Traumschiff – Teil 124

Danke für Eure Kommis, ich freu mich immer wieder. Zurzeit ist es nicht so gut mit dem Schreiben, habe viele Beschwerden, sehr stark manchmal.

Süden… Sponsoring und TV… Namen und Paten… Gedanken… Pubertiere in der Klinik… Opas Waterloo… Dies und Das…

Jerome, Freitag, 21.01.2011 um 15:40 Uhr in Bremerhaven bei Lis, mit Sergej.
Nach der letzten Vorlesung heute sind mein Schatz und ich zu Mama nach Hause gefahren, weil wir einige Dinge besprechen wollen. Natascha, Lex und auch Ole und Noah werden kommen und auch Robin ist von Mama eingeladen worden.

Mama hat gemeint, das Noah und Robin zusammen eines der Patenpaare bilden und Ole und Lex das zweite für die Zwillinge. Heute wollen wir uns alle gemeinsam über die Namensfindung unterhalten, Papa kommt dazu um 16:00 Uhr nach Hause.

Ich bin gespannt, ob es schon konkrete Vorschläge gibt, wer sich schon ernsthaft Gedanken darüber gemacht hat, wie meine neuen Geschwisterchen denn heißen sollen.
Ich werde die Namen Simon und Manuel vorschlagen, die gefallen Sergej und mir sehr gut und die passen auch, so finden wir, gut zum Familiennamen Remmers.

Mal sehen, was sonst noch so vorgeschlagen wird von den Anderen. Simon Remmers und auch Manuel Remmers, das hört sich doch echt gut an, finden Sergej und ich.
Oma und Frieda fliegen mit Frau Jensen und Kai am Mittwoch nächster Woche von Bremen aus nach Faro in Portugal.

Von dort fahren wir mit einem Leihwagen nach Lagos, in unser Haus, das wir dort schon etliche Jahre haben. Ähnlich wie in den USA ist ein Teil des Hauses bewohnt und alles wird dort von den Leuten in Ordnung gehalten und gepflegt.

Es ist eine fünfköpfige Familie, die einen Flügel des recht großen Hauses bewohnt.
Die Kinder, zwei  Mädels und einen Sohn, sind schon fast alle erwachsen, studieren oder sind kurz vorm Abschluss der höheren Schule und wohnen, zumindest die Mädels, die etwas älter sind als der Sohn, nur noch in den Ferien dort im Haus.

Ein großes Grundstück und eine eigene Badebucht, über eine Felsentreppe erreichbar, gehören zum Anwesen dazu. Alles ist sehr gut eingerichtet und man kann toll Urlaub machen. Oft hatten wir unser Schiff dabei, das dann in dem schönen Hafen von Lagos vor Anker lag.

Zuletzt waren wir vor zwei Jahren im Herbst da unten für fast vier Wochen und es war wie immer toll.

Kai war ja nun auch schon öfter dort, auch Oma und Frieda, für Frau Jensen ist es das erste Mal, das sie mit dorthin fliegt. Zum Haus gehört auch ein SUV, den Kai dann für Ausflüge nutzen kann, wenn es zum Beispiel ins Hinterland mit nicht immer befestigten Straßen geht.

Dort unten ist es jetzt mild, Frost und Kälte sind äußerst selten, genau so Schnee.

Es ist angenehm und da keine Saison ist, ist jetzt auch kein Touristentrubel.
Jetzt sind wir da und wahrscheinlich die Letzten, denn auch der Achter, mit dem Papa gekommen ist, steht schon da.

Mama hat schon im Vorfeld zu allen gesagt, das sich wegen der Auswahl der Paten niemand zurück gesetzt fühlen soll, da es ja eben nur vier Leute sein können und nicht alle berücksichtigt werden können.

Die Auswahl hat sie mit Papa allein getroffen und da war klar, das Ole dabei ist und auch Lex, als Cousin, um ihn noch fester in die Familie einzubinden.
Noah, als Papas Patenkind und schließlich Robin, den Mama auf Grund seiner Geschichte dann ausgewählt hat.

Kevin stand auch zur Debatte, ist aber nach einem Gespräch mit Papa und Mama zu Gunsten von Robin gerne zurück getreten.

„Ich bin von Euch schon so gut behandelt worden“, hat er gesagt, „bin sehr glücklich und lasse Robin gern den Vortritt.“

Damit ist dann geklärt, wer Pate bei den Zwillingen wird und es gibt keinerlei Unstimmigkeiten deswegen.

Sergej und auch Paolo, sollten Natascha und ich fest mit ihnen zusammen bleiben, wovon wir alle vier ausgehen, sind ja dann quasi Onkel der Zwillinge und deshalb auch nicht in der Patenauswahl.
Mama hatte auch mit den beiden gesprochen, will einfach, dass sich keiner zurück gesetzt fühlt und ich denke, dass es von allen so akzeptiert wird, wie es jetzt ist. Oma hatte gemeint, dass eine Taufe in der Kirche nicht verkehrt sei, allein schon wegen der Schicki Micki, aber Mama, Papa und auch wir wollten das nicht.

Oma hat es dann akzeptiert, nach dem sich auch Tante Frieda dagegen ausgesprochen hat. Es war schon selten, das die beiden Schwestern mal nicht einer Meinung waren.
Alle sitzen im Wohnzimmer, als wir rein kommen. Nachdem Sergej etwas zu trinken für uns beide geholt hat, die anderen haben schon alle was, eröffnet Mama die Gesprächsrunde.

Sie nennt noch einmal die vorgesehenen Paten und bittet dann darum, Namensvorschläge für die zwei Jungs zu machen, die in zwei Monaten etwa zur Welt kommen werden.

Alex Brunner, Freitag, 21.01.2017, um 17:00 Uhr, im Büro in der Klinik.

„So, Feierabend für heute“, denk ich beim Zusammenräumen der Unterlagen und Pläne für unsere neue Station, deren Einrichtung beschlossen, deren endgültige Finanzierung aber noch nicht in trockenen Tüchern ist.

Das soll sich aber, Morgen beginnend, bald ändern. Nach dem mit Robin und seiner Mutter ein Auftritt beim Regionalfernsehen besprochen und auch ihr OK gegeben wurde, treffe ich mich Morgen früh um 10:00 Uhr beim Sender mit einem Redakteur, um zu besprechen, wie das Ganze ablaufen könnte.

Hagen Wolf, so heißt der Mann, kenne ich noch aus der Zeit, als mein erster Partner noch lebte und beim Sender arbeitete. Er war überrascht, als ich mich bei ihm nach langer Zeit gemeldet habe, war aber sofort bereit, unser Anliegen zu unterstützen.

Robin wird mich morgen begleiten, ich hole ihn bei seinem Freund am Torfplatz ab und fahre mit ihm nach Bremen zum Sender. Der Roland fährt mit Matze und Chris ebenfalls nach Bremen, zum Training in die WG, wo ich dann Robin später nach unserem Termin hin bringen werde. Markus hat Dienst, den hole ich dann später ab und in der Frühe werde ich ihn auch ins Hilton bringen.

Von Seiten der Klinik bin ich befugt, Verhandlungen und Absprachen, die neue Station betreffend, zu führen und das Bauamt der Stadt hat schon mit der Anfertigung der ersten Ausschreibungen, den Umzug der anderen Stationen betreffend, angefangen.

Die dazu erforderlichen Gespräche haben bereits stattgefunden. Da Markus mein oder besser unser Auto heute dabei hat, wird er mich gleich abholen hier. Heute Abend gehen wir zu Peter, das schon obligatorische Freitagshähnchen mit Pommes essen und auch ein oder zwei Weizen trinken.

Das ist jetzt einmal in der Woche so, wenn möglich am Freitagabend, je nachdem, wie es unsere Arbeitszeit zulässt. Wenn nicht freitags, dann eben an einem anderen Abend in der Woche, so, wie eben Zeit ist.

Robin ist etwas aufgeregt, was den Fernsehauftritt angeht aber ich denke, dass er das schon ganz gut hin bekommt. Outen will er sich dabei aber nicht, das soll er auch nicht und seinen Roland halten wir da ganz raus, das ist besser so.

Dass er jetzt Karate trainiert im Verein, das will er schon erzählen dort, um zu zeigen, dass er nach den OPs auch ganz gesund und fit ist. Bilder von vorher sind ja auch genug vorhanden, so dass der Zuschauer sehen kann, wie er sich verändert hat.

Es wird bestimmt eine gute Sache und das dafür eingerichtete Spendenkonto wird hoffentlich fetter, als es Peters Pommes frites sind.

Carl August, Freitagabend, 21.01. gegen 22:00 Uhr mit Lis, Oma und Frieda im Wohnzimmer.
So, die Namensfindung ist zu Ende, die Jungs und Mädels sind noch für eine Stunde runter ins Schwimmbad um 21:15 Uhr. Robin ist, obwohl er eigentlich nach Hause wollte, auf Jeromes Bitte auch mit runter, Ralf ist auch noch gekommen um 21:00 Uhr, ebenso Frank.

