Weihnachtsengel

In einem Einkaufszentrum schaute sich ein junger Mann suchend um. Nach einiger Zeit entdeckte er sein Ziel. Das Personalbüro. Er ging dort hin und klopfte an.

„Herein“, erschall es von innen.

Der junge Mann trat ein und sah eine ältere Frau am Schreibtisch sitzen.

„Guten Tag, mein Name ist Benjo. Die Agentur X-Mas-Man schickt mich.“

„Ah gut, wir haben schon auf Sie gewartet. Gehen Sie ruhig durch, der Chef erwartet Sie schon.“

Benjo ging nach einem kurzen Klopfen in den Nebenraum und befand sich in einem großen Büro wieder. Hinter einem riesigen Schreibtisch saß ein älterer etwas korpulenterer Mann.

„Guten Tag“, begrüßte Benjo den Herrn.

„Ah guten Tag, Sie müssen Benjo sein. Die Agentur hat mich schon informiert, dass Sie heute vorbei kommen. Setzen Sie sich doch.“

Nachdem Benjo sich gesetzt hatte, redete der Mann weiter.

„Hat die Agentur Ihnen schon genau mitgeteilt wie es hier abläuft?“

„Nein, ich wurde direkt nach hier geschickt. Tut mir leid.“, antwortete Benjo.

„Kein Problem. Dann erzähl ich Ihnen erst mal was Sie hier erwartet. Also Sie werden ab morgen täglich von 15Uhr bis 18Uhr arbeiten. Ihr letzter Arbeitstag ist der 24.12. dort werden Sie aber nur von 15 Uhr bis 17Uhr arbeiten. Danach haben Sie frei. Haben Sie bis jetzt schon Fragen?“

„Nein, das ist alles in Ordnung so.“

„Gut. Das Kostüm werden wir Ihnen stellen. Ihr Arbeitsplatz befindet sich im mittleren Bereich des Zentrums. Ich werde dies Ihnen gleich noch zeigen. Sie haben dort noch eine Kollegin, die Ihnen helfen wird. Ihr Gehalt bekommen Sie immer am Ende einer Woche. Dies wurde auch schon mit der Agentur abgesprochen.“

„Gut.“

„Na dann folgen Sie mir mal. Ich zeige Ihnen jetzt Ihren Arbeitsplatz.“, damit stand der ältere Herr auf und begab dich Richtung Türe.

Benjo folgte ihm. Sie gingen bis zum mittleren Bereich des Einkaufszentrums, das in drei Bereiche aufgeteilt war.

„So hier wären wir. Dies wird ab morgen Ihr Bereich sein.“

Benjo sah ein erhöhtes Podest, das eine runde Form hatte. Auf diesem Podest stand eine kleine Holzhütte in die wahrscheinlich nur eine vielleicht aber auch zwei Personen reinpassen würden. Weiterhin stand da ein großer bequemer Sessel so wie ein Schlitten mit Rentieren. Natürlich nicht echt. Überall waren weiße Stoffe verteilt, so dass es wie eine wunderschöne Schneelandschaft aussah. Über dem Podest hingen Lichterketten, die das ganze noch in ein schönes Licht tauchten.

„Das ist sehr schön.“, bemerkte Benjo.

„Ja, wir haben uns auch viel Mühe damit gegeben. So folgen Sie mir, ich zeig Ihnen noch wo Sie das Kostüm bekommen und wo Sie sich dann umziehen können.“

Benjo folgte dem Chef wieder zurück in den ersten Bereich. Nicht weit vom Personalbüro befand sich eine weitere Türe mit der Aufschrift ‚Privat nur für Angestellte’. Dort hinter befand sich ein Aufenthaltsraum und eine kleiner Kammer mit der Dienstkleidung.

„So hier werden sie morgen ihr Kostüm finden. Haben sie noch irgendwelche Fragen“, fragte der Chef Benjo.

„Nein, danke, ich habe keine Fragen mehr“, antwortete Benjo.

„Gut, dann sehe ich morgen während Sie arbeiten mal nach Ihnen. Guten Tag noch“, verabschiedete sich der Chef.

„Guten Tag“, verabschiedete sich auch Benjo und machte sich auf den Heimweg.

***

Am nächsten Nachmittag machte sich Benjo wieder auf den Weg zum Einkaufszentrum und ging direkt zu dem Personalraum um sich das Kostüm anzuziehen. Kaum im Raum angekommen, sag er es auch schon da hängen.

Eine weite rote Hose, dazu schwarze Stiefel und einen roten dicken Mantel. Als er sich weiter umsah, fand er auch noch einen künstlichen dicken Bauch  wie auch einen weißen Bart und die dazugehörige rote Mütze. Damit war das Kostüm komplett.

Schnell zog sich Benjo um wobei er einige Probleme hatte den Bauch um zu bekommen. Doch genau in dem Moment als er sich damit abquälte, kam eine junge Frau in einem elfenähnlichen Kostüm herein. Sie schaute sich seine Bemühungen lächelnd an und fragte dann; „Soll ich dir helfen? Dann geht es bestimmt einfacher.“

„Danke, das wäre wirklich sehr hilfreich. Der ist aber auch echt unhandlich.“, antwortete Benjo und lächelte sie freundlich an.

Während sie ihm half, erfuhr er, dass sie Tanja hieß und seine Partnerin während der Arbeit war.

„So fertig, jetzt noch den Mantel drüber.“ Auch dabei half sie ihm. Dann zog sich Benjo den Bart über.

„Sitzt er so richtig“, fragte er Tanja.

„Moment“, meinte sie und zupfte ihn noch etwas zu Recht. „Ja, so ist es gut. Na dann komm wir müssen los.“

Im Rausgehen nahm Benjo noch die Mütze an sich und zog sie sich über den Kopf.  Sie gingen zu ihrem Arbeitsplatz und sahen schon von weitem eine Kindergruppe.

„Wie du siehst, Benjo, wirst du erwartet.“

Lächelnd machte sich Benjo auf den Weg um sich den in Sessel zu setzen, während Tanja unten stehen blieb.

„Mami, Mami, da ist der Weihnachtsmann, darf ich zu ihm?“, hörte Benjo auch gleich die erste Kinderstimme.

„Ja, geh nur zu ihm“, antwortete die Mutter.

Das kleine blonde Mädchen rannte zu Benjo hoch und blieb vor ihm stehen. „Hallo Weihnachtsmann.“ „Hallo Annika“, begrüßte Benjo sie, kurz zuvor hatte ihm Tanja noch den Namen der Kleinen mitgeteilt, den sie von der Mutter erfahren hat.

„Du weißt ja meinen Namen“, staunte das Mädchen. „Darf ich auf deinen Schoss?“

Ohne zu antworten, hob Benjo sie hoch und setzte sie auf seinem Schoss ab.

