Grillen und Chillen, Empfang und Zwang
Ole
Elf Uhr, ich steh am Tor und sehe Martin mit dem Kombi von Jerome vorfahren. Mike und vor allem Victor, die beide neben mir stehen, sag ich noch einmal, das sie nicht mit dritten über Paul reden, vordringlich seinen Aufenthaltsort nicht verraten sollen, um eine zusätzliche Gefährdung des Jungen nicht zu riskieren. Dann sag ich „Tschüss“ und steig zu Martin in den Wagen und schnalle mich an, gleichzeitig grüße ich Martin, der freundlich wie immer zurück grüßt und dann losfährt.
„Und, Martin, haben Kai und du euch schon an den Familienzuwachs gewöhnt?“, frag ich ihn. Er schmunzelt und sagt dann: „Es ist schon ein Unterschied, wenn man immer nackt durch die Wohnung gelaufen ist, das Bad nie abgesperrt war und einem keine schlaftrunkenen Jungs am Frühstückstisch begegnet sind. Jetzt, wenn wir aufstehen, müssen wir erst mal eine Hose anziehen, bevor wir unser Zimmer verlassen und wenn die zwei unter der Dusche stehen, dann kann es mal etwas länger dauern, bis man zum Pinkeln kommt morgens. Ich bin froh, das noch eine Toilette in der Garage ist. Die habe ich immer für überflüssig gehalten und auch schon die Sommerreifen dort gelagert, aber jetzt haben wir sie frei gemacht und sauber geputzt.In meinem Alter kann man nicht mehr so lange anhalten und in die Hose will man sich ja auch nicht gerade pinkeln am frühen Morgen.“
Ich lache bei der Vorstellung, wie die zwei Bären vor der Badtür stehen mit verbissenen Gesichtern und erste Tropfen den Slip gelb färben. Martin knufft mich leicht in die Seite und sagt: „Das ist kein guter Film für dein Kopfkino, Ole.“ Dann lacht er selber.
Auf dem Bau ist Hochbetrieb, die ersten Fenster werden montiert und die Wände innen sind fast fertig. Oben werden die Anschlüsse zu den Decken vermauert und jetzt sind praktisch die einzelnen Räume im Rohbau fertig und es sieht alles nicht mehr so riesig und nach Fabrik aus.Die Dachfläche außen vorne ist ebenfalls soweit eingedeckt und man ist an den Dachrinnen und den äußeren Dachfensterverkleidungen am arbeiten. Auch an der hinteren Dachfläche geht es weiter mit der Eindeckung.
Herr Stiefel kommt zu uns, nachdem wir ausgestiegen sind und nach der Begrüßung sag ich ihm, das wir nachher einen von den Dachdeckerhelfern für zwei bis drei Stunden mit nehmen wollen in einer familiären Angelegenheit und wir dem Mann den Ausfall bezahlen. Er gibt sein OK und einen kurzen Abriss über den Stand der Arbeiten und geht dann wieder zu seiner Arbeit zurück. Morgen sollen die Elektrosachen kommen und ab Donnerstag beginnt die Installation der elektrischen Anlage. Die Sanitärinstallation soll Mitte der Nächsten Woche beginnen und dann kommen später die Fliesenleger. Heizung und Warmwasseraufbereitung sollen auch in der nächsten Woche begonnen werden
Torstens Vater hat an der Kopfseite des Gebäudes ein Loch gebuddelt für einen dreißigtausend Liter Erdtank, eine große Betonkugel mit Beschichtung innen für Heizöl, das im Winter, wenn Erdwärme und Sonne nicht ausreichen, für Wärme sorgen soll. Das Bohrloch für die Erdwärmepumpe wird auch mit Beginn der nächsten Woche in Angriff genommen.
Martin und ich besuchen jetzt noch Kevins Onkel, Herr Weiden, der mit Martin mittlerweile per Du ist und Martin berichtet kurz über Kevins Einzug in die Wohnung der Beiden. Er sagt ihm auch, das Marvin alles super angeschlossen hat und alles funktioniert. Rufus hat jetzt in seinem Büro einen Kaffeeautomat aufgestellt und bietet uns jetzt einen Pott Kaffee an.
„Seit der Herr Remmers hier war und gern einen Kaffee getrunken hätte, habe ich beschlossen, eine solche Maschine anzuschaffen. Gestern ist sie nun geliefert worden und der Kaffee schmeckt ausgezeichnet“, sagt er, als er Zucker und Milch vor uns auf den Schreibtisch stellt.
„Geht es gut voran oben?“, will er wissen und ich erzähl kurz, was oben abgeht. Auch Dach und Außenisolierung machen gute Fortschritte. Es läuft alles besser, wie erwartet und ich denke für mich, das es auch an den Trinkgeldern liegt, die ja doch reichlich fließen und die Motivation fördern.
Als der Kaffee leer ist, brechen wir auf und gehen hinters Haus, um Pauls Bruder zu finden. Der kommt dann auch gleich, als er uns sieht und fragt als erstes, wie es Paul geht. Ich erzähle von der dritten OP und das er jetzt Intensiv liegt. Auf seine Frage, ob er ihn besuchen kann, sag ich: „Das wird zunächst nicht gehen, da Paul in einem künstlichen Schlaf liegt und nicht entscheiden kann, ob er von seiner Familie Besuch haben will.Der Anwalt, den Paul jetzt hat, hat erst mal ein Kontaktverbot für Deinen Vater und für dich und deine Brüder erwirkt und nur Paul kann einem Besuch überhaupt und dann unter Beisein des Anwalts zustimmen.
“Ihr macht gerade, als wären wir Verbrecher“, sagt er, „wir, meine Brüder und ich haben Paul nicht verprügelt und auch vorher nie was böses mit ihm gemacht. Das er schwul sein könnte, auf die Idee ist doch keiner gekommen und wenn der Alte seine Sprüche abgezogen hat, hat sich halt keiner getraut, was anderes zu sagen, dann ist er nämlich ausgeflippt und hat auch schon mal zugeschlagen. Er muss wohl in Pauls Bett ein Heft mit nackten Männern gefunden haben am Samstag Nachmittag, denn als Paul heimkam, er war mit dem Victor schwimmen, da hat er gleich, nach dem er ihm das Heft ins Gesicht geworfen hat, auf ihn eingeschlagen. Meine Brüder und ich sind , von der Schreierei angelockt, direkt dazwischen gegangen und Paul ist dann weg gelaufen.Es hat gedauert, bis sich der Alte beruhigt hat und wir haben vorher auch noch den ein oder anderen Schlag ab bekommen.“
„Komm, lass uns fahren und Pauls Sachen holen, dein Vater ist doch jetzt nicht zu Hause, oder?“, sag ich, „du kannst unterwegs weiter erzählen. Den Lohnausfall für die Zeit zahl ich dir, dein Chef weiß Bescheid.“„Ich geh noch gerade die Tasche holen, die ich schon mitgebracht habe“; sagt er.
Kurz darauf kommt er mit einer Reisetasche zurück, die wir in den Kombi hinten rein stellen, dann fahren wir nach Bremerhaven.
An der Wohnung angekommen, sagt er: „Ich geh erst mal schauen, ob die Luft rein ist, wartet hier solange im Auto.“ Er verschwindet in einem Mehrfamilienhaus, das etwa zehn Gehminuten von unserer Schule weg ist. Victor muss auch hier in der nähe wohnen, Paul und er waren wohl schon zusammen im Kindergarten. Jetzt kommt Pauls Bruder wieder raus. R hat Pauls Schulrucksack und seine Sporttasche dabei und er sagt: „Der Alte ist nicht da, ihr könnt mit reinkommen, dann geht es schneller.“
Wir steigen aus und gehen mit in die Erdgeschosswohnung, in der Paul bisher zu Hause war. Das hier die Frau fehlt sieht man schon.Gemütlich und heimisch ist anders, aber das kann uns wurscht sein. In Pauls Zimmer packen wir die Sachen aus den Schränken in einen Koffer und eine weitere Reisetasche. Schuhe kommen in einen großen Müllsack und viel mehr ist auch nicht da. Ein Laptop noch, der Paul gehört, ein paar Bilder von seiner Mom und das wars. Als alles im Auto verstaut ist, sagt der Junge: „Pauls Fahrrad steht im Keller, aber das passt jetzt nicht mehr ins Auto. Ich bring das heute Abend zu Victor, bei dem kann man es dann abholen,“
Wir fahren zurück nach Bremen und lassen den Jungen auf der Baustelle raus. Ich zahle ihm vierzig Euro für die gut drei Stunden, die das jetzt gedauert hat und fahr dann mit Martin und den Sachen zurück nach Bremerhaven. Es ist halb Vier, als wir bei Remmers ankommen und wir stellen die Sachen in einen Raum hinter der Garage ab.
