„Noah versucht ihn aufzuspüren“, erklärte Placido.
„Und wie will er das machen? New York ist groß“, kam der Einwand von Jakob, der durchaus berechtigt war.
Ich wandte mich wieder an meine Mutter, die die ganze Zeit neben mir gesessen hatte und meine Hand hielt.
„Haben Emiliano Senior und du euch noch etwas unterhalten?“, fragte ich sie leise, während die anderen weiter diskutierten.
„Ja, er hat mir noch ein wenig über sein Leben in den Staaten erzählt und beschlossen, dass ich ihn irgendwann mal besuchen werde. Auf alle Fälle wollen wir in Kontakt bleiben, jetzt wo Emiliano, sein Sohn hier bleiben möchte.
„Emiliano will hier bleiben?“, fragte ich erstaunt.
„So wie er vorhin erzählt hat, ja!“
Darauf sagte ich nichts, sondern nickte nur.
„Dein Zittern hat aufgehört“, meinte Mama und ließ meine Hand los.
„Jetzt essen wir erst mal“, hörte ich Placido hinter mir sagen.
*-*-*
Nach einem guten Essen und weiteren Diskusionen und Spekulationen lag ich wieder im Bett, im Arm von Placido. Er schlief ruhig und fest neben mir. Nachdem die anderen gegangen waren, lagen wir recht schnell im Bett.
Unten im Hof stand ein Wagen der Carabinieri, was mir wenigstens etwas Sicherheit bracht. Das redete ich mir zumindest ein. Schlafen konnte ich trotzdem nicht und ich lausche den Atemgeräuschen Placidos.
Viele Fragen gingen mir erneut durch den Kopf. War bisher eine Lösung gefunden, taten sich noch mehr Fragen auf. Ein undefinierbares Geräusch ließ mich etwas zusammen zucken.
Meine Ohren waren auf Höchstleistung, aber es kam nichts mehr. Ich befreite mich aus Placidos Umarmung, der das brummend quittierte. Leise tapste ich zur Schlafzimmertür und ich öffnete sie nur so weit, dass ich auf den Flur sehen konnte.
Es war alles dunkel. Langsam zog ich die Tür weiter auf und schaute um die Ecken. Aber auch hier konnte ich nichts entdecken. Ein weiteres Geräusch aus dem großen Raum ließ mich inne halten.
Es war eindeutig aus Richtung Küche und Wohnzimmer gekommen. Leise schlich ich weiter, bis ich den Raum erreicht hatte. Da die Tür nur angelehnt war, konnte ich von drinnen leise Geräusche hören.
Langsam drückte ich gegen das Holz der Tür und suchte mit der anderen Hand den Lichtschalter. Das Deckenlich flammte auf.
„Davide!“
An der Küchentheke saß Letizia, ein Glas Milch stand vor ihr.
„Boah, musst du mich so erschrecken!“, fuhr sie mich leise an.
„Das gleiche kann ich von dir behaupten! Was suchst du mitten in der Nacht in der Küche?“
Ich lehnte die Tür nur an. Das Licht wechselte ich von Deckenlicht zur Thekenbeleuchtung, die etwas Augenfreundlicher war, dann ging ich zu Letizia. Auf dem Gasherd stand ein kleiner Topf.
„Ich konnte nicht schlafen, da habe ich mir ein Glas heiße Milch gemacht, ein altes Hausmittel meiner Mutter und dies hat bisher immer geholfen.“
„Kann ich auch etwas haben?“, fragte ich.
„Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte sie, stand auf und holte ein weiteres Glas aus dem Regal.
„Wie denn auch? Die Sache mit Emilio und auch das mit Ethan lässt mich nicht in Ruhe.“
In dem Topf schien noch etwas zu sein, es reichte zumindest, mein Glas fast voll zu füllen. Letizia stellte es vor mich und setzte sich wieder zu mir.
