30. Tagesplanungen
Falco
Er antwortete nicht.
„Jonas?”, fragte ich noch einmal leise.
Wieder keine Reaktion. Enttäuscht musste ich feststellen, dass er schon eingeschlafen war. Ich war dabei natürlich nicht von Jonas enttäuscht, sondern eher von mir selbst, weil ich so lange gebraucht hatte, mich zu diesem Schritt zu entscheiden. Das Thema, welches ich mit ihm besprechen wollte, beschäftigte mich doch mittlerweile fast den ganzen Tag und irgendwie hatte ich es genau jetzt hinter mich bringen wollen. Doch wecken wollte ich Jonas auch auf keinen Fall und so drehte ich mich auch wieder auf den Rücken und schloss die Augen.
‚Das ist ja super gelaufen. Da nehme ich schon mal all meinen Mut zusammen und dann schläft er einfach…‘, dachte ich noch, bevor ich selbst im Reich der Träume verschwand.
Jonas
Mitten in der Nacht wachte ich auf, da sich meine Blase sehr unangenehm bemerkbar machte. Dennoch blieb ich noch einen Moment liegen und betrachtete Falco. Trotz der Dringlichkeit stahl sich ein warmes Lächeln auf meine Lippen, weil er so süß aussah, wie er friedlich neben mir schlief und dabei sogar eine Hand auf meinem Bauch liegen hatte. Vorsichtig legte ich diese zur Seite und streichelte ganz kurz und leicht über seine Schläfen.
Dann stand ich so leise wie möglich auf, darauf bedacht Falco nicht zu wecken und schlich auf die Toilette.
Nach der nächtlichen Erleichterung kam ich ebenso leise wie zuvor zurück ins Bett, doch als ich mich wieder hinlegte, schauten mich plötzlich zwei völlig verschlafene Augen an.
„Schlaf weiter, ich war nur kurz mal wohin”, flüsterte ich.
Falco sagte nichts und ich bezweifelte sogar, dass er überhaupt so richtig wach gewesen war und musste wieder lächeln. Mein Lächeln verstärkte sich noch, als er sich genau wie zuvor wieder an mich kuschelte und scheinbar sofort eingeschlafen war.
Als ich das nächsten Mal wach wurde, war der Morgen schon angebrochen und das Bett neben mir leer. Ich streckte mich erst mal genüsslich und lächelte, als ich das Wasser im Bad plätschern hörte. So lange konnte Falco also auch noch nicht wach sein, wenn er noch unter der Dusche stand. Noch etwas verschlafen rollte ich mich auf die Seite, schnappte mir Falcos Kopfkissen und kuschelte mich noch einen Augenblick ein. Ich genoss es, seinen Duft zu riechen, der dem Kissen anhaftete.
Kaum fünf Minuten später stand Falco nur mit einem Handtusch bekleidet im Zimmer, grinste mich an und meinte: „Guten Morgen du Langschläfer.” Dann wandte er sich zum Schrank und suchte sich Klamotten heraus.
Ich dagegen sprang aus dem Bett und flüchtete mit einem knappen „Guten Morgen” aus dem Zimmer. Ich sah zwar noch aus dem Augenwinkel, wie sich Falco zu mir umgedreht hatte, aber da war ich bereits auf dem Flur.
‚Hoffentlich hat er nicht gesehen, dass meine Hose vorne absteht‘, dachte ich und öffnete die Badezimmertür.
Nach einer ausgiebigen Dusche und dem allmorgendlichen Zähneputzen war ich fertig. Zum Glück brauchte ich mich noch nicht zu rasieren und so ging ich ebenfalls, nur mit einem Handtuch bekleidet, zurück ins Zimmer.
Falco hatte mir schon einige Sachen zum Anziehen herausgesucht, da meine neuen Sachen ja noch in der Wäsche waren und ich mich deshalb noch einmal bei ihm bedienen musste.
Schnell zog ich mich an und so gingen wir gemeinsam hinunter in die Küche. Dort angekommen fanden wir den Frühstückstisch zwar fertig gedeckt vor, allerdings schienen die anderen bereits gefrühstückt zu haben. Auf dem Tisch lag nur noch ein Zettel, den Falco in die Hand nahm und laut vorlas:
Guten Morgen Jungs,
ich hoffe ihr habt gut geschlafen. Papa und ich sind einkaufen gefahren. Herr Brinkmann hat angerufen und gesagt, dass er es heute nicht schafft und er dafür morgen kommt. Ihr könnt euch also einen schönen Tag machen. Falls ihr weggeht, schreibt bitte kurz auf, wohin ihr seid.
