Heimfahrt……Ermittlungen……Spiele……Zukunftspläne…….Gespräche……Fiffi……Ängste und Hoffnungen
Ole
Frank küsst mich wach und überredet mich mit diversen Handgreiflichkeiten an und zwischen meinen Beinen, das er gerne und nicht nur zum Zwecke der Reinigung, mit mir zusammen Duschen will. Eigentlich bin ich noch müde, weil Herr Sundermann bei Sonnenaufgang, um fünf Uhr achtundzwanzig
schon die Maschinen gestartet hat und es ging dann wohl zügig Elbe abwärts. Wach geworden davon, bin ich pinkeln gegangen, was mit einer Morgenlatte nicht gerade einfach ist im Sitzen. Und dann konnte ich längere Zeit nicht wieder einschlafen. Frank schnarchte leise vor sich hin, es war aber echt nicht störend, mehr so ein Schnaufen.
Es war wohl schon mehr Verkehr auf dem Strom, die starken Gewitter im Raum Dresden hatten das Wasser wohl etwas steigen lassen, wie wir später beim Frühstück von Ralf hören und auch die Fließgeschwindigkeit war schneller geworden. Das wollten wohl nicht nur wir nutzen und so war bei den Talfahrern einiges unterwegs, von denen einige ihre Signalhörner benutzten, um auf sich aufmerksam zu machen.
Um neun Uhr zehn trudeln wir dann ziemlich als letzte in der Messe ein, nur Armin und Denise kommen noch später als Frank und ich. Der kleine Robin ist wohl schon wieder auf der Brücke, Boris erzählt, er hat ihn schon um acht Uhr dorthin gebracht und standhaft allen Bitten Robins getrotzt, ihn schon um sechs Uhr hoch auf die Brücke zu bringen. Der Kapitän fährt wohl auch wieder mit dem zusätzlichen Voit Schneider Antrieb, weil es durch die Kurven einfach besser geht. Als Frank und ich zum Frühstück gehen, sind wir kurz vor Magdeburg und bei der ersten Brötchen fahren wir an der Stadt vorbei.
Ab Magdeburg wird der Verkehr wieder weniger, weil wohl einige der Schiffe ab hier, dem Mittelland- oder Elbe-Havelkanal folgen, ins Ruhrgebiet oder nach Berlin. Starke Kurven kommen jetzt bis auf eine nicht mehr und wir werden noch ein wenig schneller. Das Wetter ist leicht bedeckt, mit einzelnen Aufheiterungen. Zum richtigen Sonnenbaden reicht das eher nicht, so dass die meisten nach dem Abräumen in der Messe bleiben und dort in Gruppen spielen oder reden.
Ein Thema ist natürlich die Party und Enrico erzählt, das er Samstagmorgen mit Herrn Meinle, den er außerhalb der Küche und des Hotels jetzt Markus nennen darf, das Essen vorbereitet und es dann auch mit ihm vor Ort aufbauen und tolle Sachen grillen wird. Was genau, verrät er aber nicht. Er erzählt natürlich auch von Markus und Alex Brunner und das Alex wohl beim Hähnchen essen, dem Wirt nach einem Herzinfarkt das Leben gerettet hat.
Am Sonntagabend, nach der langen Schicht hat Alex dann den Markus am Hilton abgeholt und sie waren noch ein Bier trinken. Jerome sagt, dass Alex auch zur Party kommt und das seine Eltern und die Angestellten aus dem Haus alle an der Party unten am Baumhaus teilnehmen werden, weil es ja auch meine richtige Geburtstagsparty ist. Das im Hilton war halt das Geschenk von Lis und Carl August für mich.
Ich weiß echt manchmal nicht, warum Jeromes Vater so gut zu mir ist und immer für mich da ist, wenn mich irgendwo der Schuh drückt. Offensichtlich war der Auslöser für seine väterliche Freundschaft meine Entscheidung, Jura zu studieren und mich damit für einen Job an der Seite Jeromes in der Firma bereit zu machen.
Sicher war Jura nicht meine erste Wahl, aber auch keine die ich mir nicht hätte vorstellen können. Anwalt in irgendeiner Kanzlei zu werden, wäre aber keine Option gewesen. An der Seite meiner Freunde die Rechte der Firmengruppe zu vertreten, das wird mir schon gefallen und rein wirtschaftlich werde ich dann bestimmt auch keine Sorgen fürchten müssen. Alles in allem war es wohl eine kluge Entscheidung und ich blicke gern in meine hoffnungsvolle Zukunft, die sehr eng mit meinen jetzigen Freunden zusammen hängt. Dass dabei auch noch ein Job für meinen Schatz drin ist, macht doch den Bock erst so richtig fett, finde ich.
Frank und ich wollen eine Runde über das Schiff machen, die Beine vertreten, sag ich mal und da wir bislang noch nichts gespielt haben, tun wir das auch. Nach einem kurzen Besuch auf der Brücke und einem Plausch mit Herrn Sundermann gehen wir an der Steuerbordseite nach vorn um dann auf der Backbordseite wieder zurück zur Messe zu gelangen, wo wir dann etwas zocken, also pokern wollen.
Auf einer des Liegens auf dem Vorschiff sitzen Alex und Ralf ziemlich dicht bei einander und Alex fragt uns, ob wir ein wenig Zeit zum Reden hätten. Haben wir natürlich und setzen uns den Beiden gegenüber auf eine Liege. Ich schaue ihn erwartungsvoll an.
Jerome
Ole ist mit Frank raus, kommt aber nicht wie gesagt, gleich wieder, so das jetzt Noah und Paul bei der Pokerrunde einsteigen. Ein Blick durchs Fenster nach vorn zeigt mir, das Ole und Frank bei Alex und dem Stewart Ralf sitzen und reden.
Mike gibt Karten, nach dem Dirk den beiden Neuen in der Runde kurz erklärt hat, wie wir spielen und wie das mit den Einsätzen ist. Hinter uns am Tisch hat sich eine zweite Pokerrunde gebildet mit Tom und Micha, Torsten und Sigrid und auch Natascha ist mit Paolo dabei.
Rolf, Boris, Enrico und Armin mit Denise haben eine Runde Skipbo begonnen und Robin ist ja oben auf der Brücke. Frau Jensen und Frau Gut sind beim Smutje in der Küche, helfen bei den Essensvorbereitungen, so dass alle mit irgendwas beschäftigt sind, während wir zügig und flott stromabwärts fahren.
Heute ist mir das Glück mal hold und ich gewinne in drei Spielen nacheinander insgesamt elf Euro, während mein Schatz auf keinen grünen Zweig kommt.
Chris und Matze sind wohl zurück in die Kabine gegangen, wohl um die Zeit an Bord gemeinsam dazu zu nutzen, Matzes Wissen, was die Liebe zwischen zwei Männern so alles zu bieten hat, ein bisschen zu vertiefen. Man sieht beiden an, das sie zurzeit wohl auf Wolke sieben oder acht schweben und es macht Spaß, ihnen beim sehr liebevollen, alltäglichen Umgang mit einander zu sehen.
Ihre Beziehung entwickelt sich sehr gut und uns alle freut das sehr, denn beide sind echt tolle Freunde. Für Chris ist das ja auch die erste, feste Beziehung in seinem Leben. Alles, was vorher war, sagt er, war nur Sex, Sex ohne tiefere Gefühle und auch nur oberflächlich befriedigend. Jetzt ist er zum ersten Mal glücklich verliebt und das sieht man ihm und auch Matze natürlich sofort an. Am meisten freut das wohl Robin, das es seinem Bruder nun auch mal richtig gut geht und Matze, den findet er einfach toll und hat ihn schon sehr sehr gern.
Ole scheint draußen wohl ein längeres Gespräch zu führen und so findet auch die zweite und dritte Pokerrunde in der Erstbesetzung statt und jetzt hat auch mein Schatz nach Dirk in Runde zwei, mal ein paar Euro gewonnen und freut sich drüber.
Sergej fragt jetzt, ob wer was trinken will und geht dann die Getränke holen. Danach beginnt Runde vier und langsam werde ich neugierig, was draußen auf dem Vorschiff so lange besprochen wird.
Robin
Schiff fahren, steuern und Kommandos geben, auch wenn der Kapitän unterstützt und überwacht, das ist einfach nur geil und es später vielleicht mal als Beruf aus zu üben, der Gedanke wird immer stärker in meinem Kopf. Das ich Talent dazu habe, sagt Herr Sundermann öfter und das meint er wohl auch ernst.
Erst muss ich dann aber mal gesund werden und ein Abitur machen, sonst geht das nicht aber wenn ich gesund bin, schaffe ich das und dann werde ich Kapitän.
Eigentlich wollte ich schon um sechs Uhr heute Morgen auf die Brücke aber da hat Boris dann doch nicht mit gespielt, wollte noch schlafen und hat gesagt: „Wenn du jetzt Ruhe gibst, bring ich dich um acht Uhr hoch, also schlafe noch ein bisschen, sonst werde ich bis neun warten.“ Das war natürlich sehr deutlich und ich wollte ihn auch nicht verärgern, wo er doch hier im Urlaub fast immer für mich da war.
Er wird mir fehlen, wenn er ab Sonntag wieder nach Dresden fährt und der Abschied wird mir schwer fallen, ich habe mich so an ihn gewöhnt, ihn richtig gehend lieb gewonnen und er ist mir zu einem sehr guten Freund geworden.