„Das kann ich mir gut vorstellen. Der ganze Trubel um deinen Bruder lässt mich auch nicht kalt.“
„Tut mir leid, was Frauen betrifft, war Emilio bisher nie zartfühlend. Ich verstehe nicht, was du an ihm finden konntest.“
„Da könnte ich einiges aufzählen, aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob er mir das Ganze nicht vorgespielt hat, wie alles andere uns gegenüber auch.“
„Schlimm genug, dass ich meinen eigenen Bruder nicht mehr kenne, aber das er auch noch andere Leute da mit hineinzieht, ist völlig unakzeptabel. Aber ich verstehe eh nicht, wie Emilio sich so ändern konnte.“
„War er früher anders?“
„Und wie. Damals in der Schule, er war zwar einige Klassen über mir, ließ das aber nie heraus hängen. Wenn wir uns auf dem Pausenhof zufällig trafen, hatte er immer ein paar liebe Worte für mich übrig, knuddelte mich. Oder wenn er mitbekam, das mir jemand krumm kam, verteidigte er mich immer.“
„Ein großer Bruder eben…“
Ich nahm einen kräftigen Schluck von der Milch und stellte mein Glas wieder ab. Mein Blick war starr auf die Thekenplatte gerichtet und ich erinnerte mich an diese Zeit zurück.
„Hat es dir deswegen so weh getan, als dein Vater dich letztes Jahr, vor die Tür setzte und Emilio nicht für dich einstand?“
Ich nickte.
„Aber nicht alleine. Da waren ja auch noch Mama und Dana. Mama weinte und saß nur da, während Dana einfach den Raum verließ und nichts sagte. Ich fühlte mich damals so allein gelassen.“
„He, deine Mama und Dana stehen wieder voll hinter dir und dein Vater wird sich irgendwann auch noch einkriegen, da bin ich mir sicher. Er kann ja schon jetzt kaum Placidos Charme wiederstehen.“
„Wer kann das schon? Placido hat eben die Gabe, Menschen völlig in seinen Bann zu ziehen.“
„Macht dich das nicht ab und zu eifersüchtig?“
„Eifersüchtig… mich? Quatsch! Ich weiß wie sehr Placido mich liebt, er zeigt mir das jeden Tag aufs Neue. Ich hoffe nur, dass ich ihn nie enttäusche, denn ich liebe ihn genauso!“
„Das weiß ich!“, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir.
Placido stand in der Tür.
„auch du zeigst mir dies jeden Tag, aber was in drei Teufels Namen habt ihr hier in der Küche verloren? Es ist mitten in der Nacht.“
„Wir konnten nicht schlafen“, meinte Letizia und trank etwas Milch.
„Auch ihr braucht euren Schlaf meine Herrschaften. Es ist ja nicht so, dass ich euch nicht verstehe, aber ohne richtigen Schlaf, seit ihr beide nicht zu gebrauchen!“
Mittlerweile war er zu uns getreten und hatte mich von hinten in den Arm genommen. Ich schaute zu ihm auf und er gab mir einen kleinen Kuss. Letizia gähnte neben mir.
„Ah, die Milch scheint zu wirken!“, meinte sie grinsend und trank er Glas leer.
Ich tat es ihr gleich und erhob mich. Letizia stellte die zwei Gläser und gemeinsam verließen wir die Küche. Placido löschte das Licht und folgte mir wieder ins Schlafzimmer. Dort zog er sich sein Shirt über den Kopf und kam zu mir ins Bett.
Sein Licht machte er aus, bevor er dichter an mich heranrückte und mich wieder in seinen Arm zog. Dann bekam ich einen weiteren Kuss, der dieses Mal etwas länger dauerte.
„So und nun versuche zu schlafen“, meinte er leise und kuschelte sich in unsere Decke.
*-*-*
Unverhofft fit, wachte ich am anderen Morgen auf. Placido war wie immer schon aufgestanden. Aber er schien im Bad zu sein, denn ich konnte die Dusche hören. Ich schlug die Decke zurück und hüpfte regelrecht aus dem Bett.
Auf dem Weg ins Bad, entledigte ich mich meiner Shorts und dem Shirt. Nackt stand ich vor der Dusche und konnte Placidos Umrisse erkennen, der sich wohl gerade einseifte.
„Noch Platz unter der Dusche?“, fragte ich, was ihn in der Dusche zusammen zucken ließ
Anscheinend hatte er mich nicht kommen hören. Er schob die Kabinentür etwas auf und sah mir grinsend in die Augen. Dann griff er nach meinem Arm und zog mich zu sich. Sofort spürte ich das nasse Warm auf meiner Haut.