Auch Enrico und Chris und Matze sind jetzt mit unten, letztere waren gekommen, um Robin ab zu holen und hatten natürlich den Roland auch dabei. Mittlerweile waren wohl alle einmal bei Gerry, was an den Haarschnitten deutlich wird und auch Mutter und Frieda haben da morgen noch einen Termin, bevor sie am Dienstag nach Portugal fahren.

Alle sehen gut aus, das muss man so sagen und obwohl es Ähnlichkeiten gibt, unterscheiden sich, außer Paolo und Enrico, alle schon etwas von einander. Alex habe ich im Beisein von Ralf gestern noch über die Entwicklung im Fall seines Erzeugers ins Bild gesetzt, was ihn natürlich erneut belastet.

Er ist aber grundsätzlich bereit, sich dem Alten vor Gericht zu stellen und auszusagen. Ob dieser dann, durch Alexs Auftreten provoziert, Dinge zugibt, die ihn belasten, kann man nur wünschen und hoffen.

Ob dann der alte Graf seine dann wohl unehrenhafte Entlassung aus der Armee verkraftet oder seinem Älteren, dem Mörder nach folgt, bleibt ab zu warten. Ich hoffe mal, dass der Junge mit dem ganzen Scheiß klar kommt, ansonsten müssen wir noch mehr helfen.

Die Namensfindung ging eigentlich recht gut. Lis machte den Vorschlag, dass jeder zwei Namen auf einen Zettel schreibt und diese dann gefaltet in einen meiner drei Hüte kommt. Oma und Frieda, die ja nicht mit machten, sie wollten das den jungen Leuten überlassen, sollten dann die zwei Zettel öffnen und die Namen auflisten.

Die zwei Namen mit der häufigsten Nennung sollten dann genommen werden. Bei Gleichheit sollte dann das Los entscheiden. So wurde es dann auch gemacht und der Namen Leon war mit sechs Nennungen erster, gefolgt von Julian, der vier Mal auf den Zetteln zu finden war.

Somit werden die Jungs in der Reihenfolge ihrer Geburt Leon und Julian Remmers heißen. Das Ergebnis wurde mit einem Glas Cremant begossen und alle waren eigentlich zufrieden. Nach dem die Gläser geleert waren, gingen Jungs und Mädels runter ins Schwimmbad und die, die dann noch kamen, schickten wir runter.

Um 23:15 Uhr gehen alle nach oben, verteilten sich auf die Zimmer zum Schlafen und auch wir Erwachsenen suchen die Betten auf.

Ole, Freitagnacht, 22.01. 2017, kurz nach 24:00 Uhr, im Bett im Gästezimmer mit Frank.
Mitternacht ist vorbei, Frank ist schon, eng an mich gekuschelt, eingeschlafen. Er war wohl sehr müde und auch ich werde wohl gleich ins Land der Träume abdriften. Eigentlich wollten wir ja zurück fahren in die WG.

Jerome und Sergej, auch Lex und Ralf, ebenso wie wir, hat jeder noch zwei Cocktails, auf die nun ja namentlich gemachten, zukünftigen Erdenbürger getrunken. Das Zeug dazu stand noch von Silvester hier in dem großen Kühlschrank und es bedurfte Sergej keine großen Überredungskünste, noch etwas zu trinken.

Jerome hatte vorher wohl schon Lis gefragt, ob wir hier übernachten könnten, was die natürlich begrüßte, da dann niemand mehr durch die Winternacht fahren musste. So verteilten sich dann alle nach dem Schwimmen und der Sauna auf die einzelnen Zimmer.

Frank und ich ins zweite Gästezimmer bei Jerome, Noah und Rico, sowie Roland und Robin in Nataschas Gästebetten und Chris und Matze kamen auf die Couch bei Jerome. Somit hatte jeder seinen Schlafplatz und es wurde sehr schnell ruhig im Haus.

Oliver Salm hat mir per Mail mitgeteilt, dass der Prozess gegen den Van Straaten am Montag, den 31.01. ab 09:00 Uhr am Amtsgericht Bremen beginnt und wenn ich wolle, könnte ich den Anwalt Klaus Becker dorthin begleiten.

Das werde ich natürlich tun, den Stoff, den ich dann an der Uni verpasse, werde ich nacharbeiten. Der Prozess, Einsicht in die Akte hatte ich schon, ist sicher interessant und wahrscheinlich lehrreicher wie ein paar Vorlesungen, deren Stoff ich dann von meinem Nebenfrau kopieren werde.

Meine Nebenfrau, Silke Koch und ich, wir verstehen uns gut, helfen uns, wenn nötig. Sie weiß, dass ich schwul und in einer Beziehung bin, kennt Frank von der Mensa und auch mit Frank kommt sie gut zurecht.

Dass ich so großartige Unterstützung habe durch die Firma, das weiß sie und sie weiß auch, das sie davon mit profitieren kann. Sie hat kürzlich auch Interesse am Karate Verein geäußert, von dem ich ihr erzählt habe.

Wenn die Halle fertig ist, möchte sie mal rein schnuppern, was natürlich kein Problem ist.
Mit der Halle geht es gut voran, Mike kümmert sich genau so intensiv und gut darum, wie ich es mit der WG getan habe.

Ich bin im Nachhinein echt froh, dass wir ihn und Dirk damals zur Party bei Mike eingeladen haben. Beide sind tolle Freunde und echt liebe Menschen. Mit guten Gedanken über unsere Freunde schlafe ich ein.

Lex, zur gleichen Zeit mit Ralf, ein Zimmer weiter.

Es ist total still im Haus, nur Ralfs gleichmäßiges Atmen höre ich. Er schläft bereits, während mich Gedanken über meine alte Scheißfamilie quälen. Ja, OK, ich weiß, dass es Geschichte ist, trotzdem ist der Gedanke, dass mein Erzeuger an dem Verbrechen an meinem ersten Freund Uwe beteiligt war, wie auch immer, sehr schlimm für mich.

War es nur das Vertuschen des Autokaufs oder wusste er mehr, war er irgendwie beteiligt?
Diese Gedanken quälen mich und auch die zwei Cocktails reichen offensichtlich nicht aus, mich einschlafen zu lassen.

Onkel Carl August hat mir gestern Abend von dem Besuch des Herrn Rohleder in seinem Büro erzählt und auch, dass ich eventuell meinen Erzeuger durch mein Erscheine und mit meiner Aussage zur Familie und zu der Sache mit Uwe provozieren könnte und er sich dann selber rein reißt.

Das scheint mir durchaus logisch zu sein, weil der Alte ein Choleriker ist, der gern ausrastet.
Bin ich schlecht weil mir der Gedanke gefällt, wohl eher nicht. Er ist für mich längst ein Fremder, die ganze Brut geht mir am Arsch vorbei, das ist nach allem, was geschehen ist wohl auch für jeden verständlich, finde ich.

Hier ist einfach alles um vieles besser, hier wird Familie gelebt und jeder akzeptiert jeden, wie er ist. Das kannte ich in den letzten Jahren nicht und auch vor einem unfreiwilligen Outing durch Uwe war von Harmonie in unserer Familie nichts zu spüren, von Liebe ganz zu schweigen.

Diktatorisch herrschte der Alte und wir hatten zu gehorchen und zu funktionieren. Ruf und Ehre des adeligen Herrn, der auch Schläge und Tritte aus teilte, wenn er wütend war und das kam nicht selten vor.

Das ich jetzt kein „Graf“ mehr bin, juckt mich wenig und mit dem Alten, der ein Einzelkind ist, stirbt die Linie derer „von und zu Reventlov aus, was aus meiner Sicht kein Verlust für die Menschheit ist.

Ich bin jetzt ein Remmers, ein Status, der mich stolz macht und den ich auch dankbar und ordentlich leben will, allein schon, weil sie mich mögen, mich gern haben und weil sie mich sein lassen, wie ich bin.

Nun darf ich sogar Pate sein, mit Ole zusammen, bei einem der Jungs, die Tante Lis hoffentlich gesund zur Welt bringt Ende März. Mit Ole zusammen soll ich Pate des Erstgeborenen werden, der den Namen Leon bekommen soll.

Robin und Noah werden dann als Paten den kleinen Julian begleiten auf dem Weg ins Leben und wir alle freuen uns, das wir dazu auserwählt worden sind. In meiner alten Familie wäre ich als Schwuchtel nie für eine Auswahl zum Paten in Frage gekommen.

Auf die Idee wäre dort niemand gekommen, das ist absolut sicher und deshalb freue ich mich sehr darauf. Jetzt beginnen so langsam die Vorbereitungen für das Abitur, das ich mit ordentlichen Noten abschließen möchte, um dann in Bremen oder hier in Bremerhaven zu studieren, mit Ralf, meinem Schatz, mit dem ich rundum glücklich bin.

