Unterdrückung der Gefühle – Teil 1

Ich liebe ihn! Ich weiß nicht wie lange das schon so ist. Einfach viel zu lange. Meinen besten Freund Dominic. Er ist ja auch ein Wahnsinns Typ. Man’n’ muss einfach auf ihn stehen – zwei Jahre älter als ich, groß, hat braunes lockiges Haar, was mich irgendwie immer an Schokolade erinnert.

Er hat einen schlanken muskulösen Körper, den er gerne mit viel Sport in Form hält. Und wunderschöne hell grüne Augen, die so ausdrucksstark sind, dass man stets in sie hinein schauen muss, wenn man mit ihm redet. Einfach ein Traum von einem Mann.

Ich kenne ihn schon ewig. Eben viel zu lange, um ihn einfach so meine Liebe gestehen zu können. Ich hätte viel zu sehr Angst davor, ihn zu verlieren.

Das schlimmste ist eigentlich, dass wir zusammen wohnen. Vor etwa einem Jahr war es unumgänglich. Ich hatte mich dazu entschlossen mich meiner Mutter gegenüber zu Outen, doch wohnte ich zu diesem Zeitpunkt noch bei ihr.

Sie nahm es sehr schlecht auf, wirkte traurig und wütend zugleich. Wie es mir dabei ging, war unbeschreiblich. Ich habe mich bestimmt tausend Mal gefragt, ob es der richtige Weg war.

Aber ich wollte auf keinen Fall einer von diesen Typen sein, die ihrer Mutter mit 30 immer noch mit Ausreden kommen, warum sie nie eine Freundin vorstellen.

Und da ich ja auch nicht gerade hässlich bin, wäre das sowieso komisch gewesen.

Deshalb beschloss Domi kurzerhand, dass sein Arbeitszimmer, mein neues Zimmer werden sollte. Typisch für ihn, er ist immer hilfsbereit und versucht sowieso mein Leben in die richtige Richtung zu lenken.

Seit dem wohnen wir zusammen und ich habe mindestens schon sechs Mal den Anlauf genommen auszuziehen, habe aber hier keine  kleine günstige Wohnung gefunden. Da muss man schon echt Glück haben.

Darum wohne ich immer noch hier in unserer zwei Zimmer Wohnung: Also Dominic`s Zimmer, meins (Domis eigentliches Arbeitszimmer, wo ich auf einer Schlafcouch, zwischen Schreibtisch und Bücherregal hause), eine kleine Küche und ein Wannenbad mit Duschkabine.

Ich füge mich meinem Schicksal, wohl auf ewig klein laut an seiner Seite zu leben. Eigentlich kein schlechte Leben. Nur die Tatsache, dass Domi auch mal jemanden mit nach Hause bringt, gefällt mir natürlich überhaupt nicht.

Zum Glück wohnen wir in einem Neubau, so dass ich nicht viel mitbekomme. Aber schon allein die Sache an sich, ist einfach schrecklich.

Ich bin da nicht so. Ich bin eher der Beziehungstyp, wobei meine letzte auch schon eine Weile her ist.

Die Männer haben es nicht leicht bei mir, da sie merken, dass sie nie die Nummer eins sein werden. So ging auch meine letzte Beziehung in einem großen Streit auseinander und Lust auf eine neue habe ich nicht.

Wobei es bestimmt nicht daran liegt, dass ich keinen abkriege. Ich bin fast zwanzig Jahre alt, schlank und leicht durch trainiert, wo es  zwar ein bisschen mehr sein könnte, aber mir reicht es auch so.

Außerdem habe ich einen dunklen Teint, das zieht sowieso bei den meisten. Sowie dunkle halblange Haare, die ich frech ins Gesicht trage und dunkelbraune Augen, in denen man versinken kann. Ich kann mich also nicht Beschweren.

Nur will ich eben nur den einen….

Es ist mal wieder Samstag. Ich werde schon gegen sechs Uhr von dem Zuschlagen unserer Wohnungstür geweckt und kann auch nicht wieder einschlafen, zumal meine Blase drückt.

Also krieche ich unter der warmen Decke hervor und ab ins Bad.

„Sch…“

Verschlossen. Ich trotte in die Küche, wo es schon nach Kaffee und frischen Brötchen duftet. Domi grinst mich total übermüdet an.

„Guten morgen“’, kommt es von ihm.

„Morgen, brumme ich, da mir klar wird, dass dort im Bad einer von Domis Verehrern womöglich gerade meine Zahnbürste benutzt. Wie es schon oft vor kam.

„Schlecht geschlafen?“, sagte währenddessen mein Gegenüber.

„Besser schlecht, als gar nicht“, erwidere ich schnippisch.

„Morgenmuffel“, grinst Dominic mich an.

„Wir haben uns bestens amüsiert. Du warst ja nicht zu überhören. Hast ganz gut Bäume gesägt.“

Ich werde knallrot und schreie Domi an.

„Sehr witzig!“

Dabei überschlägt sich meine Stimme so dass man kaum etwas versteht. Zu meinen Glück geht die Badezimmertür  auf und ich stürme aus der Küche, den schmalen Flur entlang, ab ins Bad.

