Es war wieder einer dieser langen Dienstage. Markus war erst spät aus der Schule gekommen und wollte nun lieber zu Hause bleiben, anstatt zum Konfirmandenunterricht zu gehen. Er hatte keine Lust, wieder eine Stunde lang in diesem Haus sitzen zu müssen, wo es so merkwürdig roch.
Trotzdem half es nichts; er musste hin, damit er Mitte April konfirmiert werden konnte. Jetzt war Anfang Januar und Markus hatte schon eineinhalb Jahre des Konfirmandenunterrichts hinter sich gebracht.
Eine Viertelstunde später stand er vor dem alten Gebäude und blickte an ihm hinauf. Im obersten Stockwerk brannte Licht, denn dort war seit den Sommerferien eine Flüchtlingsfamilie untergebracht. Markus kannte diese Leute nicht und wollte sie eigentlich auch nicht kennen lernen.
Nicht, weil er was gegen Ausländer hatte, sondern nur, weil er etwas Angst davor hatte, diesen Leuten, die sich seiner Meinung nach anders verhielten und anders redeten als er, zu begegnen.
Auf einmal wurde Markus von lauten Fahrradgeklingel aus seinen Gedanken gerissen. Tobias, Moritz und Niko kamen um die Ecke geradelt. Sie stiegen von ihren Rädern und begrüßten Markus. Danach machten sich Moritz und Tobias mal wieder an dem Briefkasten der Flüchtlingsfamilie Ikovic zu schaffen.
Dieses machten sie zu gerne. Sie nahmen Briefe und Zeitungen heraus und zerrissen sie. Anschließend warfen sie die Schnipsel wieder in den Kasten. Niko stand neben den Jungen und sagte: „Lasst den Scheiß! Die Ikovics haben euch doch gar nichts getan. Warum macht ihr so ein blödes Zeug?“
Er bekam von Tobias die Antwort, er solle doch den Mund halten, wenn er weiterhin mit ihnen befreundet bleiben wolle. Dann kam auch schon der Pastor und die vier gingen mit ihm ins Haus.
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Der Pfarrunterricht war schnell herumgegangen. Danach unterhielten sich alle noch ein wenig auf dem Hof und Moritz klingelte ein paar Mal bei Ikovics Sturm. Wenig später hörten Tobias, Moritz, Niko und Markus Babygebrüll. Ein Fenster ging auf und Murat Ikovic, das älteste Kind der Familie, streckte den Kopf hinaus und sagte: „Würdet ihr bitte aufhören zu klingeln?! Ihr weckt meine kleine Schwester immer wieder auf.“
Darüber konnten Tobi, wie er von seinen Freunden genannt wurde, und Moritz nur lachen. Niko fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er war mit Murat befreundet und es war ihm unangenehm, dass er bei den „Randalemachern“ stand.
Murat schloss das Fenster wieder und Tobias und Moritz fuhren nach Hause. Markus fragte Niko, ob sie sich nicht auch zusammen auf den Weg machen wollten, doch dieser verneinte und sah Markus dann kurze Zeit später um die Ecke verschwinden.
Niko machte sich auf den Weg zu Ikovics Haustür. Das Babygeschrei war mittlerweile verstummt. Damit Fatima, so hieß das Baby, nicht noch einmal geweckt würde, klingelte Niko nicht, sondern klopfte an der Tür. Murat machte auf.
Er freute sich immer sehr, wenn Niko nach dem Unterricht noch vorbei kam: „Komm rein. Kannst beim Abwaschen helfen, wenn wir aufgegessen haben.“ „Danke, geht es dem Baby wieder gut? Ich meine schläft es wieder?“
Bevor Murat antworten konnte, kam eine kleine, zierliche Frau mit Fatima auf dem Arm aus dem Nebenzimmer und sagte: „Sie hat gerade die Flasche bekommen. Möchtest du mitessen?“ „Ja, sehr gern. Danke.“ Er bekam einen Teller mit Spaghettis.
