Fotostudio Plange – Teil 18 – Frohe Weihnachten

Tja, lieber Leser, Weihnachten stand unmittelbar vor der Tür, das Fest der Liebe und der Familie. Komisch ist nur, dass die meisten Streitigkeiten in der ach so viel gerühmten, besinnlichen Zeit des Jahres ausgetragen werden. Vielleicht liegt es am guten Essen, der Ruhe und dem intensiven Zusammensein von den verschiedensten Personen, die sich den Rest des Jahres am liebsten nur von hinten sehen, die die unterschwelligen Konflikte an die Oberflächen spülen.

Weihnachten begann wie jedes Jahr, hektisch und stressig, jedenfalls für mich, ich musste in den Laden. In letzter Minute wurden seit Wochen fertige Bilder abgeholt, Rahmen gekauft, Gutscheine geschrieben, das typische Geschäft eines Dienstleisters in der Weihnachtszeit. Mein Faktotum Uwe Berg half zwar tatkräftig, aber ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Last-Minute-Geschenkekauf in den letzten Jahren erheblich zugenommen hatte.

Mit Igor wollte ich allerdings auch nicht tauschen, ich hatte ihn zum Einkaufen geschickt. Zwar hatte ich den Großeinkauf schon in der letzten Woche getätigt, es waren nur Kleinigkeiten wie frischen Salat oder Eier, die er käuflich erwerben sollte, aber der Einkaufszettel war trotzdem voll, allein die Sahnevorräte mussten ja wieder aufgefüllt werden.

Außerdem sollte er für mich noch in die Buchhandlung in die Kantstraße, ich hatte noch ein kleines Geschenk für Marvin bestellt. Aus seinen Beiträgen in diesem Sahnespender-Forum wusste ich, der Kleine findet die Geschichten eines gewissen Ballermann spitze. Dort hatte ich auch gelesen, dass besagter Autor einen Sammelband seiner Werke herausbringen wollte. Über Klaus Stein, den Besitzer des Buchladens und ehemaligen Klassenkameraden von mir, konnte ich eins der wenigen Exemplare ergattern.

Als ich um kurz nach zwei den Laden endlich abschließen konnte, wollte ich nur eins, in aller Ruhe einen Kaffee trinken. Das tat ich dann auch! Während ich in der Küche saß, die braune Flüssigkeit in der Kasse vor mir dampfte, ich eine Zigarette rauchte und einfach nur abschalten wollte, hörte ich laute Stimmen von nebenan. Meine Lieben stritten sich, wie man den Weihnachtsbaum schmücken sollte. Marvin wollte den Baum in Rot und Gold, Igor war für violette und silberne Kugeln.

Ich wagte einen Blick ins Wohnzimmer, etliches an Kisten und Kästen mit Kugeln in allen Formen und Farben lagen um den Baum, alle noch unausgepackt. Ich grinste innerlich. Manuel, mein Ex, und ich hatten jedes Jahr dieselbe Diskussion um dieses leidige Thema. Es hatte sich also nicht viel geändert.

Ich glaube, es war im dritten Jahr meiner Beziehung zu dem spanischen Tanzlehrer, da ließen wir den Baum so, wie er war, ohne allen Schmuck. Wir konnten uns einfach nicht einigen! Ich räusperte mich. „Kinder! Wo liegt denn euer Problem?”

„Das siehst du doch!” Igor deutete erst auf den Baum und dann auf die Kisten.

„Dein Macker ist ganz schön antiquiert. Silberne Kugeln!” Das er sich damit einen bösen Blick von Seiten seines Trainers einfing, schien ihn keineswegs zu stören.

„Leute! Weihnachten dieses Fest der Liebe, da sollte man sich um solche Kleinigkeiten nicht streiten! Einigt euch! Wir haben noch genug zu tun, wenn wir heute noch fertig werden wollen!”

Igor blickte mich an, er wirkte ratlos. „Und wie sollen wir das machen? Wir debattieren seit einer Stunde, kommen aber zu keinem Ergebnis!”

Ich zuckte mit den Schultern und blickte auf meine Lieben. „Von mir aus spielt Schnick-Schnack-Schnuck oder zieht Karten oder würfelt, mir egal. Ihr könnt auch ein Wettwichsen veranstalten, aber kommt endlich zu einer Entscheidung. Ich trinke jetzt meinen Kaffee noch aus und wenn ihr bis dahin noch nicht angefangen seid, den Baum zu schmücken, werde ich die Strohsterne meiner Großmutter herausholen. Die mochte ich schon als Kind nicht, meine Stimmung wird über die Feiertage dann dementsprechend sein.”

Beide starrten mich an, griffen sich an den Kopf und schüttelten selbigen. Ob das jetzt eher den Strohsternen galt oder an den aufgezählten Einigungsmöglichkeiten lag, lasse ich mal dahingestellt. Ich ging zurück in die Küche und trank den Rest, der in der Kasse verblieben war, und steckte mir, ganz gegen meine Gewohnheiten, noch ein weiteres Lungenbrötchen an.

Es herrschte Ruhe. Ich vernahm nur ein Wispern, ein Rascheln, wie von Papier. Genaues konnte ich aus dem anderen Raum leider nicht hören. Als ich nach zehn Minuten wieder ins Wohnzimmer kam, traute ich meinen Augen nicht. Die beiden standen, nur noch mit T-Shirt bekleidet, in einträglicher Zweisamkeit von dem Baum und schmücken ihn in Gold und Violett. Ihre Gerätschaften wiesen ein deutliches Mehr als Normalzustand auf. Sie hatten doch nicht etwa…?

Nein, das konnte nicht sein! Ich rang nach Atem, war keines Wortes fähig, suchte Spuren ihres Treibens; aber entdecken? Ich fand keinerlei verräterische Zeichen!

Als sie mich und mein mehr als erstauntes Gesicht sahen, fingen sie erst an zu grinsen, um dann in einem ansteckenden Lachen zu enden. Mein Russe kam auf mich zu, gab mir einen dicken Kuss und grinste über beide Backen. „Du solltest jetzt dein Gesicht sehen können, einfach nur göttlich! Aber ich danke dir, mein Engel: Ich habe die Wette gewonnen! Marvin, du musst über Weihnachten für uns alle Frühstück machen!”

Wette? Meine Fassungslosigkeit wandelte sich in Ratlosigkeit. „Bitte?”

Mittlerweile hatten beide wieder ihre Unterhosen über die Hüften gezogen. Marvin schaute mich keck an. „Wer hatte denn die Idee zum Wettwichsen? Wir wollten nur deine Reaktion testen! Ich dachte ja, du würdest ausflippen, wenn du uns so sehen würdest! Aber dein Schatz meinte, du würdest nur nach Luft schnappen und er hatte recht.”

