Regenbogenfamilie Teil 13 – Vierter Advent

Ich hatte gestern Abend noch den Wecker auf sieben Uhr gestellt und das rächte sich an diesem Morgen. Er weckte mich pünktlich, eigentlich wäre ich lieber noch länger liegen­geblieben, ich spürte den gestrigen Tag doch noch zu sehr in meinen alten Knochen.

Leicht wütend schaltete ich den Wecker aus, drehte mich wieder um und kuschelte mich noch einmal an Thomas ran, der wiederum nach wenigen Minuten zu mir sagte: „Du hast dir die Arbeit und damit des frühaufstehen für heute selbst eingebrockt. Wir sollten trotzdem aufstehen, auch wenn es uns noch so schwerfällt. Ich gehe schon einmal voraus ins Bad und du kannst gleich nachkommen.“

Er krabbelte aus dem Bett und verschwand über den Flur im Badezimmer. Ich drehte mich wieder um und bin dann scheinbar doch noch einmal eingeschlafen. Plötzlich weckte mich Thomas erneut und meinte, er hätte im Bad auf mich gewartet.

Da ich nicht aufgetaucht bin, habe er nach mir gesucht und mich immer noch schlafend im Bett vorgefunden. Ich solle doch endlich aufstehen, es wartet ein riesiger Berg Arbeit auf uns, bis heute Nachmittag unsere Gäste kommen.

Ich meinte, er solle es nicht so übertreiben, die zwei Kuchen backen und die große Kaffeetafel aufbauen sei doch kein Berg Arbeit, im Übrigen sind wir zu Viert und schaffen das locker. Da er weiter keine Ruhe gab, quälte ich mich schließlich doch aus dem Bett und verschwand im Bad, während Thomas sich bereits anzog und nach unten ging.

Ich beeilte mich so schnell es eben möglich war und eine Viertelstunde später stand ich neben ihm in der Küche. Zusammen bereiteten wir den Rest fürs Frühstück vor, wobei ich nebenbei den Sandkuchenteig zubereitete und dann als erstes in den Backofen schob. Bevor Thomas nach oben ging, um die Jungs zu wecken, bereitete ich den Mürbteig für den Käsekuchen vor, da ich nach dem Frühstück die Käse­masse zubereiten und den Kuchen dann ebenfalls in den Backofen schieben wollte.

Während des Frühstücks besprachen wir mit den Jungs die Aufgaben, die wir für heute zu erledigen hatten, bevor am Nachmittag die Gäste kommen würden. Sie wollten uns zumindest beim Aufbau des großen Esstisches und beim Hochtragen der Stühle helfen und sich danach dem Weihnachtsbaum widmen, der bei uns traditionell am vierten Adventsonntag aufgestellt wird.

Sie hofften, dass sie zumindest rechtzeitig mit dem Aufstellen und Schmücken des Baumes fertig werden würden. Thomas und ich würden dann an der Kaffeetafel den Rest übernehmen, Geschirr und Besteck auflegen und natürlich die vorweihnachtliche Dekoration.

Während ich als nächstes in der Küche die Käsemasse für den Käsekuchen zubereitete, brachte Thomas unser Frühstücksgeschirr in die Küche und stellte es ab. Die Jungs gingen in den Keller, suchten zuerst den Christbaumständer, den sie dann schon mal ins Wohnzimmer trugen. Mit Thomas zusammen brachten sie die Tischer­weiterungen nach oben und bauten den Esszimmertisch um. Während der Käsekuchen im Backofen seiner Vollendung ent­gegen bräunte, half ich jetzt auch beim Herauftragen der Stühle.

Ich sagte zu Thomas: „Ich denke wir können den vergrößerten Tisch gleich an Ort und Stelle lassen und nicht wieder abbauen, in den nächsten Tagen werden wir ihn sicher noch öfter in dieser Größenordnung brauchen, vor allem an den Weihnachts­feiertagen.“ Thomas nickte nur mit dem Kopf, sagte aber nichts weiter dazu.

Er meinte dann, er wird jetzt mit den beiden Jungs nach dem Weihnachtsbaum schauen und ihnen beim Aufstellen helfen. Die Beiden hatten sich bereits vorher ihre warmen Jacken angezogen und waren derzeit dabei auf der Terrasse den Stamm des Weihnachtsbaumes so zu bearbeiten, dass er in den Christbaumständer passte. Zu­sammen mit Thomas schleppten sie anschließend den Baum ins Wohnzimmer und stellten ihn an seinem endgültigen Platz auf.

Philipp kam zu mir in die Küche und fragte mich, wo denn die Beleuchtung und der Schmuck für den Weihnachtsbaum gelagert seien. Ich sagte ihm, dass im Vorratsraum im Regal zwei größere Kisten mit der Aufschrift Weihnachten stehen würden, dort würde er alles finden was sie zum Schmücken des Baumes brauchen würden. Er ging mit Marcus wieder nach unten und zusammen trugen sie wenige Minuten später die beiden Kisten ins Wohn­zimmer.

Zusammen mit Thomas schmückten sie unseren Weihnachts­baum, während ich in der Küche nach dem Käsekuchen sah und den Geschirrspüler endlich mit unserem schmutzigen Frühstücksgeschirr füllte. Ich stellte fest, dass unser nachmittägliches Kaffeegeschirr keinesfalls noch Platz finden würde, so beschloss ich die Geschirrspülmaschine sofort zu starten.

In der Zwischenzeit fing ich bereits an, die Kaffeetafel für heute Nachmittag einzudecken und schaute immer wieder nach dem Käsekuchen. Nach etwas mehr als einer Stunde war der Käsekuchen fertig gebacken und ich schaltete den Backofen ab, damit der Käsekuchen jedoch nicht so schnell zusammenfällt, durfte er noch eine halbe Stunde im ungeöffneten Backofen stehen bleiben und die restliche Wärme genießen.

Die Jungs hatten beim Aufstellen des Weihnachtsbaumes unten zwei störende Äste abschneiden müssen, damit er standsicher im Christbaumständer Platz gefunden hatte, diese verwendete ich, nachdem ich sie in mehrere Teile zerlegt, hatte für meine vorweihnachtliche Tisch­dekoration. Dazu noch vier Advents­kerzen, ein paar kleinere Christbaumkugeln und einige Nüsse und Äpfel, sowie zuletzt noch einige Schokokugeln zum Naschen.

Bei meinem Blick zur Uhr stellte ich fest, dass es inzwischen doch schon vierzehn Uhr war, als ich mit allen Vorbereitungen endlich fertig war. Ich ging nach drüben ins Wohnzimmer, wo ich mich von den Fortschritten beim Schmücken des Weihnachtsbaumes überzeugen wollte. Ich fand jedoch nur noch Thomas vor, aber gleichzeitig den vollständig geschmückten Baum.

Ich fragte Thomas, wo denn die beiden Jungs stecken würden, wobei er mir antwortete, sie seien nach oben sich die Hände waschen und wollten sich dann gleich umziehen für unsere Gäste. Wir können auch gleich nach oben uns ebenfalls kurz frisch machen und uns umziehen.

