Traumschiff – Teil 66

Jerome

Wir sind um neun aufgewacht, haben dann in der neunundsechziger Stellung ein bisschen entspannenden Frühsport gehabt und sind nach einer Dusche runter zum Frühstück. Mama sitzt am Tisch und

lächelt uns an. „Natascha ist mit dem Hund spazieren, sie hat ihn bei Martin abgeholt“, sagt sie, „Kevin ist ja arbeiten und kommt erst um zwei nach Hause.“ Morgen kommt ja der Fiffi noch mal ins Hotel und Wolfi und Kevin hängen bei der Frau wohl auch noch Bilder auf.
„Ich fahre mit Sergej noch zu Noah, nach Bremen“, sag ich zu Mama, „Wir wollten ja auch noch was für die Party besorgen, damit auch alle einen Schlafplatz haben. Martin muss uns nicht fahren, wir nehmen meinen Skoda, hoffentlich geht da alles rein. Dann bestellen wir noch Fleisch, Wurst und Fisch, Enrico will Fisch grillen, er hat auch die Einkaufsliste geschrieben. Wir bestellen die Getränke, am besten vorgekühlt, die kann der dann Samstag zu Mittag hin bringen und zwei Truhen dazu zum kühl halten.“

„Bestell mal für zwölf Erwachsene mehr mit, ich habe Ulf, Irene und Frau Gut und Frau Jensen eingeladen und Rolfs Mutter, wenn Rolfs Schwester mitkommt, kann sie ja bis zehn bestimmt bei euch am Lagerfeuer bleiben, oder ist dreizehn zu jung?“

„Nee, Mama“, sag ich, „geht schon klar, das kriegen wir schon hin. Frau Gut oder Frau Jensen sollen mal noch zwei Kilo Hefeteig machen am Samstag und kalt stellen, dann können wir am Feuer Stockbrot machen. Das haben wir mit Martin mal am Baumhaus gemacht, das war so toll. Dafür wird man auch nicht zu alt, finde ich“, und lache dabei.
„Dann brauchen wir aber Stöcke“, sagt Sergej, „wo holen wir die?“ „Wenn wir gleich fahren, sagen wir unserm Gärtner Bescheid“, sag ich, „hinter dem Gemüsegarten sind Hecken mit Haselnusssträuchern, der Heinz schneidet uns bestimmt zwanzig Stöcke daraus. Die sind schön gerade und auch lang genug.“ „Dann komm, lass uns fahren“, sagt Sergej, „Heute Nachmittag wollen wir ja noch mit Martin und Wolfi zum Autokauf.“

Wir gehen noch kurz hoch, ich hole meinen Geldbeutel und schaue, ob eine Karte drin ist,Sergej holt seinen auch und die Autoschlüssel. Ich denke schon, dass der Yeti groß genug ist, Wolfi hat den Kombi. Wir fahren los, halten bei Heinz und ich sage ihm, was wir gern hätten. „Kein Problem, wo soll ich die hinlegen?, fragt er. „Wir kommen sie holen, morgen um elf“, sag ich und dann fahren wir weiter.

Unterwegs sage ich zu Sergej, dass ich zuerst zu Robins Mutter möchte, die ja jetzt bestimmt zu Hause ist. Also fährt er zuerst dorthin, wo wir Chris gestern hingebracht haben. Noah ruf ich an und vergewissere mich, dass Chris auf der Arbeit ist. Wenn Robin auch Ferien hat, muss Sergej ihn ablenken, wenn ich mit seiner Mutter rede, die kann ja dann später sagen, dass ich wegen der Party da war. Ich will einfach vorher wissen, wie die Chancen auf eine erfolgreiche OP sind, bevor wir dem Jungen Hoffnungen machen.

Wir halten vor dem Haus und wir steigen aus und klingeln. Eine Frau, recht groß, ca. eins fünf und achtzig, blond wie ihre Söhne, öffnet uns sieht uns erwartungsvoll an. „Guten Morgen“, sag ich, „ich bin Jerome Remmers, das ist mein Freund Sergej Radic, Wir sind seit gestern Bekannte oder besser Freunde ihrer beiden Söhne und waren gestern schon mal hier, als wir Chris nach Hause gebracht haben.“

„Chris ist in der Klinik und Robin schläft noch“, sagt sie. „Das ist gut“, sage ich, „ich wollte mit ihnen sprechen.“

„Mit mir? Wohl über die Party“, kommt es nicht gerade freundlich, „da haben sie dem Jungen einen schönen Floh ins Ohr gesetzt.“

„Eigentlich eher nicht über die Party“, sage ich, „sondern über Robin und ich wäre froh, wenn das nicht hier draußen am Straßenrand stattfinden würde“
„Dann kommen sie mal rein“, sagt sie, „aber ich habe nicht ewig Zeit. Ich muss um zwei zur Arbeit und hab noch zu tun im Haus. Da geht es in die Küche. Setzen sie sich auf die Eckbank.“
Sie setzt sich vor den Tisch auf einen Stuhl und schaut uns abwechselnd an. „Wer ist denn der mit den Prothesen, von denen Robin gesprochen hat“, beginnt sie das Gespräch. Um die Sache ab zu kürzen , ziehe ich das rechte Hosenbein hoch und strecke das Bein am Tisch vorbei in ihre Richtung. „Oh“, sagt sie, sonst nichts. Ich werde jetzt einfach aufs Ganze gehen und sage: „Ich möchte, dass sie Robins Hausarzt und die Ärzte in der Klinik Links der Weser mir gegenüber von der Schweigepflicht entbinden, damit ich ein realistisches Bild seines Zustandes bekomme und dann weiß, ob er eine reelle Chance hat, diese Operationen zu überstehen und gesund zu werden“.“

Ihre Augen werden groß, starren mich an. „Wozu, wozu sollte ich das machen“, sagt sie, „ich kenne sie überhaupt nicht. Sie kommen einfach hierher und stellen Forderungen an mich, was soll das. Sie gehen jetzt besser.“

„Sie verstehen mich falsch, wir, meine Schwester und ich, wir wollen Robin helfen“, sag ich ganz ruhig, „wir wollen aber auch vorher alles wissen, über die Krankheit, über die Chancen und wir brauchen ja bestimmt auch den Chefarzt der Klinik Links der Weser zu einer Verbindungsaufnahme mit New York. Wir haben eine Wohnung in NewYork, Chris könnte Robin begleiten, wir haben ein Flugzeug in der Firma, das öfter mal in die USA fliegt.
Papa hat Freunde dort und viele Mitarbeiter, wir können das alles machen, wenn wir wissen, dass es gute Chancen gibt für Robin. Ich möchte nicht sein Totengräber sein, ich will, das er lebt.“
Stille, große Augen, die gerade feucht werden, dann legt sie die Hände vors Gesicht, schluchzt ein paar Mal.

„Was habe ich gebetet und dann später geflucht, keiner wollte ihm helfen, zu teuer, hat der von der Kasse gesagt und ich habe ihm eine gescheuert, dreihundert D-Mark damals noch, Geldstrafe, und jetzt, wo fast keine Hoffnung mehr da ist, jetzt kommst du, ein Junge, höchstens so alt wie Chris und sagst, wir können das alles machen. Du weißt nicht mal, was das alles kostet, bestimmt sechshundert Tausend Euro mit allem drum und dran. Wie willst denn du das bezahlen, Junge?“

„Entbinden sie die Ärzte, schreiben sie zwei Blätter und geben sie mir die und wenn es eine gute Chance gibt, werden wir es tun“, sage ich mit Nachdruck, „und lassen sie bitte die zwei zur Party kommen, es ist wichtig für Robin und auch für Chris, bitte.“ Sie schaut immer noch ungläubig, zieht dann zögernd die Tischschublade auf und holt Block und Schreiber heraus.
Ich hole meine Ausweis raus uns lege ihn auf den Tisch.“Hier meine Daten, die müssen da drauf, mit der ganzen Personalausweis Nummer am besten“, sag ich.

Dann schreibt sie das Ganze zweimal auf, unterschreibt das und gibt mir die Blätter. „Ich weiß nicht, warum du das tust“, sagt sie, „und ich hoffe, dass es vielleicht klappt, dieses Mal, beten werde ich nicht mehr. Gott ist für mich schon lange gestorben.“
Es klopft an der Tür und Robins Stimme fragt vorwurfsvoll: „Wieso ist denn die Tür zu, Mama, was ist denn hier los?“

Sie steht auf und öffnet die Tür. „Ich habe Besuch, Schatz und wir wollten Dich nicht wecken“, sagt sie nach draußen und dann biegt der Rolli in die Küche ein und der Kleine sieht uns. „Ihr schon wieder?“, fragt er erstaunt und erfreut zugleich, „was wollt denn ihr von meiner Mama?“

Bevor ich antworten kann, sagt sie:“ Die zwei haben mich weich gekocht wegen der Party. Ihr dürft hin und wenn ihr dort nicht im Freien schlafen müsst, dürft ihr auch bis Sonntag bleiben. Meine Bedingung, keinen Alkohol für dich, Robin, Chris trinkt eh keinen Alkohol, wenn er bei Robin ist. Chris muss immer in seiner Nähe sein.