Sobald Paul wach ist, muss er sagen, was er von den Sachen im Krankenhaus benötigt. Das werde ich ihm dann bringen. Jetzt gehen wir zunächst an die Haustüre, Lis macht uns auf und schickt uns, nach dem ich ihr alles erzählt habe, nach hinten auf die Terrasse, wo die Jungs am Vorbereiten sind. Martin schickt sie in seine Wohnung, er soll jetzt da nicht mithelfen, sondern sich frischmachen, oder runter ins Schwimmbad gehen. „Die Sauna ist auch an und bis halb sieben kannst du noch relaxen, Martin. Kai und Carl August sind auch unten und wenn die Jungs fertig sind, kommen sie auch noch runter“, sagt sie und schiebt ihn Richtung Treppe nach unten.
Auf der Terrasse sind Jerome, Sergej, Wolfi und Kevin und auch mein Schatzi ist da und sie haben das meiste schon aufgebaut. Ein großer Grill, mit Gasbetrieb, Tische und Bänke und zwei große Sonnenschirme stehen bereit für die Grillparty. Ein Kühlschrank, aus dem oben eine Bierzapfanlage raus guckt und ein Tisch mit Glaskrügen, Tellern und Besteck sowie ein weiterer Kühlschrank, wohl für andere Getränke und Fleisch, nehme ich an, stehen ebenfalls da und sind auch schon fertig angeschlossen.
Da kann es ja eigentlich gleich losgehen. „So, Jungs“, sagt Jerome, „lasst uns runter gehen, schwimmen und noch Sauna machen. Es geht hier ja erst um halb sieben los. Dann kommen auch erst die anderen, Mike und Dirk, Armin und Denise. Sigrid und Natascha helfen in der Küche, die wollen nicht mit zum Schwimmen.“
Wir gehen runter, wo Jeromes Vater und Kai und Martin gerade aus der Sauna kommen. Schnell wird sich ausgezogen und geduscht und Badehosen werden gar nicht erst angezogen. Auch Kevin hat sich mittlerweile dran gewöhnt, mit anderen nackt in einem Raum zu sein, ohne sich zu schämen, rot zu werden oder gleich eine Erektion zu bekommen.
Nachdem Duschen geht’s in die Sauna und dort berichte ich dann von unserer Baustelle und der Kleideraktion mit Pauls Bruder, der wohl doch nicht so homophob ist, wie der Vater. Jerome erzählt jetzt, was Carl August an Neuigkeiten mit gebracht hat.
Der Anwalt hat, nachdem er ein Kontaktverbot erwirkt hat, zusammen mit zwei Polizeibeamten Pauls Vater auf seiner Arbeitsstelle aufgesucht. Das allein hat schon die Aufmerksamkeit des Chefs und der Arbeitskollegen erregt und dann haben ihm die Polizisten eröffnet, das er eine Strafanzeige am Hals hat wegen schwerer Körperverletzung und das er sich Paul nicht mehr nähern darf. Im wurde dann wohl auch gesagt, wie schwer er Paul verletzt hat und das da später noch einiges an Regressforderungen auf ihn zu kommen wird. Da Paul volljährig ist, wird er selber entscheiden, wo er nach Verlassen der Klinik bleiben wird. Nach Hause zurück wird er mit Sicherheit nicht kommen.Der Anwalt hat ihm dann schriftlich die Höhe des zu zahlenden Unterhalts gegeben und ihm gesagt, das Paul nach dem Aufwachen aus dem Koma entscheiden wird, ob er als Nebenkläger Schadensersatz und Schmerzensgeld verlangen wird. Der Mann muss ganz ruhig gewesen sein, hat zugehört und nichts zu allem gesagt.
Lediglich zum Schluss hat er gesagt, das er sich einen Anwalt nimmt in dieser Angelegenheit und das Paul sich nicht wagen soll, noch einmal seine Wohnung zu betreten. Seine Sachen können die Brüder zusammen packen und wenn es nicht binnen einer Woche verschwunden, das heißt, abgeholt wird, will er alles auf die Straße werfen.
Der erste Gang ist rum und alle gehen sich abkühlen und anschließend ins Schwimmbecken. Sergej geht, nach dem er Jerome zum Becken getragen und rein geworfen hat, wieder einen Ball holen und wir werfen uns den Ball abwechselnd zu.
Martin, Kai und Carl August sitzen mittlerweile im Whirlpool und reden miteinander. Von hier aus sieht das nicht nach Chef mit zwei Angestellten aus sondern eher wie drei Freunde beim relaxen. Es ist einfach toll, das ganze Verhältnis hier im Haus und für mich fühlt es sich so an, als ob wir uns alle schon lange kennen würden und nicht erst ein paar Wochen.
Wenn ich dann bedenke, welchen Einfluss diese Freundschaft in der kurzen Zeit auf mein Leben und auch auf meine Zukunft genommen hat, dann ist das schon erstaunlich, wie alles so gekommen ist.
Der Fahrradunfall hat alles in Gang gesetzt, Torstens Freundschaft und Franks Liebe, dann die Party und das Kennenlernen der anderen, vor allen Jerome, mit dem ich einen tollen Freund gewonnen habe und dann sein Vater. Der hatte gesagt, wenn ich mal Hilfe brauche, ist er für mich da. Ehrlich gesagt, habe ich das halt so aufgenommen, das dass für Dinge gilt im Zusammenhang mit dem Studium und so.
Seit gestern, seit der groß angelegten Hilfsaktion für Paul, die nach meinem Anruf bei Carl August angelaufen ist, weiß ich jetzt, das dass wörtlich und quasi für alle Situationen gilt, wenn ich ihn um Hilfe bitte.
Der Ball trifft mich am Kopf und ruft mich aus dem Land des Grübelns zurück in das hier und jetzt. Lachen ertönt und Kevin, der wohl geworfen und punktgenau getroffen hat, gackert am lautesten.
Offensichtlich war der Wurf auch gleichzeitig der Startschuss für den Zweiten Saunagang, den wir jetzt antreten und die drei aus dem Whirlpool kommen diesmal auch mit.
Nun ist die Sauna ziemlich voll und hinlegen geht jetzt nicht mehr. Wie die Hühner auf der Stange sitzen alle auf der oberen Ebene und Martin erzählt die ein oder andere Anekdote aus seiner Zeit als Angestellter hier im Haus, auch von Unternehmungen mit Jerome, als der noch Kind war und es gibt schon einiges zu lachen.
Jerome scheint das aber nicht peinlich zu sein und er ergänzt die Erzählungen Martins oft noch durch Eindrücke aus seiner Sicht, so wie er das Ganze empfunden und in Erinnerung hat.
Sergej
Martin und mein Schatz erzählen von früher, von der Zeit, in der Martin quasi die Bezugsperson Nummer eins in Jeromes jungen Leben war, immer präsent und auch derjenige, der für meinen Schatz damals wohl der wichtigste Mensch war. Nicht , das seine Eltern sich nicht um ihn gekümmert hätten, nein, Carl August war nach dem Tod seines Vaters von heute auf morgen Chef eines großen Konzerns und hatte wohl nicht so die Zeit und Lis, meine Schwiegermutter, hatte nach der Problemschwangerschaft mit Natascha mit dieser zunächst ja auch sehr viel Arbeit und Aufwand, so das es für alle einfach eine gute Lösung war, das Martin sich so intensiv um Jerome kümmerte. Martin, der ja Kai zu diesem Zeitpunkt noch nicht zum Partner hatte, nahm sich nicht nur viel Zeit für Jerome, nein, er tat das auch mit Liebe und Leidenschaft und hatte viel Freude an dieser für einen Fahrer doch eher ungewöhnlichen Aufgabe.
Allerdings hat er wohl alles richtig gemacht, denn das Ergebnis seiner Bemühungen war ein wohlerzogener und guter Jungmann, der von allen in seinem Umfeld lebenden Personen geliebt und geachtet wurde. Trotz seines schweren Unfalls und der Tatsache, schwul zu sein, war er zu einer Persönlichkeit heran gereift, die man einfach gern haben musste. Das war unbestritten auch ein Verdienst von Martin und jeder in der Familie weiß das und man rechnet Martin das hoch an. Kai, der immer etwas im Schatten von Martin gestanden hatte, war aber genau so wie dieser in seiner Arbeitsauffassung und sie waren und sind aus Sicht der Familie wohl das Beste auf ihrem Posten und gehören deswegen auch einfach mit dazu.
