Fotostudio Plange – Teil 24 – Türkischer Honig

Tja, lieber Leser, ich weiß zwar immer noch nicht so genau, warum unsere Familiengeschichte ein derartiger Dauerbrenner geworden ist, den so viel an Sex und anderen Obszönitäten kommt ja in der Beschreibung unseres Lebens nicht vor. Aber vielleicht liegt auch gerade darin der Reiz, dass nicht gerade wild durch die Gegend gerammelt wird. Wer weiß?

Die Gelegenheit, die sich mir gerade bietet, möchte ich dazu nutzen, einmal Dank zu sagen an die vielen Freunde dieser Story, die sich die Mühe gemacht haben, einen Kommentar zu derselben zu hinterlassen. Eure Reaktion treibt mich immer wieder an den Rechner. Also nochmals Danke und macht weiter so, denn Applaus in Form von Kommentaren ist das wahre Brot des schreibenden Künstlers.

Aber genug der Vorrede, kommen wir zum Wesentlichen.

Als ich am Montagmorgen das Bargeld von der Bank holen wollte, drängte sich Igor als Bodyguard auf. Er wollte mich einfach nicht mit so viel Bargeld alleine durch die Stadt ziehen lassen, ich könnte ja überfallen werden. Es war, zugegeben, ein ziemlich komisches Gefühl, mit der Summe, immerhin ein ganzer Jahresverdienst eines normalen Arbeiters, durch die Straßen zu gehen, aber eigentlich bestand das Bündel in meiner Brieftasche ja nur aus Papier. Wenn auch aus einer besonderen Art.

Unser Haus- und Hoftransporteur, der gute Murat, der kurz nach dem Mittagessen auf einen Kaffee hereinschneite, wurde kurzerhand zum Taxifahrer umfunktioniert. Er brachte uns zum Autohaus und wünschte uns beiden mit den beiden Wagen viel Spaß.

Die Übergabe der Wagen zog sich wie Kaugummi. Der gute Herr Pankow war zwar ziemlich schnell beim Kassieren des Geldes, alles andere aber dauerte extrem lange. Die fahrbaren Untersätze hatten noch ihre Sommerreifen drauf: Gut, damit kann man zwar in der Ausstellung stehen, aber im Januar auf verschneiten Straßen fahren? Wohl besser nicht! Das Wechseln kostete seine Zeit.

Der Azubi, der mit dem Cabrio beschäftigt war, kam dienstbeflissen auf mich zu. „Sollen wir Ihre Sommerreifen einlagern?”

Ich schüttelte den Kopf. „Besser nicht, denn mit ihrem Einlagerungsservice habe ich nur schlechte Erfahrungen gemacht. Die Winterreifen für meinen Vectra waren im November, als sie aufgezogen werden sollten, nicht mehr auffindbar! Von daher …”

Er zuckte mit den Schultern. „Wenn Sie meinen. Wann wollen Sie die denn abholen?”

Ich blickte in das leicht ölverschmierte Gesicht und konnte mich nur wundern. „Die nehme ich gleich mit! Wieso fragen Sie?”

„Aber Sie haben keinen Platz dafür. Der Kofferraum ist zu klein.” Er grinste mich keck an.

„Mag ja sein, aber der Corsa da drüben gehört mir auch, also alle Räder, die jetzt nicht gebraucht werden, da hinein.”

„Aber auch in den passen nicht alle Räder. Ist ja ein Kleinwagen …”

Ich atmete ich tief durch. „Dann nehmen Sie halt die Hutablage ab und klappen die Rücksitzbank um, das dürfte dann gehen!”

„Aber so haben wir noch nie einen Neuwagen vom Hof fahren lassen.” Er blickte mich ungläubig an.

„Einmal, und das können sie mir ruhig glauben, ist immer das erste Mal, auch in ihrem Leben.” Was soll nur aus diesem Land werden, wenn die Jugend so unflexibel ist?

Auf der Fahrt in heimische Gefilde war ich durchaus nicht abgeneigt, auch einmal die „Oben-ohne-Variante” auszuprobieren. Aber bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ließ ich diesbezüglich besser den Wunsch Vater aller Gedanken sein, eine Erkältung konnte ich mir im Moment wirklich nicht erlauben.

In der Ludwigstraße erwartete uns schon ein Begrüßungskomitee. Marvin und Benny hatten wohl tapfer zwei Parkplätze in der Michaelstraße vor dem benachbarten Computerladen frei gehalten. Nach einer kurzen Begrüßung ließ ich die drei Mannen beim Begutachten der Wagen alleine, ging in die Wohnung und holte die Unterlagen, die für die nächsten Termine brauchte. Ich war eindeutig in Zeitdruck.

Wieder auf der Straße, umschlang mich Igor und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. „Schatz, ich danke dir!”

Ich blickte ihn verwundert an. „Wieso?”

„Hallo? Cabrio? Nummernschild? IS 1 steht doch wohl für Igor und Stefan! Oder irre ich mich da?” Seine Augen funkelten mich an.

„Du irrst dich nicht, mein Engel. IP konnte ich ja schlecht nehmen, denn noch heißt du nicht Plange.”

„Ich soll also deinen Namen annehmen?” Er legte seine Stirn in Falten.

Ich grinste ihn an. „Wäre das so schlimm?”

Er blickte mir tief in die Augen. „Eigentlich nicht! Muss mir dann zwar ‘ne neue Unterschrift zulegen, aber das mache ich erst nach dem Training. Fahr du jetzt erst mal zu deinem Terminen, ich pack die zwei Kleinen gleich in den Corsa und wir sehen uns dann später. Ach, ehe ich es vergesse: ich liebe dich, nur mal so nebenbei!”

„Ich dich auch!” Unsere Lippen trafen sich erneut. „Die mittlere Garage auf dem Hof ist noch frei, da soll der Kleine rein. Ich park dann auf dem Hof.”

„Wie du meinst und jetzt ab mit dir!” Igor gab mir einen Klaps auf den Hintern. Männer!

Meine erste Station führte mich zu Ehepaar Schrader. Als ich das Haus des Fraktionsvorsitzenden betrat, wurde ich freudig begrüßt, sie hatten heute auch Post vom Notar bekommen. Gudrun drückte mir gleich einen Karton der Schraderschen Hausmarke aufs Auge. „Entschuldige, aber die haben wir bisher vergessen.”

„Was kriegst du dafür?”

Werner lachte mich an. „Deine Stimme bei der nächsten Landtagswahl!”

„Die kriegst du. Aber nennt man das nicht Wählerbestechung?” Ich grinste ihn frech an.

„Eher Kontaktpflege, also nicht strafbar, aber komm doch erst mal rein. Hier im Flur spricht es sich nicht so gut.” Er deutete auf die Tür, die in den Wohnbereich des Hauses führte.

Die Situation im Wohnzimmer war etwas komisch, wenn man das so sagen kann. Sie übergaben mir ihre sämtlichen Schlüssel zu meinem Nachbarhaus. „So, es gehört nun ganz dir!”

