Traumschiff – Teil 134

Alles neu… Reha… zu Hause… Ansichten / Einsichten… Dojo

So, weiter geht es und wir nähern uns dem Jahrestag, das heißt, dem 22.04.2010. An diesem Tag/Datum hat die Geschichte begonnen, mit Oles Abiturklausuren, es war der 03.07.2012, als das erste Kapitel hoch geladen wurde.

133 Kapitel und 1.303.782 Wörter erzählen eine Geschichte oder eher ein modernes Märchen von vielen Jungs und Mädels, die eine Freundschaft miteinander verbindet und die sich durch Ereignisse und Zufälle zusammen gefunden haben.

Allen, die die Leute durch das Jahr 2010 in das Jahr 2011 begleitet haben, sage ich DANKE. Dass es so eine SOAP geworden ist, war nicht vorgesehen.. .es hat sich ergeben und so langsam denke ich über ein moderates Ende nach.

Ich plane mal, das es zur Folge 150 auslaufen wird und das es danach wohl die ein oder andere Kurzgeschichte gibt, die sich auf „Das Traumschiff“ bezieht… so, weiter geht es.

Finn, Montag, 11.04.2011, 18:30 Uhr, in der WG mit den Anderen beim Abendbrot.
Als ich heute Morgen wach wurde, musste ich zunächst mal raffen, das ich nicht wie sonst, in meinem Zimmer zu Hause war, sondern in dieser tollen WG, in die ich gestern am Vormittag so plötzlich einziehen durfte.

Alle Jungs hier, mittlerweile weiß ich, wer alles hier wohnt, wer sonst noch dazu gehört, haben es locker und interessiert aufgenommen, das ich jetzt einfach hier wohne. Die ich jetzt gestern und heute Morgen noch nicht kennen gelernt habe, werde ich, so meint der Ole, in den nächsten Tagen bestimmt noch kennen lernen.

Alle sind mir mehr als sympathisch, haben mich freundlich begrüßt und der Ole, der kümmert sich echt um mich. Er hilft mir, mich mit all den neuen Eindrücken, der Location und Informationen über die Leute und auch die Spielregeln, welche hier gelten, zu Recht zu finden.
Es ist schon einiges anders, als es all die Jahre zu Hause war, logisch, aber nach dem ersten Tag weiß ich, dass es mir hier gefällt und Papas Gemecker fehlt mir nicht. Gestern Mittag hat ein Junge, der Enrico, trotz verbundener Hand mit seinem Freund Noah Essen gemacht, richtig gekocht.

Meine insgeheim vorhandene Befürchtung, es würde hier nur Dosenfraß geben, wurde durch das tolle Essen total zerstreut. Es gab Schnitzel, Mailänder Art, mit Käse überbacken, dazu Bandnudeln in Gorgonzola Sauce und einen italienischen Salat, auf Tellern fertig angerichtet und den Salat hat der Noah ganz allein gemacht und der ist kein Koch, sondern Schüler.

Enrico ist ein Koch und Ole hat mir die Geschichte von Enrico und Paolo und dem Ristorante des Vaters der beiden erzählt und auch, das nach der Versöhnung Noah und Enrico dort immer, wenn etwas Besonderes ist, zusammen beim Kochen helfen.

Krass ist es schon, zu hören, was der Junge dadurch, dass er schwul ist, hat leiden müssen. Ich finde es toll, das der Jerome beiden mit Unterstützung seiner Familie und den anderen Freunden hier schnell und effizient geholfen hat.

Paolo, der Zwillingsbruder ist mit der Schwester von Jerome fest zusammen und der Enrico ist mit dem Noah zusammen gekommen auf dem 40. Geburtstag von Jeromes Mama, die wohl gerade vor ein paar Wochen noch mal Mutter von zwei Jungs geworden ist.

Jeromes Familie ist Haupteigentümer eines großen Konzerns mit Schiffen, Hotels und vielen anderen, im Konzern eingebetteten Firmen. Das Gebäude der WG und auch die restaurierte Halle haben vor dem Umbau Jeromes Oma gehört, die mit ihrer Schwester in Bremerhaven bei Jeromes Eltern wohnt.

Heute Morgen, nach einem guten Frühstück, von Mike und Dirk gemacht, bin ich wie sonst auch immer in die Firma gefahren, mit Wolfi, der hat, weil es genieselt hat, den Kevin zur Arbeit ins Hilton gefahren hat und dadurch war ich etwas früher auf der Arbeit.

Ich bin dann in unser kleines Personalbüro und habe meine neue Adresse angegeben. Ole hat gemeint, das soll ich machen und dort auch sagen, dass sie diese Information nicht weitergeben sollen, vor allem nicht an meine Eltern.

Mama hatte ich in den Brief geschrieben, das ich in eine WG geflüchtet bin, weil ich, na ja, eben nun auch noch schwul bin und dass das der Papa wohl niemals akzeptieren wird und ich so einem hektischen, vielleicht sogar einem gewaltsamen Rauswurf nur zuvor gekommen bin, nach dem er mir ja gestern schon mit dem Rauswurf gedroht hat.

„Es geht mir gut da, es wohnen etliche junge Leute dort und da werde ich vorerst bleiben.“

Außer Torben hat sich noch keiner gemeldet, auch Mama nicht und dies stimmt mich etwas traurig. Mal sehen, ob da noch was kommt. Torben hat geschrieben, das Papa mein wohl Verschwinden mit allen Sachen als Beweis für ein von längerer Hand vorbereiteten Akt sieht und er hat überall nach geschaut, ob ich auch ja nichts mitgenommen habe, was mir nicht gehört. Hab ich nicht.

Ein anderer Freund von Marvin und mir, Hartmut Dann, wir nennen ihn Legolas oder kurz Lego, weil er dem Elbenprinz in dem Film „Herr der Ringe“ so gleicht, ist auf der Kreissparkasse in der Ausbildung.

Ihn habe heute Morgen um 9:00 Uhr angerufen und gebeten, die Löschung der Vollmacht für mein Konto, die meine Eltern noch haben, vorzubereiten und auch meine neue Adresse muss ja da eingetragen werden.

Nachher fährt mich ein Arbeitskollege dort kurz hin, zum Unterschreiben und dann kann außer mir niemand an die Kohle. Ich werde dann auch gleich alles fürs Online-Banking einrichten, was ich von Papa aus nicht durfte.

Papa würde ich sehr wohl zutrauen, alles zu kontrollieren oder, wenn es knapp wäre bei ihm, auch auf mein Geld zugreifen und was ab zu heben. Ein ordentlich gefülltes Sparbuch habe ich ja auch noch, seit meiner Konfirmation vor vier Jahren und es ist immer gewachsen.

Dafür, dass alles so Ratz – Fatz über die Bühne gegangen ist mit meinem ja doch unvorhergesehenen Abgang von zu Hause, kann ich sagen, das es schon einer guten Portion Glück und natürlich Marvin und Ole geschuldet ist, das ich nun in einem völlig neuen und auf die ersten Blicke hin, absolut coolen Umfeld gelandet bin.

Hier kann und will ich jetzt der sein, der ich bin und das ich jetzt wohl auch akzeptieren kann schwul zu sein, ist sicherlich ein großer Schritt nach vorn für mich. Der lockere Umgang mit der Homosexualität und auch die vielen kleinen Gesten und Berührungen der Jungs hier geben mir das Gefühl, irgendwann in absehbarer Zeit glücklich in einer Zweierbeziehung leben zu können.

Zunächst werde ich mich aber darum bemühen, einen guten Berufsabschluss zu bekommen. Mein Job macht mir Spaß und ich komme auch sehr gut mit bei allem. Mein Chef ist zufrieden und auch das Klima in der Firma ist OK.

Es kann jetzt einfach nur besser werden und da hier keiner mit mir mault und meckert, macht es fast perfekt.

Mike, Dienstag, 12.04.2011, 11:00 Uhr, in der WG, allein, beim Fertigmachen eines großen Kuverts, um Klausuren zu verschicken an die Fernuni.

So, die nächsten Arbeiten sind fertig zum Verschicken, ich bin gut in der Zeit und ich werde da auch nichts vertrödeln. Es geht mir bisher gut von der Hand und die Rückmeldungen sind erfreulich positiv.

Dass mein Hase jetzt bald mit dem Abi beginnt, gefällt mir und er wird das auch recht ordentlich schaffen. Alle aus unserem Umfeld, die bald ins Abi einsteigen, haben beschlossen, in dieser Zeit viel zusammen zu arbeiten und Jeromes Vater will den Jungs und Mädels, wenn nötig, in der Vorbereitung den ein oder anderen Lehrer schicken, um sie zu unterstützen.

Auch wir, die das Abi schon haben, haben unsere Unterstützung zu gesagt. So dürfte eigentlich nichts schiefgehen. Wenn Dirk dann das Abi hat, zieht er ganz her zu mir und geht dann hier mit den anderen zur Uni.

