Vater kommt Coming-out zuvor Notiz an schwulen Sohn rührt das Netz
Wohl kein Terrain ist derart vermint wie das Gespräch mit den Eltern über die eigene Sexualität. In manchen Elternhäusern werden noch immer krude Blümlein- und Bienlein-Vergleiche bemüht. In anderen erzählen Alt-68er-Papis und Mamis derart offenherzig von ihren Liebeseskapaden, dass es ihren Sprösslingen die Schamesröte ins Gesicht treibt. Wie man alles richtig macht, hat jetzt ein Vater in den USA gezeigt.
Dessen Sohn Nate war offenbar in großer Sorge, wie er den eigenen Eltern seine Homosexualität erklären sollte. Gemeinsam mit dem Freund wurde Kriegsrat per Telefon gehalten. Ob die Wände des Hauses nun sehr dünn waren oder nicht – wir wissen es nicht. Sicher ist nur: Nate sprach laut genug, dass der Herr Papa jedes Wort mitbekam. Statt sich nun zu einem stundenlangen Gespräch zusammenzusetzen, griff der Vater lieber zu Stift und Zettel – und hinterließ seinem Sohn am folgenden Tag eine kurze, aber herzerweichende Notiz.
„Nate, ich habe gestern Nacht dein Telefongespräch mit Mike mit angehört und so von deinen Coming-Out-Plänen erfahren. Das einzige, was du planen solltest, ist nach dem Unterricht Orangensaft und Brot mit nach Hause zu bringen“, schrieb der Vater in dem Schriftstück, das die US-Kampagne FCKH8, die für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben kämpft, auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte.
Das Netz feiert den Vater
Was nun folgte, war ein Satz, der in seiner prägnanten Kürze jedes weitere Wort überflüssig machte: „Ich weiß, dass du schwul bist, seit du sechs bist. Ich liebe dich seit deiner Geburt. Dad.“ Und als wäre das noch nicht genug, gab der Vater im P.S. noch seinen Segen zur aktuellen Beziehung seines Sohns: „Deine Mutter und ich denken, dass du und Mike ein süßes Paar abgebt.“
Seit der Veröffentlichung des Notizzettels feiert die Internetgemeinde den unbekannten Vater. Über 82.000 Likes erhielt der Post bis zum Sonntagnachmittag, knapp 6000 Menschen kommentierten den Eintrag – viele überschwänglich positiv. „Wenn nur alle Eltern so wären“, schwärmte Facebook-Nutzerin Jessica Phaup. Manche Leser erinnerten daran, dass nicht alle Väter und Mütter die Toleranz und Offenheit von Nates Vater teilten. „Ich kümmere mich jedes Jahr um Kinder, die sich um ihr Coming-out sorgen“, schrieb Susan Boyd Hudson. „Ich kenne einen jungen Mann, dessen Mutter ihm sagte, sie wünsche ihn lieber tot als schwul. Er hat sich in meinen Armen ausgeweint.“
Wie Nate auf die Nachricht seines Vaters reagiert hat, ist nicht überliefert. Vielleicht hat er dem Papa auch per Zettel geantwortet. Vielleicht haben sich beide an den Küchentisch gesetzt und geredet – bei Orangensaft und Brot. Bericht aus Stern.de
Kommentar von Schulle: Was eigentlich Normalität sein sollte, wurde hier auf einer tollen Art und Weise dargestellt. Ich wünschte, es würden alle mit dem Thema so umgehen und den Kindern eine stützende Hand geben, damit diese mit ihren Problemen fertig werden. Es gibt genug zu tun, denn immer noch kommen viele Jugendliche mit dem Coming-Out nicht klar und begehen Selbstmord oder versuchen es. Das macht traurig, da in unserer Zeit solche verzweifelten Taten unnötig erscheinen lassen. Viele Selbsthilfegruppen geben Tips und helfen den betroffenen mit der Situation klar zu kommen. Also bitte geht zu einer dieser Gruppen und lasst Euch helfen. Das Leben hat so viele schöne Seiten, daran sollten alle denken. Ich persönlich ziehe meinen Hut vor dem Vater. Eltern, helft Euren Kindern und Freunde und lasst Sie nicht verzweifeln. Der Schritt es Coming-Outs ist schwer genug unterstützt die Kinder aber auch untereinander Freunde. Jeder kann helfen, auch bei Freunden und Kollegen.
So können wir dafür sorgen, dass unsere Welt ein kleines Stück besser wird.