Fotostudio Plange – Teil 33 – Valentinstag

Tja, lieber Leser, wir waren zurück in heimischen Gefilden und der Alltag hatte uns wieder. Um die Probleme, die normalerweise mit dem täglichen Einerlei verbunden sind, würde ich mich nach dem Aufstehen kümmern. Erst einmal freute ich mich auf mein eigenes Bett, aber das

macht ja wohl jeder, der von einer Reise heimkehrt. Zwar bin ich nicht so eingefahren wie meine Tante Marianne, die Witwe von Karl Plaumann, dem ältesten Bruder meiner Mutter, nimmt sogar die eigenen Oberbetten mit in die Sommerfrische.
Allerdings waren die Schwierigkeiten, denen die Mitglieder der Reisegesellschaft nach ihrer Rückkehr ausgesetzt waren, unterschiedlich stark ausgeprägt. Servet und Gürkan, unsere türkischen Freunde, fanden relativ schnell wieder in ihren normalen Trott, ihr Urlaub war zu Ende und die normale Arbeit hatte sie wieder. Mein Gatte bereitete sich, wie auch schon vor Malta, auf sein Examen vor, also war auch bei ihm alles im grünen Bereich. Gut, Wadim war aufgetaucht, wahrscheinlich würde es in der nächsten Zeit zu erhöhten Aktivitäten mit der Familie Reichenbach kommen, aber dies würde sich eh wohl nur in den Abendstunden abspielen und somit seinen normalen Tagesablauf nicht stören.
Bei Daniel, der kleinen Ölkanne, konnte ich die Situation nicht ganz einschätzen, er hatte sich ja jedweden Kommunikationsversuchen gekonnt entzogen. Auch wie sich die Situation bei Marvin und Benny entwickelt hatte, konnte ich zum Zeitpunkt des Aufschließens der Haustüre nicht sagen, ich hatte keinerlei Rückmeldung.
Ich hatte während des Wochenendes zwar zweimal mit meinem Neffen telefoniert, einmal um ihm mitzuteilen, dass wir gut angekommen waren, und dann rief ich ihn noch einmal kurz vor dem Abflug an, er möge doch bitte ein Päckchen Putenbrust aus der Truhe in den Kühlschrank zum Auftauen stellen, denn am Montag wollte ich Geschnetzeltes mit Pilzen und Reis zum Abendessen machen.
Und was mich betraf, ich würde wohl auf zwei Baustellen gleichzeitig tanzen müssen. Neben dem normalen Geschäft war der Katalog für den Jungdesigner zu erstellen. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt; lest am besten selbst!
*-*-*
Nachdem wir die Ausrüstung verstaut hatten, machten Igor und ich uns auf den Weg in die erste Etage. Als ich die Tür aufschloss, hörte ich leise Musik aus Marvins Lounge; mein Neffe war also noch wach. Es wäre mir zwar lieber gewesen, die Übergabe des Briefes und das daraus wohl resultierende Gespräch auf den nächsten Tag zu verschieben, aber was hätte das geändert? Nichts, denn eine schlechte Nachricht bleibt eine schlechte Nachricht, egal wann sie überbracht wird.
Ich fügte mich also in mein Schicksal und machte mich bemerkbar. Und tatsächlich, das lautstarke Abstellen des Musterkoffers war von Erfolg gekrönt, unser Schwimmtalent kam, zwar nur mit Shorts und Shirt bekleidet, aus seinem Gemach und begrüßte uns herzlich. Nach dem allgemeinen Knuddeln blickte er mich fragend an. „Wo ist denn Daniel?“
„Schatz?“ Ich lachte ihn an. „Hast du schon mal auf die Uhr geschaut?“
„Wieso? Ist doch noch früh am Tage.“ Diese Jugend!
Ich konnte nur noch mit dem Kopf schütteln. „Es ist fast Mitternacht. Daniel muss morgen wieder arbeiten und du in die Schule, eigentlich solltest du jetzt schon schlafen!“
„Aber ich bin noch nicht müde, denn …“ Marvin strich sich durch die Haare. „… ich bin ja auch erst zum Kaffee aufgestanden.“
„Hat das Gespräch mit Benny so lange gedauert?“ Igor war auch noch da.
Mein Neffe schluckte. „Das auch …“
„Was denn sonst noch?“ Der angehende Lehrer grinste.
Der Schüler verlagerte sein Gewicht. „Äh, nichts!“
„Dann ist ja gut. Aber Stefan, …“ Mein künftiger Ehemann blickte mich an. „… auch wenn man so spät nichts mehr essen sollte, ich hätte eigentlich noch Hunger; die Snacks im Flieger waren echt nicht so nach meinem Geschmack.“
„Nach meinem auch nicht! Und Marvin? Wie sieht es mit dir aus?“ Ich schaute meinen Neffen an.
Der Schwimmer grinste. „Benny und ich haben um zwei gefrühstückt und dann habe ich mir so gegen acht ein Butterbrot geschmiert, also etwas Warmes im Magen hatte ich heute noch nicht.“
„Gut, dann kümmert ihr euch um das Gepäck und ich schau mal in der Küche, was ich noch zaubern kann … so auf die Schnelle.“ Ohne die beiden Männer in meinem Leben eines Blickes zu würdigen, suchte ich die Nahrungsvorbereitungsstätte des Hauses auf.
Der Blick in den Kühlschrank war ernüchternd: Aus dem Inhalt konnte man nicht viel machen. Gut, Eier waren da, etwas Wurst und Käse, eine Schlangengurke und eine halbe Paprika, aber mehr gab der Vorrat nicht her.
Ich überlegte. Man könnte Nudeln kochen und diese dann auf die ein oder andere Art und Weise überbacken. Aber das würde bedeuten, dass wir frühestens in einer dreiviertel Stunde uns etwas hinter die Kiemen schieben könnten und das war mir eindeutig zu lang, es musste also eine schnellere Lösung gefunden werden.
Nach einem Blick in den Brotkasten war mir jedoch klar, was ich meinen Männern, die in der Zwischenzeit wohl mit Auspacken beschäftigt waren, kredenzen würde: Strammer Max mit kleiner Salatbeilage. Ich schälte die Gurke, schnitt sie und die Paprikareste in kleine Stücke und füllte das Hasenfutter in eine Schüssel. Im Kühlschrank fand ich noch eine angebrochene Flasche Salatdressing. Etwas davon auf das Grünzeug, dazu etwas Maggi und ein paar französische Kräuter und fertig war der Salat.
Normalerweise nimmt man ja geräucherten Schinken als Belag zwischen Brot und Ei, aber ich bediente mich aus dem, was der Kühlschrank hergab. Die Mischung aus Salami, mittelaltem Gouda und fein geschnittener Putenbrust schien niemanden zu stören.
Die zwei Pfannen, die ich zur Vorbereitung der sechs Spiegeleier gebraucht hatte, wanderten sofort nach ihrer Benutzung auf die Spüle. Allerdings beließ ich das Fett erst mal dort, wo es war, nämlich in der Pfanne. Falls jemand einen Nachschlag verlangen würde, sollte dieser unmittelbar geliefert werden können und nicht erst nach einer künstlich verlängerten Pause.
Ich zerschneide das Eigelb eines Spiegeleis nur ungern, schiebe es mir lieber in Gänze in den Mund; ich mag halt keinen gelben Glibber auf meinem Teller. Meine Tischgenossen jedoch waren aus einem anderen Holz geschnitzt. Ihnen schien das zähflüssige Eidotter auf der Essunterlage egal zu sein, sie tunkten es mit dem Brot einfach auf.
Das Gesprächsthema während der Nahrungsaufnahme war klar, es drehte sich alles um Malta. Igor und ich beließen es eher bei Allgemeinplätzen, gingen nicht genauer ins Detail, aber kurz vor Ende der mitternächtlichen Mahlzeit überreichte mein Gatte Marvin dann doch den Brief von Daniel, irgendwann musste es ja geschehen. Ich hätte diese Information zwar lieber auf den nächsten Morgen verschoben, aber das sagte ich ja bereits; was sollte ich machen? Ich fügte mich in mein Schicksal. Marvin, gerade eben noch voller Energie, wurde blass.
„Was schreibt er denn?“ Wollte mein Gatte Zeit gewinnen?
Marvin schüttelte sich. „Ihr wisst es doch! Hier!“
Mein Russe nahm das Schreiben, überflog es kurz und reichte es mir dann; ich las diese Zeilen ja auch zum ersten Mal. Im Nachhinein muss ich gestehen, dass Daniel seine Worte sehr gut gewählt hatte:
‚Lieber Marvin,
ehe du es von Igor oder deinem Onkel erfährst: Ich habe dich betrogen. Bei dem Shooting habe ich Paul kennengelernt, einen der dortigen Jungs. Nicht nur vom Äußeren her könnte er der Bruder sein, den ich nie hatte, aber schon immer gerne gehabt hätte.
Ich weiß auch nicht, warum ich mich auf das Spiel zwischen ihm und mir eingelassen habe, aber Fakt ist, ich habe es getan und muss wohl jetzt die Konsequenzen tragen. Wenn du mich jetzt nicht wiedersehen willst, kann ich das verstehen, aber ich hoffe, wir können darüber reden.
In Liebe
Daniel‘
Ich blickte meinen Neffen mitleidsvoll an. „Was soll ich sagen?“
„Die Wahrheit! Nicht mehr und nicht weniger!“ Er schien mitgenommen zu sein.
Ich räusperte mich. „Tja, die ersten Aufnahmen waren echt gut, es lief alles wie am Schnürchen. Als wir dann die Örtlichkeit wechseln wollten, da … da haben sich Daniel und Paul verspätet, wenn man das so sagen kann. Schlimm fand ich das eigentlich nicht, es war einfach … nur störend, und das habe ich den beiden auch deutlich gesagt. Ich hielt ihnen eine Standpauke, mehr konnte ich ja nicht machen, aber …“ Ich holte tief Luft. „… aber dann hat Luigi diesen Paul, der für ihn … der für ihn als Stricher arbeitet, zusätzlich noch bestraft.“ Sollte ich ihm auch den Rest berichten?
„Paul ist Stricher?“ Mein Neffe kriegte seinen Mund nicht zu.
Ich nickte. „Paul ist … Liebesdiener, du kannst es auch Escort nennen, aber … er wird für Sex bezahlt.“
„Daniel hat dann die Strafe, die Paul aufgebürdet wurde, zur Hälfte übernommen. Von daher …“ Mein Gatte brachte das Thema, dass ich gerne ausgespart hätte, auf den Punkt. „… hat er so etwas wie Verantwortungsbewusstsein gezeigt.“
„Ich … ich bin ein Idiot!“ Marvin wirkte mehr als erschüttert.
Ich blickte ihn verwirrt an „Wie kommst du denn zu dieser Erkenntnis?“
„Benny gesteht mir seine Liebe und ich? Ich weise ihn ab, bin ja mit Daniel zusammen – dachte ich da jedenfalls noch.“ Der Schwimmer schob den Teller von sich. „Aber … mein Freund … bumst mit einem Professionellen und ich? Ich bleibe standhaft, ich Idiot!“
„Schatz!“ Ich legte meine Hand auf seine Schulter. „Vielleicht hat Daniel nur für einen Moment nicht nachgedacht und … sich …“
„Ich fass es jetzt gerade nicht, du nimmst diesen Betrüger auch noch in Schutz?“ Marvin blickte mich entsetzt an. „Hast du sie noch alle?“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich nehme niemanden Schutz, es ist nur, wie soll ich sagen?“
„Vielleicht war die Stimmung am Set zu viel für ihn und er hat sich einfach hinreißen lassen.“ Kam jetzt ein pädagogischer Erklärungsversuch? „Bei zehn halbnackten schwulen Jungs in sexy Outfit und erotischen Posen kann so mancher Verstand aussetzen.“ Mein Gatte grinste. „Selbst ich hatte einen Dauerständer, naja, jedenfalls am Anfang.“
„Aber dein Lover war an Ort und Stelle und keine 2.000 Kilometer entfernt.“ Man hörte den Trotz in Marvins Stimme. „Auch wenn die Umstände, wie du sagst, einladend waren, aber wir sind erst am Anfang unserer Beziehung und wenn er jetzt schon fremdpoppt? Was soll erst werden, wenn wir zwei oder drei Jahre zusammen sind?“ Eine gewisse Logik konnte man der Äußerung nicht absprechen.
Mein Gatte legte nach, versuchte es jedenfalls. „Wie lange kennt ihr euch jetzt?“
„Zwei Wochen und ein paar Stunden, die Beziehung fing nach knapp der Hälfte an.“ Der Schwimmer blickte seinen Trainer frech an. „Aber, Tante Igor, hast du Stefan eine Woche, nach dem aus euch ein Paar wurde, mit Marcy oder irgendeinem anderen Typen betrogen? Doch wohl nicht, oder?“
Dieser Punkt ging eindeutig an Marvin, ich musste grinsen. „Schatz? Hast du?“
„Ich? Um Gottes Willen, aber …“ Igor schüttelte sich angewidert. „… aber Marvin, du bist siebzehn und Daniel ist ein Jahr älter. Und in dem Alter? Da kann es durchaus mal passieren, dass Hormone einfach mal verrückt spielen und einen zu Handlungen zwingen, die man sonst nicht machen würde.“
„Mag ja sein, aber …“ Der Schwimmer kratzte sich am Kinn. „… aber ist denn jeder Schwule auch schwanzgesteuert? Ich bin es nicht, ihr seid es auch nicht. Als Benny hier war und wir geredet haben, gut, da waren Momente, wo ich ihn am liebsten abgeknutscht hätte, aber … aber ich bin standhaft geblieben, denn ich dachte da ja noch, ich habe Daniel, aber … aber das war ja wohl ein Fehler!“
