Regenbogenfamilie Teil 96 – Projekt Jugendhotel Allgäu

Ich parkte unseren Ford Galaxy direkt vor dem Restaurant, wo noch einige freie Parkplätze vorhanden waren. Direkt daneben parkte Ludwig sein Auto, mit den anderen drei Jungs aus dem Dachgeschoss des Gesindehauses. Wir gingen ins Restaurant, wo uns Gerhard und seine Gattin bereits erwarteten.

Die beiden waren noch in ein Gespräch mit Robert vertieft und ich bekam mit, dass sie problemlos bis Freitag bleiben könne, da das Ferienhaus erst ab Samstag neu vermietet sei. Ich schaute ihn an und er sagte: „Meine Frau und ich haben beschlossen noch ein paar Tage länger zu bleiben, sofern das Ferienhaus nicht vermietet ist. Wir werden vermutlich erst am Mittwoch oder Donnerstag zurückfahren.“

Ich fragte Robert, ob er mir einen Tisch für sechs Personen empfehlen kann, der ruhig liegt und wo ich mich mit Oliver und meinen IT-Mitarbeitern unterhalten kann. Robert meinte, am besten ihr geht ins Nebenzimmer, im Gastraum wird es Sonntagmittag immer gut voll. Ich ging zu Noah und Bernhard und sagte ihnen, dass wir drei, mit Oliver und seiner Familie im Nebenraum essen werden, weil wir noch ein Gespräch mit Oliver führen wollen.

Genau in diesem Moment betraten Familie Fischer den Gastraum und ich begrüßte sie herzlich. Zu sechst wechselten wir ins Nebenzimmer, wo wir uns an einen Tisch direkt am Fenster setzten. Beate brachte die Speisenkarten und nahm unsere Getränkewünsche entgegen. Als sie den Raum verlassen hatte fragte ich vorsichtshalber noch einmal nach, ob es bei ihrem Besuch am Gutshof bleiben würde.

Oliver erklärte uns: „Wir besuchen euch, kommen aber nicht nächstes Wochenende, denn am Sonntag findet eine größere Familienfeier statt. Da in der darauffolgenden Woche Faschingsferien sind würden wir gern ein paar Tage bei euch bleiben und dort zusätzlich Urlaub machen.“

Bernhard grinste, schnappte sich sein Smartphone und meinte: „Peter, kein Problem, es gibt noch freie Zimmer im Seminarhotel oder im Jugendhotel. Wo soll ich für euch Zimmer buchen und vor allem von wann bis wann?“

Ich erklärte: „Das Seminarhotel ist keine fünf Autominuten vom Gutshof entfernt und gehört ebenfalls zur Stiftung. Das Jugendhotel ist direkt im Gutshofgelände gegenüber dem Gutshaus und dem Restaurant. Das neue IT-Gebäude ist in zweit Minuten zu Fuß erreichbar.“

Bernhard zeigte ihnen Bilder sowohl von den Gästezimmern im Seminarhotel als auch von den Zimmern im Jugendhotel. Ich erklärte noch, dass im Jugendhotel sich immer zwei Zimmer ein gemeinsames Bad teilen. Noel meinte, im Jugendhotel würde es ihm besser gefallen. Oliver meinte: „Wenn möglich werden wir am Sonntagabend so gegen neunzehn Uhr eintreffen und bis Sonntag danach bleiben.“

Bernhard erklärte: „Ich habe euch jetzt von Sonntag bis Sonntag zwei nebeneinander liegende Zimmer in der ersten Etage gebucht, mit gemeinsamem Badezimmer. Zu eurer Information ich habe sie direkt auf Peter gebucht, dann gibt es keine Rückfragen an euch.“

Beate brachte uns unsere Getränke und wollte direkt unsere Bestellung aufnehmen. Ich erklärte, dass ich als Vorspeise eine Maultaschensuppe möchte und als Hauptgericht den Rahmhackbraten mit Kartoffelpüree und frischem Gemüse. Reihum fragte sie alle ab und mir fiel auf, dass Noel dasselbe Essen bestellte, dass ich bereits gewählt hatte. Mir fiel in diesem Moment auf, dass sich Oliver und Angelika anschauten.

Bevor wir uns weiter unterhalten wollten, fragte ich Noel: „Hat das einen bestimmten Grund, warum du dasselbe Essen bestellt hast wie ich? Ich frage dich deshalb, weil sich deine Eltern angeschaut haben, während du dein Essen bestellt hast.“

Er schaute mich an und meinte: „Ich bin neugierig, warum du gerade diese Auswahl getroffen hast, und habe mir deshalb das gleiche bestellt. Warum sie sich angeschaut haben, lag wohl daran, dass ich normalerweise kein großer Fan von gekochtem Gemüse bin.“

Angelika sagte: „Richtig vermutet junger Mann, wir waren überrascht, als du dich für gekochtes Gemüse entschieden hast.“

Bis die Vorspeisen serviert wurden erklärte ich: „Oliver, wir werden in dem Gebäude­komplex, der entlang der Straße entsteht, Büroräume einplanen in dem unser gemeinsames Unternehmen mit dem ausgelagerten Teil des Rechenzentrums untergebracht wird. Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie viele Mitarbeiter in ein paar Jahren dort beschäftigt sein könnten. Bernhard, kannst du ihm erklären, was auf ihn zukommt, wenn er eine Niederlassung für die IT im Allgäu aufbauen soll.“

Bernhard grinste mich frech an und sagte: „Kann ich, aber vorher muss ich dir sagen, dass du ein großes Schlitzohr bist. Du denkst jetzt bereits an eine weitere Niederlassung, die Kundennetze betreut im westlichen Bereich Bayerns. Dazu Mitarbeiter, die im Support für die Dokumenten- und Bauplanverwaltung arbeiten. Ich gehe davon aus, dass die Handwerker, die das Gebäude errichten mit unserem System arbeiten sollen. Ich würde sagen, im Endausbau brauchst du vermutlich zehn bis fünfzehn Mitarbeiter, sofern zukünftig nicht noch andere Aufgaben hinzukommen.“

Noel hatte frech gegrinst, als mich Bernhard als großes Schlitzohr bezeichnet hatte. Ich sagte: „Noel, bist du etwa auch ein großes Schlitzohr, dann sitzen hier bereits zwei von der Sorte am Tisch.“

Oliver sagte: „Peter, sehr gut erkannt, Noel ist auch ein großes Schlitzohr, das ständig versucht uns auszutricksen. Aber wieder zurück zur Größe der Firma, die wir gründen wollen. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass sie mehr als drei oder maximal vier Mitarbeiter haben wird. Bernhard, wie kommst du auf zehn bis fünfzehn Mitarbeiter?“

Bernhard erklärte: „Ich gehe davon aus, dass Peter unsere Anregung, einen weiteren Rechenzentrumsstandort hier umsetzen will. Hier soll vermutlich ein Backup für unser Rechenzentrum entstehen. Wir diskutieren gerade intern, die Abfragelast auf verschiedene Standorte zu verteilen, um die Zugriffszeiten niedrig zu halten. Vor allem die Baupläne haben teilweise hohe Datenmengen, die sehr schnell für die Kunden verfügbar sein müssen.

Kundeneigene Server für die Dokumenten- und Bauplanverwaltung sollen möglichst regional untergebracht werden. Die Details werden wir dir zeigen und erklären, wenn du bei uns bist. An der Ostsee wird es eine weitere Außenstelle geben.

Du brauchst nicht nur technische Mitarbeiter, auch im kaufmännischen Bereich brauchst du Mitarbeiter für die Vertragsverwaltung, eventuell ein Buchhaltungskraft, die Zugriff auf das zentrale Buchhaltungssystem hat. Hier laufen die Fäden zusammen für alle lokalen Aktivitäten, des Campingplatzes, der Ferienhäuser und des Jugendhotels. Bei Peters Aktionen mit der Gemeinde befürchte ich, dass wir am Ende auch die Abrechnung der Fernwärmekunden durchführen werden.“

Inzwischen wurden die Vorspeisen serviert und somit unsere Gespräche unterbrochen. Erst als alle aufgegessen sprach Bernhard weiter: „Ist vielleicht ganz gut, wenn du länger als nur ein Wochenende bei uns bist, so bekommst du mehr und vor allem wichtige Hintergrundinformationen. Ich freue mich schon darauf dir mit Noah zusammen alles Wichtige und die Weiterentwicklungen zu zeigen. Philipp und Marcus werden dir die Netzwerkstruktur zeigen und sicher auch erklären, was von ihrer Seite geplant ist.“

Bis der Hauptgang serviert wurde, blieb nicht viel Zeit für weitere Gespräche, so dass sich Bernhard, Noah und Oliver darauf einigten, die entscheidenden Gespräche bei seinem Besuch am Gutshof zu führen.

Nach dem Essen fragte ich Noel, wie er mit seinem Entschluss, das gleiche zu bestellen wie ich, zufrieden sei: „Er antwortete: „Peter, es war kein Fehler sich für das gleiche Essen zu entscheiden. Das Gemüse war noch richtig knackig, ich hatte manchmal das Gefühl, als würde ich in Rohkost beißen. Wenn Mama das Gemüse jedes Mal so kochen würde, würde ich es auch essen. Das Kartoffelpüree hat ganz anders geschmeckt, als ich es bisher kenne. Vermutlich liegt es an dem Wort hausgemacht. Der Hackbraten war lecker, da war kein Unterschied zu dem, was Mama zuhause zaubert.“

Ich schaute ihn an und sagte: „Nicht schlecht analysiert Noel, das Gemüse ist richtig auf den Punkt gegart. Das Püree schmeckt, wie hausgemacht, so wie ich es aus der Kantine im Gutshof gewohnt bin. Der Rahmhackbraten ist geschmacklich gut gelungen, jeder Koch hat bei den Gewürzen seine eigenen Vorstellungen, aber ich finde er ist trotzdem gut gelungen.“

Ich stand auf und verabschiedete mich von Familie Fischer mit den Worten: „Wir sehen uns in einer Woche am Gutshof. Wenn noch etwas sein sollte, bin ich telefonisch erreichbar. Ich möchte jetzt noch einiges mit Robert besprechen, bevor wir so kurz nach vierzehn Uhr die Heimreise antreten wollen.“

Ich verließ das Nebenzimmer und machte mich auf die Suche nach Robert. In seinem Büro wurde ich fündig, nachdem mir Beate einen Tipp gegeben hatte. Er meinte: „Gut, dass du kommst Peter, ich hätte dich in wenigen Minuten gestört, da wir vor eurer Abreise noch ein paar Dinge zu klären haben.

Wir haben beispielsweise noch nicht darüber gesprochen zu welchem Zeitpunkt die Stiftung das Gelände und die GmbH übernehmen will, wobei ich ursprünglich von einem Termin erster April ausgegangen bin. Bei unseren Gesprächen und bei den beiden Informa­tionsveranstaltungen hat sich einiges verändert, deshalb würde ich einen rückwirkenden Übergang zum einunddreißigsten Dezember des vergangenen Jahres vorschlagen.

Bei einem Übergang im April, könnten möglicherweise einige Entscheidungen von dir angefochten werden, mit der Begründung du wärest noch nicht Eigentümer gewesen. Wir sollten uns zumindest auf einem rechtlich abgesicherten Terrain bewegen.

Ich lachte und erklärte: „Robert, das finde ich so gut an dir, du denkst genau wie ich, immer über die möglichen Folgen deines Handelns nach. Ich bin sicher, dass deine Dauercamper sicher kein Problem darstellen, eher könnte ich mir vorstellen, dass der Architekt und der Bauunternehmer versuchen könnten, daraus Kapital zu schlagen, weil wir ihnen ihr lukratives Geschäft versaut haben.

Dann sind wir uns einig, die Übernahme findet rückwirkend zum einunddreißigsten Dezember statt. Der Kaufpreise fürs Grundstück und die Kapitalübernahme erfolgt nach der Eintragung ins Grundbuch beziehungsweise ins Handelsregister. Mit Vertragsabschluss wird das Geld auf einem Notaranderkonto hinterlegt.

Da du weiterhin Geschäftsführer mit fast allen Rechten und Pflichten bleibst, und ich nur als weiterer Geschäftsführer von der Stiftung bestellt werde, kannst du das laufende Geschäft abwickeln wie bisher. Die geplanten Baumaßnahmen werden vollständig über die Stiftung abgewickelt, weil sie die neue Eigentümerin der Grundstücke wird.

Wann die Integration in unsere IT-Systeme erfolgt, entscheiden wir zu einem späteren Zeitpunkt, wenn alle Voraussetzungen dafür geschaffen wurden.“

Robert meinte: „Damit ist zumindest ein Punkt abgehakt, wann soll ich einen Notartermin vereinbaren?“

Ich erklärte: „Du kannst den Notar beauftragen, alle notwendigen Dokumente vorzubereiten, nach Prüfung von unserer Seite werden wir sicher kurzfristig einen Termin finden, an dem die Beurkundung stattfinden kann. Ich denke, wir sollten uns nicht den Kopf über alles Mögliche oder Unmögliche zerbrechen, wenn etwas Wichtiges zu entscheiden ist, werden wir einfach miteinander telefonieren.“

Robert meinte: „Machen wir, denkst du bitte daran die beiden Ordner von der Gemeinde für euer Architektenteam mitzunehmen, damit sie mit der Planung loslegen können. Ich habe dir auch noch Unterlagen vom Campingplatz hergerichtet, damit sie kurzfristig mit der Planung für das Jugendhotel und das gesamte restliche Gebäude beginnen können.

Du kannst ihnen deine Vorstellungen besser erklären als ich. Ich habe mir lange überlegt, ob das wirklich Sinn macht, und bin zu dem Entschluss gekommen, dass das eine gewaltige Aufwertung des Campingplatzes sein wird. Besser in einen ordentlichen Neubau investieren als nur kosmetische Sanierung der alten teilweise maroden Gebäude, die auch eine Stange Geld gekostet hätte.

