Traumschiff – Teil 59

Noah

Donnerstag , 16.06.07:00

Als sie zum Wecken kommen, ist es etwa sieben Uhr. Wieder Janus und Chris und wieder waschen. Hemdchen aus und mit dem Waschlappen den Rücken, Hals und vorsichtig das Gesicht. Dann kommt die Vorderfront, zum Teil blau unterlaufen und der Janus ist sehr vorsichtig an meinen Rippen.

Südpol und Bein, das unverletzte, dann trocken machen, und Hemdchen wieder an. Beim befummeln am Penis und am Sack rührt sich nix, Janus wirkt auf mich absolut nicht anregend und ich habe das gut im Griff. Ich bin gespannt, wie Rolf die Waschung durch Chris meistert, der ja bestimmt gerne Rolfs Pimmel wäscht und den Jungen dabei vielleicht absichtlich in Verlegenheit bringt, in dem er ihn steif macht da unten.
Vielleicht gefällt es Rolf ja auch, was Chris macht, ich denke aber eher nicht, bei Paul wäre das wohl anders.
Solche Gedanken am frühen Morgen, Rolf wird das schon regeln und vielleicht tue ich Chris ja auch unrecht, ihm solche Absichten zu unterstellen.
Nach dem Frühstück wird bald mein Löckchen kommen und ich freu mich drauf. Vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit, dass er mir einen runter holen kann unter der Bettdecke, das wäre doch echt gut für mich. Für ihn kann ich ja leider kaum was tun, aber ich denke, er wird deshalb nicht sauer sein. Ich mache das alles wieder gut, wenn ich erst hier raus bin.
Die Schmerzen sind heute Morgen auch ohne neue Medis ganz gut zu ertragen. Geschlafen habe ich dieses Mal auch schon besser als die Nacht davor. Das Waschen ist beendet, die Betten glatt gezogen und die beiden ziehen weiter. Jetzt kommt bald das Frühstück und ich freu mich auf den Kaffee.

Rolf

Noch bevor die Waschprozedur angefangen hat, habe ich Chris mit den Augen übermittelt, das ich kein Gefummel an meinem Penis haben möchte und er hat meine Blicke wohl auch verstanden und wirklich schnell und ohne Gefummel alles gewaschen.
Trotz dem habe ich an den Mathelehrer gedacht und eventuelle Möglichkeiten einer Spezialwäsche aus meinem Kopfkino verdrängt. Ich will das mit Paul erleben, mit ihm, der mich mag und nicht mit Chris, dem Zivi, nur weil der auch schwul ist.
Der Spruch „Gelegenheit macht Liebe“ ist nicht das, wofür ich mich begeistern kann. Das Privileg des ersten Mal soll, wenn es nach mir geht, nur Paul haben, sowie ich auch bei ihm der Erste sein will, durch und für den er kommt.
Der Gedanke daran baut mir nun doch ein Zelt an den Südpol. Die rechte rutscht unter die Decke, greift nach dem erigierten Penis und schiebt langsam und bedächtig die Vorhaut rauf und runter. Das linke, unverletzte Bein habe ich angewinkelt, so das über meiner Latte ein Hohlraum entstanden ist.
In dem kann ich die Hand von außen unsichtbar, bewegen. Als es anfängt, feucht zu werden und zu flutschen, kommen sie mit dem Frühstück und das Zelt fällt langsam in sich zusammen. Shit, na ja, später ist ja auch noch Zeit und vielleicht kann ja auch Paul ein wenig unter der Decke spielen.
Noah hat so ein leicht wissendes Grinsen auf den Lippen, ob er wohl was mit gekriegt hat? Und wenn, ist mir auch egal, er wird bestimmt auch gern wollen. Rico kann ihm ja helfen dabei, ich stell mich schlafend, wenn der da ist, damit sie sich auch trauen.
Heute Morgen schmeckt die Suppe nach Blumenkohl, allerdings ist bestimmt kein Maggi drin und Salz nur eine Spur. Der Hunger treibt es aber rein und so schlecht schmeckt es ja nun auch wieder nicht.

„Du kannst dir ruhig einen runter holen, Rolf, mich stört das nicht“, sagt Noah plötzlich und ich verschlucke mich fast an der Suppe, kann aber nicht husten.

Als er das mit kriegt, sagt er: „Sorry, das wollte ich jetzt nicht, ist alles OK?“

Ich nicke, mit rotem Kopf und tippe ein: „Was war denn das jetzt?“

Er grinst und sagt: „Die Idee mit dem gesunden Bein eben, die hatte ich auch schon, aber ich habe mich einfach nicht getraut. Du hast angefangen und nur das Frühstück hat dir den Abgang vermasselt, stimmt es?,sei ehrlich.“

„Stimmt“, sende ich, „ich war bald soweit.“

Er lacht und meint dann: „Wie Notgeil man doch wird, wenn man da rum liegt und sich nicht traut. Mach also ruhig, ist doch eigentlich nichts dabei, oder. Ich warte auf Enrico, der macht mir das bestimmt gerne, wenn ich es möchte.“

„Ich werde Paul auch fragen, ob er das macht, wenn er später her kommt“, sende ich rüber und er streckt den Daumen hoch.
Es ist noch nicht abgeräumt, als Enrico kommt und sich zu Noah ans Bett setzt, nach dem sie sich zärtlich geküsst haben. Sie flüstern beide mit einander und Enrico nickt mehrmals dabei. Die Schwester kommt zum Abräumen und sagt, dass die Visite um halb Elf kommt, also noch Zeit genug, etwas Druck ab zu bauen.

Enrico

Noah ist ein bisschen aufgekratzt heute Morgen, finde ich, so als hätte er was vor.

Nach unserem ersten Kuss flüstert er an mein Ohr: „Setz dich an meine gesunde Seite, mit dem Rücken zu Paul.“

Ich schaue ihn erstaunt an und dann schwant mir was.

„Du willst…..“, flüstere ich und werde von seinem Nicken direkt unterbrochen.

„Rolf wird uns nicht stören, er wollte eben schon selber wichsen“, sagt er leise und ich schau automatisch zu Rolf.

Dessen Augen blicken mich an, er grinst mit roten Wangen und er nickt, zu was auch immer. Hier scheinen bereits diverse Vorgespräche statt gefunden zu haben, tolerieren das Wichsen unter der Bettdecke.

„Wohin mit der Sahne?“ flüstere ich an sein Ohr und schau ihn dann an.

„Tempos, in der Schublade, nimm aber genug, es könnte etwas mehr werden nach drei Tagen ohne Entspannung“, sagt er leise.

„Gib Rolf auch ein paar Tempos“, fährt er fort, „ich glaube nicht, das er welche hat. Das ist so eine Marotte meiner Mutter, Tempos immer und überall dabei.“

„Sei froh, du kannst das Sperma ja schlecht mit dem Hemdchen ab putzen, das sieht doch jeder bei der Visite, wenn du da rein gespritzt hast“, sag ich grinsend.

Ich ziehe die Schublade heraus, dort liegen drei Päckchen der weichen Spurenbeseitiger. Eins nehme ich, reiße es auf und halte Rolf die Hälfte hin.

Auf seinen fragenden Blick sage ich: „Für die Sahne, du weißt schon, ich entsorge das dann später im Klo.“

Jetzt ist er doch rot geworden, der Rolf, na ja, er wird morgen erst sechzehn und er ist es wohl auch nicht gewohnt, offen über Sex und über das Tabuthema für viele, onanieren oder wichsen, zu reden. Er nimmt die Tempos aber und schiebt sie auf Höhe des Hinterns unter die Decke.
Ich dreh mich nun um zu Noah und setze mich auf den Stuhl. Er sieht mich erwartungsvoll an und ich schiebe meine Hand unter die Decke. Er ist hart, hammerhart und als ich ihn anfasse seufzt er tief auf. Rolf hinter mit kichert und ein Blick über die Schulter zeigt mir, das er das gesunde Bein angewinkelt hat, um Platz für das Streicheln seiner Latte zu bekommen.
Er wichst sich und ich wichse den Schwanz meines Schätzchens langsam und gefühlvoll, damit er nicht gleich in meine Hand spritzt. Er hat den Kopf zurück gelegt und die Augen geschlossen. All sein Empfinden ruht jetzt in meiner Hand, wobei ruht nicht der richtige Ausdruck ist.
Meine andere Hand spielt mit seinen Eiern, die warm in ihrem weichen Sack durch meine Hand kullern. Er beginnt, zu stöhnen und auch hinter mir werden die Seufzer lauter und lustvoller. Bin kurz gespannt, wer zuerst kommt, konzentriere mich dann aber wieder voll auf ihn und melke ihn gekonnt über die Schwelle. Das Stöhnen, als er kommt ist so geil und ich bin so hart, härter wird nur Beton. Fast schmerzhaft pocht das Blut in meinem Schwanz und nach dem ich ihn abgeputzt habe, gehe ich, die feuchten Tücher mit nehmend, ins Bad.
Dort geht es schnell, Hosen runter und schnell und hart gerieben, die Tücher mit dem Geruch seiner Sahne halte ich an meine Nase. Ich rieche das gern, das macht mich noch geiler. Kurz drauf komm ich stöhnend und spritze ins Waschbecken, eine volle Ladung. Nach dem Beseitigen der Spuren und dem Hände waschen richte ich meine Kleider und geh ins Zimmer zurück.
Rolf ruht mit geschlossenen Augen, das gesunde Bein wieder ausgestreckt und als er mich sieht, reicht er mir seine nun feuchten Tempos zur Entsorgung. Ich gehe zurück ins Bad und entsorge die Tempos in der Toilette, wo auch Noahs Erguss verschwunden ist.
Bevor ich sie rein schmeiße, rieche ich an Rolfs Sperma, jeder riecht etwas anders und fast werde ich wieder steif. Schluss jetzt denke ich, werfe sie in die Schüssel und spüle ab. Noch mal Finger waschen und dann zurück zu den beiden, denen es bestimmt jetzt etwas besser geht, mir ja auch, obwohl ich mich selber wichsen musste.