Gegen zwölf Uhr werden wir die Flussschleifen vor Wittenberge erreichen, die kurz nach der Haveleinmündung in die Elbe beginnen und in denen noch mal das Können des Kapitäns gefragt ist.
Flussfahren ist doch oft schwerer als eine Fahrt auf der See, wo Platz satt ist und auch das Wasser dort immer tief genug ist, hat Herr Sundermann mir erklärt. Natürlich gilt das für die See nur bei einigermaßen gutem Wetter, bei Sturm und Seegang ist da auch Können und Routine gefragt.
Auf der Brücke haben wir einen Elbe-Atlas auf einem Computerbildschirm, der sehr detailliert alles Wichtige der einzelnen Abschnitte beinhaltet, Fließgeschwindigkeit, Bodenbeschaffenheit, Verlauf der Fahrrinne und Bojen oder Tonnen und was sie bedeuten. Alles ist immer tagesaktuell. Auch eventuelle Hindernisse, Pegelstände und die in den einzelnen Abschnitten erlaubte Höchstgeschwindigkeit für Berg und Talfahrt sind da ablesbar.
Der Atlas gibt vor, wie der Schiffsführer zu fahren hat und Zwischenziele und Ereignisse werden in einem, ebenfalls elektronischen Logbuch festgehalten. Jede Änderung der Geschwindigkeit und auch sonst alle Ereignisse werden dort fest gehalten.
Das Frühstück habe ich mit dem Kapitän auf der Brücke eingenommen, er kriegt das dorthin gebracht von dem Ralf und für mich hat Herr Sundermann zwei Nutella Brötchen mit bestellt, etwas, das ich zu Hause nur an Sonntagen essen darf, wegen des hohen, ungesunden Fettanteils.
Kakao war auch dabei für mich.
Für das Mittagessen kommt dann später der Steuermann hoch auf die Brücke, während der Kapitän und ich dann zum Essen in die Messe gehen. Das diese Reise so toll für mich wird und so viel Neues gebracht hat, hätte ich mir am Anfang nicht träumen lassen und es war das bisher größte und schönste Erlebnis.
Das Mama das erlaubt hat, ist schon toll für mich gewesen und dann die Zeit mit Boris, die Gespräche, die Erlebnisse an Land und dann die Brücke hier und ich am Steuer, fast ganz allein. So was erlebe ich, ich der vorher, bevor Jerome in unser Leben kam, wie ein über behütetes kleines Kind von allem, was Spaß macht, fern gehalten wurde. Es ist mit Worten nicht zu beschreiben, wie das alles für mich ist, dabei zu sein bei all den Ereignissen und Abenteuern, das wird mir immer unvergesslich bleiben.
Etwas Schöneres gab es bisher für mich nicht, manchmal dachte ich, meine zweiten Vornamen wären: „Lass das“ oder „das darfst du nicht“, immer ging dies nicht und das nicht: „ dein Herz schafft das nicht“, und so weiter. Da waren sich Mama und Chris immer einig und das es jetzt auch anders geht, verdanke ich meinem Doktor Alex und Jerome, der das mit der Party gedeichselt hat.
Ich habe jetzt Freunde und obwohl ich erst fünfzehn bin und klein und schmächtig, sind alle so toll zu mir, das ist einfach irre gut. Ich werde sie bestimmt vermissen, wenn wir in den Staaten sind, vor allem, wenn ich am einundzwanzigsten September sechzehn werde.
Die Party dazu wird aber auf jeden Fall nach geholt, wenn wir zurück sind von dort, das steht fest. Jetzt kommt an Steuerbord die Stadt Wittenberge in Sicht, das heißt, das jetzt auch bald die Flussschleifen kommen, die uns einiges abverlangen, meinem Käpt´n und mir aber da wir mittlerweile ein gutes Team sind, werden wir das locker und cool meistern.
Carl August
Seit gestern um fünfzehn Uhr dreißig sind wir wieder zu Hause und da wir im Haus ja gerade kein Personal haben, fährt Lis mit Kai zum Einkaufen, damit wir was zu Essen im Haus haben. Das dauert, weil ja alles leer ist, heute etwas länger und sie kaufen auch für die nächsten Tage mit ein. Martin hilft, als sie zurück sind, beim ausladen, während Lis alles einräumt und dann für uns vier ein Abendbrot vorbereitet.
Ich habe in der Zeit mit den Ermittlern aus meinem bevorzugten Ermittlungsbüro geredet und es gibt erste Erkenntnisse im Fall Uwe. Der Fall ist bei der Kripo anhängig in Bonn, noch nicht abgeschlossen und es wird wegen fahrlässiger Tötung gegen einen unbekannten Autofahrer ermittelt, der wohl, nachdem er den Jungen mit seinem Roller förmlich von der Straße gefegt hat, abgehauen ist.
Eine Zeugin hat ausgesagt, es hätte so ausgesehen, als ob der Autofahrer den Roller absichtlich gerammt hätte. Da es von dem Auto keinerlei Bremsspuren und nur ein paar Glassplitter von Scheinwerfern und Blinker gibt, sind die Ermittlungen schwierig. An Hand der Glasteile und wegen Lackspuren am Roller suchen die Beamten nach einem schwarzen BMW X3, auch als Typ E83 bezeichnet, der seit Zweitausenddrei bis jetzt gebaut wird.
Dieser Typ wird in Graz in Österreich im ehemaligen Steyr Werk gebaut und wurde bis heute etwa sechhunderttausend mal hergestellt und verkauft.
Elf Prozent der Wagen insgesamt sind schwarz und etwa zweihundertvierzigtausend dieser Autos sind in Deutschland zugelassen. Wie viel davon schwarz sind, ist derzeit wohl noch nicht ganz klar und die Ermittlungen gestalten sich zäh. Es ist so, als ob man eine Nadel im Heuhaufen suchen würde und da ja auch überall wenig Personal zur Verfügung steht, gehen die Ermittlungen nicht richtig voran.
Selbst zehn Monate nach dem Unfall sind noch nicht alle Halter von schwarzen Autos dieses Typs ermittelt und bisher wurde auch nicht verdächtiges gefunden.
Wenn die Jungs am Freitag zurück sind, werde ich Alex über das bisher bekannte informieren und ihn auch fragen, ob er mit Uwes Familie Kontakt aufnehmen oder sie besuchen möchte, um näheres zu erfahren. Wir werden das voll unterstützen und Martin mit ihm dorthin fahren lassen, wenn Alex es möchte. Das muss einfach sein, sagt Lis, damit er Abschied nehmen kann und alles verarbeiten kann, was geschehen ist.
Mal sehen, wie das zeitlich läuft, was weitere Ermittlungen ergeben, was Uwes Eltern sagen, wenn Alex Kontakt zu ihnen auf nimmt. Jedenfalls ist ein Suizid des Jungen, demnach was geschehen ist, auszuschließen. Diese Tatsache wird Alex wohl von Selbstvorwürfen, an Uwes Tod mit schuldig zu sein, befreien. Das erscheint mir sehr wichtig für den Jungen, zu wissen, dass sein Freund den Tod nicht gesucht hat.
Ich könnte meinen Freund bei der Kripo bitten, zu versuchen, eine Kopie der Ermittlungsakte zu bekommen. Ob das Aussicht auf Erfolg hat, weiß ich nicht ein zu schätzen aber einen Versuch ist es wert. Also rufe ich ihn an und erzähle ihm die ganze Geschichte von Alex und Uwe und dessen Unfall, das man immer noch ermittelt und das wir halt gern wüssten, was da genau passiert ist. Dabei erscheint mir diese Aussage einer Zeugin über das vermeintlich absichtliche Rammen des Rollers nicht gebührend berücksichtigt worden zu sein.
Mein Freund verspricht mir, zu versuchen, soviel wie möglich in Erfahrung zu bringen und mir dann die Erkenntnisse mitzuteilen. Ich danke ihm und rufe noch mal das Ermittlungsbüro an und informiere die von meinem Plan, über meinen Freund etwas Genaueres heraus zu finden. Wir vereinbaren, in Verbindung zu bleiben und Neuigkeiten jeglicher Art sofort mit zu teilen. Ich bin gespannt, was dabei rauskommt.
Lis kommt und ruft mich zum Abendbrot, das wir mit Kai und Martin zusammen einnehmen. Ich sage Kai, dass wir morgen früh um neun in die Firma nach Bremen zu Ulf Schroer fahren, der ja in den nächsten zwei Wochen in Italien Urlaub macht und mit dem ich vorher noch einiges klären will.
Lis, Martin und Kai erzähle ich auch, was die Nachforschungen in Sachen Uwe bisher ergeben haben. Martin meint dann, er hätte das Gefühl, das da noch Überraschungen geben wird in der Geschichte. Martin hat manches Mal schon recht behalten mit seiner Einschätzung.
Enrico
Schiff fahren ist einfach geil und auf einem Strom, der von einer tollen Landschaft eingefasst ist, ist es noch um Vieles interessanter, wie auf dem offenen Meer. Auch der Schiffsverkehr ist ja viel höher dadurch, dass praktisch alle in derselben, relativ schmalen Rinne fahren und man sich beim vorbei fahren in die Augen schauen kann. Noah und ich stehen an der in Fahrtrichtung gesehen rechten Reling, steuerbord heißt das wohl hier, sagt Noah und schaut in die Landschaft, finden das gerade alles ganz toll.