Das von dir vorgeschlagene Jugendhotel finde ich besser als meine Idee mit dem Jugendzeltlager, immerhin kann es ganzjährig genutzt werden. Wenn dort regelmäßig Schul­klassen oder in den Ferien Familien mit Kindern übernachten, hilft es der Stiftung mehr. Das Restaurant und den Laden auch für die Allgemeinheit zu öffnen, macht Sinn, wenn nebenan ein riesiges Neubaugebiet für rund zweihundert Familien entstehen wird.“

Er übergab mir einen kleinen Umzugskarton mit den beiden Ordnern der Gemeinde und den von ihm vorbereiteten Unterlagen des Campingplatzes, und sagte: „Nach den Plänen des Grundstücks, für unser Architektenteam, wollte ich dich noch fragen, aber das hat sich damit erledigt. Danke, dass du bereits alle Unterlagen vorbereitet hast. Noch eins, ich brauche dringend eine Rechnung, irgendwie muss ich unseren Ausflug ins Allgäu doch nachweisen.“

Er grinste mich an und versprach: „Peter du bekommst eine Rechnung von mir, aber nur unter der Voraussetzung, dass wir die Kosten aufteilen. Meinen Anteil will ich aus meiner Tasche bezahlen, ich brauche doch auch einen Nachweis für meine privaten Verkaufsbemü­hungen, die ich steuerlich absetzen kann.“

Ich nickte nur noch, sagte aber nichts mehr dazu. Wir gingen nach draußen und ich lud die Umzugskiste in den Galaxy. Ich wollte gerade das Fahrzeug wieder verriegeln, als Beate mit Gerhard und seiner Gattin, sowie den Jungs aus dem Restaurant traten und zu den Autos kamen.

Ich fragte die Jungs: „Habt ihr inzwischen geklärt, wer bei der Rückfahrt mit welchem Auto mitfährt, oder soll es einen Losentscheid geben?“

Ludwig kichert und erklärte: „Die Frage ist längst geklärt, alle wollten bei mir mitfahren. Wir haben uns darauf verständigt, dass jeder wieder mit dem Fahrer zurückfährt, mit dem er ins Allgäu gefahren ist. Da wir sowieso gemeinsam zurückfahren spielt es keine Rolle, wer in welchem Auto sitzt. Dass Opa und Oma noch ein paar Tage bleiben wollen wissen wir inzwischen auch schon. Jungs verabschiedet euch von Gerhard und meiner Oma und dann ab in die Autos.“

Jetzt grinste ich und erklärte: „Dann habe ich noch eine Überraschung für euch! Wenn wir im Gutshof angekommen sind, treffen wir uns um achtzehn Uhr im Nebenzimmer des Restaurants zu einer Abschlussbesprechung mit gemeinsamen Abendessen. Diesmal wird auch Thomas mit dabei sein. Ihr könnt euch unterwegs schon einmal überlegen, wer welche Aufgaben bei diesem Projekt übernehmen könnte. Heiko und Ryan bleiben dabei außen vor, da sie in den nächsten Monaten mit dem Zeltlager Ostsee, neben ihrer Ausbildung, genügend ausgelastet sind.“

Alle verabschiedeten sich von Opa und Oma Bauer, aber auch von Robert und Beate, die beide erklärten, dass die Jungs jederzeit anrufen können, wenn sie Hilfe beim Projekt brauchen würden. Mit Ludwig hatte ich noch abgesprochen, dass wir gemütlich über die Landstraßen zurückfahren würden.

Das Navi wollte uns heute über die Autobahn zurückschicken, was wir aber ignorierten. Da Felix heute fahren wollte, hatte ich mich auf den Beifahrersitz gesetzt und telefoniert mit Thomas, damit er uns das Nebenzimmer reserviere für die Abschlussbesprechung mit Abendessen.

Der nächste den ich am Sonntagnachmittag mit meinem Anruf nervte war Jason Schreiber, unserem Architekten. Ich erklärte ihn: „Ich möchte morgen mit dir, deiner Frau und deinem Vater ein neues Projekt besprechen. Es geht um den Neubau eines weiteren Jugendhotels mit Restaurant im Allgäu, dazu neue sanitäre Einrichtungen für den Cam­pingplatz, einen Bürokomplex für IT-Dienstleistungen und der Anmeldung am Campingplatz, dazu einen kleinen Laden für die Camper und die Neubürger in einem Neubaugebiet östlich des Campingplatzes.

Die Planung für das Neubaugebiet für rund zweihundert Familien ist Teil des Projekts. Die Details werde ich euch morgen bei dem Gespräch vorstellen. Ach, ich habe noch etwas vergessen, eventuell kommen noch Wohnungen dazu, dass muss aber erst noch endgültig abgeklärt werden.“

Jason erklärte: „Peter, bist du wahnsinnig? Jetzt geht es uns schon fast wie Philipp, der schon mehrfach versucht hat dich auszubremsen. Wir kommen langsam an unsere personellen Grenzen. Wir werden morgen kommen, ich spreche mich mit Jenifer und meinen Vater ab und schick dir eine Nachricht mit dem Termin. Du kannst dich schon einmal auf eine Ansage meines Vaters einstellen.“

Ich lachte und meinte: „Ich werde es überleben, mit dem Projekt Jugendhotel Allgäu, der Gärtnerei Grubmüller und dem Jugendhotel an der Ostsee ist mein finanzieller Spielraum für größere Projekte ziemlich ausgereizt. In nächster Zeit wird es, wenn dann nur kleinere Investitionen geben.“

Wir verabschiedeten uns und ich legte auf. Heiko meinte: „Peter, die letzten drei Tage waren sehr lehrreich für mich. Ich konnte mir bisher nicht so richtig vorstellen, was du als oberster Chef der Firmengruppe arbeitest. Mit den zusätzlichen Informationen dieses Wochenendes, kann ich dir nur sagen, ich würde nicht mit dir tauschen wollen.“

Noah erklärte: „Im Nachhinein betrachte bin ich überglücklich drüber, dass du mich mitgenommen hast. Ich war nicht so überzeugt davon, dass die Projektbesichtigung für mich so wichtig sein könnte. Ich hatte sogar Angst davor, dass ich mich wieder in mein Schneckenhaus zurückziehen könnte, wenn zu viele neue Eindrücke auf mich zukommen würden. Dass es für mich erfolgreich war, liegt an zwei entscheidenden Ereignissen.

Punkt eins war am Samstagvormittag das Gespräch mit Bernhard und Oliver über die vorhandene IT und wie die Abläufe, sowie die verwendete Software. Dabei hatte ich nie den Eindruck, dass ich nicht als vollwertiger Partner gesehen werde. Ein Höhepunkt war am Samstagabend, als ich Simon näher kennenlernen durfte. Das wir uns vor zehn Jahren bereits einmal im Krankenhaus begegnet waren, war sowohl mir als auch Simon nicht direkt bewusst, als er aus dem Wohnwagen treten wollte und ruckartig stehenblieb.

Er nahm trotzdem wie damals meine Hand und wir gingen gemeinsam zu unserem Ferienhaus. Mit der uns möglichen stillen Kommunikation, fand ich heraus, dass er genau wie ich großes Interesse am Programmieren hat. In dem Moment stand für mich fest, dass ich gern mit ihm zusammenarbeiten würde.

Schwieriger war die Erkenntnis für uns beide, dass wir nicht nur zusammenarbeiten, sondern unser zukünftiges Leben miteinander teilen wollen. Das hat uns beide völlig durcheinandergebracht. Erst mit der Erkenntnis, dass wir nicht die einzigen beiden Jungs sind, die ihr Leben gemeinsam verbringen wollen, verstanden wir, dass es etwas Normales ist, wenn zwei Jungs sich lieben.

Verwirrend war aber auch eine Tatsache, die ich euch nicht vorenthalten will. Wir spürten plötzlich, dass wir nicht nur zu Peter und Bernhard eine Verbindung hatten. Wir empfingen die Schwingungen von Gerry und David und einer weiteren Person, die wir nicht zuordnen konnten, weil deren Signal nur schwach ausgesendet wurde. Dieses Signal spüre ich jetzt wieder.“

 

Mein Smartphone klingelte und ich nahm das Gespräch entgegen. Christian erklärte, dass sich an ihrem Navi die Ankunftszeit immer mehr nach hinten verschiebt und er von uns wissen will, ob wir das auch beobachten würden. Ein Blick aufs Navi bestätigte seine Aussage und Ryan erklärte, dass auf der Strecke, zwischen Holzkirchen und Irschenberg ein Stau wäre.

Wir vereinbarten, dass wir das weiter beobachten würden und gegebenenfalls ab Holzkirchen eine alternative Strecke fahren würden, sofern sich bis dahin keine Besserung ergeben würde oder über den Verkehrsfunk ein größerer Stau gemeldet wird.

Beim nächsten Check der Straßenverhältnisse beschlossen wir der der B472 bis zum Irschenberg zu folgen und das kurze Reststück über die Autobahn nach Rosenheim zu fahren. Immerhin schafften wir es dadurch nur mit geringer Verspätung am Gutshof anzukommen.

Die Kiste mit den Unterlagen brachte ich in mein Büro, bevor ich das Auto in die Garage stellte und mit meiner Reisetasche nach oben in unsere Wohnung ging. Ich brachte die Schmutzwäsche ins Bad, wo David, Tobias und Felix bereits die Waschmaschine befüllten.

Bis kurz vor achtzehn Uhr brachte ich Thomas noch auf den neuesten Stand, wobei ich ihm auch von Simon und Noah berichtete und ihm ihre Geschichte erzählte. Kurz vor achtzehn Uhr beschlossen wir nach unten zu gehen und wir waren gerade aufgestanden, als mein Smartphone wieder einmal meine Aufmerksamkeit wollte. Ich erkannte, dass Dieter anrief und meinte zu Thomas, er solle doch mit den Jungs vorausgehen, mein Gespräch mit Dieter könnte vielleicht etwas länger dauern.

Ich nahm das Gespräch entgegen und Dieter erzählte mir, dass er ein längeres Gespräch mit Noah hatte, dieser jetzt aber wieder unterwegs zur Nachbesprechung im Gutshof sei. Er hat von einem Jungen mit Namen Simon gesprochen, den er vor zehn Jahren im Krankenhaus kennengelernt habe und den er jetzt wiedergetroffen habe. Den Rest, den er mir erklärte, war mir dann zu viel Durcheinander.

Ich kann mich nur noch an einzelne Stichpunkte erinnern, die da wären, er hätte sich verliebt, Simon kommt nächste Woche als Auszubildender zu euch, Simon leidet auch an dem Asperger-Syndrom und er würde mit ihm zusammen die Wohnung beziehen.“

Ich musste lachen und erklärte Dieter: „Da ist alles dabei was wichtig ist, aber jetzt erst einmal der Reihe nach. Simon leidet wie er am Asperger-Syndrom, die beiden haben sich vor zehn Jahren bei einer Untersuchung im Krankenhaus in München kennengelernt. Simon hat als Sechsjähriger den damals zwölfjährigen Noah an die Hand genommen und ist mit ihm zum Spielplatz auf dem Klinikgelände gelaufen.

Simon kommt am nächsten Wochenende mit seinen Eltern auf den Gutshof und sie wollen sich ansehen, wo der Junge während seiner Ausbildung zum Programmierer leben wird. Endgültig wird Simon erst Ende August hier als Auszubildender eintreffen. Die beiden Jungs sind ineinander verliebt und wollen gemeinsam die Wohnung im IT-Gebäude beziehen.

Übrigens, Simon zeigt die gleichen Anzeichen wie Noah, dass Bernhard und ich sie aus ihren Schneckenhäusern holen. Erschreckend war anfangs nur die Erkenntnis, dass zwei weitere Jungs die Signale empfangen können. Dazu gehört David, der sich erst jetzt getraut hat, mit mir darüber zu sprechen.

 

Er empfängt ebenfalls positive Signale von mir, die ihn zwar nicht beeinflussen, ihm aber Hilfestellung bei der Lösung seiner Probleme geben. Er war derjenige, der mir erzählte, dass die beiden Jungs ineinander verknallt sind, weil er es fühlen konnte, so wie er es bezeichnete.“

 

Dieter meinte: „Okay, jetzt habe ich verstanden, was Noah mir sagen wollte, können wir uns diese Woche einmal zusammensetzen und ausführlicher darüber sprechen.“

 

Ich meinte: „Vielleicht kommst du am Freitagmittag zu uns, wenn Simon mit seinen Eltern kommt, dann kannst du dir selbst ein Bild von der Angelegenheit machen, was ich für die vernünftigste Lösung erachte.“

 

Wir einigten uns darauf, dass er am Freitag mit dabei sein wird, und beendeten das Gespräch. Ich ging nach unten ins Restaurant, um mit den Jungs die Nachbesprechung mit Abendessen durchzuführen. Große neue Erkenntnisse gab es nicht mehr für mich. Ich erklärte jedoch Noah, dass er Dieter mit seiner Geschichte verwirrt hätte und er deswegen bei mir nachgefragt habe. Weiter sagte ich ihm. dass Dieter am Freitag beim Treffen mit Simon dabei sein wird.

 

Thomas erzählt ich später im Bett, die Geschichte von David, dass er neben meinen positiven Signalen auch die Signale von Noah und Simon empfangen könne. Gerry unterschlug ich ihm vorsichthalber, bei meiner Erzählung.

 

****

 

Am Montagmorgen, ich war gerade auf dem Weg von der Wohnung ins Büro, kam die SMS von Jason, mit der Ankündigung, sie würden mich gegen vierzehn Uhr in meinem Büro überfallen. Da für den Nachmittag keine Termine eingeplant waren, reservierte ich vor­sichtshalber den kompletten Nachmittag für das Gespräch mit den Architekten.

 

Mein nächster Weg führte mich zu Florian unserem Ausbildungsbeauftragten, dem ich beichtete: „Wir werden mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit einen weiteren Auszubildenden in Bernhards Abteilung bekommen. Er kommt am Freitagnachmittag mit seinen Eltern zum Vorstellungsgespräch. Sein Name ist Simon Bauer, er gehört zur Gruppe der jungen Menschen, die mit dem Asperger-Syndrom leben und wir haben ihn auf dem Campingplatz im Allgäu kennengelernt.

