Die Familie – Teil 1

Ein Schrei durchbrach die regnerische Nacht des kleinen Vorortes. Es war der Schrei einer Frau. Sie schrie nicht vor Lust, wie es vielleicht noch als normal zu bezeichnen wäre, sondern vor Schmerzen. Zehn Minuten später hielt ein Krankenwagen vor dem prachtvollen Haus. Die Sanitäter rannten ins Haus und nur wenige Minuten später kamen sie mit einer Frau auf ihrer Trage wieder.
Janette hatte es für unnötig gehalten, wegen ihrer bisher leichten Unterleibsschmerzen den Frauenarzt aufzusuchen. Jetzt ließ es sich nicht mehr vermeiden. Durch ihre markerschütternden Schreie hatte sie ihren 2-jährige Sohn Simon aus dem Schlaf gerissen. Gregor, der Vater des Jungen, kam in das Kinderzimmer, um seinen Sohn zu beruhigen, doch wirkte er selbst recht aufgelöst, was Simon natürlich mitbekam.

Nach ca. einer Stunde traf Simon´s Kindermädchen ein und Gregor konnte sich auf den Weg ins Krankenhaus machen, um zu sehen, was mit seiner Frau los war. Er wusste nicht, dass sie sich schon seit Simon´s Geburt mit den Schmerzen herumplagte. Als er im Krankenhaus ankam, waren die Laborergebnisse bereits da und der Arzt war äußerst aufgebracht. „Herr Stephens, haben sie Kinder oder war ihre Frau schon einmal schwanger und wurde diese Schwangerschaft mittels einer Abtreibung beendet?“ Gregor verwirrten die Fragen sehr.
„Ja, wir haben einen 2jähren Sohn….aber würden sie mir bitte sagen was mit meiner Frau ist?“
„Ihr Sohn ist per Kaiserschnitt zur Welt gekommen?“
„Ja ist er!“
„Ich hab es mir gedacht, nun es ist folgendes Herr Stephens: Ihre Frau hat schwere Vernarbungen an der Gebärmutter und den Eierstöcken davon getragen. Ich fürchte wir müssen beides entfernen, sonst wird ihre Frau nie wieder frei von Schmerzen sein, die noch dazu immer stärker werden, da die Vernarbungen bzw. Verhärtungen auf Nervenendungen drücken. Ich nehme an sie hat auch häufige Migräneanfälle?“
„Ja!“
„Es tut mir leid aber ihre Frau ist nicht mehr in der Lage, Kinder zu bekommen. Egal wie sie es drehen oder wenden, der einfachste und auch beste Schritt ist, beide Narbengewebe bzw. die vernarbten Eierstöcke und Gebärmutter zu entfernen. Ihre Frau ist derzeit nicht bei Bewusstsein, sie müssen die Einverständniserklärung unterschreiben und dann müssen wir ihre Frau für die Operation vorbereiten. Sie hatten Glück, dass ich noch hier war, ich bin Gynäkologe und genau darauf spezialisiert. Machen sie sich keine Sorgen, ihre Frau ist in guten Händen. Die OP wird etwa zwei bis zweieinhalb Stunden dauern, ich empfehle ihnen, in der Zeit nach hause zu fahren und einige Sachen ihrer Frau zu holen.“
„Ähm ja, das werde ich tun, wo sind die Formulare?“
„Die Schwester wird sie ihnen sofort geben!“, mit diesen Worten ließ der Arzt Gregor im Gang allein zurück und machte sich auf in Richtung OP.

Völlig verstört ging Gregor zur Schwesterntheke und nahm die Formulare entgegen, die er sofort ausfüllte und mit der Versicherungskarte seiner Frau der Schwester zurückgab.
Dann machte er sich auf den Weg zu seinem Wagen und fuhr nach Hause. Dort angekommen fing er an, einige Sache für Janette zusammen zupacken anschließend suchte er die Geburtsurkunde von Simon heraus, stürzte zum Telefon und klingelte seinen Anwalt aus den Federn. Immer noch aufgelöst und verwirrt berichtete Gregor diesem was an diesem Abend vorgefallen war und was der Arzt ihm gesagt hatte.
„Gregor, nun beruhig dich doch bitte erst einmal!“
„BERUHIGEN? Wie stellst du dir das bitte vor, ich habe gerad erfahren das mein Sohn ein Einzellkind bleiben wird, wir wollten immer schon zwei Kinder haben und nun muss meiner Frau die Gebärmutter und die Eierstöcke entfernt werden!“
„Bitte du musst dich ausruhen und gehst dann zu Janette, dann kommst du mit der Geburtsurkunde von Simon her und ich werde mich dem annehmen!“
„Danke, James, ich wusste das du mir helfen würdest!“
„Ich bin schließlich dein Anwalt!“

