Ableitungen und änliche Unfälle – Teil 2

Florian

„Weil sie mein Referendar für Englisch und Sport sind!“

Na das hatte gesessen. Und leise schob er noch etwas nach.

„Scheiße, ich hab meinen Pauker umgenietet.“

Plötzlich musste ich lachen. Sein Gesicht war so was von genial entglitten.

„Sorry Joshua, aber Dein Blick war göttlich. Bleib ruhig beim Du, wir sind ja nicht in der Schule.“

Er nickte.

„Würdest Du trotzdem in der Schule anrufen?“

Er hob sein Handy auf. „Ja klar… der Baumann macht mich kalt.“

„Hast du blau gemacht?“

„Nein, Baumann hat mich heimgeschickt, weil der Unfall mich ziemlich mitgenommen hat.“

Ich grinste ihn an „Na dann wird er sich ja freuen das Du der Täter bist, und es ehrlich bedauerst.“

Er drückte den Wählknopf.

„Hallo, Joshua Dellmer. Frau Matzek, ich würde gerne kurz mit Direktor Baumann reden. Ja, danke.“

Er schwieg kurz.

„Hallo Herr Direktor, Josh hier. Ja, mir geht’s gut. Nein. Ich hab eine Nachricht für sie. Von Florian Dietz. Nein, ich kenne ihn nicht wirklich, aber ich bin grad bei… ja. Nein, im Krankenhaus. Stopp, Herr Baumann, bitte seien sie mal kurz ruhig, ich werde nervös! Danke. Ja, ich mach’s kurz: der Radfahrer heute war der Herr Dietz. Gut, richte ich aus. Tut mir Leid. Danke. Wiedersehen!“

Er legte auf und rieb sich den Schweiß von der Stirn.

„Gute Besserung soll ich sagen.“

Ich grinste ihn wieder an.

„Das hörte sich ja interessant an.“

„Wenn der Baumann losplappert, dann wird’s kompliziert.“ meinte Josh.

„Florian, brauchst Du noch was? Ich mein hier ist ja nicht viel los. Soll ich Dir ein Buch bringen?“

„Wird schwer mit einem Arm zu lesen. Aber da auf dem Stuhl liegt meine Hose. Würdest Du mir vielleicht ein paar Sachen mitbringen? Waschzeug und so?“

Er nickte.

„Super, danke. Nimm einfach meinen Schlüssel aus der Hose. Und falls Du was nicht findest, dann kauf es ruhig. Kannst meinen Geldbeutel mitnehmen.“

„Ne, Dein Geld will ich nicht. Ich sehe mal was ich alles finde.“

Ich gab ihm meine Adresse. Er wollte sich gerade verabschieden, als sein Handy klingelte.

„Dellmer? Oh, Jenny. Ja ich bin noch da. Nein Schatz, ihm geht es gut.“

Jenny? Schatz? Ich seufzte. Er war also hetero und in festen Händen. Schade.

„Nein, ich besorg ihm noch ein paar Klamotten. Warum soll…“ er machte eine kurze Pause.

„Jenny, halt mal den Rand. Nein. Es ist meine Schuld und ich kümmere mich darum. Warum sollte ich also seine Eltern anrufen?“

Nein, das sollte er nicht tun. Meine Eltern waren für mich erledigt. Ich blickte ihn an und schüttelte den Kopf. Er sah kurz irritiert auf, dann hörte ich diesen gekeiften Redeschwall aus dem Hörer und er verdrehte die Augen.

„Jenny, er will das nicht. Nein. Ja, Du auch. Tschüß!“

„Das klang nach Stress, Josh.“

„Meine Freundin nervt.“

Mit verstellter Stimme äffte er sie nach „Süßer heute ist mein Geburtstag, kümmere dich gefälligst mal um mich, wenn Du schon frei hast!“

In normalem Tonfall fügte er hinzu „Ich glaub sie vertrug den Alk heute Nacht nicht.“

Ich nickte.

