Traumschiff – Teil 50

Almauftrieb und mehr……Love is all you need

Noah

Dirk und Mike, auch ein tolles Paar in meinen Augen, sind die ersten. Bereits um viertel vor Zehn machen sie die Biege in das Gästezimmer, in dem ich vergangene Nacht geschlafen habe.

 Irgend wie habe ich das Gefühl, das die Luft zwischen den beiden knistert und Sergejs süffisantes Lächeln, als er Mike zu zwinkert, lenkt meine Gedanken wohl in die richtige Richtung. Die werden bestimmt nicht gleich einschlafen, so wie die sich anschauen. Oh Mann, hier scheint es ja gut abzugehen, das haben doch jetzt alle mitbekommen, nur bin ich mir nicht sicher, ob Paolo und Enrico das jetzt auch so einordnen wie ich.

Auch Jerome fummelt schon die ganze Zeit an Sergej rum, dem das wohl zu gefallen scheint, denn aus dem Augenwinkel fällt mir die Beule in seiner Jeans ins Auge. Jetzt nur nicht rot werden Noah, denk ich und schau wo anders hin. Paolo sagt was zu Enrico, irgendwas mit Prüfung und dann sagen beide auch gute Nacht. Enrico wirft mir noch einen schmachtenden Blick zu, bevor er Paolo folgt. Ich hätte ihn schon gern heute Nacht bei mir, so zum Kuscheln und vielleicht auch ein bisschen fummeln. Zu mehr bin ich wohl noch nicht bereit, das ist alles neu und ich kann einfach nicht mit der Tür ins Haus fallen. Ein wenig Angst ist auch dabei, Angst, was verkehrt zu machen und auch Angst vor Schmerzen, denk ich. Obwohl, Jerome und auch Sergej haben gesagt, wenn man sich Zeit lässt beim ersten Mal, tut es auch nur kurz am Anfang weh.

Solche Gedanken gehen gerade durch meinen Kopf, als Jerome sagt:“Komm, geh mit, deine Kleider holen. Duschen kannst du Morgen Früh, wir zwei gehen jetzt, dann hast du die Dusche morgen für dich. Sergej weckt dich zeitig genug.“ Ich gehe kurz mit ihnen in ihr Schlafzimmer und hole die Sachen, die er mir raus gesucht hat vorhin, oben drauf das heiße Höschen, bei dessen Anblick Sergej sagt: „Da steht er dir bestimmt gut drin“, und dann lachen die beiden. Ich werde ein bisschen rot, lache aber auch und kontere: „Wenn er dann noch reinpasst.“ Upps, bei der Antwort da kriegen beide doch große Augen jetzt, hihi. Mutter Natur hat es gut gemeint mit Noah, Enrico wird noch Augen machen, denk ich. Im steifen Zustand verdeckt die Eichel den Bauchnabel, wenn ich auf dem Rücken liege. Neidische Blicke beim Duschen nach dem Training oder Wettkampf und auch anzügliche Kommentare wie „Fury“ oder „Benjamin Blümchen“ sind nicht selten.

Dann geh ich ins andere Zimmer und lege die Sachen neben der Couch auf einen Beistelltisch und beginne mich auszuziehen. Mein Handy vibriert und eine SMS wird angezeigt, mein Schwarm schreibt mir.

„Darf ich zu dir kommen, ich bin auch ganz brav?“ steht da im Display, genau das, was ich mir vorhin gewünscht habe.Trotz dem kriege ich Bedenken, was werden die anderen sagen, wenn er zum Wecken bei mir liegt. Will ich das jetzt wirklich? Was erwartet er von mir? Ich zögere mit der Antwort. Was mach ich?

Ich bin größer und stärker wie er, also könnte ich mich wehren, wenn nötig. Mein Herz möchte ihn neben mir haben, möchte kuscheln, riechen und auch…..ja auch küssen. Verdammt, ich will es, das er kommt.

„Ja, komm. Ich freue mich“, tippe ich ein und schick es ab. Hoffentlich bereue ich das nicht.

 

 

Enrico

 

Paolo war vor mir duschen und als ich aus dem Bad komme, ist er schon eingeschlafen. Ich habe richtig Sehnsucht nach Noah, was ganz neues für mich. Ich schreibe ihm, ob ich zu ihm kommen darf und auch, das ich ganz brav bin. Es dauert, bis die Antwort kommt, die mich innerlich laut auf jubeln lässt.

Er hat ja gesagt, mir wird ganz heiß. Mit einer Boxer und sonst nichts an mach ich mich leise auf den Weg, nach dem ich das Licht gelöscht habe.Über den Flur, an dem anderen Gästezimmer vorbei schleiche ich Richtung Jeromes Wohnzimmer. Die Geräusche, die aus dem anderen Zimmer kommen, wo der Mike und sein Freund Dirk schlafen, sind nicht zu missdeuten, da wird wohl fleißig gepoppt. Schnell weiter, jetzt nur keine Latte kriegen, denk ich und schlüpfe durch die Türe in das Zimmer, in dem Noah auf mich wartet.

Auf dem Wohnzimmertisch brennt lediglich eine Kerze, ansonsten ist alles dunkel und die Flamme beleuchtet leicht flackernd den Jungen, dem ich jetzt schon fast verfallen bin. Mein Herz hüpft bei seinem Anblick und als er die Decke hebt, schlüpfe ich zu ihm ins Bett und suche spontan seine Lippen zu einem Kuss. Er kommt mir sogar etwas entgegen und es prickelt, als sich unsere Lippen vorsichtig berühren. Heere von Schmetterlingen starten in meinem Bauch, als seine Zunge an meine Lippen stupst und diese öffnen sich willig. Unsere Zungen berühren sich zum ersten Mal und ich kann mich nicht erinnern, auch nur annähernd mal bei einem Kuss so gefühlt zu haben. Ich lege eine Hand in seinen warmen Nacken, zieh ihn ein bisschen fester zu mir und zum ersten mal höre ich ihn leise stöhnen.Bei dem Geräusch, das er macht, geht mir fast einer ab und ich bin stahlhart im Süden.

„Enrico“, flüstert er, nach dem wir wegen akuter Atemnot den Kuss unterbrochen haben, „Enrico, was geht hier vor? Ich bin ganz durcheinander, hab dich vermisst heute, will immer, das du bei mir bist, will dich berühren und küssen, was ist los mit mir oder mit uns?“

„Mir geht es genau so Noah, ich habe heute für dich gekocht bei der Prüfung, hab mir gewünscht, du wärst da, bei mir, ich hatte Sehnsucht, das hatte ich noch nie. Ich glaube, wir sind verliebt, Noah, ich in dich und du wohl auch in mich.“ Schweigen….dann spüre ich wieder seine Lippen, an meinem Hals, am Ohr und dann auf meinem Mund. Dann ist seine Hand in meinem Nacken , zieht mich fester ran und ich öffne meine Lippen und sauge seine Zunge in meinen Mund…….Wahnsinn, dieses Gefühl, seine Zunge ist etwas rau, weich, warm und sehr beweglich. Das ist einfach irre, nicht unbekannt und trotzdem ganz anders, als jemals zu vor.

Ich stöhne, das ist so geil, ich spritze mir gleich in die Hose, wenn das so weitergeht. Längst habe ich gemerkt, das auch er einen Steifen hat und ich überlege, ob ich ihn einfach dort anfassen soll. Meine Rechte streicht an seiner Seite runter und wieder hoch, schlüpft unter das Shirt und wandert hoch zur Brust. Die Nippel sind hart und er schnauft, als ich über seine Brust streichele und dabei die Nippel zart berühre.Ganz vorsichtig und zart passiert das alles und auch seine Hand findet nun den Weg zu meiner Brust, streicht zärtlich über meine Haut und meine Warzen. Irre gut, zu gut aber ein Rest Verstand und der Gedanke an Paolos Worte „Verkack es nicht „ halten mich davon ab, so einfach nach seinem Glied zu greifen. Er ist total ohne jede Erfahrung und ich möchte nicht zu forsch sein, ihn nicht erschrecken durch meine Gier.

Wir streicheln uns gegenseitig Brust und Seite , küssen, schmusen und stöhnen leise, fast synchron und es ist so schön, auch ohne gleich über seinen Pimmel her zu fallen. Vernunft siegt über Geilheit, Zärtlichkeit und Schmusen über Sex.

„Rico“, flüstert er leise, „dreh dich rum und komm ganz dicht zu mir“, wir müssen schlafen, es ist schon spät. Am Wochenende bin ich ja wieder hier und dann haben wir zwei oder sogar drei Nächte nur für uns. Ich bin so froh und auch sehr neugierig und freue mich auf dich.“

Ich dreh mich schiebe meine Po und den Rücken dicht an ihn, spüre, das auch er sehr erregt ist und bewundere auch ein wenig seine Disziplin, nicht einfach nachzugeben. Das werte ich als Zeichen dafür, das es im mehr, das ich im mehr bedeute, als eine schnelle Eroberung, die nur auf Sex aus ist.

