Traumschiff – Teil 101

Traumschiff, 1 nach 100, Einhunderteins

Nach dem Kapitel Hundert geschafft ist und auch ein neues Lebensjahr angefangen hat, geht es nun auch bei den Jungs und Mädels weiter, die ja am Schluss des letzten Kapitels fröhlich am feiern waren. Schauen wir mal nach, ob und was es neues gibt…………Viel Spaß dabei

Jerome, Samstag, 25.09., 23:00Uhr in der Bar.

Vorhin hat der Gerry mich gefragt, ob sie alle drei hier schlafen können und da doch einige später nach Hause fahren wollen, habe ich ihm und den beiden Schwertfegers zu gesagt. Der Lars ist schwer am flirten mit der hübschen Sabine, der Tochter von Rufus Weiden, der vorhin auch mal mit seiner Frau auf einen Drink hier unten war. Die Frau, Kevin hat gesagt, dass sie Yvonne heißt, hat Cola getrunken, wird wohl das Auto heim fahren heute Nacht, denk ich.
Ich werde gleich mal durch fragen, wer denn nun letztendlich hier bleibt heute Nacht. Kevin und Wolfi und auch Rolf und Paul, ebenso Lex und Ralf haben ja ein Bett im Haus. Rico und Noah fahren mit Ulf, Irene und Oma heim. Armin und Denise nehmen Dirk und Mike später mit, brauchen also auch kein Bett. Die Sigrid und der Torsten fahren mit Frau Gut heim, Torsten schläft dort bei Sigrid, Marie und Marvin bleiben bei Jensens über den Rest der Nacht, ebenso Ole und Frank, Frank trinkt auch nichts alkoholisches heute Abend.
Robin schläft mit Sergej und mir in unserem Bett, das wollte er unbedingt und Matze und Chris bleiben dann auf meiner großen Couch.
Dann wären noch Alwin, Gerry und Lars übrig, Tom und Micha nicht zu vergessen. Tom und Micha legen wir in eins der Zimmer bei Natascha, Paolos Schwester auf Nataschas Couch, das zweite Zimmer bei Natascha, da kann dann Lars schlafen, während Alwin und Gerry das zweite Zimmer bei mir oben bekommen.
Frau Wegmann schläft in Omas freiem Gästezimmer, dann wären ja, wenn ich keinen vergessen habe, alle unter, weil alle anderen ja später heimfahren wollen. Morgen, zum Abendessen, wollen alle WG-Bewohner wieder in Bremen sein, so achtzehn Uhr halt. Bis dahin dürfte unser Haus hier dann auch wieder leer sein bis auf die, die eh hier wohnen. Schade ist es, das wir nicht draußen feiern konnten, das wäre einfach besser gewesen.
Nächstes Jahr im Sommer, das werde ich den anderen vorschlagen, können wir mal eine Woche unten am Baumhaus zelten, jetzt, wo der Außenpool da ist und jede Menge Wiese zum Ball spielen und für andere Sachen, mal sehen, wer Lust hat, da machen bestimmt viele mit.
Eine Schiffsfahrt mit der Familie wird es wohl im nächsten Jahr nicht geben. Dann sind nämlich, wenn alles glatt läuft, was ich sehr hoffe, die Babys auf der Welt, gerade mal zwei oder drei Monate alt, da wird Mama nicht fort fahren, denk ich.
Vielleicht können wir ja dann auch ohne Papa und Mama fahren, mal schauen. Wir werden schon rechtzeitig planen, was wir in den Ferien im nächsten Sommer unternehmen wollen, zusammen oder auch in kleineren Gruppen, mal sehen.
Als nächstes kommt jetzt mal der Schnupperkurs, mit Alwin, dann Martin und Kais Hochzeit und noch einige Fahrprüfungen neben den Studien und Ausbildungsgängen, Oles Verhandlung steht auch bevor. Die Schüler haben ja auch einiges vor sich. Noah, Dirk, Alwin und auch Armin und Denise machen am Ende des jetzigen Schuljahres ihr Abitur.
Torsten und auch Natascha haben, wie Noah und Alwin ja auch, neu auf die Schule hier in Bremerhaven gewechselt. Robin wird das nach einem Test am Montag, wenn er den besteht, ebenfalls tun, also auch für diese Leute ist es ein neuer Abschnitt mit neuen interessanten Herausforderungen. Das Robin das schafft mit dem Test, bezweifelt von uns keiner und auch sein Englisch, als erste Fremdsprache, dürfte er zur Genüge beherrschen.
Matze und Chris gehen zunächst auf Jobsuche, haben sie erzählt, wollen auch Papa fragen, bevor sie später, im nächsten Jahr, zusammen einen Studienplatz, vermutlich in Hamburg, anstreben. Beide sind sehr lieb zum jeweils anderen und ihre Beziehung wird bestimmt von Dauer sein und das passt auch echt gut zusammen mit den Beiden.
Am neunten Oktober beginnen an den Gymnasien die Herbstferien, was aber für uns Studenten keine Auswirkungen hat, denn zum jetzigen Zeitpunkt ist keine vorlesungsfreie Zeit.
Alex und Ralf wollten dann nach der Feier zu Martins und Kais Verpartnerung noch einmal nach Bonn, Uwes Eltern aber auch den Freund, den Jürgen, treffen und mit ihnen reden.
Alex braucht das wohl, um endgültig abschließen zu können mit Uwes Tod. Gut dass es den Ralf gibt, der Lex zur Seite steht und in den er so richtig verliebt ist. Diese Liebe hilft ihm über vieles hinweg, baut ihn wieder auf und Ralf wird ihm auf dem Weg in sein neues, noch ungewohntes Leben ein liebevoller und treuer Weggefährte sein. Er begleitet ihn hinein in eine gute und bestimmt auch glückliche Zukunft, in die Kevin und Wolfi ihn in Berlin so einfach, mir nichts, dir nichts, entführt haben.
Viel ist geschehen seit ich aus der Reha kam nach meinem Horrorcrash, viel Gutes und Schönes hat sich entwickelt, oft aus einer eher beschissenen Situation heraus, etwas, das allen Betroffenen gut tut und das unser Leben und besonders das Zusammenleben einfach toll macht.
Ich trinke jetzt mit meinem Schatz mal einen Cocktail, Sergej mixt das und es schmeckt geil, hat es aber auch in sich. Allzu viel sollten wir beide davon nicht trinken, denn da ja Robin bei uns schläft, ist es gut, wenn wir uns ein paar Hemmungen für später im Bett aufheben, wenn der Kleine zwischen uns liegt. Da läuft Sex mäßig nichts.
Heute Morgen waren wir ja schon so richtig aktiv, mein Schatz und ich und wir waren relativ früh und auch ganz schön lang in der Wanne mit viel Liebe und Zärtlichkeit, aber auch mit einer etwas härteren Nummer, mein Drache wollte es so und da hab ich ihn halt etwas härter ran genommen. Wir waren ganz schön laut, glaub ich aber was soll es, es war halt sehr geil und auch sehr spritzig, was wir beide da zusammen getrieben haben.
Das war so gut, dass wir es bis Morgen Abend bestimmt auch ohne Sex aushalten. Mich hat es gewundert, das Dirk und Mike nicht hier bleiben wollten, bis Armin dann erzählt hat, das Mikes Eltern heute und Morgen auf einer Kegeltour sind und beide ja dann ein sturmfreies Heimspiel bei Mike zu Hause haben werden, das ist doch verständlich, dass sie heim wollen. Ole und Frank wollten auch heute nicht bleiben, Familie Jensen ist Morgen zum Mittagessen bei Frank zu Hause eingeladen und auch Marie und Marvin fahren mit nach Nordenham zu Franks Eltern.
Nun, Matze und Chris haben sich über den Platz auf meiner großen Couch gefreut, der ja sonst meist Ole und Frank vorbehalten ist und auch, wenn der Kleine jetzt gesund ist oder besser gesagt, fast gesund ist, will Chris ihn in seiner Nähe wissen, muss sich erst an die neue Situation des „Los Lassens“ gewöhnen. Wohl dem, der so einen Bruder wie den Chris hat und Robin weiß das wohl und liebt ihn dafür sehr.
Ich bin natürlich mit meiner Schwester auch total zufrieden, sie liebt mich und ich sie sehr, auch, wenn ich jetzt nicht mehr der erste junge Mann in ihrem Leben bin. Das ist jetzt eindeutig Paolo, aber das stört mich nicht. Eigentlich hatte ich gehofft, das Noah und Enrico bleiben würden, aber Noahs Mutter hat die Beiden gebeten, mit nach Hause zu fahren, da ja Tante Lis jetzt schwanger ist und mehr Ruhe bräuchte. Da müssten sie Beide ja nicht unbedingt morgen Früh auch noch hier rumspringen, weil ja eh schon genug Leute hier wären, hat Irene gemeint. Das ist zwar Quatsch in meinen Augen, wir werden Mama schon nicht belasten und das bisschen Frühstück, das kriegen wir auch noch hin, aber ich habe nicht dagegen geredet, weil wohl beide, Rico und Noah, ihre traute Zweisamkeit morgen nach dem Aufwachen ganz ungestört genießen wollen.

