Markus – Teil 5

TORBEN

Nun saß ich alleine in Markus´ Zimmer und ließ den Tag bis zum jetzigen Moment Revue passieren. Es war nicht einfach gewesen, heute Morgen allen Mut zusammen zu nehmen und mit in die Schule zu gehen. Letzten Endes habe ich es nur gemacht, um erstens nicht noch mehr Stoff zu verpassen und zweitens, weil ich es nicht ertragen konnte, wie gut Kai und Markus sich schon nach so kurzer Zeit verstanden. Bei uns war das damals nicht so schnell gegangen. Okay ich gebe zu, vielleicht war der letzte Grund eher der wichtigste. Jedenfalls hatte ich es genossen Kais Gesicht zu sehen, als er in die Klasse kam und sah, dass ich wieder da war. Ich glaubte nämlich, dass ihm das nicht so richtig gepasst hatte.

Ansonsten war der Unterricht erträglich gewesen. Ich bin überall ganz gut mitgekommen, auch wenn ich einiges zum ersten Mal gehört hatte. Die Lehrer gaben sich viel Mühe und hatten manches noch einmal kurz für mich wiederholt. Sie freuten sich alle, dass ich wieder da war, genauso wie das auch der Rest der Klasse tat, na ja, außer Kai vielleicht. Ich hatte ihn ein paar Mal dabei beobachtet, wie er zu Markus rübergesehen hatte und dieser Blick sprach meiner Meinung nach Bände.

Ich ärgerte mich, dass Markus in diesem Moment schon wieder bei Kai war. Eigentlich war es total ungerecht Markus gegenüber, denn schließlich konnte ich nicht all seine Zeit für mich beanspruchen, und trotzdem machte es mich rasend, dass die zwei sich jetzt öfter trafen. Ich seufzte und befahl mir selber, nicht weiter darüber nachzudenken. Stattdessen kramte ich meine Schulsachen hervor und arbeitete noch ein bisschen was durch, um in der Schule noch besser wieder mit zu kommen.

MARKUS

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Irgendwie wirbelten alle möglichen Gedanken durch meinen Kopf. Was mich etwas erschreckte war, dass ich eine Stimme, die sich verdächtig nach Torbens anhörte, in meinem Kopf hatte, die immer wieder in vorwurfsvollem Ton sagte ´Ich hab´s dir ja gesagt´. Komisch, dass ich gerade in so einem Moment an Torben denken musste. Allerdings hielt dieser Moment nicht allzu lange an, denn mittlerweile fühlte ich nicht mehr nur Kais heißen Atem auf meinem Nacken sondern auch seine Lippen.

„Ähm, Kai, ich…“

„Shhhht.“

Er umfasste meine Taille, drehte mich zu sich um und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Bei diesem Kuss blieb es jedoch nicht. Es dauerte nicht lange und ich spürte seine Zunge an meinen Lippen. Ich ließ sie ein, und schon berührten sich unsere Zungenspitzen. Kai küsste mich immer fordernder und wilder und so langsam fragte ich mich, ob mir das nicht doch alles etwas zu schnell ging. Ich wollte Kai gerade sanft von mir weg schieben, als ein Mädchen von vielleicht 19 Jahren in die Schwimmhalle stürmte und er unseren Kuss beendete.

„Was willst du denn hier?“

Hm, das hörte sich nicht gerade freundlich an.

„Schwimmen! Das Becken gehört dir schließlich nicht alleine.“, antwortete sie.

„Kannst du nicht später schwimmen?“

„Nein, tut mir leid, dass ich deine Sexgelüste unterbrochen habe.“ Nun wandte sie sich mir zu. „Hi, ich bin Anke, Kais Schwester.“

„Leider“, schnaufte dieser.

Ich begrüßte Anke und stellte mich ebenfalls vor. Dann wandte ich mich an Kai:

„Ich glaube, wir sollten langsam aus dem Wasser raus, ich bin schon ganz schrumpelig. Außerdem wollten wir ja noch was für die Schule tun.“

Kai schien davon nicht besonders begeistert zu sein, denn er warf seiner Schwester einen bitterbösen Blick zu. Dann ließ er mich los und kletterte aus dem Becken. Ich tat es ihm gleich und warf dabei einen Blick auf seinen Körper. Er sah schon gut aus, und er hatte eine beträchtliche Beule in der Hose.

Kai hatte sich schon in ein Handtuch gewickelt und war im Begriff die Schwimmhalle zu verlassen. Also wickelte ich mir auch schnell das erste Handtuch um, was ich fand und folgte ihm mit meinen Klamotten auf dem Arm. Bevor ich hinausging drehte ich mich aber noch einmal um.

