37. Kaltes Wasser
Falco
Erschrocken schaute ich meine Mutter an.
„Ich wollte euch nur noch kurz Jonas‘ Sachen bringen, damit er sie morgen früh anziehen kann“, sagte sie grinsend und legte die frisch gewaschene Wäsche auf mein Sofa.
Danach wünschte sie uns beiden noch eine gute Nacht und verschwand genau so schnell, wie sie gekommen war.
„Gute Nacht!“, riefen wir noch hinterher, warteten einen Moment ab und kuschelten uns dann wieder eng aneinander.
„Ob sie was gesehen hat?“, fragte Jonas, noch immer ein wenig erschrocken.
„Weiß ich nicht“, antwortete ich und küsste ihn erneut leidenschaftlich.
Wir schmusten, streichelten und liebkosten uns noch eine ganze Weile, bis wir schließlich eng umschlungen einschliefen.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, schlief Jonas noch tief und fest. Ich lag eine ganze Zeit lang einfach nur ruhig da und betrachtete ihn verliebt. Vorsichtig streichelte ich sein Gesicht und seinen Oberkörper. Seine Brustwarzen versteiften sich augenblicklich und ich fuhr mit meinen Fingern sachte darüber hinweg. Ganz vorsichtig und behutsam fing ich an, ihn zu küssen.
Als Jonas gar nicht reagierte, verstärkte ich meine Küsse und streichelte seinen Oberkörper weiter. Abermals fuhr ich mit meinen Fingern über seine Brustwarzen und massierte diese sanft.
Plötzlich stöhnte Jonas leicht auf und erwiderte meine Küsse.
„So möchte ich jeden Morgen geweckt werden“, meinte er, als wir voneinander abließen.
„Och, meinetwegen kannst du das haben“, grinste ich ihn liebevoll an.
„Kommst du mit unter die Dusche?“, fragte ich ihn, während ich aus dem Bett krabbelte.
Jonas
Ich musste nicht lange überlegen. Ich wäre zwar noch liebend gerne liegen geblieben, aber die Aussicht, mit meinem Schatz gemeinsam zu duschen, ließ mich schnell aufstehen. Dass sich meine Hose verdächtig ausbeulte störte mich nicht im Geringsten.
Ich folgte Falco ins Bad, der sich mittlerweile bereits ausgezogen hatte und das Wasser in der Dusche anstellte.
„Argh, ist das Wasser kalt“, fluchte ich, als ich ebenfalls hinein stieg.
„Das wird gleich wärmer“, rief er und hielt die Brause gegen die Wand.
Es dauerte nicht lange und das Wasser wurde wirklich wärmer. Nachdem wir beide nass waren, nahm Falco das Duschgel und seifte mich von oben bis unten zärtlich ein.
Ich schloss meine Augen und genoss jede seine Berührungen. Er machte das sehr gründlich und ließ keine Körperstelle dabei aus. Als er vor mir auf die Knie ging und bei meinen Lenden angekommen war, zitterte ich förmlich vor Erregung…
* * * * *
Als wir beide mit Duschen fertig waren, zogen wir uns schnell an und gingen hinunter in die Küche, wo wir bereits von Heike erwartet wurden.
„Guten Morgen Jungs, habt ihr gut geschlafen?“, fragte sie uns fröhlich.
„Ja, haben wir“, riefen wir im Chor.
„Die anderen sind schon bei der Arbeit. Ich habe gedacht, ich warte auf euch. Damit ihr nicht wieder alleine frühstücken müsst“, meinte sie mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Das ist lieb von dir Mum.“
Während Heike frischen Kaffee für uns einschenkte, nahmen wir uns beide Brötchen und fingen an zu essen.
„Und was habt ihr heute vor?“
„Als erstes wollen wir meine neuen Möbel aufbauen. Danach müssen wir mal weitersehen“, antwortete ich vor dem nächsten Bissen.
„Das ist eine gute Idee, falls ihr meine Hilfe braucht, sagt einfach Bescheid.“
„Mum! Das bekommen wir schon hin!“, sagte Falco gespielt entrüstet.
38. 1000 Einzelteile
Falco
Als wir fertig mit dem Frühstück waren, unterhielten wir uns noch eine Weile. Hauptsächlich Jonas, denn ich überlegte ob ich es meiner Mutter sagen sollte.