„So, ihr beiden, ich hoffe, es geht jetzt wieder ein Weilchen, wenn nicht, können wir das vielleicht heute Abend wiederholen.

Paolo schicken wir dann in die Cafeteria“, sag ich lachend und dann zu Rolf, „Paul wird dir bestimmt auch helfen, du wirst sehen, selber wichsen ist nichts dagegen, wenn es dir der Freund macht.“

Das bringt jetzt noch mal Farbe in sein Gesicht, aber er nickt zustimmend. Jungs sind halt nicht so extrem kompliziert, wenn es um Sex geht, erst wenn die große Liebe kommt, dann wird vieles anders und aus mal schnell ficken wird dann etwas viel, viel besseres, wird alles, was froh macht. Man gibt auf einmal gern, um seinen Schatz froh und glücklich zu machen.
Liebe ist schon komplizierter wie Sex, aber Sex, wenn man liebt, ist unvergleichlich. Ich weiß, wovon ich rede, Sex hatte ich schon öfter, Liebe jetzt zum ersten Mal. Es ist Wahnsinn, der Kopf hat nur noch Platz für den einen, der dir plötzlich alles bedeutet, für den du dich zum Affen machen würdest, nur, damit er dich auch liebt.
Noah ist zum wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden. Das war immer Paolo seit ich denken kann, jetzt ist alles anders, gut und sehr schön, auch wenn er jetzt verletzt hier liegt, er ist es, dem mein Herz gehört, der meinen Tagesablauf begleitet, dem meine Gedanken gehören, obwohl ich gerade ein Seelachsfilet oder ein Filetsteak brate.
Er ist immer bei mir, Tag und Nacht und ich glaube fest, dass es bei ihm nicht anders ist, dass er auch so fühlt. Wenn ich ins Zimmer komme, blüht er auf, er strahlt mich an, obwohl es ihm nicht so gut geht, ist sofort gut drauf, wartet auf meine Lippen.
Noch etwa eine halbe Stunde, dann muss ich los aber Paolo fährt mich ja nach Feierabend noch mal her. Vielleicht fahre ich dann mit dem Zug nach Hause, sonst kann ich ja nicht lang bleiben. Mal sehen, was Paul davon hält, oder aber Paolo, wenn er nichts anderes vorhat, bleibt auch länger, so wie gestern. Zu seiner Belohnung koche ich ihm dann zu Hause was Feines.
Ich erzähle von meinem Tag, streichele seine Hand und zwischendurch küssen wir uns. Rolf ist ein bisschen eingenickt, sieht zufrieden aus, trotz Draht im Mund. Ein bisschen Wichsen ab und zu tut gut und trägt bestimmt auch zu einer besseren Heilung bei, auf jeden Fall entspannt es und macht zufrieden. Ich muss grinsen, als ich ihn betrachte.

Jerome

Der letzte Prüfungstag hat mit einer gemeinsamen Dusche begonnen, nach dem ich den Wecker gestern Abend mit Sergejs Einverständnis fünfzehn Minuten früher gestellt habe. Das gegenseitige Flötensolo war deutlich besser, wie die Musik auf Radio Bremen drei, die uns während dem Blasen berieselt hat. Was gibt es Schöneres, als ein befriedigender Blowup am frühen Morgen, da fängt der Tag doch super an.
Mit Kevin im Kombi sind wir nach Bremen gefahren. Wolfi fährt später mit dem Skoda, erst noch bei sich zu Hause vorbei, und dann zur Uni, seine Vorlesung beginnt erst um halb Zehn. Er nimmt Kevin heute am Nachmittag mit zu sich nach Hause, seine Mutter hat sich ein wenig beschwert, das die Beiden so selten dort sind.
Sergej setzt Kevin am Hilton und dann mich an der Schule ab, wo die Prüfung ist und fährt dann selber zu seinem letzten Prüfungsteil. Heute Morgen bin ich einer der letzten, die in den Klassenraum kommen und kurz drauf geht es dann auch los.
Robin, der Ringer, winkt mir einen Gruß zu und ich winke zurück, bevor ich meinen Platz ein nehme. Die Aufgaben sind nicht zu schwierig und ich komme ganz gut voran, ohne groß in Druck zu geraten. Wenn heute alles rum ist für Sergej und mich, dann sind wir froh und können uns auf andere Dinge konzentrieren, vor allem aber wieder befreit und locker miteinander poppen, das war in den letzten Tagen etwas zu kurz gekommen.
Richtig ruhig wird es ja nicht in den nächsten Tagen. Sonntag kommen die Japaner, Montag ist dann die Ausstellungseröffnung und das Wochenende drauf ist ja die große Party im Freien geplant, mal sehen, was bis dahin mit Rolf und Noah ist.
An dem Wochenende kommen auch Sergejs Geschwister, Boris und Marianne zu Besuch. Die bleiben dann solange, bis wir mit dem Schiff nach Dresden fahren werden. Da ist auch noch nicht so ganz klar, wer alles mit kommt oder wer was anderes geplant hat für den Urlaub.
Das muss spätestens am Partywochen ende geklärt werden. Ganz nebenbei läuft ja auch noch die WM, die aber auf Grund anderer Ereignisse etwas in den Hintergrund getreten ist. Übermorgen, am Samstag, einen Tag nach Rolfs Geburtstag spielt Deutschland gegen Serbien, mal sehen, was dabei rauskommt. Das ist wieder so eine unberechenbare Mannschaft, die Serben. Da fällt mir ein, das Sergejs Vater ja auch Serbe ist und Sergej so mit ein Halber.
Bald werden wir seine Familie wiedersehen, zuerst kommen ja zwei seiner Geschwister zu uns und dann fahren wir mit dem Schiff nach Dresden. Heute hat übrigens Denise Geburtstag und wir schicken alle eine SMS, haben wir abgemacht, Geschenke gibt es erst an der Party.
Morgen wollen wir noch Volkers Sachen, Wolfis Freund, der von Oma eine Wohnung gemietet hat, mit seinen Sachen von Bremen nach Bremerhaven umziehen. Da er nur eine Einzimmerwohnung hat, ist das schnell gemacht. Volker hat schon mit seiner Freundin alles in Kartons gepackt und die paar Möbel, das geht bestimmt flott.
Martin holt einen kleinen Lkw mit Bühne und dann schaffen wir das Zeug weg. Sergej, Wolfi und ich helfen Martin. Kai kommt, wenn er Papa in der Firma abgesetzt hat, auch noch dazu, um bei den Möbeln an zu greifen.
Dienstag steht auch ein Besuch in der Klinik bei Dr. Schmelzer an, Kontrolle der Prothesen und auch ein Batteriewechsel sind fällig, Martin wird mit mir dorthin fahren. Wenn ich drüber nach denke, wie schnell und Problemlos ich mich an Max und Moritz gewöhnt habe und wieder normal gehen kann, dann ist das schon ein kleines Wunder. Jemand, der mein Handicap nicht kennt, würde nie vermuten, dass ich Prothesen trage. Alles hat sich zum Positiven entwickelt, obwohl es eine Zeit lang nicht gut aus gesehen hat in meinem Leben.

