Zoogeschichten II – Teil 61

Meinungsäußerungen

Volker

„Was willst du denn hier?“, fragte ich vorwurfsvoll.

David blieb ruckartig im Türrahmen stehen.

„Jetzt komm halt rein!“

„Ich wollt mich … bei dir entschuldigen.“

Ich war so sauer auf David… andererseits schämte ich mich dafür, weil ich ihm eine runter gehauen hatte.

„Mach bitte die Tür zu“, meinte ich und setzte mich auf.

Da erst sah ich, dass ich außer meiner Shorts nichts anhatte und nun meine nackte Brust hervorschaute. Scheiß egal, dachte ich… jetzt ändert’s eh nichts mehr.

„Bist du arg sauer auf mich?“, fragte David verschüchtert.

Jürgen musste ihm wohl sehr zugesetzt haben.

„Ja… schon…, aber dass ich gleich… na ja ausgeflippt bin, dir eine gescheuert hab, war auch nicht richtig.“

„Ich hab’s verdient…“

Stimmt.

„Und jetzt?“, fragte David und stand mittlerweile an meinem Bett.

„Ich weiß auch nicht“, meinte ich trotzig und verschränkte meine Arme vor die Brust, starrte zum Fenster.

David setzt sich an den Bettrand.

„Ich weiß… ich habe es vermasselt“, begann er, „aber ich bereue es nicht… weil…“

Mein Kopf fuhr herum und ich starrte David an.

„… weil ich dich liebe Volker, du bist mein Bruder… mein Vorbild und ich habe es nur gut gemeint… wollte dir helfen… weil ich es selber bei meinem Outing so schwer gehabt habe…, dachte nur nicht, dass der Schuss nach hinten losgeht.“

„Wieso… du hast doch getroffen?“, konnte ich mir nicht verbeißen und lächelte.

David wurde rot. Ich atmete tief durch, schnappte mir ihn mir und zog ihn zu mir.

„Du kannst zwar ab und zu ein richtiges Arschloch sein, aber ich liebe dich auch!“, meinte ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

Davids Hände gingen auf Wanderschaft und blieben auf meinem Brustkorb liegen. Ich spürte die Wärme seiner Hände, aber auch, was sie in mir auslösten.

„Ist es so schlimm?“, fragte mich David, der wohl meinen nachdenklichen Gesichtsausdruck bemerkte.

Ich sah ihm lange in die Augen und schüttelte dann den Kopf.

„Ich weiß nicht… bin eben verwirrt. Ich habe so etwas bei Marion nie gespürt. Klar, ich habe sie geliebt und es war schön… der Sex mit ihr. Aber diese intensiven Gefühle, die ich jetzt erlebe… sind mir neu.“

„Das wird noch schöner… wenn du einen Mann findest… den du liebst.“

Ich war 40… ich und mich noch einmal neu verlieben? Es klopfte und die Tür sprang auf.

„Na, ihr zwei. Habt ihr euch endlich vertragen?“

Jürgen stand grinsend im Türrahmen und ich nickte. Er kam auf uns zu und setzte sich ebenfalls aufs Bett.

„Jungs, ich bin zwar der Älteste von uns, was aber nicht heißt, dass ich der bin, der die Entscheidungen trifft. Auch nicht, der über seine jüngeren Brüder urteilt… verurteilt. Ich liebe euch beide, ihr seid meine Familie!“

Gerührt sah ich Jürgen an, denn über Gefühle wurde in dieser Familie sonst nie gesprochen.

„So und jetzt möchte ich wieder ein Lächeln sehn. Nicht, dass wir morgen in der Blödzeitung als die drei heulenden Kolpings erscheinen.“

David hob seinen Kopf und grinste frech. Auch mir hatte dieser Ausspruch ein Lächeln entlockt.

„Zudem gibt es eine Menge Arbeit für uns.“

Ich schaute ihn fragend an.

