Und der Himmel kann warten

Freddie

Der Tag war wie immer, heiß und keine Wolke weit und breit. Ich saß an meinem Lieblingsplatz und der lag wie nicht anders zu erwarten, an so einem Tag, am See. Der See lag etwas außerhalb unseres Ortes. Der Vorteil, es verirrten sich nicht oft Leute hierher.

Mein Lieblingsplatz war etwas versteckt und im Sommer fast kreisförmig umwachsen von Schilf. In der Mitte stand eine große Weide die durch ihre herunterhängenden Zweige für Schatten sorgte.

Seit geraumer Zeit schon schaute ich auf den Brief in meinen Händen, diesen hatte mein bester Freund mir geschrieben. Immer wieder las ich die Zeilen und verstand immer weniger, was er mir mitteilen wollte. Nico, das war der Name meines besten Freundes, kannte ich von der ersten Klasse an.

Er hat dunkelbraune Haare und ebenso dunkelbraune Augen. Wir saßen seit der ersten Klasse nebeneinander und das mittlerweile elf Jahre lang. Ich selber heiße Friedrich werde aber Fred gerufen, habe fast weiße Haare und wasserblaue Augen.

Nico und ich hatten diesen Ort, wo ich jetzt saß, irgendwann durch Zufall gefunden und seitdem, fuhren wir mit unseren Rädern immer hierher, um unsere Ruhe zu haben und um zu reden. Wir waren beide mittlerweile siebzehn Jahre alt und nun war alles anders.

Nico war seit vier Monaten verschwunden und das einzige was ich in den Händen hielt war dieser Brief. Dieser Brief der mir immer noch Rätsel aufgab und der mich ängstlich machte. Ängstlich ist nicht der richtige Ausdruck.

Angst, das war es. Ich hatte Angst um meinen besten Freund. Der Brief lag genau vor vier Monaten in unserem Briefkasten zu Hause und war offensichtlich von Nico selbst hineingeworfen worden. Jedenfalls klebte keine Briefmarke auf dem Brief und da die Post keine Briefe ohne Briefmarke beförderte, war es nur möglich dass Nico selbst diesen in den Briefkasten geworfen hatte.

Ich sah wieder auf die Zeilen und begann nochmals zu lesen.

Hi Freddie,

es fällt mir schwer Dir dies zu schreiben, aber wenn Du diese Zeilen liest werde ich schon weit weg sein. Warum wirst Du Dich fragen und ich kann Dir nur eines schreiben, dass ich unsere Freundschaft und vor allen Dingen Dich vermissen werde. Sogar sehr, aber es ist etwas passiert, was ich nicht wollte. Ich habe mich verliebt und diese Liebe kann und wird mein Leben zerstören und unsere Freundschaft. Daher habe ich mich entschlossen, dem allen ein Ende zu setzen. Bitte suche nicht nach mir.

Nico

Ich verstand es nicht. Was war so schlimm daran, das er sich verliebt hatte. Einige Jungs aus unserer Klasse hatten ja auch Freundinnen und das war doch ganz normal. Ich selber hatte noch keine Freundin bis jetzt.

Ich hatte einmal eine Freundin, da war ich fünfzehn. Das ganze hielt eine Woche, dann machte ich dem ein Ende. Nico hatte sich in dieser Zeit vollkommen zurückgezogen. Warum, das hatte ich ihn dann gefragt. Aber nie eine Antwort von ihm darauf erhalten.

Es wurde langsam dunkel und das hieß auch für mich, mich auf dem Heimweg zu begeben. Ich stand auf und ging zu meinem Fahrrad das einige Schritte entfernt im Gras lag. Ich griff nach dem Lenker und zog das Fahrrad hoch.

Danach schwang ich mich auf das Fahrrad und fuhr den Trampelpfad entlang. Es wurde langsam dunkel, als ich endlich an der Strasse ankam, die zu unserem Ort führte. Langsam fuhr ich die Strasse entlang. Plötzlich wie in Zeitlupe flog etwas vom Himmel auf die Wiese neben dem Straßenrand, jedenfalls sah es so aus.

Ich bremste abrupt das Fahrrad und sah zu der Stelle, wo dieses etwas gelandet sein musste. Und tatsächlich da lag etwas auf der Wiese, durch die anbrechende Nacht, konnte ich es nicht genau erkennen.

Also legte ich mein Fahrrad am Straßenrand ab und trat vorsichtig ein paar Schritte näher, auf das etwas zu. Was ich sah konnte ich nicht fassen. Da lag, wenn ich es richtig erkannte, ein Junge und dieser bewegte sich nicht.

Also lief ich die paar Schritte weiter, auf ihn zu. Nachdem ich bei ihm war, musste ich erst einmal recht stark schlucken. Der Junge war vollkommen nackt und er sah so was von megasüß aus.

Megasüß, was waren denn das für komische Gedanken. Verwirrt über meine eigenen Gefühle bückte ich mich zu dem Jungen und streckte meine Hand aus. In dem Augenblick wo ich ihn berühren wollte, schlug der Junge die Augen auf und strahlte mich an.

„He bin ich auf der Erde oder in der Hölle gelandet?“

„Wie was???“

Ich musste wohl ein total blödes Gesicht gezogen haben, denn der Junge fing an zu lachen. Verwirrt sah ich auf den nackten, lachenden Jungen und wusste nicht was ich sagen oder tun sollte.

Der Junge beruhigte sich schnell wieder und stand langsam auf.

„Sag mal hast Du eventuell etwas zum anziehen für mich?“

„Ich … Ich..“ stotterte ich.

„Ach lass mal, ich ziehe mir Deine Badehose an und das Badehandtuch kann ich mir ja über die Schultern werfen. Das müsste gehen bis wir bei Dir sind.“

Der Junge stapfte auf mein Fahrrad zu und nahm den Rucksack der auf dem Gepäckträger befestigt war, auf. Kurz darauf hatte er meine Badehose an und wickelte sich dann das Badehandtuch um seinen Oberkörper.

„So das müsste so bis zu Dir reichen. Wenn wir bei Dir sind, kann ich mir ja ein paar Sachen von Dir ausleihen.“

Was war hier bloß los? Ich stand da wie ein Trottel und brachte keinen anständigen Satz heraus. Da stand ein Junge, der wie es aussah vom Himmel gefallen war und meine Badehose trug.

„Jetzt komm schon, mir wird langsam kalt.“

Der Junge sah mich lächelnd an und hob mein Fahrrad hoch. Wie aus einer Trance gerissen, ging ich zu ihm und wir liefen beide die Straße weiter. Als ob der Junge wusste wo ich wohne steuerte er direkt mein Elternhaus an.

Kurz darauf standen wir vor dem Haus und wie selbstverständlich stellte der Junge das Rad, an seinen Platz, ab.

„Ähh ist mir jetzt was entgangen??“ fragte ich.

Gleichzeitig dachte ich nur, was für eine blöde Frage.

„So lass uns rein gehen. Deine Eltern sind noch nicht da. Ich brauch jetzt erst mal was zum anziehen und Hunger habe ich auch.“

Der Junge ging auf die Haustür zu und öffnete diese. Oh shit, hatte ich vergessen die Tür abzuschließen. Als ob der Junge meine Gedanken lesen konnte antwortete er über die Schulter: „Nein, du hattest sie abgeschlossen und nun komm.“

Kurz darauf standen wir in meinem Zimmer und der Junge war gerade damit beschäftigt sich aus meinem Kleiderhaufen im Schrank etwas Passendes auszusuchen.

„So das wärs. Wie sehe ich aus?“

Ich blickte zu ihm und mir schoss durch den Kopf `Er sieht wie ein Engel aus`.

„Jep das bin ich und mein Name heißt Raphael wie der Erzengel. Bin aber nicht das Original. Dann würde ich jetzt wohl in der Hölle sitzen.“

Die vielen Fragezeichen in meinem Gehirn waren dann wohl zu viel für mich, denn es wurde schwarz vor meinen Augen.

§

Irgendetwas wischte mit etwas nassem durch mein Gesicht. Ich schlug die Augen auf und sah in das Gesicht von wem? Ich glaube er sagte, sein Name sei Raphael.

„Korrekt, mein Name ist Raphael. Nun komm schon hoch, denn wir haben nicht viel Zeit!“

„Wieso haben wir nicht viel Zeit?“

Dabei setzte ich mich auf und sah Raphael verdattert an.

„Mein Gott Freddie ich bin hier um mit Dir jemanden zu finden den du seit vier Monaten vermisst und zum anderen er dich auch. Aber wir haben nicht viel Zeit, daher pack ein paar Sachen ein und nimm Geld mit. Wir müssen los.“

Raphael stand auf und ging zur Zimmertür, dabei drehte er sich kurz um;

„Ich gehe jetzt was futtern. Also pack deine Sachen und komm dann runter.“

Er verschwand dann und ich hörte ihn kurz darauf in der Küche rumtoben. Nach den Geräuschen zu urteilen, konnte ich nur hoffen das dass Geschirr ganz blieb. Ich stand auch langsam auf und fing an, aus meinem Schrank eine Hose, ein Shirt und einen Pullover in den Rucksack zu packen der neben dem Schrank lag.

Nachdem ich noch Unterhose und Socken eingepackt hatte, ging ich zu meinem Schreibtisch und nahm mein Sparschwein zur Hand. Na ja viel war da nicht drin, da ich meine Ersparnisse immer fleißig auf mein Sparbuch einzahlte. Aber zweihundert Euronen sollten schon drin sein, denn die hatte ich von meinen Großeltern zum Zeugnis bekommen.