Meine Mama will dann meine Oma, ihre Mutter, zu uns ins Haus aufnehmen. Oma wohnt in Wilhelmshaven, seit Opa tot ist, allein und Mama will sie jetzt her holen, wenn ich ganz ausgezogen bin.

Dirk wird sein Zimmer vorerst zu Hause behalten, Möbel braucht er hier ja nicht und einen Rückzugsort wollen wir halt schon nicht aufgeben, wenn es nicht sein muss.
Auch mein Zimmer bleibt erst mal, wie es ist, es ist ja noch ein großes Gästezimmer da, in das Oma einziehen kann.

Die Halle wird heute Nachmittag von einer Firma komplett gereinigt, das hat das Baukonto noch her gegeben und danach ist es eigentlich fertig zur Eröffnung. Ab Morgen wird auch immer schon dort trainiert und der große Tag der Eröffnung kann dann kommen.

In der Woche davor, es sind ja Schulferien, will Alwin mit Kevin, Wolfi und denen, die Zeit und Lust haben, das Studio fertig machen. Das soll ja dann am Tag nach der Halleneröffnung Ebenfalls für den Publikumsverkehr geöffnet werden.

Da ist schon noch ein wenig zu tun, aber mit vielen Händen dürfte auch das locker über die Bühne gehen. Die große Brandschutzbegehung am Donnerstag letzter Woche, verlief gut, es gab nur zwei kleine Beanstandungen, was die Beschilderung der Fluchtwege im Brandfall angeht.

Das konnte aber umgehend ab gestellt werden und so steht nun der offiziellen Inbetriebnahme unserer Sportstätte nichts mehr im Wege. Die Baubetreuung der Baustelle war ganz gut, es gab auch keine Pannen dabei und ja, das Mac Book gehört jetzt endgültig mir.

Es war eine gute Erfahrung für mich, auch im Hinblick auf die Zeit, wenn mein Schatz und ich mal Papas Firma übernehmen werden. Es geht uns sehr gut und wir hoffen, dass es auch so bleibt.

Carl August, Donnerstag, 14.04.2011, nachmittags um 14:00 Uhr in seinem Büro in Bremen.
So, nun habe ich den Hin- und Rückflug für die Teilnahme an der Beisetzung und auch die Order für den Bus mit Fahrer geregelt. Am zwanzigsten Abends um 17:30 Uhr fliegen wir in Bremen los und sind in knapp einer Stunde in Dresden gelandet, wo der Bus auf uns wartet. Der bringt uns ins Hotel nach Radebeul, wo wir nach dem Einchecken dann auch zu Abend essen werden.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen fahren wir dann um 10:15 Uhr zum Friedhof, um Sergejs Oma, bzw. ihre sterblichen Überreste, auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Was dann im Anschluss sein wird, ist zurzeit noch unklar, Boris will aber, sobald klar ist, wie es weitergeht, anrufen oder schreiben.

Am darauf folgenden Feiertag werden wir, da auch die Radebeuler frei haben, noch bleiben und dann am Samstag, kurz nach Mittag fliegen wir dann nach Bremen zurück. Alles in allem müsste es ohne Probleme über die Bühne gehen und wenn ich bis Morgen Mittag weiß, wer nun mit kommt, werde ich auch die Hotelbuchung klar machen können, vorab habe ich schon unser Kommen dort angekündigt.

Mit Lis habe ich abgemacht, das sie heute mit Martin herkommt um 15:00 Uhr, die Kinder und den Kinderwagen mitbringt und dann wollen wir in Bremerhaven spazieren, wo, darum will Lis sich kümmern. Das Wetter ist gut, es ist trocken und auch die Sonne guckt ab und zu durch die hellen Wolken.

Ich kann mir jetzt schon deutlich mehr Zeit nehmen für Lis und die Zwerge, als es bei Jerome und auch bei Natascha der Fall war. Damals war ich nach dem Tod meines Vaters zu sehr damit beschäftigt, die Leitung des Konzerns zu erlernen, in den Griff zu bekommen und alles zu tun, damit da nichts schiefgeht.

In dieser Zeit habe ich gelernt, was es bedeutet, gute Freunde zu haben. Ulf Schroer und Olli Salm standen mir zur Seite und das es damals so gut gelaufen ist, ist mit auch ihr Verdienst.
Froh darüber, dass jetzt meine Kinder ebenso gute Freunde an ihrer Seite haben, schauen wir relativ gelassen in die Zukunft, was das Führungspersonal angeht.

Alle aus dem Freundeskreis, die später mal im Konzern mitarbeiten wollen, werden ihren Fähigkeiten entsprechend auch einen ordentlichen Job bekommen, dessen bin ich mir sicher. Das sollen dann aber Jerome und Natascha regeln, weil die beiden zunächst und dann später auch die Zwillinge, so sie es wollen, den Konzern führen werden.

Da alle vier, Lex nicht zu vergessen dann auch über Mutters und Friedas Anteile verfügen werden, bleibt alles so, wie es jetzt ist. Familie Remmers bestimmt, wo es lang geht und das soll auch so bleiben.

So ist der Plan und alle wissen das auch. Wenn jetzt die traurige Angelegenheit in Radebeul vorbei ist, wird hoffentlich alles wieder normal laufen und dann schauen wir mal, wie es weitergeht.
Bei Werder haben sie mich schon gefragt, warum wir uns so rar gemacht haben in letzter Zeit und ich habe mir vorgenommen, das wir da auch regelmäßig wieder hin gehen werden.

Roland, Freitag, 15.04.2011, 10:30 Uhr mit Robin am Schulhof bei den Rollern.
Geschafft, Ferien bis zum 02. Mai, das kommt doch gut. Wir fahren jetzt erst mal zu uns und dann um 11:00 Uhr zu Gerry. Unsere Haarschnitte bedürfen einer Auffrischung und wir haben dort Termin gemacht.

Im Anschluss daran werden wir zu uns fahren und dort essen und ich packe meine Klamotten für das Training am frühen Nachmittag und dieses Mal wollen wir alle Sachen, die wir beim Training brauchen, mit in die neue Halle holen.

In einem nur für unseren Kreis bestimmten Umkleideraum haben wir einen Spind, jeder und in unserem Raum ziehen sich auch die Mädels um, weil sich ja eh alle textilfrei kennen.
So, Helm auf und Start, los geht es, Robin folgt mir.

Verkehr ist jetzt nicht so viel und zehn Minuten später sind wir schon am Torfplatz und legen dort unsere Sachen in mein Zimmer. Dann geht es gleich weiter zu Gerry und Robin kommt zuerst an die Reihe.

Ich nehme mir eine Zeitung, will jetzt nicht mit dem Smartphone rumspielen. Ich habe den Stern erwischt, Ausgabe von letzter Woche und ich blättere durch und schau, über was sie dieses Mal berichtet haben.

Dominiert wird das Blatt durch den Beginn einer fünf teiligen Bericht über das britische Royale, etwas, das zwar Foto mäßig toll aussieht, mir aber ansonsten am Po vorbeigeht. Obwohl der jüngere von den Enkeln der Queen, der rothaarige Harry schon ein geiles Schätzchen ist.

Der wird bei Frauen, mit Sicherheit aber auch bei vielen schwulen Männern für feuchte Träume sorgen. So im Militärlock sieht der echt heiß aus.

„Du stierst so“, kommt es von Robin, der mich wohl im Spiegel beobachtet hat.

Ich halte das Bild von dem royalen Schnuckel so hin, das er sieht, was ich geschaut habe.

„Oh oh, ein adeliger Pöter“, sagt er grinsend.

Auch Gerry schaut kurz rüber und sagt dann: „ Nur, weil er von Adel ist, ist sein Hintern auch nicht viel anders wie eurer, meiner oder der von Alwin.“

Wir lachen und Gerry macht jetzt Robins Strähnchen frisch. Die Russen, lese ich nach dem Umblättern, haben eine neue Kapsel zur internationalen Raumstation geschickt. So, in der Zeit, in der die Farbe einwirken muss, bin ich jetzt dran und zehn Minuten später sind auch meine Strähnchen frisch eingefärbt und nun sitzen wir und warten, dass sie gut sind.

Mama hat groß geguckt, als ich ihr vorhin so nebenbei gesagt habe, dass wir am Mittwoch nach Radebeul fliegen, um am Donnerstag Sergejs Oma zu bestatten und das wir erst am Samstag zurück kommen werden.

Dass das mal eben so geht da bei den Remmers, das hat sie schon erstaunt. Mama hat dann sehr dezent darauf hingewiesen, dass ich da wohl auch erst mal hätte fragen müssen, ob ich da so einfach mit fliegen darf, da ich ja noch nicht gerade achtzehn Jahre alt bin.