Kapitel I

15 Jahre nach der schrecklichsten Nacht ihres Lebens, kehrte Janette von einem schweren Arbeitstag in der Anwaltskanzlei, in der sie als Prozessanwältin tätig war, in ihr hoch herrschaftliches Haus zurück und entspannte sich gerade in ihrem neuen Diwan, als die Tür wieder ins Schloss viel und ihr Sohn in den Salon kam. Simon war zwar mit seinen 1,70 m für einen 17jährigen relativ klein geraten aber das Schwimmtraining, ließ seine Statur recht muskulös und sportlich erscheinen. Alles in allem war er ein wohlerzogener und zuvorkommender Junge, der sich in der Mädchenwelt größter Beliebtheit erfreute. Jedoch sah Janette mit jeder Woche mehr, dass ihren Sohn etwas betrübte. Auch jetzt schlurfte er durch den Salon, gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging in die Küche, wo ihre Köchin bereits Essen für ihn zubereitet hatte. Es war schon merkwürdig, Janette hatte sich kürzlich einmal mit der besten Freundin ihres Sohnes, Marie, unterhalten und diese meinte nur, dass er ihr einsam vorkäme. Aber sie hatte schon lange den Verdacht, dass Simon etwas bedrückte und er etwas auf dem Herzen hatte. Niemand wusste so recht warum Simon sich verschloss, er gehörte zweifelsohne zu den attraktivsten Jungs an der Schule und die Mädchen stritten sich um ihn, wenn man Marie´s Ausführungen Glauben schenken konnte, jedoch interessierte ihn das herzlich wenig. Marie war mit ihrer schlanken Statur und den langen Haaren ein Mädchen wie aus dem Bilderbuch, ein absoluter Traumtyp eben. Aber sie hatte einen Freund – Max. Simon und Max kannten sich bereits seit dem Sandkasten und waren eng befreundet. Max‘ Familie war vor circa 12 Jahren in die Nachbarschaft gezogen. Bis zu diesem Zeitpunkt war Simon oft einsam gewesen aber seit Max da war, hatte sich das geändert. Die beiden waren ein Herz und eine Seele und manchmal dachte man wirklich, sie teilten sich einfach alles miteinander. War der eine einmal krank, wurde es auch der andere. Sie sagten selbst, dass es dann eine Krankheit aus Sorge war. Diese Freundschaft funktionierte ohne große Probleme und wenn es doch einmal zu einem Streit kam lagen sie sich schon kurze Zeit später mit Entschuldigungen im Arm.

Janette schreckte plötzlich aus den Gedanken als die Schwingtür zur Küche wieder geöffnet wurde und Simon in den Salon trat. Sie lächelten sich beide an.
„Wie war dein Tag, Schatz?“
„Ging so, die Schule ist ziemlich langweilig. Selbst der Sportunterricht ist öde.“
„Was hast du erwartet? Das ist eine Privatschule, die passen auf das den Schülern auch wirklich nichts passiert. Allerdings hab ich gehört, dass durchaus mal ein Zusammenbruch drin ist. Die Schüler werden geistig überbeansprucht, aber das ist ein gutes Training für dich.“
Simon lächelte gequält.
„Ach Mum, muss so was denn sein? Ich will wieder zu Max auf die öffentliche Schule.“
Diesmal war Janette es, die gequält lächelte. Es war schon irgendwie komisch Simon von Max zu trennen was das schulische anging, denn privat waren sie mehr denn je zusammen.
„Tu mir doch bitte diesen einen Gefallen und probier es einen Monat. Wenn du es dann nicht mehr aushältst und wieder zurück willst, bekommst du deinen Willen.“
Simon dachte kurz über den Vorschlag nach.
„Anderer Vorschlag: Ich schau mir die Schule noch ein bisschen an und werde dir am Ende des Monats sagen was ich möchte, einverstanden?“
„Klingt fair!“