„Schatz, wenn jemand einen Fehler gemacht hat, dann bin ich es ja wohl.“ Mir war unwohl in meiner Haut. „Ich hätte Daniel nicht mitnehmen und der Gefahr aussetzen dürfen, denn …“
Marv zeigte mir einen Vogel. „Stef! Du spinnst! Er wollte mit und du wirst ihn ja sicherlich nicht zum Vögeln mit diesem Stricher ermuntert haben, oder? Das hat er schon selbst entschieden, man … man kann nicht immer alles auf die Hormone schieben!“
Was sollte ich noch antworten? „Gut, aber du vergisst einen wesentlichen Punkt bei der Sache!“
„Welchen?“ Neugier lag in seinem Blick.
„Du wächst in einem verzauberten Haushalt auf.“ Ich wuselte aufmunternd durch seine Haare. „Du hast also Vorteile, die Daniel nicht hat und auch nie haben wird. Für dich ist der Umgang mit anderen Schwulen das Normalste von der Welt, du kennst es nicht anders. Aber Daniel? Gut, er kennt uns, aber Igor und ich zählen nicht, wir sind ja so etwas wie Schwiegereltern.“ Ich räusperte mich. „Und jetzt verbringst du zum ersten Mal in deinem Leben ein rein schwules Wochenende, zwar ohne deinen Liebsten, aber plötzlich ist irgendwie alles auf den Kopf gestellt. Ich will sein Verhalten jetzt weder beschönigen noch kleinreden, aber von einem Moment auf den anderen ist alles anders, anders, als du es bisher kanntest. Wie würdest jetzt reagieren?“
Das jüngste Mitglied der Familie Plange am Tisch stöhnte. „Es ja schon gut, ich habe verstanden! Ich werde mit ihm reden, zwar nicht morgen oder übermorgen, aber ich werde mit Daniel reden – spätestens Ende der Woche. Können wir uns darauf einigen?“
„Schatz! Es ist deine Entscheidung.“ Ich strich sanft über seine Wange. „Aber das Eine weiß ich; Wut war noch nie ein guter Ratgeber. Man sollte, bevor man etwas Unüberlegtes macht, etwas, das man später vielleicht bereut, immer erst eine Nacht darüber schlafen. In der Ruhe liegt die Kraft.“
Ruhe und Kraft brauchte ich auch, um in den folgenden Tagen den Katalog für die Kollektion von Tom Batchfield zu erstellen. Durch die Umstellung auf digitale Fotografie entfällt nicht nur die Entwicklung der Filme, auch das Einscannen von Dias oder Papierbildern gehört heutzutage der Vergangenheit an, der Weg zur Printpublikation ist also erheblich kürzer beziehungsweise schneller geworden.
Aber dieser zeitliche Vorteil wird meist durch die Masse an Fotos und die Dauer der Nachbearbeitung einzelner Bilder wieder wettgemacht. Gut, auch zu Zeiten der Analogfotografie wurde fleißig retuschiert, aber hauptrangiges Ziel war damals die Beseitigung von vorhandenen Bildfehlern und nicht die Erschaffung einer fiktiven Realität. Wenn ich Hand an eine meiner Auftragsarbeiten lege, meistens bei Porträts, geht es mir einzig und allein um die Verbesserung des existierenden Bildes: Augenringe sollen verschwinden oder Hautunreinheiten beseitigt werden.
Aber heute heißt das nicht mehr Retusche, der Begriff ist dann wohl doch zu negativ belegt. Man nennt den Bearbeitungsschritt jetzt Makeover und das Ziel ist die Darstellung des menschlichen Gesichts und Körpers entsprechend einem gewählten Schönheitsideal. Das Foto dient also nur noch als Rohmaterial und wird solange manipuliert, bis es dem makellosen Wunschbild des Auftraggebers entspricht. Ich halte nicht viel davon, denn ich will die Realität abbilden und da darf ein Mensch auch schon mal einen Leberfleck haben und Zähne müssen auch nicht immer strahlend weiß sein.
Ich bearbeitete gerade die Strandaufnahmen, bei Abu sah man das weiße Wäscheetikett der gelben Badehose auf seiner schwarzen Haut, als die Tür zu meinem Büro aufging und Benjamin Münster im Rahmen stand. Er sah nicht gerade fröhlich aus.
„Hallo Benny. Wie ist die Lage?“ Die Antwort kannte ich zwar schon, aber er sollte beginnen.
Er nahm sich den zweiten Stuhl, der in der Ecke stand, und setzte sich zu mir. „Deine Idee mit der Aussprache war ja nicht schlecht, aber …“
„… hatte leider nicht das gewünschte Ergebnis. Ich weiß.“ Ich blickte ihn mitfühlend an. „Kleiner Tipp: Du solltest nicht zu schnell die Flinte ins Korn werfen.“
„Wie jetzt?“ Er schüttelte resigniert den Kopf. „Marvin mag mich zwar, aber mehr als eine normale Freundschaft ist nicht drinnen, wie er sagt. Er hat ja seinen Daniel und ist superglücklich mit ihm.“
„Tja, das war der Sachstand vor dem Wochenende!“ Ich grinste ihn an. „Zu deiner Information: Die Karten sind neu gemischt worden.“
„Du sprichst in Rätseln.“ Er hatte gleich mehrere Fragezeichen in den Augen.
Ich atmete tief durch. „Daniel hatte während des Shootings einen kleinen Aussetzer in seinem Treue-Modus, wenn man das so sagen kann.“
„Er hat ihn betrogen?“ Was hatte ich denn gerade gesagt?
Ich nickte. „Yepp, das Glück der zwei Liebenden ist also etwas getrübt und Marv? Er ist stinksauer. Wenn du jetzt die Initiative ergreifst, könntest du …“
„Was soll ich machen?“ Der Torwart wurde hellhörig.
Ich legte meinen Kopf schief. „Benny, du willst was von Marv, nicht ich, also musst du dir schon selbst was einfallen lassen. Aber allzu lange würde ich nicht warten, bis Donnerstag solltest du schon aktiv geworden sein, wenn du ihn für dich gewinnen willst.“
„Wieso Donnerstag?“ Münster Junior sah den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Meine Augenbrauen wanderten nach oben. „Was ist denn Donnerstag?“
„Der Vierzehnte, wieso fragst du?“ Er schüttelte sich kurz, hatte er des Pudels Kern gefunden? „Ach, Valentinstag! Sag das doch gleich!“
„Hab ich doch getan, oder etwa nicht?“ Ich lächelte mein Gegenüber süffisant an. „Aber bei allem, was du planen solltest, bitte nicht übertreiben, das schreckt eher ab. Die Charmeoffensive sollte wohl dosiert sein. Aber das bleibt unter uns.“
„Was?“ Neugier lag in seinem Blick.
Meine Augen rollten genervt nach oben. „Na, die Info, dass es zwischen den beiden kriselt, hast du nicht von mir. Ich werde bestreiten, dass dieses Gespräch je stattgefunden hat.“
„Alles klar! Dann danke ich dir für deinen Nicht-Hinweis.“ Er strahlte, als er mich wieder verließ.
Als ich gegen 19:00 Uhr die Arbeit am Katalog Arbeit sein ließ, Kreativität braucht auch ihre Pausen, hörte ich beim Aufschließen der Wohnungstür, dass Marvin in seinem Zimmer telefonierte. Zwar konnte ich durch die geschlossene Tür nicht genau verstehen, was gesprochen wurde, und ehrlich gesagt, mich interessierte es auch nicht großartig, aber der Tonfall wirkte eher beschwingt, fast ausgelassen. Ich tippte daher auf Benny als Gesprächspartner und musste grinsen; Münster Junior ließ wohl keine Zeit unnötig verstreichen.
Während ich das Abendessen vorbereitete, das Putenstück, das mein Neffe wie gewünscht in den Kühlschrank gelegt hatte, musste für das Abendessen ja erst noch geschnetzelt werden, kam ein sichtlich gut gelaunter Marvin zu mir in die Küche und bot sich sogar freiwillig an, das Schneiden der Zwiebeln zu übernehmen. Ich wunderte mich, überlässt er doch in der Regel die Tätigkeiten, die mit der Nahrungsvorbereitung verbunden sind, lieber anderen Mitgliedern des Hauses und beschränkt sich, wenn überhaupt, auf das Abräumen. Irgendetwas schien er vorzuhaben.
Lange musste ich dann doch nicht warten, noch vor der zweiten Zwiebel rückte er mit der Sprache heraus. Benny wolle ihn aufmuntern, ihn aus seinem Tief holen, und hätte online noch zwei Karten für die morgige Sondervorstellung der Rocky Horror Picture Show ergattern können. Da der Film aber erst um 21:00 Uhr anfangen würde, müsste ich einer Zapfenstreichverlängerung, es war ja kein Wochenende, zustimmen. Ich zierte mich erst, Marvin sollte schließlich nicht mitkriegen, dass der Plan des Torwarts teilweise auf meinem Mist gewachsen war.
Der Beitrag meines Russen zur abendlichen Mahlzeit beschränkte sich auf das Decken des Tisches. Ich wunderte mich, dass er dies in der Küche tat und dann auch nur für drei Personen. Wenn mich mein Gedächtnis nicht trog, wollte doch eigentlich Wadim kommen? Aber Igors Bruder hatte, wie ich beiläufig erfuhr, bei meinem Gatten bereits nachmittags abgesagt. Er würde heute mit dem Rest der Delegation essen, um diese kennenzulernen, man hätte sich auf Mittwoch vertagt.
Marvin maulte zwar, dass er den Dienstagnachmittag im Laden verbringen musste, aber Uwe hatte einen Arzttermin und ich den Katalog, an dem ich zu arbeiten hatte. Wollte ich meine künstlerische Seite weiter vertiefen, würde ich mich zwangsläufig nach einer neuen Aushilfe umsehen müssen.
Igor brachte beim Mittagessen, es gab die Reste vom Vortag, die Idee eines Auszubildenden ins Spiel, billiger könnte ich an eine Arbeitskraft nicht kommen. Den Einfall hatte ja auch schon einmal gehabt, die Unterlagen hierzu würden irgendwo in den Untiefen des Büros zu finden sein.
Anstelle kreativer Arbeit machte ich mich also erst einmal auf die Suche.
Allerdings war das Ergebnis unbefriedigend, die freundliche Dame von der IHK mit der ich sprach meinte, ich könnte zwar eine Ausbildung zum Fotomedienfachmann, Mediengestalter respektive Medienkaufmann Digital und Print anbieten, auch ein Kaufmann im Einzelhandel wäre denkbar, aber aufgrund meiner Ladengröße und Geschäftsfelder wäre der Fachmann wohl am ehesten geeignet.
Aber ich müsse erst in die Rolle der Ausbildungsbetriebe eingetragen werden und dazu müsse ich vorher meine Eignung als Ausbilder nachweisen, mein Universitätsdiplom als Fotograf würde hierfür nicht reichen. Aber ich könne ja mal mein Glück versuchen und die Handwerkskammer anrufen, vielleicht wäre ja auch eine Fotografenausbildung möglich, aber für die wäre sie nicht zuständig.
Also ein neues Telefonat, diesmal mit der Handwerkskammer – aber das hätte ich mir auch sparen können: Der Herr war ziemlich kurz angebunden. Als Diplominhaber wäre ich grundsätzlich zwar geeignet, Fotografennachwuchs auszubilden, aber da das handwerkliche Können bei meinen Wünschen ja nicht gerade im Vordergrund stehen würde, bräuchte ich wohl eher einer kreativen Verkäufer und solle mich doch besser an die IHK wenden.
Wenn es mit einem Auszubildenden so kompliziert werden würde, müsste halt eine Aushilfe her.
Aber die örtliche Agentur für Arbeit wollte, ehe man für mich und in meinem Sinne tätig werden könne, die Betriebsnummer haben. Das Fotostudio wurde ja gerade in eine GmbH umgewandelt, die alte Nummer hätte ich der Dame ja geben können, aber sie beharrte auf dem aktuellen Zählerstand.
Ich möge mich doch diesbezüglich erst einmal an meine Steuerberaterin Martina Rossmann wenden, dieser wäre der Bescheid des zentralen Betriebsnummern-Service der Arbeitsagentur in Saarbrücken bereits übermittelt worden.
Ich wollte schon aufgeben, da klingelte das Telefon, ich griff entnervt nach dem Hörer. „Fotostudio Plange, was kann ich für Sie tun?“
„Herr Plange?“ Ich bestätigte mit einem Ja. „Peter Sibelius hier. Herr Plange, bitte entschuldigen sie, aber Frau Knappenberg von der IHK hat mich angerufen und mir ihr Problem geschildert. Wenn ich es richtig verstanden habe, brauchen sie eher eine Aushilfe als einen Auszubildenden.“ Ich bejahte erneut. „Ich hätte da die passende Lösung, nämlich mich.“
Ich war irritiert, die Stimme des Anrufers wirkte nicht gerade jugendlich. „Und wie kommen sie darauf? Frau Knappenberg ist doch für die Ausbildung zuständig und, bitte nicht falsch verstehen, wie ein Teenager klingen sie nicht gerade.“
Er lachte. „Aus dem Alter bin ich schon lange raus, und, um ehrlich zu sein, seit einem Jahr bin ich Rentner, aber ich bin immer noch als Prüfer für Fotoberufe für die IHK tätig.“
