Langsam und in Gedanken versunken ging ich die Strasse entlang. Es war schon dunkel und empfindlich kalt geworden. Nun stand das Weihnachtsfest fast vor der Tür. Zwei Tage noch und dann war Weihnachten. Wehmütig dachte ich daran, dass es wieder ein einsames Fest für mich werden würde. Traurig schaute ich in den Himmel, wo mir nur der Mond entgegenleuchtete.
Plötzlich erscholl Gelächter von der anderen Straßenseite. Ich sah in die Richtung aus der die Geräusche kamen und sah ein paar Männer vor einer Kneipe stehen. Sie verabschiedeten sich gerade und gingen dann in verschiedene Richtungen davon. Mir wurde langsam kalt so das ich etwas schneller ging und dann fing es an zu schneien.
Erst fielen einige einzelne Flocken vom Himmel und kurz darauf schneite es richtig heftig. Ich begann noch schneller zu laufen um nach Hause zu kommen.
Als ich mein Wohnhaus erreicht hatte und die Haustür aufgeschlossen hatte, schlüpfte ich in den Hausflur und ging die Treppe hinauf in mein kleines Reich.
Nachdem ich endlich in meiner kleinen Wohnung stand, zog ich mir den Mantel und die Schuhe aus und ging in die Küche um mir Wasser für einen Tee aufzusetzen. Kurz darauf saß ich in meinem Wohnzimmer vor meinem PC und sah meine Mails durch.
Außer einigen Werbemails war auch eine Mail dabei, deren Absender ich nicht kannte.
Ich öffnete die Mail und begann zu lesen.
Hi Du,
leider kennst Du mich nicht, aber ich Dich. Ein Arbeitskollege von Dir hat mir Deine Mailadresse gegeben. Nun wirst Du Dich fragen warum ich Dir schreibe! Also werde ich etwas ausholen. Mein Name ist Niclas und ich arbeite im gleichen Bürohaus wie Du. Ich habe Dich schon öfters gesehen und mich gefragt warum Du immer so Traurig aussiehst. Wenn andere um Dich herum lachen, in der Kantine, dann sitzt Du nur da und schaust auf Dein Essen. Ich weiß nicht warum Du nie lachst. Vielleicht können wir uns ja mal treffen. Ich würde mich jedenfalls freuen wenn Du mir antworten würdest.
GLG
Niclas
Ich wusste nicht so recht ob ich diesem Niclas antworten sollte. Ich nahm meine Tasse Tee in die Hand und begann vorsichtig den Tee zu trinken. Wer war dieser Niclas und warum schrieb er mir. Nur weil ich laut seiner Aussage in der Mail immer so Traurig aussah, ergab es noch lange für mich keinen Sinn, dass er mich gerne Treffen würde.
Was macht man nur in solch einer Situation. Zufällig sah ich daraufhin auf einen Bilderrahmen der auf meinem Computertisch stand. Auf dem Foto das in dem Bilderrahmen steckte, war ich mit meinem Eltern zu sehen.
Das waren damals noch glückliche Zeiten. Meine Eltern verstarben bei einem Autounfall, als ich dreizehn Jahre alt war. Danach wuchs ich in einem Waisenhaus auf. Mit achtzehn machte ich meine Berufsausbildung zum Einzelhandelskaufmann und zog in diese Wohnung. Mittlerweile war ich sechsundzwanzig Jahre alt, immer noch allein und hatte keine Freunde. Mir fehlten meine Eltern sehr. Verwandschaft hatte ich nicht, da meine beiden Eltern selbst im Waisenhaus aufgewachsen waren und sich dort auch kennengelernt hatten.
Ich starrte auf das Bild und wünschte mir von ganzem Herzen, dass meine Eltern noch leben würden. Ich seufzte und wandte mich wieder der Mail zu. Was sollte ich machen? Ihm schreiben? Warum nicht, wer nicht wagt bleibt für immer alleine.
Also fing ich an zu schreiben.
Hi Niclas,
ich würde mich freuen wenn wir uns kennenlernen würden. Ich kenn Dich zwar nicht, aber wie wäre es, wenn ich Dich zu einem Weihnachtsessen bei mir einladen würde?
LG
Faith
Ich drückte danach kurz entschlossen den Button senden und sah zu wie die Mail im Nirwana des Internets verschwand.
Ich saß noch eine geraume Weile vor meinem PC und sah mir in Ebay noch einige Sachen an. Da ich ja niemanden hatte, beschenkte ich mich jedes Jahr mit etwas. So hatte auch ich zu Weihnachten meine kleine Bescherung. So langsam wurde ich müde und machte meinen PC aus um in mein Bett zu kommen.
Mein Wecker machte sich wie jeden Morgen um sechs Uhr bemerkbar. Ich quälte mich aus mein Bett und ging in die Küche um mir einen Kaffee zu machen. Mit meiner Kaffeetasse bewaffnet setzte ich mich kurz vor meinem Computer und checkte meine Mails. Tatsächlich war da eine neue Mail von Niclas. Komisch ich freute mich zum einem darüber das er so schnell geantwortet hatte, zum anderen befürchtete ich seine Absage zu meiner Einladung. Mit zitternder Hand öffnete ich die Mail und begann zu lesen.
Hi Faith,
nun denn ich nehme die Einladung gerne an und freue mich schon auf das Essen. Noch eine Frage was soll ich mitbringen?
LG
Niclas
Nachdem ich die Mail gelesen hatte, war der Tag für mich der schönste seit langem. Ich hatte Besuch zu Weihnachten und musste nicht alleine vor meinem kleinen Tannenbaum sitzen. Mit einem strahlendem Lächeln ging ich zur Arbeit. Auf Arbeit sahen mich meine Kollegen verwundert an, denn ich lachte auch mal mit wenn jemand einen Witz auf dem Gang erzählte. Den ganzen Tag lang machte ich mir Gedanken was ich morgen Abend zum Essen machen sollte. Tja und dann hatte ich eine Idee. Zwar war ein Entenbraten nun nichts Neues zu Weihnachten, aber es war für mich der erste den ich für zwei Personen vorbereitete.