Sergej

Der praktische Teil der Prüfung stellt keine unlösbaren Aufgaben an uns und so geht die Zeit rum und dann ist es auch endlich geschafft. Alle sind froh und der größte Teil der Jungs und Mädels dürfte auch bestanden haben.
Das Wie erfahren wir durch ein Schreiben und die Zeugnisse gibt es dann auf einer extra stattfindenden Veranstaltung der Industrie und Handelskammer, am Montag kann ich aber den Herrn Meinle anrufen, der ist da schon in der Lage, was zu sagen, was die Noten angeht.
Zu der Abschlussfeier wird Jerome mich bestimmt gerne begleiten und auch sein Abitur wird bestimmt gebührend gefeiert, mit mir, versteht sich, denn auch ich werde mit ihm dorthin gehen..
Heute, in circa einer Stunde, bekommen wir aber gesagt, ob wir bestanden haben oder nicht, also ist jetzt erst mal Pause angesagt. Für einige wird es wohl eine kleine Zitterpartie bis dorthin, ich bin mir aber sicher, das ich alles bestanden habe.
Heute fahren wir nicht in die Klinik zu Noah und Rolf . Ole hat ja so was wie einen Plan gemacht, damit jeder dran kommt und nicht so viele auf einmal dort rumspringen.
Die meisten hier sind ein bisschen nach draußen gegangen auf den Schulhof. Hier stehen auch ein paar Bänke und es bilden sich kleine Gruppen dort. Thema ist natürlich die abgelegte Prüfung und fast jeder stellt Vermutungen über sein Abschneiden an.
Dann ist endlich die Stunde rum und voller, zum Teil bestimmt auch banger Erwartungen strömt alles ins Gebäude zurück. Der Leiter der Prüfungskommission erklärt, das bis auf drei Auszubildende alle die Prüfung bestanden haben und nennt dann drei Namen.
Die anderen werden nach Hause entlassen und den dreien wird mit geteilt, in welchem Fachbereich sie noch einmal in sechs Monaten nachgeprüft werden. Wir verlassen das Gebäude und einige wollen jetzt zusammen einen trinken gehen, feiern, das sie es geschafft haben.
Ich sage, das ich nicht mitkommen kann, weil ich mit dem Auto noch jemanden abholen muss. Dann fahre ich los, hole dann Jerome ab mit dem ich erst mal lang und ausgiebig küsse. Wir beglückwünschen uns beide, denn auch er hat die Bestätigung, dass er die Abi-Prüfung bestanden hat. Genaue Noten gibt es auch erst später, wenn alles genau ausgewertet ist.
Kevin wird ja heute von Wolfi abgeholt, mit Jerome fahre ich zusammen zunächst ins Hilton. Dort sage ich dann dem Portier und auch Herrn Meinle, das ich meine Prüfung bestanden habe. Alle freuen sich mit mir und Herr Meinle ruft im Büro an und sagt, dass ich die Prüfung bestanden habe.
Das bedeutet, dass mein Ausbildungsvertrag mit dem heutigen Tage endet und, da ich noch elf Tage Urlaub zu gute habe, für den ganzen Monat noch Geld bekomme und auch versichert bin. Mit den besten Wünschen von allen und der Bitte, doch am Donnerstag früh vorbei zu kommen und meine Papiere zu holen und noch zu regeln, was zu regeln ist, machen wir uns auf den Weg nach Hause.

Natascha

Ich sitze im Unterricht, englisch, Vokabeln. Eigentlich mag ich Englisch sehr, aber momentan geht mir Paolo im Kopf herum. Alle anderen Pärchen sehen sich täglich, sogar Sigrid und Torsten sehen sich öfter, wie ich meinen Schatz. Ich werde mich einfach von Martin um drei Uhr nach Bremen fahren lassen, in die Klinik zu den zwei Jungs. Da wird ja Paolo dann mit Enrico auftauchen und dann werde ich mit Paolo in die Stadt gehen, Eis essen und ein bisschen shoppen.
Mama muss mir etwas Geld geben oder eine Karte und dann lass ich es mir mit meinem Schatz mal richtig gut gehen und Mama werde ich nach her fragen, ob ich bei Paolo jetzt am Samstag oder er bei mir übernachten darf. Alle machen fleißig Liebe um uns rum und wir beide leben wie im Kloster. Ich will jetzt auch endlich mal mit seinem Ding spielen, nicht mit einem Plastikpimmel mit Batterie, nein, ich will endlich wissen, ob es so gut tut, wenn er in mir steckt. Warum soll ich noch eine Woche warten und dann eventuell im Zelt rum fummeln… Nope… Schluss jetzt.
Mama wird es nicht verbieten, denk ich, auch wenn sie wohl nicht gerade begeistert sein wird und wenn doch, lass ich mir was einfallen. Paolo wird sich bestimmt auch freuen wie verrückt, immer nur onanieren ist ja wohl auch nicht der Brüller, wenn man schon eine Freundin hat.
Nach dem mein Entschluss feststeht, klappt es auch mit den Vokabeln besser und der abschließende Test ist voll in Ordnung gewesen und hatte null Fehler, na geht doch. Nach dieser Stunde ist Schluss für heute, noch ein paar Arbeitsblätter als Hausaufgabe, dann reicht es auch für heute.
Ich bin jetzt wirklich gespannt, was Mama sagt, die weiß ja auch, wohin das führen soll. Ich denke, dass sie Verständnis hat, jedenfalls hoffe ich das, denn eigentlich möchte ich sie nicht hintergehen, wenn sie es verbietet. Ich räume die Sachen zusammen, nachdem der Lehrer gegangen ist. Ich schau mal noch kurz bei Oma rein und bei Frieda, bevor ich Mama aufsuche.
Frau Jensen macht mir auf, als ich klingel und wir begrüßen uns freundlich.

„Wie Geht es Marie, kommt sie zurecht mit der Situation?“, frag ich sie.

„Na, ja“, antwortet sie, „sie hat heute Nacht bei mir im Bett geschlafen, das ist das letzte Mal passiert, als mein Mann verunglückt ist. Sie leidet schon sehr, vor allem wegen der Art und Weise, wie sich Heiner jetzt verhält.“

„Schlimm ist das schon, denk ich“, sag ich, „aber besser jetzt, ziemlich am Anfang, als wenn man schon lange zusammen ist. Sie kommt bestimmt schnell drüber weg, wir werden sie schon ablenken.“

„Ich hoffe auch, dass sie sich nicht so quält und der Heiner, in dem habe ich mich schwer getäuscht“, sagt sie, „das ist mir so noch nicht passiert.“

Oma und Frieda sitzen am Esszimmertisch und wälzen irgendwelche Papiere. Als sie mich sehen, beginnen sie zu strahlen und schieben die Papiere zusammen, stehen auf und umarmen mich nacheinander.

„Hallo, Kind, schön das du uns besuchen kommst“, ruft Oma freudig Aus und Frieda nickt fleißig dazu.

„Komm“, sagt Oma, „wir setzen uns ins Wohnzimmer, hier liegt der ganze Papierkram rum, den Hinnerk geschickt hat. Ich muss ihn her bitten, das muss sortiert werden und das mit den Steuern, das muss er uns auch erklären.“

Sie nimmt meine Hand und zieht mich zur Couch und dann sitze ich zwischen ihnen und beide schauen mich aufmerksam an.

„Was guckt ihr mich denn so an?“, frag ich.

„Ich dachte, du willst uns jetzt erzählen, das du verliebt bist“, sagt Oma und lächelt spitzbübisch. „Wer hat denn gepetzt, Oma“, frag ich.

„Na, das war ja schon am Empfang nicht zu übersehen“, sagt Frieda jetzt, „und deine Mama hat auf unsere Frage gesagt, das wohl jetzt auch das Nesthäkchen flügge wird und sich wohl verliebt hat.“

„Das ist doch schön, mein Kind“, sagt Oma, „wenn ich da an unsere Jugend denke, alles war verboten und wo immer möglich, wurden die Geschlechter voneinander getrennt, das nur niemand auf dumme Gedanken kam. Viele sind dann später als Fräulein auch dumm gestorben, Opa hat immer gesagt `Ungeöffnet zurück`.“

Sie lacht laut und auch Frieda lacht mit. Ich bin wohl ein bisschen rot geworden. Oma hat schon manchmal Sprüche drauf.

„Da seid ihr doch heute besser dran, auch besser aufgeklärt und Kinder braucht man ja auch nicht gleich zu kriegen, wenn man die Verhütungsmöglichkeiten nutzt“, sagt Frieda, „wir waren blöd, haben mit vierzehn oft noch an den Klapperstorch geglaubt und Sex vor der Ehe, das ging gar nicht.“

Tolles Thema, denk ich, können die Gedanken lesen? Steht es mir im Gesicht geschrieben, das ich Paolo verführen will, sobald ich die Gelegenheit habe oder sind das nur Schüsse ins Blaue, um mich zu einer unbedachten Äußerung zu verleiten?
Ich mach mich jetzt runter zu Mama, check mal ab, was geht und frag Martin, ob er mich später nach Bremen fährt. Wenn das klar ist, schreibe ich Paolo eine SMS, das wir heute noch bummeln gehen in Bremen. Oma will, das ich zum Essen bleibe, es gibt Birnen, Bohnen und Speck, so ein küstentypisches Essen, das nicht zu meinen Leibspeisen zählt.