Zu mir sind beide so, als wäre ich Jeromes Zwilling, sie bringen mir genau so viel Freundschaft und Liebe entgegen wie meinem Schatz und ich bin mir sicher, das sie auch für mich fast alles tun würden.
Jetzt sitzen wir schwitzend in der Sauna und die Erwachsenen erzählen von früher.
Heute morgen in der Pause habe ich länger mit meiner Mama telefoniert. Unter anderem haben wir auch über den Urlaub geredet, der ja nicht mehr allzu weit entfernt ist.Sie hat wohl schon mit Lis gesprochen, das Boris und Marianne am achten Juli zu uns nach Bremerhaven kommen und wir dann, wir Jungen mit Martin dabei, am zwölften mit dem Schiff Richtung Elbe in See stechen und am dreizehnten in Dresden ankommen.
Carl August und Lis sowie Frieda , Oma und Kai kommen am dreizehnten abends mit dem Achter in Dresden an und am vierzehnten kommt der Rest der Radic Familie, Papa, Mama und Barbara und Vanessa an Bord und dann geht die Reise los. Alle freuen sich schon drauf und Boris und Marianne fahren auch noch mal mit uns jungen mit zurück nach Bremerhaven. Von dort aus werden Jerome und ich sie dann mit dem Auto nochmal heim bringen. So ist der Plan, mal sehen, wie es wird und wohin wir fahren mit dem Schiff.
Morgen haben Kevin und ich jetzt erst mal frei, da kann ich ja heute Abend mal ein paar Pils trinken mit meinem Schatzi, schön, wenn man dann ausschlafen kann. Wolfi übernachtet auch unten bei Kevin und er wird wohl morgen nicht zur Uni gehen. Da können wir ja in der Sauna das Bier morgen früh wieder ausschwitzen, mal sehen.
So, der zweite Gang ist auch rum und nacheinander verlassen wir alle die Sauna zum abkühlen.
Kai fragt mich, ob ich ihm beim Grillen helfen möchte und selbstverständlich sag ich zu, Wolfi hilft auch und dann wird der Kleine auch dabei sein. Wir können uns ja abwechseln, wenn der erste Schwung mal fertig ist, wird es ja nicht mehr so stressig sein, denk ich.
Auf Gas lässt sich sowieso gut grillen, finde ich und der Grill oben ist natürlich vom feinsten, mit allen Extras, die es da gibt. Da macht das Grillen schon Spaß mit so einem Teil.
Wir springen alle noch mal ins Becken und schwimmen ein bisschen, dann wird es aber langsam Zeit, hoch zu gehen, weil ja unsere anderen Freunde auch noch kommen.
Heiner und Marie, Armin und Denise und auch Mike und Dirk kommen um halb sieben.
Als wir hochkommen, sind die Leute noch nicht da, es ist auch noch zehn Minuten hin bis halb sieben. Oma Gesine und Frieda sind da und testen gerade die Temperatur des Cremant de Loire.
Ich geh mit Kai zum Grill und wir machen mal das Feuer an und bereiten alles vor, damit wir anfangen können. Wolfi kommt mit Kevin und die beiden schneiden die ersten zwei Baguettes in Stücke und legen diese in Körbchen. Frau Gut und Frau Jensen bringen Salate in Schüsseln und stellen diese auf einen Tisch an der Seite, auf dem auch Geschirr und Besteck stehen. Kevin hat ein Stück Brot im Mund, von dem Wolfi jetzt gerade ab beißt. Die Turteltäubchen, ich finde die so süß, die zwei, die passen einfach gut zusammen.
Wolfi stellt kauend die Körbchen mit dem Brot neben die Salate. Martin hat die Zapfanlage klargemacht und zapft jetzt die ersten Krüge vor. Jerome nimmt ihm den Krug aus der Hand und sagt zu ihm: „Heute hast du mal Pause, heute ist dein Tag. Setz dich zu Oma und Frieda, ich mach das mit dem Bier.“
Mittlerweile sitzen alle , die nix zu tun haben, an den Tischen und Kevin kommt jetzt und bringt den Leuten was zum trinken. Die ersten Biere sind auch fertig. Jeromes Papa kommt raus und zu mir an die Zapfanlage. Ich halte ihm ein Bier hin und er greift danach.Kevin bringt die vollen Krüge an die Tische. Als alle was zum Trinken haben, Mama und die zwei Frauen aus der Küche sind jetzt auch da, hält Carl August noch eine kurze Rede zum Anlass des Abends. Dann trinken wir alle auf Martin.Eigentlich fehlt jetzt nur Torsten in der Runde, sonst sind alle da und Kai und ich legen die ersten Sachen auf den Grill, Fleisch, ein paar Würstchen und Fisch. Auch vorbereitetes Gemüse, Paprika, Tomaten und gewürzte Zuchinischeiben legen wir auf und kurz drauf duftet es schon richtig lecker.
Irgend was fehlt noch, ein bisschen Muke, so im Hintergrund wäre ja nicht schlecht. Ich rufe über Kevin, sage, das Musik fehlt und er geht zu Lis. Beide gehen rein und kurz drauf kommen sie mit einer kleinen, aber feinen tragbaren Anlage wieder zurück. Das Teil wird angeschlossen und dann läuft Hintergrundmusik, Abba, Lis ist da voll der Fan davon. Kann man ja auch gut hören, find ich.
Martin.
Alle sitzen in der Runde bis auf Kai, Sergej und Jerome, die drei haben gerade noch zu tun. Die anderen trinken, teils Bier, teils andere Sachen, wer nicht mehr fahren kann, heute Abend, der kann bestimmt hier bleiben, denk ich. Insgesamt sind ja bei Oma und bei Jerome je zwei Gästezimmer frei, da Kevin ja jetzt unten bei uns wohnt. Frau Jensen und Frau Gut fahren um neun, und Sigrid, Marie und ihr Heiner werden wohl mitfahren. Auch Armin und Denise wollen später nach Hause, Armin hat ja schon den Führerschein, trinkt keinen Alkohol und Wolfi hat ihm die Fiatschlüssel gegeben. Da kann er den gerade nebenan bei Wolfi zu Hause abstellen und den Schlüssel in den Briefkasten werfen. Ob Dirk und Mike dann mit fahren, ist noch nicht klar, aber eigentlich ist ja morgen Schule.
Fünfundzwanzig Jahre auf den Tag genau ist es her, das mich der Mann von Oma Gesine eingestellt hat. Damals war der jetzige Chef noch auf der Uni und der alte Herr Remmers leitete die Firma, die noch nicht gerade so groß war, wie heute.
Carl August versteht was vom Geschäft und von der Wirtschaft, der hat so pö a pö ein Teil nach dem anderen dazu gekauft, zum Teil modernisiert und so ist die Firma gewachsen und heute in vielen Bereichen aber auch in vielen Ländern tätig.
Was Carl August anpackt, das klappt in der Regel auch, nur selten, das etwas nicht oder nur schleppend funktioniert. Er hat sich über die Jahre einen guten Mitarbeiterstab herangezogen und viele Dinge laufen heute auch ohne ihn hervoragend. Trotzdem ist er immer im Bilde, weiß, was läuft und in wichtige Dinge mischt er sich auch ein, wenn ihm danach ist.
Seinen leitenden Mitarbeitern räumt er viel Ermessensspielraum ein und gibt ihnen immer das Gefühl, wichtige Dinge selber entscheiden zu können.Deswegen ist er angesehen und beliebt und er kümmert sich auch um die Belange anderer, wenn sie Hilfe brauchen aber das ist ja jetzt auch schon jedem klar geworden hier. Als vor über drei Jahren ein Arbeiter auf der Werft ums Leben kam, saß die Frau plötzlich mit fünf Kindern im Alter von drei bis sechzehn da und hatte kaum Geld. Der Chef hat dafür gesorgt, das sie über die Runden kam und dem Ältesten eine Lehrstelle besorgt. Immer wenn eins der Kinder Geburtstag hat oder an Weihnachten fährt er mit mir dort hin, um die Kinder zu beschenken. Auch der zweite Sohn hat mittlerweile eine Lehrstelle und der älteste macht jetzt die Facharbeiterprüfung und wird auch übernommen. So sind sie, Lis auch, wenn sie helfen können, dann wird nicht lang gefackelt. Das war ja auch bei Kevin so und auch Paul wird geholfen werden. Er muss es nur noch zu lassen.
