Good bye Amerika – Teil 31

Molly und ich grinsten uns an. Unsere zwei Kampfgockel posierten um die Wette mit uns als Anhängsel. Ein kleiner Knall schallte durchs Parkdeck, jemand hatte es betreten. Schweigend standen wir vier da und hörten nur das Klackern von Stöckelschuhen.

Irgendwann kam eine Frau um die Ecke gebogen. Es war leicht auszumachen, dass sie vom Flughafenpersonal stammte. Ihr Dress schimmerte uns in einem Royalblau entgegen. „Entschuldigen sie, gehören sie zu Bob Miller?“

„Ja“, antwortete Molly.

„Okay, könnten sie mir bitte folgen?“

„Und wo sind meine Eltern?“, fragte Molly.

„Und was ist mit unserem Gepäck?“, kam es von Lesley.

Man konnte die Anspannung der kleinen Frau bemerken, die heftig hinter ihren dicken Brillengläsern zwinkerte.

„Das wird abgeholt… würden sie mir jetzt bitte folgen?“

Verwundert schauten wir uns an.

„Also, ich würde lieber bei meinem Gepäck bleiben“, kam es von meinem Schatz, „nachher fehlt noch etwas.“

„Sie können sicher sein, dass hier nichts wegkommt, es ist alles kameraüberwacht“, meinte die kleine Dame.

„Ja, so wie unser Auto!“, meckerte Molly.

„Würden sie jetzt bitte mitkommen, oder muss ich den Sicherheitsdienst holen?“, meinte Miss Parkdeck nun recht energisch und zog ihr Funksprechgerät hervor.

Verwundert schauten wir uns an.

„Wer wird denn gleich so giftig werden?“, meinte Lesley und stellte seine Tasche ab.

Die Dame drehte sich um und lief los. Uns blieb wohl nichts anderes übrig und wir folgten ihr. Spätestens, als wir in die Privaträume des Flughafens kamen, wurde mir mulmig in der Magengegend.

„Ist was?“, fragte Berry, der das anscheinend bemerkt hatte.

„Mir ist irgendwie komisch zu Mute.“

„Vielleicht der Flug? Waren ja schließlich achtzehn Stunden und viel gegessen hast du auch nicht.“

Ich fand es süß, wie rührend Berry sich um mich sorgte. Eine weitere Tür folgte, die wir durchschritten und plötzlich standen wir vor Mollys Eltern.

„Kinder, was ist denn los?“, fragte Bob.

„Das könnten wir euch auch fragen“, meinte Lesley, „die Dame hier hat uns zum Mitkommen gezwungen.“

„Ich kann euch wirklich nichts sagen, wir warten hier auch und wissen nicht, warum“, meinte Abby.

So setzten wir uns auf die Bank neben die beiden. Es verging eine ganze Weile, in der wir nichts redeten, bis endlich jemand kam. Zwei Herren im schwarzen Anzug betraten den Raum.

„Sind sie Bob Miller und hat ihr Fahrzeug das amtliche Kennzeichen BM – 34 – YP?“, fragte der eine.

„Ähm ja“, antwortete Bob, „aber…“

„Antworten sie bitte nur auf meine Fragen!“, unterbrach ihn der Mann.

Verdutzt schauten wir uns alle an. Wohin waren wir denn hier geraten?

„Befindet sich in ihrer Gruppe ein Tom Miller mit amerikanischer Staatsbürgerschaft?“

„Ja..“, begann Bob.

„Das bin ich!“, sagte nun mit fester Stimme.

„Grund ihres Aufenthaltes? Sie sind jetzt zum zweiten Mal hier eingereist!“

„Ich wohne bei meinem Onkel.“

„Haben sie eine Aufenthaltsgenehmigung?“

„Jetzt machen sie mal einen Punkt“, sagte Bob energisch und sprang auf, „ich will jetzt sofort wissen, was hier los ist.“

„Setzten sie sich, Mr. Miller!“

„Nein ich setzte mich nicht! Wo ist ihr Vorgesetzter? Wie sie uns behandeln lässt doch sehr zu wünschen übrig!“

„Haben sie eine Aufenthaltgenehmigung und warum sind sie noch mal in die Staaten geflogen?“, setzte der Mann seine Fragen fort und überging Bob einfach.