„Nee, Danke, Oma, unten gibt es Schnitzel mit Kartoffelsalat von Frau Gut, da ess ich lieber bei Mama“, ich und geh dann runter.

Lis

Als Natascha von oben runter kommt, wirkt sie ein bisschen angespannt.

„Ich war noch eine Weile bei Oma, sie wollte mich auch zum Essen überreden, aber diese Birnen-Bohnen Geschichte, das ist nicht mein Essen“, sagt sie und grinst dabei.

„Mama, ich möchte nach her mit Martin in die Klinik, so um halb vier und dann mit Paolo shoppen und ein Eis essen“, sagt sie dann und schaut mich an.

„Und, weiter?“, frag ich.

„Wie, weiter“, sagt sie.

„Na, da kommt doch noch was, oder täusche ich mich so?“, frag ich weiter.

„Na ja, ich möchte, das Paolo am Wochenende herkommen und auch übernachten darf“, sagt sie und kriegt ein bisschen Farbe.

„Wo ist das Problem? Wir haben ja Gästezimmer genug“, sag ich und schaffe es, dabei ganz ernst zu bleiben.

„MAMA“, kommt es ganz vorwurfsvoll, „du weißt genau, wie ich das meine“, sagt sie, „ich denke, ich bin jetzt alt genug, gut aufgeklärt, nehme eine Pille jeden Tag und möchte mit Paolo schlafen, in meinem Bett, versteht sich.“

Da ich so etwas Ähnliches geahnt habe, bin ich nicht sonderlich überrascht über das Vorhaben meiner Tochter, die ja schon wie eine junge Frau aussieht und nicht mehr wie ein Kind. Da ich das wohl kaum wirksam verhindern kann, dass die zwei Sex haben werden, ist es mir schon lieber, wenn es dann unter unserem Dach stattfindet.

„Nun, Natascha, wenn das denn dein Wunsch ist und ihr euch wirklich gern habt, dann soll es am Samstag halt so sein. Wir, dein Papa und ich werden mit Jerome und Sergej und Ole, deinem Freund Paolo und seinem Bruder und noch Dirk, der auch Abi gemacht hat, zur alten Luneschleuse fahren, essen und was trinken. Wir wollen die hoffentlich und die bereits bestandenen Abis und Prüfungen vor ab ein bisschen feiern. Natürlich kommen alle aus dem Haus auch mit, ebenso Frau Gut und Frau Jensen und die Partner der Prüflinge. Dann kann Paolo abends ja hier bleiben und in deinem Zimmer schlafen. Sigrid und Torsten kommen auch mit und auch Marie, wohl ohne den Heiner, der sich jetzt ja wohl für jemanden anderen interessiert. Ob Armin und seine Denise mitkommen, muss Ole später noch klären, aber Papa hat bereits für fünf und zwanzig Personen Plätze reservieren lassen, draußen, hoffentlich kommt kein Regen. Die Ausstellung steht auch im Großen und Ganzen und da am Sonntag die japanische Delegation hier eintrifft in Bremen, ist für eine Prüfungsfeier dann kein Spielraum mehr. Wenn die Japaner am Freitag nach München weiter reisen, dann habt ihr am Samstag ja draußen immer noch Zeit und Gelegenheit, die Geburtstage, Abis und Prüfungen zu feiern.“

„Danke, Mama. Wissen die denn alle schon über Samstag Bescheid?“, fragt Natascha.

„Ich Habe es Ole geschrieben“, sag ich, „der sollte es auf dem üblichen Weg an die anderen weiter leiten. Das wird er wohl gemacht haben. Hast du keine Nachricht bekommen?“

„Das Handy ist beim Unterricht immer aus und zur Oma hab ich es nicht mit genommen. Es liegt oben und ist stumm geschaltet, ich geh es mal holen und komm dann wieder. Können wir dann gleich essen oder warten wir noch auf jemanden?“, sagt sie und läuft, ohne die Antwort ab zu warten, nach oben.

„Ole hat es schon geschrieben“, sagt sie freudig, als sie mit dem Handy in der Hand wiederkommt, „und Jerome hat geschrieben, das Sergej und er bestanden haben, wie, wissen sie noch nicht, aber bestanden.“

Ein Glücksgefühl überkommt mich, als ich höre, dass mein Junge und auch Sergej bestanden haben. Für Jerome ist das besonders wichtig, sein Selbstwertgefühl wird das gut brauchen können, ich denke, jetzt wird alles gut.

Frank

Mit dem Golf von Onkel Jo bin ich zur Klinik gefahren, es kommt eine andere Schiene an den Arm, kleiner und nicht mehr so störend. Der Arm soll auch noch mal zur Kontrolle geröntgt werden. Es dauert ungefähr eine halbe Stunde, dann ist alles gemacht und ich kann wieder gehen. Ich gehe hoch auf die Station und begrüße die Kollegen, Hugo hat Dienst und Heiner, mein Zivikollege auch. Wir erzählen uns, was es neues gibt und was so alles gelaufen ist in letzter Zeit.
Dann gehe ich zu Ulli, Pauls Bruder, der ja auch noch hier liegt. Er ist allein auf dem Zimmer und der Fernseher läuft. Nach dem ich ihn begrüßt und mich vorgestellt habe als Oles Freund, sagt er, das Paul die letzten Tage, wenn überhaupt, immer nur kurz bei ihm war und das er Fragen nach dem Grund dafür immer ausgewichen ist. Er fragt mich, ob ich irgendwas weiß.
Ich erzähle ihm von Rolf, dass Paul sich verliebt hat und dass Rolf einen Unfall hatte und in Bremen in der Klinik liegt. Paul ist so oft es geht, bei ihm, was ja auch verständlich ist und Schule hat er ja auch noch. Außerdem erzähle ich Ulli, das fast immer irgendwas los ist bei Remmers und das wir da alle immer mit eingebunden sind und Paul hat ja, weil er bei der Oma von Jerome wohnt, so zu sagen Familienanschluss.
Ulli freut sich ehrlich für Paul, dass er sich erfolgreich verliebt hat, also wohl auch zurück geliebt wird. Auch, dass er so gut unter gekommen ist dort, freut ihn. Er fragt sich natürlich auch, warum Paul ihm nichts von Rolf erzählt hat.

„Er hat ja nun jahrelang krampfhaft versucht, sein Schwul sein zu unterdrücken bei euch zu Hause“, sag ich, „deshalb traut er der Sache mit dem outen bei seiner Familie wohl noch nicht so und erzählt es lieber nicht. Er hat immer noch Angst, das du es nicht akzeptieren könntest und deshalb traut er sich nicht so recht, es zu sagen.“

„Du hast ja recht, wir haben dem Alten zu sehr nach geplappert, immer schön homophob und auf die Schwulen geschimpft“, sagt er, „da fürchtet er wohl, das wir seinen Freund ablehnen.“

Ich erzähle ihm, wie sein älterer Bruder Lothar Paul gegenüber reagiert hat bei ihnen im Haus und dass Martin dem Lothar einen verpasst hat. Auch das Paul dem Lothar erzählt hat, das er, Ulli, in Bremen in der Klinik liegt und nicht hier, damit der erst gar nicht hier auf taucht.
Das gefällt Ulli und er sagt, dass er zu seiner Freundin zieht, wenn er hier rauskommt. Er hofft darauf, Montag oder aber am Dienstag spätestens entlassen zu werden. Sein Arbeitgeber weiß auch Bescheid, es ist alles geregelt.
Er erzählt, dass die Polizei da war und das er Anzeige erstattet hat gegen seinen Erzeuger und das er ihn auch auf Schmerzensgeld verklagt. Wir sollen auf Paul einwirken, sich der Klage an zu Schließen und ebenfalls Anzeige zu erstatten.

„Soweit ich weiß“, sage ich, „hat der Herr Remmers einen Anwalt mit der Wahrnehmung von Pauls Interessen betraut. Ich kann ja weitergeben, dass du auch Anzeige erstattet hast und Schmerzensgeld verlangst. Vielleicht kann der Anwalt ja euch beide vertreten.“

„Das wäre nicht schlecht“,, sagt Ulli, „damit wäre mir sehr geholfen. Versuch mal, etwas in dieser Richtung zu erreichen. Ich wäre dir sehr dankbar.“

Ich verspreche, mit Herrn Remmers zu reden und verabschiede mich dann von Ulli. Nachdem ich in der Cafeteria noch einen Kakao getrunken habe, gehe ich ins Wohnheim, wo ja immer noch Sachen von mir sind, die ich nun auch mal bald abholen kann, denn ich werde nicht ins Wohnheim zurück kehren.
Für die paar Tage, die ich eventuell nach meinem Krankenschein hier noch arbeiten muss. Eine Tasche voll Kleider und anderes Kleinzeug nehme ich gleich mit und fahre dann zu Remmer, weil Ole nach dem Baustellenbesuch auch dorthin kommt.