Deine Medikamente bekommt du nur von Chris und ich möchte eine SMS, wenn ich um halb elf von der Arbeit komme, dass alles OK ist mit euch beiden, ist das klar?“ „Jaa, danke, Mama“, sagt Robin, „du bist die Beste. Wir werden alles richtig machen, versprochen.“
„So, dann ist ja alles geklärt“, sag ich jetzt, „dann fahren wir noch Noah und Rolf besuchen und dann noch schnell einkaufen.“
Wir stehen auf und gehen, sie geht mit zur Haustüre, dieses mal reicht sie uns die Hand.“Sagen sie Robin und Chris erst mal nichts“, bitte ich sie leise, „nicht das wir falsche Hoffnungen wecken.“ Sie verspricht das und sagt: „Ich kann es ja selbst immer noch nicht glauben, dass es jetzt vielleicht noch eine Chance gibt nach so langer Zeit und ich hoffe, dass es nicht zu spät ist für Robin.“

Wir fahren los und ich gucke auf die Schreiben. Die Adresse des Hausarztes ist mit drauf, so das ich über das Internet schnell die Telefon Nummer habe. Ich rufe dort an und bekomme für morgen um halb drei einen Gesprächstermin dort, das klappt ja gut.

Jetzt rufe ich Papa an und bitte ihn, mir einen Termin bei dem Chef des Herzzentrums Links der Weser zu machen, wenn es geht Anfang der Woche. Papa verspricht sein bestes zu geben und legt auf. Wir sind am Klinikum angekommen und steigen aus. Drei Minuten später klopfen wir bei unsere Freunden an.

Als wir auf das Zimmer kommen, sind beide Jungs nicht da. Wir gehen zum Stationszimmer und treffen dort auf Chris und einen, großen, etwas korpulenten Pfleger.
Als Chris uns sieht, kommt er lächelnd auf uns zu und begrüßt uns. „Wo sind denn die zwei Jungs?“, frage ich und reich ihm die Hand. „Unten in der Bäderabteilung“, sagt er und schaut auf seine Uhr, „Reha, sie müssten in etwa fünfzehn Minuten wieder zurück sein. Wollt ihr im Zimmer warten?“
„Ja“, sag ich, „gefrühstückt haben wir schon reichlich, wir warten hier oben.“ „Geht nur ins Zimmer, ich komme auch gleich“, sagt er, „ich muss Rolfs Kissen neu beziehen. Er durfte heute zum ersten mal wieder Kaffee trinken und der war wohl für seinen Mund noch etwas zu heiß. Der Kaffee ist dann auf dem Kissen gelandet.“
Wir gehen aufs Zimmer, setzen uns mit den Stühlen so hin, dass wir die Glotze sehen können und Sergej nimmt die Fernbedienung und macht das Gerät an, Radio Bremen, Regional Umschau, Thema „Baden in und um Bremerhaven“, das passt doch, finde ich und interessiert schauen wir zu. Wir kommen zu dem Schluss, dass für mich das Freibad Grünhöfe wegen der Beine wohl am besten geeignet ist, da ich, wenn ich nicht ständig von Sergej getragen werden möchte, dort auch mit dem Rolli selber fahren kann.

Fünf Minuten später kommt Chris und ich frage ihn, wie er denn morgens immer rechtzeitig nach Bremen und mittags wieder zurück kommt. „Im Sommer mit dem Roller“, sagt er, „ich habe Klasse eins und der Roller läuft über hundert Sachen. Maximal eine halbe Stunde von zu Hause bis hier her.
Es ist fast nur Autobahn und nur wenige hundert Meter durch die Bismarckstraße bis hierher. Morgens fahre ich früh genug, da ist mehr Verkehr, aber mittags um zwei geht es immer flott. Der Pfleger kommt und sagt: „Wie müssen runter, bis du fertig mit dem blöden Kissen? Los, labern kannst du, wenn Schichtende ist.“ Chris geht und Sergej und ich gucken uns an, was ist denn das für einer, denk ich.

Kurz drauf, die Türe geht auf und Chris bringt Rolf und der kräftige Pfleger fährt Noah rein bis ans Bett. Die beiden haben keine Schiene an und schaffen sich vorsichtig aufs Bett, ohne Hilfe und echt gut. „Wir lassen die Schienen ab“, sagt der Pfleger, wirft uns einen unfreundlichen Blick zu und geht Richtung Tür. „Los, komm Schwuppi“, sagt er zu Chris, „auf geht es.“

„Stopp“, das war ich, der das gerufen hat, automatisch. Der Mann dreht sich um, fixiert mich und fragt giftig: “Was willst du denn?“

„So nicht“, sag ich, „keine solchen Wörter, nicht mit Chris und auch sonst nicht, es könnte sonst richtigen Ärger geben und beim Du sind wir ja wohl auch noch nicht, für sie Herr Remmers bitte, ist das klar.“
„Jerome, bitte lass gut sein“, sagt Chris, „ich habe nur noch eine Woche hier, die geht auch noch rum. Ich will keinen Ärger haben mit ihm da.“ „Den hast du doch bestimmt schon länger“, sag ich, „man darf sich so eine homophobe Behandlung nicht gefallen lassen.“
„Es reicht jetzt“, kommt es von dem Pfleger, „kein großer Schwuppenaufstand hier, sonst fliegt ihr gerade raus und könnt ihn da“, er zeigt auf Chris, „gleich mit nehmen., so Typen braucht hier keiner. Los, Schwuppi, jetzt komm endlich.“
„Das ist doch voll der Hammer“, sagt Noah, als sie raus sind, „der ist wohl total bescheuert.“
Ich hole mein Handy raus, schreibe Papa eine SMS, weil er um diese Zeit immer in irgendwelchen Besprechungen ist.
Ich bin aufgeregt, dieser Spinner, wer weiß, was Chris unter ihm zu leiden hatte hier in seiner Zeit als Zivi. So wie ich ihn kennen gelernt habe, hat er sich bestimmt nicht gewehrt, schon wegen Robin, weil er Angst hatte, dass er dann auch andere Schichten als immer nur Frühschicht machen muss.
Auch Noah tippt wie verrückt auf seinem Handy und schreibt bestimmt an Ulf. Der Heini da draußen kann sich warm anziehen, denk ich, er hätte besser das Maul gehalten. Der Chefarzt wird ihm was erzählen, wenn Papa mit dem gesprochen hat, da wette ich drauf.
Es ist gleich Mittag und Chris bringt das Essen.
Er wirkt ein bisschen gestresst, und ich frage ihn: „Was ist los, Junge, macht er dir Probleme?“ „Nicht erst seit heute“, sagt er, „solche Bemerkungen höre ich häufig, oft auch noch gemeinere.“ „Du musst dich wehren“, sag ich, „immer beim ersten Mal gleich, sonst kriegst du nie Ruhe vor solchen Typen. Wenn man gar nicht weiß, wie man sich wehren soll, muss man zum Betriebsrat gehen oder gleich zum Chef.“
„Ich kann allein wegen Robin keinen Streit hier brauchen. Die Regelung, dass ich nur Frühschicht mache, ist einigen schon ein Dorn im Auge und wenn sie sich mit dem Janus zusammen tun, bin ich raus hier“, sagt er.
„In einer Woche ist es ja so wie so zu Ende“, sagt Sergej jetzt, „das hat jedenfalls deine Mutter gesagt.“ …..„Ihr wart bei meiner Mutter? Wann und wieso denn?“, will er wissen und Sergej schaut mich hilfesuchend an, ist etwas rot, weil ihm das so raus gerutscht ist.
„Wir haben mit ihr geredet“ sag ich, „wegen Samstag und sie hat es erlaubt, das ihr zur Party kommt, wir gehen nachher noch bestellen und wollten wissen, ob ihr jetzt dürft.“
„ Echt, sie hat es erlaubt? Das ist ja echt cool, der Kleine wird sich freuen“, sagt er , jetzt wieder froh. “Hat er schon“, sagt Sergej, jetzt wohl ein bisschen erleichtert nach seinem Fastversprecher vorhin. Noah sagt: „Man, das ist ja schön, dass ihr auch kommt, das freut mich und auf Robin bin ich echt gespannt.“

Jetzt kommt Paul, er ist heute Morgen mit der Bahn nach Bremen, wollte noch was besorgen. Ich nehme an, ein Geschenk zu Rolfs Geburtstag. Jedenfalls hat er zwei Tüten dabei, eine vom Kaufhof und eine von Rossmann. Oh Oh, denk ich, da plant schon einer für Samstagnacht, verkneife mir aber mein aufkommendes Grinsen. Ein Blick zu meinem Schatz sagt mir, dass wir mal wieder das selbe denken.