„So Annika, was wünschst du dir denn vom Weihnachtsmann?“

„Weißt du, Weihnachtsmann, ich hab zu hause eine Barbie aber ihr fehlt ein Pferd weißt du.“, erklärte ihm Annika.

„Und jetzt wünschst du dir ein Pferd vom Weihnachtsmann?“

„Ja, lieber Weihnachtsmann. Bekomme ich eins?“

„Na, dann lass dich am Weihnachtsabend überraschen.“, sagte Benjo als er von der Mutter ein Nicken bekam. Damit ließ Benjo Annika wieder von seinem Schoss, die dann strahlend zu ihrer Mutter lief.

Da kam auch schon der nächste kleine Fratz, der ihn lieb anschaute und auf seinen Schoss wollte.

„Na, Sascha, was wünschst du dir denn?“ Wieder hatte Tanja ihm vorher den Namen des Kleinen zugeflüstert.

„Ich wünsch mir ein Rennauto.“ Dabei guckte er Benjo mit einem herzallerliebsten Blick an.

„Ein Rennauto also. Das ist ein schöner Wunsch.“, nach dem Nicken der Mutter, sagte er „dann wirst du es auch bekommen. Aber immer schön weiterhin brav sein.“

„Ja, das werd ich. Auf wiedersehen, Weihnachtsmann.“

Und so ging es den ganzen Nachmittag weiter. Benjo nahm jedes Kind auf seinen Schoss während Tanja vorher ihre Namen in Erfahrung brachte.

Am Abend machten sich Benjo und Tanja auf den Weg in den Personalraum um sich umzuziehen.

„Bis morgen, Benjo“, verabschiedete sich Tanja und ging.

„Bis morgen, Tanja.“

***

So vergingen zwei Wochen.

Wie jeden Nachmittag half Tanja auch diesen Benjo mit dem Bauch.

„So du bist fertig“, meinte Tanja dann.

„Na dann lass uns gehen, die Kinder warten sicher schon“, sagte Benjo und ging vor.

Benjo setzte sich wieder auf den Sessel und verfiel direkt wieder in die Rolle des Weihnachtsmanns. Er hörte sich die Wünsche an und je nach dem wie die Eltern reagieren, sagte er ihnen, dass sich der Wunsch erfüllte. Oder er fragte noch nach einem zweiten Wunsch, wenn der erste von den Eltern nicht realisierbar war.

Benjo seufzte gerade erleichtert auf, da es auf 18Uhr zu ging und er gleich Feierabend hatte. Heute war ein besonders anstrengender Tag. Gerade wollte er sich erheben, um sich wieder zum Aufenthaltsraum zu begeben als ein kleiner Junge angerannt kam.

„Weihnachtsmann, Weihnachtsmann“; rief er.

Benjo blieb sitzen und wartete bis der Junge bei ihm war. Der Junge kletterte auf seinen Schoss und schaute den Weihnachtsmann mit einem ganz süßen Blick an.

„Hallo, kleiner Mann, bist du denn ganz alleine unterwegs?“, fragte Benjo ihn.

„Nein, Daddy ist auch da“, meinte der Junge und schaute sich um. „Da, da kommt er.“

„Passi! Du kannst doch nicht einfach wegrennen.“, sagte der Vater zu dem Kleinen.

„Aber, Daddy, ich wollte doch unbedingt zum Weihnachtsmann.“, antwortete der kleine Junge und sah seinen Daddy mit einen Welpenblick an.

Der Vater verdrehte leicht die Augen, lächelte aber dabei. Ein wunderschönes Lächeln wie Benjo fand. Er schaute sich den Vater mal etwas genauer an. Er schien so Anfang 40 zu sein und hatte schwarze Haare mit strahlend blauen Augen. Sein Körper war gut gebaut also alles in allem eine angenehme Erscheinung. Dann wandte Benjo sich wieder dem kleinen Jungen auf seinem Schoss zu, der genauso wie sein Vater schwarze Haare hatte. Jedoch hatte er dazu graue Augen, die ihn neugierig anschauten.

„Pascal, da musst du auf deinen Vater hören, du darfst nicht einfach weglaufen. Sag ihm wohin du gehst und geh dann erst. Er macht sich doch Sorgen, wenn du einfach wegrennst.“, sagte Benjo zu Passi.

„Ja, Weihnachtsmann. Darf ich mir trotzdem noch was wünschen?“, hoffnungsvoll sah der kleine Junge den Weihnachtsmann an.

„Ja, hast du. Was wünschst du dir denn?“

„Darf ich dir in Ohr flüstern. Daddy soll nicht hören“, antwortete Pascal leise.

Benjo sah zu Pascals Vater, doch der zuckte nur mit den Schultern. Er beugte sich etwas zu Pascal runter und meinte: „Was wünschst du dir denn Schönes, dass du das nicht laut sagen magst.“

„Es ist ein Wunsch für Daddy, lieber Weihnachtsmann, geht das?“

„Ja, das sollte gehen, wenn es nicht zu schwierig ist“, antwortete Benjo lächelnd.

„Ich wünsche mir für Daddy jemanden, der ihn lieb hat. Er ist manchma ganz traurig. Das will ich nich“, erklärte Passi.

„Hat denn deine Mami den Papi nich lieb?“, fragte Benjo.

„Ich hab keine Mami, nur Daddy hab ich“, erwiderte Passi traurig.

„Oh, – Benjo nahm ihn etwas fester in den Arm -, und du wünschst dir eine Mami?“

„Ja, oder noch einen Daddy. Weil in Kindergarten auch eine zwei Daddys hat, das is toll. Das will ich auch, geht das, lieber Weihnachtsmann?“, fragte der Kleine begeistert und voller Hoffnung.

„Das wird nicht einfach, kleiner Mann.“

„Warum nich?“

„Weißt du, solche Wünsche sind nicht so leicht zu erfüllen. Denn auch dein Daddy muss das ja auch gut finden.“, als Benjo Passis trauriges Gesicht sieht, hängt er noch an. „Dein Daddy muss dir diesen Wunsch erfüllen, weil er muss deinen neuen Daddy oder Mami ja auch lieb haben, oder Kleiner?“

„Ja, und mich auch lieb haben.“, ergänzte Pascal und wischte sich die Tränen weg.

„Siehst du, und wenn ich jetzt deinen Wunsch erfülle, dann kann passieren, dass dein Daddy ihn gar nicht lieb hat, und das ist nicht gut, oder?“, meinte Benjo.

„Nein. Aber will doch, dass Daddy nich mehr traurig is.“

„Ich verrat dir ein kleines Geheimnis, ja?“, sagte Benjo zum Kleinen.

„Au ja.“, sagte Passi, während er auf Benjos Schoss auf und ab hopste.