Anscheinend gab es für diese Tätigkeit keine Altersgrenze. „Und wie können sie mir helfen?“
„Tja, sehen sie, ich bin …“ Der Herr am anderen Ende der Leitung stockte etwas. „… ausgebildeter Fotograf, bin dann als Verkäufer zu Photo Porst, habe es bis zum Filialleiter geschafft und das blieb ich auch nach der Übernahme durch West-Foto. Aber irgendwann wurde ich denen wohl zu teuer, aber egal. Ich bin dann in Frührente und … ehrlich gesagt, mir fällt die Decke auf den Kopf und das Geld könnte ich auch gut brauchen.“
Diese Ehrlichkeit musste belohnt werden. „Herr Sibelius, kommen sie doch morgen Nachmittag einfach mal auf einen Kaffee vorbei; dann reden wir weiter. Passt ihnen 15:00 Uhr?“
„Gern!“ Die Stimme schien zu frohlocken.
Marvin teilte mir um Punkt 18:31 Uhr mit, dass er den Laden jetzt abschließen würde, um sich auf das Treffen mit Benjamin Münster vorzubereiten. Zwar arbeitete ich noch etwas weiter, aber das immer stärker werdende Hungergefühl beeinflusste dann doch erheblich mehr als gedacht meine Kreativität, die ich für den Katalog brauchte.
Als ich den heimischen Flur betrat, kam mir mein Neffe grinsend mit einem Handtuch um die Hüften entgegen, er war wohl in Richtung Badezimmer unterwegs. Seine Stimmung schien sich in der letzten halben Stunde erheblich gebessert zu haben. Ich musterte ihn kurz. „Freust du dich schon auf den Film oder warum grinst wie ein Honigkuchenpferd?“
„Die spinnen, die Kanadier!“ Er griente mich frech an.
Ich stutzte. „Laut Asterix spinnen nur die Römer, aber einige neue Autoren dehnen diesen Spruch auch auf die Britten aus. Kanada gehört zwar zum British Empire, aber ein Kanadier würde sich nie …“
„Onkelchen! Ich habe gerade Nachrichten auf CNN gesehen. Irgendwo in der kanadischen Pampa hat man eine Moorleiche entdeckt, naja, nicht den gesamten Body, nur den Kopf.“
Er grinste immer noch.
„Die Dorf-Sherriffs hatten einen alten Vermisstenfall. Die konfrontierten also die Ehefrau mit dem Fund und die gestand auch gleich den Mord an ihrem Ehemann, wurde zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Allerdings ergab dann die genaue Untersuchung des Kopfes, dass der Typ wohl um 250 nach Christus gestorben ist. Aber die Alte sitzt trotzdem.“
Gut, eine gewisse Komik konnte ich der Situation zwar auch nicht absprechen, aber ich war froh, dass mein Neffe seinen Humor nicht verloren hatte. „Hauptsache, es hat der Wahrheitsfindung gedient.“
*-*-*
Das Gespräch mit Peter Sibelius war erfolgreich, der ehemalige Filialleiter meines Konkurrenten war mir auf Anhieb sympathisch. Gut, er war zwar nicht mehr ganz jung, aber für sein Alter wirkte er noch ziemlich dynamisch. Nach der Insolvenz von Photo Porst im Jahre 2002 wurde die hiesige Filiale in bester Innenstadtlage, deren Leiter er war, von der West-Foto AG übernommen, die ab da an über zwei Niederlassungen in unserer Stadt verfügte. Allerdings hatte auch deren Geschäftsführung die Zeichen der Zeit wohl nicht so richtig erkannt, man verharrte eher im Althergebrachten, Neuerungen gab es kaum, die Folgen ließen nicht lange auf sich warten.
Als dann vor zwei Jahren, neben der sonstigen Konkurrenz und dem Internet, ein ultramodernes Medienkaufhaus in unserem Städtchen aufmachte, sah sich sein Arbeitgeber gezwungen, aus zwei Niederlassungen eine zu machen, er war also über, eine zu entsorgende Altlast. Zwar bot man ihm die Filiale in Paderborn an, aber welcher Mensch führt schon gerne 90 Kilometer zu seiner Arbeit und dann die gleiche Strecke wieder nach Hause? Er ging dann, zwar mit einer guten Abfindung bedacht, in den Vorruhestand, aber er konnte sein Rentnerdasein nicht so richtig genießen.
Neben den finanziellen Einbußen, die eine vorzeitige Verrentung nun einmal mit sich bringt, litt der grau melierte Brillenträger besonders unter der vielen Freizeit, die er nun hatte. Er meinte, mehr als zweimal in der Woche könne auch er nicht den Rasen seines Hauses mähen, aber dazu müsse der Rasen erst einmal wachsen und das wäre im Februar, in dem wir uns immer noch befanden, ein etwas schweres Unterfangen. Wir vereinbarten ein Probe-Arbeiten für die nächste Woche.
Als mein Gast mich verlassen hatte, stürmte Uwe wutentbrannt ins Studio. „Stefan! Wenn du mich loswerden willst, sag es einfach; ich geh auch freiwillig. Dass du hinter meinem Rücken heimlich Vorstellungsgespräche führst, finde ich einfach nur schäbig! Ich dachte, wir wären Freunde?“
„Das sind wir doch auch! Ich …“ Ich atmete tief durch. „… ich will dich doch nur entlasten.“
„Entlasten? Du meinst wohl eher entlassen!“ Herr Berg war eindeutig sauer.
Was sollte ich machen? „Uwe! Nun komm mal wieder runter. Malta … wie soll ich es ausdrücken? Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde. Aber der Stress und die Hektik eines Shootings haben mir doch mehr gefehlt, als ich gedacht hätte. Ich … ich will wieder mehr als Fotograf arbeiten, meine kreative Seite ausleben.“
„Dann mach das doch! Gab es am Wochenende etwa Probleme?“ Seine Augenbrauen gingen hoch.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht, aber … wenn ich weg bin oder wie jetzt am Katalog arbeite, dann muss der Laden besetzt sein, ich kann schlecht hin und her springen.“ Uwe nickte. „Ich würde dich ja gerne fest anstellen, aber dann kommt deine Ex und hält die Hand auf, du hättest also nichts davon.“ Er nickte. „Und sollte deine Alte von unserem kleinen Arrangement mit der Miete je Wind kriegen, müsstest du wahrscheinlich Unsummen nachzahlen; von den Problemen, die ich dann kriegen würde, rede ich erst gar nicht. Deshalb will ich dich entlasten!“
„Der wird also nicht mein Chef? Aber …“ Mein Faktotum wirkte immer noch verunsichert. „… aber der hat doch Fotograf gelernt.“
Ich schaute ihn scharf an. „Uwe, wenn du schon heimlich mithörst, dann aber bitte richtig.“
„Ich habe nicht gelauscht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Die … die Studiotür stand offen und ihr habt laut genug gesprochen.“
„Uwe, Uwe, Uwe! Du warst noch nicht einmal Quark im Sack deines Vaters, da hatte er schon seine Ausbildung zum Fotografen beendet, er ist ja fast 20 Jahre älter.“ Ich grinste. „Er ist eher Verkäufer, zwar vom Fach, aber der Fotograf bin immer noch ich. Außerdem ist er Frührentner, da darf er eh nur 400 Euro im Monat dazuverdienen und das sind maximal 50 Stunden.“
„Dann bin ich ja beruhigt.“ Er wirkte tatsächlich erleichtert, als er vor mir das Studio verließ.
Nach einem Blick auf die Uhr entschied ich mich nicht für den Gang ins Büro, um dort am Katalog weiterzuarbeiten, stattdessen lenkte ich meine Schritte in die Küche, das Abendessen musste ja auch noch vorbereitet werden. Zwar hatte Wadim sich erst für Sieben angekündigt, mir blieben also noch über zwei Stunden, aber das Hühnchen Kiew sollte laut Rezept mindestens 90 Minuten nach dem Panieren im Kühlschrank ruhen, ehe es weiter verarbeitet werden sollte.
Allerdings nahm ich die schriftliche Anleitung eh nur als Anstoß für mein Tun, ich hatte wirklich keine Lust, Knoblauch, Dill und Petersilie zu hacken, um daraus mit etwas Zitronensaft, Salz und Pfeffer selbst Kräuterbutter herzustellen; die fertige Variante aus dem Kühlregal musste reichen.
Die vier Hähnchenbrustfilets plattierte ich, schnitt dann eine Tasche hinein, um diese mit der Kräuterbutter zu füllen und danach mit Rouladenspießen wieder zu verschließen. Nach dem Panieren, bei mir kamen die Semmelbrösel auch aus dem Supermarkt, wanderte das Fleisch auf einem, in Zellophanfolie gehüllten Teller, zu Ruhezwecken in den Kühlschrank. Der Rest würde später folgen.
Vier Katalogseiten schaffte ich noch, dann musste ich wieder in die Küche, der Rest der abendlichen Mahlzeit musste ja hergestellt werden. Die Nudeln, es gab Rotini, kochte ich wie immer mit Salz und zwei Teelöffeln gekörnter Rinderbrühe aus dem Glas; Öl kommt mir nicht ins Nudelwasser.
Die Paprikas schnitt ich in grobe Streifen, meine Männer mögen es halt etwas nicht ganz so klein. Die zerstückelten Nachtschattengewächse kamen dann mit einer klein geschnittenen Zwiebel und etwas Olivenöl zum Anschwitzen in eine Pfanne, ehe ich ihnen ein Bad aus Crème fraîche gönnte. Ich schmeckte noch mit Salz, Pfeffer und Chili ab; die Gemüsebeilage war fertig.
Marvin ließ uns nach der Nahrungsaufnahme allein, er musste noch für einen Spanisch-Vokabeltest lernen, er hatte das Fach doch nicht abgewählt. Ich fragte mich zwar, was er mit der Muttersprache einer Montserrat Caballé oder einer Penelope Cruz in seinem Leben anfangen wollte, aber er musste den fremdsprachlichen Bereich im Abitur abdecken.
Latein hatte er nach dem ‚Großen Latinum‘, das es eigentlich gar nicht mehr gibt, aufgegeben und mit Veronika Reimers, in deren Englisch-Grundkurs er immer noch ging, hatte er ja so seine leichten Schwierigkeiten.
Mein Gatte und mein angehender Schwager schlossen familiäre Wissenslücken. Die Zwei hatten den Kontakt nach Wadims Rückkehr nach Russland zwar nicht gänzlich abreißen lassen, aber er lief doch eher auf Sparflamme.
Aber das wunderte mich nicht groß, denn zu Beginn der Trennung war Igor ein pubertierender Schüler und sein ältester Bruder Student an einer der Moskauer Universitäten, da hat man halt einfach keine großen Anknüpfungspunkte.
Während ich also eher teilnahmslos dem brüderlichen Small Talk lauschte, wurde mir bewusst, dass die Kenntnisse über meine eigene Familie auch nicht gerade groß waren. Gut, zu meinem Bruder und seiner Familie habe ich ein ziemlich enges Verhältnis, schließlich hatten Claudia und Klaus mir Marvin anvertraut, aber zum Rest der Sippschaft? Da gab es kaum große Anknüpfungspunkte.
Der Kontakt zu Onkel Friedrich, der als Neffe meines Vaters eigentlich mein Cousin ist und nur aufgrund seines Alters mit dem Titel Oheim angesprochen wird, beschränkt sich auf gelegentliche Telefonate und den Austausch von Grußkarten zu Geburtstagen und Weihnachten. Zuletzt hatten wir uns bei der Beerdigung meines Vaters gesehen und der lag jetzt auch schon mehr als vier Jahre unter der Erde – Friede seiner Asche.
Und mit dem Rest meiner lebenden Verwandtschaft sah es nicht viel besser aus: Väterlicherseits gab es neben Friedrich nur noch eine Cousine Victoria, die Tochter von Karl Theodor Plange. Der mittlere Bruder meines Vaters starb beim Bombenangriff auf Danzig am 12. Juli 1942, zwei Monate nach der Geburt seiner ersten Tochter.
Mutter und Kind überlebten zwar den Krieg, aber seine Frau Franziska, die es auf der Flucht nach Frankfurt verschlagen hatte, wanderte 1950 als ‚Deutsches Fräulein‘ mit einem Besatzungssoldaten in die USA aus. Letztes Lebenszeichen war eine Todesanzeige ihrer Mutter aus dem Jahre 1989.
Von den Plaumännern, der Familie meiner Mutter also, lebten nur noch Karl und Ottilie. Während Tante Tille, wie ich sie früher nannte, als Diakonisse kinderlos blieb und heute ihren Lebensabend im Diakonissenmutterhaus Lachen verbringt, war Karls große Familie über die gesamte Republik verteilt.
Mamas Lieblingsbruder Josef wanderte 1959 als Bergassessor nach Kanada aus und galt seit Mitte der sechziger Jahre als verschollen. Einzig ein paar Cousins und Cousinen von Mama lebten noch im Städtchen, aber, um ehrlich zu sein, die meisten würde ich noch nicht einmal erkennen, wenn sie mich umrennen würden.
Erst als das brüderliche Gespräch auf die aktuelle Tätigkeit Wadims kam, wurde auch ich wieder in das Gespräch mit einbezogen. Igors Abbild blickte mich an. „Kannst du dir vorstellen: Die streiten sich sogar um den Wert einer 30 Jahre alten Gussform, als ob das wichtig wäre!“