Nach der Arbeit machte ich mich auf dem Weg in den Supermarkt und kaufte alles ein was ich zu dem Essen brauchte. Auf dem Heimweg kam ich noch an einer Parfümerie vorbei und ich beschloss spontan für Niclas ein kleines Geschenk zu kaufen. Mein erstes Geschenk das ich für jemand anderen kaufte. Ziemlich unentschlossen stand ich dann in dem Geschäft, aber zum Glück kam kurz darauf eine der Verkäuferinnen auf mich zu.
„Guten Abend, kann ich ihnen helfen?“
„Oh ja sehr gerne. Ich möchte gerne einen Duft zum Verschenken kaufen.“
„Solls für eine Frau oder für einen Mann sein?“
„Für einen Mann…“ kam es zögernd von mir als Antwort.
„Na dann kommen sie mal mit!“
Eine Stunde später kam ich dann mit einem eingepackten Geschenk aus dem Geschäft und lief zügig weiter zu meiner Wohnung. Nachdem ich meine Wohnung wieder betrat, packte ich die eingekauften Sachen aus und verstaute diese im Kühlschrank. Als ich mit aus und einpacken fertig war, holte ich aus meinem Schlafzimmer den Baumschmuck und die Lichterkette. So jetzt noch ab auf den Balkon und den Weihnachtsbaum, der dort stand, holen um diesen im Wohnzimmer aufzustellen und zu schmücken. Beim anbringen der Lichterkette, freute ich mich das erste Mal wieder nach langer, langer Zeit auf Weihnachten und begann ein Weihnachtslied vor mich hinzusummen. So mit dem Schmücken des Baums beschäftigt bekam ich gar nicht mit das es schon ziemlich spät war und ich ja noch Niclas eine Antwort schicken musste. So begutachtete ich den Baum schnell und fand das er ganz passabel aussah und dann ab an den PC um die Mail an Niclas zu schreiben.
Hi Niclas,
ich weiß immer noch nicht mehr als Deinen Namen, aber ich freue mich riesig auf morgen und auf das Essen mit Dir. Wenn Du möchtest kannst Du ja den Wein dazusteuern. Es gibt Entenbraten. Niclas es ist mein erstes Weihnachtsfest seit langem das ich nicht alleine feiern muss. Ich wollte Dir dafür nur danken.
Bis morgen in Liebe
Faith
Seltsam ich kannte diesen Niclas kaum und irgendwie mochte ich ihn schon jetzt. Ich wusste seit meinem sechzehnten Lebensjahr das ich schwul bin und hatte das für mich akzeptiert. Nun ich wusste nicht ob Niclas auch schwul war, aber wenn ich jetzt an diesen Namen und den Mann der dahinter steckte dachte, hatte ich ein warmes wohliges Gefühl im Bauch. Aufgeregt wie ich war sah ich nicht noch mal nach was ich geschrieben hatte, so entging mir auch, das ich am Ende der Mail in Liebe noch angefügt hatte. Ich versendete die Mail und sah dann meinen Maileingang noch mal nach. Siehe da, da war gerade eine Nachricht von Niclas eingegangen. Das ging ja echt schnell, als ob er an seinen PC schon auf meine Mail gewartet hatte. Neugierig wie ich war öffnete ich sie gleich und fing an begierig zu lesen.
Hi Lieber Faith,
freue mich schon auf morgen und bin um 18:00 Uhr bei Dir.
Lieben Gruß und das auch in Liebe
Niclas der jetzt frech grinst
Was stand da am Schluss? In Liebe?? Ich machte meine Mail die ich gesendet hatte noch mal auf und da sah ich, was ich zum Schluss meiner Mail geschrieben hatte. Ohh nein was sollte er jetzt wohl von mir denken. Zum anderen fiel mir dann ein, er schrieb das er um achtzehn Uhr bei mir sein würde. Woher kannte er meine Adresse? Die ganze Sache wurde mir immer seltsamer, aber nun war ich zu aufgeregt um darüber noch nachzudenken. Ich machte meinen Computer aus und packte noch schnell das Geschenk für Niclas unter den Weihnachtsbaum, bevor ich mich in mein Bett legte.
Ich schlief diese Nacht richtig schlecht dementsprechend geschlaucht stand ich am nächsten Tag auch auf. Oh man, als ich im Badezimmer in den Spiegel schaute, dachte ich ein Zombie sieht mich an. Also was machen schnell unter die Dusche und dann etwas Körperpflege. Damit fertig machte ich mir Frühstück und nahm die Ente aus dem Kühlschrank. Die musste ja auch noch in die Röhre. So war ich dann den Vormittag beschäftigt. Nachdem die Ente in der Backröhre war, ging ich zu meinem Computer und schaute nach neuen Mails und tatsächlich da war noch eine Mail von Niclas. Schnell angeklickt und schon las ich mit heftigem Herzpochen seine Mail.
Hi Faith,
bin pünktlich 18:00 Uhr da! Freue mich schon riesig auf das Essen. Bin mal gespannt ob die Ente Dir gelungen ist.
In Liebe
Niclas
Oh man mein Herzklopfen verstärkte sich nur noch mehr. Was sollte ich nur machen und wenn ich ihm nicht gefiel? Man was machte ich hier mir für Gedanken, erstens wusste ich immer noch nicht wer sich hinter dem Namen Niclas verbarg und zum anderen freute ich mich doch darauf Weihnachten nicht alleine zu verbringen.
So in Gedanken verging der Nachmittag auch und die Zeiger der Uhr rasten unermüdlich auf achtzehn Uhr zu. Ich war total aufgeregt. Der Tisch war gedeckt, die Ente war fertig und die Klöße kochten im Topf. So saß ich nun auf meinem Sofa und wartete das Niclas erschien. Mein erstes Weihnachten das ich nicht alleine verbringen sollte. Ich sah zu meinem Weihnachtsbaum, den ich auch schon angemacht hatte, auf seiner Spitze trohnte ein goldener Engel. Der Engel war das einzige was mich an meine Eltern noch erinnerte. Diesen hatte ich als ich in das Waisenhaus musste eingepackt und bis heute wie einen Schatz gehütet.