Es war schon eine besondere Art des Schicksals, ihn nach meiner Befreiung auf diesem tollen Schiff zu finden. Das der Onkel dann so problemlos unser Zusammenkommen gefördert hat, ist schon toll gewesen und dafür sind wir ihm auch sehr dankbar.

Nun kommt doch so langsam die Müdigkeit und ich folge Ralf ins Land der Träume.

Jens Stuckenbrock, Samstag, 22.01.2011, 09:20 Uhr, mit Giovanni beim Frühstück bei Jens zu Hause.

„Möchtest du noch Kaffee, mein Schatz?“, frag ich den kauenden Giovanni und als er nickt, schenke ich seine Tasse erneut voll. Papa, der mit am Tisch sitzt, schmunzelt, wohl weil ich „mein Schatz“ gesagt habe, aber für mich ist er das jetzt und ich für ihn auch, denke ich.

Seit dem Mittagessen am letzten Sonntag haben wir jeden Abend miteinander verbracht, waren zusammen bei der Polizei zur Aussage und sogar ein bisschen, sehr tollen, Handsex hatten wir auch schon, gestern unter der Dusche und später im Bett noch einmal, es wächst also mit uns beiden.

Mein Verhalten bei dem Überfall hat alles wohl noch etwas beschleunigt.
Wir verstehen uns prima, seine Eltern sind toll und akzeptieren mich als seinen Freund und Papa und meine Schwester waren von Anfang an sehr nett zu ihm.

Er ist ein toller Mann und er zaubert Schmetterlinge in meinen Bauch, wenn ich nur an ihn denke. Es kam so schnell über uns, hat Zoom gemacht und nach dem Überfall ist es uns wohl so richtig bewusst geworden, dass wir uns schon sehr mögen.

Als ich zu ihm zum Essen gefahren bin, hatte ich schon einen kleinen Klumpen im Magen, der aber nach der herzlichen Begrüßung durch seine Eltern schnell verschwand. Als wir nach dem Essen zu einem Verdauungsspaziergang aufbrachen, fühlte ich mich bereits akzeptiert in ihrem Haus, in der Familie.

Sie haben einen Hund, einen Golden Retriever, eine Sie, die Senta heißt, hellbraun ist und gerade sieben Jahre alt geworden ist. Natürlich durfte die Hundedame an unserem Spaziergang teilnehmen, der mit dem Hund an der langen Leine ein gutes Stück in das große Waldgebiet direkt hinter ihrem Haus ging und fast zwei Stunden dauerte.

Ebenso gehört ein schwarz weißer Kater mit Namen Salvatore zum Haushalt und Hund und Katze führen ein harmonisches Nebeneinander. Den Hund hat Giovanni zum sechzehnten Geburtstag bekommen

Zwei Monate, nachdem sie ihr Haus hier oben, direkt am Wald bezogen haben. Der Kater saß eines Morgens hinter dem Haus, hatte Sentas Futternapf auf dem Balkon leer gefressen und sich dann dort schlafen gelegt.

Er war höchstens ein Jahr alt und da ihn keiner vermisste und es ihm wohl auch gut gefiel bei Familie Kunzler, durfte er, da auch Senta ihn akzeptierte, bei ihnen bleiben. Der Überfall war natürlich eines der dominanten Themen beim Essen und alle drei waren voll des Lobes wegen meiner Reaktion.

Es war schon fast zu viel des Guten und so versuchte ich dann auch, das Thema zu wechseln, was mir aber erst mit der Schilderung der Reaktion meiner Mama auf mein Outen zu Hause, per Brief, wirksam gelang.

Die Erzählung über Kai, den Bruder meiner Mutter, ihren Versuch, ihn um sein Erbe zu bringen, meinen Besuch dort in Bremerhaven, das alles lenkte nachhaltig vom Überfall ab und sie hörten schon recht aufmerksam zu.

Das ich jetzt nicht mehr die ganze Woche auf Achse sein werde, kam natürlich auch gut an und besonders bei Giovanni, der sich darauf freute, mich immer hier in Hann-Münden zu wissen. Auch ich bin froh, jetzt genügend Zeit für ihn zu haben, auch wenn der Job im Büro nicht gerade so interessant ist.

Robin, Samstag, 22.01.2011, 11:00 Uhr, mit Alex Brunner im Funkhaus bei Radio Bremen.
Nach dem mich Alex um halb zehn abgeholt hat bei Roland zu Hause sind wir zur Diepenau 10 gefahren, das ist nicht weit von der Weser weg, an der Schlachte, dort ist das große Funkhaus.

Die Sendung, in der der Beitrag zur neuen Herzstation gesendet werden soll, heißt „buten und binnen“. Ins Hochdeutsche übersetzt heißt das „draußen und drinnen“ und in dieser Sendung ist täglich alles regional Interessante aus dem Bundesland Bremen zu sehen.

In dieser Sendung soll ein etwa 10 minütiger Beitrag die Leute informieren über die neue Station und sie dann auch zum Spenden anregen, um Alex und alles drum rum finanziell zu unterstützen.

Dazu wird mein Leben, von Bildern und Fotos begleitet, offen gelegt, bis hin zum Sponsoring und mit Bildern aus den Staaten und dem Robin heute live, so dass alle Zuschauer wissen, was abgelaufen ist und warum ich nun doch nicht so früh sterben muss.

Dann soll die neue Station von Alex vorgestellt werden, die dann als erste und zunächst einzige ihrer Art in Europa solche Operationen machen kann und was auch sehr wichtig ist, das die Kassen das dann auch bezahlen werden.

Der Redakteur, ein Herr Hagen Wolf, hat dann mit uns einen Zeitplan gemacht, einmal, um alles an Bildern und Material vor zu legen, zu sichten und dann später auch, um die Sendung zu machen, die zunächst aufgezeichnet und dann wohl mehrere Male in den einzelnen Programmen aus gestrahlt werden soll.

Die Aufnahmen zu der Sendung sollen nach einer Vorbesprechung am 07.02.2011 Nachmittags um 14:00 Uhr am darauf folgenden Freitag, den 11.02. ab 10:00 Uhr hier im Funkhaus gemacht werden. Alex wird mit den Leuten vom Fernsehen im Vorfeld alles regeln und in der Schule werde ich mir früh genug frei holen für meinen Auftritt.

Das Ganze wird bestimmt interessant und ich werde ja dann auch im TV zu sehen sein, das ist doch Sau cool, oder? Robin Wegmann im Fernsehen, mit Werbung für einen guten Zweck, eine Herzstation, die wenn alles klappt, sogar mal meinen Namen tragen soll.

Alex ist sehr zuversichtlich, was die Spendenbereitschaft der Bevölkerung angeht, weil an Hand meines Beispiels gezeigt wird, dass es eine gute Sache ist, um kranken Kindern und Jugendlichen zu helfen.

Endlich ein normales Leben zu haben, ohne große Einschränkungen und mit der Aussicht, ein normales Lebensalter zu erreichen, so wie es jetzt bei mir der Fall ist. Mama hat der Sache direkt zugestimmt.

Alex hat mit dem Herr Wolf vereinbart, das Mama zu Hause in einem Interview ihre Sicht der Dinge zum Besten gibt und auf ihre Weise die Eltern kranker, aber auch gesunder Kinder zum Spenden animiert. Mama kann das bestimmt gut rüber bringen, über ihre Sorgen und Ängste reden und ihren Kampf damals mit der Krankenkasse.

Mal sehen, was letztendlich dabei rauskommt, bei der Aktion. Auf der Webseite des Senders soll dann immer der aktuelle Spendenstand, aber auch die Namen der Spender, gewerblich oder Privat, angezeigt werden.

Das soll ein zusätzlicher Anreiz sein, Geld zu spenden und damit einen deutlich sichtbaren Werbeeffekt bei Firmen und einen positiven Effekt im persönlichen Umfeld der privaten Spender zu erreichen. Ganz schön clever, der Herr Wolf, finde ich.

Als wir den Sender verlassen, ist es 14:00 Uhr und Alex bringt mich wieder zum Torfplatz, zu Körners und Roland, der mir die Wohnungstüre öffnet. Er empfängt mich mit einem dicken Kuss. Schön, wenn man vermisst wird.

Alex ist gleich weiter gefahren zu Mama, um mit ihr die Sache zu bereden, vor allem, um sie auf das geplante Interview vorzubereiten. Frau Körner fragt dann auch gleich, ob ich schon was zu Mittag gegessen habe und als ich das verneine, macht sie mir von dem hier an Samstagen üblichen Eintopf eine Portion in der Mikrowelle heiß.

Roland sitzt neben mir, während ich esse und dabei von dem Besuch beim Rundfunk berichte. Auch seine Mutter hat bei uns am Tisch Platz genommen und lauscht meinem Bericht, den ich im Wechsel mit Essen abgebe. Als der Teller leer ist, wissen die beiden, wie es in der Sache „Herzstation Robin Wegmann“ weiter geht.

