Wir waren fast zwanzig Jahre verheiratet gewesen. Kennen und lieben gelernt hatte ich Susanne auf unserem Schützenfest. Mein Vater war in dem Jahr Schützenkönig geworden und ich war stolz wie Bolle.
Ach ja, vorstellen sollte ich mich auch noch. Da mein Vater, wie schon erwähnt, Sportschütze
und auch noch Jäger war, konnte sein Sohn, also ich, nur Hubertus heißen. Doch zurück zum Schützenfest.
Ausgelassen tanzte ich mit verschiedenen Partnerinnen, als ich SIE an der Theke stehen sah: lässig lehnte sie am Tresen, trank einen Sekt und beobachtete verträumt die Tanzenden. Ich trat meiner Tanzpartnerin prompt auf den Fuß, worauf sie beleidigt unseren Tanz beendete. Blöd stand ich nun auf der Tanzfläche herum und schaute wieder in Richtung Tränke zu der hübschen, Sekt trinkenden Frau.
Sie lächelte mich an, was ich als Aufforderung interpretierte und zu ihr herüber schlenderte. Höflich, wie ich war, stellte ich mich kurz vor und bat sie um den nächsten Tanz. Sie willigte ein, und so tanzten wir viele Male, während wir uns in den Pausen dazwischen unterhielten und uns so langsam näher kamen.
Erst am frühen Morgen brachte ich sie mit dem Taxi nach Hause. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, und Stück für Stück kamen wir uns näher. Ein Jahr später heirateten wir, in dem darauffolgenden Jahr kam unser Sohn Baldur zur Welt.
Zwei Jahre später war dann unser Glück perfekt, als unsere Tochter Marie geboren wurde. Meine Frau Susanne arbeitete als Lektorin in einem großen Verlag und ich war ein gefragter Landschaftsarchitekt.
Als Architekt war ich leider zu oft unterwegs. Unsere beiden Kinder wuchsen glücklich heran. Schon bald konnten wir uns ein schönes Haus leisten und Susanne konnte viel von zu Hause aus arbeiten und war somit immer bei den Kindern.
Wir feierten gerade unseren siebzehnten Hochzeitstag, als Susanne über Schmerzen in der Brust klagte und sie vom Arzt die Diagnose Krebs erhielt. Von jetzt auf gleich waren alle Planungen über den Haufen geworfen.
Es begann mit einer Strahlentherapie: Susanne kämpfte tapfer und ich lehnte in der Folgezeit viele Aufträge ab oder arbeitete ebenfalls nur noch von zu Hause aus. Nach einem dreiviertel Jahr schien die Therapie anzuschlagen, und wir waren schon alle erleichtert.
Doch ein Jahr später kam der Krebs zurück, und das noch heftiger als zuvor – er hatte bereits gestreut. Wie erzählt man seinen Kindern, dass die Mutter den Kampf vermutlich verlieren wird?
Baldur war mittlerweile siebzehn und sehr fleißig in der Schule, machte kaum Probleme und war mir schon fast zu ruhig für sein Alter. Eine Freundin hatte er noch nicht mit nach Hause gebracht. Stattdessen spielte gerne Fußball im Verein und hatte mit seiner Mannschaft schon einige Erfolge gefeiert.
Marie hingegen war ein richtiger Wirbelwind. Sie machte Jazz Dance, war viel unterwegs und brachte hin und wieder jemanden zum Lernen mit nach Hause. Ich achtete sehr darauf, dass, wenn es sich um Jungs handelte, sie zeitig wieder nach Hause gingen. In dieser Hinsicht war ich dann doch sehr konservativ.
Oder war es die Angst, dass Marie langsam erwachsen wurde und nicht mehr unser kleiner Sonnenschein blieb? Obwohl Marie zwei Jahre jünger war als Baldur, machte ich mir um ihn mehr Sorgen angesichts des bevorstehenden Tods von Susanne.
Eines Abends saßen wir nach dem Abendbrot noch eine Weile am Tisch, als Susanne den Kindern vorsichtig die schreckliche Diagnose des wieder ausgebrochenen Krebses und der gestreuten Metastasen erzählte.
Während Marie nur stumm mit tränenersticktem Blick ihre Mutter anschaute, sprang Baldur schreiend auf, so dass sein Stuhl polternd umfiel, und rannte aus der Küche in sein Zimmer. Ich blickte traurig zu meiner Frau, die immer noch mit betroffen zur Tür sah, durch die Baldur gerade verschwand. Mich langsam erhebend, streichelte ich Susanne sanft über den Arm.
„Ich schau mal nach Baldur.“
Auf mein Klopfen hin bekam ich keine Antwort. Nur ein Schluchzen war zu vernehmen. Langsam öffnete ich die Tür und sah Baldur zusammengekauert auf seinem Bett liegen. Beim jedem Schluchzer zuckte er immer ein wenig zusammen. Ich setzte mich zu ihm ans Bett und streichelte ihn über den Arm.
„Warum, Papa? Es war doch alles wieder gut.“
„Ich weiß es auch nicht, mein Sohn“, konnte ich gerade noch so sagen und fing ebenfalls an zu weinen, ohne mich für meine Tränen zu schämen.
Baldur richtete sich langsam auf, drehte sich zu mir um und fiel mir in die Arme. Lange saßen wir nur da, hielten uns fest und weinten. Wie sollte es nur weiter gehen? Ich hatte keine Ahnung.
Wer so etwas noch nie erlebt hat, kann es nicht nachvollziehen. Und wer es schon erlebte, möchte so etwas kein zweites Mal durchmachen wollen.
„Wie viel Zeit hat Mama noch?“
„Die Ärzte sagen, vier bis sechs Monate, eventuell etwas mehr, wenn sie noch eine Chemo macht.“
„Macht Mama die Chemo noch?“, blickte Baldur mich ängstlich an. Ich schüttelte nur leicht den Kopf.
„Das heißt, dass sie das nächste Jahr, wenn ich meinen Schulabschluss mache, nicht mehr erleben wird?“
„Nein, Baldur, wahrscheinlich nicht.“
„Können wir nichts mehr für sie tun, Papa?“
„Doch, mein Sohn, immer für sie da sein, und ihr den Abschied so leicht wie möglich zu machen. Wir müssen ihr zeigen, dass sie ohne Angst um unsere Zukunft gehen kann und das wir sie immer lieben werden.“
Baldur nickte nur nachdenklich, während ihm ohne Unterlass die Tränen übers Gesicht liefen. Lange saßen wir da und hielten uns im Arm.
„Komm, lass uns wieder zu Mama und Marie gehen.“
Während wir wieder in die Küche zurückgingen, legte ich meinem Sohn liebevoll meinen Arm um die Schulter. Jetzt erst bemerkte ich so richtig, wie groß er in der letzten Zeit geworden war.
Bevor wir die Küche betraten, hörten wir wie Susanne ein Lied summte. Es war das Lied „Baby mine“ aus dem Disney Film „Dumbo“. Leise betraten wir die Küche und sahen, wie Susanne Marie im Arm hielt, sie leicht zum gesummten Lied wiegte und dabei über den Kopf streichelte.
Beide hatten uns noch nicht bemerkt. Dieser Anblick brach mir fast das Herz. Ich musste stark sein für Susanne sowie für Baldur und Marie. Wieder konnte ich meine Tränen nicht zurück halten. Baldur, der immer noch neben mir stand, nahm mich diesmal in den Arm.
Leise flüsternd hörte ich an meinem Ohr: „Papa, wir schaffen das schon.“
Wir kümmerten uns alle aufopferungsvoll um Susanne. Sie ließ sich vor den Kindern ihre Schmerzen nicht anmerken. Anfang Dezember verschlechterte sich ihr Zustand rapide. Keiner dachte an das bevorstehende Fest.
Wenn wir Musik machten, war es immer nur Susannes Lieblingsmusik von Bryan Adams oder Tina Turner. Am 20.12. musste Susanne ins Krankenhaus und am Nachmittag des 24.12. schloss Susanne dann für immer die Augen.
Ich war froh, dass Baldur und Marie mit mir in ihren letzten Stunden bei ihr sein konnten. Draußen hörte man das Glockengeläut der nahen Kirche und überall war es ruhig. Aus einigen Krankenzimmern hörte man festliche Musik.
Aber das interessierte uns nicht mehr. Für uns würde dieser Tag wohl nie wieder einer sein, an dem man zusammensitzen wird und fröhlich ist. Ich wusste, dass Susanne in unseren Kindern weiterleben würde, und das gab mir die Kraft, ebenfalls weiter zu machen.
Die Beerdigung fand einen Tag vor Silvester in aller Stille statt. Ich wollte vermeiden, dass meine Kinder in ihrer Trauer zu vielen Blicken ausgesetzt waren. Zudem konnte auch ich die Blicke der anderen beim Kondolieren am Grab ebenfalls nicht ertragen.
Man war in diesem Moment nur hilflos und offen wie ein Buch. Ich wollte unsere Trauer einfach nicht öffentlich machen. Für die vielen Verwandten, Freunde und Arbeitskollegen gab es einige Wochen später eine Gedenkstunde im Gemeindehaus, bei der auch sie Abschied nehmen konnten.
Statt Blumen bat ich alle um eine Spende für die S.O.S. – Kinderdörfer, die Susanne immer sehr am Herzen gelegen hatten.
*-*-*
Der Frühling kam, aber ich nahm kaum Notiz davon. Meine und Susannes Eltern waren mir eine große Hilfe. Sie lenkten die Kinder immer wieder erfolgreich ab, wenn sie merkten, dass es mir wieder mal nicht gut ging.