Mit dem Rucksack und dem Sparschwein bewaffnet machte ich mich auch auf den weg zur Küche, wo es verdächtig ruhig war.

Die Küchentür war nur angelehnt, so dass ich sie nur anzuschubsen brauchte, damit sie aufging. Raphael saß mitten auf dem Küchentisch im Schneidersitz und hatte alles Mögliche an Essbaren um sich verteilt.

Gerade war er dabei die Schlagsahne aus einer Sprühflasche in seinen Mund zu befördern. Ich musste grinsen, als ich ihn da so sah. Raphael sah wie ein kleines Kind aus, das die Welt des Essbaren erlernen und entdecken wollte.

„Man das war lecker..“ und Raphael rülpste  lautstark dabei.

Dann nahm er das nächste Gefäß und versuchte dieses zu öffnen.

„Oh Gott, nein, das ist das Futter von Frodo.“

„Wer ist Frodo??“ fragend sah Raphael zu mir.

„Das ist Vaters Boa und du willst nicht wissen was da drinnen ist. Ganz sicher nicht.“

„Ok, OK dann eben nicht aber nachsehen will ich doch.“

Dabei öffnete er das Gefäß, gleich darauf warf er das Gefäß, mit Gebrüll, von sich und die darin befindliche tote Maus segelte mit dem Gefäß durch die Küche.

„Alter Schalter man so was frisst die?“

„Mmhh fressen ist gut, das schlingt die so mal runter in einem Stück.“

„Ok das will ich jetzt nicht wissen sonst klingeln bei mir die Himmelsglocken stundenlang und wir müssen los. Ist höchste Eisenbahn.“

„Ich verstehe nur Bahnhof! Erst erzählst Du mir Du bist ein Engel und heißt Raphael und dann noch was von einem Auftrag. Was zum Teufel ist hier los?“

Wütend schmiss ich das Sparschwein auf den Boden, wo es in tausend Stücke zersprang. Die Geldscheine fielen heraus und ein paar Münzen.

„Nun beruhige Dich mal. Ich erzähl dir alles unterwegs und nun heb das Geld auf, wir müssen los.“

Raphael erhob sich dabei in die Luft und schwebte zu mir. Kurz vor mir setzte er mit seinen Füßen auf dem Boden auf und was tat ich? Meine Unterkiefer klappte nach unten und ich japste nach Luft. Das war eine Fatamorgana. Nein das konnte jetzt nicht sein.

„Doch das kann sein, wenn ich wollte könnte ich noch einige Kunststücke Dir zeigen. Aber dazu haben wir keine Zeit. So nun komm und klapp Deine Unterkiefer wieder nach oben.“

Raphael bückte sich und sammelte das Geld auf, dann nahm er meine Hand und zog mich samt Rucksack aus der Küche heraus.

§

Wie wir zum Bahnhof gekommen sind, konnte ich im Nachhinein nicht beantworten. Jedenfalls standen wir auf dem Bahnsteig und auf der Bahnhofsanzeige stand Berlin dran.

„Wir fahren nach Berlin? Aber das ist ja fast 600 Kilometer entfernt.“

„Ja da müssen wir hin, denn da ist die Person die wir finden müssen.“

Ich sah Raphael an: „Wen müssen wir finden. Ich möchte jetzt auf der Stelle wissen, was los ist und dann noch was. Wenn Du ein Engel bist, wo sind dann deine Flügel?“

„Na die Flügel sieht ein Mensch nicht und wie gesagt es geht darum das wir eine Person schnellstens finden müssen, eh diese einen großen Fehler begeht. Zum anderen habe ich noch einen Auftrag nämlich zwei Menschen klar zu machen das sie sich lieben und mein Obermeister hat dich auserwählt mir dabei zu helfen. Hast Du alles verstanden?“

Ich sah ihn ungläubig an.

„Wen helfen und warum ich?“

„Weil du damit etwas zu tun hast und zum anderen vermisst du ja auch jemanden. Oder warum liest du einen Brief seit vier Monaten jeden Tag, anstatt Nico zu suchen?“

„Aber ich weiß doch gar nicht wohin er ist. Er ist einfach…“

Tränen stiegen mir in die Augen und die Welt um mich herum verschwamm.

„… er ist einfach abgehauen… einfach abgehauen“

Ich spürte  wie sich zwei Arme um meinen Oberkörper legten, es tat einfach nur gut.

„Komm der Zug fährt ein und wir werden Nico schon finden.“

Ich nickte und blinzelte durch die Tränen Raphael an.

„Was ist mit meinen Eltern? Die wissen doch gar nichts davon, dass wir nach Berlin fahren.“

„Ist geregelt habe einen kleinen Brief dagelassen der alles erklärt und nun komm.“

Der Zug stand schon und wir stiegen ein. Raphael zog mich durch den Zug, als ob er wüsste wo wir einen freien Platz finden würden. Tatsächlich standen wir dann vor einem Abteil, in dem ein Mädchen saß. Ich schob die Tür zur Seite und trat ein.

„Hi ist hier noch Platz?“

„Klar kommt rein ist eh langweilig.“

Ich setzte mich gegenüber von dem Mädchen hin und Raphael neben sie.

„Ich bin Raphael und das“, dabei zeigte Raphael auf mich, „ist Freddie.“

„Mein Name ist Klara.“

„Ich weiß und Du besuchst deinen Freund in Berlin…“

„Ähmm sorry woher weißt du das?“

Klara sah erstaunt Raphael an.

„Tja der hat manchmal so Visionen…“, dabei grinste ich Klara an.

„Ach ja dann kann er mir auch sagen, warum mein Freund sich über zwei Wochen nicht bei mir gemeldet hat!“

Klara sah Raphael an und der fing an zu grinsen.

„Tja das ist eine gute Frage, aber ich kann dir verraten, dass er nicht fremd geht…“

„Na eine Sorge weniger. Aber jetzt mal echt, hast du geraten oder es wirklich gewusst?“

„Alles wird nicht verraten. Aber jetzt hole ich uns erstmal etwas zum Trinken.“

Raphael stand auf und verlies das Abteil.

„Wo wollt ihr denn hin?“ fragend schaute Klara mich an.

„Tja wenn ich das wüsste. Raphael  hat irgendeinen komischen Auftrag und ich bin von ihm erkoren worden, ihm zu helfen.“

„Hört sich ja spannend an, aber du siehst nicht wirklich glücklich aus.“

„Das hat auch mit Raphael zu tun. Vor vier Monaten ist mein bester Freund verschwunden und Raphael meint, dass er in Berlin ist. Nun hoffe ich das wir ihn dort eventuell finden und ich ihn wieder nach Hause bringe.“

„Wau du magst deinen Freund wohl sehr?“

Ich nickte nur, denn bei dem Gedanken, dass ich Nico eventuell in Berlin finden würde, stiegen mir schon wieder die Tränen in die Augen.

„Na komm ich drück dir die Daumen, dass ihr ihn findet.“

Ich sah Klara dankbar an.

„Na und ich hoffe, dass dein Freund eine gute Ausrede hat, das er sich zwei Wochen nicht bei dir gemeldet hat.“

„Er studiert und zurzeit schreiben die einen Haufen Klausuren. Ich denke er steckt total in seinen Büchern fest.“

„Das war’s was ich dir eigentlich sagen wollte.“

Kam es von der Abteiltür, in der Raphael urplötzlich aufgetaucht war.

„Toll das hättest du aber mal früher sagen können! Freddie hat mir erzählt, dass er seinen Freund dort mit dir suchen will.“

Raphael reichte mir eine Büchse Cola, die ich dankbar nahm und öffnete. Auch Klara bekam eine Büchse und nachdem ich getrunken hatte, wurde ich so richtig müde und schlief ein.

§

Ich träumte total wirres Zeug und dabei kam ständig Nico vor. Irgendwann wachte ich auf und hörte Klara: „..und du meinst das die beiden echt zusammen kommen?“

„Ja das ist meine Aufgabe und mein Ziel. Die beiden brauchen einander und manchmal müssen wir da etwas nachhelfen.“

„Ich hoffe, dass du das schaffst. Ups.. Freddie ist ja wach und ausgeschlafen?“

„Nee nur aufgehört…“, brummte ich.

„Na das passt, wir sind gleich am Hauptbahnhof in Berlin“, kam es von Raphael der mich irgendwie komisch ansah.

„Worüber habt ihr denn geredet?“, fragend schaute ich beide an.

„Nichts Aufregendes. Nur über den Auftrag von Raphael. So Leute wir müssen dann wohl“, sagte Klara, die aufstand und versucht ihren Koffer aus dem Gepäckträger zu heben.

„Lass mal, dass mach ich für dich.“

Dabei stand Raphael auf und hob den Koffer runter.

„Danke der Herr und nochmals vielen Dank für alles.“

„Kein Problem und denke dran, ihr werdet beide glücklich werden.“

„Danke dir!“

Dabei gab sie Raphael einen Kuss auf die Wange und der wurde doch tatsächlich rot im Gesicht. Ich grinste und gab Klara die Hand.

„Ich wünsch dir alles Gute und das du Nico findest. Meine Rufnummer hat Raphael, wenn ihr Hilfe braucht. Einfach anrufen, verstanden?“

Ich nickte und Klara gab mir auch einen Kuss auf die Wange. Es war noch dunkel als wir ausstiegen und auf dem Bahnhof war kaum Betrieb. Klara war schon nicht mehr zu sehen und Raphael stapfte dann auch los und ich hinterher.

