Taurus 9 – Teil 3 – Die Aufgabe

„Ga… briel?“, fragte ich stotternd.

„Ja?“

Ich zuckte zusammen, denn das war definitiv nicht mehr die Stimme Gabriels.

„Commander Clifferton, bitte melden“, hörte ich die Stimme Spencers über meinen Kommunikator.

Schien wieder zu funktionieren.

„Clifferton hier.“

Erst mal kam einige Sekunden gar nichts. Man hatte wohl nicht damit gerechnet, den Kontakt mit mir wieder herstellen zu können.

„… ähm Sir, wo befinden sie sich, man sucht die ganze Station nach ihnen ab.“

„Medizinische Abteilung… im Labor von Dr. Eilieen.“

„Ist Dr. Eilieen bei ihnen, nach hier wird ebenfalls gesucht?“

„Liegt verletzt vor dem Labor. Ist irgendwo etwas vom medizinischen Personal übrig geblieben?“

„Tut mir Leid, Sir. Bisher konnten wir auf der kompletten Station niemanden orten.“

„Bitte?“, sagte ich total verwirrt, „das sind mindestens fünfzig Personen, die können doch nicht…“

„Sir, im dritten Korridor, Lager fünfzehn, befinden sich eine Menge schwacher Lebenszeichen.“

„Lewis?“, rief ich laut.

„Ja, hier Peter!“, bekam ich zur Antwort und Chief Lewis betrat das Labor.

„Lewis, Korridor drei, Lager fünfzehn muss jemand sein, wahrscheinlich das medizinische Personal… schwache Lebenszeichen.“

„Aye Sir. Stanger und Konfir mitkommen.“

Mein Blick fiel wieder auf Gabriel, der mittlerweile neben mir stand. Er sah aus wie zuvor, doch irgendetwas war doch anders, ich konnte nicht sagen was.

„Gabriel… alles in Ordnung?“, fragte ich leise.

„Ja, ich habe mich nie besser gefühlt.“

„Was…, was ist passiert?“

„Was soll passiert sein?“

„Irgendetwas hat sich verändert…, du hast…, du bist nicht mehr du…, du schimmerst komisch.“

Gabriels Kopf senkte sich nach vorne und hob seine Arme. Kritisch besah sich Gabriel seine Hände, die in der schwachen Beleuchtung schwach schimmerten. Maik betrat wieder das Labor und wollte etwas anmerken.

Sein Blick fiel ebenfalls auf Gabriel und es stockte ihm regelrecht der Atem.

„Alles an mir befindet sich in normalen Parametern“, gab Gabriel von sich.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Gabriel war definitiv irgendwie zur einer Maschine mutiert. Zwar waren seine Bewegungen noch genauso flüssig, als er noch ein Mensch war, aber schon sein Aussehen verriet, dass er keiner mehr war.

Er richtete sich auf und stand nun neben mir.

„Große Schäden in der medizinischen Abteilung, Sir.“

„Das ist mir bewusst, Gabriel.“

„Sir, sie werden dringend auf der Brücke erwartet. Große Verbände nähern sich der Station“, meldete sich Spencer über die Kommunikation.

„Was für Verbände?“, fragte ich.

„Feindliche, Sir!“

Ich schaute zu Maik.

„Geh schon, ich komme hier unten schon klar“, meinte er und lächelte mich zuversichtlich an.

„Okay! Staffone Gabriel, mit mir zur Brücke!“

„Ey Sir!“

Eine gewaltige Explosion erschütterte die Station. Ich wurde zur Seite geworfen und konnte einem Labortisch gerade noch ausweichen. Gabriel, der bei meinem Fall in Sichtweite war, hatte nicht so viel Glück, er wurde von einem Schrank begraben.

„Brücke?“, rief ich.

„Commander, der Verband greift an.“

„Das…, das habe ich gemerkt… halten denn die Schutzschilde nicht?“

Mühsam stand ich auf und lief zu Gabriel.

„Doch Sir, aber es gab eine gewaltige Explosion im Raum.“

„Ich bin gleich bei ihnen… Commander Ende.“

„Ey Sir.“

„Gabriel?“, rief ich.

„Sir“, hörte ich seine Stimme.

Ein lautes Krachen folgte und der Schrank, der auf Gabriel lag, hob sich wie von Zauberhand alleine an. Mein Staffone kam zum Vorschein. Er stand auf, als wäre nie etwas gewesen. Verwirrt schaute ich ihn an. War er jetzt zum Superhelden mutiert?

Jemand anderes vertrieb diesen Gedanken.

„Maik?“

Ich bekam keine Antwort.

„Maik? Wo bist du?“

Wieder keine Silbe. Ich versuchte durch die Trümmer zu steigen. Gabriel war plötzlich neben mir.

„Sir, Moment… schwache Lebenszeichen vor uns, unter dem Träger.“

Entsetzt schaute ich ihn an. Gabriel zog eine große Deckenplatte zur Seite und gab den Blick auf Maik frei.

„Maik“, rief ich.

Maik lag wirklich unter einem herabgestürzten Träger, eine Wunde klaffte am Kopf, aus der Blut rann. Gabriel hob den Träger an, als wäre er aus Papier. Ich ging neben Maik auf den Boden, nahm seine Hand. Mein Herz schlug wie wild und mir war schlecht.

„Maik!“

Er öffnete die Augen und sah mich an.

„Peter…, es… tut mir Leid…“

„Maik, ganz ruhig… gleich kommt Hilfe. Brücke… medizinischer Notfall, gibt es jemand auf dieser Station, der uns hier unten helfen kann?“

Die Brücke antwortete nicht.

„Peter…“

Ich sah wieder in Maiks Augen. Langsam sickerte Blut aus seinem Mund.

„Maik halte durch…, es wird gleich jemand da sein…“

Maik versuchte zu lächeln.

Ich atmete tief durch, Tränen rannen aus meinen Augen.

„Verspr… versprich mir eins.“

„Was?“

Er hustete und Blut lief ihm aus dem Mund.

„Versprich mir…, dass du dir den Richtigen aussuchst.“

„Maik… rede doch keinen Scheiß, du gehörst zu mir. Du wirst schnell wieder gesund! Glaub mir!“

Ich drückte seine Hand noch fester. Irgendwo im Raum krachte noch etwas herunter. Ich zuckte zusammen. Funken begannen zu sprühen.

„Du… du kannst mich jetzt nicht im Stich lassen, Maik. Ich brauche dich…“

Maik schüttelte fast unerkennbar den Kopf.

„Finde…“

Er begann zu husten und spuckte noch mehr Blut.

„Brücke… verdammt, wir brauchen Hilfe“, schrie ich.

„Wir sind gleich bei ihnen Commander“, hörte ich Lewis über meinen Kommunikator.

„Peter… ich liebe… dich…“

Doch bevor ich erwidern konnte, ließ der Druck vom Maiks Hand nach.

„Maik… Maik bitte“, schrie ich.

Der Glanz seiner Augen erlosch. Sein Kopf sank leicht zur Seite.

„Maiiiiiiiiiiikkkkkkkkk! Lass mich nicht allein!“

Ich brach über ihm zusammen und fing heftig an zu schluchzen.

„Neeeeein…“

„Sir…“

Ich hörte Gabriels Stimme in weiter Ferne, reagierte aber nicht.

„Sir… TO Maik Forester ist tot.“

Ich hob meinen Kopf und sah Maik mit verheulten Augen an. Langsam beugte ich mich nach vorne, küsste sanft seine Stirn. Weinend kniete ich neben ihm und strich mit der Hand über sein Gesicht, verschloss seine Augen.

In mir drin, zeriss etwas und plötzlich war es wieder da. Etwas was Maik genommen hatte. Die Leere, die mich erfüllte, bis ich diesen Mann kennen lernte. Ein Mann der mir ungeniert seine Liebe zeigte, obwohl ich zögerte sie zu erwidern. Doch dazu war es jetzt zu spät.

