Zwischen den Stühlen – Teil 2

Ausgerechnet mein Ex Freund

„Na“, begrüßt Till mich.

„Siehst gut aus.“

Leider muss ich das gleiche von ihm behaupten. Er sieht nach Erholung aus, als wäre er im Urlaub gewesen. Seine Haut schimmert leicht gebräunt, was seine hellblauen Augen nur noch mehr hervorhebt. Außerdem trägt er seine fast schwarzen Haare jetzt etwas länger.

„Hey“, ringe ich mir ein Lächeln ab. „Was machst du denn hier?“

Geschickt versuche ich meine Unsicherheit zu überspielen. Warum ist das eigentlich immer so ein komisches Gefühl seinem Ex Freund zu begegnen?

„Bestimmt das gleiche wie du“, kommt es mit einem breiten Grinsen auf den Lippen von Till.

Seine schönen, roten, vollen Lippen formen die Worte wie in Zeitlupe für mich und für einen kleinen Moment vergesse ich alles um mich herum. Ich frage mich gerade weswegen noch mal Schluss war zwischen uns, da ich ihn immer noch wahnsinnig anziehend finde.

Meine Blicke wandern über seinen Körper, genießen den Einblick, dass sein leicht geöffnetes Hemd bietet und zaubern mir die Röte ins Gesicht.

„Alles klar mit dir?“, reißen mich Tills Worte aus meinem Tagtraum.

„Du siehst nicht gut aus.“

Dann spüre ich seinen starken Arm um meine Taille und schon schiebt er mich nach Draußen an die frische Luft.

„Ist ja auch eine komische Luft drinnen. Kein Wunder bei so vielen Leuten“, sagt Till nun zu mir, wobei er mich immer noch festhält.

„Geht es jetzt wieder?“, fragt er mich noch, doch das bekomme ich schon gar nicht mehr richtig mit, da Malte gerade auf uns zu kommt.

„Ich dachte du bist schon längst drinnen“, kommt es von Malte, dessen Blick an Till hängen bleibt.

Ein zaghaftes „Hallo“ bringt Till hervor und auch Malte zwingt sich zur Höflichkeit, da er sich noch zu gut daran erinnert wie ich gelitten habe, als zwischen mir und Till Schluss war.

„Hallo“, brummt Malte und ergreift im nächsten Augenblick meine Hand, um mich mit rein zu ziehen.

Ich spüre den Druck zwischen unseren Händen und die Hitze, die sich dazwischen ansammelt.

Drinnen angekommen stellt Malte mich gleich zur Rede: „Was war das denn gerade? Kaum lässt man dich mal 5 Minuten allein, hängst du schon wieder an diesem Kerl.“

Was soll das denn nun? Dreht er jetzt völlig durch?

„Wie bist du denn drauf? Till war nur Freundlich, weil mein Kreislauf schlapp gemacht hat. Und vor allem, was heißt hier „schon wieder“?“, brülle ich Malte an und bemerke nur nebensächlich wie ruhig es um uns herum geworden ist.

„Ich wollte dich nur beschützen!“, kommt es von meinem besten Freund, „aber anscheinend meinst du ja, auf dich selber aufpassen zu können!“

Jetzt steht auf einmal Claas neben Malte und schaut uns entsetzt an.

„Was treibt ihr hier eigentlich?“, flüstert er, „ihr seit ja sowas von peinlich.“

„Nicht wir sind peinlich, sondern Kimi!“, antwortet Malte seinem Freund, bevor er dessen Hand ergreift und die Party verlässt.

Kaum ist die Tür ins Schloss gefallen, fängt auch die Musik wieder an zu spielen und die starrenden Leute gehen wieder dem nach, was sie auch vorher getan haben. Ich soll peinlich sein? Warum sagt Malte das?

Geknickt verlasse auch ich das Haus und treffe unten erneut auf Till, der mit einer blutüberströmten Nase am Boden liegt. Schnell helfe ich ihm auf und krame nach einem Taschentuch.

„Sag bitte nicht, dass das Malte war“, flehe ich Till an.

Doch im gleichen Augenblick fährt Besagter mit quietschenden Reifen um die Kurve und brüllt aus seinem Fenster etwas, was ich nicht wiederholen möchte. Leider wird mir in diesem Augenblick auch bewusst, dass ich nun keine Rückfahrmöglichkeit mehr habe und meine Jacke zu Hause liegt.

Doch das scheint zurzeit eher nebensächlich, da Till immer noch blutet.

„Bist du mit dem Wagen?“, frage ich ihn deshalb.

Er will mir auch antworten, belässt es aber dann doch, wegen des vielen Blutes, bei einem Nicken. Nachdem ich dann noch den Autoschlüssel aus seiner Hosentaschen gefischt habe und ihn beim Einsteigen behilflich war, sowie beim Taschentücher wechseln, sind wir auch endlich auf dem Weg ins Krankenhaus.

„Geht es?“, frage ich nach einer Weile besorgt und Till fängt doch tatsächlich an zu kichern.

Weshalb ich fast eine rote Ampel übersehe und hastig auf die Bremse trete. Jetzt bekommt Till sich gar nicht mehr ein und Lacht pustend los.

„Das fragst du nun schon zum dritten Mal“, platzt es aus ihm heraus und nun kann auch ich nicht mehr an mir halten und lasse meinem Lachen freien Lauf.

Erst als hinter uns die Autos hupen, weil es schon lange wieder Grün ist, kriege ich mich einigermaßen wieder ein und fahre los.

Aber auch Till kommt wieder runter und beantwortet mir meine Frage, wies scheint nur allzu gerne: „Es geht schon wieder. Schau, es hat sogar aufgehört zu bluten.“

Demonstrativ reibt er mir sein Taschentuch unter die Nase, was mich erneut vom Verkehr ablenkt und ich beinahe Jemandem die Vorfahrt nehme.

„Nun sag aber mal!“, brülle ich Till an und von ihm kommt nur als Antwort: „Mal.“

Weshalb wir schon wieder am Lachen sind und ich nur bete, dass wir heile beim Krankenhaus ankommen.

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