 

Spätestens in zwei Jahren werden wir im Jugendhotel, das dort entstehen wird, ebenfalls Auszubildende einstellen. Da dort auch ein Laden gebaut wird, der der Stiftung gehört, gibt es vielleicht auch Verkäufer oder Verkäuferin und Einzelhandelskaufmann oder Einzelhandelskauffrau.“

 

Florian grinste und erklärte: „Mario hat sich auch schon bei mir gemeldet, dass er zum September einen Auszubildenden fürs Büro und die Gärtnerei haben will. Letzte Woche kamen bereits Anmeldung von Ausbildungsplätzen für das kommende Jahr. Ist zwar noch etwas früh, aber wir werden sie spätestens Ende März online stellen und allen gleich die Einladung für den Einstellungsevent am Jahresende übersenden.

 

Vom Münchner Kinderheim wurden bereits zwei Bewerbungen von zwei Jungs einge­reicht. Das ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass sie unseren Bewerbungsevent erlebt und auch von den Vorträgen einiges mitbekommen haben.“

 

Zurück in meinem Büro kam Petra in mein Büro und meinte: „Gut, dass du den heutigen Nachmittag schon blockiert hast, im Moment liegen mir einige Terminanfragen vor, bevor ich die Termine vergebe, wie sieht es den Rest der Woche aus?“

 

Ich antwortete: „Ehrlich, ich kann es dir nicht sagen. Freitag habe ich definitiv ab Mittag wieder einen festen Termin mit einem Sechszehnjährigen und seinen Eltern wegen einer Ausbildung bei uns zum Programmierer. Simon hat wie Noah das Asperger-Syndrom und Noah und Simon haben sich auch noch ineinander verknallt.

 

Es kann sein, dass gerade aus dem Projekt Jugendhotel Allgäu einige Termine dazwischen platzen, die nicht im Voraus geplant werden können. Das wird in den nächsten zwei Jahren das größte Projekt sein, das umgesetzt wird. Wenn du Zeit hast, setz dich heute Nachmittag mit in die Besprechung, damit du siehst, wie gewaltig die Aufgaben sein werden. Wenn ich dir jetzt alles versuche zu erklären, sitzen wir in zwei Stunden noch hier. Wer will denn einen Termin von mir und warum, damit wir sie vernünftig einplanen.“

 

Petra meinte: „Ich habe auf meiner Liste Klaus, Axel, Mario und Marion und Michael.“

Ich meinte: „Klaus kann sofort kommen, schieb mir den Rest zu, ich versuche sie einfach immer wieder dazwischenschieben. Ich ruf Klaus kurz an und frage ihn, ob er sofort kommen kann.“

 

Während ich mit Klaus telefonierte schob mir Petra die Termine ohne Zuordnung in meinen Kalender. Klaus meinte, Peter, ich komme sofort, wir haben einige Sachen zu be­sprechen. Er setzte sich mir gegenüber und fragte, wie die Besichtigung im Allgäu gelaufen sei und welche Auswirkungen sie auf die Stiftung haben werden.

 

Ich erklärte: „In der nächsten Zeit bleibt alles erst einmal überschaubar. Wir kaufen das Grundstück und die Gesellschaft zu relativ günstigen Konditionen. Es wird in den nächsten zwei Jahren ein großes Bauprojekt geben, mit einem Jugendhotel, Restaurant, sanitäre Einrichtungen, einem kleinen Laden, neue Stellplätze für Camper und Tiny-Häuser und ein Verwaltungsgebäude mit Büros und einer Tiefgarage.

 

Es gibt vermutlich auch ein Projekt mit der Gemeinde, Fernwärmeversorgung für unser Gebäude und ein danebenliegendes Neubaugebiet. Was uns nicht direkt betrifft, ist der Auftrag für unser Architektenteam, für die Planung des Neubaugebiets, das mit an die Fernwärme angeschlossen werden soll.“

 

Klaus grinste und erklärte: „Ich sehe schon, dich darf man nicht ohne Aufsicht auf neue Projekte loslassen. Hätte es nicht ausgereicht, wenn du nur den Camping- und Ferienhauspark erworben hättest. Gut ich gebe zu ein, ein weiteres Jugendhotel im Allgäu ist eine reizvolle Idee. Auf der anderen Seite, das Konzept mit dem Jugendhotel hier und im in Österreich ist voll aufgegangen und die Belegungszahlen mit einer durchschnittlichen Auslastung von fast fünfundachtzig Prozent, legen nahe, weiter in diese Richtung zu investieren.“

 

Ich sagte: „Klaus, die Lage im Allgäu ist optimal für ein Jugendhotel, im Winter ist dort Wintersport möglich, und im Sommer steht ein See, nur rund zweihundert Meter vom Gebäude entfernt zur Verfügung. Wenn wir rechtzeitig das Hotel in die Vermarktung bringen, werden wir vermutlich von Anfang an eine gute Auslastung erreichen, besser als an der Ostsee, wo uns nur die Sommersaison bleibt.“

 

Klaus meinte: „Dann solltest du dir überlegen, ob nicht eine teilweise andere Nutzung möglich ist, die aber nicht die Grundlage für die Übernahme wegnimmt. Das wäre dann doch eine schlechte Entscheidung. Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, wird die Übernahme ruhiger und in einzelnen Schritten vollzogen, es sind also keine deiner sonst üblichen Hauruck-Aktionen dabei zu erwarten.“

 

Ich grinste und sagte: „Versprechen kann ich dir das nicht, zumindest wenn es um die Fernwärmeversorgung geht. Dort könnte es kurzfristig sein, dass wir agieren, um das Projekt Jugendhotel in die geplante Richtung zu lenken.“

 

Klaus grinste erneut und verabschiedete sich von mir, mit der Bitte ihn zumindest auf dem Laufenden zu halten, was ich ihm auch versprach. Ich dachte über Klaus Anregung und hatte plötzlich eine Idee. Sie könnte möglicherweise unschädlich sein und wir könnten eines der Gebäude einer anderweitigen Nutzung zuführen. Bevor ich jedoch diesen Gedanken weiterverfolgen sollte, wollte ich das sicherheitshalber mit dem zuständigen Anwalt abklären.

 

Ich telefonierte mit dem Münchner Anwalt Georg Hübner, mit dem wir zurzeit das Projekt Ostseehotel in die vom Erblasser gewünschte Richtung brachten. Ich erläuterte ihm meine Überlegungen und er erklärte mir, dass mein Vorhaben nicht schädlich sei, da es dem Wunsch des Erblassers entspricht, benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu helfen.

 

Eine Hürde war damit bereits genommen, so dass ich als nächstes mit Barbara telefoniert und bei ihr anfragte, ob sie mir die Kontakte zum zuständigen Jugendamt für Scharbeutz herstellen könnte. Sie meinte noch, sie würde schauen, was sie für mich möglich machen könne.

 

Petra hatte mitbekommen, dass ich mit Barbara telefonierte und kam in mein Büro. Sie wollte wissen, ob es schon wieder ein Problem gebe, wo ich Barbaras Hilfe benötige. Ich lachte sie an und meinte: „Keine Sorge, kein Problem, aber eine Idee, wie wir Teile des Jugendhotels an der Ostsee einer anderweitigen Nutzung zuführen können. Ich habe mit dem Anwalt schon geklärt, dass wir das in der Form durchführen können. Aber wenn du schon gerade hier bist, dann hol Marion und Michael, ich hätte jetzt Zeit für die beiden.“

 

Fünf Minuten später standen die beiden bei mir im Büro und ich bat sie sich zu setzen und mir ihr Anliegen vorzutragen. Marion meinte: „Zum einen geht es noch einmal um unsere beiden neuen Sozialarbeiter für die Ostsee und der zweite Punkt betrifft unsere neuen Jugendwohnungen.“

 

Ich meinte, dann sollten sie doch mit den Jugendwohnungen anfangen, was zur Folge hatte, dass Marion meinte, dass soll Michael mit dir besprechen, denn er hat die Anfrage bekommen.

 

Michael grinst und sagte: „Peter, da hast du dir jetzt den schwierigeren Teil ausgesucht, mit dem du anfangen willst. Mich erreichte gestern Abend noch der Anruf einer ehemaligen Mitstudentin, die beim Jugendamt in Miesbach arbeitet. Sie sucht dringend einen Platz für einen noch nicht volljährigen jungen Mann, der vielleicht ab Sommer einen Ausbildungsplatz in Rosenheim hat und sie hat mich gefragt, ob ich ihr da helfen könnte.

 

Das Problem dabei ist, dass sie den Platz sofort benötigt, da der junge Mann aus seinem bisherigen Umfeld herausgeholt werden muss. Details dazu wollte mir meine Kollegin noch nicht preisgeben. Ich habe gestern noch mit Barbara gesprochen, sie konnte mir auch nicht weiterhelfen, da die Kapazitäten des Jugendamtes Rosenheim ziemlich am Limit sind, aber gemeint, dass wir ihn ab Sommer im Jugendwohnheim unterbringen könnten.

 

Ich habe mir überlegt und mit Andy bereits besprochen, dass wir ihn bis zum Sommer in unserem Gästezimmer unterbringen könnten und er dann ins Jugendwohnheim umzieht. Er wird bereits im Mai volljährig, was die Sache nicht unbedingt einfacher macht. Das Problem ist, dass ich und Andy nicht als Pflegeeltern registriert sind und bis das Verfahren durch ist, könnte es zu spät sein.

 

Ich vermute, dass es sich um einen schwulen Jungen handeln könnte, denn sie weiß von mir, dass ich schwul bin, und ich habe ihr auch einmal erzählt, dass wir schwulen Jungs helfen, wenn es irgendwie möglich ist. Deshalb meine Bitte an dich und Thomas, ihr übernehmt die Pflegschaft und untergebracht wird er bis zum Sommer bei Andy und mir.“

 

Ich grinste und meinte: „Wenn du dir sicher bist, dass ihr ihn bei euch unterbringen wollt, auf ein Pflegekind mehr oder weniger sollte es nicht ankommen. Ruf sie an und frag sie, wie schnell sie mit dem Jungen hier sein kann, am besten holst du auch gleich Barbara mit zu dem Termin dazu, damit alles sauber geregelt werden kann.“

 

Michael meinte, er geht kurz raus und telefoniert mit der Kollegin aus Miesbach, in der Zwischenzeit könne Marion die Angelegenheit mit den beiden neuen Mitarbeitern besprechen. Kaum hatte Michael den Raum verlassen sagte Marion: „Ich habe ihm doch gleich gesagt, wenn sein Verdacht stimmen sollte, gibt es einen Weg, ihn bei ihm vorübergehend unterzubringen.

 

Aber jetzt zu meinem Anliegen mit unseren beiden Sozialarbeitern, sie haben sich am Wochenende gemeldet und angefragt, ob die Einarbeit nicht erst nach dem Zeltlager, sondern sofort stattfinden könne. Sie würden gerne mehr über die Arbeit im Zeltlager erfahren und da die beiden Jungs zum Lernen hier wären, würden sie sich gern anhängen. Sie könnten morgen schon hier sein, wenn wir zusagen. Können wir die beiden im Seminarhotel unterbringen, dort gibt es nach Auskunft von Alexandra in den nächsten zwei oder drei Wochen zwei freie Zimmer.“

 

Ich antwortete: „Meinetwegen, ich bin positiv überrascht, dass die beiden von sich aus aktiv geworden sind. Das zeigt mir zumindest, dass wir mit ihrer Auswahl keinen Fehler gemacht haben. Übrigens, wenn die beiden Sozialarbeiter schon kurzfristig hier sind, ich habe vermutlich eine Zusatzaufgabe für sie. Details verrate ich aber erst, wenn alles geklärt ist.“

 

„Okay“ meine Marion „Dann werde ich die Beiden sofort informieren, dass sie Morgen bereits anreisen können.“

 

Sie war gerade von ihrem Platz aufgestanden und wollte sich verabschieden, als Michael wieder ins Büro kam. Er erklärte: „Ich habe mit Leni alles besprochen. Wenn ich nichts mehr von ihr höre, wird sie gegen siebzehn Uhr hier sein mit dem jungen Mann. Barbara habe ich bereits informiert, sie versucht rechtzeig hier zu sein.

 

Übrigens, mit meinem Verdacht, dass der junge Mann schwul sein könnte, liege ich richtig. Leni hat es bestätigt, nachdem ich ihr von meiner Vermutung erzählt habe. Wie die Lösung für ihr Sorgenkind aussieht, habe ich ihr noch nicht erzählt, nur, dass ich eine Möglichkeit gefunden habe, wie dem jungen Mann geholfen werden kann.

 

Peter wir sehen uns dann spätestens um siebzehn Uhr wieder hier in deinem Büro, falls sich noch Änderungen ergeben sollten, melde ich mich bei dir.“ Die beiden verabschiedeten sich und meinten, sie wären wieder in ihrem Büro erreichbar.

 

Ich ging nach nebenan in die Stiftungsverwaltung und fragte, wer heute Nachmittag um vierzehn Uhr beim Gespräch mit dem Architekten dabei sein will. Benjamin grinste und erklärte, dass er gern dabei wäre, weil er sich die nächste Zeit um dieses Projekt kümmern soll. Ludwig hatte erklärt, dass er so kurz vor seinem Wechsel in die IT, sich nicht als geeignet erachtet. Ich meinte noch, er soll doch das Besprechungszimmer reservieren, in meinem Büro würde es doch eng werden.

 

Ich hörte mein Bürotelefon und ging zurück. Als ich abnahm meldete sich Barbara, die mir erklärte: „Peter, ich weiß ja nicht, wie du das machst, aber mit deinem Vorschlag, dort ein Jugendwohnheim mit einzuplanen, hattest du einen guten Riecher. Der Leiter des zuständigen Jugendamtes in Eutin erklärte mir, dass seit einiger Zeit darüber diskutiert wird, in Scharbeutz ein Jugendwohnheim zu errichten, die Pläne aber bisher nicht realisiert werden konnten.