Ich schüttelte den Kopf. „Leute! Was soll ich nun mit euch machen?”

„Uns lieb haben und Kaffee machen!” Immer diese aufmüpfige Jugend!

„Das putz dir mal ganz schnell von der Backe! Erst mich verladen wollen, das ich fast einen Herzinfarkt kriege und dann Kaffee bestellen?” Ich schüttelte, wenn auch grinsend, den Kopf.

„Ach Schatz! Hab dich doch nicht so!” Igor wollte wohl gut Wetter machen, aber da hatte er die Rechnung ohne den Wirt, sprich meine Wenigkeit, gemacht.

„Für dich, mein Lieber, gilt das gleiche! Sex ist heute gestrichen! Du warst schließlich Teil dieser Verschwörung!” Er schaute betreten drein, aber Strafe musste sein. Auch ich kann mich künstlich aufregen! Aber ob ich das selbst auch durchhalten würde?

In der Küche machte ich mich an die Vorbereitungen für das Abendessen. Das Halbgefrorene mit Zimt musste vorbereitet werden. Ich hatte gerade Eigelb, Zucker und Zimt zu einer sämigen Creme geschlagen, als Igor, komplett angezogen, mich von hinten umarmte. „Kann ich dir was helfen?”

„Will da jemand Punkte sammeln?” Ich drehte ich um, grinste ihn an und unsere Lippen trafen sich.

„Meinte ja nur, …” Er blickte mich mit Dackelaugen an. Etwas, dem ich nicht widerstehen konnte.

„Das mit dem Sexentzug meinte ich nicht so, ich will mich ja selbst nicht bestrafen.” Ich blickte in dankbare Augen. „Aber wo du schon einmal hier bist, kannst du gerne den Rahm steif schlagen. Der wird gleich unter die Zimtcreme hier gemischt. Ich kümmer mich um den Eischnee, der muss auch noch unter die Masse.”

Er schüttete den Rahm in eine Schüssel und suchte im Schrank den Mixer. „Das wird der Nachtisch?”

„Genau! Die Masse fülle ich gleich in Gläser und dann ab in den Eisschrank.” Ich deutete auf die bauchigen Weingläser auf der Arbeitsplatte.

„Und wozu brauchst du die Kirschkonfitüre? Oder steht die noch vom Frühstück draußen?”

„Nein, die wird auch gebraucht. Da wird gleich etwas Whiskey untergerührt und in einer Stunde buddel ich dann ein Loch in die Mitte, die beschwipsten Kirschen rein und Deckel wieder drauf. Dann kommt das Ganze zurück ins Gefrierfach und dann als Dessert auf den Tisch.” Ich lachte ihn an.

Er grinste mich an. „Da scheint mich jemand betrunken machen zu wollen.”

„Ich doch nicht!” Ich legte soviel Unschuld wie möglich in meine Stimme.

„Müssen wir für heute Abend sonst noch etwas vorbereiten?” Hatte er noch was vor?

Ich überlegte kurz und schüttelte den Kopf. „Das Essen mache ich nachher, wenn wir wieder von der Kirche hier sind. Das einzige, was wir jetzt noch machen könnten, wäre der Eierlikör für übermorgen. Wieso fragst du?”

Ein diabolisches Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Um diese Eier können wir uns auch nachher noch kümmern. Ich würde mich jetzt lieber mit zwei ganz speziellen Eiern beschäftigen. Sollen wir duschen gehen?”

Ich schaute auf die Uhr, viel Zeit hatten wir zwar nicht mehr, nur noch knapp eine Stunde bis wir uns für den Dom fertig machen mussten, aber was sprach eigentlich gegen eine schnelle Nummer unter der Wasserberieselungsanlage? Wie heißt es doch so schön: Spare Wasser und dusche mit einem Freund! „Dann mach dich schon mal empfangsbereit. Ich mach das hier noch fertig und komm dann zu dir ins Badezimmer.”

„Alles klar!” Mit einem fröhlichen Lächeln auf dem Gesicht verließ er die Küche in Richtung Schlafzimmer.

Ich wollte den Eischnee schon unterrühren, aber er war noch nicht fest genug. Igor hatte den Mixer für den Rahm gebraucht, ich musste mit dem Pürierstab vorlieb nehmen und das Ergebnis war nicht ganz so in meinem Sinne. Daher reinigte ich die Einsätze unter fließendem Wasser, trocknete sie ab und steckte sie zurück in das weiße Küchengerät. Dabei klingelte das Telefon und ich hörte Marvins Stimme, wie er das Gespräch annahm.

Ich hätte vorhin doch nicht die Metallschlüssel nehmen sollen, das Geräusch des Mixers war mehr als ohrenbetäubend. Mit etwas Zucker erreichte ich binnen kurzer Zeit die notwendige Steifigkeit der Hühnerprodukte. Ich hob die Masse vorsichtig unter und probierte mit dem kleinen Finger. Noch eine Prise Zimt und das Werk war vollendet. Die Vorstufe des Halbgefrorenen füllte ich in die drei bereitstehenden Gläser und stellte sie in das Gefrierfach. Ich freute mich nicht nur auf diesen Nachtisch, meinen Appetitanreger würde ich mir gleich im Badezimmer holen.

Als ich in den gefliesten Raum eintrat, rauschte leicht das Wasser. Auf Zehenspitzen schlich ich zum Klo, zog mich in Windeseile aus und legte meine Sachen auf den Deckel. Aus der beschlagenen Kabine hörte ich neben dem Plätschern ein leichtes bis mittelschweres Stöhnen. Dieser Schuft! Er war schon angefangen, Hand an sich zu legen. Na warte, dir werde ich helfen! Mit einigen Handbewegungen brachte ich den kleinen Stefan in Form und ging fröhlich grinsend in Richtung Dusche.

Ich hatte gerade meine Hand am Vorhang, wollte ihn schon aufmachen, als plötzlich die Tür zum Flur geöffnet wurde und Igor nackt im Rahmen stand. Meine Verwirrung war groß! Ich blickte auf meinen Russen und der schüttelte konsterniert den Kopf. Wenn mein Schatz, dessen bestes Teil vor Vorfreude wippte, dort war, wo er jetzt stand, konnte nur einer unter dem Wasserstrahl stehen und sich Spaß bereiten: Marvin! Ich war leicht erschrocken über mich selber, wollte ich doch zum Buchstabieren des Wortes Begierde in die Emaille stürmen

Mein Schatz schaute mich verblüfft an, er war anscheinend ebenso verwirrt wie ich. Ich legte meinen Zeigefinger auf meine Lippen und deutete in Richtung Flur. Ich griff mir ein Handtuch, wickelte es um die Hüften und eilte zu meinem Liebsten. Leise schloss ich die Tür, ich wollte den Kleinen bei seinem Geschäft nicht stören; Man ist ja Gönner!