Er beugt sich über mein Gesicht, flüstert: „Schau mich bitte an“ , und als ich mein Gesicht zu ihm drehe, bekomme ich den ersten Gute Nacht Kuss von ihm, den schönsten und intensivsten Kuss in meinem achtzehn jährigen Leben und zum allerersten Mal bin ich glücklich, das ich schwul bin.

„Gute Nacht Rico, es ist so schön, das du bei mir bist“, haucht er in mein Ohr und es überläuft mich ein nie gekanntes Glücksgefühl und ich flüstere zurück: „Ich bin so froh, das ich dich gefunden habe, Noah, schlafe gut:“ „Bei dir immer, Rico“, flüstert er zurück und zaubert damit noch mehr Schmetterlinge in meinen Bauch.Seine Hand ruht jetzt auf meine Hüfte und sein warmer Atem streichelt im Takt seiner Atemzüge meinen Nacken. Irre, das ist alles so irre. Am Samstag fort von zu Hause, im Streit und jetzt, mit Noah in einem Bett und total Happy. Es dauert eine Weile, bis ich wieder ruhig bin, ruhig genug zum Einschlafen und seine regelmäßigen, langsamen Atemzüge sagen mir, das er bestimmt schon von mir träumt.

 

 

Paolo

 

Als der Handywecker geht, greif ich schlaftrunken rüber zu Rico und bin direkt hell wach. Da liegt keiner und Fühlen zeigt mir, das es kalt ist und wohl gar kein Enrico da gelegen hat. Der geile Bock, konnte es wohl wieder nicht lassen.

Erdenkt immer zu viel mit dem Schwanz und wütend steige ich aus dem Bett, um zu gucken, was da wieder gelaufen ist.

Ich öffne vorsichtig die Türe zu Jeromes Wohnzimmer, wo ja der Noah auf der Couch schläft. Langsam und leise betrete ich den Raum und gehe vorsichtig zur Couch.

Da liegen die zwei, Rico vorne, das Gesicht zu mir und Noah hinter ihm, den Arm auf Ricos Hüfte, beide mit einem Ausdruck von vollkommener Zufriedenheit auf dem Gesicht. Ich schaue auf den Boden, sehe aber keine benutzten Kondome und auch sonst keine Anzeichen für sexuelle Aktivitäten wie Tempos, Zewa oder Handtücher. Sollte es wirklich anders sein dieses Mal? Es würde mich sehr freuen.

Die beiden sehen so friedlich aus und sind jetzt so, wie sie da nebeneinander liegen, ein tolles Pärchen. Es gefällt mir, Noahs feines Gesicht unter dem blonden Haar und Ricos römische Gesichtszüge, umrahmt von einer schwarzen Lockenpracht……einfach toll.

Nichts desto Trotz werde ich die zwei jetzt wecken. „Auf, auf, ihr Turteltauben, die Pflicht ruft“, sag ich laut und ziehe beiden ruckartig die Decke weg. Schlagartig sind sie wach und wenn Blicke töten könnten……….schnell bring ich mich in Sicherheit und renne zurück ins Gästezimmer.

 

 

Noah

 

Eine Stimme und plötzliche Kälte am Körper reißen mich und wohl auch Rico aus dem Schlaf. Vor der Couch steht feixend Paolo, der aber schnell die Flucht antritt, um dem Zorn seines Bruders zu entkommen. Der will ihm nach, wird aber von mir festgehalten und auf die Couch zurück gezogen. Mit meinem Oberkörper lege ich mich auf seinen und pinne ihn so fest auf die Liegefläche. Meine Augen tauchen in seine, ersticken jede Aggression, entzünden verliebte Blicke, Sanftmut und Freude in ihnen. Meine Lippen suchen seine und die Zungen finden sich zu einem ersten, morgendlichen Stelldichein.

So dürfte jeder Tag beginnen, mit seinem Duft, seinen verliebten Blicken, seinen Küssen und seinem Streicheln über meinen Rücken. Ich brenne, ungeahnte Dinge passieren hier, so toll, so überwältigend, einfach unglaublich, wie dieser kleine, zugegeben sehr hübsche und niedliche Twink gerade mein Leben aufmischt, meinen Verstand an den Rand drängt und mein Herz sprechen lässt.

Ri..co, Ri..co, Ri..co schlägt es im Takt, alles in mir konzentriert sich auf und um ihn.Schön und erschreckend zugleich ist dieser Rausch, aber ich bin machtlos gegen ihn, es hat mich voll im Griff, dieses Gefühl, das man wohl gemein hin verliebt oder verknallt nennt.

Ich bin ein gutes Stück verunsichert, vor zwei Tagen war meine Welt noch in Ordnung, ruhig, überschaubar und mein Schwul sein führte eigentlich eher ein Schattendasein, war selten dominant, außer bei der wohl bei allen Jungs in meinem Alter üblichen Hormon regulierenden Behandlung des eigenen Geschlechtsorgans, die so alle zwei bis drei Tage unter Inanspruchnahme diverser Internetseiten trotzdem eben immer nur Selbstbefriedigung war.

Jetzt ist schlagartig alles anders, turbulent, was meine Gefühlswelt angeht, neu und so anders, wohl ganz auf Enrico fixiert. Seine Nähe lässt mein Herz pochen und auch der Schwanz regt sich öfter, als sonst, was eigentlich gar nicht gewollt ist, es passiert einfach.

Es ist wie ein Schweben auf einer Wolke, alles fühlt sich so toll an, perfekt, so was möchte man für immer fühlen, gar nicht mehr aufwachen aus diesem fantastischen Traum.

Aber die Realität holt uns schnell ein. Eine Türe klappt und Sergejs Stimme fragt: „Noah, bist du wach? Du musst aufstehen“, und dann kommt sein Gesicht ins Blickfeld. Er grinst über alle Backen.

„Oh, du hast Besuch, na dann……, aber ihr müsst trotzdem auf stehen, alles andere müsst ihr dann verschieben, wohl oder übel“, sagt er und geht zurück ins Schlafzimmer. Ich gebe Enrico frei und wir stehen auf. Ich bin bei Sergejs Anblick rot geworden, fühle mich ertappt……obwohl das ja Quatsch ist, wir haben doch nur geschmust, beieinander geschlafen, sonst nix.

Bevor er jedoch geht, umarmen und küssen wir uns noch einmal richtig. „Wir sehen uns beim Frühstück, bis gleich“, sagt er, als er sich zur Tür wendet. Ich geh ins Bad, wo ich auf Jerome und Sergej treffe, die schon fast fertig sind. Zum Duschen ist jetzt keine Zeit mehr aber das ist nicht weiter tragisch. Schnell wasch ich mich und putze die Zähne,mach die Haare feucht und kämme mich. Fünf Minuten später bin ich angezogen und folge den anderen nach unten.

 

Sergej

 

In der Küche ist Hochbetrieb, die Zwillinge , Noah und Jerome und ich sind bemüht, Frühstück und Brote schmieren unter einen Hut zu kriegen. Noah wirkt nachdenklich, spricht kaum und guckt Enrico, der im schräg gegenüber sitzt, kaum an. Enrico hingegen ist gut drauf redet wie ein Wasserfall über die heutige Prüfung und versprüht regelrecht Lebensfreude.Paolo ist ruhig, sieht dem heutigen Tag und den Prüfungsanforderungen offensichtlich sehr gelassen entgegen, kommt doch heute sein Spezialgebiet an die Reihe.

Für Noah beginnt ein normaler Schultag, wenn man davon absieht, das er jetzt wohl verliebt ist und wohl auch Zeit braucht, diese für ihn so neue Situation zu akzeptieren und an zu nehmen. Ich weiß noch zu gut, wie mich das anfangs beschäftigt hat, als das mit Jerome begann, wie verunsichert ich war, ob er wirklich so viel für mich bedeutet, das ich alles, was vorher mein Leben aus gemacht hat, einfach über Bord werfen sollte.

Es wird Noah ähnlich gehen, der Verstand hindert das Herz, die Vernunft bremst die Emotionen, zwiespältige Gefühle und Gedanken sind da und lassen einen grübeln. Man sucht nach Erklärungen für die plötzliche Veränderung, die mit einem vorgeht, ungewollt oder besser, kaum beherrschbar. Ich hoffe und glaube, das er noch mal ein Gespräch mit Jerome und mir sucht, ich werde es ihm anbieten.

Enrico fragt Noah, ob er heute nach der Schule noch mal zu Remmers kommt. Der sieht auf und schaut Enrico an. „Nein, Enrico“, sagt Noah leise, „ich muss dringend ins Training. Wir haben am Wochenende vereinsinterne Meisterschaften. Dabei geht es darum, wer sich für die Bremer Meisterschaft in zwei Wochen qualifiziert. Meine Chancen stehen gut und als Landesmeister nimmt man an der Deutschen Meisterschaft teil, die in der ersten Septemberwoche stattfindet.

