Pannenkäfer – Teil 4 – Einfach nur „Liebe ist…!“

Ein nicht zu lauter Hupton und ein blinkendes Rotlicht zeigen den medizinischen Begleitern und auch Daniel an, dass der Flug dem Ende zugeht. Das bedeutet, dass man sich nun anschnallen muss für die Landung in Saarbrücken-Ensheim.

Knapp 80 Minuten sind seit dem Start in Salzburg vergangen und Stefan hat den Flug schlafend und offensichtlich gut überstanden. Bis jetzt hat es keine Komplikationen gegeben, und der begleitende Arzt hat Daniel des Öfteren den hoch gestreckten Daumen gezeigt und dabei zuversichtlich gelächelt. Er ist offenbar mit dem Zustand des ihm anvertrauten Patienten sehr zufrieden.

Daniel fiebert der Landung entgegen, würde doch sein Vater auf jeden Fall in Ensheim sein und den letzten Teil des Krankentransportes nach Saarlouis begleiten. Ein Hubschrauber wird Stefan zur Elisabeth-Klinik fliegen, wo schon alles für seine Aufnahme vorbereitet ist.

Der Pilot setzt jetzt zur Landung an, und nach dem Aufsetzen der Maschine und dem folgenden Bremsvorgang rollt die Maschine zurück und biegt nach links in Richtung Flughafengebäude ab. Beim ersten Hangar steht wartend der Heli mit seiner Besatzung, und auch Klaus, Daniels Vater, ist dort und wartet darauf, dass die Maschine zum Stillstand kommt.

Nachdem die Triebwerke verstummt sind, öffnet sich die Heckrampe und Stefan wird, wohl versorgt und gut zugedeckt, von den ADAC-Leuten aus dem Flugzeug zum Hubschrauber gerollt. Dort wird die Spezialtrage in den Heli verbracht und befestigt. Die Infusionsflaschen werden an den dafür vorgesehenen Haken befestigt und zunächst die Türen geschlossen, damit es wieder warm wird und auch bleibt.

Draußen hat Daniel seinen Vater umarmt und begrüßt, bevor sich dieser nun mit dem Arzt des ADAC über Stefans Zustand und den Stand der Medikation austauscht und die Papiere und die Röntgenaufnahmen entgegennimmt. Nachdem alles besprochen ist, verabschieden sich Klaus und Daniel, nicht ohne sich zu bedanken, von den beiden Leuten, und diese gehen zur Maschine zurück, um zu ihrem Heimatstandort zurück zu fliegen.

Mittlerweile beginnt die Turbine des Helis zu laufen und es wird Zeit, an Bord zu gehen und Stefan auf dem letzten Teil des Weges in die Klinik zu begleiten.

Wenige Minuten später hebt der Heli ab und nimmt Kurs auf Saarlouis. Der Pilot fliegt an der Saar entlang und nach 20 Minuten Flug setzt er zur Landung auf dem Landeplatz der Elisabeth-Klinik an.

Während des gesamten Fluges hat Daniel Stefans linke Hand gestreichelt und sein Gesicht nicht aus den Augen gelassen. Klaus hat während des Fluges die Papiere gelesen, aber auch natürlich immer wieder die Anzeigen der angeschlossenen Apparate kontrolliert um auf eventuelle Veränderungen reagieren zu können.

Das Triebwerk ist verstummt, der Rotor zum Stillstand gekommen und aus dem Eingang der Notaufnahme kommen zwei Krankenschwestern mit einem Fahrgestell für Stefans Trage auf den Heli zu. Klaus macht die Infusionsflaschen los. Er öffnet die Türe und mit Hilfe des Kopiloten heben sie Stefan mit der Trage raus und auf das Fahrgestell.

Nachdem nun die Trage eingerastet ist, wird Stefan von den beiden Schwestern zum Eingang der Notaufnahme gerollt. Klaus und Daniel folgen mit den Unterlagen und Aufnahmen und Daniels Handgepäck nach.

Nachdem sie den warmen Flur erreicht haben, folgen sie der Trage zum Aufzug hin, der sie alle auf die Chirurgie bringt, wo ein Zimmer für die Aufnahme von Stefan vorbereitet ist.

Hier wird er jetzt vorsichtig von der Trage ins Bett gelegt und an den verschiedenen Apparaten angeschlossen. Diese Apparate messen Puls, Blutdruck und Temperatur und regeln den Durchlauf der angeschlossenen Infusionen. Bei auftretenden Veränderungen zum schlechteren geben die Apparate Alarm und betätigen auch den Notruf ins Stationszimmer, sodass umgehend auf solche Situationen reagiert werden kann.

Klaus hat alles kontrolliert und wendet sich nun an die beiden Schwestern, „Wir werden noch ein zweites Bett reinschieben, denn ich denke, mein Sohn wird heute Nacht bei seinem Freund bleiben wollen, oder irre ich mich da?“, sagt er und sieht Daniel dabei fragend an.

„Heute ist der 3. Januar und ich kann noch vier Tage und Nächte bei Stefan bleiben, bevor ich zurück nach Köln muss“, sagt Daniel, „und ich werde ihn so wenig wie möglich allein lassen.“

Klaus meint: „Er ist jetzt stabil, gut aufgehoben und bekommt für die nächsten vier Stunden eine Sitzwache. In der Zeit fährst du mit meinem Auto nach Hause. Da kannst du dich frisch machen und ein paar Sachen für dich holen, was zum Lesen wäre auch nicht schlecht, weil Stefan noch viel schlafen wird. Wenn du dann wieder hier bist, werden wir die Sitzwache abziehen und dann bist du derjenige, der auf Stefan aufpasst. Ist das so in Ordnung für dich?“

„Danke, Papa, dass du das alles für uns tust, ich bin so froh, dass ich dich habe. Ja, das ist so in Ordnung für mich, und wenn du mir die Schlüssel gibst und sagst, wo der Wagen steht, dann bin ich auch gleich unterwegs“, antwortet Daniel und drückt dabei seinen Vater fest an sich. Nachdem er sich von seinem Vater gelöst hat, nimmt er den Autoschlüssel in Empfang. „Der Wagen steht an der Vorderseite der Klinik auf dem Personalparkplatz. Dort stellst du ihn auch bitte wieder hin, der Platz ist mit meinem Namen gekennzeichnet. Die Zwillinge sind zu Hause und warten schon auf dich. Und nun ab mit dir, wir passen hier solange auf Stefan auf“, sagt Klaus und schiebt Daniel auf die Türe zu.

Das Auto hat Daniel gleich gefunden, und er macht sich auf dem Weg nach Hause. Es ist nur wenig Verkehr, und nach 15 Minuten hat er ihr Haus schon erreicht. Er fährt den Wagen in die Einfahrt und steigt aus, nimmt seine Tasche und geht zur Haustür.

Bevor er jedoch den Schlüssel ins Loch stecken kann, wird die Türe aufgerissen und die Zwillinge umarmen ihren Bruder. „Hallo, schön dass du da bist, komm rein, wir warten schon auf dich. Stefans Mutter hat auch schon angerufen und wollte wissen, ob ihr schon eingetroffen seid. Wir machen uns alle große Sorgen um deinen Schatz, obwohl Papa versucht hat, uns zu beruhigen, sind wir doch alle ganz schön geschockt“, sprudelt es aus Mike heraus, während er Daniel ins Haus zieht.