Ohne weitere Worte nahm er mich in den Arm und begann mich zu küssen. Das warme Wasser, die nackte Haut von Placido, die ich jetzt überall spüren durfte, ließen mich nicht kalt.
Auch meine Hände gingen auf Wanderschaft und streichelten Placidos muskulösen Körper. Placidos Hand wanderte tiefer und umschloss mein wild pochendes heiße Stück Fleisch, was mich leise aufstöhnen ließ. Meiner Erregung erliegend gingen auch meine Hände wieder auf Wanderschaft.
„Nimm mich!“, flüsterte mir Placido heißer ins Ohr.
Bisher hatte nur ich meinen Hintern hingehalten, aber das hatte mir auch nie etwas ausgemacht. Mit großen Augen schaute ich ihn an.
„Bist du dir sicher?“, fragte ich noch mal unsicher nach.
„Ja!“, stöhnte er mir ins Ohr, was mich noch mehr antörnte. Ich überküsste ihn mit Küssen, den Hals herunter und auch seine Stahlharten Nippel ließ ich nicht aus. Meine Hände wanderten derweil seinen Rücken hinunter, kamen an die Rundung, die ich so sehr an ihm liebte.
Meine Finger tasteten sich an die tiefste Stelle und forderten am Eingang Einlass. Placido bäumte sich etwas auf und stöhnte mir ein weiteres Male ins Ohr. Nach einem weiteren innigen und heißen Kuss, drehte er sich herum und streckte mir seinen Hintern entgegen.
In meiner Geilheit ließ ich mich einfach treiben und der Rest meines Körpers übernahm die Führung. Ich suchte Einlass in seine Pforte und das warme Wasser, das unsere Körper einhüllte, tat das übrige.
Ohne Schwierigkeiten glitt ich in den Tunnel meiner Begierde, was Placido erneut sich aufbäumen ließ.
*-*-*
Lachend betraten wir die Küche, wo Jakob schon zu Gange war und das Frühstück bereitete. Letizia saß bei ihm und sah noch recht verschlafen aus.
„… morgen… nanu, bei dir scheint die Milch ja wohl geholfen zu haben, du siehst ja richtig erholt aus.“
„So fühle ich mich auch“, meinte ich und lächelte dabei Placido an.
„Ich weiß nicht, hab wirres Zeug geträumt und bin öfter aufgewacht.“
„War deine Milch schlecht?“, kicherte ich sie an und setzte mich.
Sie warf mir einen bösen Blick zu.
„Dann tut dir ein Powerfrühstück von Jakob sicher gut!“, sagte Placido neben mir.
„Powerfrühstück?“, blabberte Letizia nach.
„Ja, danach fühlest du dich fit und kannst in den Tag starten.“
Letizia hob ihren Arm.
„Ein Powerfrühstück bitte!“
„Schon in Arbeit!, kam es lächelnd von Jakob.
„Mama erzählte mir gestern beiläufig, dass Emiliano hier in Europa bleiben möchte?“, fragte ich und nahm von Jakob meinen Kaffee entgegen.
„Ja und bereits mit seinem Vater besprochen und abgesegnet“, antwortete Letizia
„Wow, hat der es eilig?“
„Anscheinend, denn er hat auch schon seine Fühler ausgestreckt, ob er bei uns auf der Zeitung irgendwo anfangen könnte.“
„Verrückt, aber was hat ihn veranlasst, seine Meinung so schnell zu ändern, also ich meine hierzubleiben zu wollen?“
„Unser guter Einfluss!“, kam es von Placido, der sich mit seiner Tasse Kaffee zu mir setzte.
Ich musste grinsen.
„So wie ich verstanden habe, hat er in den Staaten keine richtigen Freunde“, erklärte Letizia, „aber auch wenn er oft in den vornehmen Kreisen mit seinen Eltern unterwegs ist, sind das alles nur oberflächliche Freundschaften.“
„Geld eben, ein anderes Thema werden die sicher nicht haben“, sagte Placido und genehmigte sich einen ersten Schluck.