Zehn Minuten später, wir waren beide der Meinung, dass die Jungs das Bad schon verlassen hatten, gingen wir ebenfalls nach oben. Wider Erwarten stellten wir fest, dass sie doch noch nicht das Bad verlassen hatten und scheinbar nur noch Unsinn trieben. Ich meinte, es wäre langsam an der Zeit das Bad für uns zu räumen, wir wollen uns ebenfalls frisch machen für unseren Besuch. Philipp öffnete die Türe einen kleinen Spalt und sagte, wir sollten uns noch etwa zwei Minuten gedulden, sie wären gleich fertig im Bad.

Thomas und ich gingen erstmal in unseren Schlafraum, ich kleidete mich schon mal aus und band mir nur ein Handtuch um die Hüfte, bevor ich mich wieder auf den Weg ins Badezimmer machte. Thomas tat es mir dann gleich und da die Jungs jetzt das Bad geräumt hatten konnten wir zwei eintreten.

Zuerst wollte Thomas allein duschen, ich hätte nach ihm in die Dusche gehen sollen. Ich meinte, komm stell dich nicht so an, lass uns lieber zusammen duschen, sonst werden wir nicht mehr rechtzeitig fertig. Er lachte und meinte, dass kann uns auch beim gemeinsamen Duschen passieren, dass wir nicht rechtzeitig fertig seien. Ich meinte zu ihm, solange jetzt keiner auf dumme Gedanken komme, könne das gar nicht geschehen.

Wir waren gerade mit dem Duschen fertig als es bereits an der Haustüre klingelte. Philipp rief, ich bin schon unterwegs, ich bin fertig. Wir hörten nur noch wie er und Marcus nach unten stürmten. Wer konnte das jetzt schon sein, es war doch erst kurz nach halb drei, die Gäste sollten doch erst gegen fünfzehn Uhr kommen.

Das Rätsel, wer geklingelt hatte, konnte schnell geklärt werden, als wir auf dem Weg ins Schlaf­zimmer war, stand plötzlich Kevin vor mir und meinte: „Opa wir sind schon da und du bist noch nicht einmal fertig angezogen, hast du heute Morgen verschlafen?“

Da mir auf die Schnelle nichts einfiel, was ich ihm hätte antworten könne, übernahm dies Thomas, der hinter mir eben­falls aus dem Bad kam. Er sagte: „Nein, zu lange haben wir nicht geschlafen, ihr seid nur zu früh bei uns eingefallen, ansonsten wären wir rechtzeitig fertig gewesen.“

Er folgte uns ins Schlafzimmer und beobachtete uns beim Anziehen. Thomas schaute zwar zuerst ein wenig komisch aus der nicht vorhandenen Wäsche, irgendwann störte er sich doch nicht mehr daran, dass Kevin uns beim Anziehen zuschaute. Meine Kinder hatten uns in der Vergangenheit auch schon das eine oder andere Mal unbekleidet gesehen und da hatte er sich doch auch nichts gedacht dabei, warum also heute, bei meinem Enkel dachte ich so für mich.

Fertig angezogen gingen wir mit Kevin nach unten, Thomas und ich begrüßten im Wohnzimmer Kevins Eltern, genau genommen meine Tochter und ihren Ehemann aufs herzlichste, wobei ich es mir nicht verkneifen konnte zu den beiden sagte: „Hat euch Kevin keine Ruhe mehr gelassen, oder warum seid ihr schon so früh bei uns eingefallen, ihr wisst doch ganz genau, dass wir alten Herrschaften, vor allem nach so einem harten Tag wie gestern, nicht immer die schnellsten sind und regelmäßig erst in letzter Minute fertig werden.

Christoph grinste: „Von wegen alten Herrschaften, da habt ihr immer noch reichlich Konkurrenz in der eigenen Familie. Wenn ich da an Thomas Mutter denke, deine Eltern, deine ehemaligen Schwieger­eltern, oder an meine Großmutter. Da gehört ihr beide eigentlich noch immer zu den jungen Hüpfern.“

Um einer weiteren sinnlosen Diskussion zu diesem Thema aus dem Weg zu gehen, meinte ich zu Thomas, hilfst du mir in der Küche, wir haben da noch einiges vorzubereiten, unter anderem, frischen Kaffee kochen. Philipp rief dazwischen, dass er in der Zwischenzeit schon eine Kanne aufgesetzt habe. Wir beide verschwanden durchs Esszimmer in die Küche, wo ich den bereits fertigen Kaffee sofort in eine Thermos­kanne umfüllte, und eine weitere Kanne aufsetzte.

Währenddessen sagte ich zu Thomas: „Was war das eben oben im Schlafzimmer, dein skeptischer Blick als Kevin mit uns ins Schlafzimmer ist und uns beim Ankleiden beobachtete hat. Du glaubst doch nicht etwa, dass Kevin noch nie einen nackten Mann gesehen habe, wenn er letzthin so­gar mit seinem Vater zusammen in der Badewanne herum­geplanscht hat. Glaubst du etwa die beiden sind mit Badehose in der Badewanne gesessen. Du hattest doch bei meinen Kindern auch kein großes Problem damit, soweit ich mich zumindest noch erinnern kann. Ich glaub kaum, dass Kevin das, was er bei uns gesehen hat, nicht woanders schon gesehen hat, und selbst wenn, er hat uns die ganze Zeit nicht besonders intensiv beobachtet.“

Thomas schaute mich verdutzt an, nach kurzer Zeit antwortete er mir: „Stimmt, bei deinen Kindern hatte ich keine Probleme, wohl auch deswegen, weil ich schnell gemerkt hatte, dass ihr als Familie ganz ungezwungen und offen damit umgegangen seid, aber heute bei Kevin, ich weiß auch nicht warum, hatte ich doch plötzlich Bedenken und das Gefühl, dass das nicht richtig sei. Ich war mir nicht sicher, ob er seine Eltern Christoph und sicher auch Martina schon nackt gesehen haben könnte. Ich wollte ihn damit nicht überfordern. Erst nachdem du das Ganze so lässig angegangen bist, habe ich meine Bedenken über den Haufen geworfen.“

Während wir noch miteinander sprachen, klingelte es erneut an der Haustür, diesmal war Kevin als Erster an der Tür. Kaum hatte er die Türe offen rief er schon, Oma Elisabeth. Philipp war ihm zwar gefolgt, aber er konnte Kevin nicht mehr rechtzeitig stoppen. Also mussten Peter und Mareike ebenfalls hier sein, Elisabeth konnte nicht allein gekommen sein, außer mit einem Taxi. Thomas verschwand aus der Küche und begrüßte seine Mutter und Opa Peter und Oma Mareike und ging mit ihnen zusammen weiter ins Wohnzimmer.

Kaum waren alle im Wohnzimmer angekommen, klingelte es erneut an der Haustür. Diesmal ging ich zur Haustüre und öffnete. Draußen stand Marvin mit seinen Eltern und seiner kleineren Schwester. Ich bat sie ins Haus, nahm ihnen die Jacken und Mäntel ab, die ich an die Garderobe hängte und begrüßte sie recht herzlich bei uns. Bevor wir ins Wohnzimmer gingen, sagte ich noch zu Marvins Eltern, dass sie nicht erschrecken sollten, es seien noch einige weitere Familienmitglieder anwesend, unter anderem meine Tochter mit Mann und Sohn, meine Ex-Schwiegereltern, mein Sohn mit seinem Freund, mein Lebensgefährte Thomas und seine Mutter, sie sei auch diejenige, wo Marvin gestern beim Einzug in ihre neue Wohnung mitgeholfen hatte.