 

Mit deiner Idee dort ein Jugendwohnheim zu planen und zu errichten, rennst du bei ihm offene Türen ein. Er wollte dich so schnell wie möglich kennenlernen, er ist sogar bereit, dafür eine Dienstreise ans andere Ende der Republik in Kauf zu nehmen, selbst als ich ihm erklärte, dass mit einer Fertigstellung nicht vor Mitte nächsten Jahres zu rechnen ist. Ich habe ihm während unseres Gesprächs, per Mail, unser Konzept für die Jugendwohnungen im Gutshof geschickt.

 

Er fand das Konzept so genial, dass er spätestens bis Ende nächster Woche mit dir Vorgespräche führen will, damit er das Konzept in der nächsten Kreistagsversammlung vor­stellen kann.“

 

Ich grinste innerlich und sagte: „Barbara, wenn das so ist, dann mach mit ihm einen Termin für nächste Woche, entweder gleich am Montag, dann kann er sonntags anreisen und Dienstag wieder zurück, oder Donnerstag anreisen und für Samstag die Rückreise einplanen.“

 

Sie meinte noch: „Ich werde gleich noch einmal mit ihm telefonieren und ihm deine Terminvorschläge unterbreiten. Wir sehen uns heute Abend, bis dahin wird er sich hoffentlich entschieden haben. Kannst du mir mehr zu diesem Termin sagen, den mir Michael aufs Auge gedrückt hat.“

 

Ich erklärte ihr: „Keine Ahnung, wovon du sprichst, ich weiß nichts von einem Termin mit dir und Michael.“

 

Wir verabschiedeten uns und ich legte auf. Da es schon nach zwölf Uhr war, beschloss ich sofort in die Kantine zu gehen, damit ich mich anschließend noch etwas auf den Termin mit den Architekten vorbereiten konnte. In der Kantine traf ich auf Marion und Michael, wo mir Marion erklärte, dass die beiden Sozialarbeiter Morgen im Laufe des Tages anreisen würden. Michael erklärte ich, dass Barbara mich angerufen hat und von mir Details zu ihrem Termin mit dir und mir wissen wollte. Ich habe ihr erklärte, dass ich nichts von einem Termin mir dir und ihr Wissen würde, wobei Michael zu grinsen anfing

 

Heiko und Ryan waren ebenfalls in der Kantine und kündigten an, dass sie um dreizehnuhrdreißig bei mir auf der Matte stehen würden, für die nächste Lektion in Sachen Zeltlagermanagement. Pünktlich tauchten die beiden Jungs in meinem Büro auf und wollten es sich in der Besprechungsecke gemütlich machen. Ich meinte sie können gleich ins Besprechungszimmer gehen und alles für die Besprechung mit den Architekten vorbereiten, die um vierzehn Uhr beginnen würde.

 

Kurz vor vierzehn Uhr meinte Petra, dass Jenifer, Jason und Maximilian eingetroffen seien und sie die Drei bereits ins Besprechungszimmer verfrachtet hat. Ich meinte, ich gehe gleich rüber in unseren Konferenzraum. Im Besprechungszimmer begrüßte ich alle und wollte Heiko und Ryan vorstelle. Benjamin meinte, das habe ich bereits übernommen und ich habe ihnen auch unser Architektenteam vorgestellt. Sie wissen auch, dass die beiden Jungs bei der Projektbesichtigung dabei waren und dass sie vom Ostseehotel kommen, weil sie von Felix und dir in Ferienlagermanagement eingearbeitet werden.

 

Nachdem sich alle gesetzt hatten, sagte ich: „Wer mich niedermachen will, sollte das jetzt erledigen, damit wir anschließend in aller Ruhe die Pläne für den Camping- und Ferienhauspark mit dem neuen Jugendhotel und die Änderungen beim Ostseehotel abhandeln können.“

 

Mich schauten sechs überraschte Gesichter an, denen man ansehen konnte, dass sie mit meinem Gegenangriff in dieser Form nicht gerechnet hatten. Plötzlich fingen zwei Jungs zu grinsen an, sie hatten verstanden, was ich eben abgezogen hatte. Ebenso plötzlich lachte Maximilian und erklärte: „Peter, der war gut, Jason hat mir schon erklärt, dass er dich gestern bei deinem Anruf angegriffen hat. Ich denke, die Retourkutsche hat gesessen, wir können zum Tagesgeschäft übergehen.“

 

Jason sagte: „Peter, ich hoffe du nimmst mir meinen Ausbruch gestern nicht übel, immerhin können wir von deinen Aufträgen verdammt gut leben. Vor allem kommst du immer wieder mit neuen Ideen, die uns herausfordern. Ich bin schon gespannt, was du diesmal wieder auf Lager hast.“

 

Ich grinste und meinte: „Jason kein Problem, ich wollte dich nur provozieren mit meiner Ansage. Dafür habe ich jetzt doch ein Attentat auf euch vor. Im Ostseehotel werden wir ein Gebäude aus dem Jugendhotelbereich herausnehmen. Anstelle von Hotelzimmer sollen Jugendwohnungen wie im Gutshof entstehen. Dazu meine Frage, welches Gebäude eignet sich am besten für dieses Konzept und wie viele Jugendwohnung würden sich ergeben.“

 

Jenifer schaute mich an und erklärte: „Peter ist das wirklich dein Ernst, wenn ja würde ich das westlichste Gebäude vorschlagen, dort könnten wir aus den vierzig Hotelzimmern etwa zwanzig bis zweiundzwanzig Jugendappartements generieren. Ist diese Nutzung mit den Auflagen des Stifters vereinbar?“

 

Ich erklärte: „Kein Problem, die Frage ist bereits mit dem Rechtsanwalt abgeklärt, der die Umbauphase begleitet, er hat mir versichert, solange die Unterstützung benachteiligter Kinder und Jugendlicher im Focus steht, ist auch diese Nutzung im Rahmen des Erlaubten.

 

Die hundert Gästezimmer wären eigentlich nur im Sommer ausgebucht, in den Wintermonaten wird es um einiges ruhiger, als ich das Klaus erklärte, sagte er, ich solle mir etwas einfallen lassen, um das zu ändern. Das Ergebnis sind die Jugendwohnungen. An nächsten oder dem kommenden Wochenende kommt der Leiter des Jugendamts Eutin, um mit mir zu verhandeln.

 

Barbara hat den Kontakt hergestellt und gemeint, der Mann ist heilfroh über mein Angebot, weil seine Versuche in Scharbeutz ein Jugendwohnheim zu errichten bisher gescheitert sind, warum wollte sie mir nicht verraten. Könnt ihr mir bis zum kommenden Montag einen Entwurf machen, wie das aussehen könnte.

 

So, jetzt zum Projekt Allgäu, ich habe hier mehrere Ordner von der Gemeinde, die einen vernünftigen Bebauungsplan aufstellen wollen. Es gibt einen ersten Entwurf eines ortsansässigen Architekten, der jedoch nicht zu hundert Prozent den Vorgaben der Gemeinde und den schriftlichen Anforderungen, die über das Landratsamt übermittelt wurden, entspricht.

 

An dem braucht ihr euch nicht zu orientieren. Der Architekt hat sich mit einem Bauträger zusammengetan, der der Gemeinde das gesamte Areal günstig abkaufen wollte und eine Nullachtfünfzehn-Bebauung vorsieht, um den Gewinn des Bauunternehmers zu optimieren. Dafür hätte der Architekt für jedes Haus, dass erstellt wird eine gesonderte erhöhte Vergütung erhalten.

 

Aufgekommen ist alles, als ich anbot den Lärmschutzriegel vom Neubaugebiet auf unsere Seite zu verlegen und dort meine Vorstellungen der Bebauung aufzeigte. Er lehnte das grundsätzlich ab und so nach und nach kamen die zwielichtigen Einzelheiten ans Tageslicht. Dazu muss ich erwähnen, dass das Neubaugebiet der Gemeinde vom Landratsamt aufgezwungen wurde, weil im rund zehn Kilometer Entfernung ein größeres Unternehmen aus dem Münchner Raum angesiedelt wird, dessen Mitarbeitern die überteuerten Immobilien kaufen sollten.

 

Wenn dort Mitarbeiter aus dem Großraum München angesiedelt werden sollen, ist die Planung von Einfamilienhäusern meines Erachtens am Bedarf vorbeigedacht. Vermutlich wäre es vernünftiger, eine Mischung aus kleineren und größeren Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern zu planen, die mit der Altersstruktur des Unternehmens im Einklang sind.

 

Ich denke, der Bauträger und der Architekt, haben nur Dollarzeichen gesehen, sich aber keine Gedanken zur Struktur der zukünftigen Bewohner gemacht.“

 

Max hatte sich den Vor-Entwurf angeschaut und erklärte: „Unter den Voraussetzungen, die du mir gerade geschildert hast, gebe ich dir Recht, das Ding ist absolut am Bedarf vorbeigeplant. Können wir kurz mit der Gemeinde telefonieren, ob ihnen Unterlagen vorliegen, die uns bei der Struktur dienlich sein können?“

 

Ich wollte gerade zustimmen, als Jenifer erklärte: „Den Anruf können wir uns ersparen, ich habe in den Unterlagen etwas gefunden. Es muss wohl von dem Unternehmen stammen, das umgesiedelt wird. Hier findet sich eine Aufstellung, wie sich das Unternehmen die Struktur anhand einer Mitarbeiterbefragung vorstellt, aufgeteilt nach Einfamilienhäusern in drei Größenklassen, Miet- und Eigentumswohnungen, aufgeteilt in Appartements und Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern. Dort steht sogar, dass etwa sieben bis acht Prozent aller Einheiten als Sozialwohnungen vorzusehen sind.“

 

Max meinte: „Ich denke wir sollten alle vorhandenen Unterlagen sichten und dann werde ich mit meinen Erfahrungen aus der Stadt München einen vernünftigen Bebauungsplan entwerfen. Wenn ich dich vorher richtig verstanden habe, ist die Gemeinde nicht abgeneigt, das gesamte Baugebiet an die geplante Fernwärmeversorgung anzuschließen, was sich bei einem Baugebiet in dieser Größenordnung auch anbietet. Peter eine Frage hätte ich noch an dich, sollen die Sozialwohnungen von der Stiftung gebaut werden, dann würden wir für die Gebäude auch die fertigen Baupläne ausfertigen.“

 

Ich meinte: „Wir sollten das mit der Gemeinde abklären, es gibt einen weiteren Punkt von meiner Seite bei dem von mir geplanten Komplex. Ursprünglich dachte ich daran dort Wohnungen für die Mitarbeiter zu errichten, inzwischen möchte ich dort anstelle der vorgesehenen Wohnungen lieber ein Jugendwohnheim planen.“

 

Ich wählte die Rufnummer der Gemeinde und als das Gespräch entgegengenommen wurde, erklärte man mir, dass der Bürgermeister mit dem Bauamtsleiter in einer Besprechung wegen eines neuen Baugebietes sei und nicht gestört werden will. Ich erklärte seiner Assistentin, dass ich genau deswegen anrufen würde und Korbinian sprechen muss. Sie meinte sie versuche es. Es meldete sich Hubert Sandmeier und ich nannte meinen Namen. Er meinte, wir hatten gerade bei euch angerufen und deine Sekretärin meinte, du seiest mit den Architekten in einer Besprechung und willst nicht gestört werden.

 

Ich lachte und erklärte: „Mir ging es gerade ebenso, als ich Korbinian sprechen wollte. Hubert, ich schalte auf Lautsprecher, dann können meine Leute mithören.“

 

Ich schaltete um und gleichzeitig musste Hubert ebenfalls auf Lautsprechen geschaltet haben, denn wir hörten Korbinian, wie er uns begrüßte. Ich erklärte kurz, wer bei uns in der Konferenz mit dabei sei, und forderte Max auf seine Punkte anzusprechen.

 

Maximilian erklärte: „Der Plan, den uns Peter als den Entwurf eines ortansässigen Kollegen vorgestellt hat, ist der größte Mist, den ich je bei einem Bebauungsplan gesehen habe, ohne dass ich vorher irgendwelche Details kannte. Inzwischen haben wir festgestellt, dass vermutlich von dem Unternehmen, dass umgesiedelt werden soll, eine Übersicht erstellt wurde, welche Strukturen vorzusehen sind.

 

Die Anforderungen sehen Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser mit Wohnungen in verschiedenen Wohnungsgrößen vor. Das bedeutet, dass euer Architekt völlig an den Vorgaben vorbeigeplant hat. Was mir aber wichtiger erscheint, ist die Tatsache, dass sieben bis acht Prozent der Wohnungen als Sozialwohnungen vorzusehen sind und bei den Mehrfamilienhäusern von Eigentumswohnungen und Mietwohnungen die Rede ist.

 

Gibt es bereits einen Träger, der die Sozialwohnungen erstellt und wer die restlichen Mietwohnungen übernimmt. Peter hat angeboten, die Sozialwohnungen durch die Stiftung zu übernehmen, wenn die Gemeinde bei den Preisen für die Grundstücksflächen ein Stück entgegenkommen könne.“

 

Ich meinte: „Ich habe dazu auch noch einen Punkt, den ich ansprechen will. Ich hatte im Kopf, in dem Komplex auf unserer Seite einige Wohnungen für Mitarbeiter einzuplanen, die würde ich gerne im Neubaugebiet verwirklichen. Dafür biete ich an, ein kleines Jugendwohnheim in dem Komplex zu integrieren, die von den Sozialarbeitern des Jugendhotels mitbetreut werden können.

 

Ähnliche bauen wir derzeit bei uns im Gutshof mit fast sechzig Wohneinheiten für die Jugendlichen. Das Konzept soll auch im Jugendhotel an der Ostsee umgesetzt werden, mit rund zwanzig Wohneinheiten. Dazu müsstest du mir Kontakte zum zuständigen Jugendamt knüpfen.“

 

Korbinian lacht und erklärte, als er sich wieder etwas beruhigt hatte, erklärte er: „Peter, mit dem Vorschlag ein Jugendwohnheim zu bauen und zu betreiben, rennst du beim Jugendamt offene Türen ein. Man versucht seit Jahren, einen Träger und ein Grundstück dafür zu finden. Bisher alles ohne Erfolg. Max, Peter, bezieht den Teil eures Grundstücks vom Campingplatz mit in den Bebauungsplan ein, den ihr aufstellt und erläutert gut, was dort gebaut werden soll.