Ich war baff erstaunt. „Äh …”

Werner sprach wohl für beide. „Wir wollen damit nichts mehr damit zu tun haben. Du bist ab jetzt alleiniger Eigentümer und kannst machen, was du willst. Wenn du allerdings Schätze finden solltest, meine Wahlkampfkasse freut sich immer …” Er lachte mich an und reichte mir einige Papiere. „Wir waren ja heute auch nicht ganz untätig, … Wir haben zwar das Konto leicht geplündert, aber wir haben es auf dich umschreiben lassen. Das ist die Hauptsache! Hier sind unsere Karten … Du musst im Laufe der Woche nur einmal auf die Bank, der Unterschriften wegen.”

Was sollte ich sagen? „Danke!”

Die beiden grinsten mich an. „Da nicht für!”

Als ich das Schradersche Anwesen verließ, fing es leicht an zu schneien. Ich blickte auf die Uhr, es war kurz nach vier. Kurz entschlossen änderte ich meine Pläne, die Filiale der Volksbank lag schließlich auf dem Weg zu Carsten, meinem Versicherungsguru, den ich eigentlich als nächsten aufsuchen wollte. Knapp vor Toresschluss erreichte ich das Geldinstitut und hoffte, dort meinen alten Schulfreund Holger anzutreffen.

Der Wunsch ging leider nicht in Erfüllung. „Tut mir sehr leid, aber Herr Wildeshausen ist schon außer Haus. Vielleicht kann ich ihnen ja noch weiterhelfen.”

Das Gesicht wirkte sympathisch; braune, kurz geschorene Haare, kleines Grübchen am Kinn, graue Augen, ich schätzte Herrn Langenbach, so stand es jedenfalls auf dem Namensschild, dass er am Revers trug, auf Anfang 30. „Es geht um eine Kontoumschreibung.”

Die Sachlage war schnell geklärt, die Bankkarten wurden getauscht, Unterschriften geleistet. Als ich um kurz nach halb das Gebäude verließ, war ich um ein Konto und 5000 Euronen, so viel befand laut Eröffnungsauszug auf dem Giro „Ludwigstraße”, reicher.

Meine nächste Station führte mich zu meinen Versicherungsmakler. Außer einer mündlichen Order bezüglich der neuen Fahrzeuge hatte ich bisher noch nichts verlauten lassen. Carsten, alleine im Büro, empfing mich ziemlich herzlich. Die Formalitäten waren ziemlich schnell erledigt. „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?”

Ich blickte ihn ernst an. „Ja! Seit heute bin ich offizieller Eigentümer der Häuser Ludwigstraße 117 bis 121. Ich brauch also den üblichen Versicherungsschutz.”

„Glückwunsch. Aber ich kann dich beruhigen, die alte Versicherung läuft erst einmal weiter und wenn du Glück hast, sind die Jahresraten schon bezahlt. Du hast zwar ein Sonderkündigungsrecht, aber jetzt übereilt kündigen? Das wäre reine Geldverschwendung, mein Lieber.” Er grinste.

„Gut zu wissen, aber die 121 wird demnächst abgerissen und neu aufgebaut …”

„Bauherrenhaftpflicht und so weiter. Ich kümmere mich drum.” Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

„Nu mal nicht so schnell. Wenn alles klappt, werden die 117 und 119 komplett modernisiert und die 123 umgebaut.”

Er kriegte spitze Ohren, er witterte wohl Provision. „Dann brauch ich die Pläne, was da überhaupt versichert werden muss.”

„Die kriegst du, sobald sie mir vorliegen.” Ich hatte sie ja selbst noch nicht!

„Dann ist gut!” Er grinste mich breit an. „Aber mal was anderes! Woher hast du das ganze Geld? Hast du im Lotto gewonnen, eine Bank überfallen, ist eine Erbtante gestorben oder hat Igor seine Mitgift überwiesen?” Ein Schmunzeln lag in seiner Stimme.

Irgendwann musste es ja mal gesagt werden. „Ersteres … ”

„Glückwunsch!” Er war wieder der typische Carsten, geschäftsmäßig bis in die Fingerspitzen. Dabei kannte er weder Freund noch Feind, sondern nur seinen Umsatz. Probleme hatte ich mit ihm noch nie gehabt, dazu war er einfach zu gut.

Meine letzte Verpflichtung an diesem Tag war die bei der Hemland-Immobilien GmbH, deren Büro ich kurz vor sechs aufsuchte. Angekündigt hatte ich meinen Besuch ja telefonisch. Die Räumlichkeiten wirkten verlassen, Publikumsverkehr – Fehlanzeige, obwohl die Tür offen stand. Die Einrichtung wirkte etwas, drücken wir es mal höflich aus, antiquiert; als ich eingeschult wurde, hätte man sie als modern bezeichnet.

„Jemand zu Hause?” Dumme Frage, aber es war niemand zu sehen.

„Moment!” Im hinteren Teil des rechteckigen Raumes musste sich ein kleines Badezimmer befinden, denn kurze Zeit später hörte ich die Toilettenspülung. Wasser prasselte in ein Waschbecken und wurde kurze Zeit später wieder abgestellt, ein ordentlicher Toilettengänger. „Wir haben eigentlich schon geschlossen …” Noch immer war niemand zu sehen.

„Entschuldigung, das wusste ich nicht, die Tür stand offen … geht aber schnell bei mir.” Das hoffte ich zumindest.

„Dann nehmen sie schon mal Platz, ich bin gleich bei ihnen.” Ich tat, wozu ich aufgefordert wurde. Da es allerdings zwei Schreibtische gab, zögerte ich etwas. Auf dem einen türmten sich Aktenberge, der andere sah zwar auch nicht viel besser aus, aber hier war wenigstens ein kleiner Arbeitsbereich zu erkennen. Vor diesem ließ ich mich also nieder und wartete auf meinen Ansprechpartner. Eine Tür wurde geschlossen. „So, was kann ich für sie tun?”

Ich blickte nach oben und war leicht verwundert. „Herr Langenbach?”

„Herr Plange!?” Er schien ebenso erstaunt zu sein wie ich.

Ich lächelte ihn an. „Zahlt die Volksbank so schlecht, dass sie hier nebenbei arbeiten müssen?”

Er druckste etwas herum. „Äh, das kann man so nicht sagen. Es ist nur … was wollen Sie eigentlich von Hemland-Immobilien?”

Er drehte den Spieß also um, aber ich hatte ja nichts zu verbergen, wofür ich mich schämen musste. „Ich wollte eigentlich nur … es geht um die Ludwigstraße 117 und 119, die von Hemland verwaltet werden.”

Interessiert blickte er mich an. „Augenblick bitte …” Er tippte und starrte auf den Monitor vor ihm, der aussah, als würde er eher als Nikotinablagefläche statt als Bildschirm genutzt werden. „Stimmt, die werden von uns verwaltet, aber Wohnungen sind keine frei, nur noch eine der Garagen. Wollen sie eine anmieten? Kostet nur 35 Euro im Monat!”