Niko erzählte dann, dass die anderen aus der Konfirmandengruppe wieder den gesamten Briefkasteninhalt zerrissen hatten. „Solange sie uns nicht das Haus anzünden, ist mir das egal“, entgegnete Aylin Ikovic, Murats Mutter. Sein Vater lebte nicht mehr.
Zusammen mit Murat wurde er von Gegnern Ihres Glaubens auf ein Minenfeld geschickt. Wenn sie diesen Befehl nicht befolgt hätten, wären beide erschossen worden. Ahmed Ikovic trat auf eine Mine. Es hat ihn vollkommen zerrissen und Murat musste es mit ansehen. Er erzählte oft davon und fing dann an zu weinen. Niko versuchte immer ihn zu trösten und meistens gelang ihm das auch.
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Es war 10:30 Uhr. Markus, Niko, Tobi und Moritz saßen in der Schule, mitten im Geschichtsunterricht. Das Thema: Der 2.Weltkrieg und die Vernichtung der Juden. Die Lehrerin, Frau Stein, erklärte, wie schlimm es war, als die Juden nach Krakau, Auschwitz und in all die anderen Konzentrationslager gebracht wurden.
„Sie wurden in Räume gebracht, dort wurden ihnen die Haare abgeschnitten. Anschließend wurden sie zum Duschen geschickt, was die Juden natürlich nicht schlecht fanden, da sogar jeder ein Stück Seife bekam. Doch aus den Duschköpfen kam kein Wasser, sondern Gas. So sind viele umgekommen.
Nach kurzer Pause fährt sie fort: „Auch heute wächst die Sympathie für Nationalsozialisten wieder. Es werden Anschläge auf ausländische Mitbürger verübt! Viele sind bei solchen Anschlägen verletzt oder worden oder sogar umgekommen und das darf eigentlich von keinem der Wille sein…“ Frau Stein drehte sich zu Tobi um.
„Warum lachst du darüber?“ „Mein Gott, bei den Anschlägen, wie sie es nennen, ist doch gar nichts passiert. Ich meine in Mölln oder Solingen damals sind vielleicht ein paar draufgegangen, aber so viele waren es ja nun auch wieder nicht. Die sollen sich nicht so anstellen.“
„Du hast ja wohl ne Macke“, schrie Niko. „Was würdest du dazu sagen, wenn man dir das Haus anzündet? Die Familie Ikovic, bei denen ihr immer die Zeitungen zerreist, kenne ich persönlich. Sie haben mir erzählt, was ihnen in ihrer Heimat alles passiert ist. Ihre Familienmitglieder wurden umgebracht nur weil sie einen anderen Glauben haben und jetzt sind sie hier in Deutschland und müssen wieder Angst um ihr leben haben.
Frau Stein hat Recht, das kann einfach nicht richtig sein.“ Nun liefen ihm Tränen über die Wangen und Frau Stein ging zu ihm, um ihn zu trösten, während sie zu Tobi sprach: „Deine Meinung bestürzt mich. Ich hätte das nie von dir gedacht…“ Es klingelte zur großen Pause und alle gingen mehr oder weniger bestürzt über die Aussage ihres Mitschülers. Tobias blieb allein zurück, denn auch Moritz wollte jetzt nichts mehr mit ihm zu tun haben.
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Am Nachmittag ging Niko gerade die Straße entlang, als ihm Markus entgegen kam: „Hi Niko, wo willst du denn hin?“ „Zu den Ikovics . Möchtest du mitkommen? Sie würden sich sicher freuen.“ Markus wusste nicht so recht was er tun soll, doch da nahm Niko ihn am Arm und zog ihn einfach mit.