Leicht rot habe ich das dann nach geholt und ja, sie hat ja recht. Mittlerweile haben sie einiges, oder besser, vieles, über meinen neuen Freundeskreis erfahren, weiß einiges über jeden der Jungs und Mädels in dieser Gemeinschaft.

Vor allem natürlich von meinem Schatz, von Robin, der ja da sehr beliebt ist und der ja auch nur gesund ist jetzt, weil es Jerome und Natascha und deren Familie gibt, die das alles bezahlt haben.

Dass er es jetzt auch selber bezahlen könnte, war zu keiner Zeit vorher ab zu sehen und das Ding mit den PC-Spielen und Winston wächst und wächst, macht meinen Schatz reich.
Abheben tut er aber nicht, mein Schnuckel, er ist das Liebste, das ich habe und jetzt geht es weiter mit dem Auswaschen der Farbe auf seinem hübschen Kopf.

Zu Hause haben wohl alle, auch Oma und Opa mittlerweile gemerkt, wie viel mir Robin bedeutet und er gehört jetzt einfach dazu, so als wäre er immer schon da gewesen und für mich gilt bei Wegmanns zu Hause genau das Gleiche.

Ich bin noch nie mit einem Flugzeug geflogen, weil wir ja immer hier am Spadener See und in Berchtesgaden Urlaub gemacht haben und mein Hase ist ja auch zum ersten Mal erst nach New York geflogen, zur OP, vorher ging das wohl nicht ohne großes Risiko.

Ich bin gespannt, wie das ist, so mit einem Flieger zu verreisen. Robin, der die Leute da drüben in Dresden und Radebeul ja schon länger kennt, hat mir viele schöne Dinge erzählt von der tollen Reise mit dem Schiff und auch von Sergejs Familie. Beim Erzählen über Boris, Sergejs um gut zwei Jahre jüngeren Bruder, habe ich schon gemerkt, dass der zu ihm ein besonderes Verhältnis entwickelt hat in dieser Zeit auf dem Schiff.

Ich bin froh, dass der Boris jetzt eine wohl feste Beziehung mit einer Anke hat. Ich weiß nicht, ob ich eine Chance gegen diesen Jungen gehabt hätte, wenn er mit Robin zusammen gekommen wäre, aber das ist ja jetzt kein Thema mehr.

Ob Chris und Matze auch zu dieser Beisetzung kommen werden, wissen wir zur Zeit nicht, wenn sie es wollen, fliegt der Flieger der Firma über Hamburg nach Dresden und auch wieder über Hamburg zurück, hat Jerome an Robin geschrieben heute Morgen.

Wir sind nun fertig, Gerry hat es, wie schon zweimal zuvor echt gut hinbekommen und nach dem Bezahlen fahren wir zurück, essen bei uns und fahren dann zu Robin nach Hause. Seine Mama hat Frühschicht, kommt um 14:00 Uhr und geht mit dem Kapitän heute gegen Abend zum Essen.

Wir werden dann, wie schon so oft, in der WG essen und dann irgendwann zu ihm fahren. Dort ist ja dann sturmfrei und das eröffnet uns ja schon die Aussicht auf ein paar ungestörte Stunden.

Diese wollen wir zur weiteren Erforschung erotischer Möglichkeiten, die es zwischen sich liebenden Jungs gibt, nutzen. Der Gedanke macht mich wuschig und mit einem zur Hälfte angeschwollenen Glied komme ich am Torfplatz an, wo Mama mit dem Essen wartet.

Vielleicht können wir ja gleich oben noch ein paar Handgreiflichkeiten mit einbauen, bevor wir endgültig los fahren.

Boris, Freitag, 15.04.2011 um 14:30 Uhr in der Werkstatt in Radebeul.
Gleich ist Feierabend für Heute, eigentlich jetzt schon aber der John Deere 308 E, an dem ich mit Felix, einem Gesellen arbeite, ist noch nicht ganz fertig geworden. Zurzeit bin ich bei Einfüllen des Öls.

Es ist ein kleines Modell des amerikanischen Herstellers, der von seinem Besitzer im Weinberg eingesetzt wird. Mit drei Zylindern und 25 PS ist er das kleinste Modell unter den Traktoren, bekommt aber, da der Ölhaushalt Motor und Hydraulik zusammen versorgt, stramme dreißig Liter Öl beim Ölwechsel.

Der Traktor ist schon etwas älter, ist jedoch sehr gut gepflegt, was eigentlich nicht immer selbstverständlich ist, wie ich mittlerweile weiß. Es kommt nicht selten vor, das wir mit dem Hochdruckreiniger draußen über einem Ölabscheider Lehm und Dreck weg spritzen müssen, um an die Verschraubungen zu kommen.

Anfangs, so hat der Felix erzählt, war das im Reparaturpreis inbegriffen, das ist jetzt anders.
Fünfundzwanzig Euro berechnet Opa, wenn eine Vorreinigung erforderlich ist. Die Kunden wissen das und es hat sich da schon was zum Positiven geändert, nach dem Opa alle Kunden, die er hat, diesbezüglich angeschrieben hat.

Mittlerweile sind dreckige Geräte eher die Ausnahme geworden in der Werkstatt. Darüber sind vor allem die Auszubildenden froh, die mussten das immer machen, draußen, bei Wind und Wetter und hinterher hast du wie eine Sau ausgesehen und musstest sogar oft die Kleider wechseln.
Die meisten Leute sind jetzt schon heim ins Wochenende, Morgen kommen fünf Leute von 08:00 Uhr bis gegen 13:00 Uhr, Felix und ich nicht, wir haben frei. Opa geht wie immer und oft mein ich, er flüchtet hier her, seit Oma tot ist.

Das kann aber auch täuschen, vorher ging er auch meist samstags hier her. Es scheint so, dass er den großen Verlust jetzt realisiert hat und Omas Tod akzeptiert, seine alte Fröhlichkeit, sein ungebremster Optimismus, diese Charaktereigenschaften sind aber verständlicher Weise abhanden gekommen und ob sie jemals zurück kehren, das ist fraglich.

Irgendwie sind wir alle verändert, mehr zusammen gerückt und der geplante Umbau wird die Situation in unserer Familie bestimmt noch verbessern. Der Bauplan steht und liegt zur amtlichen Genehmigung vor.

Der beauftragte Bauunternehmer wartet darauf, um dann gleich an zu fangen. Bis Pfingsten soll, zumindest der Rohbau, fertig sein und bis zu den großen Ferien soll es fertig sein, hat Opa gesagt. Das hätte Oma bestimmt auch gefallen, so alle zusammen in Radebeul. Jetzt bin ich wieder traurig.

Omas Leichnam ist verbrannt worden und Opa hat mit Mama eine Urne ausgesucht, in der die Asche dann in einer Urnenwand beigesetzt wird. Opa wollte das so mit der Begründung, das Oma sehr gesellig war und nun auch im Tod nicht allein und separat liegen soll.

Er war immer ein treu sorgender Ehemann und er hat Oma und sie ihn, abgöttisch geliebt. Er wird lange brauchen, diesen Verlust zu verkraften und wir versuchen ihm dabei zu helfen, sofern das möglich ist.

So, jetzt sind auch wir fertig und ich fahre den kleinen Schlepper nach draußen, weil er gleich noch abgeholt wird. Die Arbeiten in den Weinbergen nach dem langen und ruhigen Winter haben begonnen und da wird das Teil gebraucht. Den Auftragsbeleg mit Stunden und Material gebe ich im Büro ab, damit dort die Rechnung geschrieben werden kann.

Einige wollen bei Abholung direkt bezahlen, was Opa nur recht ist. Von ihm weiß ich, dass es auch einen Teil an Außenständen gibt und oft wird dann erst im Herbst, nach dem Verkauf der Ernte bezahlt.

Die Zeit bis dorthin wird zur Sicherheit ein Wechselkredit eingeräumt, das kostet nicht viel extra und lässt die Banken außen vor. Für Opa als den Kreditgeber ist ein Wechsel eine ziemlich sichere Sache und geplatzt, so sagt man, wenn nicht zum vereinbarten Termin gezahlt wird, ist bei Opa noch keines dieser Papiere, deren Gebrauch wohl etwas aus der Mode gekommen ist.

Morgen, am Samstag ist ab 18:00 Uhr im Vereinsheim am Sportplatz die diesjährige Jahreshauptversammlung des Fußballvereins und dort werden Opa, Anke und ich teilnehmen. Ankes Papa wird auch kommen und der Ullrich Kern, Ankes Nachbar, der wird auch da sein.

Er hat mich gefragt, ob wir auch kommen, er will seinen Freund mitbringen und wäre froh, wenn wir ihm dabei ein bisschen zur Seite stehen, ist es doch einem Outing gleich und ganz wohl ist beiden nicht.