Ich schüttelte den Kopf. „Ich glaube, mieten brauch ich sie nicht, mir gehört sie.”

Er schien verwundert zu sein. „Äh, wie soll ich das verstehen?”

Ich griff in meine Aktentasche und holte einige Unterlagen heraus, die ich ihm reichte. „Seit heute bin ich offizieller Eigentümer der Häuser Ludwigstraße 117 bis 121, die 123 gehört mir sowieso.”

Er warf einen Blick in die Dokumenten und nickte. „Ah, sie wollen also die Unterlagen in Besitz nehmen und den Verwaltungsvertrag kündigen.”

Die Resignation in seiner Stimme wunderte mich etwas. „Also … von Kündigung habe ich bis jetzt noch nicht gesprochen, aber es stimmt. Ich will erstens wissen, wer meine Mieter sind, zweitens will ich wissen, was sie zahlen, und drittens, würde ich gerne die ganzen Unterlagen in Ruhe prüfen.”

Er nickte bedächtig. „Das ist berechtigtes Eigentümerinteresse. Darf ich fragen, was mit der Anlage geschehen soll?”

Ich berichtete meinem Gesprächspartner von den Plänen von Sven, meines Architekten, vom Um- und Neubau, von Sanierung, Erdwärmeheizung, Solaranlage auf dem Dach, Stromeinspeisung und den ganzen Sachen, die ich im Kopf behalten hatte. Während ich da so erzählte, machte sich die braune Kurzhaarfrisur eifrig Notizen. Als ich geendet hatte, lächelte er mich an und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Herr Plange, aber das wird so nicht funktionieren, wie sie sich das vorstellen.”

Meine Augenbrauen gingen nach oben. „Wieso?”

„Wenn ich das Ganze richtig verstanden habe, wollen sie also 117, 119 und 123 modernisieren und die 121 komplett neu aufbauen?” Er blickte mich offen an.

Ich nickte. „Genau!”

Er zuckte mit den Schultern. „Tja, da haben wir das Problem zwischen Theorie und Praxis.”

„Welches wäre?” Ich war mehr als ratlos.

„Herr Plange, woran verdient eine Bank?” Er rieb sich das Kinn.

„Am Geld ihrer Kunden …” War ich in einer Schulstunde?

„Genau! Wenn sie staatliche Förderung, sei es nun für Neubau oder Modernisierung, in Anspruch nehmen, verdient die Bank keinen Pfennig daran, denn es sind alles öffentliche Mittel. Sie hat nur die Arbeit, aber keinen richtigen Gewinn, dementsprechend wird sie auch die Anträge bearbeiten.”

„Also lustlos!” Welche Logik!

Er nickte. „Wenn Sie jedoch der Bank entgegenkommen, sagen wir … mit knapp einem Viertel der Investitionssumme, also etwas, woran sie selber verdienen kann, sieht die Sache schon ganz anders aus. Ist nun einmal der Fall, auch wen das niemand offiziell verlauten lassen würde. Herr Plange, sie brauchen also etwas, was sie der Bank anbieten können.”

Ich war mehr als verwirrt. „Stefan bitte!”

„Einverstanden, ich bin der Thilo, ist mir auch lieber! Also, …”

„Soll ich ein Viertel der Baukosten von der Bank finanzieren lassen?”

Er schüttelte den Kopf. „Davon habe ich kein Wort gesagt.” Er grinste mich an.

Worauf wollte er hinaus? Ein Viertel ist ein Viertel, oder etwa nicht? Fragesuchend blickte ich ihn an.

Er grinste immer noch. „Ich sprach nicht von einem Viertel der Summe, sondern von einem viertel von der Summe.”

Ist das nicht das Gleiche? Ein Viertel ist ein Viertel ist ein Viertel. „Kannst du mir das bitte mal erklären? Ich bin Künstler und kein Mathematiker!”

„Naja, das Haus, in dem ich wohne, ist ein Mehrfamilienhaus in der Goethestraße, neun Wohnungen, voll vermietet, langjährige Mieter, gute Innenstadtlage. Es gehört einem Ehepaar, das sich scheiden ließ. Sie will Kohle, die er nicht hat und aufgrund von anderen Dingen auch nicht kriegt. Also soll er den Schuppen verkaufen, was er aber nur sehr lasch angeht, er will das Haus halten, …”

Den Rest konnte man sich denken. „Also eine der üblichen Scheidungsfolgen?”

Er nickte. „Genau! Also fast wie bei mir. Das Haus geht in die Zwangsversteigerung, der Wert liegt bei knapp über 400.000, aber es findet sich beim ersten Mal kein Käufer, sie lenkt nicht ein, der Termin wird also nächste Woche wiederholt. Ist ein sehr gutes Renditeobjekt, du kriegst es für die Hälfte. Wenn du jetzt der Volksbank die Finanzierung hiervon und zumindest einen Drittel am Neubau überlässt, wird sie mitspielen. Für dich wird das Ganze somit zu einem Nullsummenspiel.”

Ich war mehr als erstaunt. „Moment … mal langsam zum mitschreiben … Du meinst also, mein Projekt, für sich genommen, kriege ich nicht durch, aber mein Projekt plus das andere Haus wird genehmigt?”

Er nickte. „Du sagst es.”

„Ich wollte eigentlich nur einen Garten haben, aber um den zu kriegen, muss ich Großgrundbesitzer werden. Verstehe einer diese verrückte Welt! “Ich schüttelte mit dem Kopf.

„Manchmal kann man nur über Umwege zu seinem Ziel gelangen.” Er grinste mich an.

„Aber jetzt mal was anderes, was machst du eigentlich hier?”

Die Frage schien ihm unangenehm zu sein, er druckste etwas herum. „Ist eine längere Geschichte. Kann ich dir vorher was zu trinken anbieten? Wasser oder ein Bier? Was anderes ist nicht mehr da.”

„Dann nehme ich einen Gerstensaft.”

„Okay.” Er erhob sich und ging in den hinteren Raum, wo wohl auch der Kühlschrank stand. Etwas kleiner als ich, nicht zu dünn und nicht zu dick. Stefan, zügel deine Gedanken! Was mir bis dahin noch nicht aufgefallen war, er zog das rechte Bein etwas nach.

„Ich hoffe, du brauchst kein Glas.”

„Nein, bin ein altes Flaschenkind!”

Er reichte mit die Flasche und wir stießen an. Etwas mühsam, unbeholfen würde ich nicht sagen, setzte er sich. „Na dann: Prost!”

„Auf uns! Also, lieber Thilo, ich höre! Was machst du hier?”