Rolf, Samstag, um 23:30, mit Paul im Whirlpool, mit dabei Tom und Micha und Lars mit Sabine Weiden.

Wir haben uns vor fünfzehn Minuten hier in den Whirlpool verzogen, wir wollten nichts mehr trinken, weil wir ja später noch ein wenig naschen wollen, jeder am anderen, das ist in den letzten Wochen zu einem unserer liebsten Spielchen geworden, neunundsechzig. Das kriegen wir so gut hin mittlerweile, das wir nicht sehr laut dabei sind, das wir das also auch hier in Pauls Zimmer machen können, wenn Oma und die Tante in der Wohnung und auch das andere Zimmer belegt ist. Wenn wir richtig poppen würden, das wäre wohl doch so laut, das man es auch außerhalb des Zimmers hören könnte und das will Paul verständlicherweise nicht riskieren.
Wir sind jetzt schon auf einem anderen Level, was den Sex angeht und wir trauen uns alles zu tun, was uns beiden Spaß macht, was uns gefällt und es ist einfach toll, wenn man so verliebt ist.
Der junge Mann uns gegenüber, der Lars, der verliebt sich wohl auch gerade in dieses hübsche junge Mädel, die Tochter vom Computerladen, von Kevins Onkel, mein ich. Man sieht es den beiden schon an, das da was beginnt zwischen ihnen. Wir kennen sie ja kaum, erst seit heute Abend, aber beide scheinen sich zu mögen und sie machen auch einen guten Eindruck auf uns. Ob sie in naher Zukunft auch hier zu dem Freundeskreis gehören werden, bleibt ab zu warten, bei Alwin und seinem Gerry bin ich mir da schon sicher, dass sie jetzt mit machen hier bei uns.
Meine Schwester, sie wird demnächst vierzehn, wollte auch mit zu der Party, das haben Mama und ich ihr aber erfolgreich ausgeredet, ich finde mit jetzt dreizehn ist sie noch etwas zu jung, um hier dabei zu sein und im nächsten Sommer, wenn sie vierzehn ist, kann sie ja vielleicht bei der Party draußen für ein paar Stunden mitkommen, mal sehen.
Der Altersdurchschnitt ist bei unserer Gruppe hier liegt bei knapp achtzehn Jahren, wobei Ralf wohl der Älteste mit vierundzwanzig und Robin der Jüngste mit fast sechzehn Jahren ist. Siebzehn Leute sind mit achtzehn und mehr ja eigentlich schon im Erwachsenenalter, rein rechtlich gesehen und Micha und Noah werden das ja in diesem Jahr auch noch sein. Robin wird im Oktober dann auch sechzehn und dann sind eigentlich, wenn man von den beiden neuen Mädels absieht, alle sechzehn und älter.
Kevin kommt gerade die Türe rein, er war wohl seine Gitarre holen und geht damit rüber in die Bar. Bestimmt singen er und Robin nachher noch was, mal sehen, ob der Ralf dann seine große Mundharmonika auch holen geht und mit spielt. Die drei machen das gut zusammen und wir kennen mittlerweile auch einige dieser Lieder, die ja eigentlich nicht unbedingt zum Musikgeschmack unserer Altersgruppe gehören.
Es macht aber trotzdem Spaß, so zusammen zu singen, finde ich und auch mein Paul ist dem nicht abgeneigt, auch wenn er sich des Öfteren schwer tut, den Ton zu halten, was aber keiner so eng sieht hier. Ich finde, es fördert den Zusammenhalt und Opa hat erzählt, dass es früher, als es noch keine tragbaren Geräte zum Musik hören gab, viel öfter mit einander gesungen wurde. Bei den Pfadfindern zum Beispiel, haben sie immer gesungen, wenn sie sich getroffen haben und sogar beim Militär wurden oft Lieder beim Marschieren gesungen, hat er erzählt. Opa war damals, neunzehnhunderteinundsiebzig auch als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr eingezogen worden, als Schreiner zu den Pionieren nach Hannover-Schmünden, dort mussten sie auch etliche Lieder, meist welche mit militärischem Hintergrund, lernen und dann auch singen.
Zur Zeit ist ja die Abschaffung der Allgemeinen Wehrpflicht ein Thema in der deutschen Politik und die Zeichen stehen gut, dass sie bald abgeschafft und nur noch bei Krisen und Spannungen zum Tragen kommt. Das wäre wohl allen recht hier, denn außer Ralf hat noch keiner Erfahrungen mit dem Militär und es ist wohl auch keiner geil drauf.
Gemustert sind schon einige hier und Frank, Chris und Matze haben ja nach ihrer Verweigerung auch Zivildienst abgeleistet. Für einige andere wird wohl eine Musterung noch kommen und wir alle hoffen, dass die Abschaffung der Wehrpflicht einer eventuellen Einberufung zuvor kommt. So richtig Bock hat keiner von den Jungs auf den Barras, so nennt Opa das Militär immer. Als schwuler Junge stelle ich mir das nicht so toll vor und selbst der Gedanke an einen vollen Duschraum mit lauter nackten, jungen Männern ist nicht unbedingt ein Grund, gerne Soldat zu werden.
Ich habe ja noch ein paar Jährchen Zeit und hoffe, dass es diese Pflicht, Soldat zu spielen bis dahin nicht mehr gibt. Es gibt bestimmt genug freiwillige junge Männer und ja neuerdings auch Frauen, die so was machen wollen.
Paul stupst mich jetzt an und deutet mit der Hand zum Schwimmbecken, in dem jetzt Dirk und Mike mit Enrico und Noah Ball spielen und zusammen mit Tom und Micha gehen auch wir jetzt rüber und hüpfen in das große Becken, um mit den anderen zu spielen. Die zwei Turteltauben sind bestimmt nicht traurig, wenn wir sie allein im Whirlpool lassen.