Gut, das Jeromes Vater die Idee hatte, uns zu Oles Geburtstag von Kai und Martin her fahren zu lassen und das er uns auch die Rückfahrt mit den Anderen auf dem Schiff nach Bremerhaven ermöglicht hat.
Noahs Vater hat den Arzt in der Klinik gefragt, ob Rolf und Noah die Reha abbrechen können, weil sie in Urlaub fahren wollten. Auf das OK des Arztes hin sind wir dann am Dienstag von Martin abgeholt worden und mit Sachen für drei Tage nach Dresden gebrettert, wo wir als unerwartete Überraschungsgäste dann im Hilton zu den anderen gestoßen sind.
Jetzt sind wir mit dem Schiff und fast all unseren Freunden auf der Elbe unterwegs Richtung Hamburg. Herr Meinle hat mich am Montag nach fünfzehn Uhr vorzeitig in den Urlaub geschickt mit der Auflage, Samstag um neun Uhr im Hilton zu sein und das Partyessen mit ihm vorzubereiten und dann auch um siebzehn Uhr dort hinzubringen und dort beim Zubereiten von Fleisch und Fisch mit zu helfen.
Rolf und Paul waren ebenfalls von Herrn Remmers informiert worden und wurden ebenso wie Armin und Denise von Martin am späten Dienstagvormittag abgeholt, um mit nach Dresden zu fahren.
Wir sind alle froh über diese schöne Abwechslung und haben auch die Fahrschule informiert, dass wir jetzt erst mal im Urlaub sind. Die noch offenen Termine in dieser Woche haben wir alle drei abgesagt. Vorhin, nach dem Frühstück hat uns der Stewart das Schiff gezeigt, die Brücke, wo der kleine Robin mit weißer Mütze am Steuer sitzt, hinter ihm der Kapitän, dann später den Leitstand und dann den Maschinenraum mit den großen Motoren. Die Messe und die Kabinen kannten wir ja schon von gestern Abend.
Der Stewart sitzt jetzt mit dem neuen Cousin von Jerome, dem Alex, Graf sowieso und Ole und Frank auf den Liegen, die auf dem Vorderdeck stehen und sie reden wohl zusammen. Jerome hat uns von Alex erzählt und wir haben ja dann gestern Abend, Paul, Matze, Kevin und Wolfi und ich mit Alex unsere Erlebnisse aus getauscht, über Mobbing und Prügel zuhause und sexuelle Nötigung und Missbrauch bei Kevin und Wolfi und auch der Alex hat von seinem Martyrium erzählt und vom Internat auf der Insel. Nicht zu vergessen, die Nachricht vom Tod seines ersten Freundes, den er wohl seit der Trennung durch seine Familie von Uwe, nicht mehr gesehen oder gesprochen hat.
Wir, Noah und ich, gehen nun auch in die Messe zu den Anderen und spielen dort bei verschiedenen Spielen mit. Da ich kein Poker spielen kann, spiele ich Skipbo, während Noah und Paul in die Pokerrunde bei Jerome integriert werden. In gut zwei Stunden gibt es dann Mittagessen, mal sehen, was es Gutes gibt heute.
Skipbo spiele ich zum ersten Mal, es ist nicht schwer, macht aber viel Spaß, auch wenn ich vorerst nicht zu den Gewinnern gehöre, aber bis zum Mittagessen habe ich voll den Plan von dem Spiel.
Alex
Seit nach dem Frühstück sitze ich mit Ralf hier draußen auf dem Vorschiff, auf einer der hier aufgestellten Liegen und wir reden, jeder über sich, über unser bisheriges Leben und auch, wie es nach unseren jeweiligen Vorstellungen weiter gehen soll. Als Ole und sein Frank auf ihrem Bordspaziergang vorbei kommen, frage ich spontan, ob sie Zeit und Lust haben, mit Ralf und mir zu reden, da vor allem ich noch etliche Fragen habe, was mein neues Leben in Bremerhaven angeht.
Ole sagt, dass sie eigentlich zum Pokern gehen wollten, trotzdem aber gerne mit uns reden wollten. Die beiden setzen sich auf die Liege gegenüber, es trennt uns ca. ein Meter und Frank legt den Arm um Ole, nach dem er ganz dicht an ihn heran gerückt ist. Ole schaut erwartungsvoll auf mich, während Frank ihm einen schnellen Kuss aufs rechte Ohr gibt. Alle Paare hier gehen sehr liebevoll miteinander um und auch, wenn sie in der Stadt oder im Freizeitpark und um Schwimmbad eher zurückhaltend mit ihrem Schwul sein waren, so ist das hier an Bord nicht so. Jeder zeigt hier offen, das er seinen Partner liebt, da wird geknuddelt, geküsst und geschmust und niemand nimmt Anstoß daran.
Ich bitte Ole und auch Frank darum, mich ein bisschen auf die Situation in Bremerhaven vorzubereiten, mir zu erzählen, wie es denn so dort abläuft, im Haus dort, aber auch sonst, wie die Schule ist, in die ich gehen werde und was es sonst so interessantes zu berichten gibt. Auch über die Jungs und Mädels würde ich gern mehr erfahren und auch, was es mit dem bald stattfindenden Umzug nach Bremen auf sich hat.
„Oha“, sagt Ole, „Quasi ein Gesamtbericht, oder?“ „Ja, wenn das machbar ist, schon“, sag ich. „Das dauert aber“, sagt er, „das ist nicht in einer halben Stunde passiert.“ Er schaut zu Frank, der nickt und dann wieder zu mir. „Wenn du willst, fang ich dann mal an jetzt und nach dem Essen geht es dann weiter. Bis Hamburg schaffen wir das bestimmt“, sagt er grinsend und beginnt seinen Bericht, erzählt zunächst von sich, seiner Freundschaft mit Armin und Denise, mit denen ich das wohl für mich hoffentlich letzte Schuljahr zusammen mache. Dirk ist ja dann auch dabei in der Klasse.
Der Tod seines Vaters und die Wiederaufnahme einer Arbeit seiner Mutter haben für eine erste Berührung zwischen Jensens und Remmers geführt, ohne dass Ole und Jerome sich dabei begegnet sind. Dann, nach einem schweren Fahrradunfall auf dem Weg zur Schule begegnete er zunächst dem Torsten, der auch nach einem Unfall in der Klinik lag. Beide lagen im selben Zimmer und Frank war einer der Zivis, die zum Stationspersonal gehörten.
Vom anfänglich schwierigen Zusammenkommen mit Frank, von dessen gestörten Ex Freund Paul, der sogar zum Brandstifter wurde und von der von Armin geplanten Kennenlernparty berichtet er und von der Wandlung Torstens vom homophoben Schnösel hin zum Freund, von ihrer beider zusätzlichen Unfälle im Krankenhaus und dem Outing von Mike auf dem Schulhof, der dann mit Dirk auch zu der Party eingeladen wurde.
Jetzt macht Ole eine Pause und Ralf sagt: „Ich hole uns mal was zum Trinken, was wollt ihr denn?“
Wir wollen Apfelschorle, Frank Sprudel und kurz drauf bringt Ralf die Sachen, für sich auch Wasser.
Jetzt berichtet Ole von Jerome, seinem Unfall und dann von Sergej, den Frank zu diesem Zeitpunkt aus der Krankenhauscafeteria schon länger kannte und das Jerome und Sergej sich dort in der Klinik auch kennenlernten und sich langsam näher kamen.
Armin, zu Besuch bei Ole in der Klinik, hatte dann die Idee mit der Party zum Kennenlernen und Frank hat dann Sergej dazu eingeladen. Der brachte Jerome, Natascha und Kevin und Sigrid mit, nach dem Jeromes Vater den Kevin nach der Berger Geschichte kurzer Hand von Dresden mit nach Bremerhaven genommen hat.
Bis hierher kommen wir, bevor man Ralf ruft, er soll beim Auftragen des Essens helfen und dann alle mit Getränken versorgen.
Ich vergesse immer gleich, dass er hier ja noch einen Job hat. Wir folgen ihm nach drinnen in die Messe, wo alles vorbereitet ist und dann essen wir. Heute gibt es Spagetti, mit Bolognese oder Pilzrahmsoße, je nach Geschmack und einen Eisberg Salat. Es schmeckt gut und ich esse zwei Portionen, weil es so lecker ist. Zum Nachtisch gibt es einen Schokoladenpudding mit Vanillesoße, auch fein. Robin erzählt von der Fahrt auf der Brücke, ein bisschen altklug, aber man kann Begeisterung und Freude deutlich heraushören und er redet ununterbrochen, bis Chris ihn ermahnt, mal was zu essen, damit er bei Kräften bleibt für den Einsatz auf der Brücke.
Nach dem Essen, als alles abgeräumt ist, gehen wir wieder auf das Vorderdeck, auf die Liegen, Ole, Frank und ich und kurz drauf kommt auch Ralf noch mal zu uns und setzt sich neben mich.