So langsam wurde ich sauer. Nun stand ich auch auf und trat direkt vor diesen Mann. Bob wollte etwas sagen, aber ich gab Handzeichen, dass er warten sollte.

„Mein Dad war ein Säufer, und bevor er gewalttätig wurde, hat das staatliche amerikanische Jugendamt beschlossen, meinen Onkel als mein Vormund zu wählen. Deswegen lebe ich hier.“

Ich redete mich in Rage und es schossen mir Tränen in die Augen.

„Und ich bin deshalb in die Staaten zurück, weil mein Vater verstorben ist.“

Die letzten Worte hatte ich fast geschrieen. Sprachlos stand der Mann in Schwarz vor mir.

„Die Unterlagen vom australischen Vormundschaftsgericht habe ich zu Hause und der Antrag zur australischen Staatsbürgerschaft wurde bereits gestellt“, ergänzte Bob im ruhigen Ton.

Berry zog mich zurück auf die Bank und nahm mich in den Arm.

„Bei einer Routineuntersuchung auf dem Parkdeck durch unseren Bombenhund, wurde er an ihrem Auto fündig…“

Bitte, hatte ich mich grad verhört?

„Eine Bombe – in unserem Auto?“, fragte Abby total verwirrt.

„Nein, es wurde ein Stoff namens Calciumcarbid in ihrem Wagen gefunden, in großer Menge, das man zum Bau einer Bombe verwenden kann.“

Dem Mann in Schwarz wurde die Situation sichtlich unangenehm und Bob fing plötzlich an zu lachen. Verwundert schauten wir ihn an.

„Guter Mann“, begann er, „wenn sie ihre Hausaufgaben gemacht hätten, wüssten sie auch, dass man Calciumcarbid auch zur Vertreibung von Wühlmäusen und Maulwürfen benutzt. Wenn man es in den Boden tut und es feucht wird, entsteht Ethin. Das hat einen besonders üblen Geruch und vertreibt diese Tiere!“

Der Mann lief rot an und ich konnte nicht anders und begann zu lachen. Angesteckt durch mein Lachen, stimmten die anderen mit ein.

„Ähm…, Ethin…, also“, stotterte der Mann.

„Ich denke, sie sollten sich drum bemühen, dass wir unseren Wagen zurückbekommen. Wir haben einen achtzehn Stunden langen Flug hinter uns und würden gerne nach Hause fahren“, meinte Bob.

„Ähm…, das ist im Augenblick nicht möglich…“, stotterte der Mann weiter.

„Warum das denn?“, fragte nun Abby.

„Der Wagen… ist … zerlegt…“, sprach nun der andere Mann.

„Bitte was?“, fragte nun Bob etwas säuerlich.

„Wir… wir…“

„Holen sie mir sofort ihren Vorgesetzten, das kann ja wohl alles nicht wahr sein!“, unterbrach Bob den Mann.

Ohne ein Wort zu sagen, verschwand der eine Mann durch die Tür, durch die er gekommen war. Bob trat näher an den Mann in Schwarz heran.

„Eine Entschuldigung wäre fällig…, zumindest an den Jungen. Er hat schon genug mitgemacht!“

Diese Blinzelkrankheit hatte wohl jeder hier im Flughafen. Aufgeregt blinzelnd schaute er mich nun an.

„Es tut mir Leid, Mr. Miller“, meinte er knapp und mehr kam nicht, aber ich nickte und wollte nur meine Ruhe. Die Tür ging auf und ein weiterer, aber älterer Herr betrat den Raum. Er schaute kurz seinen Kollegen an, der sich sofort in den Hintergrund verzog.