„Flo, soll ich Deine Eltern wirklich nicht anrufen?“ fragte er mich. Hatte er Flo gesagt? Gott klang das süß aus seinem Mund.

„Auf gar keinen Fall!“ rief ich.

„Stress?“ fragte er in einem besorgten Tonfall.

„Das geht Dich nichts an.“

Gut, das war einen Tick zu hart, aber ich konnte es ihm nicht sagen. Es ging keinen etwas an, dass meine Eltern ein Problem mit Schwulen hatten.

„Tut mir Leid…“ er klangt geknickt, „ich mach mich dann mal vom Acker. Bis später.“

Er drehte sich um und ging.

„Bis nachher, Josh!“

Joshua

Ich verabschiedete mich von Florian, doch dann klingelte mein Handy.

„Dellmer?“

„Hallo Süßer, bist Du noch im Krankenhaus?“

„Oh, Jenny, ja ich bin noch da.“

„Ist er schwer verletzt?“

„Nein Schatz, ihm geht es gut.“

Florian blickte zu mir rüber. Sah er gerade traurig aus?

„Kommst Du dann gleich heim?“

„Nein, ich besorg ihm noch ein paar Klamotten.“

„Hör mal, Süßer. Ich habe heute Geburtstag also kümmere Dich mal um mich. Hast doch schulfrei heute. Die Klamotten kann jemand anderes besorgen.“

„Warum soll…“

„Bin ich dir eigentlich völlig egal? Du schläfst kaum noch mit mir, wir machen kaum was zusammen. Ruf seine Eltern an und die sollen ihm Zeug bringen.“

Jenny ging mir grad echt auf die Nerven. Ständig klammerte sie, ständig wollte sie Sex. Aber mir war nicht danach, die Schule nagte an mir.

„Jenny, halt mal den Rand. Nein. Es ist meine Schuld und ich kümmere mich darum. Warum sollte ich also seine Eltern anrufen?“

Florian guckte mich plötzlich erschrocken an und schüttelte den Kopf.

„Jenny, er will das nicht!“

„Josh, komm sofort heim!“

„Nein.“

„Ach leck mich!“ Super, jetzt hatten wir echt wieder ein super Niveau.

„Ja, Du auch. Tschüß!“ ich legte auf.

Flo sprach mich auf Jenny an, aber eigentlich wollte ich gerade nicht über sie reden. Wahrscheinlich lag es eh nur wieder am Alkohol.

„Flo, soll ich Deine Eltern wirklich nicht anrufen?“

„Auf keinen Fall!“ das hörte sich übel an.

„Stress?“

„Das geht Dich nichts an!“ rief er. Das hatte gesessen.

„Tut mir leid… ich mach mich dann mal vom Acker. Bis später.“

Hinter meinem Rücken kam noch sein „Bis nachher, Josh!“

Auf dem Parkplatz zündete ich mir erstmal eine Zigarette an. Ich machte mir noch Gedanken über Jenny, und wie wir diese Beziehung noch retten sollten. Ständig Streit und Gekeife. Liebte ich sie noch?

Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal nüchtern mit Ihr geschlafen? Ich wusste es nicht. In letzter Zeit schien sie mich eh immer abfüllen zu wollen, wenn sie Lust hatte. Ich ließ den Gedanken fallen, genau wie die Zigarette und fuhr erstmal zu Florian nach Hause.

Seine Wohnung wirkte sehr sauber, hell und gemütlich. Ich suchte das Schlafzimmer und ging dort gleich zum Schrank. Dort fand ich eine Sporttasche und sammelte Unterwäsche und ein paar Shirts zusammen. Dann noch Socken und Jogginghosen.

Auf dem Tischchen neben dem Bett stand ein Bild. Neugierig sah ich es mir an. Dort war Florian, Arm in Arm mit einem Kerl. ‚Hmmm’ dachte ich, wer hat denn ein Bild von seinem Kumpel neben dem Bett?