Er atmete tief durch. „Naja, sagen wir es so, ich verdiene mir hier meinen Urlaub. Wenn auch zum letzten Mal … Günther, also Herr Hemland, ihn kenne ihn von der Bank her, bin ja da eigentlich der Immobilienheini. Er hat mir damals auch die Wohnung besorgt, in der ich jetzt wohne …”

Das war wirklich viel Input auf einmal, den ich zu dem Zeitpunkt noch nicht richtig einordnen konnte. Aber mit abnehmendem Flascheninhalt lichte sich der Nebel immer mehr. Thilo war bis kurz nach seinem 25. Geburtstag ein sehr glücklicher Mann: liebevolle Ehefrau, zwei gesunde Kinder, gesicherte Stellung in der Bank, frisch gebackener Eigentümer eines Häuschens im Grünen, Torwart der zweiten Mannschaft des TuS Brackesberg, ab und an mal einen kleinen Ausflug zum Rastplatz oder in die Sauna (das habe ich allerdings erst später erfahren *fg), eigentlich war in seinem Leben alles Friede, Freude, Eierkuchen.

Dieses Glück währte aber nur bis er eines schönen Sonntagnachmittags, Thilo war gerade mit seiner Yamaha auf dem Weg zum Spiel gegen Borussia Burghövel, von einem angetrunkenen VW-Fahrer trotz Überholverbot überholt wurde. Der Fahrer zog an ihm vorbei ohne auf den Gegenverkehr zu achten. Ergebnis war, der Golf musste bremsen, zog nach rechts, übersah dabei aber das Motorrad, dessen Fahrer auch nicht mehr reagieren konnte. Nach einem Ritt auf der Leitplanke kam er im mit Schotter gefüllten Straßengraben zu liegen. Rettungswagen und Notarzt waren zwar schnell zugegen, hatten aber kaum Hoffnung, dass rechte Bein zu retten. Aber, der modernen Chirurgie sei Dank, dass Bein blieb dran, allerdings war es, nach zwei Operationen, um drei Zentimeter kürzer als das Linke.

Das eigentliche Unglück begann allerdings nicht, wie man annehmen könnte, auf der Landstraße, sondern als er nach drei Wochen Krankenhausaufenthalt in die Reha kam. Während im Hospital seine Frau noch jeden Tag am Krankenbett weilte, war dies im Sanatorium ja nicht mehr möglich, allein aus entfernungstechnischen Gründen, denn 150 Kilometer fährt man ja mal nicht so nebenbei.

Er spürte diese beginnende Entfremdung, denn ihr alter Schulfreund, ein Ingo Irgendwer, tauchte erst immer öfter bei den täglichen Telefonaten und dann auch bei den sonntäglichen Gesprächen auf. Zu Anfang nahm er es erst nicht richtig wahr, denn er hatte genug mit sich selbst und seinem unbändigen Wunsch, wieder richtig laufen zu können, genug zu tun. Aber als sie dann eines Sonntags nur die Kinder samt seinen Eltern zu ihm schickte, wusste er, dass etwas vorgefallen war. Nur was genau, war ihm unbekannt.

Als er sich dann wieder in heimischen Gefilden befand, hatte sich etwas geändert, er war irgendwie nicht mehr in der Lage, seinen Mann zu stehen. Der kleine Thilo versagte einfach seinen Dienst, ein Eindringen war kaum mehr möglich. Diese erektile Dysfunktion tat er erst als Folge der Operationen ab. Sein Hausarzt, der die Untersuchungs-und Operationsberichte genau studiert hatte, verneinte jedoch diese Möglichkeit, der Bereich seines Fortpflanzungsorgans wäre nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Er überwies ihn an einen Andrologen.

Die Suche nach einem Männerarzt dauerte, das Problem wurde in der Zwischenzeit jedoch nicht kleiner. Der konsultierte Mediziner kam zu folgendem Befund: durch den Sturz auf den Bauschutt, der sich in den Straßengraben befand, kam es zu einer erheblichen Schädigung der Hoden des Patienten, die Eier waren mehr oder minder Rührei, denn man konnte sie kaum noch ertasten. Es wäre somit nur eine reine psychische Störung, eine Kopfsache. Sein Konsilium schloss er mit dem Rat, sich Ersatzbälle einsetzen zu lassen, dann würde sich alles in Wohlgefallen auflösen.

Thilo legte sich also das dritte Mal unter das Messer, um sich testikulare Prothesen einsetzen zu lassen. Er hatte ja schon zwei Kinder, die Familienplanung war für ihn damit abgeschlossen. Was konnte ihm schon großartig passieren? Er kriegte tatsächlich wieder einen hoch, aber der Operateur hatte das, was er ihm entnommen hatte, in die Pathologie geschickt. Dieser Befund ließ auch die stärkste Latte in sich wieder zusammensacken: Das ihm übersandte Material war eindeutig nicht zeugungsfähig, nie gewesen, zu keiner Zeit.

„Tja, wir trennten uns und seit dieser Zeit zahle ich für eine Frau, die mich nach Strich und Faden verarscht und betrogen hat, für ein Haus, dass ich nicht mehr habe und für zwei Kinder, die zwar lieb aber nicht von mir sind.” Er wirkte ziemlich konsterniert.

„Aber dagegen kann man noch was machen, oder?”

Er nickte. „Ja, man kann die Gerichte bemühen, aber das kostet erstens Zeit und zweitens viel Geld!”

In Gedanken machte ich schon für ihn einen Termin bei Markus oder Olaf, meinen beiden Haus- und Hofjuristen, aus, aber ich spürte, da war noch etwas anderes, was ihm auf der Seele brannte. „Aber mal was anderes, wieso ist erst ein letztes Mal hier?”

Er zuckte mit den Schultern. „Günther Hemland ist über 70, er will seine Firma verkaufen, sich endlich zur Ruhe setzen. Ob sein Nachfolger mich übernehmen wird? Dann auch noch …”

„Schwarz?”

Er nickte.

„Wie viel will er denn?”

„Naja, ihm schwebt so eine Viertelmillion vor, ist der Mittelwert von allen Bewertungsmethoden zum Firmenwert.”

„Übernimm du sie doch?”

„Woher? Soviel Geld würde ich nie kriegen, ich kenn meine Schufa, außerdem …”

„Außerdem was?”

„Ich müsste mich selbst versichern und 30% vom Jahresgewinn in die Krankenkasse … bei meiner Vorgeschichte …”

Es stimmte, was er sagte, Krankenkassen wollen, wie jede andere Firma auch, Gewinne erzielen. „Also bleibt nur der Angestellte?”

„Leider! Aber was reibst du dir die Nase? Bist du Wicki?” Wicki? Ach ja, die alte Zeichentrickserie.

Ich grinste ihn an. „Nein, ich bin nicht der Sohn von Halvar aus Flake, aber ich hab trotzdem eine Idee.”

Er blickte mich neugierig an. „Welche?”

„Na, wenn ich dich gerade richtig verstanden habe, habe ich bald 40 Mieter, ich brauch also einen Verwalter. Ich kenne zwar die Preise nicht, die normalerweise im Immobilienbereich gezahlt werden, aber das Taschengeld, dass Hemland dir zahlt, kannst du auch von mir kriegen.”

