Manny 4 – Türchen 20

Entsetzt schaute mich Mum an.

„Weiß man denn schon näheres?“, fragte sie leise.

„Auf dem Überwachungsvideo war dieser Jakob zu sehen…“

Mums Augen wurden groß.

„Aber wie ist er in die Firma gekommen, sie wird doch sicher überwacht?“

„Er hatte Hilfe aus der Firma!“

*-*-*

Der Vorfall hatte natürlich Einfluss auf unser weiteres Handeln. Das Abendessen vergrößerte sich und mir war es ein Rätsel, wie Levi so schnell einen Tisch für die Menge von Leuten her bekam.

Es wurde nicht nur mein Vater sondern auch noch meine zwei älteren Brüder eingeladen. Levi begründete es nicht nur damit, dass er Oma Frida alle vorstellen wollte, sondern auch als Dank, dass meine Familie sich so sehr einsetzte.

So saßen wir in großer Runde beim Italiener. Oma Frida war sehr angetan, mitzuerleben, wie Noah sich mit meiner Familie gut verstand. Sie war teilweise genauso fassungslos, wie die andern vorher, die Noah mit seinem Handeln überraschte.

Einziger Nachteil dieser ganzen Sache war, dass nun Oliver und William ebenso mit uns am Sonntag das Schwimm Center besuchen wollten. Besonders Mike war davon nicht angetan, würden seine älteren Brüder doch mitbekommen, dass er ebenso für einen Mann schwärmte.

Der Abend war dennoch lustig, auch wenn einige Witze auf mein Konto gingen. Trotzdem war ich froh, als wir endlich das Haus erreichten. Noah war wie immer eingeschlafen, so entschloss sich Levi in huckepack hochzutragen.

Ella fand den Abend ebenso gelungen und war irgendwie noch zu aufgedreht, um gleich schlafen zu gehen. So zog sie sich etwas Gemütliches an und erschein  im Wohnzimmer. Auch ich hatte mich umgezogen und war überrascht sie im Wohnzimmer vorzufinden.

„Noch nicht müde?‘“

Sie schüttelte den Kopf. Ich stellte den Rotwein und die Gläser ab.

„Möchtest du auch etwas?“

„Haben wir noch Saft da?“

„Kommt sofort“, grinste ich.

„Warte Marcus, ich kann ihn auch selbst holen!“

„Okay…“, meinte ich und ließ mich nieder.

Wenige Augenblicke später erschien sie wieder. Etwas nervös sah sie mich an.

„Hast du etwas auf dem Herzen?“

Sie neigte den Kopf hin und her.

„Ich… ich wollte mich einfach bei dir bedanken…“

„Für was?“

„Für all das, was du für uns getan hast! Es fühlt sich gut an und vor allem richtig!“

„So viel habe ich auch nicht gemacht und zudem ist das mein Job.“

„Komm Marcus, ich kenne mich zwar nicht groß in deiner Berufswelt aus, aber du machst mehr, als du tun müsstest.“

„Das liegt vielleicht daran, dass ich mit deinem Bruder zusammen bin.“

Sie kicherte ein wenig.

„Ich denke eher, weil du uns für voll nimmst…, ich weiß es sonst nicht anders zu sagen. Bei dir habe ich das Gefühl, dass du mich ernst nimmst, mir zuhörst, wenn ich ein Problem habe.“

Die Tür ging auf und Levi kam herein.

„Nanu, du liegst noch nicht im Bett?“

„Nein, ich bin noch viel zu wach, um einschlafen zu können. Der Abend war wunderschön und zudem wollte ich mich bei Marcus bedanken, weil er so viel für uns macht!“

Es tat gut Ella so reden zuhören. Sie war schon so erwachsen für ihr Alter. Ihre Eltern wären sicher stolz auf sie gewesen. Levi befüllte beide Gläser mit Rotwein und ließ sich dann ebenso nieder.

„Und jetzt denkst du sicher, ich soll das auch machen!“

„Bloß nicht!“, rutschte es mir aus.

Ella kicherte wieder.

„Nein das habe ich nicht gedacht, nur, dass du seid du mit Marcus zusammen bist, viel umgänglicher geworden bist.“

„So bin ich das?“

„Japp“, antwortete seine Schwester und trank einen Schluck ihres Saftes.

„Dann willst du sicher auch wissen, was ich über Robert denke.“

Plötzlich verschwand Ellas Lächeln.

„Wie kommst du jetzt auf Robert?“

„Ist da zwischen euch nicht ein bisschen mehr, als ein Schulkamerad?“

Ich wusste nicht, warum Levi jetzt das Thema anschnitt, aber dafür interessieren tat ich mich auch.

„… und wenn es so wäre“, begann Ella trotzig, „willst du mir das verbieten?“

Levi hob seine Hände.

„Das habe ich nie gesagt, Schwesterherz…, ich will nur, dass du auf dich aufpasst!“

Ella löste sich etwas und ließ sich wieder zurück gleiten.

„Ich mag Robert, er ist ein netter Junge, auch wenn er einiges mit sich herum schleppt.“

„Wie meinst du das?“

„Hm…, ich denke, er fühlt sich schuldig für den Unfall seiner Mutter, dass sein älterer Bruder im Krankenhaus liegt und sein jüngerer Bruder behindert ist.“

„Den Tod eurer Eltern… nicht zu vergessen…“, warf ich ein.

„Denkst du wirklich? Dafür kann er doch nichts!“, meinte Ella.

„Du hast selbst erlebt, wie dich Robert am Wasser gebaut hat, wie schnell er traurig wird!“

„Aber wie können wir ihm helfen?“

„Ich für meine Person“, redete Levi weiter, „kann ihm nur zeigen, dass er von mir keinerlei Vorwürfe zu erwarten hat, dass er hier immer willkommen ist.“

„Und was soll ich dann tun?“

„Für ihn da sein, wenn er dich braucht“, beantwortete ich Ellas ‚Frage.