Chris hat derweil die Tasche genommen und folgt den Beiden ins Wohnzimmer, wo er die Tasche neben der Couch abstellt. Mike hat Daniel auf die Couch gezogen und Chris setzt sich auf die andere Seite neben ihn. „Ist Mama nicht da?“, will Daniel wissen und Chris erklärt: „Mama muss arbeiten, sie kann nicht frei machen, weil einige Kollegen noch Urlaub haben und das Amt nur schwach besetzt ist. Du sollst sie anrufen, wenn du angekommen bist, hat sie gesagt.“

„Mach ich“, sagt Daniel, „aber nicht gleich. Zuerst rufe ich mal Stefans Eltern an und gebe einen kurzen Lagebericht. Außerdem muss die Besucherei geregelt werden, weil jetzt am Anfang nicht alle auf einmal dort erscheinen können. Stefan ist noch nicht wach, und wenn er wach wird, muss er viel Ruhe haben. Aufregung und Stress darf jetzt nicht sein. Wenn ihr beide Lust habt, könnt ihr mal Kaffee machen und was zum Essen auf den Tisch stellen, in der Zeit rufe ich dann mal alle an.“

Die Zwillinge machen sich gleich an die Arbeit und verschwinden in der Küche. Daniel nimmt das Telefon und ruft bei Stefans Eltern an. Nach dreimal Läuten hebt Stefans Vater ab und meldet sich: „Groß.“ „Hallo Gerd, hier ist Daniel. Wir sind gut angekommen, Stefan geht es den Umständen entsprechend gut. Er hat den Flug gut überstanden und schläft immer noch. Papa hat gemeint, es sieht alles ganz gut aus.“

„Das hört sich ja mal gut an“, meint Gerd, „wann können wir ihn denn besuchen?“

„Ich denke, ihr solltet so gegen Abend vorbeischauen, dann ist er vielleicht schon wach“, sagt Daniel, „ich werde bei ihm in der Klinik bleiben die nächsten vier Tage und Nächte.“

„OK, dann kommen wir so gegen 17:30 Uhr zu euch in die Klinik, vielleicht ist der Junge ja dann wach. Wir haben einen schönen Schreck bekommen, und meine Frau und ich haben uns immer noch nicht von dem Schock erholt“, sagt Gerd.

„Hoffentlich hat es Kerstin und dem Baby nicht geschadet“, sagt Daniel und Gerd meint: „Nee, Gott sei Dank hat sie das ganz gut verkraftet und Olli hat sie sehr intensiv getröstet und sich um sie gekümmert. Die ruf ich jetzt auch mal an und sage, dass es Stefan ganz gut geht. Die Beiden können ja dann morgen mal nach ihm sehen, sonst wird das wohl zu viel heute.“

„Gut“, sagt Daniel, „wir sehen uns ja dann später noch, ich muss meine Mutter noch auf der Arbeit anrufen, und dann muss ich mich mal frisch machen, bevor ich wieder zu Stefan fahre.

Tschüss Gerd, bis später.“ „Tschüss Junge, und gib Stefan schon mal einen Kuss von uns“, sagt Gerd und dann beenden sie das Gespräch.

Daniel ruft nun seine Mutter an und erzählt ihr, was seit seinem letzten Anruf alles war und sagt ihr auch, dass er bei Stefan im Krankenhaus bleibt.

Seine Mutter sagt ihm noch, dass sie nach Dienstschluss auch noch kurz in der Klinik vorbeischauen will.

Nachdem auch dieses Gespräch beendet ist, geht Daniel in die Küche und setzt sich zu den Zwillingen an den Tisch. Die beiden haben in der Zeit, in der Daniel telefoniert hat, allerlei Essbares auf den Tisch gestellt und auch eine Kanne starken Kaffee gekocht. Nun essen die drei, und Daniel erzählt den Beiden alles, was seit seinem letzten Anruf gewesen ist. Gespannt hören beide zu, und erst als Daniel zu Ende erzählt hat, sagt Chris: „Mein lieber Mann, über mangelnde Abwechslung und Langeweile könnt ihr beiden euch wirklich nicht beschweren. Hoffentlich wird alles wieder gut mit Stefan.“ „Papa meint, so wie es jetzt aussieht, ist das Schlimmste überstanden und es dürfte wohl alles ausheilen und nichts zurück bleiben bei Stefan“, erwidert Daniel und Mike sagt; „Wir halten euch beide Daumen, dass alles wieder so wird, wie vor diesem beschissenen Unfall.“

„Danke“, sagt Daniel, „das hoffe ich auch und nach dem was Papa gesagt hat, glaub ich auch fest daran, dass Stefan wieder ganz gesund wird. Danke für eure guten Wünsche. Ich geh jetzt mal duschen und zieh mich um. Anschließend fahre ich wieder zu meinem Schatz ins Krankenhaus. Schließlich möchte ich bei ihm sein, wenn er wach wird.“

Daniel geht nach oben, und während er unter die Dusche geht, räumen die Zwillinge die Küche wieder auf. Als Daniel unter dem prickelnd heißen Wasser steht, muss er wieder ganz intensiv an seinen Schatz denken, und er wünscht sich von ganzem Herzen, dass es Stefan bald wieder gut geht. Schnell trocknet er sich ab und zieht frische Kleider an. Die Haare stylen, Zähne putzen und schnell noch Schuhe anziehen und schon ist er fertig. Er steckt Autoschlüssel, Geldbeutel und Handy ein und macht sich auf den Weg nach unten. Die Zwillinge sitzen im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Daniel verabschiedet sich von den Beiden, setzt sich draußen ins Auto und macht sich auf den Weg zur Klinik.

15 Minuten später, nachdem er das Auto wieder auf seinen Platz gestellt hat, ist Daniel auf der Station angekommen und betritt das Zimmer, in dem Stefan liegt. Eine Krankenschwester ist anwesend und sie lächelt ihm zu und sagt leise: „Es ist alles in Ordnung.“ „Schön“, sagt Daniel und schaut auf seinen schlafenden Schatz, „wenn Sie mir noch kurz erklären, auf was ich besonders achten muss, dann übernehme ich jetzt die Pflege meines Freundes.“

„Die Geräte sind so eingestellt, dass jede Unregelmäßigkeit ein Blinksignal auslöst und ein Piepton zu hören ist. Gleichzeitig gibt es ein Signal im Stationszimmer, wo dann sofort auch ein Arzt verständigt wird. Aber wir wollen mal optimistisch sein, der Zustand ist stabil und es besteht keine Gefahr mehr für das Leben ihres Freundes. Ihr Vater hat heute Nacht den Dienst übernommen und gesagt, dass er regelmäßig hier vorbeischaut. Sie können ja das zweite Bett später dicht ran schieben, wenn Sie sich hinlegen wollen. So, ich geh dann mal, wenn Sie etwas brauchen, können Sie ruhig klingeln“, sagt die Schwester und geht Richtung Tür.

„Danke“, sagt Daniel, „ihr seid alle sehr nett hier.“ Die Schwester hat das Zimmer verlassen und Daniel fängt an, sich einzurichten. Die Kleider zum Wechseln räumt er in den Schrank, die Hygieneartikel stellt er ins Bad, dann setzt er sich zu Stefan ans Bett und beginnt, dessen Hand zu streicheln. Dabei erzählt er seinem Schatz, was seit seinem Weggang alles war. Er erzählt von den Zwillingen, den Telefongesprächen und auch, dass seine Eltern gegen Abend noch vorbeikommen wollen.

Es ist Daniel vollkommen egal, ob Stefan ihn hören kann oder nicht, er muss ihm einfach alles erzählen und sich damit selber ablenken.

Nach einem kurzen Anklopfen kommt nun Daniels Vater rein und grüßt seinen Jungen.