„Aber pssst, nicht weitersagen.“

„Nein ich sag nich weiter“, meinte Pascal überzeugend. „Darf ich auch Daddy nich sagen?“

„Auch ihm nich, gut?“

Passi nickte heftig mit dem Kopf.

„Wenn du ganz feste daran glaubst, dann erfüllt sich dein Wunsch bestimmt. Vielleicht nicht zu Weihnachten aber bald.“, erzählte Benjo dem Kleinen.

„Echt?“

„Ja echt“, sagte er lächelnd.

***

Während sein Sohn mit dem Weihnachtmann redete, stand Pietro, Pascals Vater, unweit entfernt und beobachtete die beiden. Als er sah, dass Passi weinte, wollte er schon zu ihm rennen, jedoch als der Weihnachtsmann ihn beruhigte, ging er nicht dahin. Er ließ seinen Blick über den Weihnachtsmann gleiten, doch konnte man nicht viel erkennen. Das einzige was man erkennen konnte, waren die Augen. Als der Weihnachtsmann Pietro direkt anschaute, bekam er eine Gänsehaut. Diese Augen waren ein Traum. Sie haben die Farbe von lichtbeschienener Bernstein. Benjo lächelte Pietro zu und wandte sich dann wieder Pascal zu.

„So Pascal, jetzt wird’s aber Zeit, schau mal dein Daddy wartet schon“, meinte Benjo zu ihm.

„Ja, danke lieber Weihnachtsmann“, sagte Passi und gab dem Weihnachtsmann noch einen Kuss auf die Wange. Dann sprang er vom Schoss hinunter und rannte zu seinem Daddy. Dieser kniete sich hin und hob seinen Jungen hoch.

„Und hast du dir was gewünscht“, fragte er seinen Sohnemann.

„Ja Daddy.“

„Sagst du mir was?“, versuchte Pietro herauszubekommen was Pascal sich gewünscht hat.

„Nein, sag ich nicht“; sagte Pascal fest davon überzeugt.

„Na dann eben nicht“, lächelte Pietro „So jetzt geht’s aber erstmal nach Hause.“

„Daddy, ich hab Hunger.“, jammerte Passi.

„Wir sind gleich zuhause, dann mach ich dir etwas zu essen.“

Zuhause angekommen, bekam Pascal etwas zu essen und danach ging es ab ins Bett.

***

Benjo machte sich währenddessen auch auf den Heimweg, nachdem er sich umgezogen hatte. Ihm ging die ganze Zeit nicht Pascal und dessen Vater aus dem Sinn. Immer wieder musste er an den Wunsch des Kleinen denken, und dabei schlich sich jedes Mal ein Grinsen auf sein Gesicht. Dann flogen seine Gedanken wieder zu dem Vater. ‚Schlecht sah er ja nicht aus…eher richtig gut. Aber ob er schwul ist? Immerhin hat er einen Sohn und so alt ist der Kleine ja noch nicht.’, dachte er während er sich Bettfertig machte, da er zwischenzeitlich zuhause angekommen ist.

***

Benjo machte seine Arbeit weiter, doch er war nicht immer ganz bei der Sache. Seine Gedanken schweiften immer zu dem Kleinen Passi und dessen gut aussehendem Vater. Zumeist in Gedanken arbeitete Benjo eine Woche lang weiter ohne das etwas Interessantes passierte. Auch Pascal hatte er nicht wieder gesehen.

***

Eine neue Woche begann und Benjo machte sich auf den Weg ins Einkaufszentrum. Kaum hatte er es erreicht, sah er schon eine größere Gruppe Kinder, die auf den Weihnachtsmann zu warten schienen. ‚So wie es aussieht, hat sich Enrico etwas früher aus dem Staub gemacht. Aber es ist ja nur noch diese Woche und dann ist Weihnachten.’ Als Benjo den Personalraum erreichte, fand er sich seiner Annahme bestätigt, denn Enrico hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht. Als Benjo eintrat, richtete sich Enrico auf.

„Hallo Benjo.“

„Hallo Enrico. Wie ich sehe, hast du dich vor der Gruppe gedrückt.“

„Ja sicher, Benjo, hast du gesehen wie viele das waren? Dies überlass ich dann doch lieber dir“, grinste Enrico.

„Vielen Dank auch.“

„Gern geschehen“, sagte Enrico grinsend und verschwand bevor Benjo hätte reagieren können.  Seufzend zog sich Benjo um und machte sich auf den Weg zu seinem Platz. Er wurde von lauten, freuenden Kindern begrüßt.

„Ho ho ho, meine Kleinen, da seid ihr aber zu vielen gekommen“, sagte Benjo während er sich in dem Sessel setzte. Er nickte Tanja zu, die schon da war und sie begann das erste Kind zu ihm hoch zu holen. Es ging alles wie gewohnt von statten. Auf einmal sprang ein ihm bekannter kleiner Mann auf seinen Schoss. „Hallo, lieber Weihnachtsmann.“, wurde Benjo begrüßt. Bevor Tanja ihm den Namen hätte verraten können, sagte Benjo:

„Hallo Pascal. Was wünschst du dir denn heut, kleiner Mann? Wieder etwas für deinen Daddy?“

„Nee, heute ich wünschen was für mich, ja“, fragend sah Passi Benjo an.

„Ja, Passi.“

„Gut“, nickte der Kleine, „Ich wünsche mir ein Auto. So eins mit Fernbedienung, kennst du das, lieber Weihnachtsmann?“

„Ja, das kenne ich und so eins hättest du gerne?“

„Ja, voll gerne.“

„Dann werde ich mal sehen, dass ich dir deinen Wunsch erfülle“, sagte Benjo.

„Au ja“, freute sich Passi und sprang von Benjos Schoss. „Tschüss, lieber Weihnachtsmann.“

Pascal war der letzte der Gruppe und damit ging die Gruppe. Benjo seufzte erst einmal erleichtert auf, denn es war schon anstrengend, so viele Kinder hinter einander. Tanja kam mit zwei Tassen Kaffee an.

„Das haben wir uns erstmal verdient“, meinte sie und reichte ihm eine Tasse.

„Danke Tanja, du bist ein wahrer Schatz.“

Im Laufe des Nachmittags kamen noch einige Kinder. Doch nach dem großen Andrang ging es eher ruhig zu.

***

Kaum kam Benjo zuhause an, klingelte das Telefon. Er ließ seine Sachen fallen und sprintete zum Telefon.

„Ja, Merten hier.“

„Guten Abend, Herr Merten, hier ist die Agentur X-Mas-Man, verzeihen Sie die späte Störung.“

„Schon gut.“

„Wir haben ein wichtiges Anliegen an Sie. Wir wollten Sie fragen, ob Sie sich vorstellen könnten am Heiligabend im Krankenhaus zu erscheinen? Es wird natürlich gut belohnt.“

„Hm. Ich weiß nicht. Wie würde das denn da ablaufen und ab wann?“, fragte Benjo unsicher.