Ole
Jetzt sitzen wir vier wieder vorn und Alex wartet wohl darauf, dass ich fortfahre. Unterbrochen, etwa um was zu fragen, hatte er mich vorhin nicht. Also beginne ich wieder, mit der Party, die der eigentliche Ausgangspunkt für alles, was nachher gekommen ist, war. Ich berichte von dem für uns alle so bedeutungsvollen Abend, an dem es anfing, zu einer Gemeinschaft befreundeter Jungs und Mädchen zu werden. Ich berichte davon, dass wir uns in einem Stuhlkreis, jeder einzeln den anderen vorgestellt haben, auch ob und mit wem wir zusammen waren und wir alle kamen uns näher an diesem Abend. Kevin, aber auch wir anderen, lernten an dem Abend auch Wolfi kennen, der frisch neben Armin eingezogen, von diesem eingeladen worden ist.
Wolfi, der eigentlich Kai Wolf heißt und Kevin kamen sich an diesem Abend näher und daraus erwuchs eine wohl starke Liebe zueinander und kurz darauf waren sie fest zusammen. Jetzt waren es schon vier schwule Paare in dieser Gemeinschaft und es wurde dann auch öfter was unternommen. Wir besuchten Torsten in der Reha, blieben ein Wochenende an der Ostsee und feierten Martins Geburtstag und sein Jubiläum dort.
Die WG in Bremen wurde geplant und begonnen und dann befreiten wir Enrico aus der homophoben Knechtschaft bei seinem Vater, Paolo ging gleich mit seinem Klon ins Exil in eine neue Wohnung in Bremerhaven, in der vorher der Doktor Morbach gewohnt hat. Ich flechte kurz ein, was es mit dem Doktor und dessen Freund, meinem Onkel auf sich hat und das beide jetzt gerade im Mittelmeer mit der MS Europa unterwegs sind nach Genua, bevor ich dann Pauls Geschichte und dessen Einzug bei Jeromes Oma schildere. Ralf wirft ein, dass er Onkel Jo von seiner Zeit auf der MS Europa her kennt.
Von Noahs Auftauchen an Lis Geburtstag, dessen Zusammenkommen mit Enrico und dem Einzug der Zwillinge in die neue Wohnung mit kleiner Party, über das sich ineinander verlieben von Paolo und Natascha komme ich zum Ringen, in dessen Folge dann Paul und Rolf zusammen kamen.
Ich komme dann zur großen Party bei Remmers im Freien, mit Zelten und Lagerfeuer, zu der dann auch Chris und Robin und auch Matze eingeladen waren. Tom und Micha hatten Jerome und Sergej im Park getroffen und wurden nach dem Autokauf von Wolfi in der Firma, in der Micha arbeitet, von Jerome ebenfalls auf die Fete bestellt.
Es war ein toller Abend, in dessen Verlauf dann Jerome Chris und Robin eröffnete, das Natascha und er Robins OP in den USA sponsern würden, da die Krankenkasse die hohen Kosten nicht übernimmt und Robin ohne die OPs nicht sehr alt werden würde.
Matze und Chris kamen sich, mit Robins Unterstützung wohl an diesem Abend etwas näher und sind ja spätestens mit Antritt der Reise hier ein weiteres festes Paar in unserem Kreis und beide begleiten Robin auch in die USA, zusammen mit dem Doktor Alex Brunner, bei dem Robin seit über zehn Jahren in Behandlung ist.
„Kevin und Wolfi“, sag ich jetzt zu Alex, „ sind wegen der Teilnahme an einer Bestattung erst mit Lis und Carl August über Berlin und die Beisetzung deiner Großeltern an Bord gekommen. Eine für dich schicksalhafte Fügung, das die zwei dich dann in ihr Hotelzimmer geschickt haben. Damit haben sie deine Befreiung eingeleitet, die dann von Remmers selbstverständlich vollzogen wurde, Erstausstattung inklusive mit anschließender Schiffsreise unter Vollbetreuung durch uns alle.“
Ich grinse ihn ein bisschen an nach den letzten Worten und er grinst sogar etwas zurück. Steht im gut, das Grinsen, sehr gut.
„Was meinst du denn“, will er wissen, „Wie geht das denn jetzt weiter in Bremerhaven. Hast du da einen Plan?“
„Nun“, sag ich, „du wirst wohl zunächst mal eins der Gästezimmer in Jeromes Wohnbereich bekommen. Das Haus ist sehr groß und geräumig und im Untergeschoss gibt es Sauna, Fitnessraum und einen Whirlpool, sowie ein richtig großes Schwimmbecken. Das Gelände ums Haus ist wie ein großer Park und es ist schon alles echt klasse. Frau Gut, Sigrids Mutter kocht unten und meine Mutter macht bei der Oma den Haushalt, meine Schwester Marie und ihren Freund Marvin wirst du dann spätestens auf der Party am Samstag kennenlernen. Dann kennst du aber alle, die zu unserem Freundeskreis gehören.“
Jetzt erzähle ich ihm ein bisschen was von der Schule, von Armin und Denise, mit denen mich eine sehr lange Freundschaft verbindet, von Dirk, der ja auch in seine Klasse geht dann und seinem Mike, die auch ein ganz tolles Paar sind. Zu dem ein oder anderen Lehrer, auch zum Direx sag ich was und berichte dann von der WG und dem kurz bevorstehenden Umzug dort hin.
Dann erzähle ich, was wir in der Freizeit so machen und sage auch, dass jeder immer noch Zeit und Gelegenheit hat, was für sich selber zu unternehmen oder zu tun, mit dem Partner, das wir aber doch auch viel Zeit zusammen verbringen, jedoch geht keiner dem anderen auf den Zeiger. Es wird immer alles besprochen und wir kommunizieren viel miteinander, sind immer auf dem Laufenden und wenn jemand Hilfe braucht, sind die anderen da.
„Das wir jetzt am Samstag noch mal große Party machen, hat drei Gründe“, sag ich.
„Erstens hatten wir das nach der letzten Party dort im Freien gesagt, das wir zum Ferienende nochmal so was machen wollten. Zweitens als Abschiedsparty für Robin, Chris und Matze, die am zweiundzwanzigsten rüber fliegen in die Staaten, Martin und Kai fliegen bis nach London mit, weil sie für die Oma in England ein Auto abholen. Drittens wohl, weil ich achtzehn geworden bin und wir das alle noch mal feiern wollen.“
Ich erzähle dann, das wir bei der letzten Party, weil doch einige dazu gekommen sind, wieder eine Vorstellungsrunde gemacht haben, damit man sich gleich zu Anfang ein Bild machen kann, wer denn nun neu ist, wo er her kommt und so weiter.
Das seine Tante Lis und sein Onkel Carl August, aber auch die Oma Gesine und ihre Schwester Frieda voll hinter ihren Enkeln, uns und nun wohl auch uneingeschränkt hinter ihm stehen, sag ich ihm und das es für ihn jetzt nur noch gut werden kann, wenn er das will und auch zulässt. “Alles, was man von dir erwartet ist Ehrlichkeit und Loyalität, ein wenig Ehrgeiz in der Schule wäre auch nicht schlecht und Vertrauen musst du haben, dann wird alles gut.“
„Was die Angelegenheit mit und um Uwe angeht“, sage ich, „so bin ich mir sicher, dass wir, du und ich, in Bremerhaven schon mehr erfahren, als wir bisher wissen, die Firma, die des Öfteren Ermittlungen für deinen Onkel ausführt, ist gut und auch zur Kripo hat Carl August echt tolle Verbindungen, warte es ab. Wenn es etwas raus zukriegen gibt, werden sie es finden und wir werden davon erfahren.“
„Meinst du“, fragt er, „lassen sie mich nach Bonn fahren, wenn ich es möchte?“
„Vielleicht mit Martin oder Kai“, sag ich, „allein wohl eher nicht, das wäre auch nicht gut, finde ich. Wenn einer von den Fahren mit dir fährt, das ist schon besser und wenn du willst, fahren auch bestimmt noch welche von uns mit.“
„Das gefällt mir, mal abwarten, was es neues gibt in Bremerhaven, vielleicht war es ja wirklich nur ein tragischer Unfall“, meint Alex. „irgendwie sagt mir aber mein Gefühl immer wieder, das da was nicht stimmt, ich weiß nicht, warum. Ich muss mich jetzt einfach mal in Geduld üben, bis wir was Genaues erfahren.“
„Wenn du jetzt keine Fragen mehr hast“, sag ich zu Alex, „gehe ich mit Frank rein, wir wollten auch noch ein bisschen pokern, kommt doch mit, ihr beiden, das lenkt von all den Gedanken ab.“ Sie folgen uns nach drinnen und da alle anderen beschäftigt sind, machen wir eine vierer Runde Poker auf.
Robin
Nach dem Mittagessen durfte ich wieder mit auf die Brücke, nach dem Chris meinen Blutdruck gemessen hat und alles im grünen Bereich war. Boris hat mich hoch gebracht und nach dem ich auf dem Platz am Steuersegment saß, ist er wieder runter in die Messe, wo sie jetzt spielen und reden.
Die Havelmündung ist schon vorbei und es geht auf Wittenberge zu und da sind dann auch ein paar Schleifen zu fahren, also ist jetzt schon Konzentration angesagt. Da durch die Gewitter um Dresden der Wasserstand etwas angestiegen ist, müssen wir nicht immer an der Außenseite der Fahrrinne fahren, sondern können auch mehr zur Flussmitte hin bleiben. Dazu ist jetzt der Steuermann auch hier oben und gibt dem Kapitän in kurzen Abständen die vom Echolot gemessene Wassertiefe an.