Da ich schon Montag das Training habe wegen Tante Lis Geburtstag ausfallen lassen, muss ich heute und am Freitag auf jeden Fall hin und am Sonntag ist der Wettkampf in der Großsporthalle Brake. Das geht morgens um zehn Uhr los und geht den ganzen Tag.“

Enricos Gesicht ist etwas länger geworden und eine Unmutsfalte hat sich über der Nasenwurzel gebildet. Das scheint ihn so nicht sonderlich zu freuen, das Noah für den Rest der Woche wohl kaum Zeit hat für ihn.

„Heißt das, das wir uns jetzt die ganze Woche nicht mehr sehen werden“, fragt er leise und mit traurigem Unterton. „Nein, heißt es nicht, Enrico“, sagt Noah, „am Freitag komme ich auf jeden Fall nach dem Training zu eurer Wohnungseinweihung und wenn du möchtest, bleibe ich auch über Nacht bei dir, wenn ich darf. Samstag nehme ich dich dann mit zu mir nach Hause und stell dich meinen Eltern vor. Samstag gegen Abend ist ja dann der Empfang im Hilton, zu dem ich mit meinen Eltern gehen muss. Vorher kann ich dich mit dem Roller nach Hause fahren oder bist du auch auf dem Empfang?“

„Nein, wir sind nicht dort“, sagt Enrico, „aber dein Plan gefällt mir trotzdem gut, ich hoffe nur, deine Eltern mögen mich.“

„Enrico“, sage ich, „frag doch heute einfach den Herrn Meinle, ob du das Küchen und Serviceteam beim Empfang verstärken darfst, der freut sich bestimmt über einen Mann mehr und dann bist du halt in der Nähe von uns, Noah einschließlich.“

„Wow“, sagt er, „die Idee ist genial“, und er strahlt Noah an, der meinen Vorschlag auch freudig abnickt. „Ja, das mach ich“, sagt er .

„Und an dem Sonntag“, sagt jetzt Jerome, „holen wir euch ab und fahren in die Sporthalle und feuern Noah an, was sagst du?“

„Man, ihr seid so Klasse“, sagt der Kleine freudig, „ich bin so froh, das ich euch getroffen und kennen gelernt habe. Ihr seid alle so toll und zum ersten Mal im Leben habe ich das Gefühl, das mein schwules Dasein einfach OK ist und das habt ihr vollbracht. Dafür danke ich euch.“ Noah sagt: „Es würde mich freuen und auch zusätzlich motivieren, wenn ihr zum Wettkampf kommen könntet. Außer Papa ist sonst niemand da, der nur wegen mir kommen würde.“ „Wir müssen los“, sag ich, „ich muss Kevin noch bei Wolfi abholen, der muss auch mit nach Bremen.“

Die Zwillinge und Noah folgen mir nach draußen, nach dem ich mich von meinem Schatz gebührend verabschiedet habe.

 

Jerome

 

So, die sind unterwegs, die Jungs. Ich bin gespannt, wie die beiden ihre Prüfung bestehen, das sie bestehen, davon gehe ich aus, wie, das

 

ist die Frage.Theoretisch haben sie ja bestanden, aber die Note wissen sie noch nicht, das erfahren sie alles am Freitag. Papa hat gesagt, das mit dem Bestehen der Gesellenprüfung, das Ausbildungsverhältnis beendet ist und somit könnte Enrico am Samstag wirklich schon im Hilton anfangen und auf dem Empfang helfen.

Wenn Papa zum Frühstück kommt gleich, werde ich mal in diese Richtung aktiv werden, allein schon wegen Noah. Das bin ich dem nämlich schuldig und ich bin auch sehr froh, das er jetzt dabei ist, bei uns im Freundeskreis. Mit ihm verbindet mich viel, er war, wenn man das so sagen darf, mein bester und fast einziger Freund , lediglich die Zwillinge Sven und Arne, von Iris Rickert, Mamas bester Freundin, hatten den gleichen Status. Zumindest,bis sie vor zwei Jahren in ein Schweizer Internat gegangen sind. . Ich muss mich mal bei Noah entschuldigen, das ich auch ihn nach meinem Unfall abgewiesen habe, aber ich konnte damals niemanden in meiner Nähe haben und auch Martin habe ich in der Reha nach Hause geschickt, obwohl Papa wollte, das er bei mir bleibt.

Das ist nun alles Geschichte und Sergej hat mich wieder froh werden lassen, seine Liebe war die beste Medizin für mein krankes und einsames Herz. Er hat mich mit seiner Zuneigung, seinen Küssen und mit dem Platz an meiner Seite wieder zu dem Jerome gemacht, der ich schon immer sein wollte, nämlich glücklich und zufrieden. Das ist es, was ich ihm und allen meinen Freunden wünsche, das Gefühl des Glücklichseins und ich werde immer alles dafür tun, das sie es alle werden

können, wenn sie es wollen. Die Freundschaft, nein, es ist eigentlich schon mehr, Kameradschaft, ist schnell gewachsen und ich bin froh, das es allen in unserem Kreis gut geht, Paul ausgenommen und einer für den anderen da ist.

Ich freue mich mit den Anderen auf die WG in dem umgebauten Firmengebäude und hoffe zusammen mit meinem Schatz, das alles gut klappt. Jetzt gilt es , noch einen Partner für Paul zu finden, der wohl Ole immer noch hinter her trauert und oft nicht besonders glücklich aussieht. Kein Wunder bei dem Scheiß, den er erleben musste und jetzt noch die Sache mit Ulli. Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt.

Heute hat Oles Schwester Marie Geburtstag, dann am sechzehnten Torsten und am einundzwanzigsten Dirk, der achtzehn wird. Die Beiden anderen werden sechzehn und wir haben für das Wochenende Sechsundzwanzigster eine gemeinsame Party im Freien, in unmittelbaren Nähe zum alten Baumhaus geplant, mit Übernachtung im Zelt oder oben im Baumhaus, welches Martin und Kai bis dahin noch auf Sicherheit kontrollieren und wenn nötig Instand setzen wollen.

 

Paul

 

Ich bin mit Ole und Mike heute morgen in die Klasse gegangen, nach dem der Martin Dirk, Mike und mich zur Schule gebracht hat, wohl versehen mit guten Wünschen und diversen Pausenbroten von der Oma und der Tante.

Victor war schon da und ist auch gleich zu mir gekommen. Er wollte natürlich sofort wissen, wie es mir geht und auch, wo ich denn jetzt wohne.

Jetzt, wo der Alte im Gefängnis sitzt, werde ich ihm das bestimmt erzählen können, ich werde aber zur Sicherheit erst mal Ole fragen.

Ole meint auch, das ich jetzt Victor ruhig alles erzählen kann, jetzt besteht ja wohl keine Gefahr mehr. Bevor ich jedoch damit anfangen kann, kommt unser Direx und beginnt die Stunde. Viel läuft ja nicht mehr, das Abi ist gelaufen und die Lehrer bemühen sich redlich, uns sinnvoll zu beschäftigen, mit Sport zum Beispiel oder mit pädagogisch wertvollen Filmen. Auch über noch mögliche Studiengänge oder Ausbildungen will er heute was erzählen.

Zuerst steht aber ein Film auf dem Programm und so müssen wir zuerst den Raum wechseln. Victor setzt sich neben mich und während des Films, der absolut nicht spannend ist, berichte ich ihm, wie es mir seit der Fahrt ins Krankenhaus ergangen ist. Victor ist geschockt, als ich ihm die Sache mit Ulli erzähle, den er ja auch gut kennt.“Für deinen Vater und sein Verhalten gibt es keine Entschuldigung und es ist richtig, das er jetzt im Bau sitzt“, sagt er überzeugt.

„Das der Ole so coole Leute kennt, die so wahnsinnig Kohle haben, hab ich gar nicht gewusst“, meint Victor dann und ich erzähle, was ich darüber weiß und wie es überhaupt dazu gekommen ist.

Auch, das der Vater von Jerome das mit meinem Studienplatz deichselt, in Maschinenbau, und das, obwohl es schon eigentlich zu spät ist dafür. „Er sponsert die Uni, gerade in dem Bereich, so dass sie ihm da schon entgegen kommen und wenn ich fertig bin, dann kann ich auch einen Job da in der Firma bekommen, cool, oder?“sag ich zu Victor.

„Sau cool“, sagt Victor, „ja, wenn man Kohle hat……. und wie sind die sonst so, die fressen doch bestimmt immer Kaviar und saufen Champagner oder nicht?“ Ich muss lachen und erzähle ihm, wie die Oma und die Tante heute morgen Brote für mich gemacht haben, mit Leberwurst und Stinkkäse, nix Kaviar und das da sonst Oles Mutter die Küche macht und den Haushalt. „Die sind nicht ab gehoben, die sind alle Sau nett und freundlich und lesen dir deine Wünsche fast von den Augen ab. Sogar einen Appel PC habe ich bekommen und ein total neues, cooles Zimmer“, erzähl ich weiter und Victor kommt aus dem Staunen nicht mehr raus.