„Tja, das ist der Unterschied zwischen tatsächlichem Wert und Buchwert.“ Ich grinste, hatte ich den Unterschied doch auch erst während der Sachgründung meiner Foto-GmbH kennengelernt.
Wadim stutzte. „Ich bin Techniker, lieber Stefan. Was ist denn der Buchwert?“
„Hat was mit der Abschreibung zu tun.“ Ich stöhnte. „Kleines Beispiel: Du kaufst als Firma einen LKW, um deine Waren auszuliefern, Neupreis 45.000 Euro.“ Igors Bruder nickte. „Also: Im ersten Jahr steht der Wagen mit der Anschaffungssumme in den Büchern. Aber, je länger du ihn nutzt, desto geringer wird sein Wert.“
Er bestätigte erneut.
„Sagen wir, der LKW soll neun Jahre genutzt werden kann, also verliert er jedes Jahr ein Neuntel seines Wertes. Daraus folgt, dein LKW steht im zweiten Jahr nur von mit 40.000 in den Büchern, im dritten Jahr mit 35 und so weiter. Solltest du den Transporter auch noch im zehnten Jahr fahren, also über die geplante Nutzungsdauer hinaus, hast du ihn zwar noch, aber in den Büchern taucht er nur noch mit einem symbolischen Euro auf.“
Entweder nickte er aus Höflichkeit oder er hatte das Prinzip tatsächlich verstanden. Ich konnte nur hoffen, dass er keine weiteren Fragen stellen würde, denn außer der linearen Abschreibung gibt es ja auch noch andere Methoden, den Wertverlust des Betriebsvermögens zu berechnen.
Die progressive Variante hätte ich ihm ja noch mit dem immer stärker werdenden Sitzflächenverschleißes eines Sofas erklären können, aber wie sollte ich ihm die Unterschiede zwischen geometrisch-degressiver und arithmetisch-degressiver Abschreibung erklären, wenn ich selbst keinen Plan davon hatte? Auch die leistungsbezogene Wertabnahme war ein Buch mit sieben Siegeln für mich.
„Nach elf Jahren, der LKW ist ja mittlerweile voll abgeschrieben, gehst du zum Händler und verkaufst den alten Transporter. Der Händler gibt dir 2.000 Euro, also den tatsächlichen Wert. Führst du deine Firma fort, ist das ein Ertrag und gut ist. Verkaufst du aber den ganzen Laden, hast du ein Problem: Du musst dich mit dem Käufer einigen, welcher Wert genommen werden soll.“
„Gut, bei einem LKW kann ich mir das ja noch vorstellen, aber bei einer dämlichen Gussform?“ Er strich sich durch das ergraute Haar. „Das ist doch Kinderkram.“
Ich schüttelte den Kopf. „Eben nicht! Jetzt nehmen wir mal an, du hast kein Transportunternehmen, sondern bist Zuckerbäcker in der x-ten Generation und willst verkaufen, da du keinen Nachfolger hast.
Die Walzen für Herstellung deiner Bonbons hat aber schon dein Urgroßvater gekauft, an den Dingern ist ja bei vernünftiger Pflege kein Verschleiss. Sie sind schon lange abgeschrieben, tauchen in deiner Bilanz gar nicht mehr auf. Aber die Walzen sind immer noch die Grundlage deines Geschäftes, denn ohne sie gibt es keine Süßigkeiten und somit auch keine Firma.“
Wadim kratzte sich bedächtig am Kinn. „Wenn du das so sagst, dann macht der Streit auch Sinn: Mit den Nieten, die in den Formen produziert werden, verbindet man die Rohrsegmente. Dass man dann den tatsächlichen Wert haben will, kann ich nachvollziehen.“
„Und was macht man, wenn man sich nicht einigen kann?“ Igor schaute mich fragend an.
„Man muss eine Lösung finden.“ Um das Thema Abschreibungen war ich zwar herumgekommen, aber die Frage meines Gatten hatte es ebenso in sich. Ich überlegte kurz. „Es kommt eigentlich immer darauf an, was aus welchem Grund an wen verkauft werden soll und was der Käufer letztlich mit der gekauften Sache vorhat.“
„Wie meinst du das denn jetzt?“ Mein künftiger Schwager schien verwirrt.
„Wir reden jetzt nicht mehr über einen einzelnen LKW, wir reden jetzt über eine gesamte Firma.“ Er nickte. „Wenn ich also aus freien Stücken verkaufe, weil ich vielleicht auswandern will oder weil kein Nachfolger vorhanden ist, dann habe ich eine ganz andere Ausgangsbasis für meine Verhandlungen mit dem Käufer, als wenn meine Firma wegen Insolvenz unter Zwangsverwaltung steht.“
Igor grinste seinen Bruder an. „Einmal will ich, das andere Mal muss ich verkaufen.“
„Genau, aber bei der Insolvenz kannst du den Verkauf teilweise nicht verhindern, auch wenn du das gerne möchtest, du bist ja nicht mehr Herr im eigenen Haus.“ Ich räusperte mich kurz. „Bleiben wir mal bei dem Bonbonproduzenten, alteingesessener Betrieb, der keinen Nachfolger hat. Verkauft der seinen Betrieb an einen seinen Gesellen, weil der den Betrieb weiterführen will, wird er nachgiebiger sein, denn er weiß, das Erbe seiner Väter wird fortbestehen.“ Ich trank einen Schluck. „Aber sitzt ihm ein Großkonzern gegenüber, dem es hauptsächlich auf den Namen und die Rezepturen ankommt, dann wird er das Maximum herausholen wollen.“
„Und wie sieht das deiner Meinung nach bei Wanning aus?“ Wadim schaute mich fragend an.
„Tja, das Röhrenwerk ist nur wegen der Unfähigkeit des Managements in Schieflage geraten, weil das zu gierig wurde. Aber da man Rohre theoretisch überall produzieren, kommt es eher auf die Patente an.“ Wadim nickte erneut.
„Olaf Krenzer ist Konkursverwalter. Er will zwar den Fortbestand der Firma sichern, aber er ist in erster Linie den Gläubigern verpflichtet. Er braucht Geld für einen vernünftigen Sozialplan und die Forderungen sollen ja auch befriedigt werden. Schafft er das, hat er einen guten Job gemacht; schafft er das nicht, ist er raus aus dem Geschäft.“
„Und das heißt?“ Igors Bruder blickte mich neugierig an.
Ich zwinkerte ihm zu. „Wenn ihr als Käufer euch vertraglich verpflichtet, hier in den nächsten 20 Jahren die Produktion aufrechtzuerhalten, spart er sich das Geld für den Sozialplan, hat sich also nur noch mit den Gläubigern herumzuschlagen. Da ist er sicherlich erheblich zugänglicher …“
„Aber die Russen könnten doch auch die Rohre in ihren Werken …“ Igor schien irgendwie verwirrt.
„Können könnten sie, aber sie sollten es lassen!“ Ich griente ihn an. „Wanning hat einen sehr guten Namen in der Branche und ist ‚Made in Germany‘, mein Schatz. Wenn die Russen kaufen, den Namen übernehmen und hier weiter produzieren, bleibt für die Öffentlichkeit alles beim Alten. Nehmen sie aber nur die Patente und produzieren dann in Russland, dann sind sie erstens neu auf dem Markt und, viel wichtiger, welche Firma aus den USA vertraut schon auf ‚Made in Russia‘?“
Wadim lachte laut auf. „Auch wenn ich es nur ungern sage, aber auch ich fahre lieber BMW als Lada. Aber Stefan? Du meinst also, wenn wir das ganze Pakte kaufen, kommen wir billiger weg?“
„Davon kannst du ausgehen!“ Ich lachte ihn an. „Solange das Kerngeschäft hier weiterläuft, ist alles im grünen Bereich. Teile wie die Werkswohnungen, die ihr nicht braucht, könnt ihr später immer noch verkaufen. BP interessiert es zwar, in welchem Land die Rohre für die Pipeline hergestellt werden, aber wo die Arbeiter wohnen, die diese Röhren produzieren, ist denen egal.“
„Na, dann werde ich meinem Delegationsleiter mal deine Sicht der Dinge mitteilen, vielleicht ist es ja hilfreich.“ Er griente mich an. „Aber mal ganz was anderes: Wann genau wollt ihr heiraten? Mama sprach von Mitte Mai, wusste es aber nicht genau. Ich muss das Visum für Galina beantragen.“
Ich schaute ihn verwirrt an, Visa sind für EU-Bürger ja eher unbekannt, jedenfalls für die meisten Reiseziele. „Wieso braucht sie ein Visum und du nicht?“
„Ich bin Russe und Deutscher, habe beide Staatsangehörigkeiten, daher brauche ich kein Visum.“
Er lachte kurz auf.
„Das war wohl auch der Grund, warum man mich geschickt hat, ich konnte sofort los, jeder andere hätte fast eine Woche auf ein Firmenvisum warten müssen. Aber Galina ist Russin, gut, sie ist mit einem Deutschen verheiratet, sie braucht keine fünf Wochen wie jeder andere Tourist zu warten, aber zum Konsulat muss sie trotzdem.“ Er blickte uns an. „Also? Wann soll das große Ereignis denn starten?“
Igor zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Angedacht war der 17 Mai, ein Samstag, aber eine Zusage haben wir noch nicht, wir stehen auf der Warteliste. Als Alternativen nannte man uns den 21.sten, also den Tag vor Fronleichnam, oder den 24.sten, auch ein Samstag.“
„Warteliste bei Hochzeiten?“ Wadim wirkte verwundert. „In Moskau gibt es so was nicht, naja, wenn du nur genug zahlst, kannst du zu jeder Zeit heiraten.“
„Aber hier leider nicht.“ Ich seufzte. „Du zahlst eh schon einen Samstagszuschlag, denn Standesämter sind wie alle Behörden am Wochenende in der Regel geschlossen.“
„Es steht also noch nichts fest?“ Mein angehender Schwager wirkte etwas skeptisch.
Mein Gatte zuckte resigniert mit den Schultern. „Das Wir heiraten schon, aber ich muss ja erst einmal meine Prüfung bestehen, dann eine Stelle haben und dann bauen wir auch noch um.“
„Schatz!“ Ich musste eine der Katzen aus dem Sack lassen.
Igor blickte mich fragend an. „Ja?“
„Also, so du denn nicht durchs Examen fällst, wovon ich einfach mal ausgehe, fängst du am 11.08. als Referendar am Ratsgymnasium an, als Lehrer für Sport, Mathe und Russisch.“ Wieso fühle ich mich bei Beichten immer so unwohl? „Ich hab vor zwei Wochen mit Lars gesprochen, er wird dich … äh … einen Lehrer oder Referendar mit dieser Fächerkombination anfordern.“
„Das hat er mir auch schon gesagt, allerdings …“ Er grinste mich frech an. „… allerdings schon beim Stefanussteinigen. Aber ich muss ja erst einmal meine Prüfung …“
„Die wirst du bestehen, Igorchen.“ Wadim grinste. „Oder soll ich Genosse Putin anrufen? Der KGB hat ja so einige Möglichkeiten.“
Mein Gatte verdrehte entnervt die Augen. „Dimsche! Ich schaff das schon alleine!“
„Ich meine ja nur!“ Igors Abziehbild gluckste. „Hilfe kann man doch immer brauchen, oder? Und? Wohin soll die Hochzeitsreise gehen?“
„Mein Bruder hat uns eingeladen.“ Ich schluckte. „Nach Australien, da arbeitet er nämlich.“
„Hört sich doch nicht schlecht an.“ Unser russischer Gast blickte mich fragend an. „Aber glücklich scheinst du nicht so zu sein … mit dem Ort, meine ich.“
Meine Stirn kräuselte sich. „Naja, Klaus meint es nur gut, er würde sich um alles kümmern, aber …“
„Aber was?“ Seine Stimme wurde höher.
Meine Stirn legte sich in Falten. „Erstens fängt da zu der Zeit der Winter an. Gut, der ist zwar wärmer als bei uns, aber … Australien ist ja nicht gerade um die Ecke. Um das Land richtig kennenzulernen, braucht man mindestens drei, besser noch vier Wochen. Aber was mache ich in der Zeit mit dem Laden? Schließen kann und will ich nicht. Gut, ich habe zwar Aushilfen, die mich vertreten könnten, aber da ist dann noch der Umbau.“
„Ihr könnt auch zu uns kommen, zu Galina und mir, aber Moskau für die Flitterwochen?“ Er grinste verschmitzt. „Nichts gegen meine Heimatstadt, ich liebe sie, aber es gibt bessere Orte für so einen Anlass. Ich bin damals mit Galina auf die Krim gefahren, die Woche war echt toll, auch wenn das Hotel nicht so das Wahre war, aber wir waren ziemlich erfolgreich. In der Zeit ist Kostja entstanden, er kam neun Monate später auf die Welt.“
„Wie geht es denn dem Kleinen?“ Igor war plötzlich aufgeregt.
Wadim hob abwehrend die Hände. „Der Kleine ist mit 14 fast schon so groß wie Galina … also klein ist er wirklich nicht mehr.“
Es wurde noch ein lustiger Abend, der leider viel zu früh gegen Mitternacht endete, aber wir mussten ja alle am nächsten Morgen wieder unserem Tagwerk nachgehen – leider.
*-*-*