Fußball und schwul sein, das ist nicht gerade etwas, das sonderlich kompatibel ist, aber beide wollen sich nicht länger verstecken. Als Bruder eines schwulen Jungen ist mir die Tragweite dieses Schrittes durchaus bewusst und was wir, Opa eingeschlossen und Ankes Vater, an Schützenhilfe leisten können, werden wir tun.

Beide, Ulli und sein Freund Erich, den er ja in unserem Beisein, als Sergej und Jerome hier waren, auf dem Sportplatz hier kennen gelernt hat, sind jetzt schon einige Monate zusammen. Ullis Eltern haben es ganz gut aufgenommen, dass ihr Sohn einen Jungen liebt und sie haben den Erich gut aufgenommen.

Seit sie wissen, dass der Erich bei seinen Großeltern lebt, seit sein Schwul sein zu Hause bekannt wurde, sind sie ihm gegenüber noch netter, als sie es am Anfang waren.
Es könnte ein recht interessanter Abend werden, mal sehen, wer denn in unserem Verein homophob ist und ein Problem mit schwulen Jungs hat.

Das zu wissen, ist bestimmt interessant und ich hoffe mal, das es kein Palaver und keinen Streit gibt deswegen. Mit Opa im Auto fahre ich jetzt nach Hause und auf dem Weg dorthin müssen wir noch einkaufen, denn Mama und die Dresdener kommen nach her und bleiben bis Sonntag.

Papa hat den ICE nach Hamburg und von dort nach Düsseldorf, kommt erst morgen gegen Abend wieder und kommt dann auch nach Radebeul. Das Wohnen mit allen in Opas Haus ist zwar zur Zeit nur ein Kompromiss, für mich aber ganz gut, weil ich in der Zeit bei Anke schlafen darf, weil die Mädels das große Bett in meinem Zimmer brauchen.

Vanessa schläft bei Opa, in Omas Bett und Mama und Papa im Gästezimmer. So hat vorerst jeder einen Platz und Mariannes Freund hat sich wohl damit abgefunden, das er des Öfteren und in Zukunft wohl dann dauerhaft nach Radebeul kommen muss, um meine Schwester, sein Schätzchen zu sehen und mit ihr zusammen zu sein.

Marianne hat bisher noch nicht bei ihm übernachtet, das wird aber wohl bald geschehen und Mama und Papa haben auch kein Problem damit, denn der Junge, Walter heißt der, ist voll OK und Mama kennt seine Mutter von früher.

Sie ist auch aus Radebeul und war eine Klasse unter der Mama in der Schule. Jetzt sind wir beim Discounter und zusammen kaufen wir fürs Wochenende ein, nach dem Zettel, den Mama auf mein Handy geschickt hat.

Markus Meinle, Freitag, 15. 04. 21:00 Uhr, mit Alex Brunner in Peters Kneipe

Das Hähnchen und die Pommes sind gegessen, gut und fett, wie immer. Peter ist wieder voll fit und hat wieder Lebensfreude. Das Geschäft geht gut, immer, eigentlich und der aktuelle Hähnchenumsatz stimmt auch.

Der Rekord liegt bei 112 halbe Hähnchen an einem Freitagabend, davon 69 außer Haus, das ist schon eine Menge Zeugs, denk ich. Die Umsatzzahlen haben sich nicht nur hier verbessert, nein, auch wir im Hilton haben kontinuierlich wachsende Zahlen und wir suchen noch Verstärkung für unser tolles Team, damit es für uns nicht zu viel wird.

Das Tagespensum ist schon stramm und wenn hier bei uns wer Feierabend hat, dann ist er meistens platt, soviel Arbeit ist es so nach und nach geworden. Der Jochen hat sich gut integriert, ist fachlich mit Josch zu vergleichen und hat bei „Essen außer Haus“, halt die meiste Erfahrung durch seine Tätigkeit bei dem Cateringbetrieb.

Er passt auch so gut in unser Team, kommt mit allen gut aus und beliebt ist er auch bei Männlein und Weiblein, obwohl er ja nicht auf Frauen steht. Enrico ist, was das Fachliche ausmacht, einfach ein Ausnahmetalent und dermaßen kreativ, das es öfter neue Kreationen von ihm gibt.

Wenn die bei unseren Gästen gut ankommen, erklärt er den Anderen, wie er was gemacht hat, so dass bei seiner Abwesenheit diese leckeren Gerichte von den Kollegen ebenfalls problemlos hergestellt werden können.

Er hat eine gute Lehrbefähigung, kann alles gut erklären und wirkt dabei nicht überheblich oder Lehrerhaft. Vor allem dann, wenn ich nicht da bin, läuft er zur Hochform auf und alle erkennen ihn als den informellen Führer an und befolgen seine Anweisungen, vor allem, weil sie dabei auch viel von ihm lernen können.

Josch, der ja ein paar Jährchen länger im Beruf ist und auch einiges älter ist, erkennt Ricos Leistungen neidlos an und sagt des Öfteren zu mir: „Guck nur zu, das uns der Junge lange erhalten bleibt, er ist einfach Klasse und wenn es noch 2 Jahre höchstens so weiter geht, kriegen wir einen Stern.“

Das könnte durchaus mal möglich werden, denn im Internet wird unsere Küche immer öfter sehr gelobt. Auch der Zulauf, so wohl an Hauskunden, aber auch an Kunden, die ganze Feste kulinarisch von uns beliefern lassen, wächst ständig.

Ich habe auf der Webseite des Hotels und in der Presse unseren Wunsch nach Team Verstärkung publik gemacht und es sind auch schon drei Bewerbungen eingegangen, hat unser Geschäftsführer gesagt.

Auch auf einer Plattform für Arbeitsplätze für schwule Mitarbeiter habe ich unseren Wunsch nach Verstärkung gepostet. Diese Bewerbungen kommen direkt auf meine Internetseite und da sind auch schon zwei Bewerber.

Die Frist zur Bewerbung läuft noch bis zum 30.04.2011 und erst dann werde ich mir alles anschauen. Enrico werde ich bei der Auswahl mit dazu nehmen, da er ja für den Hype mit verantwortlich ist.

Alex befindet sich zurzeit auf einem „Gute Laune Hoch“, bedingt durch das Spendenkonto für die Herzstation und ich gehe davon aus, das alles gut zu finanzieren sein wird. Der Fernsehbericht hat so was von gut gewirkt, der Robin war sehr authentisch und überzeugend, das die Spenden nicht geflossen, sondern gleich geströmt sind.

Ohne die noch zu erwartenden Großspenden von der Remmers Oma, der Familie und der Tante und Robin ist jetzt schon ein Millionenbetrag eingegangen und es wächst sehr gut an.
Der kleine Robin, obwohl das „klein“ nicht mehr zutrifft, hat weitere Angebote zu Werbeaufnahmen bekommen.

Alex hat gesagt, dass er auch das ein oder andere Angebot annehmen wird. Koordiniert wird das Ganze wohl von dem Herrn Schroer, Noahs Vater, der das zusammen mit Robin und seiner Mutter macht.

Herr Schroer hat das auf Bitte von Herrn Remmers übernommen, so dass der Junge nicht über den Tisch gezogen wird oder für etwas wirbt, was er nicht leiden kann. Für das Hilton ist ebenfalls eine Werbung geplant, die dann wohl mit Robin in einer Pagenuniform laufen soll.

Carl August hat da eine Werbeagentur beauftragt, einen Spot zu entwickeln, bei dem, wie Alex sagte, auch der Kevin und eventuell auch Robins Freund Roland mit machen sollen.

Wir sind jedenfalls gespannt, was es da in naher Zukunft an Neuigkeiten gibt. Alex ist jedenfalls überzeugt davon, dass der Robin das drauf hat.

„Du hättest den sehen sollen, bei den Aufnahmen“, hat er gesagt, „der Regisseur hat mehrmals gefragt, ob und wo er das schon mal gemacht hat und er wollte nicht glauben, dass Robin neu ist bei so was.“

Wir lassen uns überraschen. Jetzt, mit vollem Bauch, die Hähnchen schwimmen in vier Weizen, werden wir nach Hause gehen. Morgen haben wir beide frei und gegen 11:00 Uhr werden wir uns in dieser neuen Halle mit dem Alwin treffen.

Der hat unsere Anzüge bestellt und die sind nun da und die werden wir anprobieren und auch ein bisschen beim Training mit machen. Mal sehen, wie wir zwei ja doch schon etwas älteren Männer mit der Herausforderung, die diese neue Sportart an uns stellt, zurechtkommen werden.

Außer Joggen und Schwimmen haben wir ja beide keinen Sport betrieben in den letzten Jahren und es wird bestimmt hart werden am Anfang. Peter kommt und wir, das heißt, ich bezahle und dann machen wir los.