„Ich danke euch für die Hilfe. Ich wüsste nicht ob ich es ohne euch schaffen würde.“, sagte ich einmal resigniert.
Meine Mutter blickte mich erschrocken an, griff mir resolut an die Schultern und schüttelte mich: „Du hast doch hoffentlich nicht darüber nachgedacht, Dir etwas anzutun, oder?“
Bei diesem Satz konnte man die aufsteigende Angst in ihren Augen erkennen. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie packte mich noch fester und fügte noch ein geflüstertes „..oder?“ an.
„Nein Mama, ich habe Susanne versprochen, alles für unsere Kinder zu tun. Außerdem liebe ich sie zu sehr, als dass ich mich einfach so aus dem Staub machen würde. Nein, Baldur und Marie brauchen mich doch. Wenn ich die beiden sehe, sehe ich immer auch Susanne. Wir schaffen das. Es ist zurzeit nur so schwer.“
Ich schämte mich nicht meiner Tränen. Mein Vater stand in der Tür und hatte alles mit angehört. „Genau so haben wir Dich erzogen, Hubertus. Es ist bestimmt sehr schwer für Dich. Aber Du musst in den schweren Momenten immer an deine Kinder denken.
Du hast deine geliebte Frau verloren, das ist sehr schlimm. Aber eines Tages wirst Du dich wieder verlieben. Deine Kinder haben aber ihre Mutter verloren, die kann niemand mehr ersetzen.
Diese Rolle musst Du jetzt auch noch mit übernehmen, und das ist bestimmt nicht einfach. Aber mit unserer Hilfe und der von Susannes Eltern werden wir das schaffen – für Susanne.“ Diese Worte meiner Eltern taten sehr gut.
Baldur schaffte sein Abitur mit Auszeichnung – ich platzte förmlich vor Stolz. Bei der Abschlussfeier wurden alle nach einander auf die Bühne gerufen, um von ihrem Lehrer das Zeugnis entgegen zu nehmen.
Alle grüßten kurz ihre Lieben oder verließen nur jubelnd wieder die Bühne. Zum Schluss wurden die fünf besten auf die Bühne gerufen. Unter tosendem Applaus wurden die fünf gefeiert. Baldur war der drittbeste.
Er trat ans Mikro und bedankte sich zuerst bei allen seinen Lehrern. Dann richtete er seinen Blick nach oben.
Mit leiser Stimme sagte er nur: „Danke Mama, auch wenn du heute nicht hier sein kannst. Das ist für dich.“
Er reckte sein Zeugnis in die Höhe, senkte dann wieder seinen Kopf, drehte sich um und verließ weinend die Bühne. Sofort sprang ich auf, ging auf ihn zu, nahm ihn vor der gesamten Gesellschaft in die Arme, und wir heulten beide um die Wette.
„Deine Mutter wäre stolz auf dich, mein Sohn“, flüsterte ich ihm zu. Den aufmunternden Beifall seiner Mitschüler bekamen wir gar nicht mehr mit.
In den Sommerferien fuhr ich mit Baldur und Marie für drei Wochen an die Nordsee. Einfach mal raus aus den Alltag, auf andere Gedanken kommen und die Seele baumeln lassen war für mich und meine Kinder sehr wichtig.
Wir hatten viel auf dem Programm, was wir drei uns vorher schon ausgesucht hatten. Marie freute sich aufs Kite-Surfen und eine richtige ostfriesische Teezeremonie, Baldur wollte gerne mal mit einem Kutter auf Krabbenfang und zu den Robbenbänken fahren und ich hatte vor, eine ausgedehnte Wattwanderung zu machen und ein bis zwei der Ostfriesischen Inseln kennenzulernen.
Eine Schiffsfahrt nach Helgoland stand ebenfalls auf unserer Wunschliste. Bis auf das Kite-Surfen machten wir alle Aktivitäten zusammen. Das war in meinem Alter dann doch zu gewagt, und außerdem waren dort nur junge Leute.
Und so begnügte ich mich damit, die beiden zu beobachten und dabei festzustellen, wie schnell die beiden lernten und elegant über das Meer sausten. Ich war in diesem Zusammenhang dann auch für die Fotos zuständig, machte haufenweise Bilder, allerdings waren die meisten unscharf und verwackelt, da die Surfer ein ganz schönes Tempo drauf hatten.
Mich freute am meisten, dass Baldur und Marie schnell Anschluss zu anderen Jugendlichen fanden. Marie kam einmal außer Atem zu mir, als wir einen Badetag am Strand veranstalteten.
„Papa, es ist so schön hier. Können wir nicht hier her ziehen?“
„Bist Du Dir sicher? Würdest Du all Deine Freunde einfach so zurücklassen und hier auch im Herbst oder Winter wohnen wollen, wenn es windig und kalt ist? Wo machst Du denn dann Urlaub? Ist es denn nicht schöner, wenn man diesen schönen Ort für drei Wochen genießt, um sich dann ein ganzes Jahr darauf zu freuen, hier wieder her zu kommen?“
Marie wurde nachdenklich.
„Vermutlich hast Du Recht. Aber es ist so schön hier, Papa.“
„Wo ist denn Baldur?“
„Ach, der hängt doch nur noch mit dem Sören rum. Die beiden haben sich gesucht und gefunden. Manchmal benehmen die sich wie ein altes Ehepaar.“, sagte Marie ein wenig genervt.
Ich musste schmunzeln und freute mich, dass Baldur endlich wieder richtig am Leben teilnahm. Der Tod seiner Mutter hatte ihm doch schon sehr zu schaffen gemacht. Ich hatte schon Angst, damit überfordert zu sein.
Doch meine Mutter beruhigte mich dann immer, dass die meisten Jungs mehr an der Mutter hängen als sie je zugeben würden. Der Vater wäre eher die Person, an dem sie sich messen und ihre Grenzen auszureizen.
„Hej, hvordan har du det?“
Ich schrak aus meinen Gedanken hoch. Baldur stand grinsend vor mir.
„Was hast du gesagt?“
„Hej, hvordan har du det? Das ist dänisch und heißt so viel wie: ‚Hallo, wie geht es euch‘. Hat Sören mir beigebracht. Der kommt aus Kopenhagen.“
Ich musste lachen. Es freute mich, wie Baldur strahlte und von Sören berichtete. Wenn Sören ein Mädchen wäre, könnte man meinen, mein Sohn wäre verliebt….. Nein, Baldur freut sich halt nur, dass er hier nach der langen schweren Zeit einfach mal nur die Seele baumeln lassen konnte. …..und wenn er doch ….. nein, nicht mein Sohn, das würde ich doch merken. Nein, nur nichts Falsches hinein interpretieren. Ich verwarf die weiteren Gedanken und freute mich einfach nur für Baldur. Dieser Urlaub war genau das richtige für uns.
Am letzten Tag war Baldur dann wieder traurig. Ich kam nicht richtig an ihn heran und fing wieder an mir Sorgen zu machen. Baldur wollte nicht mit mir reden, als ich ihn auf seine Traurigkeit ansprach.
Ich vermutete, dass er wieder eine von seinen sporadisch auftretenden Trauerphasen hatte und seine Mutter vermisste. So ging ich zu Marie und sprach sie auf ihren Bruder an.
„Sören ist gestern nach Kopenhagen zurück. Dort fängt Montag die Schule wieder an.“
War das der Grund? War es der Abschied von Sören? Die beiden hatten viel Zeit miteinander verbracht, und die ganze Zeit war er fröhlich und ausgeglichen gewesen. Und jetzt der Abschied.
Hat der Abschied an sich ihn so traurig gemacht? Wie das Abschied nehmen von seiner Mutter? Ich musste unbedingt mit Baldur reden. In mir kam eine leise Angst auf. Doch hoffte ich, dass er sich bald wieder fangen würde.
Die drei Wochen an der Nordsee waren viel zu schnell vergangen, der Alltag hatte uns wieder. Während Marie wieder wie gewohnt zur Schule ging und sich mit ihren Freunden traf, ging es bei Baldur nicht so recht voran.
Er konnte sich nicht entscheiden, ob und – wenn ja – was er studieren wollte. Der Sommer war vorbei, und die Tage wurden kürzer. Baldur hatte sich, da er immer noch unentschlossen war, für BWL eingeschrieben.
Er schien sich tatsächlich gefangen zu haben, lachte wieder und ging gerne zur Uni. Ich schob das Gespräch mit ihm vor mir her, da ich nicht so recht wusste, wie ich ihn auf seine immer wieder aufkommende Traurigkeit hin ansprechen sollte.
Marie war zu einer Halloween Party eingeladen. Ich war froh, dass ihre Mitschüler sie nach dem Verlust ihrer Mutter wieder ganz normal behandelten. Es war eben auch für die anderen Kinder schwer, mit der Situation umzugehen, wenn eine Mitschülerin ihre Mutter verliert.
Viele zogen sich zurück, weil sie mit der Situation nicht umgehen konnten. Ihre beiden besten Freundinnen machten aber genau das Gegenteil und waren ständig um sie herum. Sie lenkten sie ab, gingen mit ihr zum Schwimmen, ins Kino oder hörten ihr einfach nur zu, wenn sie über ihre Mutter sprechen wollte. Mit Gleichaltrigen war das manchmal einfacher, als wenn ich sie hin und wieder auf ihre Gefühlswelt hin ansprach.