„Tschüß, Anke, war nett dich kennen zu lernen.“

„Hat mich auch gefreut, Markus.“

Kai war mittlerweile schon nicht mehr zu sehen.

„Ach, und Markus, lass dich nicht von ihm rumkriegen.“

Ich wollte gerade fragen, was sie damit meinte, als mir von der Treppe aus eine genervte Stimme entgegenschlug.

„Markus, wo bleibst du denn?“

„Komme schon.“

Ich sprintete die Treppe hoch und folgte Kai in seine vier Wände. Er ging an seinen Schrank und holte sich neue Klamotten heraus. Mir hielt er mit einem süßen Lächeln eine schwarze Retro hin.

„Hier, die dürfte dir passen, nach dem, was ich gefühlt habe.“ Er zwinkerte mir zu und ich wurde rot.

„Danke.“

„Tut mir übrigens Leid wegen meiner Schwester, wir verstehen uns nicht sonderlich.“

„Das habe ich gemerkt.“

Was sie mir hinterher gerufen hatte, verschwieg ich Kai mal besser. Ich wollte keinen Streit zwischen den beiden provozieren.

Kai lächelte noch etwas breiter und kam dann, immer noch nur mit Handtuch bekleidet auf mich zu. Er legte seine Hände auf meine Hüften, zog mich an sich und küsste mich wieder. Als er jedoch Anstalten machte, mir das Handtuch herunterzuziehen schob ich ihn sanft von mir.

„Ähm, ich muss mal zur Toilette.“

Er zuckte mit den Schultern.

„Weißt ja, wo es lang geht.“

Ich ging zur Toilette, obwohl ich eigentlich gar nicht musste. Mir war die ganze Situation nur gerade irgendwie zuviel. Ich hatte die Retro mitgenommen und tauschte das Handtuch nun gegen sie ein. Vor Kai wollte ich sie nicht anziehen, da ich nicht sicher war, was dann vielleicht noch passieren würde. Ich hing das nasse Handtuch über den Badewannenrand und ging zurück. Als ich das Zimmer betrat, guckte mich Kai für einen Moment enttäuscht an, lächelte aber gleich wieder. Er trug immer noch sein Handtuch, kam auf mich zu und wollte mich augenscheinlich wieder umarmen.

„Du, Kai, ähm… entschuldige, aber das geht mir alles etwas schnell jetzt.“

„Oh.“ Kai schaute traurig zu Boden.

„Sorry, ich mag dich echt, Kai, aber das kam jetzt doch ziemlich plötzlich. Ich muss das erst mal alles verarbeiten irgendwie.“

„Hm, okay. Tut mir Leid, wenn ich dich überrumpelt habe. Ich wollte dich zu nichts drängen.“

Bei diesen Worten legte er mir die Arme um den Hals und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich fand das total niedlich und gab ihm ebenfalls einen Kuss auf die Wange.

„Sollen wir jetzt Mathe machen?“

„Man, bist du unromantisch, Markus! Aber du hast Recht, wir sollten mal anfangen.“

Zwei Minuten später saßen wir beide angezogen vor unseren Büchern.

TORBEN

Ich hatte gerade meine Schulbücher zur Seite gelegt, als Markus von Kai zurückkam. Man sah gleich, dass irgendwas passiert sein musste, sprach ihn aber erst einmal nicht darauf an.

„Hey“, begrüßte mich Markus und ließ sich auf unser – oder besser gesagt sein – Bett fallen.

„Hey. Du siehst so aus wie ich mich fühle!“, grinste ich ihn an.

„Wie bitte?“

„Ich habe den Nachmittag mit Schulkram verbracht, jetzt bin ich fertig für die Nacht.“

„Ach so.“

Ich legte mich neben Markus aufs Bett, stützte mich auf einem Arm ab und legte den anderen um Markus. Er lächelte mich an, sagte aber nichts.

„Sag mal, Markus, wollen wir am Wochenende wieder schwimmen gehen? Mir hat es gut gefallen in der Therme.“

Zweifelnd sah ich Markus an. Er antwortete nicht. Ich piekste ihm mit einem Finger leicht in die Seite und er quiekte.

„Nicht tun!“

„Wenn du mir nicht zuhörst. Was ist denn los, hm? Du bist so schweigsam.“

Ich legte mich nun ganz dicht neben Markus und fing an mit meinem Finger kleine Kreise auf seinem Bauch zu ziehen.

„Na komm, sag schon, was dich beschäftigt.“

„Du hattest Recht. Er hat mich geküsst…“

Hatte ich es doch geahnt. In mir kochte eine unheimliche Wut auf, nach außen hin blieb ich jedoch völlig ruhig.