Roland und ich gehen jetzt erst mal hoch in sein Zimmer. Bereits gestern hat er angedeutet, mit mir noch einmal seine Großeltern auf zu suchen, hauptsächlich, um noch einmal mit seinem Opa zu reden. Jetzt, nach dem doch ein paar Wochen ins Land gegangen sind und der Opa ja auch viel Zeit zum Nachdenken hatte, will Roland verständlicher Weise wissen, wie sich das Verhältnis zwischen ihm und dem Opa entwickelt.

Mich will er halt gern dabei haben und das ist für mich auch OK so. Also machen wir uns fertig, ziehen uns witterungsmäßig warm an und gehen dann, nach Bescheid sagen bei seiner Mama, los zu seinen Großeltern.

Da es trocken kalt ist, auch kein Schnee mehr auf den Bürgersteigen liegt, gehen wir zu Fuß, hin zu mindestens. Was den Rückweg angeht, kommt es auch darauf an, wie spät es ist, jetzt ist es 14:15 Uhr, als wir das Haus verlassen.

Ob wir dann zurück ein Taxi nehmen, entscheiden wir später. Wir hatten uns bei Alwin frühzeitig für das Training heute abgemeldet, weil ich ja schon zeitig von Alex abgeholt wurde.

Die Idee mit dem Opa hatte er schon gestern in der Schule, wohl auch, weil Noah von Philipp und dessen, also auch seinem, frommen aber auch sehr homophoben Opa erzählt hat und das der kranke Junge fast gestorben wäre, anstatt das sie ihn in die Klinik gebracht haben.

Das hat Roland wohl darauf gebracht, noch einmal ein Gespräch mit seinem Opa zu suchen, um zu klären, wie ihr Verhältnis sich in der Zukunft gestalten wird. Nach der Meinung von Rolands Papa dürfte sich da schon etwas in den Ansichten, des alten Herren, geändert haben.

Dass sein Bild von schwulen Menschen nach der heutigen, deutlich anderen Gesetzeslage aber auch in den Köpfen vieler Bürger, ein ganz Anderes ist, als das, das er aus seiner Zeit bei der Sitte wohl noch immer im Kopf hat, dürfte ihm klar geworden sein.

Dass sein Enkel und auch ich als sein Freund keines dieser ehemals gängigen Klischees, die man gegenüber Schwulen hatte, erfüllen, müsste auch er langsam realisiert haben.

Die Gesetze aus der Nazizeit wurden im Hinblick auf eine demokratische Republik 1949 in fast allen Punkten verworfen und verändert, allerdings wurde Homosexualität in dem Paragraphen 175 unverändert kriminalisiert und unter Strafe gestellt, was halt den konservativen und Christlich frommen Kräften in der neuen Republik geschuldet ist.

Das habe ich im Internet gelesen und auch, das nur sehr schleppend diese Gesetze geändert und schließlich erst 1994 ersatzlos aufgehoben wurden. Dass dem so ist, müsste sein Opa eigentlich auch akzeptieren, wenn er fair ist.

Das will mein Schatz jetzt raus finden und so laufen wir durch die kalte Winterluft. Nach fast fünfundvierzig Minuten stehen wir zwei wieder vor dem Haus in der Auestraße 21, in dem die Eltern seines Vaters leben und es ist, bei mir jedenfalls, schon ein bisschen komisch im Bauch.
Was wird sein Opa sagen? Ist er bereit, uns als Paar und seinen Enkel als schwul zu akzeptieren? Wir werden sehen, denk ich, als Roland die Klingel drückt und gleichzeitig nach meiner Hand greift.

Ein Blick in sein Gesicht zeigt mir, das er fest entschlossen ist, hier nicht zu Kreuze zu kriechen, nicht bereit ist, anders zu werden, als er ist. Seine Hand, die meine fest hält, unterstreicht deutlich, dass er zu seinem, unserem Schwul sein steht, ohne wenn und aber.

Ich bin jetzt im Moment sehr stolz auf ihn, bin froh und glücklich, sein Freund, ja, sein Schatz, zu sein und ein Lächeln huscht über sein Gesicht, als er das in meinem erkennt und seine Hand drückt mich noch etwas fester.

Jetzt öffnet sich die Türe, seine Oma erscheint und neben ihr, schwanzwedelnd der Hund. Auf Omas Gesicht erscheint ein liebes Lächeln.

„Wie schön, das ihr beiden her gekommen seid. Kommt rein, ich habe Kuchen gebacken als wenn ich geahnt hätte, dass ihr her kommt“, meint sie freudig.

Der Hund leckt derweil Rolands Hände ab und damit auch meine, die Roland immer noch fest hält. Wir folgen ihr in die Stube, wo sie flott Geschirr und einen Apfelkuchen auf den Tisch stellt.

„Wollt ihr lieber Kaffee oder Kakao, Jungs?“, fragt sie.

„Kakao, Oma“, sagt Roland, wohl wissend, dass das auch meine Wahl gewesen wäre.

Sie werkelt in der Küche und kommt nach 10 Minuten mit dem Kakao und einer Sprühflasche mit Schlagsahne zurück und stellt die Sachen zu den Anderen auf den Tisch.

„Wo ist denn Opa?“, fragt Roland.

„Der ist einen alten Kollegen besuchen“, sagt Oma, „wollte aber zum Kaffee wieder hier sein.“

Roland nickt.

„Der andere Mann, Christian Berg heißt der, war mit Opa bei der Sitte damals und auch später im Raubdezernat waren sie Kollegen. Der wohnt am anderen Ende der Stadt, in der Stoteler Straße. Auf Christians Meinung hat dein Opa immer viel gegeben, sie waren befreundet, schon zusammen in der Polizeiausbildung und der Mann war oft bei uns, allerdings immer allein. Ich weiß gar nicht mal genau, ob der verheiratet ist oder war und ob er Kinder und Enkel hat.“

Dann erzählt sie uns vom Urlaub in Berchtesgaden, von ihrer Zeit mit den anderen Großeltern und Ria und Rolands Eltern, von den gemeinsamen Spieleabende in der Pension. Von dem vielen Schnee und auch, dass die Eltern von Rolands Mutter in unserem Schwul sein keine Katastrophe sehen.

Es wird am Verhältnis zu ihrem Enkel nichts ändert. Opa hat da schon einiges hören müssen, das ihm nicht gefallen hat und seine Rechtfertigungsversuche wurden schnell wirkungslos, da es nach Ansicht aller Anderen so nicht mehr in unsere Zeit passt.

Der andere Opa hat dann wohl gesagt, das die sechzehn Jahre, in denen du in und mit der Familie aufgewachsen bist, sich nicht durch vor Jahrzehnten erlebte Dinge in der schwulen Szene in Luft auflösen und du jetzt kein anderer Mensch bist, als du es vorher warst.

Diese Einschätzung der Dinge sei oberflächlich und auch durch nichts zu begründen. Das hat dann wohl gesessen und dass er mit seiner homophoben Einschätzung allein ist, hat er wohl auch begriffen.

Ich hoffe, dass er jetzt endlich zur Vernunft kommt und die Dinge so sieht, wie sie sind, nämlich normal. Jetzt wird sie durch das Aufschließen der Haustüre unterbrochen, der Opa kommt zurück, vom Hund freudig begrüßt.

Durch die offenstehende Türe sieht er uns und sein Gesicht zeigt zwar keine Freude, aber auch keine Ablehnung. Er sieht sehr nachdenklich aus, fast verstört, finde ich und sein „Guten Tag“ kommt kaum hörbar über seine Lippen.

Fast erschöpft lässt er sich auf einen freien Stuhl sinken und bittet Oma um einen Schnaps und einen Kaffee. Irgendwas liegt ihm wohl schwer im Magen. Als Oma das gewünschte bringt, kippt er, Omas erstaunten Blick ignorierend, den Schnaps in einem Zug hinunter.

Erst dann nippt er am Kaffee.

Philipp, Samstag, 22.01.2011, 15:00 Uhr, mit Maxi im Zimmer.

Etwas überrascht war ich doch, als Gernot und meine Mutter vor ein paar Minuten zu Besuch gekommen sind. Maxi ist dann ganz schnell, mit Wechselwäsche ins Bad verschwunden und wohl nicht nur zum Duschen, denk ich mir.

Wenn Mama wüsste, was er jetzt dort macht, oh je, die würde wohl wieder vollkommen ausrasten. Schade, denk ich, wenn Maxi gewartet hätte, bis mein Besuch weg ist… na ja, das kann er ja nicht ahnen, dass ich gern mit ins Bad wäre.

Er wollte wohl nicht stören und hat das Nützliche dann mit dem durch aus Angenehmen verbunden. Vielleicht geht er ja gegen Abend noch mal mit mir ins Bad. Ich glaube nicht, dass ich ihn lange bitten muss.

Mama guckt nicht so freundlich, als ich die Sprechanlage aktiviere.

„Guten Tag, ihr Beiden“, sage ich.