Ole

Schule auf Sparflamme, also, wenn man das Gefühl hat, es läuft eh nichts mehr, ist einfach ätzend, vertane Zeit und die Planung der Abschlussfeier mit dem üblichen Ball geht mir auch nicht ab. Mit Mike und Paul fahre ich, von Martin abgeholt, nach Bremen, Paul bringen wir ins Klinikum und Mike will mal den Umbau sehen, wo die Firma seines Vaters auch demnächst arbeiten wird. Martin ist mit dem SUV gekommen und wir fahren auch gleich los.
Nach dem wir Paul abgesetzt haben, geht es auf die Baustelle, wo es von Tag zu Tag wohnlicher wird. Innen wird verputzt und angestrichen, die Heizungsanlage ist komplett montiert und muss nur noch programmiert werden. Auch die Bäder sind bald fertig und es sieht schon recht ordentlich aus.
Es wird überall gearbeitet und nach dem Mike alles gesehen hat, gehen wir runter in den PC Laden, zu Marvin. Martin ist schon vorher dort hin, zu Rufus Weiden, um noch einige Einzelheiten für die Beisetzung zu besprechen.
Marvin schraubt an einem Rechner rum, als wir in den Laden kommen. Als er mich sieht, kommt er sofort auf uns zu uns begrüßt uns. Seine sonst immer präsente, gute Laune scheint er heute zu Hause gelassen zu haben, er wirkt etwas bedrückt und gar nicht froh.

Ganz anders als sonst ist er und ich frage ihn natürlich gleich: „Marvin, was ist los, bist du durch die Führerscheinprüfung gefallen, oder was ist passiert?“

Er schaut mich an und sagt: „Die Fahrprüfung habe ich bestanden, krieg sogar am Freitag einen kleinen Gebrauchten, ich hatte ja noch Geld übrig und kriege ja auch noch ein paar Wochen Geld von euch, so das es langt für ein kleines Auto.“

„Was ist denn dann passiert, das du nicht so gut drauf bist?“, frage ich neugierig.

„Meine Freundin Janina ist nach Bremerhaven gezogen und hat gestern per SMS mit mir Schluss gemacht, nach fast zwei Jahren. Das trifft mich schon ganz schön“, sagt er.

„Aber das ist doch keine Entfernung, vor allem mit einem Auto nicht“, sag ich, „oder sehe ich das verkehrt?“

„Das ist wohl auch nicht der Grund“, sagt er, „sie hat da wohl jemand anderen kennen gelernt und sie geht wohl mit dem auf die gleiche Schule und die Zwei haben sich Hals über Kopf ineinander verliebt. Sie schreibt, es tut ihr leid, aber sie kann nichts für ihre Gefühle, was will ich denn da machen.. Sie will auch nicht, dass ich dort hinkomme und meine Sachen schickt sie mir mit der Post. Das heißt ja dann eindeutig, dass das jetzt der Schluss unserer Beziehung ist.“

„Scheiße“, sag ich, „aber das kommt wohl vor. Meiner Schwester Marie ist es gerade auch so ergangen, ihr Freund hat sie auch wegen einer anderen sitzen lassen. Liebe ist nicht immer schön.“

„Du sagst es, Ole,“ sagt er und dann: „Sag mal, meinst du, du könntest mir für drei Wochen einen Vorschuss geben auf das Geld, dann könnte ich das Auto direkt ganz bezahlen am Freitag.“

„Klar, kein Problem“, sage ich und öffne die Geldtasche. Ich zähle das Geld ab für die vier nächsten Wochen und gebe ihm vierhundert achtzig Euro.

„Du musst das ja auch noch versichern“, sag ich, als er mich fragend anguckt.

Er bedankt sich und steckt das Geld ein. Jetzt guckt er schon etwas freundlicher. Ich werde mit Jerome reden, ob wir Marvin zu unserer Megaparty im Freien einladen können, er hat uns ja doch viel geholfen und das bringt ihn bestimmt auf andere Gedanken.
Martin kommt mit Rufus aus dem Bürobereich und fragt, ob wir jetzt losfahren können. Wir verabschieden uns und gehen zum Auto. Ein Kunde hat den Laden betreten und Marvin geht auf ihn zu, um ihn zu bedienen. Eine gute halbe Stunde später, Mike haben wir bei ihm zu Hause abgesetzt, sind wir wieder bei Remmers.
Onkel Jos Golf ist da, das heißt, dass mein Schätzchen mit seiner neuen Armschiene wohl auch da ist. Das freut mich, denn heute Morgen, als ich weg bin, schlief er noch. Jetzt finde ich ihn bei Lis im Wohnzimmer, wo auch Oma und Frieda sitzen. Sie reden wohl über die Ausstellung und das ganze drum herum.
Jerome und Sergej sind noch nicht zurück, auch Paul, Wolfi und Kevin sind noch unterwegs. Es ist ja auch noch früh, gerade mal Ein Uhr und es wird wohl noch dauern, bis die anderen heim kommen. Lis sagt, das wir am Samstag zur Schleuse zum Essen fahren, auch ein bisschen die Prüfungen feiern wollen dort, alle zusammen, weil in der Woche drauf keine Zeit dafür ist. Ich will jetzt erst mal mit Frank zu uns nach Hause fahren, später können wir ja noch mal her kommen. Kurz darauf brechen wir auf und fahren heim.

Paul

Nachdem Martin mich hier an der Klinik abgesetzt hat, bin ich zuerst in die Cafeteria und habe zwei Flaschen Kakao für Rolf und für mich ein Sandwich geholt. Jetzt sitze ich bei Rolf am Bett, nachdem wir uns zur Begrüßung geküsst und ein bisschen geschmust haben. Noah scheint ein bisschen zu schlafen und Rolf hat jetzt meine Hand genommen und zieht sie unter die Decke.
Durch das angewinkelte gesunde Bein ist dort ein Hohlraum entstanden und er führt meine Hand dort an seinen Schwanz, der hart und prall auf seinem Bauch liegt. Er tippt mit der anderen Hand auf seinem Handy rum.
Ich hole mein Handy raus und schau, was er geschrieben hat und sehe mit Verwunderung auf seine Nachricht.

Ich muss grinsen, als ich es lese. „Wichs mich bitte“, schreibt er, „Enrico hat Noah auch einen runter geholt heute Morgen.“

Mit seinem Schwanz in der Hand bin ich ein bisschen rot geworden, überrascht einfach auch, dass er das so von mir möchte. Zuerst sanft, dann, als ich merke, dass er schon nass ist an der Spitze, auch etwas forscher, schiebe ich die Vorhaut hin und her und Rolf beginnt, leise zu stöhnen.

„So gut“, nuschelt er durch den Draht, „so geil, ja das ist lieb.“

Er ist kaum zu verstehen und als ich das Tempo noch einmal erhöhe, kommt er sehr schnell und heftig, sich ein lautes Stöhnen verkneifend, in meine Hand. Er schiebt mir nach kurzem Verschnaufen ein angebrochenes Päckchen Tempos hin und ich säubere seinen Penis und meine Hand.
Jetzt gehe ich ins Bad und spüle die Tempos in der Toilette runter und wasch dann meine Hände. Ich bin jetzt natürlich hart, würde gern wichsen, gehe aber dann ohne wieder zu Rolf ans Bett und küsse ihn zärtlich.

„Danke, das war sehr schön, mein Schatz“, schreibt er jetzt mit flinkem Finger „ich würde mich gern revanchieren, aber das wird wohl nicht gut gehen hier.“

„Macht nichts“, sag ich, „wir holen das nach, wenn du hier raus bist. Ich freue mich, das es gut für dich war. Auf die Aktion, wenn wir mal für uns alleine sind, freue ich mich jetzt schon wie blöd und morgen, zu deinem Geburtstag, machen wir das Ganze noch mal so wie eben.“

Er strahlt, sieht zufrieden aus und mich freut das, das er trotzdem das er hier liegen muss und verletzt ist, jetzt wieder gut gelaunt ist. Es klopft und das Mittagessen wird gebracht. Ich helfe Rolf mit der Suppenflasche und erst, als er satt ist, esse ich mein Sandwich.
Er schreibt mir „guten Appetit“ per SMS, das finde ich so süß, dass ich ihn erst mal küssen muss. Der Kuss schmeckt nach Spargelcremesuppe und ich muss grinsen.