*-*-*

Mein Verstand sagte mir, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Zu viele Dinge passierten hier auf einmal. Ich konnte sie zwar nicht zusammen fügen, aber ich war mir sicher, dass sich alles irgendwie vereinen ließ.

Mein Herz dagegen hing bei Maik. Meine Uniform und Hände waren mit Maiks Blut verschmiert. Lewis hatte mich weggezogen und nun war ich mit Gabriel an meiner Seite auf dem Weg zur Brücke.

Maik tot, ich konnte diesen Gedanken nicht fassen.

„Sir…, wir müssen nach rechts“, riss mich Gabriel aus den Gedanken.

Ich schaute auf und sah ihn an. Er hielt meinen Blick stand, zeigte keinerlei Mimik oder irgendwelche erkennbare Gefühle. Ich blieb stehen.

„Sir?“

Zu viele Gedanken rasten auf mich ein und wieder rannen Tränen über meine Wangen. Ich atmete tief durch. Wie sollte ich das durchstehen. Wieder wurde die Station durchgeschüttelt. Ich besann mich auf meine Aufgabe.

„Gabriel… gehen sie vor“, meinte ich nur.

Wenige Minuten später betraten wir gemeinsam die Brücke.

„Sir, wir liegen immer noch unter…“, begann Spencer, bis er sich zu mir umdrehte.

Er verstummt abrupt. Sein Blick fiel auf meine Uniform und sah mir anschließend entsetzt in die Augen.

„Halten die Schilde“, fragte ich und lies mich in meinen Sitz fallen.

Spencer drehte sich wieder um.

„Schilde halten!“

„Gegenwehr?“

„Im Augenblick nicht möglich…“

„WAS?“

Die Aussage von Spencer riss mich nun vollends aus meinen Gedanken. Alle schauten auf mich und dann auf Gabriel. Ich spürte deutlich, wie sich das Unbehagen breit machte.

„Eine Gegenwehr ist derzeit nicht möglich, Sir. Alle Batterien sind blockiert.“

Mein Blick fiel automatisch auf meinen Staffone, der starr auf die Monitore schaute.

„Staffone Gabriel, warum wird unser Arsenal blockiert?“

„Sir, mir liegen keinerlei Daten vor. Unsere Gegenwehr müsste funktionstüchtig sein.“

„Sir, der Verband dreht ab!“, meldete sich Spencer zu Wort.

Auf dem Monitor sah ich, dass der Schutzschild der Taurus nahezu alle in der Nähe befindlichen Schiffe, die zur Allianz gehörten einschloss.

„Sir, ein Teil des Kampfverbandes löst sich aus der Formation.“

„In welche Richtung, Mac Neal.“

„Auf uns zu, sie müssten gleich auf den äußeren Rand des Schutzschirmes treffen.“

„Die Jäger stehen auf Bereitschaft?“

Mac Neal nickte. Die Schiffe passierten den Schutzschirm, aber statt wie erwartet zerstört oder irgendwie aufgehalten zu werden, verschwanden sie einfach vom Bildschirm, um wenige Sekunden später auf der anderen Seite des Schirmes wieder zu erscheinen.

„Verflucht wie kann…“, begann Mac Neal und trat neben mich.

„Zügeln sie ihre Aussprache, Lars“, unterbrach ich ihn.

„Entschuldigen sie, Sir.“

Der Verband flog eine weite Schleife und wieder passierte es. Sie verschwanden um wenig später wieder gegenüber aufzutauchen. Die Schiffe schlossen wieder zum Kampfverband auf. Mac Neal schaute mich fassungslos an und er war nicht der einzige.

Der komplette Verband drehte bei und verschwand wieder so schnell wie sie gekommen waren. Mac Neal neben mir atmete tief durch. Ich klopfte ihm ein paar Mal auf die Schulter.

„Was ist…?“

„Das kann ich ihnen auch nicht sagen, Mac Neal. Auf dieser Station gehen Dinge vor, die sich keiner erklären kann. Ich bin mir aber fast sicher, dass es mit den Hyrditen zusammen hängt. Sie haben wieder die Brücke, Mac Neal. Cat, sie rufen mir unverzüglich Chief O’Kingley, Botschafterin Hanris und Leutan in den Konferenzraum. Gabriel sie kommen mit mir.“

„Aye Sir.“

Gabriel folgte mir wortlos in den Lift, der uns auf das Deck des Konferenzraum brachte. Dort angekommen wartete Chief O’Kingley bereits.

„Was ist?“, fragte er, aber ich winkte ab und wies ihn an, per Handwink einzutreten.

„Maik ist… tot“, sagte ich leise.

Lewis schaute mich entgeistert an.

„Tut mir Leid…, wenn ich etwas für…“

Ich hob die Hand und er schwieg. Mein Blick wanderte wieder zu Gabriel, der sich in eine Ecke des Raumes gestellt hatte. Nun hieß es warten. Als erstes traf Leutan ein. Sein Blick haftete auf meiner blutverschmierten Uniform.

Er verbeugte sich vor mir aber ohne den Grund zu erfragen, weshalb er hier her zitiert wurde, oder was geschehen war. Bis Botschafterin Hanris eintraf verweilten wir in Schweigen. Nicht mal Lewis traute sich etwas zu sagen, der sonst immer einen Kommentar parat hatte.

Das Schot öffnete sich und Hanris von Xendor trat ein.

„Peter, ist etwas passiert, dass sie mich so dringend sprechen…“

Entsetzt brach sie ihre Frage ab, sah erst mich an, bemerkte Staffone Gabriel neben mir und wich zurück.

„Was ist geschehen und wer ist das?“

„Staffone Gabriel Fontaine…, es gab eine Explosion auf der Krankenstation“, gab ich zur Antwort.

„Aber wie kann…“

Fragend sah sie mich an, bevor ihr Blick wieder Richtung Gabriel wanderte.

„Entschuldigen sie Botschafterin Hanris“, unterbrach sie Leutan, „vielleicht kann ich mehr Licht in die Dunkelheit bringen.“

Erstaunt schaute sie Leutan an.

„Setzten wir uns“, meinte ich und wies zum Tisch.

Gabriel blieb stehen und ich hütete mich ihn nochmal zu bitten, sich zu setzen. Die Botschafterin und Leutan setzten sich, wie auch Lewis. Mein Blick ruhte auf Gabriel, der ruhig und ohne eine Regung des Gefühls da stand.

Leutan erzählte in aller Ruhe, alles was er mir bereits erzählt hatte. Während Gabriel immer noch keine Regung zeigte, waren die anderen Zuhörer erst einmal still. Jeder ließ das Erzählte auf sich wirken.

„Wenn ich noch hinzufügen darf“, unterbrach Leutan die Stille, „wir haben zu keiner Zeit vorgehabt, irgendjemand zu schaden.“

„Das bezweifelt niemand“, meinte ich.

Botschafterin Harris nickt zustimmend.

„Und was wird jetzt werden?“, fragte Lewis.

„Das ist die Frage“, antwortete ich, „ die unbekannten Kampfverbände…, die Hyrditen…, Staffone Fontaine und der neue aktuelle Zusammenschluss des Völkerbundes. Ich weiß nicht, ob dies nicht alles irgendeinen zufälligen Zusammenhang hat oder…“

Meine Stimme verstummte, denn mir kam Maik wieder in den Sinn. Mein Blick fiel auf meine Hände, an denen immer noch sein Blut klebte.

„Sie meinen also, es ist, wie soll ich mich ausdrücken… vorher bestimmt?“, fragte Botschafterin Harris.