„Hab ich das gerade richtig gesehen? Du wolltest zu Marvin unter die Dusche!” Lag da ein leichter Vorwurf in seiner Stimme?

Ich schüttelte den Kopf. „Ich wollte zu dir in die Dusche, du Hirsch! Woher sollte ich wissen, dass der Große da drinnen steht und sich einen von der Palme schüttelt.”

„Er macht was? Doch nicht etwa…” Er deutete die entsprechende Handbewegung an, die keine fünf Meter entfernt von uns in Realität durchgeführt wurde, und grinste frech. „Woher weißt du?”

„Er übertönt mit seinem Gestöhne sogar das Wasser! Ich dachte, er würde telefonieren und du wärst schon vorgegangen.”

Mein Russe schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. „Nein Schatz! Das Gespräch war für mich, meine Mutter! Sie hat mich noch mal an Morgen erinnert, wir sollen ja pünktlich sein, wenn wir zum Kaffee kommen!”

Ich blickte ihn mitfühlend an. Auch wenn ich schon lange keine Mutter mehr hatte, das Gefühl übertriebener Liebe kannte ich zu Genüge. „Und was machen wir beiden Hübschen jetzt?”

Igor zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung! Wir könnten in den Keller…”

„Oder ins Schlafzimmer und die Tür abschließen.” Ich strich mit meiner Hand über seinen Rücken und ließ sie auf seinem Hinterteil verharren. Er drehte sich in meine Armbeuge und unsere Lippen vereinigten sich in herben Druck zum Kusse.

„Was ist denn hier los? Sex im Flur!” Marvin war, in einen Bademantel gewandet, aus dem Bad herausgetreten und betrachtete uns frech grinsend.

Igor und ich schauten uns perplex an. Mein Russe fand als erster die Sprache wieder. „Wir müssen ja an einen anderen Ort ausweichen, wenn unser Mitbewohner die Duschtasse als Sahneauffangbecken missbraucht.”

Seine Gesichtsfarbe änderte sich schlagartig. Er wirkte sichtlich verlegen, ertappt, der Lüge überführt. „Ich hab aber nur…”

„… das getan, was wir jetzt auch machen wollen, nämlich duschen!” Ich grinste meinen Neffen an und zwinkerte ihm zu, als wir an ihm vorbei in den gefliesten Raum gingen.

Igor verschloss die Tür hinter uns und hockte sich in die noch warme und nasse Duschtasse, ich folgte ihm stehenden Fußes. Spuren des jugendlichen Treibens konnte man jedoch nicht entdecken. Sofort bemächtigte er sich meines dritten Beines, führte den Stumpf in seine Mundhöhle ein. Ich stöhnte. „Schatz! Bevor du… ich müsste mal was anderes! Der Kaffee will raus!”

Er blinzelte mich von unten an und grinste frech. „Dann lass der Natur mal ihren Lauf!”

Er dockte an die Zapfstelle an, ich öffnete die Schleusen. Er genoss es offensichtlich, denn ich spürte seine Zähne an meinem unteren Haaransatz und außer seinem Schlucken war kaum etwas zu hören. Durch die Verweildauer meines Anhängsels in seiner warmen Mundhöhle zeigten sich jedoch die Folgen einer alten Kriegsverletzung, das dritte Bein versteifte sich.

Als wollte er die ungewollte Härte wegmassieren, strichen seine Lippen, seine Zunge, seine Hände, seine Zähne, in immer schneller werdenden Bewegungen liebevoll über den Stumpf. Meine Hände streichelten über seine Haare, zu mehr war ich nicht fähig, langsam aber sicher fing es an, in mir zu brodeln.

Seine Daumen drückten meinen Beutel nach hinten, seine anderen Finger spielten an und in meiner Ritze. Eine Tatsache, die den Druck nicht gerade verminderte. Mein rechtes Bein fing an, sich zu verkrampfen, die Bewegungen wurden unkontrolliert. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Kessel gleich explodieren würde. Ich schoss aus allen Rohren, okay, es war nur ein Rohr, aber die Ladung, die direkt in seine Speiseröhre ging, war enorm!

Ich brach fast zusammen, als er mich umdrehte und seine Nase im Tal zwischen den Halbkugeln versenkte. Seine Zunge machte da weiter, wo seine Finger gerade aufgehört hatten. Hätte ich mich nicht an den Wänden abgestützt, ich glaube, ich wäre zusammengesackt. Er stand wohl auf, ich spürte seine Zunge, wie sie sich meine Wirbelsäule entlang nach oben bewegte. Seine linke Hand umklammerte mein Becken, seine Rechte war wohl mit dem Duschgelspender beschäftigt, denn plötzlich spürte ich etwas Glitschiges an meinem hinteren Eingang. Erst drang sein Mittelfinger ein, dann folgten wohl der Zeigefinger und schließlich noch der Ringfinger. Ich stöhnte auf, als er sie drehte.

Als er sie herauszog, fühlte ich eine gewisse Leere in meinem Kanal. Allerdings dauerte die nicht lange, er setzte an, ich spürte die Spitze, wie sie langsam in mich eindrang. Zwei, drei Bewegungen seines Luststabs, dann saß ich komplett auf seiner Stange. Das Gefühl war einfach gigantisch! Sein Kolben bewegte sich nun rhythmisch rein und raus, erst langsam, dann immer schneller. Er schien mehr als ausgehungert zu sein, denn kurze Zeit später spürte ich seine Zunge in meinem Ohr. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er selbst kurz vor einer Entladung stand.

Nach drei oder vier unrhythmischen Zuckungen sackte er auf meinem Rücken zusammen. Auf dem rechten Ohr konnte ich nichts mehr hören, so eingespeichelt war es. Wir verharrten eine Minute, dann richtete er sich auf, ich spürte seine Hände auf meinem Rücken. Er war immer noch in mir.

„Schatz! Darf ich?”

Ich versuchte meinen Kopf in seine Richtung zu drehen, was mir nach zwei Anläufen auch endlich gelang. Was er genau von mir wollte, wusste ich nicht, aber es war auch egal. Ich nickte lediglich und hauchte so etwas wie ein Ja.

Seine Hände, eben noch auf meinem Rücken, drückten nun meine hinteren Backen zusammen. Je weiter er mir seinen Luststab entzog, desto größer wurde der Druck auf meinen Hintern. Ich kam mir vor, als wäre meine Rückseite in einem Schraubstock eingeklemmt.