Ich habe euch lieb.
Mama
„Das ist ja super!”, freute ich mich.
Wir setzten uns an den gedeckten Tisch, um gemeinsam zu frühstücken und als sich Falco den Kaffee griff, schaute er mich fragend an. Ich nickte leicht und lächelte ihn dankbar an, nachdem er auch meine Tasse gefüllt hatte.
Falco
Jonas war so mit seinem Frühstück beschäftigt, dass er gar nicht merkte, wie verträumt ich ihn angesehen hatte. Eigentlich hatte ich ihm noch etwas sagen wollen, doch an diesem Morgen fand ich einfach keinen Mut mehr dafür.
‚Wie er wohl reagieren wird, wenn er es erfährt?…‘, fragte ich mich still während ich mein Brötchen aß.
Meine Gefühle überschlugen sich förmlich, ich hatte wieder dieses wahnsinnig schöne Gefühl im Bauch. Es war. als ob tausende von Schmetterlingen über eine wunderbar duftende, sonnige Waldwiese in meinem inneren flögen und mich ab und zu streiften. Mal flogen sie einzeln, dann wieder alle zusammen und der Luftzug jedes Flügelschlages löste ein leichtes Kribbeln aus. Ich merkte, wie ich am ganzen Körper leicht zu zittern begann.
„Falco! – Falco, hörst du mir überhaupt zu?”, hörte ich Jonas von sehr weit weg fragen.
„Ähm, sorry. Ich war grad in Gedanken. Was hast du gesagt?”
„Was wollen wir nach dem Frühstück machen?”, fragte er nun, scheinbar zum wiederholten Mal und brachte mich damit für einen Moment zum Nachdenken.
Nun, da uns Herr Brinkmann doch nicht besuchen würde, könnten wir eigentlich gleich zum See runter. Außerdem war es an diesem Morgen schon sehr warm und da würden wir bestimmt eine Abkühlung gebrauchen können.
„Hast du Lust, dass wir gleich zusammen zum See reiten?”, fragte ich ihn nach dieser Überlegung.
„Wir müssen vorher nur noch vorher schauen, ob unsere Hilfe oben in deinem Zimmer benötigt wird”, ergänzte ich noch.
„Cool! Das wird bestimmt schön”, antwortete Jonas mit einem freudigen Strahlen.
Wir frühstückten also noch zu Ende und räumten danach noch gleich den Tisch ab. Da er natürlich noch nicht wissen konnte, wo alles gelagert wird, hatte ich die Lebensmittel weggeräumt, während Jonas das Geschirr in den Geschirrspüler räumte. Keine fünf Minuten später waren wir fertig und liefen zusammen die Treppe hinauf. Oben in seinem Zimmer waren Thorsten und Jarek bereits schwer am Arbeiten.
Während Jarek die alten Fenster strich, war Thorsten bereits dabei, die Tapeten abzumessen und zuzuschneiden.
31. Funken
Falco
„Guten Morgen”, rief ich gut gelaunt und die beiden drehten sich zu uns um und grüßten ebenfalls.
„Thorsten, darf ich dir Jonas vorstellen?”, sagte ich und trat etwas zur Seite, damit auch Jonas ins Zimmer treten konnte.
„Hallo Jonas, schön dich kennen zu lernen”, begrüßte Thorsten ihn fröhlich.
„Sagt mal, können wir euch irgendwie helfen?”, fragte ich die beiden.
Die beiden schauten sich verschwörerisch an und grinsten nur. Irgendwie kam es mir so vor, als ob sie auf diese Frage schon gewartet hätten.
„Och, wenn ihr so fragt, könnt ihr uns ablösen. Wir haben unten noch genug zu tun. Thorsten, zeig doch den Jungs mal, wie das mit den Tapezieren geht”, meinte Jarek.
Etwas verunsichert schaute ich Jonas an, der meinen Blick ebenso unsicher erwiderte. Ich hatte je kein Problem damit anzufassen, aber tapeziert hatte ich bis dahin noch nie und war mir deshalb nicht ganz sicher, ob wir das so gut hinbekommen würden. Es wirkte alles etwas kompliziert und es sollte doch für Jonas perfekt werden. Aber es half ja nichts, wir hatten uns ja schließlich angeboten.
„Okay, dann lass uns mal schauen”, erwiderte ich zögerlich.