Im Badezimmer fand ich einen kompletten Kulturbeutel mit Waschzeug, Zahnbürste und sogar Kondomen. Gerüstet war er ja, der Florian. Ich grinste.

Im Wohnzimmer schaute ich mich auch noch schnell um, vielleicht konnte er ja doch ein wenig lesen.

Neben dem Sofa befand sich ein Zeitschriftenregal, und oben drauf lag ein Buch. Ein bekannter Bestseller von Don Black. Ein Lesezeichen war in der Buchmitte sichtbar. Also steckte ich auch dieses Buch in die Tasche.

Ich stutzte. Irgendwas lag vorher unter dem Buch. Es wirkte verdächtig. Unter einer Fernsehzeitschrift lugte ein halber Schriftzug hervor.

„..oboys“

Ich legte das TV-Magazin zur Seite. Nun sah ich die Zeitschrift. Auf dem Cover war ein nackter Typ, der mit seiner Latte herumwedelte. Euroboys war der Name von dem Magazin.

Ich konnte es nicht glauben. Unser Referendar war ne Schwuchtel. Ich sah mich in der Wohnung genauer um. Das kann doch gar nicht sein. Der hat nirgendwo Blumensäulen in Schwanzform, kein rosa Plüsch. Die Wohnung war so normal. Richtig schön gemütlich normal.

Und nett war er auch. Ich konnte ihn eigentlich ganz gut leiden.

Das Wichtigste hatte ich nun zusammen und fuhr noch schnell zu mir Heim. Insgeheim hoffte ich ja, dass Jenny mal nicht da wäre.

Meine Mutter nahm mich gleich in den Arm.

„Wie geht es Dir, Schatz?“

„Gut, danke.“

„Und der Radfahrer?“

„Äh, dem geht es gut. Mama, der Typ hätte heute als unser neuer Englisch und Sport Referendar anfangen sollen.“

„Nimm mich nicht auf den Arm!“

„Es stimmt aber. Baumann weiß schon Bescheid.“

„Ach du Schande. Und nun?“

„Ich will nur schnell meinen tragbaren DVD Player holen und noch ein paar Filme mitnehmen. Florian langweilt sich bestimmt und lesen kann er nicht, der rechte Arm ist total fixiert, wegen der Schulter.“

„Wer ist Florian?“

„Mama, der Referendar!“

„Und Du duzt ihn?“

„Ja. Wir haben uns spontan geduzt, bevor ich noch wusste wer er ist. Dann meinte er, wir wären ja nicht in der Schule.“

Meine Mutter nickte nur.

„Ist Jenny da?“

„Nein, sie ist vor 10 Minuten zu ihrer Freundin Gloria gegangen. Sie schien sauer zu sein.“

„Okay. Ja, wir hatten nen kleinen Streit am Telefon, weil ich nicht sofort alles hab stehen und liegen lassen.“

Damit war das Gespräch beendet. Ich ging hoch in mein Zimmer und griff nach dem Player. Dann sammelte ich noch ein paar Filme zusammen, ich wusste ja nicht was er so mag. Ein wenig Action, Comedy und Fantasy wanderte in meinen Rucksack. Am Ende noch die Kopfhörer und ich war bereit fürs Krankenhaus.

„Mum, ich fahr wieder rüber!“

„Okay Schatz, fahr vorsichtig!“

Ich schwang mich wieder auf den Fahrersitz und fuhr erneut ins Krankenhaus.

Florian schlief und ich schlich vorsichtig in das Zimmer. Leise räumte ich seine Klamotten in den schmalen Spind, packte den Kulturbeutel in das große Fach im Rollwagen und den Player in die Schublade. Doch diese gab beim Schließen ein lautes Geräusch von sich.

„Oh Josh, schon zurück?“

Ich sah auf die Uhr

„Schon? Ich war jetzt fast zwei Stunden weg.“

„Wirklich? Oh. Danke für Deine Hilfe.“

„Das ist ja wohl das Mindeste“

„Stimmt.“ Er grinste.