Er grinste mich an und wir klärten noch einige technische Fragen. Mit einem ganzen Karton an Akten verließ ich das Büro des Immobilienverwalters und machte mich, hungrig auf den Heimweg.

Als ich nach Hause kam drang neben dem Duft von Pizza in meine Nase auch Stimmengewirr aus der Küche an mein Ohr. Wir hatten anscheinend Besuch. Die Stimmen konnte ich erst nicht zuordnen, man sprach durcheinander, hatte anscheinend Spaß. Ich stieß die Küchentür auf und sah neben meinem Schatz unsere beiden Handwerker, Servet und Gürkan. Aber was machten die Zwei am Tisch? Ich meine, außer Pizza in sich hinein zu stopfen? Waren wir etwas verabredet gewesen? Hatte ich etwas vergessen? „Hallo miteinander.”

„Hallo Stefan!” Die beiden konnten unisono sprechen, ich grinste. Die Begrüßung fiel herzlich aus.

„Und? Alles klar bei Euch? Krieg ich auch ein Stück?” Ich blickte meinen Gatten an.

„Kannst ja erst von mir mitessen! Ich schieb dann noch eine in den Ofen!” Er schob mir seinen Teller rüber und ich machte mich über die Reste her, die er übrig gelassen hatte. Ich hatte wirklich Hunger.

„Wo ist eigentlich unser Kleiner?” Mein Neffe saß ja nicht mit am Tisch und von abendlichen Plänen hatte er heute kein Wort erwähnt.

„Marv wollte sich Bennys Fahrschule ansehen, der hat heute Abend Unterricht. Wird wohl so gegen Zehn wieder da sein.” Was ein eigener Wagen im Haus so alles anrichten kann?

Ich blickte unsere Gäste an. „Und? Wie ist die neue Wohnung?”

Gürkan grinste. „Schon jeden Raum eingeweiht.”

Ich grinste, ich konnte mir lebhaft vorstellen, welche Art der Einweihung das war. „Aha …”

Servet schaute etwas verlegen. „Deswegen sind wir eigentlich auch hier … also wegen der Wohnung … wir brauchen ja noch eine Küche …”

Wie war das nun zu verstehen? „Äh, wie kann ich euch zu einer Küche verhelfen?”

Der ältere der beiden Türken druckste nun auch herum. „Naja, indirekt…”

Ich verstand nur Bahnhof. „Leute, geht das bitte auch in Klartext?”

„Naja, Gürkan hat letzte Woche mit einem Typen gechattet, der wollte einen Dreier …”

Die Sicht war noch immer unter Null. „Weiter!”

Servet wurde rot. „Naja, er schickte ihm ein Bild von uns … von der Malersession …”

Von daher wehte der Wind also. „Ah, die Fotoserie. Was ist mit der?”

Gürkan räusperte sich. „Naja, der Typ war hellauf begeistert von den drei Bildern, die wir in unserem Profil haben. Er kam dann zu uns, aber Sex hatten wir nicht! Er hatte nur Augen für die Bilder.”

Ich grinste. „Also ein Kunstkenner …”

„Äh, nicht ganz. Hergen, das ist der Typ aus Wuppertal, der mit uns wollte, ist Herausgeber eines Pornomagazins und … er will uns die Bilder … abkaufen … für 2000 Euro.” Welch schwere Geburt! „Als er die Bilder sah, wurde er plötzlich ganz anders. Er meinte, wir bräuchten dein Einverständnis, denn du hättest das Copydingenskirchen auf die Bilder.”

In mir keimte ein Verdacht auf. „Stimmt! Es sind zwar eure Bilder, aber die Urheberrechte liegen bei mir als Fotographen. Hat er euch einen Vertrag mitgegeben?” Gürkan nickte und griff in die Innentasche seiner Jacke, die über dem Stuhl hing. Er reichte mir ein Stück Papier, dass ich kurz überflog. „Sorry, Leute, aber das kann ich nicht unterschreiben!” Drei Gesichter starrten mich an.

Gürkan hatte als Erster seine Sprache wieder gefunden. „Warum nicht?”

„In wie vielen Zeitschriften will er denn die Bilder veröffentlichen?”

„Äh, ich denke mal nur in seinem Magazin. Wieso fragst du?”

„Weil das Ganze leider nicht aus diesem Papier hervorgeht. Wenn ihr das unterschreibt, verzichtet ihr für alle Zeiten auf die Rechte an diesen Bildern. Ihr kriegt dafür läppische 2000 und er wird sich eine goldene Nase daran verdienen.”

„Wie meinst du das?” Servet wirkte erschrocken.

„Ganz einfach. Er wird sie erst in seinem Magazin veröffentlichen, dann werden sie erst nach England und Frankreich verkauft, somit hat er schon seine Kosten doppelt und dreifach wieder raus. Geld bringen noch mal Spanien und Skandinavien, da sind Türken nicht so häufig und Exotik zählt. Wenn er es dann noch schaffen sollte, die Bilder in USA und Kanada zu vermarkten … außerdem zahlen einige Scheichs für solche Bilder Unsummen.” Betretenes Schweigen.

„Ach, Schatz, dann musst du erst mal weiterhin mit dem Campingkocher Vorlieb nehmen.” Gürkan küsste liebevoll seinen Freund.

„Wieso das denn? Wenn ihr eine Küche haben wollt, ich hab da noch eine im Angebot!” Ich grinste unsere beiden Freunde an.

„Wie?” Wieder einmal unisono.

Ich zuckte mit den Schultern. „Na, mir gehört seid heute das Haus nebenan, da steht eine drinnen. Wenn ihr die haben wollt? Wir können sie uns gleich anschauen.”

Igor funkelte mich an. „Aber erst nach dem Essen, die Pizza ist nämlich fertig!”

Die dampfende Teigscheibe, die ich eigentlich mit Genuss verspeisen wollte, gelang allerdings nur zu einem Viertel in meinen Magen, denn den Rest teilten sich die anderen Herren am Tisch. Entweder hatten sie genauso viel Hunger wie ich oder mindestens Zwei der drei weiteren Anwesenden wollten so schnell wie möglich ins Nachbarhaus.

Wir gingen zu viert nach nebenan, ich hatte die Schüssel und Igor für Notfälle eine Taschenlampe. Da fiel mir ein, ich müsste morgen mit den Stadtwerken telefonieren und die Umschreibung von Strom und Gas veranlassen. Ich machte mir in meinem Gehirnkasten eine entsprechende Notiz.

Gürkan stand in der Küche und begutachtete die Einrichtung. „Das ist ja … Vollholz! Die muss ja Unsummen gekostet haben, als die hier eingebaut worden ist. Fast wie neu! Einfach abschleifen und neu beizen und das ist es! Und die willst du uns schenken?”

Ich grinste, denn kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. „ Ich brauch sie nicht. Ihr könnt sie haben, ihr müsst sie nur ausbauen! Das Haus wird eh abgerissen, jedenfalls das meiste davon.”