Die Zeiger rückten erst auf achtzehn Uhr dann auf neunzehn Uhr und kein Niclas erschien. Den Backofen hatte ich schon ausgeschaltet in der die Ente noch immer stand und die Klöße hatte ich vom Herd gezogen, damit sie nicht zerkochten. Ich saß traurig an dem gedeckten Tisch und sah zum Weihnachtsbaum. Tja was hast du eigentlich gedacht Faith, dass dieser Niclas es ehrlich meint. Ich merkte wie mir Tränen in die Augen stiegen und dann fing ich an zu weinen. Ich hatte so gehofft nicht am Heiligabend alleine zu Hause zu sitzen und mit Niclas hatte ich erstmals Hoffnung geschöpft das auch mich jemand etwas mochte. Wie immer, ich war alleine und niemand interessierte es. So saß ich da und merkte nicht wie die Zeit verging. Als ich wieder auf die Uhr schaute war es schon nach einundzwanzig Uhr. Traurig erhob ich mich vom Tisch und begann diesen abzuräumen. Gerade als ich den letzten Teller im Schrank verstaut hatte, klingelte es an meine Tür.
Vielleicht war das Niclas und er hatte sich aus welchen Gründen auch immer nur verspätet. Ich rannte so schnell ich konnte zur Tür und bediente den Türöffner für die Haustür. Ich öffnete meine Wohnungstür und hörte, dass jemand die Treppe hinauf kam. Kurz darauf erkannte ich eine ältere Frau die in meine Richtung sah.
„Hallo heißt du zufällig Faith?“
„Ja der bin ich!“ fragend sah ich sie daraufhin an.
„Kann ich kurz reinkommen? Es geht um Niclas!“
Ich öffnete daraufhin meine Wohnungstür etwas weiter und die Frau betrat den Flur zu meiner Wohnung.
„Es tut mir leid Faith, aber Niclas liegt im Krankenhaus. Er hatte mir von Dir erzählt….“
Die Frau fing an zu weinen und ich schloss die Wohnungstür.
„Kommen sie gehen wir in mein Wohnzimmer.“ Ich ging vor und die Frau kam hinter mir her.
„Möchten sie etwas trinken?“
„Nein Danke Faith!“ dabei holte sie sich ein Taschentuch aus ihrer Tasche und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Setzen sie sich doch bitte..“ ich wusste nicht wirklich was ich sagen oder fragen sollte.
„Faith ich bin Niclas Mutter. Mein Name ist Doris und er hat mir so viel schon von Dir erzählt….“
„Ich versteh immer noch nicht…. Was ist mit Niclas?“
„Niclas hat seit zwei Jahren Leukämie und es ging ihm endlich etwas besser und heute hatte er einen Rückfall… Er h…“
Niclas Mutter fing wieder an zu weinen.
„Das wusste ich nicht…. Eigentlich weiß ich über ihren Sohn gar nichts. Außer das er heute zum Essen zu mir kommen wollte.“
„Faith Niclas arbeitet in der Firma, wo du auch beschäftigt bist erst seit drei Monaten. Er hat dich dort gesehen und erzählte mir, dass du immer so traurig aussiehst. Er hat sich in dich verliebt gehabt. Wenn du verstehst, was ich damit meine…“
„Aber er kennt mich doch gar nicht…“ flüsterte ich.
„Muss man einen Menschen immer ganz genau kennen um ihn zu mögen?“
„Nein aber woher wusste er denn, dass er bei mir Chancen haben könnte?“
Doris sah mich traurig an: „Das habe ich ihn auch gefragt und er meinte nur ein Engel hätte es ihm im Schlaf gesagt und das du jemanden brauchst, genau wie er.“
„Ich hatte mich so gefreut auf hhhee…..“
Ich fing an zu weinen und meine Kehle war wie zugeschnürt.
„Faith er hat nach dir gefragt und ich bin gekommen um zu fragen, ob du mit mir zu Niclas ins Krankenhaus mitkommst!“
Ich nickte kurz und stand auf um mich anzuziehen. Auch wenn ich Niclas nicht weiter kannte, wusste ich doch in diesem Moment das ich an diesem Abend bei ihm sein wollte. Egal ob im Krankenhaus oder hier.
Kurz darauf verließen wir meine Wohnung und gingen runter auf die Strasse.
„Komm Faith mein Auto steht gleich da vorne.“
Doris stapfte auf einen grünen Mazda zu und öffnete die Tür. Nachdem wir im Auto saßen, fuhr Doris los.
Die ganze Zeit bis zum Krankenhaus saßen wir stumm im Auto. Aus dem Autoradio erklangen Weihnachtslieder und mir liefen wieder Tränen über die Wange.
Von weitem konnte ich dann das Krankenhaus sehen. Doris fuhr auf einen angrenzenden Parkplatz und parkte das Auto. Ich stieg aus dem Auto aus und wartete auf sie. Doris schloss das Auto ab und lief zum Haupteingang des Krankenhauses. Ich folgte ihr langsam nach, immer noch in Gedanken darüber, was ich Niclas sagen sollte, wenn ich vor ihm stehen würde. Mir fiel nichts ein, was ich ihm sagen sollte. Doris die bemerkte, dass ich ihr nur langsam folgte, blieb stehen und sah in meine Richtung.
„Komm Faith er wird sich freuen. Mach dir keine Gedanken, er ist dir sehr ähnlich.“
Lächelnd sah sie mich an und kam auf mich zu. Aufmunternd sah sie mich an: „Wir werden es schaffen. Glaub mir!“
Ich nahm ihre Hand, die sie mir entgegenstreckte und wir gingen gemeinsam weiter. Doris zog mich im Krankenhaus zielgerichtet zum Fahrstuhl. Im Fahrstuhl drückte sie auf das entsprechende Stockwerk und der Fahrstuhl machte sich mit einem Ruck auf den Weg.
Oben angekommen, öffnete sich die Fahrstuhltür und wir betraten einen langen Gang. Eine Krankenschwester lief an uns vorbei und grüsste Doris mit einem Nicken. Doris zog mich an der Hand weiter und kurz darauf standen wir vor einer Tür.
