oben Ausnüchterungszellen bauen will, wird das nichts mit der Spielwiese und den Fickbuden, die wir hier geplant hatten.“

 

„Was?“

 

Warum schrie der Mann meiner Träume plötzlich so laut?

 

„Was wolltet ihr?“

 

„Na, es ist Karneval, da kann es zu gewissen erotischen Begegnungen durchaus kommen. Da ich unten aber kein Rudelbumsen haben will, dachten wir eigentlich, wir geben den Leuten, die sich näher kommen wollen, hier oben die Möglichkeit dazu. Aber die Idee mit den Ausnüchterungszellen ist natürlich besser! Dann brauchen wir auch nicht den Fernseher für die Lehrvideos rüber zu tragen.“

 

„Stefan Plange!“

 

Grollte mein Russe etwa? Ich ging auf meinen Mann zu und umarmte meinen Schatz.

 

„Ja, mein Engel?“

 

„Du …“

 

Sein Mund näherte sich meinen Lippen und unsere Zungen tanzten Walzer. Ich leckte ihm durchs Gesicht, bis ich sein Ohr erreicht hatte.

 

„Wer kam bei euch auf die Idee?“

 

Die Antwort dauerte, er musste ja an meinen Lauscher.

 

„Gürkan! Und bei euch?“

 

Auch sein linkes Hörorgan wurde eingespeichelt.

 

„Servet!“

 

Die Pläne wurden erst offen- und dann zusammengelegt. Gürkan und Servet mühten sich mit dem alten Fernseher aus dem Partykeller ab, Igor kam mit seinem alten DVD-Player und ein paar DVDs wieder und ich holte aus meinem Studio zwei Spanische Wände.

Zwar waren die meisten Gäste verzaubert, aber etwas Sichtschutz vom Flur aus musste dann doch sein, man sollte ja nicht gleich alles auf Anhieb erkennen. Auch das Vorhaben des gemeinsamen Abendessens traf auf allgemeine Zustimmung, allerdings wollte Gürkan seinen Wagen dann doch lieber in der heimischen Garage übernachten lassen als auf der viel befahrenen Ludwigstraße.

Ähnlich erging es Ravi, der mit dem Wagen seines alten Herren unterwegs war. Igor würde also Taxi spielen, für den Rückmarsch wollten sie dann selber sorgen. Die restlichen Arbeiten waren schnell erledigt und auch die beiden Luftbetten, für mich waren es zwar nur etwas höhere Luftmatratzen, waren in Null-Komma-Nix mit Luft befüllt.

Wir überließen Marvin und Daniel den Vortritt in der Dusche, beide wollten ins Mahlbergs. Darüber war ich erst gar nicht begeistert, es sollte ja Schneeregen in der Nacht geben und nachts durch Eis und Schnee wieder zurück?

Aber mein Pädagoge meinte, als wir den Grill und Salate ins Nachbarhaus trugen, die beiden hätten den ganzen Tag mit uns verbracht und bräuchten jetzt ihre Privatsphäre, die wir ihnen ruhig gönnen sollten. Ich ließ sie, wenn auch schweren Herzens, ziehen.

Es war kurz vor Sieben, die beiden Youngster waren im Bad, Igor und ich schauten dem Stangenbrot im Backofen beim Aufbacken zu und warteten, nur in Boxershorts, auf einen freien Platz in den Wasserspielen, als es klingelte. Ich blickte meinen Russen an.

 

„Erwartest du jemanden?“

 

Mein Schatz schüttelte den Kopf.

 

„Nein, die Jungs soll ich ja gleich abholen und Tim wollte erst in einer Stunde aufschlagen. Ich geh mal schauen, wer da ist.“

 

„Mach das!“

 

Ich widmete mich wieder den Nachrichten auf dem zweiten Kanal.

 

„Schatz? Rate mal, wer schon da ist?“

 

Mein Gatte stand wohl noch an der Wohnungstür. Ich ging in den Flur, Tim war dabei, Igor zu knuddeln und zu herzen, seine Hand hatte ihren Weg schon in seine Boxer gefunden. Die Begrüßung mit mir erfolgte in ähnlicher Weise, jedoch hatte ich gleich seine beiden Hände auf meinen Backen.

Er grinste uns frech an.

 

„Empfangt ihr immer so oder habt ihr euch so auf mich gefreut?“

 

„Hätten wir gewusst, dass du jetzt schon vor der Tür stehst, wir hätten mit gespülten Ärschen hier auf dich gewartet!“

 

Ich grinste ihn an.

 

„Komm erst einmal rein und setz dich!“

 

„Darf ich erst mal stehen? Erst die Fahrt von Hamburg nach Osnabrück, dann Mamas Kaffeetafel und dann noch über eine Stunde zu euch. Ich bin froh, wenn ich meine müden Knochen erst einmal ausstrecken kann.“

 

Er lachte, als er meine Backen wieder freigab. In dem Moment flog die Tür zum Badezimmer auf und Marvin und Daniel stürmten, nur mit Badetüchern um die Hüften, in den Flur. Ich machte die Zwei mit dem Innendekorateur bekannt, auch diese Begrüßung verlief herzlich, allerdings verzichtete Tim diesmal auf die Erkundung der Hinterteile, die sich deutlich abzeichneten.
Als wir im Wohnzimmer waren, leckte er sich über die Lippen.

 

„Dein Neffe ist also auch schwul. War das gerade sein Freund? Sehen richtig zum Anbeißen aus, die beiden Süßen.“

 

„Ja, Marvin ist auch verzaubert.“

 

Normalerweise oute ich ja freiwillig keine Leute, aber die Situation gerade war zu eindeutig gewesen, um ein Nein glaubhaft verkaufen zu können. Wo steckt eigentlich mein Gatte?

 

„Und, ob die beiden ein Paar sind? Frag sie das am besten selber, sie gehen erst seit vierzehn Tagen miteinander aus, sind also noch in der Kennenlernphase. Was zu trinken?“

 

„Ein Bier wäre nicht schlecht.“

 

Er grinste mich an. Während wir beim Gerstensaft in der Küche plauderten, beförderte ich das fertige Stangenbrot aus dem Ofen in eine der Tragekisten eines schwedischen Möbelhauses, das Brotmesser folgte. Marvin steckte seinen Kopf durch die Tür.