„Hallo, Daniel, da bist du ja wieder. Stefan geht es gut, die Medikamente zur Ruhigstellung haben wir jetzt abgesetzt und ich gehe davon aus, dass er in zwei bis drei Stunden zu sich kommt. Dann ist es auf jeden Fall gut, wenn er dich bei sich sieht. Bitte klingel’ dann sofort, damit ich dazu kommen kann. Wir müssen ihn dann vorsichtig über das Geschehene aufklären und ihm sagen, wie es um seine Gesundheit steht.“

„OK, Papa, ich werde aufpassen und dich sofort rufen lassen, wenn er anfängt aufzuwachen“, erwidert Daniel. Klaus schaut noch mal über die Apparaturen und gibt Daniel einen leichten Klaps auf den Hinterkopf, bevor er das Zimmer wieder verlässt.

Daniel schiebt das zweite Bett dicht an Stefans Bett und zieht dann einen Trainingsanzug an.

Seine Kleider räumt er in den Schrank und legt sich dann auf das Bett, so dass er ganz dicht bei Stefan liegt und diesen immer beobachten kann.

Nach etwa 20 Minuten steht er auf und holt ein Buch aus dem Schrank und beginnt zu lesen.

Stefans Brust hebt und senkt sich gleichmäßig und sein Gesicht hat wieder etwas Farbe bekommen. Daniel beginnt nun, aus dem Buch laut vorzulesen, wohl hoffend, dass Stefan über kurz oder lang aufwachen würde. Er liest mit viel Gefühl und sehr betont, also so, als gelte es, eine große Zuhörerschaft zu fesseln, dabei liegt einzig und allein sein immer noch fest schlafender Schatz neben ihm. Das Buch, es heißt „Drachenzauber“, ist spannend und gut geschrieben und auch gut zu lesen. Das würde Stefan bestimmt gefallen.

So vergeht die Zeit, und als Daniel das nächste Mal auf die Uhr schaut, ist es bereits 16:30 Uhr, und in etwa einer Stunde wollen Stefans Eltern vorbei kommen und Stefan schläft immer noch. Daniel überlegt, ob er versuchen soll, seinen Schatz zu wecken, und er kommt zu dem Entschluss, es einmal zu versuchen. Er geht in das kleine Bad, nimmt einen Waschlappen und macht diesen mit kaltem Wasser nass.

Er geht zurück ins Zimmer und legt seinem Schatz den kalten, nassen Lappen auf die Stirn. Ein paar Tropfen laufen aus dem Waschlappen heraus über das Gesicht, an den Ohren vorbei, den Hals herunter und verschwinden unter dem Bündchen des Krankenhaushemds, das Stefan immer noch anhat.

Offensichtlich scheint Stefan die Veränderung zu merken, denn sein Atem ist nicht mehr so ruhig wie vorher und ein leiser Stöhnlaut ist zu hören. „Schatz, Schaaatz, kannst du mich hören? Stefan, wach auf, bitte wach auf“, ruft Daniel leise, aber bestimmt und gut hörbar in das linke Ohr seines Traumboys, in der Hoffnung, dass dieser nun endlich aufwachen würde.

Nach etwa 10 Minuten nimmt Daniel den Waschlappen und geht ins Bad, um diesen erneut mit kaltem Wasser zu tränken. Als er zurückkommt, hat Stefan die Augen geöffnet und Daniel fällt vor lauter Überraschung der Lappen aus der Hand und klatscht auf den Boden.

„Stefan, Stefan, kannst du mich hören?“, ruft er und eilt zum Bett. Er beugt sich über seinen Schatz und streichelt seine Wange. Stefans Augen drehen sich nun langsam in Richtung Daniel und bleiben auf sein Gesicht gerichtet stehen.

Daniel sieht förmlich die Anstrengung Stefans, zu erkennen, was um ihn herum vorgeht. Wie lange sie so verharren, merken beide nicht, aber dann macht sich ein erkennendes Lächeln auf Stefans Gesicht breit und er versucht krächzend, etwas zu sagen. Daniel kann zwar nichts verstehen, aber ist überglücklich, dass Stefan aufgewacht ist und ihn offensichtlich erkennt.

Im Überschwang seiner Gefühle küsst er seinen Schatz vorsichtig und zärtlich auf den Mund und als er ihm in die Augen sieht, kann er seine Tränen wieder einmal nicht zurückhalten, und schon tropft es erneut, nur diesmal wesentlich wärmer und etwas salzig auf Stefans Gesicht, dessen Augen nun auch zu strahlen beginnen.

Mit der linken Hand tastet Daniel nach der Klingel und drückt diese fest und lang anhaltend.

Kurz darauf wird die Türe aufgerissen und Klaus mit zwei Schwestern im Gefolge betritt das Zimmer.

„Papa, Papa, Stefan ist wach und er kennt mich, das ist so toll“, ruft Daniel ihm überschwänglich entgegen. „Ist ja gut mein Junge“, sagt Klaus, „dann lass mich bitte mal zu ihm ans Bett, du hast ja später noch genug Zeit für ihn.“ Klaus muss dann doch noch ein bisschen an Daniel schieben, damit dieser Platz macht. Klaus beugt sich über Stefan, schaut im in die Augen und sagt: „Hallo, Stefan, guten Tag. Ich bin Klaus, Daniels Vater, erkennst du mich? Wenn du mich erkennst, versuch mal mit dem Kopf zu nicken.“

Klaus beobachtet, wie Stefans Augen sein Gesicht abtasten und auch Daniel ist ganz gespannt darauf, wie Stefan reagiert. Nun sehen sie, wie sich ein verstehendes Lächeln auf Stefans Gesicht ausbreitet und langsam beginnt der Junge, mit dem Kopf zu nicken, ganz vorsichtig, versteht sich, aber deutlich genug, dass alle es erkennen können.

„Hast du Durst, möchtest du was trinken?“, fragt Klaus und als Stefan wieder nickt, macht sich eine Schwester auf den Weg, um Tee zu holen. Klaus verstellt vorsichtig das Kopfteil des Bettes, so dass Stefan mit leicht aufgerichtetem Oberkörper im Bett liegt. Dann tastet er mit den Händen den Kopf und den Nackenbereich ab. „Tut das irgendwo weh hier im Nacken?“, fragt er. Stefan schüttelt vorsichtig den Kopf und krächzt: „Nein.“ „Prima“, sagt Klaus, „dann hast du wenigstens keine Prellungen im Halsbereich davongetragen.“ Die Schwester ist mit einer Schnabeltasse voll Tee zurückgekommen, und Klaus gibt Stefan jetzt vorsichtig etwas zu trinken.

Ganz kleine Schlucke nimmt Stefan, erst ganz langsam aber nach den ersten Schwierigkeiten geht es bald besser und er trinkt fast die Hälfte des Tasseninhaltes, bevor er durch einen Nasenlaut und eine Kopfbewegung andeutet, dass er genug getrunken hat. Klaus reicht Daniel die Tasse, der sie auf dem Nachtschränkchen abstellt. „Was ist passiert und warum und wo bin ich hier?“, fragt Stefan leise aber deutlich und blickt zwischen Klaus und Daniel hin und her. „Das kann dir Daniel nachher in Ruhe erzählen. Zunächst möchte ich wissen, ob du Schmerzen hast, und wenn, dann wo die Schmerzen sind“, sagt Klaus und deckt Stefan auf. Mit den Händen tastet er den Hüft- und Beckenbereich ab. An der Stelle, an der Stefan von dem Fahrzeug getroffen wurde, ist alles blau und noch geschwollen. Jede Berührung in diesem Bereich tut Stefan weh und er macht das auch mit einem Stöhnen und einem schmerzverzerrten „Ja“ mehr als deutlich. „Papa, du tust ihm weh!“, kommt es vorwurfsvoll von Daniel.