 

Die Anforderung, dass dort auch Sozialwohnungen errichtet werden sollen, ist uns nicht bekannt, ich muss eingestehen, dass wir uns die Ordner, die wir an den Architekten weitergeleitet haben, nicht so genau angesehen haben. Mit den heutigen Informationen von euch, wird mir immer bewusster, dass wir über den Tisch gezogen werden sollten. Ich kann mich nur bei dir bedanken, dass du so eine Spürnase hattest und uns damit vor einem größeren Schaden bewahrt hast.

 

Jetzt aber zu dem, warum wir mit dir reden wollten. Wir haben heute Mittag ein längeres Gespräch mit einem Energieberater, der uns erklärt hat, dass sich deine Überlegungen hinsichtlich des Fernwärmenetzes anbieten würden bei so einem großen Neubaugebiet. Auch deine Anregung die zukünftigen Eigentümer und unsere alteingesessenen Bürger an der Energieversorgungsgesellschaft zu beteiligen, findet bei ihm großen Anklang.

 

Er hat vorgeschlagen, alle Biogasanlagen im Umkreis von fünf Kilometern in dieses Konzept mit einzubinden, was zu einer größeren Effizienz führen und den Anschluss weiterer Ortsteile ermöglichen würde. Er hat uns vorgeschlagen, nicht nur die Energieversorgung in Form von Wärme zu betreiben, sondern auch die örtliche Stromversorgung einzubinden. Da Ende nächsten Jahres die Konzessionsverträge auslaufen, könnten wir das gesamte Stromnetz im Gemeindegebiet übernehmen.“

 

Max grinste schon seit einiger Zeit, so dass er fragte: „Kann es sein, dass euer Energiefachmann ein gewisser Professor Doktor Josef Baumer aus München ist. Das sieht ganz nach seiner Handschrift aus?“

 

Hubert antwortete: „Genau mit dem haben wir gesprochen, der wurde uns vom Landratsamt empfohlen. War das ein Fehler mit diesem Mann zu sprechen?“

 

Max meinte: „Keineswegs, ich kenne ihn aus meiner Münchner Zeit und wir sind immer noch in Kontakt. Manchmal hilft er uns bei schwierigen Problemen mit der Energieversorgung bei Großprojekten. Peter müsste er zumindest namentlich kennen, er hat für uns das Konzept für die Energieversorgungsumstellung am Gutshof erstellt.“

 

Ich meinte dazu: „Und so schließt sich der Kreis. Ich erinnere mich an den Namen, weil er ein für mich brillantes Konzept vorgestellt hat, das sich bereits in der Umsetzungsphase befindet. Ein erster Teil davon ist unser neues IT-Gebäude, das vollständig ohne Fremdwärmeversorgung auskommt und nur aus der Abwärme des Rechenzentrums erwärmt wird.“

 

Korbinian sagte: „Damit verstehe ich deinen ersten Satz, und so schließt sich der Kreis, aber auch das, was du uns mit deiner Vision der Fernwärme- und Stromversorgung sagen wolltest. Herr Schreiber, dürfen wir Herrn Professor Baumer ihre Daten geben, dass sie der Projektverantwortliche für das Neubaugebiet sind und er sich mit ihnen in Verbindung setzen soll.“

 

Max schmunzelt und antwortete: „Sicher dürfen sie das, aber eine Bitte, bei uns wird das wie bei Peter gehandhabt, dass alle mit Vornamen angesprochen werden. Peter und ich kennen uns bereits seit unserer Studienzeit, wir hatten das unverschämte Glück eine Zeitlang während unseres Studiums in der gleichen Wohngemeinschaft zu leben. Über meinen Sohn sind wir wieder miteinander in Kontakt gekommen. Die Tochter meines Nachbarn hatte Peter meinen Sohn Jason als jungen aufstrebenden Architekten empfohlen.“

 

Da wir alles besprochen hatten, was aktuell zu klären war, beendeten wir das Gespräch mit der Gemeinde und verabschiedeten uns von den Allgäuern.

 

Ich suchte mir das Konzept für unsere Jugendwohnungen, dass wir in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt entwickelt hatten, und sendete es per Mail an Korbinian. Danach erklärte ich den Architekten was sich am Campingplatz ändern und in und was in dem langgezogenen Gebäude untergebracht werden soll.

 

Als ich geendet hatte, schaute mich Jason verwundert an meinte: „In das Projekt packst du alles, was möglich ist, Campingplatzverwaltung, sanitäre Einrichtung, einen Laden, Bürokomplex, Jugendwohnungen und Jugendhotel mit Restaurant.“

 

Ich erklärte: „Sanitäre Anlagen, Campingplatzverwaltung, Laden und Restaurant sind sanierungsbedürftig. Der Aufwand für die Sanierung ist besser in einen Neubau investiert. Dafür bekommen wir auf den Flächen, den diese Gebäude beanspruchen, die Möglichkeit, Platz für zehn bis zwölf Tiny-Häuser zu schaffen.

 

Für die Jugendwohnungen gibt es einen Bedarf, warum soll ich sie dann nicht errichten. Ein weiteres Jugendhotel hatte ich von Anfang an im Kalkül, um unser Angebot langfristig auszuweiten. Im Bürokomplex wird eine weitere Niederlassung unserer IT eingerichtet, mit Mitarbeitern für die Betreuung und Vermarktung der Dokumenten- und Bauplanverwaltung, sowie Kundenservern aus dem schwäbischen Raum. Sozialwohnungen und Wohnungen für die Mitarbeiter vor Ort, sind mit Sicherheit eine gute Investition der Stiftung.

 

Mit dem geplanten Biergarten wird nicht nur der Campingplatz aufgewertet, er soll für alle Bürgern eine weitere Freizeitmöglichkeit werden. Um möglichst wenig Fahrzeuge auf der Straße zu haben, gibt es die große Tiefgarage im Untergeschoß. Bei den Wohngebäuden, die durch die Stiftung erstellt werden, wird ebenfalls eine Tiefgarage vorgesehen. Wahrscheinlich ist es sinnvoll, alle Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage auszustatten.“

 

Max meinte: „Ich werde in den nächsten Tagen mit der Gemeinde abklären, ob es machbar ist, für alle Käufer, egal ob Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäuser, eventuell auch Reihenhäuser, Tiefgaragenstellplätze vorzusehen und an der Oberfläche nur Lieferverkehr zu erlauben. Das würde die ganze Siedlung um einiges aufwerten.“

 

Ich fragte: „Max, verstehe ich das so wie es sich mir darstellt, ihr wollt zumindest den Auftrag für die Planung des Baugebietes und meine Gebäude planen und während der Bauzeit betreuen. Wie ist der Stand beim Neubau der Lagerhalle in der Gärtnerei Grubmüller?“

 

Jason erklärte: „Die ersten Angebote liegen vor, sie liegen im Rahmen deiner Schätzung. Wir haben jetzt noch eineinhalb Wochen, bis die Ausschreibungsfrist abläuft. Bei den Zeitplänen zur Bauausführung gibt es größere Abweichungen, aber bis Anfang Oktober sollte zumindest die Lagerhalle nutzbar sein, der Ausbau der Wohnungen kann sich noch bis zum Jahresende hinziehen.“

 

Max meinte: „Peter, klar nehmen wir den Auftrag an, gerade die Planung für ein neues Baugebiet in dieser Größenordnung ist eine absolute Herausforderung, was mich aber mehr reizt, sind deine Wünsche hinsichtlich der Energieversorgung des neuen Projekts. Ich finde es gut, dass du da langsam eine gewisse Kontinuität an den Tag legst.

 

Wir haben hier am Gutshof begonnen, wir setzen das Konzept um beim neuen Ostseehotel. Beim Seminarhotel stand eher der Originalgetreue Rückbau auf dem Programm. In Österreich sind energiesparende Maßnahmen durchgeführt worden, aber noch kein Konzept eingesetzt. Mit deinem neuen Großprojekt im Allgäu wird vermutlich eine weitere Ausweitung des Energiekonzepts zum Tragen kommen. Ich kann nur hoffen, dass die Gemeindeverwaltung nicht die Notbremse anzieht. Wildpoldsried ist ein großes Vorbild für eine energieautarke Gemeinde im Allgäu. Vielleicht nehmen sie sich daran ein Beispiel, das wäre eine gute Voraussetzung.“

 

Ich meinte: „Bevor ihr euch an die Umsetzung des Bebauungsplanes macht, legt die vorhandenen Dokumente in die Bauplanverwaltung und richtet für die Gemeinde einen Zugriff auf die Unterlagen ein. Das soll unser Türöffner für die Dokumenten- und Bauplanverwaltung im öffentlichen Dienst werden. Wenn die Gemeinde überzeugt ist, wird sie ihre Projekte, zukünftig damit abwickeln.“

 

Jenifer sagte: „Peter, ich ahnte doch, dass du mit diesem Projekt auch noch einen Hintergedanken verbunden hast. Aber wieso gerade diese Gemeinde und nicht in einer Großstadt?“

 

Ich erklärte: „Ganz einfach, ich habe vor Ort einen guten IT-Mann kennengelernt, der bisher für den Campingplatz als hauptsächlichem Kunden arbeitet. Mit ihm will ich im Bürokomplex ein IT-Unternehmen aufbauen, dass zum Teil als Backup dienen soll, gleichzeitig die Gelegenheit bietet, Kundenserver aus dem Allgäuer Raum zu beherbergen. Dort soll nach Scharbeutz eine weitere Außenstelle unserer IT entstehen.

 

Oliver kommt nächsten Sonntag mit seiner Frau und seinem Sohn nach Rosenheim. Wir werden ihm in der darauffolgenden Woche alles zeigen, was auf ihn zukommt und danach die neue GmbH gemeinsam gründen, wenn er als geschäftsführender Gesellschafter die Niederlassung leiten will. Wir brauchen übergangsweise Vorort bereits eine Möglichkeit, die ersten Geräte aufzubauen, die vermutlich im Verwaltungstrakt des Campingplatzes geschaffen werden kann.“

 

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir so langsam zum Ende kommen mussten, spätestens in einer halben Stunde stand der nächste der Termin an mit dem Jungen und der Mitarbeiterin vom Jugendamt in Miesbach. Max meinte: „Peter wir halten dich auf dem laufenden, was die neuen Projekte anbetrifft. Wir sollten uns noch einmal im Büro blicken lassen und uns noch kurz zusammensetzen, bevor wir Feierabend machen.“

 

Sie standen auf, packten alle Unterlagen zusammen und verabschiedeten sich und verließen den Konferenzraum. Ryan schaute mich an und meinte: „Wow, ich bin überrascht, der Nachmittag hatte nichts mit dem Zeltlager zu tun, aber er war für mich trotzdem interessant. Ich glaube ich habe mich für den falschen Beruf entschieden als ich ins Hotel gegangen bin.

 

Die Einblicke, die ich inzwischen sammeln konnte, zeigen mir, dass es interessantere Jobs gibt. Ich werde meine Ausbildung noch beenden, Peter kannst du mich eventuell hier brauchen, ich würde sogar eine zweite Ausbildung machen.“

 

Ich lachte und sagte: „Ich würde sagen, du beendest zuerst deine Ausbildung, danach kannst du dir das immer noch in aller Ruhe überlegen und wenn du immer noch etwas anderes machen möchtest, sprichst du mich an, erklärst mir in welche Richtung es gehen soll und wir schauen, was wir dir anbieten können.“

 

Ryan nickte nur und damit war das Thema für mich beendet.

 

Gegen sechzehnuhrfünfundvierzig klopfte es an der Tür zum Konferenzraum. Benjamin ging zur Tür und öffnete. Vor der Tür stand Michael und meinte: „Hier steckt ihr, ich habe dich schon in deinem Büro gesucht. Leni wird mit dem jungen Mann in wenigen Minuten hier sein. Benjamin, wo ist dein Bruder Christian?“

 

Benjamin grinste und sagte: „Michi, woher soll ich das Wissen, vermutlich wird er noch in der Gärtnerei sein, wenn er nicht in seinem Appartement ist. Ich kann höchstens versuchen ihn telefonisch zu erreichen oder du fragst Ludwig.“

 

Michi meinte: „Dann versuch ihn telefonisch zu erreichen, er soll sich sofort auf den Weg machen und hierherkommen. Ich brauche ihn dringend hier!“

 

Ich schaute Michael an und wollte schon nachfragen, warum er Christian dringend hier haben will. Er deutete an, dass er uns gleich informieren würde, wenn Christian auf dem Weg ist. Benjamin sprach mit seinem Bruder und erklärte ihm, dass er sofort in den Konferenzraum im Gutshaus kommen soll, wenn er im Gutshof angekommen sei. Als er das Gespräch beendet hatte erklärte er, dass Christian in fünf Minuten hier sei, er ist bereits unterwegs nach Hause.

 

Michael hatte keine Chance uns zu erklären, warum er Christian so dringend sprechen will, denn vom Flur hörten wir laute Stimmen, die sich dem Konferenzraum näherten. Michael begrüßte seine ehemalige Studienkollegin und bat sie mit ihrem Schützling in den Konferenzraum einzutreten und sich einen Platz zu suchen.

 

Als sich die Neuankömmlinge gesetzt hatten meinte Michael: „Wir warten jetzt noch kurz auf Christian und Barbara, bevor wir euch alles erklären. Die paar Minuten sind kein Problem, bevor wir alles zwei- oder dreimal erzählen. Leni, du kannst den Anwesenden schon kurz deinen Schützling vorstellen. Peter, übernimmst du die Vorstellung, der von unserer Seite Anwesenden, und erklärst, warum sie dabei sind, bevor Leni loslegt.“

 

Ich schaute ihn kurz an und erklärte: „Hallo, ich bin Peter Maurer, der Chef der Gutshofverwaltung und der Stiftung Sonneneck für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Neben mir sitzen Heiko und Ryan, zwei Auszubildende im zukünftigen Jugendhotel an der Ostsee. Sie sind hier, weil die beiden im Sommer, dass an der Ostsee stattfindende Jugendzeltlager managen und derzeit bei uns die Grundlagen dafür erlernen.