„Suppenkasper“, sag ich, „du hast bestimmt schon zwei Kilo abgenommen, seit du den Mund verdrahtet hast.“

Noah lacht ein wenig, die Rippen verhindern ein Mehr.

Er sagt dann: „Viele Dicke würden Geld dafür bezahlen, sich den Mund verdrahten zu lassen und abzunehmen. Rolf hat das umsonst, aber wenn es noch sechs Wochen dauert, ist er nur noch die Hälfte.“

Er lacht wieder ein wenig und Rolf schreibt ihm was. Jetzt lacht er mehr und verzieht schmerzhaft das Gesicht. Rolf zeigt mir das er ihm ein „Arsch“ geschrieben hat. Ich grinse und freue mich über die zwei, das sie sich gut verstehen, nicht alleine hier liegen müssen.
Es ist alles zum Glück nicht so schlimm gewesen, das etwas zurück bleibt. Wenn ich da an Jerome denke, wenn Sergej ihn in die Sauna trägt, so ohne Füße, das ist schon eine andere Geschichte, als das, was die beiden hier ab bekommen haben. Das wird alles wieder heil und dann geht es normal weiter.
Sicher, auch bei Jerome geht es eigentlich fast normal weiter, aber spätestens beim Duschen holt ihn die Behinderung ein und zeigt ihm seine Grenzen auf.

„Was grübelst du?“, fragt Rolf und ich erzähle den beiden, über was ich gerade nach gedacht habe.

Beide nicken und sind jetzt etwas nachdenklich geworden. Die Sache mit dem „Glück im Unglück“ hat hier schon eine wahre Bedeutung. Die Schwester kommt mit dem Zivi und sammelt das Geschirr ein. Sie unterbricht mich, obwohl, ich habe eigentlich alles gesagt, was ich wollte.
Später, gegen drei Uhr, so hat Rolf gestern gesagt, wollen seine Großeltern mit seiner Schwester kommen. Eigentlich hat Rolf vor, ihnen heute zu sagen, dass er schwul ist und einen Freund hat. Ich habe schon gestern Abend überlegt, ob ich nicht besser in der Zeit, wo die bei ihm sind, in den Park gehen soll.
Ich weiß ja nicht, wie die älteren Leute reagieren und wenn die laut werden, weiß ich nicht, ob ich mich zurück halten kann. Ich bin es einfach leid, eventuell wieder gedemütigt zu werden, weiß ich doch von Remmers und Jensen und den anderen Eltern, dass es auch anders geht.
Ich hoffe mal, dass das gut geht. Rolfs Mutter hat gemeint, ihre Eltern würden es schon verstehen. Ich will natürlich auch nicht, dass Rolf denkt, ich bin feige und kneife, lasse ihn im Stich in diesem, für ihn nicht einfachen Moment. Also bleibe ich bei ihm und steh im notfalls bei, wenn es wider Erwarten schief geht.

„Ruht ein bisschen, ihr zwei“, sag ich, ich döse auch ein bisschen. Zwanzig bis dreißig Minuten reichen, um den Akku wieder auf zu laden.“
Ich nehme den zweiten Stuhl dazu und lege, nach dem ich die Schuhe aus gezogen habe, meine Beine darauf.
Parallel zum Bett von Rolf döse ich jetzt ein bisschen und auch die beiden haben die Augen geschlossen.

Natascha

Ich habe Paolo gesimst, das ich um drei in die Klinik komme und dort auf ihn warte, um dann ein bisschen mit ihm durch die City zu bummeln. Er hat zurück geschrieben, dass er sich sehr freut darauf, was anderes hatte ich auch nicht erwartet. Mit Martin habe ich gesprochen, er bringt mich hin und er holt Oma und Gesine mit, die wollen zu Hinnerk und Dörte, verschiedene Sachen mit ihren Immobilien klären.
Was immer das auch bedeuten soll. Die zwei sind schon ganz verrückt auf das neue Auto, das Kai und Martin in England abholen, wenn es fertig ist. Also auf dem Bild sieht die Karre voll geil aus und wenn ich mal heirate, will ich mir der Kutsche zum Standesamt fahren.
Ich muss jetzt innerlich lachen, über die Wortwahl bei meinen Gedanken. Die Begriffe „Karre“ und auch „voll geil“ hätte ich vor drei Monaten noch nicht gedacht, geschweige denn ausgesprochen. Der Umgang mit den Jungs hat da schon abgefärbt, auch Jerome ist in seiner Ausdrucksweise jetzt deutlich näher am realen Lebensalter angelangt, als das vorher der Fall war.
Der Umgang mit Menschen, die außerhalb des goldenen Käfigs wohnen und leben, hat uns schon ein wenig verändert, zum Guten, wie ich finde. Mama schreitet da auch nur dann ein, wenn es unter die Gürtellinie ab zu rutschen droht. Sogar Oma hat schon den ein oder anderen Spruch drauf und sagt häufiger mal was Derbes, als das früher der Fall war.
Ich dusche mich, mache einen Hauch Deo und auch Parfüm an mich und zieh mich chic an. Da das Wetter gut ist, nehme ich eine weiße Leinenbluse, die blickdicht ist, denn einen BH brauch ich nicht. Ist alles schön fest und OK bei mir. Dazu eine blaue kurze Jeans, mit einem blauen Tanga drunter, die etwa zehn Zentimeter über den Knien endet.
Ein paar Leinensneakers, weiß und ganz neu, fertig ist Natascha zum Ausgehen. Ich überlege, ob ich eine Weste mit nehmen soll, lass es aber dann. Ein nicht so großes, weißes Gucci Täschchen leg ich wieder in den Schrank, zu protzig.
Ich habe noch eine kleine, weiße zum umhängen, die ist von Armani, hat Oma mir geschenkt, aber das Label ist nicht sichtbar, so dass es nicht so teuer aussieht. Schlüssel, Handy und ein Päckchen Taschentücher leg ich rein und ein paar Streifen Kaugummi. Andere Gummis werden wir heute noch nicht brauchen und ich erwarte auch, dass Paolo sich darum kümmert.
Ich gehe runter, Martin wird bald kommen und Mama muss mir ja noch Geld geben oder eine Karte. Mama macht Augen und sagt: „Uih jui jui, da hat sich mein Mädchen aber fein gemacht, Paolo kommt von der Arbeit, hoffentlich nicht gerade im Arbeitszeug. Das wäre ein sehr krasser Unterschied.“
Das hoffe ich zwar jetzt auch nicht, aber dann gehen wir eben als erstes Kleider für ihn kaufen, das ist das kleinste Problem für ein Remmers Mädchen.
Mama gibt mir eine Geldbörse mit Bargeld und meiner Kreditkarte, deren Pin Nummer ich auswendig kenne. Limit ist glaub ich Fünftausend, das wird ja für ein paar Hosen wenn nötig, dicke langen.

„Überfordere Paolo nicht, Natascha, so wie es Jerome bei Sergej gemacht hat. Wenn er das Eis zum Beispiel bezahlen will oder was zu essen, dann lass ihn das tun. Er verdient Geld und Männer sind da manchmal komisch, wenn die Frauen bezahlen wollen. Ich denke, du kriegst das besser hin als dein Bruder es gemacht hat. Viel Spaß und wenn was ist, ruf an. Ich geh davon aus, dass Paolo dich her bringt. Bring ihn ruhig noch mit rein, oder beide, wenn Enrico auch dabei ist.“

Martin kommt, ich gebe Mama einen Kuss und geh dann mit Martin zum Wagen. Es ist zwanzig vor drei, als Martin auf die Autobahn fährt. Zehn nach Drei sind wir am Klinikum Mitte und ich sag Martin Danke und Tschüs. Dann geh ich auf den Eingang zu und suche dort den Fahrstuhl. Ein älteres Ehepaar mit einem Mädchen im Teeniealter warten vor der Aufzugtüre. Das Mädchen ist hübsch und gleicht Rolf. Sie fahren in die gleiche Etage und laufen vor mir her bis an die Zimmertüre, hinter der die beiden Jungs liegen.

„Hier ist es“, sagt die Kleine, obwohl, so klein ist die ja auch nicht mehr, so eins fünf und vierzig ist sie bestimmt.

Sie klopft an und dann gehen sie rein, ich folge ihnen und der Mann will die Türe schließen, als er mich bemerkt und er lässt mich vorbei. Er lächelt mich freundlich an und ist mir sehr sympathisch. Das Mädchen ist gleich zu Rolf ans Bett und küsst ihn vorsichtig zur Begrüßung und gibt dann Paul die Hand, der gleich aufgestanden ist. Ich geh weiter zu Noah ans Bett, der mich freudig begrüßt.