Paul stellt die Tüten hinter der Türe an die Wand, will wohl so verhindern, dass jemand eine Blick hinein wirft, dann erst geht er seinen Rolf mit einem langen Kuss begrüßen. Chris ist wieder raus, muss ja noch was schaffen, obwohl er bestimmt keinen Bock mehr hat, mit diesem Spacken, der Janus heißt, zusammen arbeiten zu müssen.

Carl August

Während der Schlussbesprechung mit den Japanern, die heute noch in der Staatskanzlei eingeladen sind, bevor sie am Morgen nach München fliegen, meldet mein Handy durch Vibration den Eingang einer Nachricht. Nach dem wir die Leute aus Fernost in den Bus gebracht haben, schau ich nach und sehe mit Staunen und dann auch mit Ärger Jeromes Kurzbericht über diesen homophoben Pfleger mit Namen Janus. Der hat wohl schon über längere Zeit den Jungen Chris, der da als Zivi tätig ist, gemobbt und heute auch die Jungs, Patienten und Besucher beleidigt, weil sie eben schwul sind.

Ich rufe Ulf an und der wurde wohl auch schon von Noah informiert. Da jetzt eh Mittagspause ist, verabreden wir, uns jetzt sofort, uns an seinem Auto zu treffen und dort hin zu fahren. Für Ulf und für mich wird der Professor bestimmt zu sprechen sein und dann wollen wir mal hören, was der dazu meint.

Meiner Sekretärin sag ich im Rausgehen, dass ich mit Ulf in die Klinik fahre und gegen halb zwei wieder zurück bin. Dann lauf ich runter zu Ulfs Parkplatz, der gleich links vom Haupteingang ist. Im Vorbei laufen sehe ich Frank und Wolfi, die wohl die Bilder der Japaner zusammen tragen, die werden sie dann ins Hotel bringen und die von der Frau Wörner bestimmt auch.

Ich winke nur kurz und ruf beiden ein „Hallo“ zu, ich will Ulf nicht warten lassen, der bestimmt schon im Auto sitzt. Nach dem ich eingestiegen bin, fährt Ulf direkt los und fünfzehn Minuten später halten wir an der Klinik. Von unterwegs habe ich der Sekretärin des Professors bereits mit geteilt, dass Ulf und ich kommen und um ein sofortiges Gespräch bitten. „Es ist schon dringend“, sag ich und das meine ich auch so.

Ulf, der weiß, wo das Sekretariat des Professors ist, geht voran und wenig später sitzen wir dem Chef gegen über in seinem Büro.

Da er ja schon in der Nacht, als es die Komplikationen gab, mit bekommen hat, das Noah schwul ist, spare ich mir es, das nochmal gesondert zu erwähnen.

Ich berichte, dass die Jungs sich mit dem Zivi Chris angefreundet hätten und als dieser heute von dem Pfleger Janus mit Schwuppi betitelt wurde, mein Sohn Jerome den Mann darauf hin angesprochen hat. Darauf hin habe dieser dann den Jungs gedroht sie raus zu werfen und den Chris gleich mit. Er dulde, so wörtlich, hier keinen Schwuppenaufstand.

Dem Mann uns gegenüber ist das sichtlich peinlich und er greift entschlossen zum Telefon. Als sich am anderen Ende jemand meldet, sagt er knapp: „Bitte geben sie mir den Pflegedienstleiter.“ Es dauert einen Augenblick, bis der dran ist und der Chefarzt berichtet kurz, was vorgefallen ist.
Dann sagt er:„Ab morgen will ich diesen Mann in meinem Verantwortungsbereich nicht mehr haben. Eine Abmahnung ist das mindeste, was ich erwarte und auch, dass er sich bei dem Zivildienst leistenden jungen Mann, der ein Jahr seinen Dienst vorbildlich gemacht hat, entschuldigt.
Ich werde jetzt die Station aufsuchen und ihnen den Mann schicken, ich will ihn hier nicht mehr sehen.“ Er legt auf und sagt: „Wenn es ihre Zeit erlaubt, meine Herrn, dann bitte ich sie, mich zu begleiten. Ich werde so etwas nie dulden.

Mein Neffe ist zwanzig und auch homosexuell, seine Eltern, die Mutter ist meine Schwester, haben große Probleme damit, die sind in so einer Sekte, Evangelikale und voll auf dem Bibeltripp. Der Junge, Matthias heißt er und ist mein Patenkind, wohnt schon seit über zwei Jahren bei uns zu Hause.

Da wir selber leider keine Kinder haben, nahmen wir ihn sofort und gerne bei uns auf. Er hat auch Abitur gemacht und ist noch eine Woche Zivi, hier in der Klinik, auf der Urologie, bevor er studieren geht hier in Bremen. Wenn ich mir vorstelle, dass er ein ganzes Jahr lang ständig gemobbt worden wäre, nur weil er schwul ist, ich will gar nicht drüber nachdenken.“
Wir haben die Station erreicht und der Chefarzt betritt das Stationszimmer, Ulf und ich bleiben draußen auf dem Gang stehen.

Der Chef, weist die Stationsschwester an, alle Mitarbeiter her zu holen und da wohl gerade das Essen verteilt ist, dürften alle ja für fünf Minuten herkommen können, meint er. Anscheinend haben alle einer Pieper und über diesen werden sie nun ins Stationszimmer gebeten.
Es dauert einen Moment, bis alle Leute da sind. Es sind drei Schwestern, eine Schülerin, der Pfleger und der Zivi Chris, die nun alle auf den Chef schauen.

„Ich habe sie kurz rufen lassen, weil mir ein Vorfall zu Ohren gekommen ist, der mein Handeln dringend erfordert. Herr Westermeier hier“, er deutet auf den Pfleger; „hat mit homophoben Äußerungen den Zivildienst leistenden Chris und Patienten und deren Gäste beleidigt und den Gästen und dem Chris mit Rauswurf gedroht.“

Totenstille, man könnte eine Nadel falle hören.

„Der einzige hier auf dieser Station, der irgendwen raus schmeißt, das bin ich. Ich dulde keine und merken sie sich das bitte alle gut, keine homophoben Äußerungen, Sprüche oder andere Diskriminierungen in meiner Klinik. Sie, Herr Westermeier, melden sich umgehend beim Pflegedienstleiter, hier ist für Leute, wie sie, kein Platz.
Ich erwarte, dass sie sich bei Chris Wegmann für alle in der Vergangenheit stattgefundenen Beleidigungen in Schriftform entschuldigen. Ich werde mir dieses Schreiben zeigen lassen. Sie können gehen und nehmen sie ihre Sachen mit, damit sie nicht noch einmal herkommen müssen.
So, das war es, meine Damen und Herren und die Schwester Erika als verantwortliche hier, gibt das nachher bei der Übergabe alles an die Mittagsschicht weiter. Diskriminierungen, jedweder Art werde ich in meinem Verantwortungsbereich nicht dulden.“
WOW, denke ich und nicke Ulf zu, das war doch mal echt in unserem Sinn, diese Ansage hier. Der Chefarzt kommt raus, schaut uns an und nickt. „So“, sagt er, „ich denke mal, dass jetzt alles geklärt ist, wohl auch in ihrem Sinne.
Ich muss mal mit meinem Neffen reden, ob er auch gemobbt wird, aber wie ich ihn kenne, weiß niemand auf seiner Station, dass er schwul ist. Er geht kaum aus, außer viel laufen und zum Karatesport in einem Verein und hängt halt wie die jungen Leute heute stundenlang am PC. Schade eigentlich, er ist ein durch und durch netter Junge, hat aber so gut wie keine Freunde.
Seine Eltern haben es wohl durch den Fund entsprechender Magazine erfahren, dass er Jungs bevorzugt, also schwul ist, was wohl ein Erdbeben ausgelöst hat. Der Kontakt zu seinen Eltern, die noch einen Sohn und eine Tochter haben, ist fast gänzlich abgerissen und er ist halt allein, hat keinen Freund und solange er kaum raus geht, wird er wohl auch so schnell niemanden kennen lernen können.
Er tut mir schon leid manchmal, da kann man aber nur schwer helfen. Vielleicht wird es ja auf der Uni besser.“

Mir kommt spontan eine Idee und so frag ich ihn: „Haben sie für Samstagabend, so ab achtzehn Uhr schon was vor mit ihrer Gattin?“ Er guckt erstaunt und sagt: „Nein, wieso, ich wüsste mal nichts. Wir fliegen am Dienstag in den Urlaub,“ sagt er, „auf die Malediven für zwei Wochen. Der Junge bleibt allerdings zu Hause, in der Zeit ist da irgendwo so ein Marathonlauf, für den er sich angemeldet hat.“
„Kommen sie doch zu uns, bringen Sie den jungen Mann mit, es ist doch eine große Party bei uns und da werden wir ihn dann einfach dazu stecken. Wenn er merkt, dass da noch einige schwule Jungs dabei sind und die sich auch nicht verstecken, dann taut er vielleicht ein bisschen auf. Chris Wegmann mit seinem Bruder Robin sind übrigens auch eingeladen.
Es sind über zwanzig junge Leute und ich wette, dass er es nicht bereut, mit ihnen zu uns gekommen zu sein.“

„Ich muss erst mit meiner Frau sprechen, sie verstehen schon“, sagt er, „wir sind zwar die Krone der Schöpfung, aber der Kopf auf dem wir sitzen, will immer mitbestimmen“, jetzt lachen wir alle drei.