Simon machte sich auf den Weg zum Dachboden den seine Eltern ihm komplett überlassen hatten. Schon seit langem fühlte er sich einsam. Niemand wusste was er fühlte und niemand wusste was er brauchte. Keins dieser überdimensionalen Barbis aus der Schule konnte ihm auf der geistigen Ebene das Wasser reichen oder ihn auf der körperlichen Ebene befriedigen. Das zweite lag aber wohl eher an einer anderen Tatsache, die nicht einmal seine besten Freunde wussten – Simon war schwul. Er war stolz auf sich, weil er das für sich erkannt hatte und gelernt hatte damit zu leben, das einzige Problem sah er in seinem Outing. Klar, Max und Marie würden nichts sagen aber was war mit seinen Eltern? Konnte er sich sicher sein, dass auch sie nichts sagen würden bzw. ihn so nahmen wie er war? Simon hatte keine Geschwister auch wenn er sich immer einen Bruder gewünscht hatte, dem er all seine Geheimnisse anvertrauen konnte die er sonst keinem sagen konnte. Dieser Wunsch hatte immer ganz oben auf seinem Wunschzettel an den Weihnachtsmann gestanden. Jedes Jahr hatte er diese Hoffnung und jedes Jahr wurde sie enttäuscht, es war wirklich hart allein zu sein. Simon lag auf seinem Bett und hing seinen Träumen nach. Völlig in seiner Traumwelt versunken bemerkte er nicht, daß Max das Zimmer betreten hatte und ihn argwöhnisch komisch anschaute. Simon wurde sich plötzlich der Gegenwart von Max in seinem Zimmer bewusst, öffnete aber die Augen nicht und blieb weiterhin ausgestreckt auf seinem Bett liegen. Schließlich nahm Simon all seinen Mut zusammen, öffnete seine Augen und blickte Max direkt an: „Max ………. ich bin schwul.“

Kapitel II

Max schaute tief in Simon´s Augen und einen Moment wirkte Max sehr ernst, doch dann, plötzlich und völlig unerwartet, fing Max wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen an.
„Was ist denn los? Warum grinst du so?“
„Ganz einfach, du dachtest doch nicht etwa du könntest irgendwas vor Marie oder mir verheimlichen? Wir wissen das schon seit gut einem Jahr!“
„Was….. ehrlich?“
„Wenn ich’s dir doch sage!“
„Ist es schlimm für euch?“
„Wenn es schlimm wäre, meinst du vielleicht ich wäre noch dein bester Freund? Oder hätte mich im Schwimmbad vor dir umgezogen? Oder hätte bei dir bzw. du bei mir geschlafen?“
Simon kamen die Tränen, er liebte Max wie einen Bruder.
„Du brauchst doch nicht weinen, Simon. Ich hab dich lieb, du bist wie ein Bruder für mich. Wir sind beide Einzellkinder und doch nicht!“
„Ja, da hast du allerdings recht.“
Max kniete sich vor Simon hin und nahm ihn in den Arm, die beiden halfen sich auf jeder Ebene ob es auf geistiger oder emotionaler sein mag.
„So und nun müssen wir für dich noch den geeigneten Freund finden!“
„Nun hör aber mal auf, ich find doch nie einen! Außerdem wäre mir ein Bruder wichtiger, das weißt du doch!“
„Ja ich weiss aber du weißt auch was dagegen spricht und mich könnt ihr nicht adoptieren!“
Dann fingen beide an zu lachen und plötzlich lag Max auf Simon und kitzelte ihn wie wahnsinnig durch. Die beiden waren wirklich die besten Freunde und wenn jemand jetzt denken mag, dass sie sich ineinander verlieben, dann ist dieser jemand schief gewickelt. Außerdem wäre Marie da nicht so gut drauf zu sprechen gewesen denn sie war schließlich die beste Freundin von Simon und außerdem auch die große Liebe von Max. Die drei waren unzertrennlich, dagegen hatte auch niemand was, da sie auch keinen Blödsinn anstellten, dazu waren sie wirklich viel zu vernünftig, was ja nicht gerade als gewöhnlich zu bezeichnen wäre. Die drei waren alle recht gut betucht und außerdem auch Klassenbeste in der Rheinfolge, Simon-Marie-Max.
„Max? Bitte tu mir den Gefallen und häng es nicht so an die große Glocke, die Klasse muss das nicht unbedingt wissen.“
„Ich versteh schon, aber in unserer Freizeit darf ich doch oder?“
Max setzte seinen Dackelblick auf mit dem er so süß aussah. Simon dachte kurz nach, stimmte aber zu.
Max setzte sich an Simon´s PC: „Wir werden jetzt mal ein wenig für dich recherchieren!“ Dabei machte sich ein teuflisches Grinsen auf Max´ Gesicht breit, dass es Simon leicht argwöhnisch machte, aber er ahnte schon was da wohl in Max‘ Kopf vorging und er ergab sich seinem Schicksal.