 

„Onkelchen, wir sind dann weg. Bis Morgen!“

 

„Großer!“

 

Ich winkte ihn heran.

 

„Zapfenstreich ist um eins. Ich will keine Klagen hören, du weißt, ich kenne sogar die Mutter des Besitzers.“

 

„Menno, es ist Karneval und morgen ist schulfrei!“

 

Der Kleine grummelte.

 

„Außerdem ist Daniel …“

 

Ich grinste ihn an.

 

„Ich weiß, er ist schon achtzehn und steht hinter der Tür. Aber ich bin mir sicher, dass er dich pünktlich nach Hause bringen wird. Er möchte ja wohl nicht, dass sein Onkel erfährt, für welchen Zweck wir dessen Luftbetten wirklich brauchen, oder?“

 

„Wir sind pünktlich wieder da!“

 

Daniel lugte hinter der Tür hervor, rot wie eine Tomate. Ich grinste.

 

„Falls etwas sein sollte, ich bin auf dem Handy erreichbar! Und nun ab mit euch. Viel Spaß!“

 

„Euch auch!“

 

Der Große grummelte zwar, aber mein Abschiedskuss bekam ich dann doch. Tim sah mich mit großen Augen an.

 

„Geht das bei euch immer so zu?“

 

„Meistens! Eigentlich ist Marvin ziemlich pflegeleicht, aber …“

 

Ich trank einen Schluck.

 

„… manchmal sollte er daran erinnert werden, dass er noch an der Leine ist und ich es bin, der sie in der Hand hält!“

 

„Kinder! Ich glaube, ich könnte das nicht.“

 

Er trank seine Flasche leer. Ich zuckte mit den Schultern.

 

„Gut, ich musste mich auch erst daran gewöhnen, aber jetzt? Jetzt würde mir ehrlich gesagt was fehlen, wenn er nicht da wäre. Aber sag ihm das bitte nicht, sonst würde er mir noch mehr auf der Nase herumtanzen, als er es jetzt schon tut.“

 

„Hanseatisches Ehrenwort! Meine Lippen sind versiegelt.“

 

Der Innendekorateur lachte.

 

„Wo soll ich eigentlich pennen? Ich würde mir auch gerne etwas Bequemeres anziehen, wenn ich darf.“

 

„Darfst du! Dann folge mir mal unauffällig.“

 

Im Flur lief uns Igor über den Weg, auch nur mit einem Handtuch um die Hüften.

 

„Schatz, ich ziehe mich jetzt an und spiele dann den Taxi-Fahrer. Wir sehen uns gleich drüben?“

 

„Selbstverständlich!“

 

Unsere Lippen trafen sich.

 

„Fahr bitte vorsichtig, du weißt, ich brauche dich!“

 

„Ich dich doch auch!“

 

Nach einem weiteren Kuss verschwand er in unserem Schlafzimmer. Ich zeigte unserem Gast Marvins Chill-out-Zone (gibt es eigentlich keinen besseren Namen dafür?) und beobachtete Tim, wie er sich aus seinen Klamotten schälte.

Als er sich nackt über seine Tasche bückte, er suchte augenscheinlich etwas, streckte er mir sein süßes Hinterteil entgegen. Am liebsten wäre ich jetzt auf die Knie gegangen, hätte seiner Backen gespreizt und meine Zunge in ihn versenkt, aber ich erwartete Gäste und musste noch duschen.
Als er sich wieder zu mir umdrehte, hielt er eine Flasche in Händen.

 

„Kleines Präsent meiner Mutter!“

 

„Tim! Das wäre doch nicht nötig gewesen!“

 

Ich war gerührt, die Flasche sah edel aus. Auf dem Etikett konnte ich lesen: Freiherr von Arnetin – Privatbrennerei seit 1823 – Obstwiesen-Spezialbrand. Er hob beschwichtigend die Hände.

 

„Stefan! Als ich Mama sagte, ich würde heute nicht bei ihnen, sondern bei Freunden übernachten, fragte sie mich, ob ich einen Blumenstrauß für die Dame des Hauses hätte. Da ich verneinen musste, drückte sie mir die Flasche in die Hand. Rob mag keine klaren Schnäpse und ich bin kein Freund von Hochprozentigem, von daher … Mein eigentliches Gastgeschenk kommt später, aber da muss dein Igor dabei sein!“

 

„Wie du meinst!“

 

Ich gab mich geschlagen.

 

„Ich geh jetzt kurz duschen. Willst du auch?“

 

Er schüttelte den Kopf.

 

„Ich müsste mich höchstens schrittfrisch machen. Ach egal! Lass uns!“

 

Tim grinste über beide Backen, als er sah, dass mein Gatte einen speziellen Duschaufsatz am Schlauch gelassen hatte.

 

„Ihr scheint ja heute noch viel hervorzuheben, mein Lieber! Ist was besonders geplant? Soll ich gleich in das kleine Schwarze schlüpfen?“

 

Ich wurde zwar nicht rot, aber dennoch leicht verlegen.

 

„Na ja, man kann nie wissen.“

 

Während des gegenseitigen Ein- und Abseifens erzählte ich ihm von den besonderen Räumlichkeiten in der ersten Etage des Nachbarhauses und wie die Idee hierfür entstanden war. Ein anerkennender Pfiff entwich seinem Mund.

 

„Ihr scheint mir ja ganz verdorben zu sein! Bei euch bleibe ich!“

 

„Du bist immer herzlichst eingeladen.“

 

Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und stieg aus der Dusche, um mich abzutrocknen.

 

„Ich meine natürlich, ihr seid uns herzlich willkommen.“

 

Der Innendekorateur griff sich ebenfalls ein Handtuch.