„So Faith in diesem Zimmer liegt Niclas. Ich geh kurz rein, danach könnt ihr miteinander sprechen.“
Ich blieb danach alleine auf dem Flur zurück und sah auf die Tür hinter der Doris soeben verschwunden war.
„Ahh junger Mann sie wollen doch bestimmt auch einen Stammzellentest machen lassen?“
Eine Schwester war auf mich zu gekommen. Ich sah kurz auf und wusste nicht was ich antworten sollte.
„Na dann kommen sie mal mit!“
Bevor ich überhaupt reagieren konnte, zog sie mich schon den Gang entlang und in ein Zimmer.
„Setzen sie sich kurz auf den Stuhl und krempeln sich ihren rechten Ärmel mal hoch!“
Ich musste sie etwas ratlos angesehen haben, denn sie lachte kurz auf und fing dann selbst an meinen Ärmel vom Hemd hoch zu ziehen. Nachdem sie das geschafft hatte, drehte sie sich zu einem Tisch und nahm eine Spritze in die Hand.
Spritzen konnte ich noch nie leiden, daher wurde ich wohl etwas blass. Die Schwester fing an zu lachen: „Kopf zur Seite junger Mann und nicht hinsehen. Ist nur ein kleiner Piekser.“
Ich drehte meinen Kopf also wie befohlen weg und merkte nur wie es leicht im Arm piekte.
„So das hätten wir. Dann muss ich jetzt schnell das Blut ins Labor bringen. Vielleicht haben wir bei dir Glück! Ach so ihren Namen und ihre Adresse brauch ich noch.“
Ich wusste zwar nicht wovon sie sprach, aber mir war das egal. Hauptsache ich kam aus diesem Raum raus, ohne nochmals eine Spritze sehen zu müssen. Also sagte ich ihr meinen Namen und meine Adresse, danach war ich dann entlassen und verließ den Raum. Von weitem sah ich schon Doris die suchend den Gang runter sah. Als sie mich sah, kam sie auf mich zu. Als ich in ihr Gesicht sah, konnte ich sehen, dass sie geweint hatte. Ihre Augen waren stark gerötet.
„Faith wo warst Du denn? Ich habe dich schon gesucht, Niclas wartet auf dich.“
„Eine Schwester hat mir Blut abgenommen. Ich weiß gar nicht warum.“
„Ach so das machen sie hier obligatorisch. Das ist ein Test um zu sehen ob deine Stammzellen mit jemanden identisch sind.“
Ich nickte zwar verstehend, aber verstanden hatte ich überhaupt nichts. Nun zog mich Doris zur Tür, hinter der Niclas lag und öffnete die Tür. Bevor ich mich versah, stand ich schon im Zimmer.
„Hi Faith!“
Die Stimme war kaum zu hören und als ich dann zu dem Bett hinsah, sah ich einen Mann in diesem liegen, der mich anlächelte.
„Hallo ….Niclas…“
„Komm doch her und setz dich zu mir.“
Langsam bewegte ich mich zum Bett und sah mich suchend nach einem Stuhl um.
„Komm setz dich zu mir auf das Bett.“
Ich setzte mich vorsichtig auf die angebotene Bettkante und sah Niclas vorsichtig an.
Jetzt erst erkannte ich ihn, es war der neue der im Sekretariat angefangen hatte. Ich hatte ihm öfters nachgeschaut, weil er immer so lustig drauf war und weil er ein niedliches Gesicht hatte.
„Du bist also Niclas! MMMHHH ich glaube die Ente können wir auch morgen noch essen. Also beeil dich mit dem hier, damit wir das nachholen können.“
Niclas lächelte traurig.
„Ich glaube das werden wir nicht mehr nachholen können…“
Ich sah ihn entsetzt an und nahm fast unbewusst seine Hand in meine.
„Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen. Wo ich so ein tolles Weihnachtsessen vorbereitet habe…“
„He du wirst jemanden finden glaub mir…“
„Nein ich möchte Dich kennenlernen und nicht irgend einen anderen.“
Ich fing dabei an zu weinen und die Tränen liefen mir über das Gesicht. Eine Hand streichelte plötzlich über meine Wange.
„He Faith als ich dich das erste Mal sah und dein trauriges Gesicht, habe ich mich immer gefragt warum lacht dieser Mensch nicht. Ein Kollege von dir Manfred erzählte mir dann etwas über dich. Es tat weh zu hören, dass du keine Eltern hast und ganz alleine lebst. Ich habe mich in einen süßen traurigen Mann verliebt und den wollte ich kennen lernen. Wir haben…“
Niclas stöhnte kurz auf und machte die Augen zu.
„Niclas alles klar, oder soll ich den Arzt rufen?“
„Nein es geht schon…“
Ich sah Niclas das erste Mal richtig an. Er hatte ein schönes Gesicht, um seine Augen waren dunkle Augenringe zu sehen. Er hatte fast keine Haare auf dem Kopf. Komisch auf Arbeit hatte er doch noch Haare auf dem Kopf gehabt. Da viel mir dann ein das ich ja im Fernsehen mal gesehen hatte, das Leute mit Krebs durch die Chemotherapie ihre Haare verlieren und dann ein Perücke tragen. Ich war so in Gedanken, dass ich nicht bemerkt hatte das Niclas mich die ganze Zeit schon anstarrte.
„Und was siehst du?“
„Hä was???“
„Du siehst mich schon eine ganze weile an. Mich interessiert nur was da so interessantes in meinem Gesicht ist!“
„Ich…“ ich wusste nicht was ich im antworten sollte und dann beugte ich mich über ihm und gab ihm vorsichtig einen Kuss.
„MMMHH ich glaube ich will davon noch mehr..“ lächelnd sah Niclas mich an.
„Niclas werde bitte für mich gesund. Bitte.“
„Faith ich habe einen schweren Rückschlag und es sieht nicht gut aus. Ich habe keine Kraft mehr zu kämpfen… Bitte mach mir es nicht noch schwerer.. Bitte!“
Ich wollte gerade etwas erwidern, als die Tür aufgerissen wurde und ein Arzt in Niclas Zimmer stürmte.