Ich ging also zu Thorsten, um mir anzusehen, wie er das machte und Jonas folgte mir. Thorsten schien dieses schon viele Male gemacht zu haben, denn er arbeitete sehr zügig, aber trotzdem sehr genau und im Nu waren die ersten Tapeten an der Wand. Zwischendurch erklärte er uns alles ganz genau.
„Jungs, es ist zwar lieb, dass ihr helfen möchtet, aber ich denke, wir kommen gut so zurecht. Außerdem sind wir ja auch bald fertig. Wenn ihr möchtet, könnt ihr auch rausgehen”, sagte Thorsten.
„Das geht ja echt schnell mit dem Tapezieren”, meinte ich bewundernd zu ihm und schob noch ein „Danke!” hinterher.
„Ja, wenn man es schon so oft gemacht hat wie ich, geht es recht schnell. Und nun ab mit euch”, antwortete er grinsend.
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Schnell griff ich Jonas’ Hand und zog ihn hinter mir her in mein Zimmer.
Jonas
Als wir in meinem Zimmer angekommen waren standen wir uns für einen Augenblick so nah gegenüber, dass wir uns sogar leicht berührten und ich die Wärme seines Körpers spüren konnte. Unsere Gesichter trennten nur noch wenige Zentimeter und unsere Lippen berührten sich fast. Falco hielt immer noch meine Hand und ich schaute gebannt direkt in seine wunderschönen Augen. Ich fühlte seinen warmen Atem auf meiner Haut und mein Pulsschlag stieg ins Unermessliche.
Falco
Ich ging in mein Zimmer, Jonas immer noch hinter mir herziehend. Als die Tür hinter uns zu fiel, blieben wir uns direkt gegenüber stehen.
‚Wow! Was ist das denn?‘, es war als ob tausend Blitze in mir explodierten.
Auch wenn wir uns nur sehr leicht an der Hüfte berührten, konnte ich ihn am ganzen Körper fühlen, seine Wärme spüren, seinen lieblichen Duft in mich aufsaugen. Unsere Lippen berührten sich fast und ich merkte, wie meine Atmung zunehmend schneller wurde.
Ich war total elektrisiert. Sowas hatte ich noch nie zuvor gespürt und ließ mich am ganzen Körper zittern. Dadurch verunsichert und verwirrt, ließ ich schnell Jonas’ Hand los und ging stattdessen zum Schrank, damit er mein Zittern nicht bemerkte.
Jonas
Plötzlich ließ er meine Hand los, lächelte mich kurz an und ging zu seinem Schrank, wo er etwas heraus kramte, was wie eine Hose aussah.
„Ich glaube die sollte dir passen”, sagte Falco und hielt mir eine Reithose entgegen.
Ich nahm sie an mich und wandte mich von ihm ab, um meine Jeans gegen die Reithose zu wechseln. Falco musste ja nicht unbedingt mitbekommen, das meine Unterhose arg eng geworden war. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie er sich ebenfalls auszog und ein ähnliches Problem hatte. Ich atmete tief durch und zog schmunzelnd die enge Reithose an, die mir wie angegossen passte. Zwar hatte sich mein liebstes Stück soweit beruhigt, doch beulte sich die enge Hose dennoch recht heftig aus.
„Können wir?”, fragte er und ging schon Richtung Tür.
Als ich ihn genauer betrachtete, musste ich schlucken. Falco sah einfach umwerfend aus. Die hautenge Reithose brachte seinen schönen Körper richtig zur Geltung und sein knackiger Hintern zeichnete sich deutlich ab. Nur gut das er vorging.
Als wir aus der Haustüre traten, lief uns Jack schwanzwedelnd vor Freude entgegen und begrüßte uns.
„Ja, du bist ja mein Bester”, lachte Falco und streichelte ihm liebevoll über den Kopf.
„Hast du schon mal Zaumzeug angelegt?”, fragte er mich, als wir Richtung Stall weiter gingen.
„Beim Hund?”, fragte ich breit grinsend.
„Nein, natürlich beim Pferd!”
Ich schüttelte den Kopf.
„Macht nichts, wir machen es zusammen und ich zeige es dir. Am besten du reitest mit Blacky, unserer alten Dame. Sie ist sehr lieb und umgänglich. Ich werde auf Prince reiten, der ist noch jung und ungestüm.”
32. Um die Wette
Jonas
Falco holte den Sattel und das Zaumzeug und zeigte mir, wie man beides anlegte. Als wir mit Blacky fertig waren, half ich ihm bei dem jungen Hengst. Das war gar nicht so einfach und ich merkte schnell, dass dieser sehr viel Temperament in sich hatte.