Nachdenklich schaute Ella auf ihren Saft.

*-*-*

Die Nacht war kurz. Schon früh standen wir auf, wollten wir doch rechtzeitig im Center eintreffen. Unserer Trupp hatte sich auch noch vergrößert. Noch am Abend wurde Robert per Nachricht übers Handy gefragt, ob er mitkommen wollte.

Es klingelte, als ich gerade meine Kaffee trank. Der Rest der Familie hatte sich noch nicht eingefunden. So stand ich auf und lief zu Haustür. Vor der Tür stand eine einzelne Person, schien Robert zu sein.

Hallo Robert“, begrüßte ich den Jungen, als ich die Tür öffnete.

„Hallo Mr. Brown..“

„Marcus…, Marcus ist mein Name!“

Er schenkte mir ein kleines Lächeln.

„Komm herein, die anderen sind noch nicht fertig. Hast du schon gefrühstückt?“

Robert trat ein und schüttelte den Kopf.

„Ich habe morgens nicht so viel Appetit…“

Das erinnerte mich stark an Ella, die auch jeden Morgen ohne Frühstück das Haus verließ

„Du solltest aber etwas essen, tut deiner Gesundheit gut!“, meinte ich und geleitete ihn in die Küche.

„Sagt Mama auch immer…., aber irgendwie bekomme ich kein Bissen herunter. Ich hole mir dann immer zur ersten Pause in der Schule etwas.

„Setz dich! Das ist schon mal gut… auch einen Kaffee?“

„Ich trinke keine Kaffee…, wenn sie Tee hätten?“

Tee schien auch iimmer beliebter zu werden.

„Schwarzer, grüner oder Pfefferminztee?

„Pfefferminz…“

Ich wollte darauf etwas erwidern, aber im Flur war Gepolter zu hören.

„Noah… leiser!“

Das war Levis Stimme und ich nahm auf Roberts Lippen ein kleines Lächeln war.Abrupt hörte das Getrampel auf und wenig später erschien Noah. Als er Robert bemerkte, blieb er plötzlich auf der Stelle stehen.

Unsicher sah er mich an.

„Hallo Noah“, meinte Robert.

Noah lief dicht an mich heran, bevor ich ein leises Hallo vernehmen konnte. So dicht an mich gepresst, war es schwierig, dass heiße Wasser einzugießen.

„Was ist los, das ist doch nur Robert, denn kennst du doch!“, meinte ich, „möchtest du wieder deine heiße Schokolade.“

„Noah will Milch“, sagte Noah leise.

„Okay, dann Milch, dann setz dich hin!“

Unmerklich schüttelte der Junge den Kopf.

„Vielleicht ist es, weil Noah mich noch nie ohne Schuluniform gesehen hat. Ich weiß noch wie Phillip reagiert hat, als ich zum ersten Mal die neue Schuluniform trug…, er wollte sich gar nicht beruhigen.

Stimmt, bisher hatte ich Robert auch immer in Schuluniform gesehen. Jetzt trug er eine helle Jeans und einen Pulli. Ella und Levi schienen herunter zu kommen, deutlich konnte ich ihre Stimmen hören.

Levi stutzte kurz, als er Robert bemerkte.

„Guten Morgen Robert, du bist aber früh hier.“

„Meine Schuld, ich habe keine feste Zeit angegeben“, meinte Ella, „… morgen Robert!“

„…Morgen…“, sagte Robert leise.

Fürchtete er sich vor Levi? Ich drückte Noah sanft von mir weg. Levi sah mich verwundert an, aber ich schüttelte leicht meinen Kopf. Mein Freund schien zu verstehen und schnappte sich Noah,

„Was willst du? Toast mit marmelade oder ein Müsli“, fragte er liebevoll und drückte Noah auf den Stuhl.

„Noah will Toast…“

„Ich auch!“, kam es von Ella grinsend.

„Du kannst ihn dir selber machen!“

Ella fing an zu kichern.

„Noah will auch selber machen!“

Überrascht schaute ich Noah an.

„Das will ich sehen!“, meinte Levi.

*-*-*

Wenig später und einige Lachern saßen wir im Auto. Noah war mit einem neuen Tshirt versehen, das alte hatte er mit Marmelade versehen.

„Was werden deine Brüder sagen, wenn sie Jordan sehen?“, riss mich Levi aus dem Gedanken.

„Hm… schwer zu sagen! Normalerweise kommen dann blöde Sprüche.“

„Du weißt es nicht?“

„Du hast sie in den letzten Wochen selbst erlebt…, sie haben sich irgendwie verändert.“

„Aber das ist doch gut!“

„Ich weiß nicht recht, wie schon gesagt, ich bin gerade dabei, meinte Familie neu kennen zu lernen.“

„Wie meinst du das?“, fragte Ella von hinten.

Ich seufzte.

„Ella, es gibt Dinge, die du nicht wissen musst“, kam es mahnend von Levi.

„Nicht schlimm Levi, ich beantworte gern ihre Fragen.“

Mein Freund zog seine Stirn in Falten und ich drehte meinen Kopf wieder zu Ella.

„Meine Brüder und ich haben uns irgendwie auseinander gelebt, nicht mehr so viel gemeinsam gemacht…, irgendwann hat jeder andere Interessen, wenn man älter wird.“

Sie schien nicht zu verstehen, ihr Blick war immer noch fragend.

„Aber Levi ist auch älter, kümmert sich aber um uns.“

„Das ist auch etwas anders, Ella“, kam es von Levi.

„Das verstehe ich nicht…“

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