Der Film ist aus und jetzt ist erst mal Pause. Ich ziehe Victor am Arm mit zu den Anderen, zu Ole und Dirk, Mike und Armin und seiner Denise. Auch Heiner und Marie sind da und alle gratulieren Marie, die jetzt sechzehn ist. Alle akzeptieren Victors Anwesenheit sofort und beziehen ihn in die Gespräche mit ein.Sie sind schon toll, meine neuen Freunde um Ole und Jerome. Ohne sie sähe meine Zukunft verdammt düster aus, so es denn überhaupt eine gäbe.

 

 

Enrico

 

Fleisch und Soßentag ist heute bei der Prüfung, natürlich noch mit diversen Beilagen, heute geht es richtig rund, mit Zeitmessung, wie im Job, wenn alles schnell gehen muss und die Qualität trotz dem stimmen soll. Das kenne ich von zu Hause, sechs verschiedene Gerichte für einen Tisch, da geht die Post ab, das macht mir keine Angst. Meistens sind es ja kurz gebratene Sachen wie Steaks oder Schnitzel, auch Fisch geht flott und um die Beilagen und Soßen kümmern sich meist andere in der Küche.

Für Gedanken an Noah ist aber kaum Platz bei dem Stress.Trotz dem sehe ich sein lächelndes Gesicht und seine vom Schlaf verstrubbelten Haare öfter vor mir. Es beflügelt mich, spornt mich an und ich will ihn am Freitag mit einem guten Prüfungsergebnis überraschen, will nicht, das er mich für dumm hält. Er ist bestimmt ein kluger Kerl, meine neue und wie ich hoffe auch dauerhafte Flamme, macht nächstes Jahr Abitur und will dann wohl auch studieren.

Das kam für Paolo und mich gar nicht in Frage. Früh schon stand fest, das wir eine Ausbildung machen, ich in der Küche und im Service, Paolo als Zimmermann und Dachdecker. So ist es ja dann auch gelaufen und mit dem heutigen Tag ist die Ausbildung dann wohl auch beendet, spätestens Freitag nach Bekanntgabe der Noten.

Das erste Gericht, ein Schweineschnitzel ist fertig, wie wir das machen, ist uns überlassen. Viele machen dann Jäger oder Zigeunerschnitzel, panieren das Fleisch, ich nicht. Picata Milanese, ein Schnitzel, natur gebraten mit Käsesoße, ein Mailänder Gericht, das mache ich, mit einem Risotto mit Steinpilzen und jetzt serviere ich es als zweiter Prüfling vor der Prüfungskommission auf den Tisch, und gehe zurück an meinen Arbeitsplatz. Vor mir war einer fertig, der hat ein paniertes Schnitzel Wiener Art gemacht, mit Pommes und Salat.

Meine nächste Aufgabe ist ein Entrecote, ein besonderes Steak vom Rind, aus der Hüfte. Das werde ich mit Bratkartoffeln und einem guten Dutzend grüner Bohnen anrichten und servieren, da brauch ich keine Soße machen zu den Bratkartoffeln. An die Bohnen kommt ein wenig gesalzene, braune Butter und Pfeffer aus der Mühle, schlicht, einfach und sehr lecker.

Auch das gelingt mir ohne Probleme, das Fleisch ist auf den Punkt gebraten, medium, so, wie es die meisten Gäste wünschen. Herr Meinles Gesicht glänzt vor Zufriedenheit und ein weiteres Mal geht der Daumen hoch. „Like it“würde es bei Facebook heißen und ist eindeutig an mich gerichtet.

Ich glaube, jetzt ist zuerst mal Pause und danach kommt für mich ein Tafelspitz an die Reihe. Ein größeres Stück Rindfleisch aus der hohen Hüfte, das gekocht und nicht gebraten wird.Servieren werde ich es mit Sahnemeerrettichcreme mit geriebenem Apfel, Salzkartoffeln und Rote Beete, die ich aber zubereite, wie Rotkraut. Das ist Sau lecker und nicht alltäglich, manche kennen das gar nicht.

Das ist eine kulinarische Bildungslücke, echt und es wird die Herren bestimmt überraschen.

In der Pause schreibe ich eine längere SMS an Noah, schreib, das ich ihn vermisse, das ich ihn gerne in meiner Nähe hätte und das die Zeit bis Freitag ganz ohne ihn sehr lang ist.Es dauert nicht lang, bis die Antwort kommt: „Sei nicht traurig, Lockenköpfchen“, schreibt er, „ Freitag ist ja schon übermorgen und dann sehen wir uns ja. Gib dein Bestes und dann kannst du ja den Herrn Meinle mal fragen, ob du am Samstag beim Empfang schon helfen sollst. Damit machst du nicht nur Punkte, sondern bist auch in meiner Nähe und die Pausen können wir zusammen verbringen, hat Sergej gemeint.“ Das scheint mir eine gute Idee und ich werde den neuen Chef, wenn alles klappt, dann nach her mal fragen.

Wir stehen draußen in einer kleinen Gruppe und reden, mal über die Prüfung, mal Blödsinn und auch der ein oder andere Witz wird erzählt.Plötzlich tippt mir einer auf die Schulter und das Gespräch ist ganz verstummt. Ich drehe mich rum und schaue ins Gesicht von Herrn Meinle. „Kommen sie bitte mal mit, Herr Scarlotti“, sagt er zu mir und dreht sich um. Er geht ein paar Schritte zur Seite, damit die anderen nichts hören können und bleibt dann stehen. „Sie sollen ja nach Abschluss der Ausbildung nach dem Wunsch von Herrn Remmers bei uns im Hilton anfangen“, sagt er zu mir. „ Was ich hier während der Prüfung gesehen und auch probiert habe“, fährt er fort, „war deutlich mehr, als man von einem Jungkoch erwarten kann, so das einer Einstellung wohl nichts mehr im Wege steht. Wollen sie zum ersten Juli anfangen oder geht es auch früher, Herr Scarlotti?“

Jetzt gilt es, denke ich und sage: „Also, wenn sie mich am Samstag bei dem Empfang der Frau Remmers brauchen können, komme ich gern und und ab dem fünfzehnten, montags, könnte ich offiziell anfangen, mit der elf Uhr Schicht.“

„Das ist ja prima“, sagt er und freut sich echt, „Samstag kann ich jede Hand zusätzlich brauchen.“

„Wenn sie noch jemanden im Service brauchen“, sag ich zu ihm, „mein Zwillingsbruder Paolo hat das in Papas Ristorante immer gemacht, der würde bestimmt einspringen. Da wir zur Zeit bei Remmers wohnen, bis Freitag noch, kennen uns die Leute dort auch alle und werden nichts dagegen haben, wenn wir mit einspringen.“

„Ich werde mit Herrn Remmers reden“, sagt Herr Meinle, „wenn denen das recht ist, um so besser. Zwei fleißige Helfer mehr, das ist am Wochenende immer gut, vor allem, weil ja Deutschland spielt am Samstag, da muss man immer mit Personalausfall rechnen, leider.“

Also, wenn das nicht gut gelaufen ist, jetzt muss ich nur noch Paolo sagen, das für ihn auf dem Empfang auch Arbeit und damit auch was zu verdienen ist. Außerdem ist er, wenn ich das richtig gesehen habe, an Jeromes Schwester interessiert und sie scheint ihn auch nett zu finden. Eine SMS setzt ihn in Kenntnis und er ruft zurück. Er mault zuerst ein wenig, weil ich ihn nicht vorher gefragt habe, aber er ist einverstanden und letztendlich auch froh über die sich bietende Möglichkeit. Auch Noah schicke ich eine kurze Nachricht über die Prüfung und meinen Einsatz am Samstag und das ich mich freue, in seiner Nähe zu sein.

Die Pause ist um und es geht weiter im Text.

Ich widme mich jetzt hochkonzentriert meiner neuen Aufgabe und beginne mit dem Tafelspitz.Nach dem das Fleisch zum Kochen aufgesetzt ist, schäle ich die rohen Rote Beete und rappe sie in kleine Streifen. Das wird jetzt genau so zubereitet wie Rotkraut, allerdings kein Zucker, weil die Beete leicht süß sind. Mit etwas dunklem Balsamico wird eine leicht säuerliche Note erzielt, wie sie auch beim Kraut gewünscht ist. Nun koche ich ein paar Salzkartoffeln und mache die Sahnemeerrettich Creme, die fast Soßenkonsistenz haben sollte. Jetzt muss alles nur fertig noch garen, dann kann ich das servieren.