 

„Ich glaube, ich rufe gleich Rob an und wir sagen Köln ab. Der Spaß hier dürfte garantiert sein und ich habe es, als Hamburger, ja sowieso nicht so mit Fasching. Mein Gatte hatte die Idee mit Kölln, er kennt Karneval nur aus dem Fernsehen.“

 

„Der Kölsche Fasteleer ist echt gut, man kann unheimlich viel Spaß haben, allerdings …“

 

Ich blickte auf seinen nackten Körper.

 

„… sollte man ihn besser in der Gruppe genießen. Für den, der bisher mit Karneval nichts am Hut hatte, ist es echt die Hardcore-Variante. Wenn man schwimmen lernen will, soll man ja ins Wasser geworfen werden, aber es muss nicht gleich ein Haifischbeckensein, oder?“

 

„Das muss wirklich nicht sein! Lieber langsam anfangen und sich dann steigern.“

 

Er grinste mich frech an.

 

„Außerdem wird der Rückweg für uns kürzer, wir sparen uns über 100 Kilometer Autobahn.“

 

„Stimmt! Aber, wenn euch die Schlafcouch reicht, … ihr könnt gerne auch morgen hier übernachten.“

 

Ich hängte mein Duschtuch auf die Wandheizung.

 

„Denn Karneval ohne einen Schluck zu trinken? Das kann man weder hier noch in Köln überstehen.“

 

„Nett gemeint, aber ich muss Dienstag wieder in den Laden.“

 

Sein Handtuch fand Platz über meinem. Ich grinste ihn an.

 

„Wecken ist am Dienstag um sechs. Marvin muss zur Schule, Igor hat um neun einen Termin in Münster und ich muss zum Amt. Und wenn ihr um sieben fahrt? Ich hab die Strecke schon mal in zweieinhalb Stunden geschafft.“

 

„Da bist du aber wohl ziemlich tief geflogen, oder?“

 

Der blonde Hanseate lachte.

 

„Aber, ich fahr auch gerne zügig, von daher … Schauen wir mal und entscheiden dann spontan. Einverstanden?“

 

„Your wish is my order, my lady!”

 

Ich kniff ihm in sein süßes Hinterteil und machte, dass ich ins Schlafzimmer kam, nackt konnte ich ja schlecht auf die Straße. Ich hatte gerade die Platte mit den Spießen aus dem Kühlschrank geholt und zu den anderen Sachen in die Kiste gestellt, als Tim zu mir in die Küche kam.

 

„Rob ist einverstanden. Wir probieren es erst einmal mit der Softcoreversion hier bei euch. Steigern kann man sich ja immer noch.“

 

„Du sagst es! Aber ganz andere Frage: Wo stehst du eigentlich mit deinem Wagen?“

 

Der blonde Hanseate blickte mich fragend an.

 

„Auf der anderen Straßenseite, in einer Parkbucht.“

 

„Dann solltest du den Wagen umsetzen, denn morgen um zehn wird die Straße gesperrt, wir liegen nämlich direkt am Zugweg. Bonbons auf dem Autodach machen sich nicht gut.“

 

Ich grinste ihn an. Er nickte.

 

„Stimmt. Wo soll ich mich denn hinstellen?“

 

„An der Ampel links in die Michaelstraße, nach der Verkehrsinsel sofort drehen. Rechts liegen dann fünf Garagen. Du parkst vor der Mittleren, das ist meine.“

 

Ich lachte ihn an. Als der Wagen, ein Audi A4 Avant in Delfingrau, vor den morgigen Wurfgeschossen in Sicherheit gebracht worden war, betraten wir das Nachbarhaus, Igor war von seiner Taxitour noch nicht zurück, da Haus lag einsam, still und verlassen.

Ich war froh, die Kiste erst einmal abstellen zu können. Tim schaute sich neugierig um.

 

„Hier startet also morgen die Fete; wie viel Leute kommen denn?“

 

„Zur eigentlichen Party so zwischen dreißig und vierzig, aber …“

 

Ich blickte ihn an.

 

„… aber während des Zuges dürften hier das Doppelte an Schwestern rumlaufen und somit ein Zehntel der Szene!“

 

„So viele Schwuppen gibt es hier?“

 

Seine Verwunderung war deutlich zu hören. Ich nickte.

 

„Wir haben halt ein großes Einzugsgebiet, aber der eigentliche Grund ist, Jürgen, das ist der Wirt der einzigen schwulen Kneipe hier im Städtchen, fragte, ob er mit ein paar Stammgästen vorbeikommen könnte, wir liegen ja am Zugweg. Da er mir Stehbiertische, Gläser und Zapfanlage, und auch das Bier besorgt hat, konnte ich schlecht Nein sagen. Ein 50er Fass schmeißt er auch!“

 

„Dann stimmt man doch gerne zu!“

 

Tim schaute sich im Esszimmer um.

 

„Und wir essen gleich hier?“

 

Ich schüttelte mit dem Kopf.

 

„Nein, oben, im morgigen Spielzimmer, das liegt nach hinten raus. Wir sind ja nur zu siebt und da ist es gemütlicher. Die Getränke stehen auf dem Balkon, das Bad ist gleich daneben. Komm, ich zeig dir die Räume.“

 

„Und hier soll ich ficken?“

 

Wir waren im Rechten der Kinderzimmer, er lag auf dem Luftbett. Ich lachte.

 

„Oder gefickt werden! Wenn die Tür zu ist, dann bleibt man unter sich, lässt man sie auf, kann jeder dazukommen und mitmachen. Aber dann kann man auch gleich im Spielzimmer bleiben.“

 

„Wo ist das?“

 

Er zeigte mir seine weißen Zähne. Ich grinste.

 

„Folge er mir!“

 

Als wir am Badezimmer vorbeikamen, stieß er an die offene Tür.

 

„Ah! Eine Wanne ist auch da! Gut; sogar sehr gut. Man braucht nur einen Stöpsel und dann sollte man ein kleines Schild anbringen und einen Tauchsieder bereitlegen.“

 

„Einen Tauchsieder?“

 

Ich stutzte.