Kevin, Samstagnacht, kurz vor Zwölf, in der Bar mit Robin und Ralf

Wir spielen und singen ein bisschen in der Bar, nach dem Sergej uns gebeten hat. Ralf hat seine Mundharmonika geholt und ich die Gitarre und nun singen wir hier in der Bar mit den Anderen, die ja inzwischen einige unserer Lieder gut mit singen können.
Chris und Matze sind dabei, Lex natürlich, Jerome und Sergej, Wolfi und auch Armin und Denise sind mit in der Runde. Auch Torsten mit Sigrid ist hier bei uns, sogar der Alwin und sein Gerry sind nicht vor unserer Musik davon gelaufen. Paolo und Natascha machen die Bar und Ole und Frank kommen von oben zurück, wo Ole mit seiner Mutter wegen der Heimfahrt und wegen Morgen sprechen wollte. Er hat vorhin gesagt, das er mit Frank ja später von hier aus gleich nach Nordenham zu Frank nach Hause fahren kann und gar nicht erst mit zu Jensens.
Ich denke, es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis die ersten den Heimweg antreten, obwohl ja eigentlich alle außer mir lange schlafen können. Ich werde wohl den Fiffi morgen früh raus lassen müssen, damit er mir nicht ins Zimmer pinkelt. Das ist aber kein Problem, weil danach krabble ich wieder zu meinem Schatzi unter die Decke, drücke meinen Po an seine warme Morgenlatte und döse ein bisschen, bevor ich dann später ein paar zarte Weckgriffe anwende und mich etwas intensiver um die schöne Schwellung bei ihm kümmere. Sex nach dem Aufwachen ist geil und wenn ich in der Zeit, in der der Fiffi draußen pinkelt im Bad noch mein Hinterstübchen auf klare, dann kann ich sogar problemlos auf seine, Horn ausreiten, ein heißer Morgenritt, so zu sagen.
Jetzt habe ich sogar zwei Griffe auf der Gitarre verhauen vor lauter geiler Fantasien und Robin und Rolf schauen mich verdutzt an. Da so was so gut wie nie vor kommt, werde ich etwas rot, was Robin zu einem vorsichtigen Blick in den Schritt meines von der Vorfreude ausgebeulten Jogginganzugs verleitet und an seinem wissenden Grinsen sehe ich, dass er den Grund für mein falsches Spielen durch aus richtig erkannt hat. Natürlich färben sich meine Wangen rot, ertappt bei „sündigen“ Gedanken. Obwohl Sex für mich und Wolfi absolut nichts Sündiges hat.
Es ist halt für verliebte, wie wir es sind, die schönste und beste Art, seinem Schatz zu zeigen, wie heiß und innig man ihn liebt, ihn begehrt und glücklich machen will und gesund soll das Poppen ja auch noch sein, hat Martin mal gesagt. Und wenn man gleich früh am Morgen was für die Gesundheit tun kann, dann ist das doch voll OK, finden wir, mein Hasi und ich und sind hier in dem Kreis der Freunde bestimmt nicht allein mit dieser Meinung.
Jetzt konzentriere ich mich wieder voll auf die Musik, die Vorfreude schwillt ab und Robins Grinsen ist auch verschwunden. Nur Wolfi grinst, hat natürlich mit bekommen, was in meiner Hose los war und schaut ziemlich erwartungsvoll aus der Wäsche. Er weiß nicht, dass ich von Morgen früh geträumt habe und jetzt habe ich wohl schlafende Hunde geweckt bei ihm. Mal sehen, was das nach dem Erreichen unseres Zimmers im Endeffekt bedeutet. Ich glaube nicht, dass er mich lange bitten muss, die Schlafhose noch etwas aus zu lassen in unserem Bett…..kicher.
Jetzt machen wir mal ein Päuschen, fünf Lieder hintereinander sind genug und jetzt will ich erst einmal ein Bier trinken und bestell mir bei Natascha ein Holsten Pils, heute in der Flasche, gut gekühlt….aahh, das tut gut. Auch Ralf bekommt von Lex ein Bier und einen dicken Kuss und Robin?
„Darf ich mal von deinem Bier probieren, Kevin?“, fragt er. Nun, denk ich, ein Schluck kann ihm ja nicht schaden und halte ihm die Flasche hin. Langsam probiert er und nimmt dann einen guten Zug, bevor er mir die Flasche zurück gibt. „Jaa, kann man trinken, schmeckt nicht schlecht“, kommentiert er sein wohl erstes Bier mit Alkohol, dann bestellt er sich bei Natascha aber doch ein alkoholfreies Jever und das ist wohl auch besser so. Chris hat ihn wohl beobachtet und redet jetzt grinsend mit Matze über Robins Bier Erfahrung. Für Robin gibt es zur Zeit wohl viele solcher kleinen Premieren, Dinge, die vorher ein Leben lang Tabu waren, an die tastet er sich jetzt nach und nach heran, entdeckt viele neue Dinge, Veränderungen an sich selber und freut sich bestimmt, nun nicht mehr der kleine, arme und kranke Junge zu sein, der er war für viele Jahre.
Ich denke, das keiner von uns sich vorher jemals Gedanken über solch ein immer krank und behindert Sein gemacht hat, bevor wir Robin kennen lernten und ich denke auch, das Jeromes Behinderung den Entschluss, Robin zu helfen, beeinflusst hat, zumindest unterschwellig. Robin ist zurzeit wohl absolut glücklich und das ist ihm auch von Herzen zu gönnen. Er liebt Jerome und Natascha sehr dafür, dass sie seine Heilung ermöglicht haben, dass er jetzt ganz gesund wird. Ebenso liebt er seinen Dr. Alex, der jetzt gerade mit Markus Meinle von oben kommend, in der Bar auftaucht.
„Yippie“, ruft Robin in seine Richtung, „ich habe soeben von Kevins Bier getrunken.“ Dann lacht er, geht zu Alex Brunner und der nimmt ihn hoch in seine Arme und drückt ihn an sich. Robin küsst seinen Hals und birgt sein Gesicht dann auf Alex Schulter. Das Ganze hat so was von Vater und Sohn, ähnlich, wie bei Martin oder Kai und mir und ich finde das gerade sehr schön, was da abläuft.
Sowohl Robin, als auch ich durften unseren Vater nie kennen lernen, wobei er zumindest von Bildern und Erzählungen seiner Mutter weiß, wer und wie sein Vater war. Schluss jetzt mit trüben Gedanken, sag ich mir, mein Wölfchen an schauend.
Man kann nicht alles haben und ich will auch nicht hadern mit meinem Schicksal, das sich nach Dresden so zum Guten gewendet hat, das auch ich jetzt einfach nur glücklich bin. Seine Blicke streicheln mich, überall und sein Gesichtsausdruck verspricht mir noch was Schönes für die heutige Nacht.
Nur nicht drüber nach denken, sonst schwillt er wieder……nee, nicht der Kamm…ja genau, genau der und das passt jetzt einfach nicht. Ich greife schnell zur Gitarre, schlage einen Akkord an.
Wolfi grinst mich an, hat mein geniales Ablenkungsmanöver durchschaut, er kennt mich schließlich in und auswendig.
Zusammen mit Robin, der von Alex Brunner auf den Boden gestellt wird und mit Ralf spielen und singen wir jetzt „Blowing in the Wind“ und viele singen mit, dieses tolle Lied, das wohl viele Millionen Menschen auf der Welt kennen und schon mal gesungen haben.

Markus Meinle, Sonntag, 26.09. 00:10 Uhr, auf der Party, mit Alex Brunner in der Umkleide.

So, Alex und ich haben beschlossen, bevor wir später nach Hause fahren, noch ein bisschen zu den Jungs ins Becken zu hüpfen und jetzt sind wir dabei, eine Badehose an zu ziehen, von denen es hier einige in verschiedenen Größen gibt.
Die acht Jungs im Becken, auch Enrico ist dabei, beziehen uns sofort in ihr Ballspiel mit ein. Alex und ich fühlen uns hier bei Remmers mittlerweile als dazu gehörig, alle sind nett zu uns und wir werden in viele Dinge integriert, nehmen an vielen Gesprächen teil und sind sehr gern gesehen hier, haben wir das Gefühl.
Dass wir zusammen sind, freut viele hier und auch die jungen Leute mögen uns.
Alles hat sich gut entwickelt seit der letzten Party, die wohl für uns das Ereignis war, das uns letztlich zusammen brachte, meinen Alex und mich. Das wir uns lieb gewonnen haben und für eine gemeinsame Zukunft planen, das hat hier in diesem Haus angefangen vor fast nun schon vier Monaten und alle, die damals dabei waren, sind auch heute wieder da. Als es erst mal angefangen hat, war es nicht mehr auf zu halten und nach fast drei Wochen New York war es in trockenen Tüchern mit uns beiden. Ich habe nie gedacht, das nach dem Rausschmiss meines Ex Freundes so schnell noch mal ein Mann mein Herz erobert und was für einer, es ist einfach so gut, mir fehlen die Worte.
Einer der mit beim Anschubsen dabei war, Enrico, kommt jetzt zu mir geschwommen. „Hi Chef, schön euch beide auch mal im Wasser und leicht bekleidet zu sehen“, sagt er, frech wie immer, obwohl, frech ist wohl nicht der richtige Ausdruck, forsch wäre besser. Er ist ein ganz Lieber und der Noah kann sich mit seinem Rico glücklich schätzen. Wenn er den gut behandelt, dann bleibt der für immer bei ihm. Immer, wenn er von Noah spricht, leuchten seine Augen und man hört förmlich, dass er ihn wahnsinnig lieb hat.
Als wir damals so alt waren, ich war noch nicht out, das traute ich mich gar nicht, da wäre eine Liebe unter zwei Jungs nicht so einfach gewesen, wie das bei den schwulen Jungs hier ist.
Was natürlich hier dazu kommt, ist das Umfeld, die Coolness der Eltern und auch die Freundschaft untereinander. Das Wissen um den Rückhalt und die fast unbegrenzten Möglichkeiten des Hauses Remmers nicht zu vergessen, die Bereitschaft dieser Familie, für jeden der Jungs und Mädels ein zu stehen, auch das hilft allen Jungs ganz gewaltig hier, so leben zu können, wie sie es tun. Wir waren früher meist allein mit unseren nicht gerade kleinen Problemen und obwohl Homosexualität nicht mehr strafbar war, waren wir doch in der Regel gesellschaftlich geächtet und manch einer hat sich aus Verzweiflung umgebracht. Wir, Alex und ich, sind froh, dass es den tollen Jungs hier doch wesentlich besser geht in der heutigen Zeit hier in unserem Land. Toleranz und Akzeptanz sind deutlich besser geworden, wenn auch nicht überall gleich und ewig Gestrige gibt es auch heute noch genug. Die Idee der Jungs, Karate zu lernen erscheint mir gut überlegt und es könnte in kritischen Situationen schon äußerst nützlich sein. Ich denke, dass im Falle eines Übergriffs die Jungs dann deutlich bessere Karten haben, wenn es um ihre Verteidigung geht.
Die Jungs beenden jetzt die Spielerei mit dem Ball, wollen noch mal in die Sauna und Rico meint, das wäre auch für ältere Herrn ganz gesund, also gehen Alex und ich auch mit da hinein. Drinnen ist dann der am Montag beginnende Schnupperkurs mit dem neu hinzu gekommenen Trainer Gesprächsthema Nummer eins und auch die tollen Haarschnitte, die der Freund des Jungen bei einigen hier gezaubert hat, werden kommentiert und zwar durch weg positiv.
Der Kevin und sein Freund waren wohl heute Morgen in Gerrys Salon zum stylen und das Ergebnis ist schon sehr speziell. Hinten ganz kurz, mit einem Muster, kurz auch die Seiten und oben in dem längeren Deckhaar sind farbige Strähnchen.
Der Alwin, der Karatetrainer, hat auch so einen coolen Schnitt und auch Jeromes Mutter war wohl schon bei dem jungen Meister unter Kamm und Schere und sieht ebenfalls fantastisch aus. Der junge Mann scheint da ein erhebliches Talent zu haben und hat jetzt bestimmt auf einen Schlag mindestens zwanzig neue Kunden dazu gewonnen.
Er selber erfüllt ein wenig das oft genannte Klischeebild vom schwulen Figaro, aber das steht ihm und er sieht schon ganz hinreißend aus und er scheint mit seinem Freund auch glücklich verliebt zu sein, das kommt jedenfalls für mich so rüber. Ich finde, dass beide jungen Männer recht gut zu diesem tollen Haufen passen und in Zukunft wohl auch mit dazu gehören.
So, genug geschwitzt, alle strömen nach draußen zum Abkühlen, auch wir, mein Alex und ich, schließen uns an.
Ich frag ihn gleich mal, wie lange er noch bleiben will, ich werde langsam müde. Es war ein langer Tag, heute, nein, gestern Morgen die Vorbereitung des Essens mit Enrico, es ist ja schon nach Mitternacht.