„Man, bin ich froh, dass ich den nicht reiten muss”, bemerkte ich an Falco gewandt.
„Ja, das wäre wahrscheinlich auch eher Rodeo als reiten”, erwiderte er lachend.
Als wir fertig waren, führten wir die Pferde auf den Hof und Falco half mir in den Sattel.
„Das ist ja ganz schön hoch”, sagte ich, als ich oben war, worauf mich Falco beruhigend anlächelte. Er zeigte mir noch, wie ich mich im Sattel richtig bewegen konnte, auf welche Kommandos Blacky hörte und alles Wichtige, was ich fürs erste wissen musste. Aber als die Dame dann langsam loslief, erschrak ich doch ein wenig. Das war doch alles recht ungewohnt für mich, aber nach und nach gewöhnte ich mich daran und nach einigen langsamen Runden auf dem Hof wollte ich auch mehr.
„Alles okay, bei dir?”, fragte er mich.
„Ja, meinetwegen kann es los gehen”, antwortete ich ihm.
Falco ritt langsam Richtung des kleinen Weges, der zwischen dem Haus und den Stallungen hindurch führte und ich folgte ihm. Der Weg endete hinter dem Grundstück und ging in eine weitläufige Wiese über. Dort genoss ich den herrlichen Duft und wie die Sonne auf meinen Rücken brannte. Es war ein wunderbares Gefühl und ich fühlte mich so richtig wohl. Falco ritt mittlerweile neben mir und schaute von Zeit zu Zeit zu mir rüber.
Falco
Jonas lernte schnell und schon nach einigen Runden auf dem Hof hatte ich den Eindruck, dass er nicht mehr so unsicher war. Ich fragte ihn, ob alles in Ordnung sei und sah in ein freudestrahlendes Gesicht.
„Ja, meinetwegen kann es los gehen”, erwiderte er und ich nickte ihm zu.
Langsam ritt ich am Haus vorbei auf die riesengroße Wiese, die direkt zum See führte. Ich war hier schon oft alleine entlang geritten und freute mich jedes Mal wieder aufs Neue, wenn ich hierher kommen konnte. Ich ritt einfach gerne und auch wenn Prince etwas ungestüm war, hatte ich ihn recht gut im Griff.
Wir ritten nebeneinander und ich genoss die Freiheit, die ich jedes Mal verspürte, wenn ich auf diesem Weg mit einem Pferd unterwegs war. Ab und zu schaute ich zu Jonas rüber, der sich für das erste Mal recht geschickt anstellte und keine Probleme zu haben schien.
„Wollen wir dort hinten am See Pause machen?”, fragte ich ihn.
„Gute Idee, mir ist schon ganz warm.”
„Kein Wunder, es sind ja auch bestimmt 30° Grad. Wenn du möchtest, können wir uns etwas im Wasser abkühlen”, schlug ich vor.
„Wer als erstes da ist.”
„Okay, da hinten zum Bootsanleger”, sagte ich und zeigte in die Richtung.
Jonas strahlte verschmitzt über das ganze Gesicht, wurde mutiger und trieb Blacky an, so dass sie vom Trab in Galopp überging.
Es sah zwar noch etwas komisch aus, aber er schien sich ganz gut halten zu können. Ich galoppierte hinterher, ließ ihm aber genug Vorsprung, dass er gewinnen konnte. Es wäre für mich zwar ein Leichtes gewesen, ihn zu überholen, aber ich wollte ihm die Freude lassen.
Als ich am Bootsanleger ankam, war er natürlich schon dort und strahlte mich an. Natürlich wusste er, dass er keine Chance hatte, doch umso glücklicher war er nun, dass er gewinnen durfte.
Ich stieg von meinem Pferd und band es an einem Baum fest. Hier gab es Schatten und genug Grün zum Grasen war auch vorhanden. Dann half ich vom Pferd und band Blacky ebenfalls fest.
Neben dem Bootsanleger, der ein wenig in den See führte, stand ein altes Bootshaus, welches aber fast leer war. Die Ränder des Sees waren, bis auf ein kleines Stück direkt am Anleger, stark mit Schilf bewachsen und in der Mitte des Sees war eine kleine Insel, auf der einige Bäume standen.
„Da drüben ist mein Lieblingsplatz”, sagte ich und zeigte auf die Insel.
„Wer als erstes drüben ist”, rief ich.