Nachdem ich das Frühstück vorbereitet hatte, führten mich meine Schritte in den Keller, denn dort hatte ich das Blumengebinde für Igor, dass sich tags zuvor bei Blumen Umlauf käuflich erworben hatte, deponiert; wir hatten schließlich Valentinstag. Eigentlich schwebte mir – ganz klassisch – einen Strauß roter Rosen für meinen Liebsten vor, aber der Chef des Hauses, auf seinem grünen Kittel war in goldenen Lettern der Name Fabius eingestickt, riet mir von diesen Blumen ab. Nebenbei bemerkt, der Mann war eindeutig verzaubert, wir verstanden uns prächtig.
Ob er Rosen nicht mochte, weiß ich nicht, aber er riet mir, mich nicht mit dem Üblichen zu begnügen, für einen besonderen Menschen bedürfe es auch eines besonderen Straußes. Das Bouquet, das er zusammenstellte, war echt nicht von schlechten Eltern. Rote Tulpen, rosafarbene Gerbera und etwas mit weißen Blumen, sie sahen aus wie Buschwindröschen, aber so genau kenne ich mit in der Botanik auch nicht aus. Der Strauß erzielte bei meinem Gatten die gewünschte Wirkung, er war hin und weg. So unrecht hatte dieser Fabius also nicht. Es müssen nicht immer Rosen sein.
Marvin schaute zwar etwas komisch, für ihn hatte ich ein kleines Gebinde aus Nelken und Myrte, kunstvoll um ein paar Eibenzweige drapiert, aber er bedankte sich dann doch bei mir mit einem dicken Kuss, als er uns um 7:20 Uhr verließ. Der Tag hatte also begonnen, der Schwimmer ging in die Schule, Igor in sein Studierzimmer und ich ins Büro, der Katalog musste ja endlich fertig werden.
Kochen brauchte ich nicht, mein Gatte hatte um elf einen Termin in Münster und würde daher die Mensa aufsuchen, Marvin hatte in der siebten Stunde Spanisch und danach noch Sport, er wollte vor seinem Vokabeltest die dem Ratsgymnasium gegenüberliegende Frittenschmiede aufsuchen. Ravi, der immer noch mit der Übernahme der Wanning’schen Daten in unser Computersystem beschäftigt war, brachte mir aus der Bäckerei in der Stefanstraße einen Salat und eine Laugenstange mit, er selber begnügte sich mit einer Pizzazunge. Das kärgliche Mittagsmahl nahmen wir bei einem Kaffee gemeinsam ein, um danach wieder getrennt in einem Raum weiter zu arbeiten.
Ich war gerade dabei, ein Bild von Daniel und Paul pixeltechnisch zu bearbeiten, als Igor gegen vier mit einem breiten Grinsen und einem Streifen Streuselkuchen wieder ins Büro kam. Nachdem er den Beerdigungskuchen mit uns brüderlich geteilt und uns mit frischem Kaffee versorgt hatte, blickte er mich an.
„Schatz? Haben wir eigentlich ein Laminiergerät?“
„A4 oder A3?“ Ich blickte verwirrt auf. „Das A3-Gerät steht im Lager, habe es Ewigkeiten nicht mehr gebraucht, ich weiß nicht einmal, ob ich noch Folien dafür habe. Das A4 steht da unten im Schrank.“ Ich deutete auf den entsprechenden Schrank. „Wozu brauchst du das denn?“
„Ich … ich … ich hab da so eine Idee, brauche das … für das Training morgen.“ Seit wann stotterte mein Gatte? „Ich könnte ja auch in die Geschäftsstelle, aber …“
„Nimm es dir einfach!“ Ich wollte endlich weiterarbeiten. Die kleine Ölkanne und der Liebesdiener sahen bis auf ein paar Kleinigkeiten tatsächlich aus wie Brüder. Ich hatte erst überlegt, ob es nicht besser wäre, auch diese Unterschiede zu beseitigen, entschied mich dann aber doch dagegen; man soll der Natur nicht mehr als unbedingt nötig ins Handwerk pfuschen.
Der Stahlschrank wurde geöffnet, es wurde hantiert, dann schlossen sich die Türen wieder. „Danke, ich bin dann jetzt wieder oben. Bis später.“
Dann herrschten ein paar Minuten Ruhe, ehe mein Immobilienmensch erneut meine Konzentration störte, Schubladen wurden auf- und wieder zugezogen. Ravi erhob sich. „So, Stefan, ich bin dann mal weg, hab ja gleich noch den Termin in der Delp-Straße.“ Ich hörte, wie er sich seine Jacke anzog. „Ach, es kann sein, dass ich morgen etwas später kommen werde.“
„Etwa ein Date mit Marcy am Valentinstag?“ Ich grinste ihn an.
Der Kinnbartträger rollte entnervt mit den Augen. „Der hat heute keine Zeit – leider. Nein, im Keller in der Delp tropft es durch die Decke. Wir haben ja nur eine Reparaturpauschale von 500 Euro pro Haus ausgemacht und nach den Schilderungen der Ulms, die den Schaden gemeldet haben, dürfte der Betrag wohl nie und nimmer reichen. Falls es teuer werden sollte, will ich gleich morgen früh zu Olaf und mir die Genehmigung holen; deshalb könnte ich später kommen.“
„Meinst du nicht, die Reparatur kann warten?“ Ich blickte ihn leicht genervt an.
Er schüttelte vehement den Kopf. „Stefan! Wir verwalten die Häuser, tragen also die Verantwortung. Wenn wir jetzt nicht handeln und der Schaden dadurch größer werden sollte, dann kann ein neuer Eigentümer uns dafür in Regress nehmen. Aber auch dein Olaf könnte uns ans Geld, denn wir haben ja nichts gegen den offensichtlichen Wertverlust getan. Wenn er aber die Reparatur ablehnt, dann …“ Er griente hämisch. „… dann hat er den Schwarzen Peter.“
„Dann mach das.“ Ich lachte ihn an. „Wir sehen uns dann morgen früh in alter Frische.“
„Und jugendlicher Schönheit.“ Auch er grinste. „Aber mach nicht mehr so lange: Du wirkst irgendwie … ausgepowert.“
„So fühl ich mich auch. Zwei Seiten muss ich aber heute noch schaffen, obwohl ich echt keine Lust mehr dazu habe.“ Kreativität kann anstrengend sein.
Aus der Doppelseite wurden dann doch noch vier Seiten, ich hatte irgendwie einen Lauf; danach aber ging plötzlich gar nichts mehr. Ich räumte nur noch etwas auf, verließ das Büro, verabschiedete mich von Uwe, der noch einen Kunden bediente, und machte mich auf in die erste Etage. Im Treppenhaus hätte mich Marvin fast umgerannt, er schien in Eile zu sein.
„Wohin willst du denn?“ Ich blickte ihn fragend an. „Ich dachte, ich koche jetzt was Schönes und wir essen gleich zusammen?“
Der Schwimmer schüttelte den Kopf. „Kochen brauchst du heute nicht, den Part hat Igor schon für dich übernommen.“
„Und deshalb fliehst du? Ist das Essen so schlecht?“ Ich blickte meinen Neffen irritiert an.
„Nein, bei dem Essen kann selbst dein Gatte nicht viel falsch machen.“ Er grinste mich frech an. „Ich treffe mich gleich mit Benny, wir wollen erst zum Schlittschuhlaufen und dann ins Bogarts.“
Diese Pläne waren mir neu, gesagt hat er nichts. „Dann wünsche ich euch viel Spaß, aber denk daran, morgen ist Schule. Auch wenn Valentinstag ist, dein Zapfenstreich wird nicht verlängert.“
„Keine Angst, um elf werde ich im Bett liegen. Entweder alleine oder …“ Wollte er mich reizen?
Ich blickte ihn ernst an. „Marv, du wirst alleine schlafen. Ich habe ja nichts dagegen, wenn ihr an den Wochenenden hier zusammen pennt, aber nicht unter der Woche. Haben wir uns verstanden?“
„Ist ja schon gut, dann gehe ich halt ohne Fridolin ins Bett.“ Er schmollte so süß.
Das Grinsen musste ich mir verkneifen. „Ok, dein alter Teddy darf gerade eben noch ins Bett, der hat ja auch kein eigenständiges Innenleben.“
„Haha! Hab ich auch verstanden.“ Er schmollte, aber einen Abschiedskuss bekam ich trotzdem.
Ich überlegte, was mein Russe für uns gezaubert hätte, aber als ich den Flur betrat, schlugen mir eine leichte Kälte und der Geruch von angebranntem Fett entgegen. „Schatz, bin wieder da.“
„Dann kann ich die Pizzen ja in den Ofen schieben.“ Er war also in der Küche. „Kommst du?“
Mein Gatte hatte dort für uns gedeckt, sogar Kerzen standen auf dem Tisch. Gut, der Salat befand sich in einer lila Tupperschüssel und die einfachen Dessertschalen, wohl für das klein geschnittene Gartengemüse gedacht, passten nicht ganz zu dem Sonntagsgeschirr, das auf dem Tisch stand; aber diese Nebensächlichkeiten überging ich geflissentlich. „Was hast du denn da geschnibbelt?“
„Friséesalat mit Tomaten, Paprika und Käsewürfeln.“ Wurde er verlegen? „Allerdings sollten da noch geröstete Sonnenblumenkerne rein, aber … die sind mir leider zweimal angebrannt, dabei hab ich schon darauf geachtet, dass das Öl nicht zu heiß war.“
„Schatz!“ Ich zog ihn an mich und küsste ihn. „Sonnenblumen-, Pinien- und Kürbiskerne röstet man ohne Öl in der beschichteten Pfanne. Haben wir noch welche?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich hatte nur einen 100-Gramm-Beutel gekauft und der ist draufgegangen.“
„Na, der Salat wird wohl auch ohne die Kerne schmecken.“ Ich grinste ihn an und küsste ihn.
Das pflanzliche Tohuwabohu schmeckte tatsächlich, auch wenn es das eine oder andere Pfefferkorn mehr durchaus noch hätte vertragen können; ich mag es halt etwas schärfer. Aber man kann leichter ein Gericht nachwürzen als einen intensiven Geschmack neutralisieren; bei einem Salat fiel mir einmal nur noch das Abspülen der Marinade und ein weiteres Bad in einer neu hergestellten Beize ein.
An dem belegten Fladenbrot hatte ich nichts auszusetzen, es schmeckte einfach nur gut. Auch wenn ich normalerweise eher den dünnen und knusprigen Boden bevorzuge, aber die amerikanischen Variante, die in den Staaten als Chicago-style Pizza bezeichnet wird, hatte auch etwas; Abwechslung erfreut ja bekannterweise den Magen. Außerdem dürfte die Mischung aus Tomaten, Kidneybohnen, Mais, Mozzarella, Bacon, Peperoni und Röstzwiebeln auf einem dünnen Teig nicht besonders schmecken, da muss der Teig schon füllig und fluffig sein.
Von der Nahrungsaufnahme an sich gibt es nicht viel zu berichten, wir lachten und scherzten, blicken uns die Augen, stießen ab und an mit dem Valpolicella, der sich in unseren Gläsern befand, an. Gut, mein Gatte verließ zweimal während des gesamten Essens den Tisch, aber diesem Punkt maß ich keine Bedeutung zu, da sich jedes Mal auch die Hintergrundmusik, die unsere Nahrungsaufnahme untermalte, änderte. Es war ein (fast) perfektes Dinner zum Valentinstag.
Als ich den leeren Teller von mir weg schob, ich war wirklich mehr als pappsatt, lächelte mein Russe mich an. „Schatz, für den Nachtisch müssen wir uns verlagern.“ Er erhob sich, ging zur Tür, winkte mich zu sich heran. „Kommst du?“
Natürlich war ich neugierig, wollte wissen, welche Überraschung er sich ausgedacht hatte. „Aber natürlich folge ich dir, auch bis an das Ende der Welt.“
„Soweit müssen wir nicht!“ Er lachte. „Es reicht, wenn du mir ins Badezimmer folgst.“
„Wenn es mehr nicht ist!“ Ich stand auf und folgte seinem Lockruf.
In dem gekachelten Raum erlebte ich eine echte Überraschung, mein Gatte hatte ein Wannenbad für uns vorbereitet. Das Wasser dampfte, auf der Oberfläche schwammen unzählige Rosenblätter und ein paar Schwimmkerzen, der gesamte Raum duftete leicht süßlich. Auf der Ablage standen ein Sektkühler samt Inhalt und zwei Champagnerflöten, auch konnte ich meine Zigaretten und einen Aschenbecher entdecken.
Der angehende Lehrer blickte mich liebevoll an, ehe er mich küsste. Wir zogen uns gemeinsam aus, immer darauf bedacht, den Lippenkontakt nicht abbrechen zu lassen. Mir wurde nicht nur aufgrund der Temperatur in dem Raum heiß, mein Gatte machte mich regelrecht an.
Als wir beide nur noch im Adamskostüm voreinander standen, griff er sich meine Hand und führte mich zur Badewanne. Ich weiß zwar nicht, wie wir es unfallfrei ins Wasser geschafft hatten, aber plötzlich saßen wir nebeneinander in dem wärmenden Nass.
Igor kümmerte sich um die Getränke, mein Blick schweifte über die Wasseroberfläche. Neben den Blütenblättern konnte ich einige bunte Behältnisse in Herzform und drei Schwämme, einer davon ein blauer Würfel, erkennen. Meine Hand fuhr durch das Wasser, wollte sich gerade einen dieser Waschutensilien greifen, als mein Liebster mir ein Glas Champagner reichte. Wir stießen an und küssten uns erneut; leider konnte meine Zungenspitze seine Mandeln nicht erreichen.
„Schatz, greif dir mal den Würfel.“ Igor strich mir zärtlich über die Wange.
Ich tat, wie mir geheißen und blickte ihn fragend an. „Und dann?“