Marvins Vater schaute zuerst seine Frau und danach mich an, ich sagte zu Marvin, geht schon mal mit deiner Schwester voraus, du kennst ja bereits alle Anwesenden und stelle ihnen gleich einmal deine jüngere Schwester vor.

Ich wartete, bis die beiden im Wohnzimmer verschwunden waren, dann fragte ich Marvins Vater, ob er ein Problem damit habe, weil er bei meiner Aufzählung der Anwesenden kurz seine Frau und dann mich fragend angesehen habe.

Er antwortete mir, nein, ich war nur kurz verwundert, weil Marvin zwar davon gesprochen hatte, dass ihr Sohn mit einem jungen Mann eng befreundet sei, von ihnen und Thomas hat er uns aber nichts erzählt. Meine Frau habe ich nur deswegen angeschaut, weil sie mir vor einigen Wochen bereits erzählt hat, dass sie vermutet, unser Marvin könne homosexuell sein. Wir beide haben gestern Abend noch einmal kurz über dieses Thema gesprochen, nachdem er uns von ihrem Sohn Philipp und dessen Freund Marcus vorgeschwärmt hatte. Ich war dann nur etwas verwundert, dass sie auch mit einem Mann zusammenleben, aber auch zwei erwachsene Kinder haben. Vor allem kam in mir in diesem Augenblick der Verdacht auf, Marvin hätte das ganze arrangiert, um uns vielleicht schonend auf dieses Thema vorzubereiten.

In diesem Moment kam glücklicherweise Thomas aus dem Wohnzimmer zu uns in den Flur, ich stellte ihm erstmal Marvins Eltern vor und meinte dann, dass dies Thomas, mein Lebensge­fährte sei. Thomas wollte wissen, wo wir bleiben und wann wir reinkommen würden. Ich erklärte ihm, dass wir jeden Moment zu den anderen stoßen würden, ich hätte nur kurz etwas mit Marvins Eltern zu besprechen.

Ich versprach Marvins Eltern im Laufe des Nachmittags sie über unsere kleine Patchwork-Familie aufzuklären, das Thema Marvin mit seiner möglichen Homosexualität, ver­suchte ich so geschickt wie möglich zu umschiffen.

Zusammen gingen wir ins Wohnzimmer, Marvin stellte dann seinen Eltern erst mal alle einzeln vor, wobei er bei Elisabeth den Hinweis einfügte, dass er beim Einzug und beim Aufbau der Küche mitgeholfen habe. Sie grüßten alle Anwesenden herzlich, wurden aber auch ebenso herzlich von meinen Familienmitgliedern in Empfang genommen.

Bei Marvins Vorstellung von Opa Peter, sagte Marvins Mutter plötzlich: „Ich glaube, ich kenne sie, sind sie nicht Herr Baier, Peter Baier und du bist dann Mareike Baier“ Der wiederum sah sie jetzt noch genauer an, aber scheinbar schien ihm nicht einzufallen, woher er Marvins Mutter möglicherweise kennen könnte. Auch Mareike schaute erst etwas verwirrt, dann fragte sie: „Bist du etwa die kleine Veronika, die mit Gabriele, während der ersten Jahre ihrer Schul­zeit so eng befreundet war, bis eure Familie von hier weggezogen ist.“

Marvins Mutter antwortete: „Ja die bin ich.“

Ich schaute etwas dumm in die Runde und überlegte. Stimmt, Gabi hat mir irgendwann einmal von einer Vroni als ihre beste Freundin in ihrer Kindheit erzählt und dass diese irgendwann mit ihren Eltern weggezogen sei. Da es damals noch nicht so viele technische Möglichkeiten gab wie heute, um regelmäßig in Kontakt zu bleiben, ist irgendwann der Kontakt zu ihr vollständig abgebrochen. Sie hatte das immer bedauert und hatte sogar versucht Veronika und ihre Eltern wieder zu finden. Da diese dann wohl noch weitere Male umgezogen sind, konnte sie Veronika jedoch nicht mehr finden.

Ich schaltete mich jetzt auch in das Gespräch zwischen Mareike und Veronika ein und fragte: „Ist es richtig, dass du mit deiner Familie noch öfter umgezogen bist, Gabi hatte mehrfach versucht dich zu finden, ihre Suche blieb jedoch immer ohne Erfolg. Wenn ich das von Marvin richtig verstanden habe, seid ihr doch erst vor etwa drei Jahren hier in die Gegend gezogen, hast du da nicht versucht Gabi wieder zu finden.“

Sie antwortete: „Doch habe ich schon, nur als ich hörte das Gabi schon vor vielen Jahren an Krebs verstorben sei, wollte ich keine alten Wunden aufreißen und habe mich deshalb nicht bei euch gemeldet. Da ich auch nicht gewusst hatte, dass Gabi damals Peter Maurer geheiratet hatte, ist mir gestern, als Marvin die Einladung zum Kaffeetrinken übermittelt hatte, auch nichts aufgefallen.

Von Gabis Eltern hat er gestern Abend nicht viel gesprochen, eigentlich nur von einem Opa Peter und seiner Frau, die ebenfalls beim Umzug geholfen haben. Erst hier, als ich euch beide richtig angeschaut hatte, fiel mir auf, dass ich euch beide doch kenne, und deshalb habe ich spontan nachgefragt, ob meine Vermutung, die ich plötzlich hatte, richtig ist.“

Die anderen standen oder saßen im Wohnzimmer und staunten bei dem, was sie gerade zu hören bekamen. Ich hatte mit Thomas nie über solche Dinge gesprochen, das waren einfach Erlebnisse, die bereits lange vor seiner Zeit geschehen sind.

Jetzt mischte auch noch Opa Peter mit und sagte: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach so langer Zeit, bei meinem Schwiegersohn, die beste Freundin unserer Tochter wiedersehen würde. Wenn ich da nur daran denke, wir hätten nicht zugesagt, heute zum Kaffee zu kommen, wahrscheinlich hätten wir dich wohl nie wiedergesehen, außer ein Zufall hätte dich beim Einkaufen in unsere Arme geführt.“

Philipp, mein vorwitziger Sohn ergänzte frech: „Dann hätte ich auch nie erfahren, dass die Mutter unseres neuen Freundes Marvin und meine Mutter bereits im Sandkasten miteinander gespielt haben. Ich sehe das eher als einen Wink des Schicksals, dass wir hier und heute zusammengetroffen sind.“

Thomas meinte, ob es nicht vielleicht besser wäre, wir sollten erst einmal alle an der Kaffeetafel Platz nehmen, dort könnten wir auch bei Kaffee und Kuchen in Ruhe weiter über alles sprechen.