„Ich bin ja schon fertig“, sagt dieser. Zur Schwester sagt er: „Er bekommt jetzt täglich Heparin , das Hämatom an der Hüfte reiben wir dreimal am Tag mit Hepa-Salbe ein und in den Tropf kommt morgens und abends 20 Milliliter Novalgin gegen die Schmerzen. Das gilt für die nächsten 3 Tage. Übermorgen werden wir probieren, wie das mit dem Aufstehen klappt, wenn das klappt, kann auch der Katheder raus. So, das war es jetzt fürs Erste, die Apparate bleiben heute noch dran, bis wir wissen, dass der Körper wieder normal funktioniert. Jetzt lassen wir euch alleine und Daniel kann dir alles erzählen. Später kommen auch noch deine Eltern kurz vorbei und Edith will auch kurz reinschauen. Das ist dann aber genug Besuch für heute. Daniel bleibt die nächsten Tage bei dir und kümmert sich um dich. Ich schau später noch mal rein, bis nachher.“

Klaus und die Schwestern verlassen das Zimmer und Daniel legt sich auf sein Bett und rutscht ganz dicht zu Stefan rüber. Er schaut ihm tief in die Augen und gibt ihm einen zärtlichen Kuss auf die trockenen, spröden Lippen und streichelt ihm sein Haar.

„Ich hatte so eine Scheißangst um dich, mein Schatz, ich bin fast verrückt geworden. Jetzt bin ich froh, dass du wach bist und dass es dir besser geht“, sagt er und kuschelt sich noch dichter an seinen Schatz. Dabei passt er natürlich auf, nicht an die verletzte Hüfte zu stoßen.

„Was genau ist denn alles passiert, ich weiß, dass wir durch den Schnee gegangen sind in Richtung Hintersee, und dass da ein Auto kam und dann war alles weg. Als ich dann eben wach werde sind du und Klaus bei mir, der ist doch gar nicht mitgefahren nach Berchtesgaden. Wo kommt denn der jetzt her?“

„Schatz, du, wir sind nicht mehr in Berchtesgaden, wir sind in der Klinik in Saarlouis, da, wo Klaus arbeitet. Wir haben dich mit dem Flugzeug hierher gebracht, aber am besten fange ich mal mit dem Unfall an“, erwidert Daniel und er fängt an und erzählt die ganze Geschichte von Anfang an. Er hat dabei Stefans Hand genommen und streichelt diese unermüdlich, während die Geschehnisse der letzten Tage noch einmal wie ein Film vor seinen Augen ablaufen.

Stefan liegt still und hört angespannt zu und nur ab und zu kommt ein „oh“ oder „ah“ über seine Lippen. Als Daniel mit seiner Schilderung der Ereignisse am Ende ist, ist erst mal Schweigen. Stefan schaut immer noch ungläubig und auch erschrocken auf Daniel, der seine Hand nun fest in seiner hält. „Mein Gott, da haben wir ja noch mächtig Glück im Unglück gehabt, das hätte ja auch viel schlimmer ausgehen können“, sagt Stefan leise und Daniel meint: „Schatz, das da war schlimm genug und so aufregend und dramatisch für mich, das möchte ich nie wieder erleben. Du musst jetzt ganz schnell wieder ganz gesund werden, sonst kann ich nicht ruhigen Gewissens nach Köln gehen und Abitur machen.“

„Wie geht es denn jetzt weiter, wird alles wieder in Ordnung kommen mit mir oder muss ich mir Sorgen und Gedanken über meine Gesundheit und meine Zukunft machen“, fragt Stefan und sieht Daniel fest in die Augen. „Bitte sag mir genau, was mit mir los ist oder ruf Klaus, damit er mir mal genaue Auskunft über meinen Zustand gibt.“

„Schatz, du musst dir jetzt keinen unnötigen Stress machen, der Beckenbruch ist geschraubt und es wird alles wieder ordentlich zusammenwachsen. In ein paar Wochen wird dir Klaus die Schrauben entfernen, die dir der Xaver reingedreht hat. Wenn alles glatt läuft, wirst du in einem Vierteljahr nichts mehr von dem Unfall merken, außer vielleicht bei einem Wetterumschwung, da sollen ja bekanntermaßen vergangene Knochenbrüche leichte Beschwerden verursachen. Wenn das so weit ist, werde ich dich intensiv betreuen, so dass du gar nicht daran denken wirst, das kannst du mir glauben.

Du hattest noch einen Harnleiterabriss, aber auch den hat Xaver repariert, wenn ich das mal so ausdrücken darf und das heißt, dass auch da wieder alles einwandfrei funktioniert. Du siehst also, dass du dir keine Sorgen machen musst. Du musst jetzt einfach nur wieder gesund werden.“

„Drück mich mal vorsichtig und küss mich, mein Schatz, ich hab dich ganz doll lieb und bin froh, dass du bei mir bist“, sagt Stefan und streckt Daniel vorsichtig seine Arme entgegen.

Der beugt sich zu Stefan herüber, nimmt ihn in die Arme und küsst ihn auf den Mund.

Die beiden sind so miteinander beschäftigt, dass sie gar nicht merken, dass Stefans Eltern das Zimmer betreten haben. Erst als Gerd sich lautstark räuspert und deutlich „Guten Abend“ sagt, schrecken die beiden auf und schauen überrascht auf den Besuch.

„Mama, Papa“, ruft Stefan leise und mit Freude in der Stimme, „schön, euch zu sehen!“

Daniel begrüßt die Beiden ebenfalls freudig und schiebt gleich zwei Stühle zurecht, damit sich Stefans Eltern ans Bett setzen können.

Zuerst aber wird Stefan von den Beiden vorsichtig umarmt und geküsst, und bei Beiden fließen ein paar Tränen, aber wohl eher aus Freude darüber, dass es ihrem Sohn schon wieder etwas besser geht.

Jetzt werden zuerst mal Grüße ausgerichtet von Kerstin und Olli, die aber am nächsten Tag auf jeden Fall vorbeikommen werden. Dann müssen Daniel und Stefan, letzterer wohl weniger, die ganze Geschichte vom Urlaub, und vor allem von dem Unfall, erzählen.

Gerd und Petra lauschen gespannt, und als Daniel erzählt, dass der Unfallfahrer das Weite gesucht hat, kann Gerd sich nicht verkneifen zu sagen: „Wenn ich den mal in die Finger kriegen würde, dem würde ich einige Knochen brechen.“

Während Daniel weiter erzählt, bemerkt er, dass Stefan nicht mehr so ganz bei der Sache ist und öfter das Gesicht verzieht, so, als ob er Schmerzen hätte. „Was ist los, Stefan, tut dir was weh oder was ist mit dir?“

„Ja, es tut schon weh jetzt im Unterbauch und ich glaube, du solltest mal Klaus rufen, der kann mir bestimmt was geben gegen die Schmerzen“, antwortet Stefan. Daniel steht auf und verlässt das Zimmer, um seinen Vater zu suchen. Petra hat Stefans Hand genommen und streichelt sie und sagt: „Mein armer Junge, da haben wir euch beiden was Gutes tun wollen, und nun liegst du hier und wir können froh sein, dass du noch lebst. Das hätte alles noch viel schlimmer kommen können. Es tut mir so leid für euch beide, dass der Urlaub so dramatisch geendet hat.“

Gerd meint: „Es hilft jetzt nicht, den Kopf in den Sand zu stecken oder Trübsal zu blasen. Der Junge lebt und wird, so, wie es aussieht, auch wieder gesund werden. Darüber sollten wir uns freuen und zufrieden sein. Wir werden jedenfalls alles tun, was in unserer Macht steht, damit du bald wieder gesund und glücklich bist.“

Die Tür geht auf und Daniel kommt mit Klaus im Schlepptau wieder zurück. „So, hier ist der große Medizinmann, der wird sich jetzt mal gleich um deine Schmerzen kümmern.“

„Hallo, ihr beiden, guten Tag“, begrüßt Klaus den Gerd und die Petra, bevor er eine Ampulle mit Schmerzmittel in die Infusionsflasche spritzt. „Jetzt werden die Schmerzen gleich nachlassen und verschwinden“, sagt er zu Stefan.

