Zoogeschichten III – Teil 120 – Aussprache

tuer-08120. Aussprache
© by Pit 2014

Dennis

Phillip die Treppe hoch in Jürgens Büro zu schaffen, war eine Sache, aber uns jetzt warten zu lassen eine andere. Gregor saß eingeschüchtert von Fritz in einem Ohrensessel und Fritz selbst neben ihm auf der Sessellehne.
Micha saß angelehnt neben mir zusammen mit Sabine. Volker stand am Fenster und

sah nach draußen. Nun fehlte nur noch Jürgen. Kein Ton fiel keiner sagte etwas. Plötzlich wurde es draußen laut.
Die Tür zum Büro wurde aufgerissen und Jürgen erschien. Gregor wollte etwas sagen, verstummte aber abrupt, als in der Tür seine Mutter und auch David erschienen. Eine junge Dame und Corinna erschienen ebenfalls.

„Was soll das?“, fragte Volker, als Corinna die Tür hinter sich schloss.

„Ich möchte jetzt, dass dies alles endgültig aus der Welt geschafft wird, dieser Unfriede schlägt mir auf den Magen.“

Geschockt sah ich Jürgen an.

„Entschuldige, wenn ich mich einmische, aber was sollen dann wir hier, ich denke, das ist Sache der Familie Kolping“, kam es von Fritz, wie immer klar und frei heraus.

„Fritz, ihr, die ihr jetzt da seid, gehört schon fast zur Familie. Ihr alle seid viel zu sehr in die Sache involviert, als dass ich euch außen vor halten könnte.“

Hört, hört, sehr interessant. Micha und Fritz, auch Sabine verstand ich ja, aber Phillip und ich arbeiteten noch nicht so lange hier im Zoo. Volkers Frau und auch die junge Dame waren zu Gregor gelaufen.

„Hallo Papa“, hörte ich sie plötzlich leise sagen, während sie Volker umarmte.

Das also musste Martina, Volkers Tochter sein. Ein Blick auf Micha sagte mir, dass er sich genauso unwohl und fehl am Platz fühlte. David hatte bisher noch gar nichts gesagt, er stand nur hinter Jürgen an die Wand gelehnt.

„Eigentlich war mir euer Lebenswandel eigentlich immer egal. Es hat mich nie gestört, wen David mit anschleppte. Und als heraus kam, dass du Volker dich ebenso für das gleiche Geschlecht interessierst, sagte ich auch nichts, weil es euer Sache ist.“

Keiner sagte etwas dagegen, so sprach Jürgen einfach weiter, oder hieß es Klappe halten, das Familienoberhaupt sprach. Als es an der Tür klopfte, zuckte ich zusammen. Sabine grinste neben mir und die Tür ging auf.
Herein kam ein etwas verwirrter Rolf. Jürgen schien wohl wirklich alle zusammen gerufen zu haben.

„Danke Rolf, dass du so schnell kommen konntest, denn dich betrifft es genauso.“

Er nickte und gesellte sich zu Volker, der noch immer kein Wort sprach. Marion trat zum Schreibtisch.

„Schwager, willst du das wirklich in so einem großen Rahmen besprechen?“

„Wenn dein Herr Sohn meinen Laboranten“, er zeigte auf Phillip, „einen Krüppel nennt und ihn anschließend vom Rollstuhl stößt, ebenso Micha, der zwei angeknackste Rippen hat zu Fall bringt und eine kleine Menge Leute nötig ist, dies zu beenden, JA!“

„Was hast du?“, meldete sich Martina, Volkers Tochter zu Wort, „deine rechtsradikalen Ansichten sind eines, aber Menschen anzugreifen…“

„Rechtsradikal…?“

Scheiße, das rutschte mir jetzt so heraus, alle schauten auf mich und der Tomatisierungsvorgang meines Gesichtes hatte Vorrang. Aber alle anderen waren sicherlich genauso geschockt über Martinas Aussage.

„Willst du nichts dazu sagen junger Mann“, kam es von Jürgen an Gregor gewandt, doch dieser sagte nichts.

„Es tut mir leid, dass ihr da alle mit hinein gezogen wurdet…“, begann Volker, wurde aber von seiner Frau unterbrochen.