Marvins Mutter meinte, ich denke auch, dass das besser ist, vor allem will ich die Kinder meiner besten Freundin jetzt doch näher kennenlernen, aber nicht nur die, sondern auch den Vater ihrer Kinder, den Ehemann meiner besten Freundin.

Ich sagte zu ihr, gerne, aber du wirst damit nur eine verrückte Patchwork-Familie kennenlernen.

Thomas machte den Anfang und so nach und nach folgten wir alle ins Esszimmer an die Kaffeetafel, gut, dass wir uns keine Sitzordnung hatten einfallen lassen, jetzt saßen die ganzen Jüngeren an der einen Hälfte des Tisches, der ältere Generation blieb damit nur die andere Hälfte vorbehalten. Mareike saß neben Veronika, Thomas und ich nahmen Marvins Vater in unsere Mitte und Opa Peter setzte sich neben Elisabeth.

Zunächst blieb es an der Kaffeetafel ruhig, es wurde nur wenig geredet, man hörte gelegentlich schlürfende Geräusche und sonstige beim Essen entstehenden Laute. Erst nachdem alle fast fertig waren, wurde die Unterhaltung wiederaufgenommen. Thomas schlug vor, dass die Jugend hier im Esszimmer bleibt und wir Älteren es uns im Wohnzimmer gemütlich machen sollten und dort weiterplaudern sollten. So machten wir es dann auch.

Zuerst erzählte uns Veronika in Kurzfassung wie es ihr in den letzten Jahrzehnten ergangen ist, seit sie mit ihren Eltern damals weggezogen sind und von den vielen Umzügen die danach noch folgten, immer bedingt dadurch, dass ihr Vater erneut beruflich versetzt wurde. Sie lernte dann ihren Mann Winfried kennen, mit dem sie nun seit mehr als zwanzig Jahren verheiratet war, bis hin zu ihren drei Kindern und dem Umzug vor drei Jahren hierher. Ihr ältester ist nicht mehr mit hierhergezogen, er studiert jetzt in Passau. Immerhin besucht er uns alle paar Wochen für ein Wochenende.

Danach erzählte Mareike alles über Gabi, das von mir mit zusätzlichen Informationen ergänzt wurde. Ich erzählte weiter, dass ich nach dem Tod von Gabriele nicht wieder heiraten wollte und vor allem für meine Kinder da sein wollte, wie ich es Gabi versprochen hatte. Ich erzählte in Kurzform wie das alles mit Thomas abgelaufen ist, zuerst als Arbeitskollege, dann die Geschichte mit der Weihnachtsfeier und dass er von meinen Kindern schnell in ihr Herz geschlossen wurde.

Ebenso erzählte ich, dass wir beide uns erst nach längerer Zeit nähergekommen sind, er anfangs nur ein guter Freund war und sich meine Liebe zu ihm daraus entwickelte, weil er mir in schwierigen Situationen und depressiven Phasen Geborgenheit gab.

Mareike erzählte dann, dass sie und ihr Mann, Thomas lange Zeit abgelehnt hätten und auch mich nicht sehen wollten, bis ihre Enkelkinder, denen ich nie den Kontakt zu ihren Großeltern verboten hatte, sie zur Vernunft gebracht hätten. Sie beide seien lange Zeit der Meinung gewesen, dass die Verbindung zu Thomas ein Verrat an Gabi wäre. Erst seit wenigen Wochen, genauer seit meinem fünfzigsten Geburtstag, sei nun wieder alles in Ordnung und wir wieder eine vollständige Familie.

Veronika und Winfried hörten sich die ganze Geschichte in Ruhe bis zu Ende an, dann meinte Winfried: „Ich überlege mir gerade, wie ich in so einer Situation gehandelt hätte, wenn mir so etwas Ähnliches passiert wäre. Ich weiß nicht, wie ich in so dieser Situation vielleicht gehandelt hätte. Wenn ich mir dann noch vorstelle, dass es sicher nicht einfach ist, als Vater von zwei Kindern, der noch dazu der Meinung ist, er sei ein lupenreiner Hetero, dann feststellt, dass er sich in einen Mann verliebt, der ihm Wärme und Geborgenheit gibt, bei dem er sich wohlfühlt. Ich denke das war sicher nicht leicht, diese Erkenntnis zu akzeptieren.“

Ich antwortete ihm: „Das siehst du genau richtig, es war wirklich nicht einfach für mich das zu akzeptieren, ich war ja selbst der Meinung, dass das ein Verrat an Gabi sei. Nur die Tatsache, dass meine beiden Kinder mit Thomas bestens klargekommen sind und ihn bereits in ihre Herzen aufgenommen hatten erleichterte mir letztendlich das Akzeptieren meiner Liebe zu Thomas.“

Veronika erzählte dann, dass in ihrem Bekanntenkreis eine verwitwete Frau jetzt mit einer Lebensgefährtin zusammenlebe und mit ihr gemeinsam ihren Sohn groß­ziehe. Die Beiden seien glücklich miteinander, auch der Sohn habe die zweite Mutter akzeptiert, nur in der Nachbarschaft und unter einigen ehemaligen Freunden der Familie gäbe es Probleme, weil die dies, selbst in der heutigen Zeit, nicht akzeptieren wollen.

Thomas erzählte dann, dass er vom ersten Tag an, an dem er mich im Büro getroffen hatte, in mich verliebt war und dass er lange Zeit unglücklich in mich verliebt war. Erst die Tatsache, dass meine Beiden beim ersten privaten aufeinandertreffen, ihm nicht ablehnend begegnet seien, hätte ihn dazu bewogen, den Kampf, um seine große Liebe aufzunehmen und mich zu erobern. Heute sei er froh darüber, dass er sich damals für mich und meine Kinder entschieden habe. Als nur schwuler wäre er normaler­weise nie Teil einer glücklichen Familie geworden und hätte weder Kinder noch Enkelkinder gehabt.

Jetzt mischte sich Elisabeth ein, sie erklärte: „Wenn ich ehrlich sein soll, damals, als Thomas mir und meinem Mann erklärte, dass er mit Frauen nichts anfangen könne und er Männer liebe, da zerbrach für uns die Hoffnung jemals Enkelkinder zu haben. Ich habe zwar keine leiblichen Enkelkinder, aber die Tatsache das Peters Kinder zu mir inzwischen auch Oma sagen, zeigt mir wie sehr mein Thomas ein wichtiger Bestandteil der Familie geworden ist. Das Einzige was ich dabei bedauere ist die Tatsache, dass mein Mann das nicht mehr erleben durfte. Er wäre heute wahrscheinlich genauso stolz auf seinen Sohn, wie ich es bin“

Nach einem Blick zu Uhr sagte Winfried zu seiner Frau: „Schatz, wir sollten so langsam aufbrechen, wenn du heute noch kochen willst, sonst wird es zu spät für unsere Beiden, die morgen wieder früh aufstehen müssen.“

Sie schaute ihn an und erwiderte: „Ehrlich gesagt, ich habe keine große Lust mehr heute noch zu kochen, wollen wir nicht lieber mit den Kindern einfach nur zum Essen gehen.“