„Das ist wirklich … super! Danke dir.” Er war augenscheinlich glücklich und küsste mich.

„Kommt ihr mal runter?” Igors Stimme war aus dem Keller zu vernehmen.

„Ich weiß zwar nicht, was wir unten sollen, aber wenn unsere Frauen rufen, Stefan, sollten wir ihnen folgen. Wer weiß, wofür es gut ist.” Er grinste schelmisch.

„Wo du Recht hast, hast du Recht.” Ich ging mit ihm zum Kellereingang und drehte mich um. „Zieh gleich den Kopf ein, die Decke ist ziemlich niedrig.” Er nickte bestätigend.

Im Waschkeller brannte Licht, die beiden schienen dort zu sein. Servet schien wohl die hausfrauliche Seite der Beziehung der Beziehung auszufüllen, denn er begutachtete intensiv die Waschmaschine und den daneben stehenden Trockner. Er blickte mich fragend mit seinen Haselnussaugen an und deutete auf die beiden Geräte. „Stefan, … könnten wir die gleich schon mitnehmen? Dann brauche ich morgen nicht mehr in den Waschsalon …”

„Wenn sie in euren Wagen passen … Tut euch keinen Zwang an, was weg ist, ist weg und muss nicht mehr entsorgt werden.”

Ein strahlendes Gesicht blickte ich an, etwas verlegen schien der kleine Kurde ja zu sein, denn er räusperte sich verhalten. „Was kriegst du für die Sachen?”

Ich schaute ihn frech an. „Nix! Ich bin froh, wenn ich euch damit helfen kann. Und eh du mir jetzt was aufdrängen willst, wir haben hier ziemlich bald eine ziemliche Baustelle, da kann ich jede helfende Hand gebrauchen, also …”

„Danke!” Er drückte mir einen dicken Kuss auf die Lippen.

„Und wer küsst mich?” Igor grinste.

„Na, das werde ich dann wohl machen müssen.” Gürkan lachte und tat dann dasselbe bei meinem Freund, was seiner gerade bei mir getan hatte.

Servet, wieder ganz Hausfrau, hantierte am Trockengerät und schaltete ihn ein. Obwohl jahrelang ohne Strom, hörte man nach drei, vier Sekunden das erst zaghafte, dann immer schneller werdende Drehen der Trommel. Der Kleine schien glücklich zu sein. Vorsichtig drückte er den Ausschalter, das Geräusch verstarb nach einigen Augenblicken. Er blickte auf seinen Freund. „Schatz, holst du dann mal den Wagen?”

Der Ältere zuckte nur mit den Schultern und folgte, wie ein treuer Wachhund, dem Ruf seines Frauchens. Das sind also die stolzen Osmanen, ich grinste innerlich. Igor zog das Stromkabel aus der Steckdose und den Trockner vor. Ein einladender Blick und ich half ihm freiwillig. Wir trugen das klobige Hausfrauenglück durch die enge Windung des Treppenaufgangs nach oben. Während ich an der Haustür auf Gürkan wartete, machte er sich auf den Rückweg, Servet hatte gerufen.

Der Trockenbauer war, Gott sei Dank, kein normaler Türke, erfuhr zwar einen 3er BMW, nannte aber die Kombiversion des Wagens sein eigen. Platz, die beiden Geräte zu verstauen, war also vorhanden. Wie sie die gleich die drei Etagen zu ihrer Wohnung herauftragen wollten, war ja, Allah sei Dank, nicht mein Problem.

Wir waren gerade wieder auf dem Weg ins Haus, da ertönten von unten Schreie. „Scheiße! Stell das Wasser ab.” Man hörte Fluchen, wohl Igor, Grummeln und wiederum Flüche in einer Sprache, die ich nicht verstand, wohl Servet.

Als wir die Waschküche betraten, sahen wir das Malheur: Wasser, wohin man blickte! Servet stand pitschnass vor uns, mein Igor sah auch nicht viel besser aus. Beim Versuch, das Waschgerät zum Abtransport bereit zu machen, hatte Servet wohl zuerst den Wasserschlauch an der Maschine abgeschraubt und das auch nach einigen Anstrengungen geschafft. Zähigkeit zahlt sich ja auch aus. Allerdings verfügte die graue Wasserzufuhr über kein eigenes Speerventil, das Gerät war ja älteren Baujahrs, sondern fungierte lediglich als normaler Schlauch. Ergebnis war ein Erschrecken und anstatt ihn abzuknicken, schwenkte der Jungtürke ihn durch die Gegend, erst auf sich, dann auf Igor.

Gürkan blickte ihn an und fing an, lauthals zu lachen. „Frauen!”

Servet schaute ihn bedröppelt an. „Woher soll ich denn wissen, dass der Wasserhahn aufgedreht ist? Männer wissen ja alles besser!”

„Durch eine leichte Drehung des Wasserhahns!” Ich konnte mir eine gewisse Ironie nicht verkneifen.

„Haha!” Was macht Servet? Zieht mit seinem Turnschuh durch die Pfütze am Boden und spritzte das Wasser in meine Richtung, traf aber nicht mich, sondern seinen Liebsten, der entsprechend angesäuert reagierte.

„Leute! Ruhe! Es bringt nichts, wenn wir alle hier feucht im Schritt werden. Gürkan, wir tragen das Ding jetzt in den Wagen und Igor, nimm den Abzieher und zieh das Wasser Richtung Abfluss, es soll hier ja nicht modern. Servet! Du hilfst ihm! Dann alle Mann ab zu uns ins Bad, die nassen Sachen wandern in den Trockner, ihr sollt ja nicht krank werden.” Komisch, ich hörte kein Murren.

Keine fünf Minuten später waren wir in unseren Wasserspielen versammelt. Igor stand mittlerweile ohne Hosen da, Servet ebenfalls. Ich packte ihn an seinem Apfelarsch, auch die Boxer triefte vor Nässe. „Aus und da rein!” Ich deutete auf das Trocknungsgerät.

„Aber …” Er wirkte verschüchtert.

„Stell dich nicht so an! Du warst schon mal nackt in diesem Raum!” Gürkan holte ihn in die Realität zurück.

Während die Nassen sich allmählich entkleideten, ließ ich erst das Wasser in die Wanne ein. Ich schaute meinen Gatten an, der nickte nur. Gut, dass wir eine Art der nonverbalen Kommunikation beherrschten.

Nackt betrat ich mit einer Flasche Sekt und vier Gläsern wieder das Bad. Die Drei hatten sich schon in die Wanne gesetzt. „Schatz, legst du bitte noch Handtücher raus?”

Ich nickte meinem Gatten zu und ließ mich dann neben ihm nieder. Es war zwar etwas voll, aber irgendwie auch gemütlich. Die Wasserwerke konnten nicht wirklich viel verdienen. „So, erst einmal einen Schluck auf den Schrecken.” Wir prosteten uns zu und fingen plötzlich alle an, lauthals zu lachen. Die Anspannung wich.