Jetzt erst reicht er Gerd und Petra die Hand und sagt: „Bei allem Unglück hat Stefan das Ganze doch relativ gut überstanden und ich denke, dass es keine Komplikationen geben wird. Wenn sich die Heilung so weiterentwickelt, dann wird er in vier bis sechs Wochen nicht mehr allzu viel von den Unfallfolgen merken. Dann wird er auch wieder anfangen können, mit dem LKW zu fahren. Man muss dann sehen, welche Belastungen er dann wieder auf sich nehmen kann.“

Gerade, als Klaus anfängt, über das weitere medizinische Vorgehen zu reden, öffnet sich erneut die Tür zum Krankenzimmer und Edith, Daniels Mutter, betritt den Raum. Zuerst begrüßt sie Stefan, küsst ihn auf die Stirn und sagt: „Ich bin froh, dass du jetzt hier bei Klaus bist und dass es dir besser geht.“ Dann drückt sie Daniel und gibt dann Klaus einen schnellen Kuss. „Hallo, Petra und Gerd, auch euch einen guten Abend. Ich denke, auch ihr seid heilfroh, dass bei allem Unglück unsere Buben doch noch relativ gut weggekommen sind. Das hätte bei Gott viel schlimmer ausgehen können.“

„Da hast du mehr als Recht, Edith“, kommt es von Petra, und Klaus meint ergänzend: „Wenn sich alles so gut weiterentwickelt wie bisher, dann wird unser Stefan bald wieder ganz der Alte sein. Wir können alle froh sein, dass die Versorgung durch meinen ehemaligen Studienkollegen so umfassend und medizinisch hervorragend gewesen ist und ich denke, dass wir dem Xaver in Berchtesgaden nicht genug danken können für seine gute Behandlung.“

„Ich werde ihm gleich morgen am Telefon sagen, dass wir ihm sehr dankbar sind und dass du seine Arbeit so gelobt hast“, sagt Daniel, und zu Stefan sagt er: „Wir werden Xaver und Bonifaz zu Ostern einladen und uns dann persönlich bei den Beiden bedanken. Du, und ihr auch, kennt ja die Beiden noch gar nicht, außer Papa, der kennt den Xaver von früher. Ihr seid bestimmt auch froh, die Beiden mal kennen zu lernen, die mir und vor allem Stefan in unserer großen Not so gut geholfen haben.“

Der Gerd meint nun: „Dann werden wir die Beiden an Ostern, falls sie der Einladung Folge leisten, einmal richtig verwöhnen und unseren Dank entsprechend zum Ausdruck bringen. Ich freue mich jetzt schon darauf, die Beiden kennen zu lernen.“

„So“, sagt Klaus, „Ich denke, wir lassen unsere zwei Jungs jetzt mal allein, Stefan braucht Ruhe und Daniel kann auch ein bisschen Schlaf vertragen nach all dem Stress in den letzten Tagen. Ich bin heute Nacht auf jeden Fall hier in der Nähe und kann, wenn notwendig, jederzeit eingreifen. Morgen ist auch noch ein Tag, und dann könnt ihr ja die Besuche über den Tag verteilen. Die Zwillinge werden bestimmt auch mal vorbeischauen wollen, und damit nicht alle auf einmal kommen, solltet ihr euch ein wenig abstimmen.

Auch Olli und Kerstin und Stefans Großeltern solltet ihr bei der Planung berücksichtigen. Morgen früh sind noch einige Untersuchungen und Röntgen auf dem Plan, aber ab 11:00 Uhr könnte Stefan wieder Besuch haben. Gerd, vielleicht kannst du ja das alles ein bisschen regeln und in geordnete Bahnen lenken.“

„Ja, Klaus, ich werde mich darum kümmern, und da die Zwillinge ja auch noch Ferien haben, könnten die ja um 11:00 Uhr den Anfang machen. Nach dem Essen können unsere beiden Großen dann mal noch bis 13:30 ruhen, dann könnten meine Eltern für eine halbe Stunde kommen. Petra und ich kommen dann so gegen 15:00 Uhr und Olli und Kerstin kommen dann nach 17:00 Uhr. Dann ist immer zwischendurch noch mal Ruhe und Zeit für unsere Beiden und der Besucherstress hält sich in Grenzen“, beendet Gerd seine Ausführungen über die Organisation des nächsten Tages.

Nun brechen die Eltern unserer beiden Jungs auf, Klaus, um seiner Arbeit nachzugehen, Edith, um sich zu Hause mal um die Zwillinge zu kümmern und Petra und Gerd, um den Großeltern und Olli und Kerstin über den morgigen Plan zu informieren.

Wohltuende Ruhe kehrt ein im Krankenzimmer und Daniel rutscht zu Stefan herüber und kuschelt sich vorsichtig an ihn. Er vergräbt sein Gesicht in Stefans Halsbeuge und atmet tief seinen Geruch ein. „Ich liebe dich, mein Schatz“, sagt er leise und streichelt mit seiner Hand zärtlich über Stefans Brust. Stefan legt seinen Arm auf Daniels Rücken und streichelt diesen ebenfalls zärtlich und sagt: „Gelobt sei der Käfer, der mir ein solches Glück beschert hat.

Ich habe mit dir die Liebe meines Lebens gefunden und ich mag nie mehr ohne dich sein. Ich liebe dich mehr als alles auf der Welt.“

So liegen sie eine Weile und Daniel ist ganz in Gedanken versunken. Als er aus seinen Gedanken in die Realität zurückkehrt, merkt er, dass Stefan eingeschlafen ist und er denkt weiter über all die Ereignisse der letzten Tage seit dem 22. 12. nach. Vorsichtig löst er sich von seinem Schatz, nimmt das Telefon und wählt, auf seinem Bett liegend, die Nummer, die ihm Xaver gegeben hat.

Er wählt die Nummer in der Hoffnung, dass Xaver keinen Abend- oder Nachtdienst hat.

„Tut … tut … tut, Leitner“, klingt es aus dem Hörer. „Hallo Xaver, hier spricht Daniel, und ich bin froh, dich zu hören. Stefan geht es gut und mein Vater hat deine Arbeit sehr, sehr gelobt. Ich soll dich von ihm schön grüßen und er wird dich bestimmt in den nächsten Tagen mal anrufen.“

„Hallo Daniel, ich freue mich sehr über deinen Anruf und noch mehr darüber, dass es deinem Schatz besser geht. Ganz besonders muss ich dir aber dafür danken, dass du Boni und mich auf den richtigen Weg geschubst hast. Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut wir uns jetzt fühlen und wir werden uns in der Zukunft auch nicht verstecken. Nachdem wir jetzt beide wissen, dass wir uns sehr, sehr lieben, wollen wir das auch nicht mehr nur in aller Heimlichkeit tun. Wenn das dann hier Probleme geben sollte, werden wir euer Angebot prüfen und dann wahrscheinlich ins Saarland übersiedeln.“

„Ich hoffe, dass alles gut für euch läuft, aber wenn es nicht so sein sollte, dann gibt es hier einige Leute, die sich über eure Umsiedlung mächtig freuen würden und die euch natürlich beim Start in einen neuen Lebensabschnitt gerne und intensiv unterstützen würden“, antwortet Daniel und freut sich ganz doll darüber, dass es mit den zweien so gut angelaufen ist.