Er kniete sich offensichtlich hinter mich, denn plötzlich spürte ich seine Nase und seine Lippen wieder an meinem Rektum. Je mehr der Druck auf meine Backen nachließ, desto tiefer drang seine Zunge in mein Allerheiligstes ein. Er öffnete mich und fing an zu saugen, ich wurde fast wahnsinnig, als er die Sahne, die er mir gerade gegeben hatte, wieder aus mir heraus holte.

Als er von mir abließ, zitterte ich am ganzen Körper. Er schlängelte sich am linken Bein entlang und schaute mich von unten frech grinsend an. „Hier bist du jetzt sauber! Jetzt sollten wir den Rest auch noch duschen, mein Engel!”

Leicht fiel ihm das Aufstehen anscheinend auch nicht, er brauchte eine Weile, bis er wieder auf den Füßen war. Der Reinigungsteil des gemeinsamen Duschens verlief dann relativ gesittet und unspektakulär, wir hatten ja das gehabt, wonach uns verlangte. Außerdem wurde es Zeit, ich hasse es, im Gotteshaus stehen zu müssen.

Nach dem Auftakeln, wie Marvin es nannte, er sah in seiner Kombination wirklich gut aus, auch wenn er das Krawattenbinden noch lernen muss, machte ich noch kurz den Nachtisch fertig. Gott sei Dank hatte ich mein Hemd noch nicht angezogen, ein Klecks des Whiskey-Kirsch-Gemisches landete nicht in der im Glas ausgehobenen und dafür vorgesehenen Mulde, sondern auf meinem Shirt. Erneutes Umziehen war also angesagt.

Nein, sie hetzten mich nicht! Meine beiden Lieben warteten draußen an der Haustür und schauten nur permanent auf ihre Uhren, als ich die Treppe runterkam. Männer! Die Fahrt zur Marktkirche dauerte nicht lange, die leidige Parkplatzsuche nahm mehr Zeit in Anspruch. Sieben Minuten vor Beginn betraten wir den Dom.

Wie ich es mir gedacht hatte, die Kirche war brechend voll. Zum Glück hatte mich der Küster erkannt, er wies uns den Weg auf die Empore, dort wären noch Plätze neben dem Chor frei. Den Blick von hier oben auf den Altar kannte ich ja schon. Während bei den Aufnahmen des Kirchenchores und der Wasserballjugend gähnende Leere in den heiligen Hallen herrschte, war nun eher gedrängte Fülle angesagt. Ich kam mir mehr oder minder an die berühmten Sardinen in der Büchse erinnert vor, als ich über die Gemeinde schaute.

Irgendwie fand ich die Situation im Tempel etwas surreal. Es herrschte eine Art angespannter Ruhe, als ob man im Auge eines Orkans wäre. Erst der Stress der Vorbereitungen! Habe ich auch alles? Habe ich nichts und niemanden vergessen? Den Traubensaft für den alkoholkranken Onkel Paul, die Diabetikerkekse für zuckerkranke Tante Wilma? Dann die Stille, die innere Einkehr hier im Gotteshaus! Was folgen würde, wäre unweigerlich das Fest als Solches, das Zusammensein mit Oma und Opa, Mama und Papa, Onkel und Tanten, Brüdern und (biologischen) Schwestern, Nichten und Neffen, und ähnlicher Verwandter. Für einige wenige Zeitgenossen Harmonie pur, aber das fast zwanghafte Zusammensein mit Familie geht den meisten doch – und seien wir da mal ehrlich – eher auf den Keks. Man schaut das ganze Jahr über den Anderen am liebsten von hinten an und soll jetzt – wegen Weihnachten – auf heile Familie machen?

Die Predigt war kurz und gut! Pfarrer Nikolaus verglich Jesus, den Bringer des Lichts in die dunkle Welt, mit anderen Lichtgestalten aus heutiger Zeit. Das Christus in einen Topf mit dem Sieger eines Gesangswettbewerbes eines Privatsenders geworfen wurde, hätte in früheren Jahrhunderten sicherlich zu einem Ketzerprozess gegen den Gottesmann geführt, aber die Vergleiche, die er zog, waren einfach phänomenal: Jesus Christus als moderner Superstar!

Im Gegensatz zur modernen Predigt bildete der Chor den konservativen Gegenpart der feierlichen Stunde: Das „Transeamus usque Bethlehem” von Schnabel, dass „Adeste fideles”, besser bekannt als „Herbei, o ihr Gläub’gen!”, und das „Hark! The Herold Angels Sing!” mit der Melodie von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Beim Glaubensbekenntnis hatten meine Lieben leichte Schwierigkeiten mit dem Text, aber auch ich fiel auf, denn bei der Lesung der Weihnachtsgeschichte durch den Lektor, der über einen sehr angenehmen Bass verfügte, erhob ich mich. Als Sohn des Synodalpresbyters Wilhelm Plange musste ich meinen Konfirmandenunterricht als Einzelveranstaltung durch den Vorgänger von Pfarrer Nikolaus über mich ergehen lassen und Reinhard Stücker war ein mehr als konservativer Knochen, gerade was die Liturgie eines Gottesdienstes anbetraf.

Durch unseren Sitzplatz auf der Empore konnten wir das Gotteshaus nicht so schnell verlassen, wir mussten uns in die Masse der herausströmenden Menschen einfädeln. Ob der Mann im Talar mich erkannt hatte, konnte ich nicht sagen, aber als er mir beim Herausgehen die Hand schüttelte und mir ein frohes Fest wünschte, war auch für mich endgültig Weihnachten.

Wieder in der Ludwigstraße tranken wir erst einmal einen Sherry und sprachen kurz über die vergangene Stunde. Igor und Marvin blieben so, wie sie waren, in Kombination, ich hingegen legte das Jackett ab und streifte mir die Schürze zum Schutz über, ich wollte mich nicht erneut umziehen müssen. Während meine Lieben im Wohnzimmer blieben, sie hatten eine Weihnachts-CD aufgelegt, verzog ich mich in die Küche und bereitete das Essen vor.

Nach dem Anbraten des Filets gab ich die Fleischstücke zusammen mit geschnittenen Pilzen, gehackten Zwiebeln und Tomatenstücken in eine Auflaufform. Ich übergoss das Ganze mit Sahne, die ich vorher mit einer Würzmischung verrührt hatte, und raspelte reichlich Käse darüber. Ich liebe es sahnig!

