Ableitungen und ähnliche Unfälle – Teil 15

Alex

Ich stellte noch eine weitere Flasche Cola auf den Tisch. Aufs Bier mussten wir verzichten, da die Meisten noch Auto fahren wollten.

„Nochmals danke Jungs, das hat echt super geklappt heute. Und der Transporter war perfekt. Jo, sag Deinem Vater ich mache es wieder gut. Wenn Ihr mal jemanden für nen Umzug braucht, dann bin ich dabei.“

„Da wird mein alter Herr sich bestimmt drüber freuen.“

Linda war noch oben im Gästezimmer. Sie hatte darauf bestanden noch ein paar Kisten auszuräumen, Klamotten in den Schrank zu hängen und eine Tasche für Peter zu packen. Leider hatten wir das Bad komplett vergessen, und Peters Waschzeug lag noch bei seinen Eltern. Aber um nichts in der Welt wollte ich da wieder hin. Meine Mutter war so frei und hatte ihm das Nötigste gekauft. So hatte er wenigstens Duschgel, Shampoo und ne Zahnbürste. Gel hatte ich in seiner rötlich-blonden Matte noch nie gesehen.

Gegen 18:30 klingelte das Telefon.

„Alexander Reed“ meldete ich mich.

„Ja, guten Abend, St. Josef Krankenhaus. Eine Dorothea Reed bat um einen Anruf wegen diesem Jungen, wenn er aufwacht. Er ist vor 10 Minuten wach geworden und wirkt sehr verstört.“

„Ja, danke. Wir kommen sofort!“

Ich legte auf.

„Leute, Feierabend. Peter ist wach und wir müssen schnell ins Krankenhaus. MAMA, komm schnell her!“

Die Jungs machten sich sofort abreisefertig. Nach einer schnellen Runde Händeschütteln war ich mit meiner Ma alleine.

„Das Krankenhaus hat gerade angerufen. Peter ist wach und wohl ziemlich durcheinander.“

„Dann nichts wie hin.“

Peter

„Beruhige Dich doch und bleib liegen. Gleich kommt jemand für Dich.“

„Last mich in Ruhe, ich will hier raus!“

Diese Schwester ging mir auf die Nerven. Ich rollte aus dem Bett aber meine Beine gaben sofort nach. Mein ganzer Körper war taub. Wieso zur Hölle lebte ich? Was machte ich im Krankenhaus? Die Schwester fing meinen Sturz auf und hebelte mich wieder aufs Bett.

„Dir tut hier niemand was. Gleich wird eine Frau Dorothea Reed kommen. Bis dahin bleib bitte liegen. Dein Kreislauf ist noch im Keller, wegen Deinem, wegen der Tabletten.“

„Ich hab nicht darum gebeten hergebracht zu werden! Und warum kommt Alex’ Mutter?“

„Dein Freund hat dafür gesorgt das Du herkommst.“

Alex hatte mich herbringen lassen? Wie ist der überhaupt ins Haus gekommen?

„Was hat Alex gemacht?“

„Dir das Leben gerettet.“

„Ich wollte nicht gerettet werden…“

Kraftlos ließ ich mich ins Kissen sinken. Alex hatte mich gerettet. Muss wohl schlimm für ihn gewesen sein, mich so zu sehen.

„Wie hat er das überhaupt gemacht? Ich dachte das geht nur wenn man mir den Magen auspumpt?“

Sie zögerte einen Moment. „Laut Bericht hat er mit seiner Hand Deinen natürlichen Würgereflex genutzt und Du hast Dich übergeben.“

„Oh…“

„Bleibst Du jetzt bitte liegen?“

Ich nickte matt. Alex tat mir Leid, dass hätte ich ihm nicht antun dürfen. Aber warum musste er auch zu mir kommen.

Ich musste an Joshua denken. Warum um alles in der Welt musste ich mich in ihn verlieben? Es gab soviel andere nette Jungs, wohl auch ein paar die schwul waren. Aber es musste ja Josh sein. Da war wohl nichts zu machen.

„Kommen meine Eltern auch bald?“

Die Schwester war plötzlich nervös. Zu nervös. „Bitte warte auf Frau Reed, sie wird Dir alle Fragen beantworten.“

Warum Alex Mutter? Stimmt ja, sie war Psychologin. Und jetzt sollte sie mich wohl behandeln. Mein bester Freund steckte mir die Finger in den Rachen und seine Mutter würde mich therapieren. Ganz toll. Der würde mich doch einfach als schwache Schwuchtel sehen.