Sie reden noch eine Weile über all die Dinge, die sie gemeinsam miteinander verbinden und nachdem sie sich ausgesprochen haben, vereinbaren sie, dass sie sich jetzt jeden zweiten Tag anrufen wollen. Mit lieben Grüßen an Boni und Grüßen von Xaver an Stefan und Klaus beenden die Beiden ihr Gespräch, jeder für sich froh und zufrieden mit der Entwicklung der Dinge. Daniel ist nun auch ein wenig müde und kuschelt sich erneut an seinen Schatz. Wenige Minuten später ist auch er eingeschlafen und beide geben ein schönes Bild ab, wie sie da so friedlich und eng aneinander gekuschelt schlafen. Klaus, der einen Blick ins Zimmer wirft, hat dann auch gleich die Idee, das Bild mit der Handykamera für die Nachwelt fest zu halten. Er macht gleich mehrere Aufnahmen, bevor er das Zimmer verlässt und die beiden in Ruhe schlafen können.

Am nächsten Morgen, so gegen viertel nach Sieben, werden sie von der Schwester geweckt: „Guten morgen, bitte aufstehen, es gibt gleich Frühstück.“ Und schon hat sie das Zimmer wieder verlassen. Daniel räkelt und streckt sich im Bett und schaut dann auf Stefan, der die Augen immer noch geschlossen hat. „Aufwachen, du alte Schlafmütze, es gibt gleich was zum Futtern. Vorher will ich dich mal noch waschen.“

Stefan öffnet zuerst mal vorsichtig ein Auge, linst zu Daniel und öffnet dann auch das andere Auge. „He, guten Morgen, mein Schatz, es ist immer wieder schön, neben dir aufzuwachen“, sagt er leise zu Daniel, der ihn darauf in den Arm nimmt und zärtlich küsst. „Leider nur noch 3 Tage, mein Schatz, dann muss ich wieder nach Köln in die Schule gehen. Das fällt mir im Moment so unsagbar schwer, dass ich ernsthaft überlege, doch noch das Gymnasium zu wechseln.“

„Du solltest aber besser nicht wechseln, und ich komme schon klar hier. Alle werden mich verwöhnen und trösten und am Wochenende kannst du ja dann immer kommen. Wenn ich dann wieder gesund bin, werde ich alle Touren nach Köln übernehmen und dich so oft wie möglich besuchen. Und am Wochenende werde ich dann auch mal bei dir in Köln bleiben, und dann gehen wir mal richtig schön aus und tanzen“, erwidert Stefan und gibt nun seinerseits Daniel einen dicken Schmatzer auf den Mund.

Daniel geht ins Bad, holt Waschzeug und wäscht schmunzelnd Stefans Gesicht: „Das andere sparen wir für später auf, dann habe ich mehr Zeit und Ruhe, dich mal gründlich zu waschen.“

Stefan grinst ein wenig und meint: „Ich weiß nicht, ob das gut wäre, wenn das über eine normale Wäsche hinaus gehen würde.“

„Schauen wir mal, wie sich das Ganze entwickelt“, sagt Daniel und trägt das Waschzeug zunächst mal zurück ins Bad. Dort verrichtet er ebenfalls schnell seine Morgentoilette und kommt gerade rechtzeitig zurück, um das Frühstück in Empfang zu nehmen. Er stellt alles auf den Nachttischen ab und beginnt, nachdem er ein Brötchen geschmiert hat, damit, Stefan zu füttern, was sich dieser natürlich gerne gefallen lässt. Während Stefan kaut, macht sich Daniel dann selbst ein Brötchen, und bald kauen beide um die Wette.

Es klopft, und gleich darauf kommt Klaus ins Zimmer und freut sich, als er die beiden beim Frühstück sieht. „Schmeckt es euch, vor allem dir Stefan?“, fragt er und als beide kauend nicken, sagt er: „Das ist gut, du hast ja etwas nachzuholen und ich werte das natürlich als ein weiteres gutes Zeichen dafür, dass deine Genesung fortschreitet.“ Im Rausgehen sagt er: „Ich komme später wieder und dann machen wir Ultraschall von deinem Becken, mal sehen wie es heute aussieht.“ Und weg ist er. Die beiden widmen sich nun wieder voll der Nahrungsaufnahme, und bald ist das Tablett bis auf das Geschirr gänzlich leer gegessen.

„Ich würde gern mal eine Tageszeitung lesen, ich weiß überhaupt nicht mehr, was in der Welt los ist“, sagt Stefan und fragt: „Kannst du mir bitte mal eine holen, am besten »die Welt«?“ „Aber sicher, gerne, mein Schatz, ich gehe gleich mal runter und besorge eine“, sagt Daniel und verlässt, mit dem Geldbeutel bewaffnet, das Zimmer.

Wenige Minuten später erscheint Klaus in Begleitung eines anderen, wesentlich jüngeren Arztes, der ein auf einem fahrbaren Tisch stehendes Ultraschallgerät herein schiebt.

„So, Stefan, wir wollen mal einen Blick in dich hinein machen und nachsehen, ob dein Becken wieder ganz in Ordnung kommt“, sagt Klaus, und sein jüngerer Kollege schließt das Gerät an und bereitet es vor. Klaus schlägt Stefans Decke zurück, hebt das hinten offene Krankenhaushemd an und legt das Becken frei. Stefan ist das nicht gerade angenehm, hier nackt vor den beiden Ärzten zu liegen und er hofft, dass Daniel bald wiederkommt.

Der kommt auch gerade vom Kiosk zurück und betritt das Zimmer. „Hallo, Papa, was macht ihr denn da mit Stefan“, fragt er und klettert sofort von der anderen Seite auf sein Bett, um alles aus der Nähe zu beobachten.

„Wir machen jetzt einen Ultraschall vom Becken, um zu sehen, ob alles richtig ist“, sagt Klaus.

„Kann ich ihm dann nachher mal was anderes anziehen als dieses bekloppt aussehende Hemd? Das ist ja ätzend“, fragt Daniel seinen Vater. „Wenn wir fertig sind und alles in Ordnung ist, dann kannst du Stefan ruhig etwas anderes anziehen. Das sollte aber dann bequem und vor allem nicht eng sein, damit nichts drückt im Beckenbereich“, antwortet Klaus und beginnt nun, Gel aufzutragen. „Das wird jetzt etwas kühl“, sagt er zu Stefan, der beim ersten Spritzer dann auch gleich zusammen zuckt. „Ihhh, das ist ja richtig kalt das Zeug“, sagt er und zieht die Bauchdecke an.

„Ganz locker lassen, das ist nur einen Moment unangenehm. Gleich ist das Kältegefühl vorbei“, sagt Klaus und fängt an, den ähnlich wie ein Mikrofon aussehenden Apparat auf dem mit Gel bedeckten Stellen hin und her zu schieben. Dabei schaut er abwechselnd auf den Beckenbereich und auf den Monitor des Gerätes, das auf dem Tischchen steht. Dann erklärt er dem jungen Kollegen, was er auf dem Monitor erkennen kann. Auch Stefan und Daniel schauen zu dem Monitor, aber für einen Laien ist es da sehr schwer etwas zu erkennen. Aus den Ausführungen von Klaus geht hervor, dass die OP in Berchtesgaden erfolgreich verlaufen ist und das Becken wieder richtig zusammenwächst.