„Also ich habe auf dem Rathaus etwas nachgebohrt. Ergebnis – wir haben schon die Baugenehmigung, der vorläufige Bauplan, den wir eingereicht hatten, wurde genehmigt. Das heißt, wir könnten sofort anfangen mit unserem neuen Bärenhaus.“

„Alle Achtung!“, meinte ich.

„Der Stadtrat meinte sowieso, mit Eisbären wären wir um eine Attraktion reicher und würden noch mehr Leute in die Stadt locken“, sagte Jürgen.

„Hauptsache, Geld fließt“, kam es von David.

Jürgen stand auf.

„So… wollt ihr nun aufstehen, oder noch ein Schäferstündchen halten?“, grinste er.

Fast zeitgleich streckten David und ich die Zunge heraus.

Robert

Nach einigen Tests bekam ich sogar grünes Licht zum Aufstehen. Da es sich nur um einen – gelinde ausgedrückt – kleinen Eingriff handelte und ich auf Alles positiv reagierte, durfte ich das Bett verlassen.

Aber mit der Auflage, nie alleine irgendwohin zugehen, jedenfalls die nächsten paar Tage nicht. So war ich am Abend mit Adrian in den Park gegangen. Ich wollte an die frische Luft. Händchen haltend steuerten wir auf eine Bank zu.

„Du Robert… darf ich dich was fragen?“

„Du darfst mich alles fragen, Adrian.“

„Ich weiß, jetzt… ist vielleicht sehr schnell… könntest du dir vorstellen… zusammen zu wohnen?“

Ich brauchte nicht lange zu überlegen… mein ganzer Kopf schrie die Antwort.

„Ja!“

„Hoppla, du hast aber nicht lange überlegt.“

„Brauche ich nicht.“

„Und wieso?“

Ich schaute in die Luft, sah, wie langsam die Abenddämmerung hereinbrach. Ich drehte mich zu Adrian und schaute ihm in die Augen.

„Ich brauche deshalb nicht zu überlegen, weil ich mir noch nie so sicher bei Etwas war… wie mit dir.“

„Du kennst mich ja noch nicht mal richtig, kennst meine Macken nicht.“

„Jeder hat Macken, oder?“

Adrian nickte.

Und ich denke, wir werden uns in nächster Zeit ziemlich gut kennen lernen und ja auch nicht gleich morgen zusammen ziehen.

Wieder nickte Adrian und gab mir einen Kuss. Er schlang seinen Arm um mich zog und mich an sich ran.

Dennis

Etwas müde lief ich zu Michaels Auto. Er war noch nicht da, es schien im Savannenhaus länger zu dauern. Aber das war kein Problem für mich, denn Michael hatte mir einen Zweitschlüssel für den Wagen gegeben.

Ich schloss also auf, warf meinen Rucksack auf die Rückbank und nahm im Wagen Platz. Nachdem ich die Tür zugezogen hatte, schaltete ich das Radio ein und es dauerte nicht lange, bis ich eingeschlafen war.

Michael

„Kevin, das reicht für heute, den Rest montieren wir morgen“, meinte ich und legte mein Werkzeug in die Box.

„Morgen müssen wir aber fertig werden, die Zebras haben schon zu lange auf ihren zweiten Stall verzichtet“, rief er zurück und stieg von der Leiter.

„Kein Problem, es müssen ja nur noch die Bretter an der einen Wand befestigt werden, dann haben wir es eh geschafft.“

Er kam zu mir und legte ebenso sein Werkzeug in die Box.

„Und, wie läuft es bei euch?“, fragte Kevin.

„Gut, kann mich nicht beklagen.“

„Sorry, wenn ich immer noch im Glauben bin, das zwischen euch hält nicht lange.“

„Ich versteh dich nicht, Kevin“, meinte ich leicht säuerlich.