„Hallo, Süße, das ist ja eine Überraschung, mit dir hätte ich jetzt nicht gerechnet. Mama muss auch gleich kommen, die wird sich auch freuen, dich zu sehen“, sagt er, bevor die Vorstellung und Begrüßung der anderen erfolgt.

Ich erzähle Noah, das ich mit Paolo in die Stadt will und wir Enrico erst später noch mal hier abholen werden. Da die beiden hier Privat liegen, dürfte das mit der Besuchszeit eigentlich kein Thema sein. Jetzt klopft es wieder und Irene, Noahs Mutter kommt ins Zimmer, so langsam wird es voll. Ich überlege, ob ich mit der Kleinen mal runter in die Cafeteria gehen soll.
Ich sag Noah, was ich vor hab und der nickt, also geh ich zu ihr.

„Hi,ich bin Natascha“, sag ich zu ihr, „eine Freundin von Noah und Rolf. Hast du Lust, mit mir auf ein Eis oder so was in die Cafeteria zu gehen, es ist doch jetzt ziemlich voll hier?“

Sie mustert mich ein bisschen, sieht dann Rolf an und als der nickt, sagt sie: „OK, Ich heiße Lena und bin dreizehn, werde aber bald vierzehn. Wie heißt du?“

„Ich heiße Natascha Remmers, bin bald sechzehn“, sag ich im Hinaus gehen, „nämlich im Oktober. Mein Bruder Jerome, Noah und Rolf und noch etliche anderen Jungs und Mädchen, wir sind zusammen befreundet, eine Clique, heißt das glaub ich. Noah und Rolf gehören noch nicht so lang dazu, sie waren an dem Abend des Unfalls bei uns zu Hause. Noah kennen wir schon etliche Jahre, Rolf erst seit dem Ringen neulich.“

„Weißt du, das Rolf schwul ist?“, fragt sie mich. Mittlerweile stehen wir am Aufzug.

„Ja“, sag ich, „ und Noah wohl auch.“

„Und der Paul“, sagt sie, „der ist jetzt wohl in Rolf verknallt und Rolf auch in ihn.“

„Und“, frag ich, „ist das OK für dich?“

„Ja, ist es“, sagt sie.

„Gut, das freut mich“, sag ich, „da gibt es noch einige Jungs, die auch schwul sind und zusammen, aber auch Jungs, die mit Mädchen zusammen sind.“

Jetzt sind wir in der Cafeteria und setzen uns an einen Tisch und warten auf eine Bedienung.

„Hast du auch schon einen Freund?“, fragt sie und ich erzähle ihr ein wenig von Paolo und mir.

Eine weibliche Bedienung nimmt unsere Bestellung auf und bringt kurz darauf Kuchen und Cappuccino, Eis gibt es nur am Stiel und das wollten wir beide nicht. Wir fragen uns gegenseitig ein bisschen aus und wir lernen uns dabei ein bisschen besser kennen.

„Ist dein Bruder auch schwul?“, will sie plötzlich von mir wissen.

„Ja“, sag ich, „Jerome ist auch schwul und hat einen festen Freund, der Sergej heißt. Enrico, das ist der Zwillingsbruder von meinem Freund, der ist mit Noah zusammen. Paul und Enrico haben durch ihre Väter sehr zu leiden gehabt, eben, weil sie schwul sind. Mein Bruder und meine Eltern haben ihnen geholfen, zu Hause raus zu kommen und jetzt läuft es einfach gut für die Jungs. Der Unfall der beiden hat etwas Unruhe in unseren Alltag gebracht, aber da beide wohl wieder ganz gesund werden, geht jetzt alles wieder normal weiter.“

Wir haben unseren Kuchen und auch den Cappuccino verzehrt und ich bezahle. Dann machen wir uns wieder auf den Weg nach oben. Paolo wird hoffentlich bald kommen.

Rolf

Scheiß Draht im Mund, ich kann ja gar nicht deutlich reden, wie soll ich denen denn jetzt sagen, das ich schwul bin. Paul muss helfen, mit seinem Handy. Ich schreibe es Paul, dass ich Opa und Oma was schreibe auf sein Handy und er es ihnen zeigen soll. Paul nickt, also los. Paul sagt den Beiden, das ich nicht sprechen kann und etwas für sie schreibe. Opa nickt, Oma guckt etwas erstaunt, ist mit jeder Art Handytechnik total überfordert, weiß nicht, was eine SMS ist.

Ich tippe ein: „Lieber Opa, liebe Oma. Ich muss euch heute etwas über mich sagen und es fällt mir nicht leicht. Mama und Lena wissen es bereits und haben kein Problem damit. Ich hoffe, ihr auch nicht.“

Mit äußerst gemischten Gefühlen drücke ich auf senden und meine Nachricht erscheint auf Pauls Display. Opa kramt seine Lesebrille aus der Tasche und setzt sie auf. Dann liest er laut vor, dass Oma auch alles mit bekommt. Noah und seine Mutter sind verstummt und hören aufmerksam zu.

Ich habe mittlerweile erneut was eingetippt: „Ich bin schwul, ich mag Jungs, das heißt eigentlich nur einen, nämlich Paul.“ wieder drück ich senden und Paul, der ja sieht, was da steht, wird ein bisschen rot.

Ich hoffe, er verzeiht mir, dass ich ihn mit geoutet habe. Opa liest wieder vor, seine Stimme verändert sich nicht, Oma kriegt große Augen, sagt aber genau so wenig wie Opa.

Ich tippe wieder: „Ich hoffe, das ihr mich trotzdem noch gern habt, ich kann nichts dafür, es ist einfach so gekommen.“

Opa liest wieder und dann sagt er in die Stille hinein: „Hauptsache, mein Junge, du machst eine ordentliche Gesellenprüfung und alles andere ist deine, oder besser, eure Sache. Wenn du mit dem Paul glücklich bist, dann ist das so und dann ist das OK für mich und Oma kommt da auch mit klar, oder?“

„Ja, das ist schon so, wie Opa sagt, es ist halt neu, ungewohnt für uns, aber wie er schon sagt, es ist ja euer Glück“, sagt sie und lächelt zaghaft und wischt mehrmals über ihre Augen.

Von Noahs Bett kommt Applaus, vierhändig, auch seine Mutter klatscht und jetzt kriegt Opa ein bisschen Farbe. Paul sagt Danke und schüttelt beiden die Hand. Er freut sich sichtlich, dass es so gut gelaufen ist.

„Nun, Paul“, sagt der Opa, „dann werden wir uns ja bald öfter sehen.“

„Ich freue mich drauf“, sagt Paul und Oma sagt: „Wir auch, Junge.“

Mir fällt ein Felsbrocken von der Seele, das ist ja besser gelaufen, als ich es erhofft habe, jetzt bin ich aber echt froh.

Oma nimmt mich vorsichtig in den Arm, streicht mir durch die Haare und sagt: „Wenn du nur bald wieder ganz gesund bist, mein Junge. Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht. Alles andere kriegen wir hin.“

Opa geht hinüber zu Noahs Mutter, fragt, wie es bei Noah aussieht mit den Verletzungen, ob alles wieder wird, wie es vorher war. Von Noah lässt er sich erzählen, wie er den Unfall erlebt hat und auch, warum sie da auf der Straße unterwegs waren mit dem Roller.
Er fragt ein bisschen nach und dann will er ganz direkt wissen, ob auch Noah schwul ist und die anderen Jungs, die an dem Abend dort waren. So ganz verstehe ich Opas Fragerei nicht, dann kommt er aber heraus mit dem Grund.

„Ich habe wenig Ahnung und Erfahrung im Umgang mit Homosexualität, habe aber wohl schon öfter gehört von zügellosen Partys, wo alles durcheinander geht“, sagt er jetzt, „ich hoffe aber, das so was an diesem Abend nicht und auch sonst nicht stattfindet, damit hätte ich schon ein Problem.“

Es ist still im Zimmer, man könnte eine Nadel fallen hören.

„Lieber Opa von Rolf“, sagt Noah jetzt sehr bestimmt, „wir alle dort in diesem Kreis haben einen, wohl gemerkt einen festen Partner, was du dir da vorstellst, ist für uns nicht denkbar. Wir lieben unsere Freunde, ich meinen Enrico, Rolf nur den Paul und auch die anderen haben eine feste Beziehung,
Vier Paare, nein, jetzt nur noch drei, sind hetero sexuell und auch nur mit ihrem Partner zusammen, Natascha, die mit Lena runter ist, ist mit Noahs Freund Enricos seinem Zwillingsbruder zusammen. Die Familie Remmers würde das auch gar nicht dulden, was dir da im Kopf herum spukt. Vergiss das einfach, vielleicht gibt es so was irgendwo, aber nicht bei uns, bei keinem von uns.“

Ich nicke und tippe dann: „Opa, wir sind ganz normale Menschen, keine sexsüchtigen Außenseiter und nur, weil wir einen Jungen lieben, wird uns oft ein solches Verhalten unterstellt, um uns schlecht zu machen.“

Paul geht zu Opa und zeigt ihm, was ich geschrieben habe.

