Manny 4 – Türchen 10

„Ja, war Noah, er wich mir nicht von der Seite und was wir gekauft haben, kannst du selbst begutachten, steht alles neben der Treppe.“

Anscheinend war Levi das viele Grün neben der Haustreppe noch gar nicht aufgefallen. Er schaute in die Richtung und ließ plötzlich los.

„So viel?“, hörte ich ihn sagen.

„Ist alles für den Garten und hier vorne.“

„Und warum die viele roten Rosenstöcke?“

„Die hat Noah ausgesucht, er meinte, dass wären die Lieblingsblumen deiner Mutter.“

Levi bekam glasige Augen.

„Dass er sich daran noch erinnert…, es waren nicht nur die Lieblingsblumen meiner Mutter, sondern meiner Eltern. Auf Vaters Schreibtisch im Büro stand immer ein kleiner Strauß roter Rosen…“

Wieder hatte eine Erinnerung den Weg zurück in Levis Kopf gefunden. Ich nahm ihn in den Arm.

„Kann ich bei dir auch machen“, lächelte ich ihn an.

„Dann müssten Rosen auch meine Lieblingsblume sein.“

„Sind sie nicht?“

„Nein… Flieder… ich liebe Flieder in seiner ganzen Farbenbracht und natürlich den Duft!“

„Den gibt es aber nur Ende April, Anfang Mai.“

„Genau richtig zu meinem Geburtstag!“

„Dann habe ich ja schon ein Geburtstagsgeschenk für dich…“

„Dann muss ich ja noch fast ein Jahr warten!“

„Tja, man kann nicht alles haben!“, grinste ich ihn frech an.

Er wollte noch etwas erwidern, aber meine Mutter kam ihm dazwischen, besser gesagt, sie erschien an der Haustür.

„Ach hier seid ihr“, hörte ich sie sagen, „ich werde mit Oliver in die Firma fahren, dein Vater vermisst uns schon!“

„So tut er das?“, meinte ich.

Oliver erschien neben ihr.

„Noah schläft friedlich in seinem Bett.., ein richtig kleiner Engel!“

Verwundert schaute ich Oliver an.

„#Hör auf von fremden Kindern vorzuschwärmen, das ist Levis Bruder! Schaf dir gefälligst eigene Kinder an!“, hörte ich Mum sagen und konnte nicht anders als laut zu lachen.

Sie gab Oliver eine Kopfnuss und schob ihn die Treppe hinunter.

„Man sieht sich“, meinte mein Bruder, dem keine Zeit blieb sich richtig zu verabschieden, denn Mum zog ihn gleich weiter zum Auto.“

„Noch einen schönen Tag“, hörte ich Mum rufen, bevor sie im Wagen verschwand.

Wenig später zog ihr Wagen kräftig an uns vorbei.

„Nette Familie hast du“, grinste mich Levi fies an.

„Man kann sich alles aussuchen, nur nicht seine Verwandtschaft!“, seufzte ich schuldbewusst.

„Sei nicht so, sie sind doch alle lieb!“

„Das ist es ja gerade und mir deswegen unheimlich!“

„Lass uns hinein gehen.“

„Und was wird aus den Pflanzen?“, fragte ich.

„Was soll mit denen sein?“

„Willst du die hier stehen lassen? Wenn jemand kommt und welche klaut?“

Levi schaute die Straße hinunter, dann zeigte er auf ein Auto.

„Da vorne sitzen zwei Polizisten drin, meinst du, die lassen zu, dass uns jemand die Pflanzen klaut?“

An die hatte ich nicht mehr gedacht, aber wohl war mir das Ganze trotzdem nicht.

„Also ich trag die Pflanzen nach hinten in den Garten, zumindest die, die da später hingehören!“

„Okay“, meinte Levi nur und hatte schon den ersten Schuh uaf der unteren Stufe der Treppe.

„Boah, vielleicht hilfst du mir!“

Er begann laut zu lachen, drückte mir einem Schmatz auf die Wange, bevor er sich die erste Pflanze griff.

*-*-*

Während Levi wieder in seinem Büro saß und Sofia nach Hause gegangen war, hatte ich die Ehre, die Kübel vor dem Haus zu bepflanzen. Die wurden von dem Gartenunternehmen gleich mitgebracht, als verschiedene Säcke mit Blumenerde und Mulch angeliefert wurden.

„Das sieht toll aus,“, meinte Noah,

Ich schaute auf meine Uhr. Es war Zeit um Ella abzuholen.

„Stimmt, fehlt nur noch die große Bank, die Levi bestellt hat.“

„Wann kommt die?“

„Weiß nicht Noah, das eine Sonderanfertigung und könnte länger brauchen.“

„Ist sie bis zum Geburtstag da?“

„Kann ich dir nicht sagen, Noah, aber wir sollten langsam fertig werden, wir müssen Ella abholen.“

„Schon?“

„Ja! Wir räumen den Rest schnell in den Garten und dann Hände waschen!“

„Okay!“

*-*-*

Eine viertel Stunde später, waren wir noch rechtzeitig angekommen. Die Schüler verließen bereits die Schule.

„Ella!“, rief Noah laut neben mir und begann zu winken.

Er hatte wohl vor mir Ella entdeckt und ich folgte der Richtung, in die Noah schaute. Aber mein Blick fiel nicht auf Ella, sondern der blonde Junge, der neben ihm lief. Mein aller erste Eindruck war, dass man ihn locker lässig für zwanzig halten konnte.