 

„Was soll denn auf dem Schild stehen?“

 

„Kleines Geschäft bitte hier rein! Ich würde gerne mal ein Sektbad nehmen, aber dazu sollte es nicht gerade eiskalt sein. Ich bin empfindlich.“

 

Er griff sich in den Schritt. Ich lachte ihn süffisant an.

 

„Ich hab es lieber frisch von der Quelle.“

 

„Also auch eine gelbe Schwester!“

 

Er küsste mich.

 

Ich griff an seinen Arsch.

 

„Schuldig, im Sinne der Anklage.“

 

„Und was ist mit Igor? Ist er auch …“

Neugier lag in seinem Blick. Ich nickte.

 

„Yepp. Diese Vorliebe war einer der Gründe, warum sich sein Ex von ihm getrennt hat.“

 

„Der Kerl muss blöd gewesen sein. Dein Igor ist doch eine echte Sahneschnitte!“

 

„Ich müsste dem Kerl eher dankbar sein, denn …“

 

Ich grinste in schräg an. „… ohne seine Abneigung wären mein Russe und ich nicht zusammen.“

 

„Stimmt auch wieder!“

 

Er drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

 

„Wo steht das Bier?“

 

„Komm mit!“

 

Wir gingen ins alte Schlafzimmer, öffnete den natürlichen Kühlschrank, griff mir zwei Flaschen und schloss die Tür wieder, es sollte ja nicht zu kalt werden.

 

„Hier!“

 

Als wir angestoßen und den ersten Schluck getrunken hatten, hörte man, wie unten die Haustür aufgeschlossen wurde.

 

„Schatz? Seid ihr schon hier?“

 

„Engelchen! Wir sind hier oben und warten auf euch.“

 

Keine Minute später betrat die fünfköpfige Meute den Raum und es begann eine länger andauernde Vorstellungsrunde. Ravi übernahm von sich aus die Getränkeversorgung und Marcel schmiss den Elektrogrill an, anscheinend hatte er Hunger.

Zwar ist es eher ungewöhnlich, in einem geschlossenen Raum zu grillen, aber wir wollten es dem Biologiestudenten nicht zumuten, nach draußen in die Kälte zu gehen, um uns zu verköstigen.

Die Nahrungsaufnahme verlief keineswegs schweigend, man plapperte hier und schwatzte da, es wurde unheimlich viel gelacht und die Scherze waren meist unterhalb der Gürtellinie angesiedelt.

Tim hatte anscheinend keinerlei Berührungsängste, zwar war er zu Anfang eher etwas ruhig, aber dann schaute er auf. Kurz gesagt, es war ein gelungenes Grillen, was da zwei Monate vor Eröffnung der eigentlichen Grillsaison im ehemaligen Schlafzimmer stattfand.

Marcel hatte gerade die letzten Fleischspieße auf die Teller verteilt, da erhob sich der Hanseate, ging an seine Jacke und kam mit zwei kleinen Päckchen wieder zum Tisch zurück.

 

„Igor, ehe ich es vergesse, ich habe euch ja noch etwas mitgebracht.“

 

Er reichte meinem Gatten und mir je eines der in rotem Geschenkpapier eingepackten Präsente. Mein Schatz und ich schauten uns an, zuckten ratlos mit den Schultern, drückten dem blonden Innendekorateur einen Kuss auf die Wangen und bedanken uns artig, ehe wir uns wieder setzten. Ein schelmisches Grinsen lag auf Tims Gesicht.

 

„Es ist nur eine Kleinigkeit, aber mit den Teilen müsst ihr euch in einer Doppelkabine nicht mehr ganz ausziehen, wenn ihr miteinander spielen wollt.“

 

Igor hatte sein Geschenk als Erster ausgepackt und fing an, lauthals zu lachen, als er es in Händen hielt. Im Inneren der Pappverpackung befand sich ein neongelber Jockstrap, allerdings bestand die Umhüllung der Kronjuwelen nicht, wie eigentlich üblich, aus blickdichter Baumwolle, es war eher ein grobmaschiges Fischernetz, dass das beste Teil am Manne umschließen sollte.

Mein Russe machte einen leichten Fehler. Er hielt sich das Teil, wohl zur Belustigung der Anwesenden, vor seinen Schritt. Die ganze Meute fing an, laut zu prusten und zu schreien.

 

„Anziehen! Anziehen!“
In meiner Schachtel befand sich das gleiche Kleidungsstück, allerdings war mein Unterkleid eher in Giftgrün gehalten. Ich verschraubte meine Augen. Dann folgte Igors zweiter Fehler, der etwas schwerwiegender war.

 

Er pellte sich tatsächlich aus seiner Jeans und wechselte, vor den Augen den Anwesenden, tatsächlich von seiner Boxer in den Augenkrebs verursachenden Jock. Ich schüttelte den Kopf und hob resignierend die Arme, hatte ich doch nun keinen Grund mehr, den Rufen nach einem Kleidungswechsel meinerseits, nicht zu folgen.

Ich ergab mich meinem Schicksal und führte meinen neuen Eiertragebehälter der amüsierten Grillgesellschaft vor. Mein Immobilienverwalter blickte süffisant auf unseren Gast aus der Hansestadt.

 

„Die Teile sehen ja echt neckisch aus, aber was haben die mit einer Doppelkabine zu tun?“

 

Der Hamburger lachte.

 

„Haben die beiden denn nicht erzählt, wie sie mich kennen gelernt haben?“

 

„Nein! Mit keinem Wort!“

 

Der Biologe haute in die gleiche Kerbe.

 

„Erzähl schon!“

 

„Tja, ich habe die beiden in einem Pornokino in St. Pauli kennengelernt, sie haben sich in einer Duo-Kabine vergnügt und auf weniger als sechs Quadratmeter eine bühnenreife Show abgeliefert, die mehr als geil war.“

 

Sein hämisches Lachen erfüllte den Raum. Das Erstaunen war groß.

 

„Ihr geht in eine Wichskabine?“

 

„Sie wollten ja nur was ausprobieren, was Igor in dem Laden gekauft hatte.“

 

Unser weit gereister Gast begann in aller Ausführlichkeit die Szene zu schildern, die sich am ersten Abend in Hamburg zugetragen hatte. Allerdings hätte man den Eindruck gewinnen können, wir hätten Stunden in dem Verschlag zugebracht.