Martin, in der Partynacht, 00:50 Uhr, mit Kai in ihrer Wohnung.

Kai und ich sind jetzt mal runter zu uns gegangen. Da wir heute nicht mehr fahren mussten, haben wir zum Essen Wein und dann später auch Bier getrunken und nicht nur eins oder zwei. Jetzt sind wir müde und der Chef hatte nichts dagegen, dass wir uns verabschieden wollten. Einer von uns beiden muss ja dann auch morgen früh los und in der Bäckerei einen Teil des Frühstücks abholen. Einiges ist bereits vorbereitet und wird durch das noch zu holende Backwerk ergänzt werden.
Alles in allem war es ein toller, ziemlich zwangloser Abend, oben in Wohn- und Esszimmer. Hier waren überwiegend die erwachsenen Gäste, die jungen Gäste kamen wohl meist nur zum Essen aus dem Schwimmbadebereich und der Bar nach oben. Unten wurde auch getanzt, oben lief zwar auch Musik, aber die meiste Zeit wurde sich unterhalten, Gesprächsstoff gab es ja genug.
Von der Schwangerschaft und der neuen Frisur, von den ersten Erfahrungen mit der Protzkiste, von Robins Genesung bis hin zum Fiffi und über vieles mehr wurde geredet.
Noahs Oma berichtete zur allgemeinen Erheiterung von den Anrufen ihrer zwei anderen, schier verzweifelnden Kinder, die nun massiv unter den Launen des alten und stockkonservativen Pfarrers im Ruhestand zu leiden hatten. Er, der ständig an seinen Enkeln und Schwiegerkindern rum nörgelte, dem kein Essen gut genug war und der alle Sonntags ständig in die Kirche trieb, um für den der Hölle verfallenen, homosexuellen Enkel in Bremen zu beten. Auch erwartete er offensichtlich, dass seine Wohnung von den Frauen der Familie in Ordnung zu halten sei.
„Ich habe wohl gerade noch rechtzeitig die Notbremse gezogen“, sagte sie, verschmitzt grinsend, „und wenn mein Enkel Noah nicht schwul wäre, hätte ich diesen Zeitpunkt wohl endgültig verpasst. So bleiben mir wenigstens noch ein paar Jahre, die ich so leben kann, wie ich es möchte, ohne einen ständig mies gelaunten Pfarrer Emeritus*, so wie es mir gefällt.“ Das Lachen in der Runde war echt, nur Irene, Noahs Mama sah etwas gequält dabei aus.
Der Chef ließ es sich nicht nehmen, auf Kais und meine Verpartnerung am zehnten Oktober um elf Uhr, im Standesamt Bremerhaven, hin zu weisen und er sagte auch, zu unserer Überraschung, das er im Anschluss an die Zeremonie auf dem Standesamt zusammen mit seiner Mutter ein Hochzeitsessen in der „Alten Luneschleuse“ bestellt habe, zu dem jeder, der das Standesamt besucht und sich mit uns solidarisch zeigt, anschließend auch dort hin eingeladen ist.
WOW, wie geil ist das denn, wir wollten das eigentlich nicht so groß feiern, nun müssen wir das wohl. Ich habe jetzt schon das Gefühl, dass das keine so kleine Feier wird im Standesamt und später an der Schleuse dann wohl auch nicht.
Die Oma sagte dazu dann noch, das wir beide und sie sagte doch tatsächlich „das Brautpaar“, allgemeine Erheiterung, mit der „Protzkiste“, auch der Ausdruck geht ihr salopp über die Lippen, zum Standesamt und dann auch zum Lokal an der Lune fahren werden.
Diese Aufgabe soll dann der Ralf als Fahrer übernehmen. Für einen, dem Anlass entsprechenden Schmuck des Wagens werde sie rechtzeitig sorgen. Die dazu erforderliche Fahrt zu einer guten Gärtnerei werden sie und Frieda dann auch mit Ralf am frühen Samstagvormittag machen. Sie meinte dann auch noch, das es angebracht wäre, festliche Kleidung zu tragen, um eventuell gaffenden Mitbürgern auch was an Gesprächsstoff zu bieten.
„Einige der Jungs haben ja noch gute Garderobe vom Almauftrieb und mit denen, die nichts Vorzeigbares haben, Paul zum Beispiel und Dirk und Mike, Robin und Chris und Matze nicht zu vergessen, werden Frieda und ich am Donnerstag vorher noch shoppen gehen“, sagt sie.
Wenn nötig, könne man ja mit zwei oder drei Autos fahren und wenn Lis Lust hätte, könnte sie ja gern mitkommen, meinte sie und sah zufrieden in die Runde. Ich denke nicht, dass sie sich von irgendjemand von diesem Vorhaben ab bringen lassen würde. Wir, Kai und ich haben uns angesehen und dann akzeptiert, das uns der Rahmen und der Umfang der Zeremonie wohl just in diesem Moment endgültig aus der Hand genommen wurde.
Jetzt wird erst mal gepennt, die beiden Jungs sind wohl noch drüben, die können ja auch beide bis neun Uhr schlafen. Frühstück gibt es dann ab Zehn, wobei ich annehme, das es auf eine Art Brunch hinausläuft. Einige, die jetzt heim fahren, werden bestimmt noch mal wieder her kommen in der Frühe und am Frühstück teilnehmen.
Nach einem Gute Nacht Kuss von Kai schlafen wir neuen Ereignissen entgegen.

Jerome, Sonntag, 26.09., morgens um halb Neun im Bett mit Robin und Sergej.