Nachdem ich das feuerfeste Porzellan in den Backofen gestellt hatte, kümmerte ich mich um den ersten Gang: Hummercremesuppe. Normalerweise bin ich gegen Dosenfutter, dass man nur noch warm und eventuell etwas verfeinern muss, aber für eine Selbstproduktion fehlte mir leider die Zeit und – zugegeben – auch die notwendige Lust. Das erworbene Feinkostprodukt verbesserte ich mit Kräutern, einem Schuss Sherry und etwas Crème fraîche.

Während ich so beschäftigt war, kam der Rest meiner Familie in die Küche, man wollte mir wohl, nach fast getaner Arbeit, helfen, aber außer dem Salat war nichts mehr vorzubereiten. Anstatt aber das Gemüse für den Salat zu schneiden, mümmelten sie lieber an den Karotten und taten sich an den restlichen Tomatenschreiben, die vom Auflauf übriggeblieben waren, gütlich. Ich kochte; sowohl innerlich als auch äußerlich.

„Wollt ihr Nudeln oder Reis als Beilage zum Hauptgericht oder reicht euch Brot?” Sie blickten sich an und zuckten mit den Schultern. Die beiden waren wirklich keine große Hilfe!

„Was ist denn für dich einfacher?” Die Frage konnte nur von Marvin kommen.

„Das Brot würde ich gleich nur noch dazu in den Ofen schieben zum Aufbacken, Reis oder Nudeln müsste ich erst kochen.”

Der Große schaute in den Backofen und winkte Igor zu sich heran. Beide starrten nun durch das Fenster. „Ist die Auflaufform etwa komplett voll?”

„Natürlich! Ihr sollt bei mir ja nicht verhungern.” Ich hatte für uns drei zwei ganze Filets verarbeitet, über anderthalb Kilo Fleisch.

„Schatz, ich würde sagen, wir nehmen nur Brot. Denn wenn du da jetzt noch Reis oder Nudeln zu machen würdest, würde wohl mehr als die Hälfte übrig bleiben.” Wo Igor Recht hatte, hatte er recht.

„Habt ihr den Tisch schon gedeckt?”

Die beiden schauten mich ganz unschuldig an und gingen, leise vor sich hin pfeifend, dahin zurück, woher sie gekommen waren. Ich blieb mit dem Salat allein, hörte aber das Geklapper von Geschirr und das Klirren von Gläsern. Als ich den Salat hineintrug, war Igor gerade dabei, Kir Royal als Aperitif vorzubereiten.

Er kam auf mich zu, ein Glas in der Hand, aber ich winkte ab. „Gleich! Lass mich erst noch mein Jackett überziehen, oder soll ich hier in Schürze…?”

Mein Schatz schüttelte den Kopf, Marvin nickte und ich verschwand wieder in die Küche. Das erste der Baguettes nahm ich aus dem Ofen, schnitt es auf, legte es auf einen Teller. Die verfeinerte Dosensuppe füllte ich in Suppenschalen, garnierte die Oberfläche mit einem Sahnehäubchen und etwas Kräutern, legte die Schürze ab und zog mein Jackett wieder an.

Das Tablett mit den drei Suppengefäßen und der Brotschale trug ich ins Esszimmer, verteilte diese, die Tragehilfe lehnte ich an die Wand und blickte auf meinen Schatz. „Jetzt hätte ich gerne …” Er gab mir mein Glas und wir stießen an. Küsse folgten: mein Großer küsste meinen Schatz, mein Schatz küsste mich und ich küsste den Kleinen! Wir wünschen uns allesamt ein frohes Fest!

Das gesamte Essen verlief in harmonischer, lustiger, gelöster und entspannter Atmosphäre, ich hätte kaum etwas zu tun! Marvin kümmerte sich jetzt um das Essen, er brachte es aus der Küche, Igor sorgte für die Getränke, die schon längst bereitstanden. Je länger wir jedoch am Tische saßen, desto unruhiger wurde der Kleine! Er hatte gerade den Nachtisch, dass beschwipste Halbgefrorene, aufgetragen, als das Telefon klingelte. Ich deutete auf das Gerät. „Das ist wohl für dich!”

Er blickte mich an wie der ungläubige Thomas, aber die Neugier siegte. Nachdem er sich brav gemeldet hatte, entgleisten ihm seine Gesichtszüge. Ich grinste in mich hinein, Klaus hatte sein Versprechen gehalten und die Zeit passte auch!

Er sprach also mit seinem Vater, sie tauschten Weihnachtsgrüße und sonstiges Neuigkeiten aus, Igor und ich machten uns derweil über Rest des Aperitifs her, mein Neffe war einfach nur glücklich! Er reichte mir den Hörer, ich sprach kurz mit meinem Bruder, bei dem es schon längst der erste Feiertag war.

Nach dem Dessert blickte ich meinem Neffen tief in die Augen. „Vor den Geschenken erwarte ich dein Weihnachtsgedicht!”

Er blickte mich konsterniert an. „Was meinst du?”

„Schatz! Dein Vater ist mein Bruder und Klaus hat mir erzählt, dass ihr Kinder immer ein Gedicht aufsagen müsst, bevor ihr die Geschenke bekommt. Also! Wir hören!”

Er blickte mich an wie das achte Weltwunder! „Was soll ich?”

Mein Schatz blickte ihn kopfschüttelnd an. „Was ist daran so schwer zu verstehen? Du musst jetzt ein Gedicht aufsagen, sonst keine Geschenke!”

Der Kleine brummelte etwas. „Ihr habt sie ja nicht alle! Das kann man mit den Zwillingen machen, aber nicht mehr mit mir! Ich bin schon erwachsen!”

Ich blickte meinen Schatz an und zwinkerte ihm zu. „Igor! Ich hab es dir ja gleich gesagt, lass uns das Schreibset nehmen! Aber nein, du wolltest ja für den Kleinen die Playstation. Aber da er kein Gedicht aufsagen will, … Wir gehen dann nach den Feiertagen los und tauschen das Ding einfach um!”

Seine Augen glänzten. „Bitte? Ich kriege eine …”

Igor spielte sofort mit. „Entschuldige Stefan, du hattest Recht. Ich dachte ja, der Kleine wäre brav wie immer, aber so…” Er zuckte mit den Schultern.

Marvin hatte sich anscheinend wieder gefasst. „Nicht so schnell, meine Herren! Ich wusste ja nicht, um was es geht. Wenn ihr unbedingt wollt, dann kriegt ihr euer Gedicht. Allerdings die freie Version des Weihnachtslieds von Storm.”

Ich blickte ihn an. „Dann lass mal hören, du erwachsenes Spielkind!”