 

„Ihr habt einen tatsächlich Doppeldildo?“

 

Marcel tat sehr verwundert. Servet schaute fragend den Biologen an.

 

„Was ist ein Doppeldildo?“

 

„Zwei Gummischwänze zu einem Teil zusammengefügt.“

 

Gürkan, ganz der Weltmann. Der Jüngste der Runde schaute immer noch ungläubig.

 

„Wie soll das denn gehen?“

 

„Schatz! Die Blamage ist eh schon groß genug, also … geh bitte rüber und hol das Teil. Wenn wir es ihnen nicht zeigen, dann kriegen wir hier nie Ruhe!“

 

Ich blickte ihn verzweifelt an. Igor schlüpfte tatsächlich sofort in seine Beinkleider.

 

„Soll ich dir deine Zigaretten mitbringen?“

 

„Das wäre mehr als nett.“

 

Ich warf ihm ein Luftkuss zu. Tim hatte gerade die Beschreibung der Reinigung in seiner Wohnung beendet, als mein Gatte mit dem Gummiteil wieder ins Zimmer kam.

 

„Hier Servet, das ist ein Doppeldildo.“

 

„Whow!“

 

Der junge Kurde kriegte den Mund nicht zu und spielte Gummiteil.

 

„Damit haben die beiden dann die Szene aus der Kabine in meinem Wohnzimmer für meinen Schatz nachgespielt. Man wurde allein vom Zuschauen geil.“

 

Er trank einen Schluck.

 

„Aber sagt mal, habt ihr den seit damals eigentlich mal wieder gebraucht?“

 

„Nein, der lag nur in unserer Spielkiste.“

 

Hörte ich da etwa Sehnsucht in Igors Stimme? Tim grinste hämisch.

 

„Wir sind doch in einem Spielzimmer, oder? Da kann man doch …“

 

„Wie soll das denn bitte funktionieren? Trocken geht das Teil ja nicht rein, Igor hatte ja auch ne Tube Gleitgel gekauft.“

 

Ich warf ihm einen bösen Blick zu, der ihn aber nicht zu stören schien.

 

„Also, ich lecke gerne Stefan weich, wenn es nur daran liegen sollte!“

 

Servet, ich bringe dich um!

 

„Dann mach ich das bei Igor!“

 

Der Blick meines Russen auf den Biologen bedeutete wohl das Gleiche. Gürkan zog mich mit seinen starken Händen vom Stuhl hoch und bugsierte mich an die Wand, stellte sein Bein vor mein Knie und gab mir einen Stoß.

Ich kam mir vor, wie ein Schwerverbrecher, der nach Waffen durchsucht werden sollte. Allerdings war es kein grobes Abtasten eines unterbezahlten Polizisten, was darauf erfolgte, nein, Servet zog meine Backen zärtlich auseinander und begann, mit seiner Zunge auf Wanderschaft durch mein Tal zu gehen.

Körperlicher Zwang war bei meinem Gatten nicht erforderlich, er ließ sich freiwillig an die Wand führen. Allerdings fungierte nicht der Biologiestudent als Scharnierschmierer, Ravi kniete sich hinter ihn.

Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich sehen, mit welcher Inbrunst er sich an sein feuchtes Werk machte. Igors linke Hand rutschte in meine Richtung, berührte meine Rechte und unsere Finger verschränkten sich auf der halb abgerissenen Tapete.

Gürkan, der immer noch links neben mir stand, streichelte mit seiner Rechten über meinen Rücken, seine Linke nestelte an seiner Hose. Sollte das Ganze mehr als eine Wiederholung der Kabinenszene werden?

Als ich kurz nach rechts schaute, sah ich Marcel, der sich neben meinen Gatten gestellt hatte und an ihm spielte. Was der Zweimetermann genau machte, konnte ich nicht sehen, aber es schien meinem Russen zu gefallen, ein wohliges Stöhnen drang aus seinem Mund.

Tim muss aufgestanden sein, ich fühlte plötzlich einen Mittelfinger auf meiner Wirbelsäule, der sich nach unten orientierte. Besagter Finger erreichte meine Öffnung und kämpfte mit der kurdischen Zunge offensichtlich um die Bohrrechte an meinem Loch.

Die beiden Firmen schienen sich, nach einer kurzen Übernahmeschlacht, wohl auf ein Joint Venture geeinigt zu haben, denn sie arbeiteten nun einträglich nach- und nebeneinander an dem Ziel, mich zu dehnen und zu weiten.

Klein-Stefan drückte gegen das Fischernetz. Gürkan ging leicht in die Knie, hantierte an meinem Hemd, öffnete es. Seine Hand legte sich auf meine Brust, drückte mich leicht nach hinten.

Noch nicht ganz in der Waagerechten, nestelte er an meinem Oberteil, zog es mir von meinen Schultern. Auf der anderen Seite ging es erheblich schneller, Igor trug nur ein Sweatshirt. Mit freiem Oberkörper wurden wir wieder an der Wand abgestellt.

Ein Schauer nach dem anderen lief mir den Rücken herunter und das lag nicht an der Raumtemperatur; die Bohrungen wurden intensiviert.

 

„Das reicht!“

 

Tim hatte plötzlich eine Kasernenhofstimme, anscheinend hatte Rob auf ihn abgefärbt. Er packte mein Handgelenk und führte, nachdem der Azubi den Weg freigemacht hatte, uns in die Mitte des Raumes.

Ein kurzer Blick in die Runde, der Bekleidungszustand der Umstehenden war unterschiedlich. Igor und ich standen nur noch in unseren neuen Jocks, Marcy war, wie konnte es anders sein, komplett nackt, Gürkan hatte sich nur untenherum freigemacht.

