Die Schüssel frische kalte Milch war super. Cleo hatte recht, den Platz bei der Küche musste ich mir merken. Sie begleitete mich noch bis an Zimmer und nun saß ich wieder alleine im Zimmer auf dem Bett und wartete, dass Herrchen endlich wieder kam.
*-*-*
Kai blieb kurz vor mir stehen und musterte mich.
„Hi“, meinte er und lief dann plötzlich weiter.
Ich schaute ihm nach. Was war jetzt das denn? Sollte er wirklich so ein Arsch sein, wie die anderen sagten. Ich lief wieder zurück ins Haus. Es war richtig kalt geworden. Ich stapfte die Treppe hinauf Richtung meinem Zimmer.
Meine Tür sah irgendwie komisch aus, als hätte jemand unten dagegen getreten. Ich bückte mich und sah, dass da eine Klappe drin war, die leicht offen stand. Sofort nahm ich den Schlüssel und schloss auf.
„Mika?“, rief ich.
Ein Maunzer ließ mich Richtung Bett schauen, wo der Herr es sich gemütlich gemacht hatte.
„He, hast du einen Ausflug gemacht?“
Ich zog meine Jacke aus und warf sie über den Stuhl, dann setzte ich mich zu ihm.
„Na, wie gefällt es dir hier. Wir beide werden hier wohl eine zeitlang bleiben.“
Mika schaute mich an, als würde er mich verstehen und kuschelte sich dann an mich. Ich lehnte mich an die Rückwand des Bettes und zog Mika auf meinen Schoss. Sanft kraulte ich ihn zwischen den Ohren und er schnurrte.
Mein Blick wanderte durchs Zimmer. Es standen zwar meine Sachen drin, aber irgendwie wirkte es noch unpersönlich. Ich nahm mir vor, Jonas zu fragen, ob er mir Tipps wegen Grünpflanzen oder Bilder geben konnte.
Ich beschloss schlafen zu gehen, obwohl ich nicht wusste, ob ich überhaupt einschlafen konnte. Ich ging ins Bad, war über den Komfort überrascht und machte mich fertig. In Schlafshorts wanderte ich zurück in mein Zimmer.
Als ich mich hinlegen wollte, klopfte es an der Tür. Ich überlegte, ob ich mir etwas überziehen sollte, verwarf aber dann den Gedanken. Verstecken musste ich mich nicht. Also ging ich an die Tür und öffnete sie einen Spaltbreit.
„Hallo Jens…, mit einem schönen Gruß von Direx Sönker. Soll gut bei Einschlafen helfen.“
Jonas stand vor mir und trug ein Glas Milch auf einem Tablett.
„Oh… ähm… danke“, meinte ich und nahm das Glas ab.
„Okay, dann schlaf mal gut“, meinte Jonas und wollte sich schon wegdrehen.
„Jonas?“, sagte ich und wunderte mich, was mich geritten hatte ihn aufzuhalten.
Er drehte den Kopf.
„Ja?“
„Ähm… hast du noch etwas Zeit?“
„Ja, klar, ich habe Feierabend… wo brennt es denn?“
„Kannst du reinkommen… so ohne etwas an… ist hier auf dem Flur doch sehr kalt.“
„Kein Problem.“
Ich zog dir Tür weiter auf und ließ herein.
„Ah, du hast schon alles ausgepackt“, meinte Jonas, Als ich die Tür hinter ihm schloss.
Ich stellte das Glas auf den Schreibtisch, wies Jonas mit einem Handwink auf dem Stuhl Platz zu nehmen, während ich mich zu Mika wieder aufs Bett setzte.
„Schöne Katze, wie heißt sie denn?“
„Mika und es ist ein er“, antwortete ich.
Jonas lächelte.
„So, wo drückt denn der Schuh?“, fragte er.
„Ich wollte dich fragen, ob du mir sagen kannst, wo man hier in der Gegend Grünpflanzen kaufen kann… oder vielleicht auch Bilder, wenn ich welche aufhängen darf.“
„Klar darfst du, ich hänge sie auch gerne auf, wenn du mir sagst wo. Und Pflanzen, die brauchst du nicht kaufen. Wir haben ein Gartenclub mit Gewächshaus, die ziehen Grünpflanzen selber, da kann ich gerne für dich nach Pflanzen fragen.“
„Wow…, dass hört sich gut an. Aber das brauchst du nicht zu machen.“
„Das ist mein Job!“
„Wie, dein Job.“
„Ich habe eine Ausbildung zu einem Diener… und weil…“, Jonas räusperte sich und schaute zu Boden, „ weil ich eine Vergangenheit habe… bekam ich nirgends einen Job. Sönker nahm mich auf… und seit dem Arbeite ich hier als Diener.“
„Krass…!“
„Aber es ist kein Problem, hier sind alle sehr nett zu mir. Na ja, bis auf einige, aber das stört mich auch wenig.“
„Ich will dir ja nicht zu Nahe treten…., aber was meintest du mit Vergangenheit…?“
„Das ist eine andere Geschichte… die kann ich dir mal wann anders erzählen… Du solltest jetzt schlafen… morgen um acht gibt es Frühstück.“
„Okay… Ist recht früh für einen Sonntag.“
„So sind die Regeln, also schlaf gut und wenn ich noch etwas sagen dürfte…“
Er erhob sich wieder.
„Was?“
„Siehst gut aus in Shorts“, meinte er und grinste dabei über das ganze Gesicht.
Mein Gesicht tomatisierte und stammte leise: „Danke.“
„Also gute Nacht… bis Morgen“, meinte er und verschwand aus meinem Zimmer.