In der Bahnhofshalle angekommen hielt Raphael an und schaute sich um.

„Ah, da können wir uns stärken“, meinte Raphael und zog mich in Richtung eines Bistros.

Dort suchten wir uns einen freien Tisch.

„Setz dich schon mal. Ich hole uns was zum futtern.“

Kaum ausgesprochen war Raphael Richtung Tresen verschwunden und ich setzte mich an den Tisch. Nachdem ich am Tisch saß, sah ich mich in dem Bistro um. An einem der Tische saßen zwei Jungen, die sichtlich mitgenommen aussahen und sich ein Brötchen teilten.

Der eine von beiden hatte wohl schon länger kein Badezimmer gesehen. Denn seine Haare waren total verfilzt und auch sein Gesicht war schmuddelig. Der andere sah nicht besser aus. Irgendetwas an den beiden brachte mich dazu, an Nico zu denken.

Ob er jetzt auch so runtergekommen aussah oder noch schlimmer. Ich seufzte vernehmlich.

„He wird schon glaub mir und hier dein Frühstück.“

Raphael stellte mir einen Teller mit einem belegten Brötchen hin und eine Tasse Tee. Er selbst hatte sich auch ein Brötchen genommen und dazu wie ich roch einen Kaffee.

Er fing sofort an zu essen und ich schaute auf meinen Brötchen und sah wieder  hinüber zu den beiden Jungen. Dann kam mir eine Idee und ich stand auf und nahm meinen Teller und ging auf die Jungen zu. Komischerweise kam von Raphael kein mucks.

Na wundern tat es mich nicht, da ich den Verdacht hegte das Raphael auch meine Gedanken lesen konnte. Komisch war es schon. Bei den zwei Jungen angekommen, schauten diese mich fragend an.

„Wat willst denn?“, kam es von den einen der beiden.

„Sorry aber ich habe gesehen, dass ihr richtigen Kohldampf habt und da dachte ich das ihr das Brötchen noch essen möchtet.“

„Ach ne und dafür willst bestimmt einen von uns beiden vögeln?“

Ich sah den Jungen verständnislos an. Was hatte der gesagt, ging es mir durch den Kopf, ich möchte einen vögeln.

„Ähmm ich wollte nur helfen“, sagte ich kleinlaut und merkte wie mein Gesicht heiß wurde.

„Ach Gott helfen will er und kieck dir mal den sein rotes Gesicht an. Ist der nicht süß?“

„Lass ihn in Ruhe, der gehört nicht zu dem Klientel. Danke Dir.“

Der andere Junge nahm mir den Teller aus der Hand und schob den anderen beiseite. Allen Mut zusammennehmend fragte ich dann den Jungen, der mir den Teller aus der Hand genommen hatte: „Mein Name ist Fred und ich wollte euch fragen ob ihr einen Jungen mit dem Namen Nico kennt?“

„Nee nicht das ick wüsste, aber wenn Du ihn suchst, am Alex da sind die Straßenkids zu finden. Die schlafen da in den Fußgängertunneln und tummeln sich am Tag bei schönem Wetter im Park am Fernsehturm rum. Frag da mal nach.“

„Na dann Danke und noch einen schönen Tag euch.“

„Fick dich selber.“

Kam es von dem anderen Jungen.

„Sag mal wat is denn mit dir los. Lass den doch in Ruhe. Haste nich zu jehört, der sucht enen von uns.“

„Man sorry hast ja Recht. Entschuldige Fred, hatte ne beschissene Nacht und nen beschissenen Freier.“

Verständnislos sah ich ihn an.

„Eh det jibs nich der Junge scheint wirklich noch grün hinter den Ohren zu sein.“

„Freier? Ihr ver…verkauft euch?“

Mir wurde richtig schlecht und Nicos Gesicht erschien mir in Gedanken.

„Na denkste von Luft allene könn wa leben?“

Ich schüttelte den Kopf, das war also das Leben das einen Jugendlichen bevorstand wenn er von zu Hause ausriss, nur weil er mit irgendeiner Sache nicht klar kam. Was für ein Leben. Ich verstand die Welt nicht mehr.

„Das Leben is halt so kleener. Biste och von zu Hause ausjebüxt? Siehst echt süß aus da wären bestimmt een paar Freier scharf auf Dich.“

„Nee bin nicht ausgerissen. Wie gesagt ich suche Nico. Na dann, ich werde mal wieder abziehen.“

„Jo mach`s jut. Man sieht sich.“

Bestimmt nicht, dachte ich und ging zum Tisch, an den Raphael saß, zurück. Raphael schaute mich traurig an. Als ich bei ihm angelangt war setzte ich mich und nahm unbewußt die Tasse Kaffe und trank.

„Iehh ist der bitter und so was trinkst du?“

„Hab so was schon lange nicht mehr getrunken, schmeckt doch super. Ach menno stimmt du trinkst ja nur Tee. Warst wohl in Gedanken?“

Dabei schob Raphael mir die Tasse Tee zu und nahm seine Tasse Kaffee wieder an sich.

„Mhh. Die Jungs da drüben.“

Ich nickte in die Richtung wo die Jungen noch saßen: „Die gehen auf den Strich. Kannste so was Dir vorstellen und wie die sprechen. Der eine meinte ich könnte ja mit machen. Nee danke. Aber Raphael wer gibt denen denn Geld für so ein Scheiß?“

„Der da“, sagte Raphael und schaute auf den Nachbartisch.

Ich sah zu dem Tisch. An diesem saß ein alter Mann etwa um die fünfzig und schaute zu dem Tisch mit den Jungs.

„Pass auf gleich steht er auf und geht zu den beiden und einer geht mit.“

Und tatsächlich der Mann stand auf und schlenderte zum Tisch der Jungs. Der Mann sagte irgendetwas und der eine Junge der mich ziemlich angemacht hatte stand auf und verschwand mit dem Mann.

Mir wurde flau im Magen. War dass das Leben eines Ausreißers?

„Nein nicht immer. Aber den meisten die auf der Strasse leben ergeht es so. Wie sollen sie sonst überleben. Sie nehmen Drogen oder Alkohol um ihr sinnloses Leben zu vergessen und dazu brauchen sie Geld. Es schenkt ihnen keiner, also müssen sie dafür ihren Körper verkaufen.“

Ich schaute Raphael an: „Und Nico sag nicht er hat es schon getan?“

„Nein hat er nicht, aber er ist kurz davor.“

„Oh nein nicht Nico… Bitte Raphael wir müssen ihn schnellstens finden.“

„Was fühlst du eigentlich wenn du an ihn denkst oder seinen Brief liest?“

Raphael sah mir in die Augen und ich versuchte diesem Blick auszuweichen.

„Das er mein Freund ist und das ich sein Lachen vermisse und die Stunden an denen wir gemeinsam am See saßen … an so vieles und schönes… Er fehlt mir einfach“

„Mehr nicht?“

Was wollte Raphael, warum fragte er mich so komisch und warum vermisste ich Nico so unsagbar? Fragen über Fragen, aber ich hatte keine Antwort.

„Die Antworten auf Deine Fragen denke ich, werden beantwortet, wenn wir Nico gefunden haben.“

„Wenn Du meinst.“

Ich schaute wieder zu dem Tisch an dem jetzt nur noch der eine Junge saß und dann dachte ich an Nico und alles ihn mir verkrampfte sich.

„Nein Raphael wir müssen los. Nico darf nichts passieren.“

Ich sprang auf und nahm meinen Rucksack. Raphael stand auch auf und wir gingen zum Ausgang. Der Junge am Tisch sah mich traurig an, als unsere Blicke sich ein letztes mal trafen, bevor ich mit Raphael aus dem Bistro traten.

„Raphael können wir etwas für die beiden Jungen tun?“

„Nein wir können ihnen nicht mehr helfen. Der der noch am Tisch sitzt hat Aids und der andere wird an einer Überdosis sterben.“

„Woher…?“

„Ich weiß es eben. Frag bitte nicht, es ist manchmal nicht einfach ein Engel zu sein. Daher ist die Aufgabe Nico zu finden, noch eine der schöneren. Wenn Du verstehst.“

Ich verstand so langsam, das es wohl nicht gerade der tollste Job war den da Raphael ausübte.

„Wie hältst Du so was aus? Ich meine, zu wissen das die beiden da im Bistro sterben werden.“

„Ich hole sie, wenn es soweit ist ab, um sie in den Himmel zu bringen und das schönste Geschenk ist, wenn Sie wieder lachen, weil sie frei sind von allen Sorgen und vergessen was ihnen angetan wurde. Das ist der schönste Augenblick.“

„Noch was Raphael, vorhin hat der eine Junge gesagt, wenn wir Nico finden wollen sollen wir am Alex anfangen zu suchen.“

„Du meinst den Alexanderplatz. Na dann los, das ist nicht weit mit der S-Bahn.“

Raphael wusste wohl zu welchem Bahnsteig wir mussten, denn zielstrebig lief er durch den Bahnhof. Kurz darauf standen wir am Bahnsteig und die Bahn fuhr ein.

„Wie weit müssen wir denn fahren?“, fragte ich.

„Lass mich mal überlegen, es müssten drei Stationen sein.“

Es war schon interessant durch Berlin zu fahren, ich sah den Reichstag und das Reichstagsviertel. Das letztere war soviel ich wusste mal angelegt worden, um die ganzen Abgeordneten und Angestellten mit Wohnraum zu versorgen.

Nur war das ein voller Reinfall, da die Berliner der Meinung waren, dass die wohl eine Sonderstellung hätten beziehungsweise für etwas Besonderes hielten. Daher sind die wenigsten hier eingezogen.