Ravi und Tim waren noch voll bekleidet, Servet hatte sein kurdisches Anhängsel an die frische Luft gelassen, es zeigte eindeutige Einsatzbereitschaft. Tim drückte meinen Oberkörper nach unten, setzte das eine Ende des Gummiteils an mein weichgelecktes Loch und schob es, langsam und sacht, in das wohl immer noch halb offene Bohrloch.

Ich stöhnte, als er das Gummiteil wie einen Butterstampfer in mir gebrauchte. Gürkan kam auf mich zu, so konnte ich mich wenigstens an seinen Hüften abstützen, denn das Einführen bei meinem Gatten dauerte gefühlte Ewigkeiten.

Eine Hand legte sich auf mein rechtes Becken, Marcy gab mir zusätzlichen Halt. Ein erheblicher Druck machte sich in meinem Inneren breit, ich zog scharf die Luft ein. Tim räusperte sich.

 

„Marcel, wir brauchen mehr Feuchtigkeit. Speichel Stefans Loch von oben ein und du, Ravi, du machst das gleiche bei Igor.“

 

Ich spürte, wie erst Spucke und dann eine Zunge den oberen Teil des Tales benetzte. Dann begann der Hanseat, das Verbindungsstück zwischen Igor und mir zu drehen, als wolle er eine Schraube eindrehen.

Erst stockte es etwas, dann gab es einen Ruck und die Sache ging erheblich einfacher. Ich stöhnte, der Trockenbauer griff unter mein Kinn und führte den türkischen Krummsäbel in Richtung meines Mundes, der ihn auch bereitwillig aufnahm.

Es war wie eine Zeitreise, die ich gerade erlebte: Ich war wieder in der Kabine in Hamburg und blies als einen beschnittenen Schwanz auf einer Lichtung. Gut, Gürkan hatte seine Behaarung da unten zwar nur gestutzt, aber mehr als ein Ansatz war nicht zu sehen und zu fühlen.

Einen Unterschied gab es dann doch, Gürkans Gurke war erheblich länger und dicker als das Teil in Hamburg. Plötzlich spürte ich Igors Haut auf meiner, unsere Backen trafen sich. Tim gab irgendein Kommando.

Mein Engel und ich begannen, uns erst voneinander wegzubewegen, um dann wieder zusammenzukommen. Ich traf jedoch nur teilweise die Kiste meines Schatzes, eine Hand hatte sich, wohl um das Gummiteil im Bedarfsfalle zu stützen, zwischen uns gesellt.

Nach den ersten Annäherungen, die relativ behutsam und ruhig waren, steigerten wir langsam unser Tempo. Nach der zehnten oder elften Annäherung schienen wir unseren Takt gefunden zu haben, die Hand war plötzlich weg.

Tims Stimme erfüllte wieder den Raum.

 

„Genauso habe ich die beiden zum ersten Mal gesehen, nur stützten sie sich da an versifften Holzwänden ab. Wo Ravi jetzt steht, stand ich damals, an wem Stefan genuckelt hat? Sorry, das kann ich nicht sagen, ich kann ja nicht durch Holz schauen.“

 

Alles johlte und feixte, unsere Show schien ihnen zu gefallen. Ich hätte mich ja am liebsten selber berührt und meine Fahne geschwungen, aber allein der Versuch, meine Finger zu meinem Anhängsel zu lotsen, brachte mich leicht aus dem Gleichgewicht.

Wo blieb der Freund in der Not? Wo die helfende Hand? Das Einzige, was ich wahrnahm, war das gelegentliche Fallen von Kleidungsstücken.

 

„Sevgelim! Das kaufen wir uns auch!“

 

Servet schien Gefallen an dem Spielzeug gefunden zu haben. Gürkan grummelte.

 

„Noch keine Wohnzimmerlampe an der Decke, aber einen Doppeldildo?“

 

Ich drückte mich etwas von unserem türkischen Freund ab, brauchte einen freien Mund.

 

„Wenn … wenn ihr … wenn ihr wollt, ihr … könnt … könnt ihn ja … mal leihen, … zu … zum Testen!“

 

Ich ließ mich wieder nach vorne fallen und lutschte weiter an dem osmanischen Lutscher.

 

„Ausprobieren könnt ihr auch hier!“

 

Tim schien zu grinsen, sehen konnte ich ihn nicht. Igor wurde unrhythmischer.

 

„Du … kannst gerne … meinen … meinen Platz … einnehmen!“

 

„Melek? Sollen wir? Das scheint mehr als geil zu sein.“

 

Die Stimme des Kurden überschlug sich fast. Ein Grummeln war zu vernehmen.

 

„Wenn ich nicht Ja sage, dann nölst du doch eh nur noch rum. Also! In Allahs Namen, dann lass uns mit den beiden gleich die Plätze tauschen.“

 

Tim jubilierte.

 

„Geht doch! Marcel, du leckst Servet weich, und ich werde Gürkans Loch …“

 

„Brauchst du nicht! Greif mal in die Innentasche meiner Jacke.“

 

Der Trockenbauer räusperte sich.

 

„Da ist noch das Gel aus dem Cruising-Pack. Der Typ am Donnerstag im Casablanca war naturfeucht.“

Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie der blonde Hanseat hinter den Türken trat und dessen Kiste massierte. Gürkan stieß einen kleinen, lustvollen Schrei aus, Tim musste mit seinem Finger also in ihm sein.

 

„Aua! Nicht … nicht so schnell! Zwei Finger reichen für den Anfang, musst ja nicht gleich mit der ganzen Hand rein.“

 

„Sorry, … besser?“

 

Der Osmane atmete langsam, aber hörbar, aus.

 

„Schon erheblich besser!“

 

Igor und ich hatten die Stoßfrequenz mehr als halbiert, wussten wir doch, wir würden bald abgelöst. Tims Hand drängte sich grob zwischen unsere Sitzflächen, zwang uns so zur Bewegungslosigkeit.

Wie ein Fleischstück am Spieß schob er mich von dem Gummiteil. Ich taumelte die ersten Schritte, Gürkan griff mir unter die Arme und zog mich zu sich hoch. Wir küssten uns, drehten uns dabei um die eigene Achse.