Dieses Mal wollte ich gewinnen. Ohne auf Jonas zu achten, zog ich beim Laufen über den Anleger meine Sachen aus und ließ sie einfach liegen. Am Ende angekommen, sprang ich mit einem Kopfsprung in das Nass und kraulte in Richtung Insel. Ich genoss die angenehme Kühle des Wassers und schwamm so schnell ich nur konnte.
33. Die Insel
Jonas
„Wer als erstes drüben ist”, hörte ich Falco noch rufen, bevor er wie von einer Tarantel gestochen loslief und sich bereits beim Laufen auszog. Dann sprang er, wie Gott ihn schuf, in das Wasser. Ich machte es ihm so schnell ich konnte nach und sprang ebenfalls hinterher. Klar hatte er mich vorhin gewinnen lassen, aber ich war ja nicht umsonst im Schwimmverein gewesen. Trotz des großen Vorsprunges, schwamm ich, meinen alten Rhythmus findend, hinterher und holte ihn kurz vorm Ziel noch ein.
Völlig fertig, ich war wohl doch ein wenig aus der Übung, erreichte ich schließlich als erster die Insel. Prustend ließ ich mich am Ufer im Wasser treiben und wartete auf Falco, der kurze Zeit später völlig außer Atem ankam.
„Respekt! Du bist ja richtig schnell”, keuchte er.
„Ja, so ein Schwimmtraining zahlt sich halt aus”, grinste ich.
Da schwamm er direkt auf mich zu und tauchte mich unter Wasser, was ich ihm natürlich mit gleicher Münze heimzahlte. So tobten wir noch einige Zeit im Wasser herum, bis wir beide nicht mehr konnten.
„Okay, du hast gewonnen. Lass uns rausgehen, ich zeig dir was”, sagte er nach Luft schnappend und ging aus dem Wasser.
Die Insel war recht groß, von dem Bootsanleger aus hatte man das gar nicht sehen können. Aber nun, als ich mich auf ihr befand, sah ich, dass sie bestimmt halb so groß wie ein Fußballfeld war.
Der Boden war fast vollkommen mit Gras bewachsen, nur an wenigen Stellen waren Felsen zu erkennen. Direkt hinter dem Ufer befand sich eine dichte Reihe von Bäumen.
Ich folgte Falco, der zwischen zwei großen Eichen verschwand.
Aus der Ferne hatte es so ausgesehen, als wäre die Insel komplett mit Bäumen bewachsen, aber nun im Näherkommen sah ich, dass die Bäume nur einen circa 20 Meter breiten Streifen bildeten. In der Mitte befand sich so etwas wie eine Lichtung.
Ich lief weiter hinter Falco her, wobei mehrere Male einige Zweige unter meinen Füßen knackten. Es war für mich sehr ungewohnt, barfuss über den mit Laub bedeckten Waldboden zu laufen. Jeder einzelne Schritt federte noch viel mehr, als ich es mit Schuhen gewohnt war. Das Laub raschelte unter unseren Füßen und es war sehr angenehm darüber zu laufen.
An Rand der Lichtung angekommen blieb Falco plötzlich stehen und bedachte mich mit einem verschwörerischen Blick.
„Darf ich dir meinen Lieblingsplatz vorstellen?”, meinte er feierlich, streckte seinen Arm aus und zeigte in die Runde.
Die Lichtung war circa 20×20 Meter groß und wurde durch die kräftigen Strahlen der Sonne völlig ausgeleuchtet. Doch irgendetwas war hier anders. Das Licht hatte einen ganz bestimmten, leicht goldenen Farbton und es war, als könnte man jeden einzelnen der Sonnenstrahlen sehen. Der Himmel war komplett blau und der Boden schien aus einem Gemisch aus Gras und weicher Moosschicht zu bestehen, wie ich beim weiter Gehen schnell merkte. Es war, als liefe man auf Wolken.
Auf der Lichtung selbst tanzten die Schmetterlinge umher und aus allen Richtungen konnte man das fröhliche Zwitschern der Vögel hören.
Ich schaute mich um und war fasziniert von diesem wunderschönen Ort.
„Wow”, entfuhr es mir.
Falco gluckste vor Freude und lief ein wenig weiter, bis er fast in der Mitte angekommen war und ließ sich einfach rückwärts auf den weichen Boden fallen. Ich folgte ihm und ließ mich neben ihm nieder.
Er lag, wie Gott ihn geschaffen hatte, da und hatte die Augen genießend geschlossen.
Einem plötzlichen Impuls folgend rückte ich ganz dicht an ihn heran und nahm seine Hand. Vorsichtig begann ich, sie zu streicheln und schloss ebenfalls die Augen.
Fortsetzung folgt…