„Ganz einfach.“ Er grinste mich an. „In jeder Dose ist eine Anweisung, die man zu befolgen hat. Wir würfeln abwechselnd: Bei einer geraden Zahl nimmst du dir einen der grünen Behälter, bei einer ungeraden Zahl greifst du dir eine der blauen Dosen.“ Er küsste mich erneut. „Wenn eine der Farben nicht mehr vorhanden ist, dann geht es in die zweite Runde, da geht es dann mit den gelben und rosa Dosen weiter. Im dritten Teil spielen wir mit Weiß und Grau und zum Schluss geht es dann um die rote oder violette Herzdose.“
„Wie du möchtest.“ Ich griff mir den Würfelschwamm, warf ihn in die Höhe, es klatschte, das Wasser spritzte, auf der Oberfläche waren fünf Punkte zu sehen, also griff ich nach einem Behältnis in Blau. Die Dinger waren einfach zu öffnen. Im Inneren befand sich ein laminierter Zettel. Ich las laut. „Seife mir die Beine ein!“
Igor grinste. „Na, dann stell dich mal hin.“
Ich stand auf und mein Russe griff sich einen Schwamm, tauchte das Naturprodukt unter Wasser und rieb mir dann sanft über Ober- und Unterschenkel. Nicht nur dem kleinen Stefan gefiel das Spiel, er zeigte mehr als leichte Einsatzbereitschaft. Als der Mann meiner Träume mit der Reinigung fertig war, nahm er sich das Spielgerät und würfelte eine Drei. Ich durfte seinen Rücken einseifen.
Die blauen Behälter hatten also was mit Einseifen und dem Schwamm zu tun. Es wurde kein Körperteil ausgelassen: Hintern, Brust, Arme und auch das Gesicht kamen an die Reihe, aber wie man nicht vorhandene Schamhaare einseifen sollte, war mir ein Rätsel.
Bei den grünen Aufgaben kam ich mir an die Wahrheit aus ‚Wahrheit oder Pflicht‘ erinnert vor: Igor zeigte mir seine erogenen Zonen und schilderte seinen ersten schwulen Sex, ich musste ihm dafür die Namen sämtlicher Liebhaber nennen. Gut, ich gebe es zu, ich habe dabei etwas geschummelt, denn wann ist ein Sexpartner ein Liebhaber? Nach dem dritten gemeinsamen Orgasmus oder dem ersten gemeinsamen Urlaub?
Nach einer Zigaretten- und Trinkpause ging es in die zweite Runde. Die Aufgaben in den gelben Döschen hatten was mit dem Partner zu tun, man musste entweder an seinen Zehen saugen, seine Achseln lecken oder seine Ohrmuscheln einspeicheln.
Die Inhalte der pinken Behältnisse hatten eher massagehaften Charakter: Ich durfte Igor den Rücken betasten, er mir meine Füße und die Brust mit seinen Fingern traktieren. Nur bei der abschließenden Kopfmassage, die mein Russe mir verpasste, zuckte ich zusammen; Schamponierer bei einem Friseur würde er nie werden können.
Die Aufgaben in weißen und grauen Dosen hatten es dann in sich. Der intensive Zungenkuss, den ich meinem Engel verpassen durfte (oder musste), war noch die harmloseste Herausforderung. Es galt Löcher mit der Zunge aufzubrechen, Murmeln in den Mund zu nehmen und Körper in Hüfthöhe an- und aufeinander zu reiben.
Unsere Gerätschaften waren mittlerweile voll ausgefahren, was wohl auch kein besonderes Wunder war. Was mir jedoch auffiel war, die Aufgaben wiederholten sich teilweise; jedoch musste man es bei der weißen Variante selber machen, bei der grauen Alternative machen lassen. So kam es, dass meine Nille gleich zweimal hintereinander Igors Mandeln Hallo sagte. Gut, mir machte es nichts aus, eher das Gegenteil war der Fall; aber sollte der Erfinder des erotischen Badespaßes wollen, dass aus seinem Spiel ein Renner wird, würde er sich unterschiedlichere Aufgaben einfallen lassen müssen.
Ich würfelte und griff nach der letzten weißen Schwimmdose, die Aufgabe war einfach: Ich musste oder sollte oder durfte meinem Liebsten einen Knutschfleck verpassen. In Igors Augen sah man schon die Panik aufkommen, hätte ich mir ja jedwede Stelle an seinem Körper aussuchen können. Bis zu seiner Sportprüfung war es ja noch lange hin, etwaige Spuren an seinem Hals wären bis dahin längst wieder verschwunden, aber ich entschied mich dann doch für die rechte Hälfte seines wundervoll geformten Hinterns.
Ich bin zwar nicht auf das männliche Gesäß fixiert, aber die Stelle schien mir für dieses pubertäre Unterfangen am besten geeignet, selbst Marvin würde nichts merken. Hätte ich Igor die hypobare Sugillation am Hals beigebracht, jedermann hätte sie jederzeit sehen können. Stellen unterhalb des Halsansatzes wären zwar für die allgemeine Öffentlichkeit durch Shirt und/oder Hemd geschützt, aber wir frühstückten meistens in Bademänteln und auf morgendliche Aussprüche der Jugend über Sexspielereien der älteren Mitbewohner hatte ich nun wirklich keine Lust.
Als ich mein vampirisches Werk vollendet hatte, ließen wir uns wieder ins Wasser gleiten, schmusten eine Runde. Igor rappelte sich auf, teilte mit seinen Händen das Wasser, Blütenblätter blieben an seinen Unterarmen kleben. Er griff sich die beiden letzten Dosen und lachte mich an. „Eine Runde haben wir noch und ich bin am Zug.“ Er grinste mich an. „Aber lass uns vorher erst noch einen Schluck trinken.“
„Einverstanden. Schenk schon mal ein.“ Ich ließ mich wieder ins Wasser gleiten und tauchte erst wieder auf, als er mich anstupste und mir eine der Flöten reichte.
Er schenkte mir ein Lächeln. „Dann, mein Engel, auf uns.“ Wir stießen an.
Der Champagner war zwar mittlerweile wärmer geworden, aber immer noch trinkbar. Ich trank aus, nahm Igor das Glas ab und stellte beide Trinkgefäße auf die Ablage, reichte ihm den mittlerweile völlig durchnässten Schaumstoffwürfel. „Schatz, dein Turn.“
Er drückte das Spielgerät aus. „Dann will ich mal. Rot gerade, Lila ungerade.“ Der Würfel machte einige Drehungen in der Luft und plumpste, der Schwerkraft folgend, auf das Wasser, die Oberfläche zeigte vier Punkte. Er griff nach dem weißen Schwimmgefäß aus Plastik, öffnete es, entnahm den laminierten Streifen, entrollte ihn.
Seine Augen lasen die Instruktionen, er schmunzelte und räusperte sich dann theatralisch. „Stütze dich am Wannenrand ab, strecke deinen Hintern aus und lass dich genussvoll von deinem Liebsten nehmen.“ Er grinste wie ein Honigkuchenpferd, als er mir den eingeschweißten Zettel reichte.
Was er gerade vorgelesen hatte, stimmte. Igor zog mich hoch und wollte sich schon in die geforderte Position drehen, aber ich hob mahnend den rechten Zeigefinger. „Nicht so schnell, mein Engel. Erst einmal müsste der da unten …“ Ich deutete auf mein Gemächt. „… wieder in Form gebracht werden, aber bevor du auf die Knie gehst, mach dich erst einmal lang und reich mir das Waschgel.“
„Was willst du denn damit?“ Er blickte mich mit großen Augen an.
Ich grinste ihn frech an. „Unsere Gleitgelvorräte sind im Schlafzimmer, aber wenn du gerne trocken genommen werden willst, dann … dann bück dich einfach.“
„Engel! Wir sind seit über einer Stunde in der Wanne, ich bin sowieso feucht.“ Er lachte und kniete sich vor mich. „Außerdem liebe ich das Teil hier und weiß, …“ Seine Fingerspitzen balancierten mein Anhängsel regelrecht. „… es würde mir nie etwas Böses tun.“
Igor öffnete den Mund, ich spürte seinen heißen Atem an meinem besten Stück. Mein Russe rückte sich in Position, seine Unterlippe diente als kurzzeitiges Ruhekissen, dann traktierte er sanft das empfindliche Fleisch mit seinen Schneidezähnen, sog es so in sich ein. Um die für unser Vorhaben notwendige Festigkeit schneller herzustellen, fing er an, sanft meinen Beutel zu massieren; es war einfach nur herrlich.
Ich weiß nicht, wie lange er an mir herummanipulierte, aber lang konnte es nicht gewesen sein, allein das erotisierende Bad war schon eine gute Grundlage gewesen und Igors Zungenspiel tat ihr Übriges. Noch bevor meine Finger richtig anfingen, in seinen Haaren zu wuseln, war die Einsatzbereitschaft hergestellt und er entließ meine Männlichkeit in die Freiheit, stellte sich aufrecht in die Wanne, um sich mit seiner Linken dann an der gefliesten Wand abzustützen. Mit der rechten Hand umschloss er meinen Sahnespender wie einen Gefangenen und dirigierte ihn in Richtung des Gefängnistores. Ich muss zugeben, die Wächter hatten einen schlechten Dienst getan, das Tor stand offen.
Als meine Kuppe die Pforte halb durchschritten hatte, wurde die Handfessel gelöst und seine Finger zogen an seinem rechten Hügel, wohl um den einfahrenden Gefangenen die Aufnahmeprozedur zu erleichtern; Gleitgel wäre wirklich unnötig gewesen. Meine Hände umklammerten beim Eindringen seine Hüften, dann aber, als das Andockmanöver sein gutes Ende gefunden hatte, wanderten meine Finger höher. Meine Linke spielte mit seiner Brust, meine Rechte mit seiner Lanze, auch meine Zunge hatte ihr Ziel gefunden und drang in sein linkes Ohr ein.
Ich setzte mich in Bewegung, schaltete in den Rückwärtsgang, um dann sofort wieder vorzustoßen. Mein Engel unterstützte zwar meine ersten Ein- und Ausparkmanöver, ging mit seinem Becken mit, allerdings stoppte er seine aktive Parkhilfe kurze Zeit später, der Untergrund, auf dem wir standen, war ihm wohl nicht rutschfest genug. Den Takt fanden wir dann aber doch, denn mein angehender Gatte unterstützte mich nun auf eine andere Weise, es war einfach nur geil. Die Muskulatur, in der ich steckte, reizte meinen Liebesmuskel durch harmonische Kontraktionen.
Diese erhöhte Reizung war zwar unheimlich erotisch und beglückend für mich, hatte aber auch den Nachteil – sofern man bei einem sich nähernden Höhepunkt von Nachteil sprechen kann – ich konnte mich kaum noch beherrschen, war nicht mehr Herr meiner eigenen Sinne. Wie ferngesteuert fuhr ich in meinem Engel ein und aus, mein Herzschlag hatte die Hundertermarke längst passiert, lange würde es nicht mehr dauern.
Allerdings verstärkte die Provokation seines Lustkanals auch meine manuellen Aktivitäten, ich bearbeitete die russische Lanze stärker, polierte sie mit noch mehr Inbrunst und auch seine Brustwarzen, besonders die Linke, wurde mehr als fest gezwirbelt; Igor hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Aber das schien ihn nicht großartig zu stören, denn in dem Moment, indem meine potenziellen Nachfahren meinen Kanal verließen, taten seine es auch. Der einzige Unterschied war, meine landeten weich und sanft in seiner heißen und pulsierenden Grotte, jedoch die russische Nachkommenschaft musste mit der gekachelten Wand vorlieb nehmen.
Ermattet brach ich auf seinem Rücken zusammen. Allerdings konnte er mich nicht lange halten, anscheinend hatte ihn seine Eruptionen ebenso mitgenommen wie mich die Meinige. Igor glitt unter mir ins Wasser und ich folgte ihm in das mittlerweile nur noch lauwarme Nass. Wir küssten uns und meine Finger glitten erneut über seine Brust.
Er jedoch wehrte meine Hand ab. „Schatz, meine Nippel haben jetzt Pause. Ich kann echt froh sein, dass ich heute das Piercing nicht drinnen hatte. Du hast ja so gezwirbelt, dass …“
„Sorry, Hase, das …“ Ich blickte ihn entschuldigend an. „… das war im Überschwang, aber … ich wollte jetzt eigentlich nur an die Zigaretten.“
„Dann sag das doch!“ Mein Gatte zwinkerte mir zu, drehte sich um und langte auf die Ablage, um an die Rauchwaren zu kommen.
Ich ergriff die von ihm angesteckte Zigarette, sog den Rauch tief ein. „So lass ich mir den Valentinstag gefallen. Erst ein gutes Essen, dann ein erotisches Spiel, gefolgt von noch geilerem Sex und …“
„… der Zigarette danach.“ Igor grinste. „Aber ich glaube, wir sollten so langsam.“
„Aufräumen?“ Ich blickte ihn fragend an.
Er nickte. „Marvin müsste gleich kommen und ich habe echt keine Lust, dass er uns so findet.“
„Ich auch nicht.“ Ein Stöhnen konnte ich mir trotzdem nicht verkneifen. „Es wird echt Zeit, dass wir zumindest ein eigenes Badezimmer kriegen. Ich hasse Sex nach Terminplan.“
„Nicht nur du, mein Schatz.“ Igor erhob sich und reichte mir ein Badetuch.
