Volle Dosis – Teil 2

Volle Dosis und gut

Orte: Valletta „Merchants Street“ um die Ecke
Personen: Lukas Kowalski Erzähler
Xavier Freund
…jetzt geht es mit viel Optimismus weiter….

Ich bekomme eben noch mit, wie Xavier am Telefon eine Liste vorliest mit Namen und Geldsummen auf seinem Konto, wo auch meines dabei ist. Und was von „voller Dosis“ und dass Doktor Schischang heute noch eine frische Leiche ins Kühlfach packen soll.
Auch, dass er schon einen neuen Fisch an der Angel hat… Gerade, als ich tief entsetzt und auf das Schwerste enttäuscht, endlich zu verstehen beginne, schwinden mir die Sinne. „Warum nur immer ………..“
* * *
Ich wache langsam auf, denn irgendetwas stört meinen Schlaf. Die Sonne scheint ins offene Fenster, kitzelt mein Gesicht und ist für meine noch verschlafenen Augen viel zu hell, also ist es von den Örtlichkeiten her noch früh am Morgen.
Ich höre unregelmäßige Schnarchgeräusche, spüre einen schmerzhaften Druck aus meiner Blasengegend und denke an das Gehörte, an das schier Unglaubliche! Bin ich jetzt tot und im Himmel oder sonst wo, und muss man dort so dringend auf die Toilette? Und was ist mit der Hand über meinem Kopf – gehört die immer noch meinem Freund oder wie soll ich den nun bezeichnen…
Diese Überlegungen erstmal beiseite schiebend, springe ich schnell auf und eile zur Toilette. Irgendetwas ist diesen Morgen anders. War sonst das Vogelgeschwitscher, welches deutlich vom offenen Fenster zur Hofseite auf dem WC zu hören ist, auch schon so da? Auf jeden Fall rieche ich ziemlich verschwitzt, werde erst mal noch duschen müssen.
Mich bemühend, den Kleiderschrank im Zimmer leise zu öffnen, muss der mal wieder ein lautes Quietschen von sich geben, von der Bedeutung her: „Öl, bitte!“, was Xavier natürlich weckt.

„Guten Morgen, mein lieber Lukas. Nun, wie fühlst du dich?“, kommt von ihm als Erstes und mit noch müder Stimme.
Von irgendwelchem Bösen ist bei ihm keine Spur, im Gegenteil klingt er sehr besorgt. Das Gehörte fällt mir wieder ein und drückt sofort meine Stimmung.
Mit vor Seelenschmerz versagender Stimme presse ich leise aus, „Warum nur, Xavier?“

„Was, warum?“

„Ich habe dein Telefongespräch gehört, und dass du nur an mein Geld, also die Rente willst, und mich deswegen vergiftet hast. Aber ich lebe noch…“

„Lukas, spinnst du! Ich habe mit deiner Bank telefoniert, denn die hat mich angerufen wegen der Überweisung deiner Rente und den Formalitäten. Mehr nicht!
Ich hatte ja auch genug mit dir zu tun, so wie du immer geschwitzt und dann wieder gezittert hast. Dann das hohe Fieber und dein mühevolles Atmen… Man, ich hatte große Angst um dich! Und du erzählst mir so was…“
Jetzt bin ich ziemlich durcheinander und mit der Situation überfordert.
„Sag mal, Lukas, kann es sein, dass du im Fieber nur einen bösen Traum hattest, irgend so einen schlimmen Fieberwahn?“
„Wird wohl so gewesen sein“, gebe ich geknickt von mir.
Wie kann ich nur meinem Freund so etwas Schlimmes zutrauen und das auch noch aussprechen! Plötzlich fängt Xavier an zu lächeln, was mich jetzt vollkommen aus dem Konzept bringt.
„Weißt du, Lukas, dass du jetzt seit Wochen das erste Mal wieder alleine auf Toilette warst, ohne mich als Gehhilfe zu benutzen? Und das du jetzt schon mehr als fünf Minuten dort am Schrank stehst, ohne dich irgendwo festzuhalten und trotzdem nicht um fällst? Du hast fast dreißig Stunden ununterbrochen im Bett gelegen, und ich glaubte zwischendurch schon, dass ich dich verliere – aber jetzt scheint mir, dass du auf dem Weg der Besserung bist. Und dass wieder mehr Leben in dir ist, habe ich über Nacht bereits spüren können…“, wobei sein Blick auf meine Unterhose geht.
Oh, da tut sich ordentlich was und ich beginne zu erröten.
„Und richtig Farbe bekommst du jetzt auch schon wieder. Glaube ja nicht, dass mich deine Erektion stört – eher im Gegenteil! Ich möchte endlich mal nach der ganzen Schinderei mit deiner Pflege von dir bald mal ordentlich belohnt werden. Aber erst wollen wir uns noch frisch machen und auch Frühstück essen…“
Auch wenn mir Xavier nicht verraten will, was das für eine Medizin war, die er mir gegeben hat – ich kann es mir schon denken: Getrockneter Bärenpenis, zerriebene Spinnenbeine und dergleichen Zeugs mehr.
Aber wichtig ist nur, dass es hilft, und es geht mir entscheidend besser. Die beste Medizin für mich ist aber die volle Dosis an Liebe, die er mir gibt, seine ständige Zuwendung und aufopferungsvolle Pflege. Ohne ihn wäre ich nicht mehr…
* * *
Monate sind vergangen. Meine Krankheit ist überstanden und mit Xaviers Hilfe kann ich hoffen, dass sie nie wieder ausbricht. Er ist mein Lebenselixier, meine Lebensversicherung und auch mein schönster Lebensinhalt! Es gibt nur einen Ort, wo ich Leben kann, und der ist in seiner Nähe. Beide waren wir unglücklich, ich auch sehr krank. Durch die Kraft unserer Liebe sind wir einander zu Medizinmännern geworden.
Auf dem Rezept stand: „Liebe in maximal möglicher Dosis und in Ganzkörperanwendung, Verabreichungszeit rund um die Uhr.“
Es hat wirklich gut gewirkt.
Regelmäßig zünden wir Kerzen in der Kirche an, wo wir uns begegnet sind, und beten für unsere Liebe und Gesundheit.

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