„Der Xaver Leitner hat sehr gute Arbeit geleistet und ich denke mal, dass alles problemlos abheilen wird“, sagt Klaus und wischt das Gel auf Stefans Haut ab. „Hier“, sagt er und gibt Daniel was zum Abputzen, „das kannst du auch machen, das ist Stefan bestimmt lieber.“ Lachend verlassen die beiden Ärzte das Zimmer, natürlich nicht, ohne das Ultraschallgerät mitzunehmen.

Daniel wischt nun das Gel mit Papiertüchern auf, tunlichst darauf achtend, nicht in die Nähe von Klein-Stefan zu kommen. Er möchte vermeiden, dass sich da was regt, weil er der Meinung ist, dass das jetzt nicht so gut für seinen Schatz ist. Leicht grinsend hat Stefan seinen Schatz durchschaut und kann sich nicht verkneifen zu sagen: „Er beißt nicht und du brauchst auch keine Angst zu haben, da tut sich im Moment wohl nix mit dem Katheder drin, aber ich hoffe für uns, dass das nur von kurzer Dauer sein wird. Aber wenn du mich nachher waschen musst, dann kommst du eh nicht daran vorbei, ihn mal wieder in die Hand zu nehmen.“

Nun muss auch Daniel lachen und kickt den „Kleinen“ mit einem Fingerschnipsen auf die andere Seite. „So, das hätten wir, jetzt wirst du gewaschen und dann wirst du mal manierlich angezogen, dieses Hemd ist ja wohl echt das Letzte“, sagt er und beginnt Stefan, das tolle Kleidungsstück auszuziehen. Dann holt er eine Schüssel mit warmem Wasser, einen Waschlappen und ein Handtuch, und beginnt seine Schatz zu waschen.

Nachdem die Prozedur mit einigem Kichern und Giggeln zu Ende gegangen ist, zieht Daniel Stefan vorsichtig eine Boxershorts und ein bequemes T-Shirt an. „So, jetzt siehst du schon gleich viel besser aus, nicht mehr so krank und auch wieder richtig frisch. So mag ich dich und jetzt musst du nur noch ganz schnell ganz gesund werden, dann ist alles wieder OK.“

„Ich fühle mich auch gar nicht schlecht und bin so froh, dass du noch ein paar Tage hier für mich da bist, bevor du nach Köln musst. Ich verspreche dir, ganz schnell gesund zu werden.

Damit du mich auch am Wochenende besuchen kannst, möchte ich, dass du mit meinem Auto nach Köln fährst. Dem Käfer gönnen wir mal eine Erholungspause, und wie ich unseren Werkstattmeister kenne, ist er danach so gut wie neu. Jedenfalls darfst du den auf keinen Fall verkaufen, der muss für immer uns gehören. Schließlich hat der uns zusammengebracht.“

„Ja, ich denke, das ist besser, wenn ich mit deinem Auto fahre, du kannst es ja im Moment eh nicht benutzen und ich komme sicherer und auch etwas schneller am Wochenende zu dir“, meint Daniel , „und die Erholungskur für den Käfer kann ich natürlich auch nur begrüßen. Ich hoffe, dass der uns noch viele Jahre erhalten bleibt als ständige Erinnerung an unser erstes Zusammentreffen und als Symbol für unsere Liebe.“ Zärtlich küsst er seinen Stefan auf die immer noch spröden Lippen. „Ich geh jetzt mal zum Kiosk und frage, ob die einen Labello-Stift haben. Deine Lippen sind ja immer noch wie Schmirgelpapier“, sagt er zu Stefan, „soll ich dir noch irgend was mitbringen?“

„Ich könnte noch ein paar Zeitschriften zum Lesen gebrauchen, oder hast du vielleicht Bücher dabei, die gut sind?“, antwortet Stefan.

„An Bücher habe ich vor lauter Aufregung gar nicht gedacht, aber da unten gibt es bestimmt auch ein paar Taschenbücher zu kaufen. Ich schau mal, was da ist. Du kannst ja mal noch ein wenig die Augen zumachen und versuchen, eine halbe Stunde zu schlafen. Das tut dir bestimmt gut. Bis nachher“, sagt Daniel, haucht Stefan noch einen Kuss auf die Wange und macht sich auf den Weg.

Stefan macht die Augen zu und döst so vor sich hin. Die Gedanken sind bei Daniel und er denkt voller Liebe an ihn und an die Vorsehung, die ihnen soviel Glück und Zuneigung beschert hat, dass es einen schon fast erdrückt.

Ein großes Glücksgefühl durchflutet seinen Körper und seine Seele und er denkt für sich, dass er alles dafür tun wird, dass es immer so bleibt. Langsam dämmert er hinüber in einen leichten Schlaf, und eine große Zufriedenheit hat sich auf seinem Gesicht breit gemacht.

Selbst ein Außenstehender könnte auf seinem Gesicht lesen, wie glücklich er doch trotz seines Unfalls und der damit verbundenen Umstände in diesem Moment ist.

Daniel, mittlerweile am Kiosk angekommen, begutachtet das Angebot an Zeitschriften und findet sogar einen Drehständer mit Taschenbüchern vor. Er sucht einige Zeitschriften und drei Bücher raus und fragt dann nach einem Labello-Stift, der hier auch wirklich vorhanden ist.

Dann nimmt er noch zwei Cola und bezahlt das Ganze.

Mit seinem Einkauf zufrieden, macht er sich wieder auf den Weg nach oben. Auf dem Weg zur Station sieht er plötzlich die Zwillinge aus dem Aufzug kommen. So wie es aussieht, kommen beide direkt aus der Schule hierher, um Stefan und natürlich auch Daniel zu besuchen.

„Hallo, ihr Beiden, so früh schon Schluss heute?“, fragt Daniel die Beiden. „Ah, da bist du ja, das erspart uns die Zimmersuche“, sagt Mike und Chris meint: „Wir hatten heute nach der vierten Stunde frei und da sind wir mal gleich hierher gekommen um euch zu besuchen.“

„Schön, dann kommt mit, ich war mal ein paar Sachen einkaufen, damit wir was zum Lesen haben, und für Stefans raue Lippen hab ich noch einen Labello geholt“, sagt Daniel zu den beiden und geht Richtung Zimmer voraus.

Mit den Beiden im Schlepptau betritt er das Zimmer, und alle drei sehen Stefan mit fast verklärtem Gesichtsausdruck schlafend daliegen.

„Dem Ausdruck in seinem Gesicht nach zu urteilen, ist da einer glücklich und bestimmt auf dem besten Weg der Genesung, wenn ich das jetzt richtig deute“, sagt Mike leise, „der sieht ja richtig »happy« aus. Da könnte man echt neidisch werden.“

Leise stellen sie ihre Rucksäcke ab, nehmen vorsichtig zwei Stühle und setzen sich zu Stefan ans Bett. Daniel steigt von der anderen Seite auf sein Bett und setzt sich so, dass er Stefans Gesicht beobachten kann. Auch ihn beeindruckt der Ausdruck auf Stefans Gesicht sehr und auch in ihm machen sich eine große Zufriedenheit und ein Glücksgefühl breit.