Kevin bringt mir ein Bier und fragt mich, was ich gerne essen möchte. Ich sag ihm, was ich gern hätte und kurz darauf bringt er meinen Teller. „Danke“, sag ich zu ihm und gebe ihm einen leichten Klaps auf den Po, „danke, mein Junge.“ Jetzt strahlt er und freut sich, das sieht man ihm an und er geht zu Lis und Carl August, um die nach ihren Wünschen zu fragen.
Kevin
„Mein Junge“, hat er gesagt, der Martin, „mein Junge“, das geht runter wie Öl, das ist so, als hätte ich all die Jahre darauf gewartet, diese Worte zu hören. Zwei Väter hab ich jetzt, zwei, die mich mögen, ja mehr noch, die mich lieb haben, etwas, das ich eigentlich nicht mehr auf meiner Wunschliste stehen hatte.
Eltern waren da schon länger keine Option mehr. Wer mit zehn noch im Heim ist, der ist in der Regel mit achtzehn auch noch da und sehnt sich danach, endlich da raus zu kommen. Wenn du Glück hattest, bekamst du eine Ausbildungsstelle und dann musste man sich anstrengen.
Bei Fehlern hieß es dann immer gleich: „Habt ihr das nicht gelernt im Heim.“ Du musst immer ein bisschen besser sein, wie die anderen, die nicht im Heim waren. Das hatte anfangs bei mir gut funktioniert, bis Berger von meinem Schwul sein erfuhr, ab da bin ich durch die Hölle gegangen und erst Martin hat mich gerettet.
Jetzt bringe ich Lis mal ein Stück Fisch und etwas Kartoffelsalat, den hat Frau Gut gemacht. Frau Jensen macht immer den Nudelsalat und natürlich diesen bombastischen Kuchen aus dem Schwarzwald.
Zwischendurch geh ich immer wieder mal mein Wölfchen küssen, der bei Kai mit am Grill steht. Martin und Kai mögen meinen Wolfi, da bin ich mir sicher, so ,wie sie mit ihm umgehen und auch Wolfi mag die beiden sehr. Es passt im Moment einfach alles und so glücklich wie zur Zeit habe ich mich noch nie gefühlt.
Sergej macht gerade Weißwein auf für Lis, die möchte Wein zum Fisch. Jerome, der bei Ole sitzt, isst auch Fisch. Ich esse später mal ein Steak von der Pute, mit Nudelsalat, von Frau Jensen, den kenne ich schon von der Kennenlernparty, der ist einfach super. Erst bediene ich aber mal die anderen noch.
Dirk trinkt Cola, ich musste grinsen, als er Cola bei mir bestellte. Auf Bier wird er immer so scharf, hat Ole uns erzählt und das will er offensichtlich hier und heute bestimmt vermeiden.Wenn er aber mit Mike oben im Gästezimmer schlafen würde, könnte er später schon Bier trinken. Vielleicht sag ich ihm das nach her mal aber wahrscheinlich trau ich mich ja doch wieder nicht.Es kann ja sein, das Mike und Dirk auch mit Armin und Denise nach Hause fahren weil sie ja gleich da um die Ecke wohnen. Armin nimmt Wolfis Auto mit, Wolfi geht morgen nicht zur Uni, weil ich frei hab und übermorgen fahren wir von hier aus mit Sergej.
Jerome
So ein Fisch vom Grill, der hat was, kross ist die Haut und das Fleisch zart und saftig. Ich bin ja so ein richtiger Fischesser. Wenn wir früher in Portugal waren, aber auch in New York, bin ich mit Martin öfter mal zum Angeln gegangen und den Fisch haben wir dann auch immer gegessen. Gegrillter Fisch mit Kartoffelsalat und einem Glas Weißwein, dieses Mal hat Papa einen Riesling aus dem Rheingau aufgemacht, Herz, was willste mehr. Mama isst auch Fisch und trinkt Wein, vielleicht hab ich das ja von Ihr.
Der Kleine bedient die Leute und man sieht, das er das unter anderem auch lernt und auch schon kann. Wie Sergej, der das ja auch gelernt hat, trägt er die Sachen darum. Er hat sich seit Dresden verändert, wird offener und ist eigentlich immer gut drauf.
Seit er Wolfi hat und die beiden auch Sex miteinander haben, ist Kevin richtig auf geblüht und ein wirklich toller Junge geworden.Wir mögen ihn alle sehr.
Auch Martins und Kais Angebot hat ihm viel von seinen Zukunftsängsten genommen. Wenn wir mal ausgehen, in eine schwule Disco, dann müssen wir alle auf ihn aufpassen, sie werden auf ihn fliegen wie die Bienen auf den Nektar. Er ist so ein schnuckeliger Twink, er wird nicht Hände genug haben, um die Grabscher ab zu wehren. Vielleicht nehmen wir dann Kai und Martin mit, zur Sicherheit, man weiß ja nie.
Am Freitag soll ich meine Abi-Termine kriegen, insgesamt drei, an denen ich die unterschiedlichen Klausuren schreiben soll oder besser gesagt muss, wenn ich im Herbst studieren will. Eingeschrieben sind wir alle, auch Frank und Sergej. Sergej und ich in BWL, Ole in Jura und Frank will wohl doch jetzt Wirtschaftsinformatik studieren. Bis zum einunddreißigsten Mai konnte man sich für das Wintersemester einschreiben, was mit Papas Hilfe auch bei uns allen geklappt hat.
Jetzt muss ich nur noch mein Abi bestehen, dann läuft alles wie geplant.
Von Paul gibt es nichts neues, Frank hat vorhin mal angerufen und gefragt in der Klinik. Es gibt keine weiteren Komplikationen und am Freitag wollen sie seinen Schlaf beenden.
Ole wird dann am Samstag auf jeden Fall hinfahren morgens und Paul , wenn er denn dann auch aufnahmefähig ist, den Hilfeplan unterbreiten und gucken, wie Paul reagiert und welche Option er dann für sich wählt.
Morgen früh um zehn wollen wir frühstücken und dann an den Bau fahren. Um halb zwei muss ich wieder zurück sein, da kommt mein Lehrer, die anderen machen ja alle frei, denk ich, zumindest die, die hier bleiben heute Abend. Mal sehen, wie sich alles entwickelt in den nächsten Tagen. Die Medien sind jetzt schon voll auf die kommende WM ausgerichtet. Der Klinsmann und der Loew haben ein junges Team ausgewählt und haben sich einiges vor genommen.Wir werden sehen was es wird da unten am Kap der guten Hoffnung. In vier Jahren sind die Weltmeisterschaften in Brasilien, dann sind wir bestimmt mit dem Studium fertig.
Vielleicht fliegen wir dann alle rüber, mal sehen, was Papa davon hält, wenn es soweit ist.
Onkel Jo
Nach diesem Gespräch am Montag bei den Remmers geht mir die Geschichte mit dem Jungen nicht mehr aus dem Kopf. Als Joachim heute Nachmittag von der Klinik nach Hause kam, habe ich gleich gefragt, was der Junge macht. Er schläft und es heilt, hat er gesagt und am Freitag wollen sie ihn wach werden lassen. Ole soll dann Samstag mit ihm reden, weil der ihn halt am besten kennt und fragen, wie ihm am besten geholfen ist.
Allein in Joachims Wohnung, das ist in meinen Augen keine gute Lösung, ich glaube nicht, das er zurecht kommt und nachts wird er bestimmt träumen, von der ganzen Scheiße, die ihm angetan wurde.
Das bei der Oma oder bei den Remmers, das wäre auf jeden Fall besser für den Jungen, da wäre immer jemand in der Nähe, wenn schlimme Träume kämen und die beiden alten Damen sahen nicht so aus, als wären sie dieser Aufgabe nicht gewachsen.
Joachim und ich, wir gehen heute ins Kino. Ich war bestimmt schon drei Jahre in keinem Kino mehr, auch nicht an Bord, obwohl da auch ein kleines Kino ist. Joachim ist in seine Wohnung, noch Sachen holen und dann noch einkaufen. Ich mache gerade Platz im Schrank für seine Sachen. Er hat sich schnell eingelebt und fast ist es schon so, wie es damals war, vor seiner Stelle in München.
