Das Geburtstaggeschenk
Michael
Meine Nerven lagen blank. Mein Schatz nicht da und das Vogelhaus voller Leute. Wieder ging die Tür auf und erschrocken fuhr ich herum. Endlich! Da kam Dennis mit seinen Eltern. Sofort stürmte ich hin.
„Ich dachte, du kommst nicht mehr“, begrüßte ich Dennis mit einem flüchtigen Kuss.
„Hallo Michael“, kam es von Dennis’ Vater, „tut mir leid, daran bin ich schuld… ich war spät dran.“
Ich begrüßte beide Elternteile mit Handschlag. Dennis schaute sich um.
„Micha, du bist verrückt…, weißt du das?“, meinte Dennis und nahm mich in den Arm.
Er lächelte mich an, doch seine Augen sagten etwas anderes.
„Stimmt irgendetwas nicht?“
„Doch Micha, es ist alles perfekt.“
Er gab mir einen Kuss und begann, die Gäste zu begrüßen.
Volker
Der Geländewagen zog mit einem Pfeifen auf den Parkplatz und hinter uns schloss sich das Tor wieder.
„Ich habe gar kein Geschenk dabei“, meinte Rolf, als er sich losschnallte.
„Brauchst du auch nicht. Unser Geschenk ist groß genug für alle.“
„Alle?“
„Ja, es ist ein Geschenk vom Zoo, die Idee stammt aber von Jürgen.“
„Gehe ich recht in der Annahme, dass du es mir nicht sagen wirst?“
Ich lächelte und stieg aus.
„Ja, da liegst du richtig“, antwortete ich.
Er verließ ebenso den Wagen und ich konnte abschließen.
„Wo müssen wir hin?“, fragte Rolf.
„Vogelhaus.“
„Vogelhaus?“
„Ja, Michael hat dort etwas hergerichtet, frag mich aber bitte nicht, was. Ich weiß nur, dass er ein Klavier brauchte.“
„Hört sich gut an.“
„Du weißt aber nicht, wie schwer das Klavier war!“
„Ach, hast du das auch noch besorgt heute?“
„Ja.“
„Gibt es irgendwas, was du heute noch nicht gemacht hast?“
„Ja…“
„Und das wäre?“
„Dich richtig begrüßt…“, antwortete ich und nahm ihn in den Arm, bevor ich ihm einen Kuss verpasste.
„Wow…, dieser Tätigkeit kannst du weiter nach gehen“, meinte Rolf lächelnd.
Dennis
Der Gedanke an meinen leiblichen Vater war zwar nicht ganz verdrängt, aber was Michael auf die Füße gestellt hatte, war enorm. Brit und Tim waren auch da und was mich noch mehr freute, beide waren nun vergeben.
Tim stand angelehnt an David. Sah irgendwie lustig aus. Tim so zierlich dünn und klein, dahinter David, der Rausschmeißertyp. Britt hing gleich wieder an den Lippen von Sebastian. Wo ich hinschaute, bekannte Gesichter.
Gerade als ich Fritz fragen wollte, wo Volker wäre, ging die Tür auf und jener welcher trat mit seinem Freund ein. Michael lief zum Klavierspieler und schnappte sich das Mikro.
„So Leute, nach dem nun auch die letzten Gäste eingetroffen sind“, begann Michael, „weit wichtiger natürlich, auch das Geburtstagkind ist endlich da.“
Alles kicherte amüsiert.
„Wenn mir vor einem dreiviertel Jahr jemand gesagt hätte, ich würde mich derart verlieben, dass ich für einen Jungen alles machen würde, den hätte ich für verrückt erklärt.“
„Warum guckst du mich jetzt dabei an?“, rief Heike und wieder lachte alles, auch Michael.
„Wir haben euch gesagt, ihr braucht nichts zu kaufen, kein Geschenk, weil ein Geschenk vom Zoo kommt. Wie ich am Geburtstagtisch sehe, hat sich natürlich keiner daran gehalten.“
Stimmt, der Tisch quoll über von Geschenken, ich hatte noch nicht mal angefangen, alles aufzumachen.
„Ich übergebe jetzt aber an Volker, der schließlich das letzte Geschenk überreichen will!“, meinte Michael.
„Wieso ich?“, rief Volker, der Rolf im Arm hatte.
„Weil du die Idee dazu nicht hattest und David alle Hände voll zu tun hat“, rief Jürgen.
Ein Blick zu David zeigte mir, dass er Tim eng umschlugen an sich gelehnt hielt.
„Äh… ich habe mit Rolf zu tun!“, rief Volker zurück.
Alles lachte, einschließlich Rolf, der sich aus seiner Umarmung löste.
„Jaja, lacht nur, immer auf die Kleinen!“, sagte Volker und kam zu Klavier.
Er schnappte sich das Mikro aus der Hand von Michael und gab ihm eine kleine Kopfnuss, was wieder zur allgemeinen Erheiterung beitrug.
„Also lieber Dennis, noch einmal alles Gute zu deinem achtzehnten Geburtstag. Die restlichen Wünsche spare ich mir, die hast du sicherlich schon von allen gekommen.“
Jürgen überreichte ihm einen Umschlag.