„Nicht Volker, ich hab dir gesagt, die Idee zu kündigen ist Blödsinn, du ohne Zoo…“

Volker war verstummt und wir noch mehr geschockt. Fritz war aufgestanden und hatte sich zu Volker gewandt.

„Und wann wolltest du das mir, oder besser gesagt uns sagen?“

Rolf schien wohl genauso überrascht zu sein, denn er schaute noch verwirrter als vorher aus.

„Es ist eine Sache“, sprach Fritz weiter, „wie man ein Problem angeht, aber den Job deswegen zu schmeißen und wegzurennen eine andere.“

„Ich wollte nicht…“

„Doch Volker, du rennst weg! Eigentlich gar nicht deine Art, von deinen Ratschlägen ganz zu schweigen. Du kannst es nicht jedem Recht machen!“

„Aber ich dachte…“

Wieder wurde Volker unterbrochen, aber dieses Mal von Rolf.

„Dabei hast du an mich nicht gedacht, denn ich bin entschieden dagegen, dass du wegen mir hier das alles aufgibst. Ich sollte mich geehrt fühlen tut es aber nicht!“

Volker schaute verzweifelt zwischen allen hin und her.

„Nur wegen diesem schwulen Pack…“, hörte ich Gregor.

„Es reicht!“, fuhr ihn Marion an, „hast du nicht schon genug angerichtet. Du wirfst deinem Vater vor, er zerstöre die Familie, aber was tust du?“

Schweigen.

„Dass dein Vater und ich uns auseinander gelebt haben, ist unser beider Sache, daran ist niemand alleine schuld, dazu gehören immer zwei. Das du nun hier die ganze Familie hineinziehst, auch noch Personal und enge Freunde der Familie, hast alleine du zu verantworten.“

„Ach jetzt bin ich wohl noch an allem Schuld“, brauste Gregor auf.

Gleich von vier Seiten kam es laut ja. Ich hatte es nur für mich gedacht.

„Stört dich das denn gar nicht?“, fuhr Gregor seine Mutter an, „oder dich Martina, wie oft hast du gesagt, dir fehlt die Familie.“

„Was hat denn das jetzt damit zu tun?“, erwiderte Martina, „ich meinte mir fehlt die Familie, aber doch nur, weil ich wenig Zeit wegen dem Studiums habe um hier her zu kommen und alle zu sehen…, wie lange habe ich Corinna schon nicht mehr gesehen…?“

Die angesprochene zuckte mit den Schultern.

„… oder David?“

„War ja selbst weg zum Studium, bin erst seit dem Abbruch wieder hier.“

„Siehst du, dass wusste ich nicht… weil ich so wenig Kontakt zur Familie hatte.“

David war Martinas Onkel, irgendwie lustig, da sie doch sicher fast gleichen Alters waren.

„Ich dachte“, sprach nun Volkers Frau weiter, „ich habe dich zur Toleranz und Menschlichkeit erzogen… was hat dich geritten, dich so zu verhalten?“

„Falsche Freunde…“, kam es von Martina.

„Lass Matthias aus dem Spiel!“, zischte Gregor seine Schwester an.

Hm, ganz wohl hatte diese Martina ihren familiären Anschluss doch nicht verloren, zumindest war sie gut über Gregors Freunde informiert.

„Wer ist Matthias?“, fragte Jürgen und Volker fast gleichzeitig.

„Ein Mitglied einer rechtsradikalen Vereinigung“, kam es Martina.

„Martina, hör auf, du weißt doch gar nicht wovon du redest.“

„Dass wissen anscheinend mehrere nicht“, warf Fritz ein und auch wenn es keinen Grund gab musste ich wieder grinsen.

*-*-*

Sebastian

Es war irgendwie komisch ruhig. Auf meinem Weg zur Kantine sah ich so gut wie keinen Kollegen. War irgendetwas geschehen und ich hatte es nicht mitbekommen. Oh nein, ein anderes Unheil nahte. Mein Fanclub.

„Hallo Sebastian, haben sie Mittagspause?

Hallo Frau Österle… Frau Schmidt, ja muss mich ja auch mal stärken.“

Ich machte bei meinen Worten einen kleinen Diener.

„Ja, den ganzen Tag im Wasser ist sicher anstrengend und dann noch Probleme mit den Kollegen…“, sprach Frau Österle weiter.

„Kollegen?“, fragte ich nun erstaunt.