Hoffentlich gefällt ihm die Arbeit an Bord und das Leben auf See, aber ich denke schon, das er zurecht kommt und zur Ablenkung hat er ja dann mich. Ich werde ihm schon zeigen, das er dort hin gehört und ich werde nicht müde werden, ihn immer wieder aufs Bett zu nageln oder heißt das“auf dem Bett nageln“.Na, das werden wir wohl noch raus finden unterwegs und eine Nummer bei ruhiger See und eine bei Windstärke sieben, die unterscheiden sich gewaltig, das muss er auch noch lernen. Bei diesen Gedanken muss ich grinsen und wenn er heimkommt, ist ja auch noch Zeit bis zum Kino, die wir irgendwie überbrücken werden, am besten mit einer Nummer an Land. Es gibt noch viel nach zu holen und Joachim kann nicht genug kriegen, ich übrigens auch nicht.
Torsten
Der Montagabend stand verständlicherweise ganz im Zeichen meiner neuen Flamme, die den Tag stehend in dem abschließbaren Kleiderschrank verbracht hat. Nach dem Abendessen war dann Show time für uns beide und bis Acht hatte ich ihr dreimal gezeigt, wer der Herr im Haus ist. Sie hat auch kein bisschen gemeckert, sie ist halt ein Schatz.
Heute war nochmal Anreise und siehe da, ein Jüngling in meinem Alter war dabei, Jens mit Namen, Jens Kübler aus Norddeich, mit einer ähnlichen Krankengeschichte wie meine, nur das es bei ihm Inliner waren, mit denen er sich einen komplizierten Knöchelbruch zugezogen hatte. Ein Auto war da auch noch im Spiel, das muss wohl über den Fuß gefahren sein.
Er hat ein Zimmer auf meinem Flur, drei Türen weiter, bezogen und hängt sich verständlicher Weise jetzt an mich, da ich der einzige in seinem Alter bin.
Er ist drei Monate älter als ich, schlaksig und eher dünn als muskulös, blonde Strubbelhaare , blaue Augen und auch der ein oder andere Pickel machen ihn irgendwie sympathisch und ich finde ihn ganz nett. Hoffentlich ist das jetzt mal kein Schwüppchen, dann krieg ich aber voll die Krise und lass mir meine Eigenschaft als Schwulenmagnet patentieren. Ich muss jetzt erst mal austesten, was er für ein Typ ist.
Wenn er OK ist werde ich ihm vielleicht auch von Natalie erzählen und wenn ich abreise, werde ich ihm die Dame vielleicht überlassen, denn meinen Eltern werde ich sie wohl kaum vorstellen können. Mein Alter rastet aus, wenn er mitkriegt, das ich mit Gummipuppen poppe und Mama wäre wohl auch sehr enttäuscht von mir, obwohl die Dame ja nicht schwanger werden kann.
Wenn er sich als echter Freund erweist, können wir ja auch vielleicht mal eine gemeinsame Session mit der Dame abziehen, mal sehen, wie er zum Sex überhaupt steht. Er macht nicht gerade den Eindruck des Weiberhelden mit fünf Frauen an jedem Finger. Ich tippe eher auf Jungfrau, so wie ich aber das find ich raus.
Jetzt ist er zum Begrüßungsvortrag und danach gehen wir Abendessen. Mal sehen, vielleicht geht er ja dann auf sein Zimmer und ich kann ein bisschen mit der Dame spielen. Ich geh jetzt mal runter, der Vortrag dürfte gleich zu Ende sein und dann wollen wir zusammen zum Abendessen gehen.
Der Vortrag scheint gerade aus zu sein, als ich unten ankomme, weil jetzt all die Neuen auf den Flur strömen und sich alles Richtung Speisesaal wälzt. Jens kommt ganz zum Schluss, schaut sich um und als er mich sieht, kommt er zu mir. „Hei“, sag ich, „fertig zum Abendessen?“ „Man, war das öde“, sagt er, „und dann immer noch die Leute mit ihren doofen Fragen, weil sie vorher nicht zugehört haben. Hunger hab ich schon, aber die sind jetzt alle vor uns, das dauert.“ „Macht nix“, sag ich, „wir haben doch Zeit. Komm ich zeig dir, wo die Cafeteria ist, wir können ja noch was trinken, bis die Schlange beim Essen abgenommen hat.“ „Gute Idee“, sagt er, „sag mal, Torsten, sind wir echt die einzigen jungen Leute hier, ich sehe nur vierzig Plus?“ „Sieht so aus“, sag ich, „keine Bräute für uns dabei“.
Wir bestellen jeder ein Cola, hier, wie auch beim Essen ist Selbstbedienung und nur die mit Rolli oder zwei Krücken, die werden bedient. Die sitzen in einem extra Bereich an fest zugeteilten Plätzen, wir können wählen, wo wir sitzen wollen beim Essen.
Als wir das Cola getrunken haben, hat sich der Stau beim Essen aufgelöst und wir gehen rüber in den Speiseraum.
Oma Gesine
Heute ist mal wieder richtig was los hier, die Familie und dann noch all die netten jungen Leute, die Martin heute die Ehre geben und sein Jubiläum hier mit Ihm und uns feiern. Unser Martin und das ist er Zweifels ohne, er ist gar nicht mehr weg zu denken aus unserer Familie. Fünfundzwanzig Jahre treue Dienste, weit über das nötige Engagement hinaus, selten einmal nicht da, immer bereit und immer freundlich lächelnd. Er war mit Abstand, nach mir natürlich, das Beste, was mein Mann mit nach Hause gebracht und behalten hat. Ich weiß noch, das Martins Lebenslauf sehr von denen der anderen Bewerber abgewichen ist damals und das mein Mann von der Tatsache, das er bei der GSG 9 war und bei der Befreiung der Lufthansa Maschine Landshut in Mogadischu dabei war, sehr beeindruckt war. Auch das äußere Erscheinungsbild war sehr positiv und die Tatsache, das er nicht verschwiegen hat, schwul zu sein und deshalb den BGS verlassen musste, hat meinen Mann dazu bewogen, Martin einzustellen.
Die drei Jahre, die er für uns fuhr, bis Carl August dann Lis geheiratet hat und mein Mann kurz darauf verstarb, hat mein Gatte seinen Entschluss, Martin zu nehmen, nie bereut und immer wieder betont, wie gut seine Entscheidung war.
Später dann, als Lis mit Natascha schwanger wurde und laufend Probleme hatte, hat Martin sich um unseren Großen gekümmert, hat ihn betreut, begluckt und zum großen Teil erzogen und der eine war fast nie ohne den anderen unterwegs. Selbst ich als Oma musste immer hinter Martin zurück stehen und war manchmal schon ein bisschen eifersüchtig.
Als Friedas Mann verstarb, hat sie alles verkauft, ihre Millionen genommen und ist zu mir gezogen. Die zwei hatten keine Kinder und so werden wohl mal Jerome und Natascha das Vermögen von Frieda erben und wenn die zwei wüssten, was da noch alles kommt. Frieda ist steinreich und hat an die dreißig Immobilien in Berlin von ihrem Mann geerbt und die Firma, die sie damals an Siemens verkauft hat, hat auch einen stolzen zweistelligen Millionenbetrag gebracht, der, seit über dreizehn Jahren gut angelegt, mittlerweile locker im dreistelligen Bereich sein dürfte.Wie gesagt, die Kinder, Jerome und Natascha wissen nichts davon. Frieda sagt immer, sie will als Frieda geliebt werden und nicht als Erbtante. Beide Kinder waren viel und oft bei uns, wir haben gespielt, gebastelt und im Advent Plätzchen gebacken, waren mit Martin und Kindern im Zoo oder auch im Zirkus. Wir haben regen Anteil an der Entwicklung genommen und sind mit allen auch oft in der Weltgeschichte herum gereist. Martin war immer dabei, in New York, in Lagos in Portugal oder im Winter in der Schweiz. Er hat Jerome soviel beigebracht, Rollschuhlaufen, Radfahren ganz wichtig, schwimmen.
Dann hat Carl August auf mein Bitten hin einen zweiten Fahrer gesucht und Martin hat damals Kai empfohlen, den er wohl auf einem Empfang als Fahrer einer anderen Familie kennengelernt hatte.
Kai war damals mit seinem Chef sehr unzufrieden und dann kam ja auch bei beiden das Interesse am jeweils anderen dazu und als die Entscheidung zu Gunsten Kais gefallen war, hat Martin Carl August gefragt, ob Kai unten bei ihm einziehen dürfte.