Ein großer Teil der Leute ist nach Brandenburg gezogen wo viele Reihenhäusersiedlungen gebaut wurden und die anderen zogen lieber in Bezirke wie Prenzlauer Berg, wo es viele Szenekneipen gab.

Tja dann kam der Bahnhof Friedrichstrasse, der ehemalige Grenzübergang, wo eine S-Bahnlinie in den ehemaligen Westen abfuhr. Hier stand auch der sogenannte Tränenpalast. Dann kam der Bahnhof Hackescher Markt, das war ein beliebter Treffpunkt um abends wegzugehen und dann kam auch schon der Alexanderplatz.

Den kannte ich nur von Bildern und die waren schon ziemlich alt. Raphael und ich stiegen aus und liefen die Treppe nach unten.

„Was hatten die Jungs dir noch gesagt?“, fragte Raphael.

„Sie sagten bei schönem Wetter oder so, würde man die im Park antreffen. Ansonsten würden sie in Fußgängertunneln übernachten.“

„Na es ist ja noch früh, also werden wir erst einmal die Nachtquartiere aufsuchen. Vielleicht haben wir Glück.“

So gingen wir aus dem Bahnhof raus und liefen quer über den Alex. Kurz darauf sah ich dann einen Zugang und ich zog Raphael an der Hand dorthin. Die Treppe war dreckig und überall lag Müll.

„Mein Gott machen die hier nicht sauber?“, angewidert lief ich mit Raphael die Treppe runter.

Tatsächlich sahen wir sofort eine ganze Horde von Leuten die dort entweder auf dem Boden saßen oder noch lagen. Wir gingen zu der Gruppe die aus ach oder neuen Leuten bestand.

„Lass mich mit denen reden“, wisperte Raphael mir ins Ohr.

Bei der Gruppe angekommen, sprach Raphael einen der Jungs an die schon wach waren.

„Hi vielleicht könnt ihr uns helfen! Wir suchen einen Jungen, sein Name ist Nico und er ist siebzehn Jahre alt. Kommt nicht aus Berlin und ist seit circa vier Monaten hier. Kennt den jemand?“

Der Junge zuckte mit den Schultern: „ Ick kenn hier mehrere mit den Namen. Wie sieht der denn aus.“

Halt stopp, man ich hab doch ein Foto von ihm, wo wir beide drauf sind. Es war mein Lieblingsbild. Ich zog meine Brieftasche aus dem Rucksack und zog das Bild heraus. Ich sah mir kurz das Bild an, das schon ziemlich abgegriffen war, da ich es die letzten vier Monate immer wieder in der Hand hatte.

Es zeigte Nico und mich in meinem Zimmer und war erst kurz vor seinem verschwinden aufgenommen worden. Meine Mutter hat es heimlich geknipst. Und dann sah ich etwas, was mir noch nie aufgefallen war.

Nico und ich saßen da auf meinem Bett und wir hielten uns die Hände und sahen uns lachend an. Mutter sagte mal zu dem Bild, das wir wohl das schönste Freundespaar sind das sie je gesehen hatte und das sie hoffte, dass Nico zu mir zurückkommt. Langsam begann ich zu begreifen, was Raphael und auch meine Mutter mir damit sagen wollten.

Ich reichte dem Jungen das Bild und betete innerlich, dass er Nico erkannte.

„ Nee kenn ick nich.“

Damit reichte er das Foto an seinen Kumpel der neben ihm saß.

„Halt mal das ist Nico und was wollt ihr von dem?“, kam es von dem anderen Jungen.

Mein Herz machte ein Sprung und ich wäre beinahe Raphael um den Hals gefallen, aber nur fast.

Raphael beantwortete dem Jungen die Frage: „ Also das hier neben mir ist Fred und Nicos bester Freund. Er hat ihm zum Abschied einen kleinen Brief geschrieben und nun suchen wir ihn.“

„Fred ja den Namen hat er erwähnt. Er war bis vor kurzem bei unserer Gruppe, hat sich aber immer wenn es ums trinken oder Drogen ging rausgehalten. Na ja haben wir akzeptiert, dass er damit nichts zu tun haben wollte. Ihm ging es zuletzt nicht so gut, hatte ne Erkältung oder so was. Am besten ihr geht mal da drüben zu der Gruppe. Susanne weiß eventuell  wo er sich aufhält. Sie hatte den besten Draht zu ihm und hat ihn oft getröstet.“

Der Junge, ich wusste nicht einmal seinen Namen gab mir das Bild zurück. Einen Augenblick sahen wir uns direkt in die Augen. Die Augen des Jungen strahlten nicht, der Blick war dumpf und resigniert. Hoffnungslosigkeit strahlten sie aus. Selbst das Gesicht des Jungen wirkte älter als er war.

„Komm.“

Raphael zog mich von der Gruppe weg.

„Können wir nicht was tun für die Leute? Manche sind noch jünger als ich und Nico. Verkaufen die auch ihren Körper? Raphael bitte können wir ihnen nicht helfen?“

Raphael blieb stehen und sah mich traurig an.

„Mir sind die Hände gebunden, ich darf das was in der Zukunft geschehen wird nicht ändern.

Aber ich kann dir eins sagen, der Junge wird es schaffen hier heraus zu kommen. So nun komm jetzt, gehen wir zu Susanne.“

Ich lief langsam Raphael nach, der auf die andere Gruppe zusteuerte, die ein paar Meter weiter ihren Schlafplatz aufgestellt hatten. Zwei Mädchen waren schon wach und rauchten eine Zigarette, während sie sich miteinander unterhielten.

„Hallo ihr zwei, wir wollten gerne mit Susanne reden. Könnt ihr uns sagen wer das ist?“

„Ich bin Susanne, was gibt es denn so Wichtiges?“

Das Mädchen das sich als Susanne vorstellte war vielleicht achtzehn Jahre alt und hatte rot gefärbte Haare. Sie sah symphatisch aus und ich hatte sofort Vertrauen zu ihr. Ich reichte ihr das Foto von mir und Nico und Susanne nahm es in die Hände und sah sich dieses an.

„Wir suchen Nico. Weißt du wo wir ihn finden?“

„Wau du bist also Freddie und du suchst ihn wirklich?“

„Ja und Raphael hat mich dazu gebracht hierher zu kommen nach Berlin.“

„Weißt du eigentlich wie viel Glück du hast so einen Menschen wie Nico zum Freund zu haben? Er hat mir so einige Male geholfen wenn ein Freier zu aufdringlich wurde.“

Ich setzte mich neben Susanne und Raphael tat es mir dann gleich.

„Er fehlt mir und dies hier waren seine letzten Lebenszeichen die ich von ihm habe. Ich reichte ihr den Brief von Nico, den ich vorher aus dem Rucksack genommen hatte. Susanne faltete das Blatt auseinander und fing an zu lesen.

Nachdem sie fertig war, faltete sie es und legte es mir auf den Schoß. Es kam mir eine halbe Ewigkeit vor, bevor Susanne anfing zu sprechen.

„Ich weiß als einzigste hier, warum Nico von zu Hause verschwunden ist. Aber ich werde nicht alles preisgeben was er mir erzählt hat. Nur soviel, Nico war verliebt und das seit zwei Jahren, nur getraut hat er sich nicht die Liebe der Person zu gestehen. Er hielt es irgendwann nicht mehr aus und dachte sich es wäre besser wenn er verschwindet. Das hat er dann ja auch. Aber das du ihn suchen wirst hätte er nie vermutet.“

Als ich Susanne zuhörte, wusste ich plötzlich in welche Person er sich verliebt hatte. Alle möglichen Bilder kamen in mir hoch, Nico und ich im Wasser, Nico und ich nebeneinander liegend am Strand und so weiter.

Es gab so vieles an das ich mich plötzlich erinnerte und auch die vielen Berührungen von uns beiden, seien diese beabsichtigt oder nicht beabsichtigt und wie gut sie damals taten. Ich merkte nicht wie ich anfing zu weinen, die Tränen kamen wie von selbst und ich kam mir wie der letzte Blödmann vor.

Nico war verliebt in mich und was war mit mir. Ich hatte diesen Teil ausgeschlossen und warum? Dann fiel es mir ein, vor drei Jahren, es war ein heißer Augusttag. Wir lagen wie immer an unserem Lieblingsplatz.

Nico schlief neben mir und ich las ein Buch. Keine Ahnung was das für ein Buch war. Jedenfalls hatte ich schon seit Wochen ziemliches Bauchkribbeln wenn ich Nico sah und verstand das nicht.

Ich legte das Buch beiseite und sah Nico an und dann seinen nackten Oberkörper. Bei mir regte sich was in den unteren Regionen und ich sah auf meine Badehose wo sich mein steifer Schwanz abzeichnete.

Oh shit ich bin schwul, dachte ich damals in dem Moment. Wenn dass Nico rausbekommt, ist es aus mit unserer Freundschaft. Und dann dachte ich an die Schüler in unserer Schule, die immer Witze über Schwule erzählten.

Nein das wollte ich nicht, ich bin nicht schwul und beschloss das niemals zuzulassen und nicht mehr an diese Gefühle  zu denken. Und das tat ich und wie ich jetzt feststellen musste ziemlich gut.

Nein ich wollte nur noch zu Nico und ihm sagen was ich fühlte und das es mir leid tat, dass ich meine Gefühle so versteckt habe, anstatt sie zu zeigen.