Vor der Haustür angekommen wurde Markus doch etwas mulmig zu mute. Niko klopfte und kurze Zeit später machte Murat die Tür auf: „Hallo Niko, wen schleppst du denn da mit dir rum?“ „Hi, das ist Markus aus meiner Klasse. Ich habe ihn einfach mal mitgebracht.“
Was Markus gerade gesehen hatte, verschlug ihm die Sprache. Einen gut aussehenden Jungen von ca. 18 Jahren, mit blauen Augen und schönen braunen Haaren. „Kommt rein. Darf ich euch etwas zu trinken anbieten?“ Niko und Markus sagten wie aus einem Munde: „Nein, danke.“
Dann erzählte Niko, was in der Schule vorgefallen war. Murat fand es sehr schlimm, dass Nikos Freund so ins rechte Spektrum „abgerutscht“ war. Er wusste, dass Niko und Tobias sich mal sehr gut verstanden hatten. Markus entschuldigte sich dann für die zerrissenen Briefkasteninhalt und fragte Murat nach seinem Alter. „Ich bin 17“, sagte dieser und strahlte Markus förmlich an. „Wegen der Briefkastengeschichte brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Du warst es ja schließlich nicht.“
Kurze Zeit später kam Aylin mit Fatima auf dem Arm aus der Küche und stellte sich Markus vor. Die vier unterhielten sich über alles Mögliche, so dass der Nachmittag bald rum war und Niko und Markus sich verabschieden mussten: „Auf Wiedersehen.“ „Tschüß ihr beiden und besucht uns bald mal wieder.“ An der Tür angekommen hielt Murat Markus noch am Arm fest: „Wie alt bist du eigentlich?“
„Fünfzehn, warum?“ „Nur so. Du siehst so gut aus, da konnte ich dich nicht einordnen.“ Er zwinkerte Markus zu. Dieser strahlte übers ganze Gesicht und machte sich dann auf den Weg. Er war glücklich neue Freunde gefunden zu haben. Mit einem Kribbeln im Bauch ging er nach Hause und dachte die ganze Zeit: „Er findet mich hübsch!“
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Es war eine Woche später, als es erneut an Murats Tür klopfte. Aylin öffnete und bat Markus, der vor der Tür stand, herein. Sie hatte einen mit Eiswürfeln gefüllten Waschlappen in der Hand und fragte: „Du wem möchtest du denn?“ Markus wurde rot und Aylin fing an zu lachen: „Murats Zimmer ist gleich da vorn. Nimmst du ihn bitte mal den Waschlappen mit?“
„Ja, natürlich. Frau Ikovic, warum können Sie eigentlich so gut deutsch?“ „Nun, ich habe in meiner Heimat als Deutschlehrerin gearbeitet und natürlich auch gleich meiner ganzen Familie deutsch beigebracht“, klärte sie Markus auf.
Anschließend ging dieser in Murats Zimmer und erschrak. Er lag auf seinem Bett und sah schlimm aus. Das Gesicht geschwollen, die Augen blau und die Lippe aufgeschlagen. „Was hast du denn gemacht?“ „Ich habe neue Bekanntschaften geschlossen, mit den Skinheads aus dem Nachbarort. Hast du den Lappen dabei?“
„Ja, warte.“ Markus holte sich einen Stuhl, setzte sich neben Murat ans Bett und presste vorsichtig den Lappen auf seine Lippe. „Mhh, gleich viel besser.“ „Wie ist das denn passiert?“ „Ich bin durch den Ort gegangen und wollte zu Niko, es war schon dunkel.