„Der Winner is…“, begann Volker und alles fing laut an zu lachen, „sorry, dass wollte ich schon immer mal sagen.“
Das Lachen ging weiter.
„Also lieber Dennis, um dich nicht weiter auf die Folter zuspannen. Wie du ja weißt, reist Jürgen mehrmals im Jahr in der Weltgeschichte herum, um nach neuen Tieren für unseren Zoo Ausschau zu halten. Die nächste Reise geht nach China. Die chinesische Regierung hat uns ein Pärchen Pandabärchen versprochen.“
Ein lautes Raunen ging durch die Menge, aber ich wusste immer noch nicht, was daran mein Geschenk sein sollte.
„Unser Geschenk ist es nun, dass du als unser neuer Bärenpapa mit Jürgen eine Woche nach China reist. Und damit du dich nicht einsam fühlst, kommt Michael mit!“
Wow, jetzt war ich aber paff. Aber Michael schien es genauso zu gehen.
„Was, ich? Davon wusste ich ja gar nichts!“, rief er.
Volker kam zu mir her und überreichte mir den Umschlag, während Jürgen mir die Hand schüttelte.
„Wow… Leute ich weiß gar nicht… was ich sagen soll“, stammelte ich.
„Wie wäre es mit >Danke schön“, kam es von Dad, ich musste lächeln. „Danke…“, meinte ich nickend, „mit so etwas hätte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Eine Woche China… wow… danke!“ Die Überraschung war ihnen wirklich gelungen. „So Leute, das Buffet ist eröffnet“, rief Michael durchs Mikrofon. Natürlich stürmte alles zu den beladenen Tischen. *-*-* Volker „Guten Morgen, Bruderherz. Na, gut geschlafen?“, begrüßte mich Jürgen. „Ja, ich habe Rolf schon ins Krankenhaus gebracht.“ „David wird wohl, denke ich, noch schlafen.“ „Ja selig und friedlich, Arm in Arm mit Tim“, grinste ich. „Noch Zeit für einen Kaffee?“, fragte Jürgen. „Immer doch“, lächelte ich und folgte ihm in die Küche. Er goss mir einen Kaffee ein und gesellte sich zu mir an den Küchentisch. „Und du meinst wirklich, ich kann es mir leisten, eine Woche nach China zu fahren?“ Ach, daher wehte der Wind! „Wieso denn nicht?“, fragte ich. „Du weißt warum… wegen der Papiere.“ „Jürgen, wenn ich die Papiere nicht gefunden hätte durch Zufall, wüssten wir jetzt nicht mal dass es sie gibt. Dieser Schuldschein ist normalerweise überhaupt nicht existent.“ Jürgen trank einen kräftigen Schluck von seinem Kaffee. „Und Hendrik hat gesagt, wir müssen abwarten. Du fährst nach China zu deinen Pandas und ich kümmere mich derweil um den Zoo, okay?“ Jürgen nickte. „Aber, …“ „Nichts aber, Jürgen. Du machst dich unnötig verrückt!“ Michael Mein Kleiner lag halb auf mir und schlief. Er war mit zu mir gekommen und hatte bei mir geschlafen. Leise brummte er vor sich hin, während ich ihm sanft über den Rücken kraulte. „Müssen wir schon aufstehen?“, nuschelte Dennis. „Nein, es ist doch Samstag, wir haben heute keinen Dienst.“ „Ach ja, stimmt ja“, kam es von ihm, ohne dass er sich sonst regte. Ich ließ meine Hand auf seinem Hintern ruhen. „Menno… weiter machen, das war gerade sooooo schön.“ Ich musste grinsen und Dennis hob seinen Kopf. Seine Haare waren total wirr und seine Augen noch fast verschlossen. „Guten Morgen“, brummte er und gab mir einen Kuss. „Morgen Kleiner“, meinte ich. „Das war sooooooo schön gestern Abend“ meinte er und dabei streckte er sich. „Mir hat es auch sehr gut gefallen“, entgegnete ich. Sein Kopf ging ruckartig Richtung Nachttisch. „Ah gut... ich habe nicht geträumt.“ Er griff nach dem Umschlag, den ihm Volker gestern überreicht hatte. „Wahnsinn, ich fliege nach China und was noch schöner ist… du bist dabei“, sagte Dennis, während er sich auf meine Brust lehnte. Er zog wie gestern zum zig tausendsten Mal das Blatt heraus. Darauf war der Gutschein für diese Reise abgedruckt. „Und das ist schon in zwei Wochen… ich kann es immer noch nicht fassen…“ „Ich auch nicht, Kleiner. Ich wusste wirklich nichts davon, dass ich mitfliegen sollte.“ „Du hättest mich alleine mit nach China gehen lassen?“, fragte Dennis und legte den Umschlag wieder weg. „Ähm, was wäre mir denn sonst übrig geblieben, wenn Volker und Jürgen mich nicht auch eingeladen hätten?“ „Mein Beschützer und Held wollte mich also den Gefahren der großen weiten Welt aussetzten. Interessant!“ „Da wird wohl einer sehr frech“, meinte ich und piekte mit den Fingerspitzen in Dennis’ Seiten.