Von Gernot direkt, von Mama zögerlich kommt dann auch ein „Guten Tag“, von Gernot noch ein „Philipp“ dazu, von Mama nicht.

Na, Bravo, sie wird immer noch pratzen, sauer auf mich sein, weil ich nach Bremen will zu Oma und Tante Irene… in den Sündenpfuhl, wie Opa es genannt hat, nur, weil der Noah schwul ist und einen festen Freund hat.

Ich bin das ja vielleicht auch, sicher bin ich mir da allerdings im Gegensatz zu Maxi nicht, mal sehen. Nur von einmal Porno gucken mit Jungs und dabei einen Steifen zu bekommen, den Schluss zu ziehen, jetzt schwul zu sein, halte ich für verfrüht.

Das bedarf doch einer genaueren Überprüfung, um ganz sicher zu gehen. Mit vierzehn ist ja oft auch alles noch im Fluss, nicht ausgereift und deshalb darf ich mich nicht verrückt machen.

Wenn es wirklich so sein sollte, werde ich es wohl auch nicht mehr ändern können.
Ich versuche gerade, mir auszudenken, wie Mama darauf reagieren wird, wenn sie es erfährt. Im Gegensatz zu ihr denk ich, wird Gernot kein allzu großes Problem damit haben.

Das hoffe ich zumindest, weil ich ihn mag und nicht möchte, dass er mit mir nichts mehr zu tun haben will. Das Leben ist schon ganz schön kompliziert geworden seit Ausbruch der Leukämie, die nun, wie es aussieht, von uns beiden fast besiegt ist.

„Ich habe ein Kleiderpaket abgegeben, der Rüdiger hat gemeint, dass ihr jetzt wieder etwas Normales anziehen könnt. Einen neuen Trainingsanzug, eine Jeans, ein paar Shirts, zwei Shorts und auch Strümpfe und Unterwäsche“, erklärt Mama.

Um das Ganze zu unterstreichen, zählt sie es mit ihren Fingern auf.

„Zwei Paar neue Turnschuhe und eine zusätzliche Jogginghose ist auch dabei. Wenn alles steril ist, bringt er es zu dir rein, dann kannst du es in deinen Schrank machen und ab Morgen anziehen. Der Arzt hat gemeint, du oder besser ihr habt jetzt lange genug im Schlafanzug gelebt tagsüber und könntet jetzt wieder normale Kleider über Tag anziehen.“

Das sind ja gute Neuigkeiten, finde ich. Ein weiterer Schritt zurück in die Normalität. Ich bin mal gespannt, was sie gekauft hat, ich meine damit, dass wir, meine Schwester und ich nie so besonders modische Klamotten wie andere Kinder hatten.

Lucas und seine Schwestern sahen da schon cooler aus und das fing unten drunter schon an. Meist weiß und doppel ripp war meine Unterwäsche, wenn farbig, dann in braun oder dunkelblau oder grün, kartierte Webboxer halt.

Angesagte Mode oder Markensachen sucht man in unseren Schränken vergebens und Grau und Dunkel sind die Farbtöne. Lucas sagte immer, wir hätten „Hermann Löns Gedächtnisklamotten“ an.

Hermann Löns musste ich erst mal googeln und da stand dann Jäger, Natur und Heimatdichter, 1866 bis 1914 hat er gelebt. Als der Heidedichter ging er in die Geschichte ein und Bilder zeigten ihn oft in dunklem Grün, Loden genannt und deshalb der Begriff, den Lucas Opa bei unserem Anblick geprägt hatte.

„Hermann Löns Gedächtnisanzug“, weil auch meine Schwester und ich meist dunkle Anzüge und bei kühlem Wetter und Regen sogar noch einen Lodenmantel trugen. Diese Dinger waren in den fünfziger und sechziger Jahren mal modern, heute aber für fast alle ein No Go.

Aus diesem Grunde bin ich sehr gespannt, was sie dieses Mal für mich eingekauft hat.
Unser Gespräch ist eher schleppend, Gernot erzählt von meiner Schwester und auch, was sonst noch zu Hause läuft, Mama sagt fast gar nichts.

Das lässt mich so spüren, das sie mein Verhalten und meinen Wunsch, nach Bremen zu gehen, nach wie vor für falsch und undankbar hält. Ich erzähle von meinen Fortschritten, den relativ guten Blutwerten und auch das ich fast vier kg zugenommen habe und zwar überwiegend Muskelmasse und auf dem Weg bin, wieder fit zu werden, so wie ich es vor der Krankheit war.

So plätschert die Zeit und auch das Gespräch so vor sich hin und nach knapp einer Stunde kommt Maxi endlich wieder aus dem Bad und setzt sich, in einem frischen Schlafanzug, auf sein Bett. Die benutzte und schmutzige Wäsche macht er in einen extra dafür bereit stehenden Behälter neben der Zimmertüre zum Vorraum hin.

Dort wird Rüdiger oder eine seiner Kolleginnen sie später dann mit nehmen und in die Wäscherei geben. Steril und sauber kommt es dann Übermorgen zu uns zurück.
Maxis Anwesenheit nimmt Mama jetzt zum Anlass, auf zu brechen und nach einer kurzen Verabschiedung und einem von Gernot kommenden „Macht es gut, ihr Beiden.“ verlassen sie den Besucherflur und wir sind wieder allein.

Ich schalte die Sprechanlage aus und schließe alle Jalousien, Maxi macht Licht an und will dann wissen, wie es mit dem Besuch gelaufen ist. Seine Leute werden Morgen kommen und auf mein Nachfragen hin sagt er, dass auch sie normale Kleider für ihn mitbringen werden.

Ich erzähle kurz, was sie gesagt haben und das Mama auch Klamotten bei Rüdiger ab gegeben hat und die nachdem sie Keimfrei gemacht worden sind, zu uns reinkommen.

 

„Ich bin mal gespannt“, sag ich, „was sie gekauft hat“, und dann erzähle ich ihm die Storie mit Hermann Löns.

Maxi lacht sich fast kaputt und dann kommt Rüdiger mit dem Essen und ich muss das noch mal erzählen. Auch der lacht viel, sagt aber dann, das die Kleider ganz OK sind und der Trainingsanzug ist sogar von Adidas.

Ich staune echt, nehme aber dann sofort an, das Gernot die Sachen gekauft hat, sonst wäre da nix mit Adidas.

Gut gelaunt ob der Nachricht essen wir mit Appetit unser Abendbrot und wieder tauschen wir untereinander, was wir gern essen. Maxi ist einfach ein toller Freund und das ich ihn nicht mehr sehe, wenn ich zu Tante Irene ziehe, das tut mir jetzt schon leid und der Gedanke dämpft meine Freude über die neuen Kleider doch ein wenig.

Auf meine Frage hin, ob er im Bad ein bisschen Spaß gehabt hat, lächelt er mir zu.

„Die Tatsache, dass deine Mutter hier draußen war, hat alles noch besser gemacht, weil ich mir vorgestellt habe, das sie uns beim Wichsen tatenlos durch die Scheibe beobachten und nichts gegen unser sündiges Treiben machen konnte. Als ich mir dann noch vorgestellt habe, dass du Meinen und ich deinen Schwanz gewichst habe, ist es so heftig gekommen, das ich vom Klo aus bis an die Wand gegenüber gespritzt habe. WOW, das war ein Schuss, sag ich dir. So heftig hatte ich noch keinen.“

Ich bin bei der Vorstellung, dass er meinen Pimmel und ich seinen angefasst habe, wieder etwas rot geworden. Zugleich schien die Vorstellung darüber meinem Penis zu gefallen, denn er wurde spürbar dicker und fest.

Maxi konnte das aber nicht sehen, da wir uns am Tisch gegenüber sitzen und somit keinen Blick auf den Schoß des Anderen haben. Umso mehr erschrecke ich, als sein Fuß unter dem Tisch leicht über meinen Steifen in der Hose streicht.

und dann sagt er: „Oha, da ist aber einer schwer horny, so sagen die Amis zu Geil werden“, sagt er.

Er lacht dabei.

„Der Gedanke, es sich gegenseitig zu machen, scheint dir und deinem Schwanz auf jeden Fall sehr gut zu gefallen, oder?“

Was sag ich denn jetzt? Ich bin mir selber nicht sicher, ob ich das möchte. Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf.

„Ich mache dir einen Vorschlag“, sagt er jetzt.

„Wenn Rüdiger abgeräumt hat, gehe ich ins Bad und du kannst dann entscheiden, ob du auch kommen willst. Wenn du ins Bad kommst, wichsen wir uns gegenseitig. Wenn du nicht kommst, ist das auch OK, dann wichse ich halt nochmal allein. Deal?“

„Deal!“, meine ich nach kurzem Überlegen.

Es ist ja fair, was er vorschlägt, ich kann selber entscheiden, ob ich rein geh oder nicht. Rüdiger kommt und räumt ab, vorher fährt er mir an die Stirn.