Susanne hatte mich an sich gedrückt und ich musste wohl die ganze Zeit vor mich her erzählt haben, denn Susanne flüsterte plötzlich in mein Ohr: „Endlich, das hat sich Nico so gewünscht. Ich weiß auch wo er ist, aber ihm geht es nicht gut. Komm lass uns zu ihm gehen.“

Susanne stand auf und Raphael ebenfalls, dabei zog dieser mich mit hoch und ich folgte den beiden wie automatisch. Was hatte Susanne gesagt, sie weiß wo Nico ist und es ginge ihm nicht gut.

„Susanne was ist mit Nico?“

„Er hat seit Wochen eine starke Erkältung und einen ziemlich bösen Husten dazu. Es geht ihm immer schlechter, daher haben wir ihn in einem der besetzten Häuser untergebracht wo ich ein Mädel kenne. Sie hat mir versprochen sich um Nico zu kümmern. Gestern war ich dort, aber Nico hatte hohes Fieber und bekam nichts von mir mit.“

„Raphael…“, vorwurfsvoll sah ich ihn an, „warum hast Du mir nichts gesagt???“

„Das wusste ich selbst nicht, auch wenn ich sonst vieles weiß. Aber das hat mir mein Chef nicht gesagt.“

„Susanne was heißt das, besetzte Häuser.“

„Na ja hier in Berlin gibt es Häuser die schon sehr lange leer stehen und die Hausbesitzer machen das mit Absicht. Sie versuchen damit die Substanz der Häuser kaputt zu machen, damit die dann abgerissen werden müssen und verkaufen es danach als Baugrundstück. Das gibt so richtig Zaster. Tja und dann gibt es die Gegenseite, das sind meist junge Leute die wie wir vorher auf der Strassen geschlafen haben, oder aber Studenten und andere Gruppierungen und die besetzen dann diese Häuser und gründen eine Art Kommune. Und in solch einer habe ich Nico untergebracht, nachdem das Fieber schlimmer wurde.“

§

Endlich standen wir vor dem Haus und Susanne öffnete die Haustür. Mir raste das Herz als wir in den dunklen Hauseingang traten. Kaum waren wir eingetreten, schlug die Tür hinter uns zu und wir standen sprichwörtlich im Dunkeln.

Ich tastete nach Raphael Hand und fand sie auch. Schemenhaft sahen wir Susanne die sich langsam vortastete. Irgendetwas quiekte und ich hatte das empfinden das ich auf irgendetwas weiches aufgetreten war.

„Super ich glaube wir haben für Frodo  was zu fressen gefunden“, kam es von Raphael.

Ich musste grinsen, obwohl mir gar nicht danach war.

„Wer ist Frodo?“, fragte Susanne.

„Ähmm ja das ist eine Boa, mein Vater hat die irgendwann mal bei einer Wette gewonnen. Seitdem lebt die unten im Keller in so einem Terrarium“, antwortete ich.

Wir tasteten uns weiter und endlich wurde es etwas heller. Ich konnte dann auch die Treppe sehen. Erst jetzt sah ich warum es am helllichten Tag im Hausflur so dunkel war. Das Treppenfenster war mit Holzbrettern zugenagelt, so das nur wenig Licht von draußen drang.

Ab hier ging es dann etwas einfacher und wir stiegen die Treppe hinauf. Im dritten Stock blieb Susanne stehen und nahm den rechten Eingang. Eine Wohnungstür gab es nicht.

„Sag mal Susanne ich dachte hier wohnen Leute? Ich sehe aber keinen?“

Suchend sah ich mich dabei um.

„Ja schon merkwürdig. Sonst ist immer jemand da“, beantwortete Susanne meine Frage.

„Karin? Sven? Irgendjemand hier?“, rief Susanne und ging weiter.

Keiner antwortete ihr und so ging Susanne gleich links neben dem Wohnungseingang in ein Zimmer.

„Ach du scheisse. Nico?“, hörte ich die entsetzte Stimme von Susanne.

Ich ließ Raphael los und rannte hinter Susanne her. Susanne stand vor einem Bündel Decken auf dem, mir stockte der Atem, leichenblass Nico lag.

„Nico…“, rief ich und rannte an Susanne vorbei und kniete mich neben Nico.

Meine Hände legten sich auf sein Gesicht, das wie ein Heißes Feuer glühte. Ich zog ihn vorsichtig hoch, aber Nico gab kein Lebenszeichen von sich. Das einzige was ich hörte waren kurze rasselnde Atemstöße.

„Raphael hilf mir… Wir müssen Nico zum Arzt bringen.“

Ich hörte noch wie Raphael im Treppenhaus zu mir brüllte: „Ich hole Hilfe!“

Ich drückte Nico an mich.

„Nico hörst du mich ich liebe Dich und ich lasse nie wieder zu das Du wegläufst und ich verspreche Dir alles… hörst Du alles… aber Du musst kämpfen und gesund werden. Versprich mir das Du kämpfst.“

Nico wurde unruhig in meinen Armen und seine Augen öffneten sich einen Spalt. Ob er  mich wirklich erkannte wusste ich nicht.

„Oh Du bist da. Ich habe es gewusst Freddie, dass du mich nicht im Stich lässt. Ich liebe dich doch. Jetzt wird alles gut.“

Er schloss die Augen und begann zu Husten. Der ganze Körper von Nico verkrampfte sich beim Husten und als der Husten sich wieder beruhigte, hatte ich das Gefühl das Nico noch flacher und hektischer atmete.

„Susanne wo sind denn die andern? Die können doch nicht Nico hier so einfach liegen lassen.“

„Ich weiß auch nicht wo die alle sind. Aber denen werde ich heimleuchten. Nico hier so einfach wie Müll liegen zu lassen.“

Plötzlich hörten wir vom Hausflur Stimmen und dann hörte ich Raphael.

„Wir müssen in den dritten Stock, da liegt der Junge.“

Wir hörten lautes Getrampel vom Treppenhaus und dann stand Raphael im Türrahmen des Zimmers, wo Nico lag. Hinter ihm tauchten zwei Männer auf die nach dem was sie anhatten Rettungssanitär sein mussten. Beide zwängten sich an Raphael vorbei und kamen auf mich zu.

Nico hatte ich immer noch in den Armen.

„Komm Junge lass uns mal ran!“

Ich legte vorsichtig Nico auf die Decke zurück und stand auf um den beiden Männern Platz zu machen. Der eine kniete sich neben Nico und stellte seinen Koffer, den er in der Hand gehalten hatte, ab.

Er öffnete den Koffer und holte alles Mögliche heraus und fing dann an, Nico zu untersuchen.

„Der Junge muss sofort in ein Krankenhaus. Tippe mal auf schwere Lungenentzündung. Hol die Trage schnell“, wandte sich der Mann, der Nico untersucht hatte, an seinen Kollegen.

Dieser verließ das Zimmer und rannte die Treppe runter.

„Wer von euch kennt den Jungen?“, fragte dieser dann uns.

„Ich kenne ihn. Sein Name ist Nico Bündner und ich weiß auch wo er wohnt und ich bin sein bester Freund“, redete ich drauflos.

„Na gut dann kommst du erstmal mit in das Krankenhaus, damit die seine Daten aufnehmen können.“

Kurze Zeit später war der andere Sanitäter mit der Trage wieder da. Da Nico ziemlich abgemagert war, hob ihn der Sanitäter, der ihn untersucht hatte, auf die Trage.

„Los wir müssen uns beeilen und ihr kommt mit“, damit meinte er wohl mich und Raphael.

Ich drehte mich zu Susanne: „Wir sehen uns auf jeden Fall wieder. Bist Du immer da unten zu finden?“

„Ja jedenfalls morgens und nachts, wenn ich nicht anschaffen gehe.“

„Ok wenn es Nico besser geht, dann komme ich.“

Ich drückte sie kurz an mich und flüsterte ihr noch ins Ohr: „Danke, das mit Nico werde ich Dir nie vergessen, das du versucht hast ihm zu helfen.“

„Jetzt komm endlich, wir warten nur noch auf Dich.“

Raphaels Stimme schallte durch das ganze Haus und ich rannte so schnell ich konnte die Treppe runter.

„Meld Dich mal“, hörte ich Susanne noch rufen, dann war ich auch schon aus dem Haus raus und stand vor dem Krankenwagen.

Raphael zog mich in den Krankenwagen hinein, wo Nico auf der Trage lag. Ich und Raphael setzten uns seitlich zu Nico und der Sanitäter saß am Kopfende und überprüfte gerade ob Nico auch richtig auf der Trage angeschnallt war und dann ging es auch schon mit Blaulicht durch Berlin.

Wir fuhren eine gefühlte Ewigkeit bevor der Krankenwagen anhielt. Die Türen wurde von draußen aufgemacht und ein Krankenpfleger schaute in den Wagen.

„Ah da ist unser Patient. Ok den Wagen haben wir bei, wir können die Trage dann da rauf stellen.“ und schon ging es los.

Nachdem Nico aus dem Wagen war, standen Raphael und ich auch auf und stiegen aus diesen aus. Draußen angekommen sahen wir nur noch die Rückenansicht des Krankenpflegers, der mit Nico im Eingangsbereich des Krankenhauses verschwand.

„Ihr beide kommt jetzt mit zur Anmeldung wegen den Daten von eurem Freund und dann könnt ihr die Eltern von dem Jungen benachrichtigen“, sagte der eine Sanitäter, der mit uns im Wagen gesessen hatte an.

Er drehte sich daraufhin um und schritt in Richtung Eingang. Wir folgten ihm zur Anmeldung. Dort angekommen erhielt ich auch schon einen Bogen, den ich ausfüllen sollte.