Gut, dass wir es nicht weit haben und die vier Weizen werden wir Morgen im Training bestimmt merken. Alex und ich kommen sehr gut miteinander aus. Jetzt, nach der Zeit des näheren Kennenlernens ist die Zuneigung noch stark gewachsen und alles läuft gut.

Ich denke, dass wir in absehbarer Zeit auch eine Lebenspartnerschaft eingehen, also quasi heiraten werden wie es der Martin und sein Kai getan haben. Wir sind beide reif genug und lieben uns, warum sollen wir das nicht machen.

Philipp, Samstag, 16.04.2011, 17:00 Uhr, mit Maxi auf dem Weg zurück in die Klinik, mit dem Fahrrad

Wir sind nach der Mittagsruhe, so gegen 14.30 Uhr mit geliehenen Fahrrädern in den Ort gefahren. Die Stadt, so nennt sich der Ort wohl, hat noch zusätzlich zur Kernstadt fünfzehn Stadtteile und das waren wohl früher fünfzehn Dörfer, sind es ja eigentlich auch immer noch, auch wenn alles zusammen nun Stadt heißt.

Wir waren heute in der Kernstadt unterwegs, haben was für Jugendliche gesucht und nach der Befragung eines Polizisten hat der uns nach Altgandersheim zu einer Jugendhütte geschickt. Da war allerdings wenig los und nach einer Cola sind wir wieder zurück zur Kernstadt und haben dort in einem Cafe, dem Rosenkaffee leckeren Kuchen gegessen.

Viel los ist hier wenig, vor allem für Leute in unserem Alter, die ja nur vorübergehend hier wohnen. Am kommenden Dienstag fahren wir heim, wir sind jetzt soweit fit, das ein normales Leben, so mit Schule, Menschen und dadurch auch mit Keimen, Bazillen und Viren wieder möglich ist, wir nicht mehr besonders gefährdet sind, wie Leute ohne unsere Vorerkrankung. Regelmäßige Untersuchungen werden wohl weiterhin, mindestens für fünf Jahre, zu unserem Alltag gehören.

Alles, was man zur Stärkung des Immunsystems tun kann, haben wir gelernt hier und ein umfangreiches Merkblatt für Tante Irene, die Nahrung betreffend, habe ich auch hier bekommen. Noah und Familie wissen Bescheid und Onkel Ulf holt mich am Dienstagvormittag hier ab. Maxi wird dann ebenfalls abgeholt und wir werden nach all diesen Wochen voneinander getrennt.

Wir haben es geschafft, uns nicht so heftig in einander zu verlieben und sind auch in Sachen Sex nicht über die orale Variante, sprich blasen, hinaus aktiv geworden. Es war nicht so leicht für uns beide, aber im Hinblick auf die Zukunft wollten wir nicht weiter gehen.

Die Wahrscheinlichkeit, irgendwann zusammen zu kommen, ein Paar zu werden, ist, darüber herrscht Einigkeit, eher weniger wahrscheinlich und das fällt gar nicht so leicht.
Jemanden anderen kennen zu lernen zu Hause und sich zu verlieben, erscheint uns eher möglich und erst, wenn wir mit achtzehn immer noch allein sind, wollen wir eine Lösung suchen, die uns ein „Wir“ ermöglicht.

Jetzt, wenn wir wieder in der Klinik sind, werden wir Duschen, Plusduschen, natürlich, versteht sich und danach werden wir dann auf dem Zimmer die Sportschau ansehen. Um 20:00 Uhr dann will ich mit Noah telefonieren, der angedeutet hat, dass wir am Mittwoch wohl etwas Besonderes vorhaben.

Näheres wollte er aber erst heute Abend erzählen und ich bin natürlich schon gespannt, zu erfahren, was er mir erzählen will. Die zwei Fahrräder haben wir hier für die Dauer unseres Aufenthaltes gemietet und wir geben die am Montag zurück.

Jetzt kommen sie wieder in den „Fahrradkeller“, werden abgeschlossen und es geht hoch zum Duschen. Abendbrot haben wir in Form eines Lunchpaketes heute beim Mittagessen geholt, das essen wir während der Sportschau dann auf dem Bett.

Mein Lieblingsverein, das ist schon länger der HSV, wenn ich jetzt aber nach Bremen ziehe, wird wohl Werder in Zukunft der bevorzugte Verein werden und dort können wir ja dann bestimmt auch mal ins Stadion gehen. Ich muss Noah mal fragen, ob sie dort auch Fußballfans sind.

Heute spielt mein HSV zu Hause gegen Hannover 96, Werder muss gegen Schalke 04 zu Hause antreten. Mal sehen, wie die Spiele aus gehen später. Jetzt, im Zimmer, geht’s erst mal zum Duschen, mittlerweile immer zusammen und die Vorfreude ist uns deutlich an zu sehen, auf geht es.

Pünktlich um 18:00 Uhr sitzen wir tiefenentspannt und zufrieden, essend vor der Glotze und der Jörg Wontorra moderiert. 0:0, Unentschieden ist es letztendlich aus gegangen beim HSV, der VFB- Stuttgart hat die Kölner zu Hause in Köln mit 3:1 abgezogen.

Tabellenführer Dortmund und auch Bayern München haben ihre Spiele erst morgen, am Sonntag. Um 10 min. nach 20:00 Uhr rufe ich dann den Noah an und der will skypen, was wir dann auch kurz darauf tun.

Selber durfte ich nie Fußball spielen und auch im Fernsehen war das nie präsent, die Schuhe waren zu teuer, verschwitzte Umarmungen und Duschen mit anderen Jungs, alles war Teufelszeug und Sport allgemein in einem Verein… zu gefährlich.

Es könnte ja was zu sehen sein oder noch mehr. Im nach hinein sehe ich das als übertriebenen Quatsch an und bin jetzt, dank Maxi, Lukas nicht zu vergessen, etwas freier geworden. In Bremen werde ich dann auch in dem Karateverein trainieren, mit Noah, Enrico und all den Anderen.
Lukas hat geschrieben, dass wir, wenn wir uns noch mal treffen auch mal zusammen wichsen sollen, das wollte er ja schon immer, mein Schulfreund. Mal sehen, ich weiß nicht direkt, ob ich das auch will, weil bei Maxi sind halt schon Gefühle im Spiel, bei Lukas wäre es nur Sex und ich glaube nicht, das ich das bringe.

Verdammt, warum muss der Maxi auch so weit weg wohnen von Bremen, ich mag ihn schon sehr, habe auch keinerlei Hemmungen ihm gegenüber, würde fast alles mit ihm machen, nicht nur einfach Sex, sondern viel mehr.

Warum muss alles so verdammt kompliziert sein…? Mit Noah und Enrico möchte ich mal ein langes Gespräch über all diese Gefühlsgeschichten führen, über all dieses Jungensgedöns, den Sex und vor allem über die Liebe, ihre Liebe und die ihrer Freunde.

Ich bin einfach dumm und weitgehend unbeleckt von all den Dingen und hoffe darauf, dass mir ein solches Gespräch unter Blutsbrüdern weiterhilft. Was ich bis jetzt weiß, verwirrt mich oft ein wenig oder auch mehr.

Warum liegen mir Jungs und nicht, wie den Meisten in meinem Alter, Mädels mit Möpsen, Muschi und so… Eine Antwort wäre nicht schlecht und über das Miteinander schlafen, salopp auch ficken genannt, habe ich auch Gesprächsbedarf.

In dem großen Kreis der Jungs, die auch auf Jungs stehen, werde ich wohl die nötigen Antworten finden. Ich will jetzt, ganz spontan, mit Maxi knuddeln, brauch seine Nähe, seine Wärme und so gehe ich zu seinem Bett und lege mich eng an ihn.

„Knuddeln, bitte“, sag ich und er versteht mich direkt.

Er nimmt mich in den Arm legt meinen Kopf auf seine Brust und kribbelt durch meine Haare. Ich schmelze, das ist etwas, das ich kaum kenne und es ist so wahnsinnig gut und schön und es kostet nichts, ist einfach irre gut.

So liegen wir, bis er sagt: „Skype mal mit Noah, der wartet bestimmt schon. Wenn du es willst, knuddle ich dich auf deinem Bett, bis du eingeschlafen bist.“

Wenn das keine Ansage ist, ich freu mich und wieder wird mir klar, dass er mein Leben nachhaltig verändert hat, das ich ihn sehr, sehr gern habe, mehr, als jeden anderen Menschen, den ich kenne.

Nach dem Hochfahren des Notebooks sind wir schnell miteinander verbunden und Rico sitzt hinter Noah und seine Arme umschlingen ihn. Beide machen einen sehr zufriedenen Eindruck und sie sehen schon sehr verliebt aus.

„Papa holt dich am Dienstag ab“, sagt er, nach dem wir uns alle begrüßt haben.