 

Auf der anderen Seite sitzt Benjamin, der bei uns in der Stiftungsverwaltung arbeitet. Er wohnt noch mit seinem Freund Bernhard im ehemaligen Gesindehaus, unserem Jugendhotel, im Dachgeschoß in einem der beiden Appartements für unsere Mitarbeiter. Noch deshalb, weil sein Freund eine Andeutung gemacht hat, dass sie gern in eine größere Wohnung im Dachgeschoß des IT-Gebäudes umziehen wollen.“

 

Es klopfte und Christian trat in den Konferenzraum ein. Ich stellte weiter vor: „Gerade ist Christian hereingekommen, er bewohnt mit seinem Partner Ludwig das zweite Appartement im Dachgeschoß des Gesindehauses. Ich gehe davon aus, dass ihn Michael zum Gespräch eingeladen hat, weil er zum einen der Bruder von Benjamin ist und weil ich zweitens vermute, dass der junge Mann hier ein ähnliches Schicksal erlitten hat wie Christian.“

 

Christian und Michael schauten mich verwundert an und bevor einer etwas sagen konnte, klopfte es erneut und Barbara betrat den Raum. Ich stellte Barbara vor: „Neu hinzugekommen ist jetzt noch Babara Wegmann, die stellvertretende Leiterin des Jugendamts Rosenheim und ich kenne sie inzwischen seit fast zwanzig Jahren. Die enge Zusammenarbeit hat sich erst in den letzten beiden Jahren entwickelt. Sie war anfangs als Sachbearbeiterin für mich und meine beiden Kinder zuständig, nach dem wir durch eine schwere Krankheit meine Frau und deren Mutter verloren hatten.

 

Bleibt jetzt noch Michael übrig, er ist einer der beiden Sozialarbeiter, die hier am Gutshof beschäftigt sind und bewohnt mit seinem Partner, die Drei-Zimmer-Wohnung im Dachgeschoß des Gesindehauses. Bevor dich Leni jetzt uns vorstellt, habe ich eine Frage an dich. Bist du damit einverstanden, dass in dieser großen Runde über dich und dein Problem gesprochen werden darf?“

 

Ich sah in einige fragende oder verwirrte Gesichter, so dass ich hinzufügte: „Soweit ich informiert bin, kommt gleich auch noch der Lebensgefährte von Michael zum Gespräch hinzu, da er von den Entscheidungen, die nachher gefällt werden, eine der betroffenen Personen ist. Nicht unbedingt dabei sein müssen Heiko, Ryan und Benjamin.“

 

Der junge Mann schaute mich immer noch verwundert an und erklärte schüchtern: „Da, ihr trotzdem in einer großen Gruppe mir gegenübersteht, kommt es auf die drei Jungs auch nicht mehr an. Leni, ich dachte eigentlich, dass wir uns nur mit diesem Michael treffen und er uns seinen Vorschlag unterbreiten soll, wie es mit mir weitergeht.“

 

Leni erklärte ihm: „Ich wusste, dass Michaels Chef und die Mitarbeiterin vom Jugendamt dabei sein werden. Frau Wegmann deshalb, weil du vermutlich bei Michaels Lösung, in ihrem Zuständigkeitsgebiet leben und zukünftig von ihr betreut wirst. Wenn ich das vorher gesagte richtig interpretiere, hat Michael aus meinen Andeutungen herausgehört, dass Christian ein ähnliches Schicksal hatte, wie du und er dir vermutlich eine Hilfe sein kann.

 

Wenn ich schon dabei bin, ich bin Magdalena Jäger und bin Sozialarbeiterin beim Jugendamt des Kreis Miesbach. Der junge Mann, den ich euch mitgebracht habe, ist Kevin Merk. Er ist aktuell siebzehn Jahre alt und hat im letzten Sommer seine Schullaufbahn mit der mittleren Reife abgeschlossen.

 

Wenn alles glatt verlaufen wird, kann er im Herbst eine Ausbildung bei den Kathrein-Werken in Rosenheim als Bürokaufmann beginnen. Kevin willst du den Leuten erzählen, warum ich heute mit dir hierhergekommen bin, oder soll ich diese Aufgabe übernehmen?“

 

Bevor Kevin etwas sagen konnte, klopfte es erneut und Andreas betrat das Zimmer und setzt sich zu seinem Michael und gab ihm ein Kuss. Er meinte noch, ob er etwas Wichtiges versäumt habe. Michael schüttelte den Kopf, was ihm als Antwort genügte.

 

Kevin schaute in die Runde und sagte: „Ihr habt mich jetzt neugierig gemacht mit euren Andeutungen, was Christian widerfahren ist und wie er mir helfen könne. Christian willst du mir deine Geschichte verraten?“

 

Christian schaute zu mir, dann zu Kevin und erzählte: „Ich gehe davon, dass du von deinen Eltern in einer Psychiatrischen Klinik untergebracht wurdest, in der schwule Jungs von ihrer Neigung geheilt werden können. Zumindest ist es mir so ergangen.“

 

Ich hatte Kevin genau beobachtet und erkannte sofort, dass er das gleiche Schicksal hatte wie Christian. Er beobachtete weiterhin Christian, der weitersprach: „Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liegen sollte, dann bist du hier in besten Händen, hier wird dich keiner wegen deiner Neigung zum männlichen Geschlecht in eine Klapsmühle stecken. Du fragst dich sicher, wieso ich hier am Gutshof gelandet bin und in der Gärtnerei Winter meine Ausbildung zum Gemüsegärtner absolviere.

 

Dazu muss ich etwas weiter ausholen. Mein Bruder Benjamin war derjenige, der mich auch in der Klinik besuchte und wir hatten abgesprochen, dass ich mich mit meiner Volljährigkeit selbst aus der Klinik entlasse und wir uns gemeinsam eine Wohnung suchen. Benjamin arbeitete für ein Unternehmen, dass an den Gutshof aus Altersgründen verkauft werden sollte.

 

Auf Wunsch seines damaligen Chefs, der Opa von meinem Ludwig sollte er sich das Unternehmen anschauen, da er in die zentrale Buchhaltung integriert werden soll. Bei seinem Vorstellungsgespräch traf er einen ehemaligen Mitschüler von mir, in den er sich Hals über Kopf verknallte, Bernhard, der Bruder von Andreas. Peter bemerkte das sofort und erkannte auch, dass er ein größeres Problem mit sich herumschleppte.

 

Wie er ihn überzeugte, sich ihm gegenüber zu öffnen, weiß ich bis heute nicht, auf jeden Fall hat Peter sofort gehandelt und das Jugendamt auf meine Lage aufmerksam gemacht. Barbara war diejenige, die mich noch am selben Tag aus der Klinik herausholte und zu Peter und meinem Bruder brachte. Mit Hilfe von Barbara musste ich nicht in ein Kinderheim, sondern durfte in das zweite Appartement im Dachgeschoß des Gesindehauses einziehen.

 

Mein Bruder hatte Peter auch erzählt, dass ich meine Ausbildung in der Gärtnerei Winter nicht antreten konnte. Er wusste damals noch nicht, dass die Gärtnerei Winter inzwischen ein Teil der Gutshofgruppe war. Peter bot mir an meine Ausbildung mit einer Eineinhalbjährigen Verspätung doch noch aufzunehmen, was mit einer der Gründe war, warum ich das Appartement beziehen durfte. Benjamin wurde zu meinem Vormund bestimmt, bis ich Volljährig bin.“

 

Da Christian geendet hatte schauten jetzt alle zu Kevin. Ich konnte Ryan und Heiko ansehen, dass sie von der Geschichte Christians sehr überrascht wirkten. Die restlichen Anwesenden, mit Ausnahme von Kevin und Leni kannten alle Christians Vergangenheit.

 

Es dauerte etwas, bis Kevin sich äußerte: „Ich gebe zu, deine Geschichte ähnelt meiner fast bis ins Detail, mit einer Ausnahme, ich habe keinen älteren Bruder, der über seinen Chef Kontakt zum Jugendamt aufgenommen hat. Ich werde wohl nie erfahren, wer dem Jugendamt die Informationen zukommen ließ, dass ich in einer Psychiatrischen Klinik stecke und warum.“

 

Leni meinte: „Kevin, dass wird dir keiner beantworten können, außer derjenigen, der den anonymen Brief verfasst hat. Er enthielt sehr detaillierte Informationen zu deiner Person und zu deinem Aufenthaltsort. Er wurde mit einem Computer erstellt und anhand des Druckbildes konnte ermittelt werden, dass es sich mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit um einen Drucker der Marke Brother handelt.

 

Eingeworfen wurde das Schreiben direkt beim Jugendamt, enthielt also keinen Absender oder Poststempel. Unterzeichnet wurde das Schreiben mit, ein Freund, der es gut mit Kevin meint und ihm wieder zu seiner Freiheit verhelfen will. Kannst du mit diesen Hinweisen etwas anfangen?“

 

Ich hatte Kevin beobachtet, während Leni das erklärte. Als sie von einem Laserdrucker einer bestimmten Marke und von einem guten Freund gesprochen hatte, haben seine Augen sehr kurz gezuckt. Er antwortete ihr: „Mit den wenigen Informationen kann ich nicht viel anfangen.“

 

Ich dachte: „Junge, Junge, das nehmen dir vielleicht die anderen ab, aber mich kannst du nicht täuschen. Deine Erkenntnisse, wer dir geholfen hat, ist essenziell wichtig, damit wir dir wirklich helfen können.“

 

Leni erklärte: „Da inzwischen alle wissen, dass du von deinen Eltern zur Heilung in ein Sanatorium gesteckt wurdest, können wir dazu kommen, warum wir hier sind. Michi kannst du uns von deinem Vorschlag vorstellen, den du für Kevin gefunden hast.“

 

Michael sagte: „Kevin, Peter und sein Thomas würden dich als Pflegekind aufnehmen, wohnen wirst du vorerst bei Andy und mir im Gästezimmer. Ich muss dir aber gleich sagen, du bist nicht das einzige Pflegekind bei Peter und Thomas, das nicht in ihrer Wohnung lebt. Bei seinem Sohn Philipp sind Pit, Gero und Randolf, im Verwalterhaus ist Pete untergebracht. Dann gibt es noch die beiden Adoptivsöhne David und Tobias und wie gesagt seine beiden leiblichen Kinder Martina und Philipp.

 

Wenn Bernhard und Benjamin ins IT-Gebäude umziehen sollten, gibt es vielleicht die Möglichkeit mit Zustimmung von Barbara in das freiwerdende Appartement einzuziehen. Bei Problemen kannst du jederzeit mit Peter, Thomas oder mir reden. Du bist hier wie in einer Großfamilie, die aus mindestens sieben schwulen Paaren besteht.“

 

Ich schaute in die Runde und erklärte: „Bevor wir jetzt weiterreden und Entscheidungen getroffen werden, würde ich gern ein Vier-Augen-Gespräch mit Kevin führen. Du kannst dir eine Person aussuchen, die dich begleiten kann, ich erwarte nur, dass über das, was wir beide im Vier-Augen-Gespräch besprechen, mit keinem Wort in die Öffentlichkeit gelangt. Das gilt im Übrigen auch für die Person, die du als deine Begleitung auswählst.“

 

Kevin schaute in die Runde und meinte dann: „Ich denke wir brauchen keinen Aufpasser, wenn du mit mir etwas besprechen willst. Von meiner Seite wird nichts in die Öffentlichkeit geraten, es sei denn du würdest mir ein unmoralisches Angebot machen.“

 

Barbara fing zu lachen an und erklärte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Peter dir ein unmoralisches Angebot machen würde, das ist nicht sein Stil. Aber eines kann ich dir noch mitgeben, sei ehrlich zu ihm, er hat ein Gespür dafür, wenn er von jemanden belogen wird.“

 

Ich ging mit Kevin in mein Büro und wir setzten uns in die Besprechungsecke. Kevin schaute mich erwartungsvoll an, so dass ich zu ihm sagte: „Kevin, mir ist aufgefallen, dass du Leni vorher nicht die Wahrheit gesagt hast, als sie dich fragte, ob du eine Ahnung hast, wer diesen Brief ans Jugendamt verfasst haben könnte. Dein Zucken mit den Augen hat dich verraten. Willst du wenigsten mir die Wahrheit verraten, vielleicht kann ich dir und deinem Unterstützer helfen, wenn du das willst.

 

Er blickte mich genau und intensiv an und meinte: „Frau Wegmann vom Jugendamt hat mich vor dir gewarnt, dass du immer erkennst, wenn dir einer eine Unwahrheit andreht. Ich hatte vorher die Hoffnung, dass es keinem aufgefallen ist, dass ich meinen Freund nicht verraten wollte. Er ist bei seinen Eltern nicht geoutet und will sie nicht damit konfrontieren, obwohl er inzwischen volljährig ist. Er hat Angst davor, sie könnten ihn deshalb aus dem Haus werfen, da es in seinem Elternhaus sehr althergebracht zugeht. Noch kann er sich keine eigene Wohnung leisten von seinem Einkommen.“

 

Ich erklärte: „So etwas in diese Richtung habe ich vermutet. Mir ist auch bewusst, dass du dich gern mit ihm treffen willst. Willst du ihn wenigstens kurz anrufen und ihm mitteilen, dass du in Freiheit bist, aber nicht mehr im Landkreis Miesbach leben wirst. Du kannst ihm auch sagen, dass er diese Nummer anrufen kann, wenn er dringende Hilfe benötigen würde.

 

Erkläre ihm, dass du dich bei ihm melden würdest und ihr euch wieder treffen könnt, wenn sich bei dir alles für deine gesicherte Zukunft geklärt hätte. Das gibt ihm die Sicherheit, dass er dich nicht endgültig verloren hat.“

 

Ich drückte ihm mein Smartphone in die Hand und er wählte die Nummer seines Freundes. Als der sich meldete, sagt er ihm, dass er auf Lautsprecher schalten würde, damit ich mithören könne. Er erklärte ihm, ich bin außerhalb des Landkreises Miesbach bei Pflegeeltern untergebracht, die kein Problem mit meinem Schwulsein haben. Er bat ihn, wenn er in Schwierigkeiten geraten sollte, ruf bitte die Nummer an, die dir angezeigt wird.