„Raphael kannst Du das machen ich schaff das nicht.“

Total fertig mit den Nerven sah ich Raphael an.

„Gib schon her, aber seine Eltern rufst Du an und danach deine. Verstanden?“

Ich nickte und sah mich suchend nach einem Telefon um.

„Hier kleiner, du kannst unser Telefon benutzen“, sprach mich die Schwester an der Aufnahme an und stellte dabei das Telefon auf den Tresen.

Ich griff den Hörer und wählte die Rufnummer von meinen Eltern. Kurz darauf hörte ich den Rufton und kurz darauf nahm jemand den Hörer ab. Es war meine Mutter die sich am anderen Ende meldete.

„Hallo Mum ich bin es Fred und wir haben Nico gefunden.“

„Junge… was, du hast ihn gefunden? Und wer ist wir?“

„Das ist eine zu lange Geschichte Mum. Kannst Du Nicos Eltern informieren? Wir sind hier in Berlin in einem Krankenhaus. Warte mal, ich gebe dir die Adresse durch.“

Ich nahm den Hörer vom Ohr und sah zur Krankenschwester, die wohl mitgehört hatte und mir eine Karte gab auf der die Adresse des Krankenhauses stand.

„Mum hörst Du…?“

Ich gab ihr dann die Adresse durch.

„Junge wir sind schon unterwegs. Wir werden Nicos Eltern abholen und kommen mit dem Auto runter.  Sag im Krankenhaus bescheid und wir haben Dich lieb und wir lieben dich so wie du bist und wollen dich nicht anders. Hast du verstanden, also mach keinen Mist und warte dort auf uns.“

Daraufhin legte meine Mutter den Hörer auf und ich überlegte, was sie wohl meinte, sie lieben mich wie ich bin. Ich legte den Hörer auch auf und reichte der Schwester das Telefon über den Tresen zurück, dabei sah ich das Namensschild auf dem der Vorname Elena stand.

„Dankeschön und meine Eltern sind mit Nicos Eltern unterwegs hierher. Nur das wird dauern, sie kommen aus Hessen.“

„Ach so und wie seit ihr nach Berlin gekommen?“, fragte sie dann und ich erzählte ihr von Nico und das ich mit Raphael hier nach Berlin gekommen sind, um ihn zu suchen.

Nachdem ich geendete hatte, sah ich mich nach Raphael um. Er war weit und breit nicht zu sehen.

„Suchst du den Jungen, der ist als du telefoniert hast raus gegangen.“

Für mich war Nico jetzt wichtiger und da Raphael ja ein Engel war, wusste er ja wo er mich finden konnte.

„Sagen sie… Elena… ich darf doch Elena sagen?“

„Na klar. Was wolltest du denn fragen?“

„Ich wollte wissen, wo man Nico hingebracht hat.“

„Warte mal, das bekomme ich raus“,

Schon griff Elena nach dem Hörer. Ich wartete, denn Elena rief wohl alle Stationen, nacheinander an.

„Hab ihn. Er liegt auf der Station Acht, aber es geht ihm überhaupt nicht gut. Komm ich bringe dich hin.“ Elena wandte sich an die zweite Schwester, die mit ihr am Empfang saß.

„Ich bringe den Jungen zur Station Acht und komme dann gleich wieder.“

Die andere nickte nur und Schwester Elena ging um den Tresen herum und nickte mir zu, ihr zu folgen. Wir gingen auf zwei Fahrstuhltüren zu und Elena betätigte den Knopf. Daraufhin tat sich einer der zwei Türen auf und wir gingen hinein.

Elena drückte auf den vierten Knopf, also bedeutet es, dass Nico im vierten Stockwerk lag. In der vierten Etage stiegen wir aus. Elena merkte wohl, dass ich immer nervöser wurde, denn  Sie nahm ohne ein Wort zu verlieren meine Hand und ging mit mir den Gang rechts herunter. Vor einer großen Tür auf der in Schwarzer Schrift Station Acht stand, öffnete sie die Tür und zog mich durch diese durch.

Hinter der Tür wurde ein weiterer Gang sichtbar auf dem auf beiden Seiten Türen waren. Wir gingen den Gang weiter und blieben vor einer Tür stehen.

„Warte kurz hier, dass ist der Aufenthaltsraum des Stationspersonals.“

Sie klopfte kurz an und zog die Tür, die nicht geschlossen war ganz auf und trat ein. Ich stand auf dem Gang und mein Herz pochte bis zum Hals. Bitte Raphael und bitte lieber Gott helft Nico, Bitte. Mir kam es vor wie Stunden, wie ich dort vor der Tür stand und auf Elena wartete.

Dann ging endlich die Tür auf und Elena trat mit einer zweiten Person heraus.

„Hi ich bin Robert“, grüsste mich diese. Robert sah echt nett aus und strahlte etwas Beruhigendes aus.

„Wie geht es Nico? Kann ich zu ihm?“

„Ihm geht’s nicht gut, die nächsten Stunden werden entscheiden ob er durchkommt. Er hat eine sehr schwere Lungenentzündung und dazu kommt das er länger schon keine Flüssigkeit zu sich genommen hat. Zum anderen macht auch das hohe Fieber Probleme.“

In mir krampfte sich alles zusammen und Tränen schossen mir in die Augen.

„He …“

Elena kam auf mich zu und drückte mich.

„Robert kann er nicht doch Nico sehen? Vielleicht hilft das ihm da durch zu kommen?“

„Mhh, warte ich frage den Stationsarzt, der ist ganz ok.“

Robert drehte sich um und ging den Gang entlang und kurz darauf öffnete er eine Tür und verschwand. Elena und ich standen weiterhin im Gang und warteten. Kurze Zeit später öffnete sich wieder die Tür in der Robert vor kurzem verschwunden war. Er kam mit einem älteren Herrn auf und zu.

Als sie vor uns standen reichte mir der ältere Mann die Hand.

„Na junger Mann mein Name ist Eduard und bin der leitende Stationsarzt und wie ist dein Name?“

„Friedrich ähhmm aber alle nennen mich Freddie.“

„Na dann komm mal mit. Robert hat sich ja für dich ziemlich ins Zeug gelegt.“

Der Arzt legte seine Hand auf meine Schulter und schob mich eine Tür weiter, die er dann öffnete. Wir betraten das Zimmer und dann sah ich Nico in einem Bett liegen. Wie er da so lag, sah ich erst wie abgemagert er war.

„Wird er es schaffen?“

„Es sieht nicht gut aus. Mehr als ihm Medikamente können wir nicht tun. Jetzt kommt es darauf an ob er  leben will.“

„Darf ich bei ihm bleiben?“

„Eigentlich ist das ja nicht erlaubt, aber ich denke ich werde mal eine Ausnahme machen. Ich sage Robert bescheid das er nach die und Nico sehen soll.“

Der Stationsarzt verließ leise das Zimmer und ich nahm mir einen der Stühle die an einem Tisch standen und trug ihn zum Bett, wo Nico lag. Vorsichtig um keine großen Geräusche zu verursachen, stellte ich den Stuhl ab und setzte mich.

Nico atmete keuchend. Zaghaft nahm ich seine Hand in meine und hielt diese.

„Nico wenn Du mich hörst, dann kämpf, du musst gesund werden. Ich brauche dich so sehr.“

Ich hielt seine Hand weiterhin und dachte über mich und Nico nach. Wie lange ich so dagesessen hatte wusste ich nicht. Zeit spielte für mich keine Rolle, wichtig war nur für mich, dass ich bei Nico saß.

§

Nico

Es war seltsam irgendwie hatte ich das Gefühl das jemand in meiner Nähe war, den ich so vermisst hatte, den ich liebte. Ich selbst befand mich, wie ich da hingekommen bin wusste ich nicht, in einem hellen Raum.

Außer mir befand sich nichts in diesem Raum nur ein weißes Licht strahlte von allen Seiten auf mich. Plötzlich löste sich vor mir, aus diesem Licht, eine Gestalt und kam auf mich zu. Es war ein Junge wie ich dann erkannte und hinter ihm kam noch eine zweite Gestalt hervor, die mir irgendwie bekannt vorkam.

Und dann erkannte ich die Person, es war Jul. Eigentlich hieß er Jürgen, aber er wollte diesen Namen nicht hören, daher nannten ihn alle Jul. Jul sah mich traurig an. Der andere Junge war irgendwie anders, ich konnte es nicht greifen, aber irgendwas strahlte der Junge aus.

Dieser kam dann auch auf mich zu und strahlte mich mit einem wunderbaren Lächeln an.

„Hi Nico, bin der Raphael und Jul kennst du ja.“

Ich nickte.

„Wo bin ich eigentlich hier und was machst du Jul hier?“

Fragend sah ich Jul und dann diesen Raphael an.

„Tja die erste Antwort lautet noch nicht im Himmel, aber auch nicht weit davon entfernt.“ Kam es von Jul.

„Was…. was ist passiert Jul?“

„Du liegst eigentlich jetzt im Krankenhaus und kämpfst um dein Leben. So hat es mir Raphael gesagt. Warum ich hier bin? Ich hatte einen letzten Wunsch nämlich dich Nico noch einmal zu sehen und dieser wurde mir erfüllt. Ich wollte dir noch etwas sagen, bevor wir uns nie wieder sehen.“

Ich verstand jetzt gar nichts.

„Wo soll ich sein? Aber das hier sieht nicht wie ein Krankenhaus aus.“

„Nein wie Jul schon gesagt hat, befinden wir uns hier zwischen Himmel und Erde und ich bin ein Engel“, kam es von Raphael.