Auf einmal kamen diese Typen an und fragten, ob ich mal 10 Euro für sie hätte. Da hab ich nein gesagt. Der eine meinte dann: „Ein anständiger Deutscher hat doch sicherlich 10 Euro für uns, oder sollen wir mal andere Seiten aufziehen?“ Erstens, habe ich gesagt, bin ich kein Deutscher und zweitens habe ich kein Geld dabei und das stimmte ja auch. Dann haben sie angefangen auf mich einzutreten und zuzuschlagen.“
„Ja“, meinte Aylin, die gerade ins Zimmer kam, „wären Niko und seine Eltern nicht zufällig vorbei gekommen, sähe es jetzt wohl nicht so gut für dich aus! Wie kann man auch sagen, dass man kein deutscher ist. Bitte mach so was nie wieder.“
„Ich verspreche es“, sagte Murat und wandte sein Gesicht Markus zu „und was willst du hier?“ „Ich wollte dich besuchen. Sag mal hast du hier eigentlich Freunde oder eine Freundin?“ Murat schaute Markus eine ganze Zeit in die Augen. So lange bis dieser rot wurde und sagte dann: „Nein, ich habe außer Niko, seinen Eltern und dir keine Freunde hier und auch keine Freundin. Aber ich hätte statt einer festen Freundin auch lieber so einen lieben und hübschen Freund wie dich.“
Markus schaute sich um. Murats Mutter war schon wieder verschwunden. Dann sagte er: „Da ließe sich vielleicht was machen“, beugte sich zu Murat herunter und küsste ihn. „Autsch.“ „Oh, entschuldige.“ „Schon ok. Versuchen wir es einfach noch mal, nur etwas vorsichtiger…“
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Seit dem Kuss beim letzten Treffen war das Eis endgültig gebrochen. Murat und Markus gingen, als es ihm wieder besser ging, überall zusammen hin: in die Stadt zum Einkaufen und zu Niko, der sich sehr darüber freute, dass Murat so einen lieben Freund gefunden hatte.
Sogar von der Schule holte Murat seinen Freund ab. Das passte Tobias natürlich gar nicht. Er machte Murat dafür verantwortlich, dass Markus schwul geworden war und dass er nicht mehr mit ihm sprach. Auf die Idee, dass es an seinen Äußerungen im Unterricht liegen könnte, kam er gar nicht erst.
Deswegen beschloss er zu seinen neuen Freunden, einer Gruppe von Skins, zu gehen. Er hatte sie in der Disko kennen gelernt und sie mussten ihm einfach helfen.
Am Nachmittag klingelte er bei einem der Freunde an der Tür. Er wurde eingelassen und traf in der Wohnung auch auf den Rest der Gruppe. „Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Du siehst aus, als hättest du dich ziemlich geärgert“, sagte der eine und rülpste genüsslich.
„Kommt vom Bier, willst´ auch eins?“ „Ja, gern.“ Tobi setzte sich und erzählte den Skins von seinen Sorgen und seinem Hass, er glaubte zumindest, dass es Hass war, auf Murat und seine Familie.
Tobias´ neue Freunde waren sofort bereit ihm zu helfen und das „Asipack“ mal ordentlich einzuschüchtern: „Schließlich haben wir auch noch eine Rechnung mit ihm offen. Neulich, als wir ihn verkloppt haben, sind wir ja nicht mal damit fertig geworden, weil diese Asifreunde vorbei kamen.“
„Ich möchte nur, dass ihr ihn etwas erschreckt“, sagte Tobi, dem jetzt doch ein bisschen mulmig zumute war, weil „seine Leute“ anfingen, von „einheizen“ zu reden. „Lass das man unsere Sorge sein“, meinte der Oberskin und Hausbesitzer. „Jetzt musst du aber gehen. Wir haben noch eine Menge vorzubereiten.“
Tobias verließ das Haus. Er wusste nicht wann dieses „Einheizen“ stattfinden sollte, aber die Hauptsache war eigentlich, dass er Markus damit von seinen Schwuchteleien abbringen würde.
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Es war Freitag Abend. Murat war überglücklich, denn er war nun schon knapp zwei Wochen mit Markus zusammen und liebte ihn über alles. Er kam gerade von ihm und wurde schon von seiner Mutter erwartet. Sie drückte ihm Fatima und ein Fläschchen mit Milch in die Hände und sagte: „Ich werde mit Nikos Eltern ins Theater gehen, sie haben mich eingeladen. Pass bitte schön auf Fatima auf. Tschüß mein Schatz“, sie gab Murat noch einen Kuss und schon war sie verschwunden.