Dabei hat er nicht verheimlicht, das Kai im mehr bedeutet als es unter Arbeitskollegen üblich ist und Carl August hat zu ihm gesagt, wenn ihre Arbeit weiterhin in Ordnung wäre, könnte Kai ruhig einziehen und wenn es mehr wird, wie eine WG, dann wäre ihm das egal.
Von dem Tag an waren die beiden dann fest zusammen und das hat sich nur positiv ausgewirkt, für alle.
Die Zeit ist ins Land gegangen, ich bin jetzt schon acht und sechzig und Frieda zwei Jahre jünger. Wir haben, wenn man mal von dem frühen Tod unserer Männer absieht, ein schönes Leben gehabt mit vielen erfreulichen Höhepunkten und der Rest, der uns noch bleibt, den werden wir auch nicht trübselig verbringen, wir beide.
Unser Arzt sagt, wir wären noch fit für unser Alter und solange die Leberwerte gut sind, wird auch kein Cremant oder Genever schlecht bei uns. Die jungen Leute, die jetzt immer hier rumspringen, die werden uns auch jung halten und wenn der Paul, der arme Kerl wirklich zu uns kommt, dann soll er es nicht bereuen, die Hilfe zweier für ihn ja dann so was wie Ersatzomas in Anspruch genommen haben. Wir werden ihn schon pflegen, verwöhnen und uns um ihn kümmern, bis er auf eigenen Füßen steht und nicht auf Hilfe und Unterhalt seines Erzeugers angewiesen sein muss.
Ich winke mal dem Kevin, mein Glas ist nämlich leer und auch Friedas Glas enthält nur noch einen Rest. Kevin bringt die Flasche gleich mit, er hat gesehen, das mein Glas leer war. Das ist ja auch ein ganz lieber Junge, der Kevin und obwohl ihm dieses Schwein da in Dresden so übel mit gespielt hat, ist er jetzt wieder fröhlich und auch schrecklich verliebt in den kleinen Kai, den sie jetzt wohl alle Wolfi nennen.Der wiederum ist in den Kevin verliebt und die passen einfach gut zusammen. Martin und Kai haben jetzt nicht nur einen Sohn, sondern kriegen den Schwiegersohn auch gleich frei Haus, was den Beiden aber bestimmt gut gefällt.
Also, wenn ich jetzt noch den Ole und seinen Frank dazu rechne, dann ist das schon ein ansehnlicher Schwuler Freundeskreis, der sich hier gefunden hat. Gut, das wir hier alle kein Problem haben damit, ob einer Schwul ist oder nicht und gerade Martin und Kai haben uns immer wieder gezeigt, was sie doch für wunderbare und ganz normale Menschen sind.
Wenn jetzt der Paul wirklich zu uns kommt und der ist ja auch schwul, dann müssen Frieda und ich die Augen offen halten, das wir bald auch für Paul ein Schätzchen finden. Wenn er sieht, das hier nur glückliche Pärchen rumlaufen, dann kriegt der doch die Krise. Frieda und ich wir müssen einen Plan machen, vielleicht beziehen wir ja den Ole da mit ein, als schwulen Berater so zu sagen, weil der den Paul am besten kennt.
Jerome
Ich bin wieder beim Bier zapfen, Martins Glas und auch das von Papa sind leer und es ist an mir, die Luft aus den Gläsern zu lassen. Dirk trinkt immer noch Cola, ich denk, das Mike und er mit Armin und Denise heimfahren werden. Manchmal hab ich den Eindruck, er fühlt sich im Beisein der Erwachsenen nicht so wohl, obwohl ja die anderen, auch Mike, sich alle so geben, als wenn wir unter uns wären. Ich kann mich da auch täuschen, aber auf der Party war er anders, lockerer und das hat bestimmt nicht nur am Bier gelegen. Er ist sowie so ein sehr ruhiger Typ, einer, der immer ein bisschen im Hintergrund bleibt während Mike irgend wie viel offener ist. Naja, solange die beiden sich gern haben und gut zurecht kommen, was solls, es ist halt jeder Mensch ein bisschen anders.
Vielleicht braucht Dirk auch ein bisschen länger, um sich an so viele Freunde und das ganze Drum herum zu gewöhnen. Vor der Party waren die beiden, wenn sie zusammen waren, fast nur unter sich. Die Offenheit, mit der hier das Schwul sein gelebt werden kann bei uns zu Hause ist wohl auch neu für beide, die ja auch aus Rücksicht auf ihre Eltern eher heimlich zusammen waren.
Sie sollten mal eine Party bei sich zu Hause machen, damit ihre Eltern mal ihre schwulen und nicht schwulen Freunde kennen lernen. Das wird auch den Eltern helfen, alles als normal anzunehmen.
Als Dirk jetzt zum Pinkeln geht, setz ich mich mit einem Bier zu Mike und spreche ihn drauf an.
„Dirk scheint sich nicht so wohl zu fühlen“, sag ich, „stören ihn die Erwachsenen?“ Mike schaut mich an und sagt dann: „Er ist das von zu Hause nicht gewohnt und bei uns zu Hause gibt es Küsschen auch nur, wenn wir allein sind. Seine Eltern sind aber eigentlich nicht gegen so was, aber Dirk ist da wohl immer noch sehr gehemmt, außer wenn er Bier trinkt, dann wird er offener und lässt sich auch mal im Beisein anderer , sprich unsere Eltern küssen. Ich will ihm aber auch nicht immer Bier aufschwätzen, damit er sich küssen lässt. Das wird schon im Laufe der Zeit kommen.“
Ich sage: „Wenn ihr wollt, könnt ihr hier schlafen,oben in Gästezimmer neben meiner Wohnung, da ist auch ein Bad dabei und man muss auch nicht befürchten, das jemand was hört, wenn mal die Post abgeht.“ Jetzt wird er ein bisschen rot und sagt: „ Na ja, ich hätte nix dagegen, aber da müsste ich meine Klemmschwester erst mal zu ein paar Bierchen, so zwei oder drei, überreden, damit er locker wird.“
„Wer muss locker werden?“, fragt Dirk jetzt hinter uns. Wir haben beide nicht bemerkt, wie er zurück gekommen ist. Ich sage jetzt mal einfach: „Du, du müsstest ein bisschen lockerer werden. Hier sind alle OK und schwule Jungs sind auch genug da, die alle hier einfach so dazu gehören und niemand muss sich hier verstecken. Bei uns darf jeder seinen Freund küssen, wenn ihm danach ist und es ist auch kein Problem hier, wenn zwei Jungs miteinander tanzen. Alle Erwachsenen hier, die nicht schwul sind, haben keine Probleme mit küssenden und schmusenden Jungs und wenn du deinen Mike hier abknutscht, dann wird das als normal angesehen.“
Er guckt mich an, ist auch ein bisschen rot geworden , ich rutsche von Mike weg, mach ihm Platz und er setzt sich zwischen uns.
„Es ist nicht so leicht“ fängt er an, „ sein Verhalten einfach so zu ändern, wenn man sich immer versteckt hat. Mike kann das besser wie ich, ich muss mich erst daran gewöhnen, das alles so selbstverständlich ist hier. Bisher waren wir nur zu Hause out und draußen immer mehr oder weniger auf Abstand.
Jetzt, wo wir nicht mehr allein sind, schwule Freunde haben, mit toleranten Eltern und Verwandten, muss ich selber erst mal damit umgehen lernen, einfach ich zu sein. Es ist natürlich auch nicht so ohne, wenn ich sehe, was hier so abgeht, mit Schwimmbad, Sauna, Bodyguard, denn das ist Martin ja wohl. Das ist eine andere Liga, Jerome, auch das muss ich erst mal realisieren, das ich jetzt ab und zu Championsliga spiele anstatt erste Kreisklasse. Versteh das nicht falsch, das ist halt so und irgend wann werde ich es auch akzeptieren können.“
„Nun“, sage ich, „das versteh ich ja schon, mein Schatz hatte auch seine Startschwierigkeiten hier mit unserer Art zu leben. Aber ich denke mal, hier ist keiner abgehoben und ich, ebenso wie Natascha, können nichts für diese ganze Knete und das Drumherum. Wir haben durch euch hier alle zum ersten mal erfahren, wie ganz normale Jugendliche sind und wie sie leben. Ich, das heißt, wir, sind froh, euch zu kennen und Zeit mit euch zu verbringen, egal, ob hier oder bei Armin oder bei euch zu Hause. Wir sind zwar reich, aber wir waren oft auch verdammt einsam und allein, keine Schulkameraden, keine richtigen Freunde und wenn Gesellschaft, dann Schickimicki und der ganze steife Scheiß.