Plötzlich stand Marvin in der Wohnzimmertür, sah seine Eltern an und legte kurzerhand los: „Ich weiß es nun schon einige Zeit, dass ich Jungs lieber mag als Mädchen, aber bisher habe ich einfach nicht gewusst, wie ich euch das schonend beibringen könne. Vor allem habe ich Angst davor gehabt, mir könne es ebenso ergehen wie anderen Jungs, die von ihren Eltern, nach ihrem Outing vor die Tür gesetzt wurden, nachdem sie ihnen ihre Liebe zu anderen Jungs gestanden hatten. Erst seit Freitagabend, als er eine längere Unterhaltung mit mir und den beiden Jungs hatte und wir ihm glaubhaft versichert hätten, dass wir ihm in diesem Fall weiterhelfen würden, fühlte er sich frei genug, ihnen das jetzt offen zu erzählen.“

Veronika schaute ihren Sohn lächelnd an und sagte: „Komm her zu mir, lass mich dich in den Arm nehmen, Papa und ich lieben dich so wie du bist, egal ob du einen Freund oder eine Freundin hast, du bist und bleibst unser Sohn. Es ist einzig und allein deine persönliche Entscheidung. Im Übrigen habe ich mit Papa schon vor einigen Wochen darüber gesprochen, dass ich vermute, du könntest schwul sein. Wir haben uns gestern Abend noch einmal darüber unterhalten, nachdem du uns von Philipp und Marcus vorgeschwärmt hattest. Die einzige Überraschung dieses Tages, ist eher die Tatsache, dass du uns nichts von Philipps Eltern, also von Peter und Thomas erzählt hast.“

Diesmal war es Marvin, der etwa überrascht schaute, sich dann aber doch in Bewegung setzt und sich von seiner Mutter in den Arm nehmen ließ. Er antwortete ihr: „Stimmt, das habe ich nicht erzählt, aber nur aus der Angst heraus, ihr würdet vielleicht das Treffen absagen. Ich wusste nicht, wie ihr darauf reagieren würdet. Für mich war dies so eine Art Gradmesser wie ihr insgesamt zu diesem Thema steht, wenn ihr es vor Ort erfahren würdet und ob ich euch mein, doch schon längere Zeit, bestens gehütetes Geheimnis anver­trauen kann.“

Diesmal war es Winfried der als Erster reagierte und zu Marvin sagte: „Sohnemann, du wirst dich sicher daran erinnern, dass es in unserem Freundes- und Bekannten­kreis Marion und Anita gibt, die gemeinsam den Sohn von Marion großziehen. Hast du jemals von uns Negatives über die Beiden gehört? Nein, wir haben nie schlecht über sie geredet. Du hättest ruhig etwas mehr Vertrauen in uns haben können.“

Marvin erwiderte ihm: „Für mich ist da schon ein großer Unterschied, sie sind nur Bekannte, deren Lebensweise eher toleriert wird und hier ich, der eigene Sohn, an dem man vielleicht ganz andere Erwartungen hat, die mit seiner Offenbarung, einer anderen Vorstellung von seinem Leben, zerstört werden.“

Während dieses Gesprächs war ich gedanklich mit etwas anderem beschäftigt, ich hatte in Anbetracht der aktuellen Uhrzeit auch keine große Lust noch für uns ein Abendessen zu kochen. Ich verschaffte mir Gehör und erklärte: „Könntet ihr mit euren Erklärungen und Rechtfertigungen einmal innehalten, die Situation ist nun mal so wie sie ist, warum rechtfertigt ihr euch, wenn ihr keinerlei Probleme mit den Tatsachen habt. Aber ich habe einen Vorschlag für euch, wir gehen alle gemeinsam zum Abendessen und können dabei unsere neue Freundschaft weiter vertiefen. Ein Lokal, das uns allen gefällt werden wir doch sicher finden können.“

Ich hatte kaum ausgesprochen, als der Rest meiner Familie sowie Marvins Schwester ins Wohnzimmer eintraten. Sie hatten doch alle im Flur gestanden und den Gesprächen und Rechtfertigungen rund um Marvins Outing gelauscht. Philipp und Marcus streckten den Daumen nach oben und deuteten ihm damit an, dass alles nach seinen Wünschen gelaufen sei.

Kevin rief laut dazwischen: „Essen gehen, Essen gehen.“ Er beruhigte sich erst wieder als Martina sagte: „Ja wir gehen auch mit zum Essen.“

Jetzt stellte sich nur noch die Frage, wo wir am Sonntagabend mit so vielen Personen ohne Voran­meldung hingehen konnten. Ich fragte also in die Runde: „Wer hat eine Idee, wohin wir mit vierzehn Leuten hingehen könnten.“

Ich selbst hatte da schon eine Möglichkeit für mich gefunden, aber ich wollte den anderen die Chance auf eigene Vorschläge geben. Das Ergebnis meiner Frage war, dass wild durch­einandergeredet und Vorschläge unterbreitet wurden.

Thomas stoppte das Ganze, in dem er sagte: „Langsam, einer nach dem anderen. So kommen wir auf keinen grünen Zweig und reden noch morgen früh, über das wohin wir gehen könnten. Ich für meinen Teil schlage vor, dass wir zu Francesco ins Café fahren, der hat am Sonntagabend im Regelfall kein Problem damit, wenn wir mit so vielen Personen kurzfristig bei ihm aufschlagen.“

Da dies auch meine Überlegung gewesen ist, hielt ich mich erst mal zurück und ließ dem Rest seine Vorschläge darzulegen. Marvins Eltern waren der Meinung, sie würden auf Anhieb kein Lokal kennen, wo man auf die Schnelle mit vierzehn Personen zum Essen hinkönnte. Elisabeth wiederum klärte, als Neuzugezogene kenne ich mich doch überhaupt nicht aus.

Opa Peter war der Meinung, er kenne eine Reihe guter Lokale, aber nirgends würde man kurzfristig Platz für vierzehn Personen bekommen. Meine Jungs wollten keinen Vorschlag machen, ihnen wäre es egal, Hauptsache es gibt etwas zu essen und Marvins Schwester schlug vor in einen Schnellimbiss mit Hamburgern zu gehen. Kevin konnte sich ebenfalls für diesen Vorschlag begeistern.

Als Letzter wurde ich nun gefragt und sagte: „Ich habe mir jetzt alles angehört, mein erster Gedanke war auch zu Francesco zu gehen. Da ansonsten nur McDonalds als Vorschlag in Frage zu kommen scheint, schlage ich vor, wir klären kurz telefonisch mit Francesco, wie es bei ihm aussieht und wenn wir dort doch keinen Platz finden sollte, können wir immer noch in den Schnellimbiss mit dem goldenem M ausweichen.

Thomas hielt schon das Telefon in der Hand und wählte die gespeicherte Nummer von Francescos Café. Während er mit Francesco sprach und ihm unsere Situation erklärte, starrten alle gebannt auf ihn. Zwischendurch nickt er manchmal, was sein Gesprächspartner jedoch nicht sehen konnte oder sagte nur ja. Er verabschiedete sich von Francesco mit den Worten, dann bis später. Damit war klar, wir konnten bei ihm in Ruhe zu Abend essen, er hatte genug Platz für uns.