„Ja, dahinten gab es ein Schlägerei“, antwortete Frau Schmidt.

„Das war keine Schlägerei, Agnes, der ältere hat dem jungen eine gefeuert“, berichtete Frau Österle ihre Freundin.

„Dann verrat mir mal, Elfriede, warum der Rollstuhlfahrer und der andere junge Mann am Boden lagen?“

Phillip am Boden? Was war hier geschehen?

„Meine Damen, dazu kann ich ihnen nichts sagen und ich muss nun los, meine Mittagspause ist begrenzt!“

„Oh, wir wollten sie nicht aufhalten“, meinte Elfriede, „guten Appetit!“

„Danke“, erwiderte ich, zog mein Handy hervor und wählte Heide an.

*-*-*

Micha

Der Schmerz ließ langsam nach und ich konnte nur hoffen, dass ich mir nichtgezogen noch mehr zu gezogen hatte. Wo war ich hier nur hinein geraten, hatten wir die letzten Wochen und Monate nicht genügend Aufregung, nahm das nie ein Ende.

„Alles in Ordnung“, flüsterte mir Dennis zu.

Ich nickte, was sonst hätte ich tun sollen? Zu sagen, dass ich am liebsten Gregor die Fresse poliert hätte? Es hat mich viel Kraft gekostet es nicht zu tun, na ja, um ehrlich zu sein, meine Rippen hatten mich auch ausgebremst.

„Phillip, wenn sie meinen Neffen anzeigen möchten, so verstehe ich dass, aber…“

„Lieber Jürgen, mir ist nichts passiert“, unterbrach Phillip Jürgen, „eine Anzeige…, an so etwas habe ich nicht gedacht.“

„Danke!“, sagten Jürgen und Marion gleichzeitig.

„Aber damit ist das Problem an sich noch nicht aus der Welt geschafft, ich habe keine Lust jetzt jedes Mal auf Volker aufzupassen, wenn Gregor auf der Bildfläche erscheint.“

Für den Satz handelte sich Fritz einen bösen Blick von Sabine ein. Meine Blicke haftete auf Gregor. Er alleine war das Problem, aber wie konnte man ihm helfen? Es klopfte an der Tür.

„Ja, herein“, rief Jürgen und die Tür öffnete sich.

Herein kamen eine besorgt dreinschauende Heide mit Sebastian im Gefolge. Gregor verdrehte die Augen.

„Entschuldigung, dass ich störe, aber ich hörte von einem Vorfall und das mein Mann sich verletzt hat. Phillip…“

„Es ist alles in Ordnung“, kam es nun von Phillip.

„Es tut mir leid, dass wir sie noch nicht informiert haben, Frau Keller.“

„An Informationen mangelt es hier wirklich!“, sagte Sebastian, der hinter sich die Tür schloss.

„Sebastian!“, kam es mahnend von Sabine, weil er sich wohl etwas im Ton vergriffen hat.

„Stimmt doch, im Park redet man von wilder Schlägerei und bei Twitter ist ein Bild aufgetaucht.“

„Twitter? Was ist das?“, fragte Jürgen.

„Eine Plattform für Mitteilungen“, erklärte David und zog wie andere sein Handy hervor.

„Auch das noch…“, konnte ich Volker leise sagen hören.

„So kommen wir nicht weiter…“, meldete sich Martina zu Wort. Mum, wir kümmern uns um Gregor und ihr schaut wie ihr hier eure Probleme hier löst, wir reden später weiter. Das ist jetzt einfach zu emotional alles. David hilfst du mir?“

Was studierte sie? Psychotante?

„Ich?“

„Ja klar, ich brauche männliche Verstärkung!“

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2 Kommentare

  1. Hi Pit,

    interessante Fortsetzung, nur fehlen bislang ein paar positive Geschehnisse. Aber es sind ja noch einige Türchen. Mach so weiter, ist spannend.

    VlG Andy

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    1. Hallo Andy,
      danke schön, ich muss gestehen, dass meine Charakteren mal wieder alles alleine in die Hand genommen haben und ich nicht mal versprechen kann, bis zum 24ten die Geschichte zu beenden. Basti freut sich ja jetzt schon, dass die Geschichte wahrscheinlich doch noch länger wird.
      Lieben Gruß Pit

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