Es ist ein wohl schon öfter eingespielter Rhythmus und es funktioniert und da nur selten ein Bergfahrer kommt, kommen wir gut voran. Hinter Schnakenburg werden die Flussbiegungen schnell weniger und sind auch lange nicht mehr so eng und ab Gorleben bis hinter die Ortschaft Dömitz geht es nahezu gerade aus, nur leichte Schlenker, aber keine Kurven. Die Sicht ist gut und wir sind relativ flott unterwegs. Nach einer Links und dann Rechtskurve bei Damnatz folgt bald eine größere, weniger enge Links-Rechts Kombination bei Hitzacker, dann geht es eine große Strecke fast ganz gerade aus und erst hinter Neu Darchau wird es wieder etwas kurviger. Danach geht es durch mehrere große Schleifen bis nach Lauenburg und dann geht es gerade aus bis zur Staustufe Geesthacht, über die die Bundesstraße vierhundertvier die Elbe überquert, wo dann auch die Unterelbe beginnt. Hamburg ist jetzt nicht mehr so weit.
Das alles erzählt und erklärt mir natürlich Herr Sunderman, das alles kann ich ja auch gar nicht wissen, aber das ist natürlich interessant und auch lehrreich. Hier oben vergeht die Zeit schnell und ich schaue erstaunt auf die Uhr, als Boris hoch ruft: „Mann auf Brücke“, um mich zum Abendessen zu holen. Siebzehn Uhr dreißig lese ich da.
Von Geesthacht bis Glücksstadt, das anvisierte Zwischenziel für heute sind es noch etwa ein hundertzwanzig Kilometer, also wird es fast Mitternacht zu gehen, bis wir dort eintreffen, vorausgesetzt, wir müssen hier an der Schleuse nicht allzu lange warten.
Die Jungs und Mädels begrüßen mich mit einem: „Ahoi, Käptn Robin“ und applaudieren lachend dazu. Ich winke mit dem linken Arm huldvoll in die Menge, während Boris mich auf meinen Platz zwischen ihm und Chris bringt. Es gibt Brot, Wurst, Fisch und einen Kartoffelsalat und Tee oder Schorle dazu. Ich frage Chris, ob ich ein alkoholfreies Bier haben darf und als er nickt, bitte ich den Ralf, mir eins zu bringen.
Dann nehme ich mir einen Brathering und etwas Salat dazu und esse, dazu schmeckt halt Bier besser als Tee oder Saft. Es herrscht eine angeregte Unterhaltung und Kevin fragt mich, ob wir nach dem Essen mal ein bisschen Singen üben sollen für die Party, natürlich nur, meint er, wenn die ordnungsgemäße Schiffsführung trotz meiner Abwesenheit auf der Brücke gewährleistet ist. Als das Lachen, das darauf folgt, verklungen ist, sage ich: “Arsch…, klar können wir üben, die zwei da oben schaffen das auch ohne mich.“ Natürlich war das von Kevin nicht bös gemeint, wir mögen uns und so ein Scherz unter Freunden, sowas kann man doch ab.
Da der weitere Abend nun dann ja verplant ist bin ich auch jetzt dabei, schön langsam zu essen weil ich ja nicht mehr hoch gehe vorerst. Wir bekommen mit, das das Schiff jetzt in die Schleusenkammer einfährt und nach fünfzehn Minuten und einige Meter tiefer geht es jetzt auf der Unterelbe weiter. Kevin kommt mit der Gitarre zurück, die er unten in ihrer Kabine holen war. Ich bitte Ralf, der jetzt mit Sergej und Torsten beim Abräumen ist, mir noch ein alkoholfreies Bier mitzubringen, was der dann auch gleich tut.
Er ist ein Netter und würde sehr gut zu Alex passen, optisch auf jeden Fall und ich glaube, er ist auch ein ganz lieber, einer den man mögen muss und der ehrlich und treu ist. Er würde sogar gut in diese Clique passen und das er schon vierundzwanzig ist, fällt nicht auf, weil er eher aussieht, wie ein zwanzig jähriger Jüngling.
Kevin, mit Wolfi natürlich und ich, gehen ganz nach vorn zum ersten Tisch und setzen uns dort hin. Nach kurzem Stimmen der Gitarre fragt Kevin mich, was wir den singen wollen. Er hat sogar ein kleines blaues Liederbuch mit dem Titel „Mundorgel“ mitgebracht. Die meisten der anderen sitzen in der Nähe, beginnen leise zu spielen oder wollen nur zuhören. Abgeräumt ist alles und dann kommt Ralf und er hat eine große Mundharmonika dabei, die früher oft an Lagerfeuern oder abends in den Häusern heraus geholt wurde und dann spielte man und es gab da echt Leute, die das bis zur Perfektion beherrschten und alles darauf spielen konnten.
„Darf ich mit spielen?“, fragt er Kevin und der sagt: „Aber ja doch, wie gut bist du denn?“ „Bei uns im Dorf gab es ein Mundharmonikaorchester, da hat mein Opa, von dem ich das Teil hier geerbt habe, mein Vater und dann auch ich gespielt und ich glaube, das ich ganz gut bin damit.“
„Wir lieben die Stürme“, sag ich jetzt den ersten Titel an und die beiden stimmen sich ab und dann geht es los. Ganz gut, hat er gesagt und hat damit total untertrieben, er spielt brillant und um uns wird es still. Zaghaft singen einige den Refrain mit…..“Heijo, heijo, heijoheijohréioh ho hei jo heioho heijo…..“
Bei der zweiten Strophe klappt das dann schon besser. Was das Repertoire angeht, so kennt Ralf alle Lieder, die Kevin spielen will und so singen und spielen wir, von Applaus begleitet, alles was wir können und es ist fast zehn Uhr und draußen ziehen die letzten Teile des Hamburger Hafen an uns vorbei. Um viertel vor Zwölf, wir liegen schon eine Stunde in der Koje, verstummen die Maschinen und wir haben bei Glücksstadt festgemacht, einer Stadt, die vom Namen her für viele hier eigentlich Heimat werden müsste, weil doch die meisten gerade sehr glücklich mit ihren Partner sind.
Alex, dessen Interesse an Ralf für mich eigentlich schon recht deutlich ist, hat Ralf die ganze Zeit beim Spielen beobachtet und auch immer fleißig applaudiert.
Morgen Abend wieder bei Mama und im eigenen Bett, Samstag dann wieder Partyyyyyy…mit schlafen im Baumhaus, ich habe Sergej und Jerome schon gefragt, das geht klar.
Dienstag dann, heißt es von Mama Abschied nehmen und für sie wird das sehr schlimm, weiß sie doch nicht, ob ihr Sohn noch mal lebend und gesund zurück kehrt. Ich werde Jeromes Mutter bitten, ein bisschen auf Mama aufzupassen und sich ab und zu mal um sie zu kümmern, da ja auch Chris nicht bei ihr ist. Jeromes Mutter wird das bestimmt machen, denk ich und Mama hat dann auch jemanden, den sie anrufen kann, wenn es ihr nicht gut geht und sie die Sorge um mich kaum aushält.
Chris muss jeden Tag mit ihr telefonieren und auch Alex muss sie beruhigen und ich zwischen den einzelnen Klinikaufenthalten auch, nicht das sie vor lauter Sorgen krank wird. Für Mama ist es am Schlimmsten, nicht für mich oder Chris. Der hat Matze und ich habe die beiden und Alex, wenn ich Trost und Beistand brauche. Mit diesen Gedanken schlafe ich ein, Boris ist heute mal vor mir eingeschlafen.
Sechs Uhr, beginnt es wieder zu vibrieren im Schiff und ich bin wach, die letzte Etappe wird in Angriff genommen und nach dem Frühstück, das es ab Acht gibt, werde ich zum letzten Mal vorläufig auf die Brücke gehen, um mit dem Kapitän noch einmal auf dem offenen Meer zu fahren, volle Kraft voraus, er hat es mir versprochen.
Boris
Als es beginnt, zu vibrieren ist mein Seemännchen wach, ich aber auch und weil ich weiß, dass er sich nichts mehr wünscht, als wieder hoch auf die Brücke zukommen, werde ich ihn kurzer Hand dort hinbringen. Dann habe ich bis acht Uhr Ruhe und die Kabine allein für mich.
„Anziehen, aber leise“, sag ich zu dem freudig erschrockenen Kapitänsanwärter und helfe ihm bei der Morgentoilette und auch beim Anziehen.
Dann bringe ich in leise nach oben und trage ihn dann bis auf die Brücke, wo ein lachender Herr Sundermann sagt: „Ich habe gewusst, dass du heute bei Zeiten kommst und das Frühstück für uns beide auf die Brücke bestellt, es wird gleich kommen.“
Ich setze den Kurzen auf den Chefsessel, der bedankt sich überschwänglich und nimmt mich in den Arm. Dann verschwinde ich wieder nach unten. Das Bett ist noch warm und mit dem Smartphone hole ich mir eine Hübsche Mai ins Bett, die sich mit ihrem jungen und hübschen Freund stöhnend in den Laken wälzt.