„Reicht es, wenn ich sie heute Abend anrufe?“, fragt er. „Ja, natürlich“, sag ich, „wir würden uns freuen, wenn sie kämen.“ Ich gebe ihm ein Kärtchen, dann gehen wir noch zusammen auf das Zimmer der beiden Jungs und Jerome und Sergej und Paul sind auch dort. „Wolltet ihr nicht einkaufen?“, frag ich Jerome und Sergej. „Gleich, Papa“, sagt Jerome, „das hier war wichtig und wir wollten Chris auch nicht allein lassen.“

„Nun, Jungs“, sagt jetzt der Chefarzt, „gut, dass ihr Partei ergriffen habt, das Problem ist jetzt gelöst und der Pfleger wird hier nicht mehr auftauchen. Das mit der Party am Samstag geht in Ordnung, natürlich auf eigene Verantwortung, aber das hat ja jetzt schon zweimal gut geklappt.
Für den Transport sorgen sie bitte wieder selber, mit ausreichender Vorsicht reicht auch ein normales Auto, ein Krankenwagen dürfte nicht mehr erforderlich sein. Wenn sie mich dann entschuldigen wollen, meine Herrn, vielleicht sieht man sich ja am Samstag.“ Dann geht er hinaus.
„Was hat er jetzt mit dem letzten Satz gemeint?“, will Jerome von mir wissen und ich erkläre die Sache mit dem Neffen des Professors. „Gut gemacht, Papa“, sagt Jerome und grinst, „vielleicht taut er ja ein wenig auf, wenn er sieht, dass es bei uns normal zugeht.“

Ulf sagt: „Carl August, wir müssen zurück in die Firma.“ „Sagt wer?“, fragt Papa und lacht, „wir haben doch den Chef dabei und der hat Hunger. Ich kenne da einen Italiener, der ein hervorragendes Ossobuco Milanese macht und der sich bestimmt freut, wenn er uns sieht.“
Jerome lacht und Sergej auch, sie wissen, das ich Ricos Papa meine und zu Ulf sage ich grinsend: „Da kannst du mal Noahs Schwiegervater kennen lernen.“
„Na, ob das jetzt so erbauend ist, nach allem, was ich gehört habe von Enrico und den anderen, das wage ich zu bezweifeln“, sagt Ulf.
Wir sagen den Jungs „Tschüss“, und gehen, Jerome und Sergej schließen sich an. Am Stationszimmer steht der Chris und als wir auf seiner Höhe sind, bedankt er sich bei Ulf und mir. Wir gehen weiter nach unten, während die beiden Jungs noch bei Chris stehen bleiben.

Jerome

Chris wirkt irgendwie freier jetzt, gelöster und ich frage: „ Besser jetzt?“ „Viel besser, Danke, „sagt er, „ihr seit so cool, habt keine Angst, das hätte ich mich nie getraut.“ „Meistens klappt das“, sag ich zu Chris, „so viele homophobe Menschen gibt es gar nicht und wenn sie die Unterstützung nicht bekommen, die sie bei anderen suchen, stehen sie schnell im Regen, denn die meisten haben eigentlich gar nichts gegen Schwule, solange diese sich wie andere normale Menschen benehmen.Wenn man sich unsicher fühlt, wird man schnell eingeschüchtert und Opfer von so Arschlöchern. Denk immer dran, du bist schwul, nicht schlecht oder kriminell, sondern ein ganz normaler junger Mann und dazu noch ein ganz Netter.“

Er ist ein bisschen rot geworden und meint: „Ich versuche, es in Zukunft endlich ganz und gar zu akzeptieren, mein Schwulsein, es nicht mehr mit Gewalt zu verheimlichen, sondern dazu zu stehen. Vielleicht haben mir ja nur ein paar Freunde gefehlt, die auch schwul sind, um das zu erkennen. Ich freue mich so auf Samstag und der Kleine bestimmt noch viel mehr. So, ich muss los, muss Schwester Erika Unterlagen wegbringen unten zum Röntgen. Man sieht sich.“

„Ich komme euch Samstag mit dem Kombi holen“, sagt Sergej, „so gegen siebzehn Uhr bin ich da. Guck, dass du nichts vergisst, Medis für Robin und was der sonst noch braucht. Ciao, bis dann.“

„Ciao“,sagt auch er und geht ins Stationszimmer zurück. Wir gehen zum Treppenhaus und dann zum Auto. Jetzt fahren wir erst mal ein paar Zelte kaufen und Schlafsäcke und Luftmatratzen.
Mit vollem Auto kommen wir, alle Bestellungen sind gemacht, gegen drei zurück. Wolfi und Kevin warten schon auf uns. Martin sitzt schon im Achter und wir stellen den Wagen nur ab und steigen bei Martin ein so wie Kevin und Wolfi auch.

Martin fährt los und fünfzehn Minuten später sind wir beim Autohaus Schmidt und Koch und parken dort im Hof. Wir steigen aus und schauen uns zunächst mal um bis Martin sagt: „Wir gehen mal rein, Carl August hat gesagt, dass wir uns an den Herrn Koch wenden sollen, den finden wir wohl eher drinnen.
Dieses Unternehmen hier ist an insgesamt neunzehn Standorten um Bremerhaven herum angesiedelt und hat mit den Marken Audi und Skoda eine Markt führende Position. Eine nette, junge Dame führt uns nun zu diesem Herrn Koch, nicht, ohne uns vorher wohlwollend ab zu scannen… armes Kind… vergebene Liebesmüh, wir love Dicks.

Herr Koch empfängt uns in einem sehr geschmackvollen und teuer eingerichteten Büro, begrüßt uns und fragt dann, wer denn nun ein Auto kaufen möchte. Wolfi sagt dann, dass er gern einen A vier als Kombi hätte und Herr Koch greift zum Telefon und ruft wohl einen seiner Verkäufer zu sich.
Kurz darauf erscheint dann ein Mann, höchstens Anfang dreißig, gepflegt, in einem schicken Anzug und wird uns als Herr Fischer vorgestellt. Der mustert uns jetzt genau so, wie vorhin die Sekretärin, die uns zu Herr Koch brachte.

Wenn der nicht in unserer Liga spielt fresse ich einen Besen und Sergejs leichtes Grinsen in meine Richtung zeigt mir, dass er gleiches denkt. Vielleicht gibt er ja ein paar Prozente mehr, wenn er merkt, dass er es nur mit Schwulen zu tun hat. Martin hat natürlich den Braten auch schon gerochen und macht dem Mann ein paar schöne Augen.
Sergej und ich tasten nun öfter nach des anderen Händen und Kevin, dem Martin was ins Ohr geflüstert hat greift fest nach Wolfis Hand, was der natürlich, wie alles sonst, was sein Schatzi macht, widerspruchslos über sich ergehen lässt. Herr Fischer hat das jetzt schon mitbekommen, als er fragt, wer denn das Auto möchte und was es denn für Vorstellungen gäbe, bezüglich auf das Auto.
Wolfi, Kevin steht sehr dicht bei ihm, sagt: „Wir möchten einen gebrauchten A vier Kombi, vielleicht können sie uns ja mal zeigen, was sie da auf Lager haben.“ „Sehr gerne, wenn sie mir bitte folgen wollen“, sagt er und geht voraus und nach draußen, hinter das große Gebäude, wo etliche Gebrauchtwagen stehen. Die sind ein bisschen nach Typen sortiert und A vierer Kombi gibt es sechs Stück, zwei davon sind etwas länger, Avant steht da hinter dem A vier..

Einer davon ist grün metallic lackiert, nicht schrill sondern ein sehr schönes Grün und Kevins Augen leuchten, als sie auf den Wagen zu gehen.
„Der Grüne, ein Audi A vier Avant Sport, ist Baujahr zwei tausend sieben, also gerade mal drei Jahre alt“, sagt Herr Fischer, „hat einhundert dreißig Tausend Kilometer gelaufen, ein Diesel mit zwei Litern Hubraum und einhundert fünfzig PS, mit Sechsgang Getriebe und vielen Extras, acht fach bereift und TÜV neu. Das Auto ist eine Rücknahme, der Kunde ist auf einen Sechser um gestiegen.“

„Sehr schön“, sagt Martin jetzt und auch Wolfi gefällt der Wagen, der Kleine ist hin und weg. Herr Fischer öffnet den Wagen und Kevin setzt sich gleich auf den Fahrersitz, er nimmt das Lenkrad in die Hand und bewegt es hin und her. „Wenn er jetzt noch anfängt, zu brummen “, raune ich Sergej ins Ohr, „mach ich in die Bux.“ „Schatzi, der ist geil“, sagt er zu Wolfi und der Fischer kriegt Herzchenaugen.