„Sie würden dort zuerst durch die Zimmer der Dauerpatienten gehen und sie kurz begrüßen. Aber die Hauptaufgabe wäre die Kinderstation. Wo Sie dann mit den Kindern zusammen etwas Zeit verbringen. Mit denen wo es geht in einem Raum zusammen und die anderen müssten Sie dann extra aufsuchen. Wir haben dann für jedes Kind ein kleines Geschenk parat, das Sie ihnen dann geben.“

„Hört sich nicht schlecht an. Gut ich werde es machen“, meinte Benjo.

„Vielen Dank, Herr Merten. Sie sind unsere Rettung, wir dachten schon wir müssten dem Krankenhaus absagen. Vielen Dank.“

„Kein Problem. Ich mach das schon.“

„Danke. Auf Wiederhören, Herr Merten.“

„Auf Wiederhören.“ Damit legte Benjo auf und fuhr sich durch die Haare.

‚Worauf hab ich mich da wieder eingelassen? Bin mal gespannt wie das wird.’

***

Am nächsten Abend erlebte Benjo eine Überraschung. Nicht weit von seinem Arbeitsplatz stand Pascals Vater und schaute ihm zu wie er mit den Kindern umging.

Um 20 Uhr schaute Benjo sich um, ob noch ein Kind in der Nähe war, doch keins war zu sehen. Er stand auf und wollte sich auf den Weg zum Personalraum machen, als sich Passis Vater ihm in den Weg stellte.

„Entschuldigung, bitte.“, sprach dieser Benjo an.

„Ja, was kann ich für Sie tun“, fragte Benjo.

„Sind Sie der, der letztens Pascal auf dem Schoss hatte. Ich weiß es ist schwer sich an alle zu erinnern. Aber waren Sie es, der mit ihm geflüstert hat?“, erkundigte sich Pietro.

„Ja, der war ich? Wieso wollen Sie das denn wissen?“

„Ich hätte da eine Bitte an Sie. Könnten Sie mir nicht verraten was sich Pascal gewünscht hat?“

„Das geht leider nicht, ich habe es Passi versprochen.“, antwortete Benjo.

„Bitte sagen Sie es mir doch. Ich möchte meinen Kleinen doch nicht enttäuschen.“, flehte Pietro.

„Nein tut mir leid, das kann ich nicht. Aber ich kann Ihnen noch etwas anderes sagen, was er sich wünscht. Er war ja gestern mit seiner Kindergartengruppe, nehme ich an, hier.“, versuchte Benjo Pietro zu überzeugen.

„Ja? Das wäre wirklich sehr nett von Ihnen“, meinte Pascals Vater.

„Er hat sich ein ferngesteuertes Auto gewünscht.“

„Danke, danke. Ich wäre schon fast verzweifelt. Ich wollte ihm nicht irgendwas schenken. Es sollte schon was sein was er haben möchte. Vielen Dank, dass Sie mir das verraten haben“, bedankte sich Pietro.

„Gern geschehen. Ich muss aber auch mal sagen, Sie haben da einen richtig süßen kleinen Schatz.“

„Ja, das ist er wirklich. Jetzt möchte ich Sie aber auch nicht länger von Ihrem Feierabend abhalten. Auf Wiedersehen.“, verabschiedete sich Pietro.

„Das haben Sie nicht“, lächelte Benjo. „Auf wieder sehen!“

Während des Gesprächs sind sie am Personalraum angekommen, in den nun Benjo ging um sich umzuziehen. Währenddessen ging Pietro nach draußen. Er beobachtete aber von dort aus die Türe, denn er wollte erfahren wer hinter dem Weihnachtsmannkostüm steckt. Wer es war, der seinen Sohn so begeisterte.

Kurze Zeit später öffnete sich die Türe und Benjo kam heraus. ‚Ah das ist er ja.’ Pietro beobachtete Benjo genauer und musterte ihn. Benjo hat kastanienbraunes Haar, war, so schätze Pietro, nur etwas kleiner als er selber. Umso näher Benjo kam umso besser konnte er ihn erkennen. Benjo war sportlich gebaut, was man vorher unter dem Weihnachtsmantel nicht hatte erkennen können. Pietro fielen wieder diese wunderschönen bernsteinfarbenen Augen auf und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

Seit einiger Zeit ist ihm bewusst geworden, dass er doch eher auf das eigene Geschlecht stand, und da vorne ging ein Traum von einem Mann. Aber bestimmt nicht schwul und als Pietro sah, dass Benjo noch ziemlich jung, er schätzte ihn auf Mitte 20, fühlte er auf einmal sein Alter.

Benjo blickte auf und sah Pietro. Er runzelte die Stirn, ging aber dann auf ihn zu.

„Guten Abend. Wollen Sie immer noch versuchen rauszubekommen, was Passi sich noch gewünscht hat“, fragte Benjo mit einem umwerfenden Lächeln.

„Versuchen kann man es doch“, lachte Pietro.

„Stimmt schon. Aber ich werde es trotzdem nicht verraten.“

„Schade.“

„Ich weiß, dass wir uns jetzt nicht gerade kennen, aber dürfte ich Sie etwas fragen?“, fragte Benjo Pietro unsicher.

„Ähm. Ja.“, sagte Pietro.

„Passi meinte zu mir er hätte keine Mutter. Da wollt ich fragen, ach ist ja auch egal. Das geht mich nichts an“, meinte Benjo.

Pietro musste einmal schlucken. ‚So was sagt Pascal dem Weihnachtsmann? Wieso nur?’

„Sie wollen wissen warum er keine hat? Hab ich recht?“, sagte Pietro zu Benjo.

„Ähm ja.“

„Sie ist kurz nach der Geburt gestorben.“

„Oh das tut mir leid.“, sagte Benjo und schaute Pietro mitleidig an.

„Schon gut. Ich hab mich damit abgefunden und Passi braucht mich ja.“

„Ja der Kleine, ist ein richtig putziges Kerlchen“, lächelte Benjo.

Während des Gesprächs gingen sie in Richtung U-Bahnstation, und stellten dort verwundert fest, dass sie wohl den gleichen Weg zu scheinen haben. Und wo war es auch. Benjo musste nur eine Station früher aussteigen.

„Auf Wiedersehen, ähm.“, meinte Benjo.

„Pietro.“

„Ah gut, Auf wieder sehen, Pietro. Kommen Sie gut nach Hause.“

„Sie auch, – Benjo sagte ihm seinen Namen – Benjo.“, verabschiedete sich Pietro.