Dann waren eilige Schritte auf dem Flur zu hören, und sie kamen immer näher. Doro und Alex kamen ins Zimmer.

„Hey Pete, na, alles wieder klar?“ Alex schaute besorgt zu mir runter.

„Ist das nicht meine Jacke?“

„Japp. Die andere muss ich erst waschen. Die riecht nicht grad frisch. Klebt dein Mageninhalt dran.“

„Alex, geh vor die Tür, es reicht!“

„Ne lass, Doro, er hat ja recht. Die Schwester hat mir erzählt, was er getan hat. Tut mir Leid, Alex. Das war bestimmt nicht besonders toll.“

„Hab schon hübschere Dinge gesehen. Aber ich fände es schlimmer wenn wir zu spät gekommen wären. Linda fand es auch nicht so prickelnd.“

„Linda war auch da? Sag mal, wie seid Ihr eigentlich rein gekommen?“

„Japp, Linda war hautnah dabei. Und wegen der anderen Frage: Schirmständer + Terrassentür = neuer Eingang.“

„Oh. Das gibt bestimmt noch Ärger mit meinen Eltern. Die werden wissen wollen warum…“

Alex schaute plötzlich ganz betreten und Doro übernahm für ihn.

„Peter, es ist jetzt wichtig das Du ruhig bleibst, okay?“

„Was ist los?“

„Deine Eltern wissen Bescheid.“

„WAS wissen meine Eltern?“

„Alles. Hör mir mal genau zu, bitte. Alex hat erreicht, dass Du nicht in die Psychiatrie musst, wegen Deinem Versuch. Wir möchten Dich für eine Weile bei uns unterbringen. Da ist immer jemand für Dich da.“

„Ich will aber nach Hause.“

„Daraus wird aber nix.“ Brummte Alex.

„Es reicht jetzt, geh raus.“

„Er soll bleiben. Ihr verschweigt mir doch was!“

„Mama, geh Du mal bitte eben raus. Ich klär das mit ihm. Es gibt keinen sanften Weg.“

„Bist Du übergeschnappt? Ich werde hier nicht weggehen!“

Das Theater machte mich tierisch nervös.

Alex

Meine Mutter sah mich völlig verzweifelt an, klar, ich hatte den Mund wohl etwas zu voll genommen. Aber dieses Geplänkel machte Pete doch nur nervöser. Einen wirklich schonenden Weg sah ich nicht, aber eine Idee hatte ich schon.

„Pete, rück mal ein Stück.“

Er rutschte auf die Seite und ich legte mich neben ihn. Ich griff spontan nach seiner Hand und schob meinen anderen Arm unter seinen Kopf, dann zog ich ihn näher an mich ran.

„Hör mal. Das Folgende wird jetzt ziemlich schmerzhaft werden, aber Du bist nicht allein, hörst Du?“

Er sah mir in die Augen und nickte. So langsam fing er an zu zittern. Er spürte das was Schlimmeres auf ihn zukam.

„Deine Eltern waren heute hier. Der Arzt hat gefragt, welche Probleme Du hast. Keiner konnte sich einen Reim drauf machen. Linda hat dann erzählt was mit Dir los ist. Und was soll ich sagen… Deine Eltern haben es nicht gerade locker genommen. Ich hab vorhin mit ein paar Jungs aus dem Verein Deine Sachen abgeholt. Alles. Du wohnst erstmal bei uns.“

Er hatte mich verstanden. Weinend klammerte er sich an mir fest.

„Ich hab alles verloren…“

„Nein. Du hast uns. Wir lieben und mögen Dich, so wie Du bist. Pete, Du bist jetzt mein Bruder, ist das nichts? Mein schwuler Bruder, für den sich heute 12 Jungs mit Freude den Arsch aufgerissen haben, also nicht wörtlich gesehen. Und wenn es meinem Brüderchen mal schlecht geht, dann darf er auch bei mir im Bett schlafen. Der große Bruder Alex passt dann auf Dich auf.“

„Du bist 4 Monate jünger als ich!“ kam es von Peter, in einer Mischung aus Heulen und Lachen.

„Aber 10 cm größer, mindestens!“

„Ich hätte gerne mal das letzte Wort bei Dir…“

„Amen.“

Dafür kassierte ich einen ziemlich schwachen Knuff in die Seite.

„Das Größte an Dir ist das Ego.“

Ich überließ ihm mal das letzte Wort. Dafür wurden die Tränen weniger und seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Meine Mum sah mich ziemlich Stolz an. Hatte ich echt gut hinbekommen. Nennt mich ‚King Alex’.