Wir zogen uns alle an und fuhren mit vier Autos in die Innenstadt zu Francesco ins Café. Ihr fragt euch jetzt sicher warum mit vier Autos, drei hätten doch auch ausgereicht. Mathematisch gesehen habt ihr sicher richtig gerechnet, aber logisch gesehen eben doch nicht. Ganz einfach, Familie Wendler, also Marvin mit seinen Eltern und seiner Schwester in einem Auto, Opa Peter mit Mareike und Elisabeth im zweiten Auto. Christoph und sein Anhang im dritten Auto und der Rest in unserem Wagen.

Opa Peter wollte nach dem Essen direkt nach Hause fahren und nicht erst wieder zu uns zurück, Christoph fand auch, dass es vernünftiger sei von Francesco aus direkt heimzufahren. Familie Wendler konnten von dort aus auch direkt nach Hause fahren, wir würden Thomas Mutter auf dem Rückweg jedoch zu uns ins Auto packen, bei ihr zuhause abliefern und dann weiter zu uns fahren.

Bei Francesco angekommen, sahen wir, dass er für uns extra drei Tische zusammengeschoben hatte, ansonsten waren, trotz allem, nur wenige Tische nicht besetzt, also doch nicht so leer, wie von Thomas vorher angenommen wurde. Diesmal setzten sich jeweils die Familien zusammen, wobei Marcus und Philipp direkt neben Marvin saßen. Elisabeth hatte sich neben Thomas gesetzt und uns gegenüber saßen Opa Peter und Mareike.

Francesco brachte für jeden eine Speisekarte und fragt jeden sofort was wir zum Trinken möchte. Nachdem alle Getränke am Tisch standen, notierte er sich unsere Essenswünsche. Während wir auf unser Essen warteten, fragte Mareike Veronika, wie es ihren Eltern ginge. Veronika erzählte, dass ihre Eltern noch leben, aber immer noch dort, wo sie zuletzt gewohnt hatten als ihr Vater in den Ruhestand gegangen ist. Sie hätten sich zwar früher einmal damit befasst, zu diesem Zeitpunkt wieder in die alte Heimat zu ziehen, aber dann hat es ihnen dort oben im Norden so gut gefallen, so dass sie beschlossen haben weiter dort zu bleiben. Wir sehen uns meist nur zwei bis drei Mal im Jahr, es ist halt nicht nur mal schnell um die Ecke, sondern immer eine Fahrt von fünf bis sechs Stunden, um sie zu besuchen.

Nach und nach brachte Francesco uns die gewünschten Speisen, so, dass wir jetzt längere Zeit mehr mit Essen und Genießen beschäftigt waren, als uns weiter zu unterhalten. Diejenigen, die bereits fertig gegessen hatten fingen dann wieder an sich zu unterhalten.

Winfried meinte zu mir, er hätte dieses Lokal schon öfter gesehen, war aber immer der Meinung, dass es wegen seines Namens nur ein normales Café sei und kein Restaurant, wo man so hervorragend essen kann. Ich erklärte ihm, hier gibt es immer einen Mittagstisch, nachmittags ist es wirklich nur ein reines Café, mit Kaffee und Kuchen und abends eine gute Gelegenheit, um gemütlich zum Essen zu gehen.

Jenny, Marvins Schwester meinte, ihr habe das Essen hier bestens geschmeckt, sie würde gerne wieder mal hierher­kommen, dafür würde sie sogar auf ihren heißgeliebten Hamburger verzichten. Kevin erwiderte: „Nein, mir gefällt es bei McDonalds besser, dort kann ich mit den Fingern essen und auch noch spielen gehen. Das kann ich hier nicht.“

Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile, viele der sonstigen Gäste waren zwischenzeitlich bereits aufgebrochen. Francesco hatte inzwischen etwas mehr Zeit und hatte sich zu uns an den Tisch gesetzt, um sich mit uns zu unterhalten. Ich war so gut gelaunt, da zum einen die Sache mit Marvin so positiv gelaufen war, andererseits wir mit Veronika, Gabis beste Freundin aus Kindertagen kennenge­lernt hatten, deshalb beschloss ich, ein bis heute von mir bestens  gehütetes Familien­geheimnis, meinen Kindern, aber auch Veronika und ihrer Familie zu erzählen.

„Nach Philipps Geburt hatten Gabi und ich beschlossen, dass wir noch ein weiteres Kind haben wollten und damit genau so viele Kinder gehabt hätten wie Veronika. Da es aber nicht, aus welchen Gründen auch immer, zu einer weiteren Schwangerschaft bei ihr gekommen ist, hatten wir uns dann lange überlegt, ob wir nicht ein weiteres Kind, nach Möglichkeit einen Säugling oder ein Kleinkind, adoptieren sollten. Wir hatten uns schon beim Jugendamt um eine Adoption bemüht und sogar schon die Zusage, dass wir ein Kind adoptieren könnten, als durch den Ausbruch von Gabis tödlicher Erkrankung diese Zukunftspläne zerstört wurden.“

Während ich dies erzählte, schauten mich meine beiden Kinder mit riesigen Augen an, Mareike hatte ein Lächeln im Gesicht, das ich mir nicht so richtig erklären konnte. Peter dagegen schaute mich ungläubig an.

Ich erzählte weiter: „Nachdem ich das Jugendamt ohne Gabis Wissen informiert hatte, dass wir vorerst auf eine Adoption verzichten würden, ich nannte ihnen auch die Gründe für meine Entscheidung, machte mir Gabi, als ich es ihr endlich erzählte, erstmal eine fürchterliche Szene. Sie meinte, ich sei ein totaler Egoist, der auf ihre Wünsche keine Rücksicht nehmen würde. Ich versuchte ihr danach in Ruhe zu erklären, warum ich mich so entschieden hatte und das Ganze ohne ihr Wissen abgelaufen sei.“

Meine Kinder schauten mich immer noch ungläubig an, auch Opa Peter sah immer noch vollkommen überrascht aus, Mareike jedoch hatte inzwischen ihr lächeln verloren.

„Wir stritten uns an diesem Abend noch eine Ewigkeit, Gabi wollte dies nicht einfach akzeptieren. Auch mein Argument, dass es sich nicht um eine endgültige Absage gegenüber dem Jugendamt, sondern vorerst nur um eine Verschiebung handle, bis es ihr wieder bessergehe und sie sich ausreichend um das Kind kümmern könne, wollte sie nicht gelten lassen.