Maxi sitzt jetzt wie Rico hinter mir, die Hände umfassen meinen Bauch direkt unterhalb des Nabels und die Wärme tut mir gut.

„Am Mittwoch fliegen wir nach Radebeul“, sagt Noah und dann erzählt er uns all das, was wir noch nicht wissen, über Sergej und dessen Familie, das Jeromes Papa in der Firma einen eigenen Jet hat und das wir dort wohl auch bis zum Samstag bleiben werden.

Am Samstag darauf soll dann die neu gemachte Halle eröffnet werden, mit einigen Schaukämpfen und einem „Tag der offenen Tür“. Das wird bestimmt toll und alle Jungs und Mädels werden dabei sein. Mein zukünftiges Leben wird wohl so schnell nicht mehr langweilig sein, habe ich gerade das Gefühl und ich freu mich drauf.

Finn, Sonntag, 17.04.2011, Morgens, 9.30 Uhr, mit einigen Jungs beim Frühstück in der WG
Ausgepowert vom Training gestern Nachmittag mit Schwimmen und Sauna bin ich nach dem Film „Avatar, Reise nach Pandora“ ,mit drei Holsten im Bauch, etwa um 23:00 Uhr hier in meinem neuen Zimmer ins Bett und habe bis 08:30 Uhr fest und gut geschlafen.

Geräusche auf dem großen Flur und auch ein dezenter Kaffeeduft haben mich aus dem Bett und in meinen besten Jogginganzug getrieben und dann hier her an den großen Esstisch, der nun von Ole und Frank reich gedeckt ist. Dort haben mittlerweile fast alle Platz genommen, die hier heute Nacht auch gepennt haben.

Es ist einfach eine tolle Atmosphäre hier und ich beginne, mich wohl zu fühlen. So zu wohnen, ich habe vorher nie über eine WG nach gedacht, ist neu, aufregend und hier, bei den Möglichkeiten, die diese WG bietet, einfach genial.

Das hier jetzt so viele toll aussehende und sehr nette Jungs wohnen, regt mich schon an, da aber alle ziemlich fest zusammen sind, mache ich mir keine allzu große Hoffnungen auf mehr als nur Freundschaft.

Dass Marvin nicht hier wohnt, spielt keine große Rolle und Ole ist für mich hier der erste Ansprechpartner, wobei auch alle anderen sehr aufgeschlossen und freundlich und sehr nett zu mir sind.

Ich habe gestern Abend schon einiges von mir erzählt und auch einiges mehr über die Jungs und Mädels hier erfahren. Es passt gut, das in meiner Firma die gesamte Osterwoche frei ist, so kann ich unbedenklich mit dort nach Radebeul fliegen und an der Beisetzung von Sergej Oma teilnehmen.

Diese Oma ist einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen und das hat mich schon geschockt. Meine Familie, von Torben abgesehen, hat sich noch nicht gemeldet, von meinem Freund auf der Bank weiß ich allerdings, dass mein Vater schon versucht hat, an mein Konto zu gehen.

Er war wohl sehr erbost darüber, dass er keinen Zugriff mehr hat und hat wütend damit gedroht, sein Konto dort zu löschen und die Bank zu wechseln. Das Mama sich noch nicht gemeldet hat, macht mich traurig und ich weiß nicht, wie ich das einordnen soll.

Ich kann mir schon vorstellen, dass er ihr verboten hat, mich zu kontaktieren. Die Bibelfuzzis sind immer noch der Meinung, dass die Frau dem Mann zu gehorchen hat. Noah hat dann von seinem Opa erzählt, der hat gesagt, das die Frau dem Mann „Untertan“ ist……kranke Scheiße, oder?
So richtig gesackt ist die neue Situation noch nicht bei mir, aber es geht mir gut. Mein Juniorchef hat sich dafür interessiert, was zum Auszug geführt haben könnte und ich denke, er ahnt mal in etwa, was Sache ist bei mir.

Die Vorstellung, dass ich schwul sein könnte, scheint ihm nichts auszumachen. Sein Interesse an meiner Person ist jedenfalls gestiegen und das macht mich schon nachdenklich.
Seine Ansage neulich gegenüber dem homophoben Äußerungen eines Kollegen lassen mich vermuten, dass er vielleicht auch lieber Jungs mag und er sieht ja auch gut aus, finde ich.

Mal sehen, wie er sich mir gegenüber verhält, er wäre schon jemand, der mir gefallen könnte. Jedenfalls steht er jetzt öfter hinter mir an meinem Zeichentisch, schaut mir still über die Schulter und riecht verteufelt gut und mit einer Freundin habe ich ihn auch noch nie gesehen. Ganz offensichtlich gefällt ihm mein Geruch auch sehr gut und das er seine Nase nicht einfach so in meine Haare steckt, liegt wohl nur daran, dass wir in dem großen Büro nicht allein sind.

Mal sehen, ob er sich traut, mir gegenüber was zu sagen oder mich einzuladen. Mit seinen sechsundzwanzig  Jahren hat er bestimmt schon seine Erfahrungen gemacht, sollte er wirklich schwul sein, was ich mittlerweile stark vermute.

Ein Abenteuer werde ich aber nicht für ihn sein, wenn er was von mir möchte, dann muss es schon mehr sein, als nur ein bisschen Sex, dafür bin ich mir echt zu schade. Ob er schwul und zu Hause out ist, muss sich zeigen.

Vielleicht bilde ich mir das mit dem gesteigerten Interesse auch nur ein, obwohl abgeneigt zu mehr bin ich eigentlich nicht. Ob er aber an mir als einer absoluten Jungfrau echtes Interesse hat, wer weiß?

Es ist auch alles so neu für mich, vielleicht sollte ich mal ein längeres Gespräch mit einem der Jungs führen. Ole wird mir bestimmt einige Tipps und Anregungen geben können, damit ich mich mit der neuen Situation besser zu recht komme.

Die ganze Woche Urlaub, alter Urlaub noch von letztem Jahr, das passt gerade gut und dann soll ich mit allen hier nach Dresden fliegen am Mittwoch. Auch wenn der Anlass eher traurig ist, so ist es doch etwas, das ich noch nicht kenne.

Ich bin echt noch nie geflogen, bin gespannt, wie das sein wird. Kaum von daheim fort, wird mein Leben um einiges interessanter und wie bei allem Neuen ist es schon aufregend für mich.

Ich werde jetzt mal beim Abräumen helfen, alles in die Küche tragen und dort verräumen. So weiß ich dann auch schnell, wo alles ist und wenn ich dann dran bin mit Küchendienst, brauche ich nicht lang zu suchen.

Es fehlt hier an nichts, Geschirr und Besteck gibt es reichlich und die Küchenausstattung ist vom Feinsten. Überhaupt alles hier ist gut, solide und auch vom Aussehen echt toll. Die Zimmer, der große Wohnraum, Multimedia, alles top und sehr geschmackvoll.

Hier kann man sich wohlfühlen und ich bin sehr zufrieden, wie das da mit mir gelaufen ist. Marvin hat das gut gemacht und jetzt bin ich ihm nur noch dankbar, dass er mich einfach so auf alles angesprochen hat.

Ich glaube, dass meine Zukunft hier besser wird, als es zu Hause möglich war. Papa hätte niemals Ruhe gegeben, mich in eine Therapie oder so was gesteckt oder ich wäre auf der Straße gelandet.

Einige Jungs kommen jetzt noch dazu, wollen ein bisschen Trainieren, hier unten im Raum und die anderen gehen zum Schwimmen und in die Sauna. Ich schließe mich da an, bin gern im Wasser und auch Sauna ist voll cool… oder eher full hot.

Ole hatte mich gestern schon gefragt, ob ich auch ein Flamingo werden will. Zunächst stand ich voll auf dem Schlauch und erst Jeromes Erklärung, dass der Karateverein so heißt, hat mir den Sinn von Oles Frage deutlich gemacht.

Natürlich will ich, Sport mit gleichgesinnten Jungs und Mädels, das kann nur gut sein und die Fähigkeit, sich erfolgreich verteidigen zu können, das gefällt mir. Jetzt gehen wir rüber in die Schwimmhalle und dort geht es schnell sehr munter zu im großen Becken, auch die Sauna wird besetzt.

In der Sauna ist unter anderem vom Flug nach Dresden die Rede und ich horche aufmerksam zu, erfahre mehr über die Umstände, die zum Tod von Sergejs Oma geführt haben, die wohl fast allen hier bekannt war.

Überhaupt horche ich zu, will möglichst schnell wissen, was hier abgeht, wer, wer hier ist und wie sind er oder sie hier in diese Gruppe gekommen. So einen herausragenden Anführer gibt es eigentlich so nicht hier, wenn ich das richtig sehe.