„Bin ich schon Tod?“

„Nein, aber fast. Du musst kämpfen denn jemand ist im Krankenhaus, jetzt in diesem Augenblick.“

„Wer?“

„Freddie.“

„Freddie?“, flüsterte ich.

„Ich dachte es wäre ein Traum, dass Freddie mich gefunden hat!“

„Nein war es nicht. Er war da.“

„Freddie oh was mach ich nur? Wenn er herausbekommt was ich für ihn fühle, dann wird er mich nie wieder ansehen. Nie wieder mit mir sprechen…“

Tränen rollten meine Wangen entlang und Jul trat auf mich zu und nahm mich in den Arm.

„Ich lass euch kurz allein“, sagte Raphael und verschwand in dem Licht. Nur Jul und ich standen noch eng umschlungen da.

Plötzlich veränderte sich der Raum und wir standen plötzlich im gleißenden Sonnenlicht auf einer Wiese.

„Komm, setzen wir uns. Ich habe dir einiges zu sagen.“ sprach mich Jul wieder an.

Wir lösten uns voneinander und setzten uns auf die Wiese. Das Gras kitzelte an den Beinen, erst jetzt merkte ich, dass ich außer einem kurzen Hemd nichts anhatte. Als ob Jul meine Gedanken lesen konnte, lachte er plötzlich auf.

Jul und lachen das war für mich neu. Er hatte solange ich ihn kannte, noch nie gelacht. Das ich das noch erleben durfte.

„Jul was ist passiert?“

„Was passiert ist. Ich habe es nicht geschafft und nun bin ich hier.“

„Bist Du…?“

„Ja bin ich. Raphael hat mich dann hierher gebracht und mir gesagt, dass er meinen letzten Wunsch erfüllen wird, bevor ich in den Himmel komme. Und weißt du was er gesagt hat, ich werde ein Engel und bekomme dann richtige Flügel.“

Die letzten Worte flüsterte er fast. Aber in seinem Gesicht machte sich dabei ein Lächeln breit, dass ihn noch schöner Aussehen lies.

„Jul was war dein letzter Wunsch?“

Jul sah mich direkt an.

„Dich noch einmal zu sehen und dir etwas Wichtiges zu sagen. Etwas was ich mir nicht getraut habe.“

„Was wolltest du mir denn sagen?“

„Dass ich dich liebe! Ich wusste aber auch, wenn ich es dir sage, dass ich keine Chance hatte. Freddie das war der Name den du immer nachts wenn du schliefst aussprachst.“

„Freddie…“, flüsterte ich.

„Es tut mir Leid, Jul. Aber  Freddie war und ist meine große Liebe. Du warst für mich der beste Freund, der mir geholfen hat. Der mich beschützt hat und den ich dafür auch Liebe. Aber eben anders.“

„Es muss dir nicht Leid tun Nico. Ich habe es verstanden. Das Schlimme war für mich nur, das immer wenn ich jemanden in mein Herz schloss, diese Liebe nie in dieser Form erwidert bekam. Aber das ist jetzt egal. Ich wollte, dass du es weißt und dass ich immer auf dich aufpassen werde. Warum? Weil du etwas Besonderes bist.“

„Ich bin nichts Besonderes Jul. Du bist es. Als ich damals aus dem Zug ausstieg in Berlin und ich dich dort auf dem Bahnsteig stehen sah, wusste ich dass ich dir vertrauen konnte. Ohne dich hätte ich nicht mal die vier Monate überlebt.“

„Nico du hast auf Deine Fragen, die du an mich stelltest, nie wirklich eine Antwort bekommen. Ich bin dir dabei immer ausgewichen. Ich wollte nicht, dass du erfährst was ich in meinem kurzen Leben durchgemacht habe. Ich wollte nicht, dass du dich angeekelt von mir abwendest…“

Ich sah Jul direkt in die Augen und ich sah in diesen Schmerz, Wut und Trauer.

„Wie…“

Weiter kam ich nicht, denn Jul unterbrach mich.

„Bitte warte, ich habe nur diese eine Möglichkeit dir alles zu erklären. Meine Eltern haben mich mit fünf Jahren missbraucht und das bis zu meinem zwölf Lebensjahr. Dann habe ich meine Sachen gepackt und bin abgehauen und seitdem lebte ich auf der Strasse. Um zu überleben habe ich meinen Körper verkauft und somit hat mich die Vergangenheit immer wieder eingeholt. Ich…“

Jul fing an zu weinen und ich? Ich nahm ihn in meine Arme und für eine Weile verschmolzen wir zu einer Einheit. Wir weinten beide, zum einen um die verlorene Kindheit von Jul, über die Schmerzen die ihm angetan wurden, vielleicht auch ein wenig über das was ich verlassen hatte, aus Angst Freddie ganz zu verlieren.

Das Weinen tat gut, es spülte vieles hinweg. Wie lange wir dort fest umschlungen saßen, wusste ich nicht. Für mich war Zeit in diesem Moment nicht wichtig. Wichtig war Jul für mich in diesem Moment.

Langsam löste sich Jul und sah mich an.

„Nico es wird Zeit das wir Abschied nehmen. Ich verspreche dir eines, ich werde über dich wachen und bitte vergiss mich nie.“

„Dich vergessen? Jul du bist hier drin!“, dabei zeigte ich auf mein Herz.

Jul lächelte und nahm meine Hand.

„Ich weiß!“

Jul stand langsam auf, sah noch einmal zu mir herunter und wie Nebel der sich beim ersten Sonnenstrahl auflöste, verschwand Jul im Sonnenlicht.

„Na Nico und wirst du kämpfen?“

Erschrocken fuhr ich herum, denn die Stimme kam von hinten. Ich starrte in das Gesicht von Raphael.

„Warum sollte ich kämpfen? Damit Freddie, wenn er erfährt dass ich schwul bin, sich angeekelt weg wendet? Nein dann lieber der Himmel!“

„Du machst es dir wirklich sehr einfach. Was ist mit den Menschen die dich lieben und woher willst du wissen wie Freddie reagiert?“

„Weil ich es weiß!“, schrie ich.

„Nico alles weißt du nicht. Eines kann ich Dir sagen, du irrst dich gewaltig. Warum sitzt sonst Freddie an deinem Krankenbett und hält deine Hand?“

In dem Augenblick standen wir wieder in dem Raum mit dem weißen Licht und die linke Wand veränderte sich und ich sah einen Raum, in dem ich auf einem Bett lag und Freddie saß auf einem Stuhl und hielt meine Hand.

„Ich liebe Dich!“, dröhnte die Stimme Freddies überdeutlich aus diesem heraus.

„Nein das kann nicht sein?“, stammelte ich.

„Du hast gehört was er gesagt hat. Also nochmals meine Frage. Kämpfst du ja oder Nein?“

Raphael sah mich direkt an und ich konnte nicht anders und sah ihm in die Augen. Ja schrie es in mir ja ich will leben.

„Raphael.. sag deinem Chef der Himmel kann auf mich warten!“

Der Raum löste sich langsam mit Raphael auf und ich hörte seine Stimme zum letzten Mal.

„Das wollte ich hören. Grüß mir Freddie und sag ihm, dass wir uns wiedersehen werden. Ach und sag ihm er soll sich um Susanne kümmern. Nicht vergessen!“

„Mach ich versprochen.“

§

Freddie

Ich saß schon fünf Stunden am Bett von Nico, als dieser anfing unruhig zu werden. Mir schien auch dass seine Hand, sich nicht mehr so heiß anfühlte.

„Freddie? Ich Liebe Dich so sehr“, dabei schlug Nico die Augen auf und sah mich an.

„Nico. Ich…“ aber ich konnte nicht weitersprechen, weil Tränen der Erleichterung über meine Wangen liefen. Nicos Hand löste sich aus meiner und suchte sich einen Weg zu meinem Gesicht. Seine Hand wischte die Tränen aus meinem Gesicht.

„Es wird alles gut. Ich war so ein Idiot. Anstatt wegzurennen hätte ich es dir sagen sollen.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein Nico ich war der Trottel. Ich habe meine Gefühle versteckt und nicht gemerkt was ich uns damit antat.“

Ich bemerkte erst, als Nico an mir vorbei sah, dass wir nicht alleine im Zimmer waren. Ich drehte mich um und sah Robert, der in der Tür stand und uns zulächelte.

„Na da geht es einem etwas besser oder?“

Nico nickte schwach in seine Richtung.

„Na dann hole ich mal Onkel Doc.“ Und schloss die Tür wieder hinter sich.

„Freddie ich soll dir von Raphael Grüße ausrichten und das ihr euch wiederseht. Ach und du sollst Susanne nicht vergessen.“

Warum verwunderte mich das jetzt nicht. Na Raphael war so ein Fall für sich.

„Susanne, jep um die kümmern wir uns beide.“

„Ja sie hat mir auch sehr geholfen!“ kam es von Nico.

„Ich weiß…“

Nico und ich sahen uns an und dann begannen wir beide zu lachen.

„Na hier scheint ja alles in Ordnung zu sein und dem Patienten geht es scheinbar auch besser…“

Ich drehte mich wieder zur Tür, in der der Stationsarzt stand und auf uns zu kam.

„Na dann werden ich dich mal kurz untersuchen.“

Nico nickte und begann zu husten.

„Ich werde mir erstmal was zum essen besorgen“, sagte ich und stand auf.

„Du kommst aber wieder zurück?“, kam es von Nico.