Um kurz vor eins begann der allgemeine Aufbruch derer, die den Rest der Nacht zu Hause verbringen wollten und die meisten der Leute, die hier übernachten wollten, begannen damit, ihre Schlafplätze auf zu suchen. Sergej und ich gingen mit Robin, Chris und Matze hoch in unsere Zimmer und während sich Chris und Matze es sich auf der großen Couch gemütlich machten, gingen wir mit dem Kleinen in mein großes Bett. Robin kam, nach dem wir alle drei Schlafklamotten angezogen hatten, zwischen uns und nach den üblichen Gute Nacht Küssen und dem Zudecken schliefen wir relativ schnell ein. Meinen Handy Wecker habe ich für acht Uhr fünfzehn gestellt und der ging vorhin auch pünktlich an.
Ich wollte heute Morgen einfach keine Hetzerei, wollte in Ruhe wach werden mit Robin und meinem Schatz und das hat auch gut funktioniert. Einmal wach reden wir über gestern, aber auch über heute und Morgen, dazu haben wir ja jetzt noch Zeit genug.
Robin ist schon etwas aufgeregt vor dem Schultest Morgen, der um Neun Uhr beginnt und zu dem ihn Chris und Matze bringen werden. Sergej und ich reden beruhigend auf ihn ein. „Du bist doch kein dummer Junge“, sagt Sergej zu ihm, „du schaffst das, dort angenommen zu werden. Es ist für mich nur die Frage offen, in welche Klassenstufe du dann kommst. Aber auch das ist doch eigentlich egal, ob in neun oder zehn kommst, Robin, Hauptsache, du kannst dein Abi machen und dann Kapitän werden.“ Jetzt strahlt er so richtig.
„Hast du denn den Herrn Sundermann schon angerufen und erzählt, das du nun gesund bist“, frag ich ihn jetzt, „Der will doch bestimmt auch gern wissen, wie es dir geht und ob du ihn später vielleicht mal ablösen wirst auf der „August Remmers“?“
„Bis jetzt noch nicht“, sagt Robin, „aber gut, das du mich daran erinnerst. Das werde ich nach her mal gleich machen. Aber ob ich nicht lieber eins von den ganz großen Schiffen fahren will, das weiß ich jetzt noch nicht.“
„Egal, was du für ein Schiff fahren willst, mach dein Abi, dann dein Patent und dann, wenn ich mal was zu sagen habe in der großen Firma, dann gebe ich dir ein Schiff“, sag ich, „das verspreche ich dir und mein Papa wird das auch tun, wenn er dann noch der Chef ist.“
Seine Arme schlingen sich um mich und er legt seinen Kopf an meine Brust. „Danke, du bist immer so lieb zu mir“, sagt er leise. „Ich hab dich auch lieb“, sag ich, „zwar nicht so, wie ich Sergej lieb habe aber doch so, wie ich Ole gern habe, wie einen Bruder nämlich und das soll auch immer so bleiben, mein Kleiner.“
„Ich bin gar nicht mehr so klein“, erwidert er mit einem leisen Vorwurf in der Stimme. „Für mich wirst du immer mein kleiner sein, der den ich immer beschützen muss“, sag ich, „auch wenn du jetzt rasant größer wirst. Das ist halt so.“ „Und ich“, sagt Sergej jetzt, „ich hab dich auch so lieb wie Jerome es hat.“
„Möchtest du zuerst duschen gehen, Robin?“, frag ich ihn. „Wir können doch zusammen gehen“, meint er, „wir sind doch unten im Schwimmbad auch oft nackig.“ Oh ha. „Weist du“, sag ich, „ wenn Sergej und ich morgens zusammen duschen, dann nutzen wir die Gelegenheit, uns gegenseitig schöne Gefühle zu machen, wenn du weißt, was ich meine.“Rot ist er ein wenig geworden. „OK“, sagt er, „das tue ich neuerdings auch ab und zu, vorher ging das ja nicht. Ich kann aber verstehen, das ihr dabei allein sein wollt“, sagt er, „ich brauch da auch nicht unbedingt Publikum, obwohl, wie das zu zweit ist, das wüsste ich schon gern. Das werde ich wohl auch irgendwann erfahren, ob mit einem Jungen oder mit einem hübschen Schneckchen, das weiß ich noch nicht genau, könnte mir aber beides gut vorstellen.“
„Man sieht es“, sagt Sergej und tippt kurz ganz zart mit dem Finger auf die deutliche Beule in Robins Shorts, wo sich seine morgendliche Erregung nicht verbergen lässt, „ab jetzt und lass dir Zeit, dann hast du mehr davon.“
Mit rotem Kopf und schnellen Schrittes eilt er ins Bad, wir grinsen uns an. „Der Trieb ist erwacht, ich finde das so süß, es bei ihm mit zu erleben“, sag ich, „bei einem selber nimmt man das Großartige daran, wenn man zum Mann wird, gar nicht so wahr.“
„Da ist was dran“, sagt Sergej und grinst dabei „mir waren die feuchten Träume immer sehr lästig und ich musste das ja auch immer noch vor Boris verbergen. Ein Klassenkamerad hat mir das dann mit dem Wichsen erklärt und das hat man ja dann auch täglich getan und die Träume waren Geschichte.“
Es klopft an unserer Türe und auf mein „Herein“ rufen kommen ein verstrubbelter Chris und ein ebenso verstrubbelter Matze ins Zimmer, wohl auch auf der Suche nach einer warmen Wasserstelle zum Duschen. „Guten Morgen“, kommt es von den beiden und wir grüßen zurück. „Ihr müsst euch noch einen Moment gedulden, kommt, setzt euch zu uns aufs Bett“, sag ich, „Robin ist gerade beim Duschen.“ „Da können wir doch dazu gehen“, sagt Chris, „er sieht uns doch oft genug nackt“, und will los in Richtung Bad. „Stopp“, sag ich, „das passt jetzt aber gerade nicht so gut. Beim Wichsen erwischt zu werden, war immer eine meiner schlimmsten Vorstellungen und ich denke, damit bin ich nicht allein.“
„Du meinst echt, er wichst jetzt da drin?“, fragt der besorgte große Bruder und zieht dabei sogar die Stirne in Falten. „Ich denke, schon und das ist ja auch voll OK oder hast du das in seinem Alter nicht getan?“, sag ich und Sergej klärt die zwei über das voran gegangene Gespräch und die Beule im Höschen seines Bruders auf, als dieser sehr flott ins Bad gelaufen ist.
„OK, OK“, beeilt sich Chris zu sagen, „das er das jetzt kann, das habe ich schon mit bekommen, aber heute Morgen hier, bei euch, so mutig habe ich ihn in der Beziehung nicht eingeschätzt.“
„Er wollte mit uns zusammen gehen“, sagt Sergej jetzt, „aber Jerome hat ihm erklärt, das wir morgens zusammen eben nicht nur einfach Duschen, sondern auch unserem Bedürfnis nach Zärtlichkeit nach geben und das hat wohl seine Fantasie beflügelt und dann irgendwie auch gut an gemacht.“ „Er war Horny“, sag ich und muss jetzt doch ein bisschen lachen, „Kind ist er jetzt definitiv nicht mehr, Chris und was ihr und wir unter der Dusche machen, das weiß er auch.“
Die Türe zum Bad geht auf und mit einem großen Handtuch um die Hüften kommt Robin, mit einem zart rosa Teint ins Zimmer und sagt: „So, die nächsten können jetzt duschen oder was auch immer. Ich bin fertig. Guten Morgen, Matze und Chris, habt ihr gut geschlafen?“
Er nimmt eine frische Unterhose aus seinem gestern mit gebrachten Rucksack, lässt das Handtuch fallen und zieht die Hose an. Dass er uns Vieren dabei seinen nackten und sehr hübschen Teeniepo hinstreckt, scheint ihn nicht zu stören. Er ist ein verdammt hübsches Kerlchen und wenn noch ein Jahr ins Land gegangen ist, wird er sich vor Anwärtern und Anwärterinnen kaum noch retten können.
Eigentlich ist bei unseren Freunden keiner dabei, der in irgendeiner Form hässlich ist, ich denke aber, das Robin mit seinem Engelsgesicht in einem Jahr mit Abstand der schönste Junge, gefolgt von Ole und Kevin sein wird und das wir alle zusammen ein wenig aufpassen müssen auf ihn, auch, weil dann Chris und Matze wohl in Hamburg auf der Uni sein werden.
Wir lassen Chris und Matze den Vortritt beim Duschen, suchen uns schon mal Kleider aus dem Schrank und nach dem Sergej Musik angemacht hat, warten wir chillend auf dem Bett, bis die zwei wieder aus dem Bad kommen.
Zu Robin sag ich, dass er ruhig schon nach unten gehen soll, weil meine und bestimmt auch seine Mama schon beim Vorbereiten des Frühstücks sind. Nach dem er seine Kleider von gestern und seine Schlafsachen im Rucksack verstaut hat, geht er dann auch, fröhlich summend, nach unten. Es ist schön, ihn jetzt gesund erleben zu können und er hat mit seiner Art und auch mit der Form der Zuneigung, die er mir entgegen bringt, mein Leben sehr bereichert. Ich werde, wann immer es erforderlich sein sollte, meine Hand mit all den unendlichen Möglichkeiten, in die ich hinein geboren bin, über ihn halten, ganz einfach, weil ich ihn so gern habe.
Nun ist es an uns, zu duschen und als Sergej fünfzehn Minuten später auf meiner Zunge kommt, weiß ich, dass wieder einer der guten Tage begonnen hat.
Gute Tage sind alle die, an denen mein Schatz morgens neben mir aufwacht, mich lieb und strubblig an schaut und dann, noch schlaftrunken „Guten Morgen“ nuschelt. Ich liebe ihn so, meinen Drachen, den ich öfter Hase oder Hasi nenne oder einfach Schatz. Das ist er, ein großer Schatz, mein größter Schatz und ich kann mir nicht mehr vorstellen, ohne ihn zu sein.

Boris, Sonntag, 26.09. um neun Uhr, in seinem Bett, mit Anke, glücklich.