„Was soll der Wagen denn kosten“, will Martin wissen. „Eigentlich Vierzehn sechs“, sagt Herr Fischer. „Und uneigentlich?“, will jetzt Wolfi wissen. „Ich muss Herrn Koch fragen, Moment“, sagt er und holt das Handy raus.
Wir schauen uns jetzt alle den Wagen an und der ist echt gut gepflegt und Tipp Topp, auch unter der Haube, die Martin geöffnet hat. Das Auto hat an der Scheibe eine Nummer, die Herr Fischer jetzt durchsagt am Telefon. Dann, nach einer Pause sagt er erstaunt: „ Echt jetzt, Chef?, Bitte sagen sie das noch einmal, nicht dass ich das falsch verstanden habe.“
Er hört wieder zu, sagt dann: „Jawohl, Herr Koch, ich bringe die Leute noch mal Hoch gleich.“ Er drückt das Handy aus und kommt dann zu Wolfi, Martin steht daneben.
„Zehntausend, fertig zugelassen morgen“, sagt er, „ein Wahnsinnspreis.
Wenn sie den nicht nehmen für das Geld……“ er verstummt mitten im Satz. „Uih“, sagt Martin, „da gibt es wohl nicht mehr viel zu überlegen, Wolfi, oder?“ Wolfi ist sprachlos, nickt, dann fragt er Martin: „Leihst du mir die Tausend, wo mir momentan fehlen?“

„Ich hatte dir das ja schon angeboten“, sagt Martin, „daran hat sich nichts geändert.“
„OK, ich nehme ihn“, sagt Wolfi und der Kleine, mittlerweile ausgestiegen, fällt ihm um den Hals und küsst ihn.
Herr Fischer bringt uns wieder zu dem Herr Koch, der uns dann sagt, das Wolfi den Wagen morgen ab elf Uhr ab holen kann, wenn er jetzt eine Vollmacht zur Zulassung mit einer Ausweis Kopie hier lässt.
In der Zeit, wo er das macht, Kevin bleibt bei ihm, gehen wir runter und schauen nach den neuen Modellen, die in einem großen Verkaufsraum ausgestellt sind. Das sind schon tolle Autos, die Audi Modelle aber hier gibt es auch Skoda, so dass wir hier auch die notwendigen Inspektionen machen lassen können.

„Hier arbeitet doch der Micha“, sagt Sergej zu mir, „mit dem wir neulich das Gespräch im Bürgerpark hatten. Du hast doch seine Nummer gespeichert, frag doch mal wo er gerade steckt, vielleicht kann er ja mal kurz zu uns herkommen.“

Ich nehme das Handy und suche die Nummer, es wählt und dann meldet er sich. „Micha Gelz, hallo Jerome, guten Tag“, sagt er. „Hallo, Micha, wo steckst du denn?“, frag ich. „Ich bin in der Werkstatt, warum fragst du?“, will er wissen. „Wir sind hier in der Firma, haben ein Auto gekauft, ein Freund von uns“, sag ich.
„Echt jetzt, wo genau seit ihr denn?“, will er jetzt wissen. „Wir stehen hier im Hof, rechts neben dem ersten Werkstatttor, Sergej und ich und Martin“, sag ich. „Ich frag mal, ob ich kurz kommen kann“, sagt er und legt auf. Kurz drauf kommt er, reicht uns und auch Martin die Hand und begrüßt uns und sagt dann: „Ich habe dem Gesellen gesagt, das Freunde von mir gerade ein Auto hier gekauft haben, ob ich mal gucken könnte.
Da bin ich. Wer hat denn welches Auto gekauft?“ „Wolfi, unser Freund, hat den grünen A Vier Avant gekauft“, sag ich, dann frag ich ihn, „wir haben bei Sergejs Opa in Dresden zwei Skoda, einen Yeti und einen großen Kombi, den du ja neulich gesehen hast, gekauft und an beiden wäre die erste Inspektion zu machen.
Wer macht denn die Termine hier?“ „Kommt mit, ich bring euch hin“, sagt er und geht mit uns Richtung Ausstellungsraum und dort an einen Schalter, an dem groß Kundendienst steht. Der dort arbeitende Mann sieht uns an und Micha sagt: „Die Herrn wollen einen Termin für zwei erste Inspektionen, einmal an einem Yeti und dann an einem Oktavia Kombi machen.“

„Sind die Wagen von uns?“, fragt der Mann. „Nein“, sagt jetzt Sergej, „mein Opa hat in Dresden ein Autohaus mit Skoda. Von dort haben wir die Wagen mitgebracht.“ Jetzt kommt auch Martin und den scheint der Mann offensichtlich zu kennen.
„ Die Jungs gehören zu mir, einer von beiden ist der Sohn von Herr Remmers, sie wissen schon, der von Lloyd und für den Achter von uns brauche ich auch einen Termin“, sagt er und gleich schaut der Mann in seinen Monitor und tippt auf der Tastatur.
„Am Montag, achtundzwanzigster, nächster Woche gleich morgens der Achter, geht das“, sagt er und schaut Martin an.
Der nickt und fragt dann: „und die zwei Skoda?“ „Dienstag, neunundzwanzigster, morgens um zehn würde gehen“. Er sieht uns an und ich nicke zustimmend.

„Die Autos können dann drei Stunden später wieder abgeholt werden“, sagt er, „gehen die Skoda auch über die Firma, ich mein die Rechnung?“ „Nee“, sag ich, „das zahle ich bar wenn wir kommen oder mit der Karte.“

Er gibt Martin und mir je ein Zettelchen, auf dem er den Termin eingetragen hat und sagt: „Wenn was dazwischen kommt, bitte direkt anrufen.“
Micha, der noch bei uns steht, fragt dann: „Wie sieht es denn bei euch aus, können wir am Samstag mal mit euch und euren Freunden was machen oder habt ihr das Wochenende schon verplant.“ Ich schau Sergej an und auch kurz zu Martin, beide verstehen meinen Blick und nicken leicht. „Wir haben am Samstag große Party bei uns, im Freien, so mit Zelt und Lagerfeuer“, sag ich. „Schade“, sagt er, ein bisschen enttäuscht, „na dann ein anderes Mal.“
Er macht nun Anstalten zu gehen und erst als ich Stopp sage, dreht er sich nochmal um und schaut mich an. „Hättet ihr zwei denn Lust, auch zu kommen und habt ihr ein Zelt“, frag ich ihn. Ein Lächeln zieht auf in seinem Gesicht.
„Klar hätten wir Lust und ein Zelt haben wir auch“, sagt er, „sollen wir sonst noch was mitbringen, was zum Essen oder Trinken?“ „Wenn ihr wollt, bringt einen Kartoffel oder Nudelsalat mit, auf keinen Fall Schnaps oder Wein, andere Getränke sind genug da und voll laufen lassen tut sich normal keiner bei uns“, sag ich, „weiß du denn, ob Tom überhaupt will.“

„Tom ist für jede Abwechslung dankbar, hat sich ja schon echt gefreut, mit euch zwei auch schwule Jungs kennen gelernt zu haben“ sagt er, „er ist auch auf eure Freunde sehr gespannt. Endlich mal Leute, die einen verstehen und mit denen man mal über so viele Dinge reden kann. Die letzten vier Monate sind nicht immer leicht gewesen.
Vom besten und ewigen Freund plötzlich zum Herzbuben zu werden, ist nicht einfach. Man hat immer Angst, alles geht in die Brüche. Tausend mal berührt…..ihr könnt euch das vielleicht nicht vorstellen, wie das ist.“ Sein Handy geht.
„Oh, ich muss los, sonst gibt es Ärger mit dem Meister“, sagt er. „Ich komme mit“, sagt Martin grinsend, „so als Bärenbruder und wehe, es tut dir einer was.“ Micha ist etwas rot geworden und sagt zu mir gewandt: „Hast du gepetzt?“
„Martin kennt mich noch in Pampers, vor ihm habe ich fast keine Geheimnisse“, sag ich, „das er jetzt mit dir geht, zeigt doch, dass er den Bärenbruder wohl eher als Kompliment, anstatt eine Beleidigung ansieht.“

Martin legt Micha die Hand auf die Schulter und sagt: „Komm, ich bring dich hin, dein Meister kennt mich gut und auch schon sehr lange. Er wird nicht meckern, wenn ich bei dir bin.“ Er geht mit Micha zurück in die Werkstatt.