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Ole

 

Frank hat die Nacht schmerzfrei durch geschlafen und schläft auch jetzt noch fest, als ich von meinem Handy geweckt werde. Leise steh ich auf und geh mit den Kleidern für Heute ins Bad, um Frank auf keinen Fall zu wecken. Er hat wohl gestern noch mit Wolfi geredet wegen der Ausstellung und sie haben einen Plan gemacht. Wolfi will Frank heute nach Mittag abholen, wenn er von der Uni zu Hause ist und will mit Frank die ausgewählten Bilder katalogisieren, in eine Liste schreiben quasi.

Nach Waschen, Anziehen und Zähne putzen, die Morgenlatte verkriecht sich unterdessen langsam wegen mangelnder Aufmerksamkeit, gehe ich runter zu Mutsch in die Küche, um zu frühstücken und ein Pausenbrot zu machen.Um elf kommt der Martin mich an der Schule holen und wir fahren zur Baustelle, wo wir gestern und vorgestern nicht waren. Marvin hat auch noch Geld für diese Woche zu bekommen, das will ich auch unbedingt erledigen.

Dafür, das wir keine Zeit hatten, war der Herr Knauer an zwei Tagen dort am Bau und hat nach dem Rechten gesehen.

Marie sitzt auch schon beim Frühstück und der Heiner mit seinem Roller wird bestimmt bald eintrudeln.

Ich werde mit dem Rad fahren, wie meistens und seit dem Unfall bin ich schon vorsichtiger geworden, wenn vor mir ein Auto rechts ran fährt und hält. Einmal durch die Luft fliegen, hat voll und ganz gereicht und auch, wenn ich dadurch meinen Schatz gefunden habe, bin ich an einer Wiederholung nicht sonderlich interessiert.

Als ich fertig bin, verabschiede ich mich und fahre los. Heiner kommt mir ein Stück weiter mit dem Roller entgegen und winkt zum Gruß, ich nicke ihm zu und biege dann ich in die Straße in Richtung Schule ab.

Als ich auf dem Schulhof ankomme, sind die anderen schon da und stehen zusammen an unserem Platz in der Nähe des Fahrradständers.

Armin mit Denise, Dirk und Mike mit Paul,die wohl von Martin gebracht worden sind, Heiner und Marie werden wohl auch jeden Moment eintreffen, denk ich. Als es zur Stunde bimmelt, gehen Mike, Paul und ich gemeinsam in die Klasse. Victor nimmt Paul gleich in Beschlag und will bestimmt alles genau wissen, was bisher gelaufen ist und wo Paul jetzt wohnt. Paul kommt zu mir und fragt, ob er Victor alles erzählen soll, auch darüber, wo und wie er jetzt wohnt. Ich sage ihm, das ja jetzt keine akute Gefahr mehr für ihn besteht und er ruhig berichten kann über alles. Gerade, als er zurück zu Victor geht, kommt der Direx und zuerst steht mal wieder ein Film auf dem Programm. Um den zu gucken, wechseln wir den Raum und ich setze mich neben Mike. Der Film ist nicht soo interessant, das wir uns nicht noch unterhalten könnten und ich frage ihn, was gestern Abend noch gelaufen ist, nach dem wir weg waren.

„Wir haben Musik gehört“, sagt er, „Enrico hat mit Noah geflirtet und bei Natascha und Paolo hatte ich den Eindruck auch, das sie sich ein bisschen näher kommen wollen.Dirk und ich, wir sind dann um viertel vor zehn rüber ins Gästezimmer.Später muss wohl Enrico zu Noah ins Wohnzimmer und da unter die Decke gekrabbelt sein, wenn ich das richtig verfolgt habe. „Ich muss nach her mal den Direx noch informieren, das der Werthmüller mit Dirks Mutter einen Gesprächstermin abgemacht hat für Montag“, sag ich zu Mike, „und das der Kripo Mann, der Freund von Herrn Remmers das mit Kamera und Mikro aufnehmen will.“ „Eigentlich könnte er sich ja auch einfach als Dirks Vater ausgeben und an dessen Stelle am Gespräch teilnehmen“, sagt Mike, „der Werthmüller kennt doch Dirks Vater gar nicht, der käme doch nie dahinter, das er so vorgeführt wird.“ „Coole Idee“, sag ich, „das werde ich später mal mit Jeromes Vater besprechen, Dirks Eltern müssen ja auch einverstanden sein, aber die Idee, die ist verdammt gut.“

Der Film ist aus und alles strömt runter auf den Schulhof, Pause ist angesagt. Noch zwei Stunden, dann kommt Martin.

 

Wolfi

 

Ich bin gleich heute Morgen mit meinem Hasi aufgestanden, nachdem ich ihn wach geküsst habe. Wenn er so verschlafen und verstrubbelt ist, könnte ich ihn fressen, mit Haut und Haaren, soo süüß sieht er dann aus. Er ist in diesen Augenblicken der Schönste, den ich kenne und ich schmelze jedes mal dahin.

„Wir müssten es wie Jerome und Sergej machen und den Wecker eine viertel Stunde früher stellen“, sagte ich zu ihm heute morgen. „Und dann?“ fragte er. „Könnte ich dich noch ein bisschen anknabbern“, sag ich, „es gibt da ein paar Stellen an deinem wunderschönen Körper, die ich mir morgens bei deinem Anblick bestimmt liebend gern auf der Zunge zergehen lassen würde.“ Er hat gegrinst und dann gesagt: „Du kleines Ferkel, kaum die Augen auf, schon denkst du an Sex.“ „Du bist das schuld“, sag ich, „du machst mich so was von an, das glaubst du nicht. In deiner Gegenwart steh ich immer unter Strom und morgens sind es dann vierhundert Volt, anstatt sonst Zwo hundert dreißig und wenn ich dann noch deine Beule in der Shorts sehe, geht es hoch auf sexhundert Volt.“

„Gut“, sagt er lachend, „ab morgen dann, heute ist es für Strom senkende Maßnahmen leider schon zu spät, bei mir jedenfalls. Sergej wird nicht warten wollen und die Zwillinge müssen ja auch pünktlich zur Prüfung erscheinen. Pass auf, das du wegen Überspannung heute Abend keinen Kurzen in der Hose hast, das wäre nicht gut.“

Seit wann ist mein Hasi denn so schlagfertig, der Umgang in unserem Freundeskreis trägt offensichtlich Früchte und Kevinschatz schwimmt sich frei, lässt Dresden hinter sich mit all der Scheiße, die ihm dort wieder fahren ist. Er zieht sich aus dem Berger Sumpf, kann wieder richtig fröhlich sein und ist jeden Tag freier, lockerer und liebenswerter. Mein Gott, was bin ich so glücklich mit ihm, ich kann das in Worte kaum fassen, dieses Gefühl. Ich will ihn nie mehr hergeben müssen, ich glaube, das würde ich nicht verkraften.

Ich bin jetzt zu ihm. Er ist fertig angezogen und ich umarme ihn, meine Lippen wandern über sein Gesicht, schmusen, küssen und ich nuschel an sein Ohr: „Bis heute Nachmittag, mein Allerbester, passe gut auf dich auf, ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert.“ „Ich liebe dich mein Wölfchen“, sagt er und dann küsst er mich zum Abschied. „ Ich liebe dich auch, mehr als alles auf der Welt“, sag ich und dann gehen wir nach unten, er muss ja noch frühstücken, mein Hasi.

Zwanzig Minuten später ist er mit den Jungs unterwegs nach Bremen. Ich werde den Zug kurz nach Zehn nehmen und zur Uni fahren.

 

 

Jerome

 

Seit halb neun habe ich jetzt Unterricht, Endspurt so zu sagen, bald ist Abi. Je näher es kommt, um so mehr beschäftigt es mich und auch bei Sergej ist es ja fast soweit mit Prüfung. Ole und Martin fahren heute endlich wieder zur Baustelle, ich bin mal gespannt, wie es da voran geht. Hinnerk hat mit dem alten Scarlotti den Vertrag verlängert, nach dem dieser Omas Bedingungen akzeptiert hat.

Oma hat mich vorher gefragt und ich wollte ihren Triumph nicht schmälern und habe ihr freie Hand gelassen. Sie haben mir vorher vorgelesen, was sie zur Auflage gemacht haben. Der Alte hat wohl das Geld für die Jungs überwiesen, auf das Konto, wo auch die Pacht immer hingeht und Oma wird den Jungs das auf ihre Konten überweisen.

Ab nächsten Monat geht dann die Pacht auf mein Konto und das aus den letzten Jahren ist auch schon von Hinnerk überwiesen worden, ein schöner Batzen war das.

 

Enrico

 

Fertig, endlich ist alles rum. Mein Tafelspitz war gut, die Creme super und das Gemüse war einfach genial. Anerkennende Blicke, diesmal nicht nur von Herrn Meinle, sondern auch vom Rest der Prüfungskommission. Ich denke mal, es ist alles in trockenen Tüchern und ich bin jetzt Koch und kein Azubi mehr. Es ist gut gelaufen und mein Leben beginnt mir gerade so richtig Spaß zu machen.