„Schatzi, Anke Maus, wir müssen aufstehen, Oma wartet bestimmt schon mit dem Frühstück auf uns“, sag ich zu dem Mädchen, das ich liebe und das heute Nacht zum ersten Mal bei und auch mit mir geschlafen hat. Ich bin absolut Happy und auch, obwohl ich bereits, als sie meinen Penis in die Hand nahm, heftig gekommen bin, war es nach her traumhaft schön und auch Anke hat es sehr gut gefallen, was wir mit einander gemacht haben.
Nun sind wir beide unsere Unschuld los und mit ihr einen guten Teil der wohl natürlichen Scheu, die man hat, sich jemandem anderen nackt zu zeigen, ihn an zu fassen, zu erkunden, zu küssen und so weiter. Nackt sind wir auch erschöpft eingeschlafen und so stehen wir jetzt auch auf, nach dem wir uns wach geküsst haben. „Duschen, Schatz?“, frag ich. „Mit dir“, nickt sie und macht mich froh damit.
Als wir später runter kommen, das Duschen hat doch etwas mehr Zeit gebraucht, finden wir Opa und Oma am Esszimmertisch beim Frühstück. Nach der Begrüßung mit der obligatorischen Frage nach dem „gut geschlafen haben“, schenkt Oma uns Kaffee ein und wir greifen zu den leckeren Brötchen, die sie auf gebacken hat. Liebe macht halt hungrig, auch auf das Brötchen danach, grins…. Wir lassen es uns gut schmecken, das sieht Oma immer gern und Opa fragt dann: „Wann müsst ihr denn los zu dem heutigen Auswärtsspiel in Mittweida.“
„Wir treffen uns um dreizehn Uhr dreißig am Vereinsheim, fahren dann dorthin, das ist ja nicht weit weg“, sag ich, „Anke und ich nehmen den Roller.“ „Das geht doch mit der großen Tasche nicht gut“, sagt Opa, „ich fahre sowieso dahin und dann fahre ich halt früher mit euch, dann schau ich mir noch die zweite Mannschaft an mit Anke. Flipp nehmen wir auch mit, mit dem können wir dort noch ein wenig rum laufen. Ist das OK für euch Beide?“
„Ja, Opa, das geht OK, oder Schatz?“, sag ich und frag ich zugleich Anke. „Ja, das können wir so machen“, sagt sie, „mein Papa kommt doch bestimmt auch nach Mittweida. Jetzt, wo ihr Tabellenführer seid, da wird kein Spiel mehr aus gelassen und er erzählt jetzt immer schon ganz stolz, das der Neue aus Dresden, der Boris, der Freund seiner Tochter ist.“
Das erstaunt mich jetzt schon, freut mich aber auch sehr und ich hoffe doch, dass er mich nicht nur wegen meiner Fußballspielerei als Freund seiner Tochter akzeptiert. Damit ist die Fahrerei ja geklärt. Das Essen, wie immer bei Oma sehr gut, ist beendet und Anke und ich helfen beim abräumen. Opa geht zur Couch, dort wird er jetzt etwa zwanzig Minuten ruhen, das tut er jeden Mittag und er nennt das ein „Gümpfchen“ machen.
Auch Oma wird das tun, sobald alles verräumt ist.
Ich nehme die Hundeleine, Flipp wedelt bereits heftig mit dem Schwanz und gehe mit Anke zur Haustüre. Dort leine ich den Hund an, schau kurz auf die Uhr. Eine gute halbe Stunde bleibt uns noch zum Spazieren gehen, bevor wir dann mit Opa zum Sportplatz fahren müssen. Also geht es hinaus in die frische Luft, es ist bedeckt und gar nicht warm, etwa fünfzehn Grad, schätze ich.
Meinen Schatz an der Hand und den Hund an der Leine gehen wir eine Runde durch die Siedlung und sind dann auch zeitig wieder am Haus zurück. Ich gehe davon aus, dass Opa jetzt fertig ist. Ich gebe Anke Flipps Leine und geh rein, um meine Tasche zu holen und Opa rufen. Flipp kommt hinten in den Kombi, legt sich dort auf seine Decke und ich geh mit Anke auf den Rücksitz, was Opa mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nimmt.
„Ich habe dich übrigens zur Fahrschule angemeldet, Führerschein mit siebzehn“, sagt er so neben bei. „Echt jetzt“, freue ich mich, total überrascht, „das ist ja voll geil, toll, ich freue mich. Wann geht das los?“ „Unterricht ist immer Montag und Mittwochabend ab neunzehn Uhr. Die Fahrschule heißt Krug, der ist auch Kunde bei uns in der Werkstatt. Die Räume sind in der Meißener Straße, ich glaub Nummer sechsundachtzig, muss ich noch mal nachschauen im Büro und du kannst morgen schon dorthin“, sagt Opa.
Das sind ja tolle Neuigkeiten, finde ich und Anke freut sich mit mir, obwohl wir dadurch auch etwas weniger Zeit für uns haben werden. Gut ist, das sich die Zeiten nicht mit dem Fußballtraining überschneiden, aber wie ich Opa kenne, hat er das bei der Auswahl schon berücksichtigt. Jetzt fahren wir am Sportplatz vor, die meisten anderen sind schon da und dann, als alle da und auf die Autos verteilt sind, fahren wir im Konvoi los nach Mittweida.
Dort spielt bereits die zweite Mannschaft und während ich mit den anderen Spielern zur Umkleide gehe, gehen Opa und Anke mit Flipp in Richtung Zuschauer. Anke wird gucken wollen, ob ihr Vater schon da ist und Opa geht einfach mit.
Ein Junge aus Ankes Nachbarschaft, die bauen auch Wein an, der spielt immer in der zweiten Mannschaft. Der Ulrich Kern, kurz Ulli, der ist so alt, wie Ankes Bruder Conrad es jetzt wäre, die beiden Jungs waren gute Freunde, bevor Ankes Bruder unter den Traktor kam und verstarb. Das war wohl eine sehr schlimme Zeit für die ganze Familie und manchmal, wenn Anke an Conrad denkt, wird sie sehr traurig. Auch der Ulli hat sehr getrauert um den Conrad, hat Anke erzählt. Conrad war in der Jugendmannschaft mit dem Ulli und sie waren wohl auch sonst sehr viel zusammen.
Conrad war Sergejs Jahrgang und Ulli ist das auch. Da Sergej viel bei Oma und Opa in den Ferien war, haben sich die Jungs gekannt, ich sage jetzt mal, dass sie locker befreundet waren. Sie haben sich irgendwann in den Schulferien in Opas Firma kennen gelernt, wenn die zwei Jungs mit ihren Vätern und deren Traktoren in die Werkstatt kamen. Sergej hat wohl auch mal bei Ullis Eltern in den Herbstferien durch helfen bei der Weinlese sein Taschengeld aufgebessert, weil er auf seinen ersten Computer gespart hat. Bei sechs Kindern und einem Verdienst konnten meine Eltern damals so ein Ding nicht allein bezahlen.
Auch Sergej war nach Conrads Unfall sehr bestürzt und wohl auch traurig. Es war das erste Mal überhaupt, dass er mit dem Tod eines guten Bekannten konfrontiert wurde und er war auch mit zur Beisetzung. Danach war er tagelang einsilbig und kaum ansprechbar, so hat ihn das mit genommen. Oma hat wohl damals viel mit meinem Bruder über das Sterben geredet und hat versucht, ihn zu trösten. Oma hat mir das neulich abends mal alles erzählt, nach dem ich sie danach gefragt habe. Anke wollte ich nicht so direkt danach fragen.
In der Kabine ist es immer sehr laut, wenn wir uns umziehen und für das Match vorbereiten. Erst wenn der Trainer kommt, wird es deutlich ruhiger. Jens Kramer, der den Platz neben mir hat, fragt, ob ich jetzt fest mit der Anke zusammen bin und ich sage: „Ja, wir sind jetzt fest zusammen.“ „Ich dachte immer, das die Anke mal mit dem Ulli zusammen kommt, aber jetzt bist du ja wohl ihr Auserwählter, Boris“, sagt er zu mir, „sie ist ein tolles Mädel und sehr gut aussehen tut sie auch noch. Ihr passt rein optisch sehr gut zusammen.“
„War denn da mal was mit dem Ulli?“, will ich von ihm wissen. Er grinst, sagt dann leise: „Was ich jetzt sage, bleibt unter uns, OK?“ Als ich nicke, fährt er leise fort: „Ich glaube, der Ulli war in den Conrad verschossen und nicht in Anke, die wohl auch noch zu jung war, damals. Wie gesagt, halt das Maul darüber, es ist halt auch nicht klar, ob es wirklich stimmt, das die zwei sich mehr mochten, als es gute Freunde tun.“ Erstaunt über seine Ausführungen binde ich meine Schuhe zu und dann gehen wir nach draußen, wo gerade der Schlusspfiff ertönt. Die zweite Mannschaft hat zwei zu eins gewonnen und sie freuen sich sehr über ihren dritten Sieg in Folge.
Nun sind wir dran und nach Platzwahl und Wimpeltausch geht es dann auch los. Mittweida steht auf Rang acht der Tabelle und es wird kein Spaziergang für uns. In der neunzehnten Minute nehme ich in halbrechter Position eine Flanke von Alwin Grass volley und der Ball zappelt unhaltbar im Netz. Bevor ein Jubelschrei meine Lippen verlassen kann, grätscht mein Gegenspieler, obwohl der Ball längst drin ist, von der Seite voll in meine Beine und nur die Schienbeinschoner retten mich vor einem Beinbruch. Mein Schmerzensschrei geht im großen Aufschrei unserer Fans unter und auch der Pfiff des Schiedsrichters wird kaum wahrgenommen.