„Mr. Miller? Mein Name ist Spezialagent Horsay Berenger. Ich entschuldige mich für die Befragung meiner Leute. Ebenso, dass wir ihr Auto zerlegt haben. Sie müssen uns aber auch verstehen. Nach dem der Terror so um sich gegriffen hat, müssen wir vorsichtig sein. In zehn Minuten steht ihnen auf dem Parkdeck ein Wagen zur Verfügung und unser Fahrer wird sie nach Hause bringen. Ihr Fahrzeug wird ihnen dann zugestellt.“

„Aha“, meinte Bob nur.

„Kann ich sie zu ihrem Gepäck begleiten?“, fragte dieser Berenger.

Bob nickte und wir standen alle auf. Mir entging aber nicht, wie dieser Mann seinem Mitarbeiter einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, bevor er mit uns den Raum verließ.

*-*-*

„Eigentlich ist es ganz praktisch, gefahren zu werden“, meinte Bob zu Abby, beide saßen auf der vordersten Bank.

Man hatte uns einen Kleinbus zur Verfügung gestellt inklusive Fahrer. Vor uns saßen noch Lesley und Molly. Berry und ich hatten es uns hinten bequem gemacht. Ich lag in den Armen meines Schatzes und hatte die Beine ausgestreckt.

„Geht es dir wieder besser?“, hörte ich Berry flüstern.

Ich hob den Kopf und schaute in seine traumhaften Augen.

„Wie könnte es mir schlecht gehen? Du bist da, was will ich mehr.“

Ein Grinsen machte sich auf Berrys Gesicht breit.

„Ich hab dich lieb, Berry.“

„Ich dich auch, mein Kleiner.“

Artig machte ich Kussmund und bekam auch einen Kuss. Wenig später war ich bereits weggedöst. Als ich wieder erwachte, musste ich mich erst mal zu Recht finden. Ich lag immer noch in Berrys Armen, der nun aber auch schlief.

Es schienen überhaupt alle im Wagen zu schlafen – der Fahrer natürlich nicht. Da ich mich nicht auskannte, wusste ich auch nicht, wo wir waren. Es sah alles so anders aus als beim ersten Mal, als Bob mich vom Flughafen abgeholt hatte.

Ich streichelte sanft über Berrys Handrücken. Er schlief friedlich unter mir. Wieder verfiel ich diesem schönen Gesicht. Sanft hob und senkte sich sein Brustkorb. Ich hätte nie gedacht, dass Liebe so schön sein konnte.

Ich gab ja zu, ich hatte echt Angst vor der Beerdigung meines Vaters, aber mit Berry an meiner Seite war alles nicht so schlimm. Ich ertrug es leichter. Der Fahrer verlangsamte das Tempo und ließ den Wagen auf eine Raststätte ausrollen.

Er stellte den Motor ab und verließ leise das Auto. Ich konnte nur sehen, wie er schnell auf dem Klohäuschen verschwand. Ich musste grinsen. Bob bewegte sich und auch die anderen rührten sich langsam.

„Was ist denn los?“, gähnte Abby.

„Der Fahrer musste mal“, erklärte ich leise.

Nun wachte auch Berry auf und begann sich zu strecken.

„Hi du Murmeltier, gut geschlafen?“, fragte ich und streichelte ihm über die Wange.

Berry setzte sich etwas auf, was zur Folge hatte, dass ich mit meinen Kopf auf seinen Schoss rutschte.

„Wollte eigentlich gar nicht schlafen, aber plötzlich wurde alles so ruhig hier, da hat auch mich die Müdigkeit überfallen.“

Er schaute zu mir herunter und lächelte.

„Und wie geht es dir?“, fragte er.

„Gut!“

„Wirklich?“

„Ja, ich bin glücklich. Ich lieg auf dem Schoss von meinem Schatz, kann in seine tollen Augen schauen und er lächelt mich an, was will ich mehr?“

„Du bist so süß, weißt du das?“

„Klar, hättest du mich sonst genommen?“

„Ähm… ich weiß nicht. Sollst ja eine gute Partie sein.“

Fragend schaute ich Berry an.

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