Weg von Papa, eine gute Prüfung und eine Anstellung im Hilton, eine Wohnung und das Beste zum Schluss, verliebt in Noah, einen tollen Jungen, den ich kennen lernen durfte und der mich offensichtlich auch sehr mag. Herz, was willst du mehr.

Ich hoffe, es hat bei Paolo auch gefunzt heute, es war ja etwas dran, das er gut kann, also denk ich, ist bei ihm auch alles im Kasten. Die Scarlottis haben zugeschlagen, haben gezeigt, das sie was gelernt haben und werden nun neue, aufregende Wege beschreiten. Paolo und ich waren immer ein gutes Team und werden es wohl auch bleiben. Er hat mich oft vor Papa in Schutz genommen, mich getröstet, wenn ich am Boden war und er ist mit mir fort gegangen, mein geliebter Zwillingsbruder, der ein paar Minuten älter ist als ich. Ohne ihn wäre alles doof und wir werden immer innig miteinander verbunden sein. Was Noah angeht, werde ich Paolo nicht enttäuschen, werde es nicht verkacken, weil alles anders, besser, so neu ist.

Ich habe mich wohl doch echt verliebt in diesen tollen Jungen, wie ein Blitz hat er in mein Leben eingeschlagen und ich werde ihm jetzt mal schnell schreiben, das jetzt alles vorbei ist mit der Prüfung.

Bis Sergej kommt, das wird noch etwas dauern und so habe ich Zeit genug, zu schreiben. Auch Mama werde ich schreiben, das die Prüfung vorbei ist und das es uns gut geht und wir eine Wohnung und Arbeit haben. Das wird sie beruhigen und ihr helfen, besser mit unserem Weggang klar zu kommen. Zuerst schreibe ich aber an Noah und eine Antwort kommt, bevor ich mit der Nachricht für Mama begonnen habe. „Ich gratuliere dir, gut gemacht, seid ihr schon unterwegs nach Bremerhaven“, fragt er. „Nein“, schreibe ich, „ich warte hier auf Sergej und Paolo, aber das dauert mindestens noch eine halbe Stunde, bis die kommen.“ „Bleib dort“, schreibt er, mehr nicht. Was hat er denn jetzt vor. Zehn Minuten später, die SMS an Mama ist weg, knattert ein Roller und hält in meiner Nähe. Als der Helm den Kopf frei gibt, sehe ich, das es Noah ist und eile auf ihn zu. „Man, das ist aber eine tolle Überraschung“ ruf ich ihm zu, dann habe ich ihn erreicht. Ich zögere, soll ich ihn küssen? Er nimmt mir die Entscheidung ab, zieht mich in eine Umarmung und küsst mich hinters Ohr. „Toll gemacht, Kleiner“, sagt er, als ein mir schon fast bekanntes Räuspern ertönt. Hinter mir steht plötzlich mal wieder der Herr Meinle. „Du kannst nicht nur gut Kochen, Enrico, du hast auch noch einen sehr guten Geschmack“, sagt er, Noah betrachtend und lässt uns beide erröten, „Wenn ich so alt wäre wie du, dann würde ich auch auf deinen Freund abfahren, jetzt bin ich schon zu alt und außerdem hätte mein Mann was dagegen.“ Upps, jetzt hat er sich wohl gerade bei uns geoutet, mein zukünftiger Chef. Sergej hat gar nicht erwähnt, das der Herr Meinle schwul ist.

„Ich habe mit Herrn Remmers gesprochen und er begrüßt es sehr, wenn du und dein Bruder am Samstag beim Empfang helfen wollt. Das geht in Ordnung und auch mit Montag ist alles OK. Du musst um halb elf da sein , der Arbeitsvertrag ist dann fertig und es kann los gehen. Und jetzt geh ich heim, wir sehen uns am Samstag, guck, das ihr um dreizehn Uhr da seid, ich muss euch ja noch in eure Aufgaben einweisen. Tschüss, ihr zwei“, und dann dreht er sich um und geht. „Wohnst du hier in der Nähe, Noah?“, frag ich ihn. „Ja, mit dem Roller“, sagt er, „ es sind es fünf Minuten bis hierher, ich war gerade mit den Hausaufgaben fertig und habe meine Trainingstasche gepackt. Da fahre ich von hier aus hin und trainiere von fünf bis etwa acht, dann fahre ich wieder heim.“

„Schön, das du her gekommen bist, ich freue mich, das wir uns heute doch noch sehen konnten“, sag ich, „das macht den Tag gleich so viel schöner.“ Er streicht mit der Hand über meine Haare und lässt sie dann auf meiner Schulter liegen.“Ja, du hast recht“, du fehlst mir auch irgendwie“, sagt er, „das ist etwas, das kannte ich so vorher nicht, das man immer bei jemandem sein möchte, wenn man ihn gern hat, oder so wie ich, wenn man sich wohl verliebt hat in diese Person.“ „Ich habe mich wohl auch in dich verliebt; Noah“, sag ich und greif nach seiner anderen Hand. Mit seinen Fingern spielend schau ich in seine Augen und sehe sie freudig leuchten. „Versprich mir, Enrico, das wir uns Zeit lassen“, sagt er, „es ist alles neu und ich möchte nicht überrumpelt werden, sonder alles sehr bewusst erleben, wie sich das entwickelt mit uns beiden. Mit dir kann ich mir alles vorstellen, ich freue mich auf die nächste Zeit mit dir und hoffe ehrlich, das wir richtig zusammen kommen, so wie Jerome und Sergej. Versteh mich, wenn ich nicht gleich alles will, sondern Stückchen für Stückchen, wie bei einer besonders guten Schokolade. Lass mir bitte Zeit, ist das OK für dich?“

„Noah, du gibst das Tempo vor“, sag ich, „ du bist der Junge oder besser der Mann, mit dem ich alles so erleben will, wie du es möchtest. Ich bin im Verliebtsein auch nicht erfahrener wie du, beim Sex eher schon, aber das ist nicht unbedingt etwas, auf das ich jetzt stolz bin. Wenn ich dich zu sehr bedränge, hau mir auf die Finger, dann hab ich das auch verdient.“

Der Skoda hält neben uns mit Paolo und Sergej und Kevin, auch Wolfi ist an Bord. Alle steigen aus und begrüßen uns und Paolo nimmt mich und tanzt mit mir im Kreis und ruft immer dabei laut: „Geschafft, geschafft, wir haben es geschafft!“ Die anderen lachen und klatschen in die Hände und freuen sich mit uns.Nach und nach beruhigt er sich und kommt zum stehen. Noah erzählt Sergej von Herrn Meinles Offenbarung und das ich jetzt dort angestellt bin.

Jetzt müssen wir noch bis Freitag warten, bis wir unsere Noten bekommen. Das wir bestanden haben, daran zweifeln wir nicht.

Noah muss los, gibt mir noch einen schnellen Kuss und lässt den Roller an. Wir schauen ihm noch nach, bis er im Feierabendverkehr verschwunden ist, dann machen auch wir uns auf den Weg zu Remmers Haus.

 

 

Noah

 

Als ich weg fahre zum Training, fühle ich einen kleinen Stich im Herzen, wäre eigentlich lieber mit Enrico gefahren, aber mein Verstand verdrängt zunächst mal die Gefühle. Ich komme als dritter in die Umkleide und Rolf, der ist fünfzehn und Richard sechzehn Jahre jung, die sind schon fertig umgezogen.Mir fällt ein, das ich immer noch den Slip von Jerome anhabe, als ich mich jetzt ausziehe. Da man bei mir wie bei den anderen sonst immer die labberigen Webboxer sieht, wird das jetzt wohl schon auffallen. Gut, das jetzt noch nicht mehr Leute hier sind. Ich beeile mich und hoffe, das die zwei woanders hinschauen, aber als ich Richards leisen Pfiff höre, weiß ich, das sie gerade auf meinen Arsch und das geile, rote Höschen gucken.

„Oh,man“, sagt Richard zu mir gewandt, „das ist ja mal ein geiles Höschen, Wow, warste shoppen, das da Teil hat doch niemals deine Mama gekauft, oder? Das ist doch von Calvin Klein, scharf.“

„Ich habe bei Freunden übernachtet und der hat mir das heute morgen gegeben“, sag ich, „trägt sich gut und sieht schon schärfer aus, wie sonst die Flatterjeans. Der hat nur so heiße Teile im Schrank.“

„Ganz schön schwul, dat Hösken“, meint Rolf und Ärger kriecht in mir hoch. „Was hat das mit schwul zu tun, Rolf, wenn man keine Webboxer trägt“, frag ich den Spacken. „Na, Calvin Klein tragen doch die immer, die schwulen Jungs im Internet“, sagt Rolf. „Woher weißte dat denn“,fragt Richard, „guckste immer schwule Seiten, Pornos und so?“ Scheinbar merkt er jetzt, in was er sich da rein geritten hat und wird rot. „Nee, nur mal aus Versehen“, sagt er, „und nur so zur Info, man will ja wissen, was da so abgeht.“

Drei Andere Jungs kommen jetzt zur Türe rein und lassen das Gespräch verstummen. Da ich mein Ringerdress anhabe, sieht auch keiner mehr das Höschen. Ich gehe mit den beiden raus in die Halle und wir beginnen, uns warm zu machen. Nach und nach trudeln alle ein und pünktlich um fünf kommt der Trainer. Er ist ein guter Bekannter von Papa und hat früher mal Bundesliga gerungen. Ich muss ihm wohl bald reinen Wein einschenken, was mein Schwul sein angeht, aber erst nach der Landesmeisterschaft. Mal sehen, was er meint, ich meine jetzt in Bezug auf das Training, so privat denke ich, wird es ihm nicht viel ausmachen, er ist ein sehr offener und toleranter Typ und heißt Gregor Altmann.