„Sind sie Faith Donovan?“ dabei sah er mich an.
Ich nickte ihm bejahend zu.
„Könnten wir uns kurz draußen unterhalten!?“ es klang nicht wie eine Frage, sondern eher wie ein Befehl. Ich stand auf und sah nochmals zu Niclas.
„Ich bin gleich wieder da mein kleiner!“
Niclas nickte und ich ging mit dem Arzt raus in den Flur.
Doris stand bei dem Arzt und sah ziemlich konfus aus. Was war hier nur los.
„Herr Donovan wir haben aus dem Labor das Ergebnis ihrer Blutuntersuchung erhalten und wie es aussieht passen ihre Werte mit denen von Niclas überein.“
Ich sah den Arzt fragend an. Ja und was sollte das mir jetzt sagen.
„Faith was der Arzt versucht zu sagen ist, dass Niclas eine Chance hat, zu leben.“ Doris die das zu mir sagte, standen die Tränen in den Augen.
Ich wusste immer noch nicht was man von mir wollte. Der Arzt merkte das wohl, denn er sah mich an und lächelte.
„Faith, ich darf sie doch so nennen?“
„Natürlich, aber ich verstehe das alles nicht!“
„Ganz einfach, dein Blut wurde im Labor untersucht und es hat sich ergeben, dass du als potenzieller Spender für die Stammzellen in Frage kommst. Wir haben nicht mehr viel Zeit für eine Übertragung von Stammzellen auf Niclas. Niclas wird immer schwächer und der Körper kann sich nicht mehr lange dagegen wehren. Willst du Niclas helfen?“
Ich sah den Arzt fassungslos an. Was ich verstand war, dass ich Niclas letzte Chance war zu Leben.
Doris sah verzweifelt zu mir und fing an zu weinen.
„Natürlich will ich Niclas helfen und wenn es nur das ist, dann fangen sie an.“
„Faith du wirst eine Vollnarkose erhalten und musst mindestens zwei Tage hier bleiben. Wir müssen dir aus deinem Becken etwa ein Liter Knochenmark entziehen und das wäre ohne Narkose sehr schmerzhaft. Zum anderen muss der Körper diesen Verlust wieder aufbauen, daher wirst du dich danach etwas geschwächt fühlen. Der Eingriff selber ist nicht Lebensgefährlich aber birgt auch Risiken. Die sind zwar nicht hoch, aber dennoch musst du unter Beobachtung bleiben.“
„OK dann machen sie schon, das Niclas dieses Zeug bekommt.“
Doris sah mich mit verweinten Augen an: „Danke Faith du bist der einzige der Niclas noch helfen kann. Ich weiß nicht wie ich dir jemals dafür danken kann…“
„Doris du brauchst mir nicht zu danken. Ich tue es für Niclas und weil ich ihn sehr, sehr gerne habe..“ flüsterte ich.
Der Arzt hatte wohl nur auf mein Einverständnis gewartet, denn er nahm mich an die Hand und zog mich den Gang entlang.
Vor einem Zimmer blieb er stehen und öffnete die Tür.
In dem Zimmer, das wir betraten, waren zwei Schwestern gerade dabei irgendwelche Instrumente auf einen Tisch zu legen.
„So Junge du musst dich jetzt ausziehen und diesen Kittel anziehen. Ich selber bereite alles vor für den Eingriff.“
Also ging ich mit dem grünen Krankenkittel hinter eine spanische Wand und begann mich auszuziehen. Nachdem ich diesen hässlichen Kittel angezogen hatte, trat ich wieder hinter der Wand hervor und sah zu den Schwestern. Die eine hatte wohl nur darauf gewartet, dass ich endlich erschien, denn sie klopfte auf die Liege die neben ihr stand. Das hieß wohl, dass ich mich darauf legen sollte. Das tat ich dann und der Arzt kam auf mich zu.
„So wir geben dir jetzt eine Spritze, danach wirst du schnell einschlafen.“
Bevor ich etwas sagen konnte hatte die eine Schwester mir auch schon die Spritze in den Arm gerammelt. Na ja nicht gerammelt, aber bei meiner Angst vor Spritzen kam es mir so vor. Kurz danach merkte ich auch schon, dass ich müde wurde und dann schlief ich ein.
Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen hatte. Jedenfalls wachte ich in einem Krankenzimmer auf. Mir tat der ganze Körper weh als ob ich einen überdimensionalen Muskelkater hatte. Ohh man tat das weh. Jede Bewegung war schmerzhaft und ich war bemüht mich nicht mehr zu bewegen. Ich überlegte gerade was ich machen sollte, da ich nötig musste und meine Blase echt schon anfing weh zu tun. Da ging die Tür auf und eine Schwester kam in das Zimmer.
„Na junger Mann schon wach und wie geht es ihnen?“
„MMMHH wenn diese ollen Schmerzen nicht wären, super und ich muss mal für kleine Jungs.“
„Ohh das erste Problem lässt sich etwas mildern durch Tabletten und das zweite haben wir gleich!“
Sie ging daraufhin auf mein Bett zu und nahm an der Seite eine Flasche aus der Halterung. Ja ja ich wusste schon was auf mich zukam und die liebe Schwester hielt mir die Flasche entgegen. GGGRRRHHH wie ich das hasste und nahm ihr die Flasche aus der Hand. Danach schwups ab unter die Decke mit dieser und klein Fridolin rein in die Öffnung. Kurz danach erleichterte ich meine Blase. In der Zeit war die Schwester kurz aus dem Zimmer verschwunden und kam mit einem Glas Wasser zurück.
„So hier junger Mann einmal schlucken und schon wird es besser mit den Schmerzen.“
Ich schluckte das was sich im Glas befand herunter.
„ÄHHH das ist ja eklig!“
„Aber hilft!“ grinste die Schwester mich an.