***

Am nächsten Tag gegen Mittag klingelte bei Benjo das Telefon. Durch das Klingeln wach geworden. Griff er müde zum Telefon.

„Ja?“

„Hey Benjo! Hab ich dich geweckt? Du hörst dich so verschlafen an?“, hörte Benjo die Stimme seiner besten Freundin Marie.

„Nein gar nicht, Marie, ich bin schon seit Stunden wach“, antwortete er ironisch.

„Ah dann ist ja gut.“

„MARIE!!!“

Als Reaktion hörte er nur Maries Lachen.

„Also was ich eigentlich wollte, Benjo, hättest du jetzt Zeit dich zu treffen?“, fragte Marie.

„Mit wem?“

„Na mit mir, du Dummerchen.“

„Na gut“, sagte Benjo mit einem Lächeln in der Stimme.

„Gut ich bin in 15 Minuten bei dir.“, damit legte Marie auf ohne dass Benjo noch hätte reagieren können.

Immer noch müde quälte sich Benjo aus dem Bett und machte sich fertig. Kaum war er angezogen da klingelte es auch schon an seiner Tür. Langsam schlürfte er dorthin und öffnete sie.

„Hey Benjo! Oh man, du siehst echt verschlafen aus.“, begrüßte Marie ihn und drückte ihn dabei.

„Hey Marie.“

Benjo schlürfte weiter in Richtung Küche um sich erstmal einen Kaffee zumachen. Marie hingegen machte es sich im Wohnzimmer bequem und wartete auf Benjo.

„Ich muss dir unbedingt was erzählen“, rief sie ihm zu, als er langsam auch ins Wohnzimmer kam.

„Ich hoffe es ist etwas Wichtiges, warum du mich so früh ausm Bett schmeißst.“, meinte Benjo daraufhin.

„Natürlich ist es wichtig. Würde ich dich jemals mit was Unwichtigem nerven“, fragte Marie.

„Lass mich mal überlegen. Ja würdest du“, antwortete Benjo lächelnd.

Marie knuffte daraufhin Benjo mal in die Seite und schaute ihn leicht böse an, doch das Lächeln auf ihren Lippen verriet sie.

„So jetzt lass mich mal erzählen. Ich habe mich verliebt.“

„Das ist das wichtige? Marie, dafür hast du mich geweckt?“

„Ja genau dafür. Denn weißt du er ist einfach perfekt, so nett, charmant…“

„Wenn du schon so anfängst, dann gibt es doch einen Harken, oder?“, unterbrach Benjo sie.

Marie seufzte und meinte: „Ja, den gibt es. Er ist schon vergeben.“

“Ach Marie“, er nahm sie in den Arm und hielt sie ganz fest. „Warum musst du dich auch immer in die Falschen verlieben?“

„Wenn ich das wüsste“, seufzte sie.

„Wenn es dich tröstet, ich bin auch unglücklich verliebt.“

„Du? Verliebt? In wem? Ich möchte alles hören.“, mit diesen Worten schaute sie Benjo auffordernd an.

„Er heißt Pietro. Sieht einfach toll aus. Er ist sehr nett und wir verstehen uns wirklich gut. er hat einen kleinen Sohn, Pascal, ein richtig süßer Fratz. Ein richtiger Traumtyp und sehr wahrscheinlich nicht schwul“, seufzte nun Benjo.

„Du weißt es noch nicht mal und seufzt hier rum? Also echt, Benjo, dann musst du raus finden ob er schwul ist.“, meinte Marie.

„Und wie soll ich das machen? Ich kann ihn ja schlecht einfach fragen.“

„So, und warum nicht?“, fragte Marie.

„Meinst du echt ich will die entstehende Freundschaft zerstören?“, fragte Benjo zurück.

„Dann musst du es irgendwie anders herausbekommen.“

„Ja und wie?“

„Das weiß ich noch nicht genau. Aber ich überleg mir was.“, meinte Marie.

Die beiden unterhielten sich noch so lange bis Benjo sich für die Arbeit fertig machen musste.

Auf der Arbeit war nichts Besonderes los. Doch nach der Arbeit wartete wieder Pietro auf Benjo, was diesen am Anfang doch etwas irritierte.

„Guten Abend, Pietro. Was machst du denn hier? Mit dir hätte ich gar nicht gerechnet?“

„Guten Abend, Benjo. Na ja ich hab jetzt Feierabend und ich dachte wir könnten ja wieder zusammen nach Hause fahren. Natürlich nur wenn du möchtest.“, meinte Pietro.

„Sicher sehr gern. Mit angenehmer Gesellschaft ist es doch schöner nach Hause zu fahren als allein“, lächelte Benjo Pietro an.

„Na dann kommen Sie, junger Mann“, lachte Pietro und hielt ihm seinen Arm hin wo sich Benjo unterharkte.

Sie unterhielten sich die ganze Zeit angeregt. Kurz bevor Benjo aussteigen musste, fragte er einfach.

„Wie sieht es eigentlich mit einer neuen Mutter für Pascal aus?“

„Ähm, ja, schlecht“, meinte Pietro.

„Wieso denn das? Ist da niemand Nettes in Aussicht?“, fragte Benjo nach.

„…ähm, na ja, das ist so…, ich hoffe du verachtest mich jetzt nicht, … aber ich bin schwul“, gestand Pietro und schaute Benjo unsicher an.

„Dich verachten? Nie! Aber wenn du schwul bist, wie kommt es dann, dass du Pascal hast? Musst nicht antworten, wenn es mich nichts angeht.“

„Na ja ich habe meine Gefühle unterdrückt und dann mit Passis Mutter eine Beziehung angefangen. Dann nahm dies alles so seinen Lauf. Ich habe sie ja auch geliebt aber nicht so wie sie es verdient hat. Kurz vor ihrem Tod habe ich ihr das gebeichtet und weißt du was sie erwidert hat? – Benjo schüttelte den Kopf – Sie meinte sie wüsste das schon.“

„Bist du denn auf der Suche nach einem Freund?“

„Wie kommt es, dass du so gelassen reagierst?“, fragte Pietro statt zu antworten Benjo.

„Wies sollte ich denn anders reagieren? Bin doch selbst schwul.“, antwortete Benjo.

„DU bist schwul?“, fragte Pietro ungläubig.

„Ja.“

„Hätte ich irgendwie nicht gedacht“, gestand Pietro.

„Und wie ist die Antwort auf meine Frage?“, fragte Benjo nach.

„Ähm welche Frage meinst du noch mal?“

„Ob du auf der Suche bist?“

„Ähm, ja, oder nein, doch eher ja…“

„Und was jetzt genau“, lachte Benjo ihn an.