Wir beginnen mit vorbereiteten Übungen, danach werden paarweise bestimmte Positionen durch geübt und das letzte Drittel der Zeit kämpfen immer zwei aus der gleichen Gewichtsklasse gegen einander.

Ich kämpfe gegen Gernot Kramp, er wiegt zwei Kilo mehr wie ich, ist aber zehn Zentimeter kleiner, hat also mehr Muskelmasse und ist kein leichter Gegner für mich. Da ich beweglicher bin, gleicht sich sein Vorteil wieder aus und ich kann ihn letztendlich doch noch auf die Matte pinnen. Allerdings bin ich jetzt nass geschwitzt.Gernot war voriges Jahr Zweiter bei der Landesmeisterschaft, ich konnte wegen Krankheit nicht teilnehmen.

Dieses Jahr ist meine letzte Chance auf einen Jugendmeistertitel und meine Chancen stehen nicht schlecht. Eigentlich will ich diesen Titel, es wäre mein dritter insgesamt nach zweitausend sechs und zweitausend sieben.Nächstes Jahr, wenn sie mich dann noch lassen, bin ich bei den Senioren.

 

Beim Duschen, das Höschen habe ich mit dem Dress abgestreift, so das man es nicht sehen konnte,

bemühe ich mich, nicht an Enrico zu denken, das würde eventuell zur Flaggenparade am Südpol führen und das wäre ganz schlecht. Die anderen kenne ich alle nackt und habe meinen Pimmel da voll im Griff, der macht sich nicht selbstständig.

Mir fällt auf, das Rolf beim Duschen fehlt, wobei der wohnt nicht weit hier weg und geht öfter mal ungeduscht nach Hause, vor allem aber im Winter und nicht jetzt. Nach dem Abtrocknen zieh ich mich an und will dann meine Sachen in den Rucksack machen. Nanu, denk ich, wo ist denn das Höschen, das war doch innen im Dress.

Ich kann das Teil nicht finden, suche noch mal…..nichts. Rolf, ist mein erster Gedanke, Rolf hat die Unterhose geklaut, da wette ich drauf. Sein Gerede vorhin, vielleicht steht er ja doch auf Jungs und hat das Höschen geklaut, um daran zu schnüffeln oder um es selber zu tragen. Er ist zwar erst fünfzehn, aber schon fast so groß wie ich und auch die Figur ist ähnlich. Das Höschen dürfte ihm passen. Bin gespannt, was Jerome dazu sagt, aber wie ich den kenne lacht er sich krank darüber.Nach einer kurzen Besprechung über das Training am Freitag fahre ich dann mit dem Roller heim.Mama macht was zum Abendbrot und ist für ihre Verhältnisse dabei sehr schweigsam. Ich erzähle vom Training und auch, das ich bald mit Gregor Altmann reden will und das ich dann entscheiden muss, ob ich weiter ringen gehen kann.

Auf die Frage, wieso ich dann nicht mehr ringen könnte, erkläre ich ihr, das es bestimmt Leute gibt, die dann nicht mehr mit mir ringen wollen, weil ich schwul bin und sie meinen, ich würde sie an grapschen, was ja beim Ringen nicht ausbleibt.

Darauf hin wird sie noch stiller und ich geh zu ihr hin. Ich umarme sie und sage: „Mama, hör auf, zu trauern, es ist so wie es ist und es wird sich auch wohl nicht ändern. Ich habe es akzeptiert und sehe bei Tante Lis, wie harmonisch und selbstverständlich alles abläuft. Wenn das jetzt mit Enrico und mir was wird, dann bin ich glücklich und mehr kann man doch vom Leben nicht erwarten. Auch wenn ich nicht mehr ringen kann, geht die Welt für mich nicht unter. Und wenn du ihn kennenlernst, wirst du ihn mögen, mehr als jede Schwiegertochter, glaub mir.“ Papa kommt aus dem Wohnzimmer und wir essen gemeinsam Abendbrot. Dabei frage ich dann, ob Enrico von Sonntag auf Montag bei mir übernachten darf. Er käme dann nach dem Wettkampf mit zu uns und morgens würde ich ihn mit dem Roller ins Hilton fahren, da unser Unterricht erst zur dritten Stunde beginnt und er dort seinen ersten Arbeitstag offiziell hat.

Sie fragen mich dann noch ein bisschen aus und ich erzähle, was ich von ihm weiß. Das sein Vater ihn so schlecht behandelt hat, schockiert Mama schon, aber als ich dann erzähle, wem das Gebäude mit dem Ristorante gehört, freut sie sich, das man den Vater jetzt unter Druck gesetzt hat.

 

Martin

 

Der Donnerstag vergeht ohne Besonderheiten und Freitag Morgen, es ist der zwölfte Juni, fahre ich den Chef und die Chefin nach Bremen ins Hilton zunächst und zum Frisör, der seinen Salon in der Nähe des Hotels hat. Kai fährt Oma und Frieda ebenfalls zum Frisör, aber in Bremerhaven und von da aus zum Schneider, die Garderobe für den Almauftrieb abholen. Auf der Bank wird dann aus dem Schließfach der Festtagesschmuck geholt und in einer extra sicheren Tasche mit nach Hause genommen. Der Chef hat mal gesagt, wenn Oma und Frieda Schmuck technisch aufgerüstet haben, tragen Sie locker zweihundert tausend Euro spazieren. So teuer sind die Klunker und wenn man dann noch rechnet, was die anderen Damen an Geschmeide und die Herren an Rollex mit sich rumschleppen, da kommt schnell eine Million zusammen.

Für die Jungs, die am Almauftrieb teilnehmen, kommt Morgen früh der Frisör ins Haus. Die Anzüge sind, soweit notwendig, längst angepasst und die Krawatten sind gebunden. Jerome hat für alle Jungs, auch für Onkel Jo und Joachim, die Mama zu Liebe in Galauniform erscheinen werden, einen kleinen, etwa zehn Millimeter großen runden Regenbogenanstecker machen lassen, den alle am Revers tragen wollen. Kai und ich bekommen auch einen an die Uniform, die logischer weise Pflicht ist morgen.

Da der Chef und seine Frau noch beschäftigt sind, schau ich mal kurz in die Küche, wo die Vorbereitungen bereits laufen. Kevin, der zur Zeit mit Sergej arbeitet, werde ich gleich kurz aufsuchen. Heute kommen ja die Jungs, die morgen teilnehmen, zu Remmers und bleiben über Nacht. Das spart unnötige Fahrerei morgen.

Dirk und Mike werden Paul Gesellschaft leisten und auch aufs Haus aufpassen. Das der Empfang ist, ist ja kein Geheimnis und könnte Gelichter anlocken, die meinen, das Haus wäre leer.

Ich bin jetzt an der Rezeption und habe nach Kevin gefragt. Er ist mit dem Hund eines älteren Ehepaars, das hier Dauermieter ist, unterwegs. Davon hat er schon öfter erzählt, das nur er mit dem Hund gehen darf und das es jedes mal zehn Euro Trinkgeld gibt. Ich setze mich in die Lobby und warte einfach, wenn der Chef mich braucht geht das Handy.

 

 

Kai

 

Mit der Oma und der Tante bin ich in die Stadt gefahren, Frisörtermin und anschließend Garderobe für morgen abholen. Beim Frisör nutze ich die Zeit und lass mir auch gerade die Haare schneiden.

Gestern hat in Südafrika die Fußballweltmeisterschaft begonnen. Im Eröffnungsspiel gab es ein unentschieden, eins zu eins zwischen Südafrika und Mexiko. Wir haben nichts gesehen davon, weil wir die Autos hergerichtet haben für Samstag. Die Jungs nehmen auch die Autos mit, sind ja Fahrer dabei, die keinen Alkohol trinken. Da brauchen wir die Jungen nicht nach Bremerhaven zu fahren.