Heute hatte Baldurs Fußballtrainer angerufen und sich nach ihm erkundigt. Ich war sehr überrascht, dass er seit einigen Wochen nicht mehr zum Fußballtraining gegangen war. Der Trainer glaubte, dass Baldur über den Verlust seiner Mutter noch nicht hinweg sei. Ich erklärte ihm, dass ich davon ausginge, dass er regelmäßig zum Training gehe.
„Danke für ihren Anruf Herr Schröder. Ich werde mal mit Baldur sprechen. Auf Wiederhören!“
Ich hörte die Haustür ins Schloss fallen.
„Baldur?“
„Ja, was gibt’s denn?“
„Herr Schröder hat gerade angerufen.“
Baldur, der in diesem Moment ins Wohnzimmer kam, blieb auf der Stelle wie ein ertappter Einbrecher stehen. Er blickte unsicher zu Boden.
„Komm mal her, Großer. Was ist los mit dir?“
Baldur blieb stehen wo er stand.
„Ich höre mit dem Fußball spielen auf. Ich habe keine Lust mehr auf das blöde herumgebolze.“
„Aber das war doch immer Deine größte Leidenschaft. So was schmeißt man doch nicht einfach so hin. Baldur, was ist los mit Dir?“
„Nichts, alles ok. Ich mag das halt nicht mehr.“
„Wenn etwas ist, dann mach das nicht mit Dir alleine aus. Du weißt, dass ich immer und zu jeder Zeit für Dich da bin.“
„Ich weiß, Papa, aber es ist nichts, ehrlich.“
Baldur wirkte nicht wie sonst. Ich hatte das Gefühl, dass er mir nicht die Wahrheit sagte. Wie sollte ich bloß ein Gespräch mit ihm führen, ohne das er gleich dicht macht? Davor, dass er von meiner Fragerei genervt ist, und sich stur stellt, hatte ich am meisten Angst.
Ich überlegte lange, wie ich weiter mit ihm umgehen sollte, fand aber keine Lösung. Und so wollte ich das Thema ein paar Tage ruhen lassen und hoffte insgeheim, dass er mich ansprechen würde.
Allerdings hatte ich eher das Gefühl, dass er mich mied und einem klärenden Gespräch eher aus dem Wege ging. Letztendlich wusste ich mir nicht anders zu helfen, als den Trainer von Baldur anzurufen.
„Guten Tag, Herr Schröder. Hubertus Müller, der Vater von Baldur hier. Ich wollte Sie mal fragen, ob sie mir sagen können, warum Baldur keine Lust mehr auf Fußball hat. Gab es irgendwelche Vorfälle in der Mannschaft, oder sind seine Leistungen einfach nur zurückgegangen?“
„Hallo Herr Müller, schön, dass Sie mal anrufen. In den nächsten Tagen hatte ich eh vor, Sie zu kontaktieren. Seine Leistungen und sein Einsatz waren bis zuletzt immer vorbildlich. Ok, seit dem Tod seiner Mutter war er öfter unkonzentriert, aber zeigte im Training und in den Spielen immer vollen Siegeswillen.
Aber dann gab es vor einigen Wochen mal ein Vorfall in der Umkleide nach dem Training. Die Jungs waren, nachdem ich die Aufstellung für unser Pokalspiel bekannt gegeben hatte, ein wenig aufgekratzt.
Tja, wenn man schon mal ein Spiel gegen eine Mannschaft des FC Bayern München spielen darf, ist das schon was Besonderes. Als ich zu den Jungs in die Kabine wollte, kam mir Baldur völlig aufgebracht entgegen gerannt.
Er hätte mich fast über den Haufen gelaufen. Auf mein Rufen hin reagierte er nicht: Er hatte seine Klamotten unter dem Arm, schien völlig konfus. Ihm fielen immer mal wieder seine Sachen auf den Boden, klaubte sie auf und lief weiter.
Ich dachte, dass Sie ihn abholten und er sich nur beeilen wollte. In der Kabine war ein großer Tumult, der plötzlich abbrach, als ich die Kabine betrat. Aber alle beteuerten mir, dass nichts vorgefallen sei.
Ich gab mich damit zufrieden, hatte aber kein gutes Gefühl dabei. Deswegen rief ich Sie ja auch letzte Woche an, weil Baldur weder zum Pokalspiel noch zu den Trainingszeiten erschien.“
„So kenne ich ihn auch nicht. Er ist immer so gewissenhaft. Seine Leistungen hat er immer akribisch in seinem Buch notiert. Profi wollte er werden, und wenn seine Lieblingsmannschaft der VfB Stuttgart mal zu einem Bundesligaspiel bei uns in der Nähe war, sind wir meistens hingefahren. Ich werde wohl mal mit Christoph reden müssen. Baldur sagt immer, es ist alles ok, und wenn ich dann mal nachhake, macht er dicht.“
„Herr Müller, für Baldur war es in den letzten Monaten eine schwere Zeit, aber wir dürfen ihn nicht überfordern. Die Pubertät und dann auch noch der Verlust einer geliebten Person, dass verändert einen Menschen sehr, besonders wenn er so sensibel ist wie Baldur. Wir müssen immer für ihn da sein. Ich hatte ihm eine SMS geschrieben, dass er mich jeder Zeit anrufen kann. Er ist einer meiner besten Spieler und er bekommt von mir alle Unterstützung, wenn er sie will.“
„Danke, Herr Schröder für Ihre Informationen und Ihren Einsatz für meinen Sohn. Ich weiß, dass er bei Ihnen in guten Händen ist. Auf Wiederhören.“
Das Gehörte machte mir dann doch sehr zu schaffen. Gab es einen Vorfall mit seinen Mitspielern, der ihn zu diesen Schritten veranlasst hatte? Ich musste mir das alles erst mal durch den Kopf gehen lassen.
Und so war ich war völlig in meinen Gedanken versunken, als es plötzlich an der Tür klingelte. Ich öffnete und dort stand Christoph, der Sportkamerad von Baldur.
„Guten Tag Herr Müller, ist Baldur zu Hause?“
Christoph wirkte äußerst verkrampft. So kannte ich ihn eigentlich nicht. Sonst immer ein grinsender Sonnyboy, auf den alle Mädchen abfahren, und jetzt dieses unsichere Auftreten: Mich verstörte sein Auftreten.
Was wusste er über Baldurs plötzlichen Sinneswandel, die Fußballschuhe an den berühmten Nagel zu hängen? Mir wurde fast flau im Magen, als ich ihn so hibbelig vor der Tür stehen sah.
„Hallo Christoph, wie geht’s dir? Komm erst mal rein. Ich muss mal schauen ob Baldur schon zu Hause ist.“
Ich bat ihn herein und schloss hinter ihm wieder die Tür.
„Du kennst ja sein Zimmer, schau einfach selbst mal nach.“
Christoph nickte kurz unsicher und verschwand die Treppe hinauf. Nach einigen Augenblicken hörte ich ein Türklopfen und Christophs Stimme, die nach Baldur rief. Nach ein paar Minuten stand Christoph wieder vor mir im Wohnzimmer.
„Er scheint nicht da zu sein, Herr Müller.“
Ich schaute ihn verwirrt an.
Auf die Uhr blickend meinte ich nur: „Eigentlich ist er um diese Zeit immer da.“
„Ich werde dann mal wieder gehen, Herr Müller. Können Sie Baldur ausrichten, dass ich hier war? Ich melde mich in den nächsten Tagen wieder bei ihm.“
„Alles klar, Christoph. Sag mal, ist bei euch in der Mannschaft etwas vorgefallen, dass Baldur nicht mehr Fußball spielen will?“
Christoph wurde verlegen und druckste nur herum.
„Hat Baldur nichts erzählt?“
„Nein, nur euer Trainer machte ein paar Andeutungen, aber er weiß scheinbar auch nichts. Zumindest hält er sich bedeckt. Ich mache mir echt Sorgen um meinen Sohn.“
Christoph schien meine Traurigkeit und Unsicherheit bezüglich Baldur zu bemerken.
„Ich muss zuerst mit Baldur sprechen. Ich möchte jetzt und hier nichts vorgreifen. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Es ist alles nicht so schlimm. Ich muss jetzt los. Wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Auf Wiedersehen, Herr Müller.“
Alles nicht so schlimm? Christoph musste erst mit meinem Sohn sprechen? Warum war Baldur Hals über Kopf vom Training geflohen? Ich wurde immer unruhiger. Hatte er den Tod seiner Mutter immer noch nicht verkraftet?
Kann man so etwas überhaupt verkraften? Er ist doch erst siebzehn. Angst kam in mir auf, wie ich in Gedanken vertieft, mir die schlimmsten Szenarien aus malte, angefangen von Verlustangst bis zur Psychiatrie.
Ich merkte nicht einmal, wie mir die eine oder andere Träne übers Gesicht lief. Angst und Hilflosigkeit kamen wieder mal in mir auf. Ich schaute auf die Uhr, als plötzlich die Haustür ging.
„Bin wieder da. Ist noch jemand zu Hause?“
Ich zuckte zusammen und wischte mir verschämt die Tränen mit meinem Hemdsärmel weg.
Marie war nach Hause gekommen.
Sie schaltete das Wohnzimmerlicht ein und erschrak ein wenig, da ich noch immer noch am Fenster stand. Es war bereits dunkel geworden, während ich noch in Gedanken bei Baldur war.
„Was machst Du denn im Dunkeln hier. Du hast mich ganz schön erschreckt. Ist irgendwas? Papa, Du siehst so traurig aus. Ist was mit Baldur?“
„Hallo, meine Liebe. Ich war in Gedanken und habe nicht bemerkt, wie es plötzlich dunkel geworden ist. Christoph war vorhin hier und machte so komische Andeutungen.“
„Was hat er denn gesagt?