 

Sein Freund fragte ihn, ob ich es erlauben würde, wenn sie sich gelegentlich treffen könnten. Ich erklärte: „Ich habe Kevin erklärt, dass ihr euch wieder treffen könnt, wenn sich die Situation etwas beruhigt hat. Stell dich mal darauf ein, dass ihr euch in drei bis vier Wochen zum ersten Mal treffen könnt.

 

Wie schon gesagt, bei Problemen, melde dich bei mir. Notfalls kannst du dich auch mit einer Frau Jäger vom Jugendamt Miesbach in Verbindung setzen und sagst ihr sie soll sich deinetwegen mit ihrem Ansprechpartner von deinem Freund Kevin in Verbindung setzen. Sie wird dann schon wissen, an wen sie sich wenden muss.“

 

Kevin verabschiedete sich und als er aufgelegt hatte, sagte er zu mir: „Peter, war das, was du zu Frederik am Schluss gesagt hast, eine versteckte Aufforderung, von sich aus zu versuchen, mich wiederzusehen. Zumindest ich würde das so verstehen, wenn du mir das erklärt hättest.“

 

Ich lachte und sagte nur: „Dann schauen wir, ob dein Frederik den versteckten Wink verstanden hat, wenn ja wird sich entweder Frau Jäger bald wieder bei Michael melden oder er kontaktiert mich direkt.“

 

Wir gingen zurück ins Konferenzzimmer und ich meinte zu Benjamin: „Benjamin, ich will mich heute Abend mit dir und Bernhard über euren Umzug ins IT-Gebäude unterhalten. Barbara, Kevin und ich haben uns ausgesprochen, er will hierbleiben. Jetzt liegt es an dir, ob Thomas und ich als seine Pflegeeltern eingesetzt werden.

 

Unterkommen wird er erst einmal bei Michael im Gästezimmer. Offen bleibt die Option, dass er in absehbarer Zeit in das Appartement von Bernhard und Benjamin umzieht, wenn die beiden ins IT-Gebäude umziehen sollten. Wegen seines Ausbildungsplatzes, der scheinbar noch in der Schwebe hängt, wie soll es da weitergehen?“

 

Leni erklärte: „Ich habe mit dem Ausbildungsleiter gesprochen, aber es sieht nicht gut aus für Kevin. Er hat den Termin für das Vorstellungsgespräch nicht wahrgenommen, wir wissen, warum. Er meinte, er würde schauen, ob sich noch eine Chance für ihn ergeben würde, dann wollte er sich umgehend mit mir in Verbindung setzen.“

 

Ich wandte mich an Kevin und fragte, was für einen Ausbildungsberuf er gewählt habe. Kevin überlegte nicht lange und erklärte: „Ich wollte Bürokaufmann werden, ich hatte bereits einen Ausbildungsplatz bei einem kleinen IT-Unternehmen in Miesbach. Ich sollte meine Ausbildung in der kaufmännischen Kundenbetreuung erhalten. Das wird jetzt nichts mehr, da ich die Ausbildungsstelle im letzten September nicht antreten konnte.“

 

Ich hatte eine Eingebung, wie ich Kevin helfen konnte, doch noch zu seiner angestrebten Ausbildung zu kommen. Mir war bewusst, dass ich das nur mit Ludwigs Hilfe lösen konnte. Das Gespräch werde ich aber erst morgen führen, heute blieb mir keine Zeit mehr dafür. Ich schaute wieder zu Barbara und bat sie uns ihre Entscheidung zu verkünden.

 

Barbara grinste und erklärte: „Peter, was bleibt mir den anderes übrig, als Michaels Plan zu akzeptieren. Soll ich Kevin in einem Kinderheim unterbringen? Das bringt uns in dieser Situation auch nicht weiter. Peter, ich frage mich, wie du Michael überzeugt hast den Jungen vorübergehend bei sich aufzunehmen.“

 

Bevor Michael die Frage beantworten konnte, meinte Andreas: „Barbara, ich muss dich enttäuschen, mit der Entscheidung hatte Peter nichts zu tun. Als Frau Jäger heute Morgen bei uns angerufen hat, hat er mich gefragt, ob wir bereit sind Peter zu unterstützen, wenn es um einen schwulen Jungen geht.

 

Ich antwortete ihm, dass nach allem, was Peter für uns beide getan hat, es an der Zeit sei, ihm endlich unsere Unterstützung anzubieten. Peter hat mir den Kopf gewaschen und gemeint ich soll zu meiner Neigung stehen und deshalb sind Michael und ich auch wieder zusammengekommen. Deshalb hat er, mit meinem Einverständnis Peter angeboten, den Jungen vorübergehend bei uns aufzunehmen.“

 

Ich erklärte: „Nachdem jetzt für den Augenblick alles geklärt ist, solltet ihr bitte Lenis Auto ausräumen und Kevins Sachen nach oben in Michis und Andis Wohnung bringen. Ich denke Leni wird froh sein, wenn sie endlich ihren verdienten Feierabend antreten kann.“

 

Leni blickte mich dankbar an und sagte: „Jungs, ihr habt es gehört, euer Boss hat gesprochen. Kommt mit, damit ich endlich zu meinem Mann nach Hause komme.“

 

Alle sechs Jungs gingen mit Leni nach draußen, nachdem sich Leni für meine und Barbaras Unterstützung bedankt hatte. Barbara blieb noch bei mir sitzen und sagte: „Peter, ich habe mich ja bereits daran gewöhnt, dass du immer noch eine Möglichkeit findest, einen weiteren schwulen Jugendlichen auf dem Gutshof unterzubringen. Es wird Zeit, dass die neuen Wohnungen und die drei Jugendhäuser fertig werden.“

 

Ich bestätigte Barbara, dass mit den neuen Wohnungen wieder Raum für weitere Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden. Barbara verabschiedete sich und meinte noch, dass ich in den nächsten Tagen die notwendigen Unterlagen für Kevin erhalten werde.

 

Ich wollt eigentlich in mein Büro gehen, entschied mich dann anders. Ich ging ins Büro der Stiftungsverwaltung, wo Felix und Ludwig noch arbeiteten. Ich schaute beide an und sagte zu ihnen, dass sie jetzt Schluss machen sollten, die Arbeit würde schon nicht davonlaufen. Ludwig bat ich in mein Büro, weil ich noch kurz etwas mit ihm besprechen wollte.

 

Er folgte mir ins Büro und wir setzten uns in die Besprechungsecke. Ich erklärte ihm: „Wir haben seit heute einen schwulen Neuzugang, der vorerst bei Michael und Andi untergebracht wird.“

 

Ludwig lachte und meinte: „Die Information habe ich schon von Christian, er hat mich kurz informiert bevor er mit den anderen Jungs losgezogen ist, um Kevins Sachen nach oben zu schleppen.“

 

Ich erklärte: „Kevin will Bürokaufmann lernen, Ich habe mir überlegt, dass er in der neuen Firma seine Ausbildung am ersten März beginnen könne. Damit würde er wie Christian damals nicht ein ganzes, sondern nur ein halbes Jahr verlieren. Er soll dich bei der Kundenverwaltung unterstützen und die Grundlagen des Bürokaufmanns erlernen.

 

Kannst du dich schlau machen, wie schnell du und Bernhard den Ausbilderschein machen können, im September werdet ihr ihn auf alle Fälle benötigen, wenn die anderen neuen Auszubildenden anfangen.“

 

Ludwig meinte: „Um den Ausbilderschein kann ich mich für uns beide kümmern, ich werde morgen bei der IHK nachfragen, wann die nächsten Weiterbildungen angeboten werden. Die Entscheidung wegen Kevin würde ich gerne mit Bernhard und dir besprechen. Meinetwegen kann er mich gern bei der Vertragsverwaltung unterstützen.

 

Ich werde mir den Jungen gleich noch anschauen, wenn ich jetzt nach oben gehe. Kann ich ihm auch sagen, dass er bei uns seine Ausbildung beginnen könne und was ihn erwartet.“

 

Nach kurzer Überlegung meinte ich: „Theoretisch ja, praktisch wäre es mir lieber, wenn er es von mir in eurem Beisein erfahren würde, vor allem, wenn ihr mit mir vorher noch ein Gespräch deswegen führen wollt. Immerhin ist es meine Aufgabe ihn aufzufordern, dass er seine Bewerbungsunterlagen umgehend bei Florian einzureichen hat.“

 

Ludwig verabschiedete sich und ich beschloss für heute ebenfalls aufzuhören und ging nach oben in unsere Wohnung. Da ich Thomas in der Küche vermutete, ging ich dorthin, um ihm unser neues Pflegekind unterzujubeln. Ich traf nur auf David, Tobias und Felix, die das Abendessen vorbereiteten.

 

David erklärte mir, dass Thomas heute ausnahmsweise auch später vom Büro losgekommen sei, sich aber bereits auf dem Heimweg befinde und in den nächsten zehn Minuten eintreffen werde. Er meinte noch, Dennis wird auch gleich her sein, seine Schicht ist vor wenigen Minuten zu Ende gegangen. Wenn Thomas hier ist, könnten wir sofort zu Abend essen.

 

Ich ging ins Esszimmer und wollte wenigstens den Tisch eindecken, wenn die Jungs schon alles andere vorbereiten. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass auch hier bereits alles vorbereitet war. Ich setzte mich einfach an den Tisch und wartete bis der Rest zum Abendessen eintrudeln würde.

 

Zwischendurch brachten die Jungs Getränke und so nach füllte sich Tisch mit allem, was die Jungs im Kühlschrank fürs Abendbrot gefunden hatten. Dennis setzte sich als nächster an den Tisch und fragte mich, wie mein Tag gewesen sei. Ich antwortete: „Ereignisreicher als von mir erwartet, ich werde allen beim Abendessen die wichtigsten Ereignisse erzählen.“

 

Thomas und die restlichen drei Jungs kamen aus der Küche mit den letzten Tellern und setzten sich an den Tisch. Ich sagte: „Erst einmal allen einen guten Appetit. Bevor wir uns jetzt ans Essen stürzen, habe ich noch eine wichtige Information für euch. Thomas und ich sind heute wieder einmal Eltern geworden.

 

Unser Neuzugang heißt Kevin Merk und ist siebzehn Jahre alt. Er wurde wie Christian in ein Sanatorium gesteckt, weil er dort angeblich von seinem Schwul sein geheilt werden kann. Er kommt aus dem Landkreis Miesbach und ist jetzt bei Michael und Andy im Gästezimmer untergekommen. Einen Freund hat er auch, der bereits volljährig ist und noch bei seinen Eltern lebt. Frederik hat sich bei seinen konservativen Eltern nicht geoutet, da er befürchtet aus dem Haus geworfen zu werden.“

 

David grinste und meinte frech: „Wie unterscheiden wir jetzt die zwei Kevins?“

 

Thomas erklärte: „Zerbrecht euch nicht den Kopf, das wird sich sehr schnell von selbst erledigen. Das klären die Jungs unter sich, spätestens wenn sie zum x-ten Mal auf ihren Namen reagieren, obwohl sie gar nicht gemeint waren.“

 

Tobias sagte: „Was ist mit dem Freund von Kevin, kommt der auch noch zum Gutshof? Wo soll der unterkommen, wenn er plötzlich vor der Tür steht?“

 

Ich erklärte: „Plötzlich auftauchen wird es nicht geben, er weiß nur, dass Kevin nicht mehr im Sanatorium und in Sicherheit ist. Er hat nur die Information, dass er nicht mehr im Landkreis Miesbach lebt. Die nächsten Wochen werden sich die beiden nicht sehen, darauf habe ich mich mit Kevin verständigt. Frederik war es auch, der das Jugendamt auf die missliche Lage seines Freundes aufmerksam machte.

 

Ich habe ihm einen Rettungsring zugeworfen, ergreifen muss er ihn selbst. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich demnächst vom Jugendamt in Miesbach einen Anruf bekomme, dass Frederik den Rettungsring ergriffen hat.“

 

Den Rest des Abendessens wurde dieses Thema nicht mehr angesprochen. Kaum war der Tisch abgeräumt tauchten Benjamin und Bernhard bei uns auf. Sie setzen sich zu mir an den Esstisch. Klar, dass unsere Mitbewohner neugierig waren und sich ebenfalls wieder an den Tisch setzten. Ich schaute zuerst die vier Jungs an, danach fragte ich Benjamin und Bernhard: „Gibt es ein Problem, wenn die Neugierigen mit am Tisch sitzen?“

 

Benjamin und Bernhard fingen zu lachen an und als sich Bernhard wieder etwas beruhigt hatte, sagte er: „Peter, was soll`s, spätestens morgen wird es doch sowieso die Runde machen, was wir heute besprechen und beschließen. Ob die Jungs das heute oder erst morgen erfahren, macht doch keinen großen Unterschied.

 

Ich habe dir bereits angedeutet, dass Benjamin und ich zu Noah ins Dachgeschoß des IT-Gebäudes ziehen wollen. Egal, wie Noah und Simon sich am kommenden Wochenende entscheiden, nehmen wir entweder die größere Wohnung oder eine der beiden Zwei-Zimmer-Wohnungen. Wenn es nach uns beiden geht, können wir mehr oder weniger sofort umziehen.“

 

Ich schaute die beiden an und fragte: „Wie stehen eure Mitbewohner im Gesindehaus zu eurer Entscheidung? Wissen sie schon, dass ihr beide zu Noah ins IT-Gebäude umziehen wollt?“

 

Benjamin erklärte: „Andy und Michi haben da kein Problem damit, wenn wir aus dem Appartement in eine größere Bude umziehen, wir bleiben im Gutshofgelände und sind weiterhin schnell erreichbar. Marion und Jens haben wir noch nichts gesagt bisher, aber den beiden wird es wahrscheinlich egal sein, es sei denn der Nachmieter würde seine Musik unnatürlich laut aufdrehen.