„Schwester sagen sie mal wie geht es denn Niclas?“
„Ohh dem geht es etwas besser. Ob die Stammzellentransplantation geklappt hat kann man noch nicht sagen. Aber der Arzt ist zuversichtlich, da der Körper bis jetzt nicht negativ darauf reagiert hat. Also Kopf hoch ich denke bis morgen wissen wir mehr.“
„Man solange muss ich noch warten??“
„Ja und zum anderen brauchst Du auch noch etwas Ruhe. Du bist schließlich unser Held auf der Station.“
„Wie?“
„Na hör mal es ist nicht selbstverständlich, das jemand sofort bereit ist seine Stammzellen zu opfern. Wie du merkst ist das ja auch nicht ganz angenehm.“
„Ja ich fühle mich wie durch eine Mangel gedreht. Aber ich würde es jederzeit wieder machen wenn ich damit einem Menschen helfen kann.“ dabei fing ich an zu gähnen.
„Na junger Mann dann schlaf mal noch ein bisschen, nachher gibt es Abendbrot!“
Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer und ich schlief kurze Zeit später wieder ein.
Als ich das nächste mal wach wurde saß Doris auf einem Stuhl neben mir und sah mich lächelnd an.
„Na ausgeschlafen Faith?“
„Es geht so. Mir tut immer noch jeder Knochen weh! Wie geht es Niclas?“
„Ohh die Stammzellen schlagen an und sein Körper hat sie angenommen. Sein Blut wird jetzt jede Stunde untersucht und die roten Blutzellen vermehren sich von mal zu mal.“
„Das ist schön dann gibt es ja Hoffnung das er gesund wird.“
„Ja und das hat er alles nur dir zu verdanken. Faith ich kann in Worte nicht ausdrücken wie dankbar ich dir für dieses Weihnachtsgeschenk bin.“
„Ich hoffe nur dass alles gut wird.“
„Ja das wird es. Diese Hoffnung hast du ihm gegeben.“
Doris beugte sich dabei über mich und nahm mich in die Arme.
„Danke Faith …“
Kurz danach verließ Doris leise mein Zimmer, da ich schon wieder am einschlafen war.
Am nächsten Morgen kam dann der Arzt zu mir, der mir die Stammzellen entnommen hatte.
„Na junger Mann wie geht es heute?“
„Ganz gut nur die Schwestern und Pfleger sollen nicht so tun als ob ich ein Held wäre.“
„Aber das bist Du. Niclas seine Werte sehen gut aus. Du warst seine letzte Chance. Hättest du abgelehnt, hätte Niclas keine Chance gehabt.“
„Aber das ist doch selbstverständlich, dass man hilft.“
„Nein ist es nicht. Viele haben Angst vor dem Eingriff.“
„Kann ich denn Niclas besuchen?“
„Zur Zeit nicht. Er darf zurzeit keine Medikamente einnehmen und daher ist jeder eine Gefahr für ihn. Das heißt jeder kleinste Erreger kann für ihn den Tod bedeuten.“
„Wann kann ich denn zu ihm?“
„Wenn alles gut geht in zwei Wochen, dann dürfte Niclas das schlimmste überstanden haben. So aber nun zu dir. Ich muss dich noch mal untersuchen und wenn alles ok ist kannst du heute wieder nach Hause.“
Der Arzt untersuchte mich dann und nahm wie nicht anders zu erwarten, mir noch etwas Blut ab. Ich hatte jetzt echt genug von diesen Spritzen und war froh als dann zwei Stunden später die Schwester mir mitteilte, dass ich nach Hause könne.
So zog ich meine Sachen an und verabschiedete mich bei den Schwestern und Pflegern auf der Station.
Danach machte ich mich auf dem Weg nach Hause, dabei musste ich auch an das Essen denken, dass immer noch in der Küche stand. Na ja als ich dann in meinen vier Wänden stand, entsorgte ich erstmal die Klöße. Die Ente sah noch ganz manierlich aus, aber ich wollte es trotzdem nicht darauf ankommen lassen, mit einer Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus aufzuwachen.
Nachdem ich alles entsorgt hatte, machte ich es mir im Wohnzimmer bequem und sah mir im Fernsehen einen Märchenfilm an. Ich musste wohl dabei eingeschlafen sein, denn ich wurde von meiner Türklingel aus dem Schlaf gerissen. Halb benommen ging ich zu meiner Wohnungstür und öffnete diese. Vor der Tür stand Doris und wie ich sah, hielt sie einige Tüten in der Hand.
„Hallo Faith, ich dachte du hast bestimmt nichts zu Essen da und außerdem sind wir beide ja alleine über Weihnachten. Na und jetzt bin ich da und mach uns mal etwas Schönes zu essen.“
Ich musste sie wohl echt komisch angesehen haben, denn sie lachte kurz auf und zwängte sich dann mit den ganzen Tüten in meine Wohnung.
„So wo ist nun die Küche?“
„Die zweite Tür links.“
„Danke und nun komm, du musst mir helfen.“
Wir gingen gemeinsam in die Küche und Doris begann die Tüten zu leeren.
„Ach herjeh das hätte ich beinahe vergessen, hier das ist das Geschenk von Niclas für dich. Er wollte es dir am Weihnachtsabend geben!“
Sie reichte mir ein kleines Päckchen und ich öffnete es vorsichtig. Nachdem ich es geöffnet hatte sah ich, dass ein goldener Engel darin eingepackt war.
„Wau der sieht ja niedlich aus. Der kommt gleich an meinen Weihnachtsbaum.“
Ich ging in mein Wohnzimmer, zu dem dort stehenden Weihnachtsbaum und hängte den Engel daran.
„Er sieht wunderschön aus….“ sagte Doris hinter mir.
„Es ist mein erstes Geschenk das ich von jemandem zu Weihnachten bekommen habe.“
„Faith Niclas geht es gut und ich soll dir sagen, dass er dir verspricht, dass er gesund wird. Er weiß aber nicht, dass du der Spender bist. Das wirst du ihm sagen, wenn wir ihn wieder besuchen dürfen.“
Ich nickte und wir machten uns gemeinsam auf in die Küche, um endlich das lang ersehnte Weihnachtsessen nachzuholen. Es war ein wunderbarer Tag für mich und Doris. Ich zeigte ihr dann mein Fotoalbum, in dem ich die einzigen Fotos aufbewahrte von meinen Eltern und mir.