Kapitel III

Genau wie Simon es sich gedacht hatte, drehte sich die gesamte „Internetrecherche“ nur um schwule Sachen – Bücher, Comics, Filme etc.. Er hatte sogar alle Arten von Gleitmittel preislich und Qualitätstechnisch untersucht und war überrascht, dass Max das alles geduldig mitmachte. Dann kam die Frage, auf die Simon nur gewartet hatte.
„Auf was für einen Typen stehst du eigentlich?“
„Das ist eine schwere Frage!“
Simon errötete unmerklich und ihm war das Thema peinlich, da öffnete Max plötzlich eine neue Seite auf der Aktbilder von süßen Jungs abgebildet waren.
„Na komm, welcher entspricht deinem Geschmack?“
„Ähm, lass mal sehen.“
Da war ein wirklich unglaublich süßer Typ bei, relativ klein, muskulös gebaut, blonde Haare (Natur), tiefblaue Augen und ein Lächeln was ihm zum dahinschmelzen brachte.
Simon beäugte diesen hübschen Typen lange und Max machte mal auf sich aufmerksam.
„Ich warte.“
„Ähm, der dort.“ Zeigte er auf das Bild.
„Ja, kann ich verstehen, gut sieht er ja aus. Hattest du schon mal was mit einem Jungen?“
„Nein, hatte ich leider noch nicht.“
„Noch nicht einmal einen Kuss?“
„Selbst den hatte ich noch nicht.“
Max beäugte ihn, rückte näher an ihn ran.
„Dann müssen wir wenigstens das machen!“
Simon schaute Max verwirrt an und wunderte sich doch extrem.
„Keine Angst ich bin nicht schwul aber ich will dir schon mal einen Vorgeschmack auf die Jungs geben, die dir Reihenweise verfallen werden.“, dabei grinste Max so was von extrem das man denken könnte er würde schon wieder etwas aushecken.
„Willst du wirklich?“
„Jupp, was sonst!?!“
„Auch mit Zunge?“
„Ohne macht es doch gar keinen Spaß, willst noch mehr wissen oder machen wir das jetzt?“
„Ok, dann los!“

Max näherte sich mit seinen Lippen langsam denen von Simon. Als sie sich trafen war das, als würden 1000 Blitze durch Simons Körper ziehen. Seine Lippen waren so weich, er schmeckte so gut und als Max dann auch noch mit seiner Zunge in seinen Mund fuhr war er absolut happy. Sie trennten sich.
„Und wie fandest du das?“
„Einfach super! Du schmeckst wahnsinnig gut nach Sahnebonbons.“
Max grinste und meinte, dass er das auch ganz gut fand aber dafür seine Süße nicht verlassen würde.
„Das will ich auch schwer hoffen!“ erwiderte Simon.