Der Blonde aus dem hohen Norden dirigierte uns dann dahin, wo er Gürkans Hintern haben wollte, direkt vor das Ende des Gummischwanzes. Langsam ging ich rückwärts, die Arme des Trockenbauers, die sich gerade eben noch um meinen Hals geschlungen hatten, lösten sich immer mehr aus der Umklammerung, je tiefer er mit seinem Oberkörper ging.

Tim bedeutete mir, mich nicht mehr zu bewegen, er schob wohl gerade den Osmanen auf den Spieß. Gürkan verzog sein Gesicht, allerdings wirkte es nicht schmerzverzerrt, eher erwartungsvoll vor Lust.

Der Hanseat gab dem Trockenbauer einen leichten Klaps auf den Allerwertesten, er konnte mit den Bewegungen beginnen. Er tat es dann auch, zwar atmete er, bei jeder Bewegung auf Igor zu, hörbar ein und zog dabei die Mundwinkel nach oben, aber als er mit Igor zusammenstieß, drang nur ein Seufzer der Erleichterung aus seinem Mund.

Sie schienen ihren Takt gefunden zu haben, ich konnte einen Schritt nach vorne machen. Gürkans Linke blieb auf meiner Schulter legen, seine rechte Hand nestelte an meinem Fischernetz und befreite den Gefangenen.

Wie ein Fisch den Wurm, so schnappte sich der Trockenbauer mein Teil und begann, genüsslich daran zu saugen.

 

„Marcel, das reicht jetzt!“

 

Tim wollte anscheinend eine neue Runde einläuten und initiierte daher den Besitzerwechsel am anderen Ende des Stabes. Viel Hilfestellung brauchte er dem jungen Kurden jedoch nicht zugeben, Servet saugte das Gummiteil fast automatisch ein.

Igor und Ravanan hielten ihn zuerst gemeinsam, dann zog der jüngste Teilnehmer der Runde an dem neongelben Bündchen meines Gatten, auch er wollte wohl beide Löcher gestopft bekommen.
Der Türke und der Kurde suchten und fanden ihren Takt. Der Russe fing mit der Fütterung des Kurden an und der Tamile stellte sich hinter meinen Gatten, ging in die Knie, um dann in einem Schwung nach oben zu stoßen.

Igor zuckte zusammen, wirkte aber gleichzeitig erleichtert und ausgefüllt. Ich musste schmunzeln, wie der Geber selbst bekam und dabei immer zufriedener wirkte. Lange konnte ich den Anblick jedoch nicht genießen, meine Augen starrten gebannt auf das Gummiteil, das Mal mehr, mal weniger zu sehen war.

Rechts davon stand Marcy, die Zunge hing ihr aus dem Mund. Auf der linken Seite stand Tim, sein Werk begutachtend. Auch er war mittlerweile nackt, sein Flaggenmast voll ausgefahren, die Kuppe berührte fast seine Bauchdecke.

Das Liebespaar am Spieß konnte jetzt wohl alleine agieren und machte das auch.

 

„Marcel, auf deine Knie! Du wirst die beiden jetzt langsam melken! Hast du mich verstanden? Langsam melken!“

 

Dienstbeflissen nickte der Biologiestudent und tat, wie ihm geheißen. Er molk nicht nur, er leckte auch abwechselnd die Flanken der Aufgespießten und das mit wachsender Begeisterung.

Ich spürte plötzlich Finger an meinem immer noch offenem Eingang, das Eindringen war somit relativ einfach. Tim ließ seinen Mast durch mein Tal segeln und kenterte mit seinem Boot an der tiefsten Stelle.

Es versank ziemlich schnell, ich sog scharf die Luft ein. Schon nach einer Sekunde spürte ich seine Haare an meinem Hintern, auch er hechelte. Ich ging etwa in die Knie, brauchte besseren Halt, denn die Fickstöße des Dekorateurs wurden immer härter, fordernder; ein Abstützen meinerseits war so gut wie unmöglich, ich war eher der Stützpfeiler von Gürkan, der nur durch das Gummiteil mit seinem Servet verbunden war.

Tim stieß heftig zu, wurde immer schneller.

 

„Na, was ist besser? Das Gummiteil oder mein Kolben?“

 

Er hechelte in mein Ohr. Ich drehte meinen Kopf zu in seine Richtung.

 

„Aus deinem Teil kann was rauskommen, aber sonst?“

 

Er stoppte inmitten seiner Bewegung, mit der Antwort hatte er wohl nicht gerechnet. Dann schaltete er den Turbo und den Nachbrenner gleichzeitig ein und fickte mich wie ein Berserker.

 

„Na warte!“

 

Ich genoss sein Hammerteil, das sich immer tiefer in meine Eingeweide bohrte. Man merkte es richtig, er tobte sich regelrecht in mir aus, bei seinem Mann hatte er ja leider keine Gelegenheit dazu.

Rob weiß einfach nicht, was ihm entgeht. Die Elektronen auf meinen Nervenbahnen fuhren Amok, je stärker ich von hinten gefüllt wurde, desto stärker wurde vorne an mir gesaugt. Ich gab mir selber keine Minute mehr, dann würde ich unweigerlich explodieren.

Meinem Hintermann schien es ähnlich zu gehen, seinen Hubbewegungen wurden immer hektischer, unkontrollierter. Er stieß auf das Heftigste zu, verharrte einen Augenblick, zog sich langsam aus mir zurück, pausierte dann erneut.

Bei der zweiten Wiederholung dieses sehr langsamen Vorgangs schüttelte es ihn regelrecht durch. Ein erneuter Kolbenhub erfolgte und schrie er seinen Orgasmus quer durch den Raum. Er hörte gar nicht mehr auf, seine Sahne in meinen Darm zu pumpten.

Der letzte Stoß war auch für mich zu viel, ich konnte nicht anders, ich entließ meinen Nektar ebenfalls in die Freiheit, direkt in den aufnahmebereiten türkischen Schlund.
Als der Großteil meiner Nachkommenschaft wohl schon in der osmanischen Speiseröhre verschwunden war, bäumte sich der Trockenbauer auf und verteilte seine potenziellen Erben auf dem Parkett, ehe er nach vorne fiel.