„Er druckste ein wenig herum, meinte nur ich solle mir keine Sorgen machen und es wäre nicht so schlimm. Marie, ich mache mir große Sorgen um Deinen Bruder.“
Marie kam auf mich zu, sie bemerkt wohl, dass es mir gerade nicht so gut ging, und nahm mich in den Arm.
„Papa, Baldur kann sehr gut auf sich aufpassen. Das renkt sich bestimmt alles wieder ein, wirst schon sehen.“
Es war schon spät geworden, als Baldur endlich nach Hause kam. Er wirkte nicht gerade fröhlich, als ich ihn auf den Besuch von Christoph und den Anruf seines Trainers ansprach. Er wiegelte nur gereizt ab und verschwand auf sein Zimmer.
*-*-*
Die nächsten Tage und Wochen verliefen ähnlich. Es war bereits Mitte Dezember, in den Geschäften und der Innenstadt war ‚Alle Jahre wieder‘ alles auf das bevorstehende Fest fokussiert.
Überall roch es nach diesen kulinarischen Sachen, die einem normalerweise schöne Gedanken und eine gewisse Vorfreude bescherten. Daran verschwendete ich allerdings keinen Gedanken, denn schließlich stand der erste Todestag von Susanne kurz bevor.
Mit meinen Kindern hatte ich darüber noch nicht geredet und traute mich auch nicht so recht, sie darauf hin anzusprechen: Zu sehr trauerte ich meiner Frau noch nach. Wie mag es wohl in meinen Kindern vorgehen, wenn ich sie schon unheimlich vermisse?
Wieder kam eine Beklemmung in mir auf. Sollte ich mir doch mal professionelle Hilfe holen, wie es mir schon meine Mutter vorgeschlagen hatte? Zuerst wiegelte ich vehement ab, da für mich immer noch Psychiater oder Therapeuten eher negativ behaftet waren.
Das war natürlich Unsinn, aber ich wollte das erst mal selbst versuchen und in den Griff bekommen. Zudem waren ja auch noch meine und Susannes Eltern da, die mich jederzeit wunderbar unterstützten. Für mich war der Begriff der ‚bösen Schwiegermutter‘ nie präsent, da ich mich immer gut mit meiner eigenen verstand.
Baldur wollte nicht mit mir reden, er wiegelte immer gleich ab, wenn ich ihn ansprach. Auch Marie war mit ihrem Latein am Ende. Ok, sie war halt zwei Jahre jünger und verstand das alles nicht so richtig.
Nur, dass es Baldur schlecht ging bemerkte sie sofort. Sie versuchte halt auf ihrer Art, ihn aus der Reserve zu locken, trotzdem scheiterte sie – genauso wie ich – an seinem Dickschädel. Beim Abendessen tastete ich mich langsam vor und sprach beide auf den morgigen Todestag ihrer Mutter an.
Keiner sagte ein Ton, nur die alte Standuhr im Wohnzimmer gab ihr gleichmäßiges Ticken von sich.
„Wir könnten gegen Mittag zum Friedhof gehen. Da ist es schon wesentlich ruhiger auf den Straßen, weil sich alle auf das bevorstehende Fest vorbereiten.“
Marie lächelte mich gequält dabei an. Ich sah ihre aufkommende Traurigkeit, griff über den Tisch nach ihrer Hand und streichelte sie zärtlich. Baldur saß nur stumm da und blickte auf seinen Teller.
„Baldur, möchtest Du morgen mit uns kommen? Mama würde sich bestimmt freuen.“
Baldur fing an zu zittern und ich bemerkte, wie Tränen auf den vor ihm stehenden Teller tropften. Mit einem gewaltigen Rumpeln sprang Baldur auf, während der Stuhl krachend umfiel.
„MAMA IST TOT“ schrie er in meine Richtung und stürmte aus der Küche.
Ich weiß nicht, wie lange Marie und ich noch stumm am Küchentisch saßen. Wir blickten uns nur an und hatten beide Tränen in den Augen. Dann stand Marie langsam auf, umrundete den Tisch und fiel mir laut schluchzend in die Arme.
Den ganzen Abend bekamen wir Baldur nicht mehr zu Gesicht. Aus seinem Zimmer drang nur laute Musik. Ich versuchte mehrmals, zu ihm durch zu dringen, hatte aber keinen Erfolg. Es tat mir weh, ihn so leiden zu sehen.
Ich hatte versagt. Im Neuen Jahr nahm ich mir vor, einen Therapeuten zu suchen, der uns helfen sollte. Der nächste Morgen begann für mich mit gemischten Gefühlen. Draußen war es noch dunkel und ich vermied es das Radio anzuschalten, weil es eh heute den ganzen Tag nur dieses Festtagsgedudel gab.
Langsam ging ich Richtung Bad und horchte an Baldurs Zimmertür, doch da war nichts zu hören. Einmal tief aufseufzend, schlich ich weiter ins Bad. Nach ausgiebigem Duschen und Rasieren ging ich in die Küche und machte mir einen Kaffee.
Die Tasse voll mit dem koffeinhaltigen Heißgetränk setzte ich mich an den Tisch und fing wieder an zu grübeln. Wie wird der heutige Tag wohl werden? Gott sei Dank haben sich meine Eltern und die Schwiegereltern zum Besuch angekündigt.
Wie mir meine Mutter sagte, hatten sie sich telefonisch kurzgeschlossen und wollten heute für die Kinder und mich kochen. Vielleicht war ja ein bisschen Gewusel in der Bude ganz hilfreich, das sorgte sicher für ein wenig Ablenkung.
Lange saß ich mit der Tasse in den Händen am Tisch und sinnierte vor mich hin, als plötzlich Baldur in der Tür stand. Er sah aus, als hätte er mehrere Nächte durch gefeiert.
„Moin Großer, magst du einen Kaffee?“
„Mhmmm.“
Ich stand auf, holte einen Becher und füllte ihn mit der braunen Brühe und viel Milch, wie mein Sohn ihn immer mochte. Er nahm dankend die Tasse und setzte sich mir gegenüber an den Tisch.
„Tut mir leid, dass ich gestern so ausgetickt bin. Ich wollte Euch nicht verletzen.“
Ich schaute meinen Sohn an, der bei seiner Entschuldigung die ganze Zeit in seine Tasse blickte.
„Baldur, Du musst Dich nicht für deine Trauer entschuldigen. Es geht uns auch nicht anders dabei. Ok, jeder trauert auf seine Weise, es ist aber wichtig, dass wir immer miteinander sprechen. Ich werde deshalb im neuen Jahr einen Termin bei einem Therapeuten für uns machen. Da wir ja alle noch trauern, ist es wohl besser, wenn wir uns Hilfe von außen holen. Was meinst Du, Baldur?“
„Ich weiß nicht, ich bin doch nur traurig und nicht bekloppt.“
„Baldur, ein Therapeut ist niemand, der denkt, dass Du nicht richtig tickst. Er ist halt darauf spezialisiert, anderen, die ein Problem haben zu helfen, dieses zu verarbeiten. Überlege es Dir mal. Ok?“
„Mhmmm.“
Der Rest des Vormittags verlief unspektakulär. Gegen Mittag kamen dann meine Eltern und brachten ein wenig Leben ins Haus. Baldur hatte sich nach dem gemeinsamen Kaffee wieder auf sein Zimmer zurückgezogen.
Marie freute sich auf ihre Großeltern und wollte mit ihnen gemeinsam das Essen für heute Abend vorbereiten. Kurz nach meinen Eltern kamen dann auch meine Schwiegereltern. Beide wurden von mir herzlichst empfangen.
Sie kamen direkt von Friedhof, und meine Schwiegermutter war noch ganz mitgenommen von dem Gang zum Grab ihrer Tochter.
„Setzt Euch erst mal, ich mach Euch einen Kaffee. Ich will gleich mit den Kindern noch zum Friedhof.“
„Sollen wir Euch begleiten?“
„Nein danke, das ist heute ein Ding von uns dreien. Danke aber für Euer Angebot.“
„Marie, machst Du Dich fertig? Ich schau mal nach Baldur.“
Vor seinem Zimmer angekommen klopfte ich an. Es kam aber keine Reaktion. Auch auf wiederholtes Anklopfen kam keine Antwort. Ich drückte die Türklinke, aber die Tür war abgeschlossen. Komisch, normalerweise verschlossen wir unsere Türen nicht.
Aber da die Situation ohnehin nicht normal war, beließ ich es dabei und fuhr alleine mit Marie zum Friedhof. Während der Fahrt sprach keiner von uns ein Wort. Ich hatte schon am Vortag einen Strauß Sonnenblumen gekauft, das waren Susannes Lieblingsblumen gewesen.
Der Himmel fing an, sich zu verdunkeln, und es roch nach Schnee. Kalter Wind empfing uns auf dem Friedhof, als wir das große schmiedeeiserne Tor durchschritten. Gemeinsam traten wir an das Grab.
Dort brannte ein kleines Licht, und ein bunter Blumenstrauß stand dort in einer Vase. Der musste von ihren Eltern gewesen sein. Ich gab Marie die Sonnenblumen, die ich vorher von ihrem Papier befreit hatte.
Marie stelle sie in die Vase direkt neben dem Stein und strich sanft darüber. Jetzt standen wir beide vor dem Grab und hielten uns fest an der Hand. Ein paar Minuten standen wir beide schweigend da.