Der Art angestachelt nehme ich nun die Hormonregulierung im wahrsten Sinne des Wortes selber in die Hand und spritze kurz drauf mit dem Jüngling zusammen, er in ihr Gesicht und ich auf meinen Bauch. Zufrieden schalte ich das Smartphone aus, sehr hilfreich ist das Internet in der Westentasche. Jetzt gehe ich in aller Ruhe ins Bad und dusche mich sauber und munter.
Wenn ich wieder in Dresden bin, muss ich mir eine Freundin zulegen. Laura, mit der ich eher locker befreundet ist, würde bestimmt auch mit mir Poppen, aber ich will nix festes mit der, weil sie homophob ist und wohl auch mit den Neonazis liebäugelt. Das ist nichts für mich und bevor sie sich anfängt, Hoffnungen zu machen, werde ich mich nicht mehr mit ihr treffen.
Wenn ich bei Opa anfange zu lernen, werde ich auch bei Opa und Oma einziehen und da ist es eh besser, ich such mir was in Radebeul, da gibt es bestimmt auch nette und hübsche Mädchen, mal sehen, was sich da tut.
Mein Zimmer zuhause kann dann Marianne bekommen, wenn die über kurz oder lang einen Freund hat, ist das schon besser für sie und auch Barbara hat dann ein Zimmer für sich. Ich kann, wenn ich dann bei Mama bin, abends mit dem Roller nach Radebeul fahren und dort in meinem Zimmer bei Oma schlafen. Die beiden freuen sich heftig, dass ich jetzt zu ihnen ziehe und dort eine Ausbildung beginne. Da ich mittlere Reife habe, kann ich nach der Lehre sogar den Techniker machen, die Meisterprüfung zusätzlich. Da ich immer gute Noten hatte und gut lernen kann, werde ich das schaffen und wenn dann Opa nicht mehr will, kann ich die Firma übernehmen.
Jetzt, fertig angezogen, gehe ich hoch in die Messe, helfe Ralf beim Vorbereiten des Frühstücks, das der Smutje und die zwei Frauen schon vorbereitet haben. Das Essen insgesamt war gut, der Sport hat gefehlt, ich denke, das es ein Plus von mindestens drei Kilo ist, aber das werde ich alles wieder abtrainieren und auch in Radebeul werde ich in den Fußballclub eintreten, wie ich es auch schon in Dresden war.
Ralf bringt jetzt den Kaffee in Isolierkannen und die Frauen kommen und dann setzen wir vier uns zum Frühstück an einen Tisch und als nach und nach die anderen kommen, sind wir schon satt.
Ich gehe dann hinaus, weil jetzt ja auch so richtig dicke Pötte von der Nordsee Richtung Hamburg entgegen kommen, immer ein imposanter Anblick, so ein Containerschiff, über vierzig Meter hoch und über zweihundert Meter lang, eine unvorstellbare Masse aus Stahl, die sich, getrieben von eine Maschine, größer als unser Schiff und mit gerade mal etwas mehr als zwanzig Leuten an Bord, die dieses Monster beherrschen.
Wir fahren jetzt deutlich schneller und ich frage, ob ich hoch zur Brücke kann. Das AKW Brunsbüttel zieht an Steuerbord vorbei und dann kommt Backbord Cuxhaven in Sicht, wir haben die Nordsee erreicht. Die See ist ruhig, nur eine leichte Dünung lässt die Oberfläche leicht wogen. Da kann man schon mehr Gas geben, was wohl auch gleich passieren wird.
Nun sind es noch knapp sechzig Kilometer bis nach Bremerhaven und der Kapitän gibt an den Leitstand: „Beide Maschinen volle Kraft voraus, beide Voraus zehn.“
Jetzt wird das Vibrieren deutlich stärker und das Schiff wird immer schneller. Die Hecksee ist so hoch wie die Brücke und der Bug ist etwas mehr aus dem Wasser gekommen. Jetzt ist das Schiff deutlich schneller als fünfzig Km/h und der Fahrtwind ist auch ganz schön heftig
Ungefähr fünfzehn Minuten fahren wir so schnell, dann gehen nach dem entsprechenden Kommando die Maschinen auf dreiviertel während die Propeller beide voraus zehn bleiben. Jetzt, sagt Herr Sundermann, fahren wir so etwa vierzig bis zweiundvierzig Km/h und sind in etwa einer Stunde in Bremerhaven, wo dann noch ein Imbiss zu Mittag gegessen wird, bevor wir dann von Bord gehen.
Herr Remmers ist schon von unserem Eintreffen informiert und wird sich wohl um unseren Transport nach Hause zu ihnen kümmern.
Um zwölf Uhr hat die Mannschaft das Schiff, unweit der Docks des Konzerns an der Labradorstraße, im Hafen fest gemacht, jetzt gibt es noch einmal Essen an Bord. Martin mit dem Achter, Kai mit dem SUV und Jeromes Mama mit dem Kombi von Jerome und zwei Großraumtaxis und auch Noahs Vater fahren kurz nach halb eins vor und nach dem Essen verlassen wir das Schiff, nach dem sich alle von der Mannschaft verabschiedet haben. Nach dem alle auf die Fahrzeuge verteilt sind, geht es los, zum Anwesen der Remmers, wo dann Morgen erneut Party ist.
Jerome
Wieder zuhause, in vertrauter Umgebung, auch ein gutes Gefühl, wie ich finde. Obwohl unsere Reise toll war und es allen Spaß gemacht hat, ist es schön, wieder daheim zu sein. Der Gemeinschaft hat der gemeinsame Urlaub gut getan und ich bin sicher, dass es auch in der WG recht harmonisch zu gehen wird, wenn sich jeder an die Spielregeln hält, die wir noch zusammen aufstellen müssen. Das werden wir in der nächsten Woche machen, alles regeln, was regelbar ist und einen Plan machen, an dem jeder mitwirken soll und sich dann später auch daran halten muss.
Mal sehen, ob Ole das für uns und mit uns macht, ich finde er ist der Richtige dafür, nicht nur, weil er der Schlauste ist von uns allen, nein, er besitzt auch die erforderliche Reife und das nötige diplomatische Geschick, um bei Unstimmigkeiten immer eine Lösung zu finden, die dann auch die notwendige Akzeptanz aller findet.
Ole ist wohl nach Sergej der wichtigste Mensch in meinem Leben geworden, von der Familie abgesehen, mein ich. Er bedeutet mir sehr viel, meinem Schatz auch und sein Ansehen in der Gruppe ist uneingeschränkt positiv. Alle suchen gern seinen Rat, wollen seine Meinung hören und geben viel auf sein Urteil. Ole muss man einfach gern haben, er ist allen ein toller Freund und hat fast immer Zeit für seine Freunde.
Papa hat, nach dem wir alle hier bei uns angekommen sind, Ole und Alex zu sich ins Arbeitszimmer gebeten, um mit ihnen was zu bereden. Noah, Enrico, Rolf und Paul sind mit Ulf heimgefahren und kommen morgen um fünfzehn Uhr her, ohne Rico, der ja ins Hilton geht und dem Herrn Meinle bei der Vorbereitung des Partyessens hilft und dann auch mit dem hierher kommt. Sergej wird sie wohl mit dem Kombi abholen und das Essen dann mitbringen.
Martin und Kai wollen morgen mit Heinz, dem Gärtner, Wolfi und Kevin, Sergej und mir und Paolo und Alex das Partycamp aufbauen, so ab zehn Uhr. Die Zelte sind ja alle noch hier und Martin hat gesagt, dass Ulf auch drei Dixies bestellt hat. Getränke kommen morgen im Laufe des Vormittags. Das kriegen wir alles locker hin und ich habe den anderen gesagt, das sie bis sechzehn Uhr spätestens hier sein sollen, um ihr Zelt noch so herzurichten, das sie Nachts nur noch rein zu krabbeln brauchen.
Kai und Martin haben dann die meisten heim gebracht, Tom und Micha sind mit dem Roller, der ja hier in der Garage stand, heim gefahren. Chris und Robin sind mit Matze gefahren, dessen Wagen ja auch hier bei uns gestanden hat. Matze bleibt heute Nacht bei Chris, weil sein Onkel und die Tante erst am Sonntag aus dem Urlaub zurück kommen. Montag spätestens müssen die Vier alles packen und sich auf den Flug am Dienstag vorbereiten, der um zehn Uhr von Bremen, über London nach New York gehen soll. Wir werden sie mit dem Achter und dem Kombi am Dienstag zum Abflug bringen. Um acht Uhr müssen wir mit dem Gepäck dort sein, weil ja alles verstaut werden muss in der Maschine, die ja noch sechs Leute aus der Firma mit nimmt und Martin und Kai bis nach London.
Jetzt helfen wir erst mal Alex, eines der Gästezimmer bei mir oben zu beziehen, welches das kann er sich aussuchen. Bad und Ausstattung sind ziemlich gleich und ein Fernseher und ein DVD Player ist auch in jedem. Da ich noch einen etwas älteren Laptop übrig habe, schließt Sergej den bei ihm an, mit W-LAN und Internet. Mama wird ihm vor Schulbeginn dann wohl bei Rufus Weiden ein neues MacBook kaufen, wie ich sie kenne.