 

Bleiben noch Ludwig und Christian. Mit den beiden haben wir auch gesprochen, die würden auch gern mit uns umziehen, sind aber solange, bis Christian mit seiner Ausbildung fertig ist, nicht in der Lage sich eine größere Wohnung aus eigenen finanziellen Mitteln zu leisten. Christian ist bis Mitte nächsten Jahres noch Auszubildender.“

 

Ich sagte: „Interessant, von euch zu hören, dass Ludwig und Christian ebenfalls ins IT-Gebäude umziehen wollen. Ich werde darüber nachdenken, ob sich da etwas für die beiden Jungs machen lässt. Damit wären alle Wohnungen im IT-Gebäude belegt und im Gesindehaus gäbe es zwei freie Appartements, die wieder neu vergeben werden können.“

 

Bernhard meinte: „Eines von den beiden Appartements könntest du doch Richie geben, du hast ihm doch versprochen, sobald eines der Appartements freiwerden sollte, dass er dort einziehen könnte.“

 

Wie erkläre ich jetzt, dass für Richard bereits ein anderer Plan besteht. So meinte ich: „Mit Richie als Nachmieter wird das leider nichts mehr. Er wird ab Sommer für seine weitere Ausbildung in die Gärtnerei Grubmüller wechseln und bekommt dort das Appartement im Obergeschoß des Verwaltungsgebäudes. Das ist alles bereits geklärt, bisher haben wir vereinbart, dass nichts an die Öffentlichkeit gelangt, bis er umziehen kann.

 

Für eines der beiden Appartements zeichnet sich für mich bereits eine mögliche Lösung ab. Der neue Mitbewohner von Michael und Andreas könnte dort einziehen, wenn er wie von mir angedacht zum ersten März seine Ausbildung bei Ludwig und dir Bernhard in der IT als Bürokaufmann beginnt. Mit Ludwig habe ich bereits darüber gesprochen und er hat sich damit einverstanden erklärt, er wollte das nur noch mit dir besprechen.“

 

Bernhard grinste und erklärte: „Ludwig hat mich vorher kurz angesprochen deswegen, nach der Klärung der Wohnungsfrage, wollte ich mich mit dir darüber unterhalten. Bist du sicher, dass es Sinn macht einen Auszubildenden zum Bürokaufmann in die Dokumenten- und Bauplanverwaltung zu stecken.“

 

Dieses Mal grinste ich zur Abwechselung und meinte: „Klar macht es für mich einen Sinn, zum einen bin ich mir immer noch nicht sicher, ob wir trotz Aufstockung der Ausbildungsplätze nicht zu wenig Auszubildende eingestellt haben. Wenn er bei euch nach seiner Ausbildung nicht gebraucht wird, werden wir sicher etwas finden, wo er mit seinen Fähigkeiten gebraucht wird.

 

Aber wieder zurück zu unserem eigentlichen Thema, euren Umzug ins IT-Gebäude. Welchen Termin habt ihr aus eurer Sicht ins Auge gefasst? Wie sieht es mit Möbeln aus, wollt ihr die Einrichtung aus dem Appartement mit umziehen oder kann ich sie euch für einen Nachmieter abkaufen. Noah wird voraussichtlich im Laufe oder am Ende der nächsten Woche einziehen, wenn wir am Samstag eine komplette Einrichtung für seine Wohnung besorgen können. Simon kommt frühestens im Sommer, wenn er seine Schullaufbahn beendet hat.“

 

Benjamin meinte: „Eine ganze Menge Fragen, die du da stellst. Ich versuche in einer zeitlichen Reihenfolge deine Fragen zu beantworten. Wenn du uns die Möbel abkaufen willst, müssen wir uns komplett neu einrichten. Da du am Samstag nach München fahren willst, würden wir uns anschließen und uns neue Möbel besorgen.

 

Das bedeutet, dass wir nächste Woche die Möbel aufbauen können und wir so langsam unsere ersten Sachen in die neue Wohnung bringen können. Peter, mit Möbel ist schon klar, dass wir nur die Möbel meinen, Geschirr, Töpfe, Besteck, Bettwäsche, Handtücher und alles andere nehmen wir mit. Wir können dir aber eine Liste erstellen, was der neue Mieter alles organisieren sollte.

 

Das würde bedeuten, dass wir etwa Anfang März umgezogen wären. Wenn du für Ludwig und Christian eine Lösung findest, könnten sie im Laufe des Monats März umziehen und deren Appartement könntest du ab Anfang April neu vermieten.“

 

Thomas meinte: „Ihr seht das wirklich viel zu einfach, ihr werdet euch noch wundern. Gut euer Haushalt ist noch nicht so groß, Peter und ich haben den Umzug vom Reihenhaus in die Wohnung am Gutshof gänzlich überschätzt. Wir haben länger gebraucht, bis am Ende alles hier, aufgebaut und wieder eingeräumt war.

 

Ich sehe da noch ein Problem mit dem Samstag, für welche Wohnung wollt ihr die Möbel kaufen, ihr müsstet euch kurzfristig entscheiden, denn vor Freitagabend wird nicht feststehen, in welche Wohnung ihr einziehen werdet, wenn ich Peter richtig verstanden habe.“

 

Ich erklärte: „Thomas sieht das vollkommen richtig, Simon und seine Eltern kommen am Freitagnachmittag. Damit wird vermutlich erst am frühen Abend die Entscheidung fallen, welche Wohnungen für euch noch zur Verfügung stehen. Es wird vermutlich das Beste sein, wenn alle Parteien, die ins IT-Gebäude ziehen wollen, gemeinsam die Besichtigung aller Wohnungen durchführen.“

 

Bernhard meinte: „Sollten wir nicht besser Ludwig und Christian in unser jetziges Gespräch mit einbeziehen. Ich rufe kurz an, dass die beiden Jungs zu unserem Gespräch hinzukommen sollen.“

 

Er telefonierte mit Christian und fünf Minuten später saßen die beiden am Esstisch. Ludwig fragte nach, warum sie jetzt auch noch zu dem Gespräch hinzukommen sollten.

 

Benjamin grinste und erklärte: „Ganz einfach, ihr wollt auch ins IT-Gebäude umziehen, Peter hat uns erklärt, dass es einen Weg geben würde, dass ihr umziehen könnt. Du Ludwig, verdienst gutes Geld, dass du dir das leisten kannst, genau wie Bernhard und ich. Da dein Opa die Kosten für euer derzeitiges Appartement übernommen hat, bis Christian mit seiner Ausbildung fertig ist, sprechen wir bei den Kosten, die auf euch zukommen von der Differenz zwischen Appartement und Zwei-Zimmer-Wohnung.

 

Mein Vorschlag wäre, dass wir beide uns die Kosten teilen, bis mein Bruder seine Ausbildung abgeschlossen hat. Ich bin, wie du sicher weißt sein Vormund zusammen mit Peter, deshalb würde ich mit euch den Mietvertrag für die größere Wohnung unterschreiben. Vergiss dabei nicht, unser ursprünglicher Plan war, dass ich für uns beide eine gemeinsame Wohnung suche, sobald er sich aus dem Sanatorium entlassen kann, ich hätte die Kosten dafür allein tragen müssen.“

 

Interessanter Ansatz, dachte ich, er fühlt sich immer noch für seinen kleinen Bruder verantwortlich. Eigentlich hatte ich vorgehabt, genau dieses Angebot den beiden Jungs zu unterbreiten.

 

Ludwig überlegte kurz, blickte zu Christian und erklärte: „Benny, ich bin zwar überzeugt, dass wir die Mehrkosten allein tragen könnten, immerhin bekomme ich als Prokurist mehr Geld als bisher, aber trotzdem nehmen wir dein Angebot an, uns zu unterstützen. Wann könnten oder sollten wir das Appartement räumen?“

 

Ich erklärte: „Keiner zwingt euch, das Appartement kurzfristig zu räumen, der aktuelle Plan besagt, dass Benjamin und Bernhard in den nächsten beiden Wochen umziehen wollen. Sie möchten am Wochenende die Möbel für ihre neue Wohnung einkaufen und danach schrittweise umziehen, wenn die neuen Möbel aufgebaut sind. Im gleichen Zeitraum wird auch Noah in seine erste eigene Wohnung einziehen.

 

Bernhard und Benjamin haben beschlossen, mir ihre derzeitige Einrichtung zu verkaufen. Deshalb auch die Neuanschaffung von Möbeln. Damit beim Umzug keine Hektik und kein großes Durcheinander entsteht, dachte ich daran, dass ihr euch Anfang März neue Möbel besorgt, sofern ihr euer bisheriges Mobiliar ebenfalls an mich verkaufen wollt. Ihr könntet dann in der zweiten Märzhälfte ins IT-Gebäude umziehen. Ich würde eure bisherigen Appartements zukünftig voll möbliert vermieten.

 

So wie ich Christian kenne, wird er für eure Wohnung sicher wieder ein ausgeklügeltes Konzept entwickeln, wie ihr beide euch zukünftig einrichten wollt. Christian, lass dir von Bernhard die Pläne für die zweite Zwei-Zimmer-Wohnung geben, dann kannst du dir in Ruhe überlegen und planen, wie ihr eure Wohnung einrichten wollt.

 

Wie ich den beiden Jungs vorher schon erklärt habe, wird Richie nicht in eines der beiden Appartements einziehen, er wird ab Sommer das Appartement in der Gärtnerei Grubmüller beziehen. Ach, noch etwas, Umzugskisten sind im Keller des Gutshauses in größeren Mengen vorhanden, ihr könnt euch jederzeit Umzugskartons ausleihen.“

 

Ludwig meinte: „Wir würden am Samstag ebenfalls mitfahren, damit wir noch Ideen für unsere neue Wohnung sammeln können. Außerdem helfen wir euch, aber auch Noah beim Aufbau der Möbel. Nehmt ihr die Drei-Zimmer-Wohnung oder die kleinere Wohnung?“

 

Bernhard sagte: „Das entscheidet sich, wenn Noah und Simon ihre Entscheidung getroffen haben. Sofern die beiden Jungs bei der von Noah ausgesuchten kleineren Wohnung bleiben, nehmen wir die große Wohnung, was uns eigentlich lieber wäre.

 

Wir wollten Peter nämlich anbieten, bei uns einen Notfall unterzubringen, falls es wieder einmal eng werden sollte. Das wäre dann unser kleines Dankeschön dafür, dass er uns bisher immer unterstützt hat.“

 

Ich erklärte: „Da wir aus meiner Sicht wegen euren Umzügen ins IT-Gebäude alles besprochen haben, können wir, wenn es nicht noch anderes zu klären oder besprechen gibt, die Zusammenkunft beenden. Gibt es denn noch Themen von eurer Seite, die wir ansprechen müssen?“

 

Ludwig meinte: „Ja, gibt es. Was ist mit dem Neuen, den du bei Michael und Andy untergebracht hast?“

 

Ich antwortete: „Stimmt da war doch noch etwas zu klären. Zuerst einmal, ich habe Andy und Michi nicht gebeten, dass sie Kevin bei sich aufnehmen. Das Angebot kam von den beiden. Michi ist auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob Thomas und ich als Pflegeväter einspringen könnten, unterkommen könne der junge Mann bei ihnen.

 

Du hast mit Bernhard bereits darüber gesprochen, dass ich Kevin bei euch, ab ersten März, als Auszubildenden zum Bürokaufmann unterbringen will. Er hat mich gefragt, ob es Sinn macht ihn bei euch als Auszubildenden unterzubringen. Wie stehst du zu dieser Frage?“

 

Ludwig schaute mich an und grinste: „Aus meiner Sicht würde es schon etwas bringen, bei uns auszubilden. Er wäre am Ende ein IT-Kaufmann und könnte langfristig, die Vertragsverwaltung mit mir zusammen betreuen. Bernhard vergiss bitte nicht, wenn wir demnächst mit der Vermarktung der Dokumenten- und Bauplanverwaltung starten, wird die Vertragsverwaltung ein wichtiger Bestandteil unserer Aufgaben sein. Ich bin auf alle Fälle dafür, dass er bei uns seine Ausbildung als Bürokaufmann absolvieren kann.“

 

Bernhard meinte: „Ich verstehe eure Argumente und die Idee, die dahintersteckt. Wir haben bei unseren Planungen für das neue Ausbildungsjahr nicht berücksichtigen können, dass wir Zukunft mehr kaufmännische Aufgaben haben werden. Beim Einstellungsevent im Dezember hätte das Thema akut auffallen können, aber selbst dabei ist uns das nicht eingefallen, wir sind Computer- und Softwarespezialisten, aber keine Kaufmänner.“

 

Ich fragte vorsichtshalber noch einmal, ob es weitere wichtige Themen gebe, die wir besprechen sollten. Ludwig hakte noch einmal, warum Kevin bei uns untergebracht wurde. Ich erklärte: „Kevin ist bei uns, weil er wie Christian, von seinen Eltern in ein Sanatorium eingeliefert wurde um dort von seinem Schwul sein geheilt zu werden.

 

Michael ist ein Mitstudent von Frau Jäger vom Jugendamt Miesbach und sie hat ihn angesprochen, ob eine Unterbringung bei uns möglich wäre. Er und Andy wären auch als Pflegeväter aufgetreten, nur sind sie bisher nicht beim Jugendamt als Pflegeeltern registriert. Mich wundert nur, dass dir Christian das nicht erzählt hat, er war vorher beim Gespräch mit dabei.“

 

Christian meinte sich rechtfertigen zu müssen und erklärte: „Ludwig, du hast mich gefragt und ich bin dir ausgewichen, das gebe ich zu. Ich war der Überzeugung, dass du den wahren Grund von Kevin selbst erfahren sollst. Jetzt hat Peter dir gesagt, warum Kevin hier ist, ändert das etwas an deiner Einstellung?

 

Dir muss klar sein, dass wir beide, Kevin und ich, nicht die Einzigen sind, deren Eltern genau das ihren Kindern antun oder angetan haben. Viele haben nicht das Glück von einem großen Bruder oder einem Freund mit Hilfe des Jugendamts aus diesen Klauen befreit zu werden. Ich möchte nicht wissen, wie viele sich das Leben genommen haben oder es zumindest versucht haben. Eigentlich müsste allein die Tatsache, dass man seinem Kind so etwas antut, eine Straftat sein.“

 

Ich meinte: „Im Grunde genommen ist es eine Straftat, Misshandlung von Schutzbefohlenen.“

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