Dann fing Marie plötzlich an zu kichern. Leicht verstört blickte ich zu ihr herüber und sah ihr lächelndes Gesicht.
„Weißt Du, woran ich gerade denken muss, Papa?“
„Nein, meine Liebe, erzählst Du es mir?“
„Ich weiß nicht warum, aber muss gerade daran denken, wie Mama mal beim Bügeln den Kopfhörer auf hatte und mit einem Mal von Bryan Adams das Lied ‚Heaven‘ mitsang. Es war so schön, ich machte gerade meine Schulaufgaben und beobachtete sie einfach nur. Als sie mich bemerkte, hörte sie schnell auf. Wir beide mussten dann sehr lachen. Ich vermisse sie so sehr.“
Bei den letzten Worten brach ihre Stimme weg. Ich nahm sie sofort in den Arm. Wir standen noch eine Weile da und hielten uns einfach nur fest. Es hatte gerade angefangen zu schneien, als wir uns langsam wieder auf den Heimweg machten.
Zuhause angekommen roch es schon nach festlichem Essen. Der Tisch war bereits gedeckt. Es lag eine melancholische Stimmung in der Luft.
„Hat Baldur sich schon bei euch gemeldet, oder ist er immer noch in seinem Zimmer?“, fragte ich in die Runde.
„Nein, mein Sohn, ich dachte, er wäre doch noch mit euch mit gefahren.“
Ich drehte mich um, um nach ihm zu sehen. Bei aller Trauer war das dann doch etwas des Guten zu viel. Ich war leicht verstimmt, dass er nicht mal wenigstens aus dem Zimmer kam, um seine Großeltern zu begrüßen.
Ich klopfte an seine Tür und bekam wieder keine Antwort. Dann drückte ich die Klinke, und dieses Mal war sie nicht verschlossen. Ich machte Licht, aber kein Baldur zu sehen. Auf den Weg zurück in die Küche fragte ich die anderen, ob sie etwas bemerkt hätten – doch Fehlanzeige.
Ich fing an mir Sorgen zu machen. Draußen war es mittlerweile dunkel geworden und es schneite immer heftiger. An der Garderobe fehlte seine Jacke, auch seine Schuhe waren nicht da.
Er war also unterwegs. Ich versuchte, ihn auf seinem Handy zu erreichen, aber da war nur seine Mailbox eingeschaltet. Dann fing ich an, mir richtig Sorgen zu machen. Nach einigen Grübeleien kam mir Christoph in den Sinn.
Ich ging zum Kühlschrank. Dort hing eine Liste mit allen Spielern aus Baldurs Fußballmannschaft. Ich nahm mein Handy und wählte Christophs Nummer.
„Ja, hallo, hier ist der Vater von Baldur Müller. Entschuldigen Sie die Störung, ich weiß, dass es ein ungünstiger Moment ist, aber es ist sehr wichtig. Könnte ich bitte ihren Sohn Christoph sprechen? Es geht um meinen Sohn, der ist verschwunden. Ja danke, ich warte…“
„Hallo Christoph, entschuldige die Störung, Baldur ist verschwunden, und ich vermute, dass es auch etwas mit dem Vorfall nach dem Training zu tun hat. Bitte erzähl mir, was damals passiert ist.“
„Ich weiß nicht, ob es richtig ist, hinter seinem Rücken etwas zu erzählen, was eventuell nicht stimmt….. Also, wir waren nach dem Training am Duschen, als Hans plötzlich anfing zu pöbeln. Er behauptete, dass Baldur ihm immer auf den Pimmel gucken würde. Dann bemerkten wir, dass Baldur einen Steifen hatte. Wir fingen alle an, uns über ihn lustig zu machen. Hans schubste Baldur sogar und drohte ihm Schläge an. Einige machten bei den weiteren Pöbeleien mit. Ich traute mich wegen der aufgeheizten Situation nicht, mich einzumischen. Baldur verließ panisch die Dusche und war, als wir dann fertig geduscht hatten, bereits verschwunden. Ich habe mich für mein Verhalten geschämt, deshalb war ich ja vor kurzem bei ihnen, um mich bei Baldur dafür zu entschuldigen.“
„Ich danke Dir erst mal, Christoph. Ich melde mich in den nächsten Tagen noch mal bei Dir. Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute zum Fest, und entschuldige nochmals die Störung.“
„Herr Müller, wenn Baldur wieder da ist, sagen Sie ihm bitte, dass es mir sehr leid tut, dass ich nicht zu ihm gestanden habe. Ich wünsche Ihnen ebenfalls alles Gute.“
Sollte Baldur schwul sein? Ist das der Grund für seine Niedergeschlagenheit? Warum habe ich nichts bemerkt? Warum hat er kein Vertrauen zu mir? Ich musste jetzt aktiv werden. Die Jacke anziehend machte ich mich, nachdem ich den anderen Bescheid gesagt hatte, auf den Weg nach draußen.
Wo könnte sich Baldur aufhalten? Ich stieg ins Auto und machte mich auf den Weg. Wo sollte ich suchen? Ich fuhr zu seiner Schule. Dort taperte ich einmal kurz über das Gelände und merkte dann schnell, dass er nicht hier sein konnte, da die Spuren im Schnee nur meine eigenen waren.
Dann kam mir der Sportplatz in den Sinn. Dort wurde er schließlich von seinen Sportkameraden gedemütigt. Ich bekam bei den Gedanken daran eine große Wut auf seine Mitspieler.
Wie konnte man so etwas einem Freund und Mitspieler nur antun? Waren die in dem Alter nicht schon alt genug, dass sie wussten, was sie mit einer solchen Aktion anrichten? Am Vereinsheim angekommen, stieg ich aus.
Bis auf die Notbeleuchtung lag der Platz so friedlich da. Der Schnee hatte ihn in eine weiße Märchenwelt gehüllt. Mir kamen wieder die Tränen. Nichts deutete darauf hin, dass Baldur hier ein für ihn negatives Erlebnis erlitten hatte.
Aufgeregt ging ich das Gelände ab. Aber auch hier war von Baldur nichts zu sehen. Resigniert stieg ich wieder ins Auto. Ich spürte die Kälte in mir aufsteigen. Wo konnte Baldur nur sein? Ein kurzer Anruf zu Hause ließ meine Stimmung weiter sinken.
Dort war er noch nicht wieder aufgetaucht. Dann startete ich wieder das Auto und fuhr los. Irgendwas lenkte mich durch die dunkle Stadt. Ich steuerte wahllos durch die Straßen, die noch im jungfräulichen Weiß da lagen.
Ehe ich mich versah, kam ich am großen schmiedeeisernen Tor des Friedhofs zum Stehen, das leicht offen stand. In der Ferne sah man vereinzelnd kleine Lichter flackern. Wie in Trance stieg ich aus, schnappte mir noch geistesgegenwärtig die Taschenlampe und lief schnellen Schrittes auf den Friedhof.
Im Dunkeln konnte ich trotz meiner Funzel nicht viel sehen. Was bei Tageslicht schnell und zügig ging, war bei Dunkelheit um ein vielfaches schwerer. Das einzige Geräusch, das ich hier vernahm, waren meine knirschenden Schritte im Schnee.
Irgendwo musste das Grab von Susanne sein. Im Licht meiner Taschenlampe erblickte ich zuerst die mit Schnee bedeckten Sonnenblumen, daneben einen mit Schnee bedeckten Erdhaufen. Erdhaufen?
Ich ging langsam näher und bemerkte, dass es sich um eine zusammengekauerte Person handeln musste, denn ein Erdhaufen würde sich ja nicht einfach so bewegen.
„Baldur? Baldur!“
Ich war so glücklich, dass ich ihn endlich gefunden hatte. Dann packte ich ihn und bemerkte dabei, dass er völlig durchnässt war. Er zitterte am ganzen Körper und blickte mich ängstlich mit seinen rot unterlaufenden Augen an.
„Was machst Du denn für Sachen? Wir machen uns große Sorgen um Dich. Du kannst doch nicht so einfach weglaufen.“
Baldur blickte nur starr in meine Richtung. Ich legte die Taschenlampe ab und legte meine Hände an seine Wangen. Er war eiskalt. Dann packte ich ihn und versuchte ihn hochzuziehen. Nur widerwillig machte er mit.
Schnell zog ich ihm die nasse Jacke aus und packte ihn in meine eigene. Die Kälte spürte nicht mehr. Dann nahm ich die Taschenlampe, steckte sie ein, nahm meinen Sohn auf den Arm und wir verließen das Gelände.
Der Schnee ließ die Umgebung ein wenig heller erscheinen, so kamen wir schnell zum Auto. Ich packte ihn vorsichtig auf den Beifahrersitz und fuhr so – schnell es die Witterung zuließ – ins Krankenhaus.
Dort war zum Glück nicht so viel los. Schnell kümmerten sich ein Arzt und zwei Schwestern um Baldur. Ich begriff jetzt endlich, dass er in Sicherheit war, sank auf einem Stuhl zusammen und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
Nach einiger Zeit spürte ich eine Hand vorsichtig über meine Schulter streichen. Eine der Schwestern hatte mir einen Kaffee gemacht und sagte mir, dass mit Baldur soweit alles in Ordnung sei.
Der Arzt ergänzte später, dass Baldur nur leicht unterkühlt war. Es wurden auch keine Drogen oder ähnliches gefunden. Er sollte nur ein paar Tage zur Beobachtung in der Klinik bleiben. Ich schickte ein Stoßgebet gen Himmel, denn ich war mir sicher, dass Susanne mich durch die Straßen zum Friedhof geführt hatte.