An diesem Abend war ich so gefrustet, dass ich das erste und einzige Mal in unserer Ehe nicht im gemeinsamen Bett im Schlaf­zimmer, sondern im Wohnzimmer auf der Couch geschlafen habe. Gabi versucht beim Jugendamt noch meine Entscheidung wieder rückgängig zu machen, dort wurde ihr jedoch erklärt, dass wir in dieser Situation, aktuell, für sie nicht als Adoptionsfamilie in Frage kämen, da für das Kind keine dauerhaft gesicherte Zukunft zu erkennen sei. Sie erklärten ihr, dass bei ihrem Tod von Amts wegen, die Adoption vom Jugendamt rückgängig gemacht werden könne, aber auch ich, als ihr Ehemann das Recht hätte, die Adoption rückwirkend wieder aufzulösen. Dies brachte Gabi am Ende wieder zur Vernunft und so haben wir uns wieder versöhnt.“

„Ich für meinen Teil kann definitiv behaupten, ich persönlich hätte bestimmt keinen Antrag auf Auflösung des Adoptionsvertrages gestellt, dass hätte ich mir und meinen beiden Kindern gar nicht antun können. Ich hätte den Beiden damit wieder ihr Geschwisterchen weggenommen, noch dazu, zu dem Zeitpunkt als sie gerade ihre Mutter verloren hatten.“

Veronika hatte jetzt Tränen in den Augen als ich dies erzählte. Sie meinte zu mir: „Peter ich kann dich verstehen, aber ich verstehe auch Gabis Reaktion. Gabi hat, wie bei uns Frauen halt üblich, mehr emotional reagiert, während du das Ganze rational angegangen bist. Mich würde eher interessieren, wie du das ganze aus heutiger Sicht beurteilen würdest?“

Ich überlegte eine kurze Zeit, bevor ich antwortete: „Ich weiß, die Aussage hat nur einen theoretischen Wert, aber ich würde es trotzdem wieder so handhaben, wie ich es damals entschieden habe. Die Ungewissheit was nach dem Tod von Gabi geschehen hätte können, ist dabei immer noch der ausschlaggebende Punkt.

Heute schätze ich sogar die Gefahr als noch grösser ein, dass die Adoption zurückgenommen worden wäre, spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem ich mich endgültig in Thomas verliebt habe. Die Behörden hätten uns damals keine Chance gegeben, als Familie mit einem schwulen Vater und drei Kindern, sowie dessen Liebhaber zu existieren.

Möglicherweise hätte man mir und Thomas sogar meine eigenen Kinder weggenommen, mit der Begründung, so verkommene Objekte seien nicht fähig Kinder vernünftig zu erziehen. Erst die zwischenzeitlichen Veränderungen in der Gesellschaft haben das negative Image von Homosexuellen im Laufe der Zeit verringert.“

Nach meinen Erläuterungen war es totenstill am Tisch. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass sich meine beiden Kinder in die Augen schauten und wahrscheinlich jeder für sich überlegte, was das für sie bedeutet hätte.

Emotional wie ich in diesem Moment war, fügte ich hinzu: „Ich weiß nicht, welche Konsequenzen das für mich gehabt hätte, erst den Verlust von Gabi hinnehmen zu müssen und danach den Verlust meiner beiden Kinder, ich glaube dies hätte mich sogar zu einer unbedachten Entscheidung bringen können, wobei diese Entscheidung nur noch Auswirkungen auf Thomas gehabt hätte. Meine Kinder wären vorher schon aus meinem Leben heraus­gerissen gewesen.“

Da immer noch keiner etwas dazu sagen wollte oder konnte, schloss ich meine Ausführung mit folgendem Satz ab: „Aus heutiger Sicht bin ich froh, dass ich damals so entschieden habe. Wir sind heute mit Thomas eine glückliche Familie und das möchte ich auf keinen Fall vermissen. Ich denke, dass dies auch meine Beiden, Martina und Philipp so sehen und meine damalige Entscheidung im Nachhinein akzeptieren können.“

Martina war diejenige die mir antwortete: „Papa, dass, was du uns eben zum ersten Mal erzählt hast, hat mich jetzt sehr bewegt. Sicher hätten wir uns noch ein Geschwisterchen, egal ob Bruder oder Schwester, gewünscht und wir hätten uns auch sehr darüber gefreut.

Ich kann verstehen, dass du dich gegen die Adoption entschieden hast, wenn ich von dir höre, was geschehen hätte können, wenn es mit der Adoption schiefgegangen wäre. Wir waren in den letzten Jahren eine großartige Patchwork Familie, die ich nicht eine Minute missen möchte. Auch deswegen, weil Philipp und ich uns nicht nur mit dir, sondern auch mit Thomas immer bestens verstanden haben.“

Philipp war der nächste der erklärte: „Ich kann Martina nur zustimmen, lieber so, als wenn am Ende Martina und ich auch noch getrennt aufgewachsen wären und in unterschied­lichen Pflege- oder Adoptionsfamilien gelandet wären.“

Da alle anderen bisher immer noch nichts sagen wollten, war es Thomas der mich fragte: „Warum hast du mir oder uns nie etwas von dieser Geschichte erzählt?“

„Ganz einfach“ antwortete ich ihm, „als wir zwei uns so richtig kennen und lieben gelernt hatten, war das für mich überhaupt keine Frage mehr, die noch zu klären gewesen wäre. Warum ich euch heute die Geschichte erzählt habe, ist die Tatsache, dass Veronika drei Kinder hat und auch Gabi ein drittes Kind haben wollte, so als hätten sich die beiden bereits in frühester Kindheit abgesprochen. Ich sehe das eher so, dass sie selbst nach der Trennung in der Kindheit immer noch beste Freundinnen im Geiste geblieben sind.“

Danach war es Mareike die jetzt endlich wieder ihre Sprache gefunden hatte und erzählt: „Ich habe zwar davon gewusst, dass du und Gabi ein drittes Kind haben wolltet, das hatte mir Gabriele erzählt, aber dass ihr, nachdem ihr auf natürlichem Weg lange Zeit keinen Erfolg hattet, alles in die Wege geleitet hattet, um ein weiteres Kind zu adoptieren, das hat Gabi mir nie gestanden. In der Zeit, in der sie dann so schwer erkrankte, war ich mir sicher, dass das mit einem dritten Kind nicht mehr zur Diskussion stehen würde.

Ehrlich gesagt, wenn wir gewusst hätten, dass ihr ein Kind adoptieren wollt, wir hätten euch das von vornherein ausgeredet. Gabi war sich scheinbar klar dessen bewusst, weshalb sie uns nie etwas von euren Adoptionsplänen erzählt hat. Ich finde deine Entscheidung war auf alle Fälle richtig in dieser Situation.“

Um von dem Thema wegzukommen, fragte ich Francesco, ob wir noch ein Dessert haben könnten. Francesco fragte in die Runde was die Einzelnen noch haben wollten. Ich selbst wollte kein Dessert, ich bestellte mir einen Espresso. Thomas wollte lieber einen Cappuccino, die Jungs bestellten ein Tiramisu. Christoph und Martina bestellten sich einen normalen Kaffee, Marvins Eltern orderten ebenfalls jeweils einen Espresso, Elisabeth, Opa Peter und Mareike wollten nichts mehr bestellen. Marvin schloss sich mit seiner Bestellung den beiden Jungs an und wollte ebenfalls ein Tiramisu, Kevin und Jenny gaben sich mit einem kleinen Eisbecher zufrieden.

Francesco brachte so nach und nach die bestellten Sachen und so waren wir mit unserem Nachtisch beschäftigt.

Philipp hatte sein Tiramisu kaum seiner endgültigen Bestim­mung zugeführt, als er von mir wissen wollte, wann wir denn nach Hause fahren würden, er und Marcus müssten noch ein wenig lernen für die Schule morgen.