Wolfi

Als ich die Unterschrift unter den Kaufvertrag setze, ist mir schon ein bisschen anders. Sicher, das Auto da draußen, dank der Beziehungen zu Remmers, ist echt ein Schnäppchen, aber natürlich auch ein heißes Teil im Gegensatz zu meinem alten Fiat und die Unterhaltung wird wohl auch um einiges teurer sein, als vorher.

Kevin ist ja echt begeistert, die Farbe vor allem, aber auch die Form haben es ihm angetan, das hat man gleich am Anfang gemerkt, als das Auto in sein Blickfeld kam. Nachdem die Formalitäten erledigt sind, die Bezahlung erfolgt morgen mit einem Verrechnungsscheck, was wohl auch nur geht, weil Carl August über allem schwebt, denk ich. Spätestens, als Herr Koch fragt, ob wir Carl August heute noch sehen, weiß ich, dass Jeromes Vater bestimmt hier angerufen hat.

Als ich die Frage bejahe, sagt Herr Koch: „Sagen sie dem Herrn Remmers einen schönen Gruß von mir und auch, das der neue Q sieben, den die Firma bestellt hat, zum Septemberanfang geliefert wird.“ „Mache ich gerne und noch mal Danke“, sag ich, „bis morgen um elf Uhr, ich freue mich.“

„Ich bringe sie noch runter zu den Anderen“, sagt er und geht mit uns in den Verkaufsraum. Martin und die Jungs stehen draußen vor dem Fenster, hinter denen ein neues, weißes Q drei steht. Sie warten dort. Und diskutieren über das Auto.
Als wir dazu kommen, sagt Sergej gerade, dass der ihm schon gefällt und der im Winter bestimmt super sicher fährt.
Herr Koch geht noch mit, um sich von den anderen zu verabschieden, danach gehen wir alle zurück zum Auto. Kevin hängt an meinem Arm und zappelt vor Freude, dann hält er mich fest und flüstert in mein Ohr: „Der ist so schön groß innen, da kann man bestimmt gut drin Poppen. Ich hatte noch nie im Leben Sex in einem Auto mit dir und im Fiat hätte es wohl auch nicht so gut geklappt.“

„So“, sag ich, gespielt streng, „nur weil du mal im Auto Poppen willst, haben wir die längste Ausführung des A Vier gekauft. Dann wird aber auch morgen Abend gepoppt da drin und ich bin der Top im Auto, basta.“ „Ja, Chef, fick mich gut im grünen Audi“, sagt der Kleine. Dann lachen wir beide und laufen den anderen nach.

Wie locker, frei und fröhlich mein Schatz geworden ist in den letzten Wochen, das wundert mich, vor allem aber gefällt es mir sehr. An der Therapie, die er einmal in der Woche hat, allein kann das wohl kaum liegen, ich finde, dass sein jetziges Umfeld und unsere Liebe zueinander das Meiste dazu beigetragen haben, Dresden und Berger aus seinem Bewusstsein zu verdrängen und Platz zu machen für all das Gute und Schöne um ihn herum.

Carl August

Mit Ulfs Wagen fahren wir jetzt zum Lokal Scarlotti, zu Enricos und Paolos Eltern. Es ist mäßig Betrieb, ich zähle vierzehn Personen, die im Lokal sitzen und wir werden von der Bedienung an einen Vierer Tisch geleitet, unweit der Theke. Hinter dem Tresen steht die Mutter der Zwillinge und ihrem Blick nach hat sie mich wohl wieder erkannt und nickt mir freundlich zu. Ich nicke zurück und sehe dann, wie sie hinter der Theke raus kommt und auf unseren Tisch zu läuft.

„Buongiorno, Signore Remmers, ich freue mich, sie zu sehen. Ich hatte leider bisher nicht die Gelegenheit, mich persönlich bei ihnen zu bedanken, für all das, was sie für Enrico und Paolo getan haben. Rico schreibt fast jeden Tag und Paolo auch, beiden geht es gut und sie sind sehr verliebt, glaube ich.“
„Hallo, Frau Scarlotti, ja, es geht ihnen gut und verliebt sind sie auch sehr“, sag ich und nicke freundlich. Die junge Bedienung bringt unser Getränk, Ulf trinkt Wasser, ich ein Viertel Wein, einen Castello Banfi Pinot Grigio St. Angelo aus der Toscana, einen leichten Weißwein mit elf Prozent, der hier offen ausgeschenkt wird.
Auf die Frage, was wir essen möchten, bestelle ich zweimal Ossobuco und vorher einen Tomatensalat. Ulf und ich kennen uns so gut, dass ich weiß, es wird ihm schmecken und er sagt auch nicht, dass er etwas anderes möchte.
„Kennen sie die Partner meiner Söhne, haben sie eine gute Wahl getroffen, sich in die richtigen Menschen verliebt?“, will sie von mir wissen. Ich muss schmunzeln, schaue Ulf an und dann sage ich: „Enrico liebt Noah, den Sohn des Herrn hier und Paolo liebt meine Tochter Natascha.“

„Oh heilige Madonna Ausilia Trice, Paolo liebt ihre Tochter? Geht denn das gut, oh Mamma mia“, ruft sie aus.

„Warum soll das nicht gut gehen, Frau Scarlotti“, sag ich, „wenn sie sich richtig lieben und sie glücklich sind, dann geht das auch gut. Meine Frau und ich mögen Paolo sehr und auch alle anderen in der Familie freuen sich, das die beiden zusammen sind.“

„Meine Frau und ich“, sagt Ulf, „wir mögen Enrico auch sehr und unser Sohn Noah liebt ihn, also, wo ist das Problem? Unser Wunsch ist es, unser Kind glücklich zu sehen und wenn er das mit Enrico ist, ist uns der genau so lieb und teuer, wie Noah. Wir mögen ihn sehr und meine Frau würde ihn sofort adoptieren, so gern hat sie ihn mittlerweile.“ Sie strahlt, freut sich sichtlich für ihre Buben.

„Wie läuft es denn mit ihrem Mann, kommt er zur Vernunft, was Enrico angeht oder ist er immer noch so verbohrt?“, frage ich sie.

„Ich denke, er hat schon Zweifel bekommen, was seine Haltung als Vater angeht und die Töchter und ich lassen ihn spüren, dass wenn er sich nicht ändert, er irgend wann allein da steht“, sagt sie.

„Carla, prego“, kommt es jetzt von der Theke her und der Mann schaut um die Ecke. „Ich muss hinters Buffet“, sagt sie, „grüßen sie meine Kinder. Wir wollen uns treffen, wenn der Junge, den er liebt, aus der Klinik entlassen wird.
Enrico hat ein Bild geschickt, es ist ein sehr schöner Junge, ich mag ihn.“ Jetzt geht sie zurück zur Theke und macht Getränke fertig, die das Mädchen, das bedient, bestellt hat.
Nach dem die Bedienung die Getränke fort gebracht hat, kommt unsere Vorspeise uns wir genießen diese.
Der Wein passt hervorragend und ich sage zu Ulf: „Das werden wir in Zukunft öfter mal machen in der Mittagszeit. Wenn wirklich was außergewöhnlich wichtiges wäre, so sind wir doch immer erreichbar.“
Das Ossobuco ist so gut wie beim letzten Mal und Ulf schmeckt es auch gut. Später, auf Nachtisch haben wir verzichtet, nehmen wir jeder noch zwei Espresso, bevor ich die Rechnung begleiche. Dann fahren wir zurück in die Firma, wo alles läuft, wie immer.

Chris

Die Schicht für heute ist zu Ende, Erika hat bei der Übergabe den Auftrag des Professors umgesetzt und alle über den Vorfall heute Morgen informiert. Spätestens jetzt wissen alle, dass ich schwul bin, aber ein Blick in die Gesichter sagt mir, dass Janus wohl der einzige homophobe Typ hier auf Station war.

Jetzt ab, umziehen und dann ab zum Roller und nix wie nach Hause. In den Ferien ist Robin, wenn Mama fort fährt, etwa eine Stunde allein zu Hause. Das hat immer gut geklappt und ist ja auch erst so, seit ich Zivildienst mache.

Es ist nicht viel Verkehr und mit dem Roller macht es auch Spaß, zu fahren. Auf der Autobahn muss man halt auf die LKW achten, die hier bei uns, wo alles flach ist, nicht wesentlich langsamer als der Roller sind. Wenn es regnet, fahre ich Bundesstraße, weil die Lkw so viel Wasser hoch wirbeln, dass man nichts mehr sieht und auch über und über verdreckt ist, wenn man zu Hause ankommt.

Heute läuft es prima und als ich heim komme und die Türe aufmache, steht der Kleine im Flur und strahlt mich an. Ich tue so, als wüsste ich noch nichts von der Party und frage ihn: „Was grinst denn mein Brüderchen wie ein Honigkuchenpferd?“
„Drei Mal darfst du raten“, sagt er und setzt eine geheimnisvolle Miene auf. „Wir haben im Lotto gewonnen“, sag ich. „Falsch, aber so was von“, sagt er grinsend. „Mama heiratet wieder“, ist mein zweiter Versuch „Bloß nicht, nein“, ruft er lachend.
„Du hast einen neuen Auftrag für eine Homepage“, sag ich jetzt, will ihm den Spaß nicht verderben. „Wieder falsch“, ruft er freudig.