„Darüber kann ich mir kein Urteil erlauben, ich glaube nicht an altertümliche Weißsagungen und solche Dinge… Verzeihen sie Leutan, ich möchte ihnen und ihrem Volk nicht zu Nahe treten.“

Leutan nickte mir zu.

„Aber es mag sein, dass dies hier alles zu einem bestimmten Zweck geschehen ist. Zu erst müssen wir sehen, dass unsere Krankenstation wieder Einsatz fähig wird.“

„Dafür müsste auch ein neuer technischer Offizier ernannt werden…“, kam es von Lewis.

Ich warf ihm kurz einen vorwurfvollen Blick zu. Maik war keine Stunde tot und er redete von einem Nachfolger.

„Dürften wir ihnen einen Vorschlag unterbreiten?“, mischte sich Gabriel ein.

Wir… er hatte wir gesagt. Also sprachen die Hyrditen durch ihn.

„Ja?“, sagte ich.

„Sie haben doch die zwei Schiffe der unbekannten Streitkräfte und durch unsere Technik ist es uns möglich ihre Flugbahn zu berechnen, die sie durch das Wurmloch genommen haben.“

„Sie meinen, wir sollen mit den Schiffen denen folgen…?“, fragte Botschafterin Harris.

Gabriel nickte. Ein Summton zeigte an, dass sich jemand vor der Tür befand und um Einlass bat. Ich nickte Lewis zu und er gab die Tür frei. Doktor Eilieen Ross stand vor mir.

„Eilieen, wie geht es ihnen, sie sind ja völlig außer Puste.“

„Mir geht es wieder soweit gut, mir fehlt es nur an Luft, weil ich so gerannt bin.“

„Kommen sie herein, setzen sie sich“, meinte Botschafterin Harris.

„Danke“, erwiderte Eilieen und setzte sich an den Tisch.

Sie setzte sich und griff erst einmal nach der Wasserkaraffe und schenkte sich ein Glas voll. Nach einem kräftigen Zug stellte sie das Glas ab und blickte zu Gabriel.

„Dass mit der Krankenstation tut mir Leid und ich übernehme die volle Verantwortung dafür.“

„Ich glaube, dass sie keine Schuld trifft“, meinte ich leise.

Ihr Blick haftete immer noch an Gabriel.

„Den Grund meines Kommens… wir haben doch die Schiffbrüchigen untersucht und… ich kann es immer noch nicht glauben…“

„Was denn?“, sprach ich, nachdem ich mich wieder gesetzt hatte.

Eilieen schaute wieder kurz zu Gabriel, bevor sie sich wieder an uns wandte.

„Unsere Freunde die Microorganismen haben wie jedes Lebewesen eine biotechnische Signatur und eben diese habe ich in allen Befunden der Schiffbrüchigen beim Aufräumen gefunden.“

„Sie… sie sind alle wie Gabriel?“, meldete sich Chief O’Kingley zu Wort.

„Nein, nur die Signaturen sind fast gleich und uns ist noch aufgefallen, dass fast alle unter der gleichen Demenz leiden und sich an frühere Ereignisse nicht erinnern können. Körperlich scheinen sie alle in Ordnung zu sein, doch…“

Sie hielt kurz inne.

„… mehr kann ich ihnen dazu nicht sagen, nur, dass bereits ein drittel dieser… Leute… tot sind!“

„Tot?“, fragte ich.

„Ja, laut unseren Datenbanken gelten die meisten als vermisst oder wurden für Tot erklärt.“

Verblüfft schaute ich in die Runde. Ich griff nach meinem Kommunikator.

„Mac Neal?“

„Ja Sir?“, meldete er sich.

„Ist es möglich, die Flugbahn der Schiffbrüchigen und dieser Streitkraft zurückberechnen?““

„Einen Moment, Sir.“

Wäre Urban noch am Leben, würde ich ihn jetzt in die Mangel nehmen. Er hätte mir sagen können, was sie an den Außenposten zu suchen hatten. Von den Oberen sickerte eh sehr wenig Information zu uns durch.

„Sir? Beide hatten dieselbe Flugrichtung… Sektor 57.“

„Danke Mac Neal!“

Derselbe Sektor, wo auch Urban sich aufgehalten hatte. Mittlerweile glaubte ich an die neue Energiequelle – entdecken – Story nicht mehr. Da musste etwas anderes dahinter stellen.

„Chief, sie stellen eine Mannschaft zusammen, die mich auf dem einen Schiff begleiten kann.“

„Aber Sir, sie können doch nicht…“

„Chief, machen sie einfach das, was ich ihnen gesagt habe“, fuhr ich Lewis an, ich atmete tief durch und zügelte mich, „wenn es sich einrichten lässt, möchte ich Spencer, Cat und Dr. Ross mitnehmen.“

Ich stand nun dicht vor Lewis und er funkelte mich an.

„Dürfen wir sie begleiten?“, fragte Leutan und schaute Botschafterin Harris dabei an, die ihm nickend zustimmte.

„Ich weiß aber nicht, was auf zu kommt“, antwortete ich.

„Gut… auf welchem Deck sollen wir uns melden?“

Ich schaute zu Chief O’Kingley.

„Deck 43“, antwortete dieser.

*-*-*

Nach dem ich mich gesäubert hatte und in eine neue Uniform gestiegen war, stand ich vor dem Spiegel. Mein Gesicht kam mir zehn Jahre älter vor. Ich atmete tief durch und verließ mein Quartier. Wenig später hatte ich mich in dem neuen Raumschiff eingefunden. Spencer saß bereits an einer der Konsolen.

„Hm…, sieht etwas anders aus, aber wir werden das schon hinbekommen“, meinte Spencer, als er mich bemerkte.

„Wenn sie bereit sind, Spencer… fliegen sie los“, sagte ich nur.

Botschafterin Harris und Leutan standen bei Cat, die sich durch die vielen Programme der Kommunikation arbeitete, während Gabriel ruhig neben dem Schot stand. Eilieen betrat die Brücke.

„Die medizinische Einrichtung ist für die Größe dieses Schiffes nicht schlecht, Commander.“

„Ich muss zugeben, ich habe mich mit den Bauplänen dieses Schiffes, wenn es denn welche geben sollte, noch nicht beschäftigt. Ich denke, wir werden noch ein paar Überraschungen erleben, die unsere Freunde, die Hyrditen auf Lager haben“, erwiderte ich.

„Verbindung mit Taurus hergestellt“, verkündigte Cat.

„Scan der umliegenden Sektoren abgeschlossen, Daten des Wurmlochs eingegeben“, meldete sich Mac Neal.

„Danke!“, meinte ich, „Chief O’Kingley bitte melden.“

„Hier Chief O’Kingley.“

„Funktioniert ja gut, okay, wenn Spencer die Kiste zu laufen bringt, können wir starten. Welchen Namen trägt das Schiff eigentlich?“

„Nemesis, Sir.“

Der Name gefiel mir. Die Göttin des gerechten Zorns. Sehr passend. Ich spürte ein Vibrieren, das meinen Körper durchfuhr.

„Wir können starten“, sagte Spencer.

„Freigabe auf Hanger 43“, hörte ich Lewis Stimme.

„Aye Sir.“

Die Schleuse vor uns öffnete sich und das Schiff bewegte sich langsam nach vorne. Ich hatte kein gutes Augenmass, aber wenn Spencer das Schiff so weiterlenkte, würden wir unweigerlich gegen den Rand der Schleuse krachen.

Bevor ich meine Bedenken aber äußern konnte, kam mir Gabriel zuvor.

„Ensign Spencer, ziehen sie die Maschine etwas nach rechts.“

Spencer lenkte, wie angewiesen, das Schiff nach links. Selbst ich, mit schlechter Blickweise sah jetzt, dass nun alles ohne Probleme verlaufen würde. Langsam schwebte das Schiff sicher durch die Schleuse.