„Genießt noch die letzten Tage eurer Ferien, ab Montag geht es mit der Schule wieder los“, sagte meine Mutter.
„Mum, müssen wir Jonas nicht irgendwie dort noch anmelden?“
„Das wollte Herr Brinkmann machen. Jonas muss sich am Montag nur im Sekretariat melden.“
„Ah, okay. Dann gehen wir mal hoch die Möbel aufbauen“, sagte ich.
Jonas folgte mir und als wir auf der Treppe waren, nahmen wir uns wieder an die Hand.
„Womit fangen wir an?“, fragte ich ihn, als wir in seinem neuen Zimmer standen.
„Hm, lass mich überlegen. Am besten mit den Schränken, dann kann ich auf alle Fälle schon mal meine Sachen einräumen.“
Schnell suchten wir die drei Kartons zusammen, in denen der große Schrank eingepackt sein sollte und machten sie auf. Eine große Anzahl von unterschiedlich großen Holzbrettern, Türen, Seitenteilen, Auszugsschienen, Knöpfen und Kleinteilen verteilten sich gleichmäßig im ganzen Zimmer.
Als wir alle Teile ausgepackt hatten, nahm sich Jonas die Bauanleitung und blätterte darin herum.
„Und wer soll das hier verstehen? Irgendwie blicke ich da nicht durch.“
Er reichte mir die Anleitung und betrachtete sie eingehend. Jonas hatte dabei einen Arm um mich gelegt und schaute mir über die Schulter. Seinen Kopf an meinen gekuschelt, studierten wir die Anleitung gemeinsam.
„Ich glaube wir fangen einfach mal vorne an und schauen, wie weit wir kommen.“
„Wenn du meinst, ich habe so etwas noch nie gemacht.“
Jonas wurde ein bisschen verlegen.
Vorsichtig nahm ich seinen Kopf, zog ihn zu mir und küsste ihn leidenschaftlich.
„Ist doch nicht schlimm. Ich hab da zwar auch noch nicht so viel Erfahrung, aber gemeinsam schaffen wir das schon.“
Jonas
Während Falco immer die Anleitung im Auge hatte, versuchte ich, die jeweilig benötigten Teile in dem Chaos zu finden. Was gar nicht so einfach war, vielleicht hätten wir beim Auspacken etwas systematischer vorgehen und ähnliche Teile zusammenpacken sollen.
Gemeinsam fingen wir an, als erstes die Schubladen zusammen zu bauen, was schon eine ganze Weile dauerte. Als wir endlich alle fünf Schubladen fertig hatten, packten wir sie an die Seite. Falco studierte kurz die Anleitung und wir suchten die Teile für den Rumpf des Schranks zusammen.
Einige lange Zeit später hatten wir auch die letzten Türen am Schrank montiert.
„Das sieht ja schon gut aus.“
Heidi stand mit einem Tablett Gläsern und Limo in der Tür und bewunderte unsere Aufbaukünste.
„Jonas, wo soll denn der Schrank stehen?“
„Ich denke wir schieben ihn an die Wand hier“, antwortete ich und zeigte ihr den Platz, den ich mir vorgestellt hatte.
„Das Bett soll gleich neben die Tür und der Schreibtisch ans Fenster. Da habe ich am meisten Licht und kann beim Arbeiten auch nach draußen sehen.“
„Das ist eine gute Idee. Wir bekommen übrigens heute Abend noch Gäste. Eine Familie aus Süddeutschland, die hier zwei Wochen Ferien macht. Ich glaube sie haben einen Sohn in eurem Alter.“
Falco und ich sahen uns verwundert an.
„Aber die Ferien sind doch nächste Woche schon zu Ende?!“
„Nicht in Bayern, da gehen die noch weitere drei Wochen.“
Ich überlegte und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
„Ja, klar. Ich Blödi. Hätte ich ja auch selber dran denken können.“
Heidi und Falco grinsten mich beide an.
„Hey, nun macht euch nicht auch noch über mich lustig.“
Nun mussten beide laut loslachen. Das Bild, welches ich abgab, muss wohl urkomisch gewesen sein.
„Ich gehe dann mal runter und schaue, ob Frida soweit schon alles für die Gäste vorbereitet hat“, sagte Heidi und schon war sie wieder verschwunden.
Wir tranken beide erst mal einen Schluck von der Limo.