Wohl wahrgenommen wird aber die hoch erhobene rote Karte, die es für den rüpelhaften und für mich sehr schmerzhaften Einsatz für die gegnerische Nummer Vier gibt. Mir ist aber auch sofort klar, dass ein weiter spielen mit dem anschwellenden rechten Knöchel nicht mehr in Frage kommt. Auf einer von zwei Sanis gebrachten Trage werde ich vom Spielfeld getragen, an dessen Rand eine aufgeregte Anke und auch Opa und ihr Vater auf mich warten. Etwas abseits der Linie wird dann mein lädierter Knöchel von Opas und somit auch meinem Hausarzt, der nie ein Spiel des BC versäumt und der sogar dem Vorstand angehört, fachmännisch begutachtet, betastet und gekühlt.
Nach zehn Minuten Kühlung hilft er mir beim aufstehen und es tut nicht so schlimm weh, wie ich es zunächst befürchtet habe.“Nach dem Duschen komme ich zu dir in die Kabine und werde es verbinden. Das braucht einen Stützverband und eine gute Salbe, Boris“, sagt er zu mir und auf Opa und Ankes Vater gestützt, humpeln wir in die Kabine, wo noch der Rest der zweiten Mannschaft beim umziehen ist.
Natürlich wollen alle gleich wissen, was passiert ist, denn hier drinnen war nur der kollektive Aufschrei zu hören. Als Opa und Ankes Vater die Kabine verlassen haben, gebe ich einen kurzen Abriss des Geschehnisses zum Besten, bevor ich beginne, meine Sportsachen aus zu ziehen. Aus den Augenwinkeln bemerke ich den Ulli, der gerade erst, wohl als Letzter, den Bereich der Duschen verlassen hat und unweit von mir beginnt, sich an zu ziehen. Abgetrocknet ist er schon und auch eine Unterhose hat er wohl im Duschbereich schon angezogen.
Da ich in den letzten Wochen viel über das Verhalten schwuler Jungs vor dem Outing, ihre Verschleierungsmaßnahmen und Taktiken gehört und gelernt habe, denke ich, das Jens mit seiner Einschätzung, den Ulli betreffend, wohl richtig liegt. Ulli ist bestimmt schwul und ungeoutet hier und auch zu Hause, denk ich. Die anderen verschwinden nun nach und nach und kurz drauf bin ich mit dem Ulli allein in der Umkleide.
Ich überlege gerade, ob und wie ich ihm irgendwie helfen kann, als er fragt: „Was macht eigentlich dein Bruder Sergej, den habe ich schon ewig nicht mehr hier in Radebeul gesehen?“
„Oh, dem geht es gut“, sag ich, den Faden aufgreifend, den er mir unbewusst hin hält. „Sergej wohnt in Bremerhaven, geht zur Uni in Bremen und ist total verliebt. Er wohnt jetzt mit seinem Freund Jerome in einer tollen WG, in dem noch einige Pärchen wohnen.“
Große Augen. „Freund, was soll das denn bedeuten und in wen ist er verliebt?“, will er nun gar nicht mehr cool, von mir wissen. „Na ja, das bedeutet wohl, das er einen Jungen liebt, also das er schwul ist, Ulli.“
Schweigen, dann schau ich ihn an. „Wissen das deine Eltern, deine Großeltern?“, fragt er mit leiser Stimme. „Ja, alle in unserer Familie wissen es und es ist für alle OK. Jerome, Sergejs Freund ist ein toller Mensch, seine Familie ist Klasse, sie stehen voll und ganz hinter ihnen und sie haben auch etliche Freunde, die schwul sind und einen Partner haben. Ich kenne sie fast alle, war in diesem Jahr mit allen zusammen im Urlaub auf einem Schiff, das Jeromes Vater gehört. Es war ein tolles Erlebnis und die Jungs sind alle einfach Klasse, ob schwul oder nicht.“
Er seufzt tief, schaut mich an und sagt: „Ich trau mich nicht, weiß nicht, wie meine Eltern reagieren, wenn ich mich oute. Wenn Conrad noch leben würde.“
Jetzt kommen ein paar Tränen und ich lege meinen Arm um ihn, obwohl ich ja ganz nackt hier sitze. „Gehst du jetzt fest mit Anke?“, will er wissen und als ich nicke, sagt er: „Unsere Eltern haben immer gehofft, das Anke und ich ein Paar werden. Ich habe aber ihren Bruder und er hat mich geliebt und niemand hat etwas geahnt. Als er starb, wollte ich auch sterben, aber ich war zu feige, hatte Angst. Es war alles so schlimm für mich und ich konnte mit niemandem darüber reden. Es ist alles so traurig und hoffnungslos, Boris.“
Ich halte ihn und sage: „Vorschlag, wir werden Freunde und ich werde dir zuhören, erzähle mir alles, was dich bedrückt und vielleicht kann ich dir ja auch helfen. Ist das OK für dich?“ „Ja, danke“, sagt er, „ und bitte, behalte es für dich, ich möchte es nicht, dass es die Anderen wissen, Boris, versprichst du mir das?“
„Ich werde es nur dann sagen, wenn es sich positiv auf deine Situation auswirkt. Vertrau mir, ich werde dir nicht schaden, niemals“, sag ich und stehe vorsichtig auf, um endlich duschen zu gehen. Nun kommt der Doktor herein und sagt: „Du bist ja noch gar nicht fertig, Boris, jetzt aber hopp, es ist gerade Halbzeit, wir führen immer noch eins zu null und ich will den Rest vom Spiel auch noch sehen.“
Ich humpele unter die Dusche, beeil mich und bin fünf Minuten später wieder sauber beim Doc. Ulli ist mittlerweile fertig und geht nach draußen. Ich warte draußen auf dich, Boris, bei Anke“, dann ist er weg. Der Doktor hat eine große Tasche mitgebracht und nach dem ich die Unterhose und die Jeans an habe, legt er mir einen kühlenden Stützverband an und die Salbe dazu riecht echt gut. Den Schuh werde ich wohl nicht an bekommen und er macht eine Plastiktüte um alles, damit kein Dreck an den Verband kommt und auch keine Feuchtigkeit.
„Über Nacht muss die Plaste runter und wenn es drückt oder sehr weh tut, soll Oma den Verband lösen“, sagt er. „Morgen früh soll Opa dich in der Praxis absetzen und dann sehen wir, ob du etwas Leichtes arbeiten kannst oder nicht. Hier gebe ich dir noch drei Schmerztabletten, aber nur holen, wenn es auch weh tut. Halte den Knöchel schön kühl.“ Er schnappt seine Tasche und geht flott nach draußen. Der Doktor ist voll cool und hat hier schon manches Wehwehchen behandelt, ohne gleich nach der Versichertenkarte zu fragen, auch gegnerische Spieler werden bei Bedarf verarztet. Er ist Klasse, der Doc.
Nach dem ich fertig bin mit allem, humpele ich raus und schau erst mal, wo mein Schätzchen steht und Opa natürlich mit Flipp. Als ich sie sehe, humpele ich auf sie zu, Flipp hat mich zuerst bemerkt, zieht an der Leine und will zu mir. Als Anke mich dann bemerkt, kommt sie schnell auf mich zu. Ich stelle die Tasche ab und breite meine Arme aus und als sie bei mir ist, umschlinge ich sie mit meinen Armen. Sie hoch zu heben, traue ich mich nicht mit dem Fuß, also beuge ich mich runter, um sie zu küssen.
„Tut es sehr weh, Schatzi“, fragt sie. „Es geht jetzt, der Verband kühlt und stützt auch. Wenn ich langsam gehe und ein wenig aufpasse, dann geht es“, sag ich und dann gehen wir zu Opa und Ankes Vater und der Ulli stehen auch dort. Es sind noch etwa zwanzig Minuten zu spielen und es ist immer noch alles offen. Ein knapper Vorsprung gibt wenig Sicherheit und unsere Jungs geben sich große Mühe, noch ein Tor zu erzielen. Das rückt dann auch greifbar nahe, als der Schiri nach einem eindeutigen Handspiel eines Verteidigers im Strafraum einen Elfmeter für uns gibt.
Jens ist der Schütze Nummer eins und er legt sich nun den Ball zurecht. Der Pfiff kommt und Sekunden später schlägt der Ball im unteren rechten Eck ein, während der Torhüter wohl mit der anderen Ecke gerechnet hatte. So kurz vor Schluss und dann noch in Überzahl ist wohl alles in trockenen Tüchern, denk ich und freue mich mit Jens über das erzielte Tor. Drei Punkte auswärts, das ist doch Klasse und eines Tabellenführers auch angemessen.
Nach dem Schlusspfiff kommt der Trainer zu mir und fragt, was der Doktor zu meiner Verletzung gesagt hat. „Ich soll morgen früh wieder hin, dann will er mir mehr sagen“, sag ich und der Trainer sagt dann: „OK, ruf mich an, wenn du was weißt.“ Opa fragt, ob wir noch was trinken wollen drinnen, aber ich will lieber heim, den Fuß hoch legen und kühl halten.
Anke redet derweil mit ihrem Vater und fragt dann meinen Opa, ob er sie um halb Zehn heute Abend nach Hause fahren kann, dann würde sie gern noch mit zu mir kommen jetzt. Natürlich macht Opa das und nach dem wir uns von Ulli verabschiedet haben und von Ankes Vater, gehen wir, ich humple, zum Auto und fahren nach Hause zu Oma. Zu Ulli sage ich beim Abschied: „Ruf mich an heute Abend nach zehn“, und gebe ihm einen Zettel, auf dem meine Handynummer steht. „OK“, sagt er, „bis dann“, und nun gehen wir zum Auto.