„Viel Glück, Sir“, hörte ich Lewis.

„Danke Chief, sie haben die Taurus und schauen sie, dass sie die Medizinische Abteilung wieder hinbekommen, bis wir zurück sind.“

„Aye Sir.“

„Injiziere die Daten zum Wurmloch“, meldete sich Spencer zu Wort.

Ich spürte ein sanftes Vibrieren unter meiner Hand auf der Konsole. Wenige Sekunden später, öffnete sich das Wurmloch.

„Spencer sie haben die Brücke“, sagte ich.

Ohne Rücksicht auf die anderen, verzog ich mich einfach. Ich nickte Leutan und Botschafterin Hanris zu und durchlief die Schleuse. Als diese sich geschlossen hatte, blieb ich abrupt stehen.

Hatte ich hier eigentlich eine eigene Bleibe? Jedes Schiff müsste eigentlich so etwas für seinen Kommandeur haben. Doch war es bei den Fremden auch so? Die Hyrditen hatten das Schiff nach ihren Vorstellungen geändert.

Das heißt, eigentlich nach unseren Überlegungen, denn sie handelten im Wissen von Gabriel. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Sollte wirklich alles in den Händen diesen jungen Mannes liegen, der nichts Menschliches mehr an sich hatte.

Ich lief weiter, lass die Bezeichnungen an den Türen. Messe. Ich verspürte Durst und fand es eine gute Idee, diese zu betreten. Das Schot öffnete sich und ich trat ein. Groß war der Raum nicht.

Ich sah mich um und fand eine kleine Theke, zu der ich ging. Eine Minute später strömte eiskaltes Wasser meinen Rachen hinunter. Das tat gut. Das Problem mit der eigenen Bleibe, war dadurch noch nicht gelöst.

Ich nahm mir eine Flasche Wasser und verließ die Messe wieder. Den Gang hinunter fand ich keinen interessanten Raum mehr. So verließ ich das Deck und begab mich eine Ebene tiefer.

Von außen hatte das Schiff nicht so groß ausgesehen, deshalb wunderte ich mich, nun auch wieder in einem langen Gang zu stehen. Vorbei an den Mannschaftsräumen, kam ich zur Krankenstation, eine Tür weiter war der Maschinenraum.

Schon enttäuscht zog ich den Rückzug vor, mit dem Gedanken, in der Messe zu verweilen. Aus dem Augenwinkel lass ich Kommandeur auf einer Schleuse. Ich war mir sicher, dass die vorher noch nicht hier war.

Etwas unheimlich zumute, betrat ich den Raum. Er war spartanisch eingerichtet. Ich stellte die Flasche auf dem kleinen Tisch ab und legte mich auf das Bett. Tief durchatmend schloss ich die Augen.

Zu viele Eindrücke drängten sich in meinem Kopf. Alles hatte etwas miteinander zu tun, doch zusammenfügen konnte ich es nicht. Eine Frage nach der anderen kam auf und die Antworten fehlten mir.

Bei diesem Sektor 57 erhoffte ich mehrere Antworten zu finden. Ich griff nach meiner Brusttasche, fasste hinein und zog die Codekarte von Arndt hervor, die ich immer noch bei mir trug.

Lebte er wirklich…? Und warum dieses Theater mit dem Unfall, die Schmerzen die er jedem Nahestehenden zugefügt hatte. Arndt Fontaine, ich lass die Buchstaben mehrere Male. Plötzlich fiel mir Maik ein.

Maik war tot, der zweite Mensch in meinem Leben, bei dem ich mehr Gefühle zugelassen hatte. Sollte es mein Schicksal sein, alleine zu bleiben. Ich seufzte laut. Noch nie in meinem Leben war ich so ratlos, wie im Augenblick.

„Commander?“, meldete sich Spencer.

Ich fuhr zusammen.

„Ja?“

„Wir verlassen in wenigen Minuten den Hyperraum.“

„Ich bin gleich bei ihnen.“

„Aye Sir.“

Ich schob Arndts Codekarte wieder in meine Brusttasche und erhob mich. Mit beiden Händen rieb ich in meinem Gesicht, wuschelte mir durch die Haare und stand auf. Bevor ich ging, nahm ich noch einmal einen ordentlichen Schluck Wasser.

*-*-*

Ich betrat die Brücke, als wir den Hyperraum verließen.

„Warum ist der Monitor aus?“, fragte ich, als ich neben Spencer trat.

„Er ist nicht ausgeschaltet“, antwortete er.

„Spencer, das Bild ist schwarz, man müsste zumindest Sterne sehen.“

„Sir, der Monitor funktioniert ordnungsgemäß. Da draußen ist nichts.“

Ich schaute zu Leutan, der aber nur leicht mit den Schultern zuckte.

„Überprüfen sie unsere Koordinaten.“

„Stimmen mit den eingegebenen Daten überein.“

„Cat, scannen sie die Umgebung nach anderen Schiffen.“

Ihre Finger rasten über die Konsole.

„Komisch“, sagte sie plötzlich.

„Was?“, fragte ich.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, wir stehen vor einer Wand, die alles abschirmt.“

„Eine Wand?“

„Wenn ich einen Vorschlag unterbreiten dürfte…?“, meldete sich Leutan zu Wort.

Ich nickte ihm zu.

„Führen sie bitte einen mekronischen Scan durch und legen sie das Ergebnis auf den Monitor.“

Cat schaute mich an. Ich hielt mein Kopf schief und schaute genauso energisch zurück, bevor sie anfing, wieder die Felder zu bedienen. Gebannt sah ich auf und blickte Richtung großen Monitor.

„Fertig“, meinte Cat plötzlich.

Das Bild flimmerte kurz und vor uns tat sich ein Gitternetz auf. Mein Blick fiel auf Leutan.

„Woher wussten sie…?“

„Ich wusste es nicht, ich habe es nur vermutet“, gab dieser zur Antwort.

„Was ist das?“, fragte Botschafterin Hanris.

„Eine primanische Mauer“, begann Leutan zu erklären, „erfunden von den Framen, um ungebetene Gäste abzuhalten.“

„Ich hatte keine Ahnung, dass es diese Technik gibt“, erwiderte Botschafterin Hanris.

„Sie ist auch nicht all zu sehr bekannt.“

„Gibt es eine Möglichkeit, diese… Wand zu durchqueren?“, fragte ich.

„Mit dem passenden Code… ja“, antwortete Leutan.

„Code…? Woher sollen wir den Code wissen.“

„Mir ist nur bekannt, dass der Commander des betreffenden Schiffes eine Codekarte besitzen muss, die bei Eingabe ein Tor öffnet.“

Mir kam da ein Gedanke und ich schaute zu Gabriel, der die ganze Zeit bewegungslos neben dem Schot stand. Konnte es sein…? Ich griff nach meiner Brusttasche und zog Arndts Codekarte hervor.

Ich beugte mich vor und steckte diese Karte bei Spencer in die Schaltfläche.

„Aber woher…“, begann Spencer, den ich mit einem Handwink aber zum Schweigen verdonnerte.

Zunächst tat sich nichts und ich wollte schon enttäuscht die Karte wieder heraus ziehen. Doch plötzlich kam Bewegung auf den Monitor. Das Gitternetz öffnete sich vor dem Schiff und gab sein Geheimnis dahinter preis.

„Spencer fliegen sie langsam durch“, meinte ich nur.

„Woher haben sie diese Karte?“, fragte Botschafterin Hanris.

„Staffone Gabriel hat sie bei den Sachen der Schiffbrüchigen gefunden und weil der Name auf der Karte, die einer seiner Angehörigen glich, brachte er sie zu mir.“

„Verwandtschaft?“, fragte Eilieen erstaunt.