Es sah schon relativ merkwürdig aus, wie er wie ein Kleinkind vor dem Baum stand, sich räusperte, augenscheinlich Halt suchte, aber diese kleine Retourkutsche brauchte er.

„Von oben in die tiefsten Klüfte Ein Plastikstern hernieder grinst; Aus Dönerbuden steigen Düfte Und hauchen durch die Winterlüfte, Ein neonhelles Hirngespinst?

Mir ist das Herz so jäh erschrocken, Ist das die liebe Weihnachtszeit? Ich hör ganz nahe Rockbands rocken. Ich mach mich besser auf die Socken Und flücht in meine Häuslichkeit.

Kein frommer Zauber hält mich wieder, So schnell wie möglich muss ich gehn; Es sinkt auf meine Augenlider Ein goldner Kindertraum hernieder. Doch leider ist’s darum geschehn!”

Wir applaudierten und gingen auf den Kleinen zu. Es folgte eine Art Familienknuddeln, jeder herzte jeden. Ich genoss die Wärme, die meine Liebsten verströmten. Aber irgendwann lösten wir uns dann doch, es wurde langsam Zeit für die Geschenke, es war ja schließlich Weihnachten.

Marvin ging in sein Zimmer, Igor in sein Büro und ich lenkte meine Schritte ins Badezimmer. Der alte Trick mit Geschenken unter der Schmutzwäsche funktionierte immer noch, dort sucht man in der Regel überhaupt nicht.

Zwar hatten mein Schatz und ich beschlossen, uns nichts zu schenken, wir hatten schließlich genug Geld in die Renovierung und die neue Einrichtung der Büros gesteckt, aber eine Kleinigkeit hatte ich dennoch für meinen Russen.

Als wir uns für die Weihnachtsfeier des Vereins fertig gemacht hatten, fiel mir auf, dass er keine Manschettenknöpfe hatte, er musste sich Marvins Verschlüsse leihen. Es war zwar nichts großartig Wertvolles, aber bei Geschenken kommt es in erster Linie nicht auf den Wert an, jedenfalls für mich, sondern mehr auf den Gedanken, der dahinter steckt!

Der Austausch der Geschenke verlief relativ gesittet, so viele Präsente waren es ja auch nicht, die es auszutauschen galt. Der Kleine stand im Mittelpunkt, er bekam seine avisierte Spielkonsole von uns beiden, von meinem Russen noch einen Gutschein für die örtliche Niederlassung eines Multimedia-Planeten und von mir noch das Ballermann’sche Erstlingswerk, dass Igor abgeholt hatte.

Der Kleine freute sich wie ein Schneekönig, mit einem Grinsen überreichte er uns einen Umschlag. „Das ist von mir für euch Beide.”

Er drückte meinen Russen ein rotes Kuvert in die Hand, der es sofort öffnete. Als mein Schatz die Karte las, rang er nach Atem. Ich blickte ihn besorgt an, er reichte mir den Karton und auch mir schnürte es beim Lesen die Kehle zu. Marvin schenkte uns ein Wochenende in Prag, Hotel und Flug inklusive. Ich war sprachlos, Igor ebenso.

Marvin winkte jedoch jovial ab. „Ist doch nur eine Kleinigkeit!”

Als ich mich wieder gefasst hatte, blickte ich ihn an. „Danke dir, mein Schatz! Ach ja, da wir gerade bei Kleinigkeiten sind …” Ich ging zum Regal, dort hatte ich nämlich etwas noch zwischen den Büchern deponiert. Mit einem Grinsen auf den Lippen reichte ich ihm ein Fotobuch über das Kalender-Shooting.

Während der Kleine in den Seiten blätterte und in Gedanken schwelgte, zog mich Igor zu sich heran. „Wann hast du das denn machen lassen?”

„Schon vor Wochen. Ich wusste ja nicht, ob ich Ballermann Roman bekomme. Und da man Bücher ja gerne zu Weihnachten verschenkt …” Ich ließ vor meinem Liebsten ab, wandte mich wieder dem Regal zu und griff erneut in das oberste Fach. Dort stand nämlich sein Exemplar, allerdings mit einer besonderen Widmung.

Er schlug die erste Seite auf und las. „Du bist verrückt!”

„Stimmt genau, ich bin verrückt nach dir!” Wir küssten uns und ich muss zugeben, in diesem Moment vergaß ich die Welt um mich herum.

„Entschuldigt bitte, aber wenn ihr weitermachen wollt, dann geht doch bitte im Schlafzimmer. Ich bin immerhin noch minderjährig, da darf man keine Pornos sehen, schon gar nicht live!” Die Empörung in Marvins Stimme klang allerdings mehr als gekünstelt.

Igor drehte sich zu ihm um und schüttelte nur den Kopf. „Schatz! Der Kleine hat Recht, wir vergessen uns. Ich bin sein Trainer, habe dementsprechend Vorbildfunktion, und du bist immerhin sein Erziehungsberechtigter und hast…”

„Das Sorgerecht! Und davon werde ich jetzt Gebrauch machen! Hilfst du mir bitte?”

Ich blickte ihn nie was Augen und er nickte. „Selbstverständlich! Wobei denn eigentlich?”

„Wir untersuchen jetzt seinen Rechner und löschen jedes einzelne erotische Bild, was wir finden werden, und außerdem installieren wir eine dieser Kindersicherungsprogramme. Ich habe da von einer Software gelesen, die selbst die Homepage der Grünen als jugendgefährdend eingestuft.” Ich kniff ihm ein Auge zu und mein Russe wandte sich zum gehen.

„Ihr könnt doch nicht! Ihr wollt doch nicht …” er stand dar wie ein begossener Pudel.

Hörte ich da etwa einen ängstlichen Unterton in seiner Stimme? Ich sollte vielleicht doch mal in einer stillen Stunde… „Tja, Marv, deine moralische Entrüstung zwingt uns leider zu einer unerwarteten Programmänderung. Eigentlich wollten wir mit dir ja noch ins Casablanca gehen, aber wenn dir der Anblick zweier Liebender schon zu viel wird, wie sollst du das dann in der Szene aushalten?”

Er stand verdattert dar, wusste nicht, was er sagen sollte. „Äh, …”

Igor grinste. „Aber bevor wir gehen, sollten wir uns noch ans Aufräumen machen!”

Der Schwimmer blickte immer noch leicht erschrocken. Meine Rechte legte sich auf seine linke Schulter. „Keine Angst! Nur der Tisch muss daran glauben, deinen Rechner lassen wir so, wie er ist.”

Die Spülmaschine war schnell bestückt und die Reste wanderten, wohl verpackt in Tupper-Dosen, in den Kühlschrank. Allerdings musste ich diesen erst noch umräumen, die drei Lagen Eier, zwei für den Likör und eine für das Rührei, nahmen einfach zu viel Platz ein. Mein Schatz betrat die Küche. „Bist du fertig?”