Wer hat den dicksten Klunker an, wer das neuste Auto oder ein teures Pferd, diese ganze Kacke ist mit euch nicht, bei euch bin ich der, der ich wirklich bin, achtzehn, schwul und euer Freund ohne wenn und aber. Der Gehaltszettel eurer Eltern ist mir wurscht. Ich mag euch, weil ihr OK seid und auch natürlich weil ihr schwul seid.
Bei euch muss ich mich nicht verstellen und wenn ich Sergej küsse, ist das OK für euch. Ihr seid mit Ole gut Freund, ich auch, dadurch kennen wir uns jetzt und ich mag euch. Trink ein Bier, werde locker und bleibt heute Nacht und wenn du Liebe brauchst nach dem Bier, oben bei mir sind zwei Gästezimmer mit Bad und Frank und Ole und auch Wolfi und Kevin haben sich dort geliebt und es hat keiner gehört oder wenn, stört sich keiner dran. Hier kannst du auch Du sein, wie bei euch zu Hause. Soll ich dir jetzt ein Bier zapfen?“
„Man, du kannst echt nerven“, sagt er und dann grinst er aber doch ein bisschen, „wenn du Gummis für mich hast und Gel dann kannst du mir ein Bier zapfen, aber die Gummis müssten schon eine Nummer größer sein, wie Standard. Ich glaube, du hast mich jetzt überredet, oder, Mike?“
„Danke, Jerome“, sagt der und gibt Dirk einen Kuss,
„Wenn du bleiben möchtest, mein Hasi, dann ist mir das recht“, und dann zu mir: „Geh zapfen, und bring für dich und für mich auch eins mit.“
Lachend steh ich auf, um drei Bier zu machen.Gut, wenn man einfach mal redet mit einander.
Kevin
Jerome hat bei Mike und Dirk gesessen und geht jetzt mit drei Bier wieder dort hin. Offensichtlich trinkt jetzt Dirk doch Bier, was mich vermuten lässt, das Jerome die beiden überredet hat, doch hier zu bleiben heute Nacht. Jerome kann sehr überzeugend sein, ähnlich wie sein Papa, aber Lis kann das auch. Ich bin so froh, das ich sie alle kennen lernen durfte.
Das Dirk jetzt Bier trinkt, find ich lustig, weil er ja immer spitz wird davon. Jerome weiß das ja auch und ich denke, das sie wohl auch eben direkt oder indirekt über Sex geredet haben. Ich hab da auch noch meine Probleme damit, so einfach drüber zu reden oder sogar zu sagen, was ich denn möchte. Gut, es geht schon viel besser bei Wolfi, als am Anfang, aber so jetzt einfach mit Dirk oder Sergej oder Ole, das würde ich mich nicht trauen. Auch Martin oder Kai etwas zu fragen, das mit Sex zu tun hat, würde mich wohl eine große Überwindung kosten, obwohl ich mir denken kann, das beide mir alles erklären würden, was ich wissen will.
Vielleicht sollte ich auch mal ein oder zwei Bier trinken, um lockerer zu werden und dann mein Wölfchen mal probieren lassen, ob mir das auch so gut wie ihm gefällt, wenn er sich in mich schieben würde. Ich hab immer noch ein bisschen Angst, das es sehr weh tut oder mir nicht gefallen wird. Solange ich es nicht ausprobiere, werde ich es wohl auch nicht wissen.
Jedenfalls werde ich mir jetzt bei Jerome mal ein Bier holen.
Wolfi
Der Kleine sieht so nachdenklich aus und jetzt hat er sogar ein Bier geholt bei Jerome und setzt sich damit zu Martin. Gleich können Kai und Sergej und ich eine Pause machen, Der zweite Gang ist dann fertig gegrillt und dann dürften erst mal alle satt sein.Dann nehme ich mir ein Steak und etwas Salat und setz mich zu meinem Hasi.
Vielleicht verrät er mir ja, warum er heute Bier trinkt. Dirk, hab ich gesehen, trinkt jetzt auch Bier, nach dem Jerome länger mit den beiden gesprochen hat. Ob es da einen Zusammenhang gibt.
Ich muss grinsen, wenn ich an Oles Erzählung über Dirks Verhältnis zum Bier denke, allerdings glaub ich nicht, das dass bei Kevin auch funktioniert.
Kai hat die Flammen jetzt bis auf eine abgedreht und wir bringen noch das ein oder andere Essen an die Tische. Der Rest kommt zu den Salaten auf eine Warmhalteplatte, so das sich jeder bedienen kann.
Im Hintergrund läuft immer noch Musik und die Stimmung ist locker und gut.Ich setz mich jetzt zu meinem Schatz, gegenüber, denn rechts von ihm sitzt Martin und links von ihm hat Kai platz genommen. Unterm Tisch schiebe ich mein Knie an seines und schau ihn lieb an. „Mein Schatz trinkt ja Bier, wie kommt das denn?“, kann ich mir nicht verkneifen, zu fragen. Statt rot zu werden wie sonst bei zweideutigen Fragen, das ist sie ja irgendwie durch Dirks Verhalten geworden, grinst er vor sich hin. „Ich kann ja auch mal ein Bier trinken, auch wenn ich noch keine achtzehn bin“, sagt er dann und schaut fest in meine Augen. „Das ist schon OK“, sag ich, „nur für mich ein eher ungewohnter Anblick. Wenn es jetzt Cremant wäre….., aber Bier, das ist neu. Schmeckt es dir wenigstens?“ „Es ist etwas bitter, aber nicht so, das man es nicht trinken könnte“, sagt er, „aber der Cremant neulich hat mir doch besser geschmeckt.“ „Mach ein bisschen Cola unter das Bier“, sagt Martin, „das haben wir früher auch gemacht, wenn es uns zu bitter war.“ Kai steht auf, geht zum Kühlschrank und kommt mit einer Colaflasche zurück. Er macht Kevin einen Schuss davon ins Bier und sagt:“Probiere jetzt mal, Junge, das schmeckt dir bestimmt besser jetzt.“ Er probiert und sein Gesichtsausdruck signalisiert uns, das ihm das besser gefällt als Bier pur.
Das Essen schmeckt gut und eigentlich ist alles OK. Ich sollte mal meine Fotoapparat ein bisschen benutzen und für Martin ein paar Erinnerungsfotos machen. Kevin könnte ihn ja holen in der Zeit, wo ich esse. „Schatz“, sag ich zu ihm, „wärs du mal so nett und holst unten meine Fototasche, damit ich ein paar Erinnerungen festhalten kann für Martin?“ „Tolle Idee“, sagt er und geht gleich los. Auch Martin gefällt das. „Da suchen wir dann ein oder zwei gute aus und rahmen die, für unseren Flur unten und auch noch ein größeres fürs Wohnzimmer“, sagt er zu mir und Kai.