Robin, Montag, 27. 09. 15:00 Uhr zu Hause bei Matze und Chris, in Matzes Zimmer auf dem Bett

Das war dann doch mal ein interessanter Vormittag am Gymnasium, in dem so viele meiner Freunde zur Schule gehen und das jetzt auch, im Gegensatz zu der besonderen Schule, in der ich vorher gewesen bin, meine neue Bildungsstätte bis zu einem Abitur sein soll. Voraussetzung ist, dass der Eignungstest denn auch erfolgreich gewesen ist.
Nun war ja der Teil der Schule, in die ich zuvor gegangen bin, keine Anstalt für junge Menschen mit geistiger Behinderung, sondern die Jungs und Mädels, die körperlich teilweise sehr eingeschränkt waren, waren im Oberstübchen schon durchaus zu ansehnlichen Leistungen fähig und ich war dort nicht der Schlechtesten, im Gegenteil. In einigen Fächern war ich ein Einser Schüler und ich bin heute Morgen mit dem Vorsatz hin gefahren, sicher nicht als Idiot den Saal zu verlassen. Alles wollte ich geben, zeigen dass ich durchaus das Zeug habe, einmal ein Kapitän zur See zu werden.
Nun, rein äußerlich unterscheiden sich Lehranstalten nicht so stark voneinander, allerdings wurde hier wohl gerade die Außenanlage einer gründlichen Neugestaltung unterzogen, Sponsoring bei Remmers, hat Natascha mir in einer Pause erzählt. Chris und Matze haben mich nach einem guten Frühstück und einer spritzigen Dusche sauber und wohlriechend hin gebracht und im Vorzimmer des Direktors geparkt, wo ich dann vom selbigen in einen Raum gebracht wurde in dem wohl normal Besprechungen stattfinden.
Dort wurde ich von einem jungen Lehrer erwartet, musste mich an einen vorbereiteten Platz setzen und wurde dann über den geplanten Ablauf informiert.
Es gab für jedes Fach einen Fragebogen, den ich in dreißig Minuten ausfüllen sollte, so gut ich konnte. Es fing an mit englisch, was mir viel Freude machte, war es doch neben IT-Fächern mein Lieblingsfach und ich war vor der Zeit fertig. Den Rest der Zeit kontrollierte ich meine Arbeit noch einmal und dann gab ich den Bogen an den Lehrer ab, der mir den Bogen für das nächste Fach, Mathe, gab, dem ich mich jetzt auch voll konzentriert widmete. Alle Aufgaben konnte ich mit meinem Wissen lösen und nur ein Fehler hatte sich eingeschlichen, den ich aber auch bei der Endkontrolle nicht bemerkt habe.
Es folgten nach einer kurzen Pause die Fächer Deutsch und Chemie, wobei letzteres nicht so ganz mein bestes Fach ist.
Dann hatte ich eine etwas längere Pause, in der ich dann auch in der Nähe des Kiosk meine Freunde traf, die sich natürlich alle erkundigten, wie es denn so läuft bei mir.
Echte Probleme hatte ich mit der zweite Fremdsprache, das war hier Französisch, nicht gerade etwas, das mir sonderlich lag, hoffte ich dann aber doch darauf, das es zu einer vier gereicht hat. Ansonsten lief es eigentlich ganz gut und um dreizehn Uhr zwanzig durfte ich nach dem ausfüllen eines sehr umfangreichen Personalbogens die Schule Richtung Heimat verlassen. Fünfzehn Minuten später holten mich Chris und Matze ab und wir fuhren zu Matze nach Hause. Meine Mama war ja schon wieder zur Arbeit und Matzes Tante hatte uns was Gutes gekocht. Nach dem Essen, ich war sehr müde, sagte Matze, es wäre gut für mich, wenn ich ein wenig schlafen, zumindest aber etwas chillen solle, also lag ich jetzt auf seinem Bett und döste vor mich hin. Matze und Chris saßen vor dem Computer und suchten nach einer vorübergehenden Arbeit, mit der sie die Zeit bis zum Studienbeginn überbrücken wollten, obwohl beide das wohl nicht bräuchten, jedenfalls nicht aus finanziellen Gründen.
Die Party gestern war gut, anders, als die vor unserer Reise die im Freien war, aber das mit dem Schwimmbad und der Bar, das hatte auch was, mir hat es jedenfalls gut gefallen. Enricos und Paolos Schwester, die hat mir auch gefallen, aber ich war nicht taff genug, sie an zu flirten, hab ja auch keinen blassen Schimmer, wie ich das anfangen soll. Na ja, ihr Interesse an mir hielt sich ja wohl auch in Grenzen, jedenfalls war das mein Eindruck. Mal sehen, wie es auf der neuen Schule ist und außerdem werde ich mich ja auch noch ein wenig verändern in den nächsten Monaten, während die meisten in meinem Alter schon um einiges näher am Endergebnis ihrer Entwicklung angekommen sind.
Ich mache mir wohl gerade zu viele Gedanken um mich und meine Entwicklung. Ich muss einsehen, dass alles so kommt, wie es die Natur für mich vorgesehen hat und ich muss jetzt cool sein und alles auf mich zukommen lassen, nichts in Frage stellen und mich dann so anzunehmen, wie es kommt. Ich werde am Mittwoch mal mit Alex Brunner über alles reden, wenn ich am Nachmittag zu ihm in die Klinik fahre. Alex weiß immer einen Rat und er wird mir alles noch einmal erklären.
In der festen Hoffnung, den Test auf jedem Fall bestanden zu haben, bin ich wohl doch fest eingeschlafen und Chris weckt mich um achtzehn Uhr zum Abendbrot. Matzes Onkel ist jetzt auch zu Hause und befragt mich beim Essen über einige Dinge in der Klinik in den USA. Da ich ja über einschlägige Klinikerfahrungen in Deutschland verfüge, möchte er einfach wissen, was mit aufgefallen ist im Vergleich zu unserem Klinikalltag.
Ich versuche mich zu erinnern, was mir denn da aufgefallen ist und etwas, das ich an der Klinik drüben besser fand, war das es vergleichsweise mehr und auch fast immer freundliches Personal gab. Das John Ephraim und ich zum Beispiel von drei Ärzten betreut wurden und darüber hinaus noch etliche Schwestern da waren für uns, erzählte ich und auch von dem reichlich vorhandenen Physiopersonal im Rehabereich. Wartezeiten haben wir nirgendwo gehabt und die Leute waren sehr selten mal nicht gut drauf.
Um neunzehn Uhr dreißig fahren wir dann mit Matzes Wagen zurück zu uns nach Hause. Matze hat sein Fahrradwerkzeug mit genommen und die Beiden machen nun das Fahrrad, das Chris vor dem Roller hatte, fit und dann werden Lenker und Sattel auf meine Größe eingestellt. Wenn Morgen Wetter ist, wollen wir in den Bürgerpark und dort, im Auto freien Raum zunächst, soll ich lernen, sicher mit dem Fahrrad um zu gehen und zu fahren.
Wenn ich dann in der nächsten Woche an der Schule angenommen werde, kann ich bei gutem Wetter das Rad benutzen und gleichzeitig trainieren, hat Alex gesagt. Ich freue mich sehr auf mein normales Leben.

So, das war 101, danke an alle und ich hoffe, es hat euch gefallen, bis bald

Euer Niff

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3 Kommentare

  1. Hallo Niff,
    auch von mir vielen Dank für die Fortsetzung.
    LG Chris

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    • Smiley auf 5. Februar 2017 bei 11:46
    • Antworten

    Moin Niff, vielen Dank für die Fortsetzung. Habe mich wieder sehr gfreut. 🙂

    Ich hätte da mal eine Frage, wäre es dir vielleicht möglich, wenn du irgendwann mal Zeit dazu hast, ein Personenverzeichniss zu erstellen mit kurzen Daten über die Person? Ich frage nur, da in der Handlung inzwischen viele Personen vorkommen.

    Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft.

    Liebe Grüße Klaus

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  2. Hi Niff, diese Fortsetzung ist dir wieder hervorragend gelungen, hat erneut Spaß gemacht, zu lesen. Bin gespannt wies weitergeht.

    VlG Andi

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