„Flo, ich muss Dich mal was fragen.“

„Ja?“

Ich legte schweigend ‚Das Privileg’ von Don Black auf den Tisch. Florian wurde schlagartig blass, er ahnte wohl schon meine Frage.

„Oh!“ meinte er, „du hast wahrscheinlich ein paar Dinge bei mir gesehen.“

Ich nickte.

„Unter dem Buch lag ein Magazin.“

Er nickte, wirkte etwas nervös.

„Im Schlafzimmer auf dem Bild, ist das Dein Freund?“

Eine Träne lief ihm über die Wange.

„Er war mein Freund. Er hat mich kurz vor Weihnachten für einen Anderen verlassen.“

„Das tut mir Leid. Und jetzt bring ich Dich auch noch ins Krankenhaus.“

„Für meinen Ex kannst Du nichts. Und das hier… lässt sich halt nicht ändern. Du hast es ja nicht mit Absicht getan.“

„Ich hoffe ich kann’s wieder gutmachen.“

Er grinste frech.

„Ich wüsste da schon was!“

„Flo, sorry, aber ich bin nicht schwul!“

„Keine Angst, aber ich könnte eventuell etwas Hilfe brauchen, wenn ich hier wieder raus bin.“

„Oh, in der Wohnung?“

„Ja.“

„Darüber können wir reden. Aber erstmal muss ich kräftig lernen, meine Versetzung steht auf der Kippe und Mathe läuft nicht besonders.“

„Mathe ist kein Problem, ich kann Dir helfen. Ich hab es zwar nicht auf Lehramt, aber wirklich schwer ist es nicht. Was habt Ihr gerade?“

„Kurvendiskussionen.“

„Wunderbar, das ist einfach. Wann schreibt ihr?“

„Eigentlich heute, aber Baumann lässt mich in 2 Wochen nachschreiben, unter seiner Aufsicht.“

„Cooler Typ, der Direx.“ Flo lächelte.

Ich nickte bestätigend.

„Okay, haben wir einen Deal? Du hilfst mir und ich helfe Dir bei Mathe.“

„Auch bei Englisch?“

„Erst Recht kein Problem.“

„Danke Flo. Eine Sache noch… was machst Du wegen dem Unfall?“

„Da hab ich noch gar nicht drüber nachgedacht.“ Ich schenkte ihm einen beängstigten Blick.

„Halt, warte, hast Du Angst vor einer Klage?“

„Ja.“

„Ich denke ich werde es nicht tun. Wahrscheinlich bekommst Du sowieso genug Ärger mit dem Staatsanwalt.“

Ich nickte seufzend.

„Danke. Ich schulde Dir was.“

„Allerdings.“ grinste er, „du schuldest mir Deine Versetzung. Wenn ich Dir helfe gibt’s keine Ausrede mehr.“

Jetzt war es an mir zu grinsen.

„Warum will einer wie Du eigentlich Lehrer werden. Dafür bist eigentlich viel zu nett.“

„Täusch Dich nicht, ich werde Dich schon antreiben.“

Mein Handy klingelte. Es war Jenny.

„Flo, ich geh mal vor die Tür, meine Freundin ist dran.“

„Okay.“ seufzte er.

Florian

Josh lief gerade aus dem Zimmer und verfiel nun in den ‚Säuselmodus’.

„Hi Schatz, dass vorhin tut mir Leid, ich wollte nicht streiten.“

Dann war er vor der Tür und ich verstand kein Wort mehr. Innerlich ärgerte ich mich gerade total. Dieser Joshua war eigentlich ein total netter Kerl, optisch absolut mein Typ und in seine Art konnte ich mich verlieben.

Und jetzt hatte ich dem auch noch Nachhilfe angeboten. Selber Schuld. Wenigstens hatte er kein Problem mit mir. Aber ich hätte ja nicht ahnen können, dass er gleich rausbekommt, dass ich schwul bin.