„Los, sag schon, spann mich nicht auf die Folter“, spiele ich weiter mit. „Samstag, ich sage nur Samstag“, ruft er jetzt. Ich stell mich immer noch dumm. Dann sagt er: „Es fängt mit P an, mein Dummerchen, wo sind denn deine Gedanken.“
„P…..P…nee, echt jetzt, Partyyyyyyyyyyyyyy, du lügst“, mach ich. „Ich lüge nicht, wir dürfen zur Party, sogar bis Sonntag“, ruft er stolz und tiefe, echte Freude leuchtet aus seinen Augen.
„Jerome und sein Freund waren hier“, sagt er stolz, „heute Morgen bei Mama und haben sie weich gekocht, hat Jerome gesagt. Meine erste Party, was ziehe ich denn an, was trägt man denn bei so was. Habe ich überhaupt Kleider für eine Party und wie viel Leute kommen denn da hin“, fragt er jetzt wie ein Wasserfall.“Robin“, sag ich jetzt etwas schärfer, „hör auf, dich auf zu regen, sonst bist du Samstag nicht auf der Party sondern nach langem noch mal Links der Weser, das willst du doch jetzt echt nicht.“

Er beruhigt sich, ich gebe ihm mein Handy, nach dem ich Jeromes Nummer gewählt habe und sage: „Jerome meldet sich da und dann kannst du fragen, wie viele Leute kommen und was man denn so anzieht auf der Party.“

„Hi, hier ist Robin“sagt er, „der Bruder von Chris. Ich möchte was fragen.“ Jetzt redet wohl Jerome. „Wie viele Leute kommen denn auf die Party“, fragt Robin jetzt, sagt nach Jeromes Antwort: „Boah, echt jetzt, dreiundzwanzig?“ ,wieder hört er zu, sagt: „auch noch, ahh, im Haus.
Was zieht man denn an auf so einer Party? Ich war noch nie auf einer und hab keine Ahnung und Chris wohl auch nicht.“ jetzt redet wohl wieder Jerome, denn der Kleine hört aufmerksam zu. „also normale, dem Wetter angepasste Kleider und eine Weste für Abends, wenn es kühler wird, OK, Was, ja und ein paar Sachen für die Nacht natürlich und die Zahnbürste, danke.
JAAA, und wie, ich kann es kaum erwarten“, sagt er jetzt. „Ja, der steht hier, Moment, ich reich dich rüber, Tschüss und grüß Sergej.“

Jetzt hält er mir das Handy hin und ich melde mich mit „Hi, Jerome“ „Hi, Chris“, kommt es zurück, „ich hoffe, es ist nicht zu viel Aufregung für den Robin?“, fragt Jerome. „Solange sie so positiv ist“, sag ich, „wird es wohl nicht schaden. Ich habe ihn schon etwas gebremst und ich denke, dass er klar kommt damit.“ „Schön“, sagt Jerome, „wir freuen uns auf euch.
Darf Robin alles Essen oder muss man was bei der Zubereitung der Salate beachten?“ „Nein, er isst so ziemlich alles und hat keinerlei Allergien“, sag ich, „aber schön, das du gefragt hast. Ich esse auch alles, allerdings viel mehr, als Robin.“ Jerome lacht. „OK“, sagt er, „Sergej und ich fahren jetzt noch mit Wolfi ein Auto kaufen, also bis Samstag. Grüß deine Mama und den Kleinen auch noch mal, Ciao.“Dann legt er auf und ich stecke mein Handy ein.

Robin ist in die Küche gefahren, weiß, dass ich dort hin komme und esse, was Mama gekocht hat heute Mittag. Ich esse nicht in der Klinik, das kostet und kann Mamas Essen nicht toppen. Heute gibt es grüne Bohnen mit Speck, Frikadellen und Püree, selbst gemacht, kein Kleister von Pfanni. Es schmeckt gut, wie immer bei Mama und ich esse alles auf.
Robin gebe ich von der Frikadelle noch zwei Bissen ab, die ich ihm mit der Gabel hinhalte. Da ist auch so ein Ritual, das, immer wenn ich nach Hause komme, er bei mir in der Küche sitzt und immer etwas abbekommt von meinem Essen.

Ich habe jetzt schon oft Angst vor dem Tag, an dem er für immer die Augen schließt, einfach sterben muss, weil diese Scheißkasse das nicht bezahlen will, dass er weiterleben darf. „Du denkst schon wieder dran“, sagt er vorwurfsvoll zu mir, „es ist noch lange nicht so weit, Chris, also ziehe dich nicht runter. Ich glaube nicht, dass ich so schnell sterbe.
Bis jetzt habe ich alle Negativprognosen überlebt.“ Ich kann diese Stimmungen nicht vor ihm verbergen, er ist soo sensibel, der spürt es, wenn es mir nicht gut geht, selbst dann, wenn ich dabei lächle.

Ich räume das Geschirr in die Spülmaschine und weil sie damit voll ist, stelle ich sie an. In neunzig Minuten werde ich sie ausräumen und dann danach, wenn es nicht mehr so warm ist, gehe ich mit Robin noch eine Runde in den nahen Bürgerpark. Das machen wir auch fast immer, wenn das Wetter es erlaubt.
Er ist in sein Zimmer gefahren, weiß, dass ich nachkomme, sobald ich fertig bin. Er hat sich vorgenommen, ein Computerspiel zu programmieren, so ein Ballerspiel für junge Leute, ab vierzehn und er meint, das er es auch hinbekommt.
Das will er dann vermarkten und Geld für seine OP verdienen. Ich kenne mich lange nicht so gut aus, dass ich das einschätzen kann, ob er das hinkriegt und dann, wenn das wirklich klappt, muss es ja auch verkauft werden.
Ich bin da eher skeptisch, teile seinen Optimismus nicht so richtig, aber da es ihm Auftrieb gibt, lassen wir ihn machen. Ich setze mich auf seine Couch und lese in meinem E-Book, schwule Geschichten natürlich, am liebsten solche mit Happy End.

Kevin

Boah, wir haben ein Auto, eigentlich ja Wolfi, aber das nehme ich mal nicht so genau. Diese Farbe und diese edle Form, ein geiles Teil, mit einhundert fünfzig PS, das ist doch so was von Klasse und in dem kann man auch bestimmt gut Liebe machen, besonders wenn man die hinteren Sitze umlegt.
Wolfi hat versprochen, dass wir morgen Abend im Auto poppen. Da muss eine Decke rein, damit wir nichts verspritzen an die Polstern und so. Der Wagen ist echt gut in Schuss, voll der Hammer und war wohl wesentlich mehr wert, wie Wolfi bezahlen muss.
Jeromes Papa kennt diesen Herrn Koch wohl noch aus der Schulzeit und hat da angerufen. Weil die Firma alle Audi da kauft, hat der Carl August zum Gefallen wohl diesen Preis gemacht. Dem Verkäufer ist fast der Sack ins Gras gefallen, als sein Chef den Preis gesagt hat. Also, Martin und die anderen haben gesagt, der Herr Fischer wäre zu hundert Prozent auch schwul und wäre voll auf mich ab gefahren.

ch raff ja so was nur selten, außer bei Wolfi, da hab ich es sofort gemerkt, als er mir die Gabel mit dem Schwarzwälder hingehalten hat auf der Party, damals bei Armin im Keller, dass er auf mich abfährt und als er das Tiramisu von meinem Löffel gelutscht hat, bin fast ich steif geworden.
Nur war ich da noch nicht so weit, jemanden näher an mich ran zu lassen, aber verliebt in ihn habe ich mich an diesem Abend schon.

Morgen um elf holt Wolfi das Auto ab, Sergej fährt ihn hin, mit dem Fiffi, dann fährt er in die Firma, um dort die Bilder zu holen für Frau Wörner. Die hängen wir dann, wenn er damit ins Hilton kommt, in ihren zwei Räumen auf und bringen ihr dabei auch das Hundchen und die Sachen für den Fiffi wieder zurück.

Ich hoffe, es geht ihr gut und sie ist wieder einigermaßen fit. Ich bin gespannt, wie sie und der Fiffi mit dem Verlust von Ihrem Mann Werner zurechtkommen.

Da werde ich wohl jetzt öfter zu ihr müssen und Besorgungen machen und mit Fiffi laufen und wohl auch das ein oder andere kaufen gehen, das hat alles Werner immer erledigt.
Jetzt sind wir daheim und ich geh direkt zu Natascha, den Fiffi holen, sie will bestimmt mit Paolo noch mal los, nach Bremen oder sonst wo hin und dann holen sie später ja auch noch Paul und Rico ab.