Kapitel IV

Der Kuss von Max war schon etwas ganz besonderes gewesen. Es hatte sich bestätigt was Simon eigentlich schon immer gewusste hatte, dass Max nämlich ein ganz besonderer Freund war und nicht nur irgendein Nachbar oder Kumpel. Max war wirklich wie ein Bruder und er hatte so weiche Lippen, jetzt konnte Simon verstehen was Marie so anziehend an ihm fand.
Die Tür viel nochmals ins Schloss und Simons Vater, Gregor, kam endlich nach hause. Es war nun schon 18 Uhr und er rief Simon in den Salon, damit er vor dem Abendessen noch einmal mit seinem Sohn sprechen konnte.
Simon kam in Begleitung von Max in den Salon und begrüßte seinen Vater herzlich, genauso wie Max der ihn schon von Anfang an Onkel Gregor genannt hatte.
„Nun, setzt euch mal Jungs! Ich hab eine Neuigkeit für euch.“
„Nun mach’s mal nicht so spannend, Paps, raus mit der Sprache!“
„Ok, ok, ich bin ja schon dabei!“, er lächelte seinen Sohn an, „Deine Mutter und ich haben lange darüber nachgedacht, wie wir deinen größten Wunsch erfüllen können. Wie du ja weißt, geht es auf natürlichen Wege nicht und so haben wir uns also entschlossen einen Jungen zu adoptieren.“
Simon war sprachlos und Max wusste auch nicht was er sagen sollte, jedoch war Simon der erste der seine Worte wieder fand.
„Ist das euer ernst?“, die Frage war eher rhetorischer Natur und so fing er an zu lächeln und ihm liefen Tränen über das Gesicht als er seinen Vater und seine Mutter umarmte.
Er Simon und Max rannten wieder rauf in das Zimmer von Simon und fingen sofort an darüber zu reden wie er wohl sein würde, bis die Köchin sie zum Essen holte. Es gab eine selbstgemachte Pizza und Max konnte die Anspannung und Aufregung von Simon fast körperlich spüren und er wusste das Simon eine Frage auf den Lippen brannte.
„Nun rück schon raus mit der Frage, mein Sohn. Das ist ja richtig belastend dich so angespannt zu sehen!“, brach es aus Simons Dad heraus.
Simon, leicht perplex, schaute seinen Vater an und erst nach etwa fünf Minuten hatte er sich so weit gefangen und seine Aufregung unter Kontrolle gebracht das er seine Fragen stellen konnte.
„Wen wollt ihr denn adoptieren und wann?“
„Nun das ist eine wirklich interessante Frage und das „Wann“ denk ich kann ich dir beantworten aber das „Wen“ kann ich nicht sagen, da das auch von dir abhängig ist!“
„Und wann, ist es so weit?“
„Also wir werden einer kleinen Probezeit unterliegen, aber wenn wir uns für einen Jungen entschieden haben dann kann er bereits eine Woche später bei uns sein. Die Probezeit wird drei Monate dauern in denen er sich einleben soll und schauen soll ob er mit allem zurecht kommt. Du musst ihm in der Zeit sehr helfen sonst wird er sich womöglich noch verlassen vorkommen aber ich denke da brauch ich mir keine Sorgen machen!“
„Das denk ich aber auch, schließlich bin ich ja auch da!“, platzte es aus Max hervor.
Sowohl Simon als auch sein Vater und seine Mutter mussten grinsen als Max das sagte, er selbst errötete und verfiel in ein beklemmendes Schweigen, bis ihm noch etwas einfiel.
„Ähm Onkel Gregor, würde es dir was ausmachen wenn ich heute hier schlafen würde? Meine Eltern sind nicht da und ich mag nicht allein sein und ich glaub Simon auch nicht!“
„Ist doch kein Problem, du bist uns immer herzlich Willkommen, aber nicht das ihr mir Morgen verschlaft! Es ist zwar der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien aber trotzdem muss das sein!“
„Jupp, klaro Paps/Onkel!“, sagten die beiden im Chor und zusammen genossen sie den restlichen Abend. Simon und Max redeten noch bis tief in die Nacht bis sie dann doch endlich einschliefen. Seit ihrer Kindheit schliefen sie gemeinsam in einem Bett und Simon legte seinen Kopf gern auf Max‘ Brust, denn es hatte ihm schon immer ein Gefühl von Sicherheit gegeben.
Sie schliefen ein und freuten sich schon auf den Ferienbeginn.