„Du hast auch Geld und redest nicht ständig darüber“, warf ich ein.
„Ja, weil es ein langweiliges Thema ist“, behauptete Placido und griff nach einem Brioche und biss ab.
Ich musste kichern, als die ganzen Krümel auf sein Shirt fielen. Jakob setzte sich nun als letztes an die Theke.
„Dein Anwalt hat sich gestern übrigens noch gemeldet, Placido.“
„Was wollte er?“
„Er wollte dir nur mitteilen, dass die Gegenseite keinerlei griffigen Beweise einer Veruntreuung deinerseits hat und ein Antrag auf Einstellung des Verfahrens mit aller Wahrscheinlichkeit statt gegeben wird.“
„Das deckt sich dann mit der verzweifelten Nachricht von Ethan“, sagte Placido, „dass er von Emiliano dringend Beweise braucht.“
Jakob nickte.
„Wieder ein Problem weniger“, meinte ich nur und bis ebenso von meiner Brioche ab.
Ich hielt inne, schaute mein Brioche an und sah Schokolade. Eigentlich stand meinem Sinn mehr nach Marmelade, was soll’s. Ich nahm ein Schluck Kaffee.
„Alles in Ordnung?“, fragte Placido neben mir.
„Hm…? Ja, klar! Warum fragst du?“
„Du siehst sehr nachdenklich aus!“
„Nein, hab nur darüber nachgedacht, dass ich eigentlich Marmelade wollte und habe leider Schokolade erwischt“, meinte ich und hielt ihm mein Brioche entgegen.
„Dann nimm meins“, sagte Placido, nahm mein Brioche ab und reichte mir seins.
„Da ist Marmelade drin!“, sagte er.
„Oh danke!“
Den nächsten Bissen konnte ich schon mehr genieße. Letizia hielt mir grinsend eine Serviette entgegen.
„Ich wüsste ja da etwas Besseres“, kam es von Placido.
„Komm hör auf, nicht am Frühstücktisch!“, beschwerte sich Jakob.
Dass er die Beschwerde nicht ganz ernst meinte, bewies sein schiefes Grinsen. Ich wischte mir den Mund ab.
„Könnte jemand von euch mich zur Zeitung bringen? Mein Wagen steht noch bei Dana zu Hause, sie hat uns gestern Abend hergebracht“, kam es von Letizia.
„Was wolltest du bei Dana?“, wollte ich wissen.
„Wir haben uns nach der Suche nach Emiliano noch etwas unterhalten, weißt du, so von Frau zu Frau.“
„Von Frau zu Frau, soso und ich dachte immer wir Schwestern müssen zusammenhalten.“
Jakob verschluckte sich an dem gerade getrunkenen Kaffee und fing wild an zu husten, während Placido neben mir unkontrolliert zu lachen begann. Auch Letizia mir gegenüber grinste mich an, nur ich saß da und machte eins auf unschuldig.
Jakob bekam sich langsam wieder ein und Placido kicherte nur noch etwas.
„Ich fahr dich gerne, aber wir können auch vorher bei Dana vorbeifahren, deinen Wagen holen, dann hast du ihn wieder.“
„Auch eine gute Idee“, sagte sie.
*-*-*
„Nachher um zwölf ist Abgabetermin. Bin gespannt, was der alte wieder daran auszusetzten hat.“
„Ist doch egal Letizia, bisher konnten wir alles so drucken, wir wollten, das wird dieses Mal auch nicht anders sein.“
Ich reihte mich in meine Spur ein, nachdem ich einen Fahrradfahrer überholt hatte.
„Aber irgendwie hab ich heute ein laues Magengefühl, irgendetwas ist heute anders!“
„Stimmt, du hast bei uns geschlafen“, grinste ich sie an.
Sie boxte mir leichte gegen die Schulter.
„Du wieder!“
Ich bog gerade in den Straße ein, wo sich Danas Wohnung befand, als Letizia nach meinem Arm griff.
„Da steht Emilios Auto!“
„Wo?“, fragte ich umherschauend.
Letizia zeigte in eine Richtung und ich folgte ihr. Stimmt, da stand Emilios aufgemotzter Alpha Romeo.