Ich konnte ihn gerade noch rechtzeitig auffangen, sonst hätte er sich des eigenen mehrfachen Kindermordes schuldig gemacht. Seine Dankbarkeit erwies er dadurch, dass er mich sauber leckte.

Tim wollte anscheinend auch geputzt werden, denn er zog mich von dem türkischen Putzlappen weg, steckte dafür seinen eigenen Freudenspender in die Putzmaschine. Aber ganz so egoistisch war Tim dann doch nicht.

Als Gürkan den hanseatischen Erbanlagenspender wieder in die Freiheit entließ, zog er ihn an den Schultern nach oben, dirigierte meine Hinterseite an den Waschlappen des Trockenbauers.

 

„Hier Gürkan! Saug ihn aus!“

 

Ich spürte eine Zunge an meinem weichen Loch.

 

„Ja, so ist es gut!“

 

Die andere Seite war offensichtlich noch nicht soweit, als ich meinen Kopf nach hinten drehte, der Waschlappen des Trockenbauers war ja noch immer in mir tätig, sah ich, wir mein Gatte und mein Immobilienverwalter nebeneinanderstanden, sich die Zungen gegenseitig in ihre Hälse stießen und wohl gleichzeitig den jungen Kurden fütterten.

Als Gürkan dann einen Schritt nach vorne machte, dadurch die Verbindung zu seinem Servet löste, drückte Marcy das Gummiteil gleich um mehrere Zentimeter tiefer in den Kanal des Azubis. Servet stöhnte, bäumte sich auf und versprühte ziemlich viel weiße Flüssigkeit unkontrolliert auf den Fußboden.

Anscheinend war das der Kick, den Igor und Ravi noch brauchten, denn die jetzt nicht mehr umschlossenen Kuppen beförderten ihren Saft direkt in die bestehende Lache.

 

„Das … das war … saugeil!“

 

Servet war immer noch atemlos. Gürkan gluckste.

 

„Du sagst es! Komm her, du Kurde!“

 

Der jüngere, aber größere Teil des Paares folgte dem Wunsch des älteren und kleineren Parts. Beide küssten sich intensiv und schienen ihre Umwelt ganz auszublenden. Erst als einige applaudierten, reagierten sie wieder und schauten sich um.

Die Liebeserklärung der beiden, die sie sich gegenseitig machten, war unheimlich süß.

 

„Ich könnte jetzt ein Bier gebrauchen!“

 

Tim blickte mich an. Ich nickte.

 

„Und ich eine Zigarette.“

 

„Wer will noch was zu trinken?“

 

Igor war wohl wieder in die Rolle des Gastgebers geschlüpft und ging auf die Balkontür zu. Wir setzen uns, tranken, rauchten und schwiegen erst einmal. Tim, der mir gegenübersaß, warf einen intensiven Blick auf den jungen Kurden.

 

„Na, Servet? Wie hat dir der Test gefallen? Willst du dir auch so ein Teil zulegen?“

 

„So etwas habe ich noch nie erlebt!“

 

Servet strahlte immer noch über beide Backen.

 

„Sieben Leute in einem Raum, vier wurden gleichzeitig gefickt, zwei geblasen und zwei gemolken. Echt krass!

 

„Und nur einer hatte keinen Abgang.“

 

Ich grinste Marcy hämisch an. Der Biologe zog einen Flunsch.

 

„Haha! Selten so gelacht, Herr Plange! Tim, sag mal: Was habt ihr denn sonst noch gemacht? Ich meine, so sextechnisch gesehen?“

 

„Tja, nach der Vorstellung mit dem Doppeldildo … wir waren zu viert.“

 

Er grinste hämisch.

 

„Was macht man wohl? Eine Viererkette natürlich. Mein Gatte steckte in Stefan, der in mir und ich habe Igor beglückt. Nach einigen Startschwierigkeiten hat es sogar gefunzt, bis …“

 

Ich lachte ihn an.

 

„Bis du zu wild wurdest, Igor dadurch umfiel und die Kette riss.“

 

„Was kann ich dafür, dass du mir einen Analorgasmus verschafft hast und dein Gatte mich vorne regelrecht abgemolken hat?“

 

Der Dekorateur zuckte mit den Schultern. Servet gluckste.

 

„Wir sind zu siebt, ob wir das auch eine Kette hinkriegen?“

 

Tja, lieber Leser, ob wir eine Kette mit sieben Gliedern hinbekommen haben oder ob es lediglich eine geschlossene Blaskette geworden ist, die wir da im Spielzimmer noch gemacht haben? Darüber hülle ich mal den Mantel des Schweigens; es kann ja durchaus auch sein, das wir beide Sachen gemacht (oder zumindest versucht) haben. Es war, auf alle Fälle, ein toller Einstieg in die tollen Tage.

Was sich dann auf der eigentlichen Feier und in der folgenden Woche so alles zugetragen hat, dürfte doch keinen so richtig interessieren, oder? Falls das doch so sein sollte, dann sagt doch bitte Bescheid, es würde mich freuen.

 

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3 Kommentare

    • ralph maier auf 23. Oktober 2011 bei 14:46
    • Antworten

    hallo
    das ist so ziemlich die geilste story im web….vor allem nicht nur wegen dem sex sondern kommen auch andere dinge aus dem altag nicht zu kurz
    die mischung macht es halt…………danke

    gg ralph

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    • Nimrod auf 24. September 2011 bei 08:20
    • Antworten

    Hatte mal wieder nach lager Zeit, zeit zu lesen und was gibt es nichts schöneres als fotostudio Plange :))

    Auch diese Folge war wieder ein Hit. Freue mich immer wieder auf eine neue Folge.
    Werde auch noch gleich die 29 lesen *fg, mal sehen wie es da weitergeht.

    Lg Tom

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  1. SUPER !!!
    Ich hatte schon befürchtet, daß das Fotostudio der Finanzkriese zum Opfer gefallen ist, wie so viele andere Geschäfte auch.

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