Joshua

„Habt Ihr alles geklärt?“

„Peer und ich haben uns ein wenig ausgesprochen. Es wurde etwas hitzig, aber Jens war ein guter Schlichter.“

„Das stimmt. Der hat es irgendwie drauf.“

„Das ist noch ne Untertreibung. Ich hab selten jemand mit dermaßen viel Fingerspitzengefühl erlebt. Er weiß einfach im richtigen Moment das Richtige zu sagen und ebenso, wann er schweigen sollte. Mit nur einem Satz hat er einen heftigen Streit zwischen Peer und mir verhindert. Plötzlich war der ganze Druck raus. Manchmal ist es schon echt unheimlich, eine besondere Gabe.“

„Vielleicht sollte er mal mit Peters Eltern reden?“

„Wunder dürften nicht in sein Repertoire fallen, befürchte ich.“

„Du, ich treffe mich morgen mit Jenny.“

„Oh.“

„Ja. Ich werde endgültig Schluss machen. Sie hat mich mit Mails bombardiert, und am Ende wollte sie eine weitere Chance für uns. Aber das wird nicht passieren. Und mit Alex will ich auch noch reden, wie es bei Peters Eltern gelaufen ist.“

„Gute Idee. Der Kerl beeindruckt mich auch ziemlich, von den Dingen die Du heut erzählt hast. Der macht echt Nägel mit Köpfen. Klingt zwar ein wenig nach Holzhammer-Methode, aber auch wirkungsvoll.“

„Ja, so war er schon immer. Kein großer Denker, aber tatkräftig dabei. Und jetzt mit Linda nutzt er es auch mal zum Guten.“

Florian musste gähnen.

„Du Josh, ich würde gerne mal langsam ins Bett. Aber… vorher müsste ich duschen.“

„Das kriegen wir auch irgendwie hin. Ich muss mir nur angucken wie der Verband angelegt ist, damit wir den später auf wieder dran kriegen.“

Flo hob den linken Arm und ich zog ihm den Pulli aus. Der Verband war kein Problem, es gab eigentlich nur einen Weg den korrekt anzulegen. Ich löste das Klettband und innerhalb von Sekunden war er ab. Flo zuckte ein wenig, als die Schulter plötzlich frei war und sich leicht bewegte.

„Danke. Den Rest schaff ich alleine.“ Dann verschwand er im Bad.

Florian

Ich setzte mich auf den Toilettendeckel und zog vorsichtig meine Strümpfe aus. Die Jeans ließ sich auch relativ leicht ausziehen. Ich stellte mich unter die Dusche und ließ das Wasser laufen. Es tat so verdammt gut. Seit Montag früh war es die erste Dusche. Das warme Wasser wirkte wahre Wunder und ich konnte mich völlig entspannen. Nach ungefähr 10 Minuten stellte ich das Wasser ab und griff nach dem Handtuch. Und jetzt begannen meine Probleme. Nur mit der linken Hand schien es unmöglich. Meine einzige Chance bestand aus einem verzweifelten ‚JOSH’ – Ruf. Der war auch keine 5 Sekunden später im Bad.

„Ist was pass…“ Er starrte mich an. Ich stand ja nun auch nicht grad gerne nackt vor ihm rum, aber sein Blick… wirkte. Peinlich. Klein Florian begann sich zu erheben.

„Josh, schau mich nicht so an. Ich brauch Hilfe beim Abtrocknen.“

„Uff, der ist ja groß.“

Das hatte mir noch gefehlt. Mein Schwanz stand in voller Blüte. Schlimmer konnte es nun wohl nicht mehr werden.

„Bitte, hör auf. Ich hab keinen Einfluss drauf. Der ist halt auch schon ne Weile vernachlässigt worden.“

Josh schnappte sich das Handtuch und begann mich abzutrocknen. Leider ließ es sich nicht vermeiden, dass der relativ raue Stoff ständig über meine freigelegte Spitze rieb und Stromstöße durch meinen Körper schickte. Trotz der Schmerzen in der Schulter wurde ich einfach nur wahnsinnig geil. Als Josh mir dann noch den Hintern trocken rieb, da war alles vorbei. Mit einem lauten Seufzer entlud sich meine Ladung auf den gefliesten Boden vor mir.

Josh stand einfach nur da und grinste von einem Ohr zum anderen, nur um dann gespielt theatralisch aufzustöhnen.

„Ich arme Putze muss mich auch noch um die Sauerei dieses Handtuchfetischisten kümmern. Oh weh mir.“

Das ihn die ganze Aktion mal wieder ziemlich angeheizt hatte blieb mir allerdings auch nicht verborgen.

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