„Ja, seines verstorbenen Bruders.“

*-*-*

Kein Schiff reagierte auf uns, die Tarnung schien perfekt zu funktionieren.

„Was für eine Streitmacht“, sagte Spencer leise.

„Wie viele Schiffe können sie ausmachen, Cat“, fragte ich.

„Es sind… Hunderte. Dann kann ich noch ein recht Großes erfassen.“

„Kurs auf dieses Schiff“, befahl ich und Spencer befolgte ohne zu fragen meinen Befehl.

„Was haben sie vor, Peter?“, fragte mich Leutan, der neben mich getreten war.

„Ich weiß es nicht, Leutan. Irgendwie erhoffe ich mir Antworten.“

Spencer umfolg gekonnt mehrere Schiffe. Vor uns lagen mehrere Planeten, die regelrecht von diesen Schiffen umzingelt waren.

„Sir, auf jedem dieser Planeten ist Leben möglich“, warf Cat ein.

„Bei welchem Planet befindet sich das große Schiff?“

Cat gab Spencer die Koordinaten, der sofort die Flugbahn etwas änderte.

„Wollen sie landen?“, fragte Botschafterin Hanris besorgt.

„Warum nicht…“, antwortete ich.

„Eintritt in die Atmosphäre des Planeten“, meldete Spencer.

Gebannt schauten alle auf den Monitor. Wie auf der Erde gab es mehrere Kontinente, wenn auch in total anderer Form.

„Sir, wo soll ich landen?“, fragte Spencer.

„Cat, scannen sie die Oberfläche, nach Siedlungen oder Städten, wen es hier so etwas gibt.“

„Aye Sir.“

Das Schiff glitt langsam tiefer. Cat gab erneut Daten durch.

„Sir, dies ist die größte Ansammlung von Bauten“, ergänzte sie noch.

Es dauerte eine Weile bis wir diese Ansammlung zu Gesicht bekamen. Vor uns tat sich eine riesige Stadt auf. Jede Menge hoher Gebäude.

„Wo soll ich landen?“, fragte Spencer erneut.

Da unser Schiff unsichtbar auf deren Monitoren war, wollte ich den Vorteil der Überraschung beibehalten.

„Außerhalb der Stadt“, meinte ich nur.

Spencer befolgte den Befehl und wenig später setzte das Schiff sanft auf.

„Gut gemacht, Spencer… Cat, irgendwelche Lebenszeichen in Nähe des Schiffes?“

„Nein Sir.“

Ich wandte mich zu Leutan und Botschafterin Hanris.

„Möchten sie mich begleiten?“

Beide nickten.

„Staffone Gabriel begleitet mich, der Rest bleibt an Board“, befahl ich.

„Ich werde versuchen mich stündlich zu melden, Spencer…“, sprach ich weiter, „und wenn ich mich nicht meldete…, bringen sie das Schiff und den Rest der Besatzung, zurück zur Taurus.“

„Aber Sir…“, wollte Spencer widersprechen.

„Kein Aber, befolgen sie einfach meine Befehl!“

Spencer nickte.

„Aye Sir.“

*-*-*

Ein sonderlicher Geruch lag in der Luft. Wir waren eine Weile gelaufen, bis die ersten Häuser in Sicht kamen. Außer Gabriel liefen wir sehr umsichtig um nicht entdeckt zu werden. Leutan hatte eine Waffe abgelehnt.

„Wo wollen sie eigentlich hin?“, fragte Botschafterin Hanris.

„Das weiß ich selbst noch nicht, aber ich hoffe irgendwo Antworten auf meine Fragen zu finden.“

„Welche Fragen?“

„Die ihnen alle aufzulisten würde Stunden dauern, glaube ich.“

„Dann fangen sie mal damit an, Peter.“

Bevor ich aber erwidern konnte, blieb Gabriel stehen.

„Was ist?“, fragte ich.

„Es nährt sich jemand aus Richtung Stadt.“

Ich fragte nicht danach, woher er das wusste, klar war mir, dass es mit seiner Verwandlung zu tun hatte.

„Wie viele?“, fragte ich weiter.

„Zwei. Es handelt sich um menschliche Lebewesen, aber…“

„Sollen wir in Deckung gehen?“, fragte Botschafterin Hanris.

„Nein, ich denke nicht, dass sie wegen uns kommen, denn sonst würden sie mehr Leute schicken“, meldete sich Leutan zu Wort.

„Oder sie sind so selbstsicher, dass ihnen zwei Leute reichen“, sagte ich.

„Sie sind nicht bewaffnet“ kam es von Gabriel.

Eine positive Nachricht, wenn auch nicht beruhigende, denn ich hatte immer noch ein flaues Gefühl in der Magengegend.

„Zwei Lebensformen“, sprach Gabriel weiter, „eine davon auf der Datenbank der Taurus erfasst, die andere…“

Verwirrt schaute ich zu meinem Staffone.

„Wie kann das sein?“, fragte Leutan.

Ich sah abwechselnd zwischen Botschafterin Harris und Leutan hin und her.

„Bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als nach zu schauen, oder?“

Beide schauten mich an und nickten. Gabriel übernahm die Führung. Hier war jemand, der auf der Taurus erfasst war. Plötzlich kam mir Arndt in den Sinn. Nein, das konnte nicht sein, aber wenn doch?

An der nächsten Biegung hielten wir inne, als zwei Personen ins Blickfeld kamen, welche ebenso stehen blieben.

„Urban?“, fragte ich fassungslos.

„Peter?“

„Aber du bist doch…“

„Was bin ich?“

„Wie kommst du hier her?“

„Das könnte ich dich fragen…“

Wir standen uns gegenüber und sahen uns an. Langsam hob er die Arme. Ich lächelte und umarmte ihn.

„Sir.“

„Ja Gabriel?“

„Commander Urban weißt keinerlei Spuren von Hyrditen auf.“

„Was fasselt der Typ?“, fragte Urban.

„Dieser Typ ist mein erster Offizier Staffone Gabriel Fontaine“, antwortete ich, „und dass du körperlich gesund bist.“

„Aber Sir, er…“

„Gabriel!“

Ich hob die Hand und er hielt inne.

„Fontaine sagst du?“

„Ja, warum fragst du…?“

„Nicht so wichtig, aber wie kommst du hier her, haben sie dein Schiff auch gekapert?“

„Gekapert? Nein, wir sind der Spur eines Kampfverband gefolgt und hier gelandet.“

„Sie haben euch nicht auf dem Schirm gefunden?“

„Nein!“, lächelte ich, „aber wo bleiben meine Manieren. Dies ist Leutan und Harris, beides gute Freunde von mir.“

Ich wollte nicht gleich alles erzählen. Urban verbeugte sich kurz vor beiden, sie erwiderten den Gruß.

„Dieser junge Mann ist Kylac vom Planet Sorjac im vierten Quadranten.“

„Recht weit weg…“, meinte ich.

„Auch das Schiff worauf er sich befand wurde eingenommen, er ist einer der wenigen Überlebenden.“

„Und wer sind sie?“

Urban schaute sich kurz um.

„Die Hoktianer. Eine Kriegerkaste. Sehen zum fürchten aus, essen ihre Gegner auch ab und zu auf.“

„Aber Gefangene seid ihr anscheinend nicht, wenn ihr euch hier frei bewegen könnt.“

„Gefangen auf diesem Planeten.“

„Seit wann seid ihr hier?“

„Ich, jetzt schon fünf Monate glaube ich. Hier verliert man sehr schnell das Zeitgefühl.“

„Und in der ganzen Zeit hast du den Planeten nicht verlassen?“

„Peter, wenn ich dich nicht besser kennen würde, könnte ich dich für verrückt halten. Warum fragst du mich das alles?“

„Eigentlich aus dem Grund, weil du tot bist!“

*-*-*

Ungläubig sah Urban mich an. Er schaute jeden von uns an.