„Was ist denn?“, frag ich.

„Du hast so einen roten Kopf“, sagt er, „ich wollte nur fühlen, ob du Fieber hast. Ist alles OK mit dir?“

„Alles bestens“, sag ich und grinse dabei.

Fieber, wenn der wüsste, was los ist. Er nimmt die Tabletts mit den Sachen und geht raus. Maxi steht grinsend auf

„Fieber“, kichert er und seine Latte ist deutlich sichtbar, als er, immer noch kichernd und „Fieber“ murmelnd, zum Bad geht und die Türe, sich hinter ihm schließt.

Da sitze ich nun… mit Fieber, Stangenfieber könnte man es wohl treffender nennen. Soll ich jetzt…? Mein Gewissen meldet sich… Sünde, Sex ist Sünde! Meine Hand streicht über meinen Steifen, der unter dem dünnen Baumwollstoff um Aufmerksamkeit und ein paar Streicheleinheiten bittet.

Oh man, Scheiß drauf, denke ich jetzt und folge Maxi ins Bad… Sünde hin, Sünde her, wer will schon dumm sterben? Ich jetzt nicht, es tun doch eh alle Jungs in unserem Alter, oder, warum soll ausgerechnet ich es nicht tun? Die Badtüre ist nicht verschlossen und so schlüpfe ich hinein.

Roland, noch Samstag, kurz nach 15:30 Uhr, bei den Großeltern am Kaffeetisch.

Opa ist irgendwie mit den Gedanken weit weg, hat bisher nichts geredet, außer den Wunsch nach Schnaps und Kaffee. Irgendwas beschäftigt ihn sehr, ich glaube aber nicht, das es unsere Anwesenheit ist.

Wenn er weiterhin nichts sagt, werde ich ihn einfach fragen, wie es jetzt weitergeht mit ihm und uns. Robin werde ich für ihn niemals aufgeben. Das will ich ihm heute auch deutlich machen.
Jetzt hebt er den Blick, schaut in mein Gesicht und dann beginnt er, zu reden, leise und bedächtig.
„Mein lieber Junge“, beginnt er zu meinem Erstaunen, „ich hoffe mal jetzt, das du das noch sein willst. Ich habe dir neulich, eigentlich euch beiden, Unrecht getan mit meiner Einschätzung. Das hing wohl im Wesentlichen mit meiner früheren Tätigkeit bei der Sittenpolizei und den Erlebnissen aus dieser Zeit zusammen.“

Er steht auf und holt aus dem Kühlschrank erneut die Schnapsflasche und schenkt sein Glas noch einmal voll.

Die Flasche stellt er auf den Tisch.

„Ihr dürft ja so etwas noch nicht trinken, aber ich brauche jetzt noch einen.“

Ich muss an Jeromes Oma denken die Jeromes Erzählungen nach auch in bestimmten Lebenslagen zum Schnaps greifen sollen. Was hat Opa denn heute erlebt, das er zum Schnaps greift, das habe ich so noch nie bei ihm gesehen.

„Bereits in Berchtesgaden, als mir alle, auch Oma, bei jeder Gelegenheit deutlich gemacht haben, das ich mit meiner Sicht der Dinge im Unrecht bin“, fährt er fort, „bin ich zu der Erkenntnis gekommen, das ich die Erlebnisse aus der Zeit vor 1994 nicht einfach auf euch übertragen kann. vor allem, auch deswegen nicht, weil ich dich ja nun schon über sechzehn Jahre kenne und du nicht in dieses Bild passt. Ich glaube mittlerweile auch, dass du, das ihr nie so werdet, wie einige dieser Homosexuellen, die ich in meiner Dienstzeit kennen lernen musste. Gewiss waren nicht alle so schlimm, meine erste Reaktion war aber von diesen, oft schlimmen Erinnerungen geprägt und es tut mir leid, was ich gesagt habe.
Richtig deutlich ist es mir aber erst heute geworden, das ich euch, vor allem dir, Roland, sehr Unrecht getan habe.“

Ich staune ob dieser doch ganz anderen Töne und frage mich natürlich, was der Auslöser gerade heute denn gewesen ist, der den beginnenden Sinneswandel so vehement beschleunigt hat. Auch Oma guckt erstaunt und schaut fragend zu ihrem Mann und Robin.

„Hat das irgendwas mit ihrem Besuch bei ihrem früheren Kollegen zu tun, von dem Rolands Oma uns erzählt hat?“

„Dein Freund scheint ein kluges Köpfchen zu sein“, sagt Opa zu mir, nickt und schaut mich wieder an.

„Christian Berg, so heißt mein früherer Kollege, der eigentlich mehr Freund als Kollege ist oder war.“, sagt er.

„Bei ihm war ich, wollte mal seine Meinung hören, an der mir früher immer schon viel gelegen hat. Ich habe ihm also von dir oder genauer, von Euch erzählt. Er war mit mir in der Zeit bei der Sitte fast bei jedem Einsatz zusammen. Er hat genau wie ich, viel erlebt.“

Er nippt an seinem Schnaps.

„Er wechselte dann auch mit mir ins Raubdezernat, obwohl es auch andere Optionen für ihn gab. Seit heute weiß ich auch, warum er lieber mit mir wechselte, anstatt einen Posten im Betrugsdezernat zu nehmen, wo die Chance auf eine baldige Beförderung bestand.“

Oma schenkt ihm noch mal Kaffee nach. Er greift noch mal zur Schnapsflasche. Omas vorwurfsvollen Blick ignoriert er einfach.

„Christian hat sich alles angehört, was ich über euch und meine Reaktion, euer Hier bleiben und auch über die Vorwürfe der Anderen im Urlaub erzählt habe“, sagt er, nach dem der dritte Schnaps in seinem Magen gelandet ist.

„Dann begann er von früher zu erzählen, Von unserer Zeit auf der Polizeischule und unserem, fast identischen Werdegang, von der Sitte und auch der Zeit danach. Er sagte, das er sehr wohl wüsste, wie du dich nach meiner ersten Reaktion gefühlt haben muss und er nannte mich einen unsensiblen, sturen Komisskopp, der gedanklich wohl immer noch in den sechziger Jahren stecken würde. Dann fragte er mich, ob ich mich denn nie gewundert hätte, dass er nicht verheiratet war, nicht mal eine Freundin hatte?“

Ein weiteres Schnapsglas wurde geleert.

„Darüber habe ich mir eigentlich nie Gedanken gemacht, dachte ich und sagte das dann auch. Daraufhin meinte er dann, dass er gern jetzt noch mal achtzehn sein möchte. Das machte mich jetzt etwas stutzig und ich fragte ihn dann auch, warum.“

Meine Augen wurden groß.

„Ich brauchte fast drei Minuten, um seine Antwort in ihrer ganzen Tragweite zu begreifen. Seine Antwort lautete, das er dann endlich, wie mein Enkel, das leben könnte, was er und wie er ist und immer, wohl schon mit achtzehn war. Auf meine Frage, ob das bedeutet, dass er schwul ist, nickte er nur.“

Boah, das ist ja echt der Hammer, finde ich. Sie kennen sich über vierzig Jahre und Opa hat nie gewusst, dass sein Freund schwul ist. Was noch heftiger ist, er war ja auch bei der Sitte.
Opas Hand geht erneut zur Schnapsflasche, aber Oma ist schneller und nimmt sie weg.

„Genug, was sollen denn die Jungs von dir denken“, sagt sie und trägt die Flasche zurück zum Kühlschrank.
„Mir hat es zunächst die Sprache verschlagen“, spricht Opa nun leise weiter, „es haute mich regelrecht um, sein Geständnis mir gegenüber nach über vierzig Jahren. Aber es sollte noch dicker kommen.“

Interessiert hörten wir weiter zu.

„Warum, meinst du denn, hat er dann gesagt, habe ich mich immer dort hin gemeldet und versetzen lassen, wo du warst. Meinst du, es hätte mir Spaß gemacht, bei der Sitte gegen Schwule zu ermitteln, sie zu verfolgen und das alles, meinst du das wirklich, hat er mich gefragt.“

Ein Gedanke kam in mir auf und ich wusste was nun wohl kam.

„Darauf wusste ich keine Antwort, hatte nie ernsthaft darüber nach gedacht.
Dann sagte er, dass er sich bereits auf der Polizeischule in mich verliebt hätte, das ihm dort erst so richtig klar geworden ist, das es nur ein Mann sein konnte, den er liebt, nämlich mich. Ich war echt geschockt auf Grund dieses Geständnisses und brauchte einige Minuten, um die ganze Tragik dieser Geschichte zu begreifen.“

„Wenn er sich geoutet hätte, hätte er alles verloren“, sagt Robin in die Stille hinein.