Plötzlich wird die Stille von einem lauten Handy-Klingelton unterbrochen, der aus dem Rucksack von Chris zu kommen scheint. „Scheiße, das hab ich ganz vergessen abzuschalten“, flucht der und beginnt das Teil zu suchen. Nach dem dritten Klingeln hat er es gefunden, drückt es ab, um es dann anschließend gleich auszuschalten. Auch Mike kontrolliert sofort sein Handy und schaltet es ebenfalls ab.

„Ihr habt Glück, dass Papa das nicht mitgekriegt hat“, schmunzelt Daniel, „der hätte bestimmt gemeckert, und das nicht zu knapp.“

Stefan öffnet die Augen und meint: „Wer macht denn hier so einen Aufstand?“ Grinsend und kein bisschen böse schaut er die Zwillinge an. „Schön, dass ihr gekommen seid, um euren zukünftigen Schwager in seinem Leid beizustehen und ihm Trost zu spenden.“

„Du hast gar nicht so leidend ausgesehen und hast im Schlaf gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd“, kann sich Mike nicht verkneifen zu sagen.

„Nun, trotz des Unfalls geht es mir gefühlsmäßig sehr gut, und daran ist in erster Linie euer Bruder schuld, warum, das brauche ich ja wohl nicht näher zu erklären“, sagt Stefan und blickt anschließend seinen Schatz an. „Wenn ich erst mal wieder gesund bin, dann können Daniel und ich zusammenziehen, und ihr habt dann jeder ein Zimmer für euch. Das ist ja auch besser, wenn mal die jungen Damen zu Besuch kommen, dann könnte es schon zu Verwechslungen kommen“, schmunzelt er hinterher.

Auch Daniel kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, und die Zwillinge werden leicht rot im Gesicht, aber dann müssen sie doch letztendlich auch lachen.

„Große Familienversammlung hier“, tönt es aus Richtung Tür, und Klaus kommt hereingewuselt. „Warum sind die beiden jungen Herren nicht in der Schule und lauschen dem Unterricht“, will er in gespielt strengem Ton wissen.

„Papa, es war nach der vierten Stunde Schluss, und da sind wir halt hierher gekommen, um die Beiden zu besuchen“, gibt Chris Auskunft.

„Gut“, sagt Klaus, „sobald das Mittagessen kommt, verduftet ihr zwei nach Hause. Dort könnt ihr nach Essen und Aufgaben machen mal ein bisschen euer Zimmer auf Vordermann bringen. Ihr wolltet doch nächstes Wochenende am Freitag auf ein Konzert nach Köln gehen, und das Eintrittsgeld gibt’s erst, wenn der Laden bei euch aufgeräumt ist.“

„Oh, Mann, was soll denn jetzt der Stress, das bisschen haben wir doch ruck-zuck erledigt und das Eintrittsgeld bist du schon so gut wie los. Zu klären ist nur noch die Frage, wie wir nach Köln kommen.“

„Da hätte ich eine Idee“, meint Stefan, „wenn euer Vater einverstanden ist. Ich denke, dass Olli jetzt, wo ich nicht fahren kann, einige Touren für mich übernehmen kann und vielleicht kann mein Vater das dann so regeln, dass ihr Freitags mit Olli im Lastwagen nach Köln fahrt, abends aufs Konzert geht, dann bei eurer Oma schlaft und Samstag Morgen mit Daniel wieder zurück kommt. Oder ihr könnt auch mit Olli zurückfahren, wenn der für Samstag eine Rückfracht hat.“

Jetzt schauen alle erwartungsvoll auf Klaus und warten auf eine Antwort. Der meint: „Nun, da muss ich dann wohl doch erst mal mit eurer Mutter reden, und Oma muss auch einverstanden sein.“

„Als ob Oma je etwas dagegen hätte, dass wir bei ihr übernachten, die hat doch eh geheult, als wir alle weggezogen sind, und sie ist mehr als froh, dass Daniel noch etwas länger bei ihr wohnt. Schließlich ist sie in dem großen Haus jetzt ganz allein, wenn sie keinen neuen Mieter für unsere Wohnung gefunden hat“, gibt Chris zum Besten, und Daniel pflichtet ihm bei, indem er sagt: „Oma hat vielleicht jetzt Mieter für die Wohnung unten, aber sie hat oben viel Platz und ist glücklich, wenn auch nur einer von uns bei ihr ist. Das ist also das geringste Problem.“

„Zuerst müssen mal Gerd und dann auch Olli mit der Sache einverstanden sein und Mama natürlich auch, und Oma fragen müssen wir auf jeden Fall“, sagt Klaus und Stefan meint: „Also, um Gerd und Olli kümmere ich mich, Daniel kümmert sich um Oma und du, Klaus, bist für die Zustimmung von Edith und die finanzielle Seite verantwortlich. So müsste doch gewährleistet sein, dass die beiden Jungs zu ihrem Konzert kommen.“

„Super Idee, Stefan, du bist der beste Schwager, den man sich wünschen kann“, sagt Mike, und Chris nickt dazu. „Bei soviel Zuspruch durch unsere zwei Großen kann ich mich ja dann auch nicht länger sperren und gebe euch, Mutters Einverständnis voraus gesetzt, meine Erlaubnis, aber das Zimmer wird vorher in einen ordentlichen Zustand versetzt, sonst ist es Essig mit der Erlaubnis“, sagt Klaus und erhebt sich, „ich habe jetzt Dienstschluss und werde mal nach Hause fahren. Ihr beiden kommt mit mir und lasst den beiden Großen die immer noch notwendige Ruhe. Stefan braucht noch ein wenig Zeit, um sich von den Unfallfolgen zu erholen und das geht am besten, wenn er mit Daniel allein ist und die beiden viel ruhen.“

Bald darauf, als alle drei gegangen sind, kommt das Mittagessen, und unsere beiden widmen sich der Nahrungsaufnahme. Stefan bekommt noch leichte Kost, während Daniel natürlich ein normales Essen bekommt. Nach dem Essen trägt Daniel die Tabletts nach draußen und verstaut sie in den dafür vorgesehenen Container. Als er zurück ins Zimmer kommt, blinzelt Stefan schon müde in die Gegend und meint: „Gib mir bitte noch einen Kuss, und dann muss ich ein bisschen schlafen.“

Daniel küsst ihn sanft und zärtlich, streicht über sein Haar und sagt: „Schlaf schön, mein Schatz, und werd gesund. Ich bin bei dir und pass auf dich auf, weil ich dich ganz wahnsinnig lieb habe.“ „Ich liebe dich auch“, nuschelt Stefan und fängt an einzupennen.

Daniel nimmt ein Buch, legt sich neben seinen Schatz und beginnt zu lesen. Zwischendurch denkt er daran, dass er in zwei Tagen wieder nach Köln fahren muss. Er unterdrückt aber die aufkommende Traurigkeit damit, dass es Stefan hier gut geht und er ja auch am Freitag, spätestens am Samstag schon wieder bei seinem Schatz ist.

Er malt sich in Gedanken aus, wie es werden wird, wenn sie im nächsten Sommer zusammenziehen und dann jeden Tag für einander haben werden. Jeden morgen zusammen aufzuwachen, abends miteinander einzuschlafen, fast alles miteinander zu erleben, er kann das Glück gar nicht begreifen und bekommt feuchte Augen, wenn er nur daran denkt. Er hofft, dass alles gut wird und dass sie beide für immer zusammen bleiben können.

Stefan ist einfach der Traummann für ihn und er kann sich nicht mehr vorstellen, ohne ihn zu sein.

Ob dann auch alles seinen Träumen gerecht wird, erfahren wir im nächsten Teil.

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