Natürlich erhasche ich mir noch schnell einen Blick auf den Typen, der mich vom Toilettengang abgehalten hat. Wie ich es schon gewohnt bin, ist es total der Muskelmann.

Ich weiß einfach nicht, was Domi an solchen Männern findet. Ob er sich bei denen geborgen fühlt? Ich kann da jedenfalls nicht mithalten, aber das habe ich ja bereits erwähnt.

Das sind ja richtige Schränke. Ich seufze. Warum kann ich es ihm nicht einfach sagen? Ist doch ganz einfach. Drei kleine Worte. Die vermutlich alles verändern werden.

Ich hasse mich. Am liebsten würde ich den Spiegel, vor dem ich stehe zerschlagen. Tu es aber nicht. Bin halt ein vor Selbstmitleid zerfließender Feigling.

Nachdem ich meine Blase entleert habe, husche ich wieder ins Bett. Oder besser gesagt aufs Klappsofa, welches echt unbequem ist. Aber man nimmt was man kriegen kann, zumal ich ja auch nicht die Welt verdiene.

Ich arbeite auf fünfundzwanzig Stunden in der Woche in einem Café. Natürlich bin ich auf der Suche nach etwas Besserem, aber  das Gute daran, dort arbeitet auch Dominic. Das Schlechte daran, dort kann er jede Menge Männer aufreißen. Ich seufze schon wieder.

Auf einmal quietscht das Sofa. Domi hat sich zu mir gesetzt. Ich kann ihn nicht sehen, da ich auf dem Bauch liege und mein Kopf ins Kissen drücke, aber ich kann es mir denken.

„Willst du gar nicht mit frühstücken, mein Kleiner?“

Oh wie ich es liebe, wenn er mich so nennt. Mein Kleiner. Diese zwei Worte hallen in meinem Ohr nach.

„Ich weiß genau, dass du wach bist“, neckt Domi mich.

„Hab dich seufzen gehört.“

Seine Hände wandern unter mein Shirt über meinen nackten Rücken.

„Nicht da, dort bin ich kitzelig!“

Zu spät. Schon werde ich nach Strich und Faden durch gekitzelt und muss lauthals los lachen.

„Nichhh… neeeeinnn… hilllllfffeeee…“, mehr kriege ich nicht hervor.

Domi lässt erst von mir ab, als ich auf dem Rücken liege und er direkt über mir ist. Natürlich schenkt er mir sein breitestes Grinsen und ich schaue direkt in seine schönen Katzenaugen.

Jetzt in diesen Moment, soll die Zeit stehen bleiben.

„Ist alles okay mit dir? Du bist in letzter Zeit so nachdenklich. Ich  mein, das kenne ich ja schon. Aber nur Zeit ist es schlimmer als sonst. Mein kleiner Träumer.“

Mit diesen Worten holt Dominic mich in die Realität zurück.

Doch bevor ich etwas antworten kann, kommt von der Zimmertür: „Gibt es jetzt Frühstück oder doch erst Nachtisch?“

Zum Glück kann ich das Gesicht des Typen in diesen Moment nicht sehen. Erschrocken schaue ich Domi an, wobei meine Augen förmlich um Hilfe schreien.

Doch Dominic scheint alles im Griff zu haben und erwidert gelassen,

„Nimm dir doch schon mal ein Brötchen. Wir kommen auch gleich.“

Puh Glück gehabt. Oder?

„Och Mensch. Du willst ihn ja nur für dich allein haben“,  brummt es von der Tür.

Doch er macht sich scheinbar wirklich auf den Weg zur Küche.

„Hast es erfasst’, erwidert Dominic.

„Keine Angst. Soweit kommt das noch.“

Jetzt schaue ich nur noch verdutzt. Habe ich da richtig gehört? Er will mich für sich allein haben? Das wäre zu schön um war zu sein.

„So, kommst du jetzt Frühstücken oder muss ich dich noch mehr wach kitzeln?“, fragt Dominic mich.

„Ich soll mit diesem Lustmolch an einem Tisch sitzen“, entgegne ich.

„Ich bin doch dabei. Außerdem hab ich extra für dich Mohnbrötchen mitgebracht. Na los!“, erwidert Domi.

Das liebe ich so an Domi, er kann sich so gut merken, was ich gerne mag. Er ist in der Hinsicht super Aufmerksam und außerdem wie kann ich diesen Augen etwas abschlagen.

„Frühstück? Na ja jetzt bin ich eh wach.“

Ich gebe mich geschlagen.

Als wir in die Küche gehen gibt es einen Kommentar vom Muskelpaket:

„Dass ging aber schnell.“

Domi lacht.

„Kai, dass ist mein Mitbewohner und bester Freund Jeremy. Jeremy, dass ist Kai.“

„Ach, so nennt man das? Mitbewohner. Hmmm, sollte ich mir auch zulegen. Wenn man dann mal keinen abbekommt, geht man einfach ins Nebenzimmer“, scherzt Kai.

„Sehr witzig“, brumme ich.

Ansonsten halte ich mich zurück. Schließlich will ich mich nicht unbeliebt machen. Außerdem bin ich eh ein ruhiger Typ und Domis Worte von vorhin muss ich auch erstmal verdauen.

Mitbewohner und bester Freund. Na ja, mehr bin ich ja auch nicht. Leider.

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