„Seinen Job wäre er los gewesen, seinen Freund hätte er verloren und er wäre wohl auch noch ins Gefängnis gekommen und das nur, weil er sie geliebt hat. Er hat es vorgezogen, ein Leben lang nicht der zu sein, der er eigentlich war. Er war nie wirklich glücklich in seinem Leben und die Gewissheit, dass der Mann, den er geliebt hat, nicht schwul war, hat alles für ihn nicht besser gemacht. Dass er trotz dieser Erkenntnis, bei der Sitte geblieben ist, verstehe ich nicht.“
„Nun“, sagt Opa, „das hat er mir schon erklärt. Er hat, wenn es für ihn ungefährlich war, Leute gewarnt, wenn sie wegen ihrer Neigung ins Fadenkreuz der Sitte gelangten, sofern sie nichts mit Minderjährigen hatten. Er war dabei wohl sehr vorsichtig, ist nie auf gefallen und hat wohl einige vor der Haft bewahrt. Er hat die sogenannte Szene nur dienstlich aufgesucht, meist mit mir und hatte nie was mit einem anderen Mann bis zu seiner Pensionierung. Jetzt hat er einen Freund drüben in Nordenham und sie treffen sich öfter in der Woche und waren schon ein paar mal in Urlaub zusammen.“

„Krass ist das, Opa“, sag ich, „der Mann tut mir leid. Ein Leben lang neben seiner großen Liebe zu leben ohne ein Fünkchen Hoffnung, das ist für mich nicht vorstellbar und eigentlich ist er in meinen Augen ein Held. Das würden nur wenige schaffen. Kündigst du ihm jetzt die Freundschaft oder wie geht ihr miteinander um?“

„Vor ein paar Monaten hätte ich das vielleicht getan, jetzt aber nicht mehr und auch deine, Eure Freundschaft, meinen Enkel und seinen Freund, will ich jetzt nicht mehr verlieren. Christian heute hat mir gezeigt, das Schwul sein an sich nichts Schlimmes sein kann und ihr, so ihr denn zusammen bleibt, ihr seid für mich, für Oma sowie so, OK und mein Verhalten beim letzten Mal war schlicht weg beschissen und ich bitte euch beide um Verzeihung.“
„Gut, Opa“, sag ich, „vergessen wir das, was war, wir nehmen die Entschuldigung an und freuen uns, das alles wieder OK ist zwischen uns.“

„Erzählt anderen, auch Papa und Mama nicht, was mit Christian ist. Er war oft wie ein Onkel für deinen Vater und wenn Christian es will, wird er es ihm bei Gelegenheit selber sagen. Das sollte ich ihm überlassen, hat er gesagt und ich habe es versprochen“, sagt Opa zu uns und das werden wir auch respektieren.

„Jetzt müssen wir so langsam mal nach Hause.“, sag ich.

Es war gut, noch mal her zu kommen und alles zu klären“, sagt Robin und dann gehen wir zur Garderobe im Flur und ziehen uns an, auch die Schuhe.

Opa und Oma umarmen uns beide, bevor wir hinaus in die Kälte gehen. Robin hat schon sein Handy gezückt, um ein Taxi zu rufen und vorn an der Ecke zur Hafenstraße steigen wir kurz drauf in einen warmen Daimler und fahren zurück zum Torfplatz, wo wir auch über Nacht bleiben.
Morgen um 10:00 Uhr fahren wir mit Chris und Matze in die WG, trainieren, weil wir heute nicht hin waren. Im Taxi reden wir über Opa und den Christian und verabreden, was wir denn zu Hause erzählen werden von unserem Besuch und das jetzt wohl alles wieder in Ordnung ist bei Familie Körner.

Matze, Sonntag, 23.01.2011, 09:30 Uhr, am Torfplatz mit Chris im Auto

Chris ist eben kurz raus gesprungen, hat geklingelt und unsere zwei Jungs über die Sprechanlage aufgefordert, zu uns runter zu kommen. Wir fahren rüber nach Bremen in die WG, trainieren mit unseren Jungs, Kevin und Wolfi wollen auch runterkommen.

Die anderen WG Bewohner und eventuelle Gäste und Besucher wollen nach dem Frühstück Sauna machen und Schwimmen, was wir nach dem Training auch noch tun werden. Wir sind heute zu Mittag bei uns zum Essen, mit den Jungs und meine Wahleltern freuen sich schon darauf, dass wir kommen.

Einer Andeutung meiner Mutter, sag ich jetzt einfach mal, denn das ist sie für mich längst geworden, kommen noch zwei Gäste zum Essen, wer genau, wollte sie mir aber nicht sagen.

Ihr werdet das ja sehen“, hat sie gesagt.

Unsere zwei Jungs, Robin und Roland, sind jetzt richtig fest zusammen, das spürt man und ich finde beide süß, obwohl sie dieses Wort nicht so gern hören. Als sie mit ihren Sporttaschen runter kommen und im Auto sitzen, fahre ich los.

Chris fragt die beiden Jungs, ob es was Neues gibt und Roland erzählt uns vom gestrigen Besuch beim Vater seines Vaters und auch die Storie von dem langjährigen Freund und Arbeitskollegen. Namen nennt er aber nicht dabei.

Krass ist das schon, wenn man sich über vierzig Jahre kennt und nicht weiß, dass der Andere schwul ist und verliebt in einen selber. Diese Erkenntnis scheint den Opa nun doch endgültig von seiner homophoben Einstellung befreit zu haben.

Gut für Roland und Robin, auch für die Familie, der wir aber von dieser Geschichte nichts erzählen sollen. Rolands Vater würde dann schon wissen, wer der andere Mann ist und das will der Opa nicht.

Jetzt fahre ich von der Autobahn ab und dann sind wir auch gleich an der WG. Mikes Auto, Oles Golf, der Kombi und auch Noahs Opel stehen in der Nähe der Treppe, Marvins Smart hätte ich jetzt fast übersehen und kurz nach uns kommen auch noch Lex und Ralf mit Ralfs Auto auf den Hof gefahren.

Sie waren ganz offensichtlich in der Bäckerei, den Tüten nach zu urteilen, die sie jetzt nach oben tragen, nach dem sie uns mit einem lauten Hallo begrüßt haben. Lex geht es deutlich besser nach all dem Mist, wo ihm passiert ist und das sein Vater jetzt auch im Visier der Kripo ist, scheint ihm weniger aus zu machen.

Da wir alle vier schon gefrühstückt haben, gehen wir gleich runter in den Trainingsraum. Da Alwin heute nicht her kommt, Gerrys Vater feiert Geburtstag, den fünfzigsten, glaub ich, hat er gesagt, leite ich heute das Training.

Wir beginnen nach dem Umziehen mit Aufwärm-Übungen und Kevin und Wolfi sind jetzt auch zu uns gestoßen. Die anderen werden wohl gleich in das coole Schwimmbad gehen, wenn sie fertig sind mit Frühstück.

Bis halb zwölf trainieren wir intensiv und durchgeschwitzt gehen auch wir jetzt mit unseren Sachen ins Schwimmbad zu den anderen. Sie haben schon zwei Saunagänge gemacht und so gehen wir sechs nach dem Duschen zuerst in die heiße Kiste, die auf Grund ihrer erst kürzlich Inbetriebnahme deutlich heller innen ist und auch anders riecht, als die Sauna bei Jeromes oder meinen Eltern.

Unsere zu Hause ist deutlich kleiner, mit acht Leuten stößt sie an ihre Grenze, wenn hier alle dicht beisammen sitzen, gehen schon vierzehn Leute rein und da wir ja alle nicht dick sind, passt es schon.

Anfangs habe ich mich, Aufgrund der mir anerzogenen Scham nicht nackt mit anderen in eine Sauna getraut und es hat über ein Jahr gedauert, bis ich, mit Handtuch um den Hüften mit meinem Wahlvater dort hinein gegangen bin.

Sie haben mich nie gedrängt, nackt dort reinzugehen und erst durch lange Gespräche mit meiner jetzigen Mutter habe ich nach und nach meine Scheu abgelegt und bin dann irgendwann auch nackt dort drin gesessen.

Ein Saunabesuch in meinem früheren Elternhaus wäre unbekleidet undenkbar gewesen. Alle waren wir total verklemmt aus Angst vor Hölle und Verdammnis und das war bei vielen Dingen so.

Versandhauskataloge oder Prospekte mit Menschen in Unterwäsche und Badekleidung wurden immer direkt vernichtet und wenn wir wirklich mal in der Stadt an einem Schaufenster mit Puppen in Wäsche vorbei mussten, wurden wir regelrecht gescheucht, damit wir auch ja nichts Sündiges zu sehen bekamen.

Wenn ich sehe, wie ungezwungen hier alle mit dem Nackt sein umgehen, wie Chris und ich nackt miteinander um und abgehen, dann bin ich froh, dass alles so gekommen ist hier, weg von meinem ursprünglichen Elternhaus.

Die hätten mich mit Therapien und Strenge irgendwann wohl in den Tod getrieben, so wie die drauf sind und oft frage ich mich, wie meine zwei Geschwister das überstehen werden.