Etwas perplex saß ich immer noch da und schaute auf meine Zimmertür. Ich atmete tief durch. Viel passiert heute… zuviel für meinen Geschmack. Ich nahm das Glas Milch und zog es in einem Zug herunter.
Ich wischte meinen Milchbart ab und kuschelte mich in mein Bett.
„Gut Nacht Mika…“, meinte ich, streichelte ihn über sein Köpfchen und löschte das Licht.
*-*-*
Ich hatte zur Verwunderung sehr gut geschlafen und wurde sogar von alleine wach, ohne die üblichen Fußtritte meines Katers. Grad als ich mich angezogen hatte, klopfte es schon an meine Tür.
„Ja?“, fragte ich.
„Hier ist Fine… bist du schon fertig, ich wollte dich zum Frühstück abholen.“
Ein bisschen unheimlich war mir das hier schon, dass man sich so um mich kümmerte.
„Ja, komm herein, bin schon angezogen.“
Die Tür öffnete sich und Fine trat herein.
„Guten Morgen. Oh ein Frühaufsteher. Würdest du jetzt bei Tilly reinplatzen würde er noch weggetreten im Bett liegen.“
„Morgen… Nein bin ich eigentlich nicht, aber ich habe gut geschlafen und bin von alleine aufgewacht.“
„Auch gut. Kommst du? Dann kann ich dir noch etwas vom Haus zeigen, bis das Frühstück beginnt.“
„Ähm … ja. Darf ich dich etwas fragen?“
„Ja klar.“
„Ist es normal, dass sich hier alle so rührend um einen kümmern?“
„Das ist meine Aufgabe, wenn jemand Neues hier erscheint, ihm etwas Starthilfe zu geben.“
„Danke, das ist nett, aber gewöhnungsbedürftig.“
„Ich werde dich jetzt nicht jeden Morgen aus dem Bett werfen, keine Angst. Nur solange bis du dich hier im Haus auskennst.“
„Damit kann ich leben.“
*-*-*
Fine zeigte mir fast das ganze Haus im Schnelldurchlauf. Ich sah die Klassenräume, Aufenthaltsräume und was sonst noch so alles anfiel. Am Schluss steuerten wir in den Speisesaal.
„So Führung beendet. Du nimmst dir am besten da drüben ein Tablett und dann belad es mit dem was dein Herz begehrt… wir sitzen da drüben“, meinte Fine und zeigte auf einen Tisch, wo ich Nadine und Claire entdecken konnte.
Ich nickte ihr zu und nahm mir ein Tablett.
„Ach so, bevor ich es vergesse. Du sollst dich um zehn Uhr bei Herr Sönker im Büro melden.“
„Okay“, meinte ich und stellte mich an die Schlage vor der Theke an.
Wenig später und beladen mit leckeren Sachen kam ich an den besagten Tisch.
„Guten Morgen“, meinte ich.
„Morgen… und wie war deine erste Nacht?“, fragte mich Nadine und schob das letzte Stück Brötchen in den Mund.
„Gut, kann mich nicht beklagen.“
„Das lag sicher an der Milch die Jonas brachte“, kicherte Claire.
„Woher wisst ihr?“, fragte ich verwundert.
„Bekommen die neuen immer gebracht“, erklärte Fine, „auf Wunsch sogar jeden Abend.“
„Das ist fast Luxus pur!“, sagte ich.
„Nicht nur fast, aber du wirst sehen, wir haben hier noch viel mehr Annehmlichkeiten.“
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dies hier ist ein Eliteinternat“, meinte ich und bis in mein Brötchen.
„Nach außen hin magst du Recht haben, aber es ist keines. Du musst schon ackern, damit du hier etwas erreichst.“
„Du meinst jetzt schulisch?“
„Nicht nur. Der Sönker legt sehr viel Wert auf Eigenkreativität und bewertet diese auch.“
„Da sollte ich mir etwas einfallen lassen, bisher war ich noch nie sehr kreativ.“
„Solltest du.“
*-*-*
Ich klopfte artig an Herr Sönkers Tür und wartete das Herein ab. Von drinnen war nur ein Husten zu vernehmen, aber wenig später öffnete sich die Tür.
„Hallo Jens, dich habe ich erwartet… komm doch herein.“
„Guten Morgen Herr Sönker“, meinte ich und trat ins sein Büro.
„Setz dich“, sagte er und wies mir einen Platz zu.
„Warum ich dich hergebeten habe, wirst du dir sicher denken können. Es geht nun darum, wie du dich in den Schulbetrieb eingliedern kannst. Ich möchte dir aber zu Anfang erst erklären, wie ich mir das denke, dann kannst du immer noch deine Bedenken äußern. Okay?“
Ich nickte.
„Gut. Ich hatte gestern ein sehr langes Gespräch mit Frau Kirschen und wir haben beschlossen, weil wir so etwas an der Schule auch noch nicht haben, einen Kochclub zu gründen.“
Ich hob meine Augenbrauen vor Verwunderung.
Nach ein paar kleineren Gesprächen mit verschiedenen Schülern besteht auch Interesse seitens der anderen Schüler hier mit zu machen. Den könntest du dann leiten. Was hältst du davon?“
Ich schluckte.
„Also… ich…, würde mir schon Spaß machen.“
„Mit deinem Klassenlehrer habe ich auch bereits telefoniert und das ginge in Ordnung, das kann man in den Lehrplan einbauen. Ich dachte daran unter der Woche abends, vor dem Essen eine Stunde und Samstag vor dem Mittagessen. Sonntags wäre frei.“
Jetzt war ich doch etwas verblüfft. Da hatte ich gestern beiläufig erwähnt, dass ich gerne koche und nun wird mir ein Kochclub angeboten. Ich wusste jetzt nicht, was ich darauf antworten sollte.