Nun waren drei Wochen vergangen. Silvester war vorbei und der Alltag hatte mich wieder eingeholt.
Heute sollte ich Niclas endlich wiedersehen. Er war über den Berg, wie man so schön sagt und Doris wollte mich abholen. Wir wollten gemeinsam Niclas besuchen.
Ich war schon den ganzen Tag aufgeregt gewesen und freute mich riesig darauf Niclas wieder zu sehen.
Ich stand bereits vor dem Haus, als Doris mit ihrem Mazda in die Strasse einbog.
Doris hatte mich wohl gesehen, denn sie hupte kurz und hielt dann vor mir an. So schnell ich konnte sprang ich in ihr Auto.
„Na du hast es ja eilig.“ kam es lachend von Doris.
„Jep heute sehe ich endlich Niclas wieder und ich bin total aufgeregt.“
„Nicht nur du. Er hat mich gestern angerufen und dreimal nachgefragt ob du auch wirklich kommst.“
Wir lachten darüber und Doris fuhr dann los. Die letzten drei Wochen war Doris fast jede freie Minute bei mir gewesen und wir hatten uns in dieser Zeit richtig angefreundet.
Nachdem wir endlich das Krankenhaus erreicht hatten, standen wir kurz darauf vor Niclas sein Zimmer.
„Doris geh du erst mal rein, ich warte hier auf dich.“
„Kommt gar nicht in Frage, du kommst mit. Er freut sich doch dich sehen zu können und ich möchte, dass du mit kommst. Du gehörst jetzt schließlich zur Familie!“
Also betraten wir beide daraufhin das Zimmer, wo uns ein strahlender Niclas entgegenschaute.
„Ist das schön euch zu sehen und vor allen Dingen dich Faith.“
„Hallo Sohnemann also jetzt bin ich wohl schon abgeschrieben?“ lachte Doris.
„Nein nicht ganz dich brauche ich ja auch noch. Schließlich warst du immer für mich da.“
„Wie geht es Dir denn?“ fragte ich dann Niclas.
„Mir geht es super und meine Blutwerte sind alle in Ordnung. Wenn es so weiter geht komme ich bald in die REHA und danach gehe ich dir auf die Nerven….“
Dabei sah Niclas mich frech grinsend an.
„Das einzige was mir der Arzt nicht verraten wollte, war der Name des Spenders.“
„Tja mein lieber Sohn da bin ich ein Schritt weiter, denn ich kenne ihn!“
„Was und das sagst du so einfach? Nun sag schon wie ist sein Name?“
„MMHHH mein lieber Sohn er steht neben mir!“
Niclas Augen wurden riesengroß und er sah mich fragend an.
„Stimmt das?“
„Ja!“ sagte ich leise und schaute zu Boden.
Doris die wohl merkte, dass sie hier jetzt störte, verließ den Raum mit der Bemerkung sie müsse noch den Arzt sprechen.
„Faith das hast du für mich gemacht?“
„He das war doch gar nicht so schlimm, außer den Spritzen.“
„Kommst du zu mir.“ dabei klopfte Niclas auf sein Bett.
Langsam ging ich auf das Bett zu und setzte mich auf dieses.
„Faith danke für das was du für mich getan hast.“
„Ach quatsch das hätte ich auch für jeden anderen getan. Aber bei dir war es noch was ganz anderes, nachdem du mir gesagt hast das du mich liebst…“
„Ich liebe dich immer noch und jetzt noch viel mehr. Du hast mir mein Leben gerettet.“
„Ich wollte dich nicht auch noch verlieren Niclas. Du bist der erste der sich für mich interessiert hat…..“
Ich merkte wie mir die Tränen in die Augen schossen und ich drehte mein Gesicht weg von Niclas, damit er diese nicht sah.
Plötzlich spürte ich zwei Arme die mich fest drückten.
„Faith ich habe mich gleich im ersten Augenblick als ich dich sah, in dich verliebt.“
„Niclas mir ging es ja genauso und als ich dich hier sah in deinem Bett todkrank…. Mir ging es echt beschissen, aber nun freue ich mich das wir eine Chance zusammen haben.“
„Faith siehst du mich bitte mal an?“
Ich drehte mein Gesicht zu Niclas und dann spürte ich zwei Lippen die mich vorsichtig auf den Mund küssten.
Es war wunderschön und es hätte noch ewig dauern können.
„Na meine Lieben ich glaube das wäre dann auch geklärt!“
Erschrocken fuhren wir auseinander und sahen in Doris lachendes Gesicht.
„Jungs ist doch in Ordnung. Ich freue mich so für euch.“
Danach setzte sich Doris auf einen Stuhl und wir unterhielten uns noch eine ganze Stunde.
Niclas und ich hielten uns die ganze Zeit über die Hände und sahen uns immer wieder verliebt an. In meinem Bauch summte es so richtig und ich merkte erst jetzt so richtig was mir mein ganzes Leben lang gefehlt hatte.
Niclas ging es wohl genauso denn als ich mich verabschieden wollte, ließ er mich überhaupt nicht mehr los.
„Niclas ich muss jetzt deine Mutter wartet draußen.“
„Kommst du morgen wieder?“
„Na klar komme ich morgen.“
„Na dann ist gut!“
Wir gaben uns zum Abschied noch einen Kuss und danach verließ ich das Zimmer.
„Na ihr konntet euch wohl nicht trennen?“ kam es von Doris.
„Tja für zwei frisch verliebte ist Abschied nehmen nicht so einfach.“ sagte ich mit einem Lächeln im Gesicht zu Doris.
„Na da kommt ja noch was auf mich zu.“
So verließen wir lachend das Krankenhaus und fuhren nach Hause.
Während der Fahrt sagte Doris kein Wort, erst als wir vor meinem Wohnhaus standen.