Sein muskulöser Körper und natürlich die Größe unterstrichen das. Ich musste grinsen, war doch Ella gar nicht meine Tochter oder Schwerster. Trotzdem unterzog ich diesen Robert einer bildlichen Untersuchung.

Als Ella und ihr Freund dicht genug waren, ließ ich Noah laufen, der schon kräftig an meiner Hand gezogen hatte. Er lief zu den beiden und wurde dementsprechend begrüßt. Leicht verlegen trat dann Ella zu mir.

„Hallo Marcus, darf ich dir Robert Parker vorstellen? Robert, das ist Marcus Brown, von dem ich dir schon so viel erzählt habe…“

Sie hatte von mir erzählt?

„… unsere Manny, guter Koch, Helfer in Not und der Freund meines Bruders…“

Ich hob die Hand vor ihren Mund und stoppte sie und ich wurde tatsächlich rot. Robert dagegen hob die Hand zum Groß und ich schüttelte sie.

„… ähm hallo Mr. Brown“, kam es von Robert mit dunkler Stimme.

Ich schickte kurz einen vernichteten Blick zu Ella, die aber kicherte.

„Hallo Robert, du kannst wie die anderen ruhig Marcus zu mir sagen… hallo Elijah… Evelyn!“

„Hallo Markus“, schallte es zurück.

Ein leises „Danke!“, kam von Robert.

„Steht noch etwas an?“, fragte ich.

Ella schüttelte den Kopf.

„Dann mal los, dein Bruder will nach Hause, dir etwas zeigen.“

„Verratet Noah nicht, soll eine Überraschung sein“, kicherte der Kleine neben mir.

„Da bin ich aber gespannt!“, meinte Ella.

Obwohl Ellas Freund dieses Mal mit uns lief hatte sie die Hand ihres Bruders genommen und liefen vor uns her. Ich hörte Noah von Oliver erzählen, aber er verrat nicht, wqas wir eingekauft hatten.

Ich erwischte mich dabei, wie ständig mein Blick zu diesem Robert schweifte. Ich kannte ihn nicht und er war praktisch eine wildfremde Person für mich. Das sollte ich ändern.

„Ella erzählte mir von deinem Bruder…!?“, versuchte ich ihn anzusprechen.

„… äh Phillip? Er ist acht Jahre jünger als ich und weil meine Mutter vor der Geburt einen Unfall hatte leicht geistig behindert.“

„Geht er schon hier auf diese Schule?“

„Noch nicht, aber meine Eltern haben es vor!“

„Schwierigkeiten?“

„Er muss sich erst noch an diese Gegend gewöhnen, obwohl er noch alles kennen müsste. Wir haben früher hier schon einmal gewohnt, …sind dann aber weggezogen…“

Deutlich spürte ich, dass der Junge sich plötzlich unwohl fühlte. So beschloss ich nicht weiter zu fragen. Noah hüpfte neben Ella her wie ein kleines Kind und ich war froh, dass endlich das Haus in Sicht kam.

Natürlich zog Noah seine Schwester vorbei an der Treppe zu den neuen Blumenkübeln.

„Schau Ella, das haben Marcus und ich gemacht.“

„Finley?“, hörte ich es plötzlich vom Türeingang.

Dort stand Mike, der verwirrt Robert anschaute.

„Finley?“, hörte ich nun Levi aus dem Hintergrund, der Sekunden später neben Mike auftauchte.

Beide starrten Robert an. Auch ich schaute ihn an und sah, dass Roberts Augen glasig wurden. Warum nannte Mike ihn Finley?

„Finley… ist mein älterer Bruder…“, sagte Robert leise, „ich bin Robert.“

Robert senkte den Kopf und ich sah, dass  er weinen musste, Tränen tropfen zu Boden.

„Shit, du siehst aus wie Finley!“, kam es von Mike.

„Du hast noch einen Bruder?“, fragte nun Ella, vergessen waren die neuen Blumen.

„Warum weint Robert?“, fragte nun Noah, trat zu mir und griff nach meiner Hand.

*-*-*

Evelyn und Elijah hatte ich nach Hause geschickt. Robert saß bei uns im Wohnzimmer mit all den anderen. So wollte ich ihn nicht nach Hause gehen lassen. Ich war in die Küche gegangen, um etwas zu trinken zu holen.

„Jetzt weiß ich, wo ich Finley hinstecken soll“, schreckte mich Levi auf, als er in die Küche kam.

„Musst du deinen Freund so erschrecken?“

„Sorry, aber jetzt, wo ich mir Robert genauer angeschaut habe, fiel mir ein, wo ich das Gesicht schon einmal gesehen habe.“

„Du wirst dieses Gesicht noch öfter zu sehen bekommen.“

„Wie meinst du das?“, meinte Levi und umfasste mich von hinten.

„Vielleicht gibt er mal dein Schwager?“

„Wie Schwager…“, er ließ los und drehte mich um, so dass er mir ins Gesicht schauen konnte, „…würde ja bedeuten, er müsste Ellas Freund werden und…“

Ich grinste Levi schief an.

„Aber…, aber…“

„Nichts aber, das Mädel wird sechszehn. Oder warum denkst du, spielen ihre Hormone verrückt?“

„Hm…, das geht aber alles so schnell?“

„Ich erinnere wie lange wir gebraucht haben…, nicht mal einen Monat und wann haben bei dir die Hormone angefangen, verrückt zu spielen?“

Levi wurde tatsächlich knall rot und ich begann zu kichern.

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