Eine Stunde später hatte Murat seine Schwester ins Bett gebracht. Er saß im Wohnzimmer und schaute sich die wenigen Fotos von seinem Vater an, die ihm noch geblieben waren. An diesem Abend hatte er ein komisches Gefühl im Magen. Er wusste nicht wieso, aber er fühlte sich beobachtet.
Kurz nachdem Murat die Fotos wieder in sein Portemonnaie, und dieses in seine Hosentasche gesteckt hatte, flog ein Stein durch das Fenster. An ihm war ein Zettel befestigt. Murat nahm den Zettel auf und las: „Lass deine dreckigen Finger von deutschen Jungs!“
Er steckte den Zettel in seine Hosentasche und schon schoss etwas Brennendes durch das kaputte Fenster. Sofort gingen die Gardinen und ein Teil des Wohnzimmers in Flammen auf. Murat rannte ins Zimmer seiner Schwester, nahm sie auf den Arm und rannte mit ihr durch die brennende Wohnung ins Treppenhaus.
Seine Hose fing Feuer, doch trotzdem rannte er weiter und legte das Baby draußen, in sicherer Entfernung zum Haus, nieder. Mit einiger Mühe klopfte er das Feuer am Hosenbein aus. Er hatte wahnsinnige Angst, dass die Brandstifter noch in der Nähe waren und große Schmerzen.
Durch Nachbarn alarmiert, kamen nach kurzer Zeit Polizei und Feuerwehr. Ein Feuerwehrmann kümmerte sich sofort um Murat und das Baby, bis kurze Zeit später der Notarztwagen eintraf und Murats Brandwunden fachmännisch behandelt wurden.
Zu seinem Glück sah es schlimmer aus, als es war und er brauchte mit seiner Schwester nur für zwei Stunden mit in die Klinik. Auch Fatmia hatte Glück im Unglück gehabt. Die Rauchvergiftung, die bei ihr vernutet wurde bestätigte sich nicht. Vorher hatte Murat noch eine Aussage bei der Polizei gemacht und den Zettel weiter gegeben. Nach dem kurzen Krankenhausaufenthalt wurden die zwei Ikovics dann von einem Polizisten, der während der Untersuchung im Krankenhaus gewartet hatte, zu Nikos Haus gefahren.
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Nikos Eltern, Aylin Ikovic und Markus samt Eltern, welche sie im Theater getroffen hatten, saßen gerade fröhlich lachend am Wohnzimmertisch, als es an der Tür klingelte. „Ich mach schon auf“, rief Markus. Als er die Tür geöffnet hatte, sah er genau in Murats Augen und schon fing er an zu weinen.
Er trug Fatima fest in seinen Armen und trat mit dem Polizist in den Hausflur. Markus ging zu Murat und küsste ihn. Dann gingen alle ins Wohnzimmer zu den anderen. Als Aylin Murat und Fatima sah, die mittlerweile bei Markus auf dem Arm war und mit dessen Haaren spielte, sprang sie vom Tisch auf:
„Was ist passiert?“ Der Polizist erzählte Frau Ikovic und den anderen was geschehen war, während Murat sich schon in den Armen seiner Mutter wieder fand und laut anfing zu schluchzen.
Als der Polizist alles berichtet hatte, verabschiedete er sich. Aylin nahm Fatima auf den Arm und Niko brachte Murat ins Bad, wo er ihm half sich zu waschen, denn es durfte ja kein Wasser an die Brandwunden kommen. Anschließend wurden er und sein Schwesterchen ins Gästezimmer gebracht, um sich auszuruhen und etwas zu schlafen. Aylin und Markus, welcher bei Niko schlafen durfte, blieben noch bei ihnen.