Da es Samstag Abend ist, wird es bestimmt spät. Für Leute, die wollen, stellt Carl August auch Zimmer mit Frühstück zur Verfügung, wenn man nicht mehr nach Hause fahren will oder kann. Die Remmers sind immer auf alles vorbereitet und überlassen so leicht nichts dem Zufall. Die Oma hat heute Morgen gesagt, das sie im nächsten Monat ein e, eigenes Auto haben möchte, und zwar einen

Bentley Mulsanne Speed, ein Auto der Nobelklasse mit fünfhundert sieben und dreißig PS. Ich freue mich jetzt schon drauf. Da hat sogar der Chef geschluckt und auch seine Frau hat wohl große Augen gemacht.

Jerome hat nur gemeint, Oma hätte englische Wochen, hat aber auch fasziniert in den Prospekt geguckt. Sechs, sieben Liter Hubraum, acht Zylinder V-Motor, zwei, sieben Tonnen leer.

So eine Karre hab ich noch nie gefahren, ich bin mal gespannt. Na ja, für wen sollen denn die beiden Damen auch sparen, hier haben doch eh schon alle genug und bequem reisen kann man ja mit so einem Teil, denk ich. In so einer Karre möchte ich mal mit Martin rum machen, da ist wenigstens Platz drin. Ob wir das mal hinkriegen?…..wer weiß. Ich muss grinsen und der Frisör guckt mich erstaunt an. „Stimmt was nicht?“, fragt er. „Ne ne“, sag ich, „ich habe mir nur gerade was schönes vorgestellt.“ Wenn der wüsste, obwohl, ich glaube, der würde sogar mit machen. Der Gedanke belustigt mich schon, er wiegt höchstens sechzig Kilo und würde wohl zwischen Martin und mir zerrieben, der kleine Twink. Nach dem ich bezahlt habe, muss ich noch auf die Damen warten und setze mich auf einen Warteplatz und nehme eine Zeitung.

Als die zwei Frauen kommen, fahren wir zu einer renommierten Schneiderei und holen die Kleider für den Empfang ab und dann geht es noch kurz zum Cremant kaufen, der mal wieder zur Neige geht, danach geht es zurück nach Hause.

 

 

Jerome

 

Sergej hat die Zwillinge und Kevin und Wolfi heute Morgen mit zum Bahnhof genommen und sie sind mit dem Zug nach Bremen gefahren. Die Zwillinge fahren um elf schon zurück und gehen dann mit Mama shoppen, noch ein paar Sachen für die Wohnung kaufen. Da werden sie wohl erst am frühen Abend sein und ab halb neun wollen wir ja noch ein bisschen Einweihung feiern und sie wollen dann auch erstmalig dort in der Wohnung übernachten. Morgen früh fahren sie dann mit dem Zug nach Bremen zu Herrn Meinle ins Hilton. Ich werde später Getränke kaufen und dort hinbringen und Mama wollte was zu essen bestellen für um neun Uhr heute Abend. Noah kommt vom Training auch dorthin, mit dem Roller, so hat er es Enrico versprochen.

Das wird zwar ein bisschen eng in der Wohnung, wenn alle kommen, aber egal, das wird schon irgendwie gehen und allzu lange wird es auch nicht gehen, wir haben ja Samstag noch einiges vor uns.

Um elf kommt eine SMS von Enrico mit den Noten. In der Theorie hat er eine zwei, praktisch eine eins und das beste Ergebnis des gesamten Jahrgangs. Ich freue mich mit ihm und gehe runter und sag es Mama, die sich natürlich auch freut und die dann auch Papa informiert.

Paolo schreibt nicht viel später und hat jeweils ein zwei, also auch gut bestanden. Das freut uns und ich gebe das wie vorhin weiter. Diese Hürde ist von beiden genommen und jetzt werden sie auch genug verdienen um die Wohnung und ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.Da kommt ja dann auch noch die Kohle von ihrem Vater dazu, so das Enrico auch noch seinen Führerschein machen kann.

Alles in allem hat sich das echt gut entwickelt und ich bin ein bisschen stolz auf mich, das ich das ins Rollen gebracht habe. Alle haben wieder nach ihren Möglichkeiten mit gewirkt und es ist optimal gelaufen. Im Märchen würde man sagen, wir haben aus Scheiße Gold gemacht oder zu mindestens Silber.

Mama ist zurück aus Bremen, Papa wollte noch in die Firma, Martin fährt jetzt Mama zu Enricos Wohnung und dann mit den Zwillingen shoppen.

Oma und Frieda sind auch zurück und sehen nach dem Frisörbesuch richtig gut aus. Paul ist mit zu Ole, die kommen ja später alle her und bleiben über Nacht, wenn wir von den Zwillingen zurück kommen.

Ole, Paul und Frank wollen noch nach Ulli schauen, wie es ihm halt geht und ob er jetzt wach ist. Frau Jensen, die heute und morgen frei hat, bringt sie ins Krankenhaus und später daher.

Noah will ja heute bei Enrico schlafen und den dann am Sonntag nach dem Wettkampf mit nach Hause holen zu sich und ihn seinen Eltern richtig vorstellen. Ich bin gespannt, was Ulf und Irene sagen zu dem Anwärter Enrico.

Ich mache mal noch ein paar Kontrollrechnungen zu meine Matheaufgaben, dank Ole klappt es jetzt besser und dürfte fürs Abi reichen, hoffe ich mal.,Natascha kommt in mein Zimmer und setzt sich zu mir. „Kann ich mal mit dir reden, Jerome?“, fragt sie. Ich schau sie an und sage: „Warum fragst du, du weißt, das ich immer für dich da sein werde, wann immer du mich brauchst.“

„Ich glaube, ich habe mich verliebt.“ sagt sie und wird ein wenig rot. Ich lächle sie an und frage: „Paolo?“ Sie nickt. „Und wo ist das Problem?“ frag ich. „Vielleicht sind Mama und Papa enttäuscht, weil er kein Abitur hat und nicht studieren geht“,sagt sie leise und sieht mich fragend an.

Ich greife ihren Arm und zieh sie auf meinen Schoss. „Sag das bitte nie zu Mama und Papa, das du so etwas gedacht hast, das würde sie sehr kränken. Sie wollen, das wir, das du glücklich wirst und wenn du das mit Paolo wirst, dann sind sie die letzten, die was dagegen sagen werden, Schwesterchen. Versuch dein Glück, wenn du es nicht ausprobierst, wirst du nie wissen, ob es geklappt hätte.Trau dich einfach und ich glaube ja, das er dich auch mag und er ist ein lieber Kerl und Grund ehrlich.Außerdem kannst du ruhig mit Mama reden darüber, sie wird dir schon helfen, wenn du unsicher bist und das mit dem Safersexgespräch, das überstehst du auch.“ „Danke, wie siehst denn du das, wäre dir das recht, wenn ich mit Paolo gehen würde, also wenn es eine feste Beziehung würde?“, fragt sie.

„Mir ist Paolo sehr sympathisch und wenn du in ihn verliebt bist und er in dich, dann ist das für mich vollkommen OK. Du sollst das tun, was du möchtest und ich werde immer hinter dir stehen, Natascha“, sag ich und drück sie an meine Brust.“Ich geh zu Mama“, sagt sie dann. „Mama ist weg, sie geht doch mit den Zwillingen noch shoppen für die Wohnung. Aber heute Abend, bei der Wohnungseinweihung kannst du ihr ja sagen, das du dich in das zweite Lockenköpfchen verknallt hast“, sag ich, „komm mit runter zu Frau Gut, wir essen mal was zu Mittag.“ Ich nehme sie bei der Hand und wir gehen nach unten

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5 Kommentare

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    • SvenGVM auf 6. September 2015 bei 20:12
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    Wiedermal einfach Klasse…. mehr davon….bitte bitte nur die Wartezeit verkürzen
    …. auch wenns schwer ist. Danke für die tolle Fortsetzung.

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    • Andy auf 8. September 2015 bei 03:24
    • Antworten

    Hi, wieder eine sehr gelungene Fortsetzung, macht Spaß zu lesen. Mach so weiter.

    LG Andy

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    • Chimo auf 8. September 2015 bei 08:05
    • Antworten

    Vielen, vielen Dank für die gelungene Fortsetzung. Hatte erst letztens alle teile nach und nach durchgelesen und finde Deinen Schreibstil echt toll. Bitte weiter so!!! LG

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    • joachim auf 13. September 2015 bei 20:20
    • Antworten

    Hallo Niffnase,
    Glückwunsch zum 50. Teil vom Traumschiff. Leider muss ich eingestehen das ich noch im 45.Teil hänge und ich berufsbedingt nicht so schnell Deine Fortsetzungen lesen kann wie Du sie schreibst. Super Leistung!
    Aber dafür brauche ich nicht so schnell nach Fortsetzungen lechtzen. 😉
    Danke für die viele Arbeit die Du Dir machst um uns mit Lesestoff zu versorgen.
    Liebe grüße aus Berlin
    Joachim

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    • claus auf 15. September 2015 bei 04:08
    • Antworten

    sehr gelungen! vielen dank.
    freu mich auf die fortsetzungen…

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