„Na ja ich kenn da jemanden, – dabei schaute er Benjo tief in die Augen -, aber ich weiß nicht ob er Interesse an mir hat?“

„Hm und wie willst du das heraus finden?“

„Nun so…“

Gerade als sich Pietro zu Benjo vorbeugen wollte, sah dieser nach draußen und bemerkte, dass er aussteigen musste.

„Mist, wir sind ja schon da. Tut mir leid, Pietro. Bis morgen.“, damit rannte Benjo schnell aus der stehenden U-Bahn.

Pietro blieb allein zurück uns seufzte. ‚Warum muss die Bahn auch immer im falschen Moment halten. Jetzt erfahr ich nie ob er Interesse an mir hat.’ Leicht traurig ging Pietro nach Hause, wo er sogleich von seinem Sohn begrüßt wurde.

„Daddy!“, damit sprang Passi seinem Vater in die Arme.

„Hallo kleiner Mann. Na hattest du viel Spaß?“

„Ja sehr. Tante Sofie und ich haben Kekse gebacken. Musst du gucken, Daddy.“, erzählte Pascal begeistert.

Pietro ging mit Passi auf dem Arm in die Küche wo Sofie, seine Schwester, noch die letzten Kekse in eine Dose verstaute.

„Guten Abend, Sofie“, begrüßte er sie.

„Guten Abend, Pietro. Na dann werd ich mich mal auf den Weg nach Hause machen. Bis morgen dann.“, verabschiedete sich Sofie.

„Bis morgen, Tante Sofie.“

„Tschüss Passi. Und denk daran nicht so viele Kekse naschen.“

„Mach ich doch nie“, sagte der Kleine gespielt ernster Mine

***

Als Pietro im Bett lag, dachte er noch mal über den Abend nach. ‚Benjo ist also auch schwul. Das ist sehr gut. Morgen muss ich auf jeden Fall versuchen ihm zu sagen, dass er es ist, den ich liebe.’

***

Während Benjo wie jeden Tag seiner Arbeit nachging, dachte auch er über den gestrigen Abend nach. ‚Was hat Pietro zum Schluss gesagt…er kenne da schon einen…wie dieser jemand wohl ist…Moment mal. Wie wollte er noch mal raus finden, ob dieser jemand auch Interesse hat…? Pietro hat sich vorgebeugt…ja da bin ich mir ganz sicher…wollte er mich etwa küssen? Meinte er mich mit dem Jemand?’ Ein wunderschönes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. ‚Ja, er meinte bestimmt mich. Er hat an mir Interesse. Wow. Wenn das so ist, dann muss ich ihm heute unbedingt sagen, dass es bei mir auch so ist.’, nahm sich Benjo vor.

***

Kaum war seine Arbeitszeit zu Ende ging er schnellen Schrittes zum Personalraum um sich umzuziehen. So schnell er konnte, machte er sich fertig und ging nach draußen. Dort sah er auch schon Pietro stehen. Lächelnd ging er auf ihn zu und umarmte ihn.

„Guten Abend, Pietro, schön dich zu sehen.“

„Guten Abend, Benjo, ich freue mich ebenfalls dich zu sehen.“

Wie auch schon gestern harkte sich Benjo beim Älteren unter und sie gingen zur U-Bahnstation. Während sie sich auf den Weg machten, setzte Benjo an um Pietro etwas zu sagen

„Du, Pietro, wegen gestern…ich wollt dir da was sagen.“

„Was denn?“, gespannt sah Pietro ihn an.

„Na ja weißt du…ich hab mich ver…“, dann wurde er von einer Stimme unterbrochen, die laut ‚Pietro’ rief.

Pietro schaute in die Richtung aus der die Stimme kam und sah seine Schwester mit Pascal im Auto sitzen.

„Da bist du ja, Pietro, wir wollten dich abholen. Kommst du?“, rief Sofie wieder.

Pietro schaute Benjo entschuldigend an.

„Erzählst du es mir morgen? Wir sehen uns doch morgen wieder, oder?“

„Ja. Bis morgen dann.“

„Bis morgen.“ Dann ging Pietro zum Auto und stieg ein. Währenddessen machte sich Benjo allein auf den Heimweg. ‚So ein Mist, fast hatte ich es ihm gesagt. Wieso musste auch diese Frau dazwischen funken…’

***

Während der Heimfahrt machte sich Pietro Gedanken darüber, was Benjo ihm sagen wollte. ‚ich hab mich ver… kann es sein? Wollte er mir sagen, dass er mich liebt? Oder ist das nur Wunschdenken? Und liebt er gar einen anderen?’ so und so ähnliche Gedanken gingen Pietro durch den Kopf.

***

Am nächsten Tag wartete Benjo schon sehr gespannt auf den Feierabend. Er wollte Pietro endlich sagen was er fühlte. Kaum sprang der Zeiger der Uhr auf 18 Uhr da rannte Benjo schon los um sich umzuziehen. Er wollte so schnell wie möglich zu Pietro. Doch als er nach draußen ging, sah er nicht wie sonst Pietro schon da stehen. Er ging zu dem Platz wo sonst immer auf ihn gewartet wurde und wartete diesmal selber, auf Pietro.

Doch nach einer Stunde sah er immer noch keinen Pietro weit und breit. Benjo seufzte. ‚Ihm ist wohl etwas dazwischen gekommen. Dann werde ich es ihm morgen sagen. Ja genauso mache ich es.’ Mit diesem Gedanken machte er sich auf den Heimweg.

***

Doch auch am nächsten Tag erschien kein Pietro. ‚Ob er mich nicht mehr sehen mag? Vielleicht war ja doch nicht ich gemeint und er ist nun bei seinem Freund.’ Benjo seufzte tief. ‚Warum nur muss immer ich so viel Pech haben.’ Traurig schlurfte Benjo nach hause und rief Marie an. Er brauchte jetzt seelische Unterstützung und wer wäre da besser geeignet als seine beste Freundin.

„Ja, Marie hier.“

„Marie, ich bin’s Benjo. Kommst du vorbei?“, fragte Benjo sie.

„Was ist denn los, Benjo? Du hörst dich ja gar nicht gut an. Mach nichts Unüberlegtes. Ich bin sofort bei dir.“ Damit legte Marie auf und machte sich auf den Weg.

Kurze Zeit später klingelte sie bei Benjo, der ihr traurig die Türe öffnete.

„Hey Benjo, was ist denn passiert? Na komm ich mach dir erstmal einen Tee und dann erzählst du mir was los ist.“ Damit bugsierte sie ihn zurück auf das Sofa und ging in die Küche um wie gesagt einen Tee zu kochen.

Kaum war der Tee fertig setzte sie sich zu ihm auf die Couch. Während er leicht abwesend die Tasse mit seinen Händen umschlungen hält, schaute sie sich ihn genauer an und versuchte so schon mal herauszubekommen was ihn bedrückte.