Paul und Rolf wollen morgen nach der Party bei Paul im Zimmer schlafen, Natascha will mit Paolo auch nicht im Zelt bleiben, was mir schon vorher klar war. Mal sehen, wie das morgen abläuft, wenn Dirk Bier trinkt und davon gehe ich aus, sollten die Beiden wohl auch besser in einem Zimmer bei mir oben schlafen. Wir können die Zelte auch weiter auseinander auf stellen, das ein bisschen mehr Intimität gewährleistet ist. Robin will mit Sergej und mir noch mal im Baumhaus schlafen. Wir kriegen schon alle unter und auch für den Doktor Alex und den Herrn Meinle wird sich, wenn nötig, ein Platz zum Schlafen finden, wenn sie denn bleiben wollen.
Erfahrungen, was alles gebraucht wird zur Party, haben wir ja noch vom letzten Mal und Martin hat das meiste ja schon besorgt. Getränke und Kühlschränke kommen Morgen noch vor Mittag, genau wie die Dixie Klos und das Stromaggregat ist dann ja auch schon angeschlossen. Flatterband, um den Weg zum Pinkeln zu finden, liegt oben bei den Zelten und Strohballen, Holz fürs Feuer und die Bohlen zum Sitzen hat Heinz schon besorgt.
Was es genau zu essen gibt, wissen nur Enrico und sein Chef, Papa hat ihnen da freie Hand gelassen und das bedeutet auf jeden Fall ausreichend Fisch a la Rico, da bin ich mir sicher und auch ein paar kurz gebratene Fleischsachen wird es geben. Wir lassen uns einfach überraschen, verhungern wird wohl keiner, nicht bei uns…..grins.
Mama hat für halb sechs mit Natascha Abendbrot gemacht für alle im Haus. Ole und Frank sind nach Nordenham, seit das Gespräch mit Papa und Alex vorbei ist. Frank wollte unbedingt heute mit Ole bei seinen Eltern bleiben und in seinem neuen Zimmer schlafen.
„Das Bett ist noch jungfräulich“, hat er gesagt, „das muss jetzt mal geändert werden.“ Das Haus ist jetzt wohl wieder so weit OK nach dem Brand. Morgen kommen ja noch mal alle her.
Der Tisch im Esszimmer ist gedeckt, Sergej und ich holen Getränke und Mama klopft an die Türe des Arbeitszimmers, öffnet die Türe und sagt: „Schatz, kommst du bitte zum Abendbrot.“ Papa, der wohl am telefonieren ist, ruft ihr zu: „Moment noch, ich bin gleich da“ und Mama zieht die Türe wieder zu. Mama schickt Natascha hoch, um Alex zu holen und ich rufe bei Martin an, dass alle hoch kommen sollen zum Essen. Wir sitzen schon alle am Tisch, als Papa endlich kommt. Mama, die gerade was zu ihm sagen will, verstummt jedoch, als sie Papas Gesicht sieht. Irgendwas muss passiert sein, er guckt ganz komisch und setzt sich hin.
Alle, außer vielleicht Alex, merken das Papas Stimmung wohl im Keller ist und alle warten auf eine Erklärung, die jedoch zunächst nicht kommt. „Guten Appetit“, sagt Papa jetzt und dann: „Alex, noch mal herzlich willkommen hier bei uns zuhause, das jetzt voraus gesetzt du willst es auch dein zuhause ist, solange du es willst. Wir alle werden versuchen, dir die Familie zu sein, die du verdient hast. Wir hoffen, dass du dich hier bei uns wohlfühlst und was wir dazu beitragen können, werden wir tun.“ „Ich danke euch allen, bin froh, dass es so gekommen ist, Danke für alles“ sagt Alex und schaut dabei Papa und Mama an.
Nun essen wir, zum ersten Mal seit fast zwei Wochen wieder zusammen zuhause, mit Familienzuwachs, einem Cousin, den Kevin und Wolfi aus Berlin „entführt“ haben.
Als alle fertig sind, sagt Papa: „Es gibt Neuigkeiten, keine guten und wir müssen heute noch reagieren. Ich hatte vorhin einen Anruf aus dem Hilton, von dem Anwalt der Frau Wörner. Sie hatte heute Nachmittag einen schweren Schlaganfall, liegt Intensiv und es geht ihr sehr schlecht. Der Anwalt möchte, das du Kevin noch mal den Hund zu dir nimmst, Frau Wörner hat das wohl so gewollt und aufgeschrieben in einer Patientenverfügung und das war wohl auch so mit Dir abgesprochen, glaube ich. Da Wolfis Auto noch bei seinem Vater ist, kann Martin euch beide, Wolfi und dich, ins Hilton fahren und den Hund mit seinem Zubehör daher holen. Am besten wird es sein, ihr fahrt gleich los und regelt alles dort mit dem Portier.“
Die drei brechen sofort auf, um den Fiffi noch mal hierher zu uns zu holen und mein Gefühl sagt mit, das er jetzt wohl auch für immer hier bleiben wird, bis er selber mal das Zeitliche segnet. Natascha wird es freuen, bleibt doch der Hund bestimmt hier, wenn wir in die WG ziehen, aber das muss dann Kevin wohl entscheiden, der Quasi der neue Besitzer ist von dem Hund.
Kevin
Oh jee, jetzt ist die alte Dame schon wieder im Krankenhaus und dieses Mal ist es wohl wesentlich schlimmer als es beim letzten Mal war. Martin bringt uns schnell und sicher nach Bremen und dort ans Hotel. Der Portier ist froh, dass ich komme und er gibt mir die Schlüsselkarte und ich geh mit Wolfi hoch in ihr Zimmer.
Freudensprünge und lautes Gebell empfangen uns, als der Kleine uns sieht und er springt abwechselnd an Wolfi und mir hoch. Wir sammeln alles ein, was zum Hund gehört und legen alles in seinen Hundekorb, den Wolfi dann ans Auto trägt. Ich nehme den Kleinen an die Leine und gehe hinter Wolfi nach unten. Der Portier winkt mir und während mein Schatz zum Auto läuft, gehe ich mit dem Hund noch ein Mal zum Portier. Dieser reicht mir ein Kuvert, sagt: „Das soll ich dir vom Anwalt geben. Er will sich morgen mit dir in Verbindung setzen.“ Ich nehme das Kuvert und gehe mit dem Hund raus, an den Achter und wir fahren zurück nach Hause.
Dort angekommen, gehe ich eine große Runde Gassi über das Gelände, lass den Kleinen rennen und springen und er kackt auch ins Gebüsch. Wolfi bringt in der Zeit die Sachen runter in die Wohnung und stellt dort alles noch mal so hin wie gehabt. Als ich mit dem Hund in die Wohnung komme, läuft der gleich zu Martin und Kai in die Küche und hockt sich, wie letztens morgens immer, vor den Kühlschrank. Sein Blick sucht Martin und der holt nun selbstverständlich die heute erst gekaufte Fleischwurst und schneidet zwei Scheiben davon ab. Eine gibt er ihm sofort und die andere, nachdem Fiffi die erste verputzt hat.
„Er hat dich ja schon gut erzogen“, uzt Kai und lacht. Ich gehe rüber zu Wolfi und der Hund folgt mir. Wolfi hat den Korb wieder auf seinen alten Platz gestellt und auch die Näpfe für Futter und Wasser. Ich bin gespannt, wie es mit Frau Wörner weiter geht, ob sie noch mal gesund wird, hoffentlich.
Wir gehen nachher noch hoch zu Jerome, den frag ich per Handy schnell, ob wir den Hund mitbringen dürfen und er sagt ja. Also gehen wir dann mal hoch.
Jerome
Wir gehen nach dem Abendessen hoch und ich sage zu Alex auf der Treppe:“Komm noch ein wenig mit zu uns rüber, es ist noch früh. Paolo und Natascha und auch Kevin mit Wolfi kommen auch noch. Wir machen Muke an und reden ein bisschen, und du lernst meine Wohnung kennen.“ „OK, sagt er, „ich hole noch mein Smartphone, das hat jetzt bestimmt geladen“, sagt er und geht in sein Zimmer. Kurz drauf, Natascha und Paolo sind mittlerweile auch gekommen, kommt er in mein Wohnzimmer. Er guckt sich um, schaut sich alles an und setzt sich mit dem Worten: „Schön hast du es hier, da lässt es sich aushalten. Die Kinderzimmer in den Bundeswehrwohnungen waren immer klein und Luxus war da auch nicht viel und wie schon gesagt, alle drei Jahre Umzug. Dreimal umgezogen ist so gut wie einmal abgebrannt.“ Es klingt ein bisschen verbittert. „Mein Zimmer jetzt hier“, sagt er weiter, „ist mehr als doppelt so groß wie meine letzte Höhle und sogar ein komplettes Bad ist dabei, mit Wanne und auch die Möbel sind OK, alles ist toll.“ „Das ist ja dann schon mal ein guter Anfang, wenn es dir gefällt“, sagt Sergej, „wenn was fehlt, sag einfach Bescheid. Wolfi macht tolle Bilder, wenn du da was möchtest, rede mit ihm.“
Mein Handy geht, Kevin ist dran und fragt, ob sie den Fiffi mitbringen dürfen zu mir hoch und ich sage natürlich ja. Kurz drauf sind beide mit dem Hund da, den Natascha gleich auf den Schoß nimmt.