Ein seltsames Surren unterbrach meine Gedanken. Josh stand in der Tür und hielt seine Handykamera auf mich.

„Was soll das denn jetzt?“

„Für die Mädels in der Klasse. Wenn die erfahren das ich hier war, dann muss ich doch was vorweisen.“

Er grinste mich an.

„Und mit dem Verband um den Kopf, da werden bei einigen bestimmt die Mutterinstinkte wach. Das kann ich mir nicht entgehen lassen.“

„Na danke auch, immer auf meine Kosten“, aber ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen.

„Aber Teenie-Mütter sind nicht mein Ding.“

„Das“ meinte er „müssen die ja nicht wissen. Ein Zwangs-Outing vor der Klasse tu ich Dir schon nicht an.“

Er wurde mir immer sympathischer.

„Danke. Schön das Du kein Problem damit hast.“

„Keine Ursache. Außerdem hab ich ja schon genug verbockt.“

„Stimmt auffallend!“ ich musste lachen „Aber nimm es dir nicht so zu Herzen.“

„Okay. Flo, tut mir Leid, aber meine Freundin wartet auf mich. Sie hat Geburtstag.“

„Kein Problem, geh ruhig. Alles Gute von mir, unbekannter Weise.“

„Richte ich aus. Vielleicht komm ich später noch vorbei. Und falls Dir langweilig ist: in der Schublade ist ein tragbarer DVD-Spieler und ein paar Filme.“

„Wow, danke. Du hast wohl an alles gedacht.“

Er lächelte mich an. So ein süßes Lächeln.

„Bis später, Flo. Ruh Dich schön aus.“

Er winkte zum Abschied.

„Bis später Josh, und danke nochmals.“

Dann war er weg. Die letzten Minuten waren relativ anstrengend und mein Kopf schmerzte tierisch. Ich drückte auf den Schwesternknopf. Es dauerte nicht lang und eine junge Krankenschwester kam herein und fragte was los sei.

Ich sagte es ihr und kurz darauf kam sie mit Tropfen zurück. Bald darauf schlief ich wieder ein.

Joshua

Florian war schon ein seltsamer Typ. Und zudem der erste Schwule den ich kannte. Er warf doch glatt alle meine Vorurteile über den Haufen. Insgeheim freute ich mich auf die Nachhilfe.

Hoffentlich war er auch schnell wieder Fit für den Unterricht. Zumindest für Englisch. Sport dürfte wohl noch eine Weile ausfallen. Und er war mir nicht böse, keine Anzeige. Ich bog noch schnell nach rechts ab und stand vor Glorias Haus.

Jenny wartete schon am Fenster und stürmte sofort aus der Tür. Kaum war ich aus dem Auto, da fiel sie mir auch schon um den Hals und küsste mich stürmisch. Doch irgendwie war ich nicht bei der Sache. Sie bemerkte es auch sofort und ließ von mir ab.

„Hey Süßer, bist Du noch sauer auf mich? Es tut mir doch Leid. Ich war noch nicht ganz nüchtern.“

„Schon okay, es liegt nicht daran. Immerhin hab ich heute jemanden über den Haufen gefahren. Der hätte auch tot sein können.“

„Ist er aber nicht.“

„Schon. Aber es beunruhigt mich halt. Er verklagt mich übrigens nicht auf Schmerzensgeld.“

„Nicht? Cool. Also ich würde da nicht drauf verzichten.“

„Er ist da etwas anders. Ach übrigens, ich hab ihm meinen DVD-Player gebracht und von Dir noch Titanic draufgelegt, damit ihm nicht langweilig wird.“

Sie knuffte mich in die Seite.

„Hoffentlich kümmerst Du Dich auch so um mich, wenn mir mal was passiert.“

„Noch viel mehr, mein Schatz.“ Sonderlich überzeugend fand ich mich bei dem Satz eigentlich nicht, aber Jenny bedachte mich mit einem verliebten Strahlen.