„Wollen wir erst das Bett oder den Schreibtisch aufbauen?“, fragte Falco.
Ich überlegte.
„Glaube das macht keinen großen Unterschied“, seufzte ich.
Falco erkannte meine Gedanken, nahm mich in die Arme und drückte mich fest an sich.
„Hey, du kannst jederzeit bei mir schlafen oder ich schlafe zur Abwechslung mal bei dir. Was hältst du davon, wenn wir heute Nacht dein Bett einweihen?“
Irgendwie schaffte Falco es immer wieder, mich zum lächeln zu bringen.
„Okay, abgemacht“, strahlte ich.
„Aber vielleicht sollten wir es vorher noch aufbauen, sonst müssen wir noch hier auf den Kartons schlafen und das fände ich ein wenig hart.“
„Ich dachte, du magst harte Sachen“, grinste ich verschmitzt.
Wir schauten kurz, welche der übriggebliebenen Kartons für das Bett bestimmt waren und packten auch diese aus. Dieses Mal sogar ein wenig systematischer. Schnell waren die Kopf- und Fußteile an den Seitenteilen anmontiert und das Lattenrost eingebaut.
„Das ging ja dieses mal richtig flott“, freute ich mich.
„Dann lass uns noch den Schreibtisch aufbauen.“
Ich trank noch kurz einen Schluck und schon machten wir uns über die restlichen Kartons her.
Eine halbe Stunde später waren wir auch damit fertig und packten noch schnell die Pappe und das Werkzeug zusammen.
Als wir alles soweit aufgeräumt hatten, nahmen wir jeder ein paar Pappen unter den Arm und brachten sie nach draußen in die Scheune.
39. Entscheidungen
Falco
Als wir wieder aus der Scheune kamen, hörten wir ein Auto die Auffahrt hochkommen.
„Schau mal, Jonas. Das ist das Auto von Michael Brinkmann.“
Jonas wurde schlagartig ruhig. Sein Blick wurde starr und er rührte sich keinen Millimeter mehr von der Stelle. Er schaute nicht mal in die Richtung, aus der das Auto auf uns zugefahren kam.
Als Herr Brinkmann an uns vorbei fuhr, winkte ich nur kurz. Dann nahm ich meinen Schatz in die Arme.
„Hey, es wird bestimmt alles gut“, flüsterte ich ihm ins Ohr.
„Das ist der Moment, vor dem ich mich die ganze Zeit gefürchtet habe“, antwortete er mir mit zittriger Stimme.
„Ich weiß, mein Schatz. Aber egal was kommt, wir stehen das zusammen durch. Dich gebe ich nicht so schnell wieder her.“
Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Komm!“
Ich nahm ihn an die Hand und zusammen gingen wir wieder ins Haus.
In der Küche waren meine Eltern und Herr Brinkmann bereits am Reden. Als wir rein kamen, verstummten sie schlagartig und schauten uns beide an.
Hand in Hand standen wir in der Tür und wurden von den Erwachsenen gemustert.
Vorsichtig ließ ich Jonas los und begrüßte unseren Gast.
„Hallo Herr Brinkmann.“
Jonas begrüßte ihn ebenfalls und so setzten wir uns auf die Bank.
Jonas
Als wir uns auch hingesetzt hatten, nahm Falco wieder meine Hand und drückte sie fest an sich.
„Hallo Jonas, hallo Falco!“
Herr Brinkmann lächelte uns lieb an. Er nahm eine Akte aus seiner Tasche und legte sie vor sich auf den Küchentisch.
„Hm, mal sehen…“
Er schlug die Akte auf und blätterte ein paar Seiten durch.
„Ja, hier ist es.“
Sein freudiges Gesicht ließ annehmen, dass er die Seite, die er gesucht hatte, gefunden hat. Er nahm seine Brille aus der Hemdtasche und setzte sie sich auf die Nase.
„Herr Jonas….“
Es folgten meine persönlichen Daten, wann und wo ich geboren war und wo ich wohnte.
„…wird hiermit verfügt … das alleinige Sorgerecht, bis zum Abschluss des endgültigen Adoptionsverfahrens, an seine zukünftigen Adoptiveltern übertragen wird…“
Herr Brinkmann nahm die Brille wieder ab und lächelte mich an.