Alle werden gehört, jeder darf seine Meinung sagen und ich glaube bereits jetzt zu wissen, dass der Ole hier viele Fäden zieht, zusammen mit Jerome, aber das ist eher ein „Miteinander“ und meist werden alle zu einer Abstimmung gehört, wenn es um Entscheidungen geht, die die Gruppe betreffen.

Das finde ich gut und die anderen alle wohl auch und es scheint auch richtig gut zu klappen hier mit allen. Ich bin echt froh, dass ich hier erst mal bleiben kann, es gefällt mir gut und leisten kann ich es mir auch.

Chris, Montag, 18.04.2011, 09:40 Uhr im Sekretariat der Uni mit Matze

Wir haben uns für  Donnerstag frei geholt, wegen der Beerdigung in Radebeul und bis auf das Vorlegen einer Bescheinigung ist das jetzt okay. Einer unserer Mitstudenten, Christof Lange, überlässt uns seine Aufzeichnungen, wenn wir am Dienstag nächster Woche wieder in Hamburg sind.

Der Flieger von Herrn Remmers Firma holt uns in Hamburg ab am Mittwoch, wir müssen um 17:30 Uhr hier am Flughafen sein, hat Jerome an mich geschrieben. Der Flieger aus Bremen ist dann gelandet und nimmt uns auf hier.

Alles ist abgesprochen und wenn alles nach Plan verläuft, sind wir um spätestens 20:00 Uhr in Dresden gelandet. Dort soll es dann mit einem Bus zum Hotel nach Radebeul gehen, wo dann am Donnerstag um 15:00 Uhr die Beisetzung der Urne erfolgen soll.

Wie es dann weitergeht und auch, wann wir zurück fliegen, das ist noch nicht geregelt, wird aber wohl durch Jeromes Vater geplant und somit bestimmt auch optimal ablaufen. Wir werden dann wieder in Hamburg aussteigen und erst am Freitag, den neunundzwanzigsten wollen wir mit dem Auto nach Bremen fahren, um an der Eröffnung der Halle teilzunehmen. Einzelheiten zum Ablauf und zum Programm werden wir wohl auf dem Flug und im Hotel erfahren, hat Jerome gemeint.

Es wird bestimmt, für unseren neuen Verein, ein gelungener Auftakt werden und wir freuen uns drauf, dabei sein zu dürfen. Jetzt geht es zurück, zunächst ist ja noch Pause und dann geht es weiter im Hörsaal.

Heute haben wir Anatomie, Grundlagen und Details des männlichen und im Anschluss des weiblichen Körpers und diese Grundlagenvorlesungen sind immer sehr wichtig, baut doch vieles auf diesem Wissen auf und es begleitet dich durch die gesamte Studienzeit.

Wenn man bedenkt, wie vielfältig der Mensch mit all seinen Organen ist, dann ist unser Studium schon eine Herausforderung, was das Lernen angeht. Dieser Herausforderung stellen wir uns aber gern und wollen das natürlich auch gut schaffen und in welchem Facharztbereich wir später einmal eine Doktorarbeit schreiben wollen, das steht jetzt am Anfang noch nicht fest.
Hier zusammen zu studieren, das war ja vor einem dreiviertel Jahr noch nicht geplant und das ich jetzt hier mit dem Mann, den ich liebe, mein Wunschstudium machen kann, das ist einfach toll und wir sind beide sehr froh, dass alles so gekommen ist mit uns.

So viel Gutes ist geschehen in der letzten Zeit und es ist sooo toll, man kann es nicht in Worte fassen, das ganze große Glück, das es jetzt so ist, wie es ist. Matze ist es einfach und seine Liebe, seine Nähe und einfach alles mit ihm ist einfach so toll, dass mein Herz ständig vom Überlaufen bedroht ist.

Einmal soo zu lieben, das war immer unvorstellbar. Meine Augen suchen seine und beide Augenpaare sagen es, nein, sie schreien es: „Ich liebe dich, nur dich und ich bin glücklich mit dir“.

Es ist alles so gut und bis jetzt hat hier auch noch keiner etwas Negatives zu uns gesagt, obwohl es jetzt auch die Spätzünder hier im Hörsaal realisiert haben, dass wir wohl zusammen sind und uns lieben.

Wir haben bisher auch nicht geschaut, ob es weitere schwule Jungs hier im Hörsaal gibt. Ich denke, das kommt in den nächsten Wochen schon raus, ob wir allein sind, was ich nicht glauben kann und will.

Robin schreibt täglich, fragt, wie es läuft und ob es uns gefällt. Er schreibt mir auch immer, das er mit Roland den ersten Jungen für sich gewonnen hat und das sie sich jeden Tag besser verstehen und auch Mama und Körners voll hinter ihnen stehen.

Auch mit Rolands Großeltern ist jetzt alles wieder okay und es geht ihnen gut.
Matze hat sich sehr positiv verändert, ist frei und froh geworden und der religiöse Rest in ihm hat sich wohl endlich verabschiedet.

Frei, so richtig frei, scheint er zu sein und wenn er Lust auf mich hat, wird er aktiv, das war am Anfang nicht der Fall. Am Anfang war ich es immer, der mit „Touching“ und knutschen angefangen hat und immer erst, nachdem er in alle Richtungen geschaut hat, ob wir auch allein sind, hat er mitgemacht und dann irgendwann konnte er sich fallen lassen, alles ausblenden, was ihn gehemmt und eingeschränkt hat.

Was auf dem Schiff begann, langsam und sehr zärtlich, ist zu einer Beziehung der ganz besonderen Art mutiert, die sich für uns beide zu der Liebe unseres Lebens.

„Du hast mich aus dem Schrank geholt“, sagte er neulich, als wir versuchten, verschwitzt und verspritzt wieder zu Atem zu kommen.

Sex mit Matze, das ist jedes Mal etwas ganz tolles, echt was Besonderes und es fällt mir schwer, es mir mit einem Anderen so vor zu stellen. Nach all den Jahren voller Sorgen, den dumpfen Erlebnisse im Darkroom, One Night Stands und Autosex ist das mit ihm einfach nur Liebe in ihrer schönsten Form und ich möchte es nie wieder missen. Matze ist mein Leben, meine Zukunft und das bin ich für ihn auch.

Lex, Dienstag, 19.04.2011, 14:20 Uhr, mit dem SUV in Bremerhaven, mit Natascha bei Rossmann.
Zwei Maxi Pakete Pampers, die kleinste Baureihe bis vier Kilo passt schon nicht mehr richtig, jetzt also schon also Größe drei von vier bis neun Kilo, liegen im Einkaufswagen, den Natascha schiebt.

Öl und Bodylotion, Bio und zwei Pack feuchte Tücher folgen und auch noch zwei neue Schnuller müssen mit. Von der Babynahrung nehmen wir auch noch zwei Pakete, dann haben wir alles.

Normal kauft das Martin immer ein, der ist aber heute unterwegs mit Wolfi und Kevin, nach Hamburg, die Jungs wollen eine ihrer Industrie-Immobilien verkaufen. Onkel Carl August hat Martin mit den Beiden los geschickt und auch der Anwalt ist mit von der Partie.

Ob sie dann noch Zeit haben, Chris und Matze zu besuchen, war im Vorfeld noch nicht klar, aber die sehen sie ja auch Morgen dann. Bei uns laufen die letzten Vorbereitungen, nach den Ferien beginnt der Abi-Stress und es wird wohl dann etwas hektischer werden für alle von uns, die zum Abi anstehen.

Bestehen wird wohl jeder von unserer Gruppe, die Frage ist nur, wie. Onkel Carl Augusts Wunsch folgend, habe ich mich für das Studienfach Chemie mit dem Ziel irgendwann in der Zukunft einen Master in „prozessorientierte Materialerforschung“ machen zu können und in diesem Bereich im Konzern zu arbeiten.

Auf diese Art kann ich mich für alles bedanken, was sie für mich tun und bereits getan haben. Spaß denke ich, macht mir das auch. Chemie mochte ich schon immer und habe da auch einen Leistungskurs zwei Mal in der Woche.

Morgen  startet das Unternehmen „Radebeul“ mit Flug über Hamburg nach Dresden und alle fliegen mit dorthin. Rückflug dürfte der Samstag sein und dann ist nur noch die Halleneröffnung am darauf folgenden Wochenende Thema Nummer eins.

„Heute kommt auch Noahs Cousin aus der Reha“, sagt Natascha, „der fliegt auch mit, alle Schroers, auch Noahs Oma ist dabei.“

Der Flieger wird schon Platz für alle bieten, denk ich. Jetzt haben wir alles, gehen zur Kasse. Ich nehme noch Kondome und Gel mit für uns, da ist nicht mehr das Meiste im Schrank. Natascha grinst leicht und legt dann wohl für Paolo auch noch ein etwas größeres Päckchen Lümmeltüten in den Wagen.