„So Benjo, was ist denn nun passiert?“

„Er liebt einen anderen.“

„Dein Traummann? Wie kommst du denn da drauf?“

„Er kam heute und gestern nicht wie verabredet zum Einkaufszentrum. Er muss also jemand anderes haben.“, sagte Benjo.

Marie schaute ihn skeptisch an. „Das muss doch nicht gleich bedeuten, dass er jemanden hat. Vielleicht musste er einfach nur Überstunden machen. Das ist bei den meisten doch jetzt kurz vor Weihnachten so.“

„Meinst du wirklich?“, fragte Benjo, mit Hoffnung in den Augen.

„Ja ich mein das wirklich so. Nun blas doch nicht gleich Trübsal nur, weil er zweimal nicht da war, du wirst sehen, morgen ist er wieder da.“

„Glaubst du? Ich werde aber morgen nicht viel Zeit haben. Ich muss doch um 18 Uhr schon im Krankenhaus sein. Wie soll ich ihn dann sehen können. Er denkt doch ich muss immer bis 18 Uhr arbeiten. Aber morgen ist doch nur bis 17 Uhr. Was mach ich denn nun?“, hilflos sah er sie an.

„Benjo, wenn er dich liebt, und davon gehe ich aus, denn dir kann keiner widerstehen, dann wird er schon einen Weg finden wie ihr euch treffen könnt. Du wirst sehen.“, meinte Marie zuversichtlich.

„Ich hoffe es so sehr.“

„So sehr liebst du ihn?“

„Ja, er ist einfach perfekt. Wir verstehen uns sehr gut und ach er ist so süß, und sehr charmant. Halt einfach perfekt.“, schwärmte Benjo.

„Also Benjo, kein Trübsal blasen mehr, ok? Ich muss nämlich wieder gehen. Hab noch ein Date.“, sagte Marie lächelnd.

„Du? Ein Date? Mit wem?“

„Ja ich. Ich habe ihn gestern durch Zufall kennen gelernt und heute treffen wir uns noch mal und vielleicht wird ja was draus. Drück mir dir Daumen.“

„Werd ich machen. Viel Spaß, Marie.“

Benjo begleitete Marie noch zur Türe und verabschiedete sich von ihr.

„Tschüss Marie, und danke.“

„Gern geschehen, Benjo, du weißt ich bin immer für dich da. Bye.“

***

Als Benjo seine Arbeit beendete, schaute er sich draußen noch mal um ob er Pietro nicht doch irgendwo stehen sah. Doch er wurde enttäuscht. Schnellen Schrittes machte er sich auf den Weg zum Krankenhaus. Sein Kostüm hatte er noch an. Da es eh der Agentur gehörte, konnte er es in Ruhe anlassen und musste sich dann nicht im Krankenhaus es wieder anziehen.

Im Foyer des Krankenhauses wurde er auch schon von einer älteren Dame begrüßt.

„Guten Abend, sind Sie Herr Merten?“

„Guten Abend, ja der bin ich.“

„Gut dann folgen Sie mir doch bitte. Sie wissen wie es hier heute Abend abläuft?“

„So ungefähr. Ich soll zu den Patienten und dann zur Kinderstation. Aber wie genau alles abläuft, wurde mir nicht mitgeteilt.“

„Gut, Sie werden wie Sie gesagt haben, zuerst zu den erwachsenen Patienten gehen. Denen überreichen Sie einen Schokoladenweihnachtsmann. Wir geben Ihnen gleich genug davon. Sie müssen dort nur kurz in die Zimmer rein. Sie begrüßen und das Geschenk überreichen und dann gleich weiter. Ich werde Sie die ganze Zeit begleiten, damit Sie keins vergessen oder nicht durcheinander kommen. Alles verständlich soweit?“, erklärte die Frau ihm.

„Ja, das ist alles klar.“

„Gut dann folgen Sie mir. Zuerst holen wir den Geschenksack ab und dann geht es los. Das mit der Kinderstation erkläre ich Ihnen gleich. Das ist Ihnen doch recht, oder?“

„Ja, ist es.“, antwortete Benjo.

Kaum den Sack geholt machten sie sich auf den Weg die Krankenzimmer abzugehen. Es ging alles ziemlich zügig. Nur bei manchen älteren Patienten blieb Benjo ein wenig länger.

„So nur noch dieser Gang und der erste Teil des Abends ist vorbei“; teilte ihm die Frau mit.

Als er an eine Tür ziemlich in der Mitte des Ganges klopfte, hörte Benjo eine ihm bekannte Kinderstimme. Kaum betrat er den Raum sah er seine Annahme bestätigt. Dort saß Pascal und in dem Bett lag Pietro. Dieser schaute ihn an und lächelte.

„Guck mal, Daddy, der Weihnachtsmann.“, freute sich Passi.

„Ho ho ho, guten Abend.“, damit ging Benjo näher auf das Bett zu. ‚Jetzt weiß ich auch warum er nicht kommen konnte, wenn er hier liegt.’

„Guten Abend, lieber Weihnachtsmann“, sagte Pascal.

Als Benjo direkt vor dem Bett stand, blieb er stehen und schaute Pietro direkt in die Augen. Diesen traf die Erkenntnis. Er erkannte Benjo direkt an seinen Augen.

Benjo wandte sich an Pascal und fragte ihn; „Na Pascal, war dein Papa dieses Jahr auch brav?“

„Ja Daddy immer brav.“, sagte Passi voller Überzeugung.

„Na, dann hat er sich wohl ein kleines Geschenk verdient.“, damit holte Benjo einen Schokoweihnachtsmann aus dem Sack und überreichte ihn Pietro.

Dann schaute er wieder zu Passi und meinte; „Dein Geschenk, Pascal, habe ich schon zu euch nach Hause gebracht. Meinst du, du kannst dich solange gedulden bis du zu Hause bist?“

„Ja, ich das können.“, und lieb lächelte er den Weihnachtsmann an.

„Das ist sehr lieb von dir“, dann tätschelte er ihm noch den Kopf und machte sich daran hinaus zu gehen. In der Türe drehte er sich noch mal um und meinte; „Pascal, möchtest du mir nicht beim weiteren Verteilen helfen? Und gleich gehe ich zu den Kindern hier. Möchtest du mitkommen?“

„Au ja. Darf ich, Daddy?“, bittend schaute er seinen Vater an. Der nickte nur und schaute Benjo dankend an, denn so war Passi etwas beschäftigt und musste nicht hier rum sitzen.

„Na dann komm, Pascal“, rief Benjo ihn.

Pascal rannte auf ihn zu und schaute ihn mit strahlenden Augen an. Zusammen mit Pascal besuchte Benjo noch die restlichen Zimmer.