Auf den Gedanken, in Sünde zu leben, komme ich schon lange nicht mehr und seit ich fest mit meinem Schatz zusammen bin, geht es mir, geht es uns gut. Die Schiffsreise war wohl die entscheidende Phase, dort sind die Knoten in meinem Inneren geplatzt.

Chris hat meine unzähligen Hemmungen weg gestreichelt und weg geliebt, hat mich aus einem Dornröschenschlaf erweckt, mir neues, auf und anregendes Leben eingehaucht, mich aus meinem Kokon befreit, in dem ich mich zurückgezogen habe.

Dafür liebe ich ihn ganz besonders und werde ihm immer dankbar sein.
Nicht zu vergessen, Robin, der ja schon früh auf der Party unsere Affinität erkannte und dann auch gesagt hat, das ich mit in die Staaten fliegen durfte.

Als wir das Flugzeug bestiegen, waren wir schon ein Paar, auf der Elbe zusammen gekommen und nach Robins Genesung wieder in Deutschland, da war es eigentlich schon eine richtig feste Verbindung und wir waren voll vertraut miteinander.

Jetzt freuen wir uns auf Hamburg, unsere Leute lieben uns, als Paar, mein ich, und es wird bestimmt eine tolle Zeit an der Alster und dann werden wir sehen, wo wir dann landen, wieder hier, bei unseren Freunden oder im Ausland, egal.

Wichtigstes Ziel für uns ist es, zusammen zu bleiben, egal wo wir landen, Hauptsache zusammen. Meine Ambitionen zum Triathlonsport habe ich auf gegeben, zu Gunsten des Karate Sports.

Natürlich  verbrachte ich so, mehr Zeit mit Chris zusammen und betreibe den Sport deutlich intensiver als Vorher. Für Triathlon wäre da nicht mehr ausreichend Zeit geblieben, es sei denn, ich hätte Chris vernachlässigt und das geht gar nicht.

Für ihn habe ich immer Zeit und mit Karate, Schwimmen und Matratzensport bleiben wir beide fit, wer braucht da noch Triathlon. Um 13:00 Uhr sind wir dann bei uns und bereits beim Vorfahren sehen wir dann, wer die anderen Gäste heute beim Mittagessen sind.

Der Audi von Frau Wegmann, die sich schon das ein oder andere Mal als meine zukünftige Schwiegermutter bezeichnet hat, ist da und dann wird auch der Kapitän nicht fehlen, denk ich und so ist es dann auch. Bald sitzen alle um den großen Esstisch und lassen es sich gut gehen.

Jens Stuckenbrock, Sonntag, 23.01.2011, 14:00 Uhr, mit Giovanni im Auto, auf dem Weg zu diesem nach Hause.

Hier oben, an der „Rehbocksweide“, direkt am Wald wohnt man schon toll und mein Freund oder besser Schatz hat ein großes Zimmer im Dachgeschoss, ein Bad ist auch dabei und ein Gästezimmer ist noch oben. Ebereschenring heißt die Straße, „An der Rehbocksweide“ heißt die Zufahrtsstraße direkt im Wald.

Seine Eltern wohnen unten, oben ist sein Reich und es ist sau gemütlich. Helle Möbel, noch relativ neu, ein schönes und bequemes Doppelbett lässt auch keine Wünsche übrig und nach der Nacht gestern bei mir bleiben wir heute hier bei ihm.

Ein Waldspaziergang mit dem Hund, und einen Film vielleicht nach dem Abendessen, mal sehen, was geht, Hauptsache, wir sind zusammen. Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn da plötzlich jemand an deiner Seite ist, den du und der dich sehr gern hat.

Den du immer in deiner Nähe haben willst, neu für uns und echt geil. Mama und ihre verschrobenen Ansichten sind weit weg und wenn ich an Onkel Kai und seinen Martin denke, an Kevin uns seinen Wolfi, dann freue ich mich auf eine gemeinsame Zukunft mit Giovanni und ich kann mir vorstellen, dass wir das auch hinkriegen, wir zwei.

Warm angezogen, den Hund an der langen Leine, machen wir uns auf den mir jetzt schon bekannten, recht langen Rundweg durch den immer noch weißen Winterwald. Giovannis Vater hat vorhin, als wir kamen, erzählt, dass einer der Polizisten angerufen hat.

Der hat ihm mitgeteilt, das der Räuber wohl schon mehr als eine Tankstelle deutschlandweit überfallen haben muss und das es für seine Ergreifung eine Belohnung in Höhe von 2.000,- Euro gibt, die ich jetzt wohl bekommen soll.

Das ist natürlich der Hammer und spontan habe ich meinem Schatz gesagt, dass wir von diesem Geld einen gemeinsamen Urlaub machen werden. Das Wo und Wann werden wir in Ruhe bereden und miteinander abstimmen.

Ich bin ja deutlich flexibler als er und wir werden sein Studium berücksichtigen müssen. Papa lässt mich schon fahren, wenn ich es möchte, mir scheint, er ist sehr froh, dass sein Sohn nun einen Freund hat, mit Aussicht auf eine feste Beziehung.

Er weiß genau, dass es mir so wesentlich leichter fällt, die Büroarbeit zu absolvieren und nicht der Sehnsucht nach 480 PS unterm Arsch und dem endlosen grauen Band der Autobahnen nach zu trauern oder gar nach zu geben.

Wobei, wenn mein Schatz frei hat oder fertig ist mit dem Studium, will ich schon einmal eine ganze Woche oder zwei, auf Achse mit ihm. Wir zwei allein in der großen Kabine des Magnum, auf fünf Quadratmetern, Tag und Nacht und dann die vielen Zwangspausen zu zweit, mir wird ganz heiß, wenn ich dran denke.

Ich hoffe, er möchte das auch, Papa werde ich dann schon überreden, dass er uns lässt.

„Woran denkst du, Jens?“, fragt er, „du bist rot geworden, du hast an Sex gedacht.“

„Ertappt“, sag ich, „ich habe mir gerade vorgestellt, das wir beide mal für ein oder zwei Wochen im Sommer mit dem Magnum durch Europa touren. Dabei habe ich gerade an die vielen Zwangspausen gedacht und was wir dann dort in der Kabine so alles anstellen können, ohne was an.“

„Lüstling“, sagt er grinsend, „ich denke, das könnte mir gefallen, das mit dem Magnum und dir. Aber ein Heftchen werden wir dann nicht mitnehmen müssen, wo doch alles in doppelter Ausfertigung dabei ist. Genug Gel muss man mit nehmen, damit der Gummi nicht heiß läuft.“

Lachend umarmen wir uns und jeder spürt, dass der Andere erregt ist.

„Wenn es nicht so kalt wäre“, nuschelt er in mein Ohr, nach dem er sich ganz lang gemacht hat, um mit dem Mund dort hin zu kommen.

Ich habe mich etwas runter gebeugt.

„Wir warten bis nach her zu Hause, hier in der Kälte frieren uns sonst die Eier ab und das wäre echt Mist“, grinste ich ihn an.

Wir küssen uns heiß, bevor wir weiter gehen und die Vorfreude wärmt meinen Bauch von innen… Schmetterlinge überall und das bei minus drei Grad. Nach fünfzig Minuten haben wir den Punkt im Wald erreicht, wo der Weg einen großen Bogen macht.

Dann gehen wir in die Richtung zurück, aus der wir gekommen sind. Jetzt geht es mit jedem Schritt näher nach Hause, zu einer heißen Dusche und dann schauen wir, was da auf uns zu kommt. Gummis und Gel hatten wir schon in Kassel gekauft, bei DM letztens und vielleicht brauchen wir das ja heute mal.

Wir sind ja, was richtigen Sex angeht, mit Poppen, mein ich, beide unbeleckt und oral ist auch noch nicht gelaufen. Blasen will ich ihn schon ein bisschen heute und ich denke, er lässt mich auch.

Ob er meinen, nicht gerade dünnen und kleinen Schwanz dann auch lutschen will, das soll er selber entscheiden. Überhaupt geht nichts, das wir nicht beide wollen, das haben wir uns versprochen und um im italienischen zu bleiben, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Wir werden es hinkriegen, wenn nicht heute, dann eben morgen oder nächste Woche oder so.

So, das war dann 124, ich hoffe, es hat gefallen. Ich hoffe auch, dass es nicht wieder so lange dauert, bis ich euch 125 vorstellen kann. Euch allen ein gutes neues Jahr, lasst es euch gut gehen, bis bald

Euer Niff

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2 Kommentare

  1. Hey Hermann, vielen lieben Dank für die tolle Fortsetzung, da hat sich das Warten gelohnt. Ich hoffe doch, dass die Beschwerden wieder abgeklungen sind. Wünsche dir alles Gute fürs neue Jahr.

    VlG Andi

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    • SvenGVM auf 28. Januar 2018 bei 15:38
    • Antworten

    Danke für einen weiteren Teil. Ist Dir wieder gelungen. Wünsche Dir persönlich gute Besserung…

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