Alles bezahlt sie mit Tante Lis Kreditkarte, fertig. Fünfzehn Minuten später fahren wir auf den Hof und tragen alles ins Haus. Ralf, der Frühschicht hatte, wird bestimmt oben auf mich warten und wir können ja bis zum Abendbrot noch ein Kondom oder zwei verbrauchen, denk ich. Wir haben mittlerweile ein schönes, harmonisches, manchmal auch ein etwas raueres Liebesspiel, das keine Wünsche offen lässt. Sex mit Ralf ist immer toll und wir tun es ziemlich oft.

Nach dem Abi ziehen wir ganz in die WG, das Zimmer hier werden wir aufgeben und unser Leben ist dann hauptsächlich dort und wir freuen uns drauf, die meiste Zeit mit unseren tollen Freunden zu verbringen.

Mein Handy geht, Ralf ruft an. „Hallo, mein Hase“, fragt er, „wo bist denn du?“

Nun fällt mir ein, das Ralfs Auto gar nicht vor dem Haus gestanden ist, als Natascha und ich kamen vorhin.

„Wo bist du denn?“, frag ich meinen Schatz.

„Ich bin bei Gerry“, sagt er, „und als ich jetzt losfahren wollte, springt der Wagen nicht mehr an.“

„OK, ich sag Tante Lis Bescheid“, sag ich, „dann komme ich rüber und hole dich ab.“

Ich geh zu Lis ins Wohnzimmer, sage, was geschehen ist und das ich Ralf abholen werde.

„Warte noch ein paar Minuten, Jerome und Sergej kommen her“, sagt sie, „da Martin und auch Kai unterwegs sind, ist sonst niemand da mit einem Auto. Kai ist auf dem Rückweg, er hat Oma und Frieda abgeholt und muss auch bald da sein.“

Als Jerome und Sergej kommen, fahre ich los zu Gerry, bin gespannt auf Ralfs Haarschnitt und freu mich auch, Gerry zu sehen. Er und Alwin sind zwei tolle Freunde und sie passen gut zu uns. Ralf wartet im Laden und so gehe ich gleich rein, um ihn und Gerry zu begrüßen.

Wir umarmen und küssen uns, obwohl da noch mehr Leute im Salon sind und auch den Gerry nehme ich kurz in den Arm. Seine Haare sind toll, zwei blonde Strähnchen in seinem außen herum sehr kurzen Haar, toll gemacht, Gerry halt, das kann er.

„Was ist denn mit der Karre?“, frag ich Ralf, „ist die Batterie leer?“

„Nee, an der liegt es nicht“, sagt er, „es ist eher die Zündung oder so was, der Anlasser dreht gut, aber er springt nicht an.“

Wir verabschieden uns von Gerry, Ralf hat schon bezahlt und wir gehen raus zu den Autos.  „Sollen wir ihn zu Micha in die Werkstatt schleppen?“, frag ich, „die können ja dann bis Montag reparieren und da du Mittagsschicht hast ab Ostermontag, kannst du ihn dann am Dienstag vormittags selber abholen. Martin fährt dich bestimmt rüber.“

So machen wir das und eine erste kurze Diagnose deutet auf eine defekte Zündspule hin.

„Mit etwa 300,- Euro müssen sie rechnen, wenn das Teil kaputt ist“, sagt der Meister.

Sie vereinbaren, dass der Wagen repariert wird, wenn die Diagnose so stimmt. Sollte es was anderes sein, wird Ralf angerufen. Er lässt seine Handynummer dort und unterschreibt einen vorläufigen Reparaturauftrag, bevor wir dann zurück fahren.

Dort ist mittlerweile volles Haus, Oma und Frieda sind da, Jerome und Sergej, Natascha, Frau Gut und Oles Mutter, Tante Lis, die Kinder und auch Sigrid und Torsten, die von der Schule mit dem Roller hergefahren sind. Um Hausaufgaben zu machen.

„Kai ist Carl August ab holen, Martin kommt später zurück“, sagt Tante Lis, „er hat Wolfi und Kevin bei Matze und Chris abgesetzt. Die steigen dann morgen in Hamburg in den Flieger. Ihre gestern bereits gepackten Taschen nimmt Martin morgen mit zum Flugzeug.“

Es greift mal wieder eins ins andere und es klappt auch fast immer alles, was geplant ist.

Ulf Schroer, Dienstag, 19.11.2011, 15:00 Uhr im Auto mit Philipp an der Ausfahrt „Bremen“

So, fast geschafft, dann ist unser Familienzuwachs endgültig zu Hause. Ich war sehr überrascht, als die beiden Jungs auf mich zukamen. Sie sahen gut aus, deutlich besser, als es an der Hinfahrt der Fall war und das sagte ich den Beiden auch.

Erfreut über das ehrliche Kompliment kam Philipp dann auch spontan in meine für ihn ausgebreiteten Arme und er bekam eine rote Nase, als ich ihn kurz an mich drückte und rechts und links auf die Wange küsste.

Er soll von Anfang an spüren, dass wir jetzt Familie sind, dass er mehr als willkommen ist und wir uns freuen, dass er jetzt da ist. Ich bin davon überzeugt, dass er sich schnell einlebt und die Jungs werden sich bestimmt sehr um ihn kümmern.

Nach dem, was er alles erlebt hat in den letzten Monaten, dürfte er ein bisschen reifer sein, als es ein vierzehn jähriger ohne diese Erfahrungen ist und der von ihm gewünschte Schritt, sein Elternhaus zu verlassen unterstreicht meine Vermutung.

Er wird, mit Noahs und Enricos Hilfe im Kreis der anderen Jungs und Mädels nicht untergehen. Sie werden ihn mögen, ihn bei sich in den Verein aufnehmen und ihm helfen, sein neues Leben mit all den Veränderungen, seine sexuelle Ausrichtung , die neue Schule, den großen Freundeskreis, halt alles zu erfahren und zu erleben und wieder freudig in eine gute Zukunft zu starten.

Irene, ihre Mutter und ich, wir werden versuchen, ihm ein zu Hause zu bieten, in dem er akzeptiert ist, in dem er, wie jedes andere Familienmitglied gehört, gefragt und geliebt wird, so als wäre er immer schon bei uns gewesen.

Nach dem Einladen seiner Sachen ging es dann an das Abschied nehmen. Maxis Eltern waren noch unterwegs und so saßen die zwei traurig und dicht zusammen auf dem Rücksitz in meinem Wagen, während ich im Gebäude noch mal kurz die Toilette benutzt habe, um mir die Autobahnpinkelei zu ersparen.

Einen Euro für einmal pinkeln, obwohl der Traumjob dort bestimmt nicht über bezahlt ist.
Kurz nach meiner Rückkehr zum Auto kamen Maxis Eltern und dann sind wir los. Zunächst war Philipp still und in sich gekehrt, nach und nach taute er jedoch auf, beantwortete meine Fragen.

Fragt dann selber auch, vor allem wollte er mehr über den Flug wissen, über das Flugzeug, über die Leute in Dresden und Radebeul und ich erzählte ihm alles. Wie Sergej und Jerome zusammen kamen nach Jeromes Unfall, von ihrer Comming Out Tour nach Dresden, Kevins Rolle in der Geschichte, von der Schiffstour und dem Treffen aller mit Sergejs Familie, auch mit den Großeltern und von dem Verbrechen an der Oma.

Als ich um 15:10 Uhr zu Hause vor fahre, weiß er um ein vieles mehr über unser Leben, über die Freunde und über die Familie, über alles, was jetzt so nach und nach auf ihn zukommt.
Jetzt kommen erst mal Irene und ihre Mutter heraus, über der Haustüre hängt ein Schild mit „Herzlich Willkommen“ und auch die zwei Jungs sind wohl zu Hause.

Sie erscheinen in der Türe. Umarmt, geküsst und geknuddelt wird er gleich vierfach und dann geht es zunächst rein und an den Kaffeetisch. Kuchen haben die Frauen gebacken, mit Liebe und auch Philipps Lieblingskuchen, Rafaelotorte, hat meine Schwiegermutter für den Jungen gemacht.

Es ist ein netter Empfang und Philipp gibt kurz einen Abriss über den Gesundheitsbericht der Ärztin gestern ab. Alle drei Monate, zunächst für ein Jahr, muss er zum Blutbild. Ich werde damit Alex Brunner oder Matzes Vater reden und dann wird er dort jedes Mal untersucht.

Alex ist da wohl der erste Kontakt und nur, wenn der es nicht machen kann in ihrer Klinik, werde ich mit Matzes Vater reden. Jetzt wird erst mal Kaffee getrunken und dann können die Jungs sich um Philipps Sachen kümmern.

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1 Kommentar

  1. Hey Niff, welch eine Freude, wieder was von dir zu lesen. Hat mir wirklich sehr viel Spaß beim Lesen gemacht.

    VlG Andi

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