Meine Antwort darauf könnt ihr euch selbst denken, Philipp konterte aber sehr geschickt: „Wie hätten wir das in den letzten Tagen bereits erledigen können. Papa, du vergisst, wir alle haben uns in den letzten Tagen mehr mit dem Renovieren von Elisabeths neuer Wohnung beschäftigt und gestern waren wir den ganzen Tag mit Möbel und Kisten schleppen beschäftigt.“

Na gut, er hatte je recht damit, wann hatten die Beiden in den letzten Tagen wirklich Zeit in Ruhe zu lernen, meistens wurden nur die notwendigsten Hausaufgaben erledigt, zu mehr reichte die Zeit nicht wirklich.

So sagte ich zu ihm: „Ich denke wir werden nicht mehr allzu lange hierbleiben, deine Schwester wird wegen Kevin auch bald aufbrechen und Elisabeth, sowie Opa Peter und Mareike sehen so aus, als wenn sie ebenfalls nicht länger bleiben wollen. Ich denke, dass wir in spätestens in einer Viertelstunde aufbrechen können.“

Ich ließ mir von Francesco schon mal die Rechnung bringen, wobei er wissen wollte, ob eine Gesamtrechnung oder alles getrennt abgerechnet werden sollte. Klar ließ ich mir eine Gesamtrechnung ausstellen, immerhin hatten wir auch alle eingeladen und bezahlte für alle mit meiner Kreditkarte. Als Winfried bei Francesco wegen der Rechnung nachfragte, erklärte er ihm, dass das gesamte Essen und alle Getränke bereits bezahlt seien.

Christoph und Martina standen auf und meinten, dass sie mit Kevin schon mal losfahren würden, es wird Zeit, dass der junge Mann endlich in sein Bett kommt. Sie verabschiedeten sich von allen, zogen ihre Mäntel an und traten den Heimweg an.

Als nächstes verabschiedeten sich Gabis Eltern, die mit Veronika vereinbarten, dass sie zukünftig weiter in Kontakt bleiben wollten. Nur wenige Minuten später begann für die Restlichen ebenfalls die große Verabschiedungs­zere­monie. Wir vereinbarten mit Veronika und Winfried, dass wir ebenfalls mit ihnen in Kontakt bleiben wollten, schon wegen der Jungs, aber auch wegen der uralten Freundschaft zwischen Gabi und Veronika.

Gemeinsam verließen wir Francescos Café und gingen zu unseren Autos. Während die Kendlers direkt nach Hause fahren konnten, durften wir noch bei Thomas Mutter an ihrem neuen Wohnort vorbeifahren und sie nach Hause bringen. Unterwegs fragte Thomas sie, was noch alles in ihrer Wohnung von uns gemacht werden sollte und vor allem wann.

Sie meinte, eingeräumt sei alles, der größte Teil der Umzugskisten im Keller, was noch fehlt, sind vor allem die Bilder, die noch aufgehängt werden sollten und sonstige diverse Kleinigkeiten. Wenn ihr das noch vor den Weihnachts­feiertagen erledigen könntet, wäre das wunderbar.

Thomas versprach, gleich morgen Abend bei ihr vorbeizukommen und die noch zu erledigenden Dinge in Angriff zu nehmen. Bevor sie ausstieg, erinnerte ich sie noch einmal daran, dass sie am Heiligen Abend bei uns zum Essen und zur Bescherung eingeladen ist.

Den Rest des Weges zu uns nach Hause legten wir ohne größere Störungen zurück. Marcus und Philipp gingen sofort nach oben um wie schon angedeutet noch für die Schule zu lernen. Thomas und ich setzten uns noch ins Wohnzimmer.

Ursprünglich wollten wir noch fernsehen, da nichts Vernünftiges geboten wurde, lief nur die Stereoanlage mit leiser Hintergrundmusik. Nebenbei unterhielten wir uns und ließen die letzten drei Wochen, beginnend mit meinem Geburtstag noch einmal Revue passieren.

Es ist verdammt viel geschehen in diesem kurzen Zeitraum und für uns hat sich einiges verändert in dieser kurzen Zeit. Am ersten Adventwochenende mein fünfzigster Geburtstag mit einigen gelungenen und einigen außergewöhnlichen Überraschungen.

Zu den gelungenen Überraschungen zähle ich mal die Anwesenheit meiner Eltern, die normalerweise in den Wintermonaten ihr Domizil auf Mallorca nicht mit der Kälte in Deutschland tauschen, die aber trotz alledem bei meinem fünfzigsten Geburtstag dabei gewesen sind.

Das Coming-out meines Sohnes und die Präsentation seines Freundes Marcus lässt sich weder in die eine noch in die andere Kategorie der Überraschungen einordnen. Marcus Einzug bei uns, nachdem er seinen Eltern erklärt hatte, dass er einen Jungen namens Philipp liebe, ist es eher eine unerfreuliche Überraschung aus seiner Sicht, da er von ihnen regelrecht aus dem Haus geekelt wurde.

Eine weitere gelungene Überraschung war noch die Versöhnung mit meinen Ex-Schwiegereltern, die fast zehn Jahre nicht mehr mit mir gesprochen hatten, weil sie meine Liebe zu Thomas als Verrat an ihrer Tochter Gabriele betrachtet hatten.

Zu den außergewöhnlichen Überraschungen gehört für mich das Kennenlernen von Thomas Mutter, die am Geburtstag von meinen Kindern als absoluter Top-Überraschungsgast angekündigt wurde. Mit ihrem kurzfristigen Umzug von Hannover in unsere Nähe hat sie uns in den letzten drei Wochen ordentlich auf Trab gehalten. Da der Umzugsstress mit dem gestrigen Tag als beendet bezeichnet werden kann, kann jetzt endliche die stille Zeit über die Weihnachtstage und Neujahr beginnen.

Am Heiligen Abend war neben Thomas Mutter auch meine Tochter Martina mit ihrem Mann Christoph und ihrem Sohn Kevin bei uns, nachdem sie in den letzten Jahren immer erst am ersten Feiertag zu uns gekommen sind.

Damit bin ich jetzt am Ende des Rückblicks auf mein bisheriges Leben und den Ereignissen und Dramen, die sich rund um meinen fünfzigsten Geburtstag abgespielt haben.

Mit dem nächsten Kapitel machen wir einen Zeitsprung von knapp zweieinhalb Jahren, zu einem Zeitpunkt, wo es sich erneut abzeichnen wird, dass mein Leben durch ein unausweichliches Ereignis, eine komplett neue Wendung nehmen wird.

Das ist aber nur möglich, da in den rund dreißig Monaten dazwischen, sich im Grunde genommen nichts Außergewöhnliches ereignet hat, das mein Leben nachhaltig beeinflusst hätte. Einzig und allein, die Geburt meiner Enkeltochter Katharina, könnte man als Highlight in dieser Zeit betrachten.

Wir sehen uns im nächsten Kapitel wieder, dreißig Monate älter, und dann gleich mit ein paar dicken Überraschungen für mich, die ich so nicht erwartet hätte und in meinem Lebensplan auch nicht vorgesehen waren.

 

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