„Jetzt muss ich mich setzten…“, meinte mein alter Freund.

„Du sagst…, tot?“

„Ja…, entschuldige, wenn das jetzt so hart geklungen hat. Du bist mit deinem Schiff angegriffen worden. Auch einen Teil deiner Besatzung und deiner Fluggäste sind gestorben. Unsere medizinische Abteilung kann sich keinen Reim daraus machen, nur…

„Welche Fluggäste? Ich habe noch nie Fluggäste befördert, dass weißt du.“

Ich schaute zu Leutan und Harris, die bisher geschwiegen hatten. Die Sache fing ganz gewaltig an zu stinken.

„Sir…?“, hörte ich Gabriel.

„Ja?“

Er hielt mir ein Messgerät unter die Nase und ich schaute erstaunt auf.

„Das wollte ich ihnen schon die ganze Zeit mitteilen“, äußerte sich Gabriel, zu dem Gesehenen.

Ich schaute ihn kurz an, wandte mich dann aber wieder zu Urban.

„Wie lange ist dein junger Freund Kylac schon hier?“

„Er?“, fragte Urban und sah auf den jungen Mann, „seit zwei Wochen.“

Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte, aber an diesem Sorjacer war nichts Biologisches. Sein Scan zeigte eine Fülle von Hyrditen, die aber mit denen, die sich Gabriels Körper in Besitz nahmen, keinerlei Ähnlichkeit hatten.

„Gabriel“, sagte ich nur und nickte.

Gabriel zog seine Waffe und schoss ein kurzes Energiebündel auf Kylac ab. Dieser zuckte kurz und fiel in sich zusammen. Leutan und Urban wollten gleichzeitig zu ihm hin, aber ich hielt Leutan zurück.

„Ist dein Staffone durchgeknallt“, schrie Urban, „der Junge hat ihm doch nichts gemacht.“

„Der Junge ist nicht echt“, sagte ich nur.

Urbans Augen verengten sich, sein Gesichtsausdruck wütend. Er ließ den Sorjacer auf den Boden zurück gleiten.

„Nicht echt? Du spinnst doch! Sag mir endlich was du hier wirklich willst.“

Ich wollte gerade etwas sagen, als Leutan sich einmischte. Gabriel hatte mittlerweile seine Waffe auf Urban gerichtet.

„Darf ich den Scan sehen?“, kam es von Leutan.

Gabriel nickte und hielt ihn sein Fasendetektor hin. Leutan schaute kurz darauf und hielt das Gerät dann Richtung Gabriel.

„Diese Art scheint mit den uns bekannten Hyrditen verwandt zu sein, aber zeigen doch deutliche Unterschiede.“

„Hyrdingens…? Peter, sage mir endlich was hier los ist!“

„Sag du es mir!“, erwiderte ich.

Eigentlich war ich darauf gefasst, dass mich Peter gleich anspringen würde, aber er verharrte weiter auf dem Boden, neben dem Sorjacer. Ich hob die Hand und drückte Gabriels Waffe nach unten.

Urban erhob sich, ohne Gabriel aber aus den Augen zu lassen.

„Sir?“, unterbrach Gabriel die Stille, „mehrere Objekte nähern sich unseren Standort.“

„Vielleicht sollten wir es vorziehen, uns wieder auf die Nemesis zu begeben“, schlug Botschafterin Harris vor.

„Da bin ich ihrer Meinung“, sagte ich.

„Nemesis?“, fragte Urban.

„Ja, mein neues Schiff.“

„Und was machen wir mit dem Sorjacer?“, fragte Urban.

„Den nehmen wir mit! Gabriel, wären sie so freundlich…!“

*-*-*

Eilieen überprüfte noch einmal die Werte ihrer Geräte.

„Sie hatten recht, er ist ein Klon, aber in keinster Weise mit Gabriel zu vergleichen.“

Gabriel war auch kein Klon.

„Bei Commander Urban konnte ich feststellen, dass ihm eine Gewebeprobe entnommen worden ist. Ich versteh nicht, warum mir dass auf der Taurus nicht aufgefallen ist. Unsere Scans zeigten keinerlei Anzeichen.“

„Die Scans, der Hyrditen beeinflussten Geräte?“, fragte Leutan.

Eilieen nickte.

„Klone? Ich wurde geklont?“, mischte sich Urban ein.

Er saß die ganze Zeit still in einer Ecke und hatte das Treiben unserer Ärztin beobachtet.

„Sir.“

Spencer war in den Raum getreten.

„Was ist Spencer?“

„Ich schlage vor, wieder in den Raum zufliegen. Ihre Verfolger haben anscheinend ihre Fährte aufgenommen und sind auf den direkten Weg hier.“

Ich hielt kurz inne.

„Gut Spencer. Bringen sie uns auf eine Umlaufbahn um den Planeten!“

Wenige Minuten später befanden wir uns bereits im Orbit. Eilieen stand ratlos vor den Ergebnissen ihrer Untersuchung.

„Ich verstehe es einfach nicht. Alle haben die gleiche Signatur…, Gabriel, dieser Kylac, die Schiffbrüchigen und trotzdem gibt es immer ein Unterschied.“

„Welchen?“, fragte ich.

„Gabriel ist der einzige, der die Hyrditen in sich trägt…, bei den anderen könnte man sagen sie sind leere Hüllen, perfekt angepasst.“

Ich drehte mich zu Urban.

„Urban, weißt du irgendetwas?“

„Nein, ich bin ehrlich gesagt entsetzt. Kylac hat sich ganz normal verhalten, ich habe nichts bemerkt.“

Sein Blick fiel auf Gabriel.

„Du sagtest, du bist seit fünf Monaten hier, konntest du dich die ganze Zeit frei bewegen.“

„Nein, anfänglich nicht. Der Teil meiner Mannschaft, der überlebte, war mit mir inhaftiert. Wir wurden untersucht und irgendwann frei gelassen.“

Ich schaute zu Eilieen.

„Peter“, mischte sich Leutan ein, „ich weiß nicht viel über die Kriegerkaste der Hoktianer. Wir haben nur mit Bedauern feststellen müssen, dass sich die Zahl ihrer stetig und stark reduziert.“

„Sie wussten von dieser Kriegerkaste und haben uns nicht informiert?“, warf Botschafterin Harris ein.

„Verzeihen sie Botschafterin Harris, bisher sahen wir keinen Grund auf diese Kaste aufmerksam zu machen.“

„Keinen Grund?“, fragte Harris fassungslos.

„Es gibt noch viele Lebensformen, die ihnen nicht bekannt sind.“

„Wir wissen, dass wir nicht alleine im All sind“, unterbrach ich dieses Gespräch, weil ich das Gefühl hatte, es würde nichts bringen einen Streit vom Zaun zu brechen.

„Viel mehr ist die Frage“, sprach ich weiter“, welchen Zusammenhang all diese Vorkommnisse haben.“

„Sir…“

Gabriel meldete sich zu Wort.

„Ja?“

„Ein Teil der Flotte setzt sich in Bewegung.“

Besorgt schaute ich zu Leutan und Harris.

„Eilieen ich bin auf der Brücke“, meinte ich und verließ die medizinische Abteilung.

„Cat?“, fragte ich über den Kommunikator.

„Sir, ein Teil der Schiffe setzt sich in Bewegung…“

„Ich weiß, Cat. Wie viele genau?“

Sie antwortete nicht.

„Cat?“

„Einen Moment, Sir…“

Mittlerweile hatte ich die Brücke fast erreicht. Die letzte Schleuse vor mir öffnete sich und gab den Blick zur Brücke frei. Cat drehte sich um und sah mich an.

„Ungefähr die Hälfte der Flotte und das große Schiff.“

Ich überlegte kurz.