Endlich konnte ich auch zu Hause anrufen, um die erfolgreiche Suche und das gute Ende der Aktion mitzuteilen. Nach dem ersten Klingeln war bereits Marie an der Strippe. Ich sagte ihr, dass alles ok war und ihr Bruder nur ein paar Tage zur Beobachtung wegen seiner Unterkühlung im Krankenhaus bleiben musste.
Da fing sie an zu schluchzen, ich spürte, wie auch ihr ein Stein vom Herzen plumpste. Meine Mutter wollte sofort alles wissen, doch ich vertröstete sie mit dem Hinweis, dass ich in einer Stunde zu Hause wäre und dann alles genau erzählen würde.
Dann ging ich noch, mit dem Einverständnis des Arztes, zu Baldur ins Zimmer. Er lag dort friedlich und schlief. Man hatte ihm ein leichtes Schlafmittel verabreicht, damit er in Ruhe seine Unterkühlung auskurieren konnte.
Leise setzte ich mich an sein Bett, strich ihm sanft durch seine blonden Locken und glaubte, ein kurzes Lächeln in seinem Gesicht zu sehen. Dann küsste ich ihn auf die Stirn und flüsterte, dass ich ihn morgen früh wieder besuchen komme, und verließ das Krankenhaus.
Zu Hause angekommen nahmen wir uns erst mal alle in den Arm. Es dauerte eine Weile, bis wir alle ein wenig wieder heruntergekommen waren. Die Frauen machten die inzwischen kalten Speisen wieder warm, denn keiner hatte so recht Lust aufs Essen gehabt, während niemand wusste, was mit Baldur los war.
Ich erzählte dann beim Festmahl alles, abgesehen vom Telefongespräch mit Christoph. Alle hörten mir gespannt zu und wollten dann am nächsten Tag ins Krankenhaus zu Baldur.
„Nein, meine Lieben, Baldur braucht erst mal Ruhe. Ich werde ihn alleine besuchen und nach ihm schauen.“
Einwände der Großeltern und Maries ließ ich nicht gelten. Er brauchte jetzt Ruhe, um auch selbst mit seiner Situation umgehen zu können. Wir saßen noch lange an diesem 24.12. zusammen und erzählten uns Geschichten von früher, als noch alles ‚Heile Welt‘ war.
Trotz des Schmerzes an mancher Stelle tat es gut, auch mal wieder ein wenig zu lachen.
*-*-*
Am folgenden Tag machte ich mich früh auf den Weg ins Krankenhaus. Wie sollte ich meinem Sohn gegenüber treten? Sollte ich ihn direkt auf die Geschehnisse von gestern ansprechen?
Sollte er von sich aus anfangen zu reden? Fragen über Fragen, aber meist kommt es ohnehin anders als man denkt. Ich betrat das Krankenhaus und ging auf direktem Wege auf die Station. Dort meldete ich mich im Schwesternzimmer, um meinen Besuch anzukündigen.
„Guten Morgen Herr Müller, Sie können direkt zu ihrem Sohn aufs Zimmer. Er hatte eine ruhige Nacht. Unser Pflegeschüler Fokke ist gerade bei ihm.“
„Fokke? Ist das ein Nickname für Volker, oder so?“
„Nein, der heißt wirklich so, mit Doppel k. Darauf legt Fokke großen Wert“, lächelte mich die Schwester an.
„Oh, gut zu wissen. Danke“, lächelte ich zurück und machte mich auf den Weg zu Baldurs Zimmer.
Ich klopfte an und wartete auf ein Rufen. Obwohl ich keinen Laut vernahm, öffnete ich langsam die Tür. Ich sah Baldur lächelnd in seinem Bett liegen und sich angeregt mit diesem Fokke unterhalten.
Ich hielt inne und beobachtete meinen Sohn. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich nicht glauben, dass es den gestrigen Tag gegeben hätte. Die beiden schienen sich bestens zu verstehen.
Sollte Baldur tatsächlich…? Ich räusperte mich, als ich die Tür weiter öffnete.
„Oh Papa…“, kam es ein wenig gequält von Baldur.
„Hallo mein Sohn, schön, dass es Dir schon wieder besser geht. Und Du musst Fokke mit Doppel k sein.“
„Äh, ja ….. der bin ich.“ stotterte der sichtlich überraschte Pflegeschüler.
„Ich .. ich lass Sie dann mal alleine. Bis später, Baldur.“
Ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Baldur saß mit rotem Kopf vor mir in seinem Bett und knetete nervös die Bettdecke. Ich nahm ihn zur Begrüßung erst einmal in den Arm.
„Ich soll Dir von allen ganz liebe Grüße ausrichten. Eigentlich wollten sie alle mitkommen, aber Du sollst dich erst mal richtig ausruhen. Kannst Du Dich denn an gestern erinnern?“
„Nicht wirklich, ich weiß nur noch, dass im Zimmer saß und die Stimmen von Oma und Opa hörte, mir war aber nicht nach Konversation, also setzte ich mir den Kopfhörer auf und hörte ein wenig die Beatsteaks. Als ich dann das schöne Essen roch, musste ich einfach raus. Ohne Mama war das einfach nicht mehr dasselbe. So bin ich dann planlos durch die Straßen gelaufen und mit einem Mal stand ich vor ihrem Grab.“
Baldur fing an zu weinen. Ich setzte mich zu ihm aufs Bett und nahm ihn in den Arm. Er krallte sich nahezu an mir fest, so dass es schon ein wenig weh tat. Ihn nur über den Rücken streichelnd saßen wir eine lange Zeit nur da, bis er sich wieder beruhigt hatte.
Als wir uns dann lösten, gab ich ihm ein Taschentuch. Nach dem Baldur sich ausgiebig geschnäuzt hatte, fing er an zu erzählen.
„Fokke meint, ich solle Dir die ganze Geschichte erzählen, damit Du vielleicht verstehst, was los ist. So vor drei Jahren habe ich bemerkt, dass ich Jungs irgendwie interessanter fand als die Mädchen.
Es war zwar komisch, aber ich machte mir nichts daraus. Ich dachte, das läge daran, dass ich im Schulsport und im Verein immer nur mit Jungs geduscht hatte und daher noch nie ein nacktes Mädchen gesehen hatte.
Ich meine so in Echt. Erinnerst du dich an Sören in unserem Sommerurlaub an der Nordsee? Er war der erste Junge, den ich geküsst hatte. Ich glaube, ich hatte mich in ihn verliebt, aber er erzählte mir, dass er in Kopenhagen einen Freund hätte.
Trotzdem war ich ein wenig traurig, als er dann wieder abreiste. Und dann, beim letzten Training vor dem Pokalspiel war ich aufgeregt, da mich unser Trainer für die Startelf nominiert hatte.
Ich weiß nicht wieso, aber ich schaute beim Duschen mal wieder zu lange hin, und bemerkte nicht …. wie, na ja … wie ich einen Steifen bekam. Hans bemerkte das und fing gleich, an sich lustig zu machen, und nannte mich Schwuchtel…“
Baldur fing wieder an zu weinen. Ich nahm ich wieder in den Arm und er erzählte dann weiter.
„… und dann schubste er mich auch noch und drohte mir Schläge an. Einige Jungs machten auch noch mit. Die anderen drehten sich um oder taten so, als sein nichts. Da bekam ich Panik und bin aus der Dusche gerannt, habe mich schnell abgetrocknet und angezogen. Ich wollte so schnell als möglich dort weg.“
„Warum hast Du mir denn nichts von Deinen Gefühlen erzählt? Das hättest Du doch nicht alleine mit Dir ausmachen müssen.“
„Ich wollte Euch das damals sagen, aber dann kam die Krankheit von Mama und ich wollte Euch nicht mit meinen Problemen belasten.“
Jetzt war es an mir, mit den Tränen zu kämpfen. Es tat mir weh, dass er aus Rücksicht auf seine kranke Mutter seine Gefühle so lange für sich behielt und mit niemandem darüber sprach. Sofort nahm ich ihn wieder in den Arm.
„Egal, wen du liebst oder wer dich liebt. Solange Du damit glücklich bist, bin ich es auch. Und Deine Mutter wäre stolz auf dich. Quatsch, sie IST stolz auf Dich, so wie Du bist, sonst hätte sie mich gestern nicht zum Friedhof geführt … ich will gar nicht daran denken, was dann passiert wäre.“
„Du meinst, Mama hat Dir ein Zeichen gegeben, um mir das Leben zu retten?“
„Ja, mein Sohn, davon bin ich fest überzeugt.“
Es war mittlerweile Mittag geworden, auf jeden Fall stand plötzlich wieder Fokke leicht verlegen mit einem Tablett in der Tür.
„Hallo Baldur, hier kommt dein ‚Essen auf Füßen‘. Leider fehlen mir zum ‚Essen auf Rädern‘ die Inliner. Die sind hier auf der Station verboten. Wünsche dir einen guten Appetit. Es ist heute ein richtiges Festessen mit Schokopudding zum Nachtisch.“
Ich bemerkte sofort, wie Baldur diesen Fokke genau musterte und ihn schüchtern anlächelte, während dieser dabei vorsichtig das Tablett auf den dafür vorgesehenen Tisch abstellte.
„Lass es dir gut schmecken und wenn du noch einen Schokopudding möchtest, lass es mich wissen.“
Wenn ich es nicht besser wüsste, glaubte ich ein funkeln in den Augen beider Jungs bemerkt zu haben. Bahnte sich da was zwischen den beiden an? Als Baldur mit dem Mittagessen beschäftigt war, verabschiedete ich mich mit dem Hinweis, am Nachmittag noch mal vorbeizuschauen.