„Klar doch also bis gleich.“

Ich verlies das Krankenzimmer und ging zum Fahrstuhl um hinab zufahren. In dem Augenblick ging die Fahrstuhltür auf und ich sah in die Gesichter meiner Eltern. Hinter ihnen erkannte ich Nicos Eltern.

Seine Mutter hatte dunkle Augenringe und sah ziemlich mitgenommen aus. Auch sein Vater sah nicht besser. Meine Mutter kam sofort aus dem Fahrstuhl herausgeschossen und riss mich in ihre Arme.

„Junge wir haben uns solche Sorgen gemacht. Alles klar bei dir? Wie geht’s Nico?“

„Ja wie geht es Nico?“, hörte ich Nicos Mutter schniefen.

„Also Nico geht es besser. Er ist wieder ansprechbar.“

Nicos Mutter zog ihren Mann hinter sich her und lief den Gang entlang.

„Fred in welchem Zimmer liegt er?“

„Gleich rechts neben dem Schwesternzimmer“, rief ich hinterher.

„Ah hier komm schon Ludwig.“

Nicos Mutter öffnete die Tür und beide verschwanden dann aus dem Gang.

„Na Junge nun komm erst mal her.“

Mein Vater nahm mich dabei in die Arme und drückte mich an sich. Ich wusste das ich irgendwann meinen Eltern von Nico und mir erzählen musste, aber ich wusste nicht wie.

„Können wir erst einmal etwas essen gehen? Ich habe seit fünf Stunden nur bei Nico gesessen und jetzt habe ich einen Mordshunger.“

„Na dann los. Geht ihr beide schon mal runter. Ich gehe noch zu Nico und seinen Eltern!“, sagte meine Mutter zu uns und lief dann auch den Gang zu Nicos Zimmer runter.

Mein Vater und ich betraten den Fahrstuhl, der immer noch offen stand und fuhren hinunter.

„Na Junge und jetzt wo du Nico wieder hast, alles wieder in Ordnung.“

Ich strahlte meinen Vater an: „Ja ich bin super glücklich! Ich muss aber euch beiden noch was sagen, aber das mache ich erst wenn Mum dabei ist.“

Mein Vater schaute mich an: „Na da bin ich ja gespannt..“

Irgendetwas in der Stimme ließ mich aufhorchen. Wussten sie von mir und Nico? Nachdem wir im Erdgeschoss angekommen waren, gingen wir zu der ausgeschilderten Kantine um etwas zu essen.

§

Ich und mein Vater saßen an einem der Tische in der Kantine und ich merkte erst jetzt wie ausgehungert ich war. Ich musste regelrecht gefressen haben, so schaute mein Vater mich mit großen Augen an.

„Oh man Sohnemann, so habe ich dich noch nie essen gesehen.“

Ich wollte ihm gerade antworten als meine Mutter in Begleitung von Nicos Eltern die Kantine betrat. Ich winkte ihnen zu und sie kamen auf unseren Tisch zu. Als sie an unserem Tisch waren schauten mich alle drei sehr seltsam an.

Nicos Vater hustete kurz und sagte dann: „Ich gehe mal Kaffee holen für euch.“

„Ja tu das, den brauche ich jetzt.“ sagte Johanna, Nicos Mutter.

Meine Mutter und Johanna setzten sich zu uns an den Tisch und sahen mich schweigend an.

„Was?“ fragte ich.

„Fred danke dir, dass du Nico gefunden hast. Mein Mann und ich dachten schon, wir werden Nico nie wieder sehen.“

Ludwig kam mit dem Kaffee gerade zurück und stellte die Tassen auf den Tisch.

„Ich muss mich auch bei dir bedanken. Wir hatte zwar die Polizei eingeschaltet, aber ihn hier in Berlin zu suchen darauf wäre ich nie gekommen.“

„Wie bist du denn eigentlich auf Berlin gekommen?“, fragte mich meine Mum.

„Ähmmmm…“ ja was sollte ich sagen das an einem Abend mir ein Engel namens Raphael vor die Füße gefallen war? Nee konnte ich abhaken, dann hätten die mich gleich einbuchten lassen.

„Ja ich hab da einen Freund, der kam auf die Idee, dass Nico in Berlin ist. Ich dachte erst der macht Späße, aber dann dachte ich nach und bin hierher gefahren. Ach und nicht zu vergessen Susanne hat mich zu Nico geführt.“

„Wer ist Susanne?“ fragte mein Vater neugierig.

„Das ist eine längere Geschichte …“

Und ich fing an zu erzählen. Meine Eltern und auch Nico seine bekamen den Mund nicht zu. Nachdem ich geendet hatte sagten meine Mutter und auch Nicos Mutter zugleich: „Also die Susanne müssen wir kennenlernen.“

„Ja da ist noch was. Ich würde gerne Susanne helfen, dass sie von der Strasse wegkommt. Habt ihr eine Idee wie wir ihr helfen können?“ fragend sah ich in die Runde.

„Ich wüsste da etwas“, kam es plötzlich aber nicht von meinen und auch nicht von Nicos Eltern.

Erstaunt schaute ich zur Seite und sah Robert, der an unserem Tisch mit einem Tablett in der Hand da stand.

„Robert echt?“

„Ja ich kenne da eine Gruppe von Jugendlichen, in der ich zufällig auch bin. Wir leben in einer Wohngemeinschaft und wir hätten noch Platz. Das weitere würden wir dann mit Susanne besprechen.“

„Komm setz dich.“

Ich rückte etwas zur Seite und zog den Stuhl neben mir etwas vor. Robert stellte sein Tablett ab und setzte sich neben mir.

„Na Fred haste schon mit deinen Eltern gesprochen?“

Ich nickte.

„Na alles hat er uns noch nicht erzählt, aber ich hoffe er kommt damit noch rüber“, setzte mein Vater nach.

Oh shit was sollte ich jetzt machen? Ich merkte wie mir das Blut in den Kopf schoss. Ich musste wie eine rote Ampel blinken. Man wie peinlich. Meine Mutter lächelte mich an.

„Fred eine Frage, Nico hat uns vorhin erzählt warum er von zu Hause weggerannt ist. Wusstest Du das er schwul ist?“, kam es zögernd von Ludwig.

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein ich wusste es nicht. Eigentlich habe ich es geahnt aber irgendwie verdrängt, weil…“, ich zögerte kurz und atmete tief durch, „weil ich selber etwas verdrängen wollte.“

„Was hast du verdrängt Fred?“, fragend sah mich meine Mutter und auch mein Vater an.

Ich sah zu beiden hin.

„Weil ich Nico liebe und dies nicht wahrhaben wollte. Ich war einfach nur feige“, kam es leise und ängstlich über meine Lippen.

„Nein das bist du bestimmt nicht. Alleine hier in Berlin Nico zu suchen, das ist schon etwas wozu man Mut haben muss“, sagte Robert.

Dankbar sah ich ihn an.

„Das finden auch wir!“, sagten fast gleichzeitig meine und auch Nicos Eltern.

„Fred wir lieben dich und ganz ehrlich, ich habe es geahnt das du und Nico ineinander verliebt seid. Dir hat man es nicht so angesehen, aber ich habe gesehen wie Nico dich ansah. Diese Blicke waren mehr als eindeutig. Ich bin froh das du bei der Suche nach Nico auch zu dir gefunden hast.“

Meine Mutter stand auf und kam zu mir und dann beugte sie sich zu mir und nahm mich in die Arme. Nachdem sie mich wieder losgelassen hatte, sah ich zu meinem Vater. Der hatte doch tatsächlich Tränen in den Augen und lächelte mich an.

§

Nun ist es ein Jahr her, wo ich Nico mir Raphael in Berlin gesucht habe. Was ich dort gefunden habe war nicht nur Nico sondern auch Freunde und das aller wichtigste ich habe zu mir gefunden.

Nico und ich sind seit diesem Tag offiziell ein Paar und all unsere Freunde kamen damit zurecht. Raphael haben wir natürlich nicht wieder gesehen, aber wir werden ihn irgendwann in der Zukunft Wiedersehen.

Susanne ist bei Roberts Wohngemeinschaft aufgenommen worden und wird jetzt intensiv von denen und dem Jugendamt betreut. Sie hat angefangen die zehnte Klasse zu machen und wenn sie es schafft, will sie Einzelhandelskaufmann lernen.

Was wichtig war für sie, sie hatte endlich ein Ziel vor Augen und Freunde die zu ihr stehen. Nico und ich sind in den Ferien oft bei ihr. Nico selbst hat das Grab von Jul ausfindig machen können und unsere Eltern haben einen Grabstein für sein Grab  gestiftet.

Nun standen wir davor und sahen auf dieses kleine Grab. Auf dem Grabstein war von Nico eine Zeile eingraviert „Lebewohl Jul irgendwann werden wir uns Wiedersehen Dein Nico“.

Langsam drehte sich Nico zu mir um.

„Weißt du als ich damals Raphael wie auch immer begegnet bin waren meine letzten Worte an ihn, sag deinem Chef der Himmel kann auf mich warten. Ich bin froh das ich dies zu Raphael sagte.“

Ich sah Nico an und zog ihn an mich.

„Und ich erst!“

Unsere Lippen trafen sich zu einem nicht endenden Kuss.

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2 Kommentare

  1. Eifach eine tolle Storie die mich sehr berührt hat. Zwischendurch hatte ich ein paar tränchen in den Augen.
    LG Ralph

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  2. Hallo Joerg, sehr schöne, teils recht traurige, Storie mit schönem Happyend. Gefällt mir.

    VlG Andi

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