„Spencer, schließen sie sich dem Konvoy an, aber Abstand halten, ich weiß nicht wie lange unsere Tarnung hält.“

„Ey Sir!“

Die Schleuse hinter mir öffnete sich. Die zwei Botschafter betraten mit Gabriel und Urban die Brücke.

„Was haben sie vor, Peter?“, fragte Botschafter Harris.

Ich schaute sie an.

„Um ehrlich zu sein, ich kann es ihnen nicht sagen, ich folge einfach meinem Gefühl.“

„Etwas, was ich an den Menschen bewundere“, erwiderte sie und setzte sich.

Ich stellte mich abseits und beobachtete den Monitor, sah zu, wie Spencer der Flotte dich folgte.

„Schönes Schiff“, sagte Urban leise und stellte sich zu mir.

Ich nickte.

„Peter…?“

„Ja?“

Ich drehte mich zu ihm.

„Es tut mir Leid, dass ich dich vorhin so angegangen habe.“

Ich schaute wieder Richtung Monitor.

„Kein Problem…, hätte wahrscheinlich jeder in der Situation gemacht.“

„Das alles, was du erzählt hast, ist wirklich war?“

„Wieder nickte ich.“

„Und du hast keinen Unterschied gemerkt, als mein… Doppelgänger vor dir stand?“

„Peter, nein. Wie du siehst, sind die Klone sehr real, denk alleine nur an Kylac.“

„Kylac ist ein netter Junge.“

„Urban, was hast du auf dem Herzen? Ich spüre doch, dass etwas nicht in Ordnung ist.“

„Meinst du…, wir können den richtigen Kylac finden?“

„Warum?“

Urbans Gesicht wurde rot.

Ich…, ich habe mich… der kleine ist mir irgendwie an Herz gewachsen.“

„Du weißt doch gar nicht, ob der richtige Kylac die mag.“

Urbans Augen verengten sich, sein Blick starrte in die Leere. Anscheinend hatte er diese Komponente nicht bedacht.

„Sir…, ein Schiff setzt sich direkt hinter uns“, meldete sich Cat zu Wort.

„Spencer…, Ausweichmanöver!“

Spencer zog etwas nach unten.

„Folgt uns Das Schiff?“

„Nein Sir.“

Dann war es reiner Zufall gewesen. Dr. Eilieen betrat die Brücke.

„Unser Gast ist wieder aufgewacht, Sir.“

„Probleme?“

„Nein, ich habe ihn ruhig gestellt.“

„Könnte er zu einem Problem werden?“

„Wenn sie gegen Leichen an Bord nichts haben…“

„Leichen?“

„Seine Zellen zerfallen, er baut rapide ab.“

„Wie die Schiffsbrüchigen auf Taurus?“

Sie nickte.

„Die Hoktianer ziehen durchs All und klonen alles, was ihnen über den Weg läuft und die Klone haben keine lange Lebenszeit.“

„Sie suchen“, hörte ich Leutan sagen.

„Was suchen sie?“

„Die perfekte Rasse zum Klonen. Sie sterben sonst aus…“

*-*-*

Das war eine plausible Erklärung, doch es beantwortete meine Frage nicht, warum die Hyrditen ein ähnliches Ziel hatten. Sie klonten nicht, sondern besetzten den Körper. Bisher schien ihnen das nur mit Gabriel gelungen zu sein.

Eillieens Untersuchungen brachten auch keine Antwort, nur das Gabriel kern gesund war und sich anscheinend alles in normalen Parametern zu laufen schien. Der Verband formierte sich vor einem Wurmloch und wenig später verschwand ein Schiff nach dem Anderen.

„Kann der Kurs ermittelt werden?“, fragte ich.

„Nein Sir!“

„Folgen sie!“

Spencer nickte. Ich spürte seine Unsicherheit, aber er tat, was ich befohlen hatte. Die Blicke der anderen, die auf mir ruhten, waren mehr als deutlich, da keiner wusste, was in mir vorging.

Wir tauchten in den Schlund des Wurmlochs und die Sterne zogen sich zu Linien.

„Spencer, sie haben wieder die Brücke.

Dann wandte ich mich zu Leutan und Harris.

„Könnte ich sie beide unter vier Augen sprechen?“

Beide nickten. Wenig später befanden wir uns in dem Raum, den ich am Tag zuvor bei keinem Rundgang gefunden hatte.

„Peter, sie sollten sich etwas hinlegen und ausruhen.“

„Das hat Zeit, aber Danke Botschafterin.“

„Ich muss Botschafterin Harris Recht geben. Peter sie nützen uns nichts, wenn sie erschöpft sind.“

„Wenn sie beide meinen…“

Leutan und Harris nickten mir beide zu.

„Bevor ich aber mich zurückziehe, wollte ich sie nach ihrer Meinung fragen. Sollen wir dem Verband weiter folgen, oder zur Taurus zurück kehren?“

„Sie sind der Commandant, Peter. Ich denke, sie wissen was sie tun“, meinte Leutan an.

„Ich schließe mich Botschafter Leutan an.“

War es aber richtig? Bisher bin ich meinem Gefühl gefolgt, obwohl mein Verstand mit deutlich etwas anderes sagte.

*-*-*

Eine Tonfolge riss mich aus dem Schlaf. Ich hatte tatsächlich etwas geschlafen. Wieder wurde ein Ton hörbar und meine Hand wanderte automatisch zu meinem Kommunikator.

„Ja?“

„Sir, wir verlassen dass Wurmloch.“

„Ich bin gleich bei ihnen.“

Ich rieb mir durch das Gesicht und atmete tief durch. Mein Denkapparat begann langsam seinen Dienst auf zu nehmen. Ich wusste nicht ob mein Schlaf traumlos war, ich konnte mich auf alle Fälle an nichts erinnern.

Nur meiner Decke nach zu urteilen, war meine Ruhepause sehr unruhig gewesen. Ich stand auf und zog meine Schuhe wieder an. Ein leichtes Rütteln des Schiffes, ließ mein Tun beschleunigen.

„Commander?“, hörte ich Spencers Stimme.

„Ja?“

„Wir haben das Wurmloch verlassen und wir sind laut Koordinaten wieder bei der Taurus angelangt.“

Warum beunruhigte mich diese Aussage?

„Ja und?“

„Die Taurus ist verschwunden…“

Das Schiff wurde kräftig durchgeschüttelt und ich konnte mich nur mit Mühe festhalten. Ich verließ meine Unterkunft und rannte Richtung Brücke.

*-*-*

Unsere Tarnung brachte uns nichts mehr. Durch Zufall von einer Salve getroffen zu werden war zu hoch. Der Kampfverband der Hoktianer hatte wohl nicht mit dieser Gegenwehr des Volkerbundes gerechnet.

Spencer hatte uns enttarnt und flog im Eiltempo zwischen den feindlichen Schiffen und der Feuersalven unserer Verbündeten hin und her.

„Sir, ich bekomme Kontakt zur Taurus“, meldete sich Cat.

„Comleitung frei geben…“, rief ich, „Lewis, können sie uns hören?“

„Commander, wo sind sie?“, hörte ich Lewis Stimme.

„Zwischen den feindlichen Kampfverbänden, aber wo ist die Taurus?“

Lewis gab die Koordinaten durch.

„Das ist hinter dem Planeten“, meinte Spencer.

„Schnellster Weg berechnen und dann bringen sie uns hier aus der Schusslinie!“

„Aye Sir“, meinte Spencer, der krampfhaft versuchte nicht getroffen zu werden.

Beide Verbände hatten massive Verluste. Spencer hatte den Rand des Kampffeldes erreicht und begann den Planeten zu umrunden.

„Schäden?“, fragte ich.