Gürkans Bein lag auf meinen, sein Fuß befand sich in unmittelbarer Nähe vom kleinen Stefan, er grinste mich schelmisch an und fing an, mit seiner Extremität an meinem dritten Bein zu spielen. Igor grinste nur und reckte sich in Richtung Servet, dem es plötzlich gar nicht mehr unangenehm schien, hier zu sitzen. Irgendein Körperteil tauchte auch in seiner Mitte auf.

Ich zog meinen Schatz zu mir und blickte ihm tief in die Augen. Meine Stimme wurde zu einem Flüstern. „Lust?” Anstelle einer Antwort küsste er mich nur. Unsere Gäste taten es uns nach.

Ich unterbrach das Lippenspiel. „Ach, Gürkan, da fällt mir was ein!”

Er blickte mich irritiert an, musste er doch von seinem Freund lassen. „Was?”

„Du und Igor. Ihr habt was gemeinsam!” Ich grinste.

Der Stuber meines Liebsten ließ mich erst einmal zusammenzucken. „Stefan … Bitte nicht!”

Ich blickte meinen Gatten treuherzig an. „Was denn? Ist doch nicht schlimm …”

Von meinem Russen war nur ein Grummeln zu hören, aber Servet wurde neugierig. „Was denn?”

„Gürkan, stell dich mal bitte hin und Igor! Du auch bitte!” Es dauerte etwas, aber beide erhoben sich, wenn auch leicht wiederwillig. Die Nahkampfwerkzeuge waren in erhöhter Alarmbereitschaft, wie man unschwer erkennen konnte. Ich blickte Servet an. „Was siehst du?”

„Den Hintern meines Freundes! Wieso fragst du?”

„Zieh mal seine Backen auseinander! Was siehst du jetzt?” Ich liebe diese Spiele.

„Moment.” Er zog die Hügel auseinander. „Das Loch meines Engels!”

„Gut. Und nun dreht euch einmal!” Meine Stimme war in Richtung der Stehenden gewandt.

Sie brauchten zwar etwas, aber es gelang schließlich und endlich. „Fällt dir was auf?”

Er begutachtete das Hinterteil meines Liebsten. „Ich sehe nur einen geilen Arsch!”

„Ich auch, aber mach das selbe wie gerade. Und? Was siehst du nun?”

Der Kurde wurde kurzatmiger. „Die Pforte deines Engels!”

„Spiel mal mit deiner Zunge daran. Vielleicht fällt dir dann ja was auf! Ich darf ja auch an Gürkan spielen, oder?”

„Klar!” Mehr hörte man nicht.

Die beiden in der Mitte hatten mittlerweile eine Art Ringerstellung eingenommen, ihre Arme umschlangen den Rücken des jeweilig anderen, während wir unsere Zungen kreisen ließen. „Und jetzt stell dich mal hin und fahr mal mit deinem Schwanz durch die Ritze!”

„Äh … ich soll? Ich darf?”

„Ja, ich mach es ja auch.” Wir erhoben uns und ließen unsere Speerspitzen durch die tiefen Täler ziehen.

„Ich soll wirklich? Aber nur, wenn du auch …”

„Dann mal rein!” Ich versenkte den kleinen Stefan in dem mir angebotenen Loch. Der Azubi tat desselbigen gleichen. Langsam, sachte, nichts übereilend, wir hatten ja alle Zeit der Welt. Nach einigen Augenblicken waren wir mit unseren besten Stücken zur Gänze in den Kanälen der jeweiligen Partner, die das Fremdschiffen wohl zu genießen schienen, verschwunden. „Fällt dir nun was auf?”

Der kleine Osmane keuchte. „Was meinst du? Es ist einfach nur … göttlich”

„Stimmt, aber wechseln wir mal! Dreht euch!”

Der Geselle und der angehende Lehrer wechselten die Stellung und boten uns ihre Löcher dar. Wir tauchten erneut ein und begannen mit leichten Stoßbewegungen, die immer heftiger wurden. Mein Bein begann zu zittern, ein untrügliches Zeichen. Igor spielte mittlerweile mit meinen Bällen. Ich stoppte die Aktion und blickte Servet direkt an. „Na, was spürst du?”

„Was wohl? Du kannst Fragen fragen!” Er schien, ebenso wie ich, kurz davor gewesen zu sein.

„Dann erneuter Platzwechseln, meine Stuten!” Sie taten es, diesmal freiwillig und ziemlich schnell, sie schienen gerade zu nach Füllung zu gieren. „Und nun rein!”

Er blickte mich mit großen Augen an. „Soll ich wirklich? Bis zum …”

Ich nickte. „Bis zum Ende!”

Wir landeten fast gleichzeitig auf den Rücken unserer Sahneauffangstationen, die sich bei der ganzen Aktion in Mund-zu-Mund-Beatmung übten. Es dauerte etwas, aber die Hausfrau kam eher zu Atem als Meinereiner. „Sie haben uns ja richtig gemolken!”

„Stimmt. Und Gürkan!” Ich klopfte ihm auf die Schulter.

Er verdrehte den Kopf in meine Richtung und keuchte. „Was?”

„Schöne Grüße von Mumu! Ich sollte einen Gruß mit hineinstecken, wenn ich dich …”

Servet blickte mich fast entsetzt an. „Mumu? … Moment! … Murat? Der Cousin meines Engels?”

„Genau der! Der hat unsere beiden Schatzis hier eingeritten und das hat er …”

„… ziemlich gut gemacht!” Er lag immer noch auf dem Rücken meines Russen.

„Du sagst es.” Ich grinste ihn an.

„Aber wir sollten nicht so eigennützig sein wie Murat!” Er lachte mich an.

„Wie meinst du!”

„Na, wir sollten auch an die Befriedigung der Passiven denken. Also Stuten, dreht euch mal um die eigene Achse!”

Igor und Gürkan lösten ihre teilweise noch bestehende Umklammerung und drehten sich um 180°. Servet und ich gingen in die Hocke, ich staunte nicht schlecht ob des triefenden türkischen Anhängsels. Ich leckte mir erst die Lippen und ließ dann meine Zunge um die beschnitte Kuppe kreisen, ehe ich mir die Kuppe ganz einverleibte.

Gürkan legte seine Hände um meinen Kopf und begann diesen im Takt des Blaskonzerts, hin und her zu bewegen. Ich hatte zwar erst leichte Schwierigkeiten, ihn ob seiner Dicke ganz in mir auf zu nehmen, aber es dauerte leider nicht allzu lang, dann hatten sich meine Mandeln an den Umfang des Speers gewöhnt. Es war fast ein Kehlenfick, den er da mit mir veranstaltete.

Nach drei Minuten fing er an zu zittern, er wollte sich mir entziehen, aber, dem Unterdruck in meinem Mund sei Dank, entlassen wollte ich ihn nicht, dazu war ich zu aufgegeilt. Er pumpte Schub um Schub auf meine Geschmacksknospen, einfach lecker, dieser zähflüssige türkische Honig. Etwas benommen stand ich auf, der Geselle zitterte ebenfalls am ganzen Körper.