Kapitel V

Als Simon am nächsten Morgen erwachte fühlte er, dass keine warme Aufliegefläche mehr da war. Max war also weg und Simon wunderte sich schon, denn normalerweise wartete Max mit dem Aufstehen immer bis Simon wach wurde. Er stand auf zog, sich seinen Morgenmantel an, da er keine Lust hatte sich irgendwie groß zu bekleiden und ging hinunter in die Küche. Auf der Treppe blieb er stehen da er die Stimmen von Max und seinem Vater vernahm und nicht stören wollte, unbewusst belauschte er das Gespräch:

„Max, pass mir auf Simon auf, er ist ein sehr zart besaiteter Mensch das weißt du. Ich habe Angst das ihm das alles zu viel Stress bringt. Er sehnt sich schon so lange nach einem Bruder – er hat zwar dich aber das ist nicht das gleiche für ihn. Du bist sein bester Freund und mehr wie ein Bruder.“

„Bleib ganz ruhig, ich werde ihm wie immer eine Stütze sein. Ich hab ihn zu lieb um das nicht zu sein, das wisst ihr doch. Wann habt ihr euch entschlossen eine Adoption zu machen?“

„Nun das ist ehrlich gesagt schon um einiges länger her aber wirklich durchführen tun wir das erst jetzt. Wir wollen ein Kind in eurem Alter bzw. ein wenig jünger. Simon hat einen großen Bruder in dir aber ich denke er braucht einen kleinen Bruder für den er die Verantwortung trägt und ich weiß, dass er das super machen wird.“

„Habt ihr denn schon einen Jungen gefunden?“

„Ja haben wir, die Adoption ist auch schon in die Wege geleitet worden.“

„Schön zu hören!“

Simon spürte schon wieder eine Welle unbeschreiblichen Glücks die durch seinen Körper zog. Endlich würde er den Bruder bekommen den er sich immer gewünscht hatte, er fing wieder an vor Glück zu weinen. Nichts hatte er sich sehnlicher gewünscht. Auch wenn es für die meisten Menschen wohl nicht nachvollziehbar aber Simon war stets sehr unglücklich wenn er allein war was die Familie anging. Seine Verwandten hatten nur wenige Kinder und wenn, dann waren sie alle schon über 25 so das die meisten ihn gar nicht verstehen konnten. Außerdem lebten seine Verwandten sehr weit weg, der Großteil lebte sogar auf einem anderen Kontinent. Gelegentlich in den Ferien besuchte er einen Onkel oder eine Tante und genoss es mal nicht zuhause zu sein. Was da jedoch fehlte waren dann Max oder Marie oder ein Bruder.

Simon wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging in die Küche, begrüßte seinen Vater mit einer stürmischen Umarmung und Max mit einem kleinen Kuss auf die Wange, dann machte er sich Frühstück. Na ja, mehr oder weniger Frühstück – eine Scheibe Toast mit Butter und einen Kakao. Kaffee mochte er nicht.

Sie unterhielten sich noch eine Weile bis Gregor zur Arbeit musste. Auch Simon und Max mussten sich langsam fertig machen für die Schule. Der Schultag war genauso langweilig wie sonst auch, ohne Max und Marie machte das alles keinen richtigen Spaß. Seiner Mutter zu liebe schaute Simon sich das ganze allerdings noch bis Ende Januar an um seine Entscheidung zu treffen, die im Grunde seines Herzens aber schon gefällt wurde. Am Abend Sollte Marie noch vorbeikommen, als Simon ihr gesagt hatte was für ein guter Küsser Max doch war, hatte dieser einiges zu erklären.

Der Tag endete in schallendem Gelächter und dieses Mal schlief auch Marie bei Simon. Das Bett, in dem die Drei lagen, wurde langsam eng und es sah auch echt schön aus wie sich Marie und Simon an Max‘ Brust kuschelten und ihn einfach festhielten. Max fühlte sich beinahe wie ein Vater, Geliebter und Freund gleichzeitig und das Gefühl gefiel ihm, warum auch nicht? Er entspannte sich und kuschelte die beiden noch mehr an sich bis er schließlich einschlief.

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