Alex erzählt jetzt von dem Gespräch mit Papa und Ole. Es gibt da wohl erste Ergebnisse in Sachen „Uwe“ und er berichtet alles, was Papa ihm weiter gegeben hat. Da gibt es unter anderem eine Zeugenaussage, dass es ausgesehen hat, als hätte der Autofahrer den Roller absichtlich gerammt.
„Das geht mir nicht aus dem Kopf“, sagt Alex, „allerdings war das ja vor neun Monaten, wer will denn den Wagen heute noch finden. Der ist längst in Polen, Russland, Marokko oder Tunesien. Wir müssen abwarten, was weitere Ermittlungen ergeben, vielleicht kriegen wir ja eine Kopie der Polizeiakte, hat dein Vater gesagt.“
Natascha meint, wir könnte ja mal noch runter ins Gelände gehen zum Platz, wo wir Morgen aufbauen, gucken ob Heinz vielleicht schon gemäht hat, ein bisschen rum spazieren und Alex alles zeigen. Alle sind einverstanden und so machen wir uns auf den Weg. Alex ist schon erstaunt über unser parkartiges Gelände, am meisten gefällt ihm jedoch unser altes Baumhaus, auf das er und auch Paolo unbedingt rauf klettern müssen.
Heinz hat eine große Fläche fertig gemäht, so dass wir Morgen früh alles aufbauen können. Bohlen und Strohballen hat er auch schon her gebracht und abgestellt. Die Zelte holen wir dann morgen her und machen alles bezugsfertig. Bestimmt kommen ja noch Leute zum Helfen und danach können wir ja dann noch runter ins Bad gehen, wenn noch genügend Zeit ist. Da die Erwachsenen mit uns feiern werden, rede ich mal nach her noch mit Mama, ob wir ein paar von den Terrassenmöbeln, Stühle oder Liegen, runter stellen sollen, denn das lange Sitzen auf den Bohlen ist ja für etwas ältere Damen nicht so bequem. Wenn sie das gut findet, werden wir das machen.
Chris
Mama ist total Happy, das wir zurück sind und sie staunt, wie gut Robin drauf ist und das er sogar richtig Farbe bekommen hat im Gesicht. Nach dem sie uns, Matze auch, umarmt und gedrückt hat, gibt sie sich ganz Robins Redeschwall hin, der versucht die letzten zwölf Tage in zehn Minuten ausführlich zu erzählen. Nach dem wir ihn etwas gebremst haben, erzählt er jetzt ruhiger und natürlich überwiegend von der Brücke und Herr Sundermann und der tollen Schiffsfahrt. Mama lässt ihn einfach quasseln, das ist das Beste und irgendwann hat er dann auch fertig. Mama freut sich sichtlich, dass es ihrem Sorgenkind so gut geht und er so viel Positives erlebt hat.
Matze und ich sind hoch, in mein Zimmer, Sachen wegbringen, Wäsche sortieren und knutschen natürlich und kuscheln auf dem Bett, ganz keusch und zärtlich, richtig gut und wir sind uns emotional ganz nah. Es fühlt sich so toll an und mich macht es einfach glücklich, ihn hier so nah bei mir zu haben, meinen Schatz. Auch Matze scheint es so zu fühlen und wir genießen wortlos die Nähe des Anderen.
Mama ruft um vier Uhr zum Kaffee trinken, sie hatte heute Morgen einen Käsekuchen gebacken, dem wir jetzt kräftig zu Leibe rücken. Wir erzählen Mama, was jetzt bis zum Abflug am Dienstag noch läuft und beim Thema Abflug huscht ein Schatten über ihr Gesicht.
„Mama“, sag ich, „du siehst selber, wie gut es Robin zur Zeit geht, im Gegensatz zu früher. Du hättest ihn erleben müssen, dort auf dem Schiff oder in Dresden und bei unseren anderen Aktionen. Seine Kondition ist so gut wie nie zuvor und Alex wird begeistert sein, wenn er ihn morgen sieht. Er schafft das, wird gesund, ich spüre das, war mir noch nie so sicher wie jetzt.“ Ich nehme Mama in den Arm, streiche beruhigend über ihren Rücken, sie wird ihre Angst nicht abstellen können, das weiß ich wohl und trotzdem muss sie wohl dadurch, Stress für sie, Stress pur. Ich hoffe, dass sie zumindest nach der ersten erfolgten OP ruhiger wird hier zuhause. Es ist nicht gut, dass sie mit ihren Sorgen so ganz allein ist. Ich muss Jerome bitten, dass sie zumindest an den OP-Tagen mal nach ihr schauen.
Gut, das in ihrer Firma die Sache mit Robin kein Geheimnis ist, ihr Chef und alle wissen, um was es geht da in den USA. Der Chef kennt Robin gut, weil Robin den Internetauftritt der Firma gemacht hat, sehr gut gemacht hat und auch, wenn Änderungen anstehen oder Probleme auftreten, der Kleine das immer in die Reihe bringt. Vielleicht gibt er ihr an den OP Tagen frei oder leichte Arbeiten, denn ich kann mir vorstellen, das Mama dann mit den Gedanken ganz bei Robin ist und erst entspannt, wenn die Nachricht kommt, das die OP gut vorbei ist.
Später, gegen sechs Uhr klingelt es und Alex Brunner kommt. „Ich will mal schauen, ob mein Kleiner den Urlaub gut überstanden hat“, sagt er, nachdem er Mama, Matze und mich begrüßt hat. „ALEEEEX“, jauchzt Robin, der zu Fuß an den Handläufen entlang aus seinem Zimmer in die Küche kommt und seinem Alex, der sich gekniet hat, jubelnd um den Hals fällt und dann kräht: „Ich werde Kapitän, Alex, ganz bestimmt. Ein Schiff zu steuern ist so geil.“ Alex nimmt ihn hoch und drückt ihn. „Langsam, Kleiner, alles der Reihe nach.“ Erst jetzt bemerkt Robin das Stethoskop, das Alex um den Hals trägt.
Alex stellt ihn auf den Stuhl und Robin macht den Oberkörper frei. „Gib es zu, Alex, du wolltest mich mal wieder nackig sehen. Deswegen bist du her gekommen“, scherzt der Kleine und wir lachen. Lange horcht Alex ihn ab, guckt dann zufrieden und sagt: „Es ist dir alles sehr gut bekommen. Deine Pumpe hat sich noch nie so gut angehört. Es passt gut, dass wir bald rüber fahren.“ Zu Mama sagt Alex: „Es ist erstaunlich, wie gut sich alles gemacht hat, wir werden das schaffen, da drüben, die Voraussetzungen werden wohl nie mehr besser sein als jetzt.“
Später, Matze und ich liegen erschöpft und glücklich und frisch geduscht im Bett, erzähle ich ihm von Alex, den wir ja schon über zehn Jahre kennen und der für Robin immer alles, was möglich war, getan hat, ohne den Robin vielleicht schon gestorben wäre.
Alex, der selber vom Schicksal schwer gebeutelt wurde, als sein Partner, mit dem er über zehn Jahre zusammen war, bei einem Unfall ums Leben kam. Jetzt habe ich die große Hoffnung, dass er mit dem Küchenchef vom Hilton dauerhaft zusammen kommt, er hätte es tausendmal verdient, auch wieder glücklich zu sein. Dieser Markus Meinle ist ein hübscher und wie Enrico und auch Sergej erzählen, sehr netter Mann und Alex und er würden gut zusammen passen. Der wird ja, wie auch Alex, morgen Abend auch auf der Party sein und sich mit Enrico ums Essen kümmern. Da treffen die zwei ja dann wieder aufeinander, obwohl Rico hat ja erzählt, dass sie sich schon öfter getroffen haben.
Wir schmusen noch ein wenig, können ja ausschlafen und irgendwann, dicht aneinander, schlafen wir ein, mein Schatz und ich, glücklich, versteht sich.
So, das war Kap. 86, zehntausendfünfhundert Wörter, ich hoffe, es gefiel. Danke an meine Beta Leserin, ihr hat es gefallen…….
6 Kommentare
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Lieber Niffnase,
vielen lieben Dank für 86 tolle Kapitel.Und gott sei dank werden es mehr.
Es ist eine schöne Geschichte mit absolut netten Charakteren die mir alle an Herz gewachsen sind und mit denen wir hoffentlich noch viele Kapitel miterleben dürfen.
Danke Wulf
Hi Hermann,
hab mich sehr gefreut, wieder mal was von dir lesen zu dürfen, dankeschön. Die Fortsetzung ist dir wieder sehr gut gelungen, mach so weiter.
Viele liebe sonnige Grüße Andi
Sehr schön es geht weiter…
Hallo Niffnase,
wieder eine gelungene Fortsetzung.
Es geht für Robin bald nach Amerika. Und Fiffi wird neue Herrchen bekommen :-(.
Bin gespannt auf die Fortsetzungen!
VG Claus
Jippie, endlich wieder eine Fortsetzung, cool. Werd dann mal in ruhe lesen, feedie folgt.
VlG Andi
Wieder ganz klasse geschrieben
immer wieder neue Spannungsbögen
wieder neue Wendungen und Überraschungen
und schon wieder warte ich auf die nächste Folge
Danke für die Story!!!! Richtig geil. Danke Danke Danke . …. freue mich auf die Fortsetzung.