Kevin kommt zurück und stellt die Tasche neben mich auf die Bank, gibt mir ein Küsschen in den Nacken und setzt sich wieder zwischen Kai und Martin. Als ich ihn angucke, grinst er und sagt, Kai und Martin jeweils einen Arm um die Taille legend: „Jetzt ist vorübergehend Vatertag, mein Wolfi kommt erst wieder später dran.“ Süß ist er, mein Kleiner, ich grinse zurück und sage: „Ich freue mich drauf.“
Ich räume meinen Teller weg und öffne dann die Fototasche. Ich wähle meine Canon 1100D, eine meiner besten Spiegelreflexkameras und beginne, Bilder zu machen. Aus verschiedenen Positionen nehme ich die Leute im Gespräch, beim Trinken, aber auch beim essen auf. Der ab und zu auf zuckende Blitz sorgt dafür, das sich und hier überwiegend die Erwachsenen, mehr oder weniger in Positur setzen, ein Phänomen, das mir schon öfter aufgefallen ist. Das war wohl früher so, das man sich erst mal in Positur gebracht hat, bevor das Bild gemacht wurde. Diese Angewohnheit behalten viel ein Leben lang bei und bei Oma und Frieda sticht das besonders hervor. Ich muss grinsen und Carl August kommt jetzt zu mir und fragt zunächst, was denn so lustig sei. Als ich ihm von meiner Beobachtung, ältere Menschen betreffend , erzähle, nickt er und sagt: „Das leuchtet ein, früher hat die Vorbereitung, bis alles optimal für ein Bild war, länger gedauert, als das Fotografieren an sich.“
Er schaut mich an und sagt: „Ich hatte, glaub ich, schon einmal gesagt, das wir in der Eingangshalle des Bürogebäudes eine Ausstellung mit Bildern von dir machen wollen. Ende Juni kommt eine größere Delegation aus Japan, das wäre ein guter Anlass für eine Präsentation deiner tollen Bilder.In dem Zusammenhang kommen auch Repräsentanten deutscher Unternehmen und auch Leute aus dem Wirtschaftsministerium, also großes Publikum. Du könntest noch ein paar Aufnahmen in der Werft und in den anderen Fabriken machen. Jerome und Martin können mit dir dort hin fahren. An einem Tag findet dann in der Halle ein Empfang statt, so das es de Facto wie eine Vernissage ist an dem Tag und ich werde mir die Zeit vorher nehmen, deine Bilder mit Preisen auszuzeichnen und ich will nicht mehr Remmers heißen, wenn nicht die Hälfte der Bilder einen Käufer findet. Was hältst du davon? Ich hab gesehen, das dein Auto auch schon bessere Zeiten gesehen hat und ich denke, das du zumindest eine gute Anzahlung auf einen Neuen dabei verdienen kannst. Und bei Sergejs Opa gibt es bestimmt auch Prozente, denk ich.“
Ich bin zunächst sprachlos, kann nur nicken, um dann, nach einer Weile zu sagen: „Danke, das wäre ja großartig, ich meine die Ausstellung. Das die Bilder jemand kauft, glaub ich eher nicht, aber ich hab da auch keine Ahnung. Das wäre auf jeden Fall einen Versuch wert und wenn es dann so kommt, wie sie es vermuten, das wäre galaktisch.“
Jerome geht vorbei mit leeren Gläsern und Herr Remmers spricht ihn an und sagt ihm, was er vorhat mit meinen Bildern und das er mit Martin und mir noch in den Firmen ein paar Aufnahmen möglich machen soll bis zum Ende des Monats.
Auch Jerome findet das eine gute Sache, und verspricht, baldmöglichst mit mir dorthin zu fahren.
Ich mache weiter Bilder, auch von meinem Hasi und seinen zwei Vätern. Es sieht gut aus, mein schlankes Teeniehäschen zwischen den zwei muskulösen eins neunzig Männern, das ist ein ganz besonderes Bild. Auch Oma und Frieda beim Anstoßen mit ihrem geliebten Cremant, gibt ein gutes Motiv ab. Sergej hat wohl jetzt andere Musik geholt und als dann was Modernes aus den Lautsprechern kommt, etwas nicht gerade so schnelles,schnappt er sich Jerome und beginnt an der freien Seite der Terrasse , mit ihm zu tanzen. Es dauert nicht lang, da sind Armin mit Denise und Heiner mit Marie und auch Frank und Ole mit dabei und auch Oma und Frieda wagen ein Tänzchen.
Ich mache ein paar Schnappschüsse von den Tänzern und Tänzerinnen. Jerome tanzt jetzt mit Oma und Sergej mit Frieda,, Ich mache die Kamera aus und packe sie in die Tasche und schau dann meinen Schatz bittend an. Er weiß sofort, das auch ich jetzt mit ihm tanzen möchte und er beendet vorübergehend den Vatertag und folgt mir auf die Tanzfläche. Carl August und Lis setzen sich rüber zu Martin und Kai und sind kurz drauf in ein intensives Gespräch vertieft.
Kevin, der mittlerweile zwei Colabier getrunken hat, ist sehr anschmiegsam und drückt sich beim Tanzen an mich. Er beschmust mein Ohr und meine Wange und lässt sich von mir führen. Er riecht gut, summt leise mit und geht ganz im Tanzen auf. Wir sind uns ganz nah in diesem Moment und ich bin so froh mit ihm.
„Schlaf mit mir heute Nacht“, flüstert er plötzlich in mein Ohr. Einen Moment bin ich überrascht von seiner Bitte, dann sag ich: „Willst du das wirklich, mein Schatz, bist du bereit dazu?“ „Ja mein Wölfchen, ich möchte es, will endlich mehr, wissen, ob es mir gefällt“, sagt er. „Dann trink aber bitte kein Bier mehr heute Abend, du solltest schon nüchtern sein dabei, find ich“, sag ich zu ihm.
„Ich hätte eh keins mehr getrunken“, sagt er, „wir müssen nur vorher ins Bad, alles ganz sauber machen, damit du auch dort lecken kannst, wo du nach her rein fährst mit deinem Zepter.“ Die Wärme an meiner Wange sagt mir, das er jetzt rot geworden ist bei dem Satz und das er das überhaupt gesagt hat, ist schon toll. „Das machen wir natürlich, mein Schatz“, sag ich und muss ihn einfach jetzt küssen. Das Kopfkino zeigt gerade seinen weißen Knackpo mit dem kleinen rosafarbenen Eingang, an dem er meine Zunge spüren will.
Hart werde ich und natürlich bleibt ihm das nicht verborgen. Er kichert, flüstert in mein Ohr: „Du hast ne Latte, Wölfchen, ist das die Vorfreude, soll ich mal dran fahren?“ Sein Knie stupst an meinen Schwanz und er grinst dabei. „Du Sadist“, sag ich, „wenn du noch weiter stupst, spritze ich in die Jeans, das wäre jetzt nicht gut hier vor allen Leuten. Hör bitte auf, mein Schatz.“
„OK, ich will mal nicht so sein“, sagt er und nimmt ein bisschen mehr Abstand. Die CD ist zu Ende und Sergej legt eine neue Scheibe ein. Schmusesongs, auch das noch. In der Hose tritt langsam wieder der Normalzustand ein, die Pinkelausführung, ein Ausdruck aus Torstens Wortschatz, glaub ich. Ole hat noch gar nichts erzählt, wie Torsten die Dame findet. Ich muss ihn nachher mal fragen.
Wir tanzen und ich frage Kevin, ob er schon was gehört hat von Torsten und Natalie.
„Wölfchen“, sagt er und grinst, „du wirst alt, oder. Die letzten Tage waren wir, außer in der Uni und auf der Arbeit immer zusammen. Wenn du also nix weiß, woher soll ich denn was wissen.“
„Was ich dir noch erzählen wollte“, sag ich zu ihm, „bei meinem Sitznachbar in der Uni, dem Volker, bin ich jetzt geoutet.“ Ich erzähle ihm beim Tanzen, wie alles abgelaufen ist und das wir immer noch oder jetzt erst recht Freunde sind.
„Das ist gut gelaufen für dich, das freut mich“, sagt Kevin zu mir und drückt mich und gibt mir einen Knutscher. Oma und Frieda sitzen jetzt auch bei Martin und Kai und nehmen rege an der Unterhaltung teil.
„Ich könnte noch was von dem guten Nudelsalat essen“, sagt mein Schatz, „kommst du mit?“ „OK“, sag ich und ziehe ihn Richtung Tisch, auf dem die Sachen zum essen stehen.
Jeder holt sich was und dann setzen wir uns u Dirk und Mike, die auch nicht mehr beim Tanzen sind Oles Mutter will jetzt heimfahren und Heiner und Marie mit holen. Marie will eigentlich noch bleiben, aber Frau Jensen will heim.
Armin und Denise wollen sich anschließen und auch nach Hause fahren, ebenso wie Frau Gut und Sigrid. Morgen ist Schule und auch wenn die Jungs nicht hingehen, müssen Marie und auch Sigrid zum Unterricht. Auch Heiner, Armin und Denise werden zur Schule gehen. Dirk hat zu Hause angerufen und gesagt, das sie heute Nacht hier bleiben.
Als die anderen gefahren sind, sind wir acht Jungs wieder beim Tanzen gelandet, das nur zum trinken und zum Essen unterbrochen wird.
Mal sehen, was die Nacht noch bringt, morgen früh können wir ja ausschlafen.
2 Kommentare
Endlich bin ich mal wieder zum lesen gekommen. Es ist nachwievor schön zu lesen was hier so passiert. Niffnase mach weiter so! Ich werde mich jetzt an den nächsten Teil machen.
Liebe Grüße aus Berlin
Joachim
ach ja, das hab ich vergessen
Torstens Bericht über seine Eroberung steht ja noch aus *fg
Und Kevin kann es nicht besser erwischen als mit den beiden “Vätern”