Ich blickte ihm in die Augen. „Bin ich! Von mir aus können wir los? Fahren wir?”

Mein Russe schüttelte den Kopf. „Nein, besser ist, wir gehen zu Fuß. Fahren können wir zwar, aber ob wir es jetzt noch dürften, ist fraglich. Sollen sollten wir daher besser nicht!”

Er hatte Recht! Unser Kuss wurde durch ein Räuspern an der Tür gestört. „Geht das schon wieder los?”

Ich blickte meinen Neffen an. „Hole er besser die Mäntel oder wir räumen doch noch deinen Rechner auf!” Man sah nur noch eine Staubwolke Richtung Flur verschwinden.

Wir machten uns also auf den Weg in Richtung Szene. Für diese Uhrzeit, es war kurz nach elf, waren erstaunlich viele Fußgänger unterwegs, vermutlich aber in eine andere Richtung als wir. Für Mitternachtsmessen gilt das gleiche Platzproblem, dass wir am frühen Abend am eigenen Leibe erleben mussten: Enge!

Als wir den Laden betraten, gab es die nächste Überraschung für mich: anstatt weihnachtlicher Musik drang Hardrock an mein Ohr. Der Laden war zwar nicht brechend voll, ich schätzte so 20 bis 25 Personen, aber für eine fast nicht vorhandene Szene schon eine beachtliche Menge bedenkt man Tag und Uhrzeit. Wir gingen zum Tresen, um unsere Wünsche Jörg kundzutun, allerdings nicht ohne vorher die üblichen weihnachtlichen Wünsche auszutauschen.

Er zapfte uns die bestellten Biere. Ich blieb am Tresen stehen, während meine Lieben sich zu Carsten und seinem Thomas gesellten. „Wo hast du denn den Jungen aufgegabelt? Der sieht ja geil aus.”

Ich blickte über meine Schulter nach hinten in die Vierergruppe. „Wen meinst du? Marvin oder Igor?”

„Gleich zwei neue Lover? Du hast ja einen Verschleiß!”

Ich lachte ihn an. „Nein, mein Russe reicht mir vollkommen! Igor, der steht neben Carsten, ist gerade bei mir angezogen. Der Knabe daneben ist Marvin, mein Neffe. Der Kleine wohnt auch bei mir. Mein Bruder ist mit dem Rest seiner Familie ja nach Australien und als guter Onkel kümmere ich mich nun um das elternlose Wesen.”

Eine Mischung aus Neugier und Anteilnahme lag in seinem Blick. „Hete?”

„Marvin?”

Während er an unseren Kronen arbeitete, grinste er mich frech an. „Nein, der Osterhase! Natürlich meine ich den Kleinen! Der hat irgendwie was.”

Sollte oder sollte ich nicht? Ich entschied mich für Nein, denn ich hasse nichts mehr als unfreiwillige Outings. Stattdessen winkte ich meinen Neffen zu mir an den Tresen und, welch Wunder, Marvin setzte sich freiwillig in Bewegung. Als der neben mir stand grinste er mich an. „Was gibt’s?”

„Der gute Jörg hat eine Frage an dich, die ich nicht beantworten will und werde!”

„Da bin ich ja mal gespannt!” Er drehte sich zu dem schwarzhaarigen Barmann, der gerade dabei war, die Gläser auf den Tresen zu stellen. „Was wollen sie denn wissen?”

Anstelle einer Antwort druckste der Wirt nur herum, anscheinend war es ihm zu peinlich, die Frage direkt vor den Schwimmer zu wiederholen. Marvin grinste erst ihn und dann mich an. „Lass mich raten, Onkelchen! Er will sicherlich wissen, ob ich oder ob ich nicht…”

Ich nickte, wobei ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. „Gaynau!”

Der Kleine blinzelte mich schelmisch an und wandte sich wieder dem Wirt zu. „Tja! Ich bin eine ganz normale heterosexuelle Frau, die sich nach einem Mann sehnt. Allerdings ist diese Frau gefangen im Körper eines Mannes, und … Aber ganz so normal ist sie wiederum auch nicht, denn eigentlich liebt sie ihr primäres Geschlechtsorgan und möchte es nicht missen.”

Den Gesichtsausdruck nach zu urteilen, verstand der Mann hinter dem Tresen nur Bahnhof und das lag eindeutig nicht an der lauten Musik. Ich blickte meinen Neffen leicht schräg an. „Marv, geht das auch einfacher? Es ist schließlich Heiligaben.”

Er grinste. „Ist ja gut! Also Jörg, um es kurz zu machen, ich bin genauso normal wie Stefan, nur meinen Igor hab ich noch nicht gefunden. Ich hoffe mal, es kommt noch ein Frosch in meiner Altersklasse, der sich nach einem Kuss in meinen Traumprinzen verwandelt.”

Der Wirt schüttelte den Kopf. „Diese Jugend! Früher sagte man einfach, man ist schwul, heute schreibt man darüber Romane!” Im Handumdrehen hatte er zwei Gebumste auf den Tisch des Hauses (für den nicht aus der Gegend stammenden: 2 cl Weinbrand, 2 cl Cola und ein Eiswürfel im Cognacschwenker). „Ich bin der Jörg!”

„Und ich der Marvin!” Der Kleine griff nach dem Glas und wollte schon anstoßen, aber Jörg schüttelte den Kopf, die „Glashaltung” stimmte nicht.

„So nicht Marvin!” Ich nahm ihm das Glas ab und zeigte ihm, wie man hier beim „Gebumsten” das Glas hält. Der Fuß des Schenkers ruht auf dem Mittelfinger, der Zeigefinger hält den eigentlichen Boden des Glases und der Daumen wird als eine Art Keil zwischen Glasfuß und Haltefinger geschoben. Der Schwimmer nickte und stieß, diesmal mit richtiger Haltung, mit seinen Gegenüber an. Nachdem obligatorischen Kuss machte er sich, mit zwei Bieren bewaffnet, auf zu Igor und unseren Freunden.

Jörg schaute mich an. „Auf den Mund gefallen ist nicht und diese Figur! Groß, schlank, definierter Körper! Was soll ich sagen? Einfach traumhaft! So was bräuchte ich, also hier im Laden, für alles andere ist er mir zu jung. Stefan, wenn dein Neffe einen Nebenjob sucht: Er kann sofort bei mir anfangen!”

„Da musst du dich leider noch neun Monate gedulden. Dann können wir darüber reden” Wir stießen mit Bier an.