„Ein paar Kratzer, Sir…“

Die Station kam in Sicht und zum ersten Mal sah ich sie komplett. Sie war um das doppelte angewachsen, es gab sogar Bereiche, deren Sinn ich mir nicht erklären konnte. Spencer wurde angewiesen wo er landen sollte und wenig später setzte der Vogel sanft im Hanger auf.

Die Luftschleuse nach draußen öffnete sich und Lewis kam ins Blickfeld.

„Gott sei Dank ist euch nichts passiert, Peter ich brauche dich auf der Brücke!“

Kein Sie mir, vor der Mannschaft? Ich nickte und folgte ihm. Alles andere wäre unlogisch gewesen, da ich mich wahrscheinlich selbst nicht mehr auf meiner Station ausgekannt hätte. Ein paar Lifte später, betrat ich die Brücke.

Auch sie war viel größer geworden, aber manche Plätze waren leer. Doc bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, riss mich Cat mich aus den Gedanken.

„Sir, ein paar der feindlichen Schiffe haben die Blockade durchbrochen und befinden sich direkt auf Kurs zu uns.“

„Wo ist Spencer?“, fragte Mac Neal, „wir könnten ihn jetzt gut auf der Brücke gebrauchen.“

„Schon da“, hörte ich es hinter mir, „öhm… wo ist mein Platz?“

Also war Spencer die Veränderung auf der Brücke ebenso aufgefallen. Er schaute mich hilflos an und ich zuckte mit den Schultern.

„Links neben mir“, rief Cat, ohne sich umzudrehen.“

„Ah… ja“, gab Spencer von sich und nahm seinen Platz ein.

Mittlerweile waren auch Gabriel und die anderen eingetroffen. Ohne ein Wort zusagen lief Gabriel an einen der Plätze und fing an, auf den Knöpfen herum zudrücken. Dann drehte er sich zu mir um.

„Sir, vier Schiffe der Kampfklasse haben eben den Hyperraum verlassen und es öffnet sich erneut ein Wurmloch.“

Gabriel schien sich mit allen Instrumenten auszukennen.

„Die fahren alle ihre Geschütze auf“, sagte ich zu mir selbst, „kann mich jemand kurz aufklären, welche Kampfkraft die Station besitzt, oder haben wir überhaupt noch Waffen?“

„Wir haben noch nicht alle Veränderungen erfassen können, Sir“, sagte Lewis neben mir.

Jetzt wieder beim Sir? Ich wandte mich an Gabriel, in der Hoffnung, dass er weit mehr wusste. Schließlich war er mit den Hyrditen verbunden.

„Alle Waffensysteme stehen online, Sir“, gab dieser von sich, was meine Vermutungen bestätigte.

Etwas ratlos schaute ich wieder zu Lewis, da ich meine Frage nicht beantwortet kam.

„Ich leite Verteidigung ein“, sprach Gabriel weiter und meine Augen wanderten Richtung Planeten, um den die Kampfverbände gleich erscheinen müssten.

Mir fiel auf, dass das Pult von Gabriel recht groß war, dafür die Stationen der anderen recht klein.

„Mac Neal, ich übertrage ihnen die Daten der Wurmlöcher“, sagte Gabriel, „Spencer ihnen über gebe ich die Kontrolle der Waffenbatterie im forderen Sektor der Station.“

„Eye Staffone“, meldete sich Spencer.

„Art und Bestückung, werden sofort auf ihrem Monitor angezeigt“, sprach Gabriel weiter, was ein Pfeifen bei Spencer auslöste.

„Donnerwetter!“, hörte ich ihn sagen.

„Spencer?“, rief ich.

„Sir, sechs Disruptoren… vier Impulskanonen… einen unheimlich großen Satz an Plasmatorpedos und, und… und, soll ich alles aufzählen?“

„Nein Spencer, werden sie aktiv!“

Spencer drehte sich wieder zu seiner Konsole.

„CO Shawn, übermitteln sie dem Völkerbund den Rückzug ihrer Schiffe… Landeebene 37 steht zur Verfügung!“, lenkte Gabriel meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Landeebene 37?“, fragte ich Lewis.

„Gigantisch… wie ein großer Weltraumhafen“, gab dieser zur Antwort.

„Staffone“, rief Mac Neal, „der Gürtel des Bundes löst sich auf und wird verfolgt. Noch mehr Wurmlöcher öffnen sich und bringen weitere Kampfverbände.

Unbemerkt war Urban neben mich getreten.

„Was ist das alles?“, fragte er leise.

Ich fuhr herum.

„Bitte…, ach so das…, erklär ich dir später.“

„Leutan…, Botschafterin Harris…, dürfte ich sie bitten, während der Kampfhandlungen die Brücke zu verlassen“, hörte ich die vertraute Stimme meines SO Kate Darwsen.

Ich hatte ihr Kommen ebenfalls nicht bemerkt und drehte mich zu ihr um.

„Darwsen, sie können bleiben… ich wüsste nicht, wo sie auf dieser Station jetzt sicherer wären.“

„Aber die Vorschriften…“

„… umgehe ich! Kümmern sie sich lieber darum, dass die Verbände des Bundes auf ihre Stationen verteilt werden“, sagte ich mit fester Stimme.

„Wir haben doch Stationen?“, flüsterte ich fast zu Lewis, der grinsend nickte.

„Eye Sir“, kam es von CO Darwsen und verließ die Brücke wieder.

*-*-*

Seit einer Stunde lagen wir nun unter Feuer des Feindes. Die Station wurde zwar getroffen, es wurden auch Schäden gemeldet, aber die Hyrditen leisteten ganze Arbeit. Die Schäden wurden schnell behoben.

Die Verluste trafen nur die Schiffe des Völkerbundes, die, die Taurus nicht rechtzeitig erreichten. Gabriel und Spencer feuerten was das Zeug hielt, obwohl ich mir immer noch nicht über die Stärke der Taurus im Klaren war.

Immer mehr Kampfverbände folgten durch neue Wurmlöcher.

„Wie lange geht das noch so weiter?“, wollte Botschafterin Harris wissen.

„Bis der Feind sämtliche Schiffe verloren hat“, kam es von Chief Lewis, der hinter Mac Neal stand.

„Dass ist doch Wahnsinn.“

„Botschafterin…, sie entschuldigen“, mischte sich Leutan ein, „die Kriegerkaste kennt so etwas wie Verluste nicht, sie kämpfen, bis zum letzten Mann.“

„Kreatur wäre ein besserer Ausdruck, für diese… ähm Geschöpfe“, warf ich ein.

„Entschuldigen sie, dass ich eine menschliche Redewendung verwendet habe.“

„Leutan, benutzen sie die so oft sie möchten!“

„Sir“, meldete sich Lewis zu Wort.

„Ja?“

„Etwas sehr Großes hat soeben den Hyperraum verlassen.“

Ich schaute erst zu Lewis, dann zum Monitor. Er hatte Recht, dieses Teil musste sehr groß sein und es konnte sich nur um dieses große Schiff am Planeten direkt handeln.

*-*-*

Immer noch verharrte dieses Schiff im Raum vor der Station, aber es tat sich nichts. Außer den Kampfhandlungen mit den kleineren Schiffen, die wir kaum zu spüren waren. Ich saß neben Lewis in meinem Sessel und betrachtete das Spektakel am Monitor.

„Das ist doch Irrsinn…“, sagte ich leise.

„Aber wir können nichts daran ändern“, hörte ich Lewis neben mir sagen.

Ich schaute ihn kurz an, um dann wieder auf den Monitor zu sehen.

„Soll das wirklich solange weiter gehen, bis der Gegner nichts mehr zum verheizen hat?“

„Sir, man ruft uns!“, unterbrach Cat die Stille.

Ich nickte ihr zu.

„Bitte auf den großen Schirm…“, sagte ich laut.

Ein Bild baute sich auf und ich traute meinen Augen nicht.

 

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