Gemeinsam machten wir uns ans Aufräumen, was relativ zügig über die Bühne ging; die Spuren von Igors Eruption, der einzig verräterische Hinterlassenschaft unseres abendlichen Badezimmerspiels, war schnell beseitigt. Dann überließ Igor mir das Feld und ich durfte alleine weitermachen, er wollte derweil in der Küche für Ordnung sorgen. Während er wohl die Spülmaschine einräumte, unterzog ich die herzförmigen Behältnisse mit den Anweisungen zu sexuellen Handlungen mittels Handtuch einer Trocknung, um sie dann in die bereitgestellte Kiste zu packen.
Mich übermannte die Neugier und ich öffnete den grauen Behälter, wollte ich doch wissen, welche Aufgabe er verbarg. Ich war erst erstaunt, musste dann aber doch schmunzeln: ‚Stütze dich am Wannenrand ab, strecke deinen Hintern aus und lass dich genussvoll von deinem Liebsten nehmen.’ Igor hatte das Spiel manipuliert, die Aufträge waren gleich. Männer!
In der Küche, auf seine Missetat angesprochen, zuckte mein Engel lapidar mit den Schultern. „Schatz, ich wollte endlich mal wieder von dir gefickt werden. Dir hat es doch auch gefallen, oder? Und jetzt sag ja nichts Falsches!“
„Es hat mir sogar sehr großen Spaß gemacht.“ Ich wechselte das Standbein und blickte Igor fragend an. „Aber was wäre gewesen, wenn nicht ich, sondern du die dritte Runde beendet hättest?“
„Wäre egal gewesen.“ Er grinste mich frech an. „Im Sektkühler waren noch passende Ersatzdosen.“
„Und du hättest mich dann passend abgelenkt und die Behälter getauscht?“ Er nickte und ich konnte nur mit dem Kopf schütteln: Männer!
Die Haustür ging und mein angehender Gatte nutzte geschickt die Gelegenheit, das Thema zu wechseln. „Marv, wir sind in der Küche.“
„Hoffentlich angezogen?“ Man hörte, wie er sich Schuhe und Jacke entledige.
Mein Gatte grinste. „Was denkst du denn? Wir wollen dich ja nicht eifersüchtig machen.“
„Hahaha! Selten so gelacht.“ Seine Schritte kamen näher und keine Minute später lehnte er sich lässig in den Türrahmen, musterte uns erst und schüttelte dann den Kopf. „Ich will gar nicht wissen, wie ihr den Valentinstag verbracht habt. Igor grinst ja immer noch wie ein Honigkuchenpferd.“
„Du musst ja auch nicht alles wissen.“ Ich machte eine ausladende Handbewegung und rückte mir den Bademantel zurecht. „Und? Wie war dein Abend?“
„Sehr gut. Benny kümmert sich unheimlich.“ Er stöhnte. „Es … es fast schon …“
„… zu viel des Guten?“ Igor vollendete.
Der Schwimmer nickte. „Kann man so sagen. Seine Bespaßung lenkt mich zwar von Daniel ab, aber … irgendwie … ich weiß auch nicht.“
„Schatz!“ Ich ging einen Schritt auf ihn zu. „Benjamin tut doch nur das, was ein guter Freund tun sollte, wenn es seinem Buddy schlecht geht: Nämlich für ihn da zu sein und ihn zu trösten. Willst du ihm deshalb einen Vorwurf machen?“
Mein Neffe holte tief Luft. „Nein, natürlich nicht. Ich bin ihm auch echt dankbar dafür, wirklich. Aber ich glaube, er … er macht es nicht ganz … von sich aus.“
„Wer soll ihn denn dazu angestiftet haben? Stefan etwa?“ Mein Russe grinste.
Ich erschrak, hatte ich Benny doch überhaupt erst auf die Spur gesetzt, aber Marvin winkte ab. „Nein, so meine ich das nicht. Es ist … naja … ich denke mal, er macht sich immer noch Hoffnungen, dass aus uns doch noch was wird.“
„Und? Was wäre so schlimm daran?“ Nur gut, dass ich diese Frage nicht gestellt habe.
Der Schwimmer zuckte mit den Schultern. „Eigentlich nichts, aber …“
„Aber was? Vielleicht hat Benjamin irgendwelche Hintergedanken bei seinem Ablenkungsprogramm, aber genauso gut ist es möglich, dass er keine hat.“ Ich blickte meinen Neffen an. „Ich würde mir an deiner Stelle erst einmal keine großen Gedanken machen. Benny agiert jetzt als dein Freund … oder – von mir aus – auch als dein guter Freund. Wenn du Klarheit haben willst, dann sorge erst einmal für Durchblick auf deiner Seite.“
Der Schüler schaute mich mit fragenden Augen an. „Wie meinst du das denn jetzt?“
„Schatz! Dein Beziehungsstatus zu Daniel ist noch lange nicht geklärt, oder? Geredet habt ihr … nach Malta … ja wohl noch nicht, oder?“ Marvin nickte, wenn auch langsam und zögernd. „Und mit Benny hast du wohl auch noch keine Zukunftspläne geschmiedet?“ Ein erneutes Nicken, wenn auch diesmal etwas schneller. „Also steckst du in einem … mittelgroßen Dilemma und das sollte so schnell wie möglich beendet werden.“
„Das weiß ich auch!“ Wieso reagierte er plötzlich so dünnhäutig?
Ich blickte ihn aufmunternd an. „Ich will mich ja nicht in dein Liebesleben einmischen, aber wenn du nicht bald zu einer Entscheidung kommst, könntest du schlimmstenfalls beide verlieren und ständest dann ziemlich alleine da.“
„Wieso?“ Was sollte dieser verächtliche Ausdruck auf seinem Gesicht?
„Dass Daniel auf Malta einen kolossalen Bock geschossen hat, darüber brauchen wir gar nicht groß zu reden. Aber erstens hat er dir diesen Lapsus von sich aus gebeichtet und zum Zweiten: Du wolltest mit ihm in deinen Sommerferien nach Australien, ihn deinen Eltern vorstellen. Der kleine Schrauber muss dir also was bedeutet haben, denn solche Pläne schmiedet man ja nicht mit einem …“ Ich malte Anführungszeichen in die Luft. „… x-beliebigen Typen von der Straße, oder?“
„Weiter!“ Der Kleine wirkte bockig.
„Schatz! Eine Woche im Schmollwinkel ist vertretbar, aber wir leben im Hier und Jetzt und nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert. Ich glaube, Daniel möchte wissen, ob da noch was von den Vor-Malta-Gefühlen ihm gegenüber auf deiner Seite vorhanden ist, ob da noch was zu retten ist. Und wenn du zu lange wartest?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Er könnte dein Schweigen auch als Absage auslegen und dir dann von der Fahne gehen.“
„Und wieso sollte Benny mich verlassen?“ Irritation lag in seinem Blick.
Ich atmete tief durch. „Auch wenn ich nicht an böse Hintergedanken glaube, aber wie lange kennt ihr euch? Ihr seid durch dick und dünn gegangen, habt viel miteinander erlebt. Allein deswegen solltest du ihm bald reinen Wein einschenken, wie es akut um dein Gefühlsleben bestellt ist. Ich glaube, er kann mit einer klaren Ansage deinerseits, auch wenn sie negativ sein sollte, besser umgehen, als mit einer Art Hinhaltetaktik, die du im Moment zu praktizieren scheinst. Er mag dich, aber man sollte den Bogen nicht unnötig überspannen.“
„Und wie soll ich mich entschieden?“ Ratlos blickte er mich an.
Igor zuckte mit den Schultern. „Die Antwort wird Stefan dir leider nicht geben können, da er dein Leben nicht für dich leben kann. Aber bevor du anfängst, einzelne Kandidaten gegeneinander abzuwägen, solltest du erst einmal die Antwort auf folgende Frage haben: Willst du überhaupt eine feste Bindung eingehen? Ich meine, jetzt schon.“
„Gute Frage, ich … ich weiß es wirklich nicht; echt nicht.“ Der Schwimmer wirkte unschlüssig.
Ich schenkte ihm ein Lächeln. „Partnerschaften, die halten sollen, lassen sich nicht auf dem Reißbrett planen. Wenn der richtige Mann kommt, wirst du es schon merken, da bin ich mir sicher, aber du solltest wirklich nichts überstürzen. Hektische Entscheidungen sind nur selten von Erfolg gekrönt.“ Müdigkeit übermannte mich plötzlich. „Aber lass uns morgen weiter sprechen, heute bringt das nicht mehr viel und wir brauchen alle unseren Schlaf.“
*-*-*
Als ich mich am Morgen aus dem Bett quälte, um in aller Herrgottsfrühe für meine Männer das Frühstück zu bereiten, wurde ich von frischem Kaffee in der Küche überrascht. Marvin hatte, ganz gegen seine Art, den Kaffeeknecht schon angeworfen und saß vor einer Tasse des Türkentranks am Esstisch und starrte in die braune und dampfende Flüssigkeit.
„Schon so früh wach?“ Ich grinste ihn an.
Munter wirkte er zwar noch nicht so ganz, aber mitgenommen sah mein Neffe aber auch nicht aus. „Ich konnte nicht mehr pennen, da hab ich schon mal Kaffee …“
„… und das war auch gut so.“ Ich öffnete den Kühlschrank, dort lagern – in Ermangelung anderer Aufbewahrungsmöglichkeiten – die Toastbrotvorräte des Hauses Plange, und beschickte den Toaster, der auch etwas zu tun bekommen sollte. Marvin sah nachdenklich aus. „Was hat dich denn nicht schlafen lassen?“
„Für wen würdest du dich denn entscheiden? Benny oder Danny?“ Die Frage aller Fragen!
„Ehrliche Antwort?“ Er nickte und ich räusperte mich. „Also, Daniel und du? Ihr ward eh noch in der Phase des Kennenlernens gewesen und er hat die gerade aufkeimende Beziehung mit einer derartig großen Hypothek belegt, dass ich kaum noch an einen Erfolg glaube.“ Anstelle einer Antwort bekam ich nur ein Kopfnicken. „Und was Benny und dich betrifft? In Romanen und Filmen mag es vielleicht üblich sein, dass aus einer Sandkastenfreundschaft die ewige Liebe wird, aber im realen Leben?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ist das relativ selten, fast so wie ein Sechser im Lotto! Außerdem …“
„Was?“ Neugierig blickte er mich an.
Ich schenkte ihm ein Lächeln, als ich die restlichen Frühstücksutensilien aus dem Kühlschrank holte und auf den Tisch stellte. „Du würdest zwar einen Partner gewinnen, aber gleichzeitig auch einen sehr guten Freund verlieren. Und falls das dann schief gehen sollte?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Aus einem Ex kann ein guter Freund werden, aber wenn der Ex, bevor er Ex wurde, schon ein guter Freund war, dürfte das nur schwer zu managen sein.“
Marvin nickte erneut. „Guter Einwand.“
„Vielleicht solltest du es einfach mal als Single probieren, jedenfalls eine Zeit lang.“ Ich grinste in ein ziemlich erstauntes Gesicht.
„Wieso das?“ Seine Stimme ging nach oben.
„Marv, seit dem du entdeckst hast, das du anders tickst als deine Mitschüler – jedenfalls in sexueller Hinsicht – hast du es mit Beziehungen probiert. Der erste Lover entpuppte sich als Stricher, Nummer zwei erwies sich als selbstverliebter Egoist, dann der Versuch mit der kleinen Ölkanne und dabei immer dieses ewige hin und her mit Benny.“ Ich atmete tief durch. „Du bist erst 17! Mach erst einmal den Führerschein, dann dein Abitur und dann kannst du weitersehen. Du bist noch relativ neu in der schwulen Welt, es besteht also kein zwingender Grund zu einer festen Bindung. Außerdem …“ Mein Blick traf sein Gesicht. „… bringt es nie etwas, eine Beziehung nur um der Beziehung Willen zu führen. Wenn sich eine Bindung ergibt ist es gut, und wenn nicht?“ Meine Schultern zuckten. „Dann halt nicht, aber auch andere Mütter haben schöne Söhne.“
Er erhob sich und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. „Danke! Die Antwort wollte ich hören.“
„Gerne doch!“ Ich drückte ihn etwas auf Abstand, grinste ihn frech an. „Aber den Nachsatz, dass du dringend mit Benny und Daniel reden solltest, den gebe ich dir dann doch noch mit auf den Weg.“
*-*-*
Tja, lieber Leser, das war mal wieder eine der üblichen Arbeitswochen in der Ludwigstraße 123. Viel Aufregendes ist ja nichts passiert, es beschränkte sich – mehr oder weniger – auf das Alltägliche, auf das normale Miteinander; und das kann ja wirklich nicht so interessant sein, oder? Wer interessiert sich schon für das Leben seiner Nachbarn?
Auch glaube ich nicht, dass Marvins ziemlich pragmatische Lösung für sein Beziehungsproblem ein derart epochales Ereignis darstellt, dass es Euch hinter dem Ofen hervorlocken könnte. Also werde ich hier und jetzt enden, denn ich muss den Umzug vorbereiten. Ja, ihr habt richtig gelesen, die Familie Plange zieht um, aber nicht in die Ludwigstraße 121 sondern in die Ernst-Reuter-Allee. Aber das interessiert Euch ja dann wohl auch nicht, oder doch?