„Äh? Wieso das denn?”

„Tja, Marv ist erst 17 und wenn er hier arbeiten soll, müsste er ja volljährig sein, oder?” Ich wischte mir den Schaum von Lippen.

„Klar, allein schon wegen der Raucherei!” Jetzt war er wieder ganz Gastronom! „Aber sag mir mal, was ich in der Zwischenzeit mit ihm machen soll, wenn er unerwartet mal hier hereinkommt? Dürfen darf er zwar nicht, aber kann ja alles sein!”

Ich zuckte mit den Schultern. „Möglich ist alles, aber falls er mal ohne mich oder Igor zu dir kommt, hab einfach ein wachsames Auge auf ihn! Er soll seinen Spaß haben, sich amüsieren, … dagegen habe ich nichts. Mir ist es sogar lieber, er ist bei dir, als das er sich … irgendwo anders herum treibt, wo man sich besser nicht aufhalten sollte! Betrachte ihn einfach … als Patenkind.” Er nickte nur und wir reichten uns die Hand.

Ich ging zu meinen Leuten, sie schienen ziemlich viel Spaß zu haben, ihr Gelächter war bis zum Tresen zu hören. Allerdings musste ich mit Erschrecken feststellen, dass die Baumschmückaktion vom Vormittag im Allgemeinen und meine Reaktion auf Selbige im Besonderen Anlass der Belustigung war.

„Ihr hättet mal seinen Gesichtsausdruck sehen sollen! Mein Gatte war sprachlos, schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.” Igor kniff mich in die Seite.

Thomas blickte mich an und grinste. „Naja, so schlimm wird es schon nicht gewesen sein, diesen Ausspruch hat er ja anscheinend ohne einen besonderen körperlichen Schaden überlebt, oder? Wenn ich da an einen gewisses Hochbett denke, …”

Drei Augenpaare blickten ihn fragend an und ich stöhnte, meine bewegte Studentenzeit holte mich wieder einmal ein. Aber Halt! Die eigentlich Schuldigen an der Misere waren ja dieser handwerklich ungeschickte Metzger und Thomas! Hätte er mich damals nicht mitgeschleppt, wäre heute alles noch in bester Ordnung!

Thomas blickte meinen Russen an. „Die Narbe an seinem Unterschenkel kennst du?”

Der angehende Pädagoge nickte, Marvins Ohren wuchsen wie Kohlblätter und auch mein sonst eher ruhiger Versichungsmensch beugte sich interessiert vor. Ehe das Ganze in eine falsche Richtung abzudriften drohte, sollte ich doch besser das Heft in die Hand nehmen, aber mein Freund aus Studientagen fing gerade an, so richtig los zu legen. „Weißt du auch, woher er sie hat?”

Das war meine große Chance, dazwischen zu gehen! Ich zeigte auf den Redner. „Die verdankt er seinem guten Freund hier!”

„Nun übertreib mal nicht so! Ich kann schließlich nichts dafür, dass du damals schmerzverzerrt auf dem Boden lagst und dich nicht mehr bewegen konntest. Bei mir war alles noch in Ordnung!” Er grinste über beide Backen.

Die Fragezeichen in den Gesichtern wurden immer größer. Marvin fand als erster die Sprache wieder. „Kann mich einer von euch bitte aufklären? Wäre echt nett!”

„Mach du! Du hast die ganze Sache ja schließlich eingefädelt!” Ich blickte Thomas an, er nickte.

„Also! Ich hatte zu Anfang meines Studiums einen gewissen Andreas kennengelernt. Der war Metzger, aber ein toller Körper, geile Figur, fester Arsch und …”

„… gut zu vögeln! Aber handwerklich die totale Niete!” Ich schmollte mehr als ich grinste, obwohl es ja eigentlich zum Lachen war, dieser schmerzhafte Coitus interruptus.

„Das auch! Aber weiter im Text; Andy wohnte in einem kleinen Appartement und hatte sich selbst aus Dachlatten ein Hochbett gebaut, eigentlich praktisch, spart ja Platz, aber war nicht gerade stabil. Naja, der Gute hatte einen Wunsch: er wollte mal von mehreren Typen nacheinander …”

„Durchgefickt werden?”

„Genau Marvin. Ich habe dann eine Session organisiert. Dein Onkel war auch dabei, allerdings hatte er beim Stäbchenziehen verloren und musste als Letzter an den Start. Was meinte unser Stefan, als ich den Stab an ihn weiterreichte? ‚Den fick ich jetzt in Grund und Boden!’ Das tat er dann auch! Allerdings … die gesamte Bettkonstruktion brach durch und beide landeten zwei Meter tiefer auf dem Fußboden!”

Alles lachte, keine besorgte Blicke, nur Häme lag in ihren Gesichtern: Typisch Männer! „Was kann ich denn dafür, dass der Typ plötzlich nicht mehr Doggy wollte und sich dann mit beiden Füßen wie ein Wilder an der Decke abstützte? War eh eine bescheuerte Idee, ihn auf seinem Hochbett zu ficken, nur um die Aussicht zu genießen. Wer hatte die eigentlich?”

Thomas kratzte sich am Kinn. „Ich weiß es nicht mehr genau! Lars vielleicht, der hatte doch damals diesen Spannertick, oder?”

Ich nickte. „Stimmt! Bis Frau Krenzer ihm das ausgeschwitzt hat!”

„Frau Krenzer?” Seine Stirn lag in Falten. „Ach Olaf! Was hat der jetzt damit zu tun? Und wie kann man jemandem etwas ausschwitzen? Austreiben ja, abgewöhnen geht auch, aber ausschwitzen?”

Ich grinste den Regionalleiter an. „Man sollte als Spanner nicht unbedingt in einer Sauna seinem Hobby frönen. Das könnte im wahrsten Sinne des Wortes etwas heiß werden und zu leicht erhöhter Transpiration führen, wenn du verstehst, was ich meine!”

Tja, lieber Leser, der Abend wurde noch lang und lustig. Da ich aber nicht annehme, dass euch alte Geschichten von früher interessieren, hülle ich mal den Mantel des Schweigens über die Eskapaden aus Studententagen. Marvin jedenfalls stellte, als wir drei um kurz nach drei – mehr oder minder leicht schwankend – nach Hause wankten, fest, dass man früher den Begriff Spaßgesellschaft zwar noch nicht kannte, ihn aber schon reichlich mit Leben gefüllt hat.

Wenn es doch den einen oder anderen unter euch geben sollte, der wissen möchte, wie Marvins Stufenleiter zwei Tage später auf diese alten Kamellen reagierte, er solle sich entsprechend einfach mal melden.

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