Zuhause wurde ich von Marie und den Großeltern sehnsüchtig erwartet. Als ich die fünf an der Tür stehen sah, konnte ich mein ernstes Pokerface nicht mehr aufrechthalten und musste einfach drauf los lachen.
In diesem Moment fiel eine große Anspannung von mir ab. Jetzt wurde erst einmal gegessen und dabei musste ich ausführlich über Baldurs Zustand berichten. Ich ließ auch dieses Mal einige Details außen vor.
Baldur sollte selbst entscheiden, wem und vor allem ob er jemandem von seinem ‚Coming out‘ berichten wollte. Dass er es sowieso irgendwann der restlichen Familie erzählen wird, war mir völlig klar.
Marie war völlig aus dem Häuschen vor Freude und wollte am Nachmittag ihren Bruder unbedingt besuchen. Sie ließ meine Einwände, dass er noch Ruhe bräuchte, dieses Mal nicht gelten.
Wieder im Krankenhaus gingen wir beide auf die Station und ich klopfte an. Aber dieses Mal öffnete ich die Tür, ohne auf eine Antwort zu warten. Fokke saß mit dem Rücken zu uns auf Baldurs Bett und unterhielt sich angeregt mit ihm.
Ich bemerkte, wie ihre Hände ohne Unterlass miteinander spielten. Als ich mich räusperte, rutschte Fokke vor Schreck vom Bett und knallte unsanft auf den Boden. Baldur, der mich jetzt ebenfalls bemerkt hatte, blickte zwischen mir und dem am Boden liegenden Pflegeschüler hin und her.
Dann bekam er so einen Lachflash, dass ich schon Angst um seine Gesundheit bekam. Langsam kam jetzt Fokke hinter dem Bett wieder zum Vorschein. Er machte ein so blödes Gesicht dabei, dass Baldur jetzt auch noch die Tränen kam und sich den Bauch halten musste.
Dann fingen wir – angesteckt von dem quiekenden Gelächter meines Sohnes – ebenfalls an zu lachen. Es war schön, meinen Sohn wieder so lachen zu sehen. Lange hatte es gedauert, aber jetzt glaubte ich den Bann gebrochen zu wissen – Dank Fokke.
Und so wurde es noch ein sehr schöner Nachmittag bei Baldur. Fokke meinte nur, er müsste sich in Zukunft wohl Schutzkleidung und einen Helm zulegen, um sich nicht ernsthaft zu verletzen, wenn er Baldur mal wieder zum Lachen bringen wollte.
Auch Marie verstand sich prächtig mit Fokke. Auf ihre Nachfrage, woher sein Name komme, meinte er nur, dass seine Großeltern aus Ostfriesland stammten, der Name aus dieser Region komme und er wirklich Fokke hieße.
Er erzählte dann, dass er so eben seinen Hauptschulabschluss geschafft hatte und dass er viel lieber arbeitete, als weiter zur Schule zu gehen. Es machte ihm großen Spaß, anderen Menschen zu helfen.
Bei dieser Aussage blickte er intensiv zu Baldur, der nur verschämt rot werdend auf seine Bettdecke schaute. Als wir uns später verabschiedeten, ging ich noch kurz ins Schwesternzimmer, um mich zu erkundigen, wann Baldur denn entlassen werden konnte.
Dabei bekam ich mit, das Fokke seinen morgigen freien Tag mit seiner Kollegin getauscht hatte, was mir deutlich zu verstehen gab, dass sich da was anbandelte. Mir war der Fokke mit den zwei k’s schon sehr ans Herz gewachsen.
Auf dem Heimweg fragte mich Marie, ob mir an Baldurs Verhalten etwas aufgefallen sei. Ich tat ein wenig ahnungslos, als Marie mit – ein wenig um den heißen Brei herum redend – gestand, dass sie glaubte, ihr Bruder sei schwul.
„Würdest du es schlimm finden, wenn er es wäre?“
„Ich finde Fokke Klasse, und wenn er nicht der Freund von Baldur wird, kralle ich ihn mir. Aber ich denke, dass ich bei dem keine Chance habe. Ich freue mich für meinen Bruder. Endlich lacht er mal wieder, so wie früher.“
„Ja, die beiden würden wirklich gut zusammenpassen. Und vorhin am Schwesternzimmer, habe ich mitbekommen, dass Fokke extra seinen Dienst getauscht hat, damit er morgen wieder bei Baldur sein kann“, fügte ich Maries Aussage noch hinzu.
Wir lachten beide und freuten uns für Baldur. Am Abend klickte ich mich, bei einem Glas Wein, ein wenig durchs Internet und kam durch Zufall auf eine Seite Namens ‚Nickstories‘. Die dort veröffentlichten Geschichten waren mehrheitlich von Jungs geschrieben und handelten meistens vom ‚Coming out‘ und der ersten Liebe.
Ich las mehrere von denen in dieser Nacht, und so langsam begriff ich, was Baldur in der letzten Zeit hatte durchmachen müssen. Alle Geschichten waren sehr schön geschrieben und hatten nach meinem Gefühl viel Biographisches.
Was durchlebt wohl ein junger Mensch, wenn er bemerkt, dass er anders tickt als seine Altersgenossen? Sie haben niemanden, und nur sehr langsam begreifen sie ihre Entwicklung. Wenn sie dann ein starkes Selbstbewusstsein haben, vertrauen sie sich einer Person an, von der sie glauben, dass die sie versteht.
Wenn dann aber, wie bei Baldur, die heile Welt wie durch den Tod der Mutter, plötzlich aus den Fugen gerät, wem vertrauen sie sich dann an? Hätte ich, als sein Vater, es bemerken müssen?
Kann ein Vater das überhaupt bemerken? Man sagt ja, dass die Mutter immer einen besseren Draht zu ihren Kindern hat. Wie schlimm muss es sein, wenn diese dann nicht mehr da ist. Ich machte in dieser Nacht kein Auge zu und wäre am liebsten zu Baldur ins Krankenhaus gefahren, hätte ihn einfach in den Arm genommen und nie mehr losgelassen.
Marie nahm die Situation recht locker auf und freute sich für ihren Bruder. Das nahm mir eine große Last. Ich muss sagen, dass ich mächtig stolz auf meine Tochter war. Sie hatte viel von Susanne, und genau das tröstete mich immer wieder, wenn ich mal durchhing.
Dieses Lachen war mir, als Susanne noch lebte, nicht so richtig aufgefallen. Ich bemerkte es schon, aber wie es das ihrer Mutter glich, nahm ich erst viel später wahr.
*-*-*
Am nächsten Tag machte ich mich wieder auf den Weg ins Krankenhaus. Dort unterhielt ich mich mit dem behandelnden Arzt, als Fokke des Weges kam.
„Sag mal, Fokke, hast du nicht heute frei?“ entgegnete ihm der Arzt.
„Äh, ja, aber ich habe mit Gabriele getauscht. Sie hat über die Feiertage überraschend Besuch bekommen “ antwortete Fokke, mich dabei mit einem rot werdenden Gesicht anschauend.
Ich hatte Schwierigkeiten, nicht loszulachen. Ich wusste ja, dass es vermutlich nur wegen Baldur war. Später sprach ich ihn unter vier Augen darauf an.
„Fokke, kann es sein, dass du dem Arzt nicht die ganze Wahrheit gesagt hast? Gabriele hat doch nicht wirklich überraschend Besuch bekommen, oder?“
„Äh, na ja, …. ok, ich will Sie nicht auch noch anlügen. Ich musste Gabriele bitten, mit mir zu tauschen. Ich wollte ….. na ja, wie soll ich das sagen, …..“
„Es ist wegen Baldur, nicht wahr?“
Fokke wurde rot und sichtlich nervös. Ich legte ihn meine Hand beruhigend auf seine Schulter. Als er sich dann beruhigte, flüsterte er kaum hörbar:
„Ja, das stimmt, es ist wegen Baldur. Ich habe mich verliebt, und ich glaube er fühlt genauso. Ich … ich habe Angst, dass wenn ich nach meinem freien Tag wieder komme, er schon entlassen ist, bevor ich ihn gefragt habe. Morgen wollte ich ihm meine Liebe gestehen.“
Er schaute mich jetzt wie ein kleiner Junge an, der eine Dummheit gemacht hat und auf seine Bestrafung wartet.
„Fokke, ob Baldur Deine Liebe erwidert, kann ich Dir nicht sagen. Aber wenn er ‚Ja‘ sagt, solltest Du wissen, dass Du jederzeit bei uns willkommen bist. Der Arzt sagte mir, dass mein Sohn am 28. entlassen wird, Du hättest also ruhig frei nehmen können“, zwinkerte ich ihm lächelnd zu.
„Danke, Herr Müller. Wissen Sie, meine Eltern haben große Probleme mit meinem Schwul sein. Deswegen lebe ich auch in einer WG. Ich finde es toll, dass Sie da wesentlich toleranter sind. Baldur ist zu Recht sehr stolz auf sie.“
Das tat gut zu hören, dass mein Sohn große Stücke auf seinen ‚Alten‘ hielt. Am nächsten Tag gingen wir alle ins Krankenhaus zu Baldur. Seine Großeltern ließen es sich nicht nehmen, ihm ebenfalls ihre Aufwartung zu machen.