„Und weiter? Das war doch nicht alles, oder?“

Markus erzählte mir dann von seinem Nachmittag bei Kai, von dem Schwimmbecken im Keller (da konnte ich ja schon mal gar nicht mithalten!), von dem Kuss, Kais Geständnis und von seiner Schwester.

„Du sagst ja gar nichts“, Markus drehte sich zu mir und sah mir direkt in die Augen.

„Was soll ich schon sagen, ich hab´s ja geahnt“, seufzte ich.

„Ich weiß, dass du ihn nicht magst. Da gibt es aber gar keinen Grund für. Er wird mich dir nicht wegnehmen, Torben. Jetzt lächelte er mich aufmunternd an.

„Hm, das will ich schwer hoffen, sonst muss ich ihn verhauen.“

Markus sah mich geschockt an und entdecke ein breites Grinsen in meinem Gesicht.

„Hat seine Schwester wirklich gesagt, du sollst dich nicht von ihm rumkriegen lassen?“

Er nickte.

„Du solltest aufpassen bei ihm. Die sagt so was doch sicher nicht ohne Grund und wenn ich ehrlich bin, gefällt mir auch nicht, dass der sich heute gleich so an dich rangeschmissen hat.“

„Ach komm, Torben, Anke wollte ihrem Bruder sicher nur eins auswischen. Die mögen sich wohl nicht besonders. Und du, du bist eifersüchtig, das ist total niedlich.“

„Pah, ich bin gar nicht niedlich“, schmollte ich. „Und was ist nun? Willst du was mit ihm anfangen? Immerhin bist du ja eigentlich in wen anders verknallt.“

„Ja, aber irgendwie…hm, ich weiß auch nicht. Mit Mario das wird ja eh nie was und Kai ist eigentlich echt nett und sieht ja auch nicht schlecht aus. Ach komm, Torben, jetzt guck nicht so grimmig“, kicherte er.

„Ich will halt nicht, dass dir wer weh tut und Kai gefällt mir eben nicht.“

„Ich bin aber nun mal mit ihm befreundet. Allerdings nicht so wie mit dir. Das ist was ganz anderes. Eine Freundschaft wie zwischen uns könnte ich nie zu wem anders haben, ich hab dich lieb.“

Dieser Satz von Markus lullte mich irgendwie so sehr ein, dass ich einfach nicht mehr böse sein konnte. Ich nahm ihn fest in den Arm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

MARKUS

„Ich hab dich auch lieb, Markus, sehr sogar. Aber versprich mir bitte, dass du aufpasst okay? Und spring nicht gleich mit ihm in die Kiste und wenn doch, dann nur mit Gummi. Wer weiß, wo der schon überall dringesteckt hat!“

Ich sah ihn einen Moment lang total baff an, fing dann wie verrückt an zu lachen und konnte mich gar nicht mehr beruhigen.

„Du… haha… bist so niedlich, wenn du eifersüchtig bist… haha… Dabei sind wir… hihi… doch gar nicht zusammen.“

Torben zeigte wieder seinen berühmten Schmollmund und brummelte irgendwas von ´Bin gar nicht niedlich´. Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme auf der Brust und starrte schmollend an die Decke.

Ich setzte mich auf und schwang mich über ihn, setzte mich auf sein Becken und piekste ihm in den Bauch. Er zeigte keinerlei Reaktion und starrte immer noch zur Decke.

„Komm schon, Torben, du bist wirklich niedlich, wenn du eifersüchtig bist.“

Ich piekste weiter auf seinem Bauch herum bis seine Mundwinkel langsam zu zucken anfingen. Mit einem Mal packte er meine Hände, so dass ich ihn nicht mehr weiter ärgern konnte und zog mich zu sich herunter. Sein Gesicht war nun ganz nah an meinem.

„Hör auf, mich zu ärgern, sonst ärger ich zurück“, flüsterte er mir in mein Ohr.

Ich spürte, wie sich ein sehr bekanntes Gefühl in mir ausbreitete. Das konnte ich aber gar nicht gebrauchen. Nicht jetzt, wo ich so auf ihm saß und er mir direkt in den Schritt gucken konnte. Ich war zwar angezogen, aber Torben war ja nicht blöd, der würde die Beule schon erkennen. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, schaffte es aber nicht.

„Mach ich dich nervös?“, flüsterte mir Torben jetzt schon fast verführerisch ins Ohr.

„Ja!“, zickte ich. „Lass mich jetzt los, bitte.“

„Ich will dich aber nicht loslassen. Mir gefällt’s so.“

„Torben bitte, du… ich… ähm…“

„Jetzt stell dich nicht so an, ich hab bereits gesehen, dass du ´nen Steifen hast und außerdem kenn ich den ja eh schon.“ Er streckte mir ganz nah vor meinem Gesicht die Zunge raus und dann küsste er mich…

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