Als dies geschafft war, meinte die Frau zu ihm; „So dann zeig ich Ihnen mal wo es zur Kinderstation hingeht.“

Unterwegs tauschten sie noch die Säcke aus und auf Passis fragenden Blick meinte Benjo nur, dass es zu schwer wäre, wenn er beide hätte tragen müssen, so dass er einen hier abgestellt hatte. Verstehend nickte Pascal.

In der Kinderstation waren schon alle Kinder im größten Raum versammelt und warteten gespannt auf den Weihnachtsmann, der auch in diesem Moment durch die Türe herein kam.

„Ho ho ho, ihr lieben Kinderlein.“

„Hallo, lieber Weihnachtsmann“, wurde er von allen Seiten begrüßt.

Die Kinder saßen und lagen in einem Halbkreis um einen Stuhl herum, auf den sich nun Benjo setzte. Pascal mischte sich zwischen die Kinder.

„Hallo ihr lieben Kleinen und Großen. Wie geht es euch denn heute?“, fragte Benjo in die Runde und bekam ein einstimmiges ‚gut’ zurück. Eines der Kinder kam mit einem dickeren Buch auf ihn zu und schaute ihn bittend an.

„Du möchtest, dass ich euch etwas vorlese?“, fragte er das kleine Mädchen, dieses nickte daraufhin nur.

„Na dann werde ich das machen. Möchtest du etwas Bestimmtes hören?“, fragte er erneut.

Das kleine Mädchen zeigte ihm welche es gerne hören mochte. Benjo las den Kindern die Geschichte vor und jeder hörte ihm gespannt zu.

Als die Geschichte zu ende war, schlug er sanft das Buch zu und legte es auf die Seite. Dann lächelte er die Kinder an und meinte zu ihnen; „Nun kommen wir zu den Geschenken? Alle einverstanden?“ und wieder erschall ein einstimmiges und lautes ‚JA’

Benjo lachte und nahm aus dem Sack ein kleines Büchlein in dem, wie die Frau ihm sagte, die Namen der Kinder war und auch die Farbe des Punktes, der das passende Geschenk markierte. Und so überreichte Benjo einem Kind nach dem anderen ein Geschenk und bekam als Belohnung viele strahlende Gesichter zu sehen.

Langsam verabschiedete Benjo sich. Pascal kam auf ihn zu und fragte; „Du, Weihnachtsmann, darf ich noch was hier bleiben?“

„Ja, bleib ruhig was hier, ich werde deinem Vater sagen, dass du hier bist.“

Pascal rannte wieder zu den Kindern zurück und Benjo folgte der Frau nach unten.

„Kann ich mich hier irgendwo umziehen? Ich wollte noch jemanden hier besuchen?“, fragte er sie.

„Ja, kommen Sie, ich zeig Ihnen wo Sie sich umziehen können. Dort können Sie solange auch das Kostüm liegen lassen.“

„Vielen Dank.“

Die Frau zeigte ihm eine leere Abstellkammer und reichte ihm den Schlüssel dazu.

„Den geben Sie mir aber nachher wieder.“, ermahnte sie Benjo.

„Natürlich. Wo werde ich Sie denn finden?“

„Ich bin dort an der Rezeption.“

***

Frisch umgezogen und mit klopfendem Herzen stand Benjo vor der Türe zu Pietros Zimmer. Er atmete noch einmal tief durch und klopfte an. „Herein“, erschall Pietros Stimme. Benjo betrat das Zimmer und ging direkt auf das Bett zu.

„Hallo Pietro.“

„Hallo Benjo. Bin ich froh dich zu sehen. Glaub mir ich wollte wirklich zu dir kommen. Doch bin ich auf dem Weg zum Einkaufszentrum so blöde gestürzt, dass ich mir eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen hab und jetzt lieg ich hier seit nun drei Tagen. Er tut mir wirklich leid. Du wolltest mir doch was gesagt haben? Was war es denn? Ich wollt dich damals auch nicht unterbrechen aber dann kam Sofie….“

Benjo reichte es. Er wollte keine weiteren Erklärungen hören und er hatte sich einfach vorgebeugt und Pietros Lippen mit den seinigen versiegelt. Pietro war im ersten Moment leicht überrumpelt doch erwiderte er den Kuss sofort.

Nach längerer Zeit unterbrach Benjo den Kuss und schaute Pietro liebevoll in die Augen.

„Ich wollte dir damals nur sagen, dass ich dich liebe, aber so funktioniert es ja auch“, lachte er. Da konnte Pietro nur zustimmen. Seine Hand wanderte zu Benjos Nacken und er zog ihn für einen weiteren Kuss wieder nach unten.

„Ja so ist das viel schöner“, meinte Pietro nachdem sie den Kuss wieder unterbrochen hatten. „Ich liebe dich auch, Benjo.“

Sie küssten sich immer wieder. Mal etwas länger mal etwas kürzer aber immer mit viel Liebe. Bis sich auf einmal die Türe öffnete und ein kleiner schwarzhaariger Wuschelkopf seinen Kopf hinein steckte. Der kleine Kerl kam ins Zimmer hinein und stellte sich vor das Bett während er seinen Daddy und dem ihm noch fremden Mann beobachtete. Doch dann leuchteten seine Augen. Hatte der Weihnachtsmann ihm seinen Wunsch doch noch erfüllt.

Freudig rief der kleine Junge; „Daddy!“

Die beiden sich Küssenden erschraken sich und sprangen auseinander. Pietro schaute seinen Sohn an.

„Passi, musst du uns so erschrecken?“

„Tschuldigung Daddy. Wer ist das?“, fragte Passi und zeigte dabei auf Benjo.

„Das ist Benjo, er ist… ja er ist…“, stotterte Pietro.

Benjo kniete sich vor Passi und hielt ihm die Hand hin.

„Hallo kleiner Mann. Ich bin Benjo, der Freund deines Papas. Wie heißt es so schön; Wenn du ganz feste daran glaubst, dann erfüllt sich dein Wunsch bestimmt.“

Pascal bekam große Augen doch dann strahlte er wie ein Honigkuchenpferd. Benjo half ihm auf das Bett und Pascal krabbelte zu seinem Daddy und setzte sich auf seinen Schoss, dann meinte er:

„Das ist das schönste Weihnachten. Jetzt hab ich zwei Daddys.“ Dabei strahlte er ununterbrochen.

„Daddy, du musst was rutschen, dann kann Benjo auch noch hier liegen.“, sagte er zu seinem Vater.

Dieser tat ihm den Gefallen und machte für Benjo etwas Platz. Zu dritt lagen sie nun auf dem Bett und schlummerten nach und nach ein. Eine kleine glückliche Familie.

Für jeden der drei, ist dieses das schönste Weihnachten. Denn sie fanden die Liebe.

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