„Micha, der Junge ist 17, fast noch ein Kind.“

„Ich bin gerade mal vier Jahre älter.“

„Ja… vier Jahre älter, das ist schon ein Unterschied. Meinst du nicht, er sollte sich jemand in seinem Alter suchen?“

„Was soll der Scheiß jetzt Kevin, ich liebe Dennis!“

„Ich will nur nicht wieder die kläglichen Überreste von dir zusammenfegen, wenn es schief geht… ich erinnere dich nur ungern an die Sache mit Karl.“

„Das mit Karl war doch etwas ganz Anderes, das kann man doch mit Dennis nicht vergleichen.“

„So, findest du? Und wenn Dennis jetzt jemand Anderes kennen lernt, zum Beispiel in seinem Alter?“

„Willst du es mir jetzt madig machen?“

„Nein! Ich will dich nur vorher warnen, dass du nicht absolut Blind vor Liebe durch die Gegend rennst. Pass auf dich auf, du bist eh zu gutgläubig.“

Ich atmete tief durch, wollte nichts mehr dagegen sagen, mir war es einfach zu blöd.

„He, sei jetzt nicht sauer. Als Freunde wird man sich doch noch etwas sagen dürfen.“

„Okay, du hast deine Meinung geäußert und ich habe sie zur Kenntnis genommen. Ich werde dann gehen, denn Dennis wartet sicherlich schon auf mich.“

Ich ließ Kevin einfach stehen, ohne noch Tschüss zu sagen. Freunde… Wahrheit sagen, wie konnte er etwas von Dennis wissen, er kannte ihn doch überhaupt nicht. Ich schnappte mir meine Sachen und lief zum Auto.

Im Park war mittlerweile schon Ruhe eingekehrt. Meine Schritte waren schneller als sonst, denn ich wollte zu meinem Kleinen. Als ich den Parkplatz betrat, war nichts von ihm zu sehen. Ich beschloss erst mal, meine Sachen ins Auto zu verfrachten und dann zu schauen, wo Dennis steckte.

Am Auto angekommen, sah ich, dass ich meine Pläne verwerfen konnte. Auf dem Beifahrersitz saß Dennis und schlief. Leise öffnete ich die Autotür und krabbelte ins Auto. Dicht vor seinem Gesicht machte ich Halt.

Ich gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange, doch er reagierte nicht. Ich warf die hinderlichen Sachen nach hinten zu Dennis’ Rucksack und stieg ganz ins Auto ein.

„He Dennis – Schatz… aufwachen, wir fahren heim.“

Dennis zuckte kurz und blinzelte dann mit den Augen.

„Sorry… ich muss wohl eingeschlafen sein“, stammelte Dennis.

„He, ist doch nicht schlimm, ich bin auch ziemlich kaputt.“

„Schläfst du heute Nacht wieder bei mir?“, fragte mich Dennis und seine Augen funkelten so verführerisch.

„Du, ich muss mich mal wieder zu Hause blicken lassen und gucken wie es meinen Tieren geht.“

Ich sah die Enttäuschung auf Dennis’ Gesicht, holte kurz Luft und blies sie scharf aus.

„Geht schon, keine Sorge“, meinte Dennis und schnallte sich an.

„Du könntest aber auch mit zu mir kommen“, schlug ich vor.

Dennis schien zu überlegen… ich wusste jetzt nur nicht, warum. Aber er setzte ein Lächeln auf und sah mich an.

„Egal, Hauptsache ich kann in deinen Armen einschlafen“, gab er von sich.

Mir fiel das Gespräch vom Mittag ein. War es ihm so wichtig, mit mir zu schlafen? Ich wollte ihn nicht fragen, denn mir kam auch wieder das Gespräch in den Sinn, das ich eben mit Kevin hatte.

Ich steckte den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor.

„Könnten wir vorher kurz bei mir vorbeifahren, damit ich mir noch frische Sachen mitnehmen kann?“, fragte Dennis.

„Klar doch!“, lächelte ich und fuhr los.

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