„Ähm und was heißt das jetzt übersetzt?“
„Das heißt mein lieber, dass wir für dich einen Adoptionsantrag gestellt haben. Und dass du ab heute, auch hochoffiziell, zu unserer Familie gehörst.“
Bernd hatte gar nicht auf die Antwort von Herrn Brinkmann gewartet. Freudestrahlend nahm er mich in den Arm und drückte mich fest an sich.
Auch Heike setzte sich nun neben uns und drückte mich.
„Das mit der Adoption ist dann nur noch Formsache. Ich habe mit dem zuständigen Jugendrichter gesprochen. Aufgrund der hohen Gefahr, dass dich dein Vater sucht, hat er sogar einer vorzeitigen Namensänderung zugestimmt.“
Ich konnte mein Glück kaum fassen. Mir liefen Freudentränen die Wangen herunter und ich merkte, wie Falco diese vorsichtig abtupfte.
Tausend Dinge gingen mir gleichzeitig durch den Kopf. Endlich hatte ich eine neue Familie, die mich liebt, bei denen ich mich wohl fühlte, bei der ich mich geborgen fühlte. Und ich hatte Falco kennen gelernt und mich in ihn verliebt.
Plötzlich zuckte ich zusammen.
Ich sprang auf und lief nach draußen.
40. Wahrheiten
Falco
Ich sah nur noch Jonas aufspringen und aus dem Haus laufen.
Erschrocken und ratlos schauten wir uns alle an.
Keiner sagte ein Wort.
Es dauerte eine Weile, bis ich erfasst hatte, was gerade passiert war.
„Ich gehe ihn suchen“, rief ich noch schnell und schon war ich auch auf dem Weg nach draußen.
Ich hörte zwar noch ein „wir kommen mit“, aber das interessierte mich im Augenblick nicht. Ich wollte Jonas finden und das so schnell, wie möglich.
Auf dem Hof blieb ich kurz stehen und überlegte, wo er hingelaufen sein könnte.
„Ich schaue bei den Pferden nach“, sagte ich zu meinen Eltern. Die auch gerade aus dem Haus kamen.
„Okay, dann suche ich die Scheuen auf der anderen Seite ab. Heike, kannst du bitte hinter dem Haus nachsehen?“
Schon waren meine Eltern auch wieder verschwunden und ich machte mich schnell auf in Richtung Pferdestall.
„Jonas?“, rief ich und lauschte einen Moment, ob er antwortete.
Es blieb still…
Vorsichtig öffnete ich die Tür und ging hinein. Das Licht war aus und ich konnte nicht viel sehen. Einzig und allein ein paar Sonnenstrahlen schienen durch die halb geöffneten Boxentüren, die nach draußen führten.
„Jonas?“, rief ich abermals.
Vorsichtig ging ich von Box zu Box und schaute hinein, ob Jonas vielleicht da drin war. Aber bei den Boxen mit den Pferden war er nicht. Ich ging weiter zu der letzten Box, die im Moment nicht benutzt wurde.
„Jonas!“, sagte ich leise.
Er saß zusammen gekauert in einer Ecke der Box und heulte.
„Jonas, mein Schatz.“
Ich ging vorsichtig zu ihm und nahm ihn, so gut es eben ging, in die Arme.
Vorsichtig streichelte ich durch sein Haar.
„Jonas, was ist denn eigentlich passiert?“
Er schluchzte weiter.
Während ich weiter versuchte, ihn zu beruhigen, hörte ich ein Geräusch von der Tür. Ich lauschte, konnte aber nichts weiter hören.
„Mein Schatz, erzähl mir, was mit dir los ist…“
Während ich abwartete, fuhr ich weiterhin mit meinen Fingern durch seine Haare.
„Wenn ihr mich adoptiert,…“
Er stockte.
„Ich meine, deine Eltern wissen nicht, dass ich … und dass auch du … also ich meine, dass wir schwul sind und … wir uns lieben. Und wenn … wenn ihr mich dann adoptiert … das … das geht doch dann nicht.“
Bevor er wieder losheulen konnte, nahm ich schnell seinen Kopf und küsste ihn liebevoll auf den Mund.
In dem Moment hörte ich einen Eimer direkt hinter mir scheppern.
Erschrocken sahen wir uns beide um.
Keine zwei Meter hinter uns standen meine Eltern und beobachteten uns.
Fortsetzung folgt…