 

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4 Kommentare

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    • Joachim auf 21. September 2014 bei 16:39
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    Hallo Darius,
    endlich bin ich auf dem Laufenden was die Familie Plange betrifft. Eine sehr schöne Studie über eine nicht so alltägliche Familie, mit allen Höhen und Tiefen. Ich werde ja das Gefühl nicht los, dass in Deiner Geschichte ein Stück Autobiographie eingearbeitet ist. Auf jeden Fall schön und spannend geschrieben.

    Weiter so. Ich freue mich auf weitere 50 Teile und mehr.

    Danke dafür!

    Liebe Grüße aus Berlin

    Joachim

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    • Markus auf 4. Februar 2017 bei 22:54
    • Antworten

    Bitte bitte schnell weiterschreiben. Das ist ja nicht die erste Geschichte welche ich von dir lese. Ich muss aber mal loswerden das ich wirklich jede von deine. Geschichten liebe. Von deinem Schreibstil den ich klasse finde abgesehen. Weiter so.

    Liebe Grüße vom Bodensee
    Markus

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    • Icho Tolot auf 30. Januar 2018 bei 20:01
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    Hallo Darius,
    da Schreibst du 33 Teile und es geht nicht weiter. Lass mich doch nicht so hängen. ich will wissen wie es weiter geht.

    Viele Grüße
    Icho

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    • Engel auf 2. Dezember 2023 bei 21:01
    • Antworten

    Hallo Darius, wann geht es hier weiter.LG Uwe

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