Meine Mutter hat deswegen extra seinen Lieblingskuchen gebacken: Altdeutscher Apfelkuchen. Baldur war begeistert, als wir alle in seinem Zimmer auftauchten. Nach anfänglichem Smalltalk ergriff Baldur recht nervös das Wort.
Er blickt zu mir, und ich gab ihm mit einem leichten Nicken zu verstehen, dass ich wusste, was jetzt kommen würde.
„In der letzten Zeit ging es mir nicht so gut. Es lag sicherlich in erster Linie an Mamas Tod…“
Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter, um ihm damit ein wenig Sicherheit zu vermitteln.
„… aber es gibt da noch eine Sache, die mich schon lange beschäftigt und die mich anfänglich sehr verwirrt hat. Ich weiß nicht, wie Ihr dazu steht, aber ich bin mir jetzt sicher. Ich … ich bin schwul.“
Schweigen im Walde. Alle blickten Baldur an, als hätte er in einer ihnen fremden Sprache gesprochen.
„Na, und? Das kommt in den besten Familien vor. Hape Kerkeling ist auch schwul, und den finde ich toll.“
„Und der Bürgermeister von Berlin ist es auch. Arm und sexy. Also Berlin, nicht der Bürgermeister. Und sexy bist du auch mein Lieber. Gibt es denn schon jemanden, der dir den Kopf verdreht hat?“
Omas Sprüche lockerten definitiv die Stimmung und die anfängliche Unsicherheit war im Nu verflogen. Es wurde viel gelacht.
Marie meinte nur ganz trocken: „Ich find’s geil, einen schwulen Bruder zu haben.“
Mitten in den Konversationen öffnete sich die Tür und ein erstaunter Fokke lugte in den Raum. Er wollte sich gerade wieder verziehen, als ich ihn erblickte und ihm zu winkte.
„Fokke!“
Baldur hatte ihn jetzt auch freudig erblickt.
„Darf ich euch Fokke vorstellen. Er lernt hier Krankenpfleger und hat sich auch um mich gekümmert.“
Fokke war es sichtlich unangenehm, dass sich plötzlich so viele Augen neugierig auf ihn richteten und er ungewollt im Mittelpunkt stand.
„Moin.“
Das war auch schon alles, was er verlegen heraus brachte. Mir wurde er von Mal zu Mal sympathischer. Ich hoffte ja, dass aus den beiden ein Paar werden würde. Mein Sohn hätte einen so lieben Menschen wirklich verdient.
Nach der langen Zeit der Trauer hatte er endlich mal wieder ein wenig Glück verdient.
„Ähm, Fokke ist mein Freund.“ sprach Baldur erfreut, strahlte ihn an, griff nach seiner Hand, um ihn mit einem Ruck an sich zu ziehen und ihm ein Kuss auf die Wange schmatzte.
Ja, schmatzte, denn jeder im Raum sollte es nicht nur sehen, sondern auch hören. Spontan brandete Jubel auf, und Fokke wurde sofort von seinen Schwiegergroßeltern in Beschlag genommen und mit Fragen gelöchert.
Natürlich musste er auch vom Apfelkuchen meiner Mutter probieren, und zwar nicht nur ein Stück. Nach einiger Zeit verabschiedeten wir uns wieder, auch unter dem Vorwand, dass Baldur ja morgen endlich entlassen werden würde.
Auch Fokke wurde, sehr zu seiner Überraschung, mit einer freundlichen Umarmung seiner neuen Schwiegergroßmütter verabschiedet. Ich verabschiedete mich von meinem Sohn mit den Worten, dass ich sehr stolz auf ihn sei und er einen sehr guten Geschmack hätte, genau wie seine Mutter.
Wir nahmen uns noch mal in den Arm. Fokke und Baldur sollten jetzt noch ein wenig Zeit für sich haben. Auch bemerkte ich, dass Fokke wohl so große Familienaufläufe nicht gewohnt war.
*-*-*
Am nächsten späten Vormittag fuhr ich alleine in die Klinik, um Baldur endlich nach Hause zu holen. Zuerst sprach ich noch mit dem Arzt, der schon die Entlassungspapiere unterschrieben hatte.
Er sagte mir, dass mit Baldur alles in Ordnung ist und dass er sich noch ein wenig schonen und nicht zu heftig Silvester feiern sollte. Vorsichtig betrat ich Baldurs Zimmer. Er saß dort mit dem Rücken zu mir und mit seiner gepackten Reisetasche neben sich auf seinem Bett, und schaute gedankenverloren aus dem Fenster.
In dem Moment drehte er sich um und sein Lächeln ließ ein wenig nach.
„Ach, Du bist’s. Hallo Papa.“
„Moin, mein Großer. Ja, wen hattest du denn erwartet?“
„Ach, ich dachte, dass Fokke sich verabschieden kommt.“
„Hat er nicht heute frei?“
„Ja, schon.“
„Komm, lass uns gehen, Oma hat das Mittagessen bald fertig. Und du weißt, dass sie Unpünktlichkeit hasst.“
Baldur atmete einmal tief durch, erhob sich vom Bett und nahm seine Reisetasche. Auf der Rückfahrt sprach er kein Wort und schaute nur aus dem Fenster. Ich konzentrierte mich auf den Verkehr und überließ ihn seinen Gedanken.
Zuhause parkte ich den Wagen vor der Haustür und wir stiegen aus. Baldur nahm seine Tasche und ging vor, als sich die Haustür öffnete und ein schwarzer Wuschelkopf herausschaute.
„Ja, wer kommt denn da?“
Die Stimme sprach in einem Ton, wie man eigentlich nur mit einem Hund sprechen würde, (der gerade einen Haufen gemacht hatte). Baldur blickte in dem Moment hoch, erblickte Fokke, ließ seine Tasche fallen und rannte auf ihn zu, um direkt in seine Arme zu fallen.
„Fokke, hier bist Du. Ich dachte, Du würdest mich im Krankenhaus verabschieden. Ich habe Dich so vermisst.“
„Hey, mein Süßer, ich mag keine Verabschiedungen, daher bin ich lieber hierhergekommen, um Dich zu begrüßen. Außerdem haben mich zwei sehr nette Damen zum Essen eingeladen, und da konnte ich schlecht nein sagen.“
Nach dem Essen wollte Baldur Fokke sein Zimmer zeigen. Alle Augen waren auf sie gerichtet. Es sah so niedlich aus, als die beiden rot wurden, weil sie sich ertappt fühlten, da wohl alle am Tisch das Gleiche dachten.
„Ihr spinnt ja.“ sagte Baldur nur grinsend, packte Fokkes Hand und zog ihn hinter sich her.
Ich glaubte, von Fokke noch zu hören, wie er meinte I’ll do my very best‘. Der hat bestimmt zu viel ‚Dinner for one‘ geguckt.
Nach einiger Zeit war von oben laute Musik zu hören. Als alter Scorpions Fan erkannte das Lied sofort. Ich hatte es oft mit Susanne gehört und wir tanzten dann dazu.
You give me your smile
A piece of your heart
You give me the feel I’ve been looking for
You give me your soul
Your innocent love
You are the one I’ve been waiting for
I’ve been waiting for
We’re lost in a kiss
A moment in time
Forever young
Just forever, just forever in love
When you came into my life
It took my breath away
Cause your love has found it’s way
Into my heart.
The Scorpions
Music/Lyric: Rudolf Schenker, James F. Sundah, Titiek Puspa, Klaus Meine
© BMG Rights Management GmbH (Germany)
Ich war wieder glücklich, wusste ich doch, dass es Baldur endlich wieder gut ging. Tief in meinem Herzen wusste ich, dass auch Susanne jetzt lächelnd auf uns herabsah. So hatte ein trauriges Jahr für uns doch noch ein schönes Ende gefunden.
Christoph hatte sich bei Baldur gemeldet, für sein Verhalten in der Umkleide entschuldigt und sich für Baldur gefreut, dass er mit Fokke glücklich war. Nur konnte er ihn nicht dazu überreden, wieder Fußball zu spielen.
Damit hatte Baldur endgültig abgeschlossen. Auch hatte ich für Anfang Februar einen Termin bei einem Therapeuten für Marie, Baldur und mich gemacht. Ich denke, dass ein Gespräch, bei dem jeder über seine Trauer sprechen kann und den anderen damit besser versteht, warum man gerade mal traurig ist, sicher hilfreich ist. Ich glaube, ich werde Marie, Baldur und Fokke nachher mal fragen, ob wir nicht alle zusammen mit einer Party ins neue Jahr starten wollen. Ist doch eine gute Idee, oder?
*-* Ende *-*
3 Kommentare
Eine sehr schöne Story, die mich auch an manchen Stellen zu Tränen gerührt hat.
Liebe Grüße
Klaus
Hallo Andy,
danke für das Lob. Die Story ist hart, aber so kommt das kleine Happy-End besser. Ich schreibe wie es mir gerade aus dem Kopf durch die Finger in den Laptop fließt. Manchmal kann das Leben echt hart sein, umso schöner wenn es dann doch noch sowas wie ein Happy-End oder besser gesagt eine „Gute Wendung“ gibt. Denn für den Baldur beginnt das Leben ja erst jetzt so richtig.
Wünsche Dir und auch allen anderen ein gesundes und vor allem friedliches 2016.
Liebe Grüße aus Berlin
Joachim
Hallo Joachim, das ist eine sehr gelungene Storie, wenn teilweise auch recht harte Kost, aber mit schönem Happyend. Würde mich freuen, wenn du noch öfter so gelungene Stories veröffentlichst.
Ich wünsche dir schöne Feiertage.
VlG Andy