Nikos Eltern boten Ikovics an bei Ihnen zu wohnen, bis sie eine neue Wohnung gefunden hatten und Aylin nahm dankend an. Inzwischen waren auch Markus Eltern nach Hause gegangen und er legte sich zu Murat ins Bett und beide schliefen aneinander gekuschelt ein.
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Am nächsten Morgen las Tobias in der Zeitung von dem Brand und sofort liefen ihm Tränen über seine Wangen: „Oh mein Gott, das wollte ich doch nicht!“ Er entschloss sich dazu nach der Schule zu den Ikovics zu gehen und sich zu entschuldigen, da er sich schuldig fühlte.
In der Schule erkundigte Tobi sich bei Niko, wo Murat mit seiner Familie untergekommen war und vier Stunden später klingelte es an Nikos Haustür, welche sogleich von Murat geöffnet wurde. „Darf ich reinkommen?“, fragte Tobi mit zitternder Stimme. „Ich muss mit dir reden.“
Murat ließ ihn ein und im Wohnzimmer angekommen fing Tobi leise an zu erzählen: „Ich habe neulich ein paar Typen kennen gelernt, die meisten von ihnen sind Skinheads. Die, die dich neulich zusammengeschlagen haben. Das haben sie mir zumindest erzählt. Also…du bist ja mit Markus zusammen, oder?“, er stockte und Markus nickte.
„Ich bin da nicht mit klar gekommen, dass er auf einmal auf Jungs steht und dachte du hättest ihn irgendwie umgepolt, deshalb hab ich die Skins auf dich aufgehetzt.“ Tobi erzählte Murat die ganze Geschichte und dieser hörte bestürzt zu.
„Komm“, sagte Murat nachdem Tobias geendet hatte, „wir gehen zur Polizei und du erzählst dort genau das was du mir erzählt hast, ok?“ „Ok, das muss wohl sein. Danke für deine Hilfe. Du warst der letzte von dem ich angenommen hätte, dass er mir hilft.“ „Ich möchte nur, dass du einsiehst, dass alle Menschen gleich sind, ganz egal wo sie herkommen.“ Mit diesen Worten verließen die zwei Jungen die Wohnung und gingen zur nächsten Wache.
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Bei der Polizei angekommen machte Tobias seine Aussage. Der zuständige Polizist nahm alle Personendaten der Skins auf, die Tobi ihm geben konnte. Eine halbe Stunde später wurden alle Beteiligten wegen dringenden Tatverdachts verhaftet. Tobi sagte er, dass er nicht so viel zu befürchten hätte, da er freiwillig gekommen war und nicht direkt mit der Tat in Verbindung stand.
Außerdem hatte er ja nicht gewollt, dass jemand ernsthaft verletzt wird. „Die Skinheads“, sagte der Polizist weiter, „werden allerdings mit hohen Strafen rechnen müssen.“
Nach zwei Stunden konnten Tobias und Murat das Polizeirevier verlassen. Sie gingen zurück zu Niko. Als sie wieder im gemütlichen Wohnzimmer saßen, erzählte Murat seiner Mutter und Nikos Familie, was Tobi ihm gesagt hatte. Diese fanden es gut, dass Tobias sich gleich entschuldigt hatte und zur Polizei gegangen war.
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Zwei Monate später saßen Ikovics bereits in ihrer neuen Wohnung und die Vermieter waren keine geringeren als Tobias´Eltern. Er hatte sich gleich darum gekümmert, dass seine Eltern niemand anders als Familie Ikovic dort einziehen ließen. Ikovics waren froh darüber nun noch mehr Freunde gefunden zu haben, wie Tobias und seine Eltern.
Den Brand hatten Ikovics mittlerweile fast vergessen. Die Brandstifter saßen in Untersuchungshaft und wurden bald darauf zu Gefängnisstrafen verurteilt, da sie Wiederholungstäter waren.
Murats Wunden waren gut verheilt und er war immer noch mit Markus zusammen und das war ja die Hauptsache.
ENDE