Jerome hat auf der Rückfahrt erzählt, das zur Party doch einige neue Leute kommen. Chris, der Zivi von der Station, wo Noah und Rolf liegen. Der kommt mit seinem herzkranken Bruder Robin, der in einem Rollstuhl sitzt, dann kommt der Azubi aus dem Autohaus, der Micha mit seinem Freund Tom und noch ein Neffe des Chefarztes aus dem Klinikum, der wohl Matthias heißt und den Jeromes Vater wohl eingeladen hat.
Na ja, warum auch nicht, bis jetzt hat jeder Zugang gepasst und ich finde, wir sind eine tolle Clique, egal, ob Schwul oder nicht. Es ist doch auch immer was los bei uns und alle halten gut zusammen, finde ich und trotz allem bleibt genug Freiraum, um sich nur seinem Partner zu widmen, Streit gab es bisher noch nie und ich denke, das ist schon toll so, wie es läuft.

Wolfi und ich sind mit Martin und Kai am Sonntag gegen Abend zum Grillen bei Onkel Rufus eingeladen. Da war ich bis jetzt noch nie, da wo der wohnt. Der wohnt etwas außerhalb der Stadt, im Grünen, wie er immer sagt und ich bin echt gespannt, wie es dort ist.
Wir können ja dann mit dem neuen Wagen dorthin fahren, mal sehen, was Wolfi davon hält.

Jerome

Sergej und ich gehen hoch, nach dem wir ausgestiegen sind, wir wollen noch kurz planen, was morgen und Samstag bis zur Party noch alles erledigt und vorbereitet werden muss. Ich rufe Ole an und frage, ob er noch Bock hat, auf einen Sprung vorbei zu kommen mit Frank, die beiden sind gerade fertig damit, die Bilder abzunehmen und in dem Container zu verstauen.
Die Bilder für die Japaner hat ein Mitarbeiter der Firma ins Hotel gebracht. Dirk, Mike und Marie sind auch dabei und Armin und Denise helfen ebenfalls mit. „Kommt doch noch kurz vorbei alle“, sag ich, „wir setzen uns auf die Terrasse, es gibt Neuigkeiten und noch ein paar Dinge zu klären für Samstag.“ Ole spricht kurz mit den anderen und sagt dann: „Wir kommen noch rüber, in einer dreiviertel Stunde sind wir da.“

Sergej und ich gehen wieder nach unten, ich sag Mama Bescheid, dass die Leute aus der Firma noch her kommen und auch Kevin, Wolfi und Martin informiere ich, dass wir uns noch treffen. Martin habe ich bei so was, wenn es gilt, was zu organisieren, gerne dabei, er ist ein Ass auf dem Gebiet und ihm fallen immer Lösungen ein, wenn es Probleme gibt. Kai wird dann wohl auch kommen, hoffe ich.

Wir gucken, ob genug zum Trinken in dem großen Kühlschrank auf der Terrasse ist, der sich über eine Zeitschaltuhr in der Mittagszeit einschaltet, so das am späten Nachmittag alles schön kühl ist da drinnen. Der Strom aus dem Netz für das Gerät wird durch Sonnenenergie oben auf dem Dach zurück gewonnen und wieder ins Netz eingespeist.

Wir klappen die Stühle und Liegen auf, so dass alle nach her einen Platz haben und holen oben noch diverses Knabberzeugs und Gummitiere, die wir in Schüsseln auf die hier vorhandenen Stehtische stellen.

Martin, Kai, die zwei Jungs und der Fiffi kommen jetzt ums Haus rum auf die Terrasse und auch Oma und Frieda haben wohl mitbekommen, dass ein Thing stattfindet und dann hält ja die beiden nichts in ihrer Wohnung. Mama kommt raus und sagt, dass Papa auch gleich kommt und erzählt kurz, dass Papa mit Ulf bei Scarlottis war und das er nachher noch bestimmt davon berichten wird. Es ist jetzt achtzehn Uhr vorbei und um viertel nach kommen die anderen von Bremen. Ole erzählt Wolfi, dass nur sieben Bilder nicht verkauft sind und das man morgen damit beginnen kann, die verkauften auszuliefern.

Ich habe ja noch den Termin bei Robins Hausarzt morgen, um halb drei, auf den ich sehr gespannt bin. Seine Mutter hat gesagt, er kennt Robin von Geburt an, weiß alles, was gewesen, was gemacht worden ist und er ist auch sehr kompetent. Am Vormittag könnten wir auch noch Bilder wegbringen, mal sehen, einige werden wohl auch per Post verschickt, das regelt Wolfi, zusammen mit Frank.
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Ole kommt zu mir, sagt, das Torsten und Sigrid unterwegs hierher sind mit dem Roller, er hat ihm gesimst, dass er kommen soll, wenn es geht. Dann berichtet er vom Bau, alles ist topp im Zeitplan und alles wird auch echt toll.
Nächste Woche kommen die Türen, in der Woche drauf wird die neue Treppe außen Montiert und dann die neue Eingangstüre. Danach fehlen nur noch die Lampen und die Möbel. Der Außenputz ist fertig, trocknet jetzt und wird ja dann noch farblich gestaltet. Und vorne, bei Rufus Firma, werden noch Werbetafeln angebracht.
Die Entwürfe für die Farbgestaltung haben Mike und sein Vater gemacht und es wird toll aussehen, das steht jetzt schon fest und ein Regenbogen wird nicht fehlen und zwar über der Eingangstreppe im Bogen von Gebäudeecke bis zur anderen.
Außen wird jetzt auch verstärkt gearbeitet, die Garagen stehen die Technik für den Pool ist fertig und befindet sich ebenfalls in einer Garage, die extra für diesen Zweck und auch als Geräteschuppen, für Grill und Sonnenschirme, liegen und so weiter, angeschafft wurde von Herrn Knauer.

Ole meint dann, das für den Kauf der Möbel und allem, was man so an Kleinigkeiten noch braucht das Geld wohl doch nicht ganz reichen wird und das Konto eine kleine, im fünfstelligem Bereich liegende Finanzspritze bräuchte.“ Spritzen ist immer gut, außer beim Arzt“, sag ich, „kein Problem, dann stell ich mal noch Hundert Tausend drauf, dann bleibt noch was für ein Handwerkerfest, wenn alles fertig ist.“

Ole

Der Abend wird noch ganz lustig, Carl August kommt gegen sieben und fragt, ob die Zwillinge noch kommen. Lis fragt ihn: „Siehst du hier irgendwo unsere Tochter?“ Wir lachen und die Frage ist damit beantwortet.
Zunächst erzählt er jetzt von der Sache mit Chris in der Klinik und das Noahs Vater und er dorthin gefahren sind und mit dem Chefarzt das Ganze geregelt haben. Applaus gibt es für diese Aktion und Oma schickt Sergej hoch, Cremant holen aus dem Kühlschrank.
Jerome klärt zunächst mal die Zeltfrage, es sind jetzt wohl ausreichend Zelte vorhanden. Dann erzählt er vom Autokauf, vom schwulen Herr Fischer, der auf Kevin abfuhr, von dem schönen Auto und dem tollen Preis.
Er berichtet in groben Zügen von Robin und Chris, das beide zur Party kommen und auch Micha und Tom und zusätzlich noch ein Neffe des Chefarztes aus der Klinik mit Namen Matthias, der bei dem Chefarzt im Haushalt lebt, weil seine Eltern sein Schwul sein nicht akzeptieren. Boris und Marianne, Sergejs Geschwister nicht zu vergessen, die ja Morgen von Dresden kommen, wohin wir ja Ende der nächsten Woche, die meisten jedenfalls, mit Remmers Schiff hinfahren wollen.
Als dann Natascha, die Zwillinge und Paul erscheinen, erzählt Carl August, dass er mit Ulf bei Scarlotti essen war und das sie lange mit der Mama der Jungs geredet hat. Er richtet Grüße aus und auch, dass bei ihrem Vater wohl ein Denkprozess eingesetzt hat, was die Zukunft der Familie angeht. Es ist halb zehn, als die ersten die Heimfahrt antreten und der Kreis sich auflöst. Morgen, der Freitag ist zum Teil den Bildern gewidmet, die Vorbereitungen für die Party und der Aufbau werden Samstag ab zehn Uhr beginnen.
Bei der WM in Südafrika ist Samstag kein Spiel, dass das Aufstellen eines Fernsehers lohnt, Deutschland spielt am Sonntag gegen England, das wird dann schon interessant für einige von uns.
Mit Marie und Frank fahren wir als Letzte nach Hause und Marie freut sich auf die erste Party mit Marvin und auf eine gemeinsame Nacht im Zelt……Romantik pur.

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1 Kommentar

  1. Hi Niff, wow die Truppe wird ja als größer, gefällt mir. Bin gespannt, wie es weitergeht. Hoffe, dass du noch viele Fortsetzungen schreibst, würd mich sehr freuen.

    VlG Andy

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