Der nickt, sagt: „Wenn dem so ist und ich glaube euch das, dann habt ihr meine und auch Omas volle Unterstützung, das verspreche ich Euch.“

Oma nickt und wir beruhigen uns nach diesem Aufreger wieder.

Noah

Uih, der Opa von Rolf…..hat der echt gedacht, wir würden alle durcheinander bumsen? Ja, leider haben viele Menschen solche Vorstellungen, wenn sie an oder über Schwule denken und reden. Sicher sind die anderen Freunde auch gut anzusehen und wenn man nur auf Sex aus wäre, durchaus als Partner willkommen, aber ich glaube nicht, das darüber viel nachgedacht wird bei uns.
Jeder hat seinen Freund und will mit dem und sonst keinem zusammen sein und auch sexuell nur mit ihm aktiv werden oder sein. Uns verbindet Freundschaft, mehr oder weniger lange schon und wir sind, glaube ich, eine gute Clique und werden hoffentlich so schnell nicht auseinander gerissen.
Mama hat ganz gequält geguckt bei der Bemerkung, das oft alles durcheinander geht, mit dieser Vorstellung könnte sie sich wohl auch nie und nimmer auseinander setzen, Papa bei aller Toleranz wohl auch nicht.
Nach meinem Statement war sie dann wieder wesentlich entspannter und hat meine Hand gestreichelt, so als ob ich immer noch ihr kleiner Noah wäre…..Mütter halt Sie ist nicht so cool wie Lis, aber sie ist eine tolle Mama und ich hab sie lieb..
Natascha und Lena kommen zurück und Rolfs Großeltern wollen nicht mehr solange b, bleiben. Auch Mama will gleich wieder nach Hause, Papa will morgen Früh vorbei kommen, bevor er zur Arbeit fährt. Er hat Gleitzeit, da kann er ein bisschen später kommen als sonst. Natascha und Mama unterhalten sich, Lena redet auf Rolf ein und an der Türe klopft es schon wieder.
Die Mafiosi, wie ich die beiden oft scherzhaft nenne, kommen herein, Rico zu mir und Paolo zu Natascha. Es gibt ein Küsschen, das wegen zu viel Publikum etwas magerer als sonst ausfällt, aber das kann man ja später nach holen.
Man macht sich bekannt und dann verabschieden sich Rolfs Großeltern und Lena und auch Mama macht sich auf den Weg. Sie küsst mich zum Abschied und streicht Enrico durch die Locken, was den natürlich strahlen lässt. Mama hat ihn akzeptiert und zeigt ihm auf diese Weise, dass sie ihn mag.

Natascha und Paolo wollen auch los und sagen beide Tschüss, Natascha sagt noch: „Wir kommen nicht so früh wieder, ihr habt also noch ein bisschen länger Zeit für euch.“

Dann sind alle bis auf Rico und Paul verschwunden, wir sind mit unseren Schätzchen allein, was erst mal zu intensivem Schmusen und Küssen genutzt wird.

Paolo

Nach der SMS von Natascha war ich zunächst etwas aufgeregt, mit so einer Aktion habe ich ja nicht gerechnet und auch nicht gerade die besten Kleider dabei. Eine dreiviertel lange Shorts hängt noch in meinem Spind in der Firma und auch ein Shirt, das dürfte noch sauber sein.
Duschen kann man in der Firma auch, was aber die wenigsten machen. Ein Handtuch müsste auch noch im Spind hängen. Es wird schon gehen, denk ich mal. Ich freue mich jetzt sehr auf unseren gemeinsamen Nachmittag, obwohl ich ja nicht genau weiß, was Natascha vor hat.
Ich bin nicht sicher, was und wie viel sie von mir erwartet, ich bin etwas unsicher. Aber das schmälert die Freude nicht und das sie halt in einer höheren Liga spielt, schreckt mich nicht sonderlich. Ich habe das Gefühl, das sie mich sehr mag, verliebt ist in mich so, wie ich mich auch in sie verliebt habe.
Jedem von uns war klar, wer und was wir sind und deshalb glaube ich auch, dass wir das hinkriegen, wenn es beide ernst meinen. Ich jedenfalls kann fast nur noch an sie denken, schreibe ihr mehrmals täglich SMS und unsere Gespräche abends, mit Bildern und so enden immer sehr entspannend und meist geht es von ihr aus, was für mich bedeutet, das sie mich schon liebt und mehr von mir will.
Als es endlich Feierabend ist, dusche ich schnell und zieh mich um. Als ich fertig bin, fahre ich zum Hilton, bringe dabei noch Wilfried nach Hause und nach dem ich Rico eingeladen habe, geht es ins Klinikum.
Natascha ist ja schon etwas länger hier und kurz nach unserem Eintreffen, machen Natascha und ich uns vom Acker und fahren mit dem Auto Richtung City.
Wir finden einen günstigen Parkplatz in der Katharinenstraße in der Nähe der Domshof und Katharinenpassage, zu der Natascha mich jetzt führt. Wir gehen Hand in Hand und reden über Noah und über Rolf und das Outing bei den Großeltern, von dem Noah Natascha erzählt hat.
In der Passage, die von der Sögestrasse zum Wochenmarkt auf dem Domshof geht und etwa einhundert fünfzig Meter lang ist, gibt es viele verschiedene Geschäfte der gehobenen Preisklasse, was mich aber jetzt auch nicht wundert. Das wir zum Aldi oder Lidl gehen, habe ich nicht erwartet.
Nach einem Bummel durch die Passage und einem Eis, ich habe bezahlt, gehen wir zum Auto zurück und fahren zu dem Waterfront Einkaufscenter, in dem sich Natascha besser auskennt, weil Jerome und sie dort immer einkaufen.
Auf dem Weg dorthin fragt sie mich, ob sie mich mal nach ihrem Geschmack einkleiden darf. Zunächst bin ich erstaunt, frage, ob ich nicht gut aussehe mit dem was ich anhabe und sie lacht.

„Ich hoffe doch stark, das du ohne Kleider am besten aus siehst, aber so könnten wir wohl kaum rum laufen“, sagt sie mit jetzt roten Wangen.

„Ich denke an ein Outfit für jeden Tag, für die Freizeit jetzt im Sommer, nichts super feines oder Schweine teures“, sagt sie, „du kannst alles anziehen und siehst immer noch gut aus, aber ich möchte deine tolle südländische Schönheit noch etwas mehr zur Geltung bringen, bitte, sag ja, mein Schatz.“

Wer kann sich einer solchen Bitte entziehen, wenn er verliebt ist bis über beide Ohren, also stimme ich zu. Als wir jetzt dort anhalten auf dem Parkplatz, küssen und schmusen wir zuerst ein bisschen und dann streicht sie mir vorn über die ausgebeulte Hose.
„Das da wird aber beim Anprobieren ein Problem“, meint sie schelmisch und kichert dann.

WOW, ich habe jetzt voll die Latte und kann so nicht aussteigen. Sie holt ihre Hand dort weg und ich denke krampfhaft an was ab törnendes und endlich, nach fünf Minuten, können wie endlich aussteigen.

In diesem Einkaufstempel gibt es so ziemlich alles, was das Leben schöner macht und Natascha nimmt meine Hand, küsst mich und sagt: „Los geht es mit alle verwöhnen Paolo“, und sie zieht mich Richtung Eingang.

Ich bin gespannt, wie das heute hier endet und folge ihrem sanften Zug hinein in den Luxusschuppen, in den viele Markengeschäfte zu Hause sind.

Nach zwei Stunden, um halb acht, gehen wir mit Mc Donalds Essen im Bauch und zwei Tüten mit Kleidern für mich, einschließlich ein paar geiler Unterhöschen, Zitat Natascha: „ich will ja auch Spaß haben beim auspacken am Wochenende“ Zitat Ende, wieder zum Auto zurück und fahren fröhlich, mit der Muke im Radio mitsingend, Richtung Klinikum, um zwei verliebte Jungs von ihren Schätzchen abzuholen.

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1 Kommentar

  1. Hi Niff,

    das ist wieder eine gelungene Fortsetzung. Was mir am meisten aber gefällt, ist dass dir immer noch so viele Ideen kommen für die Storie, selbst nach mittlerweile 59 Folgen, wow. Echt klasse.
    LG Andi

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