Igors Kopf wanderte in meine Richtung. Unsere Münder trafen sich und er sog den restlichen Inhalt meiner Mundhöhle in sich ein, um es mir gleich darauf zurück zu geben. Als unsere Zungen einen wilden Tanz begannen, zuckte er zusammen und explodierte in dem kleinen Azubi, der wohl alles schluckte, äußerliche Spuren sah man jedenfalls nicht.

„Das war echt geil!” Gürkan wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Aber ich … müsste  jetzt mal …”

Igor grinste ihn an. „Da hast du was mit Stefan gemeinsam, der kann hinterher meistens auch. Aber lass mich dich erst mal sauber lecken.” Er ging auf die Knie und nahm das schwach gewordene Fleisch in seine Hände. Er schien es zu begutachten, ehe er mit seiner Zungenspitze über den weit offenen Schlitz fuhr.

Der Trockenbauer blickte mich an. „Wirklich? Du kannst danach?”

Ich lachte ihn an und nickte. „Yepp.”

Der Türke grinste. „Äh, Igor, du spielst gerade mit dem Feuer. Ich warn dich nur vor.”

„Na und?” Er ließ die Kuppe ganz in seinem Mund verschwinden.

Servet hatte sich heran gerobbt und wollte wohl ebenfalls an der Säuberungsaktion teilnehmen. Gürkan drückte mir einen Kuss auf die Lippen. „Sorry, aber ich kann es echt nicht mehr lange halten!”

Ich grinste ihn an. „Dann sag ich mal, Feuer frei. Lass es raus!”

Ein erleichterter Stoßseufzer kam aus seinem Mund, man hörte es Plätschern. Igor hatte wohl damit gerechnet, ging mit dem Kopf nach hinten und dirigierte den Strahl, erst auf sich, dann auf seinen Mitputzer, der sich erst einmal erschreckte und leicht zurück wich. Igor öffnete den Mund und versuchte, so viel wie möglich vom gelben Saft aufzufangen. Den Rest des langsam versiegenden Strahls gönnte er seinem Nebenmann, der wohl nicht so recht wusste, wie ihm geschah.

„Was war das denn?” Servet wischte sich den Mund ab und ließ ihn offen.

Igor packte ihn am Kinn, zog es in seine Richtung und sah ihn an. Was machte mein Russe? Spitzte seine Lippen und spritzte den türkischen Sekt direkt in den kurdischen Mund, dann vereinigten sich ihre Lippen und es blubberte aus den Öffnungen. Die Vereinigung löste sich und mein Gatte grinste über alle Backen. „Das, Servet, war eine Sektdusche. Mir hat sie gefallen! Dir auch?”

Er wirkte irgendwie verlegen. „Tja, das … das hatte schon was. Aber schade, dass das nicht immer geht.”

„Hat es dir gefallen?” Da war er wieder, der Lehrerton.

Er zog die Schultern zusammen und seine Stimme wurde zum flüstern. „Ja!”

Igor griff sich den kleinen Stefan. „Schatz, würdest du bitte …”

„Aber immer doch. Wenn man so nett darum gebeten wird.” Ich ließ es laufen. Mein Gatte brauchte nicht mehr viel zu dirigieren, Servet schnappte sich mein Teil und führte den Strahl von unten nach oben und hielt  ihn schlussendlich auf sein Gesicht. Als er schwächer wurde, näherte sich sein offener Mund und umschloss die Quelle. Seine Backen blähten sich auf, mein Schwanz schwamm im eigenen Saft.

Igor streichelte ihn über den Kopf. „Willst du trinken?”

Der kleine Kurde nickte und Gürkan hielt ihm die Nase zu. Der Schluckreflex setzte ein, der Kehlkopf bewegte sich und mein bestes Stück kam auf seiner Zunge zu liegen. Seine Knie zitterten, als er aufstand. Sein Schwanz stand kerzengerade ab. Als Gürkan seine Zunge in seinen Mund steckte, feuerte er seine Kanone ab, ohne Hand an sich zu legen.

„Sevgilim, das machen wir jetzt öfters. Das ist … vollkommen geil!” Er war immer noch außer Atem.

„Gerne, aber erst, wenn wir wieder zu Hause sind. Wir haben heute noch eine tragende Aufgabe.”

Servet blickte seinen Schatz fragend an. „Wie meinst du das denn jetzt?”

„Wir müssen noch die Waschmaschine und den Trockner in die Wohnung tragen.”

Der Azubi grummelte, küsste seinen Schatz aber dennoch. „Dann lass uns bald los. Die Sachen müssten jetzt eigentlich wieder trocken sein!”

Sie waren es und nach einer kurzen Dusche verabschiedeten wir uns herzlich.

Igor und ich hatten gerade die Spuren unseres Treibens beseitigt, als gegen kurz vor zehn die Wohnungstür aufgeschlossen wurde und ein fröhlich dreinblickender Marvin im Flur stand. „Hallo Leute!”

Ich kam aus dem Badezimmer heraus. „Hallo Schatz! Na? Wie war es?”

„Ach, ganz gut. Hab zwei Bögen ausgefüllt. Bei einem hätte ich es fast geschafft.” Er grinste mich an.

„Aha! Und? Wie ist der Fahrlehrer?”

„Eigentlich ganz nett, aber er trägt einen Ehering.”

„Das ist ja nicht schlimm. Er soll dir ja nur das Fahren beibringen und nicht das Cruisen mit dem Wagen!” Ich lachte ihn an.

„Du schon wieder! Aber darf ich mal kurz?” Er deutete auf das WC.

Ich nickte und ließ ihn durch.

Als er zu uns ins Wohnzimmer kam, grinste er hämisch. „Na, hattet ihr Spaß?”

Igor schaute ihn fragend an. „Hmm, … Wie kommst du darauf?”

„Die Wanne war nass und heute ist normalerweise nicht euer Badetag.”

„Naja, kann ja mal passieren! Igor hat sich …”

Er winkte ab. „Leute, bitte keine Einzelheiten! Ich will es gar nicht wissen! Ich werde jetzt pennen gehen und was ihr dann noch macht … Onkelchen, du musst mit mir am Mittwoch um sieben bei der Fahrschule sein und den Ausbildungsvertrag unterschreiben, ich darf ja noch nicht. Gute Nacht.”

Tja, lieber Leser, das war mal wieder in Tag im Leben der Familie Plange. Ich hoffe mal, es hat euch Spaß gemacht, wieder mal bei uns zu Gast zu sein. Da ich aber nicht glaube, dass es von großem Interesse sein dürfte, ob Marvin im ersten Anlauf seinen Führerschein besteht oder sich gar von seinem Fahrlehrer hat an seinem Knüppel spielen lassen, werde ich hier enden und wünsche euch noch einen schönen Tag. Falls diese Annahme nicht stimmen sollte, einfach einen Kommentar hinterlassen und es geht dann weiter.

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