„Faith ich wollte dich noch etwas Fragen und zwar ich und Niclas wohnen ja in einem großen Haus und wir haben da viel Platz. Was hältst du davon wenn du zu uns ziehen würdest, ich meine dann wärt ihr beide immer zusammen und ich nicht so alleine in diesem Haus.“
„Doris Danke für das Angebot, ich werde es mir überlegen. Versprochen!“
„Ich würde mich freuen wenn du zusagen würdest. Du bist mir richtig ans Herz gewachsen. Faith ich habe dich echt lieb gewonnen und ich würde mich freuen wenn mein Schwiegersohn bei uns leben würde.“
Ich nickte verstehend.
„Ich verspreche dir es mir zu überlegen.“
„Aber nicht zu lange. Niclas fährt ab nächste Woche in die REHA und dann könnten wir ja alles im Haus umräumen.“
„Klingt gut also ich gebe dir bescheid wie ich mich entschieden habe.“
Ich stieg aus dem Auto aus und ging hoch in meine Wohnung.
Was sollte ich bloß machen, zum einen wollte ich schon, aber wollte auch Niclas das ich bei ihnen einzog. Ich beschloss mit Niclas morgen im Krankenhaus darüber zu sprechen.
Am nächsten Morgen sprang ich wie immer aus dem Bett und tapste in mein Bad um mich Tageslichttauglich zu machen. Danach ab in die Küche und noch einen Kaffee getrunken, bevor es zur Arbeit ging.
Auf Arbeit angekommen, ging ich in mein Büro und fing an wie jeden Tag meine Arbeit zu verrichten.
„Guten Morgen Herr Donovan, könnten sie kurz ihre Arbeit unterbrechen?“
Ich sah erschrocken auf und sah meinen Chef an der Tür stehen.
„Ja natürlich….“
Was wollte denn mein Chef von mir. Langsam stand ich auf und ging meinem Chef hinterher, der mittlerweile aus meinem Büro verschwunden war.
Als ich auf den Flur trat, standen alle Kollegen vor mir und mein Chef.
„Herr Donovan ihre Kollegen und auch ich, haben gehört was sie zu Weihnachten so getrieben haben…“ schmunzelnd sah mein Chef mich an.
„Sie haben einem Kollegen das Leben gerettet und dafür auch noch über die Feiertage im Krankenhaus gelegen. Wir wollten ihnen dafür danken was sie getan haben und daher haben wir hier noch ein kleines Präsent für sie. Alle Kollegen haben dafür zusammengelegt.“
Als mein Chef seine kleine Ansprache hinter sich gebracht hatte, klatschten meine Kollegen in die Hände und jeder schüttelte meine Hand. Ich war echt sprachlos.
Das erzählte ich dann abends alles Niclas und dann kam das Angebot von seiner Mutter zur Sprache.
„Das ist doch super. Ich würde mich freuen!“
„Meinst du wirklich, Niclas? Ich weiß nicht so recht, so lange kennen wir uns doch noch gar nicht..“
„Hee ich liebe dich Faith und ich möchte gerne mit dir den Rest meines Lebens verbringen.“
Niclas sah mich dabei mit seinem Dackelblick an. Wie konnte ich da nein sagen.
„Na gut ich spreche mit Doris! So aber jetzt möchte ich einen Kuss von dir, der letzte ist schon Ewigkeiten her.“
Niclas musste grinsen und gab mir dann einen ganz langen Kuss.
„Engel ich liebe dich!“ flüsterte er mir danach in mein Ohr.
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Es war kalt geworden und ich zog gerade einen Weihnachtsbaum hinter mir her. Ich hatte Niclas versprochen, mich um diesen zu kümmern. Man meine Hände waren richtig klamm von der Kälte und ich ärgerte mich, dass ich keine Handschuhe eingesteckt hatte. Mittlerweile stand ich vor unserem Haus, wo ich jetzt mit Niclas und Doris lebte. Niclas und ich hatten die obere Etage nur für uns und Doris wohnte im Erdgeschoss. So hatte jeder von uns sein Rückzugsgebiet. Niclas ging es super und nach der REHA war er fast vollkommen wieder hergestellt. Er musste zwar alle vier Wochen zu Nachuntersuchungen, aber bis jetzt waren alle Werte super und es schien, dass er über dem Damm war und den Krebs besiegt hatte.
Ich öffnete das Gartentor und zog den Weihnachtsbaum weiter hinter mir her. Doris hatte mich wohl schon gesehen denn sie riss die Tür auf und half mir den Baum in das Wohnzimmer zu bringen.
„Man wo hast du denn den her? Der ist doch viel zu groß.“
„Na und, einen anderen haben die nicht mehr gehabt. Wir können den ja noch kürzen.“
Ich begann den Stamm unten mit einem Messer zu bearbeiten. Irgendwann hatte ich es geschafft und er passte in den Weihnachtsbaumständer. Nach dem ich ihn aufgestellt hatte, er passte gerade so in das Wohnzimmer, begann ich ihn zu schmücken. Als ich fertig war holte ich noch meinen Engel hervor und setzte ihn auf die Spitze.
„Fertig!!!“ rief ich laut und kurz darauf standen Niclas und Doris im Wohnzimmer und bewunderten den Baum.
„Faith mein Engel der sieht einfach super aus und ……“
„Niclas alles ok?“ fragte ich.
„Woher hast du denn den Engel der da auf der Spitze sitzt?“
„Der Engel ist das einzige was ich noch besitze von meinen Eltern!“
„Faith so sah der Engel aus der zu mir im Schlaf damals gesprochen hat!“
„Echt???“
„MMMHHH………….“
Doris war zu uns getreten: „Bist du dir sicher?“
„Ja, so sah er aus, genauso so.“
Lange standen wir vor dem Weihnachtsbaum und sahen den Engel an. Aber er rührte sich nicht. Doris war wieder in die Küche gegangen und ich stand mit Niclas noch immer vor dem Baum.
„Faith versprichst du mir etwas.“
„Wenn es nichts schlimmes ist, dann ja.“
„Verlass mich nie, ich möchte mit dir alt werden. Ich liebe Dich.“
„Ich dich auch Niclas.“
Ich umarmte meinen Niclas und dann sah ich kurz zu dem Weihnachtsengel und es war mir so als würde dieser mir kurz zublinzeln.
Ich wünsche Euch allen ein frohes Weihnachtsfest!