„Lass uns reingehen, mein Süßer. Die Anderen warten schon.“

Arm in Arm gingen wir ins Haus. Im Wohnzimmer wartete die Meute auf uns. Linda, meine Tischnachbarin, Alex, der Idiot, Peter und Gloria. Die anderen zwei Mädels kannte ich noch nicht.

Gloria stellte die Mädels als Jaqueline und Chantal vor, zwei Freundinnen aus Toulouse, die sie im letzten Urlaub kennen gelernt hatte.

„Bonjour Joschua, isch freut misch disch kennen zu lernen.“

Chantal gab mir die Hand und Jaqueline kicherte albern. Jenny funkelte sie böse an. Peter fuhr dazwischen und gab mir einen Zettel mit den Hausaufgaben. Linda schaute mich seltsam an.

„Was ist?“

„Jenny sagte Du warst im Krankenhaus?“

„Ja.“

„Und hast Du was rausbekommen?“

„Ich hab mit ihm gesprochen, es geht ihm relativ gut. Und Ihr, Peter, Linda und Alex, werdet ihn auch noch kennen lernen.“

„Ich geh bestimmt nicht zu dem ins Krankenhaus.“

Das war Alex, mal wieder völlig typisch. Peter und Linda bedachten mich mit einem fragenden Blick.

„Alex, keine Sorge, der kommt noch zu uns in die Schule. Der Radfahrer ist unser Referendar, der Herr Dietz.“

„Cool Alter! Du hast nen zukünftigen Pauker erwischt!“

„Das ist nicht witzig, Alex.“ Peter fuhr ihn kräftig an.

Für Party war ich irgendwie nicht in Stimmung und grübelte vor mich hin. Meine Klassenkameraden diskutierten über die Klausur, aber auch das bekam ich nur auf einem Ohr mit. Bis mich dann irgendwann Linda anstupste.

„Sag mal Joshi, wie sieht der denn aus?“

„Wer?“

„Na, der Dietz.“

„Warte mal ne Sekunde.“

Ich griff nach meinem Handy und öffnete das Bild. Linda riss mir Selbiges aus der Hand.

„Man ist der süß!“ rief sie.

Sofort scharrten sich die Hühner um das Handy. Jenny warf mir einen Kuss zu, während Gloria und die Französinnen irgendwas tuschelten. Immer wieder gluckste ein ‚Très jolie’ hervor.

„Den schnapp ich mir!“

„Linda, der wird Dein Lehrer, vergiss es.“

„Och Josh, das ist mir egal. Ich will den haben.“

„Tu was Du nicht lassen kannst. Und jetzt hätte ich mein Telefon gerne zurück.“

Linda drückte noch kurz irgendwas rum und gab mir mein Telefon.

„Was war das jetzt?“

„Nix, Joshi.“

Mein Handy brummte. Neue SMS erhalten.

Es war ein Sendebericht. Linda hatte sich das Foto per MMS geschickt.

„Sag mal spinnst Du? MMS ist sauteuer!“

„Man, stell Dich nicht so an.“

„Erstens, geht das per Bluetooth gratis. Und zweitens soll das Foto nicht groß durch die Schule gehen.“

„Man jetzt hab Dich nicht so. Ich gebe es schon nicht weiter.“

Ich warf einen Blick auf die Uhr, es war schon kurz nach 17 Uhr.

„Leute, ich hau mal ab, Hausaufgaben. Jenny, feiere ruhig noch, wir sehen uns später.“

„Das meinst Du nicht im Ernst, oder?“

„Doch, tut mir Leid.“

„So, ich geh dann mal. Tschüß und au revoir!“

„Tschö Josh“ kam es fast geschlossen zurück.

Ich brauchte etwas Ruhe und fuhr einfach drauf los. Weg von der Party. Hausaufgaben, da war tatsächlich was in Englisch für morgen. Ich hielt meinen Wagen an und stand wieder vorm Krankenhaus.

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